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Hinter verschlossenen Fenstern liegt Wahrheit verborgen

Warum hörte mich niemand schreien?
von

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Eis das niemals vergeht

Kapitel 1 – Eis das niemals vergeht
 

Wie gebannt blickte er empor zu dem gewaltigen Schloss, welches hoch oben auf einem riesigen Felsen thronte und dessen Antlitz einem einen eiskalten Schauer über den Rücken jagen konnte. Kalt schnitt der Wind an Kuroganes Wange vorbei und sein Blick wanderte wie von selbst zu dem mit Fackeln beleuchteten Eingang des riesigen Schlossportals. Er wandte sich um, suchte im dichten Schneegestöber nach seinen Gefährten, doch er konnte nichts sehen, nichts hören außer dem sirrenden Geräusch der Eiseskälte. Erst nach schier unendlichen Sekunden des Schweigens trat ein Schatten an seine Seite, Fye. Stumm stand er neben ihm und das Licht der flackernden Fackeln zeichnete finstere Grimassen auf sein Gesicht, ließ ihn in eben diesem Moment seltsam unmenschlich erscheinen. Unbarmherzig tobte der Schneesturm, peitschte mit seinen kräftigen Windstößen gegen die massiven Felswände. „Und von hier bist du also geflüchtet, mhm?“ Ohne dem Schwarzen eine Antwort zu geben legte der Magier seine Hand auf das eiserne Türschloss, murmelte ein paar ihm unverständliche Worte, Worte in einer Sprache die Kurogane noch nie zuvor gehört hatte.
 

//Wie lange willst du dieses verfluchte Spiel noch spielen, Fye?//
 

Der Wind heulte auf und schützend hielt sich Kurogane die Hand vor die Augen um wenigstens noch den letzten Rest an Sicht schützen zu können, die es ihm ermöglichte durch das dichte Weiß zu blicken, direkt in die einst Eisvogel-blauen Augen seines Gegenübers. Kalt war diese Welt in welche ER sie geführt hatte und kalt waren auch seine Augen als sie sich von denen des anderen abwandten. Kurogane stand nun hinter ihm und fragend ruhte sein Blick auf der Hand Fyes, welche noch immer auf dem Türschloss lag und sich bei jedem seiner leise, gehauchten Worte unnatürlich zusammenzukrampfen schien. Er konnte mit ansehen wie seine Hand sich nach und nach in das eisige Metall fraß, tief und tiefer in selbiges gezogen wurde, wie als wäre er der einzige, verborgene Schlüssel zu jener Tür die ihnen bisher den Eintritt verweigert hatte. Leise und unaufhaltsam schloss sich eine dünne Schicht aus Eis um seine schmalen Finger und entsetzt über dieses Schauspiel trat Kurogane einen Schritt zurück, keuchte auf und sein Atem ging lautlos in einem weiterem Geheule des Windes unter. Dann ein lautes Klicken, gefolgt von einem unheimlichen Knarren und die Pforten öffneten sich, gewährten ihnen Einlass. Hölzern waren die Bewegungen des Magiers, wenn nicht sogar schon gebrechlich, als das kalte Metall seine Hand wieder frei gab und er sich unter lautem Keuchen gegen eine der riesigen Flügeltüren lehnte um wieder zu Luft zu kommen. Stumm stand der Schwarze einige, wenige Meter entfernt, wollte etwas sagen, ließ es jedoch bleiben und trat stattdessen wieder auf den anderen zu, bot ihm freundlich seine Hand an, doch er schlug sie weg und richtete sich ganz von allein wieder auf. Schatten näherten sich und aus dem dichten Schnee Gestöber trat der Rest der Gruppe zu ihnen und schlossen sich zu einem Kreis zusammen. Sakura wollte wohl eine Frage stellen doch Fye schnitt ihr das Wort ab und lächelte sie gütig an, bedeutete ihr mit einer seiner Hände ihm zu folgen und führte die Prinzessin, ebenso wie die anderen in das innere des riesigen Schlosses. Einzig und allein Kurogane blieb stehen, seine Hand fest um das Heft seines Schwertes geklammert und seinen Blick gen Boden gerichtet.
 

//Du verfluchter Mistkerl,…//
 

Ein Schatten löste sich aus dem Dunklen und wieder stand er ihm gegenüber, die blonden Haare vom Wind aufgeweht. Ruhig stand er dort, ganz so, als ob ihm die Kälte nicht das Geringste ausmachen würde. Wurde es kälter oder bildete er sich dies nur ein? Eng zog er seinen Schwarzen Mantel um seinen Körper und sein immer schneller werdender Atem hinterließ kleine, weiße Wölkchen die sogleich vom Wind mitgerissen wurden, gnadenlos zu einem Teil dieser Welt werden würden. Nein, er irrte sich nicht, es wurde kälter.
 

„Komm, … Kurogane!“
 

Sie durchschritten lange, nicht enden wollende Korridore, kamen an riesigen vereisten Gemälden vorbei und bei jedem ihrer Schritte entflammte eine weitere Fackel, dessen Licht bläulich schimmerte und finstere Schatten an die Wände warf. Gespenstische Stille durchzog die riesigen Säulenhallen und vor ihnen erhob sich eine solch riesige, gläserne Tür, dass auch Kurogane für einen Moment angespannt die Luft ein sog. Immer wieder wanderte sein Blick zu dem Magier, suchte dessen Augenkontakt, welche ihm jedoch stets verwehrt blieb. Erst jetzt viel ihm auf wie kränklich der andere aussah, wie dünn und gebrechlich er geworden war. Mit seinem weißen Mantel konnte er dies zwar geschickt verbergen doch schon lange war ihm aufgefallen das die Müdigkeit und die Besorgnis tiefe Schatten in seinem einst fröhlichem Gesicht hinterlassen hatten. Viel zu lange hatte Fye das Spiel gespielt, viel zu lange hatte er sich der Verführung hingegeben, ihnen allen etwas vorgemacht. Er schien seinen Blick bemerkt zu haben und schützend zog er sich die Kaputze über den Kopf, ging eiligst ein paar Schritte voraus, die anderen folgten ihm und auch er, Kurogane tat es ihnen gleich.
 

„Werden wir hier die letzte Feder finden, Fye-san?“
 

Sakuras trat nun neben Fye und fragen besah sie ihn, strich zeitgleich mit ihren Fingerspitzen über die Spiegelglatte Oberfläche, zuckte kurz zusammen als sie merkte wie der andere ihre Hand nahm und sie mit der seinen umschloss.
 

„Das liegt ganz bei euch, Prinzessin.“
 

Er schenkte ihr ein Lächeln, doch es wirkte eher erschöpft und unendlich müde als wirklich herzlich. Zweifelnd sah die Prinzessin zu dem gigantischen Torbogen hinauf, unter welchem die gläserne Tür im bläulichen Licht der Fackeln geheimnisvoll schimmerte. Auch die anderen folgten ihrem Blick und fragten sich wohl wie sie dies Hindernis überwältigen wollten. Zu massiv waren diese Türen, zu hoch um sie zu überwinden oder gar einen anderen Eingang durch sie hindurch zu finden. Doch Fye schien genau zu wissen was er zu tun hatte.
 

„Tretet bei Seite!“
 

Der weiche Mantel rutschte von seinen Schultern und auch seine Kaputze verdeckte nicht länger sein Gesicht als er seine Handflächen gegen die wundersam schimmernde Oberfläche fresste und seinen Blick starr gegen das Glas gerichtet hielt. Man konnte deutlich sehen, das er all seine Kraft aufzubringen schien um dieses Eis zum schmelzen zu bringen, doch es schien im ersten Moment vergebens. Kalter Schweiß rann seine Stirn hinab und es hatte den Anschein als ob er nicht mehr genügend Kraft hatte sich auf den Beinen zu halten.
 

„Öffnet euch, Thore die ihr einst für immer verschlossen bleiben solltet! Lasst mich ein!“

Bittere Wahrheit

Kapitel 2 – Bittere Wahrheit
 

Gebieterisch erfüllte die Stimme des Magiers den Raum, forderte die Pforten dazu auf sie hindurch zu lassen, doch nichts geschah. Noch einmal zeichnete er mit seiner zitternden Hand Schriftzeichen auf das Glas, Zeichen in jener Sprache deren Zeit schon längst nicht mehr gegenwärtig schien. Wie der unerbitterliche Schneesturm der draußen vor dem Schloss tobte hielt auch die Tür der Magie Fyes stand, gab keinen Zentimeter unter dem Druck seiner Hände nach. Es geschah innerhalb von wenigen Sekunden. Wie besessen begann er auf die Tür einzuschlagen, immer und immer wieder mit seinen Fäusten dagegen zu hämmern, bis ihm letztendlich seine Beine den Dienst verwährten und er unter seinem eigenem Gewicht zusammenbrach, mit einem hässlichen Knacken auf dem kalten Marmorboden der Halle bewusstlos liegen blieb.
 

„…..Fye!“
 

Mit raschen Schritten erreichte der Schwertkämpfer seinen Gefährten, dreht ihn auf den Rücken und auch Sakura trat wieder ein Stück aus dem Schatten hervor um sich zu Kurogane zu gesellen. Doch ihr junger Freund reagierte nicht, nahm niemanden von ihnen beiden wahr. Seine Augen blieben fest geschlossen und es hatte fast den Anschein als würde er schlafen, friedlich wie ein kleines Kind dessen Lebensgeister zu erschöpft waren um noch etwas anderes wahrzunehmen als das tiefe Dunkle, was einen in das Reich der Träume führte. Ein Ort an dem dich niemand jemals schreien hören würde, ein Gefängnis aus dem niemand flüchten könnte, nicht einmal der großartige und geheimnisvolle Magier aus Ceres.

Das kleine Mokona hüpfte besorgt zu den dreien herüber und auch Shaolan folgte dem winzigem Wesen, ließ sich hinter Sakura auf die Knie sinken und umarmte sie, wollte ihr somit ein Teil ihres Schmerzes nehmen. Fye ging es gut, davon war Shaolan überzeugt und auch Mokona nickte zustimmend als könne sie die Gedanken des anderen erahnen.
 

„Wir werden zurück zu Yuko reisen und dort alles weitere besprechen!“
 

Noch ehe das kleine, weiße Wesen zu ende gesprochen hatte, erschien das Bildnis einer Frau in dem bläulichen Dunst des Nebels, welcher sich mittlerweile durch die Säulenhalle zog und unaufhaltsam seine Kreise um die ungebetenen Besucher enger und enger zu schließen begann. Sie schienen in diesem Schloss keineswegs willkommen und das wusste mittlerweile auch der Schwarze, der den einstigen Bewohner Ceres nun auf seine Arme hob und mit ihm Yuko gegenüber trat.
 

„Ich zahle dir jeden Preis den du willst, Hexe! Bring uns hier weg!“
 

Die Hexe der Dimensionen nickte zustimmend und er wusste was der Preis für sein Verlangen sein würde. Sein Schwert, welches er einst der Hexe der Dimension überlassen hatte würde nie wieder das seine werden, nie wieder von seiner Hand geführt werden. Zu lange hatte er sich blindlings dem Hass hingegeben und vergessen was wirklich wichtig war. Trübselig blickte er zu dem blonden hinab, dessen Kopf sacht gegen seine Brust schlug als er ihn ein wenig fester an sich drückte und mit den anderen das Tor zu Yukos Welt betrat.

In Tokyo war es bereits Nacht und hell leuchteten die Sterne über ihren Köpfen als sie das kleine Häuschen inmitten der vielen Hochhäuser, im Herzen Tokyos erblickten und schweigsam der schwarzen Hexe folgten, die sie bereits am Eingang erwartet hatte und nun einladend mit ihrer Hand auf die offen stehende Tür wies. Nacheinander traten sie ein, folgten ihr einen langen, schmalen und zudem noch schwach beleuchteten Flur entlang, bis sie vor einer kleinen Eichentür halt machten. Vorsichtig kam sie ein paar Schritte auf Kurogane zu, den Blick jedoch auf den schlafenden gerichtet und fuhrt sacht mit ihren Fingerspitzen durch dessen Haar, verstummte jäh und winkte den stummen Krieger hinter sich her in den Raum. Die anderen schickte sie zu Bett und mit einem leisen Klick viel die Tür hinter ihr ins Schloss.
 

„Diese Nacht wird schmerzvoll für ihn. Nicht jeder übersteht einen solch mächtigen Zauberbann. Zumal er es war der diesen Bann einst aussprach. Du wirst bei ihm bleiben und mir sofort bescheid geben wenn er aufwachen sollte. Haben wir uns verstanden?! Und gib ihm das hier! Es wird ihm das Träumen erleichtern.“
 

Grimmig blickte er ihr entgegen, nahm das winzige, rote Fläschchen in die Hand und legte den anderen vorsichtig auf das Bett, welches inmitten des Raumes unter dem Fenster aufgestellt worden war und vom fahlen Licht des Mondes behütet wurde. Dann verließ auch Yuko das Zimmer und man konnte noch das leise Geräusch ihre Schritte ihm Flur vernehmen als jähe Stille den Raum erfüllte und er verwirrt das kleine Etikett der Flasche zu Rate zog.
 

//Traumfänger?//
 

Skeptisch drehte er die Flasche noch einige Male eher er schlussendlich den winzigen Verschluss öffnete und an das Bett trat.
 

// Hasse mich ruhig,…hasse mich. //
 

Dann gab er dem schlafendem seine Medizin. Die Zeit schlich dahin und Gedanken versunken saß er neben dem Bett auf einem Stuhl, spielte unablässig mit dem Verschluss, drehte ihn und wand ihn ohne recht zu wissen warum. Immer wieder suchte er den Blick des Magiers, doch dessen Augen blieben verschlossen und sollten sobald keine Erlösung finden.

Er seufzte und lies sich tiefer in den Stuhl sinken, verbarg das Gesicht in seinen Händen und wünschte sich er würde an Stelle jenes Mannes dort liegen und auf den Tod warten.
 

// Wartete er auf den Tod? //
 

So seinen Gedanken nachhängend sah er zum hellen Mond hinauf, folgte den Spuren der Wolken und erinnerte sich an den Anfang ihrer Reise, an das freche, grinsende Gesicht dieses Kerls als sie sich zum ersten mal begegneten. Damals regnete es und auch jetzt begann es zu regnen. Er liebte den Regen, zumindest dachte er es bis jetzt.
 

//Liebe ich den Regen wirklich oder ist das auch wieder nur eine meiner Gründe um nicht hinaus zu wollen, um nicht hinaus in die Sonne gehen zu müssen?! Ich weiß es nicht mehr, …ich weiß nichts mehr. Wenn ich mit dir rede bin ich für einen kurzen, flüchtigen Moment ein Teil deiner Gedanken. Nur ein flüchtiger Gedanke, mehr als ich je zu hoffen wagte. Eine Erinnerung die nach und nach wieder verblasst. Doch manchmal beginne ich zu zweifeln, bereue jedes meiner Worte, jede noch so kleine Geste dir gegenüber. Am liebsten würde ich dir aus dem Weg gehen, dich vollkommen aus meiner Gedankenwelt verbannen und mein Herz vor dir verschließen. Ich bringe es nicht über mich dir zu sagen was ich empfinde, aus Angst dich damit zu Grunde zu richten. Es ist nicht fair von mir so zu handeln, oder? Vielleicht sollte ich lieber schweigen, vergessen, verdrängen was ich dir so gerne sagen würde. Zwei Worte bloß, „verzeih mir“. Zum ersten Mal in meinem Leben begreife ich, dass es keinen Sinn hat, ich verstehe die Bedeutung von Schmerz und was es heißt einem Menschen zu verlieren. Ich frage mich, wie lange ich diese Fassade noch aufrecht erhalten kann, wie lange ich noch so weiter machen kann bis schließlich auch ich an der Tatsache zerbreche, dass ich vergebens handle. Merkst du wie ich nach und nach in mein altes Muster zurückfalle? Ich bin längst nicht mehr so stark wie ich es einst war. Du bist der Grund dafür, dass ich nachts heimlich weine und mir dabei so unendlich hilflos vorkomme. Hab ich mir meine Stärke die ganze Zeit über nur eingebildet? Wie lange ist es her, dass ich zuletzt weinte? Lange, zu lange, doch dies wird mir erst jetzt richtig bewusst. Ich weiß genau wie dies alles enden wird. Du wirst mich in deine Arme schließen, mich begrüßen wie du es immer getan hast und dennoch wirst du es nicht bemerken. Du wirst nicht merken wie ich an deinem Lachen gänzlich zerbreche, doch ich werde mir nichts anmerken lassen, dir zu liebe. Und wenn du mich zum Abschied aus deinen Armen entlässt werde ich lachen, ein letztes Mal, einzig und allein für dich, bevor ich endgültig aufgebe was mein Herz seit langem so sehr begehrt. Ich werde weinen, denn mein Herz ist nicht mehr länger das meine. Du Dieb, du hast es mir gestohlen. Du bist der Grund dafür das ich so zerbrechlich wurde, wie Glas das zu Boden Fällt. Zwei Worte bloß, „verzeih mir“. //
 

Und auch Kurogane fiel in einen unruhigen aber dennoch tiefen Schlaf, verfolgt von jenen Gedanken auf die er wohl nie eine Antwort finden würde.
 

Ein Kratzen und ein leises Wimmern weckten den Schwarzen auf, und verwundert über dies merkwürdige Geräusch schreckte er in die Höhe, hatte dabei allerdings die Rechnung ohne den Stuhl gemacht, auf welchem er bis vor wenigen Minuten noch tief geschlafen hatte. Der Länge nach viel er mit ihm zu Boden. Er versuchte sich wieder aufzurichten, was ihm jedoch nicht so recht gelingen wollte. Benommen und noch immer müde hielt er sich den Kopf, blickte gen Decke, dann wieder zu Boden. Ihm war schwindelig. Zu schnell hatte er sich erhoben und das Gleichgewicht verloren als er auswindig machen wollte was ihn so erschreckt hatte. Schließlich befreite er sich, stemmte sich in die Höhe und ließ den Blick fragend im Raum umher schweifen. Nichts hatte sich verändert. Still und leise vernahm er das flackern der Kerzen, dass schaurige Heulen des Windes und dann Regen, der wie eiserne Peitschenhiebe auf das Fenster einschlug. Die Kerzen flackerten und erneut spielte der Wind sein schauriges Spiel, machte diese Welt zu einer noch hektischeren und unbarmherzigeren als sie es ihn Kuroganes Augen ohnehin schon lange war. Dunkle Wolken zogen ihre Kreise und ein gleißender Blitz durchzog die Landschaft hinter den Fenstern, als der Wind abermals seine Kräfte zu demonstrieren schien und wie ein unbarmherziger Kriegsgott gegen die massiven Fensterläden anzukämpfen versuchte, ihren Widerstand durchbrechen wollte.

Dunkle Schatten schlichen die Wände entlang als der schwarze Krieger sich langsam dem Bett des Magiers näherte, gleich so als wollten sie ihn verfolgen, ihn davon abhalten eine Missetat zu begehen. Vollkommen ruhig lag er da, die Augen noch immer geschlossen. Es hatte fast den Anschein als wäre er tot, wenn da nicht das leise, beständige Atmen wäre, welches Kurogane sagt das alles in Ordnung sein musste, dass er sich all dies nur eingebildet haben musste. Ein flüchtiger Blick zu der Standuhr verriet ihm die Zeit. Es war mittlerweile halb drei.
 

„ Mal sehen ob die Alte was zu Essen im Haus hat…“
 

Kurogane streckte sich und warf noch einmal einen kurzen Blick auf den Schlafenden, ehe er die Tür hinter sich schloss um sich auf die Suche nach etwas essbarem zu machen. Derweil hatte es den Anschein als würde der andere schlafen, tief und friedlich wie ein Kind was sich langsam von einer langen und ermüdenden Reise erholen würde. Doch dem war nicht so. Nichts ist so wie es auf den ersten Blick scheint, nichts von alle dem was wir als so selbstverständlich und natürlich ansehen wie den Schlaf, der langsam dahin kriecht und uns in unseren Träumen aufsucht. Nichts ist schlimmer als Dinge die wir nicht sehen.
 

Noch immer tobte der Sturm. Regen viel zu Boden als wolle er die Erde mit seiner Traurigkeit und Wut überfluten, allem Leben auf Erden ein Ende breiten.
 

Derweil wühlte wer anders die Vorratsschränke des Hauses durch, um seinem Magen zumindest ein wenig besänftigen zu können. Das Klirren und Scheppern des Geschirrs war wohl kaum zu überhören und dennoch blieb das Haus wie ausgestorben. Selbst von Yuko, die ihn sonst nur zu gerne mit allem möglichem aufzog, blieb er heute Abend wohl verschont. Müde und sichtlich geschafft ließ sich Kurogane auf einen winzigen Stuhl nieder, versuchte all die Regentropfen zu zählen die sich unaufhaltsam ihren Weg die Scheibe hinab suchten und gegen Ende mit einem anderen verschmolzen. Es dauerte nicht lange und seine Gedanken fanden sich an jenem Ort wieder den er erst vor wenigen Minuten verlassen hatte.
 

//Fye….//
 

Unablässig spielte er mit dem Gürtel seines Obis, seinen Blick wie paralysiert nach vorn gerichtet. Er war dankbar dafür das niemand ihn so sah, dass niemand sehen würde wie sehr er unter dem anderen litt.
 

// Warum lachst du nicht mehr? Bin ich es der daran schuld ist das dein Lächeln so plötzlich erstarb? Hätte ich dich denn sterben lassen sollen? Wäre es besser gewesen mit anzusehen wie du langsam dahin vegetieren würdest? Denkst du wir alle hätten das befürwortet? Denkst du ICH hätte es getan? //
 

Hastig wand er den Blick ab, wollte nicht länger das rege Treiben des Wassers beobachten. Zu schmerzhaft waren diese Gedanken, die ihn Tag und Nacht heimsuchten und nicht mehr von ihm abließen. Zu lange hatte ihn der Regen verfolgt, seine Spuren hinterlassen. Doch das allein war nicht der entscheidende Punkt. Viel mehr waren es die Worte des jungen Magiers die ihn zur Verzweiflung trieben. Er erinnerte sich, erinnerte sich zurück an jenen Morgen an dem Fye erwachte und zum ersten mal als Schattenwesen das Licht des Tages erblickte. Kurogane hatte er ihn genannt,…Kurogane. Er hatte ihn bei seinem Vornamen genannt, etwas was er sonst zuvor niemals getan hatte. Seit diesem Tag hatte der andere kaum noch mit ihm gesprochen, jede noch so kleine Möglichkeit genutzt um Minuten der Zweisamkeit zu entkommen.
 

„ Nicht ich bin es der dich am meisten hasst, sondern du bist es der mich mittlerweile verachtet.“
 

Kurogane stand auf, ließ es nicht zu das er noch weiter darüber nachdachte, denn auf diese Fragen würde er ohnehin nie eine Antwort bekommen. Wie auch, wenn Fye nicht mit ihm sprach. Müde schenkte er sich ein wenig Sake in ein Glas und machte sich auf den Weg zurück in das Schlafzimmer in welchem der andere so friedlich zu ruhen schien. Manchmal konnten Yukos Angewohnheiten doch ganz nützlich sein. Nicht jeder konsumierte so viel Alkohol wie diese alte Hexe. Er nahm einen großen Schluck und ging rasch und leise durch den Eingangsbereich, weiter durch die Diele, den langen Flur entlang und stieß die Tür zu Fyes Zimmer behutsam auf, sichtlich darauf bedacht den anderen nicht zu wecken, wenn dies auch in anbetracht der Tatsache eher unwahrscheinlich sein würde. Im Zimmer war es Dunkel und das Licht der Kerzen war erloschen. Er versuchte etwas zu sehen, tastete nach dem Lichtschalter den er aber patu nicht finden konnte. Dann ein grollender Donner, gefolgt von einem Blitz der das innere des Zimmers für einen Augenblick erhellte. Das Glas fiel zu Boden und zerbarst in tausend Teile. Stille. Wie angewurzelt blieb der Schwertkämpfer mitten im Türrahmen stehen, nicht fähig sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rühren.

Dann wurde es kalt, bitter kalt. Es war nicht das erste Mal das er diese unheimliche Kälte spürte, spürte wie sich alles an ihm, alles ihn ihm zu verkrampfen schien. Noch immer tastete er nach dem Lichtschalter, doch er hatte kein Gefühl in seinen Händen und auch sein Körper gab unter der schweren Last der Kälte nach, zitterte. Ein leises Wimmer lies ihn aufblicken.

Doch es war nicht nur ein Wimmern, es war viel mehr als das, es war schon fast ein Flehen. Blankes Entsetzen spiegelte sich in den rubinroten Augen jenes Mannes wieder, der nicht im Stande war sich aus seiner Starre zu befreien. Wie festgefroren konnte er nur zusehen, musste mit ansehen wie der andere sich verzweifelt gegen etwas zu wehren versuchte, einer ihm unsichtbaren Kraft Einhalt gebieten wollte.
 

„Nein, bitte,…lasst mich! Verschwindet! ….Verschwindet!“
 

Erst nach schier unendlichen Sekunden des Stillstandes, nach Sekunden und Minuten der Hilflosigkeit konnte man Schritte hören, Schritte die lauter wurden, Schritte die sich mit den flehenden Worten des blonden zu vermischen schienen und Kurogane daran erinnern sollten was eigentlich sein Pflicht gewesen war. Plötzlich Stand Yuko hinter dem Schwarzen, schob diesen unsanft bei Seite und ließ die Kerzen erneut aufflammen, hauchte ihnen durch ihre Magie neues Leben ein. Warmes Licht erfüllte den Raum und die einst erloschenen Kerzen leuchteten heller und kräftiger den je, versuchten gegen die eisige Kälte anzukommen, sie zurück zu treiben. Wütend hallten Yukos Worte von den Wänden wieder während die Hexe der Dimension mit Müh und Not versuchte den schlafenden zu bändigen. Wie in Raserei schlug dieser um sich, versuchte sich noch immer aus jener unsichtbaren Gewalt zu befreien.
 

„Hatte ich nicht gesagt du solltest bei ihm bleiben? Ich denke nicht das ich mich unverständlich ausgedrückt habe?!“
 

Trübselig ließ Kurogane den Kopf hängen, noch immer unfähig sich zu bewegen, obgleich er auch langsam wieder Wärme in seinem Körper spürte, spürte wie die Kälte ihn nach und nach wieder frei gab. Doch er wusste das sie Recht hatte, dass sie ein Recht darauf hatte sauer zu sein. Wieder in Gedanken versunken sah und hörte er nichts mehr außer IHN. Er hörte seine Schreie, sah wie er sich verzweifelt in seinem Laken hin und her wand, die ohnehin schon Elfenbeinfarbenen Haut noch bleicher als sonst.
 

„Verflucht noch mal, hilf mir gefälligst!“
 

Ihre Worte holten ihn zurück in die Realität, erinnerten ihn abermals daran was er zu tun hatte. In eben diesem Moment in dem er sich dazu entschlossen hatte zu handeln wich die Kälte aus seinem Körper. Wie als wäre es das selbstverständlichste der Welt eilte er zu seinem Gefährten, drückte mit all seiner Kraft die schmalen, gebrechlichen Handgelenke des anderen in die Kissen um Yuko so freie Handlungsfläche zu liefern. Er konnte den Anblick kaum ertragen, als Fye sich nur noch mehr versuchte zu wehren, unter den starken Händen des größeren rebellierte.
 

„Lasst mich! NEIN! Bitte,…..bitte….“ Fyes Stimme versagte.
 

Mit einem Lippenstift hatte Yuko Blutrote Schriftzeichen auf den Holzboden aufgetragen, diese in einem Kreis rund um das Bett angeordnet und sie mit ein paar wohl gewählten Worten dazu gebracht ihre Kraft zu entfalten. Einem Erdbeben gleich begann der Boden unter ihnen zu zittern und die blutroten Schriftzüge begannen ihre Reise anzutreten, in einem Wirbel aus flammend roter Farbe empor zu steigen. Wie ein Banner legten sie den jungen Magier in Ketten und Kurogane lies seine Handgelenke wieder los. Dann trat Yuko an das Bett, blickte hinab in das schmerz verzogene Gesicht eines Menschen von dem sie sich bereits sicher gewesen war, dass es irgendwann einmal so kommen musste. Ja, sie hatte es gewusst und es geschehen lassen, denn niemand hatte das Recht in die Zukunft einzugreifen, niemand kann das ändern was schon von Geburt an vorbestimmt ist, wovor man schon sein Leben lang versucht zu fliehen.
 

„….Auch du nicht.“
 

Leise waren ihre Worte, wie ein schützendes Gebet was über den anderen wachen sollte. Der Körper unter Yuko erschlaffte und auch die Krämpfe ließen nach. Vollkommen ruhig und entspannt lag er nun da, die blonden Haare wirr im Gesicht hängend und friedlich schlafend.

Nun wandte sie sich wieder Kurogane zu, welcher nur Stumm zu Boden blickte.
 

„Und dieses mal, wirst du das tun was man dir sagt, haben wir uns verstanden?“
 

Er antwortete nicht, ließ seinen Blick nur weiter gen Boden gerichtet und dennoch wusste sie die Antwort ehe er sie hätte aussprechen können. Sie wusste was in seinem Kopf vor sich ging, welche Sorgen ihm eine solch schwere Last bereiteten, dass selbst er keinen Ausweg zu finden vermochte. So in Gedanken versunken merkte er nicht einmal das Yuko den Raum bereits verlassen hatte und er wieder allein war. Ja, er war allein. Er war immer allein gewesen, sein ganzes Leben lang und das würde auch in Zukunft so bleiben. Er sah auf, blickte mit müden Augen zu jenem Menschen herab der ihm mittlerweile so viel bedeutete. Zärtlich strich er ihm eine Strähne aus dem Gesicht, lächelte und sank schlussendlich vor ihm auf die Knie, zog seine zitternde Hand zurück, als ob ihm erst jetzt bewusst geworden wäre was er soeben getan und gedacht hatte.
 

//Ich bin es gewohnt das mich die Menschen hassen, dass sie mich verachten und meiden. Es gibt Dinge an die man sich mit der Zeit gewöhnt, Dinge die für einen selbst mit der Zeit so bedeutungslos werden das man nicht mehr auf sie angewiesen ist. Es war mir nicht mehr wichtig einen Menschen an meiner Seite zu haben, zu vertrauen, zu wissen was es heißt mit jemand anderes Freud und Leid zu teilen. Das alles hatte für mich an Bedeutung verloren und sollte auch nie wieder Platz in meinem Leben finden, nie wieder. Doch dann traf ich dich. Du sahst mich an, schenktest mir ein Lächeln wie es mir zuvor noch nie jemand entgegen gebracht hatte. Zuerst dachte ich du würdest dich über mich lustig machen, mir nur noch einmal deutlicher machen wollen was ich doch im Grunde für ein schwacher Mensch war.

Doch dein Lächeln hatte mich vollkommen in Besitz genommen, deine warme und gutherzige Art und Weise mit Menschen umzugehen ließ keinerlei Zweifel zu. An dem Tag an dem ich dir zum ersten Mal begegnete regnete es. Ich hasste den Regen und dennoch, von diesem Augenblick an liebte ich ihn. Lächelnd blickte ich zum Himmel auf und wünschte mir das diesmal alles anders kommen würde. Ja, dass wünschte ich mir wirklich von ganzem Herzen. Und dennoch war ich es der mit einem Schlag alles zerstörte, der dein Lächeln durchschaute und dich somit zu Grunde richtete. Ich kann dich nicht darum bitten das du mir verzeihst, dass kann ich nicht. Ich könnte es nicht ertragen wenn du mich zurückweisen würdest, …nicht DU.

Darum werde ich gehen, ich werde die letzte Feder an deiner Stelle suchen und sie sicher hierher zurückbringen. Ich werde gehen weil es dein Wunsch war. Ja, ich werde gehen, denn…//
 

„Ich liebe dich, verzeih mir.“
 


 

Es sind die Worte anderer aus denen wir Kraft schöpfen. Doch ebenso sind es die Worte der anderen die uns zweifeln lassen. Oftmals liegen diese Dinge sehr nah beisammen, … zu nah.
 

Nur verschwommen nahm Fye die Umrisse Kuroganes wahr, atmete ruhig und beherrscht als er jene Worte vernahm die er niemals hatte hören wollen. Nein, er wollte sie gewiss nicht hören, nicht jetzt und nicht von ihm. Er zitterte leicht und sein Herz schlug schneller. Aus Hass? Aus Verachtung zu diesem Menschen? Er wusste es nicht.
 

// Warum sagst du so etwas? Warum? Ich verstehe es nicht….wieso ausgerechnet jetzt? //
 

Der Magier hatte die Augen nun wieder geschlossen und wartete darauf, dass der andere noch etwas sagen würde, doch alles um ihn herum blieb still und auch er schwieg. Gedanken verloren starrte er in das tiefe Dunkle, in jenes Dunkle was man nur sehen konnte wenn man die Augen geschlossen hatte, wenn man alles um sich herum aussperrte.
 

// Es gibt weder ein Gestern, für das es sich zu Lächeln lohnt, noch ein Morgen auf das man hoffen kann. Denn für jemanden der einsam ist gibt es kein Morgen. Man ertränkt das Herzen in Einsamkeit und tut so als würde man leben. //
 

Langsam, zitternd und gebrechlich tasteten die elfenbeinfarbenen Hände über das Laken.
 

// Wenn man sich umdreht sieht man keine Spuren mehr. Und wenn man stirbt ist es, als wäre man diesen Weg nie gegangen wäre. Man verschwindet ganz einfach und mit einem auch die Träume von Glück und Einsamkeit. //
 

Sein Atem ging schneller und er vermochte es nicht zu finden, konnte nicht finden wonach er suchte.
 

// Niemand wird fragen wer man war, wer man vielleicht hätte sein können. Es ist bedeutungslos. Man geht aneinander vorbei ohne zu sehen. Blind geht man durchs Leben, blind für andere, blind für sich selbst.//
 

Schmerzhaft hielt er fest, zitternd, kraftlos und erschöpft ruhten seine Hände über seinem eigenen Herzen. Doch es blieb stumm, denn er war es der es dazu verdammt hatte.
 

// Allein die Einsamkeit vermag es einen glücklich zu machen. Ist man einsam, muss man niemals um Vergebung bitten. Deshalb geht jeder von uns seinen eigenen Weg und wir Träumen von Glück uns Einsamkeit. //
 

Dann weinte er. Er wusste nicht warum und dennoch weinte er? Doch er wusste, dass ihn niemand hören würde, selbst wenn er schreien würde, wenn er SEINEN Namen rufen würde und ihn bitten würde bei ihm zu bleiben. Niemand würde sein flehen hören. Niemand. Und deshalb würde er schweigen.
 

// Nur wer die Einsamkeit liebt, liebt nichts und niemanden, ……nicht einmal sich selbst. //
 


 

Die Tür viel hinter dem Schwarzen ins Schloss.

Ein Blick in den Spiegel

Mit schweren Gliedern stand er auf, ging langsam, so langsam das er den Schmerz nicht mehr spüren würde, welcher ihm bei jedem seiner Schritte wie ein giftiger Pfeil durch seinen Körper jagte und ihn erzittern lies. Noch immer ging sein Atem schnell und er hatte das Gefühl seine Knochen würden unter dem Gewicht seines Körpers zerbersten. Wenn man ihn so sah, so würde man ihn wohl eher für einen alten Mann halten als für jemanden deren Lebensgeister eigentlich noch nicht erschöpft sein sollten. Doch das war er, erschöpft und müde von einer Reise die ihn all seine Kraft gekostet hatte. Er war es leid zu fliehen und wollte ein für alle mal beenden, was schon vor langer Zeit hätte ein Ende finden müssen. Als wäre er nur ein Abbild, ein Schatten seiner selbst, betrachtete er sich im Spiegel, fuhr mit seinen zitternden Fingerkuppen an den prachtvollen Verzierungen des Rahmens entlang und lächelte seinem Spiegelbild entgegen. Es erwiderte sein Lächeln wie es alles erwidern würde. Einer Statue gleich, aus Stein gemeißelt stand er vor ihm, vor dem riesigen Spiegel den Yuko einst neben der Tür angebracht hatte um das Tageslicht in ihm besser einfangen zu können und fragte sich ob wirklich er es war den er ansah, dem er in die Augen sah. Um vollkommen sicher zu sein hob er seine Hände zu seinem Gesicht, betastete es, fuhr durch sein weiches, goldenes Haar um welches ihn so viele beneideten, blickte in vollkommen leere und kalte Augen die einst blau gewesen sein mussten. Doch von dem Blau war nicht mehr viel übrig, nichts von all ihrer prachtvollen Schönheit mit denen er einst jedem Menschen ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnte. Selbst IHN hatte er zum Lachen gebracht, selbst ihn. Verbittert ließ er die Hände sinken und Tränen liefen ihm übers Gesicht. Doch er spürte es nicht, spürte nicht ihre Wärme, schmeckte nicht den salzigen Geschmack als sich eine von ihnen einen Weg seinen Mundwinkel hinab suchte und sie in seinen rauen Lippen versiegte. Er fühlte nichts, weder Schmerz noch Freude. Nichts.
 

„ Erlischt! Erstickt! Möget ihr nie wieder brennen!“
 

Um ihn herum wurde es dunkel. Mit einer raschen Handbewegung hatte er das Licht der Kerzen dazu aufgefordert zu erlischen, den Zauber Yukos ganz einfach gebrochen.

Eisige Kälte haschte nach ihm und er ergab sich ihrer Macht. Er konnte ihr ohnehin nicht entfliehen, niemals. Also warum nicht jetzt alle dem ein Ende bereiten? Er dachte an Kurogane, was er wohl dazu sagen würde, an Sakura, die ihn jedes Mal besorgt angesehen hatte wenn es eine Entscheidung zu treffen galt. Und auch Shaolan hätte seinem Entschluss wohl abgeraten. Doch er wollte es so und er würde sich von niemandem aufhalten lassen. Es war besser so, besser für sie alle, besser für…
 

Mittlerweile hatte es aufgehört zu regnen und das Tosen des Windes war nur noch ein sanftes Flüstern, welches sacht, einem Lied gleich über den nassen Rasen glitt. Fye drehte sich auf dem Absatz um und er setzte einen Fuß vor den anderen, begann langsam ein Gefühl dafür zu entwickeln wie er den Gegenständen im Zimmer ausweichen konnte ohne auch nur den kleinsten Laut von sich zu geben. Dann schob er die Vorhänge bei Seite, öffnete die Schiebetür und trat hinaus in den Hof. Wenn er schon vor hatte zu gehen, dann sollte ihn wenigstens niemand bemerken. Früher oder später würde er zurückkehren, dass stand fest. Hier draußen war es kalt und er zitterte stärker, schlang schützend die Arme um seinen bebenden Körper. Er zitterte? Fassungslos starrte er an sich hinab und erst jetzt verstand er warum. Er hatte weder seinen Mantel an noch seine Schuhe. Aber wieso ihm das erst jetzt auf viel wollte er nicht so recht begreifen. Der Blonde schüttelte nur sacht den Kopf und ließ selbigen für einen kurzen Moment in den Nacken fallen, wagte einen Blick in die mittlerweile sternklare Nacht und ging dann unbeirrt weiter den schmalen Pfad ums Haus herum.
 

„Folgst du ihm?“
 

Fye erschrak und er wandte sich um, hatte er doch gerade das Eiserne Tor zur Straße aufgestoßen um hinaus zu gehen, hinaus aus dem Anwesen der Hexe. Er musste sich nicht umdrehen um zu sehen wer es war der zu ihm sprach, er wusste es und er ohrfeigte sich innerlich für seine Torheit, dafür, dass er gedacht hatte er könne so einfach unbemerkt verschwinden. Yuko trat aus dem Schatten des Kirschblütenbaumes und ging ein paar Schritte auf den Magier zu, dann wiederholte sie ihre Frage.
 

„Wirst du im folgen oder wirst du wieder davon laufen?“
 

// Was meinte sie damit?! Wem folgen…? //
 

Die Herrin des Hauses hielt es wohl für unnötig ihren Gegenüber darum zu bitten sich zu ihr umzudrehen um ihr in die Augen zu sehen wenn sie mit ihm sprach, denn sie wusste bereits was er antworten würde. Wind lies das Kleid der Hexe für einen kurzen Moment aufwehen und auch das goldene Haar des jungen Mannes viel ihm nun wirr und zerzaust ins Gesicht, ließ nur vermuten was sich in jenem Moment in seinem Kopf abspielte. Ein bitteres Lächeln schlich sich auf sein Gesicht und er ballte die Hände zu Fäusten, die stumpfen Fingernägel tief ins Fleisch gedrückt.
 

„Er ist gegangen? Er ist wirklich gegangen?“
 

Yuko nickte und obwohl er dies nicht sehen konnte wurde ihm plötzlich übel. Das Gesicht eines Mannes erschien vor seinem inneren Auge. Dieser Mann lächelte. Ein Lächeln voller Hass und Verachtung für ihn, für seine Schwäche. Er erinnerte sich an jene Worte Kuroganes und das auch er ihm einst sagte das er Schwache Menschen verachtenswert fand. Er lies den Kopf hängen und öffnete die Augen, den Blick starr gen Boden gerichtet.
 

// Vielleicht bin ich schwach, aber…//
 

„…Ich werde nicht mehr fliehen.“
 

Noch einmal erklang die Stimme einer Frau, doch sie schien schon meilenweit entfernt.
 

„Vergiss nicht,…der Schmerz der uns zugefügt wird ist nicht die schwerste Last des Lebens. Viel schwerere legt sich eines Tages auf unsere Schultern der Schmerz, den wir anderen zugefügt haben.“
 

Dann verklang die Stimme und es wurde kalt, Schnee tobte und er öffnete die Augen. Er war zurück, zurück in Ceres.

Dunkelheit

Verwundert blickte er sich um, denn nicht er war es gewesen der Magie angewandt hatte um hierher zurückzufinden. Doch es gab nichts was die Hexe tat, ohne einen angemessenen Preis an sich zu nehmen, nichts. Was also hatte Sie veranlasst an seiner Stelle zu handeln? Was?! Letztendlich war es gleich wer ihn hierher gebracht hatte, ob er oder sie, es war vollkommen bedeutungslos. Erst jetzt, nach unendlichen Minuten des stillen Gedenkens begann er zu frösteln, schlang seine gebrechlichen Arme um seinen Körper und ging den ersten Schritt durch den eiskalten Schnee. Kälte die er nicht mehr spürte, Kälte die seinen Körper bereits zu lange gefangen genommen hatte als das er ihr noch hätte entkommen können. Er war ein Teil von ihr, und sie ein Teil von ihm. Langsam, Schritt für Schritt stieg er den steilen Hang zum Schlossportal empor, ignorierte sein vor Angst rasendes Herz, das Stechen, welches sich anfühlte als ob tausende von Eissplittern sich in selbiges gebohrt hätten. Fest presse er seine rechte Hand gegen seine Brust und hoffte, dass es nun endlich schweigen würde. Doch verstummen wollte es anscheinend nicht, schlug nur noch schmerzhafter unter dem Druck seiner Hand. Kleine Eiswölkchen erfüllten die Luft, ließen nur wage darauf schließen wie anstrengend dieser Weg für ihn sein musste, wie viel Kraft es ihn kostetet einen Fuß vor den anderen zu setzten um sein Ziel zu erreichen, um die erste Etappe dieses nicht enden wollenden Spiels hinter sich zu lassen. Keuchend und kraftlos betrat er die riesige Halle, lehnte sich an die hinter ihm zufallende Tür, um seinen müden Knochen einen Moment Erholung zu gewähren. „Ahahahaaaa!“ Verzweifeltes Lachen erfüllte den riesigen Saal, wurde schrecklich verzerrt von den Wänden zurückgeworfen. Der Magier schüttelte nur den Kopf, die Hand noch immer beständig gegen sein schmerzendes Herz gedrückt haltend.
 

//Schweig doch endlich, schweig…..warum schlägst du so laut?!//
 

Durch den Schneesturm draußen war seine gesamte Kleidung durchnässt, klebte wie ein nasser Film auf seiner Haut. Erst vorhin im Garten war ihm aufgefallen das er außer seiner Hose und einem weißem Hemd nichts trug, Nichts, was ihn hätte vor dem Schneesturm draußen schützen können.
 

//Verdammt nochmal….schweig endlich still!//
 

Wütend trat er in die spiegelglatte Wasserpfütze, welche sich mittlerweile gebildet hatte, konnte sein eigenes Abbild nicht länger ertragen. Er hasste es sich selbst zu sehen, hasste es zu sehen was er am liebsten für immer wegsperren wollte. Er fühlte sein Herz, fühlte den Schmerz, fühlte mit jedem einzelnem, stechendem Schlag die Angst die in ihm langsam die Oberhand übernahm. Und doch, dass wusste er, würde er nicht freiwillig das Schlachtfeld räumen.
 

„Haha! Glaubst du denn wirklich, dass ich mich davon beeindrucken lasse? Du bist Nichts. Höchstens ein Schatten der der Vergangenheit angehört….weiter nichts. Du existierst nicht mehr, hörst du?! DU EXISTIERST NICHT!“
 

Mit raschen Schritten ging er durch die Halle, vorbei an riesigen Säulen, eisblauen Fackeln die er mit einer kurzen Handbewegung erlischen ließ. Dunkelheit. Obwohl alles stockfinster war wusste er wo er sich befand, kannte den Weg zum Thronsaal, ging geradewegs darauf zu.

Nichts was ihn hier umgab war ihm fremd. Zu lange hatte er hinter diesen Mauern sein Leben gefristet. Er brauchte kein Licht mehr um zu sehen, kein Licht um sich ein Bild von alle dem hier zu machen. Zögernd streckte er die Hand aus, erwartete den Widerstand des eisernen Tors, doch er fasste ins leere. Noch einmal griff er nach danach, trat dabei einen Schritt nach vorn, als wolle er abwägen ob er sich nicht doch noch weiter weg befand. Auch dieses Mal erreichte er nicht das erhoffte Ziel, ließ stattdessen seine Hand wieder sinken. Für einen kurzen Moment kam ihm der Gedanken wieder Licht in die Dunkelheit zu bringen, doch er wagte es nicht. Er wollte nicht noch einmal auf sein Spiegelbild treffen, nicht noch einmal sehen was er dann sehen würde. Demnach zog er die Dunkelheit vor.
 

„Aber hier irgendwo muss es doch sein,…ganz sicher.“
 

Vorsichtig, Schritt für Schritt wagte er sich weiter vor, trat behutsam auf den gefrorenen Boden. Zwar war es mittlerweile ungewohnt ohne Schuhe herumzulaufen, doch das Gefühl würde er wohl nie vergessen. Niemals wieder würde er vergessen wie es gewesen war, wie es sich tagtäglich angefühlt hatte. Nackt, schmutzig, ...wertlos. Plötzlich blieb Fye wie angewurzelt stehen, wich wieder einen Schritt zurück, denn er war auf etwas getreten, auf jemanden.
 

Er wich noch einen Schritt zurück, stolperte und landete unsanft auf dem harten Boden. Tastend ließ er seine Fingerspitzen über das dünne Eis gleiten, versuchte etwas zu finden an dem er sich wieder hätte hochziehen können, doch er suchte vergebens. Hier unten gab es nichts, nichts außer Dunkelheit und…dem Geruch frischen Bluts. Übelkeit stieg in ihm auf als er sich dessen bewusst wurde und das schmerzende Pochen setzte wieder ein. Doch diesmal war es nicht die Angst die ihm die Kehle zuschnürte, sondern vielmehr Verzweiflung.
 

//Bitte,…bitte nicht.//
 

Ein leises Knacken durchbrach die Stille und ein brennender, stechender Schmerz breitete sich in seiner linken Handfläche aus als er versehendlich etwas Spitzes streifte. Um genau zu sein war es die Klinge eines Schwertes, wie Fye mit Entsetzten feststellen musste. Doch er hatte sich nicht an der Klinge irgendeines Schwertes geschnitten, sondern an der Silberdrachens, ein Katana, welches Kurogane für gewöhnlich zu führen pflegte.

Zwar konnte er noch immer nichts sehen, doch er war sich sicher, konnte sich nicht irren. Zu gut kannte er es, zu oft hatte er es in Aktion gesehen als das er es nicht wieder erkennen würde. Unsicher ob er dies wirklich tun sollte oder nicht hob er es vom Boden auf, hielt es fest umklammert in der Hoffnung das nicht eintreffen würde was er befürchtete. Seinen Blick stets nach vorn gerichtet kam er der am Boden liegenden Person immer näher, hatte diese fast erreicht. Das Stechen in seiner Hand war nichts gegen den Schmerz den er in eben diesem Moment empfand, Schmerz den einzig und allein ein Herz voller Lügen empfinden konnte.

Er fühlte rauen, groben Stoff unter seinen Fingerkuppen, stoppte jäh, denn er hatte sein Ziel erreicht. Mit aller Kraft stütze er sich so gut es ging mit Silberdrachen vom Boden ab, so, dass er zumindest nicht mehr auf allen vieren kriechen musste.
 

„Ku….Kuroga…“
 

Seine Stimme versagte als er versuchte seinen Namen laut auszusprechen, zu viel Angst hatte er davor niemand würde ihm antworten. Etliche Minuten vergingen, Minuten des Schweigens bis er zögerlich und mit zitternder Hand nach der des anderen suchte. Kalt war sie, gefroren.
 

„Nein….NEIN! Verarsch mich nicht und wach gefälligst wieder auf du Idiot!?“
 

Klirrend viel das Schwert wieder zu Boden, blieb reglos wie auch deren Besitzer dort liegen.

Der Magier hatte nun weder sich noch seine Stimme unter Kontrolle, schlug wütend mit seinen Fäusten auf den anderen ein, packte ihn beim Kragen, rüttelte ihn doch nichts geschah.
 

„Wach gefälligst auf! Ich habe gesagt du sollst aufwachen!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (16)
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Von: abgemeldet
2008-04-19T10:33:00+00:00 19.04.2008 12:33
die letzte änderung der geschichte liegt sehr weit zurück. zu schade, dass die story anscheinend nicht weiterging. ich find sie einfach hammer!
das ist alles so wunderbar geschrieben. man kann sich so gut in fye und kuro hineinversetzen! wirklich wunderschön! und die geschichte *schmelz*...

ich wäre so froh wenn es weiterging. echt total schön.
großen respekt an dich! *verneig*

*tränewegwisch* ;]
Von:  Engelchen_Fynn
2007-11-16T12:36:07+00:00 16.11.2007 13:36
Du lässt Kurogane doch nicht wirklich sterben, oder?

Wirklich gute Story, schreib schnell weiter. ^^
Von:  Joker_of_Eden
2007-08-31T23:59:44+00:00 01.09.2007 01:59
wow *platt*
da is eine hammergeile ff ><
du beschriebst so tol die gefühle der beiden *_*
und dieser innere kmapf woooooow. ;-;
*staun*
ich wil unbedingt wissen wies wietergeht!! OO
also bitte gnaz shcnell wietermachen!!
*bettel*
Von: abgemeldet
2007-08-26T14:22:27+00:00 26.08.2007 16:22
^^ boha schafst du es ganz schnell weiter zu schreiben ich finds grade total spannend nur eins hab ich nicht verstanden träumt fye oder ist das jetzt echt?
und kommt ashura auch noch bittebittebitte ^____^
ich finde deine geschite total schön!
Von:  Schreiberling
2007-04-17T11:48:53+00:00 17.04.2007 13:48
OHHA!
Dann geht es jetzt wohl erst richtig zur Sache.
Na gut.
Dann bin ich ja mal gespannt...
*wart*
Von:  Schreiberling
2007-04-15T20:42:33+00:00 15.04.2007 22:42
Heul schnief.
Traurig traurig diese Weiterführung der Geschichte.
Wird es noch ein Happy End geben?
Ich freu mich schon auf weiteres.
VLG
Von:  Schreiberling
2007-03-08T11:46:02+00:00 08.03.2007 12:46
Aha.
Bin ja mal gespannt, in was für ein Schlamassel sich Kurogane bringt und was aus Fye wird.
Dem geht es ja so richtig dreckig.
Echt zum Verzweifeln.
Aber Ashura sollte man auf gar keinen Fall unterschätzen. Ob Kurogane sich da nicht zuviel zumutet?
Bin schon auf alles weitere scharf.^^
VLG
Von: abgemeldet
2007-03-05T16:30:05+00:00 05.03.2007 17:30
Wie kannst du bei so einer Stelle aufhören? *arg*
Ich hoffe wirklich das Fye bald wieder aufwacht. Ich freue mich auf die Fortführung.
Von:  crow13
2007-03-05T09:24:38+00:00 05.03.2007 10:24
OO..wie jetzt...bei der spannendsten stelle aufgehört! Aber es ist wie immer genial geschrieben. vor allen wie sich die Beziehung zwischen den beiden gewandelt hat, und was jeder für sich fühlt..;_;
Jetzt bin ich noch hibbeliger. ich freu mich schon auf die Fortsetzung! *w*
Von:  Silverslayer
2007-03-03T00:31:41+00:00 03.03.2007 01:31
Argh Sadist!
Du kannst doch nich an so ner Stelle aufhören *heulzeter*
Schreib weiter! Biiiiiiitte!!!!!


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