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Review: Grimoire 3 Grimoire, Germanga, Grimoire, Manga, Review

Autor:  Jitsch
Knapp Jahr nach meiner Rezension von Band 1+2 ist der 3. Band des Epos Grimoire von Marika demoniacalchild Herzog zur Leipziger Buchmesse erschienen und ich will mich nicht lumpen lassen, meine Eindrücke zu schildern.


Grimoire Band 3
 

 
 
Autor:  Marika Herzog (demoniacalchild)
Genre:  Fantasy
Preis:  6,90 Euro
Seitenzahl:  184 (davon 4 Farbseiten)
ISBN:  978-3-941886-02-5
Meine Wertung:  5 von 10 Punkten
Status:  Band 3 von 4
 

Story

Noch immer such der Drachendämon Darian mit seinen Freunden nach fünf magischen Artefakten, mit denen sich der große Krieg zwischen den Völkern beenden lassen soll. Doch nicht nur gefährliche Monster stellen ihnen in den Weg. Auch eine finstere Sekte, die es ebenfalls auf die Artefakte abgesehen hat, ist ihnen dicht auf den Fersen. Selbst in Darians Gruppe sind sich längst nicht alle einig, wie sie den Gefahren am besten trotzen sollten ... Das spannende Fantasy-Abenteuer voller Action und Magie nähert sich seinem dramatischen Höhepunkt!

(offizielle Inhaltsbeschreibung, Quelle)

Review


Kennt ihr die Zelda-Spiele? Nintendo hat damit einen Kassenschlager ohnegleichen erschaffen, und das mit immer wieder demselben Konzept. Der Held muss irgendwelche Artefakte finden, die ganz am Ende eines tiefen Dungeons von einem grauenvollen Monster bewacht werden. Natürlich gibt es nicht nur einen Dungeon, sondern ungefähr fünf, sieben oder acht, die im Spielverlauf gemeistert werden sollen. In Twilight Princess gehören dazu ein Waldtempel, ein Vulkan, eine fliegende Insel und eine Unterwassergrotte, in der man am Ende gegen tentakelbewehrte Monster mit großen Augen, riesige Affen und anderes Getier kämpfen muss, um den Schatz zu erbeuten.

Ungefähr so ähnlich funktioniert, zumindest in diesem dritten Band, Grimoire. Abzüglich langer Irrwege durch von Gnomen, Spinnen und Schleimwesen bewohnten Dungeons und abzüglich interessanter neuer Items allerdings. Nachdem sie ihr erstes Artefakt im vorherigen Band in den Katakomben einer Wasserstadt gefunden haben, geht es für die Helden diesmal zu einer großen Grotte mit einem großen Baum, an dessen Spitze das nächste Artefakt sein soll. Es folgen ein Artefakt im Innern eines Vulkans und auf einer fliegenden Stadt. Irgendwelche Bösewichte versuchen nun mit recht fiesen Tricks zu verhindern, dass die Helden an die Artefakte kommen, aber da sie nunmal die Helden sind, sollte es niemanden überraschen, dass sie es trotzdem schaffen.


Schwung in die Bude

Und immerhin – sie wachsen an ihrer Aufgabe. Zumindest kann Maik jetzt ein bisschen zaubern. Ansonsten hält sich die Charakterentwicklung allerdings in Grenzen, abgesehen davon, dass Darian sich ein wenig mit dem Grimoire anlegt. Die anderen sind eher dazu da, Backup zu spielen, wenn ein Gegner abgelenkt werden muss, stehen aber oft auch nutzlos in der Gegend herum. Gerade Lucian hält sich in der Hinsicht sehr zurück, so dass man manchmal fast vergisst, dass die Gruppe aus 4 Personen besteht.

Immerhin gibt es in diesem Band eine halbwegs originelle Gegenspielerin namens Zoe, die mit pinken Haaren, einem weiten Kleid, ständigem Lachen und schnellen Ausrastern viel Schwung in die Bude bringt.  Immerhin: Ein so wandlungsfähiger Charakter ist interessanter als der stille Kämpfer Lucian und der miesepetrige Maik zusammen, sowohl vom Anblick als auch vom Charakter her.


Scenery Porn über alles

Übrigens, die Zeichnungen sehen toll aus. Sie reißen einen regelrecht in die Welt von Darian und Co. Hinein. Aber leider fehlt einem in dieser Welt oftmals schlicht der Überblick. In einer Szene stößt Maik gegen etwas. Das nächste Panel zeigt ein Landschaftsbild, auf dem Maik nicht drauf ist und an dessen rechten Rand ein Grabstein zu sehen ist, der allenfalls gleich wichtig aussieht wie die Äste, die quer ins Bild ragen und der dahinter angedeutete blaue Himmel. Trotzdem ist es wohl der Grabstein, der wichtig sein soll.

Ein anderes Beispiel: Maik schreit (stehend) „Lass das“. Es folgt ein Panel mit dem Soundeffekt „Wack“, Darian schreit „Maik!! Pass auf!“ und  auf dem nächsten Panel stürzt Maik über eine Klippe. Wieso, warum, weshalb, bleibt unklar. Ob er ausgerutscht ist, ob ihn einer der Bösewichte geschubst hat, bleibt unklar. Wichtig ist, er fällt. Nun ja.
Viel zu oft sitzt man selbst als erfahrener Mangaleser da und überlegt „was passiert da jetzt eigentlich gerade?“.  Bezeichnend ist eine Szene im Vulkan: ein großer Drache und Darian beschließen, es den Bösen „gemeinsam heimzuzahlen“. Man sieht eine Energiekugel, Darian schwingt seine Waffe, erzeugt damit eine Windhose, ein großes „Krawasssssh“ zieht sich über die Seite und jede Menge Splitter fliegen umher. Irgendwas fällt zu Boden. Erst nach fünfmaligem eingehenden Betrachten der Szene geht mir auf, dass er in dem Moment das seltsame Wesen zerstört hat, das 9 Seiten vorher auf einem Panel das letzte Mal klar und deutlich zu sehen war. Scheinbar kämpft es auf den Seiten davor gegen Darian, aber es dreht sich dabei so schnell, dass man es auf den ersten Blick für einen Energiewirbel hält.

Fokus ist es, der dem Manga fehlt. Bezeichnend ist der Szene, in der Darian das Zentrum der Marionettenfäden entdeckt. In dem monumental großen Panel, das folgt, steht im Vordergrund die böse Lolita mit den pinken Haaren, und nur wenn man genau hinguckt erkennt man hinter ihr, vor dunklem Hintergrund und dunkel gerastert, das Monster, von dem die wenigen Fäden zu den kaum auffallenden Dorfbewohnern laufen, die dank der Raster quasi mit dem Hintergrund verschmelzen. Es passiert zu oft, dass die epischen Zeichnungen mit den ausgearbeiteten Hintergründen und den vielen Details es schwer machen, zu erkennen, was auf ihnen für den Leser wichtig sein soll.
Überblick über die Schauplätze hat man nur selten, weil meist nur Ausschnitte oder malerische Berge im Hintergrund gezeigt werden. Verwirrend sind teils auch Panels, die sich über eine Doppelseite ziehen, aber deren beide Hälften nicht sofort als zusammengehörig erfasst werden können, weil sie nur einen kleinen Teil der gesamten Doppelseite einnehmen und auch getrennt halbwegs Sinn ergeben.

Was Gesichter angeht, so beschleicht oftmals immer noch der Eindruck der Beliebigkeit. Gerade Augen wirken auch bei demselben Charakter in jedem Panel unterschiedlich groß, alle Gesichter haben dieselbe Form und auch Frauen- und Männergesichter entscheiden sich auf den ersten Blick kaum. So kommt es auch schon mal vor, dass man im ersten Moment die Figuren verwechselt, wenn man nur das Gesicht und ein paar gerasterte Haarsträhnen sieht, die farblich sowohl zu Darian als auch zu Zoe passen würden.


Das Auge isst mit, aber der Anblick allein macht nicht satt

Letzten Endes ist Grimoire zwar ein Augenschmaus, aber nicht unbedingt ein Lesespaß. Dass sich das im letzten, vierten Band der Serie noch großartig ändern wird, ist nicht absehbar, aber zumindest kann man sich bis dahin an den schönen Zeichnungen erfreuen, wenn schon die Charaktere so flach bleiben und die Story so wenig Überraschungen bietet. Aber wer weiß, vielleicht hat sich die Zeichnerin die großen Enthüllungen auf einfach für’s große Finale gespart und wird uns damit nochmal großartig überraschen. Warten wir’s ab.
 



Übrigens:

Ich habe vor, in nächster Zeit noch ein paar Reviews zu schreiben. Geplant sind Shounen Go! Go! Band 7.1 und 7.2, Baito-Oh!, Killing Iago, Personal Paradise -Killer Kid- sowie K-A-E. Wenn jemand meine Meinung zu einem davon unbedingt zuerst hören möchte, meldet euch!



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