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A new Life

von

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Prolog

Statt nach Hause zu gehen, machte sich Draco auf den Weg in eine Bar und ließ sich ziemlich volllaufen. Er war mit seinen Nerven am Ende. Alles kam wieder hoch, die Trennung von Arianne, einer Beziehung, die sowieso nie eine Chance gehabt hatte, da er ja eigentlich Schwul war.

Die ganzen glücklichen Momente, die er mit Chloe und Darren erlebt hatte.

Sogar seine Eltern waren wieder glücklich gewesen, bis sein Vater an einem Herzinfarkt gestorben war, vor vier Jahren und seine Mutter seit dem an Depressionen litt und ständige Betreuung benötigte.

Gott, sein Leben war einfach Scheiße.

Gegen Mittag meinte der Barkeeper, das Draco wohl genug hatte und wollte ihm ein Taxi rufen, was der Blonde allerdings ablehnte. Er würde zu Fuße nach Hause gehen, was äußerst weit war und wenn er Glück hatte, würde er nie dort ankommen. Er torkelte aus der Bar hinaus und musste sich erst einmal an der Wand festhalten. Alles drehte sich um ihn.Draco war nicht weit gekommen. Er hatte sich an eine Hauswand gelehnt und war daran zu Boden gerutscht. Immer wieder fuhr er sich übers Gesicht. Einen solchen Ausrutscher hatte er sich seit Jahren nicht mehr gegönnt.
 

Harry räckelte sich. Endlich Mittagspause, dass konnte er nach so viel Aktenarbeit wirklich gebrauchen. Er schnappte sich seine Jacke und ging nach draußen um sich einen Kaffee zu hohlen.

"Mhm... Wo hole ich den heute meinen Kaffee?"

Liam, einer seiner Angestellten, gesellte sich zu ihm

"Wie wäre es mit Starbrucks? Ist zwar etwas weiter, aber da gibt es den besten Kaffee!"

Harry fuhr sich durchs Haar. Warum eigentlich nicht?

"In Ordnung lass uns gehen!"

Schweigend liefen sie nebeneinander her. Harrys Gedanken schweiften zu Lily- hoffentlich passierte ihr nichts. Wenn sie nur nicht an irgendeinen Slytherin geriet, der ihr einen Fluch aufhalste oder so etwas! Hoffentlich passte Ted gut auf seine Kleine auf. Seufzend sah er sich um und entdeckte plötzlich einen blonden Haarschopf. Kopf schüttelnd wandte er sich ab. Jetzt sah er schon überall Malfoy - wobei seine Kinder wirklich süß waren! Aus den Augenwinkeln sah Harry den Blonden zu Boden gehen, interessierte sich aber nicht weiter für ihn, bis Liam fragte

"Ist das nicht Malfoy da an der Mauer?"

Harry sah genauer hin. Tatsache das war Malfoy.

"Wir sollten ihm helfen" nuschelte der junge Mann und blickte leicht scheu zu dem Blonden.

Er traute sich nicht so recht. Gezwungener Maßen, er wollte vor seinen Kollegen immer den Anschein erwecken sehr hilfsbereit zu sein, ging Harry auf Draco zu und kniete sich vor ihn.

"Hey Malfoy!" Er blickte zu Liam der nicht näher gekommen war. "Du siehst echt scheiße aus! Was tust du hier?"

Draco hob den Kopf. Er hatte plötzlich zwei Potters vor sich. Verdammt er hatte eindeutig zu viel getrunken.

"Weiss nich was disch das angeeeht Potta?" meinte er.

"Hm... Lass mich raten. Möglicherweise weil ich Auror bin und es in meiner Verantwortung liegt, dass niemand Mist baut oder wie ein Landstreicher auf der Straße rumhockt?!"

Er legte Draco umständlich einen Arm um die Talie und zog ihn hoch.

"Lasch dasss ... isch kann alleine gen ..." meinte Draco.

Er wehrte sich nach Leibeskräften gegen Harry, doch er konnte nichts gegen ihn ausrichten. Er war einfach zu betrunken.

"Pah...", schnaubte Harry "von wegen alleine! Du bist zu besoffen um einen klaren Gedanken zu fassen Malfoy! Außerdem stinkst du 10 Meter gegen den Wind!" Harry winkte Liam zu, der verlegen grinste dann brachte er Draco zu seinem Wagen. "Wo wohnst du Malfoy!"

"Da woh ich immer gewooohnt hab Potta, auff Mafloy Manor!"

Draco hatte aufgehört, sich gegen Harry zu wehren, da er erkannt hatte, dass er keine Chance gegen ihn hatte.

"Wennn du isch wärscht, würdes du dich auch bedrikn!"

Harry seufzte.

"Das war mir Klar! Aber wo liegt Malfoy Manor?!" Mit viel Mühe schaffte er es den Blonden ins Auto zu setzen. "Deine Kinder sind nach Hogwarts gefahren... du wirst sie an Weihnachten wieder sehen! Glaub mir du wirst es überleben, alles kein Grund sich zu betrinken!"

"Natürlisch, das ssagt ausgereschnet der grooße Ha ... Harry Potta ... Isch bin jetz drei Monate allein su Hause ..." Draco tippte mit seinem Zauberstab auf Harrys Navi. "Folg einfach den Annweisungen dieses Dingens.

"Hast du keine Frau?" fragte Harry genervt und gab Gas "Oder wenigstens deine Mutter zu Hause?"

Er hatte wirklich nicht die geringste Lust den Blonden auch noch ins Bett zu bringen.

"Isch bin schwuul Potta und meine Mutter is in der Psic ... Physi ... ach in der Klappsmüüühle ..."

Draco hatte die Augen geschlossen, da die Fahrt und die vorbeifliegende Szenerie seiner Übelkeit nicht gerade zu Gute kam. Erschrocken trat Harry auf die Bremse und hätte beinahe einen Unfall verursacht.

"Du bist schwul?" fragte er nach einger zeit des Schweigens. "Wie kommst du dann zu deinen Kindern?"

Harry bog nach links ab und kam auf einen Schotterweg, der laut dem Navy nach Malfoy Manor führen sollte.

"Blöda Fehla ... aalso nich Chloe und Darren ... aba die Besiehung ... sie hat mich sitzen lassen, kurs nachdem die Beiden geboren waren ..." Draco schluckte einen dicken Klos hinunter, der sich in seinem Hals bildete. "Und du? Bissu glücklich mit Schinny?"

"Das tut mir Leid" meinte Harry mitleidig. Das Manor kam in Sicht. "Ja ich bin sehr glücklich mit Ginny! Sie ist eine wunderbare Frau und Mutter" Hary lächelte selig, er liebte Ginny über alles.

"`s Vergangeheit Potta und isch brauch dir nich Laid dun ..." Als Harry stehen blieb, öffnete Draco die Tür und purzelte halb aus dem Auto. "Kanns wieda fahren, den Rest schaff isch scho ..."

"Jaja..." maulte Harry "und mich wird man dann anzeigen, weil ich dich hab liegen lassen! Vergiss es!"

Er Schaltete den Motor ab und ging um das Auto herum um seinem Erzfeind auf die Beine zu helfen.

"So! Wo müssen wir lang?"

Draco zeigte die Stufen nach oben.

"Haustür ..." Er ließ sich bereitwillig von Harry auf die Beine helfen und lief dabei rot an, wie ein verliebter Teenager. "Du muss das nich tun ..."

"Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Jetzt halt die Klappe!" Er bemerkte den Rotton auf den Wangen des Blonden. "Ich weiß das ich heiß bin Malfoy, aber deshalb musst du immer noch nicht rot werden!" Er konnte es einfach nicht sein lassen, an dem Blonden herum zu sticheln.

"Halt die Klappe Potter ..." zischte Draco.

Potter wusste ja nicht, wie sehr in diese Worte verletzten. Er hatte sich in Hogwarts schon ihn den Dunkelhaarigen verknallt und das alles hier war nicht gerade zu seinem Besten. Auch wenn er sich aufführte wie ein Trottel, er war einfach süß.

"Gerne doch" stichelte Harry und öffnete die Tür. "Links oder rechts?" fragte er als sie in der riesigen Eingangshalle standen.

"Gerade aus ... Die Treppe hoch und gleich die erste Tür rechts ... mein Schlafzimmer ..." brummte Draco. "Du weißt doch gar nich was du mir gerade antust Harry!" stöhnte er entnervt.

"Was tu ich dir denn an?", fragte Harry neugierig und schleifte Draco die Treppe hoch.

"Häh?" Draco sah ihn an, als hätte er einen Geist gesehen, ehe er kalkweiß wurde. "Isch ... vergiss es Potter!"

Jetzt war es an Harry den Blonden fragend anzusehen.

"Was bitte meinst du Malfoy?" Er öffnete die erste Tür und schleifte Draco in den Raum.

Draco blieb einfach stehen.

"Hör su Potta, isch bin viel su bedrunken, als das du misch ernsd nehmen kannsd ..."

Harry musste unwillkürlich lachen.

"Und das aus dem Mund eines Betrunkenen!" Er sah sich in dem prachtvollen Raum um. "Schön hast dus hier" murmelte er dann fragte er "Also was tue ich dir an?!"

"Du kwälst mich ... schon seid Jaaaahren!" Draco sah ihn aus den grauen Augen herausfordernd an. "Schon in da Schule has du das gemacht!"

Harry seufzte.

"Schön und Gut... Du bist und bleibst ja auch mein Feind, Malfoy! Außerdem bist du auch nicht grade zimperlich mit mir umgegangen" er schüttelte den Kopf. "Oder meinst du eine andere Art dich zu quälen?"

Draco versuchte sich die Jacke auszuziehen.

"Das letstere!"

Harry nickte überlegend und sah Draco dabei zu wie er versuchte sich aus der Jacke zu quälen, dann seufzte er genervt auf und zog dem Blonden die Jacke mit einem geknurrten "Mein Gott, Malfoy, das kann man ja nicht mit ansehen!" aus. Genervt schob er seinen Feind dann in Richtung des großen Himmelbettes.

"Was dusd du da?" fragte Draco.

Panisch versuchte er Harry zu stoppen, was ihm aber nicht gelang.

"Du has recht, ich bin dein F ... Feind und etwas, dass sich an meinem rechten Arm befindet, wird dich auch immer daran erinnern ..." versuchte der Blonde einzuwenden.

"Ich helfe dir beim Ausziehen!" erklärte Harry geduldig. "Aber um schon wieder auf das Letztere zurück zukommen: Ich wusste immer das ich heiß bin, aber das sogar ein Draco Malfoy auf mich steht! Ich fühle mich wirklich geehrt!" feixte er und schubste Draco aufs Bett.

Draco sah Harry ungläubig an. Er würde ihm beim ausziehen helfen? Wo war der verfluchte Traumheld aus seiner Kindheit hin verschwunden? Wo kam plötzlich dieser Sadist vor ihm her?

"Wieso?" war das Einzige was Draco rausbekam.

"Na du kannst es scheinbar nicht alleine!" grinste Harry "Keine Sorge ich gucke dir schon nichts weg und wie gesagt: Du bist der Feind!" Er zog Draco die Schuhe von den Füßen. "Sag, hast du eigentlich schon nach Darrens Zauberstab gesucht?"

"Zauberstab? Welcher ... Oh, wie denn Potter? TWINKY!"

Ein kleiner Hauself erschien vor seinem Herrn und sah ihn mit großen, grünen Augen an.

"Master Draco hat gerufen?"

"Twinky, geh und such bitte Darrens Zauberstab. Wenn du ihn gefunden hast, schickst du ihn mit Hermes nach Hogwarts. Er hat ihn irgendwo vergessen ..." antwortete der Blonde schwer atmend.

Als die Hauselfe nach einer Verneigung wieder verschwunden war, saß Draco stocksteif am Rand seines Bettes.

"Du muss das nicht tun!"

"Ich habe dir schon ein paar Mal gesagt, das ich keine Anzeige am Hals haben will, weil ich dich einfach hab liegen lassen! Man hat mich ja leider auch genötigt dir zu helfen..." Er fuhr sich durch die Haare. "Ich meine ich kann dich ja jetzt eigentlich auch in Hose und Pulli liegen lassen... Wäre auch nicht so schlimm, was meinst du?" Er setzte lehnte sich an den Bettpfosten. "Aber mal was anderes! Unsere Kinder dürften gerade einsortiert werden, wo meinst du kommen deine Chaoten hin?"

"Meine Chaoten?!" Draco sah ihn entrüstet an. "So wie ich die Beiden kenne, werden sie sicherlich keine Slytherins ..." war seine Antwort.

Draco schlüpfte selbst aus seinem Hemd. Betrübt sah er auf seinen rechten Unterarm, auf welchem sich noch immer das dunkle Mal abzeichnete. Egal wie sehr es auch schmerzte, er würde es sicherlich nicht entfernen lassen. Harry grinste.

"Ich könnte schwören das Lily nach Gryffindor kommt! Sie scheint meiner Mutter sehr ähnlich zu sein!"

Er strich sich wieder durchs Haar und beobachtete mit einem belustigten Funkeln in den Augen wie Draco sich mühsam des Hemdes erledigte. Darunter kam der nackte Oberkörper zum Vorschein und Harry musste bewundernd zugeben, dass Draco wirklich verdammt heiß war. Er beschloss den Blonden ein wenig zu Ärgern und fing an den Malfoy unverhohlen anzustarren.

"WAS, Potter?" Draco war Harrys Blick nicht entgangen. "Noch nie einen nackten Mann gesehen?"

"Dohoch..." murmelte Harry "aber noch keinen Malfoy!"

Er ließ seinen Blick mit einem neckischen Grinsen über Dracos Körper wandern, wobei er an Einigen stellen etwas länger verweilte.

"Brauchst du vielleicht noch etwas Hilfe?" fragte er schnurrend und leckte sich grinsend über die Lippen.

Ob Draco darauf hereinfallen würde? Bei Ginny klappte das, obwohl sie schon so lange verheirateten waren, ihre Wangen bekamen dann so einen niedlichen Rotton der Harry ziemlich anmachte. Draco starrte Potter fassungslos an.

"Wer von uns beiden ist jetzt betrunken? Du oder ich?"

Der Blonde war sich mittlerweilen nicht mehr ganz so sicher, ober das nicht einfach nur träumte. Wieso sollte ausgerechnet Potter ihn anmachen? Jedoch konnte er auch nicht verhindern, dass er etwas rot wurde.

"Du" antwortete Harry grinsend. "Wie süß du wirst rot, Malfoy!" feixte er und strich sich nochmal durch die Haare. Hah! Er war immer noch so sexy wie vor 11 Jahren! "Gott sei dank", murmelte er leise, war sich aber nicht bewusst, dass er das Laut gesagt hatte.

"Was, bei Merlin, hat Gott damit zu tun, dass ich rot werde und nach elf Jahren immer noch auf dich stehe Potter?"

Draco war wirklich wütend.

"Habe ich das mit dem Gott laut gesagt?" fragte Harry überflüssigerweise. Dann schenkte er Draco ein strahlendes Lächeln. "Wenn ich´s eh schon gesagt habe, dann kann ich dir auch verraten das ich gerade darüber nachgedacht habe, dass ich immer noch so sexy bin wie vor 11 Jahren. Ich kann übrigens nicht glauben, dass du schon so lange auf mich stehst!" Er stieß sich vom Bettpfosten ab "Aber ich werde irgendwann vielleicht darauf zurück kommen!"

"Harry James Potter! Wenn du mich jetzt hier sitzen lässt, ohne mir eine ordentliche Erklärung dafür zu liefern, warum ich gerade vor dir mein Herz ausschütte, dann ... dann ...!" Draco stand mühevoll von seinem Bett auf und ging zum Dunkelhaarigen. "Dann weiß ich nicht, was ich mit dir anstellen werde..."

Harry schüttelte grinsend den Kopf und sang dann

"Du bi~~hist in mich verliebt, du~~hu bist in MICH verlie~~~bt..."

Draco packte Harry am Kragen.

"Hör auf!"

Anschließend zog er den Dunkelhaarigen näher zu sich und presste seine Lippen auf die von Harry. 'Fuck', war das einzige was Harry noch denken konnte, dann gab er sich diesen weichen Lippen völlig hin.

Dann merkte er was er da tat und schubste Draco brutal weg.

"Was denkst du dir Malfoy?!" Er blitzte den Blonden böse an. "Ich bin verheiratet, okay?!"

Draco sah Harry keuchend an, als er wieder auf dem Bett landete. Ein diabolisches Grinsen schlich sich auf seine Züge, als er Harry von oben bis unten betrachtete.

"Das scheint deinen kleinen Freund aber nicht zu stören." meinte er.

Harry verzog keine Miene

"Das, mein Lieber liegt daran, dass ich schon gerne mal mit dir oder eher mal wieder mit nem Kerl im Allgemeinen schlafen würde, was aber trotzdem nicht heißt das ich meine Frau betrügen würde!"

Harry wischte sich mit einer beiläufigen Bewegung das Haar aus dem Gesicht und betrachtete Draco aufmerksam. Er sah so verdammt niedlich aus, wie er da auf dem Bett lag und ihn mit seinem Blicken zu verschlingen versuchte.

„Das nenn ich mal ein Angebot Potter und um ehrlich zu sein, ich bin auch gewillt gern einmal die Beine für den Helden der Zauberwelt breit zu machen. Aber ich denke, das hier ..." Er streckte seinen Arm aus und präsentierte dem Dunkelhaarigen das schwarze Mal. "... Wird dich wohl eher davon abhalten."

"Malfoy drücke ich mich unklar aus oder willst du einfach nicht verstehen, das ich meine Frau nicht betrügen werde?!" Harry funkelte Draco böse an, auch wenn das Angebot wirklich verlockend war.

Draco sah Harry an, als ob er an dessem Verstand zweifeln würde.

"Natürlich Potter ... dann kann ich mich wohl auch jetzt, trotz deiner Gegenwart, nackig machen und in mein Bett gehen?"

"Mach doch was du willst!" murrte Harry und wandte sich um. "Ich habe sowieso schon zuviel Zeit mit dir verbracht!"

Draco setzte sich wieder auf und begann an seinem Gürtel zu nesteln.

"Verfluchter Mist!" grummelte er. "Ich krieg ihn nicht auf!"

"Du wirst mir doch sicher verzeihen, wenn ich dir nicht helfe?" fragte Harry sarkastisch. "Wo bewahrst du deine Zaubertränke auf?"

"Was? Wieso willst du das wissen? Soll ich mich vor deinen Augen vergiften?" Endlich schaffte es Draco den Gürtel zu öffnen und schlüpfte aus seiner Hose. Nackt, wie Gott ihn erschaffen hatte, stand er nun vor Harry. "Du wirst mir doch sicherlich verzeihen, dass dich das nichts angeht ..."

"Malfoy! Ich frage mich immer noch ob du wirklich so dumm bist?! Aber wenn du mit einem Kater aufwachen willst... bitte!" Er schüttelte verständnislos den Kopf.

Da er Draco nicht ansah bemerkte er nicht, dass dieser nun völlig nackt war.

"Glaub mir ... das wäre er allemal wert Potter ..." Beleidigt ließ er sich in die weichen Kissen fallen und sah den Schwarzhaarigen abwartend an. "Nur zu, geh ... deine Frau wartet sicher auf dich ..."
 

Harry war schon fast aus der Tür, als sein Verantwortungsbewusstsein ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Er drehte sich frustriert um

"Zum Letzten mal, wo ist dein Tränkeschrank oder was auch immer du hast!"

Er schluckte hart als er Draco nackt auf dem Bett liegen sah.

"Ich dachte mehr daran, wie do wohl damit umgehst, wenn ich morgen vermutlich tot in meinem Bett liege, an meinem eigenen Erbrochenen erstickt ..."

Träumend sah Draco zum Himmel seines Bettes auf.

"Malfoy!" knurrte der Schwarzhaarige und machte wütend einen Schritt auf seinen Erzfeind zu.

"Ja ... Harry?"

Draco zog den Namen seines "Erzfeindes" extra etwas in die Länge und blickte ihm in die grünen Augen.

"Fick dich!" murrte der und wandte sich um. 'Geh ich eben suchen! oder...' "Wie war nochmal der Name dieses Hauselfs?"

"Das könntest du doch erledigen ..." meinte Draco lasziv grinsend. "Außerdem brauch ich keinen Trank, nur ausreichend Schlaf und ich werde sicher nicht sterben ..."

Harry ging zum Bett und beugte sich über Draco, seine Arme direkt neben dem Kopf des Blonden abgestützt. "Du solltest besser deine vorlaute Klappe halten, Malfoy!" spie er aus und kam dem Gesicht des Blonden immer näher. Sein Blick war eiskalt. "Man sollte nicht mit mir Spielen, Malfoy!" zischte er "Nur das du es weist!"

Ruckartig stand er wieder auf. "Auf Nimmerwiedersehen!"

"Wer sagt, dass ich mir dir spielen würde Harry? Denkst du, dass ich nach über dreizehn Jahren das dann so einfach wegwerfen würde?" Draco stützte sich auf den Ellbogen ab und sah Harry hinterher. "Du belügst dich selbst ..."

Der Weihnachtsball

4 Jahre später
 

Chloe saß bereits seit Stunden in ihrem Zimmer. Eigentlich sollte sie sich ja für den Yule-Ball hübsch machen, der dieses Jahr in London stattfinden würde. Doch sie hatte keine Lust dazu. Ihr war nicht nach feiern zu Mute, nachdem sie am Nachmittag ihre Großmutter besucht hatte. So trug die Fünfzehnjährige noch immer ihre dunkelblaue Röhrenjeans, eine weiße Bluse und darüber ein Neckholder-Westchen. Das lange blonde Haar war zu einem Knoten gebunden worden und der etwas kürzere, neckische Pony mit einem schwarzen Band gebändigt.

Chloe hatte nicht wirklich Lust auf den Yule-Ball, aber sie hatte ihrem Bruder versprochen, mit ihm dort hinzugehen und Draco wollte anscheinend auch einmal wieder etwas Zeit für sich, da er sie solange gedrängt hatte, bis sie zustimmte.

Sie blätterte gerade die nächste Seite in ihrem Tränkebuch um, als es an ihrer Tür klopfte. Wenige Augenblicke später steckte Draco den Kopf herein und sah seine Tochter erstaunt an. Chloe erwiderte seinen Blick kurz und widmete sich dann wieder ihrem Buch. Ihr Vater sah zum ersten Mal seit Monaten wirklich wieder glücklich aus. Er würde Weihnachten nicht allein verbringen, oder nur mit ihr und Darren, nein, Harry würde heute Abend bei ihm sein und diese Freude konnte man schon fast greifen. Chloe und Darren hatten bald von der Affäre ihres Vaters erfahren, die er stets versucht hatte geheim zu halten. Doch für ihre Freundschaft zu Harrys Tochter Lily war das nicht gerade förderlich gewesen, aber sie hatten es geschafft.

„Du bist ja noch gar nicht angezogen. Darren wartet unten auf dich ...“

Chloe schloss mit einem leichten Seufzen ihr Buch und sah zu ihrem Vater.

„Sag ihm, dass ich gleich kommen werde.“

„Du gehst so?“ Erstaunt sah Draco Chloe an.

„Ja ... ich fand kein schönes Kleid und ich werde wohl auch nicht zu lang bleiben. Ich möchte noch einmal zu Großmutter.“

Draco betrat nun das Zimmer und setzte sich an Chloes Bett. Das Mädchen zog ihre Beine an, sodass ihr Vater mehr Platz hatte. Er sah sie aus den grauen Augen traurig an, was die Blonde doch sehr wunderte. Er sollte sich doch eigentlich freuen, wenn er mit Mr. Potter den Abend verbringen konnte. Liebevoll strich Draco über Chloes Haar.

„Du brauchst doch nicht nocheinmal zu ihr Chloe. Einmal am Tag reicht doch völlig. Sie kann sich doch sowieso nicht an dich erinnern. Sie erinnert sich nichteinmal an mich.“

„Ich weiß doch Dad. Sie erinnert sich zwar nicht an mich, als ihre Enkeltochter, aber sie freut sich jedesmal, wenn sie mich sieht. Für sie bin ich einfach Chloe, die sich Sorgen um sie macht. Sie ist doch meine Grandma und ich hab sie lieb.“

„Das weiß ich doch, aber ich möchte nur nicht, dass du dich da in etwas verrennst und dir mehr davon versprichst, als du in Wirklichkeit zu erwarten hast.“

„Keine Sorge Dad, das wird nicht passieren.“

Draco nickte verstehend, als es erneut an Chloes Tür klopfte und Darren eintrat. Er war wie sein Vater, groß und blond, mit blauen Augen und einem unverkennbaren Sinn für Humor. Er sah zwischen den Beiden hin und her, zog eine Augenbraue fragend in die Höhe.

Für den Yule-Bale hatte sich Darren extra einen Anzug gekauft, welchen er nun auch trug. Dazu ein weißes Hemd mit Krawatte. Seine kurzen blonden Haare hatte er mit etwas Gel in Form gebracht und sah umwerfend aus.

„Du siehst hübsch aus Darren“ bemerkte Chloe anerkennend.

Der Ältere lächelte sie verlegen an. Seine Schwester wusste sicherlich genau, dass er sich für Tiara hübsch gemacht hatte.

„Du aber auch“ erwiederte er scheu. „Etwas ungewöhnlich für einen Yule-Ball, aber hübsch.“

„Nur weil es kein Kleid ist?“ Chloe lachte etwas und schwang die Beine aus dem Bett. „Wir werden mal wieder für Aufsehen sorgen.“

„Wie üblich“ bemerkte ihr Vater.

Chloe und Darren grinsten verschwöhrerisch und die Blonde schlüpfte in ihre Ballerinas, die ihr Outfit etwas abrunden sollten. Sie stopfte das Buch in ihre Umhängetasche, schnappte sich ihren Parker und ging zu Darren, welcher ihr bereits die Hand hinhielt. Sie drehte sich noch einmal zu ihrem Vater um, welcher sie anlächlete. Wenn die beiden keine Geschwister wären, gäben sie ein perfektes Paar ab. Eines Malfoys würdig.

„Kommt nicht zu spät nach Hause“ ermahnte er die Beiden.

„Wir doch nicht Dad“ kam es von Darren.

„Ich pass darauf auf, dass wir pünktlich nach Hause kommen“ versprach Chloe ihm.

Darüber war Draco doch etwas beruhigt. Auf Chloe war immer Verlass. Sie hatte ihn noch nie belogen.

„Viel Spaß in London!“

„Den werden wir sicherlich haben. Dir viel Spaß mit Potter!“

„Darren!“ rief Draco entrüstet.

Der ältere Zwilling lachte laut, schnappte sich die Hand seiner Schwester und verließ laufend mit ihr das Manor. Chloe schlüpfte schnell in ihren Mantel und warf ihrem Bruder einen bösen Blick zu.

„Du bist unmöglich!“ bemerkte sie kopfschüttelnd.

„Warum? Es ist doch die Wahrheit. Die beiden werden Spaß haben!“

„Wer wird Spaß haben?“

Darren blieb abrupt stehen, sodass Chloe in ihn lief und die Beiden nach vorn stürzten, wo sie von zwei starken Armen aufgefangen wurden.

„Na? Wer ist denn hier so stürmisch?“

Es war Harry Potter, der gerade die lange Auffahrt zum Manor hochgegangen war und die Zwillinge nun aufgefangen hatte.

„Sorry Mr. Potter, war keine Absicht!“ entschuldigte sich Chloe.

„Ja, ich weiß. Aber wer wird den jetzt Spaß haben?“

„Ähm ... naja ... Drew und Lily, denk ich mal!“ Darren versuchte mal wieder genial die Situation zu retten.

„Drew und Lily?“

Chloe und Darren nickten eifrig. Harry legte den Kopf etwas schief.

„Scheint als sei meine Tochter sehr beliebt bei den Slyhterins. Aber ihr solltet euch jetzt auf den Weg machen. Sonst geht der Ball noch ohne euch beide los.“

Harry entließ Chloe und Darren wieder aus seinen Armen. Die Blonden nickten einverstanden und waren wenige Sekunden später auch schon verschwunden.

Der Dunkelhaarige sah ihnen noch etwas verwirrt hinterher, als er die altbekannte Stimme von Draco an der Haustür vernimmt.

„Du bist spät Harry ...“

Er drehte sich um und lächelte Draco entschuldigend an. Mit wenigen Schritten erklomm er die Stufen zum Manor und schloss den Blonden in seine Arme.

„Tut mir Leid, aber ich musste Ginny noch ablenken“ gestand er.

Dracos Augenbraue wanderte nach oben und er sah Harry vorwurfsvoll an. Der Schwarzhaarige hätte das schon längst mit Ginny klären sollen, dass er eine Affäre hatte, mit ihm. Doch seit nun mehr fünf Jahren hielt Harry das alles geheim.

Erstens um Ginny nicht das Herz zu brechen und vielleicht das Recht verlor, seine Kinder zu sehen.

Zweitens aus Angst um seinen Job und seinen Ruf und drittens, weil er sich nicht eingestehen konnte, dass ihm Draco wichtiger war, als all das zusammen.

Draco würde ihm sicherlich bedingungslos folgen, ihn unterstützen und ihn auch auffangen, wenn er fiel, doch was würden Chloe und Darren dazu sagen? Wenn sich herausstellen würde, dass ihr Vater schwul und der Geliebte von Harry Potter war.

„Du solltest es ihr endlich sagen Harry. Wenn sie es auf andere Art erfährt, wird sie dich nie mehr ansehen.“

Genau das meinte Harry.

„Denkst du, wenn ich es ihr so sage, wird sie das tun? Ich kann das nicht Draco, es tut mir Leid.“

Der Schwarzhaarige senkte seinen Kopf und küsste Draco verlangend. Nie würde er ihn wieder hergeben.
 

Als sie außer Hörweite waren, platze es einfach so aus Chloe heraus.

„Drew und Lil? Was blöderes ist dir nicht eingefallen oder?“

„Was denn!“ beschwerte sich Darren. „Die Beiden sind doch zusammen! Außerdem werden sie sicherlich auch Spaß haben.“

„Du kannst doch Mr. Potter nicht einfach so anlügen!“

„Wieso nicht? Er tut es mit seiner Frau schließlich auch schon seit Jahren.“

„Das ist wieder was anderes Darren! Es würde ihr das Herz brechen, wenn sie davon erfährt!“

„Denkst du Dad geht es gut, bei dem Gedanken daran, dass er eigentlich nur eine Affäre für Harry Potter ist? Glaub mir, er verbringt viel Zeit weinend in seinem Schlafzimmer!“

„Woher ...?“

„Woher ich das weiß? Es ist meistens wenn du bei Grandma im Heim bist.“

Chloe blieb abrupt stehen, sodass Darren noch ein bisschen weiterging, ehe er sich zu seiner Schwester umdrehte. Er sah sie fragend an.

„Aber warum, wenn ich weg bin?“ Chloes Stimme klang brüchig.

„Er will, dass du dir keine unnötigen Sorgen um ihn machst.“ Darren lächelte. „Es würde ihm nur wehtun, wenn du dich ständig um ihn sorgst. Außerdem will er dir ein unbeschwertes Leben bieten.“

„Oh ja, das tut er, indem er mich solche Sachen über dich erfahren lässt. Wahnsinnig unbeschwert!“

Chloe war zutiefst verletzt. Es machte ihr im Grunde nichts aus, nicht alle Geheimnisse ihres Vaters zu kennen, doch soetwas nicht zu wissen. Es machte sie einfach traurig. Außerdem konnte Draco ihr doch alles erzählen.

Darren sah Chloe mit traurigem Blick an. Es tat ihm weh, sie so zu sehen. Aber es war nur zu ihrem Besten. Er wusste wie sehr sie an ihrem Vater hing und was passieren würde, wenn ihm etwas geschah. Wenn Harry ihn jemals verlassen sollte, was Darren nicht hoffte, musste Chloe für ihn da sein. Sie musste für sie alle stark sein, sie war der Halt in ihrer Familie. Natürlich liebte ihr Vater sie beide bedingungslos, doch zu Chloe hatte er irgendwie eine tiefere Verbindung als zu ihm.

Der blonde Junge ging zurück zu seiner Schwester und schloss sie in den Arm.

„Er liebt dich Chloe und du bist es, die ihn irgendwann auffangen muss, egal was passiert, denn ich kann das nicht ...“ flüsterte Darren in ihr Ohr.

Chloe klammerte sich in das Jacket ihres Bruders und lehte ihren Kopf an seine Schulter. Er hatte Recht, doch mit welcher Kraft sollte sie ihren Vater auffangen, da sie selbst von Problemen gequält und verfolgt wurde.

Sie fühlte sich wohl in Hogwarts, das stand außer Frage, doch seitdem Ted die Schule verlassen hatte, war es für sie die Hölle in Hufflepuff. Die Mädchen hackten ständig auf ihr rum, verhöhnten sie, als Verräterin ihrer eigenen Familie, da sie schließlich eine Malfoy war und nicht in Slyhterin. Es war einfach unerträglich, und das jeden Tag, das ganze Jahr hindurch.

Das Taxi erreichte die Auffahrt von Malfoy Manor und Darren öffnete Chloe die Tür. Er hielt sie ihr ganz Gentlemenlike auf und stieg nach ihr ins Auto. Bis nach London sprachen die beiden Geschwister kein Wort mehr. Darren betrachtete die vorbeifliegenden Lichter, hing seinen eigenen Gedanken nach, während seine Schwester immer wieder an ihren Vater dachte. Er war also nicht glücklich in der Beziehung mit Harry, so wie sie jetzt war? Aber wie konnte man das ändern? Vielleicht wenn man mit Mrs. Potter ein vernünftiges Gespräch führte. Sie war ja eine kluge und intelligente Frau, die das sicher nachvollziehen konnte. Doch ohne das Einverständnis von Harry und Draco konnte sie da gar nichts machen. Und was würden Lily, Tiara und Albus von der Sache halten? Sie liebten ihren Vater, sicher. Aber ob sie eine Beziehung zwischen ihm und seinem ehemaligen Erzfeind gutheißen würden? Wohl kaum. Das Taxi hielt vor einer großen Halle und Darren drückte dem Fahrer etwas Muggelgeld in die Hand, anschließend half er Chloe beim aussteigen. Skeptisch sah die Blonde an dem Gebäude hoch. Von außen war es ja nicht gerade der Hammer. Hoffentlich war es drinnen wenigstens besser.
 

Darren hackte sich bei Chloe unter und führte sie die Stufen nach oben. Die Blonde hängte ihre Tasche um und betrat wenige Augenblicke später das innere des Gebäudes. Im ersten Moment wurde sie vom hellen Licht geblendet, das von vielen Discokugeln in den Raum geworfen wurde. Hämmernde Bässe drangen an ihre Ohren und auf der Tanzfläche tummelten sich viele Schüler aus Hogwarts. Von einer Dame am Eingang wurden Chloe die Tasche und der Mantel abgenommen und sie folgte Darren in die Halle. Wie sie feststellte, war sie wirklich das einzige Mädchen, dass in Hosen hier aufgetaucht war. Aber es störte sie nicht wirklich.

Die Zwillinge wurden gleich stürmisch von Lily und Drew begrüßt, die anscheinend schon auf sie gewartet hatten. Drew trug wie Darren einen schwarzen Anzug, der ihm ausgezeichnet stand. Da er Hermines dunkelblonde Haare und Rons blaue Augen hatte, war er sowieso ein hübscher Kerl. Lily trug ein nachtblaues Abendkleid, welches ausgezeichnet zu ihren Haaren und den grünen Augen passte. Sie sah aus wie Harrys Mutter, als sie noch jünger gewesen war. Draco hatte sie den Beiden mal auf einem Foto gezeigt, dass ihm Harry geschenkt hatte. Ihr langes rotes Haar hatte Lily nach oben gesteckt, wobei ein paar Strähnchen heraus hingen.

„Du siehst super aus Lil!“ bemerkte Darren.

Chloe nickte zustimmend. Doch es entsprach nicht einmal annähernd der Wahrheit, wie Chloe fand. Lily war mit Abstand die Schönste hier im Raum.

„Hör doch auf Darren! Ist doch gar nicht wahr! Chloe ist auch bezaubernd.“

Lily legte einen Arm um ihre beste Freundin. Die Rothaarige führte sie zu einem Tisch, den sie anscheinend schon belegt hatten. Darren und Drew hatten natürlich gleich ihre Köpfe wieder einmal zusammengesteckt. Sie heckten auch ständig neue Streiche aus. Chloe nahm neben Lily platz.

„Wo ist Tiara?“

Die Blonde sah sich fragend um. Albus war noch zu jung und durfte noch nicht mit, er war vermutlich bei seiner Mutter zu Hause.

„Bei Mum und Albus. Dad hat einen dringenden Auftrag vom Ministerium erhalten und musste weg. Deshalb hat Tiara gesagt, sie bleibt zu Hause, damit es Albus nicht so langweilig wird. Später fahren sie dann zu den Weasleys.“

Bei dem Worten von Lily zog sich Chloes Herz etwas zusammen. Doch sie behielt ihr Lächlen, da sie Darrens bohrenden Blick in ihrem Rücken spürte.

„Das tut mir Leid, dass euer Dad auch an Weihnachten arbeiten muss.“

„Tja, so ist das, wenn man eine hohe Position inne hat. Damit müssen wir nunmal rechnen und leben. Aber euer Dad ist ja ganz alleine zu Hause oder?“

„Er hat Besuch. Außerdem bleib ich auch nicht lange. Ich möchte noch zu meiner Grandma schauen und dann fahr ich wieder nach Hause.“

„WAS! Du willst uns schon wieder verlassen!“ Lily sah Chloe empört an.

„Nicht gleich.“ Sie lächelte sanft. „Ich bleib schon noch ein bisschen hier.“

„Das will ich auch hoffen, Miss!“ sprach nun Drew zu ihr. „Schließlich wollt ich noch mit dir tanzen! Wenns dein Bruder gestattet.“

Drew sah zu Darren, der zustimmend nickte. Er war froh, wenn Chloe wenigstens etwas abgelenkt war.

„Ich kann nicht tanzen Drew! Ich hab das nie gelernt!“

„Ach papperlapapp! Du kannst das schon!“

Drew war aufgestanden und trat nun neben Chloe. Er hielt ihr die Hand hin, forderte sie somit zum tanzen auf.

„Darf ich bitten Mylady?“

Chloe konnte ein Lachen nicht unterdrücken. Mylady? So hatte sie noch nie jemand genannt. Sie legte ihre Hand in die von Drew und folgte ihm auf die Tanzfläche. Der Dunkelblonde legte seine freie Hand auf Chloes Hüfte. Er übernahm die Führung und wie er feststellen musste, war die Blonde eine talentierte Tänzerin, auch wenn sie es noch nie getan hatte. Zumindest für einen Moment konnte er die Sorgen aus ihrem Kopf vertreiben.

Lily blieb mit Darren an ihrem Platz sitzen, damit niemand anderes ihn belegen konnte.

„Euer Dad hat Besuch? Wer ist denn da?“

„Ah ... meine Tante“ log Darren. Er konnte Harry jetzt nicht verraten. „Sie wollte nur mal nach ihm sehen. Sie ist ja auch alleine zu Hause. Ted ist sicherlich auch auf dem Weg hierher.“

„Oh, Ted kommt auch?“

„Davon gehe ich aus. Er wollte unbedingt alle wieder einmal sehen. Außerdem liebt er Partys.“

Jetzt konnte Darren wirklich nur noch hoffen, dass Ted kam. Er hatte keine Ahnung was der Türkishaarige so trieb. Er wusste, dass er eine Ausbildung als Auror im Ministerium machte, viel unterwegs war. Aber so? Er hatte schon seit Ewigkeiten nichts mehr von ihm gehört und Andromeda erzählte auch nicht viel von ihm.

„Da kommt er wohl ganz nach seiner Mutter. Dad hat gesagt, dass Tonks auch ganz schön rebellisch war.“

„Sie war eine Rebellin, dass stimmt.“

„Aber Chloe ist das auch“ bemerkte Lily. „Sieh sie dir an. Welches Mädchen wäre schon am heutigen Abend mit Jeans und Bluse hier auftauchen? Sogar du trägst einen Anzug. Aber es steht ihr. Ich könnte mir Chloe gar nicht in einem Kleid vorstellen. Du etwa?“

Darren warf einen Blick zu seiner Schwester und Drew. Sie lachten ausgelassen und schienen sich köstlich zu amüsieren.

„Nein, ich kann mir Chloe auch nicht im Kleid vorstellen. Es wäre zu ... ungewohnt?“

„Ungewohnt? Na ja, das trifft es nicht ganz. Sie ist einfach nicht die Lady ...“

Lily fuhr erschrocken zusammen, als ihr jemand die Hand auf die Schulter legte.

„Wer ist keine Lady? Du?“

Es war Ted, der die Rothaarige nun freundlich anlächelte. Wenigstens in dieser Hinsicht war Darren gerettet. Jetzt konnte Darren nur noch hoffen, dass Lily nicht nach Andromeda fragen würde.

„Nicht ich!“ antwortete Lily. „Chloe. Wir haben gerade festgestellt, dass sie deiner Ma ziemlich ähnlich ist!“

Ted sah Lily verwirrt an. Er sprach selten über seine Eltern, da ihn das Thema einfach zu sehr schmerzte und wenn das auch jetzt der Fall sein sollte, ließ er sich zumindest nichts anmerken.

„Chloe? Meiner Ma? Wohl kaum oder? Wo ist sie überhaupt?“

Darren deutete in die Richtung, wo Drew noch immer mit seiner Schwester tanzte. Selbst aus der Entfernung konnte man die leicht rotfärbung auf Chloes Wangen erkennen. Aber es war auch ziemlich heiß hier drin.

„Dort drüben, sie ist bei Drew. Naja, sie ist schon etwas aufsässig oder?“ fragte Lily.

„Meine Mutter war rebellisch, nicht aufsässig. Sie scheint glücklich zu sein“ bemerkte Ted, mit einem traurigen Ton in der Stimme.

„Was besteht jetzt darin für ein Unterschied Ted?“ hakte Lily nach.

Doch als sie die Hand von Darren auf ihrem Arm spürte, hielt sie inne. Der traurige Blick war ihr vorher nicht aufgefallen und sie war still. Ob dieser Ausdruck jetzt seiner Mutter oder doch eher Chloe gehörte, wusste Lily nicht einzuordnen.

Die blonde Malfoy schien nun die Ankunft von Ted bemerkt zu haben und zerrte Drew zurück zu ihrem Tisch. Mit einem freudigen Lächeln schlang sie die Arme um Ted und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Der Türkishaarige erwiederte die Umarmung und lächelte bei den Worten, die sie in sein Ohr flüsterte. Darren beobachtete das Treiben mit leichtem Missmut. Er wusste, dass Chloe vermutlich mehr für Ted fühlte, als nur Freundschaft und er wollte ihr eine Enttäuschung ersparen, für den Fall, das einmal mehr zwischen den Beiden laufen sollte.

„Möchte jemand was trinken?“ fragte Ted plötzlich. „Ich geb eine Runde aus.“

Lily und Drew orderten eine Cola, Darren einen Orangensaft, während Chloe sich dazu entschloss, Ted einfach zu begleiten. Dieser führte die Tochter seines `Onkels´ nun an die Bar. Er bestellte die Drinks für die anderen, überlegte selbst noch, was er trinken sollte, als Chloe ihn mit einem etwas unangenehmeren Thema konfrontierte.

„Harry ist heute bei Dad. Ich hab Darren vorhin mit Lil reden sehen und so viel ich mitbekommen habe, hat er gesagt, Dromeda wäre bei ihm. Also, wenn Lil oder irgendjemand dich danach fragen sollte, bitte lass sie nicht auffliegen.“

Ted hatte gerade an seinen frischgemixten Pina Colada genippt, sodass er sich heftigst verschluckte. Chloe sah ihn fest aus den grünen Augen an. Er würde sie sicherlich nicht enttäuschen.

„Harry ist bei deinem Dad? Was ...“

Als er Chloes Blick bemerkte, nickte er verstehend.

„Es ist also wahr? Sie sind zusammen? Grandma und ich haben soetwas schon vermutet“ flüsterte Ted leise.

„Ja, schon seit Darren und ich in Hogwarts angefangen haben. Harry hälte es noch immer geheim und es bricht Dad einfach das Herz.“

„Er hat Familie Chloe ...“

„Die hat mein Vater auch!“ antwortete die Blonde etwas aufgebrachter, als beabsichtigt. „Tut mir Leid.“

„Schon gut. Natürlich hat Draco die auch, aber du und Darren wisst davon, wie ich deiner Bitte entnehmen kann. Bei Harrys Kindern scheint das ja nicht der Fall zu sein.“

„Er verheimlicht es nicht nur den Kindern. Auch Ginny weiß nichts davon und er möchte, dass es auch so bleibt. Er liebt seine Familie über alles und er liebt Dad genauso sehr. Ich kann ihn nur nicht verstehen. Ich könnte mich nicht zweiteilen.“

„Tja, wir verstehen das einfach nicht. Aber du machst das ja eigentlich oft selbst, dich zweiteilen mein ich.“

Chloe sah Ted verständnislos an. Was meinte er damit? Sie sprang ja nicht zwischen zwei Beziehungen hin und her, oder verausgabte sich für jemand völlig Fremden.

„Deine Großmutter? Tante Zissa? Du warst jeden Tag in den Ferien bei ihr, hat Gran gesagt. Sie erkennt dich nichteinmal und du besuchst sie trotzdem jeden Tag? Das nenne ich wirklich aufopferungsvoll. Nebenbei kümmerst du dich noch um deinen Vater und Darren, den Haushalt und deine Schulausbildung.“

„Ich tue das doch nur, weil ich einfach nicht anders kann Ted! Sie gehört zu meiner Familie und es bedeutet mir schon eine Menge, wenn sie mich wenigstens als Chloe erkennt. So kann ich ihr viel von Vater und Darren erzählen. Sie weiß zwar nicht, dass sie ihre Familie sind, aber meine und das ich sie über alles liebe.“

„Du gibst die Hoffnung einfach nicht auf, dass sie sich doch noch einmal an sie erinnert oder?“

Ted sah sie aus traurigen Augen an. Nach dem Tod Lucius war Narzissa nie mehr die Selbe gewesen. Nach einem gescheiterten Selbstmordversuch und vielen Nervenzusammenbrüchen hatte sich Draco schließlich nicht mehr zu helfen gewusst und sie in die Psychatrie einweisen lassen. Es schien ihr dort merklich besser zu gehen, doch sie hatte ihre komplette Familie vergessen, ihren Sohn, die beiden Enkel, Ted. Lediglich an Andromeda schien sie sich zu erinnern. Vor etwa zwei Jahren hatte man dann einen unoperablen Hirntumor bei ihr festgestellt, mit wenig Aussicht auf Heilung und einer ziemlich kurzen Lebenserwartung. Doch bis jetzt hatte Narzissa die Prognose der Ärzte um ein Jahr und zwei Monate überlebt.

„Etwas Hoffnung besteht doch noch oder?“

Chloe sah ihn mit erwartunsvollen Blick an. Nein, solange Narzissa lebte, würde ihre Enkeltochter die Hoffnung auf ein Happy End nicht aufgeben. Ted nickte leicht. Er wollte, wie sie, einfach den Glauben nicht aufgeben.

Die Blonde drückte Ted nun ihr Wasser in die Hand.

„Ich geh kurz auf die Toilette. Du kannst die anderen schließlich nicht verdursten lassen.“

Der Türkishaarige nickte, nahm die Drinks und ging ein paar Schritte, ehe er sich noch einmal zu Chloe umdrehte.

„Du schuldest mir einen Tanz, dafür das du mit Drew getanzt hast“ bemerkte er lächlend.

Chloe verlor für einen Moment die Kontrolle über ihr Gesicht und sah Ted fassungslos an, welcher sich lachend nun zum Tisch zurückkämpfte. Die Blonde machte sich unterdessen auf den Weg zu den Toiletten und betrat diese wenige Augenblicke später. Zu ihrer großen Verwunderung waren diese völlig leer, kein anderes Mädchen schien hier zu sein. So sperrte sich Chloe in eine der Kabinen ein und wollte gerade ihren Gürtel öffnen, als die Türe erneut aufging und sie ein paar vertraute Stimmen hörte.

Schnell setzte sie sich auf den Klodeckel und zog ihre Beine an. Wie sie vermutet hatte, waren es ein paar Mädchena aus Ravenclaw, mit ihren Klassenkameradinnen Samantha Brians und Brianna Turner. Die Schlimmsten von allen.

„Bry, kannst du mir mal den Puder geben?“ fragte Sam.

Leises Rauscheln in einer Tasche und dann das öffnen der Puderdose.

„Habt ihr Malfoy heute schon gesehen? Ich frage mich wirklich, woher sie jedesmal den Mut aufbringt, in einem solchen Outfit aufzutachen.“

Leises Gekicher.

„Aber du musst zugeben, mit ihrer Figur kann sie das tragen“ antwortete Brianna.

„Bitte“ meinte Samantha theatralisch. „Sie sollte sich schämen, solche Muggelkleidung zu tragen. Das ist ja sowas von peinlich!“

„Stimmt es, dass sie auch Muggelmusik hört?“ fragte eine der Anderen.

„Ja, und dann auch noch so grässliches Zeug ... wie heißt die eine Band gleich noch mal Lunkin Puk?“

„Linkin Park“ verbesserte Brianna ihre beste Freundin.

„Wie auch immer ... Soetwas gehört sich für eine reine Hexe nicht. Aber was soll man erwarten, bei einem solchen Vater? Wie man den Gerüchten glauben darf, vergnügt er sich mit einem Mann. Wenn sie doch nur bei ihrer Mutter hätte bleiben können, sie hat eine wahnsinnige Karieree gemacht, beim Ministerium und ist jetzt Leiterin der Abteilung für Schwarzmagische Angelegenheiten. Mein Vater ist ganz begeistert von ihr.“

Wütend biss sich Chloe auf die Unterlippe. Wie konnten diese unwürdigen es nur wagen, so über ihren Vater reden? Für ihre Mutter waren Darren und sie noch immer ein Stück lästige Verantwortung, die sie alle paar Wochen einmal sehen musste. Chloe verabscheute sie aus tiefsten Herzen. Für nichts in der Welt wollte sie bei ihr sein und wenn sie der letzte Mensch auf Erden wäre! Sie empfand nichts weiter als Hass für diese Frau.

„Ja, aber hat sie Mr. Malfoy nicht mit den Kindern einfach allein gelassen?“ warf Brianna ein.

Anscheinend war sie doch nicht so dumm, wie sie manchmal tat, wie Chloe jetzt feststellen musste.

„Würdest du jemanden, der sich anscheinend mit Männern vergnügt nicht verlassen Bry? Die Kinder wären wohl ihrer Karriere nicht sehr förderlich gewesen, darum ließ sie sie bei Mr. Malfoy. Als sie dann endlich Zeit für die Beiden gehabt hätte, wollte er sie nicht mehr hergeben und wie es schien, hat sich Chloe auch ziemlich aufgemuckt, sie wollte ihren Vater nicht verlassen.“

Am liebsten hätte Chloe Samantha den Kopf abgerissen für diese Worte. Schade dass sie ihren Zauberstab nicht bei sich hatte, sondern in ihrer Tasche lag, denn sonst hätte sie der Brünetten einen Fluch aufgehalst, der einer Malfoy würdig war.

Die Puderdose wurde wieder geschlossen und sie verließen die Toiletten schnatternd und tratschend. Chloe ließ ihre Beine wieder auf den Boden sinken und starrte wütend die Kabinentür an. Was sollte sie jetzt tun, nachdem sie die Warheit über Samantha wusste? Sie vor allen zum Narren machen? Sie als Idioten dastehen lassen? Die Blonde schüttelte den Kopf. Nein, das war alles unter ihrer Würde.

Chloe erhob sich wieder von der Toilette und verließ diese nun. Sie wusch sich kurz die Hände und trat wieder nach draußen in die große Halle. Ihr war die Lust auf den Ball nun völlig vergangen. Sie stapfte missmutig zu Darren, Ted, Lily und Drew zurück, wo sie ihre Tasche ohne ein Wort aufhob und sich abwandte.

Darren sah Chloe verwundert an und als er merkte, dass sie gehen wollte, sprang er erschrocken auf und lief ihr hinterher. Was zum Donnerwetter war denn jetzt passiert? Sie sprach ja nur selten nichts mit ihm und dann auch nur, wenn sie wirklich übelst sauer war. Am Eingang wartete Chloe auf ihre Jacke, wo sie auch schließlich von Darren eingeholt wurde. Der Blonde sah seine jüngere Schwester verständnislos an, die seinen Blick nur kurz erwiederte.

„Was ist los Chloe? Ist was mit Dad?“ Besorgnis schwang in Darrens Stimme.

„Nein, es ist nichts mit Dad“ antwortete Chloe ruhig. „Ich hab nur keine Lust mehr auf diesen ganzen Quatsch hier. Ich bin dir doch eh nur im Weg.“

Chloe schlüpfte in ihren Mantel und verließ die Halle, während Darren ihr verwirrt folgte. Wieso sollte sie ihm im Weg sein?

„Bei Merlin, Chloe, jetzt bleib doch endlich stehen!“

Darren packte sie etwas grob am Arm, um sie aufzuhalten. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihn aus trännenerfüllten Augen an.

„Ich bin eine Schande für unsere Familie! Jeder denkt, Mutter würde uns nicht mögen, weil ich so ein Drachen bin! Weil ich sie ja so sehr hasse! Und dass ich eine Schande für Dad bin. Ich könnte ja genauso gut ein Muggelmädchen sein, mit Hexenfähigkeiten, so wie ich mich anziehe und aussehe!“

„Chloe, wer sagt sowas? Du bist keine Schande für mich oder Dad!“

„Ist doch unwichtig wer das sagt. Ganz unrecht hat sie ja damit auch nicht!“

Das Taxi, welches Chloe gerufen hatte, war angekommen und der Fahrer wartet etwas ungeduldig, damit die Blonde endlich einstieg.

„Lass uns zu Hause weiterreden Darren“ meinte Chloe, ehe sie einstieg.

Verluste

Als Chloe im Altenheim ankam, bezahlte sie zuerst den Fahrer und stieg wieder aus dem Taxi. Sie atmete tief die frische, kühle Nachtluft ein, ehe sie die Stufen zum Gebäude nach oben stieg. Auf dem Parkplatz konnte sie Andromedas Wagen erkennen. Es war ausergewöhnlich, dass sie um so eine späte Uhrzeit noch hier war. Sie betrat das kleine Heim und machte sich sofort auf den Weg in den ersten Stock, in welchem Narzissa ihr Zimmer hatte. Die Schwestern grüßten Chloe freundlich, da sie natürlich wussten, dass sie die Enkeltochter von Mrs. Malfoy war. Leise klopfte die Blonde an die Tür ihrer Großmutter, betrat das Zimmer wenige Sekunden später. Ihr kam eine völlig aufgeregte Andromeda entgegen, die bei Chloes Anblick augenblicklich stehen blieb.

„Ich dachte, du wärst mit Darren auf dem Weihnachtsball?“ fragte sie kalt.

„War ich auch“ antwortete Chloe, während sie die Tür leise wieder schloss.

Der kalte Ton in Andromedas Stimme war ihr nicht entgagnen, doch sie ignorierte ihn einfach.

„Aber es war total langweilig. Und ich hab Grandma schließlich versprochen, dass ich heute nochmal zu ihr komme.“

„Sie ist völlig klar Chloe. Sie erinnert sich wieder an Draco und auch an alles was passiert ist. Doch es geht ihr nicht gut. Sie hat hohes Fieber und die Sehkraft auf einem der Augen ist verlorengegangen. Deinen Vater kann ich auch nicht erreichen Chloe! Ist er ausgegangen? Es geht niemand ans Telefon und vom Flohnetzwerk ist er anscheinend auch abgekoppelt.“

Andromeda war ganz aufgewühlt und gestikulierte wild, während sie ihrer Nichte die Lage erklärte.

„Papa hat Besuch, ich hab das Telefon abgestellt, bevor ich weggegangen bin. Ich wollte nicht, dass ihn jemand stört. Und er hat sich letztes Jahr schon vom Flohnetzwerk abgemeldet. Grandma ist völlig klar? Kann sie sich denn auch an mich erinnern? Also an mich, nicht an ihre Enkeltochter?“

„Sie will nur noch Draco sehen. Sie redet von nichts anderem mehr! Chloe du musst ihn holen, sofort!“

Chloe schüttelte den Kopf.

„Nein, dass kann ich nicht. Hör zu Andromeda, er hat wirklich wichtigen Besuch heute Abend und ich will nicht, dass ihn jemand stört. Er kann ja morgen auch noch herkommen und dann hat er sicher auch mehr Zeit für Grandma.“

„Du verstehst es nicht Chloe oder? Narzissa wird den morgigen Tag vermutlich nicht erleben. Der Hirntumor verursacht bei ihr große Schmerzen und die Tatsache, dass sie ihre Sehkraft bereits verloren hat, ist schlimm genug und kein gutes Zeichen. Sie will nur noch ein letztes Mal Dracos Stimme hören.“

Entsetzt sah die Blonde auf. Ihre Großmutter würde sterben? Dabei hatte es ihr doch am Nachmittag noch so gut gegangen! Keine Anzeichen von Fieber oder des Tumors. Und jetzt, so plötzlich? Doch sie schüttelte erneut den Kopf. Sie wollte ihrem Vater diesen Abschied nicht antun, er war doch gerade so glücklich.

Andromeda seufzte resigniert. Sie wusste, dass sie Chloe nicht würde knacken können, da sie dafür einfach viel zu stur war.

„Dann geh du wenigstens zu ihr. Wir können sie jetzt nicht alleine lassen.“

Chloe senkte den Blick, während sie ihre Tasche kurz abstellte, um ihren Mantel auszuziehen. Diesen hängte sie an einen Kleiderhaken. Anschließend ging sie in das kleine Schlafzimmer, dass gleich hinten am Gang lag. Die Blonde klopfte leise und betrat, gefolgt von ihrer Großtante, den Raum. Narzissa schien zu schlafen, da ihre Augen geschlossen waren, doch an ihrem unruhigen Atem erkannte Chloe, dass dem nicht so war. Sie musste große Schmerzen haben.

Die Blonde nahm einen Stuhl und zog ihn zum Bett, ehe sie sich darauf setzte. Liebevoll schloss sie die Hand ihrer Großmutter in die ihren.

„Chloe?“

„Ja, ich bin hier ...“

„Weißt du wo Draco ist Chloe? Andromeda kann ihn nicht finden und ich würde so gern noch einmal mit ihm sprechen.“

Chloe traten Tränen in die Augen. Narzissas Stimme war so leise und zerbrechlich. Sie wirkte so schwach.

„Ja, ich weiß wo Dad ist Grandma.“ Chloe schniefte kurz. „Er hat Besuch von Harry Potter, er wollte den ganzen Abend bei Vater verbringen, allein. Deshalb sind Darren und ich auch auf den Hogwarts-Weihnachtsball gegangen, damit sie ihre Ruhe haben.“

Narzissa seufzte leise. Es schien sie irgendwie zu erleichtern, der Gedanke daran, dass Draco endlich mit Harry vereint war.

„Es freut mich für Draco, dass er endlich den Mut aufgebracht hat, es Harry zu sagen. Er hat sich schließlich lange genug gequält. Warum hast du mir nie gesagt, wer deine Eltern sind Chloe?“

Die junge Blonde schluckte hart. Wie sollte sie ihrer Großmutter nur erklären, wieso sie das getan hatte, aus welchem Grund sie es immer verschwieg?

„Nun ... ich weiß nicht, in wie weit dir Andromeda alles erzählt hat, aber du leidest an einer posttraumatischen Amnesie, die sich jetzt schon über 13 Jahre hinzieht. Du konntest dich nicht an Draco erinnern, bzw wolltest es gar nicht. Einzig Andromeda hat für dich noch existiert, nachdem Lucius gestorben war. Wie sollte ich dir erklären, wer ich bin, wenn du dich nicht einmal an deinen eigenen Sohn erinnern konntest? So blieb ich lieber das freundliche, fremde Mädchen, dass trotzdem jeden Tag bei dir sein konnte...“

Chloe brach ab, da ihr die Tränen nun unaufhörlich über die Wangen ronnen. Sie wischte sich schnell mit einem Ärmel der Bluse über die Augen. Ein Glück, dass sie wasserfestes Make-Up verwendet hatte. Andromeda trat nun hinter Chloe und legte die Arme um ihre Nichte. Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange.

„Du solltest jetzt schlafen Narzissa. Es ist sicherlich noch genügend Zeit über alte Zeiten zu plaudern, aber zuerst solltest du wohl wieder gesund werden nicht wahr?“

Narzissa nickte. Während Chloe unaufhörlich ihre Hand streichelte, schlief die ältere Frau langsam ein. Ihre Atmung blieb unregelmäßig und das Mädchen hatte das Gefühl, dass sie immer wieder aussetzen würde, doch sie wollte ihrer Großmutter ihre Ruhe gönnen. Vielleicht lag Andromeda ja richtig und sie würde sich wieder erholen. Langsam.

Nach einer Weile nahm die Brünette ihre Nichte mit nach draußen und sie setzten sich in die Sitzecke. Bei einem Blick auf die Wanduhr fiel Chloe auf, dass es bereits nach elf Uhr war und sie in einer Stunde zu Hause sein musste. Aber sie wollte jetzt nicht gehen, die letzten Stunden noch mit ihrer Großmutter verbringen. Andromeda nahm für sie beide je eine Tasse Tee vom Wagen. Sie reichte Chloe das warme Getränk, während sie sich ihr gegenüber in einen Sessel sinken ließ. Die Blonde fühlte sich so leer. Ihr wäre es lieb gewesen, wenn ihr Vater bei ihr wäre oder Darren. Doch sie wollte ihnen mit dieser Aufgabe nicht zur Last fallen. Schließlich hatte sie es sich selbst eingebrockt.

„ ... Chloe?“

Sie schreckte aus ihren Gedanken hoch, als Andromeda sie ansprach.

„Bitte?“ Die Blonde hatte nicht zugehört.

„Ob du Ted auch auf dem Ball gesehen hast? Er war heute so in Eile. Kam nur kurz aus der Arbeit, hat sich fein gemacht und ist schon wieder abgedüst.“

Chloe nahm einen Schluck von ihrem Tee und nickte.

„Ja, ich hab ihn getroffen. Ich bin ihm noch einen Tanz schuldig“ gestand Chloe.

„Typisch Ted, wo er doch genau weiß, dass du es nicht magst.“

„Er wirkte ein klein wenig eifersüchtig, weil ich zuvor mit Drew getanzt habe. Er hat mich einfach damit überrumpelt. Ted hat uns vermutlich gesehen, als er angekommen ist.“

Andromeda und Chloe unterhielten sich noch eine ganze Weile. Ihre Gespräche waren schon immer ungezwungen und ziemlich persönlich gewesen, da das blonde Mächen die Brünette als Mutterersatz sah. Sie hatte in ihrer Kindheit sonst keine weibliche Bezugsperson gehabt. Chloe schlief nach zwanzig Minuten einfach ein. Andromeda breitete lächelnd eine Decke über das Mädchen aus, ehe sie zu ihrer Schwester zurückkehrte.
 

Chloe wurde durch das hektsiche Treiben um sich herum geweckt. Einige Schwestern liefen aufgeregt hin und her, während sie etwas von einem Arzt murmelten. Andere wiederum standen in einer Ecke, sahen abwechselnd betroffen auf sie. Verschlafen wischte sich die Blonde über die Augen, ehe sie sich ersteinmal aufsetzte. Langsam registrierte sie, was wohl geschehen war. Erschrocken sprang sie von dem Sofa auf und lief in das Zimmer ihrer Großmutter. Andromeda saß am Bett, ihren Kopf auf Narzissas Bauch gelegt. Stoßweise hoben sich ihre Schultern und Chloe war sich sicher, ab und zu ein leises Schluchzen zu vernehmen. Sofort stiegen ihr die Tränen in die Augen. Nur schwer konnte sie sich zusammenreißen. Eine kleine untersetzte Frau trat auf die großgewachsene Malfoy zu und legte mitfühlend eine Hand auf die ihre.

„Sie ist sanft entschlafen Miss Malfoy. Sie hatte kaum Schmerzen. Es war besser so, sie hätte sich sonst nur noch unnötig lange geqäult.“

Chloe nickte tapfer und schluckte heftig, um ihre Trauer irgendwie zu bewältigen. Am liebsten hätte sie jetzt einfach nur geschrieen, ihren Gefühlen freien Lauf gelassen, doch sie musste jetzt stark sein. Für ihre Tante und für ihren Vater. (Lied: Your Song accustic – Moulin Rouge)

„Sollen wir Ihren Vater informieren?“ fragte die Frau.

Chloe schüttelte den Kopf. Sie wollte es Draco selbst sagen und Darren auch, wobei sie nicht genau wusste, wie sie es anstellen sollte.

„Nein“ sprach die Blonde mit zittriger Stimme. „Ist schon okay.“

Die ältere Dame strich ihr nocheinmal liebevoll über die Hand und verabschiedete sich von den beiden Frauen, überließ sie ihrer Trauer, um noch Abschied von Narzissa nehmen zu können. Chloe jedoch drehte sich noch einmal um.

„Wie lange ist sie noch hier?“

„Lange genug Miss Malfoy. Ihr Vater hat sicherlich noch die Möglichkeit sich von ihr zu verabschieden.“

Chloe nickte, ehe sie zu Andromeda ging. Die Brünette hatte sich noch nicht vom Fleck bewegt, lag immer noch mit ihrem Kopf auf dem Bett. Das Mädchen ging neben ihrer Tante in die Hocke, legte sanft ihre Hand auf Andromedas Oberschenkel. Diese hob kurz den Kopf und sah Chloe aus tränenverschleierten Augen an. Es musste ihr schier das Herz brechen, erneut eine Schwester zu verlieren. Chloe wollte nicht im Entferntesten daran denken, wie sie sich wohl ohne Darren fühlen würde. Bellatrix war in einem Kampf gestorben, der nicht ungleicher hätte sein können. Jede der Blackschwestern hatte in diesem Krieg gekämpft, zwei von ihnen hatte er das Leben gekostet und der letzten verbleibenden, Andromeda, ihre Familie. Ihr Mann war ermordet worden, ihre Tochter und ihr Schwiegersohn. Einzig ihr Enkel, ihr Neffe und dessen Kinder waren ihr geblieben. Ebenso die schönen Erinnerungen. Doch diese waren jetzt in diesem Moment mehr als nichtig.

„Du solltest nach Hause gehen Chloe. Es ist weit nach Mitternacht und dein Vater macht sich sicherlich schon Sorgen“ meinte Andromeda mit außergewöhnlich fester Stimme.

„Ich will dich nicht allein lassen.“

„Mach dir um mich keine Sorgen Chloe. Ich komm schon zu Recht.“

Die Brünette wischte ihrer Nichte die Tränen aus den Augen, küsste anschließend ihre Stirn.

„Du musst es Draco nicht sagen, ich mach das schon.“

Daraufhin schüttelte die Blonde den Kopf. Das wollte sie selbst machen. Niemand sollte ihr diese Aufgabe abnehmen müssen. So stand sie nun auf und ging einmal um das Bett herum, dort wo Narzissas Kopf ruhig auf dem Kissen ruhte. Die einst so stolze Malfoy wirkte ruhig, als ob sie einfach nur schlafen würde. Das Mädchen beugte sich nach unten und hauchte ein letztes Mal einen Kuss auf den Stirn ihrer Großmutter. Sie flüsterte noch ein paar Worte, die lediglich an Narzissa gedacht waren, ehe sie sich auf den Weg nach Hause machte.

Chloe hob ihre Tasche vom Boden auf, nahm den Mantel vom Hacken und verließ das Zimmer so leise wie möglich. Wie in Trance wanderte die Fünfzehnjährige nach draußen, wo sie auf ein Taxi wartete, welches sie zurück zum Manor fahren sollte. Als endlich eines dieser scharzen Gefährte vor ihr stehen blieb, war es bereits ein Uhr morgens. Sie erklärte dem Fahrer den Weg zum Haus der Malfoys. Sie hoffte nur, dass ihr Geld noch reichen würde, um die Fahrt zu bezahlen. Als der Wagen endlich vorm Altenheim startete, ließ Chloe sich in ihren Sitz zurücksinken und schloss ihre Augen. Ihre Großmutter war also wirklich tot und sie war nicht einmal bei ihr gewesen, sondern hatte geschlafen. Sie kam sich so nutzlos vor, so verloren. Aber jetzt musste sie sich ersteinmal auf die Konfrontation mit ihrem Vater bereit machen. Sie hoffte ja inständig, dass wenigstens Harry noch da war, um ihn vor dem tiefen Fall zu bewahren, er eigentlich unweigerlich auf diese Nachricht folgen würde. Chloe wandte ihren Blick nach draußen und verfolgte die vorbeifliegenden Lampen, die dunkel daliegenden Häuser und Straßen. Kein einziger Stern schien am Himmel, jedoch hatte ein leichtes Schneetreiben eingesetzt, dass nun immer stärker wurde. Der Taxifahrer konnte so nur mit langsamen Tempo fahren und nach einer guten halben Stunde erreichten sie das Manor. Chloe bat ihn, vor dem großen Tor stehen zu bleiben, bezahlte und stieg aus. Sie wartete bis sich das Auto entfernt hatte und trat schließlich in die lange Auffahrt. Chloe ließ sich Zeit, sie war schon fast zwei Stunden zu spät, auf die paar Minuten kam es jetzt auch nicht mehr drauf an. Einen Fuß vor den Anderen, immer näher kam das große Gebäude und ihr Mut sank stetig. Der Schnee klebte bereits im Haar der Blonden, hing auf ihrem Mantel sowie der Tasche, doch es störte Chloe nicht im Geringsten. Langsam schritt sie die Stufen zur Tür nach oben, doch noch ehe sie diese erreicht hatte, wurde sie von einem wütenden Darren aufgerissen, der ihr finster ins Gesicht blickte.

So leise wie möglich zog er seine jüngere Schwester ins Haus, die es ohne Gegenwehr über sich ergehen ließ. Chloe schlüpfte aus ihrem Mantel, hängte ihn in den Schrank, ehe sie sich zu Darren umdrehte, der bereits zu einer Schimpftriade ansetzen wollte, doch bei ihrem Anblick sofort wieder verstummte.

„Wo ist Dad?“

„Im Wohnzimmer. Mit Harry, sie schlafen. Was ist passiert Chloe? Du siehst schrecklich aus. Hast du geweint?“

Chloe achtete nicht auf Darren, der noch immer seinen Anzug trug, auch wenn die Krawatte mittlerweile in seiner Tasche steckte. Sie zog ihre Schuhe aus und schlich anschließend ins Wohnzimmer. Der Anblick den die beiden Erwachsenen boten war wirklich süß. Harry hatte anscheinend am Rand des Sofas gelegen, ihr Vater an ihn gelehnt. So waren sie eingeschlafen und lagen nun halb übereinander, während ihre Hände fest umschlungen waren. Dieses Bild hätte so perfekt sein können, wäre da nicht der Ehering an Harrys rechter Hand gewesen. Mit einem Mal hatte Chloe einen Klos im Hals. Sie konnte es einfach nicht. Sturzbachartig rannen die Tränen erneut über ihre Wangen und mit Mühe konnte sie das Schluchzen unterdrücken. Darren, der das alles beobachtet hatte, nahm sie nun und führte sie in die Küche, wo er seine kleine Schwester auf einen Stuhl setzte, ihr als erstes die Tränen aus den Augen wischte.

„Was ist los Chloe? Du bist ja völlig durch den Wind.“

Darren zog sein Jacket aus, während Chloe von erneuten Schluchzern gebeutelt wurde. Sie versuchte das mit aller Kraft zu unterdrücken, doch es gelang ihr einfach nicht.

„Sie ist tot ...“ brachte sie schließlich hervor.

Der blonde Malfoy hielt in seiner Bewegung inne, sah seine kleine Schwester verdutzt an.

„Wer Chloe?“

„Großmutter! Ich war nach dem Ball bei ihr im Heim. Andromeda war auch dort, weil sich ihr Zustand verschlechtert hatte. Sie war völlig klar Darren! Sie konnte sich sogar an Dad erinnern! Und sie hat sich so gefreut, als ich ihr das mit ihm und Harry erzählt habe. Irgendwann bin ich dann eingeschlafen und als ich wieder wach wurde, war sie tot!“

Darren starrte Chloe fassungslos an. Wie sie da saß auf dem Stuhl vor ihm, von Weinkrämpfen geschüttelt und völlig verzweifelt. Schnell überbrückte der Ältere den Abstand zwischen ihnen und nahm Chloe tröstend in den Arm. Er vermittelte ihr all die Liebe und Zuneigung, die er für sie empfand allein mit dieser Geste. Darren war der Erste, der sie nicht bemittleidete, sondern Aufrichtig zu ihr war. Beruhigend strich er über ihren Rücken, während Chloe sich in seinem Hemd festkrallte, den Gefühlen einfach freien Lauf ließ. Es war seltsamerweise ziemlich erleichternd, das alles jetzt aus sich raus zu lassen. So bemerkten die Zwillinge auch nicht, wie ihr Vater verschlafen die Küche betrat und den Kühlschrank öffnete.

„Ihr seid noch wach?“ fragte Draco gähnend.

Darren nickte und ließ Chloe los, die sich schnell über die Augen wischte. Stutzig betrachtete Draco seine Kinder. Sie wirkten so bedrückt, das war nicht die richtige Stimmung, um von einem Ball nach Hause zu kommen.

„Was ist hier los?“ kam es misstrauisch von dem älteren Malfoy.

„Dad ...“ setzte Chloe an und schluckte. „Es ist wegen Grandma.“

„Was ist mit ihr?“ Draco war hellhörig geworden.

Chloes Zustand, wie sie aussah und sich benahm, verhieß nichts gutes und er machte sich wohl besser auf eine schlimme Nachricht gefasst. Die Malfoytochter sah bedrückt zu Boden.

„Sie ist ... sie ist tot Dad. Sie ist gestern Abend gestorben. Die Schwester meinte, sie sei einfach friedlich eingeschlafen und hätte keine Schmerzen gehabt ...“

Als die Plastikflasche auf dem Boden aufschlug, sah Chloe erschrocken hoch. Draco war zu Boden gesunken, kniete jetzt vor dem geöffneten Kühlschrank und sah seine Tochter an, als sei sie ein Geist.

„Das ist nicht wahr!“ flüsterte er. „Chloe sag, dass das nicht wahr ist!“

Das Mädchen schüttelte den Kopf. Erneut kullerten Tränen über ihr hübsches Gesicht.

„Ich kann nicht ... Glaub mir, nichts wäre mir lieber. Aber ich kann es nicht Dad.“

Darren stand jetzt etwas verloren zwischen seinem Vater und Chloe. Er wusste nicht, was er tun sollte. Bei ihr bleiben oder zu Draco gehen? Doch das Erscheinen Harrys nahm ihm diese Entscheidung ab. Als er seinen Geliebten auf dem Boden knien sah, ging der Dunkelhaarige schnell neben ihm in die Hocke und schlang die Arme tröstend um ihn. Er flüsterte sanfte Worte in Dracos Ohr, der sich verzweifelt in Harrys Umarmung drückte. Auch in den Augen ihres Vaters standen Tränen, doch er hatte sich noch weit genug unter Kontrolle, ihnen nicht einfach freien Lauf zu lassen. Zumindest jetzt noch nicht. Schließlich wandte er sich wieder an seine Tochter.

„Geh auf dein Zimmer Chloe. Wir reden später.“

In Dracos Stimme lag eine Schärfe, die er nur selten seinen Kindern gegenüber an den Tag legte. Entsetzt sah Darren zu seinem Vater, doch Chloe gehorchte ohne ein Wiederwort. Sie rutschte von ihrem Hocker, strich Darren nocheinmal über den Arm und verließ anschließend die Küche. Langsam ging sie in den ersten Stock, in ihr Zimmer. Zum ersten Mal seit Jahren kam es ihr so leer und verlassen vor, obwohl es mit jeglichem Schnickschnack gefüllt war. Ein großer Mahagonischrank, der all ihre Klamotten beinhaltete. Das Himmelbett mit der eisblauen Seidenbettwäsche, der Schreibtisch aus Kirsche. Die Bücherregale, die bis oben hin gefüllt waren mit den Werken aus vielen Jahrhunderten, einigen Bildern und CDs.

Die Blonde ging zu ihrem Schrank, öffnete ihn und hängte ihre Kleider wieder hinein. Anschließend zog sie ein schwarzes Top sowie eine Boxershort heraus, welche sie sich überstreifte. Mehr brauchte Chloe nicht zum schlafen, ihre Decke war schließlich warm genug. Mit leichten Kopfschmerzen ging sie in das angrenzende Badezimmer.

Als die Zwillinge alt genug gewesen waren und nicht mehr ständig bei ihrem Vater schliefen, hatte Draco die Zimmer der beiden ausbauen lassen. Ein eigenes Bad mit Dusche und WC, außerdem große geräumige Schlaf- und Wohnräume. Nichts war gut genug für Darren und Chloe gewesen, somit besaßen sie nun wahrliche Palastzimmer.

Die Blonde erschrak beim ersten Blick in den Spiegel. Ihr Make-Up war doch nicht so wasserfest, wie sie gemeint hatte, einzig die Wimperntusche war nicht verlaufen. Sie drehte den Wassrehahn auf und wusch sich mit dem warmen Nass das Gesicht, den Hals und reinigte ihre Augen. Hinterher putzte sie noch brav ihre Zähne, ehe sie wieder zurück in ihr Zimmer ging, um dort unter die Bettdecke zu schlüpfen. Sie hatte keine Lust, auf ein Gespräch mit ihrem Vater, auch nicht mit Darren, sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben. Sie schnappte sich ihren Lieblingsteddy und knuddelte ihn ganz fest. Seit Jahren hatte sie das schon nicht mehr gemacht, hatte es als zu kindisch abgetan, doch erst jetzt bemerkte die Fünfzehnjährige, wie sehr ihr das gefehlt hatte. Es waren die einfachen Dinge im Leben, die jetzt, mit dem Tod ihrer Großmutter wieder mehr Bedeutung für sie bekamen. Sie würde wohl auch wieder öfter zu ihren ehemaligen Schulkameraden schauen. Nicht umsonst hatten sie und Darren fünf Jahre lang eine Muggelschule besucht. Es war eine schöne Zeit gewesen und auf sie hatte sich Chloe bis jetzt immer verlassen können.

Leise klopfte es an Chloes Tür, doch sie reagierte gar nicht darauf. Ihr war jetzt einfach nicht nach reden und schon gar nicht wollte sie ihrem Vater unter die Augen treten. Die Blonde konnte hören, wie die Tür leise aufging und jemand das Zimmer betrat. Da das Licht noch brannte, war sie nur allzu leicht zu finden, sodass sich wenige Augenblicke später ihr Bette in klein wenig bewegte, als sich jemand darauf setzte. Eine warme Hand strich über den blonden Schopf.

„Hey Kleines, wie fühlst du dich?“ Es war Harry.

Chloe drehte sich zu ihm um und sah in die grünen Augen, die ihr Vater so sehr liebte. Tränen hingen noch immer in ihren Wimpern und auch auf Harrys Pullover waren ein paar nasse Flecken zu erkennen. Liebevoll strich er über die Wangen des Mädchens.

„Er hat es nicht so gemeint. Draco kann das alles nur nicht verstehen Chloe. Es ging einfach viel zu schnell.“

„Ich doch auch nicht“ antwortete Chloe mit zittriger Stimme. „Ich hab einfach geschlafen, als sie gestorben ist! Ich hätte bei ihr sein müssen!“

„Du brauchst dir dafür doch keine Schuld zu geben Chloe. So ist das Leben nunmal. Es ist hart und grausam. Ich weiß wovon ich spreche, ich habe es selbst erfahren müssen. Der Krieg hat mich viel gekostet, vor allem gute Freunde. Deinen Onkel Ted, Fred Weasley und Lee Jordan, Teddys Mutter und seinen Vater, meine Eltern ... es geht weiter Chloe.“

Die Blonde setzte sich auf, während sie Harrys Worten lauschte. Er hatte ja Recht, aber es tat so unendlich weh. Bei jedem Gedanken an ihre Großmutter. Allein die Erinnerung an die vielen Stunden, die sie bei ihr im Heim verbracht hatte. Das glockengleiche Lachen Narzissas hallte noch immer in ihren Ohren, als ob sie neben Chloe sitzen würde.

„Sie fehlt mir so ...“ schniefte die Blonde nun, während sie sich an Harry lehnte.

Der Schwarzhaarige nahm das zierliche Mädchen in den Arm und wiegte sie, wie ein kleines Kind. Er konnte nachvollziehen, wie sie sich fühlen musste, es war ihm vor 17 Jahren nicht anders ergangen. Von Schuld geplagt war er tief in sich zerrissen gewesen, erst die Nachricht das Ginny schwanger war, ließ ihn wieder etwas Licht in dieser trostlosen Finsternis sehen.

Chloe schmiegte sich fest an Harry, weinte jedoch nur stille Tränen. Es war ihr zuwieder, diese Art von Gefühlen zu zeigen. Viele ihrer `Schulfreundinnen´ würden das mit Sicherheit als Schwäche auslegen, doch Samantha würde für ihre Worte noch teuer bezahlen, dass schwor sich die Blonde insgeheim. Ihr hatte sie schließlich dieses ganze Unglück zu verdanken. Wenn dieses Miststück nicht gewesen wäre, hätte sie den Ball nicht verlassen, wäre nie ins Heim gefahren. Die schreckliche Nachricht hätte sie erst am Morgen erreicht und ihr Vater wäre mit Sicherheit nicht sauer auf sie gewesen. Harry drückte ihr einen Kuss auf die Stirn, während er durch ihr langes Haar fuhr.

„Dein Dad wollte dich sehen, deshalb bin ich eigentlich hier. Er war sich nicht sicher, ob du ihn sehen wolltest ...“

„Ich kann ihm doch nicht unter die Augen treten, nicht nachdem was passiert ist ...“

„Er möchte dich gerne sehen Chloe ... Dray braucht jetzt dich und Darren ziemlich dringend. Ihr gebt ihm schließlich den Halt, den er braucht.“

„Ich weiß nicht, ob ich das kann Harry ... ich weiß es einfach nicht!“

„Du bist eine Malfoy Chloe“ Harry lächelte. „Du schaffst das schon. Um einfach aufzugeben hast du viel zu viel von deinem Vater. Eher würdest du dir die Zähne ausbeißen, als einfach das Handtuch zu werfen.“

Ein leichtes Grinsen schlich sich auf Chloes Lippen. Der Schwarhaarige hatte Recht, sie würde nicht aufgeben, nicht weil sie eine Malfoy war, sondern es hatte einfachere Gründe, ihre Gründe. Es passte keineswegs in ihren Stil. Harry schien zu bemerken, dass das Mädchen ihre Meinung doch geändert hatte und erhob sich vom Bett. Die Blonde setzte ihren Bären zurück auf das Kissen, flogte anschließend Harry zurück ins Wohnzimmer.

Draco saß auf dem Sofa, seinen Blick auf den Boden gerichtet. Er wirkte wie ein Häufchen Elend, während Darren vor ihm kniete, ihn einfach wortlos ansah. Chloe betrat leise das Wohnzimmer, ihre Arme hatte sie vor der Brust verschränkt, während sie ihre Familie so betrachtete. Hinter sich spürte die Blonde Harrys Gegenwart, die sie irgendwie dazu brachte, einfach zu Draco zu gehen. Sie wollte dem Schwarzhaarigen beweisen, dass sie auch für ihn da sein konnte und auch wollte. Ihr Vater sah auf, als sie neben ihm zum stehen kam. Noch immer schimmerten Tränen in seinen Augen, er wirkte um Jahre gealtert. Die Fünfzehnjährige setzte sich nun neben ihren Vater, der sie so plötzlich umarmte, das sie einige Sekunden brauchte um zu reagieren. Sie schloss den Blonden ebenfalls in ihre Arme, spürte das Zittern, da er mit aller Macht versuchte sein Schluchzen zu unterdrücken. Beruhigend strich die Blonde über seinen Rücken, während sie Darren deutete, sich auch auf das Sofa zu setzen, was dieser auch tat. Ohne eine weitere Aufforderung legte auch Darren seine Arme um seinen Vater. Er wollte ihn genauso trösten wie Chloe, das verriet sein Blick. Bei einem Blick auf Harry bemerkte sei sein Lächeln. Er betrat noch einmal kurz den Raum.

„Ich geh jetzt nach Hause. Ginny wird schon mehr als misstrauisch sein, dass ich um halb drei Uhr morgens noch immer nicht zurück bin. Ich schau später mal nach euch, vielleicht bring ich auch meine Familie mit.“

Liebevoll strich er Draco über die blonden kurzen Haare, anschließend verschwand er leise, überließ die drei sich selbst. Als die Haustüre sich schloss, brachen über Draco nun doch seine Gefühle herein und er weinte hemmungslos an die Schulter seiner Tochter, welche ihren Kopf gegen seinen legte. Darren lehnte auf der anderen Seite halb auf seinem Vater, streichelte über dessen Arme und flüsterte beruhigende Worte in sein Ohr. Chloe verflocht ihre Finger mit denen von Draco, sie fühlte sich langsam wieder besser, ihre Selbstsicherheit kehrte zurück.

Draco hatte sich nach einer Weile so weit beruhigt, dass er ruhig in den Armen seiner Zwillinge lag. Es war nicht wirklich gemütlich, so zu sitzen, aber keiner von ihnen wollte dieses Beisammensein auflösen. Die Köpfe der beiden Kinder lagen auf den Schultern ihres Vaters, der seine Arme fest um sie geschlungen hatte. Wenigstens sie waren jetzt noch bei ihm, darüber war er wirklich froh. Darren war schon vor einer Weile eingeschlafen, nur Chloe lag noch mit geöffneten Augen, jedoch völlig still, an ihn gelehnt. Sie hörte einfach auf den ruhigen und gleichmäßigen Herzschlag ihres Vaters.

„Wir sollten langsam mal ins Bett gehen“ meinte Draco schließlich. „Die nächsten Tage werden mit Sicherheit ziemlich anstrengend werden.“

„Ja ...“ murmelte Chloe.

Sie löste sich langsam von ihrem Vater und sah in seine grauen Augen. Er lächelte sie liebevoll an und streichelte über ihre Wange.

„Es tut mir Leid Schatz, dass ich vorhin so gemein zu dir war. Ich wusste nur nicht, wie ich darauf reagieren sollte. Ich wollte es nicht wahr haben, dass meine Mutter tot sein soll. All die Jahre hat sie sich nicht mehr an mich erinnert. Das war schon schlimm genug für mich, aber dass sie jetzt völlig aus meinem Leben verschwinden sollte. Das war mir einfach zu viel.“

Chloe drückte einen Kuss auf die Handfläche ihres Vaters.

„Schon gut. Ich kann es verstehen, wenn dir oder Darren was passieren würde, ginge es mir vermutlich genauso.“

Ihr Vater nickte. Anschließend sah er auf seinen Sohn, der noch immer schlafend auf ihm lag.

„Wir sollten ihn wohl ins Bett bringen nicht wahr?“

Draco stand langsam auf, während Chloe noch immer auf dem Sofa kniete. Vorsichtig, um Darren nicht zu verletzen, hob der ältere Malfoy ihn hoch. Er sah zu seiner Tochter, forderte sie mit einem stummen Kopfnicken auf, ihm zu folgen. Chloe kam dieser Bitte nur zu gern nach, sah jedoch etwas verwundert zu ihrem Vater, als er nicht in Darrens Zimmer ging, sondern den Weg in sein Schlafzimmer einschlug. Sie hatten schon lange nicht mehr gemeinsam dort geschlafen, doch es machte Chloe mit Sicherheit nichts aus. Dafür war es ihr viel zu sehr abgegangen.

Ihr Vater bettete Darren auf die linke Seite der Matraze und zog ihm vorsichtig den Anzug aus. Der Fünfzehnjährige grummelte, als Draco ihn von der wärmenden Kleidung befreite, doch so wollte er ihn keinesfalls in seinem Bett schlafen lassen. Chloe kletterte nun auch auf die große Matraze. Sie war noch immer genauso weich, wie vor vielen Jahren. Langsam rutschte sie zu Darren. Es war üblich, dass sie zwischen ihrem Bruder und ihrem Vater schlief. Todmüde kuschelte sich Chloe an ihren Zwilling, während ihr Vater noch kurz im Bad verschwand. Sie war schon halb eingeschlafen, als Draco sie durch die Gewichtsverlagerung auf der Matraze noch einmal weckte. Entschuldigend gab er ihr einen Kuss auf die Stirn, legte seinen Arm um das Mädchen, ehe sie beide in einen erholsamen Schlaf fielen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  XxXWraithXxX
2008-02-08T15:53:19+00:00 08.02.2008 16:53
Narzissa ist also gestorben das finde ich Schade, aber das Leben muss weitergehen.
Hoffe das Draco und die anderen drei über den Schmerz hinwegkommen, irgendwann, doch die Seele wird sicher leiden und auch immer im Gedächtnis bleiben.

Draco
Von:  XxXWraithXxX
2008-02-08T08:06:10+00:00 08.02.2008 09:06
Ohje ganz schön verwirrend der Anfang, Draco hat Harry also doch und trotzdem hat er Harry nicht für sich alleine, ich würde micht täuschen doch irgendwann muss er sich entscheiden Ginny oder Draco, man da kann noch viel Wasser den Fluss hinabfließen.
die drei Schreckschrauben die Chole auf dem Klo gelauscht hatte waren nicht gerade nett, was gehen die eigentlich die familäre Situation von den Malfoys an, dioe sollten vor ihrer Haustüre kehren.

Draco
Von:  XxXWraithXxX
2008-02-08T07:25:17+00:00 08.02.2008 08:25
Harry bringt Draco zu seinem zu Hause und dann läuft auch noch alles verkehrt, Harry bekommt aber auch wirklich alles in den falschen Hals und Draco versucht ihn ins Bett zu bekommen, aml sehen wie es weitergeht freue mich wenn ich jetzt Weihnachtball lesen kann.

Draco


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