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Sweet, old Memories

Minaki x Marina
von

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Memories faded away…

"Kyaaa!"

Marina schreckte aus dem Schlauf hoch. <Ein Albtraum… es war nur ein Albtraum…>

Ihr Atem war unregelmäßig und auf ihrer Stirn bildeten sich Schweißperlen. Sie hatte wieder diesen Traum. Immer und immer wieder denselben Albtraum.

"Minaki-san…?" Unsicher blickte sich das Mädchen um. Ihre Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt. Demnach konnte sie nur Umrisse der Umgebung wahrnehmen.

"Sshhh… ich bin da…"

Marina spürte, wie sich zwei starke Arme um ihren zierlichen Körper schlangen. Ein sicheres Gefühl breitete sich in ihr aus. Beruhigt schloss sie ihre Augen und murmelte nur noch ein "Danke", ehe sie wieder dem Schlaf zum Opfer fiel.

Minaki beobachtete das schlafende Mädchen und seufzte. Es war nicht das erste Mal, dass beide aus dem Schlaf gerissen wurden. Seit er Marina vor mehr als einem Monat in diesem Zustand gefunden hatte, wurde ihr Schlaf sie so gut wie jede Nacht durch einen Albtraum gestört. Oder durch diesen einen bestimmten Albtraum? Er wusste es nicht. Marina erzählte ihm nichts. Sie konnte ihm nichts davon erzählen, so meinte sie immer, da sie es selbst nicht verstand.
 

"Dabei will ich dir so gerne helfen…", flüsterte Minaki und strich dem Mädchen eine Strähne aus dem schlafenden Gesicht. Seit er sie gefunden hatte, fehlte ihr die quirlige, lebensfrohe Art von früher.

<Was ist bloß mit dir passiert, Marina…?>
 

---
 

Vor über einem Monat:

Ziellos schweifte Marina umher. Wie lang war es nun schon her, dass sie plötzlich wie aus dem Nichts aufwachte? Ein Tag, zwei Tage oder gar eine Woche? Sie wusste es nicht. Besser gesagt gab es vieles, das sie nicht wusste.

<Wo… bin ich bloß?>

Marina blieb stehen und blickte sich wie so oft schon um. Bäume soweit das Auge reichte. Doch wo befand sie sich? War sie überhaupt auf dem richtigen Weg? Und vor allem; wer…-

"Marina!"

Das Mädchen schreckte aus ihren Gedanken und sah umher. Hatte sie gerade jemand gerufen?

Tatsächlich! Sie erblickte einen jungen Mann, höchstens fünf bis acht Jahre älter als sie. Mit einem erfreuten Gesicht kam er auf sie zu. Kannte er sie?

"Wer… sind Sie?"
 

---
 

Minaki gab es einen Stich ins Herz, als er sich daran zurück erinnerte. Marina hatte ihn vergessen. Marina hatte ALLES vergessen. Ihr Gehirn war wie eine Festplatte, die gerade neu formatiert wurde. Nichts war mehr vorhanden. Weder Name, noch Herkunft oder Familie und Freunde. Sie konnte sich an nichts mehr erinnern. Es schmerzte ihn, Marina in einem solchen Zustand sehen zu müssen.

<Hmpf…>

Ein bitteres Lächeln umzog seine Lippen. Warum empfand er solche Gefühle für das Mädchen? Er kannte sie doch noch nicht lange und war ihr erst einige Male begegnet. Und dennoch… vom ersten Augenblick an hatte Minaki sie in sein Herz geschlossen und war nicht bereit, sie jemals wieder herzugeben.
 

"Schlaf gut…", flüstert er Marina zu, strich ihr noch mal behutsam die störende Strähne aus dem Gesicht und küsste ihre Stirn. Mehr konnte er nicht für sie tun. Er konnte nur für sie da sein, sie unterstützen und vor allem beschützen. Oh, und wie er das tun wird!

The Crystal

"Vorsicht!" Minaki reichte Marina seine Hand und half ihr über den steilen Weg. Endlich hatten sie es zur Route 46 geschafft. Bald würden sie in Neuborkia sein, doch bis dorthin hatten sie noch einiges vor sich. Route 46 war kein Kinderspiel. Ein Grund mehr für Minaki es zu bereuen, kein Vogel-Pokémon mit sich zu haben, das sie einfach zum gewünschten Ort transportieren würde.

"Hm…", dankend nickte Marina und nahm die helfende Hand an. Vielmehr aber noch: Auch bei sicherem Gefälle ließ sie seine Hand nicht mehr los. Es war, als würde ihr dieses einfache Händchenhalten Kraft, Sicherheit aber vor allem auch Geborgenheit geben. Und genau dieses Gefühl der Geborgenheit verwirrte das Mädchen.

<Wenn ich mich bloß an ihn erinnern könnte…>

Nur zu gern würde sie sich wieder an alles erinnern. Diese Unsicherheit macht Marina noch ganz verrückt. In solchen Momenten war sie froh, Minaki bei sich zu haben. Es war wie vom Schicksal bestimmt, dass er sie als Erster fand. Schicksal, oder höhere Gewalt.
 

"Wie weit werden wir noch brauchen bis… nach Hause?"

Marina zögerte bei den Worten ‚nach Hause'. Ein Zuhause, dass sie nicht kannte, war wie ein fremder Ort für sie. Ein fremder Ort voller Gefahren.

"Wenn wir das Tempo halten können, schaffen wir es bis heute Abend zum Zollhaus. Von dort ist es nur mehr ein Katzensprung bis Neuborkia."

"…" Wieder antwortete Marina nur mit einen Kopfnicken und folgte stumm den jungem Mann. Warum sie Minaki auf Anhieb vertraute, war ihr zwar ein Geheimnis, aber sie hörte einfach auf ihre innere Stimme. Auch wenn Marina nicht alles verstand, so wusste sie, dass Minaki ein guter Mensch war und sie nie hintergehen würde. Und das reichte ihr vollkommen aus um ihm zu vertrauen.
 

Wie Minaki vorgesagt hatte, erreichten die beiden am Abend das flache Gebiet der Route 46. Bald würden sie das Zollhaus erreichen, doch…

"Hm?" Minaki spürte, wie Marina sich an seinem Arm drückte und ihm so gar nicht von der Seite wich.

<Sie hat Angst…>

"Keine Sorge. Es dauert nicht mehr lange bis, wir das Zollhaus erreichen. Sobald wir dort sind, werden wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragen."

"O…kay…"
 

Etwa zehn Minuten später sahen die beiden Lichter aus der Ferne. Kein Zweifel, endlich hatten sie ihr Zwischenziel erreicht!

Doch… sie freuten sich etwas zu früh.

"Tut mir Leid. Seid den Vorkommnissen am See des Zorns dürfen wir keine Reisende mehr aufnehmen." Der Zollbeamte verbeugte sich, "Doch es ist nicht mehr weit bis Rosalia City. Dort können Sie in einem Pokémon-Center übernachten."

Minaki verzog die Miene. Es war draußen schon stockfinster und der Weg nach Rosalia City war umgerechnet der halbe Weg nach Neuborkia. Wäre es dann nicht gleich logischer, direkt nach Neuborkia zu gehen? Er sah zu Marina und war sich mit seiner Entscheidung nicht mehr so sicher. Nicht nur, dass sie müde war, sie empfand zudem ein unangenehmes Gefühl, um diese Uhrzeit noch unterwegs sein zu müssen. Sogar der vorwurfsvolle Blick Minakis an den Zollbeamten änderte nichts an dessen Entscheidung. "Schaffst du es noch, ein bis eineinhalb Stunden zu marschieren?"

Auch wenn Marina nicht begeistert war, so antwortete sie mit ‚Ja'. Hier bleiben konnten sie ja nicht. Und vom Weg nach Hause abkommen wollte sie auf keinen Fall. "Lass meine Hand aber nicht los, bitte…", murmelte Marina leise. Gerade noch hörbar für Minaki.

"Das werde ich nicht… das werde ich nicht…"
 

Im Gegensatz zur Route 46 war Route 29 ein Kinderspiel. Jedenfalls, wenn man tagsüber unterwegs wäre. Nachts aber schien hinter jedem Busch, hinter jeden Baum ein Ungeheuer stärker und hässlicher als das andere zu lauern. Ein Grund mehr, trotz Müdigkeit, sein Gehtempo zu beschleunigen.

"Es ist nicht mehr weit.", sprach Minaki beruhigend auf das Mädchen ein. Sie nickte immer wieder. Marina wusste nicht, ob sie froh sein sollte, dass ihre Müdigkeit über ihre Angst gewonnen hatte, oder nicht. Jedenfalls hatte sie Schwierigkeiten, ihre Augen offen zu halten.

"Da vorne sind Lichter!"

Tatsächlich. Marina's müde Augen erkannten die Lichterkette. Vier, fünf Lichter erstrahlten nebeneinander ein großes Gebäude.
 

NEUBORKIA

Die Stadt, in der der Wind der Erneuerung weht
 

Die beleuchtete Tafel begrüßte die erschöpften Reisenden. Gut, jetzt hatten sie es bis hierher geschafft. Doch… in welchem Haus wohnt Marina?

"Sind wir… nun Zuhause?", fragte Marina matt, ihre Augen schon geschlossen.

"Gleich, Marina… gleich…" Minaki überlegte. Neuborkia war kein großes Dorf. Jeder kannte hier wahrscheinlich jeden. Also kann es doch nicht so schwer sein, ihr Zuhause zu finden!

<Wenn ich wüsste, wie sie mit Nachnamen heißt… Das würde die Sache erleichtern.>

Minaki vernahm ein immer schwerer werdendes Gewicht an seiner rechten Seite. Marina war nun endgültig eingeschlafen!

<Nicht verwunderlich. Wir marschieren schon den ganzen Tag herum. Ich habe sie zu sehr erschöpft.>

Vorsichtig hob er Marina in seine Arme und trug sie fortan. Als sich Minaki einem der Wohnhäuser näherte, erbellte ein Fukano. Die Bewohnerin verließ bewaffnet mit einem Besen und einer Taschenlampe das Haus: "Stehen bleiben! Wer ist da?!"

Geblendet vom Schein der Taschenlampe schloss Minaki seine Augen. Das Licht der Lampe bewegte sich nun auf Marina's Gesicht und der einstig barsche Ton der Frau war vergangen. "Marina? Was ist mit ihr passiert?"

"Wir haben einen langen Fußmarsch hinter uns und Marina ist nun vor Müdigkeit eingeschlafen.", antwortete Minaki und fragte: "Sind Sie ihre Mutter?"

Die Frau verneinte die Frage und deutete mit ihrem Arm Richtung Osten: "Sie wohnt zwei Häuser weiter."

"Vielen Dank.", Minaki verneigte sich so gut wie möglich und folgte der Beschreibung, bis er beim gewünschten Haus ankam. Da kein Licht brannte, deutete alles darauf hin, dass die Bewohner schon schliefen. Ihm blieb also nichts anderes übrig, als durch sein Geklingel die Bewohner aus dem Schlaf zu reißen.
 

Müde öffnete eine Frau mittleren Alters die Tür und erstarrte: "Marina!"

"Ihr geht es gut, sie schläft nur.", versicherte ihr Minaki und stellte sich zugleich vor: "Mein Name ist Minaki. Ich habe Ihre Tochter hierher begleitet."

Marina's Mutter überlegte kurz. "Ich erinnere mich… meine Tochter hat mir von Ihnen erzählt. Sie haben sie das erste Mal in Teak City getroffen, richtig?"

"Ja."

"Nun kommen Sie erstmal rein. Ich werde Ihnen sofort das Gästezimmer vorbereiten."

Stumm folgte er der Mutter des Mädchens. Marina wurde in ihr Bett gebracht und Minaki erhielt das Zimmer schräg gegenüber.

"Es gibt noch etwas, über dass ich mit Ihnen reden muss, Frau…"

"Amber, nenne Sie mich einfach Amber, Minaki-san."

"Okay. Also…"

"Worüber wollen Sie mit mir reden?"

"Es wäre besser, wenn wir uns hinsetzten können, Amber-san."

Amber nickte und führte Minaki zurück ins Untergeschoss. Nahe dem Fernseher bot sie ihm den Sitzplatz an und setzte sich schließlich ihm gegenüber.

"Es geht um Marina.", begann Minaki und erzählte Marina's Mutter alles bisher Geschehenes. Stumm lauschte sie seinen Worten. Ihr Gesicht verzog keine Miene und sie blickte emotionslos zu Boden. Amber hatte keinen Grund, seinen ernsten Worten keinen Glauben zu schenken. "Waren sie schon mit ihr bei einem Arzt?"

"Ja, in Ebenholz City.", bestätigte Minaki ihr, "Doch es konnten keinerlei Verletzungen gefunden werden."

"…"

Stille trat ein. Einzig das Ticken der Kuckucksuhr war zu hören. Einige Minuten vergingen, bis der Kuckuck sich meldete und Bescheid gab, dass es nun zwei Uhr war.

"Wie unhöflich von mir!", Amber schreckte hoch. "Bitte, legen Sie sich doch schlafen. Sie müssen ebenfalls erschöpft sein."

Als Minaki vom Sofa aufstand, verbeugte sich Amber tief vor ihm: "Vielen Dank, dass Sie meiner Tochter geholfen haben."

"Es war das Geringste, was ich für Marina tun konnte…"

Beide Erwachsene wünschten einander eine gute Nacht und gingen in ihre Gemächer. Durch die Erzählung der Geschehnisse waren sowohl Minaki als auch Amber zu aufgebracht, um sofort einschlafen zu können. Minaki beschloss zur Beruhigung und Ordnung seiner Gedanken noch ein Buch zu lesen.
 

"MINAKI!"

Marina schreckte aus einem weiteren Albtraum auf. Sie atmete schwer und brauchte einige Zeit, um sich zu beruhigen. Diesmal war der Traum deutlicher als je zuvor. Minaki kam darin vor doch… er schien nicht in Gefahr zu sein. Warum hatte Marina also eine solche Angst verspürt?

<Wo… bin ich eigentlich…?>

Ihr fiel auf, in einem richtigen Bett geschlafen zu haben. Ihre Hand wandert nach rechts und ertastet einen Nachtisch. Nach längerem Suchen fand sie ein Kabel und folgte diesem bis zu einem Schalter. Marina betätigte diesen und Licht erstrahlte.

<Ist das… mein Zimmer?>

Marina blickte umher und musste feststellen, dass sie alleine im Zimmer war.

<Wo ist Minaki-san…?>

Schwerfällig erhob sie sich aus dem Bett, ging zur Zimmertür und öffnete diese behutsam. Der Flur war stockfinster, lediglich ein Licht hinter einer Tür war zu erkennen.

<Ob er dort ist?>

Vorsichtig tapste sie voran und blieb vor der Türe stehen. Sollte sie anklopfen oder einfach so eintreten? Marina entschied sich fürs Zweite. Langsam öffnete sie die Tür und spähte einen Blick hinein. Das Licht kam vom Schreibtisch. Minaki saß zu Tisch, den Kopf in seinen Händen gebettet. Er war während des Lesens eingeschlafen, da dass Buch noch offen da lag. Leise schlich sich Marina in Zimmer und warf einen Blick auf das Buch. Ein blaues Pokémon, ähnlich einem riesigen Hund, war abgebildet. Es hatte eine lange, violette Mähne und auf dem Kopf einen…

Marinas Augen öffneten sich vor Schreck. "Nein… weg damit… WEG!" Marina hielt sich ihren Kopf und schloss ihre Augen zeitgleich. Sie wollte das nicht sehen. Sie KONNTE das nicht sehen!

"Der Kristall… weg! Ich will ihn nicht sehen!" Das Mädchen wollte einige Schritte zurückgehen, stolperte aber und fiel rückwärts zu Boden. Der Lärm weckte Minaki auf und entsetzt erblickte er das verängstigte Mädchen.

"Marina!"

Er kniete sich zu ihr am Boden und umarmte sie. Beruhigend redete er auf das Mädchen ein, doch immer wieder murmelte sie dieselben Worte: "Weg mit dem Kristall."
 

Als Marinas Mutter das Zimmer betrat - auch sie wurde von dem Lärm geweckt - schlief Marina bereits wieder. Das Mädchen wurde zurück in ihr Bett gebracht. Amber wollte noch etwas bei ihrer Tochter bleiben, doch Minaki ging zurück in sein Gästezimmer. Nachdenklich schloss er sein Buch.

<Was meinte Marina mit ‚Weg mit dem Kristall'?>

Alph-Ruins

Viel zu schnell brach der Morgen an. Müde drehte sich Minaki im Bett um und zog die Decke über seinen Kopf. Noch lange dachte er nicht daran, aufzustehen. Auch die Sonne, die unentwegt durch das Fenster ins Zimmer schien, würde daran nichts ändern!

Klirr

Aus der Küche im Untergeschoss ertönte der Lärm zu Boden fallender Teller. Unsicher bückte sich das Mädchen mit den blauen Haaren um die Scherben aufzuheben, doch ihre Mutter hielt sie auf: "Lass nur, Marina-chan. Ich hole den Besen und fege die Scherben weg."

"O…kay…"

Irgendwie fühlte sich Marina in der neuen Umgebung ganz und gar nicht wohl. Alles in dem Haus war fremd für sie. Sie fühlte sich wie ein hilfloses, kleines Mädchen, welches sich in einem unbekannten Gebäude verlaufen hatte.
 

Die Scherben waren beseitigt und der Tisch gedeckt. Zeit für das Frühstück!

"Kannst du Minaki-san für mich wecken gehen, Marina-chan?"

"Hm… sicher."

Marina ging zu den Stufen, die ins Obergeschoss führten, stockte aber.

"In welchem Zimmer ist er überhaupt?"

Die Frage überrumpelte Amber. Wusste ihre Tochter nicht mehr, dass sie letzte Nacht sein Zimmer aufgesucht hatte?

"Es ist das zweite Zimmer von links."

"Danke."
 

Auch nach mehrmaligem Klopfen und Rufen erhielt Marina keine Antwort vom schlafenden Gast. Also musste sie wohl oder übel ins Schlafgemach eindringen und den Langschläfer wecken! Im Gedanken kicherte Marina.

<Das erste Mal, dass ich ihn wecken muss. Sonst war er immer vor mir wach.>

Vorsichtig näherte sich Marina dem Bett und erst als sie auf Kopfhöhe war, konnte sie einige braune Haare erkennen. Sein ganzes Gesicht war verdeckt. Ein Zeichen dafür, dass er ein Erwachen nicht willkommen hieße. Aber was sein muss, musste sein!

"Minaki-san… Minaki-san, aufwachen!"

Sanft rüttelte sie den Körper unter der Decke. Ein Murren war von Minaki zu hören und sein Kopf schaute hervor. Seine Augen blinzelten und er vernahm sein Umfeld nur wage. Der Schlaf hatte ihn noch unter Kontrolle. Dies änderte sich abrupt, als er Marinas Gesicht erkannte. Einige Sekunden lang sahen sich die beiden in die Augen, ehe das Mädchen in schallendes Gelächter verfiel. Es war ein befreiendes und ehrliches Lachen. Minaki benötigte seine Zeit um zu registrieren, warum Marina so ausgiebig vor sich hin lachte. Seine Haare standen ihm zu Berge und von seiner normalen ‚Frisur' war nichts zu erkennen.

"Tze!", spielerisch warf Minaki dem Mädchen ein Kissen nach. Kichernd wich sie aus und ging Richtung Zimmertür. "Frühstück ist fertig. Beeil dich lieber, wenn du etwas mit uns essen willst."
 

Die Stimmung am Frühstückstisch war überaus heiter. Für Amber war es sogar, als würde ihrer Tochter an nichts fehlen und sie würden hier zusammen frühstücken wie eine kleine, glückliche Familie. Doch die Realität sah anders aus. Und leider war nach wie vor das Problem des Gedächtnisschwunds vorhanden. Amber hatte sich schon die ganze Zeit über den Kopf zerbrochen, wie sie ihrer Tochter helfen könnte. Vor allem: Soll sie die Erinnerungen zurück erzwingen? Oder wäre es gar besser, einen Schlussstrich zu ziehen und Marina alles neu entdecken zu lassen? Hatte sie als Mutter überhaupt noch das Recht, sich in das Leben ihrer fast erwachsenen Tochter einzumischen? Amber wusste keine Antwort auf all die Fragen. Die Situation war zum Verzweifeln. Sie kam sich so allein gelassen vor mit den Problemen, aber vor allem mit den Entscheidungen. Guter Rat war nun mal teuer. Sollte sie mit Minaki darüber reden? Woher nahm sie das Vertrauen in diesem Mann, nur weil ihre Tochter mal von ihm geschwärmt hatte und er Marina - soweit Amber der Geschichte Glauben schenken konnte - sozusagen gerettet und hergebracht hatte? Was, wenn er in kriminelle Machenschaften verwickelt war und nun den guten Mann spielte? Ambers Blick wanderte über den Esstisch zu Minaki. Nein, dass konnte keinesfalls wahr sein. All dies war viel zu weit hergeholt. Zudem ein Argument völlig gegen ihre These sprach: Marina fühlte sich in seiner Gegenwart wohl, dass hatte Amber in den wenigen gemeinsamen Situationen mit den beiden festgestellt. Also waren diese skeptischen Gedanken nun hinfällig.
 

Nach dem Frühstück beschloss Marina, ihr Zimmer genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie hoffte auf irgendetwas zu stoßen, das sie an früher erinnern würde. Überzeugend stimmte Amber dem zu. Dass Marina von selbst ihr Gedächtnis wieder zurückerlangen wollte, war ein gutes Zeichen. Auch Minaki war positiv überrascht über Marinas plötzlich verändertes Verhalten. Doch seine Hoffnung wurde von den Geschehnissen in der letzten Nacht überschattet und er wurde skeptisch. Konnte sie sich an nichts mehr erinnern oder wollte sie einfach nicht darüber sprechen?

"Sie macht auf mich den Eindruck, als könnte sie sich wirklich an nichts mehr erinnern.", meinte Amber während des Abwaschs, als sie und Minaki darüber sprachen. "Was genau ist eigentlich passiert?"

"Das… weiß ich selbst nicht so genau.", musste Minaki zugeben, "Als ich aufwachte, befand sich Marina am Boden und hielt sich schmerzend ihren Kopf. Auch aus ihren Worten wurde ich nicht schlau. ‚Weg mit dem Kristall' sagte sie immer wieder."

"Kristall…" Auch Amber überlegte, was mit den Worten gemeint war, doch sie kam auf keine Lösung. Dieses Rätsel war wie ein Puzzle, das sich nur schleppend zusammensetzen ließ. Und ihr Gefühl sagte ihr, dass es dann zu spät sei, wenn das Puzzle endlich gelöst war…
 

Die Tage vergingen und nach und nach kamen alte Freunde von Marina zu Besuch. Unter ihnen waren auch Kenta und Junichi. Wie alle reagierten auch sie erschrocken über Marinas Zustand und sie wollten alles in ihrer Macht stehende tun, um ihr zu helfen. So kam es, dass die beiden Jungs einen längeren Aufenthalt bei ihren Familien in Neuborkia einplanten.
 

Eine Woche war nun vergangen, als dem idyllischen Leben in Ambers Haus ein Ende bereitet werden sollte. Minaki erhielt einen Anruf eines Kollegen. Bei den Alph-Ruinen nahe Viola City wurde Suicune gesichtet!

"Wo befindet sich das Pokémon jetzt?!", Minaki war Feuer und Flamme als er diese frohe Botschaft hörte. Einen Grund mehr zur Freude hatte er, als ihm gesagt wurde dass sich Suicune nach wie vor am selben Platz aufhielt. Es schien auf irgendetwas beziehungsweise irgendjemanden zu warten.

"Wann werden Sie ankommen?"

Minaki stockte. Nur zu gerne würde er sofort hinreisen doch… Er konnte Marina jetzt nicht alleine lassen… oder?

<Was ist mir wichtiger… mein Traum oder Marina?>

"Minaki-san?"

Der Anrufer wurde schon etwas nervös, als er keine Antwort auf seine Frage erhielt.

"Ich werde so schnell wie möglich da sein."

Mit dieser neutralen Antwort legte Minaki auf und atmete durch. So eine Gelegenheit bat sich nur einmal im Leben. Warum musste es gerade jetzt sein?!

"Wer war denn dran, Minaki-san?" Marina hatte das Gespräch nur zur Hälfte mitverfolgt und war nun neugierig geworden.

"Ein Kollege von mir. Suicune wurde gesichtet."

"Suicune?" Marina war, als hätte sie diesen Namen schon einmal gehört. Nur konnte sie ihn nirgends zuordnen.

"Das legendäre Pokémon, welches ich mein Leben lang schon suche. Es wird auch ‚der Nordwind' genannt."

"Hm…" Marina's Augen wurden trüb und nachdenklich blickte sie zu Boden.
 

It's the cold north wind which's going to catch your dreams and hopes to test your beloved person if he truly loves you.
 

Verwirrt starrte Minaki das Mädchen an. Hatte sie gerade gesprochen? Nein, dass war nicht ihre Stimme. Doch wer-

"Wann wirst du wiederkommen?" Marinas Frage unterbrach seine Gedanken.

<Wiederkommen? Wovon spricht sie? Oh…>

Marina war schon der festen Annahme, dass Minaki sofort abreisen würde. Ihr war vom ersten Moment an klar, wie wichtig dies für ihn war. Doch war diese einmalige Gelegenheit es wert, Marina alleine zu lassen?

"Ich… so schnell wie möglich, Marina. Ich… melde mich in drei Tagen und sage dir dann Bescheid."

Marina nickte nur. In ihrem Inneren hatte sie sich gewünscht, dass Minaki hier bleiben würde. Doch irgendetwas sagte ihr, dass dieses Pokémon einen Platz in Minakis Leben hatte, den Marina nie einnehmen konnte.
 

The test starts … now!

Violet Sea

The test starts … now!
 

Minaki hatte versprochen, sich nach drei Tagen bei Marina zu melden. Das Mädchen war von Anfang an nicht von seinem Kurztrip zu den Alph-Ruinen begeistert, doch sie wollte ihm nicht länger eine Last sein. Immerhin hatte er auch Träume und Wünsche, die er sich erfüllen wollte. Welches Recht nahm sie sich also, diesen Sehnsüchten im Weg zu stehen?

"Acht Tage…", murmelte Marina und blickte aus ihrem Fenster. So lange war es nun schon her, dass Minaki den Anruf erhalten hatte und spontan abreiste. Acht ganze Tage, in denen sie nichts mehr von ihm gehört hatte.
 

It's the cold north wind which's going to catch your dreams and hopes to test your beloved person if he truly loves you.
 

Schmerzvoll schloss das Mädchen die Augen. Ihr Kopf brummte, als würden mehrere dutzend Hämmer gleichzeitigen gegen ihre Schädeldecke klopfen. Warum musste sie immer wieder diese Stimme hören?

"Wer immer du auch bist… lass mich in Ruhe…!"
 

He won't come back to you. He does have something more important to do than wasting his time with an annoying brat like you!
 

"Das ist nicht wahr… NEIN!"

Marina wollte das nicht wahr haben. Minaki war für sie der Einzige, den sie ihr vollstes Vertrauen schenken konnte. Er war der Einzige, der ihr die Welt erklärte und geholfen hatte, bis hierher durchzuhalten. Sie vertraute ihm mehr als ihrer Familie und sonstigen Freunden.

"Marina-chan…?!"

Amber hatte die lauten Worte ihrer Tochter gehört und wollte nach ihr sehen. Der Anblick Marinas brach ihr das Herz.

"Sshhh… es wird alles gut…" Amber umarmte das Mädchen und strich ihr beruhigend über den Rücken. Doch Marina gab nicht einmal ein Zucken von sich.
 

I'm gonna show you the truth of human egoism. A bittersweet truth which may cost your soul.
 

Mit einem Ruck öffnete Marina ihre Augenlider. Die sonst so strahlend klaren Augen waren nun getrübt und emotionslos.

"Wer … bist du…?"
 

---
 

"Wunderschön…"

Wie schon die Tage zuvor beobachtete Minaki das Schauspiel der Alph-Ruinen. Tausende von Icognito schwebten um Suicune herum und hielten ein Schutzschild intakt. Suicunes Augen waren die ganze Zeit über geschlossen. Es schien sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Doch dies verringerte nicht die Anmut des legendären Wesens und faszinierte seine Beobachter weiterhin.

"Was wir auch tun, wir können den Schutzschild der Icognito nicht durchbrechen.", berichtete einer Forscher neben Minaki. "Was sollen wir tun, Minaki-san?"

"Abwarten und das Schauspiel genießen.", antwortete er seinen Kollegen ohne die Augen von Suicune zu lösen. Er war vollständig im Bann des Pokémon gefangen. Nichts und niemand existierten noch für ihn, außer Suicune.
 

---
 

Verzweifelt saß Amber im Wohnzimmer ihres Hauses, das Gesicht in den Händen gebettet. Die letzten Tränen versickerten und sie fühlte sich etwas beruhigter. Wie auch Marina vor Erschöpfung eingeschlafen war, so wünschte sich Amber ebenfalls einfach in einen tiefen Schlaf zu fallen. Nein, viel besser: Endlich aus diesem Albtraum aufzuwachen!

DingDong~

Die Klingel ertönte, doch Amber fand nicht die Kraft sich zu erheben. Die Tür war so und so offen. Also konnte jeder rein, der wollte.
 

Die Haustür öffnete sich und der Gast trat ein. Verwundert folgte er dem Flur und fand im Wohnzimmer Amber vor.

"Guten Tag, Amber-san! Ich bin hier um Marina zu besuchen."

"Oh… Kenta-kun…", sie schüttelt kurz ihren Kopf und erhob sich. "Tut mir Leid, dass ich dir nicht geöffnet habe. Marina-chan liegt in ihrem Bett und schläft."

"Ist… irgendetwas passiert?", fragte der Junge besorgt nach.

"Marina-chan hat… sie hat wieder alles vergessen."
 

---
 

Die Tage vergingen, doch die einzelnen Szenarien änderten sich kaum. Während in Neuborkia eine verzweifelte Mutter ihrer verwirrten und vor allem geschwächten Tochter versuchen wollte zu helfen, so war bei den Alph-Ruinen alles beim Alten. Immer noch tänzelten die Icognito um Suicune und weiterhin stand das Wasser-Pokémon wie eine Statue am selben Platz, die Augen weiterhin verschlossen. Es war jeden Tag dasselbe. Jeden Tag, bis auf heute.
 

"Minaki-san? Minaki-san! Hier ist jemand aus Neuborkia. Es ist dringend!"

Der Angesprochene reagierte nicht auf die Stimme seines Kollegen und blickte weiterhin starr auf Suicune. Die Tage hier in den Alph-Ruinen hatten deutlich an ihm gezerrt. Er war äußerst blass geworden und Augenringe bildeten sich in seinem Gesicht. Trotz allem hatte er seinen Platz nie verlassen, genau wie Suicune.

"Minaki-san!!"

"Lass ihn." Einer der Forscher beruhigte Minakis Teamkollegen und übernahm das Telefonat: "Es tut mir Leid. Im Moment können Sie nicht mit ihm sprechen. Rufen Sie bi-"

"DAS IST EIN NOTFALL!! UND JETZT GEBEN SIE MIR SOFORT MINAKI-SAN!!" Die Anruferin schien entweder äußerst ungeduldig oder ruhig zu sein, sonst hätte sie nicht mit der vollen Kraft ihres Organs in den Telefonhörer geschrieen.

"Urgh!" Der Forscher musste sein Mobiltelefon mehrere Zentimeter von seinem Ohr entfernen, sonst hätte sein Trommelfell den Dienst aufgegeben. Die Stimme der Frau am Telefon war so laut, dass alle Beteiligten sie hören konnten - auch Minaki.

"MARINA-CHAN IST VERSCHWUNDEN UND MINAKI-SAN IST DER EINZIGE, DER SIE FINDEN KÖNNTE!"

Fassungslos blickten sich Forscher und Kollegen an. Auch wenn sie nicht wussten, wer Marina war, so handelte es sich wirklich um einen Notfall.

"Ma…rina?", murmelte Minaki leise für sich, als würde der Name ihn an etwas erinnern. Nur er kam nicht drauf, was es ist!

"Minaki-san, übernehmen Sie das Telefonat!"

Die Worte erreichten Minaki nicht mehr. Suicunes Augen waren plötzlich geöffnet und blickten den jungen Mann unentwegt an. Ein seltsames Gefühl machte sich in Minaki breit und voller Ehrfurcht wich er einige Schritte zurück.
 

You have to choose: Your dream or her life
 

"MARINA! Wo ist sie?!"

Minaki war wie ausgewechselt. Er riss förmlich das Telefon aus den Händen des Forschers und führte hektisch das Gespräch mit Marinas Mutter. Amber erzählte ihm die Ereignisse der letzten Tage in der Kurzfassung. Angefangen von Marinas erneuten Gedächtnisverlustes, ihrem nun geschwächten Körper - sie war oft Tag und Nacht nur am schlafen gewesen - bis hin zu ihrer Unmotivation und ihren Unwillen, irgendetwas zu machen. Außerdem fügte Amber eine Kleinigkeit hinzu, die ihr größte Sorgen bereitete: "Marina sprach immer wieder etwas von einem ‚Kristall im violettem Meer'".

"…" Im Schnellverfahren überlegte Minakis Gehirn, was diese Worte bedeuten könnten. Doch wieder stand er vor einem Rätsel, dessen Lösung er nicht kannte.

"Seit wann ist Marina verschwunden?"

"Ich… ich weiß es nicht so genau. Als ich heute Morgen in ihr Zimmer sah, war sie nicht mehr da. Sie… könnte auch schon seit gestern Nacht verschwunden sein."

<Seit gestern Nacht? Das heißt… sie könnte durchaus schon hier irgendwo in der Gegend sein…>

Dieser Gedanke war Minakis einzige Hoffnung: Dass Marina unbeschadet die Stadt erreicht hatte. Sei es nun Viola City oder Rosalia City.

"Amber-san, wir werden das Gebiet von Viola City zu Rosalia City absuchen. Sie haben schon die Polizei verständigt?"

"Ja!"

"Gut. Dann melde ich mich bei Ihnen, wenn ich sie gefunden habe."

"Mhm… Danke Ihnen, Minaki-san."

"… Nein. Ich sollte mich eher bei Ihnen entschuldigen."

"Was?"

Klick

Minaki hatte ohne ihr die Frage zu beantworten aufgelegt und wandte sich an sein Team: "Ihr habt gehört, was passiert ist. Also los!"

Während ein Teil der Forscher ohne lang nachzudenken mithelfen wollte, so blieben einige stehen: "Und was ist mit Suicune?"

Minaki hielt inne. Suicune hatte er nun vollkommen vergessen. Tja, da dass Pokémon wieder relativ aktiv geworden war, konnten sie es nicht unbeobachtet lassen. Minaki zögerte einen Moment zu lang mit seiner Antwort und seine fanatische Seite begann einen Gewissenskampf mit ihm. Das hier war DIE Gelegenheit, Suicune zu fangen. Warum also…?

<… Nein… NEIN! Marina ist mir wichtiger als ‚das Pokémon'!>

"Gut, dann bleibt hier. ICH aber werde sicher nicht hier unnütz stehen bleiben!"

Minaki eilte von den Alph-Ruinen weg. Würde er sie eben alleine suchen. Immerhin hatte er seine Pokémon bei sich, die ihm helfen werden!
 

Your answer wasn't clear enough…
 

In Viola City angekommen befragte Minaki die Passanten, ob sie das blauhaarige Mädchen gesehen hätten. Die Polizei der hiesigen Stadt war zwar schon informiert, aber eigene Kontrolle war immer besser!
 

Die Suche in Viola City ergab nichts. Nun war es an der Zeit, Route 30 in Betracht zu ziehen.

Simsa~

"Simsala, hast du etwas gefunden?"

Sim…sa….la!~

Das Pokémon konzentrierte sich und Sekunden später teleportierte es sich samt seinem Trainer fort. Der Zielort war zwar nur wenige Meter entfernt, doch das extrem dichte Dickicht und die steile Böschungen machten es vom normalen Weg aus so gut wie unmöglich zu erreichen.

"Ma… Marina!"

Minaki eilte zu dem Mädchen hin. Sie lag bewusstlos am Boden. Bewusstlos oder eher… leblos? Ihre Hautfarbe war bleicher als sonst und als Minaki ihre Haut berührte, schreckte er für einen Moment zurück. Ihr Körper war eiskalt.

"MARINA!!"

Death

"Amber-san?" Einer der Ärzte des Viola City Krankenhaus kam aus dem Behandlungszimmer heraus und rief Marinas Mutter auf.

"Äußerlich geht es ihrer Tochter gut. Doch… wir können ihren seelischen Zustand nicht genau erklären. Die Symptome deuten auf ein Wachkoma hin."

"Wach…koma? Wann… wann wird Marina komplett aus diesem Zustand erwachen?!"

"Das kann Ihnen keiner sagen, Amber-san. Das Wichtigste ist nun, dass sie mit ihrer Tochter reden. Nicht nur sie, all ihre Freunde und Bekannten. Dies ist die einzige Möglichkeit, dass sie erwachen könnte."

Der Arzt verbeugte sich leicht und machte sich auf den Weg zu seinem nächsten Patienten. Er hinterließ eine verzweifelte Mutter und einen geschockten Minaki. Unabhängig voneinander hatten die beiden Personen dieselben Gedanken; wie so etwas passieren konnte und warum Marina leiden musste.
 

"Wir sollten… reingehen." Minaki unterbrach die unerträgliche Stille und legte seine Hand auf die Schulter der Frau. Sie wich ihm aus und verbarg die Tränen hinter ihren Handflächen: "Ich kann nicht mehr! Ich kann Marina in einem solchen Zustand nicht sehen! Wann hat dieser Albtraum endlich mal ein Ende?!"

Minaki nickte. Er nickte zu sich selbst. War all dies ein Albtraum, der nie enden wollte?
 

Amber schien sich langsam beruhigt zu haben, doch die plötzliche Müdigkeit gewann über ihren Körper. Stumm saß sie auf einen der Sessel und blickte ins Leere. Zum ersten Mal beobachtete Minaki die trüben, emotionslosen Augen bei Amber. Dieselben, die Marina einst hatte…
 

Minaki fasste sich ans Herz und betrat Marinas Krankenzimmer. Ihr Anblick ließ ihn bis auf die Knochen erschaudern. Die einst strahlend hellblauen Augen, getrübt durch die Ereignisse der letzten Tage und Wochen, waren nur hauchdünn geöffnet. Ihre Haut, weiß wie der Schnee, machte es schwer den Unterschied zwischen ihr und der Bettdecke zu erkennen. Einzig und allein Marinas Haar hatte seinen alten Glanz behalten, wenn es nun auch vollkommen zerzaust war.

Minaki setzte sich zur ihr ans Bett und griff nach ihrer Hand. Kalt. Zwar nicht mehr so eiskalt wie zuvor, aber immer noch zu kühl für eine normale Körpertemperatur.

"Marina…"

Seine Finger strichen über ihren Handrücken. Sein Blick war auf ihrem Gesicht fixiert. Hin und wieder kam es ihm so vor, als ob ihr Mund zucken würde. Wollte sie etwas sagen?

"….ka…l….t…."

Hatte sie eben gesprochen?

"Marina, ich bin hier!"

"…Kri…stall … um…geben … violettes … Meer…. argh."

Ein schriller Biepton durchdrang das Zimmer und ein Ärzteteam stürmte durch die Tür hinein. Sie stießen Minaki zur Seite und begannen die Reanimation. Herzstillstand.

"Der Nordwind ist kalt… bitterkalt…"

Minaki sah auf. Hatte sie gerade gesprochen? Das war doch… unmöglich!
 

Find me and you'll find her
 

Der unangenehme Ton der Maschine war vorbei. Ihr Herz schlug wieder, sie war gerettet. Einer der Ärzte wandte sich an Minaki und wollte nachfragen, was passiert war, doch Minaki war verschwunden. Er war aus dem Zimmer geeilt und… Gott! Am liebsten würde er sich selbst in den Hintern treten. Wie konnte er bloß so blöd gewesen sein, und das Offensichtliche nicht erkennen? WIE BLOSS?
 

---
 

"Du machst es deinem Geliebten ziemlich einfach, nicht Marina-chan?"

Besagte ‚Marina-chan' war in einem Schutzschild gefangen, umgeben von tänzelnden Icognito. Es war nicht Marina im eigenen Sinne, ihr Körper befand sich ja immer noch im Krankenhaus von Viola City. Viel mehr wurde ihre Seele entführt und hier festgehalten.

"Egal was du auch sagst, Nordwind, er wird hierher kommen und dir zeigen, dass du im Unrecht bist!"

"Das werden wir noch sehen, Marina-chan. Aber bedenke: Je weniger er dich erkennt, je eher schwindet seine Erinnerung und die Kette um deinen Hals wird verschwinden. Die Kette, das Symbol der Verbundenheit zwischen Körper und Seele… du weißt was passieren wird, wenn sie verschwindet?"

"Ja, Nordwind…"

"Nenne mich doch beim Namen, Marina-chan."

"Nein. Ich habe zu große Angst vor dir. Angst, aber auch Respekt. Und wenn die ganze Sache hier vorbei ist, möchte ich nicht an deinem Namen erschaudern, wenn ich ihn wieder hören muss."

Suicune
 

---
 

Völlig außer Atem erreichte Minaki die Alph-Ruinen. Er ging durch das Zollhaus und erschrak über den Anblick, der sich ihm erbot. Forscher, Kollegen und Touristen lagen allesamt bewusstlos am Boden. Die Atmosphäre war deutlich erdrückender als bei seinem letzten Besuch. Irgendwas lag in der Luft…

Beep Beep

Icognito's flogen auf ihn zu und umgaben ihn. Sie zwangen ihm, in eine bestimmte Richtung zu gehen. Nein, viel mehr brachten sie ihm zu dem Ort. Der Ort, wo Suicune schon auf ihn wartete.
 

"Suicune… auch ‚der Nordwind' genannt…"

Das Pokémon nickte auf Minakis Worte und auch die Icognito, die ihm umgaben, verschwanden. Sie gesellten sich zu den anderen im Kreis fliegenden Pokémon und verstärkten den Schild um ein weiteres. Minaki sah das Schauspiel, doch konnte weder den Schild noch die versteckte ‚Person' erkennen.

"Siehst du sie?"

"Wen?"

Was für Suicune ein weiterer Beweise von Minakis Egoismus und Geiz war, so war es für Marina wie ein Messer, dass ihr Herz durchstach. Er konnte sie nicht sehen? Warum? "Minaki! Ich bin hier! MINAKI!"

Ihre Schreie hatten sein Ohr bei weitem nicht erreicht.

"Du kannst sie nicht sehen? Du kannst nicht einmal ihre Schreie hören?"

"Wen sollte ich sehen? Wessen Schreie sollte ich hören?"

Marina war starr vor Entsetzen. Waren die Worte von Suicune gar wahr? Hatte das Pokémon Recht und… die Kette! Voller Schreck betrachtete sie das Schmuckstück um ihren Hals. Es hatte an Transparenz gewonnen. Viel mehr fehlt nicht mehr und…

"Wie dem auch sei…", Suicune ging einige Schritte auf Minaki zu, "Ich biete dir nun ein einmaliges Angebot an. Ich finde du, hast dir eine Beholung doch redlich verdient, so lange wie du mich schon verfolgst."

Irgendetwas war Minaki nicht geheuer an der Sache. Doch sein Gehirn setzte aus, als Suicune weiter sprach: "Ich erkläre mich dazu bereit, dein Pokémon zu werden und dich als meinen Trainer anzuerkennen. Doch du wirst einen Preis dafür bezahlen müssen."

"Was… für einen Preis?"

"Ich darf dir nicht zu viel verraten. Nur, dass du etwas dir Wichtiges verlieren wirst."

"Tu es nicht, Minaki!!", Marina versuchte gegen die Icognito und den Schutzschild anzukämpfen, doch es gelang ihr einfach nicht. Kleine Funken sprangen durch die Berührung von Marinas Finger am Schutzschild weg und erhielten Minakis Aufmerksamkeit.

"Sie versucht immer noch, ihrem Schicksal zu entfliehen… Armes Ding. Und all dies macht sie nur für dich."

Für Minaki sprach Suicune in Rätseln. Außer den Icognito's konnte er nichts erkennen. Was meinte das Pokémon also?
 

"Nun denn, Mensch. Hast du dich entschieden?"

"Du sagtest der Preis, um dich zu bekommen, sei etwas mir Wichtiges. Leider wird dir dies aber nicht möglich sein." Minakis Worte machten Marina Hoffnung. Könnte es sein, dass er…

"Denn das Wichtigste für mich ist es, dich zu fangen."
 

Marina erstarrte. Alles trat genauso ein, wie Suicune es ihr immer wieder aufs Neue in ihren Träumen gezeigt hatte. Sie hatte es nur nicht wahrhaben wollen, hatte die Träume versucht zu ignorieren und sie aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Doch sie fielen immer wieder über sie her. Auch heute. Nur war diesmal der Traum real.

"Auf diese Antwort habe ich gewartet. Deine Gier und dein Selbstsucht haben dich zu dem gemacht, was du heute bist. Nun ist es an der Zeit, dass DU es selbst erkennst."
 

Zeitgleich mit den Icognito verschwand auch Marinas Halskette. Das Mädchen war vollkommen erstarrt. Einzig ihre Tränen bewegten sich über ihr Gesicht. Suicune brüllte mit voller Kraft. Der Himmel bewölkte sich und ein Platzregen trat ein. Inmitten aller Regentropfen zerbrach Marinas Seele in tausend Scherben. Gemeinsam mit den Tränen des Himmels flogen sie zu Boden. Manche Scherben hinterließen zarte Kratzer in Minakis Gesicht während andere in der Kleidung stecken blieben.

"Ma…rina?!" Bilder von seinem ersten Treffen mit dem Mädchen zogen an Minakis gedanklichem Auge vorbei. Er erinnerte sich. Verdammt, er erinnerte sich wieder an sie!

"Es ist zu spät, Mensch. Sie ist nun für immer verschwunden."
 

"Zimmer E20! Schnell, ein weiterer Herzstillstand!", schrie die Schwester am Überwachungsmonitor. Die anwesenden Ärzte eilten wie schon einmal am heutigen Tage in das Zimmer der Patientin. Jeder Versuch sie wieder zurück ins Leben zu bringen scheiterte. Marina war tot. Gestorben an Verrat, Vergessenheit, Selbstsucht und Gier der Person, die sie am meisten geliebt hatte. Bis zum Schluss wollte sie es nicht wahr haben. Sie hatte an ihm vertraut. Doch der Nordwind hatte Recht. Menschen lebten nur für sich und ihre Träume. Nicht für andere.

Rebirth {alternatives Ende}

Erschrocken fuhr Minaki aus seinen Tagträumen. Die Anspannung hatte den jungen Mann ermüden lassen. Doch irgendetwas störte ihn an seinen Gedanken. Es war, als hätte er etwas Wichtiges gesehen, dass er nicht vergessen durfte, sonst würde er einen riesigen Fehler begehen…
 

"Amber-san?" Einer der Ärzte des Viola City Krankenhaus kam aus dem Behandlungszimmer heraus und rief Marinas Mutter auf.

"Äußerlich geht es ihrer Tochter gut. Doch… wir können ihren seelischen Zustand nicht genau erklären. Die Symptome deuten auf ein Wachkoma hin."

"Wach…koma? Wann… wann wird Marina komplett aus diesem Zustand erwachen?!"

"Das kann Ihnen keiner sagen, Amber-san. Das Wichtigste ist nun, dass sie mit ihrer Tochter reden. Nicht nur sie, all ihre Freunde und Bekannten. Dies ist die einzige Möglichkeit, dass sie erwachen könnte."

Der Arzt verbeugte sich leicht und machte sich auf den Weg zu seinem nächsten Patienten. Er hinterließ eine verzweifelte Mutter und einen geschockten Minaki. Unabhängig voneinander hatten die beiden Personen dieselben Gedanken; wie so etwas passieren konnte und warum Marina leiden musste.
 

"Wir sollten… reingehen." Minaki unterbrach die unerträgliche Stille und legte seine Hand auf die Schulter der Frau. Sie wich ihm aus und verbarg die Tränen hinter ihren Handflächen: "Ich kann nicht mehr! Ich kann Marina in einem solchen Zustand nicht sehen! Wann hat dieser Albtraum endlich mal ein Ende?!"

Minaki nickte. Er nickte zu sich selbst. War all dies ein Albtraum, der nie enden wollte?
 

Amber schien sich langsam beruhigt zu haben, doch die plötzliche Müdigkeit gewann über ihren Körper. Stumm saß sie auf einen der Sessel und blickte ins Leere. Zum ersten Mal beobachtete Minaki die trüben, emotionslosen Augen bei Amber. Dieselben, die Marina einst hatte…

Minaki fasste sich ans Herz und betrat Marinas Krankenzimmer. Ihr Anblick ließ ihn bis auf die Knochen erschaudern. Die einst strahlend hellblauen Augen, getrübt durch die Ereignisse der letzten Tage und Wochen, waren nur hauchdünn geöffnet. Ihre Haut, weiß wie der Schnee, machte es schwer den Unterschied zwischen ihr und der Bettdecke zu erkennen. Einzig und allein Marinas Haar hatte seinen alten Glanz behalten, wenn es nun auch vollkommen zerzaust war.

Minaki setzte sich zur ihr ans Bett und griff nach ihrer Hand. Kalt. Zwar nicht mehr so eiskalt wie zuvor, aber immer noch zu kühl für eine normale Körpertemperatur.

"Marina…"

Seine Finger strichen über ihren Handrücken. Sein Blick war auf ihrem Gesicht fixiert. Hin und wieder kam es ihm so vor, als ob ihr Mund zucken würde. Wollte sie etwas sagen?

"….ka…l….t…."

Hatte sie eben gesprochen?

"Marina, ich bin hier!"

"…Kri…stall … um…geben … violettes … Meer…. argh."

Ein schriller Biepton durchdrang das Zimmer und ein Ärzteteam stürmte durch die Tür hinein. Sie stießen Minaki zur Seite und begannen die Reanimation. Herzstillstand.

"Der Nordwind ist kalt… bitterkalt…"

Minaki sah auf. Hatte sie gerade gesprochen? Das war doch… unmöglich!
 

Find me and you'll find her
 

Der unangenehme Ton der Maschine war vorbei. Ihr Herz schlug wieder, sie war gerettet. Einer der Ärzte wandte sich an Minaki und wollte nachfragen, was passiert war, doch Minaki war verschwunden. Er war aus dem Zimmer geeilt und… Gott! Am liebsten würde er sich selbst in den Hintern treten. Wie konnte er bloß so blöd gewesen sein, und das Offensichtliche nicht erkennen? WIE BLOSS?
 

---
 

"Du machst es deinem Geliebten ziemlich einfach, nicht Marina-chan?"

Besagte ‚Marina-chan' war in einem Schutzschild gefangen, umgeben von tänzelnden Icognito. Es war nicht Marina im eigenen Sinne, ihr Körper befand sich ja immer noch im Krankenhaus von Viola City. Viel mehr wurde ihre Seele entführt und hier festgehalten.

"Egal was du auch sagst, Nordwind, er wird hierher kommen und dir zeigen, dass du im Unrecht bist!"

"Das werden wir noch sehen, Marina-chan. Aber bedenke: Je weniger er dich erkennt, je eher schwindet seine Erinnerung und die Kette um deinen Hals wird verschwinden. Die Kette, das Symbol der Verbundenheit zwischen Körper und Seele… du weißt was passieren wird, wenn sie verschwindet?"

"Ja, Nordwind…"

"Nenne mich doch beim Namen, Marina-chan."

"Nein. Ich habe zu große Angst vor dir. Angst, aber auch Respekt. Und wenn die ganze Sache hier vorbei ist, möchte ich nicht an deinem Namen erschaudern, wenn ich ihn wieder hören muss."

Suicune
 

---

Völlig außer Atem erreichte Minaki die Alph-Ruinen. Er ging durch das Zollhaus und erschrak über den Anblick, der sich ihm erbot. Forscher, Kollegen und Touristen lagen allesamt bewusstlos am Boden. Die Atmosphäre war deutlich erdrückender als bei seinem letzten Besuch. Irgendwas lag in der Luft…

Beep Beep

Icognito's flogen auf ihn zu und umgaben ihn. Sie zwangen ihm, in eine bestimmte Richtung zu gehen. Nein, viel mehr brachten sie ihm zu dem Ort. Der Ort, wo Suicune schon auf ihn wartete.
 

"Suicune… auch ‚der Nordwind' genannt…"

Das Pokémon nickte auf Minakis Worte und auch die Icognito, die ihm umgaben, verschwanden. Sie gesellten sich zu den anderen im Kreis fliegenden Pokémon und verstärkten den Schild um ein weiteres. Minaki sah das Schauspiel, doch konnte weder den Schild noch die versteckte ‚Person' erkennen.

"Siehst du sie?"

"Wen?"

Was für Suicune ein weiterer Beweise von Minakis Egoismus und Geiz war, so war es für Marina wie ein Messer, dass ihr Herz durchstach. Er konnte sie nicht sehen? Warum? "Minaki! Ich bin hier! MINAKI!"

Ihre Schreie hatten sein Ohr bei weitem nicht erreicht.

"Du kannst sie nicht sehen? Du kannst nicht einmal ihre Schreie hören?"

"Wen sollte ich sehen? Wessen Schreie sollte ich hören?"

Marina war starr vor Entsetzen. Waren die Worte von Suicune gar wahr? Hatte das Pokémon Recht und… die Kette! Voller Schreck betrachtete sie das Schmuckstück um ihren Hals. Es hatte an Transparenz gewonnen. Viel mehr fehlt nicht mehr und…

",Sie'? Wen meinst du?" Mit einem Mal traf Minaki sprichwörtlich der Schlag. All dies kam ihm so bekannt vor… woher?!
 

Tränen bedeckten Marinas Gesicht und das Mädchen konnte ihre Umgebung nur mehr verschwommen wahrnehmen. Hatte Minaki sie vollkommen vergessen? Konnte er sie deswegen nicht sehen?

"MINAKI!"

Immer wieder schrie sie seinen Namen. Er darf sie nicht vergessen. Nicht er!
 

"Wie dem auch sei…", Suicune ging einige Schritte auf Minaki zu, "Ich biete dir nun ein einmaliges Angebot an. Ich finde du, hast dir eine Beholung doch redlich verdient, so lange wie du mich schon verfolgst."

Irgendetwas war Minaki nicht geheuer an der Sache. Doch sein Gehirn setzte aus, als Suicune weiter sprach: "Ich erkläre mich dazu bereit, dein Pokémon zu werden und dich als meinen Trainer anzuerkennen. Doch du wirst einen Preis dafür bezahlen müssen."

"Was… für einen Preis?"

"Ich darf dir nicht zu viel verraten. Nur, dass du etwas dir Wichtiges verlieren wirst."

"Tu es nicht, Minaki!!", Marina versuchte gegen die Icognito und den Schutzschild anzukämpfen, doch es gelang ihr einfach nicht. Kleine Funken sprangen durch die Berührung von Marinas Finger am Schutzschild weg und erhielten Minakis Aufmerksamkeit.

"Sie versucht immer noch, ihrem Schicksal zu entfliehen… Armes Ding. Und all dies macht sie nur für dich."
 

Suicunes Worte sickerten auf Minaki ein und gaben ihm zu überlegen. Minaki… er war wegen etwas Bestimmtem hierher gekommen. Doch was war das?!

"Mensch. Dein größter Wunsch ist es, mich zu fangen. Deswegen bist du hier."

So logisch die Antwort für Minaki klang, desto mehr zweifelte etwas in seinem Inneren an der Wahrheit hinter den Worten. Er war wegen Suicune hier, ja. Aber nicht um es zu fangen!
 

"Nun denn, Mensch. Hast du dich entschieden?"

Suicune drängte auf eine Antwort, doch Minaki blieb stumm. Seine Gedanken überschlugen sich und er wusste nicht mehr, warum und für was er hier war.

"MINAKI!"

Marinas letzter Hilfeschrei wandelte sich in einen starken Wind um, der gegen den jungen Mann wehte. Ein Zucken durchfuhr Minakis Körper. Er hatte die Stimme eines Mädchens gehört. Klar und deutlich. Sie hatte seinen Namen gerufen, daran gab es keinen Zweifel. Doch wer war sie? Minaki erhob seinen Blick ein letztes Mal zu den Icognitos. Er meinte nicht recht zu sehen:

"Ma… Marina?!"
 

Marina fiel eine Tonnenlast vom Herzen. Er hatte sie gesehen. Jetzt… wird doch alles wieder gut, oder? Müde schloss sie ihre Augen und ließ sich im Schutzschild niedersinken. Ja, alles sollte wieder Gut werden…
 

Erbost blickte Minaki zu Suicune. "Gib sie mir zurück. Gib mir Marina zurück!"

"Wenn du dich jetzt für das Mädchen entscheidest, wirst du nie wieder eine Gelegenheit bekommen, mich zu fangen. Dein Traum wird wie eine Seifenblase zerplatzen. Du wirfst dein ganzes Leben einfach so weg!"

"Oh nein! Mein Leben fängt erst richtig an. Mit ihr!"

Matt lächelte das Pokémon. Es war hocherfreut über Minakis eindeutige und rasche Antwort. Er hatte nicht nachdenken müssen und sofort gewusst, was er will.

"Wie du wünscht, Mensch."

Sowohl von Suicune als auch Marina erstrahlte ein violettes Licht. Es erhellte die gesamten Alph-Ruinen. Minaki versuchte seine Augen vor dem blendenden Licht zu schützen. Es war viel zu hell, als dass er noch irgendetwas erkennen konnte. Er verspürte plötzlich eine wachsende Müdigkeit in sich und fiel wenige Sekunden darauf in Ohnmacht.

"M..hm…"

Vorsichtig blinzelten Minakis Augen, ehe sie sich halbwegs öffneten und er seine Umgebung wahrnehmen konnte. Eine weiße Zimmerdecke, weiße Wände und ein weißes Bett. Befand er sich in einem Krankenhaus? Wieso? Was war zuletzt geschehen?

Die Zimmertür öffnete sich und Amber trat ein. Ihre kurzzeitige Verwunderung wurde von der Freude verdrängt, dass Minaki wieder erwacht war.

"Bin ich froh, dass Sie wieder wach sind. Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt, Minaki-san!"

"Wie lange habe ich geschlafen?"

"Ganze drei Tage. Sie sind der Letzte, der noch nicht erwacht war."

"Der Letzte? Was ist überhaupt passiert?"

"Das könnte ich eigentlich Sie fragen." Amber schnappte sich den Sessel neben dem Bett und setzte sich nieder. "Sie sind wie von Hummeln gestochen aus Marinas Krankenzimmer gelaufen. Niemand hat gewusst, wohin sie liefen. Man hat sie dann später mit den anderen Leuten bewusstlos bei den Alph-Ruinen gefunden."

"Alph-Ruinen?" In Minakis Kopf machte es klick und all die Erinnerungen des zuletzt erlebten Tages kamen zurück. Er hatte sich zu den Alph-Ruinen aufgemacht um Suicune zu finden und…

"Marina! Was ist mit Marina?!"

Ambers Gesicht zierte ein erleichtertes Lächeln: "Minaki-san, Marina ist wieder aufgewacht. Sie ist wieder die Alte!"

Minakis Gehirn brauchte einige Sekunden, um den Satz zu verarbeiten. Marina, wieder aufgewacht, ganz die Alte…!!

"Wo ist sie jetzt?"

"Ein Zimmer weiter." Kaum hatte Amber ihm geantwortet, sprang der junge Mann auf, obwohl es seinem Kreislauf ganz und gar nicht gut tat. Dieser hätte es Minaki mit einem Zusammenbruch gedankt, wenn er nicht noch Halt an der Mauer gefunden hätte. Er stürmte das Zimmer hinaus, den Gang entlang zum nächsten Raum und riss die Tür auf. Marina schreckte auf und wandte ihren überraschten Blick vom Fenster ab auf den Eindringlich. Sofort wechselte ihr Gesichtsausdruck zu einem breiten Lächeln: "Minaki, endlich bist du aufgewacht! Wir haben uns alle schon Sorgen gemacht~!"

Stumm blickte Minaki das Mädchen an. Als er ihr nicht antwortete, blinzelte sie einige Male verwundert und ging auf ihm zu. "Minaki? Alles in Ord-"

Marina konnte die Frage nicht zu Ende formulieren. Zwei starke Arme umarmten sie und drückten sie an Minakis Körper. Sie war äußerst perplex über seine Reaktion, doch wehren wollte sie sich auf keinesfalls. Sie schloss ihre Augen und genoss die Wärme seines Körpers. Minaki konnte sein Glück nicht fassen. Hier war sie nun, in seinen Armen. Nicht nur ihre Erinnerungen, sondern auch ihr lebensfrohe Art hatte sie wieder zurück.

"Endlich habe ich dich wieder…"



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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  miramiri
2008-11-28T21:26:00+00:00 28.11.2008 22:26
ich habe diese fanfic wo anders von dir schon gelesen. aber leider nciht herraus gefunden wie ich dir sagen kann, dass ich diese fanfic seeeeehhhhrrr gut finde. ich lese deine fanfics am aller liebsten

Von:  karlach
2008-05-13T17:22:24+00:00 13.05.2008 19:22
Um ehrlich zu sein, das alternative Ende gefällt mir wesentlich besser, als das echte (wahrscheinlich, weil es ein happy end ist...)
Aber ich möchte dir eigentlich ein riiiiesiges Lob aussprechen!^^
Von all deinen FFs gefällt mir diese i-wie am besten!^^
Mach unbedingt so weiter, ja?^^
lG

danae
Von:  karlach
2008-04-25T10:24:31+00:00 25.04.2008 12:24
Schreib bitte gaaanz schnell weiter!
Mir gefällt vor allem der detallierte Stil, in dem du schreibst!
Mach weiter so, ja??

lG
Phoenizia
Von:  RenTao
2008-03-05T16:54:56+00:00 05.03.2008 17:54
"Schlaf gut…", flüstert er Marina zu, strich ihr noch mal behutsam die störende Strähne aus dem Gesicht und küsste ihre Stirn. Mehr konnte er nicht für sie tun. Er konnte nur für sie da sein, sie unterstützen und vor allem beschützen. Oh, und wie er das tun wird!

-> ABSOLUTE LIEBLINGSSTELLE IM PROLOG! >//////<

*____*
Ich mag diese Ff total gerne *_*
Seit ich sie zum ersten mal (mehr durch ZUfall) xD gelesen hab *_*

Das musste ein ganz schöner Schock für Minaki gewesen sein, dass Marina ihn vergessen hat ;__; aber wie kann "Herzchen"*großes schielenxD* dass machen?
U~w >////<
Ich finde die ff so toll >///<
Und hoffentlich kommen noch mehr Leute die Reviews schreiben ;__;

>////<
WEITER! *_______*
*knuffl*


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