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Holy Harry and Devlish Snape

One-Shot Sammlung über Harry und den Potionmaster - Achtung - Slash - Lemon!!! - Adult! wers nicht mag, solls auch nicht lesen!
von

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Heilmittel gegen Kopfweh

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Nennen wir es Nachhilfe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Ist das Liebe?

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Alles andere als Smalltalk

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Bedingunslose Hingabe

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Wünsch dir was

Wünsch dir was
 

#Und hier ... Tadaaa!!! ... Vorhang ... Trommelwirbel ... der gewünschte Striptease!!!! – ich hoffe ich hab ihn hinbekommen#
 

Severus

Wir sind eingeschlafen...

War zuerst nicht so toll, die letzte Nacht, aber bei dem, was Holy Harry danach für mich getan hat ... dafür würde ich noch ganz andere Dinge in Kauf nehmen.

Ich werde erst wieder wach, als es schon Mittag sein muss ... jedenfalls, wenn ich nach meinem knurrenden Magen gehe ... lange habe ich dennoch nicht geschlafen, war ja schon früher Morgen, als ich weggedriftet bin.

Der Kleine neben mit schlummert selig. Es hat was, ihm dabei zuzuschauen ... Er sieht so unschuldig aus und dabei ist er doch pure Sünde in Reinkultur.

Vorhin konnte ich ihm endlich gestehen, dass ich ihn liebe – noch nie ist mir was so schwer gefallen, wie diese Worte ... außer vielleicht ihn beim Vornamen zu nennen ... Tue ich bei nur sehr wenigen Menschen ... Es deutet auf Nähe hin und die wollte ich mir nie zugestehen...

Was ist mir da gestern noch durch den Kopf gegangen? Dass Draco ihm zur Strafe Nachhilfe geben könnte (man sieht, alles ist mir Recht, um mich von Thema ‚Gefühle’ abzubringen). Doch wie kann ich das meinem Kleinen schmackhaft machen? Er und Draco sind wie Hund und Katz ... Die haben seit sechs Jahren nichts anderes getan als sich zu streiten, sich gegenseitig zu verfluchen und bei Bedarf auch wie gemeine Muggel zu verprügeln...

Allerdings hat Draco gestern echt den Kessel zum Überlaufen gebracht, so wie Holy Potter hier bei mir ankam ... na ja ... so weit war ich ja schon mal mit diesem Gedankengang ... trotzdem, habe ich den Eindruck, dass das nicht erst gestern war, sondern schon viel länger her ist ... Ist einfach zu viel passiert in den letzten paar Stunden...

Egal – wie sag ich´s meinem Kleinen?

Das ist ja wohl die Frage? Vielleicht, wenn ich ihn sich was wünschen lasse (und der Lustmolch in mir beginnt schon bei dem Gedanken, was Holy Harry sich wünschen könnte lauthals ‚Oh ja, oh ja’ zu schreien)?

Nun, es wäre eine Möglichkeit ... Ob mein Kleiner wohl bestechlich ist?

Ich will ihm trotzdem nichts befehlen, was ihm unangenehm ist ... dazu habe ich ihn inzwischen einfach zu gern ... andererseits, wenn wir Draco vorspielen können, dass wir uns immer noch nicht ausstehen können, dann erfährt das Lucius ... schon auf Grund der Schadenfreude seines Sohnes ... und wenn der es weis ... erfährt es auch Voldemort ... und das bedeutet sowohl für den Jungen als auch für mich eine gewisse Sicherheit...

Oh Merlin, was kann ich heute mal wieder für logische Klimmzüge machen!

Der Kleine neben mir beginnt sich zu regen, tastet ein wenig herum und als er mich zu fassen kriegt, rutscht er dichter an mich heran ... kuschelt sich an mich und gibt Laute des Wohlbefindens von sich.

Nicht nur ich genieße es offensichtlich, nicht alleine schlafen zu müssen.
 

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Harry

Ich liege in der wohligen Wärme eines anderen Körpers.

So halbwegs bin ich schon wach, aber ich will noch nicht aufstehen, zu angenehm fühlt sich das jetzt an. Ich denke nicht an Sex – wenigstens nicht im Augenblick – ich denke nur ans Kuscheln und Genießen.

Ein paar lange schlanke Finger verirren sich in mein Haar und kraulen mich. Ich mag es, wenn er das tut.

Ich hab ihn lieb und er mich auch ... was könnte es Schöneres geben ... auch wenn es mir leider nur zu klar ist, wie zerbrechlich das alles ist ... doch ich will mir nicht die Gelegenheit auf ein bisschen Glück rauben lassen ... Wer weis schon, wie lange ich noch zu leben habe ... und da will ich einfach nur das genießen, was mir noch bleibt...

„Hast du keinen Hunger, Harry?“ kommt Severus sanfteste Stimme.

„Hmmm...“ brumme ich. Nun, ich könnte durchaus was vertragen. „Mag noch ein bisschen mit dir kuscheln.“

Er lacht leise in sich hinein, legt einen Arm um mich und krault mich weiter. So einen Laut habe ich noch nie von ihm gehört, aber ich muss sagen, dass er mir gefällt. Es klingt so glücklich und befreit.

„Ich muss was mit dir besprechen“, meint er.

„Hmmm und was?“

„Das mit der Nachhilfe.“

Mir kommt das dumme Gefühl, dass es mir nicht gefallen wird, was er zu sagen hat.

„Und?“ will ich wissen.

„Na ja, zwei Punkte“, erwidert er. „Einmal solltest du dich wirklich verbessern...“ Ich brumme nur ein wenig unbestimmt. Eigentlich hat er da ja Recht ... und ich hatte auch Recht ... So wirklich gefällt mir das nicht. „...das andere ist Draco...“

„Was ist mit Malfoy?“ platze ich heraus und sitze sofort senkrecht im Bett.

„Nun, willst du ihm das durchgehen lassen, was er da mit dir angestellt hat?“

„Hmmm“, brumme ich wieder. „Eigentlich nicht ... aber er hat auch so einiges abbekommen ... auch wenn er nicht geblutet hat ... na ja ... wir laufen uns schon wieder über den Weg...“

„Ja und dann geht es weiter und weiter“, unterbricht er mich ernst. „Wie ich und dein Pate ... wir haben auch den Moment verpasst, wo man besser aufhört...“

„Oh“, kann ich da nur stammeln.

So habe ich das noch nie gesehen, aber er hat mal wieder Recht.

„Ja – Oh“, erwidert er.

„Also – was wolltest du mit Malfoy?“ will ich wissen.
 

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Severus

Ich beginne ihm zu erklären, was ich mir vorgestellt habe und die Gründe dafür.

„Hmmm“, brummt er schon wieder – er scheint am Morgen genauso maulfaul zu sein wie ich. „Yeah ... da liegt was Wahres drin. Aber du wirst mich nicht vor Malfoy schützen dürfen, wenn er mich schikaniert – immerhin soll er den Lehrer geben...“

„Stimmt“, muss ich zugeben. „Aber du würdest es tun, wenn ich ihn zurückhalte?“

„Ungern ... wenn schon Nachhilfe, dann aber von dir ... Ich komm mit dem Frettchen einfach nicht klar.“

„Du bist bis vor eine Woche auch mit mir nicht klargekommen und jetzt...?“

Ich muss nicht zu Ende reden, denn er wird schon angesichts seiner Gedanken rot.

„Na ja“, nuschelt er. „Das ist was anderes.“

„Und wenn ich dir ne Belohnung dafür anbiete?“ meine ich ein wenig hinterhältig.

Jetzt kann ich sehen, wie sein besseres Ich mit seiner Neugierde in Widerstreit tritt.

„Eigentlich bin ich nicht bestechlich“, meint er. „Aber ich bin neugierig – was bietest du denn so an?“

„Hmmm“, brumme nun ich. „Du darfst dir von mir was wünschen...“

„Was denn?“

„Alles – solange es sich im Rahmen bewegt.“

„Alles?“ fragt er und seine Augen leuchten auf.

„Im angemessenen Rahmen.“

„Oh – ich hätte da schon was – und im Rahmen liegt es auch ... denk ich mal.“

„Was geht in deinem verruchten Köpfchen vor, mein Kleiner?“

„Verrucht ist das Stichwort“, grinst er und seine Augen funkeln geradezu teuflisch.

„Also was?“ dränge ich ihn und schwanke zwischen Hoffnung und Befürchtung – allerdings was könnte er schon von mir wollen, was wir noch nicht getan haben?

Dass er mich von hinten nehmen darf? Das mag ich zwar nicht besonders, aber wenn er es ist, dann dürfte das halb so schlimm werden.

„Du strippst für mich“, erwidert er und wenn ich nicht im Bett liegen würde, wäre ich jetzt am Boden gesessen.

„Wie bitte?“ platzt es aus mir heraus.

„Och bitte, davon träume ich schon, seit ich das erste Mal gesehen habe, wie du dich ausziehst.“

„Kleiner Satansbraten“, knurre ich.

„Wann soll denn das mit Malfoy abgehen?“ will er wissen.

„Nächte Woche denke ich – das Wochenende hätte ich dann doch noch gerne für uns allein.“

„Hmmm“, schnurrt er wohlig. „Aber den Strip bekomme ich vorab, ja?“

„Du kleiner Lauser ... Ich hab doch noch gar nicht zugestimmt.“

„Och bitte ... Du hast dann was gut bei mir“, meint er. „Und ich kann mit Malfoy nicht mehr aus und muss mir von ihm Nachhilfe geben lassen.“

Eins muss man ihm lassen ... verhandeln kann er wie ein Slytherin!

„Na gut“, erwidere ich und bin eigentlich neugierig, auf was ich mich da eingelassen habe. „Und wie hattest du dir das vorgestellt?“

„Hmmm ... weis nicht so Recht ... schmeichelnde Musik ... schummrige Beleuchtung ... ne Stange ... Spot auf den Tänzer ... so was in der Art...“

„Und wo bitte soll das stattfinden?“ frage ich sicherheitshalber nach. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich hier in meinen Räumen ne Strip Bar aufmache oder?“

„Ähm ... nee ... eigentlich nicht“, grinst er. „Aber apropos Bar ... was zu trinken sollte es schon geben ... so n paar Cocktails oder so.“

„Du hast echt nicht mehr alle Kessel im Regal, du Bengel“, gebe ich zurück und knuddle ihn ein bisschen. „Cocktails ... aber sonst geht´s dir gut, oder?“

Auf was habe ich mich da nur eingelassen? Nicht nur, dass ich zugestimmt habe, dass ich für ihn strippe ... jetzt will er auch noch Alkohol ... ich fördere doch keine jugendlichen Abhängigkeiten...

„Na gut“, meine ich. „Aber nur einer mit Alkohol ... der Rest entschärft...“

„Geht ja nicht um den Alk“, gibt er zurück. „Eher um die Atmosphäre.“

„Aha, du denkst also an Schirmchendrinks mit Ananasscheibe ... selbst wenn nur Fruchtsaft drin ist?“

„Na ja an so ein bisschen mit Schuss hätte ich schon gedacht.“

„Aha“, brumme ich nur.

Der Kleine ist ein absolut verdorbenes Früchtchen – aber die Vorstellung von Holy Harry auf Eis, garniert mit Obststückchen hat schon was – besonders, wenn ich das Obst mit dem Lippen von ihm runter klauben darf ... nebenbei ... ich bin auch ganz schön versaut ... wusste ich ja gar nicht ... Ich sag´s ja immer wieder Potter ist ansteckend ... und süchtig machend ... und für mich inzwischen absolut unverzichtbar.

„Und wo soll das nun stattfinden?“

„Heute Abend 20.00 Uhr im Raum der Wünsche“, gibt er sehr bestimmt zurück.

„Wo soll denn das sein?“ frage ich überrascht nach.

„Siebter Stock – beim Bild von Boris dem Bekloppten – dort wo ich vorletztes Jahr meine DA hatte.“

„Und du denkst ein Trainingsraum wäre für sowas geeignet?“

„Das Zimmer heißt nicht umsonst Raum der Wünsche“, erwidert er. „Du musst nur dreimal dran vorbei laufen und dir fest vorstellen, was du haben willst ... dann erscheint eine Tür und dahinter findest du was auch immer du dir gewünscht hast.“

„Woher weist du von diesem Zimmer?“ frage ich neugierig geworden.

Allein die Vorstellung dort ein Labor ganz nach meinen Bedürfnissen zu kreieren hat was ... ganz abgesehen von diversen anderen Verwendungsmöglichkeiten.

„Berufsgeheimnis“, kichert er und auf meinen durchdringenden Blick hin. „Die Hauselfen ... Dobby.“

„Ah ja“, meine ich nur.

Dann knurrt sein Magen.

„Jetzt glaub ich aber, will ich erstmal was zum Beißen.“

„Frühstück ist längst vorbei“, entgegne ich und nach einem Blick auf die Uhr. „Und Mittagessen auch.“

„Küche“, grinst er nur. „Ich sagte ja, ich hab gute Connections zu den Hauselfen.“

„Erstrecken die sich vielleicht auch auf mich?“ spotte ich. „Ich hab nämlich auch Hunger.“

„Ziehen wir uns was an“, gibt er zurück. „Dann ruf ich Dobby.“

„Und der kommt wenn du rufst?“

„Gewöhnlich schon.“

Natürlich kann ich jederzeit selbst nach den Hauselfen rufen – es wäre sogar Dobby, der erscheint – aber ich bin zu neugierig, was Holy Harry sich hier in Hogwarts so alles leisten kann wovon keiner wirklich weis.

„Na dann mach mal“, fordere ich ihn auf und beginne mich anzuziehen.
 

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Harry

„Ähm...“ entfährt es mir da. „Ich glaube, meine Klamotten sind alle hinüber, oder?“

„Könnte man so sagen“, erwidert er und hält die Fetzen hoch, die ehemals meine besten Klamotten von Dudley waren. „Nicht schade drum – warum hast du dir noch keine Besseren gekauft?“

„Bei den Muggeln hab ich kein Geld und wenn ich als Zauberer welches habe, denk ich einfach nicht dran – bin nicht gewohnt, mir mehr zu kaufen als unbedingt sein muss.“

„Also Schulsachen, oder?“ will er wissen und ich nicke. „Himmel, Kleiner ... ist dir eigentlich bewusst, dass du fast so reich wie die Malfoys bist?“

„Na ja“, murmle ich beschämt. „Da lag zwar ne Menge Gold, aber so viel?“

„Dieses Gringotts Verlies, wo dich Hagrid hingebracht hat, das war nur für deine Ausbildung gedacht – dein komplettes Erbe fällt dir erst zu, wenn du volljährig bist – also seit dem letzten Sommer.“

„Oh“, erwidere ich nur und zucke die Achseln. „Na dann, wenn ich wieder nach London komme – Aber ich weis immer noch nicht, was ich jetzt anziehen soll – oder bekommst du das wieder heil?“

„Und selbst wenn ich es schaffen würde. würde ich das nicht tun ... nicht mit dieser Heilsarmee Ware!“

Er klingt richtig entrüstet, dass ich es wage so rum zu laufen ... aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich im letzen Sommer andere Probleme als neue Klamotten.

Severus geht an seinen Schrank und kramt darin herum.

„Das könnte gehen“, brummelt er. „Wenn ich es ein bisschen schrumpfe.“

Er bringt eine nagelneue Jeans zum Vorschein und einen weiteren Rollkragenpullover. Einen knappen Slip und Socken. Es ist wirklich alles hinüber, bis auf meine Schuhe und die sind auch nicht eben fabrikneu – eher ziemlich ausgelatscht und abgetreten.

„Anziehen“ fordert er mich auf. „Und dann ruf nach Dobby.“

Ich komme dem nach und der Elf erscheint, kaum dass ich fragend seinen Namen genannt habe. Severus scheint ziemlich überrascht zu sein.

„Dobby“, frage ich ihn. „Kannst du uns was zum Essen besorgen und über alles schweigen, was du hier siehst?“

„Dobby kann, Harry Potter und Dobby wird“, quietscht er. „Dobby tut alles für Harry Potter und Master Snape.“

Und schon ist er wieder verschwunden.

„Warum hast du nicht gesagt, dass Dobby für dich zuständig ist?“ will ich von Severus wissen.

Das ‚Master Snape’ war ja wohl eindeutig.

Der schenkt mir ein verschmitztes Grinsen.

„Ich wollte einfach wissen, was sich Holy Harry hier in Hogwarts so alles leisten kann.“
 

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Severus

Wir haben gemeinsam was gegessen und dann ist der Junge verschwunden ... mit der Aufforderung, ich sollte pünktlich um 20.00 Uhr am Raum der Wünsche sein, er würde mich dort erwarten.

Selten ist mir ein Nachmittag so lange vorgekommen wie dieser. Ich weis nicht, ob ich mich darauf freuen soll oder ob ich mich heute Abend komplett zum Affen machen werde. Das kommt davon, wenn man zulässt, dass sich so ein Bengel was wünscht...

Ich versuche, mich um meine eigene Arbeit zu kümmern, aber so recht wird das nichts. Dann kommt mir der Gedanke, dass ich Draco mal zur Rede stellen könnte, doch wo steckt der?

Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es Zeit fürs Abendessen ist und da könnte ich ihn erwischen. Ich gehe nach oben – obwohl ich nicht wirklich Lust habe, mich in der Großen Halle blicken zu lassen. Da ich aber schon gestern durch Abwesenheit geglänzt habe, sollte ich es wohl tun, bevor Albus mich vermisst meldet und nach dem Rechten sehen kommt – kann ich echt nicht brauchen.

Nun Draco sitzt am Slytherin Tisch und spielt sich als der ungekrönte Eisprinz auf.

„Mr Malfoy – auf ein Wort“, spreche ich ihn an.

Er wirft mir einen Blick zu als sei ich sein Diener und er mein Herr – ja. es ist wirklich die höchste Zeit ihm ein wenig die Flügel zu stutzen. Ich winke ihn in die Vorhalle, um ungestört mit ihm reden zu können.

„Was war das gestern mit Potter, Mr Malfoy?“ will ich ruhig wissen.

„Hat sich Sankt Potter beim Alten beschwert?“ schnarrt er mich frech an.

„Manieren, Mr Malfoy“, schnarre ich zurück. So einen Ton lasse ich mir von keinem gefallen – schon gar nicht von so einem halbwüchsigen Früchtchen. „Also – ich will eine Erklärung“, fahre ich fort.

„Er ging mir auf den Wecker“, kommt es patzig daher. „Der hat in den Kerkern nicht rum zu schnüffeln.“

„Sie sind aber nicht vielleicht auf die Idee gekommen, dass er sich rechtmäßig dort aufhalten könnte?“ gebe ich zynisch zurück.

„Potter hat keinerlei Rechte“, meint er mit einem verächtlichen Achselzucken,

Merlin – wie ist der denn drauf? Hat Lucius jetzt das Gehirn seines Sohnes komplett vermurkst?

„Potter“, schnappe ich ihn wütend an. „Hat dieselben Rechte wie sie und jeder andere auch!“

Ich bekomme nur ein abfälliges „Pft“ zu hören.

„Wie auch immer, Mr Malfoy, es geht nicht an, dass sie andere Schüler mit Flüchen verletzen“, meine ich. „Da es mir widerstrebt, meinem eigenen Haus Punkte abzuziehen, wird die Strafe nur sie treffen...“

„Sie wollen mich bestrafen?“ platzt er entrüstet heraus. „Weil ich Sankt Potter verflucht habe?“

„Ja.“

„Er hat mich auch verflucht!“ ruft er und klingt aufgebracht.

„Ah ja“, erwidere ich einfach. „Darum trifft die Strafe auch sie beide ... sie werden Potter Nachhilfe in Zaubertränke geben...“ Ein hämisch feixendes Grinsen überzieht das Gesicht des Jungen und ich denke, dass ich ihm wirklich einen Dämpfer verpassen muss „...und ihm dabei wirklich etwas beibringen ... Ihre Abschlussnote hängt davon ab, wie erfolgreich sie dabei sind ... und sollte ich sie erwischen, wie sie einen Streit vom Zaun brechen, könnte es sein, dass sie nicht bestehen werden.“

„Aber ... aber Professor“, entrüstet er sich. „Sie mögen Potter doch auch nicht!“

„Stimmt“, entgegne ich. „Aber der Direktor hängt an seinem Goldjungen und es könnte für uns alle übel ausgehen, wenn er nicht bekommt, was er will.“

Ich werde der kleinen Schlange wohl kaum die Wahrheit sagen, warum er das tun soll.

Er lässt den Kopf hängen und plötzlich ist sein arroganter Eigendünkel verschwunden.

„Muss ich wirklich?“ murmelt er wie ein kleines Kind, das noch nicht ins Bett will.

„Ja“, meine ich nur fest. „Sie fangen am Montag nach dem Abendessen an – das Tränkeklassenzimmer – unter meiner Aufsicht.“

Er nickt nur unglücklich und schleicht davon.

Gut dann kann ich ja jetzt Abendessen.
 

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Harry

Ich lasse das Abendessen ausfallen und habe mir Dobbys Hilfe gesichert. Klar reagiert der Raum der Wünsche auf den Willen des Benutzers, aber ich will mich um die Details selbst kümmern.

Eine Nische in statte ich mit einer Eckbank und einem Tischchen aus, dann sorge ich dafür, dass der Raum schummrig beleuchtet ist. Am anderen Ende dann die kleine Bühne mit der Stange. Ein Spot darauf. Für Musik muss ich auch sorgen. Hermine hat mir zu meinem letzten Geburtstag einen Kassettenrekorder geschenkt, den sie so verzaubert hat, dass er auch in Hogwarts funktioniert – für mich ein sehr wertvolles Geschenk, denn ich mag Musik und es tat mir immer leid, nicht das hören zu können, was ich mag.

Dobby mixt auf meine Bitte hin ein paar Cocktail, wobei ich ihn anweise, die nicht zu stark zu machen ... ich will uns ja nur auflockern und nicht betrunken machen.

Ich habe immer noch die Sachen an, die Severus mit gegeben hat – die passen nämlich viel besser, als alles andere, was ich besitze – nur die Unterhose ist meine eigene.

Ich lasse den Elf auch ein paar Snacks besorgen. Ja, das sieht ganz nett aus.

Irgendwie ziehe ich in Betracht, dass ich vielleicht auch selbst strippen muss, um Severus die Schüchternheit zu nehmen ... und dann sollte ich auch für eine weiche Unterlage sorgen, wenn das Ganze (hoffentlich) ein wenig ausartet...

Vor einer weiteren Nische lasse ich einen Vorhang erscheinen und dahinter ein Kissenlager in grün und schwarz – sieht wirklich verrucht aus und allein der Gedanke, was man darauf anstellen kann, jagt mir einen erregten Schauder über den Rücken.

Das Ganze macht wirklich den Eindruck eines Privatclubs der gehobenen Art – denke ich wenigstens, denn sowas hab ich sicher noch nicht von innen gesehen – wenigstens nicht in Natura.

Ich mache den Rekorder an und lasse schon mal ein bisschen die Musik laufen – ich weis schon zu was man strippen könnte, aber das hier lockert nur ein wenig die Atmosphäre. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich wohl nicht mehr lange werde warten müssen ... außer er kriegt kalte Füße – was ich nicht glaube – ist nicht seine Art.
 

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Severus

Ich seufze leise und beschließe, noch eine schnelle Dusche zu nehmen, bevor ich mich in den siebten Stock aufmache. Zeit habe ich noch.

Strippen, meinte er. Na der hat vielleicht Ideen. Ich habe keine Ahnung wie das gehen soll – Klamotten ausziehen – ja klar ... aber irgendwie sollte das doch ein wenig erotisch aussehen – oder? Was an mir erotisch sein soll weis ich ja auch nicht, aber Holy Harry scheint zu gefallen, was er sieht, wenn er mich anschaut.

Nun dann, meinen besten Slip angezogen, natürlich in schwarz, ordentliche Socken, ein Baumwollhemd – es könnte von Vorteil sein, dass es so viele Knöpfe hat. Eine enge Jeans und Stiefel. Die Robe darüber und auch meinen Umhang. Je mehr ich anziehe, umso mehr habe ich auch auszuziehen ... wobei ich es irgendwie für abstrus halte, sich erst extra anzuziehen, nur um sich hinterher wieder ausziehen zu können.

Nun – wie auch immer – es ist Zeit, wenn ich nicht zu spät kommen will – und das ist etwas, das nicht nie tue, wenn es sich vermeiden lässt.

Der Weg in den siebten Stock ist weit und ich achte darauf, keinem zu begegnen – irgendwie komme ich mir wie ein Teenaber vor seinem ersten Date vor.

Das Bild von Boris dem Bekloppten finde ich problemlos, aber nicht die versprochene Tür.

„Ich will zu Harry“, denke ich und laufe dreimal an der Wand auf und ab...

Und tatsächlich, kaum bin ich das dritte Mal vorbei, erscheint auch schon eine Tür, die aussieht, als würde sie in eine Bar der eindeutigen Art führen und ich gehe hinein.

Es ist ziemlich dunkel und leise rhythmische Musik erklingt. Eine Art von Musik, die mir sehr gefällt, trotzdem stehe ich da wie bestellt und nicht abgeholt und weis nicht so recht, was ich jetzt tun soll.
 

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Harry

Da steht er nun und kann nicht anders...

Nun, ich wusste schon, dass es zuerst an mir sein wird.

„Hallo, Severus, setz dich“, spreche ich ihn an, nehme ihn an der Hand und führe ihn zu dem Tischchen.

Ich drücke ihm einen Cocktail in die Hand und nehme mir selbst einen.

„Cheers“, meine ich und proste ihm zu.

Er nimmt einen Schluck und sieht beinahe verlegen aus.

„Kleiner“, setzt er an. „Ich weis nicht...“

„Dachte ich mir schon“, gebe ich zurück. „Lektion – wo sind wir? – sagen wir mal acht – Striptease.“

Ich stehe wieder auf und lege die vorbereitete Kassette ein und begebe mich auf die Bühne. Ich trete an die Stange und stehe noch im Dunkeln. Ein Wink mit dem Zauberstab und ein Spot fällt auf mich, ein dünner Trockeneisnebel wallt auf, die Musik setzt ein:
 

I want to love you, but I better not touch

I want to hold you, but my senses tell me better to stop

I want to kiss you but I want it too much

I want to taste you, but you’re lips are venomous poison

You’re poison running thru my veins

You’re poison; I don’t want to break these chains
 

Ich fasse die Stange an und drehe mich ein, zweimal um sie herum, gehe ein wenig in die Knie und reibe mich an ihr, werfe den Kopf in den Nachen und schüttle meine Mähne...
 

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Severus

Merlin! - Was tut er da? Er turnt an einer senkrechten Stange entlang, als wolle er sie antanzen. Seine Augen sind halb geschlossen, seine Lippen leicht geöffnet und seine Zunge huscht lasziv darüber. Sein schwarzes Haar wallt wild über seine Schultern und er wiegt sich zu der Musik. Alleine der Text ist schon erregend und ich finde ihn verflixt passend.

Holy Harry, die Versuchung pur, reibt sich immer noch an der Stange, hält sich mit einer Hand dran fest, schlingt seine Fußknöchel darum und lässt sich nach hinten fallen. Die freie Hand beginn an seinem Pulli zu zupfen, zieht ihn ein wenig hoch, schiebt den Zipfel zwischen seine Zähne, dann liebkost sie die schmale Brust und die kleinen, harten Nippel, die sich sofort aufrichten und in dem eigenartigen Licht beginnen purpurn zu schimmern.

Er wirft den Kopf hin und her und der Pulli rutscht immer weiter nach oben. Der Kleine löst sich so weit von der Stange, dass er ohne Halt stehen kann, dann lässt er beide Hände an seinen Flanken auf und abgleiten.

Sie schlüpfen unter das schwarze Teil und schieben es langsam so weit nach oben, dass er es über den Kopf ziehen kann.

Er packt es an einem Ärmel und wirbelt es um seinen Kopf, er lässt sein Becken kreisen, stößt damit vor und zurück. Dabei geht er in die Knie und kniet sich auf den Boden. Seine Beine sind weit gespreizt, sein Oberkörper neigt sich nach hinten und sein Becken zuckt auf und ab ... mir wird heiß, so heiß und meine Hose wird so verdammt eng ... die Musik untermalt perfekt seine sinnlichen Bewegungen...
 

Your mouth, so hot

Your web, I’m caught

Your skin so wet

Black lace on sweat

I hear your calling and it’s needles and pins

I want to hurt you just to hear you screaming my name

I don’t want touch you but you’re under my skin

I want to kiss you but your lips are venomous poison
 

Langsam kommt sein Körper wieder in die Höhe, seine Arme hat er ausgebreitet vor sich ausgestreckt, als wolle er nach mir greifen und seine sich öffnenden und schließenden Hände verstärken nur noch den Eindruck.

Zuerst hebt sich seine Brust, erst dann lässt er seinen Kopf folgen – von ganz in den Nacken gelegt bis so weit nach vorne bebeugt, dass seine schwarzen Haare sein ganzes Gesicht verdecken. Seine Arme sinken langsam herab, bis sie in seinem Schoß zwischen seinen immer noch gespreizten Beinen zum Liegen kommen.

Lasziv reibt er über die dort bereits sichtbare Beule und ich muss schwer schlucken – mein Mund ist so trocken wie die Wüste Sahara. Immer wieder streicht er darüber, sein Unterleib zuckt nach oben und seine Hände machen sich am Knopf der Jeans zu schaffen.

Er öffnet ihn und sein Becken wiegt sich hypnotisch hin und her, dabei fährt der Reißverschluss unendlich langsam nach unten und ein roter Slip blitzt in dem entstehenden Spalt auf.

Er dreht sich in der Hüfte, so dass er mit dem Po in meine Richtung auf allen Vieren zum Knien kommt. Dann schwingt er seinen Unterleib hin und her und lässt die Hose langsam von seinem Hintern herunter gleiten, gibt sich einen Klaps mit der Hand auf eine knackige Backe.

Die Musik hämmert in meinen Ohren ... oder ist es mein Blut, das so laut pocht...?
 

I want to love you, but I better not touch

I want to hold you, but my senses tell me better to stop

I want to kiss you but I want it too much

I want to taste you, but you’re lips are venomous poison

You’re poison running thru my veins

You’re poison; I don’t want to break these chains

(Alice Cooper – Poison)
 

Mit den Fußkanten streift er seine Schuhe ab und lässt mit Hilfe seiner Zehen die Socken folgen. Dann streckt er sich am Boden aus und streift seine Hose ab, wie eine Schlange aus ihrer Haut schlüpfen würde.

Es sieht mehr als nur erotisch aus. Ich kann meinen Blick einfach nicht anwenden, als er sich am Bauch herum gleiten lässt, so dass er mich wieder anschaut. Seine kleine rosa Zunge huscht über seine Lippen und befeuchtet sie...
 

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Harry

Gooottt!! Was tue ich da?

Ich wollte ihn damit heiß machen und nun schaffe sich es, mach selbst anzureizen. Ich bin verdammt froh, als ich die Jeans losgeworden bin, denn lange hätte sich sie über meiner Erregung nicht ertragen. Ich winde mich wie eine Schlange am Boden, dann richte ich mich wieder auf alle viere auf und lasse mein Becken kreisen, komme mit einer fließenden Bewegung auf die Beine und greife wieder nach der Stange, lasse mich daran verlangend auf uns ab gleiten.

Meine Finger schleichen sich in den Bund meines Slips und lassen den Gummi schnappen – ein Keuchen ertönt auf dem Off. Aha – es gefällt ihm also. Ich kann ihn nicht sehen, der Spot blendet mich zu sehr.

Mit einem eleganten Hüftschwung streife ich sehr langsam, Stück für Stück meinen Slip ab. Bewege meine Beine so, dass er wie von selbst zu Boden gleitet. Dabei wende ich Severus den Rücken zu, damit er nut meinen Hintern sehen kann und nicht meinen Ständer.

Inzwischen läuft der Song ein weiteres Mal durch.

Als mein Slip nur noch um meinen Knöchel hängt, kicke ich ihn in seine Richtung. Ich werfe ihm einen lockenden Blick über meine Schulter zu und wackle mit dem Hintern, gebe mir einen weiteren Klaps darauf.

„Komm her“, raune ich über die Musik und lasse einen auffordernden Wink folgen.

Wie von Drähten gezogen kommt er auf mich zu, seine Augen sind starr und er hat Schweißperlen auf der Stirn stehen.

„Das war heiß“, keucht er atemlos.

„Jetzt du“, lächle ich ihn an und nehme ihn bei der Hand, um ihn auf die Bühne zu ziehen. „Ich helf dir...“

Er beginnt sich an meiner Hand zu der Musik zu wiegen und ich lasse meine Finger über seine Brust gleiten. Seine Schultern bewegen sich lasziv und ich mache mir an seinem Umhang zu schaffen.

Der gleitet herab und bleibt am Boden liegen. Mit einem Tritt befördert er ihn von der Bühne.

Er löst sich von mir und greift nach der Stange. Lässt sich ein, zweimal drum herum wirbeln, dann löst er an seiner Robe einen Knopf nach dem anderen – aufreizend langsam. Er streicht dabei immer wieder über seine Brust und sein Becken zuckt und wiegt sich im Takt.

Ich setze mich mit untergeschlagenen Beinen an eine Ecke der Bühne und genieße die Show. Er scheint seine Schüchternheit verloren zu haben oder die Atmosphäre hat ihn so sehr gefangen, dass es ihm egal ist, was er da tut.

Er reibt sich an der Stange, nimmt sie zwischen die Beine, als würde er sie reiten und langsam klafft seine Robe immer weiter auf, rutscht über seine Schultern herunter und verweilt dort kurze Zeit wie eine Stola. Schließlich gleitet auch sie zu Boden...
 

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Severus

Nach dieser absolut geilen Vorstellung von Holy Harry, sehe ich mich herausgefordert Ähnliches zu leisten oder das wenn möglich noch zu überbieten. Der Song, der jetzt schon zum dritten Mal läuft, turnt mich an und ich lasse mich in den Rhythmus fallen.

Umhang und Robe sind bereits verschwunden. Jetzt ist das Hemd dran. Ich reiße es einfach auf, dass die Knöpfe nur so durch die Gegend fliegen. Dann winde ich mich heraus, packe es an den Ärmeln und schlinge es um die Stange.

Ich tanze damit, als wäre es mein Partner, den ich bei einem Rundtanz an den Händen halte.

Ich lasse mich damit um die Stange wirbeln, bis es mir beinahe schwindlig wird. Schweiß beginnt in Strömen über meinen Körper zu rinnen und ich fühle wie sich meine Brust nahezu atemlos hebt und senkt.

Ich sollte jetzt wirklich zusehen, dass ich meine Hose loswerde, denn die ist inzwischen mehr als nur eng.
 

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Harry

Jetzt lehnt er sich mit dem Rücken gegen die Stange und lässt sich so daran auf und ab gleiten. Seine Finger gleiten über seine bleiche Brust, die im Spotlicht vor Schweiß zu schimmern begonnen hat. Er massiert seine Brustwarzen und kneift sich leicht hinein, schnippt keck mit zwei Fingern dagegen.

Ein leises Stöhnen ertönt, das beinahe in der Musik untergeht, aber ich kann sehen, wie seine Haarmähne, die ihm halb über das Gesicht gefallen ist, von seinem keuchenden Atem bewegt wird.

Merlin – der Mann ist jede Sünde wert ... das hier ist wirklich sexy Severus in Reinkultur.

Er hat die Knie weit auseinander genommen und reibt seinen Hintern an der Stange, beginnt sich mit einer Hand an dieser Stelle zu massieren.

Er windet sich den der Stange nach oben und immer noch massieren seine Finger. Er schlingt ein Bein darum und lässt sich nach hinten fallen, sein Haar hängt wie ein schwarzer Schleier über seine blassen Schultern – was für ein Kontrast!

Eine Hand liegt nun an der Stange und die andere befasst sich damit, die Jeans zu öffnen. Ich muss trocken schlucken so sehr macht mich das an.

Mein Penis pocht verlangend und beginnt bereits zu tropfen.

Als der Reißverschluss ganz offen ist, tritt er von der Stange zurück und beginnt mit kreisenden Hüften die Hose sehr langsam nach unten zu schieben. Er hat die Beine leicht gespreizt und seine Bewegungen erinnern an Elvis Presley zu dessen bester Zeit.

Als die Hose seine Knie erreicht hat, kickt er die Stiefel von den Beinen und lässt die Socken folgen.

Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass es erotisch sein könnte, wenn jemand die Socken auszieht, aber das hat echt was.

Dann zieht er erst ein Bein, dann das andere ganz langsam aus den Hosenbeinen und kickt zuletzt das abgestreifte Teil in meine Richtung. Es fliegt wie ein schwarzes Gespenst auf mich zu und fällt vor mir zu Boden.

Dann streckt er seine Hand nach mir aus und ich krabble auf allen vieren zu ihm hin, lasse mich an seinem Körper nach oben gleiten und reibe mich an seiner Härte unter dem schwazen Seidenslip.

Seine Finger beginnen auf meinem Rücken zu kreisen und sein Becken gegen das meine.
 

###
 

Severus

Merlin – ich will ihn und das jetzt!

Ich bin so erregt, dass ich nicht mehr weis, was ich noch tun soll und als er dann auch noch sein Becken gegen das meine drückt, ist es zu spät für jedes Wenn und Aber.

Seine Finger fahren in meinen Slip und reißen ihn mir mit einem Ruck herunter. Er springt hoch und schlingt seine schlanken Beine um meine Hüften.

Ich lege meine Finger an seinen Hintern und beginne ihn zu massieren.

„Ja“, keucht er an meinem Ohr. „Ich will dich!“

Seine Beine sind hinter meinem Rücken verschränkt und ich sehe mich gezwungen, ihn ein wenig an der Stange abzustützen, damit er mir nicht davon rutscht.

Selbst in dieser Stellung reibt er sich an mir und langsam wird es unerträglich.

„Nimm mich“, raunt er. „Ich kann nicht mehr.“

Ich beginne ihn vorsichtig zu weiten, aber heute kann es mir einfach nicht schnell genug gehen und ihm wohl auch nicht.

Eine Hand liegt an meinem Nacken und die andere fährt zwischen meine Beine, hält meinen Penis fest und dann lässt er sich einfach drauf fallen. Er keucht auf.

Sehr weit bin ich nämlich nicht damit gekommen, ihn vorzubereiten. Er beginnt sofort mit seinem Unterleib vor und zurück zu rucken und ich muss die Beine spreizen, um genug Stand zu finden, damit wir nicht einfach umfallen.

Mein Becken beginnt wie von selbst zu stoßen und ich fahre in den Jungen hinein und heraus. Er hat wieder beide Arme um meinen Hals geschlungen und sein Kopf ist weit in den Nacken gefallen, sein Mund ist unter heftigen Keuchen und Stöhnen weit geöffnet und seine schmale Brust glänzt vor Schweiß.

Seine Fersen drücken in mein Steißbein, als wolle er mich auffordern ihn noch schneller und fester zu nehmen und ich tue ihm diesen Gefallen nur zu gern.

Wir prallen heftig aneinander und es ist nur eine Frage von Minuten, bis wir beide unter einem lauten Aufschrei zum Höhepunkt kommen.

Ich gehe mit seinen Beinen noch immer um mich geschlungen in die Knie und sein Rücken rutscht an de Stange hinunter.

„Wow“, keucht er atemlos. „Einfach nur wow!“

Er kommt auf meinem Schoß zum Sitzen und legt seinen Kopf an meine Schulter. Ich reibe meine Wange zärtlich an der seinen und küsse ihn sanft auf die Stirn. Wir halten uns gegenseitig in den Armen und versuchen zu Atem zu kommen und mit den Nachwehen unserer Höhepunkte fertig zu werden.

Die Musik ist verstummt.

„Ich hab da was vorbereitet – dort hinten“, murmelt er und sein Kopf ruckt schwach in die entsprechende Richtung. „Aber ich bin zu geschafft, jetzt dort hin zu kommen.“

„Hmm“, brumme ich nur.

Dann nehme ich ihn noch fester in die Arme und irgendwie gelingt es mir, mich mit ihm aufzurichten. Ich trage ihn so in die angezeigte Richtung und stoße hinter einem Vorhang auf einen Haufen Kissen, die zum Kuscheln einladen. Ich lasse Holy Harry vorsichtig darauf hinunter und lege mich zu ihm.

Sofort hat er sich an mich geschmiegt und seinen Kopf an meiner Halsbeuge geborgen.

„Dass das so gut wird, hätte ich nicht gedacht“, murmelt er zufrieden.

„Ich auch nicht, Kleiner, ich auch nicht“, gebe ich wahrheitsgemäß zurück.

„Danke“, kommt es mit einem Gähnen. „Hab dich lieb.“

„Ich hab dir zu danken und ich hab dich auch lieb.“

„Wir können hier schlafen“, meint er noch. „Es ist sicher.“

„Gut“, brumme ich nur und denke, dass ich es sicher heute nicht mehr bis in meine Verliese zurück geschafft hätte.

Wir wühlen uns in den Kissenberg hinein, kuscheln uns aneinander, tauschen noch ein paar kleine Küsschen und Streicheleinheiten aus, bis wir dann unvermittelt eingeschlafen sind...
 

###Soll ich die beiden zum Einkaufen in die Muggelwelt schicken? Vielleicht könnten sie ja bei einem Sex Shop vorbei kommen?

Ideen werden gerne entgegengenommen! – Ich werde allerdings kein Sado-Maso schreiben oder Master Slave!!!###

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Im Refugium

Im Refugium
 

#Weiter geht es mit den Büchern, die Harry in Hogsmeade aufgetrieben hat#
 

Severus

Ich kann nirgendwo so gut schlafen wie neben meinem Kleinen und das wiederum ist nirgends so erholsam, wie im Refugium. Keiner weckt uns dort und wir können endlich mal so lange schlafen, wie wir wollen. Es hat schon seine Vorteile für einen chronisch Schlafslosen wie mich...

Die gestrige Nacht war mal wieder hart und noch nicht mal meine Tränke können die Schmerzen vollständig beseitigen. Doch es ist nur mein Körper, der verletzt wurde – meine Seele konnte es dieses Mal nicht berühren und das verdanke ich Holy Harry.

Er war die ganze Zeit in meinem Kopf und hat mir ‚gut zugeredet’ – so könnte man es wenigstens nennen.

Es ist weiteres Nachdenken wert, dass wir jetzt sozusagen telepathisch miteinander sprechen können. Irgendwie erwartet hatten wir das ja, aber wenn es wirklich so weit kommt, dann ist das doch etwas ganz anderes. Es hat nichts mit Occlumentik zu tun, denn es liegt kein Zwang darin – es ist einfach nur wie Sprechen, aber ohne Worte und Gefühle werden ebenfalls übertragen.

Dann muss ich dringen weiter über unsere Flügel nachdenken, aber vielleicht gibt dieses Buch etwas darüber her, das Harry in Hogsmeade aufgerieben hat – in Hogwarts war nämlich nichts darüber zu finden.

Der Kleine schläft noch neben mir, dicht an mich gekuschelt. Er war für mich da, als ich ihn am dringendsten brauchte – etwas, das ich nicht von vielen Menschen sagen könnte und das rechne ich ihm verdammt hoch an.

Ich weis, dass ihn niemand daran hindern kann, sich gegen Voldemort zu stellen, wenn es mal soweit ist, aber ich nehme mir fest vor, dabei an seiner Seite zu stehen. Ich bin mir bewusst, dass ich alleine nichts gegen den Dunklen Lord ausrichten kann, aber irgendwie bin ich mir sicher, es mit Holy Harry gemeinsam zu schaffen. Gleichgewicht hin oder her Voldemort muss wirklich vernichtet werden – er richtet einfach zu viel Übles an.

Harry beginnt sich neben mir verschlafen zu bewegen, kuschelt sich noch ein wenig fester an mich und schiebt unbewusst ein Knie zwischen meine Beine. Mich wundert immer noch, dass ich in der Lange bin, ihn so dicht an mich heran zu lassen und ihm so sehr zu vertrauen, ohne wenn und aber.

„Schon wach?“ nuschelt er gegen meine Schulter und ein weites Gähnen ertönt.

„Hmhm“, brumme ich nur.

„Frühstück?“

„Auf jeden Fall Kaffee.“

„Gut“, gähnt er erneut. „Den brauch ich auch.“

Er richtet sich ein wenig auf und streckt sich wie eine Katze nach allen Richtungen.

„Können wir bitte Frühstück haben?“ fragt er in den Raum hinein und sofort erscheint ein köstlich gedeckter Tisch. „Danke“, murmelt er darauf hin.

Er krabbelt aus dem Bett und schlüpft nur in T-Shirt und Shorts. Seine verwuschelten Haare stehen nach allen Seiten ab und lassen ihn sehr jung und niedlich aussehen. Barfuss schlappt er zu dem Tisch hinüber und lässt sich träge in einen der Sessel dahinter fallen.

„Kommst du?“ fragt er zu mir herüber und ich nicke nur.

Im Gegensatz zu ihm ziehe ich mich vollkommen an, nur auf die Schuhe verzichte ich. Hier ist es warm genug, um barfuss zu gehen und hin und wieder mache ich das auch ganz gern. Dann setze ich mich in den anderen Stuhl und mache mich über den Kaffee her. Ohne einen solchen bin ich am Morgen nur ein halber Mensch und der hier ist erstklassig. So stark und schwarz, wie ich ihn liebe. Auch dem Rest des Frühstücks schenke ich heute zur Abwechslung mal Beachtung, denn das Festmahl gestern war nichts für mich und so habe ich seit einer ganzen Weile nichts mehr zu mir genommen.

Auch mein Kleiner macht sich über die frischen Hörnchen her und lässt es sich schmecken.

„Was wollen wir jetzt machen?“ mampft er unter den Krümeln heraus.

„Das französische Buch, das du angeschleppt hast. Wir müssen dingend mehr über unsere Flügel erfahren – das gestern wäre beinahe schief gegangen, als ich einen Crucio abbekam.“

„Das hab ich gespürt“, wirft er ein. „Warum schreist du eigentlich nicht, wenn sie dich so foltern?“

„Zu stolz“, murmle ich. „Ich will ihnen nicht die Genugtuung geben, dass sie mich verletzen können.“

„Aber sie tun es“, gibt er trocken zurück. „Und zwar sehr und auch jedes Mal.“

Ich zucke nur die Achseln.

„Man gewöhnt sich an alles“, erwidere ich nüchtern.

„An sowas sollte man sich nie gewöhnen müssen“, meint er nur und kaut weiter an seinem Hörnchen.

„Die Flügel“, setze ich wieder ein. „Ich konnte spüren, wie sie sich bei den Schmerzen unter meiner Haut zu winden begannen und heraus wollten. Ich weis nicht, wie ich sie zurückhalten konnte – und später – nach diesen unguten Ereignissen, die du so erträglich – und mehr als das - gemacht hast, da wollten sie wieder heraus...“

„Meine haben sich den ganzen Abend nicht gerührt“, wirft er ein. „Ich glaube sie kommen nur, wenn ich sie rufe oder wenn ich mit dir schlafe und dabei die Kontrolle über mich verliere.“

„Hmm“, brumme ich nachdenklich. „Trotzdem – wir müssen einfach mehr wissen. Es ist sehr gefährlich, sich auf blose Spekulationen zu verlassen.“

„Du hast den Titel übersetzt“, sagt er. „Ich gehe also davon aus, dass du die Sprache kannst.“

„Fließend, wenn auch mir Akzent“, gebe ich zurück.

„Gut, dann lies mir bitte das Buch vor“, bittet er mich und winkt es in seine Hand.

Mit einem weiteren Wink hat er Platz am Tisch geschaffen und legt es so darauf, dass wir beide hineinsehen können.
 

###
 

Harry

Er liegt mal wieder vollkommen richtig, wir müssen mehr über unsere Flügel erfahren und so fordere ich ihn auf, mir den französischen Text zu übersetzen.

Er tut es auch:

„Es gibt intelligente Wesen, die werden mit Flügeln geboren, doch die meisten von ihnen sind nur in der magischen Welt sichtbar. Flügel deuten oft auf besondere Bestimmungen oder Eigenschaften hin, Nicht alle können damit fliegen und es wird vermutet, dass einige Rassen im Lauf der Jahrhunderte degeneriert sind oder diese spezielle Eigenschaft verloren haben oder sie aufgeben mussten, um unauffällig leben zu können...“

„Na ja“, meine ich. „Das ist ja noch recht allgemein.“

„Du hast Recht, das ist ja noch nicht sehr ergiebig“, erwidert er und blättert ein paar Seiten weiter, während er sie überfliegt. „Hier steht nur was über geflügelte magische Wesen, wie Elfen und Feen.“

„Nun dafür halte ich uns beide sicher nicht“, entgegne ich trocken. „Schau weiter, ob du was über Engel oder Dämonen findest.“

Er brummt nur und macht.

„Ah hier“, meint er schließlich. „Außer den sogenannten Engeln, tragen auch die Dämonen Schwingen, doch beide Arten von Wesen wurden in geschichtlicher Zeit nicht mehr auf Erden gesehen – auch wenn es manchmal von Muggeln behauptet wird, gibt es keine gesicherte Erkenntnisse darüber.

Allerdings tragen die ‚Gefährten des Gleichgewichts’ – zwei mystische Wesenheiten...“

„So mystisch komme ich mir aber nicht vor“, maule ich. „Angeblich bin ich einer, genau wie du und wir haben mit Sicherheit Flügel, auch wenn sie uns tätowiert wurden und wir nicht damit geboren sind.“

Er brummt ein wenig, macht dann aber einfach weiter mit seiner Übersetzung.

„...zwei mystische Wesenheiten, ebenfalls Flügel, die ihnen aber tätowiert wurden. – Da hast du´s! – Diese Tätowierungen sollen unter bestimmten Umständen real werden – Jetzt wird´s interessant – Sie können zum einen durch ein Zauberwort zum Erscheinen und Verschwinden gebracht werden – nun das wissen wir ja, dass das klappt – sie sollen aber auch durch blose Willenskraft kontrolliert werden können, was aber einiges an Übung bedarf – Na ja zum Verschwinden gebracht haben wir sie ja schon so, aber ich will wissen, wie man verhindert, dass wie unfreiwillig auftauchen...“

Er benimmt sich im Augenblick, wie ein ungeduldiges kleines Kind und ich denke, er weis es auch. Ich setze mich zu ihm auf die Sessellehne und lehne mich an ihn, streichele seinen Rücken und beruhige ihn damit ein wenig. Er brummt leise in sich hinein und übersetzt dann weiter.

„...enorme Schmerzen oder große Lust sollen die Flügel einfach herausspringen lassen. Es ist nicht bekannt, wie man das verhindern kann, aber vermutlich kann es durch ein hohes Maß an Willenskraft und Konzentration bewerkstelligt werden – ich möchte mal sehen, wie der sich konzentrieren will, wenn er grade kommt oder wenn Voldemort den Crucio auf ihn hetzt“, kommentiert Severus grummelig.

„Ersteres spielt nicht wirklich eine Rolle“, erwidere ich. „Im Gegenteil, es ist wunderschön, wenn das passiert und gegen letzteres wird es schon ein Mittel geben – vielleicht kann man die Flügel ja auch zeitweise versiegeln oder so.“

Er sieht mich mit hoch gezogener Augenbraue an.

„Also manchmal hast du wirklich blendende Ideen – wie denn?“ schnarrt er.

„Im ‚Buch von Licht und Schatten’ stand doch so ein Siegelzauber“, gebe ich trocken zurück. „Ich dachte ja, er sei für Orte wie Hogwarts oder so, aber vielleicht klappt er ja auch bei den Flügeln oder wenigstens ein ähnlicher.“

„Behalten wir das mal im Hinterkopf“, stimmt er zu und übersetzt weiter. „Diese Flügel der Gefährten sollen weiter wachsen, bis sie zum Fliegen geeignet sind, wenn sich die entsprechenden Personen weiter entwickeln – dann haben wir dieses Detail ja richtig erkannt, aber Fliegen?“

„Lies einfach weiter“, werfe ich ein. „Vielleicht kommt ja noch, wie das gehen soll. Ich stelle es mir jedenfalls cool vor, mit meinen eigenen Flügeln zu fliegen.“

„Du vielleicht“, nölt er. „Ich fliege nicht so gerne – noch nicht mal auf nem Besen – und dann ohne? Nee, brr – was wenn ich abstürze?“

„Stell dich nicht so an“, erwidere ich amüsiert. „Du gehst ja schließlich auch aufrecht, ohne dauernd auf die Nase zu fallen, oder? Soviel anders ist das auch nicht - meine Flügel fühlen sich nämlich nicht wirklich so anders an, als meine Beine.“

„Pft“, schnaubt er und steckt seine Nase wieder in das Buch. „Es heißt, ihnen wurden diese Flügel verleihen, damit sie ihrer Aufgabe – der Erhaltung des Gleichgewichts – gerecht werden können. Sie müssen schnell von einem Ort zum anderen kommen können – Wozu kann man dann apparieren oder Portschlüssel benutzen?“

„Nicht jeder kann apparieren“, meine ich. „Und in Hogwarts ist da ja wohl auch keine Option und die Sache mit den Portschlüsseln ist ja wohl höhere Magie und das Ministerium sieht es ja wohl nicht so gern, wenn man sie einfach so herstellt und benutzt – Fudge war damals im Ministerium auf jeden Fall ziemlich sauer auf Dumbledore, als der für mich einen verzaubert hat, dass ich schnell wieder zurück nach Hogwarts kann.“

„Ich denke, die Gefährten sind mächtig genug, um beides zu können“, lästert er.

„Was das Apparieren betrifft, hast du Recht, das kann ich, auch wenn ich immer noch nicht die Lizenz dazu habe“, gebe ich zurück. „Aber einen Portschlüssel kann ich nicht verzaubern.“

„Es dauert keine fünf Minuten, dir das beizubringen“, erwidert er trocken. „Wenn du willst, kann ich dir das nachher zeigen – aber besser erst in Hogwarts – ich weis nicht, wie ein Portschlüssel auf diesen seltsamen zeitlosen Ort hier reagieren würde.“

„Ja, mach das“, meine ich nur und fordere ihn mit einem Streicheln am Rücken auf, mit dem Buch weiter zu machen.

Er nickt nur und wendet sich wieder den vergilbten Seiten zu.

„Das Fliegen mit den Flügeln muss erlernt werden, so heißt es, wie man das Fliegen auf einem Besen erst lernen muss – Dann solltest du damit wirklich keine Probleme haben, denn einen Besen konntest du ja schon fliegen, kaum dass du einen zwischen den Beinen hattest – Es wäre wohl eine gute Idee, große, flugfähige Vögel zu beobachten, um es richtig zu erlernen, aber es ist wahrscheinlich, dass man einen zusätzlichen Zauber dazu benötigt, denn die Logik besagt, dass Schwingen, die stark genug sind, um einen Menschen zu tragen, eine enorme Spannweite haben müssten (A/N nagelt mich nicht fest, aber jemand hat glaube ich mal ausgerechnet, dass jeder Flügel um die 5 m haben müsste. Aber ich habe auch Paraglider und Drachenflieger im Kopf, auch wenn die eher schweben als fliegen – nehmen wir also Magie, dann haut es sicher hin).“

„Toll und was?“ meine ich. „Wingardium Leviosa?“

„Sollte man besser nicht auf ein Lebewesen anwenden“, gibt er ganz der Lehrer zurück. „Kommt nicht unbedingt so gut, er lässt sich nämlich nicht steuern – aber es gibt durchaus auch Schwebezauber für Menschen, auch wenn die nicht gern gesehen werden, könnte ja ein Muggel mitbekommen und anfangen dumme Fragen zu stellen.“

„Pft – Fudge und seine Narren“, brumme ich unwillig.

Ich kann den Typen einfach nicht ausstehen und ich weis, dass auch Severus ihn nicht mag.

„Nun, für uns dürfte der Aviator Zauber durchaus geeignet sein, auch wenn ich ihn aus verständlichen Gründen noch nie auf mich angewendet habe.“

„Ah ja, du hast ja gesagt, dass du nicht gerne fliegst“, grinse ich nur.
 

###
 

Severus

Nein, ich fliege wirklich nicht gerne, aber muss er mir das unbedingt so unter die Nase reiben? Bevor ich mich zu sehr ärgere, übersetze ich lieber weiter.

„Die beiden Gefährten werden als Engel und Dämon bezeichnet, da der eine gefiederte Flügel hat und der andere lederne Schwingen. Sie sollen auch dem Charakter solcher Wesen entsprechen, auch wenn es falsch wäre, den einen pauschal als gut und den anderen als böse zu bezeichnen...“

„Häh?“ platze ich heraus. „Hast du da jetzt was überlesen.“

„Nicht wirklich“, gibt er zurück. „Aber da fehlen wohl ein paar Seiten.“

„Na toll“, meine ich und verdrehe die Augen.

Wahrscheinlich fehlen da genau die Seiten, wo mehr über das Fliegen gestanden wäre. „Dann mach eben da weiter.“

Er nimmt einen Schluck von seinem inzwischen kalt gewordenen Kaffee und übersetzt dann weiter.

„...sie sind der helle und der dunkle Teil eines Ganzen“, macht er weiter. „Nur gemeinsam können sie ihr Ziel erreichen – na das stand ja auch schon im eisernen Buch ... viel steht hier nicht mehr, nur über solche Gefährtenpaare mit viel ‚hätte und könnte und sollte’ ... der Autor ist sich wohl auch nicht sicher.“

„Na ja aber wenigstens habe wir ein bisschen mehr über die Flügel erfahren“, meine ich. „Ist ja auch schon was.“

„Weist du, Kleiner“, erwidert er. „Ich mag es nicht besonders, Informationen so Häppchenweise zu bekommen.“

„Ich auch nicht, aber jedes Wissen ist in dieser Hinsicht besser als gar keins“, entgegne ich. „Immerhin wissen wir, dass wir uns nicht eingebildet haben, dass die Flügel gewachsen sind und wir wissen auch, dass sie wirklich zum Fliegen gedacht sind. Vielleicht kannst du sie auch zurückhalten, wenn du dich die ganze Zeit fest auf den Zauber konzentrierst, der die zum Verschwinden bringt.“

„Denk du mal an Zauberformeln, wenn du dich grade unter einem Crucio windest“, murrt er und ich gebe ihm einen kleinen Kuss, um ihn zu beruhigen.

„Ich weis, dass es schwer ist, aber du hast einen sehr starken Willen“, meine ich beschwichtigend. „Wenn du den nicht hättest, hättest du schon längst aufgegeben, nur um das nicht länger ertragen zu müssen.“

Er brummt nur unbestimmt und ich so nehme ich das andere Buch, um ihn ein wenig abzulenken.

„Über die Gültigkeit von Prophezeiungen“, beginne ich ihm vorzulesen. Er hat jetzt lange genug gesprochen und nun bin ich dran. „Man kann davon ausgehen, dass es nur sehr wenige echte Propheten gibt, Seher sind häufiger, aber sie verstehen nicht immer richtig, was sie sehen und neigen dazu, es aus ihren Erfahrungen heraus zu interpretieren. Fällt ein Seher in Trance, kann er sich häufig hinterher nicht mehr an seine Worte erinnern, doch während der Trance ist er immer noch ein Produkt seiner Umwelt und dessen, was er bereits erlebt hat.

Die Worte einer Vorhersage haben fast immer mehrere Bedeutungsebenen und man sollte nicht davon ausgehen, dass sie sich deutlich ausdrückt. So wurde einem antiken König geweissagt, dass wenn er Krieg führe, würde er ein großes Volk vernichten und als er es dann in der Hoffung auf einen ruhmreichen Sieg tat, war es sein eigenes Volk, das vernichtet wurde.

Prophezeiungen neigen dazu, undeutlich zu sein, um sich nicht selbst zu negieren, gleichzeitig neigen sie dazu, sich zu erfüllen, wenn nur genügend Menschen daran glauben.

Natürlich gibt es auch unter den Sehern einige, die Scharlatane sind und sich nur aufspielen wollen. Manche ertasten sogar die Gedanken und Erinnerungen ihrer Kunden, um daraus die Zukunft abzuleiten. Ein echter Seher kann jedoch nichts für oder wider seine Gabe und manch einem ist es alles andere als angenehm, Visionen zu haben. Diese können sehr kraftraubend sein und nicht selten fällt das Medium hinterher in Bewusstlosigkeit.

Einige versuchen ihre Gabe mit Rauschmitteln oder Tränken zu fördern, wobei deren Wirksamkeit bezweifelt werden muss – meist erreichen sie genau das Gegenteil davon ihr inneres Auge zu klären.

Wie kann man nun eine echte Prophezeiung von einer falschen unterscheiden?

Die meisten echten werden in einer wirklichen Trance gesprochen, aber leider gibt es auch begnadete Schauspieler und es ist von einem Laien kaum zu unterscheiden. Man kann pauschal sagen, dass jene Prophezeiungen echt waren, die eingetroffen sind – leider hilft das hinterher nicht mehr viel...“

„Pause, Kleiner“, kommt es von Severus. „Das relativiert das Ganze doch ein wenig.“

„Tut es“, erwidere ich. „Aber ich weis, wie Trelawney klingt, wenn sie nur spinnt oder dicht ist und ich weis wie sie klingt, wenn sie eine echte Vision hat. Ersteres ist nur albern und nervig, aber letzteres ist echt gruselig.“

„Wo hast du denn schon mal eine echte Vision von der alten Schleiermotte gehört?“ will er neugierig wissen.

„In jener Nacht, als Sirius aus Hogwarts geflohen ist“, gebe ich zurück. „Da hat sie vorhergesagt, dass Wurmschwanz losziehen wird, um Voldemort zu finden – wie wir beide nur zu genau wissen, hat er das auch getan.“

„Oh“, meint er nur.

„Weist du, ich muss sowas echt nicht nochmal von ihr hören“, murmle ich. „Wie die dabei klingt und aussieht und sich benimmt, ist echt heftig.“

„Und du bist dir sicher, dass sie dir nichts vorgespielt hat?“ fragt er misstrauisch nach.

„Ganz sicher“, entgegne ich. „Sie hat es hinterher geleugnet und dachte nur, ich sei eingeschlafen – und glaub mir, das war ich sicher nicht!“

Er brummt nur.

„Nun“, meint er. „Dann sollten wir wohl besser davon ausgehen, dass die Prophezeiung über dich und Voldemort der Wahrheit entspricht.“

„Das ist ja das Schlimme“, gebe ich zurück. „Es ist vollkommen egal, was wir glauben – Voldemort glaubt daran und versucht daher schon seit sechzehn Jahren, mir den Gar aus zu machen – wenn dann Ruhe wäre, würde ich mich ja sogar von ihm umlegen lassen, aber er will mich ja nur erledigen, weil ihm dann keiner mehr im Weg steht und er ungestört weiter nach absoluter Macht streben kann. Die Waage würde nach der Dunklen Seite kippen und das Gleichgewicht wäre nicht nur gestört, sondern zerstört – ich will die ganzen Konsequenzen erst gar nicht überdenken, sollte das passieren...“

„Aber was ist, wenn Dumbledore siegt?“ wirft er ein.

„Dann gibt es immer noch genug von denen, die den dunklen Künsten nacheifern und danach handeln“, erwidere ich. „Ich will nicht größenwahnsinnig klingen, aber wenn Dumbledore fällt und ich mit ihm, dann kann keiner mehr Voldemort aufhalten.“

„Oh komm, Kleiner, krieg dich wieder ein“, brummt er und nimmt mich fest in den Arm. „Der Orden ist auch noch da...“

„Und wird wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner rumlaufen, wenn ihn keiner mehr führt“, ende ich.

„Und was glaubst du, ist mit den Todessern, wenn Voldemort fällt?“ fragt er weiter.

„Die werden sich schnell wieder um den oder auch die Stärksten unter ihnen organisieren ... und einfach weiter machen – war ja vor sechzehn Jahren auch nicht anders.“

„Das klingt ja fast, als könne es nie Frieden geben“, erwidert er und klingt wie ein Advocatus Diaboli.

„Doch, kann es, wenn jeder den anderen lässt, so wie er will, solange er keinem damit schadet“, entgegne ich. „Ich schätze, das wird dann unsere wahre Aufgabe sein, wenn die Zeit gekommen ist – so eine Welt zu schaffen.“

„Oh ja“, brummt er spöttisch. „Du machst Himmel und Erde und ich mache die Menschen, Pflanzen und Tiere – ich hoffe nur, du hast für uns dazu mehr als sieben Tage eingeplant.“

Damit bringt er mich zum Lachen und auch wieder auf den Boden der Realität zurück. Ich knuffe ihn in den Oberarm und er beginnt mich gründlich durch zu knuddeln. Schon bald muss ich atemlos vor Kichern regelrecht nach Luft schnappen und würde um Gnade bitten, wenn ich mit ihm nicht dasselbe anstellen würde.
 

###
 

Severus

So düstere Dinge mag ich eigentlich nicht von ihm hören, auch wenn seine Gedanken durchaus berechtigt sind. Aber wie kommt er nur auf die Idee, dass wir beide eine ganze Welt regieren können. Ich für meinen Teil habe da so gar keine Begabung dazu und ziehe alle Mal meine Ruhe vor. Sicher sollte Voldemort beseitigt werden, aber danach gibt es sicher Leute, die besser geeignet sein, sich um alles zu kümmern. Auch wenn eine Stimme in mir mich dringend warnt, ich sei ein Gefährte des Gleichgewichts und es sei meine Aufgabe, ebendies zu wahren.

Allerdings sind solche Gedanken auch später noch früh genug und ich brauche jetzt dringend Entspannung und auch eine kleine Ablenkung – ich schätze Holy Harry braucht sie auch und so beginne ich nach einer sehr spöttischen Bemerkung, ihn gründlich zu knuddeln.

Er quietscht auf und beginnt mich zu kitzeln, ich revangiere mich und gebe ihm alles auf Sickel und Galleone zurück.

Schon bald sitzen wir nicht mehr am Sessel, sondern rollen uns wild über den Boden und rangeln heftig miteinander. Jeder versucht den anderen unter sich zu bringen und ihn bewegungsunfähig zu machen. Ich bin der Stärkere, aber Harry ist der Flinkere und so sieht es lange Zeit unentschieden aus.

Ich habe meine Hände um seine Handgelenke gelegt, um ihn daran zu hindern, mich weiter zu kitzeln und er hat seine Beine um die meinen geschlungen, damit ich ihn nicht unter mich bringen kann. Wir liegen seitlich nebeneinander am Boden und er zerrt an seinen Händen, um sie frei zu bekommen und ich muss seine Beine ganz schön unter Kontrolle halten, damit er mich nicht treten kann.

Plötzlich schnellt sein Kopf auf mich zu und er drückt mir einen raschen Kuss auf die Lippen.

Hmm – das schmeckt nach mehr. Ich ziehe ihn an den Handgelenken dichter an mich ran und eins seiner Beine schlingt sich nun über meine Hüfte. Er drückt sein Becken gegen das meine und ich sehe, dass ihn diese kleine Spielerei nicht kalt gelassen hat. Seine Armmuskeln geben nach und ich halte es für ungefährlich, ihn loszulassen. Seine Hände rutschen hinunter und seine Finger schleichen sich um meine Taille. Er kuschelt seinen Kopf an meine Halsbeuge und beginnt zu schnurren.

„Hey, Katerchen“, meine ich mit einem amüsierten Lächeln. „Will du wieder ne Runde schmusen?“

„Purr“, gibt er von sich und reibt seinen Kopf an mir.

„Ah ja“, raune ich erheitert. „Ein paar ausführliche Streicheleinheiten erwünscht?“

„Purr.“

„Soll ich das Katerchen ein wenig im Nacken kraulen?“ frage ich und fange schon mal damit an.

„Purr, Purr...“

„Und ein bisschen am Köpfchen?“

„Purr.“

„Vielleicht auch hinter den Ohren?“

„Ieks, Sev, da bin ich kitzelig.“

„Du kannst ja doch noch reden“, spotte ich. „Ich dachte schon, du willst nur noch schnurren.“

„Vielleicht sollte ich dich ja ein bisschen putzen“, meint er und seine Zunge streicht über mein Kinn.

„Hey, du kleiner Frechdachs“, gebe ich zurück und wuschle sein Haar.

Mit einer einzigen fließenden Bewegung ist er über mir und hat mich auf den Rücken gedreht. Aber anstatt seine Überlegenheit auszunützen, kuschelt er sich nur an meine Brust. Er schiebt eins seiner Beine zwischen die meinen und das anderer schmiegt er angewinkelt an das meine Seite. Seine Arme samt Händen hat er unter meine Schultern geschoben.

„Ah ja – und das findest du jetzt bequem, oder?“ schnaube ich.

„Oh ja – du nicht?“

„Du liegst ja weich“, beschwere ich mich. „Ich hab den harten Boden im Rücken.“

„Purr“, gibt er nur wieder von sich und ruckelt ein wenig auf mir hin und her, um es sich noch angenehmer zu machen.

„Bengel.“

Ich schlinge einfach meine Arme um ihn und schmiege meine Wange in sein Haar. Es ist nicht wirklich bequem, aber es fühlt sich gut an, ihn so an mir zu spüren. So erwachsen er in vieler Hinsicht bereits werden musste, so steckt doch noch etwas von einem verspielten kleinen Jungen in ihm, das hin und wieder rauskommt – so wie jetzt. Ich glaube, er hatte als Kind nie jemanden mit dem er einfach nur harmlos rangeln konnte – nicht, dass ich einen gehabt hätte – und so holen wir das wohl beide etwas nach.

„Na komm“, meine ich nach einer Weile. als mein Rücken anfängt mir wehzutun. „Lass uns das am Sofa fortsetzen.“

„Gut“, erwidert er einfach, steht auf und streckt mir die Hand hin, um mir hoch zu helfen.

Ich lasse mich von ihm auf die Beine ziehen und schneller als er schauen kann, habe ich ihn auf meinen Armen und trage ihn zum Sofa hinüber. Dort setze ich mich einfach mit ihm auf dem Schoß hin. Er lässt seine Beine über meine Schenkel hängen und lehnt sich wieder an mich.

„Und was machen wir jetzt mit dem angebrochenen Tag?“ fragt er.

„Weis nicht – Willst du weiter lesen?“

„Oder du die Trankbücher ausprobieren.“

„Die laufen mir nicht davon“, meine ich nur und habe im Augenblick nicht die geringste Lust dazu.

Ich will einfach nur träge mit Holy Harry in meiner Nähe irgendwo rumhängen und genießen, dass er bei mir ist.

„Hast du noch Schmerzen?“ will er wissen.

„Nicht im Moment, aber ich will ehrlich mit dir sein, ich weis nicht, wie lange ich das noch durchstehe.“

„Dann gehst du einfach nicht mehr hin“, erwidert er bestimmt. „Soll der Alte sich doch einen anderen Dummen suchen.“

„So einfach ist das nicht, Kleiner“, gebe ich nüchtern zurück. „Ich bin ihm noch so einiges schuldig.“

„Ich denke, du hast deine Schulden bei ihm schon längst bezahlt“, meint er bestimmt. „Wenn du dir in seinem Auftrag immer wieder solche scheußlichen Dinge musstest antun lassen.“

„Davon weis er nichts!“ platze ich heraus. „Und er darf es auch nie erfahren.“

„Ach ja, aber er darf dich immer wieder dort hin schicken, oder Sev“, knurrt er. „Da ist nicht fair – was auch immer du früher angestellt haben magst – es ist nicht fair, dich dafür so leiden zu lassen und noch nicht mal danach zu fragen.“

„Oh, er fragt durchaus. Er bekommt nur keine Antwort.“

„Wie heißt es so schön: Keine Antwort ist auch eine Antwort – er müsste es wissen, wenigstens, dass du ihm gewisse Einzelheiten verheimlichst – ich glaube eher, er will es gar nicht wissen und beschwichtigt sein Gewissen mit Notwendigkeiten und dem Vorwand, dass es dir so schlecht ja nicht gehen kann, wenn du dich nicht beschwerst.“

„Ich glaube, du siehst ihn da zu düster. Er ist kein schlechter Mensch.“

„Nein, nicht wirklich und das weis ich auch, aber er ist ein alter Mann geworden, der gewisse Dinge aus den Augen verloren hat, die ihm wichtig sein sollten.“

„Er hat viel zu tun und ist der Meinung, er müsse die Welt des Lichts retten.“

„Und dabei seine Mitstreiter auf der Strecke bleiben lassen, Severus?“

„Wie meinst du das?“

„Cedric starb, obwohl es eigentlich mich treffen sollte. Warum wurde das alles nicht besser kontrolliert? Sirius starb – wollte er ihn durch den Hausarrest nur schützen? Er hätte ihn besser kennen müssen, als zu glauben, dass der stillhält, wenn ich in Gefahr bin! Und warum hat er mir nicht alles gesagt? Es wäre nie so weit gekommen, wenn ich Bescheid gewusst hätte.

Wirst du vielleicht der nächste sein, den es erwischt, nur weil er diese verdammten Informationen braucht?“

„Harry...“

„Nichts, Harry ... ist doch so!“
 

###
 

Harry

Nein, ich will sicher nicht, dass auch er noch an dieser unseligen Angelegenheit zu Grunde geht. Ich habe nicht wirklich mit ihm darüber gesprochen, was ihm immer wieder zustößt, wenn er zu Voldemort geht und ich bin mir auch sicher, dass er mir nicht mehr darüber sagen wird, als ich sowieso schon weis oder auch nur ahne.

Er nimmt mich noch fester in den Arm und ich bekomme keine weitere Antwort von ihm. Wahrscheinlich hat er nicht wirklich eine, wahrscheinlich will er selbst das alles nicht wirklich und wahrscheinlich braucht er nur einen Schubs, um es nie wieder zu tun...

„Nicht, Keiner“, murmelt er schließlich. „Ich will das nicht, aber ich muss es doch tun...“

„Musst du nicht“, erwidere ich trotzig. „Du musst dich nicht opfern...“

„Ach Harry“, seufzt er nur und drückt mir einen Kuss auf die Lippen.

Auch wenn ich weis, dass er mich damit nur ablenken will, gehe ich darauf ein, denn ich weis, dass er das jetzt braucht, um mit all dem fertig zu werden. Ich beginne seinen Bauch zu streicheln und schmiege mich wortlos an ihn.

„Hab dich lieb“, meine ich leise. „Und ich will dich einfach nicht verlieren.“

„Ich dich auch nicht“, gibt er zurück und seine Lippen graben sich in mein Haar.

Dann verirren sich seine Finger unter meinem Shirt und streicheln über meine nackte Haut. Auch meine Hände suchen sich einen Weg unter sein Hemd und es ist, als wollten wie all die Bedrohungen in unserer Liebe ertränken. Schnell habe ich ihn von seinem Hemd befreit und mein Mund wandert über seine glatte, leicht behaarte Brust. Tausend kleine Küsse drücke ich ihm auf und verliere mich geradezu in diesen Zärtlichkeiten.

Auch er zieht mir mein Shirt über den Kopf und seine Wange legt sich kosend an meinen Rücken. Wir liebkosen und streicheln uns ausführlich. Bald sind auch seine Hose und meine Shorts verschwunden. Wir zwängen und nebeneinander aufs Sofa und es stört mich nicht im Geringsten, wie eng das hier ist.

Ich streichle über seinen Po und er zuckt zusammen.

„Heute nicht, Kleiner, OK?“ nuschelt er ein wenig erstickt gegen meine Haut.

„OK“, gebe ich ebenso leise zurück und drehe mich mit dem Rücken zu ihm.

Wenn er sich nicht so von mir anfassen lassen will, dann soll er eben vollkommen die Führung übernehmen und ich lasse meine Hände von ihm.

Er schmiegt seinen Kopf an meinen Hals und küsst die dünne Haut an dieser Stelle.

„Sorry“, murmelt er immer wieder zwischen den Küssen. „Sorry.“

„Gibt nichts zu entschuldigen“, erwidere ich sanft. „Mach einfach.

Er schlingt seine Arme um mich und seine Hände wandern zwischen meine Beine, beginnen mich dort zu streicheln und zu reizen. Seine Vorderfront hat sich dicht an meine Rückseite geschmiegt und ich krieche regelrecht in ihn hinein. Seine Finger sind so geschickt und so sanft, dass ich einfach leise aufstöhnen muss.
 

###
 

Severus

Ich ertrage es heute nicht, wenn er mich direkt anfasst, auch wenn ich mich nicht wirklich an das erinnern kann, was die Todesser mit mir angestellt haben, mein Körper tut es nur zu gut.

Der Kleine scheint zu verstehen und schmiegt sich einfach nur mit dem Rücken an mich. Meine Finger verirren sich zwischen seine Beine und beginnen seine Härte zu liebkosen. Er streichelt einfach über das Haar an meinen Armen – immer ganz sacht und zärtlich auf und ab. Sein Po reibt sich ein wenig an meinem Becken und er erregt mich mit diesen Berührungen.

„Mach einfach; Sev“, schnurrt er. „Hab mich lieb.“

So eine einfache Bitte: ‚Hab mich lieb’ und ich werde mir alle Mühe geben sie ihm zu erfüllen.

Eine Hand bleibt an seinem besten Stück und massiert es sanft und begehrlich, die andere wandert über seine schmale Brust und beginnt seine Nippel zu kosen. Meine Lippen sind noch immer an seinem Hals und knabbern daran entlang. Wieder seufzt er leise und seine Finger liegen immer noch über den meinen, streicheln nun über meine Hände – oh so liebevoll...

Ich reibe meine Brust gegen seinen Rücken und kuschle mich an ihn. Sicher möchte ich mit ihm schlafen, aber dieses ‚ihm so nahe sein’, ist einfach nur wunderschön. Ich kann spüren, dass er mir vollkommen vertraut und mich einfach so gewähren lässt, wie ich es heute möchte.

Oh Merlin, dieser nackte Junge an meinem ebenso nackten Körper. Er wird in dieser Hinsicht nie etwas gegen meinen Willen tun, wird mir mit einem Mal klar. Ich kann ihm vertrauen, mich ihm hingeben, mich vollkommen in ihm verlieren und mich fallen lassen.

Meine Hand beginnt über seine Hüfte zu streicheln und über seinen Po und wieder seufzt er leise, schmiegt sich noch dichter an mich. Ein Bein hat er aufgestellt, um mir besseren Zugang zu gewähren und auch er lässt sich in mir fallen.

Meine Erregung presst sich immer fester an seine Spalte und ich weis nicht, wie lange ich mich noch zurückhalten kann. Ich reibe mich an ihm auf und ab und er kommt mir immer mehr entgegen. Vorsichtig lasse ich meine Hand dazwischen gleiten und beginne seine Rosette zu massieren. Oh ja, ich will ihn und er hat eindeutig keine Einwände dagegen.

„Mach einfach“, murmelt er erneut. „Du tust schon das Richtige.“
 

###
 

Harry

Ich will ihn in mir spüren und wenn ich ihm dafür die gesamte Initiative überlassen muss, dann soll dem eben so sein.

Sehr vorsichtig und beinahe gedankenverloren beginnt er mich zu weiten. Ich mag das sehr, was seine Finger da mit mir anstellen und nehme die Beine so weit auseinander, dass er keinerlei Probleme damit hat. Immer noch liegt seine Hand an meiner Härte und gleitet sacht daran auf und ab. Die Finger der anderen spielen verrucht an mir und ich presse mich noch fester an ihn. Ich will ihn tiefer spüren, will mehr von ihm...

Von irgendwoher besorgt er sich Gleitmittel und massiert es in mich ein. Ich wünschte, er wäre nicht schon wieder mal so übervorsichtig mit mir und würde mich einfach nehmen – Ich will ihn so sehr...

Dann greift er nach meinem Oberschenkel und zieht mein Bein nach oben gegen meine Brust. Wieder reibt er seine Erregung gegen meine Spalte, streift dabei immer wieder meinen Eingang, bringt mich dazu vor Verlangen zu wimmern. Immer wieder stupst seine Eichel neckend gegen meine Rosette und als ich es einfach nicht mehr aushalten kann, rucke ich gegen ihn und kann spüren, wie er sich mit einer einzigen Bewegung tief in mich versenkt.

Ich kann hören, wie er überrascht aufkeucht, sich aber fest gegen mich presst. Er verharrt einen Augenblick und beginnt sich schließlich unerträglich langsam in mir zu bewegen. Seine Hände hat er fest an meine Taille gelegt und steuert meine Bewegungen.

„Nicht so heftig“, murmelt er sehr leise. „Hab Geduld und genieße es.“

Und ich kann wirklich nichts anderes tun, als jeder einzelne seiner Bewegungen zu genießen. Immer wieder knuspern seine Zähne sanft und neckend an meiner Halsbeuge und er schickt damit heiße Schauder durch meinen Körper, bringt mich regelrecht erregt zum Beben.
 

###
 

Severus

Ich will mich so lange wie nur möglich in ihn versenken, seine Nähe spüren und seine tiefe Hingabe. Ob er wohl weis, was er mir jedes Mal für ein einzigartiges Geschenk damit macht, wenn wir miteinander schlafen?

Sehr langsam bewege ich mich in ihm vor und zurück und wünschte bei mir, es könne ewig dauern. Doch weder mein, noch sein Körper sind zu sowas in der Lage und so werden meine Bewegungen unmerklich schneller und verlangender. Auch wenn ich ihn immer noch ein wenig festhalte, beginnt sein Becken zu zucken und drängt sich immer wieder gegen mich.

Wir schaukeln uns gegenseitig hoch und schließlich prallen unsere Hüften heftig gegeneinander, wir keuchen und stöhnen, schwere Atemzüge zischen über unsere Lippen. Harrys Kopf ist nach hinten gefallen und liegt an meiner Schulter. Irgendwie gelingt es ihm mit seinen Lippen nach den meinen zu schnappen und mir einen kleinen Kuss nach dem anderen darauf zu pressen. Unsere Leiber glänzen vor Schweiß und reiben sich erregt aneinander.

Ich hämmere mich inzwischen nur noch so in ihn hinein und er erwidert jede einzelne Bewegung mit derselben Leidenschaft. Er stößt kleine, äußerst erregte Schreie aus und auch ich kann nicht mehr leise sein, tue es ihm gleich. Mit einem lauten, befreienden Schrei springen wir gleichzeitig über die Klippe und ich ergieße mich tief in ihm. Sein heißer Samen spritzt über meine Hand und wir können beide nur noch atemlos keuchen.

Ich lasse mich aus ihm heraus gleiten und er dreht sich zu mir um, schlingt seine Arme um mich und kuschelt sich dicht an mich.

„Danke“, raunt er. „Das hat so verdammt gut getan.“

„Das hat es“, gebe ich zurück und bin froh, dass er es mir auf diese Art gewährt hat.

Jetzt kann ich seine Umarmung, seine Berührung und auch das sachte Streicheln an meinem Rücken ertragen und sogar genießen. Die Flügel sind dieses Mal bei uns beiden im Rücken geblieben und da bin ich nicht böse darüber – vielleicht heißt das ja, dass wir langsam lernen sie zu kontrollieren.

Dann ertönt plötzlich ein Klacken und wir beide schrecken hoch.

„Was war das?“ platzt mein Kleiner heraus und ich werfe einen schnellen Blick durch den Raum.

„Die erste Tür hat sich geöffnet“, stelle ich erstaunt fest.

„Dann sollten wir wohl nachsehen, was dahinter liegt“, kommt es von Harry. Dann gähnt er weit. „Aber ich denke, das hat Zeit, bis wie eine kleine Runde geschlafen haben.“

Da hat er vollkommen Recht – wer müde ist, ist unvorsichtig und macht Fehler – und die können wir uns sicher nicht leisten.

Er kuschelt sich dicht an mich und ich schmiege mich an ihn, schlinge meine Atme behütend um seine Taille. Sein Kopf sucht seinen Stammplatz an meiner Schulter und schon ist er weggedöst – nicht dass ich mehr als zehn weitere Herzschläge benötige, um mich ihm anzuschließen...
 

###Im nächsten Kapitel werden unsere beiden das Refugium ein Stücken weit erforschen und wohl auch noch so einiges zu bereden haben.###
 

*

This Flight Tonight

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Fragen, Antworten und ein kleiner Ausraster

Fragen, Antworten und ein kleiner Ausraster
 

#Langsam werde ein paar Leute neugierig#
 

Harry

Ich bin eigentlich nur deshalb so schnell aus den Verliesen abgezischt, weil ich nicht wirklich gehen wollte und jede Sekunde, die ich noch länger geblieben wäre, wäre es mir noch schwerer gefallen doch noch zu gehen.

Leider hat Severus nämlich Recht – es muss sein. Noch bin ich hier Schüler und er ist mein Lehrer und so darf keiner wissen, dass wir zusammen sind.

Das Fliegen im Nachtraum war einfach nur wunderschön (ich will mich ein wenig von diesen trüben Gedanken ablenken). Eigenartiger Weise spüre ich nichts mehr vom Aviator in mir, er war bereits in dem Moment vollkommen verschwunden, als wir wieder ins Turmzimmer zurückgekehrt sind.

Es herrscht zwar per Definitionem keine Zeit im Refugium, aber ich schätze, in unseren Körpern tut sie das dennoch weiterhin – immerhin wird immer wieder betont, dass wir immer noch Menschen sind und daher auch den Naturgesetzen für solche unterliegen.

„Mr Potter“, reißt mich eine bekannte Stimme aus meiner nachdenklichen Versunkenheit auf dem Weg in den Gryffindor Turm.

„Professor McGonagall“, nehme ich sie zur Kenntnis.

„Wo kommen sie denn um diese Tageszeit her?“ will sie streng wissen.

„Aus den Verliesen“, erwidere ich geistesgegenwärtig. „Nachhilfe.“

„Ah ja“, schnaub sie ungläubig. „An Halloween? Ich glaube nicht, dass ihnen Professor Snape an einem Tag wie heute ‚Nachhilfe’ geben wird.“

„Ähm...“

Jetzt aber schnell denken, Harry. Durch die ‚Zeit’ im Refugium habe ich völlig vergessen, dass hier in Hogwarts immer noch Halloween ist.

„Wir hatten *schluck* einen Trank angesetzt, an dem weiter gearbeitet werden musste, wenn er nicht verderben sollte.“

Hoffentlich versteht sie von Tränken ebenso wenig, wie ich es früher tat und hoffentlich nimmt sie mir das jetzt auch so ab. Ich mag diese Frau wirklich, aber mit fadenscheinigen Ausreden kam ich noch nie bei ihr durch, auf ihre Art ist sie noch strenger als Severus...

„Sie sind sich doch wohl im Klaren“, erwidert sie auch prompt mit einem strengen und durchdringenden Blick. „Dass ich Professor Snape deswegen fragen werde?“

Ja, sowas dachte ich mir schon und muss mir alle Mühe geben, dass ich nicht zu schuldbewusst wirke. Diese Frau hat häufig eine solche Wirkung auf mich.

»Sev?« versuche ich meinen Partner mit meinem Geist zu erreichen und bekomme zum Glück auch eine wortlose Bestätigung, dass er mich hört. »McGonagall wird dich fragen, ob ich bei dir war. Ich hab gesagt, dass wir einen Trank fertig gebraut haben, der es nach einer gewissen Ruhezeit nötig hatte.«

Wieder bekomme ich nur eine wortlose Bestätigung, dass er mich decken wird.

„Ja, Professor“, erwidere ich McGonagall. „Sie können ihn gerne fragen.“

„Nun, dann Gute Nacht, Harry“, gibt sie ein wenig freundlicher zurück und winkt mich in Richtung Gryffindor Turm davon und mit einem artigen „Gute Nacht“, trolle ich mich auch und hoffe, dass ich mit meiner Story wirklich durchgekommen bin.
 

###
 

Severus

Da lässt er mich stehen, wie bestellt und nicht abgeholt – aber er hatte Recht, wenn er nicht so schnell verschwunden wäre, dann hätte ich ihn wohl kaum gehen lassen – Ich hätte es einfach nicht gekonnt.

Müde bin ich nicht besonders, wenn auch vom Fliegen und gewissen anderen Aktivitäten ein wenig erschöpft. Aber schlafen werde ich ohnehin nicht können, wenn mein Kleiner nicht neben mir liegt und so nehme ich mir einfach (nach Harrys geistiger Warnung vor Minerva – was mich aber nicht besonders kümmert, mit der werde ich schon fertig) die Trankbücher vor, die mir mein Kleiner angeschleppt hat und beginne ein wenig darin zu schmökern.

Doch lange soll ich wohl wirklich nicht meine Ruhe haben, denn das Feuer im Kamin beginnt schon bald grün zu flackern.

„Severus, mein Junge“, ertönt Albus nur zu bekannte überfreundliche Stimme. „Schläfst du schon?“

‚Und wenn dem so wäre, dann hättest du mich jetzt bestimmt aufgeweckt, ohne dir einer Schuld bewusst zu sein’, denke ich mürrisch.

Mein Kleiner fehlt mir und darunter leidet mal wieder meine Laune.

„Albus“, entgegne ich laut. „Was gibt es zu dieser nachtschlafenden Zeit?“

„War Harry bei dir?“ fragt er und ich weis, dass Minerva postwendend bei ihm beim Petzen war, nachdem sie den Kleinen in den Gängen gestellt hatte.

„Ja“, erwidere ich. „Potter musste noch einen Trank fertig brauen.“

So hatte er es vorgeschlagen und ich halte mich an seine Geschichte.

„Musste das denn mitten in der Halloween Nacht sein?“ will er vorwurfsvoll wissen. „Hatte das denn nicht bis morgen Zeit?“

„Nein, Albus“, entgegne ich. „Der Trank wäre bis dahin verdorben gewesen.“

Merlin, was kann ich doch lügen ohne rot zu werden. Immerhin existiert dieser Trank nur in meiner und Harrys Phantasie.

„Ich finde es wirklich anständig von dir, dem Jungen Sonderunterricht zu geben“, sagt er in diesem weisen Tonfall, der mich heute mal wieder auf die Palme bringt. „Aber verlange nicht zu viel von ihm. Heute war immerhin das Fest und du rufst ihn in die Verliese.“

Seine Stimme ist der personifizierte Vorwurf.

„Er war auf dem Fest“, gebe ich trocken zurück. „Und dort eindeutig so gelangweilt, dass ich es für eine gute Idee hielt, ihn von dort weg zu holen, bevor er irgendeine Dummheit anstellt.“

„Du hast es also aus reiner Herzensgüte getan?“ will er wissen und seine Augen funkeln verschmitzt in den grünen Flammen.

Ich schnaube nur abfällig.

„Lernt er denn wenigstens?“ fragt er weiter, als er keine Antwort von mir bekommt.

„Mühsam, sehr mühsam“, schnarre ich. „Ich hab es schon immer gesagt – berühmt sein allein reicht nicht.“

„Severus“, kommt es in einem tadelnden Tonfall zurück. „Dafür kann er doch nichts.“

Womit er mich erneut zum Schnauben bringt.

Ich weis das natürlich alles und in letzter Zeit habe ich es ja auch begriffen – wahrscheinlich mehr begriffen, als der Alte auch nur in seinen kühnsten Träumen ahnt. Hat er denn je wirklich Harry gesehen oder nur immer seinen ‚Goldjungen’, der für ihn den Dunklen Lord erledigen soll?

„Hast du in letzter Zeit wieder was von Voldemort gehört?“ reißt er mich aus meinen Gedanken.

„Nichts besonderes“, erwidere ich und lüge damit noch nicht mal. Das was mir das wieder zugestoßen ist, ist in seiner ganzen Grässlichkeit schon zu gewöhnlich geworden. „Seine üblichen Pläne, die Weltherrschaft zu übernehmen – wenn es mehr wäre, hätte ich dich bereits informiert.“

Er nickt nur und brummt zustimmend. Auch hier bekomme ich kein ‚Alles in Ordnung mit dir?’ zu hören und ich denke, Holy Harry hat recht – meine Schuld ist längst schon abgezahlt und ich werde nicht mehr zu diesem Monster gehen. In Hogwarts bin ich vor ihm sicher und den Alten kann ich mit Informationen der allgemeinen Art abspeisen. Viel zu sagen hatte ich ihm in letzter Zeit ohnehin nicht mehr – Ich erfahre nicht mehr viel, denn Voldemort vertraut mir nicht und dass ich noch länger den Prügelknaben, respektive die Hure, für ihn spiele, sehe ich nicht mehr ein.

„Nun gut“, kommt es vom Gesicht im Feuer. „Übertreib es nicht mit dem Jungen und sag Bescheid, wenn du was Neues erfährst.“

„Natürlich Albus“, erwidere ich und habe nicht die geringste Lust, heute noch über was auch immer mit ihm zu diskutieren – Es ist zwei Uhr Morgens und ich will einfach nur noch meine Ruhe haben.

Er verschwindet aus dem Kamin und wünscht mir noch nicht mal eine gute Nacht. Ich schüttle einfach nur unwillig den Kopf über ihn. Harry hat Recht, er wird alt und übersieht inzwischen oft das Offensichtliche – mit seiner früheren ‚Allwissenheit’ ist es wirklich nicht mehr weit her.

Seufzend lehne ich mich wieder in meinem bequemen Sessel zurück und befasse mich weiter mit dem alten Tränkebuch.
 

###
 

Harry

Meine Hoffnung, für heute meine Ruhe zu haben, erfüllt sich leider nicht. Als ich im Schlafsaal ankomme, glänzt Ron zwar durch Abwesenheit und Dean und Seamus sind hinter einem Sicherungszauber mit sich selbst beschäftigt, aber Neville ist noch wach und es ist eindeutig, dass er wissen will, wo ich jetzt herkomme.

Die Ausrede mit der Tranknachhilfe zieht bei ihm nicht so wirklich. Auch wenn er ein absolut grottenschlechter Brauer ist, weis er von der Theorie eine ganze Menge, besonders, wenn ein Trank mit Pflanzen zu tun hat.

„Was war das denn für ein Trank?“ will er wissen und klingt für meinen Geschmack dabei viel zu unschuldig.

Hat er vielleicht Lunte gerochen? Neville sieht gewöhnlich mehr als andere Leute, weil er so unauffällig ist und man ihn leicht übersieht. Er mag zwar kein so toller Zauberer sein und ein unglaublich schlechtes Gedächtnis haben, aber er ist alles andere als dumm – menschlich gesehen...

„Ähm...“ kann ich auf seine Frage nur stammeln, weil ich abwesend war und er mich kalt erwischt hat. „Einer von den komplexeren Heiltränken?“

Ich kann nicht verhindern, dass meine Aussage wie eine Frage klingt und kann nur hoffen, dass er es nicht bemerkt hat.

„Ah ja“, erwidert er nur. „Dass du nicht besser wirst, bei soviel Nachhilfe.“

„Oh ich bin besser geworden“, entgegne ich und klinge ein wenig beleidigt. „Nur leider merkt das keiner.“

Seit ich das Trankwissen von Severus sozusagen ‚kopiert’ habe und nur noch Übung beim Brauen und Zubereiten brauche, muss ich mir Mühe geben, nicht zu viel von dem zu zeigen, was ich kann, damit keine Fragen gestellt werden, die ich nicht beantworten will.

Nachdenklich habe ich begonnen, mich auszuziehen, ohne zu bedenken, dass ich ja die Tätowierung am Rücken habe, die ich bis jetzt wohlweislich vor den anderen Jungs versteckt gehalten habe.

„Was ist denn das?“ ertönt es plötzlich von Neville und eine etwas pummelige kindliche Hand streicht neugierig über meine Schultern.

„Ein Tattoo“, murmle ich erschrocken.

„Cool!“

„Ähm ... ja...“

„Aus London?“

„Yeah!“

„Und Snape hat das zugelassen?“

„Ich bin erwachsen“, meine ich nur trocken. „Aber du hast schon Recht, begeistert war er nicht.“

Er lacht nur leise in sich hinein.

„Der muss grad reden“, nuschelt er. „Der hat doch selber eins.“

„Ich glaube nicht, dass er damit angeben wird“, entgegne ich und weis, dass Neville vom Dunklen Mal spricht – es ist an der Schule ein offenes Geheimnis, dass Severus das Mal trägt. „Und cool ist das sicher nicht.“

„Nein“, kommt es von Neville. „Eher ne Riesendummheit – aber deine Flügel sind wunderschön.“

Bei dieser offnen Bewunderung, muss ich mich mit aller Macht zusammennehmen, um nicht mit den ‚echten’ Flügeln anzugeben.

„Ja“, erwidere ich daher nur. „Ich fand sie auch sehr schön, deswegen wollte ich sie ja auch haben.“

„Hat das denn nicht wehgetan?“ fragt er neugierig nach.

„Nee, nur ein bisschen warm geworden und gekribbelt“, gebe ich zurück. „Wurde mit Magie gemacht.“

„Hmhm“, brummt er. „Wirklich wunderschön – du siehst damit wie ein schwarzer Engel aus.“

Ich kann nicht verhindern, bei diesen Worten zusammen zu zucken.

„Was hast du?“ fragt Neville aufgeregt nach, da ihm meine Reaktion aufgefallen ist.

Ich schüttle nur den Kopf.

„Nichts“, murmle ich. „Nur deine Bemerkung mit dem Engel...“

„Warum?“ gibt er einfach zurück. „Für mich warst du schon immer sowas wie ein Schutzengel und jetzt hast du auch noch die entsprechenden Flügel – mehr als nur passend, wenn du mich fragst.“

Ich schaue ihn nur mit großen Augen an – Ich war für ihn immer schon sowas wie n Schutzengel?!

„Keine Angst, ich frag schon nicht weiter“, versucht er mich zu beruhigen. „Du wirst schon das Richtige machen und was auch immer es sein sollte, ich stehe hinter dir, auch wenn ich dir wahrscheinlich keine große Hilfe bin.“

„Oh doch, das bist du“, platzt es aus mir heraus. „Sorry, ich hab dir nie gesagt, wie hoch ich dir dieses Ding damals im Ministerium angerechnet hab – ich war danach einfach mit meinen Gedanken wo anders...“

Er wird ziemlich rot und findet plötzlich seine Bettdecke schrecklich interessant.

„Wäre ich auch gewesen“, murmelt er rau. „Wenn es jemanden von meiner Familie erwischt hätte – besonderes, wenn dieser jemand wie ein Vater für mich gewesen wäre.“

„Du hast es auch nicht eben leicht“, bringe ich mühsam heraus. „St Mungos und so...“

Er nickt nur in seine Brust hinein.

„Aber du wehrst dich“, entgegnet er. „Ich kann das nicht, ich habe zuviel Angst ... du hast nie Angst...“

„Oh doch und wie“, gebe ich zurück. „Mut Neville, heißt nicht, keine Angst zu haben, sondern es trotzdem zu tun.“

„Oh“, platzt es aus ihm heraus. „Oh!“

„Ich habe oft Angst“, raune ich und es klingt fast schon wie ein beschämendes Geständnis. „Weniger um mich selbst – wenn es mich erwischt, dann erwischt es mich eben – ich bin schon zu oft entkommen – ich habe Angst um meine Freunde und auch die anderen, die in die Schusslinie geraten können...“

„Oh“, kommt es nur wieder von ihm und ich muss bemerken, dass ich mich noch nie so mit Neville unterhalten habe – ja noch nicht mal mit einem anderen Gleichaltrigen, grade mal mit Severus habe ich so ein Thema mal angekratzt.

„Aber du wirst weiter kämpfen, oder?“ krächzt er heiser.

„Oh ja“, meine ich nur. „Ich will eine Welt ohne das alles, was uns das Leben so schwer macht und dafür muss man nun mal kämpfen, wenn man was ändern will.“

„Du bist nicht mehr viel mit Ron und Hermine zusammen, oder?“ fragt er weiter.

Ich schüttle den Kopf.

„Nein“, entgegne ich. „Die beiden haben sich gegenseitig und da störe ich – also hab ich mich zurückgezogen und außerdem will ich wie gesagt nicht, dass ihnen wegen mir was passiert – Cedric und Sirius reichen für meinen Geschmack vollkommen, eigentlich sind sie viel zu viel.“

Neville nickt nur wieder schwer.

„Du trägst verdammt viel mit dir rum“, meint er leise. „Und keiner von uns hat das gemerkt.“

„Ich rede nicht gerne drüber“, meine ich nur. „Es reicht, wenn ich mir Sorgen um das alles mache – euch soll nicht auch noch die Kindheit und die ‚Unschuld’ genommen werden.“

„Was meinst du mit ‚Unschuld’?“ will er neugierig wissen.

„Die Unschuld der Unwissenheit“, versuche ich zu erklären. „Die Unschuld, nicht töten zu müssen...“

„Töten?!“ platzt er entsetzt heraus.

„Ja, töten“, gebe ich trocken zurück. „Darauf läuft alles hinaus – es ist meine Aufgabe, Voldemort zu töten...“

Er wirft mir einen erschrockenen Blick zu und erschaudert vor dem Namen.

„Lass dich nicht von einem bloßen Namen einschüchtern“, meine ich und klopfe ihm beruhigend auf die Schulter. „Das kann dir nichts anhaben, das ist nur Schall und Rauch – fürchte den Mann, wenn du musst, aber nicht seinen Namen.“

„Aber ... du ... ihn ... töten?!“ stammelt er und klingt immer noch entsetzt.

Ich zucke nur die Achseln.

„Er oder ich“, meine ich nur. „Selbst wenn ich ihn nicht töten wollte, er will mich töten und ich habe echt keine Lust zu sterben ... ich bin viel zu jung und habe in meinem Leben noch einiges vor.“

Und indem ich das sage, wird mir klar, dass das so auch vollkommen richtig ist. Ich will Leben und alles auskosten, was ein Leben so zu bieten hat und mehr noch – ich will es mit Severus tun. Und das wird nur möglich sein, wenn ich dafür Sorge trage, dass Voldy uns dabei nicht mehr stören kann.

Wann habe ich eigentlich aufgegeben, mich aufzugeben?

Eins ist auf jeden Fall klar, ich bin nicht mehr allein, ich habe einen starken Partner, den ich liebe und mit dem ich mich ergänze.

Neville wirft mir nur wieder einen nachdenklichen Blick zu, es ist fast, als wolle er in mich hineinschauen.

„Ich glaube, du wirst es schaffen“, meint er schließlich. „Vielleicht nicht heute oder morgen, aber bald.“

„Dank für dein Vertrauen“, erwidere ich mit einem schiefen Grinsen.

„Aber klar doch“, grinst er zurück. „Für dich doch immer.“

„Lass uns schlafen“, meine ich nur. „Morgen früh ist die Nacht rum und du musst müde sein.“

Er nickt.

„Du doch auch“, meint er nüchtern.

Ich zucke nur die Achseln.

„Weniger“, gebe ich zurück, lege mich aber dennoch ins Bett, weil ich keine weiteren Fragen mehr aufwerfen will.

Auch Neville kuschelt sich wieder ein und schon wenige Minuten später sagen mir seine regelmäßigen Atemzüge, dass er wirklich wieder tief und fest schläft.
 

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Severus

Es ist klar, dass ich mich mit Harry besser absprechen muss. Es ist eher ein kleines Wunder als sonst was, dass man uns noch nicht erwischt hat. Gut, unsere anderweitigen Aktivitäten haben wir aufs Refugium verlegt, was aber nicht heißt, dass wir uns in Hogwarts nicht küssen und umarmen würden, wenn wir uns unbeobachtet fühlen.

Es muss aber trotzdem einfach zu Fragen führen, wenn er spät abends in meinen Räumen ein und ausgeht und ich habe weder die Kraft, noch den Willen, ihm das zu verbieten. Viel zu groß ist die Sehnsucht nach ihm, wenn ich ihn Tag für Tag sehe und dann bis zum Abend warten muss, um ihm nahe kommen zu dürfen.

Normaler Weise würde ich ja mit Albus reden, aber dem kann ich nicht mehr so ganz vertrauen – was wenn er gegen unsere Beziehung ist und sie untersagt? Das ist ein Risiko, das ich nicht eingehen will und mein Kleiner will es auch nicht.

„Er hat mir schon genug verheimlicht“, meinte er mal. „Da ist es nur recht und billig, wenn ich ihm mal was verheimliche – ganz abgesehen davon, dass es ihn ganz einfach absolut nichts angeht.“

Der November zieht sich hin und wenn wir nicht das Refugium hätten, wohin wir fliehen können, wäre ich schon durchgedreht. Ich gehe nämlich wirklich nicht mehr zu Voldemort, da kann er rufen wie er will. Doch leider ist dieser Ruf alles andere als schmerzlos und wenn er erstmal eine Weile brennt, bleibt einem nur noch die Option, zu ihm zu apparieren, wenn man ein gewöhnlicher Mensch ist – doch das bin ich in gewisser Weise nicht mehr. Sobald wir die Tür zum Refugium geöffnet haben und durch sie hindurchgegangen sind, ist der Ruf wie abgeschnitten. Allerdings ist es nur eine Ruhepause, weil ja dort keine Zeit vergeht – doch ich kann diese Last vergessen und mich dort mit wesentlich schöneren Dingen befassen.

Es ist mal wieder Wochenende geworden und Albus hat darauf bestanden, dass ich dem Jungen freigebe – was uns beiden so absolut nicht in den Kram passt und so bin ich nun am Rätseln, wie ich den Kleinen doch zu mir holen kann.

Ich habe ziemlich Sehnsucht nach ihm, denn die letzten paar Male im Refugium sind wir zu kaum einem Austausch von Zärtlichkeiten gekommen. Eine weitere Tür hatte sich geöffnet (ich könnte noch nicht mal sagen auf Grund von was) und sie führte in eine Bibliothek. Schon wenige Augenblicke später waren wir beide völlig von den Büchern gefangen und tauchten erst wieder daraus auf, als die entstehende Unruhe in unserem Inneren darauf hinwies, dass es höchste Zeit war, das Refugium wieder zu verlassen.

Wir warfen uns nur achselzuckend entschuldigende Blicke zu und wussten beide, dass das Gelesene einfach zu wichtig für uns war.

Es handelte sich um neue (eher uralte) Magie, um ausführliche Berichte über frühere Gefährten, um das Fliegen, um vielerlei Tränke und um tausend andere Dinge, die mehr als nur interessant und für uns beide wahrscheinlich überlebenswichtig sind.

Ein anderes Mal übten wir solange die Kampf und Abwehrzauber, dass wie hinterher nur noch vollkommen erschöpft einschliefen und erst wieder aufwachten, als es schon Zeit war zu gehen.

In den Verliesen kann ich den Jungen auch nicht behalten, denn Minerva hat ein Auge auf ihr Löwenjunges und wenn es zu spät wird (und man weis nie, wann sie denkt, dies wäre der Fall), taucht sie einfach in meinem Büro auf und eskortiert ihn nach Hause. Natürlich geben wir immer noch vor, der Kleine bekäme Nachhilfe, auch wenn er die inzwischen längst nicht mehr braucht, doch wir brauchen diesen Vorwand dringend, damit er überhaupt regelmäßig bei mir auftauchen kann.

Es ist Samstagabend und Harry konnte schon gestern nicht zu mir kommen. Albus hatte ihm seinen Tarnumhang abgenommen, unter der Begründung, er würde ihn missbrauchen und es sei besser, wenn er seine Nächte im Bett und nicht irgendwo im Schloss verbringen würde – nett, dass ihm das nach sechs Jahren auch mal auffällt, dass der Junge regelmäßig beim Streunen ist.

Früher wäre ich in einen wahren Freudentaumel ausgebrochen, dass mal jemand dem Goldjungen ein wenig die Flügel stutzt, aber heute macht es mich einfach nur sauer, dass er nicht zu mir kommen kann...
 

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Harry

Shit! Es ist Wochenende und ich will zu Severus. Der Alte hat mir verboten, zu lernen. Ich solle mich erholen, meinte er und damit ich das auch wirklich tue, hat er auch gleich noch meinen Tarnumhang beschlagnahmt und dann hat er auch noch Ron und Hermine auf mich angesetzt.

So richtig schön unter dem Vorwand, ob sie denn nicht mehr meine Freunde seien und sie sollten sich doch mal wieder ein wenig um mich kümmern, denn ich sei in letzter Zeit immer alleine unterwegs.

Der Alte braucht ne neue Brille, denn ich war nicht allein, Neville war häufig bei mir und hat auch mit mir Hausausgaben gemacht und gelernt (der eher ich mit ihm, aber er hatte mich darum gebeten und ich habe ihm echt gern geholfen).

Jetzt sitze ich mit meinen beiden alten Freunden im Gemeinschaftsraum und bin bis auf die Knochen genervt. Hermine singt mal wieder das Lied von ‚Wir müssen für die Prüfungen lernen’ (Was meint die denn was ich schon seit über einem Jahr tue? Strichmännchen malen und Gedichte schreiben?) Ron schlägt sich den Bauch mit Schokofröschen voll und wiegelt ab. Die beiden haben sich mal wieder gewaltig in den Haaren, sind aber leider von ihrem Streit nicht so weit abgelenkt, dass ich mich klammheimlich verdrücken könnte.

Einen wie auch immer gearteten Vorwand – und sei es nur, ich sei müde – akzeptieren sie nicht und wenn ich nicht die Wahrheit sagen will, dann komme ich von hier einfach nicht los...

»Kleiner, bist du sauer?« ertönt es plötzlich in meinem Kopf.

»Severus - Gott ich vermiss dich so!« meine ich und tue so als würde ich in tiefe Nachdenklichkeit versinken.

»Und ich dich erst«, kommt es zurück.

Ich spüre eine zärtliche Streicheleinheit in meinem Bewusstsein und versuche eine warme Umarmung zurück zu schicken.

»Ich will zu dir!« nörgle ich wie ein kleines Kind. »Aber meine beiden nervigen Freunde lassen mich nicht aus.«

»Sag doch einfach, du bist müde«, wird mir erwidert.

»Schon versucht«, entgegne ich. »Hat mir nur einen Vortrag über die Wichtigkeit von Abschlussprüfungen und ein Angebot zu einem Schachspiel, dass ich ohnehin verlieren würde, eingebracht.«

»Du bist ein schlechter Schachspieler«, kommt es gleichermaßen amüsiert und überrascht zurück.

»Noch schlechter, denn als Trankbrauer«, muss ich zugeben.

»Wenn du willst, bringe ich es dir bei«, wird mir angeboten.

»Gerne, aber wenn ich bei dir wäre, hätte ich anderes im Sinn, als ausgerechnet Schach zu spielen.«

»Ich auch Kleiner, ich auch.«

Während dieser gedachten Unterhaltung, haben sich die beiden immer weiter gestritten und immer wieder versucht, mich auf die eine oder andere Seite zu bringen, aber ich habe nicht reagiert und so kommt es, dass Ron mich inzwischen an der Schulter rüttelt, um meine Aufmerksamkeit zu erlangen – und plötzlich fliegt bei mir eine Sicherung raus.

„Lass das, Ron“, fauche ich ihn an und kann immer noch Severus in meinem Kopf spüren – vielleicht kommt sogar ein Teil des Ausbruchs von ihm. „Das ganze letzte Jahr hat es euch beide einen feuchten Dreck interessiert, was mit mir los ist und plötzlich ist wieder alles Friede, Freude, Eierkuchen, nur weil der Alte euch gesagt hat, ihr sollt euch um mich kümmern.

Als ich euch brauchte, war keiner da – da wart ihr mit eurer jungen Liebe beschäftigt – schön für euch! Und jetzt als ich es endlich geschafft habe, mit mir selbst klar zu kommen und mir einzureden, es sei besser für mich – und mehr noch für euch – nicht mehr so eng mit euch zusammen zu sein, da hängt ihr mir wieder auf der Pelle und geht mir auf den Keks!

Verdammt Hermine, was denkst du, hab ich das ganze letzte Jahr gemacht? Däumchen gedreht? Ich habe gebüffelt und gepaukt, um es irgendwie zu ermöglichen, dass ihr mal in Frieden leben könnte, denn eine große Chance, dass ich das alles überlebe, rechne ich mir nämlich nicht aus!

Und du Ron? Stopft dich mit Schokofröschen voll, nervst mich mit Schach, wo ich sowieso immer verliere und streitest mit Hermine, dass mir die Ohren klingeln.

Ich brauch das alles nicht mehr! Versteht ihr! Ich will meine Ruhe haben und ich will...“

Flapp!

Plötzlich sind meine Flügel aus meinem Rücken gebrochen, weil ich so sehr die Kontrolle über mich verloren habe und haben mein Hemd zerrissen. Sie müssen noch weiter gewachsen sein, denn ich sehe sie im Augenwinkel fast einen halben Meter über mir aufragen und die unteren Spitzen streifen beinahe über die Auslegeware.

Alle Anwesenden starren mich sprachlos an.

„Da habt ihr´s“, fauche ich. „Jetzt könnt ihr wieder glotzen und euch über mich das Maul zerreißen!“

Mit einem unwilligen Schütteln meiner Schultern ziehe ich die Flügel wieder ein und spüre, dass sie dazu nicht wirklich Lust haben – sie würden mich viel lieber durch die Nacht tragen – weit fort an einen anderen Ort – am liebsten mit Severus.

„Macht doch alle, was ihr wollt“, knurre ich wild. „Lasst mich einfach in Ruhe – ich schaff euch schon Lord Kinderschreck vom Hals! Macht euch da mal keine Sorgen – und wenn ich dabei draufgehe! Ich habe meine Nische in dieser Welt gefunden und die werde ich auch verteidigen – ich werde einfach mein Leben so führen, wie ich es richtig halte, bis es zum letzten Kampf kommt – aber bis es so weit ist, mache ich mein Ding!

Ich brauche deine Lernanweisungen nicht, Hermine und ich brauche auch deine gnädig gewährte Zeit nicht, Ron, die du dir von deiner Zeit mit Hermine anknapsen musst! Ich brauch auch keine ach so guten Ratschläge von Dumbledore mehr, die mir nur das Nötigste sagen und mich eher in die Irre führen, als dass sie mir helfen!

Lasst mir einfach meine Frieden und raubt mir nicht den letzten Nerv...“

„Harry“, kommt es sehr leise von Neville.

„Du nicht, Nev!“ wende ich mich direkt an ihn. „Du warst mir in den letzten Wochen der Freund, den ich brauchte, du warst einfach da, ohne zu fordern...“

„...und du hast mir soviel gegeben“, erwidert er nun mit festerer Stimme.

„Quid pro Quo“, meine ich einfach nur und beruhige mich langsam wieder.

Auf Neville kann ich einfach nicht böse sein, denn er hat mir absolut nichts getan – Im Gegenteil.

Ich wende mich einfach von all den anderen ab und spüre nur eine Sekunde später Neville an meiner Seite.

Mit langen Schritten schreite ich regelrecht zu meinem Schlafsaal nach oben und Nev folgt mir auf den Fersen.

„Ich bin an deiner Seite“, kommt es leise von ihm. „Ich habs dir versprochen.“

„Danke, Nev“, erwidere ich und habe selten etwas ehrlicher gemeint.

Nun spüre ich auch wieder das besänftigende Streicheln von Severus in meinem Geist, das zuvor von meiner roten Wut regelrecht weggespült worden war. Das alles hat einfach schon zu lange in mir gelauert und heute war mit einem Mal das Fass übergelaufen.

„Immer noch sauer?“ will Neville wissen, als die Tür hinter uns zugefallen ist.

Ich schüttle nur den Kopf.

„Nicht wirklich sauer, Nev“, entgegne ich. „Nur so bitter enttäuscht – Ich bin doch kein Stofftier, das man einfach in die Ecke setzt, wenn man es nicht braucht und es bei Bedarf wieder hervor holt. Ich bin ein Mensch und auch wenn ich mich von ihnen zurückgezogen habe, so hätte ich es doch zu schätzen gewusst, wenn sie einfach nur mit mir gesprochen hätten – die zwei haben geschlagene fünf Tage gebraucht, um mitzubekommen, dass ich mich äußerlich verändert habe.“

„Du hast dich auch innerlich sehr verändert“, fügt er ruhig an.

„Ich bin erwachsen geworden, Nev“, gebe ich nüchtern zurück. „Weil ich es musste – ich durfte einfach nicht länger der kleine dumme Junge bleiben, dem man ein X für ein U vormachen kann – Cedric starb deswegen und auch Sirius ... nicht noch wer, Nev, nicht nach wer!“

Neville hat sich neben mich auf Bett gesetzt und streicht mir beschwichtigend über mein zerrissenes Shirt.

„Die Flügel“, raunt er verschwörerisch. „Wer ist der zweite?“

„Was meinst du?“ platze ich verblüfft heraus.

„Ein Mensch mit tätowierten schwarzen Engelsflügeln, die real werden können“, gibt er zurück. „Ist ein Gefährte des Schicksals. Etwas anderes kann es nicht sein, denn du hast kein Elben oder Vampirblut, oder so. Also wer ist der zweite?“

„Woher kennst du die Legende?“ will ich wissen.

„Von Grandma, die hat sie mir immer erzählt, wenn ich wegen meiner Eltern weinen musste und die Hoffnung verlieren wollte.“

„Es heißt nicht Gefährten des Schicksals“, murmle ich in meinen nicht vorhandenen Bart. „Es heißt Gefährten des Gleichgewichts.“

„Es stimmt also?“

„Ja, Neville, es stimmt.“

„Seit wann weist du es?“ fragt erneugierig nach.

„Seit jenem Wochenende in London.“

„Dann weis ich, wer der zweite ist“, platzt er aufgeregt heraus. „Der gefallene Engel in der Partnerschaft ist Snape, oder?“

Ich kann ihn nur mit großen Augen anglotzen – so eine Kombinationsgabe hätte ich eher Hermine zugetraut – und wie von selbst nicken.

„Das bleibt bei mir“, meint Neville leise. „Das geht keinen was an – bist du glücklich?“

„Ja, Nev, das bin ich – auch wenn ich jetzt lieber bei ihm wäre als hier oben.“

Er nickt nur und geht zum Fenster hinüber.

„Kannst du fliegen?“ will er wissen. „Mit deinen Flügeln, meine ich.“

„Ja, kann ich“, gebe ich zurück und trete zu ihm hin.

Er öffnet das Fenster.

„Dann flieg zu ihm“, sagt er leise und sehr sanft. „Es ist nicht gut, wenn die Gefährten zu lange getrennt sind, weil einer aus dem anderen Kraft und Lebensmut schöpft – so heißt es – und du warst gestern Abend und heute den ganzen Tag nicht bei ihm. Flieg einfach Harry, ich decke dich...“

„Danke, Nev“, meine ich und meine Schwingen springen aus meinen Schulterblättern heraus.

„Wunderschön“, murmelt er und seine Augen funkeln fasziniert. „Wie sieht Snape in dieser Gestalt aus?“

„Atemberaubend!“

»Wir treffen uns am Verbotenen Wald, Kleiner«, ertönt es in meinem Kopf – ich bin es einfach noch zu wenig gewohnt, mich so mit ihm zu unterhalten und so denke ich meistens nur im Notfall daran.

»Ja, Sev«. gebe ich zurück. »Bin schon unterwegs.«

Ich steige auf die Fensterbank und murmle den Aviator. Meine Flügel beginnen auf und ab zu schwingen und ich spüre, wie sie die kalte Luft zu fassen bekommen.

„Bis später, Nev“, meine ich noch. „Und wirklich, mein Freund – Danke.“

Er winkt nur ab.

„Gern geschehen!“ erwidert er. „Wie sagtest du so schön – Quid pro Quo – bis später.“

Ich stoße mich ab und lasse mich aus dem Fenster fallen. Noch im Sprung breite ich meine Schwingen aus und lasse mich auf dem Wind gleiten. Ein schneller Blick zurück über meine Schulter zeigt mir Nevilles blasses Gesicht, dann ein kleines glückliches Lächeln und ein freundliches Winken.

„Mach dir einen schönen Abend!“ ruft er mir noch hinterher und winkt noch enthusiastischer.

Ich winke zurück und mache mich auf den Weg hinüber zum Verbotenen Wald, doch schon beim See bin ich nicht mehr alleine und ein schwarzer Schatten hat sich mir angeschlossen.
 

###
 

Severus

Die ganze Zeit ließ er die Verbindung zwischen uns offen und ich konnte dieses ganze wütende Leid spüren, das aus ihm heraus brach. Wie lange er das alles wohl schon in sich hinein gefressen haben mag? Zu lange wenn man die Wucht der Explosion bedenkt.

Ich konnte auch beinahe durch seine Augen sehen und durch seine Ohren hören – ich weis also, was alles geschehen ist. Longbottom – der kleine tollpatschige Longbottom – ist nun also sein bester Freund – und ich glaube, er hat gut gewählt...

Ich verabrede mich einfach mit ihm beim Verbotenen Wald und denke bei mir, dass es schon einen Ort geben wird, wohin wir von dort aus gehen können. Unser Tor ins Refugium ist nicht auf die Verliese beschränkt, auch wenn wir es bis jetzt immer dort gerufen haben.

Schon über dem See erkenne ich seine gefiederte Silhouette und stoße mich vom Boden ab, nachdem ich meine Flügel gerufen und den Aviator gesprochen habe. So groß wie heute waren seine Schwingen noch nie und ich vermute beinahe, dass sie nun ausgewachsen sind.

„Kleiner“, murmle ich und er verharrt vor mir in der Luft, wirft sich regelrecht in meine Arme.

Meine Schwingen tragen mich inzwischen sehr sicher, auch wenn ich bei weitem nicht seine Akrobatik schaffe, bin ich doch ein sicherer Flieger geworden.

Er schmiegt sein Gesicht an meine Brust und ich kann spüren, dass er weint.

„Es ist mir zu viel geworden“, nuschelt er. „Zuerst gar nichts und dann diese Überfürsorge, die mich einfach nur nervt – ich kann sowas nicht mehr brauchen Sev, ich muss meinen eigenen Weg finden und mir nicht von allen und jedem etwas anderes einreden lassen – bei dir ist das was anderes. Wenn du mir einen Rat gibst, dann weis ich, dass ich ihn auch ablehnen darf oder ihn mit dir diskutieren kann – die erwarten einfach alle von mir, dass ich tue, was sie von mir wollen ... Sev, ich kann nicht mehr ... halt mich einfach fest und lass mich spüren, dass du da bist.“

Ich streichle einfach schweigend über seinen Kopf und halte ihn sicher und geborgen in meinen Armen.

„Ich wollte nicht so ausrasten“, murmelt er gegen meine Brust und ich spüre, dass er immer noch weint.

„Deine Flügel sind also kein Geheimnis mehr, oder?“ meine ich leise.

„Nee – ich wollte nicht, dass das passiert, aber es war wohl sowas wie ein Fluchtreflex.“

„Schon gut“, versuche ich ihn zu trösten, das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. „Wer alles weis, was das zu bedeuten hat?“

„Ich denke nur Neville“, erwidert er. „Aber ich glaube Hermine wird nicht lange brauchen, alles raus zu finden, wenn sie sich dahinter klemmt.“

Ich brumme nur.

„Willst du sie einweihen?“

„Nur wenn sie mich fragt“, entgegnet er und klingt immer noch ein wenig wütend. „Lass uns irgendwo hingehen, wo wir alleine sein können, ja Sev?“

„Und an was hättest du gedacht?“

„Egal, nur weg von hier – das alles kotzt mich heute so dermaßen an.“

„Gehen wir ins Refugium und dort in den Nachtraum, OK?“

„Hmhm“, brummt er nur und ich löse mich von ihm, damit wir landen können.

Schnell ist eine uneinsehbare Stelle gefunden und das Tor beschworen und es dauert auch nur einen weiteren Herzschlag, bis wir sind im Turmzimmer des Refugiums sind. Ohne weitere Worte zieht er mich zur Tür zum Nachtraum hinüber und auch hindurch.

Dann atmet er tief durch und ich kann in meinem Kopf spüren, wie eine geradezu schreckliche Anspannung von ihm abfällt. Er hat den Kopf in den Nacken gelegt und nimmt die Nacht tief in sich auf. Seine Flügel liegen abflugbereit an seinem Rücken und sein Oberkörper ist mit einem zerfetzten Shirt bedeckt. Ich habe mein Hemd abgelegt, bevor ich meine Flügel gerufen habe und bin nun froh in diesem Raum zu sein – Schottland im November ist empfindlich kalt, aber hier ist es so angenehm warm wie in einer lauen Sommernacht.

„Entschuldige bitte, ich brauch das jetzt“, murmelt er mir zu und stößt sich vom Boden ab.

Ich weis nicht, ob meine Augen sich der Nacht besser angepasst haben oder was auch immer, aber ich sehe ihn so deutlich wie am helllichten Tag.

Er fliegt in wilden Rollen und Überschlägen durch die Luft und ich kann seine Muskeln vor Anspannung zittern sehen. Früher hat er das manchmal mit seinem Besen gemacht, aber er spielt seit damals, als Umbridge es ihm verboten hatte, kein Quidditch mehr – nicht, weil er es nicht dürfte, sondern weil er nicht mehr will, wie er mir mal ziemlich verlegen gestanden hat – er wolle keine Zeit mehr verschwenden, es könne Leben kosten...

Und heute spielt er in einer beinahe selbst zerstörerischen Wut mit dem Wind. Ich hielt ihn immer für sehr stark und stabil – wie oft war er denn nicht schon für mich da, wenn es mir schlecht ging – aber auch ein Holy Harry hat offensichtlich seine Grenzen und die wurden wohl heute erreicht.

Ich lasse ihn sich eine Weile austoben und bewundere einfach nur seine wilden und doch so eleganten und anmutigen Bewegungen. Wenn ein schwarzer Panther fliegen könnte, dann müsste es so aussehen.

Dann stoße ich mich auch vom Boden ab und schließe mich ihm am Himmel an. Er bemerkt mich und schwirrt geradezu um mich herum, schließlich nimmt er meine Hände und fordert mich so zu einem Ballett in den Lüften auf.

Wie gesagt, ich fliege nicht so gut wie er, aber er erwartet auch nicht mehr von mir, als ich zu bieten habe. Es ist mehr ein Schwingen und Drehen und Kreisen, als ein wilder und wütender Sturmflug wie zuvor. Es ist eher Einheit und Miteinander, als ein zügelloser Kampf mit den Elementen wie vorher.

Ich kann spüren, wie er sich langsam beruhigt und müde wird.

„Lass uns landen“, meint er leise. „Jetzt geht es mir besser.“

Ich nicke nur und lasse mich mit ihm sacht auf den Abhang hinunter. Wir legen uns einfach nebeneinander ins weiche Gras und schauen zu den Sternen hinauf.

„Ich liebe solche sternenklaren Nächte“, flüstert er als könne ein lautes Wort diese heile Welt zerbrechen wie sprödes Glas.

„Ich auch“, raune ich.

Er kuschelt sich an mich und legt seinen Kopf so an meine Brust, dass er immer noch in den Nachthimmel schauen kann. Seine Schwingen hat er noch nicht wieder eingefahren und so kann ich diese herrlich weichen Federn streicheln, gleichzeitig lege ich meine Flügel um uns beide, wie um alles auszuschließen, lasse nur soviel frei, dass wir immer noch die funkelnden Sterne sehen können.

Harry stößt ein leises Seufzen aus.

„Ich hab dich so vermisst“, nuschelt er. „Auch wenns nur ein Tag war – ich brauch deine Nähe, wie die Luft zum Atmen.“

„Mir geht´s ganz genau so, mein Kleiner“, erwidere ich leise. „Ganz genau so.“

„Halt mich einfach – halt mich und lass mich spüren, dass du da bist.“

„Ich bin da“, bestätige ich weich und schlinge meine Arme fester um ihn.

Sein Kopf hebt sich ein wenig und er küsst mich so unendlich zärtlich und sanft auf die Lippen.

„Ich will dich bald wieder ganz und gar spüren“, raunt er. „Aber nicht jetzt – jetzt will ich einfach nur in deinen Armen liegen, ein bisschen streicheln und gestreichelt werden, dich spüren, spüren, wie deine Brust sich beim Atmen hebt und senkt, deinen Herzschlag hören und dir einfach nur nahe sein – ich liebe dich so sehr, Sev, dass es beinahe schon wehtut und trotzdem kann ich mir nichts Schöneres als das vorstellen...“

„Ich liebe dich auch, mein kleiner Engel“, flüstere ich und küsse ihn auf sein wirres schwarzes Haar.

Seine Arme hat er um meinen nackten Oberkörper geschlungen und seine Hände streichen wie beiläufig über meine Haut – ich habe selten etwas Liebevolleres erlebt, als diese so einfache Berührung. Er vergräbt sein Gesicht regelrecht in mein Brusthaar und sein Atem wird langsamer, seine Hände ruhig...

Er ist eingeschlafen, mein kleiner Engel und ich bin ihm sicher nicht böse deswegen – hier haben wir eins der höchsten Güter, die es gibt, wir haben sehr viel Zeit und ich denke, wenn wir beide ausgeruht sind, ist es für alles andere noch früh genug...
 

###Das nächste Mal gibt´s wieder Lemon – versprochen - aber hier hat es einfach nicht gepasst.###
 

*

Geklärte Fronten

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Verlorene Freunde

Verlorene Freunde
 

#Nun kommt das Gespräch mit Ron und Hermine#

Heute mal wieder keinen Lemon – es passt nicht und es geschieht einfach zu viel, um den auch noch einzubauen – ich will nicht dass die Handlung vollkommen untergeht!
 

Severus

Huh! Da hat er dem Alten ganz schön die Meinung gegeigt – und da dachte ich, er sei früher zu mir frech und vorlaut gewesen...

»Kleiner denkst du nicht, dass das ein bisschen heftig war?« frage ich vorsichtig in seinem Kopf nach.

Ich wollte mich zuvor nicht einmischen – eigentlich darf ich das auch nicht, denn sein Gewissen gebietet, was er wie tut (was auch umgekehrt für mich gilt) – ich darf ihm höchstens eine moralische Stütze sein – aber hinterher nachfragen, das darf ich.

»Ja, kann schon sein«, bekomme ich zurück. »Aber das wollte einfach raus aus mir. Ich konnte und wollte ihm nicht die ganze Wahrheit sagen – Wer weis, was er da wieder draus gemacht hätte – aber ich wollte ihn auch nicht direkt anlügen. Also habe ich ihn zuerst abgelenkt und ihm dann gesagt, dass die Flügel meine Sache sind.«

»Du respektierst ihn noch?« will ich interessiert wissen.

„Irgendwie schon, irgendwie aber auch nicht«, wird mir erwidert. »Was musste er mir auch drohen – ist ja lachhaft.«

»Na ja, ein Zimmer hier unten in meinen Verliesen...«

»Ja, ein eigenes Zimmer wäre schon was“, erwidert er nachdenklich. »Aber sicher nicht verbunden mit diesem Hausarrest...«

»Hmmm...«

»Ich denke, er wird dich auf mich ansetzen, damit ich keinen Mist baue“, meint er sinnend.

»Oh ja, das werde ich«, entgegne ich amüsiert. »Und wie ich auf dich aufpassen werde, mein Kleiner, selbst wenn er es mir nicht befiehlt.«

Ich spüre ein lachendes Streicheln in meinem Geist und weis, er ist nicht sauer auf mich und es tut ihm auch schon wieder Leid, wie er sich Dumbledore gegenüber benommen hat, doch ich bezweifle, dass er sich so schnell bei ihm entschuldigen wird.

»Was hast du jetzt vor?« frage ich nach.

»Ron und Hermine«, erwidert er nüchtern. »Die werden Antworten wollen – Oh, da vorne an der Treppe warten sie schon auf mich – Bleibst du bei mir?«

»Natürlich – aber überleg dir genau, wie du ihnen was sagst«, bestätige ich.

Ich bekomme nur noch eine warme mentale Umarmung und ein wortloses Grummeln.
 

###
 

Harry

Er hat ja Recht, aber ehrlich gesagt, tut es mir nicht wirklich Leid, Dumbledore alles so gesagt zu haben, doch vielleicht hätte ich einen anderen Ton anschlagen sollen – fragt sich nur, ob er dann besser zugehört hätte – hat er ja auch so kaum.

Doch jetzt kann ich nicht länger da drüber nachgrübeln, denn Ron und Hermine warten an der Treppe auf mich und werden mich sicher nicht vorbei lassen, ohne mich zur Rede zu stellen.

Tatsächlich packen sie mich ohne viel Federlesen sozusagen im Polizeigriff und schleifen mich zum Raum der Wünsche.

Ich wehre mich nicht, auch wenn es mir ein Leichtes wäre, sie abzuschütteln. Doch abhauen ist feige und so stelle ich mich den beiden.

„Was wollt ihr?“ frage ich in einem gezwungen neutralen Ton.

„Wissen, was mit dir los ist“, schnappt Ron und stößt mich von sich weg.

Ich falle nur nicht hin, weil Hermine zu langsam meinen Arm loslässt.

„Was soll schon mit mir los sein?“ gebe ich zurück und winde mich aus Hermines Griff.

„Du führst dich erst wie der letzte Idiot auf und dann bist du einfach verschwunden“, wettert Ron.

„Ah ja, nun bin ich wieder der Trottel“, knurre ich. „Nur weil ich sage, dass ich meine Ruhe haben will.“

„Aber Harry“, kommt es von Hermine. „Du musst doch zugeben, dass du dich eigenartig benimmst – schon das ganze Jahr!“

„Ist ja toll, dass ihr das auch schon bemerkt habt“, meine ich bitter. „Ja, ich hab mich verändert, aber das fing schon mit Sirius Tod an und nicht erst dieses Jahr.“

„Kumpel, ich dachte, du hättest es gefressen, dass er es nicht geschafft hat“, kommt es von Ron.

Ich weis, dass er es nicht so meint, wie es klingt, aber der gute Ron hatte schon immer das Feingefühl einer Dampfwalze in einer Kiste mit chinesischem Porzellan.

„Was würdest du denn machen, wenn es deinen Dad oder einen deiner Brüder ‚erwischen’ würde?“ versuche ich meine Gefühle zu erklären.

„Harry, wie kannst du nur sowas sagen“, platzt Hermine heraus. „Bei all den Dingen, die Rons Familie schon für dich getan hat...“

So bekommt man die Worte im Mund herum gedreht.

„Ich mag Rons Familie und zwar sehr“, schnappe ich beleidigt – wie kann sie nur sowas von mir denken? „So hab ich das auch nicht gemeint. Ich wollte doch nur...“

Shit! Jetzt hat sie mich mal wieder bildschön in die Defensive gedrängt – konnte sie schon immer sehr gut und ich bin ihr rhetorisch einfach nicht gewachsen.

„Du hast ihnen den Tod gewünscht!“ stammelt Ron und wird kreidebleich. „Todesengel!“ platzt er heraus und deutet wild mit dem Finger auf mich. „Bleib weg von mir, du Todesengel!“

Das ist es also, wegen der Flügel halten sie mich für einen Dämonen oder Todesengel – sie könnten falscher nicht liegen...

„Ron, ich sagte dir doch, es gibt viele Erklärungen für die schwarzen Flügel“, kommt es wie üblich rational von Hermine, aber ich spüre, dass sie ihren eigenen Worten selbst nicht wirklich glauben schenkt.

„Ja, die gibt es“, entgegne ich bitter.

Warum denken alle immer gleich das Verhängnisvollste von mir, wenn etwas Seltsames in meiner Umgebung geschieht?

„Und die wäre?“ will Ron wissen und zieht sich noch weiter von mir in Richtung Wand zurück.

Hermine folgt ihm – unauffällig – wie sie glaubt ... und es tut entsetzlich weh, das zu sehen – solange waren wir Freunde durch Dick und Dünn und jetzt...?

Nein, beschließe ich in diesem Augenblick, ich sage ihnen nicht die Wahrheit – wenigstens nicht die ganze...

„Ich hab mich in London tätowieren lassen“, meine ich daher achselzuckend und bis hier her ist es ja auch noch die reine Wahrheit. „Und das Tattoo ist magisch – es kann echt werden.“

„Von sowas hab ich noch nie was gehört“, entgegnet Ron kopfschüttelnd und Hermine wirft mir einen Blick Marke – Du glaubst wohl ich bin doof, bin ich aber nicht – zu.

„Ist aber so“, versichere ich. „Nur ein magischer Gag.“

„Dann wären diese Flügel niemals so aus deinem Körper gesprungen“, kommt es vorwurfvoll von Hermine.

„Sind sie aber“, erwidere ich achselzuckend. „Ihr habt es schließlich gesehen.“

„Und wie wir das haben“, krächzt Ron hohl. „Nee, Herm – mit sowas will ich nix mehr zu tun haben – das ist mir zu heiß – er hat uns oft genug in Schwierigkeiten gebracht – nicht noch mal – vielleicht erwischt es das nächste Mal dich oder mich ... Todesengel...“

Das letzte Wort hat er sehr leise genuschelt, aber ich habe es trotzdem gehört – es schneidet wie ein Messer in mein Herz. Er hat Angst, das kann ich spüren, aber die hatte er früher auch schon oft – und er hielt trotzdem zu mir...

Träume, Harry, Träume – am Ende ist sich doch jeder selbst der Nächste.

Und mit einem Mal weis ich, dass hier und jetzt das Ende unserer Freundschaft eingeläutet wurde – es tut mir unendlich weh, aber ich werde mich nicht dagegen wehren, wenn sie nicht mehr an meiner Seite stehen wollen, dann kann ich sie nicht dazu zwingen und ich habe weder die Kraft noch den Willen, darum zu kämpfen – vielleicht ist es ja auch besser so.

„Gut“, meine ich bitter. „Dann werde ich euch nicht mehr länger mit meiner Gegenwart belästigen – Aber kommt nie wieder auf die Idee, mir Fragen zu stellen oder mir Vorwürfe zu machen.“

Ich wirble herum und verlasse einfach mit langen Schritten und sehr grader Haltung den Raum. Sie sollen nicht merken, wie weh sie mir getan haben.

Ich hetze regelrecht durchs Schloss und nehme noch nicht mal wirklich wahr, dass meine Tränen mich blenden...
 

###
 

Severus

Autsch! Das hat wehgetan!

Wie kann man als gestandener Magier nur so abergläubisch sein? Die Weasleys sind doch sonst nicht so dumm und von der Granger hätte ich wesentlich mehr erwartet. Aber vielleicht ist ihnen ihre gemeinsame Zukunft zu wichtig und ein problematischer Freund wie Holy Harry stört dabei nur und sie haben nur einen Vorwand gesucht...

Ach Shit!

Ich versuche ihn zu trösten, aber ich dringe nicht wirklich zu ihm durch. Ich fürchte, er will jetzt einfach nur alleine damit fertig werden. Ich lasse ihn wortlos wissen, dass ich für ihn da bin, wenn er mich braucht...

Doch dann wird das nebensächlich, denn Albus verlangt mich zu sprechen und ich mache mich seufzend auf den Weg in sein Büro.

Oben angekommen, weist er mir einen Platz zu. Seine Finger hat er unter seinem Kinn gefaltet und sieht mich nachdenklich an.

„Wie macht sich der junge Potter?“ will er von mir wissen.

„Er lernt“, erwidere ich. „Mühsam, aber er tut es.“

„Wie benimmt er sich bei dir?“ fragt er weiter.

„Unbezähmbar wie immer, aber er gehorcht, wenn auch murrend.“

Er nickt und wirft mir wieder einen langen Blick zu.

„Du hast gehört, was geschehen ist?“

„Gerüchte“, meine ich nur. „Die Schüler klatschen.“

„Hmmm“, brummt er. „Hast du eine Ahnung, was da dran sein könnte?“

„Er hat sich in London ein magisches Tattoo als Gag machen lassen“, erwidere ich trocken. „Ich konnte ihn nicht abhalten – schließlich ist er erwachsen.“

„Er ist noch ein halbes Kind!“ platzt Albus heraus.

„Er ist siebzehn und lange Zeit ein Kind sein zu können hatte er ja wohl nicht“, entgegne ich ruhig. „Wenn man bedenkt, in welche Situationen er sich immer wieder bringt...“

„Du hasst ihn nicht mehr?“ fragt er eindringlich nach.

Ich zucke nur die Achseln.

„Ich musste in den letzten Wochen nur erkennen, dass er nicht sein Vater ist“, gebe ich zu.

„Wie weit vertraut er dir?“ kommt es aufgeregt.

„So weit wie er mich werfen kann, schätze ich“, meine ich einfach. „Er lässt sich was von mir beibringen, mehr aber auch nicht.“

„Ich möchte, dass du noch mehr auf ihn achtest“, fährt er fort. „Gewinne sein Vertrauen und sieh zu, dass er sich benimmt, wenn du ihn bestrafen musst, dann tu das – wir können es uns nicht leisten, ihn zu verlieren und er ist im Augenblick sehr stur und trotzig. Halte ihn auf Trab, dass er keine dummen Ideen bekommt. Ich werde ihm ein Zimmer unten in den Verliesen zuweisen, damit du ihn im Auge behalten kannst. Seine Hausgenossen haben nämlich Angst vor ihm – diese Flügel ... sie sagen sie würden aussehen wie von einem Dämon oder einem Todesengel...“

„Albus – Potter ist ein Mensch und nichts anderes“, unterbreche ich ihn. „Und ich habe nicht wirklich Lust Kindermädchen für ihn zu spielen – reicht es nicht, dass ich seit einem Monat jeden Abend meine Freizeit für ihn opfere?“

„Jeden andern kann er um den Finger wickeln, aber nicht dich“, gibt er zurück. „Himmel, ich mag den Jungen doch und will nur sein Bestes, aber ich fürchte, wenn er so weiter macht, dann rennt er in sein Verderben – und sein Verderben ist auch das unsere. Den Stein in seiner Nase und Schlange in der Augenbraue fand ich ja noch lustig. Aber diese Lederhose und auch noch ein Tattoo gehen nun wirklich zu weit...“

„Wir können es ihm nicht verbieten, sich in seiner Freizeit so zu kleiden wie er will“, werfe ich ein. „Das Tattoo sieht man nicht und solange es nicht den guten Sitten widerspricht...“ ende ich achselzuckend.

„Er sollte ein Vorbild sein und nicht wie ein halbseidener Ganove hier herum flanieren“, brummt er mürrisch.

„Er ist wohl in seiner Sturm- und Drangzeit“, erwidere ich trocken. „Selbstfindung und so – nicht, dass es mir passt wie er rum läuft...“

Natürlich passt es mir nicht, aber das hat völlig andere Gründe und die meisten haben mit meiner Eifersucht zu tun und nicht mit dem Ruf der Schule oder Holy Harrys „Vorbildfunktion“ – wie könnte ein halbwüchsiger Junge auch ein Vorbild sein?

„Er war so frech zu mir, Severus“, beklagt er sich. „Absolut rotzig – noch nicht mal sein Vater oder Sirius haben sich je mir gegenüber so benommen.“

Ich zucke wieder nur die Achseln – was könnte ich schon darauf sagen, ohne zu viel zu verraten und ich will nicht mehr in die alte Kerbe des verdammten berühmten Potters hauen.

„Was hat er denn gesagt?“ frage ich scheinheilig nach.

Ich kenne den genauen Wortlaut des Gesprächs, schließlich war ich ja währenddessen in Harrys Kopf, doch ich möchte wissen, wie Albus das sieht.

Er beginnt zu erzählen, aber seine Worte haben nicht wirklich etwas mit Harrys Aussagen gemein. Ich muss gestehen, der Alte hat ihm wirklich nicht zugehört. Es ist nicht so, dass Albus versucht, etwas zu beschönigen, aber er hat eindeutig nicht begriffen, was Harry von ihm wollte. Ich schätze, er hat auch wirklich nicht die geringste Ahnung, was bei den Dursleys mit Harry so abging – nicht, dass ich das so genau wüsste, aber der Sinn hinter Harrys nüchternen Worten damals war schon klar – er war sicher nie ein Prinz, den man auf Händen getragen hat – wie man in unserer Welt so gerne glaubt.

„Wirst du ein Auge auf ihn haben?“ drängt er mich nach seiner Erzählung. „Er darf nichts Leichtsinniges tun, bevor es so weit ist.“

Ich nicke mürrisch.

„Wenn´s sein muss – versteh mich nicht falsch, Albus – auch ich will, dass Voldemort sein verdientes Ende findet – aber auch ich brauche ein wenig Freizeit, wenn ich weiter für dich spionieren soll.“

„Dann spionierst du eben nicht mehr“, winkt er einfach ab. „Du bringst in letzter Zeit ohnehin keine richtigen Informationen mehr mit.“

Wie bitte? Jetzt einfach so oder was? Gut, ich folge schon seit einiger Zeit keinem Ruf mehr – aber glaubt denn der Alte wirklich, dass man einfach kein Todesser mehr sein kann, wenn man die Lust verliert? Klingt beinahe danach. Er muss echt senil geworden sein...

„Aber Albus ... so einfach ist das nicht“, wage ich es einzuwerfen. „Man kann da nicht so einfach austreten, wie bei einer Quidditch Mannschaft.“

Wieder winkt er ab.

„Hier in Hogwarts bist du sicher“, erwidert er. „Tom wagt sich nicht hier her – du wirst eben das Schloss nur unter erhöhter Vorsicht verlassen können – das geht schon...“

Ich höre ihm nicht mehr länger zu. Er verpasst mir einfach so eine Art Schutzhaft und tut meine jahrelange Spionagetätigkeit wie beiläufig ab. ‚Du erfährst ja sowie so nichts mehr...’ Dass ich mir seit über drei Jahren regelmäßig wortwörtlich den Arsch aufreißen lasse, zählt wohl gar nicht mehr...

Langsam verstehe ich immer besser, warum Harry so ausgerastet ist.

„...das Wohl Einzelner ist unbedeutend gegenüber dem Wohl vieler...“ gibt er soeben weise von sich.

Selbstaufopferung kann ja wirklich was Großartiges sein – aber dann doch bitte aus freiem Willen und nicht auf Befehl!

Mit einem Mal bricht um mich herum etwas zusammen, auf das ich die letzten zwanzig Jahre als absolute Wahrheit vertraut habe. Wann hat er sich so verändert? Früher konnte man sich auf ihn verlassen und er war da, wenn man seine Hilfe brauchte. Er hat mir damals ja auch geholfen, als ich der erste Mal von den Todessern weg wollte und er hätte mir auch seinen Schutz angeboten, wenn ich nicht sein Spion geworden wäre – da bin ich mir vollkommen sicher.

Wann ist er zu diesem Menschen geworden, der um jeden Preis Voldemort besiegen will? Wann hat er angefangen das Wohl des Einzelnen zu übersehen? Ich weis, dass ihm früher jeder einzelne Schüler am Herzen lag, wie ein eigenes Kind. Sind es die langen Jahre, die er nun schon gegen die Dunkelheit kämpft – und es sind mehr Jahre, als ich überhaupt am Leben bin.

Wann hat er angefangen zu glauben, dass der Zweck die Mittel heiligt? Was ist nur mit meinem Mentor geschehen? So kenne ich ihn nicht – überhaupt nicht!

War es schleichend und wir haben es alle übersehen? War es dieser Fehler, den er damals mit Sirius begangen hat, als er ihn zu sehr schützen wollte und ihn einsperrte und ihn damit dazu brachte ins Verderben zu laufen, weil er es nicht mehr ertrug? Dieser Fehler, als er dem Jungen nichts alles sagte, was der hätte wissen müssen? Ich weis, dass Harry damals schon einen Ausraster hatte und Albus das Büro verwüstet hat ... hat der alte Mann damals angefangen ... zu ... zu ... zerbröckeln?

Immer noch redet er und ich nicke ab und an, doch es sind blose Plattitüden, die er von sich gibt und er wiederholt sich auch häufig. Albus war nie ein Mensch, der sich an Parolen klammerte – er hatte immer seine eigene Meinung und auch einen messerscharfen Verstand – doch wo ist der geblieben? Solche Sprüche passen eher zu Fudge als zu Dumbledore.

Hat ihn jemand manipuliert?

Ich versuche einen vorsichtigen Legilimentes – hätte ich früher bei ihm nie gewagt, aber heute halte ich ihn für unabdinglich notwendig.

Ich nehme keine bewussten Dinge wahr, dazu bin ich zu zurückhaltend – es ist eher Emphatie als Telepathie, obwohl beide Bezeichnungen nicht wirklich zutreffend sind. Ich spüre hohes Alter und wirre Gedanken, Müdigkeit und Verzweiflung, dass er es nicht mehr schaffen könnte, vor seinem Tod noch alles auf die Reihe zu bringen...

Merlin! Er weis, dass er nicht mehr lange zu leben hat und will unbedingt eine friedliche Welt als sein Erbe hinterlassen – egal was es kostet. Einerseits will er all seine Kinder schützen, aber andererseits ist ihm bewusst, dass er Opfer bringen muss ... und dass Harry ihm solche Vorhaltungen gemacht hat (auch wenn er die Hintergründe nicht mehr begreifen kann, so hat ihn doch der Tonfall sehr getroffen) hat für ihn alles noch schwieriger werden lassen. Er ist durchaus noch in der Lage, seine Fäden zu ziehen, aber er kann nicht mehr wirklich auf Unvorhersehbares reagieren.

Merlin! Wenn er so weiter macht ist alles verloren!

Und trotzdem ist er immer noch zu mächtig, als dass man ihn unter einen Imperius oder so nehmen könnte – nicht, dass ich mir anmaßen würde, es besser zu wissen als er – wenigstens nicht besser, als der Albus, der er einst war ... und der er in meinem Tiefst Innersten auch immer noch irgendwie ist.

Dieser kleine Ausflug in sein Bewusstsein hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen – jetzt habe ich wenigstens eine Vorstellung davon, was hier gespielt wird – Ach Grundgütiger! Jetzt liegt wirklich alles an uns beiden Gefährten.

„Sorg dafür, dass der Junge nach unten in deine Verliese kommt“, sagt er nun schon zum vierten Mal und ich nicke einfach nur noch.

„Wenn das dann alles ist, Albus“, bringe ich mit Mühe heraus.

Ich will hier weg. Ich brauche Luft, um das alles zu verarbeiten und ich brauche einen Plan, wenn nicht alles zusammenbrechen soll...

Ja, die Zukunft der Welt liegt nicht mehr länger in den Händen von Voldemort oder Dumbledore – sie liegt in den Händen von Holy Harry und Devlish Snape...

„Ja, ja, mein Junge, geh nur“, murmelt er mit einem Wink. „Hab ich dir schon gesagt, dass Harry ein Zimmer in den Verliesen bekommen soll und dass du auf ihn achten sollst...?“

Ich schlucke hart – seit einer Stunde spricht er von kaum etwas anderen und nun kann er sich an das Gesagte nicht mehr erinnern ... Oh Merlin! Wie soll er denn noch länger diese Schule leiten, ohne dass es im Chaos endet?

Völlig durch den Wind stolpere ich aus seinem Büro hinunter und frage mich, warum noch keiner anderer was davon gemerkt hat – oder kann er sich sonst zusammenreißen und es war dieses Mal nur so schlimm, weil Harry ihn so aus der Bahn geworfen hat?
 

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Harry

Ich bin auf den Astroturm geflohen. Am liebsten würde ich ins Refugium gehen, aber das kann ich nur mit Severus und der wurde zu Dumbledore gerufen.

Die Luft hier oben ist eisig kalt und so habe ich mir einfach gedankenverloren eine Decke gerufen, in die ich mich einwickeln kann. Ich will mich nicht wieder bei Severus ausheulen, das jetzt ist etwas, mit dem ich ganz alleine fertig werden muss ... und doch wünschte ich, er könnte mich jetzt einfach in den Arm nehmen und bei mir sein, mich trösten...

Ich lausche seinem Gespräch mit dem Alten nicht – ich habe jetzt einfach keine Kraft mehr für sowas – die beiden, die ich heute schon hatte, reichen vollkommen...

„Harry?“ ertönt eine schüchterne Stimme und ein schneller Blick zeigt mir, dass es Neville ist, der wohl nach mir gesucht hat.

„Bin hier, Nev“, murmle ich und hebe grüßend die Hand.

Ich habe mich an einer Mauer herunter gleiten lassen und mich unter meiner Decke klein gemacht. Er kommt zu mir und lässt sich neben mir nieder. Ich biete ihm einen Zipfel der Decke an und er nimmt dankend an, kuschelt sich neben mich darunter.

„Sie haben dich also gestellt?“ will er wissen.

„Ja“, erwidere ich rau. „Sie sind nicht mehr meine Freunde – zu gefährlich, meinte Ron. Nun, ich dränge mich keinem auf.“

„Ich bin immer noch dein Freund“, meint er sehr leise und streicht beschwichtigend über meinen Arm, als würde er einen kranken Vogel streicheln.

„Danke, Nev“, nuschle ich nur.

„Warum bist du nicht bei Snape?“ fragt er weiter. „Er könnte dir sicher helfen – emotional wenigstens.“

„Er ist bei Dumbledore“, gebe ich trocken zurück. „Hatte heute Streit mit dem und nun schickt er mir meinen persönlichen Alptraum auf den Hals – wie er meint – wenn der wüsste.“

Ich kann ein bitteres Auflachen nicht verhindern.

„Hörst du was sie sagen?“ will Neville neugierig wissen.

„Ich könnte, aber ich tus nicht“, entgegne ich. „Mir reichts für heute, Nev – ich kann nicht noch mehr Stress ertragen.“

„Hmhm“, brummt er nur und legt schüchtern seinen Arm um mich. „Du bist nicht allein – ich helf dir so gut ich kann.“

„Danke, mein Freund“, murmle ich und lasse meinen Kopf an seine Schulter sinken.

„Für dich immer wieder gern“, erwidert er bestimmt. „Ich bin nicht so toll, aber ein bisschen für dich da sein, wenn du mich brauchst, das kann ich dann doch.“

„Du bist schon richtig“, meine ich leise. „Du hast das Herz am richtigen Fleck und du hast den Mut zu einem wie mir zu stehen.“

„Dazu braucht man nicht viel Mut“, erwidert er weich. „Man muss nur das tun, was sich richtig anfühlt.“

„Ach Nev“. seufze ich. „Ich wünschte, das alles wäre endlich vorbei und ich könnte als normaler Mensch leben.“

„Das bist du aber nicht mehr“, flüstert er fast tonlos. „Das Schicksal hat dich zu einem der Gefährten des Gleichgewichts bestimmt und das ist eine schwere Last. Ich weis nicht, was das alles mit dir soll, warum du immer so in der Schusslinie stehst, aber ich bin mir sicher, dass es einen höheren Sinn macht.“

„Zwischen Licht und Dunkel werden große Seelen geschmiedet“, brummle ich in mich hinein.

„Ja, das trifft es wohl“, gibt er ein wenig traurig zurück. „Nur, dass es nicht unbedingt schön ist für diese Seelen.“

„Was mich nicht umbringt, macht mich nur härter.“

„Stimmt, aber lass dir nie deine liebevolle, gute Seele nehmen – werd nicht hart und kalt – so wie Snape es wurde – mach einfach weiter – ich denke, ihm hast du auch schon sehr geholfen – er ist nicht mehr so bitter, auch wenn das außer mir kaum einer merkt ... die meisten sehen nur, was sie sehen wollen und nicht das was ihnen vor der Nase rumhüpft...“

Ich muss bei der Vorstellung eines herumhüpfenden Severus kichern.

„Er hüpft nicht, Neville“, meine ich trocken.

„Nee, wohl kaum“, gibt er mit einem leisen Lachen zurück. „Aber du verstehst schon was ich meine.“

Ich nicke nur.

Es tut gut, ihn neben mir zu spüren. Einfach nur einen Freund, der nicht fordert, der nur da ist und mir zuhört – wieviele Menschen hören mir denn schon wirklich zu?

Der tollpatschige, schüchterne Junge hat wohl ebenso eine große, liebevolle Seele, wie sie mir immer nachgesagt wird – nun, immerhin ist er der andere Junge, auf den der erste Teil der Prophezeiung zutrifft – und er weis es noch nicht mal – ich werde es ihm auch nicht sagen, ich will nicht, dass er Angst bekommt ... und immerhin hat Voldemort ja mich ausgesucht und nicht ihn...

»Kleiner wo bist du?« ertönt es in meinem Kopf.

»Astroturm – mit Neville«, gebe ich zurück. »Bist du fertig beim Alten?«

»Bin ich«, erwidert er. »Er will, dass du ein Zimmer in den Verliesen bekommst.«

»Also will er mich doch einsperren«, meine ich kühl.

»Davon hat er nichts gesagt“, bekomme ich zu hören. »Ich soll nur auf dich aufpassen, hat er gesagt und er hat noch ein paar Sachen gesagt, über die wir dringend unter vier Augen sprechen müssen.«

»Sollten wir wohl, du klingst unsicher und verwirrt.«

»Bin ich auch – später Kleiner – ich muss das jetzt erst mal selbst auf grade bringen.«

»Gut, dann geh ich mal meine Sachen packen und komm dann zu dir runter – Neville hilft mir bestimmt.«

»In Ordnung, dann bis später.«

Ich wende mich an meinen Freund und bitte ihn, mir zu helfen. Er nickt nur, steht auf und zieht mich auch in die Höhe. Dann gehen wir zusammen in unseren Schlafsaal, um mein Zeug zusammen zu packen.
 

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Severus

Ich kenne die Räume in den Verliesen und denke bei mir, dass ich schon etwas Geeignetes für meinen Kleinen finden werde – vorzugsweise mit einem Geheimgang zu meinen Räumen.

Und wirklich ist ein geeignetes Zimmer schnell gefunden. Sein Eingang liegt in einer etwas nach hinten versetzten Nische, hinter der Rüstung von Winnifred dem Wagemutigen, mit dem ich erstmal eine kleine Diskussion habe, ob ich berechtigt bin, ihm ein Passwort zuzuweisen.

Ich kann ihn aber dann doch überzeugen, den Eingang bei „Schwarzer Engel“ freizugeben. Das Zimmer hat etwas die Größe meines Schlafzimmers und sogar ein magisches Fenster, das Tageslicht einlässt. Darunter lasse ich einen Schreibtisch erscheinen, damit mein Kleiner gutes Licht zum Arbeiten hat. Eine Nische im Raum lädt geradezu dazu ein, dort ein schönes breites Bett unterzubringen und auch das tue ich.

Früher war ich ein so mieser Verwandler, dass sich Minerva sicher regelmäßig die Haare ausgerauft hätte, wenn das mit ihrer unerschütterlichen Würde vereinbar wäre. Doch heute reichen ein paar konzentrierte Gedanken und ein paar formende Handbewegungen. und alles – was auch immer ich haben will – erscheint.

Mein Kleiner wird auch einen Kleiderschrank und ein paar Bücherregale brauchen. Vielleicht auch noch zwei Sessel und ein kleines Sofa in Gesellschaft eines Couchtisches. Ein kleiner Kamin ist auch vorhanden und ich beschwöre ein Bärenfell davor. Etwas Auslegeware am kalten Steinboden wäre auch noch angesagt. Für einen sonstigen Turmbewohner ist es hier unten doch ein wenig frostig.

Ich habe großen Spaß dabei, diesen Raum für meinen Kleinen einzurichten und mache mir noch nicht mal Gedanken drüber, dass man mich bei sowas für Severus Snape vollkommen Untypischen erwischen könnte.

Immer noch geistert dieses Gespräch mit Albus durch meinen Hinterkopf.

Was hat diesen alten wirklich „Weißen“ Magier so sehr verändert? Bei genauerer Überlegung begannen diese Veränderungen nach dem Kampf im Ministerium. Hat der Alte bei seinem Kampf gegen Voldemort doch mehr abbekommen, als wir alle dachten? Oder waren die Vorwürfe, die er sich selbst machte, weil er zu vorsichtig war, zu gravierend? Immerhin hat er sicher keinen, bei dem er sich ausweinen kann. Alle halten ihn für unfehlbar und das ist doch eine große Verantwortung. Wir waren auch alle seine Schrullen und seine oft unverständlichen Entscheidungen gewohnt, die am Ende doch immer zum Ziel führten – also hinterfragten wir sie nicht mehr.

Harry hat mit Sicherheit ein wenig übertrieben, aber früher wäre Albus damit klar gekommen und hätte ein paar weise Worte von sich gegeben und alles wäre wieder ins Lot gekommen.

Warum versuchte er dem Jungen zu drohen – und dann noch mit sowas Dummen? Zimmerarrest – Quidditch Verbot – noch mehr Nachhilfe – der Junge tut doch ohnehin nicht mehr viel anderes als zu lernen und zu trainieren – noch mehr als irgendwer außer mir auch nur ahnt.

Und wieder muss ich mir die Frage stellen, konnte Albus wirklich nichts anderes für Harry finden als diese Dursleys? Warum hat sich keiner um die Psyche des Jungen gekümmert, als Sirius umkam? Gingen denn alle davon aus, dass er es so nahezu ungerührt wegsteckt, wie Diggorys Tod? Nicht, dass ich glauben würde, er hätte damit keine Probleme.

Es muss mich also nicht wundern, dass Harry nach diesem letzten Jahr, das er wohl so ziemlich einsam verbracht hat, irgendwann ausgeflippt ist. Ich wäre nach bereits wesentlich kürzerer Zeit auf irgendeine Art explodiert.

Ich kann die Trauer und Enttäuschung in ihm spüren, als wäre es meine eigene und ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, also weis ich, wie sich sowas anfühlt.

Ich setze mich mit ihm in Verbindung und bekomme auch endlich wieder eine Antwort, zuvor hatte er ziemlich dicht gemacht, was mir aber nicht so sehr aufgefallen war, da ich diese anderen Dinge im Kopf hatte. Ich schicke ihn seine Sachen packen und mache hier weiter, damit er sich hier auch wirklich wohl fühlen kann.
 

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Harry

Wir sind in unserem Schlafsaal angekommen und ich denke, ich sehe nicht recht. Meine ganzen Sachen sind durcheinander geworfen worden, als hätte jemand nach etwas gesucht – nun, ich habe hier nichts Besonderes versteckt, nur den Tarnumhang und Herumtreiberkarte, aber die sind ein offenes Geheimnis. Alle speziellen Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe, sind sicher im Refugium aufbewahrt und sowas wie verräterisches Tagebuch führe ich nicht.

Ein paar meiner neuen T-Shirts wurden mit Dreck beschmiert und alle meine Slips wurden zerschnitten.

„Wer mach denn sowas?“ keucht Neville entsetzt.

Ich sehe mir die Bescherung genauer an und finde ein paar lange rote Menschenhaare.

„Ich glaube nicht, dass ich die in Vielsafttrank werfen muss, um auf einen Weasley zu kommen“, murmle ich und halte sie Neville unter die Nase.

„Für Ron sind die zu lang und die Zwillinge sind nicht mehr hier“, meint Neville.

„Die Zwillinge würden mir andere Streiche spielen – nicht sowas Billiges“, erwidere ich.

Er nickt nur.

„Ginny?!“ platzt er heraus.

Ich zucke die Achseln.

„Ich kenne sonst niemand mit langen roten Haaren, der hier reinkommen könnte“, meine ich nur.

„Aber warum?“

„Ich weis nicht – vielleicht hat sie was mitbekommen oder es ist ihre Art mir mitzuteilen, dass ihr meine Veränderungen nicht passen.“

„Du nimmst das ziemlich gelassen hin“, kommt es von Neville, der begonnen hat, meine Sachen aufs Bett zu legen.

„Was soll ich denn tun? Nochmal ausflippen? Dazu habe ich heute keine Kraft mehr. Sie zur Rede stellen? Werd ich tun, wenn ich sie sehe. Wie auch immer, das alles lässt sich flicken und saubermachen und ich bin jetzt ohnehin das letzte Mal hier. Ich ziehe in die Verliese und dort denke ich, kann ich mich auf geeignete Art absichern.“

„Kann ... kann ich dich dort besuchen kommen?“ will er unsicher von mir wissen.

„Klar doch“, gebe ich zurück. „Aber wette nicht drauf, dass ich auch dort bin.“

Er grinst nur verschmitzt und das ist Antwort genug.

Dann geht die Tür auf und Ron kommt herein. Er bleibt wie von Donner gerührt stehen und glotzt mit offenem Mund im Zimmer herum.

„Wassn hier kaputt?“ platzt er heraus.

„Harry zieht aus“, erwidert Neville kühl. „Und keine Ahnung, wer es lustig fand, seine Sachen kaputt zu machen.“

„Wird auch gut sein, wenn er geht“, nuschelt Ron. „Ich hätte Angst weiterhin mit einem Todesengel in einem Zimmer schlafen zu müssen...“

„Er ist kein Todesengel“, meint Neville und er klingt wütender als ich ihn je gehört habe.

Ich will nichts mehr dazu sagen, ich habe bereits genug gesagt, aber Rons Worte tun grenzenlos weh. Also repariere ich meine Sachen einfach mit ein paar geistigen Sprüchen und packe alles zusammen. Meine Augen brennen, aber ich will nicht vor den anderen weinen – einen gewissen Stolz habe ich dann doch noch.

„Merlin!“ ertönt es plötzlich von Neville und er holt meinen Besen unter meinem Bett hervor – oder besser gesagt, was von meinem Besen noch übrig ist.

Der Griff wurde gewaltsam zerbrochen und die Borsten sind zum Teil ausgerissen und der Rest ist auf Streichholzgröße zerknickt. Außerdem wurde ein Topf grüner Lackfarbe darüber ausgeleert.

„Wer macht denn sowas!?“ kommt es tonlos von Neville. „Ron, wenn du das warst, mach ich dir den Rest deiner Schulzeit zu Hölle.“

Der hebt nur abwehrend die Hände und schüttelt heftig den Kopf.

„Nee – sowas mach ich nicht – das ist zu gemein!“ quiekt er in einem hohen Ton.

Neville nimmt die roten Haare, die wir zuvor gefunden haben und hält sie ihm unter die Nase.

„Ginny“, krächzt Ron tonlos. „Das sind Ginnys Haare.“

„Warum?“ will Neville wissen.

„Sie ... sie ... ist eifersüchtig“, stammelt Ron.

„Warum und auf wen?“ frage ich nun doch. „Und warum glaubt sie, Rechte auf mich zu haben. Wir waren kurz zusammen ja, aber das ist fast ein Jahr her und wir haben uns gütlich getrennt, weil ich nicht wollte, dass sie in die Schusslinie gerät und das habe ich ihr auch so gesagt.“

„Sie ... sie...“ stammelt Ron immer noch.

„Sie denkt, du bist ihre wahre Liebe“, kommt es von der Tür, wo Hermine wohl schon eine ganze Zeit steht und das Schlamassel begutachtet. „Sie war der Meinung, du würdest das schon merken und da du seit einiger Zeit abends nicht mehr auffindbar bist, denkt sie wohl, dass du eine andere hast...“

„Und wenn dem so wäre“, ächze ich. „Das geht keinen was an...“

„Aber du bringt sie genauso in Gefahr, wie du Ginny in Gefahr bringen würdest“, erklärt Hermine in ihrer üblichen Logik.

„Muss ich mir jetzt schon vorschreiben lassen, wen ich zu lieben habe?!“

„Hah! Du hast also eine Freundin“, ertönt es hinter Hermine und ein rotes Funkeln sagt mir, dass Ginny herself auf der Bühne erschienen ist.

„Das habe ich nicht gesagt“, erwidere ich kalt. „Was – Virginia Weasley – gibt dir das Recht meinen Besitz zu zerstören? Was gibt dir das Recht für mich zu entscheiden? Was gibt dir das Recht, nicht mit mir einverstanden zu sein und dann so zu reagieren.“

„Ich liebe dich“, meint sie selbstgefällig. „Und einen Mann, den man liebt muss man erziehen, damit er so wird, wie man ihn haben will.“

Ich schüttle nur den Kopf.

„Ich glaube meine Liebe“, erwidere ich emotionslos. „Du hast da was vollkommen falsch verstanden. Das ist keine Liebe, das ist besitzen und kontrollieren wollen. Lass dir gesagt sein – ich gehöre keinem und ich lasse mich auch von niemanden mehr kontrollieren.“

„Pft“, schnaubt sie. „Du wirst schon sehen, was du davon hast – ich will doch nur dein Bestes...“

„Siehst du“, knurre ich. „Und genau das bekommst du nicht von mir. Wir waren nie mehr als Freunde, bis auf ein bisschen Händchenhalten, einen Besuch in Hogsmeade und zwei oder drei harmlose Küsschen, war da nichts...“

„Wir waren so ein wunderbares Paar und wir werden es wieder sein – und wenn ich dich dazu zwingen muss.“

„Sag mal, Ginny, spinnst du?“ kommt es gequietscht von Ron. „Harry ist gefährlich geworden...“

„...und selbst wenn er das nicht wäre“, wirft Hermine ein. „Du kannst keinen zwingen, dich zu lieben und du kannst dir auch keinen Geliebten so zu Recht formen, wie du ihn dir vorstellst.“

„Pft“, kommt es nur wieder von der Füchsin und sie wirft arrogant den Kopf in den Nacken.

Was ist denn nur mit der kleinen Ginny passiert? Hat die nen Hormonkoller gekriegt oder was? Ich mochte sie immer – die meiste Zeit als Rons kleine Schwester – aber diese hochnäsige, selbstherrliche Frau kann ich nicht leiden – absolut nicht.

„Komm mir blos nie wieder zu nahe“, knurre ich. „Ich werde sowas nicht nochmal hinnehmen. Auf Grund unserer ehemaligen Freundschaft und wegen der früheren Nähe zu deinem Bruder, werde ich darüber hinweg sehen – aber nicht noch einmal – ich hoffe, du hast das verstanden...“

„Pft“, ertönt es erneut.

Sie wirft ihr Haar herum und schreitet wie eine Fürstin davon.

Ich verstehe gar nichts mehr und bin einen Augenblick lang einfach nur froh, hier raus zu kommen.

Neville scheint zu verstehen, denn er nimmt meinen Koffer und die Reste meines Besens in die Hände.

„Gehen wir“, meint er einfach und ich nicke nur.

Ich nehme die anderen Sachen und bin mit einem verabschiedenden Nicken auf Ron und Hermine aus der Tür verschwunden.

Neville begleitet mich schweigend in die Kerker hinunter. Ich kann sehen, wie es in ihm arbeitet, aber er scheint keine Worte zu finden. Macht nichts, ich hab ja auch keine.

Es tut weh, dass mein Feuerblitz jenseits jeder Reparatur zerstört ist, aber ich brauche ja keinen Besen mehr zum Fliegen – versuche ich mir wenigstens einzureden.

Wieder brennen die Tränen in meinen Augen und ich weis nicht, wie lange ich die noch zurückhalten kann – ich möchte weinen, wie ein kleines Mädchen, das sich das Knie aufgeschlagen hat...

Ich suche in meinem Geist nach Severus und finde ihn auch. Nach einer wortlosen Frage meinerseits, zeigt er mir mental den Weg in meine neuen Räume...
 


 

###Im nächsten Kapitel weiht Harry sein neues Zimmer ein und ein gewisser Werwolf hat langsam Mal ein paar Fragen – auch sprechen unsere beiden über Dumbledore und Remus weis ein bisschen was zu diesem Thema###
 


 

*

Neue Verbündete

Neue Verbündete
 

#Weiter geht es mit einem Gespräch in Harrys neuem Zimmer und einem heimlichen Lauscher#
 

Severus

Ich warte vor dem Zimmer auf meinen Kleinen und bin in meine Gedanken versunken, als ich mit einem Mal von der Seite her angesprochen werde.

„Severus?“

„Lupin – Was gibt´s?“

Was macht der denn hier unten?

„Ähm ... Vollmond?!“ flüstert er fast verschämt.

„Merlin!“ platze ich erschrocken heraus und schlage mir gegen die Stirn.

Daran hatte ich über die Ereignisse der letzten Wochen vollkommen vergessen, dass er den wieder braucht.

„Einen Moment – ich muss erst Harry sein neues Zimmer zuweisen, dann brau ich dir dein Zeug“, fahre ich ruhiger fort.

Noch ist genügend Zeit, aber es eilt ein wenig.

„Harry?!“ kommt es überrascht von ihm.

Verdammt, der Werwolf ist einfach zu aufmerksam und ich habe mich vollkommen verplappert. Eigentlich völlig untypisch für mich, aber bei dem was mir im Moment im Kopf rum geht, ehrlich gesagt auch kein Wunder.

Schritte ertönen und ein Stolpern.

„Danke Harry“, ertönt Longbottoms unsichere Stimme. „Ich wäre mal wieder längelang hingeknallt, wenn du mich nicht gehalten hättest.

„Schon OK, Nev, bin ja froh, dass du mit dabei bist.“

„Ähm ... gibt es da etwas, das ich wissen sollte?“ kommt es neugierig und interessiert von Lupin.

Ich ziehe nur fragend eine Augenbraue hoch und probe den Todesblick. Der Werwolf wollte schon immer zu viel wissen, aber wenn ich ehrlich bin, kam ich mit ihm immer um einiges besser aus, als mit dem Rest der Marauder.

„Professor?“ kommt es fragend von Harry und es wird nicht deutlich, wen von uns beiden er meint.

„Harry? Alles in Ordnung mit dir?“ will Remus wissen.

„Nein, nicht unbedingt, Remus“, erwidert er und klingt unglücklich und leer.

„Was ist passiert?“ drängt ihn Lupin weiter.

»Vertraust du ihm?« frage ich meinen Kleinen im Geiste.

»Ja, tu ich«, wird mir erwidert und es schwingt eine absolute Bestimmtheit in der Aussage mit.

„Dann lasst und mal reingehen“, schlage ich vor. „Es wäre besser, das nicht hier zwischen Tür und Angel zu besprechen.“

Longbottom wirft mir einen unsicheren Blick zu, nickt aber dann zustimmend. Lupin sieht sehr überrascht aus, nickt dann aber ebenfalls. Harry grinst nur ein schiefes, etwas unglückliches Grinsen.

Ich winke die Tür hinter der Rüstung von Winnifred dem Wagemutigen auf und schiebe die drei Männer ins Zimmer. Harry schaut sich um und sein Lächeln wird fröhlicher.

»Schön hast du das eingerichtet«, kommt es warm von ihm. »Danke, das Zimmer ist einfach toll.«

„Ich pack erstmal aus“, meint er dann für alle hörbar.

„Ich gehe ihren Trank brauen, Lupin“, schnarre ich, weil ich auf mich selbst sauer bin. „Wir reden nachher...“

Der brummt nur zustimmend und lässt sich auf Harrys Wink in einem der Sessel nieder.

Ich gehe in mein Labor hinüber und sehe zu, dass ich den Wolfbann fertig kriege, bevor noch ein Unglück geschieht.
 

###
 

Harry

Es ist ganz nett, Remus hier zu treffen. Er ist zwar schon seit Anfang des Schuljahres wieder als Lehrer hier, aber wir hatten immer nur im Unterricht miteinander zu tun. Remus ist ziemlich zurückhaltend und auch ihm hat Sirius Tod sehr wehgetan. Wir konnten einfach nicht miteinander darüber sprechen und so stand ein ziemlich bedrücktes Schweigen zwischen uns. Hoffentlich können wir das heute beenden, denn es gibt viel zu bereden.

Neville hilft mir beim Auspacken und Remus sieht uns schweigend und nachdenklich zu. Er spürt mit Sicherheit, dass hier was am Kochen ist und ich bin sicher er will wissen, was es ist. Ich lasse mir Zeit, denn ich will warten bis Severus wieder da ist – wenigstens bis ich in die Vollen gehe.

„Harry?“ kommt es dann auch tatsächlich nach einiger Zeit von Remus. „Was genau ist hier los? Warum ziehst du hier unten ein? Und warum ist Neville bei dir und nicht Ron und Hermine oder auch Ginny?“

„Ginny!?“ schnaube ich abfällig. „Die ist völlig ausgetickt. Die ist die Meinung, sie wäre für mich die Frau fürs Leben und weil ich nicht so recht ziehe, müsse sie mich erziehen, indem sie meine Sachen verdreckt oder kaputt macht.“

„Das hat sie nicht?!“ keucht Remus entsetzt.

„Und ob sie das hat“, erwidere ich. „Und es ist nicht das erste Mal. Vor fünf Jahren ist sowas schon mal passiert, als ich Riddles Tagebuch gefunden hatte und sie es wieder haben wollte, aus Angst jemand könnte ihre kleinen Geheimnisse erfahren. Damals hat sie auch meine Sachen durchwühlt und so einiges zerstört.

Weist du Remus, eigentlich mochte ich die Kleine immer – aber nach dieser Schote? Nee danke, kann ich da nur sagen.“

Neville nickt zu meinen Worten nur zustimmend und betroffen.

„Und was ist mit Ron und Hermine?“ will Remus wissen. „Ich hab da was von Flügel und Todesengel gehört?“

„Wir sind uns fremd geworden, das mit den Flügeln stimmt, aber das mit dem Todesengel könnte falscher nicht sein“, gebe ich nur trocken zurück.

„Aber...“

Ich hebe abwehrend die Hand.

„Bitte warte, bis Se – ähm – Snape zurück ist“, meine ich. „Der hat da auch noch ein paar Takte mitzureden.“

„Ihr scheint euch ja inzwischen ganz gut zu vertragen“, sinniert Remus.

„Bitte warte – ja?“

„Na gut“, stimmt er zu. „Dann erklär mir doch inzwischen wenigstens das mit deinen beiden besten Freunden.“

„Die beiden sind seit einem Jahr ein Paar und wir haben uns auseinander gelebt“, beginne ich. „Sie haben wohl mit der Zeit vor all dem Angst bekommen und ich wollte auch nicht, dass sie in die Schusslinie geraten, nur weil sie meine Freunde sind. Es ist wohl unbemerkt von beiden Seiten ausgegangen, dass wir nicht mehr viel miteinander zu tun hatten. Die beiden sind voll ineinander verliebt und glücklich und ich wollte auch nicht stören. Sie haben auch nicht mehr wirklich auf mich geachtet und nach Sirius Tod war keiner da, mit dem ich hätte sprechen können – dir wollte ich damit nicht wehtun und die anderen wollte ich nicht voll heulen, doch es gab nicht wirklich ein anderes Thema, über das ich hätte sprechen wollen.

Also hab ich mich zurückgezogen und alleine mein Ding gemacht, aber irgendwann musste bemerken, dass selbst ich nicht wirklich alleine sein kann...

Wie auch immer, gestern hingen die beiden plötzlich wieder an mir dran und ich musste erkennen, dass mir das einfach nur grenzenlos auf den Keks geht. Sicher brauche ich Freunde, aber keine, die alles Mögliche von mir fordern und seien es nur Informationen, die ich nicht bereit bin zu geben, zum Teil auch, weil es für sie zu gefährlich wäre, zum Teil aber, weil es sie einfach nichts angeht...

Irgendwie hab ich dann die Kontrolle verloren und bin echt ausgetickt – es ist mir einfach alles zu viel geworden...“

„Und dann sind plötzlich diese Flügel erschienen?“ will Remus wissen, der mir sehr konzentriert zugehört hat.

„Nicht ganz“, entgegne ich und höre, wie Severus hier wieder auftaucht.

Er muss die letzten Worte gehört haben, denn er nickt mir zu.

»Wenn du ihm vertraust, dann sag ihm alles, ich denke, wir werden Verbündete brauchen, so wie die Lage im Augenblick ist, schaffen wir das nie allein.«

»Gut, wie du meinst«, entgegne ich. »Du bist der Ältere, du weist es sicher besser.«

»Lupins Sinne sind einfach zu gut«, erwidert er trocken. »Er würde ohnehin draufkommen und ich will nicht, dass er noch mehr Gerüchte verbreitet, weil er falsche Fragen stellt und unrichtige Vermutungen aufstellt.«

»Gut, dann lass es uns ihm erklären.«

Neville scheint unser tonloser Gedankenaustausch nicht zu verwundern, aber Remus sieht ziemlich verblüfft aus.
 

###
 

Severus

Nun, den Trank habe ich fertig und so gehe ich zu Harrys Zimmer zurück – auf dem offiziellen Weg – es geht keinen der sonst noch dort Anwesenden was an, dass es auch einen Geheimgang gibt.

Ich kann schon von weitem hören, dass Harry über seine verlorene Freundschaft zu Ron und Hermine spricht und eben grade an der Stelle mit den erschienen Flügeln ankommt. Nun, Remus sollte es vielleicht wirklich wissen und Neville weis ohnehin schon so einiges. Also stimme ich zu, dass Harry spricht.

„Die Geschichte ist wohl ein wenig seltsam, wenn man sie nachträglich so überdenkt“, setzt mein Kleiner an.

Dann erzählt er, wie es kam, dass wir beide zusammen fanden und auch was weiter geschah. Die ganze Sache mit London, den Tattoos und auch der Bindung. Beide Männer lauschen interessiert und auch ein wenig atemlos – wenn man mir sowas erzählen würde, würde ich die Heiler aus St Mungos rufen, um den Erzähler in die geschlossene Abteilung einliefern zu lassen, doch die beiden scheinen es durchaus zu glauben.

Bevor Harry zu dem Teil mit dem Refugium kommt, zieht er sein Shirt aus und zeigt ihnen das Tattoo und dann auch die Flügel. Remus wirft mir einen nachdenklichen Blick zu, doch Neville scheint das schon zu kennen.

„Du auch?“ will Lupin wissen und ich nicke nur.

Ich werde wohl kaum hier einen Striptease veranstalten und sie werden einfach meinen Worten Glauben schenken müssen. Harry wirft mir einen Blick zu, der auch ohne Telepathie deutlich besagt, dass ich jetzt weiter sprechen soll. Nun, das mit dem Refugium werde ich erstmal außen vor lassen. Mir brennt erstmal die Sache mit Albus auf den Nägeln und auch der Wolfsbann sollte getrunken werden, bevor er kalt wird.

„Trink erstmal“, meine ich daher zu Remus und reiche ihm den Kelch.

Er nickt geistesabwesend und schluckt das Zeug - nicht ohne angewidert das Gesicht zu verziehen.

„Danke“, murmelt er nur. „Jetzt aber weiter.“

„Nun Harry hatte mit Albus – nun – nennen wir es mal – einen kleinen Streit“, setze ich an. „Und dann hatte ich ein erschreckendes Gespräch mit dem Alten...“

Ich erzähle oberflächlich, um was es ging und schildere meine Eindrücke, aber noch nicht meine Gedanken dazu. Ein scharfes Einziehen von Luft seitens Remus, lässt mich schließlich mitten im Satz abbrechen.

„Und ich dachte schon ich leide unter so ner Art Verfolgungswahn“, platzt er heraus und fährt auf fragende Blicke der restlichen Anwesenden hin fort. „Er ist seltsam geworden. Ich hielt es zuerst nur für seine normalen Schrullen, aber mit der Zeit kam es mir immer seltsamer vor: Aufträge wurden mehrfach vergeben und wenn man mit ihm dann darüber sprechen wollte, schien er sich nicht mehr daran zu erinnern. Dann kam er mir häufig gereizt und für seine Verhältnisse außerordentlich unfreundlich vor, manchmal sogar regelrecht abweisend.

Er schien sich bei meiner Einstellung auch nicht mehr erinnern zu können, dass ganz Hogwarts über meinen Werwolf Bescheid weis und wies mich strikt an, nicht darüber zu reden, es könne den Kindern Angst machen – ich solle mich auch nicht privat mit den Schülern befassen, was über unterrichtstechnische Gründe hinaus geht.

Ich nahm das einfach hin und dachte eben, dass wir nun mal in unsicheren Zeiten leben und dass es ja auch nicht sein muss. Außerdem war ich einfach nur froh, wieder geregelte Arbeit zu haben.

Doch wenn Severus ein Gespräch mit Albus als ‚erschreckend’ bezeichnet, dann ist da wohl noch mehr, oder?“

Ich nicke nachdrücklich und beginne den drei nun ausführlicher über mein Gespräch zu berichten – auch über die Gedanken, die ich dabei hatte. Plötzlich wird Harry sehr nachdenklich und seine Augen werden trüb.

„Kleiner?“ unterbreche ich mich mitten im Satz.

Er schüttelt den Kopf, wie um ihn zu klären.

„Mir ist da eben was durch den Kopf gegangen“, meint er langsam, als habe er den Gedanken noch nicht ganz zu Ende gedacht. „Könnte es sein, Severus, dass wir gerade jetzt ‚berufen’ wurden, weil Dumbledores – nennen wir es mal Senilität – das Gleichgewicht noch mehr aus dem Lot gebracht hat, als Voldemort allein?“

Ich brumme unbestimmt.

„Könnte sein“, erwidere ich. „Ich hatte mich schon gefragt, warum nicht schon lange etwas Derartiges geschehen ist und kam zu dem Schluss, dass du zuvor einfach noch zu jung und zu unreif warst, um eine Bindung mit einem Erwachsenen einzugehen – aber es hätten ja nicht ausgerechnet wir beide sein müssen...“

Er nickt nur.

„Aber wir sind es nun mal und so liegt alles in unseren Händen...“

„Ihr seid also wirklich zusammen?“ kommt es mit einem trockenen Schlucken von Remus, als wäre es zuvor in Harrys Worten nicht klar herausgekommen – vielleicht war es aber auch das mystische Drumherum, das ihr abgelenkt hat.

„Ich bin erwachsen Moony“, erwidert Harry. „Und ich will mich auch nicht mehr länger wie ein unmündiges Kind behandeln lassen – ich will mein Leben einfach nur leben – wie lange es auch noch währen mag. Und wie auch immer – Severus tut mir gut und ich denke, ich tue ihm auch gut.“

Ich nicke nur sehr bestimmt. Remus winkt ab.

„Ich will mich ja auch gar nicht einmischen – dazu habe ich keinerlei Recht“, stimmt er zu. „Es wundert mich nur – ihr konntet euch doch so gar nicht ab.“

„Vielleicht, weil wir im Laufe der Zeit erkennen mussten, wie ähnlich wir uns doch im Grunde genommen sind“, entgegnet Harry leise. „Wir beide waren einsam und wir beide hatten nicht unbedingt das, was man ein schönes Leben nennt.“

Remus nickt nachdenklich.

„Ich habe mich schon oft gefragt, wie man Harry ausgerechnet zu Lilys Schwester bringen konnte“, meint er. „Ich kannte Petunia aus Lilys Erzählungen und sie ist alles andere als eine gute Mutter. Weder für Harry noch für ihren eigenen Sohn, den sie gnadenlos verzieht.“

„Stimmt“, erwidert Harry trocken. „Aber das ist vorbei und sollte uns auch nicht mehr berühren.“

„Was mich zu der essentiellen Frage bringt“, mische ich mich wieder ins Gespräch. „Was machen wir mit Albus?“

„Wir können ihn nicht einfach verschwinden lassen“, kommt es erstaunlicher Weise, wenn auch sehr unsicher von Neville. „Aber wenn er verhängnisvolle Entscheidungen trifft...?“

„Dann wird es an uns sein, das wieder irgendwie grade zu biegen“, versucht Remus zu beschwichtigen.

„Ihr beide steht also zu uns?“ will Harry ziemlich unsicher wissen.

„Ich bin dein Freund“, erwidert Neville einfach, als würde das alles klären.

„Ich mag euch beide sehr“, kommt es von Remus. „Und es ist klar, dass es wirklich notwendig ist. Voldemort muss verschwinden und Dumbledore muss daran gehindert werden, mehr Schaden als Nutzen anzurichten.“

„Danke“, murmelt Harry.

„Wem können wir sonst noch vertrauen?“ frage ich in die Runde.

„Ich schätze, das wird sich mit der Zeit ergeben“, meint Remus.

„Ich halte die Ohren offen“, verspricht Neville. „Ich bin so unscheinbar, dass man mich gerne übersieht und so höre ich viele Dinge, die nicht unbedingt für fremde Ohren bestimmt sind. Ich glaube auch, dass Hermine sich das alles nochmal überlegen wird, dann sie hat immer schon nachgeforscht und Sachen nicht einfach hingenommen – allerdings weis ich wirklich nicht, welcher Teufel Ginny reitet – vielleicht kriegt sie Torschlusspanik immerhin ist unser Jahrgang in etwa einem halben Jahr mit Hogwarts fertig...“

„Ich bin vergeben“, murrt Harry.

„Und? Willst du ihr das sagen?“ erwidert Neville mit verschmitzt funkelnden Augen.

Hinter dem Jungen steckt mehr als ich dachte und eigentlich sollte ich mich wundern, dass er in meiner Gegenwart schon so lange absolut ruhig ist.

„Wohl kaum“, entgegnet Harry. „Das würde zu mehr Fragen führen, als ich Antworten geben wollte.“
 

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Harry

Es ist wichtig, dass wir mit Außenstehenden – nun nicht wirklich außen stehend, aber mit den Gefährten haben sie nun wirklich nichts zu tun - darüber sprechen, was hier so abgeht, muss ich erkennen, denn alleine durch das Reden, werden mir so einige Dinge klar – manchmal sieht man wirklich den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Ich kann spüren, dass auch Severus froh ist, dass wir Verbündete gefunden haben – er braucht sicher jemand in seinem Alter, mit dem er mal reden kann – ich habe immerhin Neville – aber wen hat er denn?

Nun, Remus ist sicher vertrauenswürdig und ein sehr guter und wertvoller Freund. Seine besseren Sinne sind Gold wert und er kann auch sehr gut die Dinge von verschiedenen Seiten sehen und sehr viel wenn und aber berücksichtigen. Außerdem kennen er und Severus sich schon seit fast dreißig Jahren und das ist wirklich eine lange Zeit...

Mir geht immer noch das Verhalten der beiden Weasleys und von Hermine nicht aus dem Kopf. Es stimmt was Neville sagt, Hermine wäre normaler Weise sofort in die Bibliothek gestürmt und hätte alles nachgeschlagen, was mit Flügeln oder Federn zu tun hat – vielleicht hat sie das ja auch, aber nicht wirklich was gefunden, habe ich ja immerhin auch nicht – meine Informationen stammen jedenfalls aus ganz anderen Quellen...

Wirklich hat sie wohl Rons Todesengel Theorie auch nicht zugestimmt und wenn man es Recht bedenkt, hat sie mir ja auch nicht die Freundschaft gekündigt, es war Ron, der sie von mir weggezogen hat.

Es hat Angst, das ist klar und er braucht sie jetzt dringender als ich, denke ich mal...

Vielleicht bin ich in letzter Zeit einfach auch zu empfindlich geworden, was solche Dinge betrifft. Es war schon im meinem zweiten Jahr hart, als Slytherins Erbe angesehen zu werden, dann im dritten betüddelt zu werden, weil angeblich Sirius auf meinen Skalp aus war und im Vierten, weil man mich ins Trimagische Turnier verfrachtet hatte aus Eifersucht ausgegrenzt zu werden. Im Fünften ging es dann weiter, weil mich fast alle für bekloppt hielten, weil nicht sein kann, was nicht sein darf und ich unter Umbridge zu leiden hatte...

Eigentlich sollte ich davon schon ne Hornhaut auf der Seele haben, doch anstatt mich daran zu gewöhnen, wurde es von Jahr zu Jahr schlimmer und ich kann es nicht mehr ertragen, wegen etwas abgelehnt zu werden, zu dem ich nun mal gemacht wurde, ohne gefragt zu werden, ob ich das will und für das ich auch nichts kann...

Merlin – ich würde eine ganze Menge dafür geben, einfach nur ein normaler Junge zu sein – ich müsste noch nicht mal Magie haben, wenn ich nur hätte so leben könne, wie jeder andere auch...

Allerdings ... muss ich zugeben, dass ich um nichts auf der Welt auf Severus verzichten möchte ... vielleicht hat also doch alles so seine Richtigkeit wie es ist ... auch wenn es oft wehtut...

Ich bin in meine Gedanken versunken und Severus und Remus haben inzwischen weiter über den Alten diskutiert und es kamen wohl immer weitere Absonderlichkeiten zum Vorschein, die für sich gesehen, durchaus als Teil von Dumbledores Exzentrizität durchgehen können, gemeinsam betrachtet aber mehr als bedenklich sind.

Hätte ich das früher gewusst, wäre ich sicher nicht so vor ihm aus der Rolle gefallen. Ich hätte ihn einfach glauben lassen, was er gerne glauben will und das gemacht, was ich für richtig halte – immerhin bin ich weder in meinen Taten noch meinen Entscheidungen allein – ich habe Severus, als zweiten Teil meiner Seele und ich habe – wie ich heute erkannt habe – zwei sehr treue Freunde, die uns beistehen werden.

Mit einem Mal werde ich müde und beginne zu gähnen. Es ist wirklich sehr anstrengend, so unter Strom zu stehen und durch derartige emotionale Stromschnellen zu gehen.

„Professor Lupin?“ murmelt Neville mit einem Mal. „Lassen sie uns gehen – ich denke, die Gefährten brauchen jetzt Zeit für sich selbst.“

Remus nickt nur und steht auf.

„Wir halten die Augen offen“, meint er noch und winkt uns verabschiedend zu. „Wir sehen uns beim Frühstück und im Unterricht.“

Richtig, morgen ist ja wieder Montag und eine neue Woche geht an.

Remus will von Neville gefolgt nach draußen gehen und ich bekomme noch mit, wie ein blonder Schatten in den dunklen Gängen verschwindet.

„Grundgütiger“, stöhne ich. „Malfoy!“

Severus ist sofort auf den Beinen und eilt dem Jungen hinterher. Wir wissen nicht, was er gehört hat, denn keiner von uns hatte daran gedacht, einen Stillezauber auf das Zimmer zu legen. Au Shit – Verdammt!
 

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Severus

Damit hätte ich eigentlich rechnen müssen, dass Draco neugierig wird, wenn Harry hier runter in die Verliese kommt und dann auch noch Neville und Remus in der Nähe sind. Ich kann nur hoffen, dass ich ihn erwischen kann, bevor er seinem Vater einen Brief schicken kann. Wenn Voldemort auch nur das Geringste darüber erfährt, können wir davon ausgehen, dass er umgehend Hogwarts stürmt um Harry und mich unter den Imperius zu nehmen oder uns umzubringen...

Meine schnellen Schritte tragen mich zum Slytherin Gemeinschaftsraum, aber dort ist keine Spur von Draco zu sehen, auch weis keiner seiner Mitschüler, wo er ist. Also sehe ich zu, dass ich in Richtung Eulerei komme, wo ich ihn am ehesten vermute.

Auf dem Weg dorthin komme ich an Harrys Zimmer vorbei und der wartet bereits aufgeregt auf mich.

„Nimm das“, platzt er heraus und drückt mir ein altes Pergament in die Hand, das mir nur zu bekannt vorkommt. „Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin“, nuschelt er und auf dem Fetzen erscheint eine detaillierte Karte von Hogwarts.

Seine Augen huschen darüber.

„Er ist auf dem Weg in die Eulerei“, meint er. „Beeil dich, Severus – das könnte mehr als nur gefährlich werden.“

Ich nicke nur und mache mich im Laufschritt auf. Noch nie schien mir der Weg in die Eulerei so weit. Harry hat mir einfach die Karte in die Hand gedrückt und ich behalte den sich bewegenden Punkt, der mit ‚Draco Malfoy’ bezeichnet ist im Auge. Der Junge geht wirklich in Richtung Eulenturm und ich kann nur hoffen, dass ein möglicher Brief erst noch geschrieben werden muss.

Verdammt war das heute ein langer und harter Sonntag und er ist noch nicht vorbei. Meine Gedanken und Gefühle sind immer noch ein einziges Chaos und ich weis nur zu genau, dass ich das alles dringend überschlafen sollte.

Vielleicht ist es auch eine gute Idee, ins Refugium zu gehen, einfach nur, um Zeit zu gewinnen, um das alles zu ordnen und gründlich zu durchdenken.

Ich bin endlich im Eulenturm angekommen und kann den typischen silberblonden Haarschopf in der Dunkelheit am Fenster schimmern sehen.

„Draco“, murmle ich in die Düsternis hinein und halte im Hinterkopf einen Zauber bereit, um den Jungen gegebenen Falls zu lähmen oder auch einfach nur aufzuhalten, sollte er falsch reagieren.

„Professor...“ krächzt er fast tonlos. „...bleiben sie weg von mir...“

„Was hast du mitbekommen, Junge?“ will ich wissen.

Und im Gegensatz zum letzten Mal versuche ich seine Erinnerungen zu sehen. Es gehört sich gewöhnlich nicht, in den Kopf eines anderen hinein zu sehen – außer es gibt triftige Gründe dafür. Ich halte die aktuelle Situation jedenfalls für triftig genug.

Er hat nur ein paar Satzfetzen über Voldemort und Dumbledore gehört, nichts von den Flügeln und was damit wirklich zusammenhängt, auch wenn er natürlich Gerüchte darüber gehört hat – aber wer in der Schule hat das noch nicht ... ganz Hogwarts ist einfach ein Dorf und die Buschtrommeln haben schon immer bestens funktioniert...

Dann noch ein bisschen was über die Gryffindors, aber da hindert ihn die Schadenfreude, die Hintergründe zu verstehen. Was – zum Merlin – wollte er also in diesen Brief schreiben?

Lieber Vater – Potter und Snape mögen Voldemort nicht?!

Bei Harry ist das ohnehin schon immer klar und mein Nichterscheinen bei den letzten Todessertreffen, spricht doch wohl schon für sich alleine.

„Draco?!“ fordere ich ihn erneut auf zu reden, denn er hat noch kein Wort zur Antwort gegeben und seine Hand ist in nahezu panischer Abwehr in meine Richtung ausgestreckt. „Jetzt sag schon!“

„Sie stehen gegen den Dunklen Lord“, stammelt er voll durch den Wind. „und sie haben sich mit Potter verbündet und Longbottom und Lupin hängen da auch noch irgendwie mit drin...“

Daraufhin kann ich nur schwer seufzen. Das alles stimmt ja auch.

„Denkst du nicht, dass sowohl Lucius, als auch Voldemort das alles schon längst wissen oder es sich wenigstens ausrechnen können?“ frage ich rhetorisch nach und mache mich bereit, einen Oblivate zu sprechen, wenn nichts mehr anderes hilft.

„Aber ... aber“, beginnt er zu stottern. „Das ist ... Verrat!“

„An wem denn?“ meine ich nur.

„An allen Reinblütern ... an unserem Meister ... an Slytherin ... an allem was wahr und richtig ist...“

Lucius hat seinem Jungen wirklich jede Menge Mist in den Kopf gepflanzt. Es glaube, es wäre – so hart es auch klingt – für Draco viel besser gewesen, wenn Askaban seinen Vater länger als nur drei Monate hätte halten können oder der wäre gar nicht erst dorthin gekommen – hat seiner geistigen Gesundheit nicht eben gut getan...

Ich schüttle nur den Kopf zur Aussage des Jungen.

„Ist es wirklich richtig“, setze ich an und versuche, ihn zum Nachdenken zu bringen. „Leute zu foltern oder zu töten, nur weil sie anders sind oder eine andere Meinung vertreten?“

„Sie sind Abschaum – nicht wert zu leben“, plappert er die nur zu bekannten Parolen nach.

„Draco! – Wo ist dein Verstand geblieben“, fahre ich ihn ziemlich verzweifelt an.

„Ich war so dumm...“ nuschelt er nachdenklich „... wollte Potter damals zum Freund ... hat mich zurückgewiesen ... mich, einen Malfoy ... blöder Mischling ... Vater hat Recht ... sie sind es alle nichts wert ... man soll sich nur mit seinesgleichen abgeben ... jetzt bin ich nicht mehr so blöd ... ich werde dem Meister gute Dienste leisten ... und hoch bei ihm aufsteigen ... werd seine rechte Hand werden...“

„Und so enden, wie deine Tante Bellatrix?“ werfe ich bitter ein. „Im Wahnsinn...“

„Reden sie nicht so von ihr!“ schreit er mich an. „Ein schäbiger Verräter wie sie hat kein Recht meine Familie zu beleidigen...!“
 

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Harry

Ich bin Severus nachgegangen und Neville und Remus sind mir neugierig gefolgt. Nun stehen wir angesichts von Malfoys Worten wie erstarrt an der Tür zur Eulerei, so dass man uns von drinnen nicht sehen kann.

„Gehirnwäsche“, keucht Neville fast tonlos.

Remus ist einfach nur sprachlos und auch mir fehlen die Worte.

Ich mochte Malfoys hochnäsige Art noch nie und wir haben uns sechs Jahre lang bis aufs Blut bekämpft. Aber er kam mir nie so dumm vor, dass er nur leere Phrasen nachplappert. Er hatte immer eine bissige Art von Intelligenz, die einfach nicht zu seinen Worten jetzt passen will.

Ich kann auch sehen, dass er vor Severus nahezu panische Angst hat – hatte er früher nie – im Gegenteil, die beiden kamen immer blendend miteinander aus. Ob das vielleicht immer noch an diesem Zwischenfall mit dem vermurksten Zaubertrank liegt?

Fast gegen meinen Willen bewegen sich meine Füße in Richtung Inneres des Turmzimmers und Remus hält mich grade noch zurück, bevor ich unsere Anwesenheit aufdecken kann.

„Nicht“, flüstert er lautlos. „Überlass das Severus – er kriegt das schon geregelt.“

Ich nicke wie betäubt, weil ich weis, dass er mit seinem Vertrauen in meinen Gefährten richtig liegt.

„Ich beleidige deine Familie nicht“, höre ich Severus drinnen sagen. „Ich sage nur die Wahrheit.“

„Man hat meine Tante vierzehn Jahre lang weggesperrt wie eine gefährliche Bestie unter unmenschlichen Bedingungen“, krächzt Malfoy.

„Und warum war das so?“ drängt ihn Severus zum Nachdenken.

„Weil sie ihrem Meister treuer als jeder andere gedient hat“ – Malfoy

„Weil sie aufs Grausamste gefoltert und gemordet hat und dabei erwischt wurde, wie sie Longbottoms Eltern mit dem Cruciatus in den Wahnsinn getrieben hat.“ – Severus

„Nein das ist nicht wahr!“ Malfoy mit vollkommen entsetzter Stimme.

„Oh doch, das hat dir wohl noch keiner erzählt, oder?“

„Aber ... aber ... die waren doch Reinblüter, auch wenn Longbottom die letzte Niete ist, ist er doch ein Reinblüter...“

Ich muss Neville in den Arm nehmen, denn er hat angefangen lautlos zu weinen. Ich wusste davon und er wusste auch, dass ich es weis, aber wir haben nicht viel darüber gesprochen, weil es ihm einfach zu weh tut.

„Das war James Potter auch!“ höre ich wieder Severus.

Ich weis, dass er Malfoy einfach überzeugen will, dass er vollkommen auf dem falschen Trip ist – ob er das so schafft?

„Aber seine Frau war ein wertloses Schlammblut! Wie konnte er nur so tief sinken, so eine zu heiraten?“ - wieder Malfoy.

Ich bin gewohnt, dass er muggelstämmige beleidigt und so nehme ich das einfach hin, auch wenn ich vor Wut zu zittern beginne. Jetzt ist es Neville, der mich stützt...

„Sie war eine viel bessere Hexe als viele sogenannte Reinblüter“, kommt es bestimmt von Severus. „Ich muss da nur an Miss Bullstrode und Miss Parkinson denken.“

„Pft!“ schnaubt Malfoy abfällig.

„Keine besonders kluge Antwort“, tönt es spöttisch von Severus. „Denke, mein Junge – fang endlich an, selbständig zu denken!“

Dann höre ich, wie Severus sehr leise einen Bann murmelt, der Malfoy daran hindern wird, etwas auszuplaudern, der ihm aber nicht die Erinnerung nimmt.

Ich mag Malfoy wirklich nicht, aber Severus hat schon Recht. Man kann jemand nicht einfach für etwas verdammen, was dem eingetrichtert, vielleicht sogar eingeprügelt wurde – und wie auch immer, wie soll jemand sich ändern oder etwas begreifen, wenn er sich nicht mehr erinnern kann?
 

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Severus

Plötzlich fällt mir eine andere Lösung für unser Draco- Problem ein – ein Geheimhaltebann aus dem Buch in Eisen. Er wird es dem Jungen ermöglichen, über alles nachzudenken, ohne es ausplaudern zu können. Es täte mir Leid, ihn an die Dunkelheit zu verlieren, wie es beinahe mir selbst passiert wäre...

Ich muss mit einem Mal bemerken, dass ich in den letzten Wochen sehr viel dazu gelernt habe und ziemlich mächtig geworden bin. Doch mit dieser Macht sind gleichermaßen mein Verantwortungsgefühl und mein Gewissen gewachsen.

Ich kann nicht mehr einfach aus einem Impuls heraus handeln – wenigstens nicht, wenn es um mächtigere Magie geht. Sie fliest nur dann ungehindert, wenn ich mir aller Konsequenzen bewusst bin und sie rechtfertigen kann. Noch nie hat mein Gewissen so klar meine Handlungen bestimmt – früher taten mir meine Taten hinterher nicht selten Leid, doch geschehen war geschehen...

Doch heute hindert mich irgendein inneres Gefühl daran, grobe Dummheiten zu begehen ... sehr seltsam...

Ich kann deutlich erkennen, dass der Junge hier vor mir keinen Brief mehr schreiben wird und so schicke ich ihn einfach in seinen Schlafsaal zurück. Er wird auch nichts ausplaudern können, sollte er noch mehr erfahren – der Bann ist mehr als nur sicher und sehr anpassungsfähig. Draco tappst wie betäubt nach draußen in die Gänge des Schlosses und bekommt noch nicht mal mit, dass er an drei Leuten auf der Treppe vorbeikommt.

Ich nicke meinen Verbündeten zu und kann sehen, dass der kleine Longbottom wohl geweint hat und von Harry getröstet wurde. Nun, er ist immerhin sein Freund und Eifersucht ist in diesem Fall wirklich nicht angebracht.

Remus übernimmt einfach den Jungen und die beiden ziehen sich nach einer wortlosen Verabschiedung in ihre Räume zurück. Vielleicht hat der gutmütige Werwolf ja auch noch ein paar tröstende Worte für den traurigen Jungen. Ich hätte seine Eltern nicht erwähnt, wenn ich gewusst hätte, dass er da draußen steht und alles hören kann, doch ich nahm nur Harrys Gegenwart wahr.

Der wirft mir ebenfalls einen etwas verlorenen Blick zu und so lege ich einfach einen Arm um ihn (uns wird schon keiner sehen und er braucht das jetzt ganz sicher) und begleite ihn zu seinem Zimmer zurück.
 

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Harry

Mein Gefährte bringt mich einfach in die Verliese hinunter und ich fürchte, ich wäre nicht in der Lage gewesen, meinen Weg alleine zu finden. Das alles war heute einfach mehr als nur zu viel für mich.

Meine Nervenenden fühlen sich wie taub an und ich könnte noch nicht mal sagen, ob mir warm oder kalt ist. So vieles wurde heute einfach über den Haufen geworfen...

„Komm, leg dich schlafen“, meint Severus, als meine Zimmertür hinter uns ins Schloss gefallen ist. „Oder willst du noch darüber reden?“

„Ich will darüber reden“, krächze ich heiser. „Aber nicht jetzt – Ich möchte einfach nur von dir im Arm gehalten werden und mit dir kuscheln, deine Liebe und Nähe spüren – Du bleibst doch oder?“

„Ja“, gibt er zurück. „Sicher, wenn du es willst?“

„Ja“, sage ich nur.

„Oder willst du ins Refugium?“ will er wissen.

Ich schüttle nur den Kopf.

„Ich möchte dieses wundervolle Zimmer einweihen“, meine ich einfach. „Ist dir eigentlich klar, dass ich noch nie sowas Schönes zum drin Wohnen hatte?“

„Freut mich, dass es dir so sehr gefällt“, erwidert er. „Ich habe nicht viel Erfahrung mit Einrichten, aber ich wollte, dass du dich hier einfach nur wohl fühlst.“

„Das werde ich“, entgegne ich. „Besonders, wenn du auch hier bist.“

„Darin sehe ich kein Problem“, meint er. „Es gibt einen Geheimgang zu meinen Räumen und ich kann schnell verschwinden, wenn es sein muss.“

Ich lächle ihn ein klein wenig glücklich an.

„Du denkst einfach an alles“, meine ich und drücke ihm einen kleinen Kuss auf. „Du bist einfach der Beste.“

„Und du bist das Beste, was mir je passiert ist“, murmelt er leise und küsst mich auf meinen Schopf.

„Ich bin zu geschafft zum Duschen“, stelle ich in den Raum. „Ich will einfach nur noch ins Bett – morgen ist wieder ein normaler Schultag und da sollte ich wenigstens halbwegs wach und funktionsfähig sein.“

„Na komm, Kleiner“, kommt es von Severus und er nimmt mich einfach auf seine Arme, um mich zum Bett hinüber zu tragen.

Ich schmiege mich an ihn und kann mir nichts vorstellen, was ich jetzt lieber tun würde, als mich so von ihm halten und tragen zu lassen. Es ist so schön zu wissen, dass er für mich immer da ist, wenn ich ihn brauche...

Beim Bett angekommen, genügt ein Gedanke und wir sind beide nackt, selbst unsere Kleidung ist ordentlich zusammengefaltet auf einem der Stühle gelandet. Severus lässt mich sacht in die Decken sinken und gleitet dann neben mich. Sein Arm schlingt sich liebevoll um meine Schultern und er zieht mich fest an sich.

Ich kuschle mich an seinen schlanken Leib und denke bei mir, dass mir auch nichts Besseres hätte passieren können als er. Mein Kopf findet diese bequeme Kuhle an seiner Schulter und ich schmiege mich hinein.

„Bist du böse, wenn ich jetzt einfach nur schlafen will?“ frage ich ein wenig unsicher.

So gern ich sonst immer sonstwas mit ihm anstelle, im Augenblick ist es mir nicht nach wildem Sex. Ich will einfach nur regelrecht in ihn hineinkriechen und ihm so nahe wie nur irgend möglich sein.

„Nein, Kleiner“, erwidert er sanft. „Ich würde heute wohl auch nicht so ganz bei der Sache sein. Da ist einfach zu viel in meinem Kopf, was mich ablenkt. Ich hoffe nur, wir können schlafen.“

„Hmm“, brumme ich. „Manchmal ist man einfach zu müde zum Schlafen – hast du vielleicht einen Trank? Ich meine, ich bin sonst nicht unbedingt für sowas, aber heute...?“

„Ob du da wohl unbewusst meine Ansichten übernommen hast?“ meint er nachdenklich und winkt zwei Phiolen herbei.

Ich schüttle den Kopf.

„Ich hätte schon längst jemand um einen Schlaftrunk gebeten, wenn ich der Ansicht wäre, es würde auf Dauer was bringen“, entgegne ich. „Meine Einstellung dazu ist also nicht neu.“

„Hmm“, brummt nun er und drückt mir die Phiole in die Hand. „Heute billige ich es. Wir müssen einfach schlafen, um das alles verarbeiten zu können. Es bringt nichts, wenn wir uns todmüde und halbwach im Bett herumwälzen. Morgen ist ein neuer Tag und wir werden vor neue Aufgaben gestellt werden und dazu sollten wir ausgeschlafen sein – wer müde ist, macht unnötige Fehler.“

Ich nicke nur und leere das Fläschchen, ebenso wie Severus. Wir kuscheln uns aneinander und nehmen uns gegenseitig in den Arm. Nur noch ein paar dringend notwendige Streicheleinheiten, die aber nicht aufreizen, sondern einfach nur beruhigen und wir sind auch schon tief und fest eingeschlafen...
 

###Mal sehen, wie es weiter geht – einen rechten Plan habe ich noch nicht, aber mir fällt schon was ein – ich denke, es wird auch wieder Lemon geben...###
 


 

*

Wo liegt die Wahrheit?

Wo liegt die Wahrheit?
 

#Zwangsläufig nun ein paar andere Sichtweisen, denn ich halte es für nötig die Gedanken der anderen handelnden Personen zu schildern#
 

Draco

Da liege ich nun auf meinem edlen Bett in meinem Einzelzimmer, das mir als Schulsprecher zusteht. Doch im Augenblick fühle ich mich alles andere als elitär.

War schon schlimm genug, dieses Ding mit dem verpfuschten Zaubertrank – ich konnte Snape, den ich eigentlich immer gemocht und sogar bewundert habe, einfach nicht mehr in die Augen schauen und wenn er mir dann auch noch auf mehr als drei Schritte nahe kam, wäre ich am liebsten davon gelaufen.

Nicht, dass ich ein Kind von Traurigkeit wäre, ich schnappe mir gewöhnlich alles, was mir gefällt, selbst wenn es bei drei auf den Besen ist, aber dieser Traum war gleichzeitig schärfer und abartiger als alles, was ich je erlebt habe. Ich meine – Leute – ein Malfoy lässt sich nicht so behandeln und ein Malfoy ist immer oben und trotzdem fand ich es mehr als nur megageil ... gleichzeitig schäme ich mich grenzenlos dafür – und eine Malfoy schämt sich nie – das ist was für niedere Lebewesen...

Ich kann es einfach nicht lassen, Potter hinterher zu spionieren. Zum einen – kenne deinen Feind – und zum anderen – vielleicht bekomme ich ja was raus, was den Meister meines Vaters so sehr interessiert, dass er mich ruhmvoll und ehrenhaft in seinen Reihen aufnimmt...

Was mich aber zur nächsten Frage führt...

Was wollte mir Snape dort oben so eindringlich am Eulenturm klar machen? Natürlich habe ich bemerkt, dass ich mich in keiner Weise über das Belauschte von Potters Zimmer äußern kann. Ich kann es nicht sagen, ich kann es auch nicht aufschreiben und ich denke, ich könnte es auch nicht mittels Gedanken übertragen, wäre ich dessen mächtig – allerdings nachdenken und es hin und her wälzen, das kann ich und das tue ich auch, seit ich hier in meinem Bett liege.

Da waren Snape, Lupin, Potter und Longbottom und sie haben miteinander diskutiert – das habe ich am Tonfall erkannt. Leider beherrsche ich keinen Lauschzauber, der unbemerkt bleiben würde und so konnte ich nur wenige lauter geäußerte Worte verstehen.

Dass Potter mit dem Rest des Goldenen Trios wohl Streit hatte und das das jüngste Wiesel ihm seine Sachen kaputt gemacht hat – armes Potty – Yeach!

Dann dieses Gerücht über die Flügel, welche er bei einem Wutanfall bekommen haben soll. Potter und Flügel! Dass ich nicht lache, die Gryffs müssen doch alle den falschen Stoff erwischt haben – nicht dass ich glauben würde, dass sich die lieben Kätzchen sowas reinziehen würden – wenigstens nicht mehr seit die Chaos Zwillinge ihren erinnerungswürdigen Abgang gemacht haben.

Und das Oberkätzchen wohnt jetzt in den Verliesen – ich habe gehört, er soll Streit mit dem alten Zitronenbonbonfreak gehabt haben. Was ich aber auch nicht wirklich glaube, bis ich Beweise sehe. Der Goldjunge ist dem Alten doch immer hinterher gelaufen und wenn der gesagt hat „Spring“, dann wollte Potty nur noch wissen, wie hoch oder wie weit.

Allerdings hat sich Potty verändert. Er läuft nicht mehr in diesen hinterletzten Klamotten rum, viel eher hat er einen ziemlich düsteren, wenn auch rattenscharfen Stil entwickelt und sein Hintern ist mehr als nur sexy...

Shit, was denke ich da – Potty ist nicht sexy – Potty ist potthässlich! Mit dieser grässlichen x-mal geflickten Brille und dieser widerlichen Narbe auf der Stirn. Dann ist er mickrig und dürr ... ja genau! Schon besser!

Also weiter im Text...

Ich wollte immer ein Todesser werden – so wurde ich einfach erzogen und im letzten Jahr, nachdem mein Vater wieder aus Askaban zurückkam – genügend Gold kann vieles regeln – da wurde es noch viel dringlicher. Dieser Ort hat ihn verändert. Gut, er war nie der Kuscheltyp oder der Mensch, der rechts und links Küsschen verteilt, aber er war auch nie dieses eiskalte, grausame Wesen, das aus Askaban zurückkam. Er ließ sich seine Gefühle nie anmerken, aber ich bin sicher, dass er welche hatte. Heutzutage bin ich mir da nicht mehr so sicher...

Er hat mich schon immer sehr zum Lernen und Üben angehalten, aber noch nie so unbarmherzig konsequent, wie im letzten Jahr. Es spielt keine Rolle mehr, dass ich zu den Besten von Hogwarts gehöre – ich soll der absolut Beste sein – doch dazu habe ich keine Lust und so habe ich in letzter Zeit kaum mehr gelernt – wenn ich ehrlich bin, dann brauchte ich die Zeit, um mich von meinen äußerst anstrengenden Ferien zu erholen...

Mir ist alles ziemlich egal geworden und ich habe mir eine außerordentliche hochnäsige Kaltschnäuzigkeit jedem gegenüber angewöhnt, der es auch nur wagt, mich anzusprechen. Selbst meinen sogenannten Freunden und den Professoren gegenüber – in Wahrheit will ich dahinter nur meine verzweifelte Unsicherheit verbergen.

Denn ich bin unsicher...

Ist es wirklich der Weisheit letzter Schluss, einfach Leute umzubringen, die einem nicht in den Kram passen? Das scheint mir so primitiv – und ein Malfoy ist niemals primitiv...

Ist es denn wirklich so toll, vor einem Halbblut im Dreck zu kriechen und ihm die Stiefel zu lecken, wenn man voller Stolz auf seine Reinblütigkeit ist und auch danach erzogen wurde, dass es nichts Höheres gibt?

Ist es wirklich eine so gute Idee, einem Meister zu folgen, der einem hängen lässt, wenn man einen Fehler begeht, anstatt zu helfen wo es nur geht? (Meine Mutter musste das Gold besorgen, um meinen Vater aus Askaban freizukaufen – der Dunkle Lord hat keinen Finger für ihn krumm gemacht – und trotzdem läuft Vater ihm immer noch nach – genau wie Tante Bella).

Könnte ich überhaupt foltern oder gar töten? Gut ich kann ordentlich mit Flüchen umgehen und ich prügle mich auch liebend gern mit Potty oder dem Wiesel (Granger mag ich weniger – die haut zu fest zu), aber wirklich einen schinden? Ihm so wehtun, dass der vor Schmerzen brüllt oder gar an den Verletzungen stirbt?

Nein ich glaube, dazu bin ich zu feige und vielleicht sogar zu schwach, auch wenn ich mir lieber die Zunge abbeißen würde, als das zuzugeben...

Ich weis nicht viel über diese Todesserversammlungen, nur dass es immer eine tolle und erhebende Sache sein soll, den Lord in Persona erleben zu dürfen. Aber ich habe auch mitbekommen, wie Vater aussah, als er zum ersten Mal nachdem er wieder aus Askaban draußen war, wieder vom Lord zurückkam – der sah nicht eben erhoben aus – eher erniedrigt, wenn man mich fragt. Auf jeden Fall verschwand er sehr schnell in seine Räume und ließ sich tagelang nicht mehr blicken ... noch nicht mal Mutter hat er zu sich gelassen ... und sein edler Umhang, auf den er immer so stolz war, sah ziemlich dreckig und mitgenommen aus...

Was will der Dunkle Lord denn überhaupt?

Alle Macht den Reinblütern?

Er ist doch selber gar keins!

Unsterblichkeit?

Wozu denn? Wenn ich so aussehen würde, wie Potty den Lord geschildert hat (natürlich hab ich auch diese besondere Ausgabe des Quibblers gelesen – man muss doch immer auf dem Laufenden bleiben!) dann würde ich so sicher nicht ewig leben wollen! Da laufen einem doch sämtliche Partner davon, bevor man sie auch nur küssen konnte! Ähm ... ob der überhaupt noch was zu Stande bringt? Ärgks! Blöder Gedanke – lassen wir das lieber – ist ja einfach zu eklig – husch – weg – raus aus meinem Kopf!

Aber ist Dumbledore soviel besser?

Bei allem was ich bin, ich kann diesem Mann einfach nicht wirklich trauen – wie kann er einen kleinen Jungen zum Symbol für seine Sache machen? Ehrlich – ich mag Potter nicht! Aber ihn so in den Mittelpunkt zu stellen, ist ja wohl auch nicht das Richtige.

Ich kenne die sogenannte weiße Seite nicht – wir Malfoys hatten schon immer mit Schwarzer Magie, Reichtum und Macht zu tun – wir waren schon immer auf der Seite, die „oben“ war.

Doch welche Seite wird dieses Mal oben sein?

Lord – ich bin ja nur ein Mischling – Voldemort oder Albus – ich liebe alle Menschen, aber besonders liebe ich Zitronenbonbons – Dumbledore?

Und wenn ich mich einfach raushalte und abwarte? Ich werde nicht vor Ende meiner Schulzeit zum Todesser geweiht werden – und auch wenn ich Potty echt nicht mag (hatte ich das schon erwähnt?) dann besteht doch die Möglichkeit, dass er mit dem Lord aufgeräumt hat und Dumbledore ist alt und könnte sterben...

Nun, ich sollte mir wohl am besten alle Optionen offen halten und abwarten was wird. Am besten bleibe ich an Weihnachten wohl auch in Hogwarts, denn ich habe nicht wirklich Lust meinem (durchgeknallten – ist er das, kann man das so nennen? – seine Art erinnert mich auf jeden Fall immer mehr an Tante Bella und die ist mit Sicherheit durchgeknallt – meint sogar meine Mutter!) Vater mit meinen derzeitigen grottenschlechten Noten gegenüber zu treten...

Ich wälze mich weiter in meinem Bett hin und her und komme nicht wirklich zu einem Ergebnis ... irgendwann schlafe ich dann auch ein und habe seltsame Träume von flatternden schwarzen Roben und nackter Haut, von Potty mit Krähenflügeln und ebenso wenig an, wie in meiner Vision. Dazwischen wirbeln Vater, Mutter und der Dunkle Lord, als würden sie auf einem Hexensabbat (Ich lese eindeutig zu viele Gruselromane der Muggel) eine Orgie feiern.
 

###
 

Remus

Ich habe den erschütterten Jungen in seinen Turm zurückgebracht und nun ist es an mir, mir Fragen zu stellen.

Auf welcher Seite stehe ich?

Sicher nicht auf der von Voldemort – könnte ich nie, auch wenn ich eine dunkle Kreatur bin.

Auf Dumbledores Seite?

Wie könnte ich das noch, wenn der alte Mann langsam, aber sicher den Verstand verliert?

Auf Harrys Seite?

Ja, dort wohl am ehesten, auch wenn das bedeutet, dass ich damit auch auf der Seite des undurchschaubaren Potionsmasters stehe, denn die beide sind seit einiger Zeit eine Einheit – die Gefährten des Gleichgewichts. Nicht viele kennen die Legende, aber mit meinem Wissen in Verteidigung gegen die Dunklen Künste bin ich auch darüber gestolpert. Viel wusste ich allerdings nicht, doch das, was die beiden mir erzählt haben, passt nur zu genau ins Bild.

Hmm – Gleichgewicht...

Ich bin eine dunkle Kreatur, aber gleichzeitig halte ich mich doch für einen guten Menschen. Gleichgewicht ... im Grunde genommen, bis ich fast sowas wie ein Symbol dafür – einen unentwirrbare Mischung aus Licht und Schatten (Auch mir gefällt das Wort Schatten besser, als das Wort Dunkelheit, wie Severus es meinte).

Also bin ich der Meinung, ich sollte mich ihnen mit all meinen Fähigkeiten anschließen und nicht mehr länger auf Albus hören, der mir wirklich von Tag zu Tag verwirrter vorkommt.

Ich habe mich auf meine Couch gelegt und starre nachdenklich zur Decke.

Harry und Severus...

Irgendwie mochte ich die alte Fledermaus eigentlich schon immer – auf jeden Fall mochte ich es nicht, wenn Sirius und James ihn früher immer so übel fertig gemacht haben. Zu genau weis ich nämlich, was es heißt anders zu sein – genau das – dass sie meine Andersartigkeit respektierten und mich trotzdem als Freund akzeptierten – machte es mir unmöglich zu Gunsten von Severus einzuschreiten, wenn sie ihn mal wieder am Kieker hatten...

Manchmal bin ich einfach feige und ich frage mich noch heute hin und wieder, warum mich der Hut nach Gryffindor geschickt hat...

Harry und Severus...

Sie sind zusammen und meine Sinne nahmen nur zu deutlich wahr, wie nahe sie sich stehen und wie sehr sie sich lieben. Liebe ist immer eine gute Sache, besonders in Zeiten wie diesen ... ich habe sowas nicht und ich muss gestehen – ich bin neidisch.

Natürlich hätte ich es mit Tonks versuchen können, doch ich wollte sicher keiner jungen Frau wie ihr, einen alternden, mittellosen Werwolf zumuten und zum anderen – ich stehe eher auf Männer, auch wenn ich mich kaum traue, irgendwem Avancen zu machen und ich denke, ich müsste für jemand mehr empfinden, wenn ich mit ihm ins Bett gehe – alles andere endete immer nur in einem emotional sehr schmerzlichen Fiasko ... ich verschenke einfach mein Herz zu schnell, glaube immer gleich an die große Liebe, auch wenn es für den anderen nur ein One-Night-Stand war und tue mir damit immer wieder selbst weh – es ist leichter alleine zu bleiben, als an einem gebrochenen Herzen zu leiden – manchmal bin ich einfach zu gutgläubig und naiv...

Und dann ist da noch Neville – der kleine, schüchterne, tollpatschige Neville ... auch der Junge ist ziemlich erwachsen geworden, so wie er plötzlich an Harrys Seite steht – und der Junge braucht sicher einen treuen Freund in seinem Alter...

Was ist nur mit mir? Soviel geht mir durch den Kopf und meine Gedanken kreisen rastlos.

Harry hat also einen loyalen Freund. Doch wen habe ich? Eigentlich keinen mehr, seit Sirius nicht mehr lebt – der war für mich immer mehr als nur ein Freund – er war mein Vertrauter, mein Gefährte in den Vollmondnächten, ja, ich wage zu sagen, er war etwas wie mein Bruder...

Es tut nach fast anderthalb Jahren immer noch weh, auch nur an ihn zu denken und ich kann Harry verstehen, dass er nicht mit mir über ihn reden wollte ... wir hätten uns damit nur gegenseitig verletzt und das wollte keiner von uns – auch wenn wir uns dadurch von einander entfernt haben...

Doch heute war mir der Junge plötzlich wieder so nahe, als wäre er mein eigener Sohn – so habe ich schon für ihn empfunden, als Lily ihn mir in den Arm legte. Ich konnte nie sein Pate sein, denn ein Werwolf darf das nicht, aber so empfundnen habe ich immer für ihn...

Und dann ist da Severus, der mir heute so sehr vertraut hat, wie er wohl sonst keinem vertraut (außer seinem Gefährten) Könnte er ein Freund werden?

Ich fühle mich so einsam – es muss ja nicht gleich was fürs Bett sein, es würde ja schon reichen, wieder einen Vertrauten zu haben, wie es Sirius immer für mich war. Und außerdem würde ich mich nie in eine bestehende und funktionierende Beziehung einmischen ... sowas macht man einfach nicht!

Außerdem liebe ich Severus nicht, sondern mag ihn nur und denke, dass ich lieber an seiner Seite stehe als gegen ihn, auch wenn ich nie für sowas zum Todesser werden würde – wobei ich nicht glaube, dass er das von mir verlangen würde oder er selbst auch nur dem Namen nach noch einer ist.

Ich bin müde und auch wenn es noch eine Woche hin ist, so pulsiert doch schon wieder der Vollmond in meinen Adern und so halte ich es für eine ausgesprochen gute Idee, jetzt zu schlafen, zumal ich ja auch morgen wieder unterrichten muss.

Immer noch in wirre Gedanken versunken, ziehe ich mich um, kuschle mich in mein einsames Bett und wünschte mir aus ganzem Herzen, es wäre nicht ganz so leer...
 

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Hermine

Was ist nur mit Harry los?

Ron meint, er sei ein Todesengel, doch das kann ich einfach nicht wirklich glauben. Doch nicht mein lieber Freund Harry...

Nun ich muss mich wirklich mal an die eigene Nase fassen, denn er hatte ja Recht – wir haben uns im letzten Jahr nicht mehr sehr um ihn gekümmert. Ich war so verliebt in Ron und dann waren wir auch noch zusammen, dass mir nichts mehr anderes wichtig war.

Nach Sirius Tod wollte ich einfach nur noch mein Leben genießen, bevor es mich auch noch erwischt. In Harrys Nähe hat man objektiv betrachtet nun mal keine besonders hohe Lebenserwartung...

Also war es mir eigentlich ziemlich recht, als er sich zurückzog und uns in Ruhe unsere Liebe genießen ließ. Er kam mir nie eifersüchtig oder so vor. Doch dann meinte Dumbledore, wir sollten uns wieder ein wenig mehr um unseren Freund kümmern, denn der habe sich auf eine Art verändert, die ihm nicht so Recht gefallen wollte. Ja, das war mir auch schon aufgefallen – zwei Piercings – ich bitte euch Leute, wie kann er nur?

Das machen doch nur vollkommen Ausgeflippte und dann diese geschnürte Lederhose – echt wie ein Rocker!

Doch Harry wollte unsere Aufmerksamkeit nicht mehr und machte das auch deutlich. Wenn ich es nicht besser wüsste (tue ich das wirklich?) würde ich meinen, er hätte eine Freundin oder so, doch er hat es nach dieser üblen Szene mit Ginny geleugnet – wobei natürlich keiner garantieren kann, dass er die Wahrheit gesagt hat – andererseits sah man Harry seine Lügen schon immer an der Nasenspitze an...

Und dann dieser Sache mit den Flügeln...

Natürlich bin ich sofort in die Bibliothek gegangen und habe alles nachgeschlagen, was ich zu diesem Thema finden konnte.

Doch warum habe ich nichts Anständiges über diese verflixten Flügel gefunden? Es ist nicht normal, dass ein eindeutig menschlicher Junge so plötzlich welche hat.

Gut, er hat von einem Tattoo geredet, dass er sich in London hat machen lassen, aber so verhält sich kein Tattoo – noch nicht mal in der magischen Welt. Es kann schon mal sein, dass es sich bewegt oder auch verändert, aber dass es dreidimensional wird?

Darüber war in keinem der Bücher was zu finden – noch nicht mal in der Verbotenen Abteilung, zu der ich seit letztem Jahr unbeschränkten Zugang habe...

Ich glaube, ich mache mir echt Sorgen um Harry – besonders, weil er ziemlich düster und hart geworden ist. Er war früher immer so liebevoll und hilfsbereit – er hätte sich immer für seine Freunde aufgeopfert, doch heute bin ich mir nicht so sicher, dass er das noch tun würde, auch wenn er versprochen hat, dass er versuchen will den Dunklen Lord zu besiegen...

Ich weis wirklich nicht, was ich denken soll – einerseits bin ich unsicher und habe sogar Angst und andererseits weis ich, dass man keinen besseren Freund haben kann als Harry und dass er uns alle irgendwie retten wird...
 

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Ron

Verdammt, warum habe ich mich nur je mit Harry abgegeben...?

Sicher nicht, weil er der-Junge-der-lebt ist. Er war ein verdammt guter Kumpel und in seiner Nähe war immer was los – doch irgendwie ist das ja das Problem – es ist zuviel in seiner Nähe los – und das ist meistens verdammt gefährlich...

Hat eigentlich schon beim Trimagischen Turnier angefangen, als Cedric draufging und der Ungenannte wieder auftauchte und es wurde noch schlimmer – persönlicher für mich, würde ich fast sagen – nach dem Ding im Ministerium, wo es Sirius erwischt hat und mit ein bisschen weniger Glück wäre ich derjenige gewesen, der tot ist oder auch Hermine...

Auf jeden Fall war ich danach nicht mehr unbedingt scharf darauf noch länger Harrys Anhängsel zu spielen, auch wenn er eigentlich immer noch ein guter Kumpel für mich war – bis zu diesem krassen Ding letztens mit den Flügeln...

Schwarzes Flügel bedeuten nie was Gutes, das weis selbst ein kleines Kind in der magischen Welt ... Engel haben weiße oder goldene ... Schwarze gehören zu Dämonen oder Vampiren oder – Todesengeln...!

Ich konnte Harrys Wut direkt spüren und mir lief es kalt den Rücken hinunter, bei der Magie, die sich dabei um ihn ballte. Und dann als er im Raum der Wünsche auch noch meine Familie bedrohte, nur weil ich versucht habe, mit ihm über Sirius zu reden ... Au Shit, das war mehr als nur krass...

Sein harter Blick ließ es mir erneut eisig den Rücken hinunter laufen und ich wollte nur noch mich und Hermine aus seiner Nähe bringen.

Es heißt auch, dass Dumbledore ihn wegen der Flügel angesprochen hätte und Harry einen Streit mit ihm vom Zaun gebrochen hätte...

Ganz Gryffindor gruselt es ziemlich vor ihm – komischer Weise bis auf unserem Angsthasen Neville – aber vielleicht hat er den unter Imperius oder so...

Dumbledore hat zum Glück reagiert und Harry in ein Zimmer in den Verliesen verfrachtet. Ich bin heilfroh, dass ich nicht mehr mit ihm in einem Raum schlafen muss, wer weis, ob er nicht vielleicht doch ein Vampir ist und nachts mein Blut trinken will – Brr – allein bei dem Gedanken wird mir ganz anders...

Und dann dass Ginny immer noch so scharf auf ihn ist – die lebt wohl gerne gefährlich...

Was muss die überhaupt schon einen Freund haben? Für mich ist sie noch viel zu jung für sowas und sie hat alle paar Monate einen neuen...

Ich sag´s ihr dauernd, aber hört sie auf ihren großen Bruder? – Nee – doch nicht Virginia Weasley, einziges Mädchen unter sieben Kindern...!

Dass sie Harrys Sachen kaputt gemacht hat, fand ich auch nicht OK – Wo sie das wohl herhat? Und außerdem könnte er sich an ihr rächen, wenn sie nochmal sowas macht – Todesengel – Brr...!

Ich denke, ich werde ihm in Zukunft wohl wirklich nicht mehr zu nahe kommen, denn eigentlich lebe ich ziemlich gern und auch auf Verletzungen bin ich wirklich nicht scharf...
 

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Neville

Ich bin immer noch traurig, weil ich an meine Eltern denken muss – ich weis, dass Snape das nicht gesagt hat, um mir wehzutun – Er wollte Malfoy vom Wahnsinn seiner Tante überzeugen, da bin ich mir sicher, sonst hätte er mir das in den letzten sechs Schuljahren schon längst mal unter die Nase gerieben. Gut, dass ich ihn nicht mehr in Zaubertränke habe. Seitdem ist er mir gegenüber erträglich geworden und ich habe auch nicht mehr soviel Angst vor ihm.

In Verteidigung bin ich nämlich gar nicht so schlecht und kann mich recht gut wehren – Harry hat mir in meinem fünften Jahr sehr viel beigebracht und ich habe es erstaunlicher Weise sogar begriffen.

Mit der Zeit habe ich auch noch etwas anderes begriffen – ich habe verstanden, warum Snape meistens so hart und kalt ist – Er ist ein Spion bei den Todessern und ich kann mir vorstellen, dass Freundlichkeit dort fehl am Platz ist, wenn nicht sogar äußerst schmerzhaft oder tödlich...

Schon vor über einem Jahr habe ich beschlossen, unverbrüchlich loyal zu Harry zu halten – genau gesagt, seit dieser Sache im Ministerium, wo wir Seite an Seite gekämpft haben – es war schrecklich und beängstigend und gleichzeitig war es ein gutes Gefühl zu handeln ... sich zu wehren ... etwas zu unternehmen ... nicht einfach hilflos daneben zu stehen...

Ich bin kein toller Magier und ich bin eine echte Niete in Zaubertränke, aber meine Schutzzauber sind ziemlich mächtig. Ich kann Harry unterstützen, wenn schon nicht wirklich kämpfen, so ihm doch den Rücken decken und das werde ich auch.

Ich wundere mich immer noch ein bisschen über mich selbst, dass es mich nicht stört, dass er mit Snape zusammen ist, aber ich konnte sehen, wie glücklich es ihn macht und ich muss ja nichts mit Snape anfangen, nur wenn es nötig ist an seiner Seite kämpfen – und wenn er mich nicht fertig macht, dann ist er ein sehr kluger und gelehrter Mann und kann sehr gut denken. Es ist eine seltsame Wohltat, ihm zuzuhören, wenn er diskutiert und für Argumente offen ist.

Ich habe gespürt, wie nahe er und Harry sich stehen, ist ja eigentlich auch kein Wunder – sie sind immerhin die Gefährten des Gleichgewichts – was bedeutet, dass sie am besten gemeinsam handeln können.

Wie gesagt, wenn mich Snape nicht zur Schnecke macht, ist er schon ganz gut zu ertragen und man kann sehr viel von ihm lernen, das weis ich...

Ich möchte, dass das alles so bald wie möglich zu Ende ist ... ich möchte in Frieden leben und ohne Angst schlafen können ... doch ich weis, dass wir zuerst werden kämpfen müssen und das nicht nur an einer Front.

Das was ich heute von den beiden Männern über unseren Direktor gehört habe, klingt nicht gut. Ich weis, dass Dumbledore schon sehr alt ist, aber er war immer die Leitfigur der Weißen Seite. So gut und mächtig, dass alle der Meinung waren, er könne einfach keine Fehler machen und dass einem solchen Menschen durchaus ein wenig Exzentrizität zusteht, ist ja fast schon klar. Aber wo endet die und wo fängt echte Verrücktheit an?

Ich mache mir wirklich Sorgen, doch ich weis, dass ich nicht hilflos daneben stehen werde, wenn es zum Schlimmsten kommt...
 

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Dumbledore

Oh, meine Zitronenbonbons gehen aus ... ich liebe Zitronenbonbons ... sie helfen mir beim Denken und Konzentrieren ... ich bin alt ... und ich bin schwach geworden ... ich kann mich nicht mehr auf all diese tausend Kleinigkeiten besinnen, die eine erfolgreiche Strategie ausmachen ... früher war das nie ein Problem ... aber seit Sirius gestorben ist, weil ich es nicht wagte, dem Jungen die ganze Wahrheit zu sagen ... fürchte ich mich immer mehr, noch weitere fatale Fehler zu begehen...

Warum ist der Junge nur so wütend auf mich ... warum ist er auf mich so losgegangen ... habe ich übersehen, was mit ihm geschehen ist? Was ist überhaupt mit ihm geschehen? Wo ist der liebe freundliche Harry geblieben, der Goldjunge, der er all die Jahre war? Und was ist mir nur eingefallen, ihm zu drohen? Er hat nämlich Recht – er muss nicht mehr hier bleiben – er ist kein Kind mehr, er ist nach unseren Gesetzen erwachsen ... ich weis, dass wir ihn gegen Tom brauchen ... ich bin nicht mehr jung und mächtig genug, nochmal gegen einen Dunklen Lord ins Feld zu ziehen ... aber ein Kind...

Oh Merlin – was haben wir uns nur alle dabei gedacht, ein Kind als Messias aufzubauen?

Früher habe ich mich immer bedeckt gehalten und vieles dementiert – aber je mehr die Angst in unserer Gesellschaft umging, umso mehr waren mir die Hände gebunden ... diese Hetzkampagne gegen mich und auch den Jungen hat unserer Sache sehr geschadet ... es blieb mir also nicht anderes übrig, als durchsickern zu lassen, dass er der Eine ist und ihn den ganzen Sommer über nochmal zu den Dursleys zu schicken, um den Blutschutz ein letztes Mal zu erneuern.

Ich habe leider viel zu spät erfahren, dass Petunia nicht wie Lily ist und dass es Harry bei seinen Verwandten nie so gut ging, wie er es verdient hätte. Ich wollte nicht, dass einem kleinen Kind der Kopf verdreht wird und ich wollte auch nicht, dass er in der Schusslinie der übrig gebliebenen Todesser gerät – bei den Muggeln war er sicherer...

Ich konnte es nicht wagen, ihn zu besuchen oder auch nur mehr Überwachung zuzulassen als die alte Mrs Figg von Nebenan, die mir über den Jungen berichtete. Es klang nicht so schlecht, was sie zu sagen hatte, auch wenn es klar war, dass Harry nie wie ein eigenes Kind der Dursleys behandelt wurde. Dennoch hielt ich es für eine bessere Option, ihn in ein Heim zu geben oder zu wie auch immer gearteten Pflegeeltern – ganz abgesehen davon, dass er dort keinen Blutschutz gehabt hätte...

Sie haben Angst vor ihm, die anderen Kinder – es war ein anonymer Brief – unterzeichnet von „besorgten Hogwarts Schülern“ – der mich erreichte und mich darauf aufmerksam machte.

Flügel – großer Merlin – was hat das nur zu bedeuten? Mir ist, als hätte ich schon mal was irgendwo darüber gelesen – wenn ich mich nur erinnern könnte ... doch ich werde alt und mein Gedächtnis ist bei weitem nicht mehr das, was es mal war ... oft weis ich noch nicht mal mehr, was ich zum Frühstück gegessen habe oder ob überhaupt...

Dann diese Untersuchung, letzten Sommer, der ich mich im St Mungos unterziehen musste, weil ich immer so unendlich müde und erschöpft war und schon damals bemerkte, dass ich zeitweise kaum mehr weis, wer ich bin und was um mich herum vorgeht. Sie hatten Tränke für mich, doch ich konnte Severus nicht darum bitten, sie mir zu brauen, denn er – auch kein anderer – durfte und darf erfahren, was mit mir los ist – sie würden jegliche Hoffnung verlieren und Harry kann sicher noch nicht meine Stellung übernehmen – dazu ist er einfach noch zu jung und unerfahren...

Oh Merlin, warum kann er nicht wenigstens schon mit der Schule fertig sein – das würde schon reichen – besser wäre es noch, wenn er bereits eine Ausbildung als Auror hätte ... doch das sind Wunschträume – wir werden diese Zeit nicht mehr haben ... Tom wird sie uns sicher nicht lassen...

Ich habe ihn in die Verliese geschickt, weil ich hoffe, dass Severus Einfluss auf ihn nehmen kann. Er hatte schon immer einen anderen Blickwinkel auf den Jungen als all die anderen. Er ließ sich nie durch den schönen Schein blenden, dazu hat er einfach schon zuviel gesehen und erlebt. Er bleibt immer mit beiden Beinen fest auf dem Boden und ist ein sehr kühler Denker und Planer. Leider ist er zu undurchsichtig und gilt nicht als integer – auch wenn ich weis, dass er mehr als nur das ist – als dass er meine Stellung übernehmen könnte – auch wenn ich ihn eigentlich für den Geeignetsten halte – eben weil er beide Seiten kennt...

Oh, das war das letzte Zitronenbonbon – ich muss mir wieder welche schicken lassen ... oder habe ich sie schon bestellt und sie sind nur noch nicht angekommen? Ich kann mich einfach nicht erinnern. Und wo ist eigentlich mein violetter Umhang abgeblieben – es ist schon gegen Abend und ich trage immer noch meinen Morgenmantel – nicht dass es wem aufgefallen wäre, denke ich...

Da lob ich mir meinen exzentrischen Ruf ... da kann ich mir so einige kleine Fehltritte erlauben, bevor jemand auf dumme Ideen kommt...

Oh Merlin – warum kann ich nicht ein paar Jahre jünger und noch gesund sein? Sie meinten, ich hätte nicht mehr lange zu leben, mit dieser Krankheit – Alzheimer – Blubber! Ich bin doch ein Magier! Die bekommen doch keine solche Muggel Krankheit, oder? Ich wusste mal etwas über die unterschiedlichen Krankheiten der Magier und Muggel ... aber ich kann mich nicht mehr an Einzelheiten erinnern.

Lily sollte sich um Harry kümmern ... sie ist doch immer seine Freundin gewesen ... nein, Lily war James Freundin, nein seine Frau und Harrys Mutter ... und sie ist schon sechzehn Jahre tot ... Her ... Herm ... ah ja, Hermine Granger heißt die Kleine ... und sein Freund heißt Charlie Weasley ... halt, das ist doch der mit den Greifen, oder? Nein, es waren Drachen! Ronald heißt Harrys Freund oder war es doch Bill?

Oh Albus, wo hast du heute nur wieder deinen Kopf?

Ich hab dem Jungen doch ein Zimmer in den Verliesen gegeben, oder wollte ich es nur? Hab ich mit Severin – nein, Severus – darüber gesprochen? Er war da, denke ich ... also muss ich auch mit ihm gesprochen haben...

Ich sollte schlafen gehen ... morgen, wenn ich ausgeruht bin, sieht das alles bestimmt anders aus...

Wer gibt eigentlich im Moment Verteidigung gegen die Dunklen Künste – es waren soviele in den letzten Jahren ... jedes Jahr ein anderer ... ist es Remus? Ich wollte ihn doch darum bitten oder ist es Severin – ähm Severus? Der wollte den Job doch immer haben und ich wollte ihm den nie geben wegen seiner ungünstigen Neigung zur Schwarzen Magie und weil ich nie wieder einen besseren Tränkelehrer finde ... das waren doch immer meine Gründe, oder? Hab ich die vergessen und ihm den Posten doch gegeben? ... Da war doch was mit einem Tränkelehrer für die unteren Jahrgänge ... ah ja, doch, irgend so eine junge Frau ... denke ich mal...

Ich gehe besser wirklich ins Bett, bevor ich noch mehr durcheinander bringe ... morgen dann wieder ... hoffentlich...
 

###So heute mal ein bisschen kürzer und auch ohne Lemon, aber irgendwie musste ich einfach erzählen, wie die Leute denken – das nächste Mal geht es dann wieder mit unseren Gefährten weiter, die in Harrys neuer Behausung aufwachen und feststellen, dass es eigentlich noch viel zu früh zum Aufstehen ist – wie sie wohl die Zeit überbrücken? *Smirk*###
 


 

*

Eine neue Woche beginnt

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Geheimnisse

Geheimnisse
 

#So wieder ein neues Kapitel, wo ein paar Fragen beantwortet werden und Erstaunliches offenbart wird#
 

Harry

Ich wasche mir das Blut aus dem Gesicht und reinige mit einem beiläufigen Zauber meine immer noch von Ginnys Gebräu verklebte Schuluniform.

Eigentlich hätte ich ja jetzt Unterricht, aber ich beschließe zu schwänzen. Ist ja nur magische Geschöpfe bei Hagrid und da kann mich Neville leicht entschuldigen.

Ich will nämlich wirklich wissen, was Ginny geritten hat und Hermines Verdacht war ja wohl offensichtlich begründet.

Nev ist mir gefolgt und so erkläre ich ihm, was er Hagrid sagen soll. So von wegen dem Liebestrank in meinen Klamotten und ich müsse mich duschen und umziehen, bevor es im Unterricht noch ein Unglück gibt – grade mit seinen Tieren und deren empfindlichen Nasen – das dürfte er nämlich fressen...

Nev hört genau zu, nickt und verspricht, es genauso auszurichten, zieht in Richtung Gelände ab.

Ich mache mich auf den Weg in die Krankenstation, aber nicht als Harry.

Ich habe da nämlich noch ein kleines Geheimnis, das keiner, noch nicht mal Severus kennt – ich bin nämlich seit einiger Zeit ein Animagus – natürlich illegal und all sowas...

Nun, genauer gesagt, habe ich zwei Animagus Formen:

Ein kleines schwarzes Katerchen, das nicht weiter auffällt und ein schwarzer Tiger (ich weis, das ist seltsam, aber er wurde einfach schwarz) für den Kampf und Leute – ich schwör´s euch – das Vieh ist riesig!

Dass es zwei Katzenartige wurden, ist auch seltsam, aber mir ist es nur Recht. Beide haben einen weißen blitzförmigen Fleck auf der Stirn – also kann man meine Narbe auch in diesen Gestalten sehen und sie ist sozusagen, mein Erkennungszeichen.

Doch den Tiger kann ich im Augenblick nicht gebrauchen und so werde sich zum Kater. Es laufen soviele Katzen im Schloss herum, dass eine mehr oder weniger gar nicht weiter auffällt und so komme ich wirklich unbemerkt in die Krankenstation.

Ron und Hermine sind wohl bereits im Unterricht, denn von ihnen ist nichts zu sehen.

Poppy und Remus sind bei Ginny und versuchen, die Wahrheit aus ihr heraus zu bekommen. Sie haben sich wohl von Severus Veritas geben lassen, denn die Füchsin plappert in einem fort.

Ich suche mir einen Logenplatz am Fenster und lausche interessiert.

„...ich liebe ihn doch schon so lange“, jammert die jüngste Weasley gerade. „und nie hat er mich wirklich beachtet ... noch nicht mal wirklich als wir kurz zusammen waren...

Neulich war ich unten am See und hab einem großen Stein mein Leid geklagt ... warum mag er mich denn nicht ... und ich will ihn doch haben ... und so ... Es war Hogsmeade Wochenende und ich dachte, ich wäre allein ... doch dann kam ein Junge zu mir ... ich denk wenigstens, dass es ein Junge war ... auf jeden Fall war er Recht klein und er trug auch einen Hogwarts Umhang ... allerdings hatte er die Kapuze weit ins Gesicht gezogen und ich konnte keine Hausfarben sehen...

Er setzte sich zu mir und begann freundlich zu plaudern ... über dies und das ... und dann meinte er, wie toll es doch sein muss, mit Harry Potter in einem Haus zu sein ... also dachte ich, er sei wohl kein Gryffindor.

Er war so freundlich und verständnisvoll, dass ich ihm mein Herz ausgeschüttet habe ... er hat mir so aufmerksam zugehört, dass ich ihm einfach alles erzählt habe...

Schließlich meinte er, es würde mir wohl ein wenig an Selbstbewusstsein mangeln und er hätte da was für mich, was mir helfen würde, Harry für mich zu gewinnen.

Er gab mir eine Phiole mit einem Trank von dem er meinte, dieser würde mich für meinen Auserwählten unwiderstehlich machen und so trank ich das Zeug.

Dann fuchtelte er mit den Händen vor meinen Augen herum und murmelte etwas, was ich nicht verstehen konnte – Es kam mir noch seltsam vor, dass er Handschuhe trug, so kalt war es nämlich nicht...

Aber dann bohrten sich wässrige blaue Augen – mehr sah ich immer noch nicht von seinem Gesicht – fast schon hypnotisch in die meinen und ich vergaß jedes Wenn und Aber...

Mit einem Mal war es mir nur noch wichtig, Harry um jeden Preis zu bekommen und ihn mir hörig zu machen – egal, was ich dafür tun musste – und sei es, ihn mit Gewalt zu zwingen, ihn zu verzaubern oder ihm welchen Trank auch immer dafür einzuflößen...

Dann bin ich mit einem Mal eingeschlafen und als ich wieder wach wurde, war der Junge verschwunden und ich konnte nur noch ein Rascheln hören. Als ich dann in diese Richtung sah, kam es von einer Ratte, die in Richtung Verbotener Wald verschwand...“

„Bist du denn nicht noch dümmer, Mädel?“ platzt es ungehalten aus Remus heraus. „Einen Trank von einem Unbekannten anzunehmen ... Verdammt! ... Das muss Peter gewesen sein ... Shit! ... Wurmschwanz in Hogwarts!“

Ich habe Remus noch nie so vollkommen durch den Wind gesehen, aber ich denke, dass er richtig liegt und ein unwilliges Fauchen entkommt mir, das zum Glück von den Personen im Raum nicht bemerkt wird.

Als Ratte kann er natürlich unbemerkt durch Hogwarts steifen und noch dazu mit seinem Wissen um die Marauder Karte – immerhin war er ja einer ihrer Schöpfer – kennt er Wege, die sonst keiner kennt...

Sicher ist es nicht ungefährlich für eine Ratte bei all den Katzen im Schloss und Wurmschwanz ist ganz sicher feige ... aber dennoch ... wer kann schon wissen, was er nicht trotzdem alles so mitbekommen hat ... wer achtet auch schon auf eine Ratte? Es gibt tausende davon im Schloss...

Nun, ich hätte Scabbers sicher erkannt und einige andere auch ... doch wer schaut sich schon eine Ratte genauer an, wenn es doch so viele gibt?

Ach Verdammt!

Remus redet weiter auf Ginny ein und lässt sich den unbekannten „Jungen“ und die flüchtige Ratte genau beschreiben. Ginny kannte zwar mit Sicherheit Scabbers, aber sie ist nie dem Menschen Peter Pettigrew begegnet und der ist wirklich so klein, dass er als Junge durchgehen kann, besonders wenn man sein Gesicht nicht sieht – immerhin hat er auch eine ziemlich hohe Stimme – piepsig, würde ich die nennen...

Ja, die Beschreibung der Gestalt passt auf ihn und ich denke, es war wirklich Wurmschwanz, der Ginny unter seinen Einfluss gebracht hat...

Vielleicht sollte sie mich auch soweit bringen, dass ich ihr überall hin folge und mich die Todesser irgendwo abfangen können – vielleicht bei einem romantischen Date im Verbotenen Wald und allein der Gedanke bringt mein Fell dazu sich zu sträuben...
 

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Severus

Ich habe zu unterrichten, sonst hätte ich es wohl wie Holy Harry gemacht und nicht Remus in die Krankenstation schicken müssen, der eine Freistunde hat...

Sieh einer den kleinen Satansbraten an, ist er auch ein Animagus, wie sein Vater und sein Pate ... hat er mir gar nicht gesagt.

Natürlich habe ich seine Verwandlung über unsere geistige Verbindung mitbekommen, auch wenn ich nicht wirklich weis, was für ein Tier er ist, so weis ich doch, dass er recht klein sein muss, angesichts der Tatsache, wie groß sich das Schloss um ihn herum anfühlt...

Ich kann ihm nicht böse sein, dass er mir nichts davon gesagt hat, denn auch ich bin ein heimlicher Animagus und hab es ihm (noch) nicht erzählt.

Na ja, vielleicht, weil ich nicht eben stolz auf das Vieh bin. Wie könnte ich auch auf einen Dachs stolz sein – ich bin doch kein Huffelpuff!

Es war so verdammt peinlich nichts Besseres werden zu können, dass ich es nur im äußersten Notfall benutze und es weiter versucht habe ... mit dem zweifelhaften Erfolg, mich in einen Schakal verwandeln zu können. Das Vieh ist ziemlich dürr, nachtschwarz und hat eine silberweiße dreieckige Maske die sich um die Augen und ein Stück weit über die Nase zieht.

Wenn ich ehrlich bin, finde ich das auch nicht besser – ich mag Hundewesen nicht besonders und so toll ist ein Schakal nun wirklich nicht, selbst wenn das Vieh ein wenig wie der ägyptische Totengott Anubis aussieht – so nenne ich ihn auch...

Ich lasse mein Klasse still arbeiten und klinke mich bei meinem Kleinen ein, um mitzubekommen, was er da so alles erfährt.

Verdammt. Ich hätte längst mit Besuchen der Ratte rechnen müssen, aber ich finde den Kerl so lästig, wie unfähig und ich verachte ihn so sehr, wie ich ihn verabscheue – auch wenn ich ihn nicht wirklich ernst nehmen kann, kenne ich doch seine Hinterhältigkeit...

Also ein vierbeiniger Spion, der sich eines naiven, verliebten Mädchens bedient hat.

Harry hatte also Recht, die Tränke und Zauber haben nur Bestehendes verstärkt. Was es wohl für ein Trank gewesen sein mag? Vielleicht nur etwas, das für Beeinflussung öffnet und kein echter Imperius Trank (beide sind auf meinem Mist gewachsen, ersterer schon vor vielen Jahren und letzterer als Preis für meine Wiederaufnahme bei den Todessern – nicht, dass das alles gewesen wäre ... lassen wir das.)

Wie auch immer, wir können damit rechnen, dass die kleine Miss Weasley Harry in Zukunft in Ruhe lassen wird, wenn es nur von dem Trank kommt, denn der hält nur etwa einen Monat.

Interessant wäre es nur zu wissen, wie sie ihre Anweisungen erhielt, oder ob die nur allgemein gehalten waren und die einzelnen Aktionen auf ihrem Mist gewachsen sind.

Doch noch etwas anderes ist zu überdenken.

Nevilles besonnene und schnelle Aktion in der Großen Halle hat mich zuerst einfach nur gewaltig eifersüchtig gemacht, bis mich Harry beruhigen konnte und ich begriff, was der tollpatschige Junge da für uns getan hat.

Er hat von meiner Beziehung zu meinem Kleinen abgelenkt und mehr noch – er hat sich in die Schusslinie sowohl der Schüler (ängstlich oder auch eifersüchtig) gebracht und mehr noch – auch Voldemort wird hinter ihm her sein und sei es nur, um Holy Harry zu verletzen.

Es war auch so verdammt schwer, meinem Kleinen das alles alleine überlassen zu müssen und nicht eingreifen zu dürfen – ich soll ihn doch schützen und kann es nicht wirklich, weil ich uns dann verraten würde.

Ich muss mir was einfallen lassen, wie ich dennoch handeln kann, wenn ich es für nötig befinde ... aber wenigstens war Remus da, auch wenn der verdammt langsam reagiert hat, aber wer hätte schon damit rechnen können, dass Ginny Harry die Klauen durchs Gesicht zieht?

Soweit ich mitbekommen habe, hat der Werwolf das recht gut wieder geheilt und ich denke, wenn wir heute Abend ins Refugium gehen, wird das auch die Narben vollkommen verschwinden lassen...

Nicht, dass ich meinen Kleinen weniger attraktiv finden würde, wenn die blieben. Ich bin nicht oberflächlich und Harry hat weit mehr zu bieten als nur ein hübsches Gesicht...
 

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Harry

Ich habe gehört, was ich hören wollte und es wird auch Zeit, wieder im Unterricht aufzutauchen, bevor ich noch ein Gespräch mit Dumbledore habe. Sauber auf Ginny bin ich nicht wirklich, aber ich denke, in nächster Zeit will ich sie echt nicht mehr in meine Nähe haben.

Also mache ich mich auf den Weg zur nächsten Stunde – Verwandlung – und werde in einer dunklen Ecke ohne Geister, Bilder oder Rüstungen wieder zum Menschen.

Ich habe mich gründlich sauber gezaubert und so muss ich keine Dusche nehmen und mich auch nicht umziehen.

Ich suche mir also einen Platz in McGonagalls Klassenzimmer und bin der erste, der auftaucht.

Als die anderen eintriedern (sie stammen im Abschlussjahr aus allen Häusern), kommt mir keiner auch nur auf drei Meter nahe, nur Neville setzt sich neben mich.

Ich kann die neugierigen und sensationslüsternen Blicke auf mir spüren und auch die Angst und die Unsicherheit, besonders wegen der Szene in der Großen Halle – ich denke, sie haben alle auf einen Ausraster meinerseits gewartet – vielleicht hofften sie sogar, die Flügel zu Gesicht zu bekommen.

Oh ja, der Held der Zauberwelt ist immer für eine Sensation gut und wenn schon sonst nichts, dann kann man wenigstens ausführlich über ihn tratschen.

Auch McGonagall wirft mir unsichere Blicke zu und ich seufze schwer. Sie muss Bescheid wissen, immerhin musste sie ja zustimmen, dass ich aus dem Gryffindor Turm ausziehen konnte.

Es tut gut, wenigstens Nev treu an meiner Seite zu haben, doch es tut weh, wie sich Ron wie schützend zwischen Hermine und mich gesetzt hat.

Verdammt fühlt sich das alles unangenehm an!

Wie gesagt, ich habe schon öfter sowas erlebt, aber so übel wie jetzt war es noch nie.

McGonagall hält ihren Unterricht ab und tut beinahe so, als sei ich nicht da, behält mich aber trotzdem genau im Auge.

Ob sie wohl auch auf die Flügel wartet?
 

Der Tag zieht sich hin und nur weil Neville mich eindringlich darum bittet, gehe ich zum Mittagessen in die Große Halle.

„Gib ihnen nicht die Genugtuung, dass du dich zurückziehst“, meint er. „Das bestätigt ihnen nur ihre kruden Vermutungen. Tu einfach, als sei nichts geschehen und laß dich nicht provozieren.“

Ein kluger Rat, nur leider nicht so leicht zu befolgen.

Ich spüre Severus in meinem Kopf, der mir wortlos Mut macht und mich spüren lässt, dass ich nicht alleine bin.

Dumbledore taucht erst gar nicht auf und die anderen Lehrer starren mich an wie ein Wundertier, wenn sie glauben, dass ich es nicht bemerke.

Doch in letzter Zeit bekomme ich sehr viel von meiner Umgebung mit, wenn ich darauf achte und ich spüre, die Stimmung, die in einem Raum herrscht, so deutlich, als würde sie farbig vor mir stehen – vielleicht auch eine Fähigkeit der Gefährten.

So genau weis ich das nicht, denn es war bei jedem Paar anderes – nur das miteinander im Geist sprechen und das mit den Flügeln fliegen, das konnten alle. Allerdings heißt es, dass es Rowena beim Fliegen regelmäßig schlecht wurde...

Ich kann auch spüren, wenn einer ehrlich mit mir ist oder Vorbehalte, vielleicht sogar Angst hat.

Einen Zauberstab brauche ich überhaupt nicht mehr und muss mich zusammennehmen, dass ich ihn im Unterricht noch benutze, wie es verlangt wird.

Alle Fächer, die ich noch belegt habe, fallen mir so fruchtbar leicht, dass ich mich oft langweile und vor mich hin träume.

Nein, ich bin sicher nicht mehr Harry, der Goldjunge – ich habe mich sehr verändert. So neu und anders waren die Dinge, die ich im Refugium gelernt habe, ich kann fast alles magisch bewirken, wenn ich mich nur darauf konzentriere – kein Spruch, kein Zauberstab – nur mein Willen. Was aber auch bedeutet, dass ich mich immer sehr beherrschen muss – wie leicht wünscht man nicht jemand die Pest an den Hals?

Wenn ich es recht bedenke, habe ich die wilde Magie in mir gespürt – heute Morgen bei diesem Ding mit Ginny – aber ich konnte sie am Ausbruch hindern, nur dadurch, dass ich es wollte!

Was geschieht nur mit mir und zu was werde ich?

Zu einem dunklen Engel? Ich will nicht dunkel sein! Ich will nicht böse oder auch nur gedankenlos werden!

Vielleicht sollte ich anfangen, meinen Charakter genauso auszubilden, wie meine Fähigkeiten. Ich will lieben und ich will gut sein und ich will meine Freunde schützen – auch wenn sie sich zum Teil abgewandt haben – keiner kann für seine Ängste und ich muss einfach akzeptieren, wenn sie Angst haben und mich lieber meiden ... auch wenn es wehtut...

„Iss, Harry“, murmelt Nev mir zu und ich erkenne, dass ich mit einer schwebenden Gabel vor meinem halboffenen Mund dasitze – wer weis wie lange schon – und meilenweit weg bin.

Nachdenklich schiebe ich mir die Kartoffeln in den Mund und beginne zu kauen. Schon ziemlich kalt geworden, das Zeug und mit einem gezielten Gedanken dampft meine Portion am Teller wieder.

„Nicht schlecht“, kommt es von Nev, der das mitbekommen hat. „Aber sei vorsichtig mit deinen Talenten – es muss ja nicht jeder wissen, was du alles kannst.“

„Hmhm“, brumme ich nur zu genau und weis wie Recht er doch hat.
 

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Severus

Ich kann es kaum erwarten, dass es Abend wird.

Die Gespräche der Kollegen am Mittagstisch, sind kaum zu ertragen.

Haben die denn alle ihr Gehirn bei Dumbledore abgegeben, dass sie so über den Jungen denken?

Der Alte ist nicht da und so hält sie auch keiner ab, die wildesten Spekulationen anzustellen. Nicht, dass der das wohl noch mitbekommen hätte.

Nur Remus beruhigende Anwesenheit neben mir hält mich davon ab, aus der Haut zu fahren.

„Lass sie“, flüstert er mir zu. „Die hören auch wieder auf, wenn sie mitkriegen, dass der Junge keineswegs Amok läuft.“

„Was ist mit der kleinen Weasley?“ will ich ablenkend von ihm wissen.

„Ist bei Pomfrey, bis sie wieder von dem Zeug ganz runter ist, das sie geschluckt hat“, erwidert er. „Übrigens hat der Junge alles mit angehört.“

„Ich weis“, gebe ich zurück. „Woher weist du es? Er war nicht als Mensch dort. oder?“

Remus tippt sich an seine Nase.

„Gerochen“, meint er nur und grinst verschmitzt. „Hätte mich auch gewundert, wenn er das nicht versuchen würde – bei den Vorbildern.“

„Über die Vorbildfunktion dieser beiden ließe sich streiten“, entgegne ich. „Aber du hast Recht, mich hätte es auch gewundert, wenn er es nicht wenigstens versucht hätte.“

Remus kichert nur in sich hinein, aber das Zittern seiner Hände verrät ihn, dass auch er eine Maske trägt.

Ich bin mir sicher, dass auch er Sirius vermisst und ihm sein letzter Freund schmerzlich fehlt.

Außer mir hat sich wohl keiner gefreut, dass der blöde Köter weg ist und ich beginne meinen alten Hass zu überdenken. Wenn ich ehrlich bin, war es ganz schön kindisch, immer noch wegen etwas sauer zu sein, was länger her ist, als Harry überhaupt lebt.

Wir alle sind erwachsen geworden und hätten uns wohl auch so benehmen sollen.

Und was taten wir?

Haben und benommen wie die kleinen Kinder, wenn ich ehrlich bin. Haben dort weitergemacht, wo wir fast zwanzig Jahre zuvor aufgehört haben...

Doch ich war nicht mehr derselbe und Black war es sicher auch nicht – nicht nach 12 Jahren Askaban – da ist keiner mehr derselbe...

Langsam tut es mir wirklich leid, dass Sirius durch diesen Schleier gefallen ist – hauptsächlich wegen Harry und Remus – aber auch wegen so vieler verpasster Chancen.

Sirius war ein guter Kämpfer und auch ein treuer Verbündeter – ich muss ihn ja nicht gleich lieben oder so, es hätte ja schon gereicht, wenn wir unseren Streit beigelegt hätten – aber wie habe ich so schön zu Harry gesagt, als es um seinen Dauerclinch mit Malfoy ging:

„Wir haben den richtigen Zeitpunkt einfach übersehen.“

Hinterher lässt sich immer leicht sagen „Ach hätt ich doch nur...“ doch das bringt nichts, geschehen ist geschehen und vertan ist vertan.

Meine Gedanken haben mich so vollkommen abgelenkt, dass ich den Kollegen gar nicht mehr zugehört habe und mich auch weitgehend wieder beruhigt habe.

Wird auch besser so sein, nachher habe ich den Kleinen im Verteidigungsunterricht und da sollte ich dann doch besser bei der Sache sein...
 

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Harry

Wenigstens ist es eine gewisse Erleichterung Severus wieder im Unterricht zu sehen. Ich komme mir immer so verlassen vor, wenn ich nicht in seiner Nähe sein kann, auch wenn ich ihn immer in meinem Hinterkopf spüre, so ist es nicht immer unbedingt eine gute Idee, ihn in eine richtige Unterhaltung zu verwickeln.

Schließlich hat er ja immer noch seinen Job, den er machen muss und da muss er voll bei der Sache sein – beide Fächer sind einfach zu gefährlich, wenn man abgelenkt ist.

Wir nehmen die Patroni durch und Severus lässt mich meinen vorführen. Warum tut er es denn nicht selbst? Ich hätte den seinen nur zu gerne gesehen.

Da ich schon in meinem fünften Jahr genau die unterrichtet habe, gehe ich ihm einfach dabei zu Hand und bekomme einen wortlosen Dank in meinem Kopf zu spüren – ich glaube, ich muss da später noch ein paar Fragen stellen.

Meine Leute aus der DA sind schon ziemlich gut, aber die anderen haben zum Teil wirklich grobe Probleme.

„Potter“, schnarrt Severus mich an. „Da sie das ja so gut beherrschen, erklären sie den anderen, wie man es richtig macht.“

„Ja, Sir“, erwidere ich einfach und freue mich, dass er mir diese Chance gibt, ich unterrichte nämlich wirklich verdammt gern.

„Also“, setze ich an. „Es ist wichtig, sich sehr stark auf eine einzige sehr schöne Erinnerung oder auch Tatsache zu konzentrieren – bei mir war es lange, die gute Nachricht, ein Zauberer zu sein und meine Pflegefamilie verlassen zu können – dann später war es meine enge Freundschaft zu Ron und Hermine, die mir geholfen hat..“ Die beiden werden knallrot und ich bin froh, es ausgesprochen zu haben, auch wenn die nicht mehr meine Freunde sein wollen. „Heute ist es meine Liebe zu einem besonderen Menschen, die den Patronus ruft.“

Ich werfe einen Blick zu Neville und streichle Severus im Geist – ganz schön kompliziert, immer so Theater spielen zu müssen, aber sie müssen einfach wissen, was stark genug ist, um einen Patronus entstehen zu lassen.

„Jeder hat etwas, das ihm viel oder sogar alles bedeutet – benutzt das als Grundlage. Neville – könnten es bei dir deine Pflanzen sein – oder vielleicht sogar – ähm ... ich?“

Der lächelt mich lieb an und nickt. Er hat verstanden, wie ich es meine.

„Malfoy – ich denke, du hast vielleicht was für Drachen übrig – immerhin bist du nach ihnen benannt.“

Warum sollte ich ihn außen vor lassen? Er soll das genauso lernen wie die anderen.

„Crabbe und Goyle – Süßigkeiten werden wohl nicht reichen – ihr müsst euch was anderes suchen.“

Ein Kichern geht durch die Reihen, sie alle wissen um die Fresssucht der beiden.

„Hermine – deine Bücher und das Wissen, was sie dir zu bieten haben. Ron – die Liebe deiner Familie. Lavender und Parvati – Mode und Make-up reicht ebenfalls nicht – auch nicht eure diversen Jungs der Woche – sucht nach etwas Stärkeren.“

So suche ich für jeden der Anwesenden etwas Passendes und ziehe den einen oder anderen durchaus ein wenig durch den Kakao – ich bringe sie zum Lachen, wenn schon sonst nichts und schaffe es die Atmosphäre endlich wieder zu lockern.

Ja, das fühlt sich besser an, als wütend auf die Situation zu sein. Ich muss es ja nicht hinnehmen – ich kann versuchen, etwas zu ändern und die Gelegenheit ist mehr als nur günstig.

„Nun, den Ruf kennt ihr bereits – versucht es – und seid nicht zu enttäuscht, wenn es anfangs nur ein wenig silbriger Dunst wird – bereits das ist eine recht ansehnliche Leistung – und es gibt durchaus eine Menge erwachsene Zauberer, die es nie geschafft haben.“

Sie stellen sich auf und beginnen zu üben.

Severus pirscht sich an mich heran.

»Du bist wirklich gut«, lässt er mich im Kopf wissen.

»Ich mach das nicht zum ersten Mal«, erwidere ich. »Und ich habe lange überlegt, wie ich sie auf den Trichter bringen kann – Training der Konzentration, der Willenskraft und des plastisch-emotionalen Vorstellungsvermögens sollten zum Unterricht gehören«

Ich bekomme nur eine wortlose Zustimmung.

„Potter, kümmern sie sich um die Schüler“, schnarrt er mich an.

„Ja, Sir“, erwidere ich einfach und gehe zu den Leuten hinüber.

Neville hat immer noch gewisse Probleme und ich weis auch warum.

Immer hat er seine Eltern im Hinterkopf und das ist einer der Hauptgründe, warum er so mangelhaft im unterricht ist. Das, und die Tatsache, dass er von seiner Großmutter schon von klein auf zu hören bekam, er habe nicht das Talent seines Vaters – wenn man sowas oft genug hört, dann glaubt man es irgendwann.

„Deine Pflanzen, Nev“, raune ich ihm zu und für die anderen muss es aussehen, als würde ich mit ihm flirten. „Denk dran, wie Happy du warst, als du in Hogsmeade diese Bücher gefunden hast.“

„Oh“, murmelt er. „Gute Idee.“

Er versucht es erneut und tatsächlich erscheint ein silbriger Schimmer.

„Na bitte“, lobe ich ihn. „Ist doch schon ein Anfang – Versuch es einfach weiter.“

Er grinst mich glücklich an, nickt und macht.

Ich gehe von einem zum anderen und frage auch hin und wieder, was sie sich vorgestellt haben, wenn es nicht klappt. Ich bin verdammt froh in Remus damals so einen guten Lehrer gehabt zu haben.

Bei Malfoy will es einfach nicht klappen.

„An was denkst du?“ will ich von ihm wissen.

„Geht dich einen Feuchten an, Potter“, schnappt er.

Ich zucke nur die Schultern.

„Ich kann dir nicht helfen, wenn du es mir nicht sagst“, meine ich nur.

„Ich brauch deine Hilfe sicher nicht, Narbengesicht“, faucht er mich an.

„Na, wie du meinst – dann mach es alleine, Duke of Malfoy.“

Ich lasse mich heute nicht mehr von ihm aus der Ruhe bringen, warum auch? Er kann mir nicht noch mehr antun, als ohnehin schon die ganzen Jahre und das habe ich auch überstanden.

Ich gehe einfach weiter und lasse ihn stehen.

Ein paar der Slytherins stellen sich ebenso auf stur, wie ihr Anführer, aber andere geben bereitwillig Auskunft und so kann ich Vorschläge machen, wie sie vielleicht besser zu Potte kommen.

Hermine schafft natürlich einen Patronus und ein paar andere auch, doch das sind meistens die, die es schon vor fast zwei Jahren bei mir gelernt haben.

Als es soweit ist, beendet Severus den Unterricht und schickt die Kids zum Abendessen, mich hält er unter dem Vorwand zurück, noch Kritik an meiner Art zu lehren üben zu müssen.

Nicht alle haben es geschafft, aber ich weis, dass noch mehrere weitere Stunden dafür vorgesehen sind – ist nun mal nicht so einfach, wie einen Kappa zu bekämpfen.
 

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Severus

Mein Kleiner ist wirklich ein toller Lehrer und heute bin ich besonders froh, ihn im Unterricht zu haben.

Der Patronus steht auf dem Lehrplan und ich kann selbst kann keinen rufen – konnte ich noch nie – aber zugeben kann ich das natürlich nicht – mein Image wäre den Bach runter.

Wenn ich Harry nicht hätte, hätte ich Lupin um Hilfe bitten müssen und das wäre mir mehr als nur peinlich gewesen.

Harry geht gekonnt auf jeden einzelnen ein und lässt Draco einfach stehen, als der sich nicht helfen lassen will. Er bleibt freundlich und geduldig, lobt schon für kleine Erfolge und korrigiert sehr ruhig die Fehler.

Es sieht fast so aus, als würden die Kids ihre Angst vor ihm vergessen und ihn einfach als ausgezeichneten Lehrer akzeptieren.

Vielleicht auch, weil er sie ja schon mal unterrichtet hat, aber auch ein paar meiner Slytherins sind bereit auf ihn zu hören, egal wie grimmig Draco schaut.

Es ist die letzte Stunde für heute und so halte ich es für eine gute Idee meinen Kleinen unter einem Vorwand zurück zu halten.

Kaum ist die Tür hinter den anderen geschlossen, winke ich ihn in meine Räume hinüber.

„Das war sehr gut, Harry“, meine ich und lasse mich in einem meiner Sessel fallen – ich bin mal wieder ziemlich geschafft.

Er kommt zu mir und setzt sich auf meinen Schoß, seine langen Beine baumeln über die Lehne und seine Arme schlingt er um meinen Hals, drückt mir einen kleinen Kuss auf – Oh ja, den brauchte ich jetzt.

„Danke“, erwidert er. „Sag mal Sev, warum hast du mich das machen lassen – nicht, dass ich es nicht echt gerne getan hätte.“

„Ähm...“ brummle ich und will nicht wirklich mit der Sprache heraus. „Sag mal, warum weis ich nicht, dass du ein Animagus bist?“ versuche ich abzulenken.

„Oh, du hast es also mitbekommen“, erwidert er. „Na ja es ist illegal und es ist soviel passiert und ich hab ihn bis auf heute ja auch nicht gebraucht – ehrlich gesagt, ich hab noch nicht mal dran gedacht.“

„Ah ja“, gebe ich zurück. „Und was bist du – das hab ich nämlich nicht mitbekommen.“

Er grinst mich an, hüpft von meinem Schoß und verwandelt sich.

Er ist eine Katze – deswegen also das Schnurren. Ich kraule ihn zwischen den Ohren und er bürrt vor sich hin. Ich mag Katzen sehr (bis auf Minerva und Mrs Norris – aber das hat eher persönliche Gründe) und dieser kleine Schwarze ist besonders niedlich.

„Remus hat dich im Krankenflügel gerochen und er weis, dass du ein Animagus bist – stört ihn aber nicht“, kläre ich meinen Kleinen auf.

Er maunzt, dann funkeln seine Augen verschmitzt und er verwandelt sich erneut.

Mit einem Mal steht der größte Tiger vor mir, den ich je gesehen habe.

Er ist pechschwarz mit grünen Augen und einem weißen Blitz auf der Stirn. Den hatte auch schon der Kater gehabt.

„Oh wow!“ platzt es aus mir heraus.

Also hat auch er zwei Animagi Formen.

Er trappt auf mich zu und legt seinen gewaltigen Schädel auf meinen Schoß – ich soll ihn wohl kraulen. Ich tue es und ein tiefes Grollen dringt aus seiner Kehle – sieh einer an – sogar als Tiger ist er verschmust.

Dann wird er wieder zum Menschen und entert wieder meinen Schoß.

„So“, meint er. „Jetzt bist du mir aber noch eine Antwort schuldig.“

Mist – man kann ihn wirklich nicht ablenken, wenn mal seine Neugierde geweckt ist.

„Ich kann keinen Patronus rufen“, gebe ich verlegen zu.

„Aber warum nicht?“ fragt er nach. „Mächtig genug bist du auf jeden Fall.“

„Keine schönen Erinnerungen“, meine ich nur düster.

„Aber die hast du doch“, entgegnet er. „Wenigstens jetzt solltest du sie haben, wenn schon nicht früher.“ Er klingt fast traurig. „Oder war es für dich nicht schön mit uns beiden? Mir hilft das auf jeden Fall bei meinem Patronus.“

„Oh“, platze ich heraus. „An was du nicht alles im Unterricht denkst...“

Doch auf diese besondere Idee wäre ich noch gar nicht gekommen. Ich konnte nie einen Patronus rufen und ich wäre nicht auf die Idee gekommen, es könnte sich geändert haben.

„Versuchst du es?“ schnurrt mein Kleiner und reibt seine Nase an meinem Hals.

Ich nicke nur, stelle ihn auf die Beine und will es wirklich probieren.

„Expecto Patronum“, murmele ich und schwinge meinen Stab, denn ohne geht das sicher nicht, konzentriere mich auf die Erinnerung an unsere herrlichen gemeinsamen Nächte...

Ein silbriger Nebel erscheint und heraus schält sich ... Anubis...!

„Na bitte“, kommt es von Holy Harry. „Geht doch! – Tolle Kreatur.“

„Das ist Anubis“, erwidere ich ein wenig geistesabwesend und kann mich an diesem Wesen nicht satt sehen – nie, noch nie ... habe ich auch nur einen silbrigen Dunst erzeugt und jetzt das...

„Er ist wunderschön“, lässt sich mein Kleiner hören. „Mystisch und mächtig.“

„Ein Schakal“, murmle ich.

„Eine uralte Gottheit“, verbessert er mich.

„Er gefällt dir wirklich?“ will ich erstaunt wissen.

„Ja klar – sowas hat echt nicht jeder“, bestätigt er.

Dann gefällt ihm ja vielleicht auch mein Animagus – einen Versuch wäre es wert und so verwandle ich mich ohne Vorwarnung, immer noch verharrt der Patronus neben mir, ohne sich aufzulösen, was eigentlich seltsam ist und so sind schon einen Moment später ein silbriger und ein schwarzer Anubis nebeneinander.

Harry holt keuchend Luft und seine Augen werden groß.

„Oh wow“, stammelt er. „Ich kann nicht sagen, welcher prächtiger ist.“

Es ist eine vollkommen tierische Gestalt und nicht halbmenschlich wie dieser ägyptische Gott und trotzdem – es ist Anubis – das ist der einzige Namen, der auch nur halbwegs zutrifft.

Harry kommt auf mich zu und streicht über meine schlanken Flanken, berührt sanft meine aufgestellten Ohren und zeichnet bewundernd die silbrige Maske nach.

„Einzigartig“, raunt er und reibt seine Wange gegen meine Lefzen.

Dann wird er selbst zum Tiger und die beiden Wesen nebeneinander schenken sich nicht in ihrer Größe.

Wir sind zwar Hund und Katze aber auch in dieser Form finde ich seinen Geruch unwiderstehlich. Er leckt mit seiner rauen Zunge über meine Schnauze und beginnt wieder mit diesem tiefen, grollenden Schnurren.

Zum ersten Mal, seit ich diese Gestalt annehmen kann, finde ich sie angenehm und mehr noch – ich finde sie schön.
 

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Harry

Severus Patronus löst sich langsam auf, als ich wieder zum Tiger werde.

Hätte ich mir eigentlich denken sollen, dass er meine Verwandlung mitbekommt – aber was soll´s – irgendwann hätte ich es ihm sowieso erzählt – ich wollte es ihm ja nicht verheimlichen und ich hab auch nicht gelogen, als ich gesagt habe, ich hätte es einfach vergessen.

Shaddow, wie ich den Tiger nenne, findet Anubis genauso toll, wie ich ihn finde. Er erkennt ihn als seinen Partner an.

Ich wusste schon von Sirius, dass Animagi durchaus ihren eigenen Kopf haben können – besonders wenn es um Gerüche und Instinkte geht. Doch ich bin es zufrieden so einen attraktiven Partner zu haben – in jeder Gestalt.

Ich verwandele mich wieder zurück, denn mein Gedanke an Sirius brachte mir wieder die Idee in den Sinn, im Refugium über den Schleier nachzuschlagen.

Severus tut es mir gleich und so frage ich ihn einfach.

„Können wir ins Refugium gehen?“

„Hmm“, brummt er noch ein wenig geistesabwesend. „Oh ja – ich wollte auch dort hin, mir sind heute Morgen ein paar interessante Ideen gekommen wegen dem Wolfsbann und dem Dunklen Mal.“

„Und ich hatte so seltsame Gedanken zu dem schwarzen Schleier im Ministerium.“

„Wie meinst du das?“ will er interessiert wissen.

„Nun, was ist, wenn der auch ein Tor ist, wie das unsere ins Refugium?“

„Oh, da könnte was dran sein – interessante Idee“, erwidert er. „Dann forschst du da nach und ich wegen der beiden anderen Sachen.“

„Ja – lass uns gehen.“

Also rufen wir das Tor und gehen ins Refugium, wobei ich denke, dass ich dort auch noch was anderes anstellen will als nur Nachforschungen ... „Zeit“ genug haben wir ja...
 

###So das war´s für heute – mal sehen, was diese Bibliothek so alles in Sachen Schleier, Mal und Wolfbann hergibt – und Harry hat ja da auch noch andere Pläne###
 

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Limbus und Lehensbindung

Limbus und Lehensbindung
 

#Sorry, ich bin nicht mehr so schnell mit dem Schreiben – im Moment dauert es immer ein bisschen, bis ich ein Kapitel fertig habe – doch ich hoffe, es ist gelungen. Es wird einiges aufgelöst...#
 

Remus

Also war es mal wieder Peter – Wurmschwanz, die Ratte – wir hätten und bei diesem speziellen Animagus gleich Fragen stellen sollen – haben wir aber leider nicht und damit viel Unglück verursacht...

Merlin, warum haben wie ihn nur je als unseren Freund angesehen?

Er hat James und Lili verraten...

Er hat Sirius 12 Jahre Askaban beschert – unschuldig...

Er hat dafür gesorgt, dass das Monster Voldemort wieder auferstehen konnte...

Was er als Todesser noch so alles angerichtet hat, weis ich nicht, aber sicher nichts Nettes...

Und jetzt dieses Ding mit der kleinen Weasley – doch wieviel kam von diesem Trank (Wo er den wohl herhat? Er kann nicht brauen!) und den Sprüchen (Wie schafft er die ohne Stab? Ginny hat keinen gesehen!) und wieviel kam von der Kleinen selbst?

Harry hat zu Recht bemerkt, dass sie sowas (das mit seinen Sachen) vor 5 Jahren schon mal gemacht hat.

Doch wie weit war sie damals noch sie selbst?

Brauchte sie nur einen kleinen Anstoß, um jegliche gute Erziehung zu vergessen und einfach absolut selbstsüchtig zu handeln?

Ich bin in meinen Räumen und denke schwer nach.

Severus war heute wirklich nett zu mir. Er kann es also, eindeutig, wenn er will!

Aber warum konnte ich nicht schneller auf Ginny reagieren, als sie Harry angriff? Ich stand doch unmittelbar daneben!

Ehrlich gesagt, habe ich einfach nicht damit gerechnet und es sah auch wirklich so aus, als habe der Junge die Situation unter Kontrolle.

Aber wenigstens heilen konnte ich ihn – ein schwacher Trost – ich habe als Aufsichtsperson vollkommen versagt!

Ich denke Harry wird jetzt bei Severus sein oder der bei ihm – wenigstens haben sie sich gegenseitig und können sich beistehen...

Ich gönne es den beiden aus ganzem Herzen, auch wenn ich ehrlich gesagt ein wenig neidisch bin. Nicht, weil ich selbst einen der beiden wollen würde, sondern weil sie einander haben und ich alleine bin...

Mit einem Mal klopft es und ich bitte herein.

Es ist Neville und er will sich mit mir unterhalten – nun warum nicht – zwei Köpfe denken besser als einer – außer auf demselben Besen, wie man so schön sagt...
 

###
 

Severus

Kaum sind wir im Refugium angekommen, gehen wir in die Bibliothek – wir beide suchen ganz bestimmte Informationen...

Ich sollte wirklich zusehen, dass ich etwas gegen das Dunkle Mal unternehmen kann, denn das Brennen bei einem Ruf ist wirklich außerordentlich schmerzhaft, wenn mal es ignoriert. Genauer gesagt, es treibt einem mit der Zeit in den Wahnsinn...

Der Dunkle Lord hat durchaus nachdrückliche Methoden, seine Anhänger zu sammeln und bei der Stange zu halten.

Im Refugium bin ich zwar abgeschirmt, aber hier vergeht keine „Hogwarts Zeit“ und so brennt es wieder (immer noch), selbst wenn wir sehr lange hier waren.

Was genau ist das Mal eigentlich?

Nun, einmal ist es eine magische Verbindung mit seinem Schöpfer Voldemort – er selbst hat keins...

Er kann also nur rufen, wenn wenigstens ein anderer Todesser in die Nähe ist – möglicher Weise geht es auch irgendwie über Nagini – er würde sich nie so abhängig von anderen machen ... aber meistens ist es wohl Wurmschwanz, der die „Ehre“ hat.

Voldemort findet ihn zwar nützlich (ungefähr so, wie Regenwürmer nützlich sind), aber er verachtet ihn...

Nun, weiter mit dem Mal...

Es wurde uns allen mit schwarzer Magie „eingebrannt“. Es sieht zwar aus, wie ein Tattoo, ist aber eher ein Brandzeichen – wie für eine Viehherde, damit jeder weis, wer ihr Besitzer ist...

Raus schneiden geht nicht, das haben schon ein paar Verzweifelte versucht, aber das Mistding erscheint selbst im rohen Fleisch wieder, ganz abgesehen davon, dass Voldemort solche Manipulationen mitbekommt und sicher nicht erfreut darüber ist...

Die Meisten haben das nicht überlebt – eine ziemlich endgültige Methode, das Mal loszuwerden, wenn man mich fragt – ebenso, wie sich selbst den Arm abzutrennen, wie es angeblich auch schon versucht worden sein soll – also echt nichts für mich – ich brauche beide Arme...

Ich weis auch nicht genau, wie Voldemort es erschafft. Er berührt den Unterarm seines neuen Anhängers und eine schwarze Flamme schießt hinein, brennt das Zeichen ein. Es ist sehr schmerzhaft und die meisten (auch ich damals) fallen dabei in Ohnmacht.

Hmm, das erinnert mich an eine spezielle Bindung über die ich mal etwas im Buch in Eisen gelesen – eher überflogen – habe.

Es gibt dort verschiedene Bindungsrituale und ich habe das für zwei Männer herausgesucht, in dem Bindungsarmreifen erwähnt wurden, Es gibt auch spezielle Rituale für Veela oder Vampire und wenn ich mich Recht entsinne, auch eins, wo durch die Bindung bei beiden Partnern ein Tattoo entsteht.

Nun, dann sollte ich mir wohl das Buch holen und nochmal alles nachlesen...

Wir nehmen es immer zwischen Hogwarts und dem Refugium mit hin und her, weil es bei Fragen, die aufkommen, unser wichtigster Leitfaden ist. Da wir es gemeinsam durchgearbeitet haben, ist es nun auch möglich für einen von uns, es alleine zu studieren. In Hogwarts habe ich es sicher in meinem Büro aufbewahrt, auch wenn ich bezweifle, dass es jemand außer uns beiden lesen kann, das Buch schützt sich selbst und wahrt seine Geheimnisse...

Also nehme ich es zur Hand und lese über die unterschiedlichen Bindungen nochmal ganz genau nach...
 

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Harry

Also, wo kann ich was über den Schleier finden?

Am ehesten wohl in einem Buch über Dimensionstore – oder auch irgendwo, wo das Refugium beschrieben wird, denn das hat ja solche oder ähnliche Tore.

Ich finde gleich mehrere dicke Wälzer, die viel versprechend klingen und fange an zu schmökern...

Schließlich finde ich etwas, das interessant klingt:

„Der Limbus“, lese ich da. „Hierbei handelt es sich um eine Dimension, die in vielen Religionen als ‚Vorhölle’, ‚Fegefeuer’ oder ‚Zwischenreich’ bezeichnet wird. Entgegen allgemeiner Ansicht, muss die Person, die dorthin gelangt, nicht unbedingt tot sein.“

Das klingt mehr als nur interessant. Doch wie kommt man dorthin – und viel wichtiger – Wie kommt man dort wieder weg?

Also schnell weiter gelesen...

„Der Limbus hat mehrere Zugänge“, erfahre ich dort – jetzt wird´s spannend. „Die meisten sind allerdings Einbahnstraßen. Eins der bekannteren Tore zum Bespiel soll auf Island liegen, ein weiteres in Griechenland und ein anderes in Australien. Es heißt, dass es sich dabei um Grotten oder Höhlen handelt, die in die ‚Unterwelt’ führen. Allerdings haben diese Tore Wächter, wie in Griechenland Cerberus, den Dreiköpfigen Höllenhund.“ – Fluffy?! schießt es mir durch den Kopf – „Einen monströsen schwarzen feuerspeienden Hahn in Island und den Gallaworry in Australien, über dessen Aussehen nichts bekannt ist, nur, dass er grässlich sein soll, die Aborigines nennen ihn auch Donnerbiest.“ Was zum Geier soll denn das sein? „Diese lassen ‚Reisende’ zwar hinein, aber nicht mehr hinaus.

Im späten Mittelalter versuchten mächtige Zauberer selbst einen Zugang zu schaffen und es gelang ihnen auch, doch auch dieser führt nur hinein, nicht aber hinaus – für jeden, der hineingerät und wieder heraus geholt werden soll, muss ein anderer als Ersatz geopfert werden – mit einem sehr aufwändigen Ritual, das aber leider vergessen wurde...“ Na toll! „Bei diesem ‚Tor’ handelt es sich um einen steinernen Durchgangsbogen, der von einem Schwarzen Vorhang oder Schleier verdeckt wird.“ – BINGO!!! – „Dieser Vorhang ist nötig, da man nicht einfach so von außen in den Limbus hineinsehen kann, ohne dabei wahnsinnig zu werden. Es ist nicht sicher, ob das auch geschieht, wenn man sich darin befindet.

Im Limbus herrscht eine Art Zeitlosigkeit, in der gestern, heute und morgen dasselbe sind und dennoch soll es möglich sein, dort zu handeln, wenn auch in einem sehr begrenzten Umfang.“

Hmm, also könnte er wohl nicht heraus, selbst wenn er es versucht.

„Der einzige Zugang hin und zurück, soll im untergegangenen Atlantis im Turm von Acheron gewesen sein, allerdings ist dieser mystisch und keiner weis heute noch, wo er liegen könnte.“

Turm von Acheron – Reifen von Acheron – Refugium?! Sind wir möglicher Weise genau dort, wo dieses Tor sein soll – im Turm von Acheron!?

Ich bin ganz aufgeregt...

Hier gibt es so viele Türen und noch nicht mal die Hälfte davon hat sich für uns geöffnet. Liegt hinter einer davon vielleicht dieser besondere Zugang zum Limbus? Und wenn ja, wie bekommen wir sie auf? Und wenn sie offen ist, können wir es wagen, dann einfach so hinein zu gehen? Und noch wichtiger – kommen wir dann auch wirklich wieder raus? Ist Sirius wirklich dort und können wir ihn einfach mitnehmen?

Aus Erfahrung weis ich nämlich, dass so gut wie nichts „einfach so“ geht und alles seinen Preis hat.

Ich lese weiter, denn ich habe schon so manchen Mist gebaut, weil ich etwas nicht zu Ende gelesen habe.

„Der Limbus kennt keine Straßen oder Wege im gewöhnlichen Sinn“, steht da geschrieben. „Es bilden sich Pfade, wenn man ein Ziel hat, doch die offensichtlichsten sind meist mit Fallen oder gefährlichen Kreaturen gespickt. Es heißt aber auch, ein reines Herz würde immer sein Ziel finden, wenn es seinen Wunsch nicht vergisst...“ Also dann doch dieses Ding mit den Granatapfelkernen. „Doch wie bereits erwähnt, ist dieses Tor im Turm von Acheron nur Legende, Atlantis ist längst untergegangen und keiner weis, wo sich der Turm im heute befinden können und wie man dort Zugang erlangt – er soll mit unzähligen Bännen und Flüchen geschützt gewesen sein.

Es soll zwar einen Schlüssel geben, doch auch der gehört ins Reich der Fabel, denn er soll aus dem atlantischen Metall Orichalcum bestehen, das heute nicht mehr bekannt ist...“

Meine Hand fährt wie von selbst zu meinem Armreif – Orichalcum – ich werde mir immer sicherer, dass das Refugium der Turm von Acheron ist. Aber warum bezieht sich dann dieses Buch nicht direkt darauf? Immerhin wird es ja hier aufbewahrt? Ob frühere Gefährten hier spezielle Bücher gelagert haben, um ihren Nachfolgern Hinweise zu hinterlassen?

Das muss ich eindringlich mit Severus durchsprechen, bevor ich mal wieder eine tollkühne Dummheit begehe...
 

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Severus

Merlin, sind das viele unterschiedliche Bindungen!

Aber eigentlich kommt nur eine davon in Frage – die sogenannte „Lehensbindung“.

Sie beinhaltet einen „Gefolgschaftseid“ und eine magische Kennzeichnung, die vom „Lehnsherren“ ausgewählt wird – Klingt für mich sehr nach dem Dunklen Mal.

Doch ich kann mich nicht erinnern, einen wie auch immer gearteten Eid gesprochen zu haben oder reichte es schon, dass ich damals zu allem, was Voldemort von sich gab einfach nur „Ja, My Lord“, gesagt habe?

Diese Bindung kann gewöhnlich jedoch nicht erzwungen werden...

Nun, gezwungen wurde ich in dem Sinn ja auch nicht – ich glaubte viel mehr, es gäbe für mich keinen anderen Weg - aber als ich hinterher raus fand, was da so alles an Scheußlichkeiten mit dranhing, fand ich es nicht mehr wirklich gut, auf was ich mich da alles eingelassen hatte.

Es gibt eine Möglichkeit, aus dieser Bindung heraus zu kommen, lese ich weiter, nämlich wenn der ‚Lehnsherr’ sie wieder löst (was Voldemort sicher nicht tun wird) oder die Fürsorgepflicht für seinen ‚Vasallen’ grob verletzt...

Na, wenn Voldemort das nicht getan hat, dann weis ich aber nicht, wie sowas aussehen soll.

Wurde die Bindung ‚schwarzmagisch’ gesprochen, ist sie jedoch schwerer aufzulösen, steht da geschrieben, denn in diesem Fall hat der ‚Lehnsherr’ sich einen kleinen Seelenteil seines ‚Vasallen’ zu Eigen gemacht. – Brrr! – Dieser wird erst wieder frei, wenn besondere Umstände eintreten, einer davon ist, wenn der ‚Vasall’ eine Bindung aus reinem Herzen in Liebe eingeht und der ‚Lehnsherr’ seine Pflichten verletzt hat...

Nun, beides trifft auf mich zu – Ich habe mich an Holy Harry gebunden, weil ich ihn aus ganzem Herzen und aus tiefster Seele liebe...

So kann die erste Bindung aufgelöst werden, wenn der andere Partner ebenso reinen Herzens ist und die Freiheit seines Gefährten wünscht. Auch darf er selbst keiner ‚Lehensbindung’ unterliegen...

Nun, Harry trägt sicher nicht das Dunkle Mal, aber er hat diese Narbe, die ihn in gewisser Weise an Voldemort bindet, doch er sagte mir auch, dass er nichts mehr von dem spürt, seit wir gebunden sind...

Hmm, offensichtlich hat er die Bindung zu Voldemort bereits gebrochen – aber ich habe das nicht...!

Ist es für mich vielleicht schwieriger, weil ich der dunkle Part bin? Das muss ich dringend ausführlich mit ihm ausdiskutieren...
 

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Harry

„Severus“, wende ich mich an ihn und er kuckt interessiert hoch – sieht nicht so aus, als hätte ich ihn gestört. „Ich denke, ich hab da was gefunden.“

„Und was?“ erwidert er und kommt zu mir rüber.

Er setzt sich neben mich. Ich schiebe ihm das Buch hin und zeige ihm die betreffende Stelle. Er beginnt aufmerksam den Absatz zu lesen und brummt vor sich hin. Ich gebe meine Kommentare dazu ab und erläutere ihm meine Gedankengänge.

„Klingt richtig“, meint er schließlich, als er durch ist. „Aber wir haben noch keine solche Tür gefunden.“

„Und wenn wir danach fragen?“ schlage ich vor.

„Versuch es“, erwidert er und klingt sehr kühl.

„Du bist nicht begeistert, oder?“ will ich wissen. „Ich meine, wenn Sirius wieder zurückkommen sollte.“

Er zuckt nur die Achseln.

„Du weist, wie ich zu Black stehe“, entgegnet er nüchtern. „Aber dir und Remus würde ich es vergönnen – ich weis inzwischen nur zu genau, was er euch bedeutet hat. Doch wie auch immer, wir haben noch kein Tor und müssen erst abwarten, was sich ergibt – Was anderes“, fährt er fort. „Wenn wir ihn wirklich finden, hierher dürfen wir ihn nicht mitnehmen...“

„Stimmt“, bestätige ich. „Es wurde uns sehr nachdrücklich verboten, jemand hierher mitzubingen ... aber andererseits ist Sirius nicht mehr in der Welt der Menschen...“

„Hmm“, brummt er nachdenklich. „Willst du wirklich gegen die Gebote des Refugiums verstoßen? Auch wenn du es sonst nicht so mit den Regeln hast – das hier ist etwas anderes...“

Da muss ich nicht lange nachdenken.

„Nein“, grummle ich, denn das ist selbst mir zu heiß. „Das gibt sicher mehr als nur Punktabzug oder Nachsitzen. Aber was können wir tun?

Hmm ... Im Wald konnten wir eine Tür rufen, die uns direkt nach Hogwarts auf den Astroturm brachte, doch ob das auch vom Limbus auch geht? Das hat ja wohl seine ganz eigenen Gesetze...“

Nun, auf die Schnelle werden wir jetzt da wohl keine Lösung finden und so wechselt Severus auch das Thema, unterbricht meine wirren Gedankengänge.

„Ich hab da auch was gefunden, was ich mit dir besprechen will“, meint er. „Über das Mal – wenigstens indirekt...“

Nun schiebt er mir das Buch hin, in dem er gelesen hat – genauer gesagt „Das Buch von Licht und Schatten“ - und ich beginne das Kapitel zu lesen, mit dem er sich befasst hat.

Interessant, wir waren damals die verschiedenen Bindungsrituale nicht weiter durchgegangen, da wir beide ja bereits gebunden waren...

Man kann also die ‚Lehensbindung’ aufheben...

Nun, ein grober Vertrauensbruch seitens Voldemort liegt sicher vor – und das schon sehr lange, aber da bleibt die Sache mit dem Seelenteil...

Hmm, als Sev die Flügel tätowiert bekam, schien er plötzlich ‚vollständig’ zu sein ... Und die Gefährten sind nur ihrem Gewissen verantwortlich ... wir beide sind in Liebe gebunden und der eine ist in der Seele des anderen ... könnte es sein...?

„Sev“, wende ich mich nach einiger Denkarbeit an ihn. „Kann es möglich sein, dass du den Ruf des Mals nur noch spürst, weil du meinst, es muss so sein?“

„Wie meinst du das?“ kommt es überrascht zurück.

„Nun, Voldemort hat Sachen mit dir angestellt oder auch anstellen lassen, die selbst einem ‚Lehnsherren’ sicher nicht zustehen.

Dann das Flügel Tattoo – du kamst mir hinterher ‚vollständig’ vor – kann es sein, dass du danach deine ‚Seele’ wieder komplett hattest?

Unsere Gefährtenbindung sollte eigentlich jede andere wie auch immer geartete magische Bindung an einen ‚Meister’ aufheben, denn die ist etwas ganz besonderes und wir müssen vollkommen autark sein, wenn wir als ‚Gefährten des Gleichgewichts’ handeln sollen ... sie folgen keinem Führer...“

„Hmm“, brummt er erneut und ich kann sehen, dass er schwer nachdenkt.

Dann schiebt er seinen Ärmel hoch und betrachtet sein Dunkles Mal so eindringlich, als hätte er es noch nie zuvor wirklich gesehen. Nach einer Weile schüttelt er den Kopf.

„Es ist immer noch so, wie es schon seit über zwei Jahren wieder ist“, murmelt er verbittert.

Ich schwinge mich auf seinen Schoß und greife nach seinem Unterarm, decke das Mal mit beiden Händen ab und konzentriere mich. Ich kann die ihm innewohnende Magie regelrecht in meinen Fingern kribbeln spüren, auch dass es im Augenblick inaktiv ist und hier nicht angesprochen werden kann.

Und noch etwas kann ich fühlen – ich nehme wahr, wie die Reifen von Acheron miteinander interagieren, wenn sie sich so nahe sind, wie im Moment.

Hmm, da sollte sich doch was draus machen lassen...
 

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Severus

Was ist das? Was geschieht hier?

Ich kann spüren, wie sich Holy Harrys Magie in mir ausbreitet und dass etwas mit den Reifen ist.

„Kann es sein“, raunt er mit einem Mal. „Dass du dir selbst niemals verziehen hast, das Dunkle Mal genommen zu haben? Dass du denkst, du würdest all das verdienen, was man dir antut? Dass du einfach keinen Frieden mit deinem jüngeren – und naiveren – Ich schließen kannst?“

‚Oh – das kann durchaus sein’, denke ich zynisch bei mir.

Ich habe mir nie verzeihen können, was ich als Todesser getan habe, auch wenn nicht direkt Morde oder Folterungen auf mein Konto gehen, so geschah doch einiges davon mittels meiner Tränke ... und so trage ich die Schuld daran.

„Hör auf damit!“ zischt Harry und küsst mich plötzlich nachdrücklich.

Erst jetzt merke ich, dass ich so sehr auf meinen Lippen herumgeklaut habe, dass die leicht bluten.

„Es ist vorbei“, raunt er mir zu und seine Hände liegen immer noch über meinem Mal. „Es war in dem Augenblick Vergangenheit, als wir zu den Gefährten wurden ... wir sind in der Seele des anderen ... Partner, zwei Teile eines Ganzen ... Seelengefährten ... hör auf, dir die Schuld für Dinge zu geben, die längst vergangen sind und die auch nicht mehr zu ändern sind...“

Ich brumme nur unbestimmt. Es mag sein, dass alles lange vorbei ist, aber ich trage die Schuld daran und diese erdrückt meine Seele. Selbst wenn ich mich mal ein wenig glücklich fühle, ist da immer der Gedanken, dass ich es einfach nicht verdiene...

„Nicht“, flüstert er erneut und küsst mich wieder. „Nicht – so kannst du dich niemals von ihm befreien...“

Ich klammere mich an meinem Kleinen fest und schmiege meinen Kopf in seine Halsbeuge – hier – so nahe bei ihm – ist der einzige Ort, wo ich mich wirklich geborgen fühle, ein wenig Frieden finde.

Immer noch liegen seine Hände an meinem Arm und ich kann spüren, wie er sich eindringlich konzentriert, seine Magie kumuliert und dann eine Art Licht in meinen Arm fließen lässt.

„Du musst es auch wollen, Sev“, murmelt er. „Es ist deine Seele, um die es geht – du musst frei sein wollen...“

„Ich will frei sein!“ platzt es plötzlich aus mir heraus und es ist regelrecht ein verzweifelter Schrei. „Frei von Voldemort! Frei von meiner Schuld! Frei, von den üblen Taten, die ich begangen habe! Frei von meiner Vergangenheit!“

Ich fühle eine unglaubliche Energiewelle in mir, die mich nicht länger in meinem Stuhl hält. Ich komme auf die Beine und setzte Harry ab, der stellt sich hin, lässt aber meinen Arm immer noch nicht los.

„Lass es raus“, wispert er. „Befrei dich davon – du bist nicht länger der, der du einst warst – du bist mein Severus – mein Seelengefährte und ich bin der deine...“

Immer mehr Energie staut sich in mir auf und mir ist, als sei ich ein Staudamm, der nicht länger halten kann. Und plötzlich – lasse ich los.

Mit einem gigantischen Schrei, der aus meiner tiefsten Seele kommt, bricht eine Magiewelle aus mir frei, die uns von den Beinen hebt und uns zum Schweben bringt. Ein Flappen und meine Flügel sind aus meinem Hemd geplatzt, dann ein Rauschen und auch bei Harry stehen die Schwingen auf seinem Rücken.

Wieder ist ein silbriges Leuchten um uns erschienen und besonders hell ist es dort, wo Harrys Hände auf meinem Unterarm liegen.

Es ist, als würde reine Heilmagie in meinen Arm fließen und mir den Schmerz nehmen, der eigentlich seit fast zwanzig Jahren stetig darin pocht – so stetig, dass ich ihn die meiste Zeit gar nicht mehr wirklich wahrgenommen habe, aber er war immer da...

Ein Prickeln zieht sich von meinem Arm aus in meine Brust und auch dort wird etwas frei, was gebunden war, in Ketten lag ... ja es ist wirklich als würde eine Eisenkette, die um meine Seele lag, in Stücke gesprengt werden.

In meinen Ohren rauscht es und das Licht um uns wird immer blendender. Ich muss meine Augen schließen und ich weis, auch Harry schließt sie.

Ich spüre. wie die Verbindung zwischen uns beiden noch enger wird und ich alles von meinem Kleinen wissen würde, wenn ich es wollte, genauso, wie er jedes einzelne meine Geheimnisse kennen würde, wenn er es darauf anlegen würde ... und doch ... er respektiert meine Privatsphäre genauso wie ich die seine...

Meine Schwingen breiten sich aus und noch immer hält uns die Magie ein paar Zentimeter über dem Boden.
 

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Harry

Merlin, dieser Mann, mein über alles geliebter Severus, lag in Ketten ... sehr lange schon ... vielleicht sogar sein ganzes Leben lang...

Mit seinem verzweifelten Schrei, brach etwas los, was ich mir in dieser Heftigkeit nie hätte vorstellen können – welche unglaubliche Macht er doch hat – kein Wunder, dass Voldemort so scharf auf ihn ist.

Wir schweben mitten im Raum und unsere Flügel sind erschienen, doch nicht sie sind es, die uns in der Luft halten – es ist dieser Ausbruch meines Gefährten.

Silbriges Licht ist um uns und es ist einfach nur blendend. Es fühlt sich heilend und sehr mächtig an. Doch es heilt nicht nur etwas in Severus, es heilt auch in mir, das Leid all dieser Jahre, wo es mir nicht gut ging...

Ich spüre ihn stärker in meinem Kopf, als je zuvor und auch ich bin tiefer in seinem Bewusstsein, als ich es je gekannt habe. Tausende Erinnerungsfetzen ziehen an mir vorbei, sowohl meine, als auch unbekannte, doch ich sperre mich dagegen. Ich will nicht in dieser Flut ertrinken und ich will auch nicht in Dinge eindringen, die mich nichts angehen – nie wieder bei diesem Mann, das habe ich mir damals geschworen, als ich in sein Denkarium sah und dort Sachen erfahren musste, die mir sicher nicht gefallen haben...

Doch ich habe nichts dagegen, wenn er alles von mir erfährt – sprechen könnte ich über vieles davon nicht – doch wenn er es einfach sieht und damit auch weis, dann soll es mir Recht sein...
 

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Severus

Immer noch rauschen Erinnerungsfetzen durch meinen Kopf – ich kann nicht mehr wirklich unterscheiden, ob es meine eigenen sind oder die von Holy Harry. So vieles ist sich so ähnlich ... sind das die Herumtreiber, die mich schikanieren oder ein dicker Junge mit seinen Anhängseln, die es auf meinen Kleinen abgesehen haben...?

Ich spüre, wie er sich sperrt, versucht, die Flut zu kanalisieren – und doch, auch er kann nicht mehr unterschieden, was vor ihm ist und was von mir ... wir sind uns so ähnlich – viel ähnlicher, als ich es auch nur vermutet hätte, geschweige denn zugegeben hätte...

Ich merke, wie seine Erinnerungen sich in meinem Bewusstsein ansiedeln, als seien es meine eigenen und ich bin mir sicher, bei Holy Harry ist es nicht anders...

Warum ist das alles dieses Mal so viel stärker? Vielleicht weil wir uns mehr vertrauen, als ich je geglaubt habe, dass Vertrauen überhaupt gehen könnte?

Seine Hände beginnen zu zucken und lösen sich nahezu mit Gewalt von meinem Arm, Mein Blick fällt auf das Mal und ich sehe, dass es blasser und blasser wird, noch undeutlicher als in der Zeit, als Voldemort ‚tot’ war.

Es windet sich unter dem silbernen Schimmer, der immer noch wie eine Salbe darüber liegt, als wolle es sich wehren, lebendig werden, aus meinem Arm heraus kriechen...

Und wirklich werden die Konturen mit einem Mal wieder schwärzer, doch auch das Silber wird stärker – realer, fester ... Silber und Schwarz winden sich umeinander ... kämpfen ... ringen...

Es ist, als würden Holy Harry und der Dunkle Lord um meine Seele streiten und als würde dieser Streit auf oder auch in meinem Arm ausgetragen werden ... auch wenn ich nur ein Kribbeln und keine Schmerzen fühle...

„Lass ihn los!“ schreit Harry, als sei da jemand, der mich festhalten würde. „Sev, du musst ihn rauswerfen ... ich alleine kann das nicht ... es muss dein Willen sein, der ihn zwingt zu gehen ... ich kann dich nur unterstützen ... doch es ist dein Wille, der zählt...!“

Die Erinnerungsflut ist inzwischen verebbt und so kann ich mich wieder auf mich selbst besinnen...

‚Weg...’ denke ich. ‚Weg ... ich gehöre nicht dir ... ich gehöre nur mir selbst ... und ich gehöre zu meinem geliebten Kleinen ... gehöre zu Holy Harry ... ich bin sein zweiter Teil ... und er ist der Meine ... Licht und Schatten ... Tag und Nacht ... Yin und Yang ... zusammen sind sie alles ... alleine sind sie schwach ... Geh ... geh weg ... nie wieder werde ich dir dienen ... du bist nicht länger mein Meister ... ich erkenne keinen Herren über mir an ... nur meinen Partner, der mir gleich ist ... und ich ihm....!’

Harrys Augen beginnen auf eine Art zu leuchten, die mir deutlich sagt, dass er meine Gedanken gehört hat, als hätte ich sie laut ausgesprochen. Ich spüre seine Zustimmung und seine Liebe ... die Kraft, die er mir gibt und die Kraft, die er von mir bekommen ... sie schwirrt zwischen unseren Körpern beinahe sichtbar hin und her und mit jedem mal, die wir sie dem anderen geben, baut sie sich mehr auf und wird stärker.

Das Silber auf meinem Arm wird immer intensiver, wickelt sich um das Schwarz, spinnt es ein und zerrt daran. Langsam löst sich das Mal aus meiner Haut, als würde man die Rippen aus einem Blatt schälen. Nur noch wenige Fäden sind mit mir verbunden, das Silber hebt sich immer weiter und nimmt das Schwarz mit sich, es zieht sich wie ein ekliger Kaugummi aus mir heraus ... ich spüre es deutlich, aber es tut nicht weh...

Endlich lösen sich die letzten Fasern und das Silber steigt immer weiter unter die Zimmerdecke.

Mit einem Mal wird es wieder blendend hell und dann ... dann explodiert alles in einem lautlosen Feuerwerk – ein Wind kommt auf und fegt die Funken zum Fenster. Dieses öffnet sich wie von Geisterhand und die schwarzsilbrig glitzernde Wolke treibt nach draußen und verschwindet binnen weniger Augenblicke in der Ferne dieser surrealistischen Landschaft.

„Boah“, platzt es aus Harry heraus und wir finden uns auf den eigenen Beinen stehend am Boden wieder ... und ich fühle mich vollkommen erschöpft – wie durch den Wolf gedreht und neu zusammengesetzt, kann auch die bleierne Müdigkeit in meinem Kleinen spüren...

„Ihr habt die völlige Einheit erreicht“, ertönt plötzlich diese steinerne Stimme, die wir schon kennen. „Ihr beide seid frei und es gibt keine Geheimnisse mehr zwischen euch ... eine Tür wird sich euch öffnen...“

„Oh bitte...“ keucht Harry flehendlich. „Bitte ... gib uns die Tür ins Limbus frei!“

„Du weist, um was du da bittest?“ kommt es beinahe mahnend zurück.

„Darum, meinen Paten wieder zu bekommen“, erwidert mein Kleiner sehnsüchtig und mit Tränen in den Augen.

„Ihr könntet auch die Tür ins Freie bekommen“, lockt die Stimme und es kommt mir vor, als sei ihr das lieber. „Der Limbus ist sehr gefährlich und trügerisch...“

„Das dachten wir uns schon“, mische ich mich auch ein.

„Du möchtest es also auch?“ gibt die Stimme zurück.

„Ja, für meinen Kleinen...“ brumme ich. „Ich liebe ihn und möchte, dass er glücklich ist.“

„Und ich liebe dich“, murmelt Harry und schmiegt sich an mich. „Danke...“

„Du hast mir geholfen und jetzt bin ich dran“, raune ich ihm ins Ohr und genieße es, ihn an meinem Körper zu fühlen.

„Nun, wenn die Gefährten sich einig sind, dann soll es sein“, kommt es von der Stimme und sie klingt nicht wirklich glücklich. „Doch seid gewarnt, viele Gefahren liegen vor euch, wenn ihr wirklich jemand aus dem Limbus holen wollt ... und ihr dürft ihn nicht hierher bringen...“

„Das dachten wir uns schon“, murmelt mein Kleiner. „Kann man das Tor vom Limbus aus direkt nach Hogwarts öffnen? Im Waldzimmer ging´s...“

„Das Waldzimmer ist nicht der Limbus“, mahnt die Stimme. „Es gehört nicht zum Turm ... aber die Reifen geben euch die Macht ... doch es wird nicht ohne eine Prüfung abgehen ... das ist das Gesetz des Limbus ... nichts ist dort umsonst...“

„Auch das dachten wir uns schon“, entgegne ich. „Doch wenn ich damit zwei Menschen glücklich machen kann, dann nehme ich das in Kauf ... Ich bin so glücklich, wie noch nie in meinem Leben und ich möchte, dass es auch diejenigen sind, die mir am Herzen liegen...“

„Dann sei es so“, erwidert die Stimme. „Doch stürmt nicht einfach hinein ... bereitet euch vor ... eure Magie ist dort nicht dieselbe, wie hier ... und auch euer Freund, ist vielleicht nicht mehr der, den ihn kennt...“

„Ist er ... ist er...“ stammelt Harry. „Wahnsinnig geworden?“

„Es ist möglich“, sagt die Stimme und klingt zum ersten Mal unsicher. „Nicht jeder erträgt die Macht des Limbus ... und auch auf euch könnte der Wahnsinn warten...“

„Er hat Askaban überstanden“, meine ich leise. „Und das ... nun ja ... bei relativ klarem Verstand ... jedenfalls war er danach nicht wesentlich bekloppter als zuvor...“

„Severus!“ kommt es mahnend von Harry.

Ich brumme nur unbestimmt. Er lacht leise in sich hinein und umarmt mich noch fester.

„Askaban?“ meint die Stimme nachdenklich. „Die Heimat der Seelenfresser ... wenn er das überstanden hat, dann stehen die Chancen gut, dass er auch den Limbus übersteht, denn dort hausen ähnliche Kreaturen...“

„Oh Merlin“, keuche ich.

„Wir haben die Patroni“, nuschelt der Kleine gegen meine Brust.

„Ja“, erwidere ich. „Die haben wir – jetzt schon.“

„Ruht euch aus“, schlägt die Stimme vor. „Dann bereitet euch vor und dann ... rettet euren Freund ... noch habt ihr hier ein wenig Zeit, zu bleiben ... betreten könnt ihr den Limbus nur durch diese Tür hier ... sie lässt sich von keinem anderen Ort aus rufen ... verlassen ... nun ... es hängt von euch ab, Gefährten...“

„Gut“, brumme ich nur und nehme Harry einfach auf die Arme.

Er lässt die Flügel verschwinden, ich ebenso, dann lege ich ihn behutsam aufs Bett und mich gleich neben ihm.

„Schlaft jetzt“, raunt die Stimme und verstummt.

Harry kuschelt sich einfach an mich und ich fühle mich in seiner Nähe vollkommen sicher und geborgen.

Ich glaube, er wird mir noch so einige Fragen stellen (und ich ihm auch), wenn wir die Erinnerungen des jeweils anderen erstmal verarbeitet haben ... es war zuviel, um es bewusst zu erleben und ich wollte es eigentlich auch nicht, doch sie sind in mir und ich würde alles und sonstwas wetten, dass sie bei entsprechenden äußeren Reizen hochkommen...

„Lass uns schlafen“, meint nun auch Harry. „Und dann ... dann retten wir Sirius...“

Er klingt so sehnsüchtig und hoffnungsvoll, dass ich es nicht bereue, auch um das Tor in den Limbus gebeten zu haben. Für ihn würde ich wirklich alles tun, einfach nur weil ich ihn liebe.

Ich schlinge meine Arme sichernd um ihn, die Klamotten stören, aber mit einem Gedanken sind sie verschwunden. Harry schmatzt ein wenig und kuschelt sich noch dichter an mich – er schläft bereits und bevor ich noch Pläne schmieden kann oder mir Sorgen um unsere ‚Mission’ machen kann, bin auch ich schon im Reich der Träume...
 

###Das nächste Mal geht´s in den Limbus und unsere beiden machen sich auf die Suche nach Sirius – mal sehen, ob es was mit Lemon wird, aber hier passte es mal wieder nicht – bis bald – de Stray###
 


 

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Rettet Sirius!

Rettet Sirius!
 

#Und wieder ein Kapitel – Es geht in den Limbus!

@All: Heißesten Dank für die 300 Reviews – ihr seid echt Klasse!!!!#
 

Neville

Ich bin zu Professor Lupin gegangen.

Es ist schließlich auch ein Freund von Harry und weis über all diese Sachen Bescheid. Ich muss einfach mit wem darüber reden und Ron und Hermine kommen dafür nicht mehr in Frage, denn sie haben sich von ihm abgewendet. Ich finde es schade, bei all dem was Harry für sie getan hat und wie treu er immer zu ihnen stand. Ich finde, sie sind ihm etwas schuldig, nicht er ihnen...

Dann weis ich auch nicht, was Ginny sich einbildet – gut – ich habe natürlich die Gerüchte über die Beeinflussung gehört – aber trotzdem – so einiges muss auch von ihr selbst gekommen sein...

Dass ich so getan habe, als sei ich mit Harry zusammen, war ja nur, weil ich sein Geheimnis schützen wollte und er war ja auch froh darüber. Sogar Professor Snape hat mir nach dieser ganzen unglücklichen Szene freundlich zugenickt – wusste gar nicht, dass er auch so einen Blick drauf haben kann...

Und ich will ja auch nichts weiter von Harry – er ist einfach nur eindeutig der beste Freund, den ich je hatte – Für mich ist er fast sowas wie mein Schutzengel...

Professor Lupin bittet mich herein und bietet mir einen Tee an, den ich nur zu gerne annehme – ich bin ein bisschen nervös und vielleicht fällt mir dann das Sprechen etwas leichter...

Auch wenn ich nicht mehr der Hauseigene Tollpatsch von Gryffindor bin, so bin ich doch eindeutig immer noch ein wenig schüchtern.

„Wie können wir den beiden helfen?“ platzt es mit einem Mal aus mir heraus, als das nachdenkliche Schweigen zu laut wird.

„Das, was du heute für Harry getan hast, war schon mal sehr gut“, erwidert er freundlich.

„Ehrensache“, murmle ich. „Harry hätte sowas auch für mich getan.“

„Hätte er – aber trotzdem, es war wirklich ein feiner Zug von dir“, lobt er mich und ich kann nicht verhindern, ein wenig rot zu werden.

„Ich werde ein Auge auf Dumbledore haben“, fügt er an. „Achte du auf die Schüler, die sich in Harrys Nähe aufhalten. Pass auf, was geredet wird und ob sie vielleicht etwas gegen ihn planen – sie haben Angst vor ihm und sind unsicher, was er ihnen antun könnte – nicht, dass er das würde, aber wenn er selbst erschreckt wird oder gar angegriffen, bin ich nicht sicher, dass er diese mächtige Magie, über die er jetzt verfügt, noch kontrollieren kann ... Neville, wenn ich das alles genauer überdenke, kriege ich eine scheußliche Angst, wie das alles enden könnte...“

„Ich auch“, nuschle ich unsicher und dann erst wird mir klar, was er damit zugegeben hat. „Aber sie – sie haben Angst!?“

„Da hätte mir wohl mein Werwolf den Verstand aufgefressen, wenn ich keine hätte“, entgegnet er ruhig.

„Harry meinte mal, Mut sei nicht das Fehlen von Angst“, murmle ich nachdenklich. „sondern es trotzdem zu tun.“

„Und da hat er vollkommen Recht“, stimmt Professor Lupin zu. „Also sehen wir zu, dass wir das Beste aus unserer Lage machen können und wir dürfen uns nicht von unserer Angst behindern lassen...“

Dann muss ich mit einem Mal ein wenig Kichern, wenn ich an meine größte Angst von vor drei Jahren denke.

Lupin schaut mich neugierig und fragend an.

„Was?“ will er wissen.

„Meine größte Angst – sie erinnern sich – der Boggart?“ erwidere ich und er nickt mit einem schiefen Grinsen. „Ich fürchte ihn nicht mehr...“

„Ja“, meint er nur. „Das habe ich bemerkt.“

Dann unterhalten wir uns über die Gryffindors, Dumbledore und auch über Ginny...
 

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Harry

Ich werde in Severus Armen wach.

Er schläft noch und ich habe ihn selten so entspannt gesehen – auch nicht im Schlaf...

Immer war da eine gewisse Sorge in seinen Zügen zu lesen ... Anspannung ... Alarmbereitschaft ... vielleicht sogar Angst...

Doch jetzt sind es einfach die scharf geschnittenen Züge eines Mannes, der schon viel gesehen und erlebt hat – trotzdem – Severus sah noch nie so jung aus – noch nicht mal in dieser Erinnerung im Denkarium und da war er erst 16 oder so...

Mir ist, als würde ich mit einem Mal alles über ihn wissen – genauso, wie ich meine eigenen Erinnerungen kenne, genauso deutlich oder undeutlich...

Ich bin mir nicht sicher, ob ich darin genauer nachforschen sollte, immerhin gehören sie nicht mir, auch wenn sie durch diese „Teufelsaustreibung“ gestern in meinem Kopf sind ... wohl ebenso, wie sich die meinen in seinem Gedächtnis befinden ... jetzt teilen wir sogar die Erinnerungen...

War schon echt heftig, das Dunkle Mal loszuwerden und mir wurde dabei zum ersten Mal wirklich bewusst, wie mächtig Voldemort doch ist, wenn er Menschen auf so eine Art an sich binden kann...

Ich habe noch viel zu lernen, um es wirklich mit ihm aufnehmen zu können, das ist mir nur zu klar ... doch im Gegensatz zu ihm, bin ich nicht allein – ich habe einen Partner und loyale Freunde, die mir zur Seite stehen – und er hat nur seine „lehensgebundenen“ Todesser ... es wird sich zeigen, was schwerer wiegt...

Severus beginnt sich zu regen und als plötzlich ein scharfes Klicken ertönt, schreckt er hoch und sitzt ziemlich schlaftrunken und doch für alles bereit neben mir im Bett.

„Was war das?“ zischt er und seine Hand ist erhoben – bereit, einen wie auch immer gearteten Fluch zu werfen.

Ich greife nach ihm, drücke beruhigend seine Schulter und jetzt werden seine Augen völlig klar, erkennen die Umgebung.

„Sie hat sich wohl geöffnet“, ist meine Antwort. „Die Tür zum Limbus...“
 

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Severus

Merlin! Hab ich mich jetzt erschrocken!

Da ist man zwischen Wachen und Schlafen, noch halb im Traum gefangen und in diesem Zustand kann man Realität und Fiktion nicht unterscheiden – und dann ertönt da so ein lautes Klicken...

Natürlich signalisieren mir dann alle Sinne „Gefahr“ und ich bin sofort kampfbereit ... ein Reflex, der dafür mit dafür verantwortlich ist, dass ich noch lebe...

Harry versucht sofort, mich zu beruhigen und das Wissen, dass er jetzt neben mir ist, lässt sofort einiges von meiner Anspannung von mir abfallen.

„...die Tür zum Limbus“, höre ich ihn sagen und mein Blick fegt sofort durch den runden Raum, hin zu den Türen in der Wand...

Schwarz die, die uns noch verschlossen sind, Beige die bereits zugänglichen. Doch jetzt gibt es da noch eine Tür in einem so flammenden Rot, dass auch in Leuchtschrift „Lebensgefahr“ draufstehen könnte.

Und das ist der Limbus mit Sicherheit – gefährlich, meine ich – doch trotzdem wird mich nichts davon abhalten, mit Holy Harry dort rein zu gehen und seinen geliebten Paten – diesen blöden verflohten Köter – dort rauszuholen...

„Lass uns was essen“, meint mein Kleiner und macht sich ans Aufstehen. „Dabei können wir überlegen, was wir alles brauchen könnten, wenn wir dort reingehen.“

Ich nicke nur und winke meine Kleidung herbei. Ich weis, dass er im Moment nichts anderes als Sirius Rettung im Kopf hat. Umso dankbarer bin ich, als er mir trotzdem einen sanften Kuss aufdrückt und ein verheißungsvolles „Später“, raunt.

Ich war mir gar nicht bewusst, wie abhängig ich inzwischen von ihm geworden bin – von seiner Liebe, seiner Nähe, seinen Zärtlichkeiten ... doch er hat Recht ... später ist früh genug ... und wenn ich warten muss, bis wir wieder in Hogwarts sind...

Das Essen ist so lecker, wie es hier immer ist und ich frage mich so nebenbei, wo es wohl herkommen mag.

„Wir werden Vorräte brauchen“, sagt mein Kleiner in meine Überlegungen hinein. „Denn ich denke, wir werden das möglichst in Einem durchziehen müssen, weil wir ja auch nicht so oft zwischen den Dimensionen wechseln können, Nur einmal hin und zurück pro Hogwarts Tag.“

Ich nicke nur zustimmend.

„Andererseits“, füge ich nachdenklich an. „Dürfen wir aber auch nicht zu lange hier bleiben.“

„Hmmm“, brummt er sinnend. „Aber der Limbus hat seine eigenen Gesetze – ob das, was für hier gilt, es auch für dort tut!?“

„Wir werden uns wohl auf unseren ‚Wir sind jetzt schon zu lange hier’ Sinn verlassen müssen“, meine ich. „Notfalls müssen wir den Limbus eben doch zwischendrin verlassen und am nächsten Tag zurückkehren.“

„Ob wir ihn dann an derselben Stelle wieder betreten können, wo wir ihn verlassen haben?“ will Harry nachdenklich wissen.

„Keine Ahnung“, entgegne ich wahrheitsgemäß. „Wenn es so weit ist, müssen wir es einfach versuchen.“

„Wir können uns noch nicht mal hier irgendwie magisch hier verankern, denn wir dürfen ja Sirius nicht mit hierher nehmen“, murmelt er traurig. „Und wenn wir uns in Hogwarts verankern, dann verlieren wir einen Tag.“

„Zum einen wäre das wohl nicht so schlimm, wenn es zusätzliche Sicherheit bedeutet“, gebe ich nüchtern zurück. „Und zum anderen, kehren wir ja nur hierher zurück, wenn wir Sirius noch nicht gefunden haben – sonst gehen wir ohnehin mit ihm gleich nach Hogwarts.“

Harry beginnt unruhig auf seinem Stuhl hin und her zu rutschen.

„Was hast du?“ frage ich nach.

„So ein Gefühl, dass es mit einem Mal verdammt eilig ist, Sirius dort raus zu bekommen“, gibt er leise zurück.

Ich weis, dass man sich auf seine „Gefühle“ verlassen kann, selbst sein ‚wir sollten hier weg’ Sinn, ist besser als der meine.

„Dann legen wie eine Verankerung hier in den Turm“, schlage ich vor. „Benutzen sie aber nur, wenn es nicht anderes geht.“

Er atmet regelrecht erleichtert auf.

„Danke“, sagt er nur und gibt mir einen Kuss, drückt fest meine Hand. „Danke, dass du verstehst, wie wichtig mir das ist.“

Ich zucke nur die Achseln, denn wenn ich etwas über Holy Harry weis, dann, dass er für Menschen, die ihm was bedeuten alles und sonstwas tun würde – er ist einfach so – wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass er der „Engel“ in unserer Bindung ist.

„Was willst du alles mitnehmen?“ frage ich daher lieber, als noch weiter auch das Besprochene einzugehen.

„Vorräte“, erwidert er und wendet sich damit irgendwie an den Turm. „Unsere Zauberstäbe, auch wenn ich nicht weis, ob die uns dort was nutzen. Dann Seile, deine speziellen Tränke, Wäsche zum Wechseln, Decken, Verbandszeug, Waffen – vielleicht den Dolch, den wir für unsere Bindung benutzt haben und mehr, wenn wir sie bekommen können – Rucksäcke, damit wir alles einpacken können...“

Ich nicke zustimmend und mit einem Mal erscheint all das mitten im Raum. Das Refugium reagiert wirklich außerordentlich gut auf unsere Wünsche. Wie gehen hin und sehen es uns an. Alles ist recht gut, nur die Waffen lassen ein wenig zu wünschen übrig. Die Dolche sind OK, aber ich weis nicht, was wir mit den Schwertern anfangen können – ich weis jeden Falls nicht, wie man damit umgeht. Doch Holy Harry wiegt es mit einem sinnenden Lächeln in der Hand.

„Wie das von Gryffindor“, meint er leise.

Ah ja, das hatte ich vergessen, mein Kleiner weis durchaus, wie man mit sowas umgeht.

Wir packen alles in die Rucksäcke, finden sogar einen Gürtel, damit wir uns die Schwerter und Dolche umhängen können und Harry hat begonnen, fein zu lächeln.
 

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Harry

Ein Hoch auf das Refugium! Es liefert uns alles, was wir brauchen und wir rüsten uns aus.

„Welcher Zauber könnte uns hier verankern?“ frage ich Severus.

„Hmm“, brummt er nachdenklich. „Vielleicht wieder eine Art Bindung...“

„An eine andere Person, die ist einfach, aber wie bindet man sich an einen Ort?“ will ich neugierig wissen.

„Doch, das geht“, erwidert er. „Doch es gilt als schwarzmagisch – mit Blut.“

„Sowas in der Art, wie der Blutschutz meine Mutter?“ frage ich weiter und beginne langsam eine Ahnung zu bekommen, wie es gehen könnte.

„Ähnlich, ja, aber nicht dasselbe“, entgegnet er und ich kann sehen, wie er nach den richtigen Worten für ein derartiges Ritual in seinem Geist sucht. „Ja“, murmelt er schließlich. „Das könnte es sein...“

Dann greift er nach meiner Hand, der mit dem Armreif, sticht uns beide in einen Finger, Blut tropft auf den Boden und er beginnt etwas auf altgriechisch zu sprechen, was ich nicht verstehen kann.

Die Reifen beginnen silbrig zu glühen, ein Spinnenseide feines Band – silbrig, verflochten mit rot - erscheint und verankert sich von ihnen aus an dem „Altar“.

„Na bitte“, brummt er zufrieden, als er geendet hat. „Geht doch!“

„Bereit?“ will ich wissen.

Er überlegt noch ein paar Augenblicke, dann nickt er.

„Gehen wir es an“, stimmt er schließlich zu und wir treten zu dieser gefährlich roten Tür hin.

Gemeinsam legen wir unsere Hände darauf und mit einem verhängnisvollen Knarren öffnet sie sich.

„Mach die Augen zu“, raunt er in mein Ohr. „Öffne sie erst wieder, wenn wir drüben sind.“

Ich nicke nur, er hat Recht, denn wir wurden gewarnt, dass der Limbus von außen für sterbliche Augen nicht geeignet ist.

Er schluckt schwer und ich kann auch nicht anders, denn mein Mund ist scheußlich trocken geworden.

„Dann los“, murmelt er und klingt heiser.

Es ist nur ein Schritt nach vorne, doch ich verspüre eine ungute Angst in mir, die meine Eingeweide regelrecht zu Wasser werden lässt – ein Gefühl zwischen ‚gleich mach ich mir in die Hose’ und ‚Oh, Merlin – ist mir schlecht’. Auch Severus Hand zittert in der meinen und ich streiche sacht mit meinem Daumen darüber, spüre sein wortloses Drücken als Bestätigung und gemeinsam wagen wir diesen Schritt...

Ein Wirbeln und Zerren, ein Gefühl, als würde ich auseinander genommen und neu wieder zusammen – so mit den Füßen an den Ohren und meinen Fingern an den Knien – ein Rausch aus Farben, Gerüchen und Geräuschen, wo bei ich die Farben schmecke, die Gerüche höre und die Geräusche sehe ... mit einem Mal normalisiert sich alles wie und ich lande unsicher auf meinen Füßen, die sich doch tatsächlich wieder am Ende meiner Beine befinden...
 

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Severus

Himmel, das fühlt sich doppelt so schlimm an, wie gleichzeitig ein durchgedrehter Besen, ein falsch verzauberter Portschlüssel und eine miese Apparation...

Mir wird so dermaßen kotzübel, wie noch nie in meinem Leben. Als ich auf meinen Beinen lande, knicke ich erstmals ein und dann erbreche ich heftig mein köstliches Frühstück – das war einfach zu viel für meinen Magen.

Als ich mich wieder so weit gefangen habe – Harry hat mir beruhigend den Rücken gestreichelt und mir die Haare aus dem Gesicht gehalten – sehe ich mich um.

Merlin! Und da dachte ich schon der Blick aus dem Turm wäre surreal...

Wir stehen auf einer schier endlosen Ebene und es ist ziemlich dunkel, doch gleichzeitig schimmert alles in einer Art gespenstisch phosphoreszierendem Licht, das wirklich gruselig und unheimlich wirkt – noch nicht mal Voldemorts Treffen auf diversen Friedhöfen, haben ein solches Gefühl in mir ausgelöst...

Überall wachsen verdorrte Büsche, die wie tot wirken und dennoch etwas wie Früchte tragen. Sie sehen verlockend und köstlich aus, dennoch ist mir klar, dass sie giftiger sein müssen, als alles was ich kenne.

Blaues, messerscharfes Gras wächst in kränklichen Büscheln dazwischen und seltsames, verwachsenes Getier – nicht besonders groß – krabbelt überall herum. Bleiche, schleimige Maden, so lang und wie mein Daumen. Insekten, so groß wie meine Hand, aber mit verschiedner Anzahl von Beinen und mit Flügeln, wie die von einer Fledermaus, Nagetiere, nackt und blind, widerlich anzusehen.

Kein Weg ist zu erkennen. aber etwas wie Wildwechsel zwischen den Büschen und dem Gras. Keine Erhebung unterbricht die Ebene und kein Baum, wenigstens nicht in der Nähe – ich weis nicht, was das ist, was dort am Horizont zu sehen ist. Alle Umrisse sind trotzt der Dunkelheit so scharf, dass es in den Augen schmerzt. Die Luft riecht tot, trocken und abgestanden, als würde hier nie der Wind wehen und Regen sei ein Fremdwort.

Trotzdem ist der Boden feucht und matschig.

Harry steht neben mir – seine Hand immer noch in der meinen – und sieht sich ebenfalls um. Es gibt kaum Geräusche und doch habe ich den Eindruck, als würde hier der kleinste Laut meilenweit dringen und jedes größere Lebewesen schon aus der Ferne von unserer Anwesenheit in Kenntnis setzen.

„Brr“, murmelt mein Kleiner. „Also, das ist sicher nicht Oz. – Eher Voldemorts Traum von einem hübschen Ort, wo man Ferien machen könnte.“

Ich brumme nur. Sein kruder Humor bringt mich wieder ganz zu mir und ich bin froh, ihn bei mir zu haben.

„Wie sollen wir jetzt hier Sirius finden?“ flüstert er tonlos. „So hatte ich mir das nicht vorgestellt.“

„Wie soll man sowas auch beschreiben?“ krächze ich heiser.

„Kuck mal“, fährt er fort. „Da – an manchen Stellen ist das Glimmen deutlicher geworden – ob das unser Pfad sein kann?“

„Der offensichtlichste Weg...“ setze ich an.

„...birgt üble Gefahren“, endet er und nickt. „Aber was sonst können wir tun?“

„Nun, einfach querfeldein halte ich auch nicht eben für eine geniale Idee“, meine ich und deute auf die Tiere und Pflanzen, den Matsch (vielleicht ist es sogar Treibsand oder so) und die Büsche, die dort, wo das Glimmen nicht heller wurde, nun lange und schmerzhaft aussehende Dornen bekommen haben, von denen eine Flüssigkeit tropft, die für mich wie Säure oder Gift aussieht und uns mit Sicherheit nicht gut bekommen würde, wenn wir uns daran verletzen.

„Vielleicht ein Ortungszauber“, sagt Harry nachdenklich. „So wie der, den ich im Trimagischen Labyrinth benutzt habe.“

„Versuch es“, schlage ich vor und wusste nicht, dass er so einen kennt.

Er zückt seinen Stab und legt ihn auf seine Handfläche, dann murmelt er etwas von dem ich nur Sirius Namen erkennen kann. Der Stab beginnt zu rotieren und sprüht gleißende Funken, was Harry überrascht zum Aufkeuchen bringt.

„Oh – das heißt also, dass die Magie nicht wie gewohnt funktioniert – aber wenigstens tut sie es.“

Die Spitze des Zauberstabs pendelt sich in einer Richtung ein, in die auch das Glimmen weist und Harry nickt.

„Also ist das unser Weg“, meint er nachdenklich. „Nun, dann behutsam und vorsichtig, dort entlang, denke ich.“

Ich brumme nur zustimmend. Wir sollten sehen, dass wir in die Gänge kommen, denn wir haben sicher nicht ewig Zeit, auch wenn hier wohl ebenso wenig welche vergeht, wie im Refugium.

Harry nimmt ein Seil aus seinem Rucksack und verbindet uns miteinander.

„Sicher ist sicher“, meint er nur und ich muss ihm zustimmen. „Man weis nie, was passiert.

Dann gehen wir los – entlang des blassgrünen Glimmens.

Als ich mich umdrehe, um nach der Tür zu sehen, die uns hierher gebracht hat, ist diese verschwunden (was hatte ich denn erwartet – sie verschwindet immer, wenn wir durch die hindurch gegangen sind), aber ein silbrig-roter Faden verschwindet im Nichts und dehnt sich mit jedem Schritt, den wir machen weiter aus. Wir werden also hierher zurück finden oder vielleicht zieht er auch sozusagen die Tür hinter uns her. Ich kann nur hoffen, dass wir sie mit der bekannten Formel auch wieder rufen können, wenn wir sie brauchen...
 

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Harry

Nein, wir sind sicher nicht mehr in Kansas.

Wir haben uns auf den Weg gemacht und meine Sinne sind gespannt, wie die Seiten einer Gitarre. Hier fühlt sich alles gefährlich an und auch die Umgebung ist nicht eben ansprechend. Es ist ziemlich kalt hier, aber nicht die Kälte des Winters, eher die Kälte einer verlorenen Verlassenheit, gegen die selbst Askaban noch fröhlich wirkt.

Ich bin froh, dass Severus Hand in der meinen liegt, denn sie bietet die einzige Wärme, die es an einem Ort wie diesem geben kann.

Wäre ich auch so scharf gewesen, hierher zu kommen, wenn ich das gewusst hätte? Die Antwort ist ein eindeutiges „Ja“, denn Sirius ist hier und ich will und werde ihn retten!

Unser „Weg“ führt uns an Dornenbüschen vorbei, die einfach nur grausam aussehen. Auch die kleinen Lebewesen sehen echt fies aus. Alles hier ist irgendwie krank und verloren. Wie kann man an einem solchen Ort nur überleben? Lebt Sirius noch – wahrscheinlich – denn sonst hätte ich ihn nicht orten können. Ich habe keine Ahnung, wie weit wir von ihm entfernt sind, denn das gibt der Zauber nicht an, nur die Richtung.

Schweigend gehen wir nebeneinander her und unsere Augen huschen über die Umgebung. Es gibt kaum Geräusche und das kleinste Rascheln, das dennoch ertönt, lässt uns schreckhaft zusammenzucken und unsere Hände fliegen zu den Waffen. Die meine zu dem Schwert, die von Severus zu seinem Zauberstab.

Ich weis nicht wie lange wir schon unterwegs sind, denn die Umgebung ändert sich kaum, nur manchmal taucht ein kleines Rinnsal auf, das eindeutig in die falsche Richtung fliest – Bach aufwärts...

Hin und wieder ist es auch ein Tümpel in dem etwas wie Lava vor sich hin dümpelt und von dem eine ungesunde brennende Hitze ausgeht, die nicht im Geringsten dazu geeignet ist, unsere klammen Knochen aufzuwärmen. Direkt daneben, kräuselt sich einem die Haut, als würde sie verschmoren und schon einen Schritt davon entfernt herrscht wieder die hier übliche Kälte.

Unsere Stiefel bleiben immer wieder im Matsch stecken und lösen sich nur unter Anstrengung mit einem widerlichen Schmatzen wieder daraus.

„Mordor“, murmelt Severus mit einem Mal. „Genauso muss Mordor aussehen.“

Ich wusste nicht, dass er „Herr der Ringe“ gelesen hat, aber wundern sollte es mich eigentlich nicht.

„Dann hoffen wir, dass wir den Weg ins Auenland wieder finden“, meine ich nur.

Er brummt zustimmend und das sind die einzigen Worte, die wir für eine lange Zeit wechseln. Sprechen scheint hier keine gute Idee zu sein, denn selbst ein Flüstern wird zum Schrei und ist sicher meilenweit zu hören.

Die Zeit dehnt sich und unsere Bewegungen werden immer langsamer und eine grässliche Erschöpfung beginnt in meinem Körper Einzug zu halten. Eigentlich dachte ich immer, ich sei so halbwegs fit, aber dieser Ort saugt alles aus mir heraus. Immer noch gehen wir Hand in Hand und ich denke, ohne diese Berührung hätte ich aus schierer Verzweiflung, die sich wie Gift durch meine Adern schleicht, schon längst aufgegeben.

Ich trotte nur noch vor mich hin, setze einen Fuß vor den anderen und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, als würde ich dies schon ewig tun. Immer schwerer wird es, meine Augen noch offen zu halten, ich verspüre keinen Hunger, nur einen überwältigenden Durst, den aber auch unser mitgebrachter Wasservorrat, aus dem ich mich vorsichtig bediene – es soll ja eine Weile reichen – nicht stillen kann.

Auch Severus trinkt immer wieder einen Schluck, räuspert sich, bewegt seinen Mund in beinahe witzigen Grimassen, wohl um die Flüssigkeit besser zu verteilen.

Noch immer sprechen wir kein Wort, gehen einfach Seite an Seite weiter, unsere Waffen in Bereitschaft.

Mit einem Mal – nochmal Stunden später – ertönt ein heiserer Schrei und ein gigantischer Schatten fällt über uns. Severus reißt mich zu Boden, hinter einen Findling, von denen inzwischen so einige hier rumliegen, ohne dass es mir in dieser Eintönigkeit und meiner Müdigkeit aufgefallen wäre.

Etwas wirklich Gewaltiges gleitet über uns hinweg und ich höre wie scharfe Krallen über den Stein kratzen.

„Ein Wächter“, flüstert Severus und klingt kratzig.

Ich nicke nur.

„Es hat lange gedauert, bis uns was entdeckt hat“, murmle ich und klinge genauso rau.

„Angriff oder Verteidigung, was meinst du?“ fragt er.

„Verteidigung“, erwidere ich. „Wir gehören nicht hierher – dieses Vieh schon – erst wenn es nicht gehen will, dann...“

Er nickt nur und drückt sich mit mir noch näher an diesen Felsen heran. Wieder schwebt der drohende Schatten über uns und ich entscheide mich für einen Patronus – nur – wo nehme ich die guten Gedanken her? Denn mit einem Mal wird mir klar, dass diese im gleichen Umfang aus mir herausgesickert sind, wie die Verzweiflung sich in mir eingenistet hat...

Doch da ist immer noch Severus ... ich kann ihn spüren ... seinen festen Leib ... die noch vorhandene Wärme in ihm und auch ihn selbst in meinem Geist ... warum jetzt erst? Zuvor war er nämlich irgendwie da und doch nicht da – ich habe es noch nicht mal bemerkt, denn da war immer seine Hand in der Meinen, die mich seiner Gegenwart versichert hat...

Ja, Severus ist mein bester Gedanke, meine schönsten Erinnerungen haben mit ihm zu tun und seine Nähe gibt mir beruhigende Sicherheit.

„Patronus, gemeinsam“, raune ich ihm zu, gerade als wieder dieser Schatten auf uns herunter tropft.

Wie auf Befehl, rollen wir uns auf den Rücken und richten unsere Stäbe in den Himmel. Gemeinsam, fast wie mit einem Atem sprechen wir den Ruf aus.

Krone und Anubis brechen hervor und stürzen sich auf den Feind. Doch sie sind nicht silbrig, wie ich es kenne, sondern leuchten in demselben Glimmen, wie unser Pfad. Ja, die Magie ist hier eindeutig anders, doch sie funktioniert.

Irritiert bricht das Wesen seinen Angriff ab – es sieht aus wie ein grässlich verwachsener Flugsaurier mit gefiederten Flügeln, die ziemlich zerrupft und dreckig aussehen. Mit einem lauten Schrei schraubt es sich in den Himmel, der – wie ich erst jetzt bemerke – eine widerliche purpur Färbung hat, die wie geronnenes Blut aussieht. Immer kleiner wird das Wesen, doch es verschwindet nicht vollkommen, sondern scheint nur Schwung zu nehmen, um wie eine Bombe bei uns einzuschlagen.

„Protego“, murmle ich. „Oder was Stärkeres, wenn du was kennst.“

„Du Protego“, gibt er heiser zurück. „Ich einen Bannkreis – schnell!“

Das letzte Wort schreit er fast, denn der Schatten nähert sich mit einer unheimlichen Geschwindigkeit unserem Standort. Schnell rufe ich den Schildzauber und Severus murmelt etwas vor sich hin, was ich als einen Schutzbann aus dem „Buch von Licht und Schatten“, identifizieren kann.

Die Patroni haben sich bereits wieder aufgelöst, kaum dass das Wesen ein paar Meter über uns war und so werden sie uns jetzt nicht mehr helfen, wohl nicht mal dann, wenn wir sie erneut beschwören.

Meine Hand zuckt nach meinem Schwert und ich richte es nach oben, dorthin, von wo die Bedrohung naht.

Der Saurier prallt mit unerhörter Wucht auf den Schild, dieser verbiegt sich, der Schutzbann sprüht Funken und beginnt zu sirren. Wie von einer Gummimatte gebremst nähert sich das Biest uns immer weiter und ich höre schon mein letztes Stündlein schlagen – Ade, du schnöde Welt – da berührt meine Schwertspitze die Haut des Wesens und dringt in sie ein.

Es kreischt wie unter grenzenlosen Schmerzen auf und ein Schwall eitrig gelbes Blut prasselt auf uns herab, verteilt sich in Schlieren über den Schild und etwas davon tropft trotz aller Schutzmaßnahmen auf uns herunter...

Krallen scharren über den Schutzbann und durchbrechen ihn, zerfetzen unsere Kleidung, streifen unsere Haut, hinterlassen blutige Striemen. Ich höre Severus vor Schmerzen schreien, dann fast kreischend den Averda sprechen. Erneut brüllt das Wesen auf, doch dann bleibt es wie eine Fliege auf einer Windschutzscheibe auf dem Schutzwall liegen, rutscht langsam daran herunter.

„Das - war – knapp!“ keuche ich atemlos und Severus gibt ein leises Stöhnen von sich.

„Könnte man so sagen“, erwidert er mit einem Anflug seines üblichen schwarzen Humors.

Ein schneller Blick zeigt mir, dass seine Klamotten völlig zerfetzt sind und er aus einer Menge ziemlich tiefer Wunden blutet.

„Lass mich das in Ordndung bringen“, raune ich heiser und beginne meinen Stab über ihn zu schwingen.

Er sucht, vollkommen neben sich, ein paar geeignete Tränke aus seinen Innentaschen heraus und trinkt davon, lässt auch mich trinken.

Sowohl Protego als auch Schutzbann lösen sich langsam auf und das Wesen fällt nur nicht über uns drüber, weil es bereits ein klein wenig entfernt zu Boden gesunken ist und sich nicht mehr regt.

„Merlin! Was für ein Alptraum“, platzt er heraus und tastet seinen Körper ab, ob noch alles dran ist, dann wirft er mir einen außerordentlich besorgten Blick zu.

„Alles OK mit dir, Kleiner?“ will er aufgeregt wissen.

„Auch nicht schlimmer als du“, entgegne ich nüchtern und muss mich zwingen, das Zittern unter Kontrolle zu bringen, das mich jetzt überfallen hat, da alles vorbei ist.

Severus murmelt ebenfalls ein paar Sprüche, die meine Verletzungen schließen und meine Kleidung wieder ein wenig in Ordnung bringen. Dann reißt er mich plötzlich in seine Arme und klammert sich wie ein Ertrinkender an mir fest.

„Grundgütiger“, haucht er an meinem Ohr. „Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.“

„Hast du nicht“, nuschle ich zurück. „Und dir ist auch nichts weiter passiert – das konnte man alles heilen und deine Tränke nahmen die Schmerzen.“

Ich schmiege mich an ihn, als sei er meine letzte Rettung, das einzige Lebewesen, das mich jetzt noch schützen kann. Ich zittere haltlos und kann auch nicht verhindern, dass mir heiße Tränen über das Gesicht rinnen...
 

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Severus

Grundgütiger, war das jetzt knapp. Ich hatte schon mit meinem Leben abgeschlossen und dennoch konnten wir uns schützen – gemeinsam...

Ein Unverzeihlicher Fluch – doch in diesem Fall halte ich ihn durchaus für gerechtfertigt – und er ging ja nicht gegen einen Menschen. Ich wusste, dass ich ihn beherrsche, doch dieses Mal wurde er nicht aus Hass gesprochen, sondern aus einer grenzenlosen Angst um einen über alles geliebten Menschen – und seltsamer Weise war der Zauber auch nicht grün, sondern von einem leuchtend hellen blau, das ich noch bei keinem Fluch gesehen habe.

War es, weil hier die Magie anderes ist – die Patroni waren ja auch grün – oder war es, weil kein Hass in dem Spruch lag...?

Merlin, Severus, da kannst du später drüber nachdenken – verflixter Wissenschaftler – jetzt ist anderes wichtiger...

Ja, wie zum Beispiel mein Kleiner, der sich so vertrauensvoll an mich schmiegt und mir damit beweist, dass wir uns immer noch haben.

„Wir sollten eine Rast einlegen“, schlage ich vor und er nickt.

Ich kann seine Erschöpfung spüren, die sich nun durchsetzt, da das Adrenalin des Kampfes sich wieder auflöst. Auch ich bin vollkommen fertig. Ich weis nicht wie weit oder wie lange wir unterwegs waren. Es gibt hier nichts wie Tag und Nacht, was eine Unterscheidung möglich machen würde. Meine Uhr ist stehen geblieben und lässt sich auch nicht mehr in Gang setzten – sie funktioniert auch im Refugium nicht und so habe ich mir keine weiteren Gedanken darüber gemacht. Wenigstens habe ich nicht das Gefühl, dass es Zeit wäre diesen Ort zu verlassen, auch wenn ich wirklich gerne von hier verschwinden würde.

Harry löst sich sacht von mir und beginnt in seinem Rucksack nach Vorräten zu kramen. Ich habe eigentlich keinen Hunger – nur schrecklichen Durst – aber ich weis auch, dass ich etwas essen muss, wenn ich bei Kräften bleiben will und so tue ich es ihm nach.

Sehr langsam kauen wir an ein paar belegten Broten herum und die quellen in meinem Mund zu einer klebrigen Masse auf, die sich selbst mit Wasser nur mühsam hinunterwürgen lässt. Meinem Kleinen geht es wohl auch nicht anders, denn er hängt immer wieder an seiner Wasserflasche.

„Mal sehen, ob ich Wasser rufen kann“, murmelt er schließlich, als nur noch ein, zwei Schlucke drinnen sind und deutet mit seinem Stab darauf.

Es beginnt zu blubbern und sie füllt sich wieder. Misstrauisch schnuppert er daran.

„Wein“, meint er überrascht. „Es sollte Wasser werden – versuch du´s“, fordert er mich auf und ich mache.

Bei mir ist es Butterbier geworden – nun, auch was zu Trinken, aber wir sollten hier wirklich nicht im Vollrausch herumtorkeln.

Harry schüttelt nur den Kopf und tippt erneut die Flasche an. Die Farbe des Inhalts verändert sich ein wenig und als er daran schnuppert, grinst er.

„Schon besser“, lässt er verlauten. „Jetzt ist es Traubensaft – ich hab den Alkohol raus gezogen.“

Ich nicke zustimmend, doch was bleibt von Butterbier übrig, wenn es keinen Alkohol mehr hat? Ich mache und stelle fest, dass nun etwas wie Malzbier (ein Muggel Getränk, das Remus schon manchmal angeschleppt hat, weil er weis, dass ich nicht viel vertrage und das ich durchaus zu schätzen weis), in meiner Flasche herumschwappt.

„Das alles ist sehr süß“, meine ich nicht wirklich zufrieden.

Harry zuckt nur die Schultern.

„Gibt wenigstens Energie“, erwidert er. „Und die brauchen wir sicher. Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir uns Nachschub holen können, auch wenn ich mir nicht sicher bin, das auch mit Lebensmitteln zu schaffen – wir hätten mehr mitnehmen sollen.“

„Das hätten wir nicht mehr tragen können“, gebe ich zurück. „War so schon schwer genug.“

„Schwebezauber?“ entgegnet er.

„Fragt sich, was dabei raus gekommen wäre.“

„Hmm“, brummt er nur.

„Schlafen wir eine Runde“, schlage ich vor und er gähnt weit, stimmt mir zu.

„Aber mit einem Schutzbann“, meint er. „Wer kann schon wissen, was hier noch so alles abhängt und uns für eine leckere Mahlzeit hält.“

„Richtig“, nicke ich und mache.

Eine matt Perlmutt schimmernde Kuppel legt sich über uns. Sie wird sicher kein solches Monster abwehren, wie das, welches immer noch ein paar Meter von und entfernt herum liegt (wir haben uns zwischen mehrere große Felsbrocken zurückgezogen), aber wir werden rechtzeitig vor Gefahr gewarnt werden und kleinere Lebewesen hält sie vollkommen ab.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner von uns beiden Wache halten könnte, dazu sind wir beide einfach zu müde und erschöpft. Ich kann nur hoffen, dass wir rechtzeitig wach werden, wenn etwas ist. Harry wird sicher nicht damit einverstanden sein, den Limbus zu verlassen, um es einen Tag später erneut zu versuchen und wenn ich ehrlich bin, dann kann ich mir nicht vorstellen, wie wir einen Tag in Hogwarts überstehen sollten, während wir so tun müssen, als sei nichts...

Mein Kleiner breitet die mitgenommenen Decken aus und lässt sich drauf sinken. Er klopft mit der Hand neben sich, um mich wortlos aufzufordern, mich zu ihm zu legen. Nur zu gerne komme ich seinem Wunsch nach.

Es tut gut, ihn an meinem Leib zu spüren, denn er ist hier das Einzige, was mir vertraut ist und ein wenig Sicherheit und Wärme gewährt.

„So müde“, gähnt er und kuschelt sich an mich. „Ich will nur schlafen, schlafen und nochmal schlafen.“

„Ich auch“, erwidere ich und muss ebenfalls gähnen.

Immer noch zittere ich ein wenig, genauso wie Holy Harry, wobei ich nicht sagen könnte, ob es von meiner Müdigkeit, dem Kampf oder der Kälte kommt.

Ich nehme ihn fest in die Arme und kann auch die seinen spüren, die sich um mich schlingen. Sein Kopf sucht sich die Kuhle an meiner Schulter und er rückt sich zu Recht.

„Nacht“, raunt er und drückt mir ein kleines Küsschen auf die Wange.

Ich küsse sein Haar, das immer noch nach dem Echsenblut riecht – da reicht wohl kein normaler Säuberungszauber. Nun ja, lässt sich jetzt wohl nicht ändern – und er seufzt zufrieden.

„Nacht, mein Kleiner“, murmle ich und bin auch schon eingeschlafen, bevor ich wirklich mitbekommen habe, dass er bereits in Morpheus Armen liegt...
 


 

###Das nächste Mal geht es weiter durch den Limbus – ob sie dann wohl schon auf Sirius treffen und was noch alles für Abenteuer auf sie warten? Nun ich weis noch nicht, doch eins ist klar, so leicht, wie sie rein gekommen sind, kommen sie wohl nicht wieder raus...###
 


 

*

Im Schatten des Limbus

Im Schatten des Limbus
 

#Und weiter geht die unheimliche Reise ... nachdem Remus noch ein wenig nachgedacht hat...
 

Remus

Ich genieße das Gespräch mit diesem schüchternen Jungen – ähm ... jungen Mann...

Es wird ihm zwar nachgesagt, er sei nicht besonders schlau, doch das stimmt nicht.

Ja, er ist schüchtern und unsicher und hat eindeutig ein zu geringes Selbstbewusstsein, aber er hat eine sehr vielschichtige Art zu denken und ein Beobachtungsgabe, wie sie nur jemand haben kann, der es gewohnt ist, übersehen zu werden. Außerdem verfügt er über eine außerordentliche und unverbrüchliche Loyalität, wie man sie gewiss nicht oft findet – das wird in jedem einzelnen seiner Sätze deutlich...

Er ist auch nicht mehr länger dieser kleine dickliche Junge (der mich unfreiwillig immer wieder an Peter erinnert hat – obwohl er das mit Sicherheit nicht ist – Neville ist kein Verräter!) der er in seinem dritten Jahr war. Er ist ziemlich gewachsen und seine Bewegungen erinnern an ein schlaksiges Fohlen, das über seine eigenen – viel zu langen – Beine stolpert...

Nicht mehr lange und er wird vollkommen ausgewachsen sein und dann wird er auch lernen seinen Körper richtig zu koordinieren – sowas habe ich schon oft gesehen ... Tonks ist da allerdings eine Ausnahme, aber das hat sie von ihrem Dad geerbt, der war noch mit fast 30 ein hoffnungsloser Tollpatsch...

Nein, Neville ist sicher nicht dumm, nur häufig sehr geistesabwesend, was ich ihm nicht verübeln kann – ich kenne die Geschichte seiner Eltern...

Seine Überlegungen haben zwar manchmal einen etwas seltsamen Ansatz, aber gerade damit löst er interessante Ideen und Gedankengänge aus.

Es ist wirklich eine intellektuelle Wohltat, mit ihm die Lage zu diskutieren. Mit wem könnte ich denn sonst auch drüber reden?

Severus und Harry?

Ja sicher, aber die beiden sind zu eng in all diesen Ereignissen verstrickt und sehen manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht – wie die Muggel so treffend sagen...

Dumbledore?

Na, der ist ja wohl ein Teil des Problems!

Ron und Hermine, die in früheren Jahren kaum mal ohne Harry anzutreffen waren?

Ron ist doch ebenfalls ein Teil des Problems, wobei ich immer noch hoffe, dass Hermine ein Teil der Lösung sein könnte, wir können ihren brillanten Verstand nämlich wirklich sehr gut brauchen...

Die anderen Kids sind ziemlich außen vor und haben im Augenblick auch Angst, was sich aber ändern könnte, bei dem, was mir Neville über den Patronus Unterricht erzählt hat, den Harry den Siebtklässlern hat zukommen lassen – und das mit Severus Billigung...

Allerdings will ich die auch nicht weiter in das alles mit reinziehen, als sie es ohnehin schon sind – einfach weil sie Hexen und Zauberer sind und in Hogwarts unterrichtet werden.

Die Kollegen?

Die vertrauen immer noch auf Albus „Macht und Allwissenheit“ und wollen oder können die Wahrheit nicht sehen, wie sehr unser weißer Führer doch abgebaut hat. Wie denn auch?

Er hat seine Exzentrizität dermaßen kultiviert, dass er mit schrägen und ungewöhnlichen Verhaltensweisen problemlos durchkommt, bei denen bei jedem anderen längst sämtliche Alarmglocken angesprungen wären und der sich sicher bereits in der Geschlossenen von St Mungos befinden würde...

Vielleicht ist es mir ja auch nur so sehr aufgefallen, weil ich nicht die ganze Zeit an der Schule war und nicht so oft mit ihm zu tun hatte – wie bei einem Kind, das man eine Weile nicht gesehen hat und dann meint „Merlin, bist du groß geworden“, obwohl die Eltern nichts davon bemerkt haben...

Es sind also Dumbledore, Voldemort und das Verhalten von Harrys „Freunden“, um das wir uns Sorgen machen müssen ... den jungen Mr Malfoy sollten wir besser auch nicht vergessen ... wir wissen nicht, wo der wirklich steht und seine Verbindung (über seinen Vater) zum Dunklen Lord könnte nochmal brandheiß werden...

Neville erzählt mir haarklein alles, was ihm aufgefallen ist und ich mache mir meine Gedanken dazu, diskutiere mit ihm darüber und auch er hat noch so einiges dazu zu sagen, was neue Perspektiven eröffnet...
 

###
 

Severus

Es war wohl keine so tolle Idee, hier im Limbus zu schlafen. Die Träume waren mehr als nur wirr und hinterließen ein beunruhigendes, klammes Gefühl in mir. Ausgeruht bin ich auch nicht – eher wie zerschlagen. Auch mein Kleiner neben mir hat sich im Schlaf wesentlich mehr bewegt, als ich es von ihm kenne, selbst wenn er Alpträume hat.

Als wir wie verkatert erwachten, hatte sich nichts am Erscheinungsbild des Limbus geändert. Alles ist immer noch so trübe halbdunkel wie es war ... ein phosphoreszierendes Glimmen unter einem widerlich blutroten Himmel und eine tote Landschaft.

Ein schneller Blick auf den Kadaver des toten Sauriers zeigt mir, dass hier wohl nichts verschwendet wird. Sämtliches Kleingetier tummelt sich auf ihm wie ein dichter, lebender Teppich und hält wohl ein ausgiebiges Festmahl...

Es ist eigentlich ein vollkommen natürlicher Vorgang, doch hier im Limbus ist er von einer seltsamen, widerlichen Obszönität, die mich schaudern lässt...

Auch Harry wirft einen eindeutig angewiderten Blick hinüber und schüttelt sich angeekelt.

„Das Frühstück ist mir vergangen“, nuschelt er, steckt sich und stößt einen unwilligen Laut aus.

Seine Muskeln sind wohl genau so verknotet und verspannt wie die meinen.

„Lass uns wenigstens was trinken, bevor wir aufbrechen“, schlage ich vor und er nickt zustimmend, kramt seine Flasche heraus und nimmt einen langen Schluck.

„Verflixt süß“, beschwert er sich, trinkt aber weiter.

Auch ich mache mich über meine Flasche her und muss ihm Recht geben – es ist sehr süß!

Merlin – was gäbe ich jetzt nicht für eine heiße Dusche und einen wundervollen schwarzen Kaffee ... doch ich weis nicht, was rauskommen würde, wenn ich versuche, einen zu zaubern und so lasse ich es lieber ... wir müssen uns eben mit dem begnügen, was wir haben...
 

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Harry

Dieser Ort ist wirklich nicht gesund – weder für den Körper noch für sie Seele ... und ich glaube, er greift auch den Geist drastisch an, wenn man alleine ist...

Grundgütiger – In welchem Zustand werden wir Sirius wohl finden?

Nun, wenn wir uns nicht langsam mal auf die Socken machen, dann wohl gar nicht.

Also packen wir einfach alles zusammen und sehen zu, dass wir hier wegkommen. Besonders, wenn man an diese „Gesundheitspolizei“ denkt, die dabei ist, diesen Kadaver zu beseitigen und dabei selten eklig aussieht.

Ohne weitere Umstände und mit nichts als Traubensaft und Malzbier im Magen, machen wir uns wieder auf den Weg.

„Ob wir vielleicht fliegen sollten?“ schlage ich vor.

„Ich trau dem nicht“, kommt es von Severus. „Wer weis, was hier bei dieser schrägen Magie mit uns passieren könnte ... und du weist, dass wir Magie brauchen, wenn wir fliegen wollen.“

„Stimmt“, muss ich zugeben. „Dann eben weiter auf Schusters Rappen.“

„Hä?“

„Zu Fuß“, erkläre ich und wundere mich, dass er diesen Muggel Begriff nicht kennt – er weis doch sonst alles.

Er nickt nur und greift wieder nach meiner Hand.

Ja, das fühlt sich besser an, auch wenn wir noch immer mir diesem Strick verbunden sind.

Wieder vergeht die Zeit, ohne dass wir sie irgendwie messen könnten, da es ja hier eigentlich keine Zeit gibt. Langsam ändert sich die Umgebung ein wenig. Das Geröll wird mehr, die Büsche seltener und das Gras noch härter und trockener. Es gibt keine Wasserläufe mehr und die Lava Löcher werden immer umfangreicher, zwingen uns zu weiten Umwegen – doch immer noch dem Glimmen entlang.

Dann habe ich auch schon eine ganze Weile das Gefühl beobachtet zu werden, sehe sogar Schatten im Augenwinkel, doch wenn ich genauer hinsehe, ist da nichts.

Ich mache Severus darauf aufmerksam und er nickt.

„Ich spüre es auch“, meint er. „Aber ich habe keine Ahnung, was es sein könnte, denn Geister, selbst Poltergeister fühlen sich anders an.“

„Dementoren sind es auch keine“, stimme ich zu. „Es verunsichert mich zwar, aber ich spüre nicht diese Hoffungslosigkeit, die die verbreiten.“

„Schatten“, schlägt er vor. „So eine Art Dämonen, die nicht wirklich ins Reich der Lebenden gelangen können, aber bestimmte Personen in Träumen heimsuchen können – vielleicht ist es das, was ich „heute Nacht“ gespürt habe.“

„Wir sind nicht im Reich der Lebenden“, meine ich düster. „Wir sind im Limbus.“

„Umso eher können sie auf uns losgehen“, meint er nur.

„Ja“, brumme ich nachdenklich. „Ich hab auch komisch geträumt.“

Dann wandern wie wieder schweigend weiter, auch wenn wir die Anwesenheit des anderen ebenso sicher in unseren Köpfen spüren, wie die Berührung unserer Hände.

„Sieh mal“, meint er nach einiger Zeit. „Die Tiere werden größer. Zuerst war das Größte, was ich sehen konnte, so groß wie eine Ratte, aber das hier hat schon den Umfang von Füchsen oder Hasen.“

Ich nicke nur und will nicht viel dazu sagen, denn einige von diesen Tierchen haben durchaus Zähne, die messerscharf und gefährlich aussehen.

Aber ich bin Hagrids Menagerie gewohnt und der fände sicher selbst das hier noch niedlich.

Also nehme ich mich zusammen, werde aber noch vorsichtiger. Nur Severus Hand verhindert, dass ich hilflos zittere und panisch davon renne.

Immer noch spüre ich diese Schatten im Augenwinkel und das macht die ganze Stimmung hier kein bisschen besser. Ich weis nicht, ob diese „Wesen“ gefährlich sind, ob sie uns überhaupt was antun können oder uns nur verunsichern wollen.

Nun, das schaffen sie eindeutig. Ich bin in ständiger Alarmbereitschaft und das ermüdet mich noch mehr, als ich es ohnehin schon bin.

Immer noch ist auch dieser glitzernde Pfad zu sehen und er ist nun wirklich zum einzig begehbaren Weg geworden, auch wenn er schwierig ist und das Geröll geradezu nach Stolpern verlangt, so ist doch alles andere gar nicht zu betreten.

Die Felsstücke sind so scharf geworden, dass es schon wehtut, wenn man sie auch nur ein bisschen länger anschaut.

Nichts, was hier wächst, sieht so aus, als sei es gefahrlos zu Essen – nicht, dass ich das tun würde, wir wurden gewarnt, hier weder etwas zu essen, noch zu trinken...

Doch von was mag sich Sirius in all der Zeit ernährt haben – hat er überhaupt bemerkt, dass Zeit vergangen ist oder war für ihn alles dasselbe?

Ich mache mir immer größere Sorgen um meinen Paten. Es ist für mich weit über ein Jahr vergangen und ich mache mir Vorwürfe, Dumbledore geglaubt zu haben, dass er tot sei ... zu dessen Rechtfertigung glaube ich allerdings lieber, dass er es einfach nicht besser wusste, als dass er mich wieder belogen hat...

Der Pfad wird immer unwegsamer, so ziemlich alle Lebewesen sind verschwunden und ich habe den Eindruck, dass er auch schon seit einer ganzen Weile steiler wird, obwohl sich an dem Ausblick über die Ebene nicht wirklich etwas geändert hat. Er ist immer noch so trostlos wie zuvor.

„Schau Mal“, kommt es nach einer langen Zeit des Schweigens von Severus. „Dort drüben ... das sieht fast wie ein Baum aus.“

Mein Blick folgt seinem deutenden Finger und ich muss ihm Recht geben. Wenn ich unserem Pfad mit den Augen folge, wird er uns daran vorbei führen.

„Wir werden noch sehen, was das ist“, meine ich und zeige auf das Glimmen. „Es führt dorthin.“

Er brummt nur zustimmend und ich merke, dass jedes Wort inzwischen wehtut, heftig in der Kehle kratzt und so nehme ich wieder einen Schluck aus meiner Flasche. Die ist schon wieder beinahe leer und ein weiterer Zauber ist angesagt.

Wieder wird es zuerst Wein und erst ein zweiter Zauber macht das Zeug zu Traubensaft, der immer noch verflixt süß ist, kaum den Durst löscht, aber mir dringend benötigte Energie zuführt. An Essen will ich gar nicht erst denken, es schmeckt hier nicht und quillt im Mund in einer geradezu erstickenden Weise auf.

Nicht, dass ich Hunger oder gar Appetit hätte.

Immer weiter gehen wir und ich habe beinahe den Eindruck, dass wir das auch bis zum jüngsten Tag tun werden. Wir sind zwar erst den zweiten „Tag“ hier, aber es fühlt sich an, als hätten wir nie etwas anderes getan, als uns hier durch diese apokalyptische Landschaft zu schleppen.

Jeder Schritt fällt schwer, auch wenn uns hier kein Matsch mehr behindert, so kugelt das Geröll doch unter unseren strauchelnden Füßen umher und ich weis gar nicht mehr, wie es sich anfühlt auf einer gewöhnlichen Straße zu gehen oder gar über einen weichen Rasen zu laufen.

Langsam nähern wir uns diesem einzelnen Baum.

Hatte es zunächst so ausgesehen, als würde es nicht lange dauern, ihn zu erreichen, so scheint er nun mit jedem Schritt weiter entfernt zu sein und mir wird klar, dass hier nicht nur Zeit und Magie seltsam sind, auch Entfernungen sind nicht wirklich abzuschätzen.

Ob wir dort vielleicht eine Spur von Sirius dort finden werden?

Doch der Gedanke ist eine blose Frage und keine Hoffnung oder gar Zuversicht liegt darin. Hier gibt es nichts, was einem fröhlichen Gefühl auch nur annähernd ähnelt und nur Severus Gegenwart lässt mich nicht vollkommen verzweifeln...
 

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Severus

Langsam beginne ich zu verstehen, was der Begriff Ewigkeit wirklich bedeutet.

Hier ist die Ewigkeit, aber sicher keine, die man mit Glückseeligkeit oder ewigen Frieden verwechseln könnte. Es ist eine dermaßen absolute Trostlosigkeit, dass ich mich in mir selbst verlieren würde und einfach aufgeben würde, wenn da nicht Holy Harrys kleine raue Hand so fest und sicher in der meinen liegen würde.

Er ist das einzige hier, was auch nur im Geringsten an den Begriff Leben erinnert. Die kleinen Wesen um uns herum fühlen sich nicht wirklich lebendig an – eher wie Geister oder Schatten und auch das, was uns da schon den ganzen „Tag“ verfolgt, lebt wohl nicht wirklich.

Hier ist wirklich die Vorhölle, das Zwischenreich und ich weis nicht, ob die wirkliche Hölle – so es sie denn gibt und sie nicht nur in der Vorstellung gläubiger Menschen (zu denen ich sicher nicht gehörte) existiert – schlimmer sein könnte.

Ich bin so erschöpft, wie noch nie in meinem Leben und dennoch weis ich, dass auch Schlaf dem kaum abhelfen wird. Auch Essen ist keine gute Idee, selbst wenn ich ein paar Brocken hinunterwürgen kann, so sättigt es nicht und schmeckt wie kalte Asche auf meiner Zunge.

Einzig diese Getränke, die wir uns gezaubert haben – so abwegig sie auch sein mögen – helfen ein wenig, auch wenn sie nicht wirklich den Durst stillen – dazu sind sie einfach zu süß.

Wir nähern uns langsam diesem Baum, den wir entdeckt haben und ich frage mich, was uns dort erwarten mag.

Könnte es Sirius sein?

Doch wäre das nicht zu einfach, ihn so zu finden?

Der Limbus ist tückisch und nichts ist hier so wie es scheint. Mich wundert auch, dass wir hier noch keinen „Menschen“ begegnet sind oder wenigstens wie auch immer gearteten Intelligenzen.

Sirius kann doch nicht der Einzige sein, der hier rum hängt. Er ist nicht der erste, der durch den Schleier gefallen wäre und da sind ja auch noch diese anderen Tore – selbst wenn sie mystisch sind – wo sicher schon Leute durch gegangen sind.

Haben sie hier keine hohe „Lebenserwartung“?

Nun, wenn ich an dieses Kleinvieh denke, das so schnell mit diesem Saurier aufgeräumt hat, muss mich nicht wundern, dass hier keine tierischen oder wie auch immer gearteten Überreste zu finden sind.

Alles hier ist so verzogen, so grotesk so verzerrt – einfach nicht mit etwas zu vergleichen, was ich kenne.

Haben wir uns eigentlich beim Durchgang durch das Tor verändert? Nun, das Licht hier ist so eigenartig, dass man unsere Hautfarbe nicht wirklich benennen könnte – spielt sie wirklich ins Grünliche oder ist es nur die Beleuchtung? Selbst Harrys Haar scheint einen leichten Grünstich zu haben, oder kommt das vom Saurierblut, das noch immer darin klebt?

Da ist wieder dieser verflixte Wissenschaftler in mir, der alles neugierig hinterfragen muss und alles genau wissen will.

Was kümmert mich das eigentlich alles?

Wir sollten besser zusehen, dass wir den verrückten Köter finden und hier wegkommen...

Mit einem Mal werde ich auf ein Durcheinander bei dem Baum aufmerksam und beschleunige unwillkürlich meine Schritte. Auch Harry scheint etwas bemerkt zu haben, denn er beginnt trotzt seiner offensichtlichen Erschöpfung beinahe zu rennen.

Das Geröll unter unseren Füßen ist trügerisch, wir stolpern eher, als dass wir unsere Tritte sicher setzen würden, wir straucheln, schlagen hin, schürfen uns die Knie auf ... und trotzdem ist im Augenblick das einzige was zählt, diese Unruhe bei diesem Baum.

Dann sind auch Geräusche zu hören – ein Zischen und Fauchen, ein Knurren und das Schnappen von Kiefern.

Harry nimmt sein Schwert in die Hand und ich zücke meinen Zauberstab, dabei muss ich ihn loslassen, da wir beide Rechtshänder sind.

Mein Kleiner stößt einen heiseren Schrei aus, der dieses Drunter und Drüber aus möglicher Weise Tierleibern auflöst und mit einem Mal blitzen uns dermaßen scharfe Zähne entgegen, dass ich nicht bezweifle, dass ein einziger Biss genügt, um ganze Körperteile abzutrennen.

Harry brüllt immer noch wortlos auf diese Wesen ein und es ist deutlich, dass er sie damit verunsichert – also brülle ich auch, um ihn dabei zu unterstützen.

Ein paar ziehen sich vorsichtig zurück und suchen feige das Weite, doch ein paar andere – die größten dieser Wesen – machen sich angriffsbereit.

Sie sind offensichtlich nicht dazu bereit von ihrem Opfer – um was auch immer es sich dabei handeln mag – ich kann es nicht erkennen – abzulassen.

Sie sehen aus, als habe man einem Wolf oder großen Hund die Schuppen einer Schlange oder eines Krokodils übergezogen. Die Augen funkeln in einem ungesunden schwefelgelb und die Pupillen sind blutrot. Es ist nicht auszumachen, wieviele Gliedmaßen ein einzelnes Wesen hat oder ob es sich um ein oder mehrere Wesen handelt. Auf jeden Fall zähle ich fünf Köpfe, mit gewaltigen scharfzahnigen Rachen aus denen klebriger Geifer tropft.

Dann sind da vier peitschende Schweife, die wie Geißeln aussehen und üble Widerhaken haben. Die Schuppen schimmern dumpf in allen Farben des Regenbogens, wenn man diesen einen dreckigen Graustich verpasst.

Harry kreischt noch immer und fuchtelt mit dem Schwert vor den schnappenden Kiefern herum.

Das oder die Wesen, scheinen jedoch nicht die Absicht zu haben, auch nur ein bisschen von hier zu weichen.

Es duckt sich, verschobene Muskelstränge spielen unter den Schuppen und ich weis, es wird gleich angreifen.

Mein Zauberstab zittert in meiner Hand, denn wenn ich auch wenig fürchte, so macht mich dieses Wesen doch sehr unsicher, denn ich habe nicht die geringste Ahnung, ob der Zauber so wirkt, wie er soll und ob er überhaupt auf ein solches Wesen wirkt – bei Drachen oder auch Agrumatula reicht nämlich ein gewöhnlicher Stupify nicht!

Das Wesen springt, Harry lässt sich wieder auf den Rücken fallen, um es von unten zu erwischen, wie er es schon bei dem Saurier erfolgreich gemacht hat, das Seil durchtrennt er, um sich freier bewegen zu können.

Im selben Moment spucke ich alle Flüche aus, die mir in den Sinn kommen wollen. Die Farben stimmen absolut nicht, aber die Wirkung ist dennoch zufriedenstellend, auch wenn die das Wesen nur ein wenig bremsen können, nicht befriedigend ist jedoch die Schärfe von Harrys Schwert...

Es schabt nur über die etwas helleren Hautschuppen am Bauch des Wesens (es ist wirklich nur eins!) und gleitet ab, ohne Schaden anzurichten.

Mein Kleiner zieht die Beine an und kann damit das Biest über sich hinweg hebeln und ein ganzes Stück über sich hinaus fliegen lassen.

Doch die säbelartigen Klauen, die ich erst jetzt deutlich sehen kann, zerfetzen seine Kleidung und wohl auch seine Haut, denn er stößt einen heiseren Schmerzenslaut aus.

Er rollt herum, streckt sein Schwert wieder in Abwehr vor sich aus und fummelt nach seinem Zauberstab.

„Zusammen“, keucht er mir zu. „Averda!“

Ich nicke nur.

„Jetzt“, zische ich und gemeinsam sprechen wir den Fluch aus.

Wieder ist er in diesem seltsam grellen Blau. Er trifft das Wesen, doch er scheint nicht wie gewohnt zu wirken. Was zum Henker ist das, dass es einen Averda – nein sogar zwei – widerstehen kann?

Es faucht, zischt und jault, schüttelt sich und macht sich erneut zum Angriff bereit.

„Was jetzt?“ schnarre ich Harry an.

„Patronus!“ kreischt er. „Und deine Flüche, haben es vorhin auch ein wenig geschwächt – also weiter damit!“

Also rufen wir Krone und Anubis. Doch die beiden scheinen ziemlich angewidert von diesem Biest zu sein, denn sie nähern sich ihm nur sehr langsam.

Das Vieh greift sie an und dann geschieht etwas, was ich noch nie gesehen habe – ja mir noch nicht mal vorstellen konnte.

Diese Klauen fegen durch unsere Patroni, als wären sie nur Nebel, den eine sanfte Brise verwehen kann. Ohne wirklich etwas bewirkt zu haben – außer den Angriff auf sich zu lenken – lösen sie sich auf, als wären sie nie da gewesen.

Ich bin sprachlos und auch Harry fehlen offensichtlich die Worte. Er schluckt schwer und ich bin zu verblüfft, auch nur einen weiteren Fluch auszusprechen.

„Gemeinsam“, krächzt er und streckt mir die Hand mit dem Armreif hin.

Mit einem langen Schritt bin ich bei ihm und greife zu.

Wir stehen Schulter an Schulter, die Arme ein wenig über Kreuz, die Spitzen unserer Stäbe aneinander gelegt und er nickt mir zu.

„Jetzt“, schnappt er und erneut sprechen wir den Zauber, doch jetzt wie mit einer Stimme.

Ein silbriges Etwas bricht heraus und es fällt mir schwer, es zu beschreiben.

Auf jeden Fall hat es Flügel – oben ledrig, unten gefiedert. Es ist halb menschlich, halb aus dem Tierreich – fast eine Mischung aus Panther und Schakal und es steht auf zwei Beinen. Außerdem habe ich noch nie einen Patronus gesehen, der so massiv gewirkt hätte.

Er gleitet nicht über den Boden sondern stapft mit Erderschütternden Schritten auf das Monster zu.

In den vorderen Gliedmaßen – ich wage es nicht, sie als Hände zu bezeichnen – hält es eine Sense, wie die Muggel Vorstellung vom personalisierten Tod.

Auf seiner Brust schimmert eine quer gestellte Sanduhr oder auch eine Lemniskate (A/N eine liegende 8 – ein Symbol für die Unendlichkeit) – es ist, als sei es das personifizierte Gleichgewicht, das wir hier gerufen haben.

Ich kann das Wesen nur ungläubig anstarren und Harry schnappt neben mir nach Luft, quetscht meine Hand beinahe schmerzhaft zusammen.

„Wenn wir das gegen Voldy rufen“, krächzt er heiser. „Dann ist der sicher Geschichte.“

Und zum ersten Mal wird mir klar, was das hier für ein unbezahlbares Training für den Endkampf gegen den Dunklen Lord ist.

Wenn wir das hier lebend überstehen, dann ist der ein Klacks – auch wenn wir sicher nicht zu überheblich werden dürfen, denn Voldemort ist wirklich gefährlich...

Immer weiter stapft der Patronus auf das Ungeheuer zu und das beginnt zu winseln, zieht seine Schwänze ein und duckt sich, als wolle es sich dem Stärkeren unterwerfen.

Doch der nimmt diese Geste nicht an, die Sense zischt durch die Luft, sirrt wie ein ganzer Schwarm Wespen und teilt das Biest in der Horizontalen. (A/N Ich weis nicht, ob wer das Rollenspiel Finals Fantasy kennt, dort gibt eines einen Guardian, namens Odin, der sowas macht, auch wenn dieses Wesen völlig anders aussieht).

Es sinkt in zwei Hälften zu Boden und schwarzes Blut quillt aus dem Kadaver heraus, wird durstig von der trockenen Erde aufgesogen.

Der Patronus dreht sich zu uns herum und verbeugt sich wie ein Diener, dann beginnt er zu sprechen...

„Gefährten“, erklingt eine Stimme, die aus einer anderen Welt zu stammen scheint. „Ihr habt mich gerufen – nur gemeinsam habt ihr die Macht dazu – ich bin Balance, der spezielle Patronus der Gefährten des Gleichgewichts – in höchster Not könnt ihr mich rufen und ich werde erscheinen – ruft mich nicht leichtfertig, denn ich bin kein Spielzeug ... der Höllenhund ist nun erledigt und ich weis, weitere Aufgaben warten auf euch.

Ihr habt den Limbus nicht leichtfertig betreten, aber ihr wisst nicht wirklich, auf was ihr euch damit eingelassen habt – nur wenn ihr reinen Herzens seid, könnt ihr ihn auch wieder verlassen ... mehr darf ich nicht sagen – Lebt wohl – bis ihr mich wieder braucht...“

Dann löst er sich auf, aber nicht wie ich es kenne in einem silbrigen Nebel, sondern er schwindet, als würde er langsam zum Geist werden und dann verblassen.

„Das glaub ich jetzt nicht“, keucht Harry.

„Du hast es doch gesehen“, erwidere ich heiser und ehrlich gesagt, glaube ich es auch nicht.

Harry knicken die Beine weg und auch ich muss mich setzen. Wir starren uns ungläubig an und plötzlich beginnen wir schallend zu lachen – es klingt beinahe hysterisch und im Limbus mehr als nur fehl am Platz.

Doch es scheint dadurch um uns herum heller zu werden, als würde es wie ein scharfes Schwert diese Trostlosigkeit durchschneiden.

Mit einem Mal ertönt ein leises Winseln und ein kleines Wesen tappst vom Baum her auf uns zu. Es sieht aus wie eine Mischung aus Hund und Katze und ist das erste hübsche Wesen, das ich hier zu Gesicht bekommen habe.

Es scheint noch sehr jung zu sein, friedlich und hilflos.

„Komm her“, raunt Harry und streckt dem Tier seine Faust entgegen. „Es sieht harmlos aus“, meint er an mich gewandt „und es scheint verletzt zu sein.“

Ich brumme nur zustimmend, denn alle meine Sinne besagen, dass von diesem Tier keinerlei Gefahr ausgeht.

Das Kleine stolpert unsicher auf uns zu, setzt sich einige Meter entfernt hin und als Harry weiter besänftigend auf es einredet, legt es sich auf den Bauch und robbt auf uns zu.

Harry beginnt es vorsichtig zu streicheln, als es nahe genug heran ist und mit einem Mal flappen zwei winzige Flügel aus seinem Rücken. Seltsamer Weise sind auch die mit Pelz besetzt.

Das Tierchen ist von einem seltsam schimmernden dunklen Grau, das beinahe schwarz wirkt und hat die blausten Augen, die ich je gesehen habe, sei es bei Mensch oder Tier.

„Du bist niedlich“, murmelt Harry und streichelt weiter, beginnt dabei dessen Verletzungen zu untersuchen.

Das Wesen beginnt Laute zwischen Schnurren und Winseln von sich zu geben und auch ein kleines Piepsen liegt darin.

„Ein Mischling“, murmle ich. „Scheint im Limbus zu gehen – Hund, Katze, aber von was diese pelzigen Flügel stammen könnten, vermag ich nicht zu sagen.“

„Ob wir es mitnehmen dürfen?“ fragt Harry und scheint dem Charme dieses Wesens bereits verfallen zu sein.

„Hmmm“, brumme ich nachdenklich. „Ich weis nicht, was wir von hier mitnehmen dürfen – und eigentlich sind wir ja auch hier um Sirius zu retten“, erinnere ich ihn nachdrücklich.

„Stimmt schon“, meint er. „Aber es ist doch so hilflos.“

Er hat bereits begonnen, die Verletzungen dieses Wesens mit seinem Zauberstab zu heilen und dieses Mal ist die Magie so silbrig, wie ich sie von ihm kenne.

Das Tierchen lässt sich das von ihm gefallen, auch wenn es Zähne und Krallen zeigt, wenn es zu schmerzhaft wird, aber ohne Harry zu verletzen – es ist eindeutig nur eine Warnung...
 

###
 

Harry

Merlin, ist dieses Kleine niedlich – ich lasse es sicher nicht hier, wenn ich es irgendwie mitnehmen kann, das ist schon mal sicher.

Ich weis, dass Severus nicht wirklich dagegen ist, aber er geht immer lieber auf Nummer sicher.

„Wie soll ich dich nennen“, murmle ich und kraule das kleine Wesen, das sich wohlig unter meinen Zärtlichkeiten räkelt, nachdem nun seine Wunden geschlossen sind. „Du siehst aus wie eine Welpenversion von Balance – aber sag mal bist du männlich oder weiblich?“

Ich beginne die entsprechende Stelle zu untersuchen, erhalte ein unwilliges Fauchen und gespreizte Krallen, aber es verletzt mich nicht.

„Komm, nicht kratzen, das muss ich doch wissen“, rede ich ihm gut zu und entdecke nun auch, was ich gesucht habe. „Also eine kleine Lady“, meine ich. „Hmm ... Shakra ... ja das gefällt mir ... was meinst du Sev?“

“Wie du meinst“, erwidert er achselzuckend. „Verlieb dich nicht zu sehr in sie – wer weis, ob wir sie mitnehmen können.“

„Ich denke doch, wenn es aus reinem Herzen geschieht“, gebe ich nachdenklich zurück.

„Reinen Herzens ... hmmm“, brummt nun er. „Dieses schwarze Blut vom Höllenhund...“

„Was ist damit?“ frage ich nach. „Ach so für deine Tränke ... du hast doch die leeren Phiolen noch ... nimm einfach was davon ... wir werden sehen, was passiert ... aber ich denke, wir sollten nicht zu gierig werden...“

„Nein“, entgegnet er. „Keine Gier ... doch ich glaube etwas darüber gelesen zu haben, dass man damit gewisse Flüche aufheben kann...“

Sofort geht mir ein ganzer Kronleuchter auf.

„Der Werwolf!“ platze ich heraus.

„Vielleicht“, meint er. „Ich hoffe es...“

Er geht zu dem Kadaver hinüber und untersucht ihn gründlich. Dabei murmelt er vor sich hin „...hässlich...“, „...stinkt bestialisch...“, „...sieben Beine, wie bist du denn damit gelaufen...?“ „Pfui Deibel ... hast du Mundgeruch...“, „...ah, das ist ja noch etwas von dem Blut ... gut so...“

Ich streichle immer noch Shakra und sie hat sich auf meinem Schoß zusammengerollt, schnurrt wohlig. Sie sieht wirklich auch, als sei sie ein Junges von Balance, auch wenn ihr dessen menschliche Elemente völlig fehlen – aber vielleicht kommt das erst später, wenn sie größer ist.

Ich sehe mich ein wenig um und mit einem Mal wird mir bewusst, dass ich mich nicht mehr beobachtet fühle und auch die Schatten sind aus meinen Augenwinkeln verschwunden.

Seltsam ... wollten sie uns nur beobachten, um zu sehen wie wir mit dem Höllenhund klarkommen?

Oder hat das Erscheinen von Balance sie vertrieben – er war wirklich um Vieles mächtiger als mein normaler Patronus, auch wenn der sicher nicht von schlechten Eltern ist.

Dann fällt mein Blick auf diesen Baum und der ist wirklich seltsam für den Limbus. Er sieht nämlich beinahe gesund aus und er hat Blätter. Keine gewöhnlichen Blätter, aber immerhin ... sie sind von einem rötlichen Grün, das lebendig wirkt und die erste richtige Farbe darstellt, die ich hier zu sehen bekomme.

Auch der Boden im Umkreis sieht aus, als könne hier etwas Gesundes wachsen, auch wenn er nur mit einer Art Moos bedeckt ist. Die Zweige des Baums strecken sich weit wie ein beschützender Schirm über seinen Stamm hinaus und erst jetzt wird mir bewusst, dass wir uns auf der höchsten Stelle auf viele Meilen im Umkreis befinden.

Die Ebene wirkt von hier aus betrachtet noch weiter und noch mehr wie ich mir Mordor vorstellen würde. Sehr weit in der Ferne, in der Richtung, in die wir wohl gehen müssen, sehe ich etwas wie ein Dorf oder eine Ansiedlung, doch sie ist zu weit weg, um mehr darüber sagen zu können.

Ob wir dort Sirius finden können – oder wenigstens Informationen?

Wie lange werden wir noch hier bleiben müssen? Immerhin verspüre ich noch nicht diesen Drang, das hier zu verlassen, auch wenn ich sicher nicht gerne hier bin, so will ich doch erst Sirius finden, bevor ich hier weggehe, außer es geht nicht anders.

Jetzt erst spüre ich die Wunden, die mir der Höllenhund geschlagen hat und ein schneller Blick zeigt mir, dass es Zeit für meine Ersatzkleidung ist – wenn ich eine Ersatzhaut hätte, dann sollte ich die wohl ebenfalls anlegen, doch da ich die nicht habe, müssen es wohl ein paar Heilzauber tun.

Severus kommt wieder zu mir und bemerkt wohl ebenfalls meine Verletzungen, denn er kramt einen Trank aus seiner Innentasche und weist mich mit einer Geste an, den zu Trinken.

„Ich denke, wir sollten hier Rast machen“, meint er. „Das hier scheint mir die sicherste Stelle auf Meilen im Umkreis zu sein.“

„Und die höchste“, füge ich an. „Sieh mal – dort in dieser Richtung“ – ich zeige auf die Gebäude, wenn man es so nennen kann. „Das sieht aus, als sollten wir dort unbedingt hin.“

Er beschattet seine Augen mit der Hand und kneift sie ein wenig zusammen, dann nickt er.

„Das Glimmen führt dort hin“, murmelt er. „Aber nicht bevor wir eine Runde geschlafen haben – auch wenn ich fürchte, dass es nicht viel bringen wird, bin ich viel zu müde, um jetzt noch weiter zu gehen, selbst wenn es nun bergab geht.“

Ich brumme nur zustimmend. Auch ich bin viel zu müde, mich wieder auf den Weg zu machen, allerdings habe ich noch genug Kraft, um zu dem Baum hinüber zu gehen und mich dort an den Stamm zu lehnen.

„Wir sollten was Essen“, schlägt Severus vor und die Grimasse, die er bei diesen Worten macht, sagt mir, dass er darauf ebenso viel Lust hat wie ich, nämlich gar keine.

„Ärgks“, meine ich nur und er nickt.

„Trotzdem...“

„Ich weis...“

Dieses Mal ist er es, der unser „Nachtlager“ herrichtet.

„Die Luft scheint ein wenig besser geworden zu sein“, sagt er nachdenklich und ich schnüffle.

„Ja, stimmt“, gebe ich zurück. „Vielleicht, weil hier der höchste Ort im Limbus ist und wir – das heißt Balance – den Höllenhund erledigt hat.“

„Was mich zu der Frage bringt, wie wir einen gemeinsamen Patronus rufen konnten“, wirft er ein. „Und noch dazu so einen mächtigen, der auch noch sprechen kann.“

Ich zucke nur die Achseln.

„Gefährten des Gleichgewichts“, schlage ich mit einem schiefen Grinsen vor. „Die besonderen Fähigkeiten, die wir gemeinsam haben, die Tatsache, dass wir, seit wir dein Dunkles Mal „ausgetrieben“ haben, unsere Erinnerungen teilen und im Grunde genommen keinerlei Geheimnisse vor einander haben – und uns somit vollkommen vertrauen – mehr vertrauen, als irgendeinem anderen Lebewesen...“

Er nickt.

„Wir entwickeln uns“, murmelt er. „Doch wohin?“

„Das weis ich auch nicht“, entgegne ich und zucke wieder die Achseln. „Aber ich könnte nicht behaupten, dass es mir nicht gefällt oder gar Angst macht.“

„Du fürchtest mich nicht?“ fragt er interessiert nach. „Bei all dem was ich schon verbrochen habe?“

„Ich vertraue dir absolut“, erwidere ich. „Aber ich muss auch gestehen, ich habe nicht in deinen Erinnerungen rumgekramt – so weit das möglich war – ich respektiere deine Privatsphäre – seit damals, als ich in dein Denkarium gestolpert bin...“

„Danke“, nuschelt er traurig. „Viele meiner Erinnerungen sind sicher kein Ruhmesblatt.“

„Aber ein Teil von dir“, gebe ich beschwichtigend zurück. „Sie haben dich zu dem gemacht, der du heute bist.“

Er brummt nur unbestimmt.

„Vergiss nie, dass ich dich liebe – egal, was war“, fahre ich fort.

„Und ich dich“, nuschelt er und wirft mir einen Blick zu, der mich umgehend veranlasst, ihn in meine Arme zu ziehen und ihn festzuhalten.

„Lass dich nicht vom Limbus überwältigen“, raune ich ihm zu. „Wir haben einander und wir sind stark. Wir bieten uns gegenseitig Geborgenheit, Liebe und Nähe. Wir können uns aufeinander verlassen und gemeinsam sind wir vollständig.“

„Danke“, nuschelt er erneut und schmiegt sich noch dichter an mich.

„Lass uns schlafen“, schlage ich vor. „Hunger hab ich keinen, aber vielleicht mag Shakra was davon.“

Er brummt nur und ich löse mich sanft von ihm.

Dann krame ich in meinem Rucksack nach unseren Vorräten und stelle fest, dass Shakra durchaus Salami mit Käse, Tomaten und einem Salatblatt mag. Sie macht sich hungrig darüber her und schnurrt dabei zufrieden.

„Sie ist wirklich niedlich“, meint Sev und klingt dabei unwillig.

Ich schätze er mag es nicht, dabei erwischt zu werden, etwas niedlich zu finden und so grinse ich nur in mich hinein.

Wir trinken noch was aus unseren Flaschen, füllen sie magisch erneut auf und legen uns dann schlafen. Shakra rollt sich über unseren Köpfen zusammen als wolle sie uns schützen und gleichzeitig selbst in Sicherheit sein.

Schnell streichle ich sie noch ein bisschen und selbst Severus lässt sich dazu herab, sie ein wenig zu kraulen.

Wir kuscheln uns aneinander und das wohlige Schnurren des kleinen Wesens lullt uns in den Schlaf.

Bevor er mich ganz gefangen nimmt, murmle ich noch einen Schutzbann, denn es ist sicher nicht ratsam, die Vorsicht außer Acht zu lassen und wer kann schon wissen, ob diese geflohenen Wesen nicht wiederkommen und uns angreifen, wenn wir wehrlos sind.

Severus brummt zustimmend und gibt auch seinen Schutz mit dazu. Dann suchen wir uns eine bequeme Stellung und sind schon bald im Land der Träume...
 

### Im nächsten Kapitel werden unsere zwei wohl Sirius finden – doch in welchem Zustand und was hat es mit dieser „Ansiedlung“ auf sich und was werden sie tun müssen, um den Limbus wieder zu verlassen?###
 


 

*

Das Dorf der Verdammten

Das Dorf der Verdammten
 

#Und letzte Runde im Limbus – Lemon gibts erst wieder das nächste Mal, Sorry, aber im Limbus passt es einfach nicht – wer will schon Matratzenakrobatik machen, wenn er todmüde ist, nicht weis wie er mit den bedrückenden Gefühlen fertig werden soll und auf einer dringenden Rettungsmission ist?!

Also dann mal los...#
 

Neville

Wir unterhalten uns schon seit Stunden.

Als uns nichts mehr Neues zum eigentlichen Thema einfällt, verliert sich Professor Lupin ein wenig in seinen Jugenderinnerungen und ich unterbreche ihn nicht.

Zum einen, weil es wirklich spannend, interessant und witzig ist und zum anderen, weil ich sehr genau spüre, dass er das jetzt sehr dringend braucht, sich an seine alten Freunde zu erinnern und die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen.

Immer wieder fällt auch der Name Sirius ... Sirius Black ... Massenmörder ... Askabanflüchtling ... Voldemorts Rechte Hand ... und Harrys über alles geliebter Patenonkel...

Ich gehöre zu den wenigen, die die Wahrheit kennen und sie auch glauben.

Sirius Black war 12 Jahre lang unschuldig in Askaban, er ist weder ein Massenmörder noch Voldemorts rechte Hand – ersteres ist Peter Pettigrew, den sie Wurmschwanz nennen, letzteres ist Bellatrix Lestrange, die für den Zustand meiner Eltern verantwortlich ist...

Ich sah Sirius damals sterben, sah wie er vor gut einem Jahr im Ministerium durch diesen schwarzen Schleier fiel ... und ich weis auch wie sehr Harry darunter gelitten hat ... damals hat er angefangen, sich zu verändern ... sich zurück zu ziehen ... hart zu werden und die Einsamkeit zu suchen...

Es tat mir Leid und es tat mir weh, doch ich hatte nicht den Mut, in seine selbst gewählte Isolation einzudringen ... wollte ihm einfach nur Zeit und Raum gewähren, mit seiner Trauer fertig zu werden ... er hat ja sonst keine Familie mehr, oder wenigstens nichts, was man mit gutem Gewissen so bezeichnen könnte...

Doch als ich bemerkte, dass er sich wieder gefangen hatte - die Piercings und die neue Kleidung sagten genug - war ich wieder an seiner Seite und er ließ mich auch ... ich habe sogar den Eindruck, dass er sehr froh darüber ist. Er braucht einen Freund, der keine dummen Fragen stellt, der nicht nachbohrt und ihn löchert ... er braucht jemand, der ihm zuhört und einfach nur da ist, wenn es ihm nicht gut geht, der ihm den Rücken deckt ... er gibt alles zurück, was man ihm gibt, man darf nur nicht fordern ... er hat mir genauso geholfen, wie ich ihm – in tausend Kleinigkeiten ... beim Lernen ... bei meinem Selbstbewusstsein ... durch sein Vertrauen...

Nicht viele wissen, zu was er geworden ist ... doch mir hat er sich anvertraut...

Ob ich ihm wohl ein so guter Freund sein kann, wie es Professor Lupin für Sirius war? Jedes Wort, das er von dem erzählt, zeugt nämlich von einer tiefen Freundschaft, ja sogar von Liebe zu diesem Mann, der ihm wohl näher als ein Bruder stand...

Ich höre ihm genau zu und trotzdem lasse ich meine Gedanken treiben ... ziehe Parallelen, sehe Unterschiede und Ähnlichkeiten ... und lerne, was es bedeuten kann, ein treuer Freund zu sein ... wie schön das ist und wie weh das tun kann ... und dennoch befinde ich den Preis nicht für zu hoch ... für etwas so unendlich Wertvolles...
 

###
 

Harry

Ich werde wach, weil eine raue Zunge über mein Gesicht leckt und als ich verschlafen die Augen öffne, sehe ich, dass es Shakra ist.

Ich habe wieder ziemlich unruhig geschlafen und einen unheimlichen Mist zusammengeträumt und so muss ich mich jetzt erstmal aus den diversen Schichten meines Traumes befreien. Wenigstens ist Severus neben mir und dieses Wissen tut unendlich gut. Ich brauche ihn so sehr, denn alleine wäre ich hier verloren.

Wir sollten mal langsam wieder in die Gänge kommen, denn ich will wissen, was es mit diesem Dorf auf sich hat. Ich gebe ihm einen kleinen Kuss auf die halboffenen Lippen, um ihn sanft zu wecken. Er schmatzt ein wenig, brummelt und schlägt dann die Augen auf.

„Morgen, mein Kleiner, gut geschlafen?“ nuschelt er.

„Nicht besonders“, gebe ich zurück. „Und du?“

Er gähnt, streckt sich, reibt sich die Augen und wischt sich die Haare aus dem Gesicht.

„Auch nicht, aber es muss reichen“, erwidert er nüchtern. „Frühstück?“

„Kaffee, Hörnchen, Eier mit Speck, Kürbissaft...“

„Du träumst wohl noch“, brummelt er unwillig. „Traubensaft und Malzbier ... und die Sandwichs, die wir kaum runter bringen...“

„Hmhm“, meine ich. „Aber träumen darf ich doch noch, oder?“

„Ja, aber nur, wenn du damit keine vergeblichen Hoffnungen in mir weckst.“

Ich werfe ihm nur ein schiefes Grinsen zu und krame die Flasche hervor. Nein, ich habe nicht wirklich Hunger und der Gedanke an Essen ist nicht wirklich attraktiv – außer es würde wirklich die Dinge geben, die ich aufgezählt habe.

Auch Severus holt seine Flasche hervor und trinkt. Shakra bekommt wieder ein Sandwich und macht sich genüsslich darüber her – na wenigstens einer, dem es schmeckt.

Ich strecke mich ein wenig und meine Muskeln protestieren. Nun, es ist nicht unbedingt so toll am Boden zu schlafen und den ganzen Tag zu Fuß unterwegs zu sein, trägt auch nicht eben der Erholung bei. Recht schnell sind unsere sieben Sachen zusammengepackt und wir können uns wieder auf den Weg machen. Wieder leine ich uns an, es ist einfach sicherer. Shakra legt sich wie eine Stola um meine Schultern und es soll mir Recht sein. Sie ist sicher noch zu klein, um weit zu laufen.

Sev wirft ihr einen zweifelnden Blick zu, dann seufzt er kopfschüttelnd. Er hat verstanden, dass ich sie nicht hier lassen werde und ich kann nur hoffen, dass ich sie auch wirklich aus dem Limbus mit hinausnehmen kann.

Unser Weg führt bergab, immer noch über Schutt und Geröll, die sichere Schritte erfolgreich verhindert.

Ich bin mehr als nur einmal froh, dass ich uns wieder angeseilt habe, den wir rutschen, schliddern und fallen auch immer wieder hin, doch Dank des Seils können wir verhindern, dass der Sturz weiter geht, als nur ein paar Meter.

Der Weg ist so eng, dass wir uns nicht mehr an den Händen halten können, sondern hintereinander gehen müssen. Die Sicherheit seiner Finger fehlt mir, aber wenigstens spüre ich seine Gegenwart in meinem Kopf.

Es ist noch anstrengender bergab zu gehen, als bergauf und es geht unheimlich in die Beine. Meine Knie und Knöchel schmerzen und die Schürfwunden, die ich mich zugezogen habe jucken und zwicken.
 

###
 

Severus

Wir sind wieder unterwegs und ich hoffe, dass wir Sirius bald finden werden. Dieser Ort zerrt unheimlich an meinen Nerven und macht mich nervös.

Wenigstens wurden wir beim Schlafen nicht von irgendwelchen Viechern belästigt, auch wenn ich wieder absolut besch...eidene Träume hatte. Nun, ich bin Alpträume gewohnt – aber nicht so sinnloses Zeug, was ein klammes unruhiges Angstgefühl in mir hinterlässt.

Der Weg ist verflixt schwierig und der Pfad kaum sichtbar. Doch wir können nur hier gehen, denn alles andere ist mit scharfkantigen Felsen bedeckt.

Mit einem Mal fährt mir etwas durch den Sinn. Ob die Verbindung ins Refugium immer noch da ist?

Ein schneller Blick hinter mich zeigt mir jedoch, dass sie immer noch da ist und an diesem rotsilbrigen Faden wohl in gewisser Weise die Tür hinter uns herzieht, auch wenn man sie nicht sehen kann. Gut, wenigstens eine Sache, die passt.

Ich weis nicht, wie lange wir diese Anhöhe hinunterstolpern. auf jeden Fall holen wir uns dabei so einiges an Abschürfungen und blauen Flecken. Lebewesen außer uns drei, sind keine zu sehen, aber ich vermute, dass wir in dieser Ansiedlung jemand finden.

Irgendwann wird das Land wieder eben und es sind auch wieder kleine Bachläufe zu sehen. Das Wasser ist verlockend nach dem süßen Zeug, das im Augenblick unsere einzige Nahrung darstellt, doch es ist sicher keine gute Idee davon zu trinken und auch Harry ist sich dessen wohl bewusst, denn er murmelt nach einem begehrlichen Blick auf das kühle Nass mit einem Kopfschütteln einfach nur das Wort „Lethe“. (A/N Fluss, der in der griechischen Sage die Unterwelt umschlingt und jeden alles vergessen lässt, der daraus trinkt).

Ich seufze leise und bin mir sicher, dass er Recht hat.

Das Glimmen folgt dem Bachlauf und so tun wir das auch. Das Wasser scheint auf die Ansiedlung zuzulaufen und durch sie hindurch zu fließen.

Als wir langsam näher kommen, sehe ich, dass Dorf oder Ansiedlung im menschlichen Sinn nicht zutreffend ist. Sie sieht eher wie Termitenhügel oder Tierbaue aus, als nach menschlichen Behausungen.

Man kann durchaus Leben dort erkennen, aber noch sind wir zu weit weg, um sagen zu können welcher Art. Immerhin scheint es sich weitgehend auf zwei Beinen zu bewegen.

Auf den kleinen freien Flächen flackern eine Art Lagerfeuer und zerrissene Fetzen sind an hohen Stangen befestigt und würden wohl im Wind flattern, wenn denn einer wehen würde. Die Luft steht allerdings reglos und trotzdem treibt ein widerlicher Gestank auf uns zu, der Harry veranlasst angewidert auszuspucken.

Ich bin durch meine Brauerei so einiges an üblen Gerüchen gewohnt, aber das hier ist schlimmer als alles, was mir je in die Nase gekommen ist – da war ja noch diese trockene, leblose Luft besser.

Nach einiger Zeit sehen wir eine Art Viehpferche, doch das was sich darin tummelt, hat sicher nichts mit Hühnern, Kühen, Schafen oder Ziegen zu tun.

Es sind verwachsene Echsen mit fünf oder auch drei Beinen, einige haben verkümmerte Flügel und manche auch Hörner und Flügelrudimente. In Trögen liegen blutige Überreste von was auch immer und das scheint wohl das Futter für diese Wesen zu sein, was auch zum Teil diesen Gestank erklärt.

Wir wandern aufrecht und offen darauf zu, denn verstecken macht keinen Sinn, abgesehen davon, dass es nur diesen einen vollkommen ungedeckten Weg gibt – fragt sich, wie sich die Bewohner in der Umgebung bewegen können, aber vielleicht gelten für die andere Gesetze als für uns.

Mit einem Mal ertönen heisere Schreie und schneller als wir schauen können, rennen die Dorfbewohner auf uns zu, schwingen Knüppel, werfen Steine. Aus einem Reflex heraus, bauen wir einen magischen Schutzwall um uns herum auf, um nicht verletzt zu werden. Das gibt mir die Zeit, diese „Leute“ näher zu betrachten.

Sie sind menschlich, wenigstens so ungefähr, aber sie sehen wie vollkommen Wahnsinnige aus. In dreckige, zerfetzte Lumpen gehüllt, die kaum das Nötigste bedecken, wirres, wild abstehendes Haar, dass wohl noch nie Wasser oder gar Seife gesehen hat, flackernde Augen in denen kein Sinn oder Verstand liegt. Die ungewaschenen Leiber sind mit blutigen oder vereiterten Wunden bedeckt, teilweise fehlen ihnen Gliedmaßen oder sie sind verkrüppelt.

Harry schluckt schwer.

„Dort hinten – in der Mitte des Dorfes“, keucht er plötzlich und verstärkt ganz nebenbei unseren Schutzschild. „Dort in dem Käfig – das sieht aus wie Tatze...“

Er beginnt zu schluchzen und Tränen rinnen über sein Gesicht, ziehen schmale Streifen in den Schmutz, der es bedeckt.

„Sirius!“ jammert er.

„SIRIUS!“ bricht ein wilder Schrei aus ihm hervor und der riesige schwarze Hund, den ich jetzt auch durch die Lücken zwischen den wild zuckenden Leibern der Bewohner erkennen kann, beginnt laut zu jaulen.

Die gelben Augen funkeln gefährlich und ich bin mir nicht sicher, ob er uns erkannt hat oder ob er so wahnsinnig ist, wie alle hier.

Die Menge drängt sich immer weiter auf uns zu, blitzende Gegenstände werden geschwungen und ich glaube darin eine Art surrealistischer Messer zu erkennen. Auf jeden Fall drängen sie uns zurück, denn so einem Ansturm kann der beste Schild nicht widerstehen. Alleine ihre Masse zwingt uns, uns zurückzuziehen.

Wir laufen einfach los, denn wir haben keine Alternative. Doch kaum haben wir den Rand des bewohnten Gebiets erreicht, verharren sie, kreischen wütend, drohen mit den Fäusten und werfen immer noch Steine nach uns, aber sie überschreiten diese unsichtbare Grenze mit keiner Zehe...
 

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Harry

Ich habe Sirius gesehen und er lebt!

Doch die Masse der Wilden zwingt und zum Rückzug. So nahe und doch so weit entfernt – wie sollen wir nur an ihn herankommen, denn diese Wesen, die vielleicht einst Menschen waren, lassen uns nicht in ihr Dorf hinein.

Ich könnte vor Verzweiflung brüllen, wie eine Banshee.

„Ein Plan“, murmelt Severus neben mir, nimmt meine Hand und zieht mich an sich. „Wir brauchen einen Plan, wie wir an ihn rankommen.“

Ich brumme nur zustimmend, während mich ein hilfloses Schluchzen schüttelt. Severus zieht mich einfach zu Boden und zwingt mich, ruhig sitzen zu bleiben, während er überlegt. Shakra gibt leise schnurrende Laute von sich, wie um mich zu beruhigen.

Severus drückt mir meine Flasche in die Hand und murmelt „Trink.“

Er hat Recht, ich muss mich beruhigen und vernünftig überlegen.

Die wilde Meute kreischt immer noch wie verrückt – was sie ja wohl auch sind. Doch einige scheinen bereits die Lust oder auch das Interesse an uns verloren zu haben, denn sie verkriechen sich wieder in ihren Behausungen, doch ein paar bleiben an dieser unsichtbaren Grenzlinie stehen und behalten uns im Auge, als würden sie Wache stehen.

„Wie kommen wir nur an denen vorbei“, schluchze ich verzweifelt. „Sirius ist dort und auch das Glimmen lässt nur diesen Weg zu.“

„Sie scheinen recht schnell das Interesse zu verlieren“, gibt Severus ruhig zurück. „Nachdem sie nachdrücklich klargestellt haben, dass sie uns nicht in ihrem Gebiet haben wollen.“

„Sind das Menschen?“ murmle ich neugierig.

„Wahrscheinlich waren sie es einmal“, entgegnet er. „Ich schätze, das sind die Leute, die durch eins der Tore in den Limbus geraten sind – vielleicht auch ihre Nachkommen.“

„Die sind doch vollkommen irre, oder?“ nuschle ich. „Aber was ist mit Sirius – immerhin ist der auch schon eine ganze Zeit hier.“

„Tatze“, meint er nur und auf meinen fragenden Blick hin. „Sein Animagus hat ihn in Askaban bei Verstand bleiben lassen – vielleicht hilft er ihm auch hier.“

„Oh“, kann ich da nur sagen und auf das Beste hoffen.

Nicht so einfach, denn eigentlich verbietet der Limbus jegliche Hoffnung.

Wir bleiben einfach hier mitten auf dem Weg sitzen und beobachten weiter. Etwas scheint im Dorf vorzugehen, denn die Wesen wuseln herum, als würden sie etwas vorbereiten. Ein blutiger Steinblock steht im Mittelpunkt des Interesses.

„Was machen die da?“ flüstere ich Severus zu und auch er hat wohl bemerkt, dass da etwas vor sich geht.

„Wenn ich es nicht besser wüsste – angesichts des offensichtlichen Irrsinns dieser Wesen, würde ich meinen, sie bereiten irgendein Ritual vor.“

„Dieser Stein...“ meine ich nachdenklich. „Blutopfer ... Menschenopfer ... oder was...?“

„Hundeopfer...“ keucht er und hat wohl mit einem Mal verstanden, was hier wahrscheinlich abgeht.

„Merlin!“ platze ich heraus. „Du meinst...?“

„Der Käfig und dessen Nähe zum ‚Altar’ sprechen dafür“, meint er und schlingt seinen Arm beruhigend um mich. „Ich schätze du hattest Recht – wir haben nicht mehr viel Zeit.“

„Und wenn wir versuchen als Tiere rein zu kommen?“ schlage ich unsicher vor.

„Die Animagi“, murmelt er nachdenklich. „Versuchen wir es.“

Wir verwandeln uns. Ich in den Panther und er in den Schakal. Shakra faucht überrascht auf, doch dann schnüffelt sie an uns und erkennt und wohl als die, die wir sind. Sie streicht um unsere Beine und beginnt zu schnurren, dann springt sie auf meinen Rücken und verankert ihre Krallen in meinem Pelz. Es tut nicht besonders weh und so bin ich damit einverstanden.

Kaum haben wir nicht mehr unsere menschliche Gestalt, verlieren auch die letzten Wesen das Interesse an uns und schließen sich einfach ihren Genossen im Dorf an.

»Sie ziehen sich zurück«, sagt Severus in meinem Kopf. »Sie erkennen uns nicht mehr und sie scheinen kein besonders gutes Gedächtnis oder gar echten Verstand zu haben, immerhin haben sie ja gesehen, dass wir uns verwandelt haben.«

»Stimmt«, erwidere ich nur. »Lass uns versuchen, ob wir jetzt ins Dorf und besonders an den Käfig rankommen.«

»OK« gibt er einfach zurück.

Wir traben auf weichen Pfoten auf das Dorf zu. Die Tiere in den Pferchen schlagen Krach, doch das scheint keinen zu kümmern. Vielleicht machen sie das öfters.

Alle Bewohner haben sich nun um den Altar versammelt und ein Raunen geht durch die Menge.

„Doom! Doooom! Dooooooom!“ (A/N kennt ihr Conan der Barbar? – genau so).

Fackeln, die ein ungesund grüngelbes Licht von sich geben, beleuchten die Szenerie. Die meisten der Bewohner haben ihre Arme gehoben und beugen die Oberkörper vor und zurück und immer noch erklingt dieses rhythmische „Doom, Dooooom“. Mir war nicht bewusst, dass sie überhaupt noch menschliche Laute formen können, denn als sie uns angegriffen haben, hatten sie einfach nur wahnsinnig gekreischt.

Die Reihen sind so dicht, dass ein Durchkommen unmöglich ist – nicht in der Größe, die wir nun haben – doch was ist mit unserer kleineren Gestalt ... und die Zeit drängt. Ein paar der kräftigeren Wesen haben nämlich den Käfig an Stangen gehängt und schleppen ihm zum Altar. Es sieht aus wie eine unheilige Prozession.

»Schnell«, denke ich an Severus gewandt. »Den Dachs und den Kater, dann sind wir klein genug, um durchzukommen, wenn wir im Ring sind, können wir wieder zum Schakal und zum Panther werden.«

Ich erhalte nur eine wortlose Zustimmung und wir verwandeln uns. Shakra ist offensichtlich wieder erstaunt, aber sie scheint es einfach zu akzeptieren und hält sich dicht bei mir, während wir zwischen den unzähligen dreckigen Beinen und Beinstümpfen in Richtung Altar hindurch schlüpfen...
 

###
 

Severus

Gute Ideen hat er ja, mein Kleiner – auch wenn ich sie meistens als tollkühn bezeichnen würde. Doch da mir auch nichts Besseres einfällt und die Zeit offensichtlich drängt, mache ich einfach mit.

Ja, in diesem Fall ist der Dachs wirklich besser als der Schakal. Wir wären nie mit allen fertig geworden, es sind einfach zu viele – über hundert, auch wenn ich sie nicht gezählt habe.

Der Käfig wird unter wankenden Schritten immer weiter auf den Altar zu getragen und schließlich unter lautem Stöhnen und Ächzen, das aber beinahe unter den „Doom“ Rufen untergeht, auch hinauf gehievt.

Der Ring der ungewaschenen Leiber hält einen gewissen Abstand dazu ein und auch die Träger sehen zu, dass sie wegkommen, sobald der Käfig auf dem blutigen Stein abgesetzt wurde.

Immer lauter werden die „Doom“ Rufe, beinahe schon hysterisch und ich frage mich, was hier eigentlich passieren soll. Ich sehe nämliche keinen Priester oder was auch immer, der das Opfer vollziehen soll.

Inzwischen sind wir zwischen den Beinen der vordersten Reihe angekommen - Harry, Shakra und ich – und keinem scheint unsere Anwesenheit aufgefallen zu sein.

Die Fackeln werfen unheimliche Schatten über den Altar, den (eigenartiger Weise) vollkommen sauberen Boden und über die unruhigen Gestalten – sie stinken für meine tierischen Sinne noch übler als für meine menschlichen.

Ich weis nicht, auf was sie warten, aber mit einem Mal fällt eine beklemmende Stille über die Versammlung, das Licht scheint abzunehmen und sein gewaltiger Schatten fällt über den leeren Raum und über den Altar. Ein geradezu extatisches Seufzen ertönt:

„Doom - Er gekommen!“

Ich weis, jetzt wird es wirklich brenzlig und dränge mich auf die freie Fläche hinaus. Harry ist neben mir und dann verwandeln wir uns in unsere größere Animagusgestalt, Shakra ist immer noch neben uns.

Wir springen in weiten Sätzen auf den Käfig am Altar zu. Harry stößt ein gewaltiges Brüllen aus und ich beginne wie eine Banshee zu heulen. Ein Aufschrei bricht aus der Menge, aber keiner betritt den leeren Raum und versucht uns aufzuhalten.

Eine lähmende Kälte erfasst mich, kaum dass ich den blutigen Stein berührt habe. Der schwarze Hund jault auf, beginnt spastisch zu zucken und windet sich in dem engen Käfig. Ich kann mich kaum bewegen und eine bleierne Müdigkeit überfällt mich – doch ich muss handeln – wir müssen hier weg – so schnell wie möglich – aber sicher nicht ohne Sirius...
 

###
 

Harry

Was ist das? Was lähmt mich so plötzlich? Warum ist es hier so kalt? Und warum fühlt sich dieser seltsame Schatten lebendiger als alles andere an, was uns hier begegnet ist. Fast als wäre es ein Dementor, nur viel mächtiger. Er verbreitet Leere, Kälte, Hoffnungslosigkeit und ich weis mit einem Mal er ist gleichermaßen auf unser Blut und auf unsere Seelen aus.

Severus ist in seiner Anubis Gestalt regelrecht neben mir erstarrt und auch ich kann mich kaum mehr bewegen, ja noch nicht mal richtig denken. Wir sind sehr dicht nebeneinander, aber wir berühren uns nicht. Wenn ich ihn nur spüren könnte, dann könnte ich handeln, dann hätte ich die Kraft.

Mit einem Mal spüre ich wie Shakra um mich herumstreicht – ihr scheint das hier nichts auszumachen oder wenigstens nicht so viel. Dann streicht sie an Sev entlang und von dem erklingt ein gequältes Winseln.

Shakra scheint zu verstehen, denn plötzlich springt sie auf meinen Rücken, streckt sich so weit, dass sie ihre Hinterpfoten in meinen Pelz graben kann und ihre Vorderpfoten in den von Severus. Mit einem Mal ist es, als würde durch ihren kleinen Körper ein warmer Strom zwischen uns hin und her fließen und ich kann wieder agieren.

Der Schatten hat sich inzwischen noch weiter über den Altar gesenkt, sich regelrecht darüber geballt. Ein sirrendes Zischen ertönt, fast wie Parsel und doch vollkommen anders und unverständlich für mich, aber es ist eindeutig eine Art Sprache.

»Der Käfig«, kommt es schwerfällig von Severus. »Wir ... wir ... müssen ihn öffnen...«

Leichter gesagt, als getan. In dieser Gestalt haben wir keine Hände, aber immerhin scharfe Zähne und das Ding besteht nur aus dickeren Ästen dieser Büsche, die hier wachsen.

Ich schlage meine Fänge in die geknüpften Verbindungen, doch die einzelnen Stäbe stehen zu eng, als dass ich viel erreichen würde – eigentlich klar, denn sonst hätte sich Sirius längst schon selbst befreien können.

»Mensch werden«, denke ich an Severus gewandt. „Wir brauchen Hände und die Dolche.«

Ich bekomme als einzige Zustimmung die Tatsache, dass er sich verwandelt und ich tue es ihm gleich.

Sofort haben wir die Waffen in der Hand, lehnen uns Schulter an Schulter aneinander, denn es ist einfach unerträglich und lähmend, den anderen nicht zu spüren. Der Schatten hat sich um uns wie lebender Schlamm zusammengeballt und versucht uns zu verschlingen. Doch wir haben keine Zeit, das richtig wahrzunehmen, wir müssen, diesen verdammten Käfig aufbekommen – wir müssen Sirius befreien.

Erinnerungsfetzen treiben ablenkend durch mein Bewusstsein, aber es sind nicht die meinen, es sind die von Severus und sie drohen mich zu überwältigen – nichts davon ist schön und fast alles tut in der Seele weh. Ich muss es bei Seite drängen, wie auf einer Flutwelle darauf schwimmen, wenn ich nicht darin ertrinken will. Dass es nicht meine eigenen Erinnerungen sind, macht es nur noch schwieriger.

Neben mir keucht Sev beinahe atemlos und schluckt schwer – offensichtlich muss er mit meinen Erfahrungen fertig werden.

„Mach“, keuche ich. „Mach ... beeil dich.“

„Ich tue mein bestes, Kleiner“, erwidert er und ein wenig seines altbekannten Sarkasmus bricht durch.

Es ist wie ein Rettungsanker, ein wenig Normalität in dieser unwirklichen Situation und ich klammere mich eisern daran fest – säge weiter an dem zähen Holz. Wir wagen es beide nicht, Magie zu benutzen, denn die ist hier so verzerrt, dass niemand sagen kann, was dabei rauskommen würde.

Endlich ist ein Loch entstanden, das groß genug ist, dass wir den Hundeleib herauszerren können. Tatze ist nicht bei Bewusstsein, doch er zittert, zuckt und gibt schmerzerfüllte Laute von sich.

„Die Flügel!“ keucht Severus. „Es gibt keinen anderen Weg hier raus. Wir müssen es riskieren.“

Ich nicke nur. Ein zweimaliges Flappen und unsere Schwingen sind da. Schnell der Zauber gemurmelt, der uns das Fliegen ermöglicht – ich kann spüren, dass der auch nicht so ist, wie ich es gewohnt bin, aber ich werde leicht und das soll mir reichen.

Über uns tobt dieser klebrige Schatten, kreischt, weil er dabei ist seine Beute zu verlieren. Doch irgendwie kann er uns nicht viel anhaben, wenn wir uns berühren und unserer Einheit sicher sind. Er mag sich vielleicht drei einzelne Seelen holen können, aber nicht zwei verbundene, die eine einzelne schützen...

Shakra springt wieder auf meine Schultern. Ich greife nach Sirius, murmle auch auf den einen Zauber, der ihn leichter macht (Tatze ist nicht eben ein kleines Wesen) und beginne mit meinen Flügeln zu schlagen. Severus ist über mir und greift unter meine Achseln – wir dürfen den Körperkontakt nicht verlieren – deswegen diese seltsame Aktion. Auch seine Schwingen schlagen wie wild. Der Schatten scheint zu versuchen, uns gegen den Altar zu drücken, will sein Opfer nicht freigeben.

Die Menge tobt und schreit – inzwischen fliegen auch wieder Steine, doch sie treffen nicht, denn der Schatten, der uns bedroht, schützt uns gleichermaßen vor Angriffen von außen.

Es ist, als müssten wir uns durch klebrigen Schlamm hindurch an eine imaginäre Oberfläche arbeiten. Es geht kein Stück nach oben, aber vielleicht geht es zur Seite.

„Darunter weg!“ brülle ich. „Über die Menge und in Richtung Anhöhe!“

Wieder bekomme ich eine wortlose Bestätigung und die Richtung unserer Bemühungen ändert sich. An den Seiten ist der Schatten offensichtlich nicht so dick und er ist wohl auch auf den Altar und dessen unmittelbare Umgebung beschränkt.

Langsam, quälend langsam, lösen wir uns von diesem was auch immer. Seine Gegenwart klebt wie Spinnenweben an uns und seine Ausläufer wollen uns nicht loslassen, ziehen sich wie ein Gummiband hinter uns her. Immer heftiger schlagen wir mit den Flügeln, beginnen trotz aller Bedenken aus reiner Verzweiflung Zauber zu murmeln, die unsere Körper immer heißer werden lassen – Hitze war schon immer ein gutes Mittel gegen nicht menschliche Feinde aller Art.

Das Kreischen des Wesens nimmt in einem Maß zu, dass es meine Ohren fast taub werden lässt und mein Schädel zerspringen will.

Shakra stößt ein schmerzerfülltes Jaulen aus und ihre Krallen graben sich tief und verzweifelt in meine Schultern. Severus ächzt und seine klammernden Hände, brechen beinahe meine Rippen. Auch meine Finger sind tief in Sirius Fell gegraben, wollen nicht loslassen.

Mit einem Mal sind wir frei und die Kraft, die wir aufgewendet haben, lässt uns, ohne dass wir es steuern können, hilflos davon taumeln. Unter uns die kreischende Menge, die wieder Steine nach uns wirft, die dieses Mal auch treffen. Hinter uns dieser Schatten, der tobt und seine Wut in so hohen Tönen aus sich heraus brüllt, dass sie sich direkt in meine Knochen graben.

Wir torkeln und taumeln durch die Luft davon, aber wenigstens in Richtung der Anhöhe, wo wir ja auch hin wollten. Wir sind ein einziges ungelenktes Knäuel aus zwei geflügelten Menschen und zwei Tierwesen, das hilflos durch die Luft trudelt...

Ich versuche alles, um meine Flügel gezielt zu bewegen, irgendwie zu steuern. Alle meine Flugkünste nutzen mir nur wenig, ich kann lediglich verhindern, dass wir abstürzen und auf dem Boden aufprallen. Wir sind sehr schnell unterwegs, denn bevor ich noch viel machen kann, sind wir bereits wieder bei dem Baum, wo wir die letzte Nacht verbracht haben und krachen in seine ausladenden Zweige.

Sie bremsen uns, zwängen sich zwischen meine Federn, reißen ein paar davon aus, ich höre ein Knirschen und Krachen einen schmerzerfüllten Schrei von Severus, ein Reißen, das wohl von seinen ledernen Schwingen stammt...

Und dann fallen wir, poltern durch das Geäst, dem Boden entgegen und nur, weil die Blätter und Äste unseren Sturz ein wenig bremsen, ist der Aufprall erträglich.

Ächzend und stöhnend versuchen wie auf dem weichen Moos unsere Gliedmaßen zu entwirren. Shakra löst ihre Krallen aus meinen Schultern und springt von mir herab, faucht beleidigt, dreht sich ein paar mal um sich selbst, als müsse sie überprüfen, ob noch alles dran ist, dann setzt sie sich auf ihre Hinterläufe und beginnt sich ausgiebig zu putzen. Sie ist eindeutig beleidigt, wegen dem, was wir ihr da zugemutet haben.

Der schwarze Hund ist bewusstlos und ich könnte nicht sagen, ob das immer noch wegen des Schattens ist oder wegen unserer harten Landung.

Severus rappelt sich auf alle viere und seine Flügel hängen traurig an ihm herunter. Sind voller Blut und ziemlich zerrissen. Ich kann nur hoffen, dass man das wieder irgendwie heilen kann.

„Ich wusste, warum ich es hasse zu fliegen“, ächzt er und es ist deutlich, dass er im Augenblick eine umfangreiche Bestandaufnahme seiner Muskeln und Knochen macht.

Auch ich überprüfe meinen Körper. Noch mehr Kratzer und blaue Flecken, aber nichts gebrochen, auch wenn sicher der eine oder andere Muskel gezerrt ist.

„Du siehst aus wie ein gerupfter Geier“, spottet Severus.

Und ich kann nicht anders als anzufangen haltlos zu Lachen. Wir haben es geschafft, wir haben Sirius gefunden, er ist noch am Leben und wir auch – was machen da schon ein paar Kratzer und Schmarren oder ausgerissene Federn?

Severus krabbelt die wenigen Schritte zu mir herüber und nimmt mich fest in die Arme.

„Wir haben es geschafft“, raunt er heiser. „Jetzt müssen wir nur noch nach Hause kommen.“

Ich beginne ihn wild zu küssen und war noch nie so dankbar, ihn zu haben.

Shakra gibt ein maunzendes Welpengekläff von sich und macht uns damit auf Sirius aufmerksam, der wohl langsam wieder zu sich kommt.

Er rappelt sich auf seine vier Pfoten und geht sofort in Abwehrstellung, beginnt zu knurren und die Zähne zu fletschen.

Ich löse mich von Severus und bewege mich langsam auf in zu.

„Sirius“, sage ich mit weicher Stimme. „Sirius, ich bin´s, Harry. Komm, verwandle dich, mach schon.“

Er knurrt noch immer, doch seine Rute beginnt ein wenig unsicher zu wedeln.

„Padfoot, keine Angst, wir sind da, wir holen dich hier raus ... komm, werd wieder zum Menschen...“

Er gibt ein Winseln von sich und es sieht beinahe so aus, als wisse er nicht mehr, wie er wieder zum Menschen werden kann – wer weis schon wie lange er bereits in dieser Gestalt ist...

„Homomorphus“, murmelt Severus. „Er scheint sich nicht erinnern zu können, wie es geht...“

„Versuchen wir´s“, stimme ich zu.

Wir richten unsere Stäbe auf ihn und er zieht den Schwanz ein, wirkt, als würde er am liebsten davonlaufen, doch es nicht tun, weil er sich irgendwie an uns erinnert ... hoffe ich wenigstens.
 

###
 

Severus

Na das war ja mal wieder eine typische Aktion a la Holy Harry – und ebenfalls typisch für ihn, sind wir sogar damit durchgekommen.

Wir sind zwar ein wenig zerschlagen und zerrupft, aber wir leben und es hätte wesentlich übler ausgehen können. Außerdem haben wir tatsächlich Sirius gefunden, auch wenn der nicht mehr zu wissen scheint, wie er zum Menschen werden kann. Also schlage ich den entsprechenden Zauber vor und wir richten unsere Stäbe auf ihn.

Harry zögert ein wenig, denn der schwarze Hund scheint Angst vor uns zu haben – vielleicht hält er uns auch für Trugbilder und wir haben ja auch noch immer die Flügel.

„Kleiner“, raune ich Harry zu. „Zieh die Flügel ein – sie scheinen ihm Angst zu machen.“

Er nickt nur, dann stöhnt er ein wenig, denn seine Schwingen sind ebenso wenig heil, wie die meinen. Auch mir tut es weh, als ich die in meine Schultern verschwinden lasse. Ich schätze, wir werden uns noch ausführlich darum kümmern müssen, wenn wir wieder hier raus sind – doch jetzt erstmal zu Sirius.

Der ist sofort ruhiger geworden, als wir wieder als richtige Menschen zu erkennen sind.

„Dann los“, meine ich nur und Harry nickt zustimmend.

„Homomorphus“, sprechen wir mit einer Stimme und der Zauber trifft auf den schwarzen Hund.

Er windet sich wie unter Schmerzen, auch wenn der Zauber gewöhnlich keine verursacht, aber was ist hier im Limbus schon normal?

Das Fell verschwindet und der Körper verändert sich. Nach kurzer Zeit liegt ein unglaublich dürrer, langer, dreckiger Mensch in zerfetzter Kleidung und hüftlangen verfilzten Haaren vor uns, der mich aus schwarzen brennenden Augen wild anfunkelt.

„Snivellus“, krächzt er. „Das ist wirklich die Hölle.“

Ich schnaube nur unwillig. Nein, ich mag ihn wirklich nicht, aber ich muss mich mit ihm abfinden, wenn ich ihn hier raus bekommen will – und das will ich – für Holy Harry und einen gewissen alternden Werwolf, dem ich gerne eine Freude machen möchte.

Harry hat seine Hand nach ihm ausgestreckt, als könne er nicht glauben, was er sieht, als müsse er sich durch eine Berührung überzeugen, dass es wirklich Sirius ist, der da vor ihm im Moos sitzt.

„Sirius“, ächzt er. „Sirius...“ und wieder rinnen heiße Tränen über sein Gesicht.

Er liebt diesen dämlichen Köter mehr, als der es verdient hat, doch seltsamer Weise verspüre ich keine Eifersucht. Der Kerl ist sein Pate und mithin die einzige Familie, die Holy Harry noch hat.

„Harry“, kommt es mit einem beinahe kläffenden Laut von Black, „Bist du es wirklich? Dann ist das hier wohl doch nicht die Hölle.“

„Nur das Zwischenreich, Black“, spotte ich. „Sieh dir nur den kleinen Lausebengel an – hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, dich hier zu finden.“

„Und warum bist du dabei?“ will er wissen und mustert mich mit einem unbeschreiblichen Ausdruck.

„Lange Geschichte“, erwidere ich einfach. „Su bekommst sie zu hören, wenn wir wieder Zuhause sind. - Was jetzt?“ wende ich mich an Harry.

Der zuckt nur mit den Schultern.

„Das Tor rufen und es auf Hogwarts ausrichten, deine oder meine Räume.“

„Ich will keinen Flohteppich bei mir haben“, schnarre ich und Harry grinst mich nur viel sagend an.

„Dann die meinen“, meint er einfach.

Er lockt Shakra zu sich und lässt sie wieder auf seine Schulter springen, dann greift er nach Sirius Hand und nach der meinen.

„Nimm Severus Hand“, weist er ihn an.

„Ich fass doch nicht die alte Fledermaus an“, knurrt der.

„Sirius, du benimmst dich wie ein kleines Kind“, weist ihn Harry trocken zu Recht. „Du wirst das schon tun müssen, wenn du hier raus willst.“

Der knurrt nur greift nach meiner Hand, als müsse er tote Maden anfassen – mal wieder typisch für den blöden Köter.

„Zier dich nicht so“, brumme ich unwillig. „Ich bin nicht giftig und schließlich muss ich dich auch anfassen, oder?“

Wieder wirft er mir einen funkenden Blick zu und presst meine Finger zusammen, als wolle er sie mir brechen. Ich seufze nur schwer – der wird sich nie ändern!

„Severus?“ fordert Harry meine Aufmerksamkeit. „Der Spruch – und konzentrier dich auf Hogwarts, meine Räume.“

Ich nicke nur und gemeinsam sprechen wir die Formel. Die Tür erscheint, doch dieses Mal sind die Konturen irgendwie unscharf und sie hat immer noch dieses flammende Rot.

Plötzlich ertönt eine Stimme, die nichts mit den Stimmen gemein hat, die wir im Refugium zu hören bekamen.

„Zwei sind gekommen, zwei dürfen gehen“, knistert sie. „Was glaubt ihr, gibt euch das Recht, einen Bewohner des Limbus mitzunehmen und einen, der schon so lange hier ist, dass er uns gehört.“

Harry richtet sich auf und steht so stolz da, als sei er der Herr des Limbus und nicht diese Stimme.

„Der eine ist mein Pate, beinahe mein Vater und ich liebe ihn aus ganzem Herzen“, setzt er an. „Wir sind gekommen, um ihn wieder in unsere Welt zurück zu holen. Shakra haben wir vor einem Höllenhund gerettet und wenn man jemand das Leben rettet, dann ist man verantwortlich für ihn.“

„Es hat einen Preis“, gibt die Stimme erneut von sich. „Seid ihr bereit ihn zu zahlen.“

„Ich zahle jeden Preis!“ platzt Harry heraus, während ich gleichzeitig sage „Nenn uns den Preis.“

„Ihr Fremde müsst eure schlimmste Erinnerung dem jeweils anderem offenbaren“, erwidert sie.

„Wir teilen all unsere Erinnerungen“, meint Harry einfach. „Severus und ich, Holy Harry und Devlish Snape, sind die Gefährten des Gleichgewichts – gebunden in Leben, Seele und Blut ... und auch in den Erinnerungen.“

„Das kann jeder sagen“, raunzt die Stimme und klingt beinahe als würde sie schmollen.

„Wir lieben uns und wir vertrauen einander vollkommen“, werfe ich ein.

„Weis dein kleiner Engel denn wer du wirklich bist?“ entgegnet die Stimme und klingt heimtückisch.

„Er ist der, der er ist“, gibt Harry bestimmt zurück. „Er ist ein „gefallener Engel’, also trägt er eine gewisse Schuld mit sich herum, die er aber meiner Meinung nach längst schon gesühnt hat.“

Sirius ruckt unruhig neben uns herum und ich kann spüren, dass er nur zu gerne das eine oder andere dazu gesagt hätte, es aber nicht tut, weil er sonst sicher hier nicht rauskommt und so schweigt er – Merlin sei Dank.

Allerdings bin ich mir sicher, dass er mir alles und sonstwas an den Kopf werfen wird, wenn wir wieder in Hogwarts sind – wenn wir das schaffen, sonst werde ich es wohl nie hören – nicht, dass ich das so unbedingt müsste – ich kann seine üblichen Beleidigungen vor- und rückwärts singen...

„Wenn ihr die beiden mitnehmen wollt“, fährt die Stimme fort. „Dann müsst ihr etwas hier lassen – wie wär´s mit euren hübschen Armreifen?“

Sie sind der Schlüssel zu den Toren und abgesehen davon, dass wir sie nicht mehr ablegen können, wäre es eine ausgesprochen schlechte Idee, sie einem Wesen wie diesem – was auch immer es sein mag, ein Körper ist nämlich nicht zu sehen – zu überlassen.

Harry schüttelt nachdrücklich den Kopf.

„Die Reifen sind unsere Bindungsreifen – du kannst sie nicht haben“, meint er bestimmt.

„Du sagtest ‚Alles’“, schmollt die Stimme.

Harry kramt mit einem Mal in seiner Hosentasche herum und sein Gesicht überzieht ein gewisses verschmitztes Grinsen.

„Wie wär´s damit?“ fragt er und ich glaube nicht, was er da in der Hand hat – seine alte Brille.

Er dreht sie verlockend vor dem Tor und das Flackern wird eindringlicher, fast als sei es neugierig.

„Was ist das?“ raunt die Stimme.

„Meine Brille“, erwidert Harry in einem Ton als würde er ihr ein großes Geheimnis mitteilen. „Ich brauche sie, um klar zu sehen.“

„Ersatzaugen?“ kommt es neugierig zurück.

„Könnte man so sagen“, lächelt Harry lieblich.

Der Kleine ist sowas von durchtrieben und Slytherin, wenn es sein muss, dass ich ihn nur bewundern kann.

„Das akzeptiere ich als deinen Preis“, sagt die Stimme aufgeregt. „Aber was bekomme ich von der gerupften Fledermaus?“

„Hmm“, brumme ich nachdenklich.

Soviel habe ich nicht bei mir, aber da sind immer noch meine Tränke und die kann ich getrost opfern, denn Zuhause habe ich noch genug davon.

„Wie wär´s damit?“ meine ich und zücke eine besonders hübsche Phiole mit einem Trank, der die Wundheilung beschleunigt.

„Was ist das?“

„Ein Heiltrank.“

„Dafür haben wir hier keine Verwendung“, zischt die Stimme ungehalten. „Heilung ist nichts für die Wesen im Limbus – wo kämen wir den da hin? Nein, nein, etwas anderes...“

Damit hätte ich eigentlich rechnen sollen. Aber ich habe keine Schadenstränke bei mir. Dann mal scharf überlegen. Ich will dem Wesen sicher nichts überlassen, was es gegen uns oder gar unsere Welt verwenden könnte. Ich spüre seine Bösartigkeit und Heimtücke nur zu genau, doch gleichzeitig ist da eine kindliche Naivität, die sich vielleicht ausnutzen lässt.

„Wie wär´s dann mit einer Flasche Butterbier“, schlage ich ein wenig hinterhältig vor.

„Wird man davon betrunken?“ will die Stimme aufgeregt wissen.

„Ein wenig“, erwidere ich. „Aber es schmeckt sehr gut.“

„Oh ja, dann ist das dein Preis“, jubelt sie. „Her damit!“

Ja, das hier mag zwar ein sehr mächtiges Wesen sein, aber von Charakter her ist es ein selbstsüchtiges Kind, das alles haben will, aber nichts dafür tun.

Ich stelle die Flasche vor die Tür auf den Boden, neben die Brille, die bereits dort liegt. Mit einem Mal legt sich das Flackern um beide Gegenstände und sie lösen sich auf.

„Dann geht“, kommt es quengelig von der Stimme. „Aber wagt es nicht, nochmal wieder zu kommen – das nächste Mal will ich eure unsterblichen Seelen – ja damit kann man so schön spielen. Doom wolltet ihr sie ja nicht lassen, jetzt ist er beleidigt und schmollt.“

‚Na wegen meiner kann der in alle Ewigkeit schmollen’, denke ich bei mir, doch laut sage ich lieber nichts.

Sirius Hand ruckt unruhig in der meinen und ich kann seinen klammen Schweiß auf der Haut spüren. Es ist unangenehm, aber lange muss ich ihn ja wohl nicht mehr halten.

Das Flackern verzieht sich und macht dabei den Eindruck eines Kindes, das etwas Interessanteres zum Spielen gefunden hat.

Die Tür schwingt auf und dahinter liegt tatsächlich Holy Harrys Zimmer.

„Gehen wir“, sagt er bestimmt. „Bevor er sich es noch anders überlegt.“

Mit ein paar geschickten Körperdrehungen sind wir durch die Öffnung (gewöhnlich passen nämlich nur wir beide nebeneinander da durch und jetzt sind wir zu dritt) und – Hogwarts hat uns wieder...
 


 

###Im nächsten Kapitel sehen wir die Reaktionen von Remus und Neville, den Wutanfall von Sirius als er von der Verbindung von Sev und Harry erfährt und ich denke, es reicht auch noch für einen netten kleinen Lemon...###
 

*

Fledermaus und Flohquate

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



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Kommentare zu dieser Fanfic (75)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  franisnape
2018-05-07T18:48:58+00:00 07.05.2018 20:48
Bitte schreib weiter ich finde die geschichte einfach klasse und ich möchte unbedingt wissen wie es weiter geht
Von:  VampireHearts
2009-09-22T18:14:20+00:00 22.09.2009 20:14
Hi
Geile FF*grins*
ja sie ist super toll geschrieben,ich finde das mit den wechsel der sicht der einzeln personen so witzig.am anfang war ich etwas durcheinander.
also ich hoffe es geht weiter würde mich freuen.
LG Vampire
Von:  jean1384
2009-06-07T21:52:41+00:00 07.06.2009 23:52
hi
klasse ff bis jetzt wann geht es denn weiter
wäre schön wenn mir ne ens schicken würdest
bye
Von:  Rose-de-Noire
2009-01-25T22:35:42+00:00 25.01.2009 23:35
JA, ich liebe wirklich JEDES Pitel, dieser Geschichte, bis jetzt.
Greets Rose

Von:  Rose-de-Noire
2009-01-25T22:10:12+00:00 25.01.2009 23:10
Ich liebe die Geschichte, verdorbenerweise, ganz besonders deine Lemons... Doch auch die Story, ist schlicht fesselnd.
Greets Rose
Von:  LissianaShorai
2008-08-19T18:20:59+00:00 19.08.2008 20:20
Hoffentlich gehts bald weiter. Die Story ist super. Also das was Sev bei den Todessern erlebt hat ist echt sch*** und ich bin froh das er dahin nicht mehr geht und das blöde mal weghat. Ron ist ein Ar*** Harry als Todesengel zu bezeichnen und Ginny ist ne kleine Schl***, denkt die einfach 'Wenn ich ihn nicht haben kann dann soll hn keiner haben' so ein schwachsinn die hat doch nicht mehr alle Kessel im Schrank. Ich bin froh das Siri wieder da ist aber ich hoffe er fängt nichts mit Remi an. Da ich viel lieber das Paring Remus und Neville hätte. ^^ Die beiden hatten sich jetzt so gut verstanden und jetzt kommt Siri und zieht Remis gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Aber ich freue mich trotzdem schon aufs nächste Kapi egal wie es wird. Und wenn leider Gottes Siri und Remi zusammen kommen soll's mir auch recht sein. ^_~
Von: abgemeldet
2008-06-09T09:36:20+00:00 09.06.2008 11:36
*g* eigentlich steh ich weder besonders auf harry noch auf snape und alle ffs, die ich bisher mit den beiden gelesen hab, waren wirklich abgefahrene lachnummern...
aber hierzu kann ich nur eins sagen: verdammt gut! sowohl inhaltlich als auch stilistisch ganz wunderbar entzückend =) glückwünsch!
lg ^_^
Von:  Leetah86
2008-03-29T17:03:46+00:00 29.03.2008 18:03
Die Story ist echt der Hammer. Kanns kaum erwarten das es weiter geht.^^
Hoffentlich bald, denn ich bin süchtig nach solchen Geschichten. Mitunter Heiß und dann auch mal zum tot Lachen. Einfach genial.
Würdest du mir vielleicht eine ENS schicken wenn es weiter geht? *Dackelblick aufsetz*

bey Hikaru
Von:  Netari
2008-03-26T12:25:57+00:00 26.03.2008 13:25
Schon zum zweiten mal gelesen und es gefällt mir immer besser ;) Ich mag die Charaktere *sie jetzt schon vermiss* Gehts noch weiter?? *bettel-blick*
Von: abgemeldet
2007-11-28T19:40:40+00:00 28.11.2007 20:40
wow tolle geschichte!!!!!!!!!
ich hab das ganze jetzt komplett durchgelesen und finde sie einfach nur spitze.
sev/hary ist mein absolutes lieblings pairing und ich würde gerne wissen wie es weiter geht.
das alles ist so glaubwürdig beschrieben und die charakter phantastich ausgearbeitet, das man jeder entscheidund die getroffen wird direkt nachvolziehen kann. da aber schon so lange kein neues kapitel nachgekommen ist weiß ich nicht ob du? sie? noch weiter schreiben, aber ich hoffe schon noch.

ivie


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