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Review: Life Tree's Guardian Life Tree's Guardian, Germanga, Life Tree, Manga, Review

Autor:  Jitsch
Da der Einsendeschluss für die Germanga Review Wochen auf Ende April verlängert wurde, habe ich mal ein Werk rausgekramt, das ich schon eine ganze Weile komplett im Schrank stehen habe.

Life Tree’s Guardian
 
 
Autor:  Natalie Menolly Wormsbecher
Genre:  Magical Girl, Shôjo 
Preis:  Je 6,50
Seitenzahl:  Je 180 Seiten
ISBN Band 1:  978-3-867-19631-4
ISBN Band 2:  978-3-867-19632-1
ISBN Band 3:  978-3-867-19633-8
ISBN Band 4:  978-3-867-19634-5
ISBN Band 5:  978-3-867-19635-2
Meine Wertung:  7 von 10 Punkten
Status:  Abgeschlossen
 

Story
 
Eines Tages trifft May, die bis dahin ein recht normales und überschaubares Leben als Schülerin geführt hat, einen magischen Wolf. Dieser erklärt ihr sogleich, dass er aus einer anderen Welt stammt. Er ist auf der Suche nach den fünf Splittern des Herzens eines magischen Baums, die es in unsere Welt verschlagen hat, als ein böser Magier versuchte, deren Macht zu nutzen um sich einen Wunsch zu erfüllen. May erklärt sich sofort bereit, dem Wolf namens Wolf zu helfen, die Splitter wiederzufinden. Doch das ist gar nicht so einfach, denn jeder Splitter wird von einem Geist beschützt, der jeden, der ihn haben will, einer Prüfung unterzieht.
Wird May alle fünf Splitter an sich bringen und so dem bösen Magier Yorik Einhalt gebieten können? 

Review
 
Wer bei dieser Storybeschreibung nicht aufspringt und ruft „Das ist doch alles überhaupt nicht neu“, hat wohl noch nie eine japanische Magical-Girl-Serie gesehen. Der einzige Unterschied ist, dass May sich nicht verwandelt, sondern nur einen recht kleinen magischen Stab schwingt. Und vielleicht, dass ihre Gegner die Splitter selbst sind und keine von Yorik geschickten Monster. Andere Klischees dagegen treffen voll zu - wie, dass die Heldinnen hübsche Schuluniformen tragen (an einer deutschen Schule...) oder dass die gesuchten Splitter zufällig alle in Mays Heimatstadt zu finden sind.

Viele Schichten

May ist hierbei der Typus der starken, bereiten, unbesiegbar, schönen, entschlossen und mutigen Heldin. Sie ist gut in der Schule und außerdem noch im Leichtathletik-Klub, aber so introvertiert, dass sie ihren Schwarm Erik nur von weitem bewundert. Als Gegenpol zur ruhigen, intelligenten, blonden May gibt es dann noch die extrovertierte, eher schusselige dunkelhaarige June, die natürlich trotzdem Mays beste Freundin ist. Und ihren gemeinsamen Freund Kyle, der June ständigt neckt.

Auch, wenn sich das erst einmal etwas klischeehaft ausnimmt, sind die Charaktere doch die große Stärke dieses Manga. Sie sind leicht zu verstehen, aber nicht immer sofort zu durchschauen. Bei vielen gilt, dass sie nicht das sind, was sie auf den ersten Blick scheinen – May trägt eine für das Genre ungewöhnlich harte Vergangenheit mit sich herum, Wolfs Herkunft ist eine der größten Überraschungen der Serie und sogar Yorik hat sehr gute Gründe für sein Handeln. Am Ende gelingt es der Autorin hier, überzeugende Figuren zu entwerfen, die sich sehr selbstverständlich in ihrer jeweiligen Umgebung bewegen. Selbst Mays verstorbener Vater, den wir nur durch einen kurzen Rückblick kennenlernen, hinterlässt einen vielschichtigen Eindruck.

Dank dieser Charaktere liest man diesen Manga gern und wünscht ihnen das Beste.

Nur das Beste

Und da sind wir schon bei einem Problem: Die Zeichnerin wünscht ihren netten Figuren scheinbar auch nur das Beste, denn Konflikte tauchen so schnell wieder auf, wie sie gekommen sind. June glaubt May erst nicht, dass sie Magie hat, aber als sie Wolf kurz danach selbst sprechen hört, ist das ganz schnell gegessen. Mays große Liebe entpuppt sich als Schwindel – und nachdem sie eine Nacht drüber geschlafen hat, ist eigentlich schon alles wieder okay. Ein Geist führt May den schlimmsten Moment ihrer Kindheit vor Augen, aber sie hat ja längst damit abgeschlossen, sagt ein paar abschließende Sätze und der Geist gibt auf. Das zieht sich leider bis zum Finale so hin, das dementsprechend unspektakulär ausfällt. Um für ein Happy End zu sorgen, muss nichts geopfert werden außer ein paar Haaren und der Fähigkeit, Magie zu benutzen. Das nennt man nett.

Ja, vielleicht sollte man auch gar nichts Schlimmeres erwarten, wenn das Genre nunmal ist, was es ist – schon bei Sailor Moon wurden fast mehr Bösewichte zum Guten bekehrt als getötet und gestorben wurde da auch nur temporär, wenn überhaupt. Trotzdem hat man das Gefühl, dass hier alles zu leicht läuft, weil May nicht einmal mehr über sich hinauswachsen muss – sie hat durch ihre Vergangenheit schon genug charakterliche Stärke erlangt. Das ist schön für sie, aber irgendwie Verschwendung, wenn schon die Möglichkeit besteht, einen Charakter über fünf Bände zu entwickeln.

Minimalistisch, aber sicher

Über den Zeichenstil großartig Worte zu verlieren, ist vielleicht unangebracht. Natalie Wormsbecher zeichnet Life Tree’s Guardian genau so wie ihre früheren Serien. Recht minimalistisch, aber stilsicher. Gefühle werden gut eingefangen, auch das Erzähltempo stimmt, aber gerade bei Wolfs Welt versagt dieser Stil. Wenn ein gigantischer Baum mit der darunter liegenden Stadt nur durch wenige, skizzenartige Linien, ein paar Schraffuren  und ein paar hellgraue Raster angedeutet wird, wünscht man sich dann doch die bombastische Detailverliebtheit einer Marika Herzog.

Dass die Charaktere bis auf Frisuren und Haarfarben (und spitze Ohren bei Yorik) alle gleich aussehen, ist sowieso typisch. Das geht so weit, dass man den Klassenkameraden Erik für die menschliche Form von Yorik hält, weil er auch schwarze Haare und einen Seitenscheitel hat. Das ist mithin typisch Shojo-Manga, aber eben doch etwas schade.

Nett

Letzten Endes bietet Life Tree’s Guardian gute Hausmannskost des Shojo- bzw. Magical Girl Genre, das sich gerade inhaltlich wenig von seinen japanischen Gegenstücken abhebt, aber immer noch nett zu lesen ist. Innovativ und beeindruckend ist aber was anderes.
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Datum: 13.04.2012 13:50
Ich glaube, wenn sie noch ein paar mehr Geschichten schreibt, wird sie auch mutiger werden, sodass ihre Charaktere nicht alle gleich schick aussehen und dann auch mehr einstecken müssen =)
♡❤♥ Mewtu ~  Mewtu-Fanzirkel
S.N.O.R.T. Snape Needs Our Respect Too
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Datum: 25.10.2012 00:01
toll, ich bin der gleichen meinung (^-^)b
Bumerang war ein weniges zu lang. Bumerang flog ein Stück, aber kam nicht mehr zurück. Publikum noch stunden lang, wartete auf Bumerang. (/・・)ノ   (( く ((
Datum: 06.06.2013 03:25
Ein sehr schönes ausführliches Review!


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