Ichigo Cosplay und verfassungswidrig?
Autor: Kashi-
bei diesem Weblog spreche ich prinzipiell die Ichigo Kurosaki Cosplayer (Bleach) an, aber ich denke dieses Thema könnte für alle Cosplayer interessant sein.
Die Leipziger Buchmesse 2012 ist für mich nicht so erfreulich abgelaufen wie sie es die letzten 4 Male gewesen ist. Ich war im Ichigo Kurosaki (Hollow) Cosplay unterwegs und hatte auch das Bankai Schwert Tensa Zangetsu dabei. Wer mit der Serie nicht vertraut ist: Das Bankai Schwert hat als Stichblatt eine Swastika, die dem Hakenkreuz sehr ähnlich sieht (lediglich spiegelverkehrt). Beim Waffencheck, sagte man mir, dass eben dieses Zeichen der Grund ist, warum ich damit nicht auf die Con gelassen werden kann. Also bin ich ein braver Cosplayer, halte mich schön an die Regeln und gebe mein Holzschwert ab. Ich habe somit den Samstag und den Sonntag auf der Con verbracht, hatte viel Spaß und gelacht und am Sonntag Nachmittag geh ich zum Waffencheck um mein Schwert wieder abzuholen. Dort erwartet mich eine böse Überraschung. Die gute Frau hatte nämlich schon einen Zettel mit meiner Abholnummer vor sich deponiert, also augenscheinlich nur auf mich gewartet. Sie sagte mir, ich solle warten, die Polizei wolle mit mir sprechen. "Na toll", dachte ich mir.
Die Polizeibeamten kamen mit insgesamt 3 Schwertern, alle Tensa Zangetsu aus Bleach, und fragten, welches denn meines sei. Ich pickte meins heraus und lauschte dem Beamten, wie er den § 86 des StGB herunterrasselt und, dass ich gegen das Verbot von Tragen verfassungsfeindlicher Zeichen und Symbole verstoßen hätte.
Meine Argumentationen, dass das Zeichen spiegelverkehrt zum Hakenkreuz und die 4 Seiten verschieden lang sind, hat er getrost ignoriert. Auch den Absatz 3, von dem ich ihm erzählt habe (dass in Ausnahmesituationen also z. B. zwecks Aufklärung, Kunst, Film usw. das Tragen solcher Symbole erlaubt ist), ließ ihn völlig kalt. Er füllte eine Strafanzeige gegen mich aus und zog mein Schwert vorerst ein. Mit ziemlich mieser Laune verließ ich die Con.
Zuhause suchte ich mir erst mal rechtlichen Beistand. Meinem Anwalt schilderte ich die Situation per Mail, schickte ihm Bilder mit, erklärte ausführlich was Cosplay ist, was es mit den Charakteren auf sich hat, bin ein Stück weit in die Story von Bleach eingegangen um zu zeigen, dass es dabei nicht um das Thema Nazis oder Drittes Reich geht usw. Was mich zunächst erst mal aus den Wolken fallen ließ, war die Tatsache, dass das Personal der Leipziger Buchmesse die Anzeige ins Rollen gebracht hat. Gehts noch? Das Cospaly existiert seit Jahren schon und die müssten doch wissen, dass das kein Propagandamittel ist! Ich bin heute noch ziemlich empört über diese Tatsache. Mein Anwalt, hat all dies aufgenommen und bei der Staatsanwaltschaft Leipzig beantragt, die Anklage nach § 170 StPO fallen zu lassen, demnach wäre ich schuldfrei aus der Sache rausgekommen und hätte mein Schwert zurückbekommen. Der Staatsanwalt schrieb jedoch zurück, dass ihm der § 153 StPO sinnvoller erschien, der besagt, ich käme schuldfrei raus, mein Schwert würde jedoch zur Vernichtung behalten werden.
Das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen, nachdem ich schließlich Zeit, Mühe und Geld investiert habe und zusätzlich dafür gesorgt habe, dass das Symbol sich insofern vom Hakenkreuz unterscheidet, dass man es spätestens nach genauem Hinsehen unterscheiden kann. Also schrieb mein Analt ihm eine so argumentierte Antwort. Und was kam zurück? Natürlich, dass er anderer Meinung ist und nach wie vor darauf besteht, das Schwert einzuziehen, aber anbietet, die Anklage nach § 153 fallen zu lassen. Was blieb mir also anderes übrig? Ich habe zugestimmt. Wenn es nach mir ginge, hätte ich das ganze des Prinzipes wegen bis zur Gerichtsverhandlung geschleif, aber leider hat man als Azubi nicht wirklich flüssige Mittel hierfür (wären mindestens um die 1000 EUR geworden), also hab ich klein bei gegeben.
Deshalb ist mein Tipp für die Ichigo Kurosaki Cosplayer:
- baut das Schwert so, dass das Symbol zum abnehmen ist
- verfälscht das Symbol, dass es dem Hakenkreuz wirklich nicht mehr ähnelt
- gebt es nicht beim Waffencheck ab, legt es bei Bekannten ins Auto
Bei reinen Animexx Conventions wie Connichi oder Animagic könnt ihr bestimmt beruhigt sein, ich gehe nicht davon aus, dass die dortige Orga wegen einem solch bekannten Schwert die Polizei rufen würde, da sie sich mit Cosplay auskennt. Ich hatte schon viel Stress mit dem Personal von der LBM, aber damit haben sie wirklich den Vogel abgeschossen. Ich für meinen Teil, werde vorerst nicht mehr dorthin gehen, auch wenn es schade ist, dass ich dadurch einige Leute nicht mehr sehe, aber sowas lass ich mit mir nicht machen. Es kann nicht sein, dass ich mich an die Regeln halte, und dafür dann diese Anzeige kassiere. Hätte ich das Schwert mit reingeschmuggelt, wäre warscheinlich das Schlimmste, dass ich von der Con geworfen wäre, weil ich mit einer ungekennzeichneten Waffe rumgelaufen wäre.
Bitte empfehlt den Weblog weiter, damit möglichst viele ihn lesen und er vor ähnlichen Situationen bewahren kann. Ich vermute, dass bei der FBM ähnliche Vorfälle passieren werden.
Danke euch fürs Lesen
Kashi