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Haben und Nichthaben

Victoire Weasley & James Sirius Potter ⎮ Neues Kapitel on!
von

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Tausend Worte

Liebe Leser & Leserinnen

Diese FF wird nur eine Kurzgeschichte, mit insgesamt 5 Kapiteln (Prolog&Epilog inbegriffen). Ich habe die FF für den Wettbewerb von _Natsumi_Ann_ geplant und hoffe sie gefällt euch.

Wie ihr beim Untertitel lesen könnt, geht es hauptsächlich um James & Victoire. Aber wie schon gesagt »hauptsächlich«. Das kann sein, dass auch andere Pairings angehaucht werden, doch ich versuche die Beiden im Mittelpunkt zu behalten.

Das war eigentlich schon alles und ich wünsche euch viel Spass beim Lesen ^.^
 


 

James Sirius Potter war stolz.
 

Er hatte die Prüfungen mit vollem Erfolg geschafft und konnte nun seine Karriere als Auror beginnen. Genau so wie sein Vater es einst getan hatte. Die Leute pfiffen durch die Zähne, als er, Dominique, Molly und Fred den Garten des Fuchsbaues betraten. Alle waren da. Rose, Albus,  Lily, Victoire… Bei dieser einen Person blieb sein Blick einige Sekunden länger stehen. Sie sah mal wieder aus wie ein Engel. Einige blonde Locken fielen ihr wirr ins Gesicht und ihre strahlend blauen Augen lächelten ihn an. Er war süchtig nach ihrem Anblick. Doch seine Fantasien wurden jäh unterbrochen.
 

„Schatz, willst du Cola oder Fanta?" Er warf seinem besten Freund Teddy einen missbilligenden Blick zu. Natürlich so, dass es niemand bemerkte, außer Dominique. Sie bemerkte alles. Und mit alles, meinte er tatsächlich alles. Grinsend rammte sie ihm den Ellbogen in die Seite. „Lust auf eine Portion Victoire?", neckte sie ihn, woraufhin er sofort rot anlief. „Sei still, Dome." Sie verzog spitzbübisch den Mund und wandte sich von ihm ab, um mit Lucy über den neusten Tratsch zu sprechen. Dabei lächelte sie James noch ein letztes Mal an. Er bemerkte, wie verschieden die zwei Schwestern doch waren. Dominique war wie eine Schwester für ihn. Sie war eher süß und unschuldig, was sie jedoch ganz und gar nicht verkörperte. Süß, ja. Unschuldig, nein. Obwohl man sie meistens mit zwei Zöpfen und ihren lässigen Latzhosen, die, wie sie meint, ihren Hintern zur Geltung brachten, antraft,  war sie im Thema Sex eine richtige Göttin. Das konnte er sogar bestätigen, worauf er aber weder stolz noch glücklich war.
 

Es war damals in der 5. Klasse geschehen. Ein Unfall, wie er betonte. Alkohol eben. Victoire dagegen, war eine Lady. Sie war selbstbewusst, jedoch nicht arrogant. Sie war intelligent, aber in Maßen. Und sie sah immer bezaubernd aus, egal in welcher Situation. Ein gefallener Engel. „James, was starrst du so in der Gegend rum?", wollte Victoire wissen. James schreckte auf. Peinlich berührt kratzte er sich am Hinterkopf und antwortete mit einem Schulterzucken. Seit wann stand sie schon neben ihm? Hoffentlich konnte sie keine Gedanken lesen. Sie lachte hell auf:  „Immer noch wie früher, wie ich sehen Mr. Potter. Aber ich hoffe ihre Tanzkünste haben sich verbessert seit dem letzten Mal." – „Darauf können sie wetten, Miss Weasley." Er führte sie bei der Hand zum Tanzparkett, wo sein Vater vergeblich versuchte sein Hüftbein zu schwingen. Dabei schüttelte Ginny nur den Kopf und lachte. Auch Ron tat sich nicht besser im tanzen, doch das war für Hermine nichts Neues. Ihr Mann war selten in etwas gut, außer im romantisch sein.
 

Galant setzte der junge Potter einen Fuß vor und wartete auf die Reaktion seiner Tanzpartnerin. Diese drehte sich elegant. „Und du tanzt immer noch wie früher. Perfekt", machte er ihr ein Kompliment. „Und was machst du jetzt Beruflich so?" – „Nun, ich arbeite als Schriftstellerin. Doch Hauptberuflich schreibe ich Artikel in der Hexenwoche. Nichts Spannendes", sagte sie leicht bescheiden. Er führte sie wie ein Meister über das Parkett, zugleich sprach er weiter: „Findest du? Es ist doch sicher spannend, immer auf dem neusten Stand zu sein." – „Findet ein 17-Jähriger, der gerade seinen Abschluss gemacht hat." – „Was hat das Eine mit dem Anderen zu tun?" Er runzelte die Stirn, wobei sich seine Miene verhärtete. Er mochte es nicht von ihr über sein Alter angesprochen zu werden. Schließlich war sie 21. „Du kennst den Ernst des Lebens noch nicht. Ich kann mich kaum über Wasser halten mit diesem Job. Ich bin keine Vollzeitjournalistin, musst du wissen." – „Dann muss ein Mann her, würde ich sagen" Er zwinkerte ihr vielsagend zu und ihr Mundwinkel verzog sich zu einem angehauchten Lächeln. „Oder will Miss Weasley für immer eine emanzipierte, freie Frau sein, die der Meinung ist, dass Männer nur Schwierigkeiten bringen?"
 

„Glaub mir James, der Zeitpunkt wird noch kommen. Ich wette Teddy macht sich schon seit Jahren Gedanken über dieses Thema." Die Musik hörte abrupt auf. Verstört sahen sich die Beiden um. „Tut mir Leid. Etwas stimmt mit der Anlage nicht", hörte man George sagen. „Aber ich bringe das wieder in Lot." Dominique beobachtete die Menschenansammlung von weitem. Sie saß auf einem Baumast und spielte mit einer Locke, die sich aus ihren Zöpfen gelöst hatte. Träumend summte sie ein Lied vor sich hin, als James mit einer mürrischen Miene herbei lief: „Wow, was ist denn dir über den Weg gelaufen?" Obwohl sie die Antwort längst wusste, sprang sie wie ein kleiner Affe vom höhergelegen Stamm zu ihm auf den Boden. James strich sich genervt durch das Haar. „Victoire und ihr treuer Gefährte, der zu einem auch mein bester Freund ist, Teddy." – „Wieso war das jetzt nicht schwer zu erraten?" Die Veela verdrehte die Augen. Es war doch immer das Gleiche mit ihrem besten Freund. Grosse Sprüche klopfen, von wegen dieses Mal würde er es ihr sagen, und dann das. Er hatte wieder kalte Füße bekommen.
 

„Du wirst das nie packen, James." – „Dome, als würdest du wissen wie das ist, in jemanden verliebt zu sein, dessen Herz schon vergeben ist" Sie zuckte leicht zusammen, bei seinem scharfen Ton, der einem erschauern ließ. Eine Sekunde danach bereute er das, was er gesagt hatte. In ihren Augen sammelten sich Tränen an, die sie vergeblich zurück halten wollte. Sie biss sich verkrampft auf die Lippe und kämpfte mit sich, um ihm in die Augen zu schauen. Ihre Blicke trafen sich. Seiner voller Reue. Ihrer voller Zorn. „Das hast du nicht gesagt!", hauchte sie, vor Wut und Trauer nicht mehr im Stande zu sprechen. „Und so etwas nennt sich mein bester Freund." Mit voller Wucht ohrfeigte sie ihn. Seine Wange lief rot an und er berührte sich an der schmerzenden Stelle. Schon weg eilend, lief ihr die erste Träne runter. Doch bevor sie den Schatten des Baumes, auf dem sie gesessen hatte verließ, packte er ihre Hand.
 

„Für was war der?" Seine braunen Augen fixierten sie. Wie sie da stand. Verletzt. Verweint. Verzweifelt. Er wusch ihr mit der freien Hand, die er vorher auf seiner linken, nun roten Wange gelegen hatte, die Tränen weg. Seelischer Leid überfiel ihn, als er sie in diesem Zustand sah. Das letzte Mal, als er Dominique weinen gesehen hatte, war sie mit vier Jahren von der Schaukel gefallen und hatte sich ein Bein aufgeschürft. Sie schluckte schwer. „Du liebst die Freundin deines besten Freundes und ich liebe meinen besten Freund, der in meine Schwester verliebt ist. Was empfindest du als schlimmer?" Er fühlte sich, als hätte es Steine geregnet. Eine enorm schwere Last fiel auf seinen Rücken und erschwerte ebenfalls sein Herz. „Dominique…", sprach er, wurde aber von ihr unterbrochen. Sie legte ihm den Zeigerfinger auf die warmen, weichen Lippen und schwieg ihn an. Langsam näherte sie sich ihm und strich ihm über die Wange. Mit beiden Händen sein Gesicht umklammernd, legte sie ihre Lippen auf seine und schmeckte den Geschmack von Schokolade mit Erdbeeren vermischt.

 

Obwohl James keine Gefühle für sie hegte, empfand er den Kuss als atemberaubend schön. Er erwiderte ihn. Wild. Verrucht. Wollend. Schon nach einer Weile löste sich Dominique nach Atem ringend. Mit heiserer Stimme flüsterte sie: „Danke für das kleine Geschenk. Nun lauf zu ihr und traue dich endlich." Zuckersüss lächelnd, gab sie ihm noch ein Küsschen auf die Wange, wusch sich noch die restlichen Tränen weg und eilte zur Partygesellschaft zurück. Mit gebrochenem Herz, aber mit einem glücklichen gebrochenen Herz.
 

Er stöhnte und fasste sich an den Kopf, das war einfach zu viel für ihn. Dominique machte ihn fertig. Victoire machte in fertig. Veelas brachten ihn zur Verzweiflung. Doch er war es seiner besten Freundin schuldig mit Victoire zu reden. Benommen starrte er auf seine Hände, die dann langsam seine Lippen berührten. Er wusste, dass es nicht Dominique an sich war, die ihn bezaubert hatte, sondern ihr Veelazauber. Es musste schrecklich sein, mit einem solch effektiven Zauber zu leben. Jeder Schüler in Hogwarts verehrte sie, lag ihr zu Füßen. Selbst Scorpius, in dessen Adern Malfoy'sches Blut floss, welches bekanntlicher Weise die Weasleys hasste. Vielleicht waren seine Gefühle für Victoire auch nur auf magischer Basis. Nein, diese waren echt. Jedes Mal wenn er sie sah, stellten sich seine Nackenhaare auf, seine Handflächen wurden schweißig und manchmal fing er sogar an zu stottern. Dabei war er doch so beliebt bei den Frauen.

Es brachte alles Grübeln nicht, er musste zu ihr gehen und es ihr in Gesicht sagen. Die gewagten drei Wörter. Ich liebe dich. „Teddy, kann ich kurz deine Freundin entführen?", sagte er zu seinem besten Freund, der gerade versuchte seine schrägsitzende Krawatte zu richten. „Klar. Wenn du schon dabei bist, kannst du ihr auch erklären, warum solche Krawatten eigentlich unnötig sind", meinte er voller Sarkasmus in der Stimme. „Sieh mal an, was sie mich gezwungen hat zu tragen." James musste schmunzeln über den Kommentar. Teddy war Teddy. Verrückt. Lustig. Und in den Augen der Frauen heiß. Victoire fuhr mit der Hand noch durch sein Haar, um die Frisur zu erfrischen, als sie sich auch schon bei James einhackte. „Wo wollen wir denn hin?" –„Ich würde mal sagen in Richtung Wald."
 

Bald erreichten sie eine Lichtung mitten im Wald, der hinter dem Fuchsbau lag. Mittlerweile war es schon dunkel geworden und die Leuchtkäfer erleuchteten ihnen den Weg. Es sah alles so magisch aus. All die Blumen, Tiere und Polen, die um sie kreisten. „Ich möchte dich nicht drängen, aber was wolltest du mir nun sagen?", fragte Victoire und bewunderte gleichzeitig die Blumen, die in der Nacht glühten. James atmete tief ein, wobei er sich Mut zu sprach: „Victoire, ich wollte dir eigentlich schon lange etwas sagen, kam dann aber leider nie dazu." „Wenn du weiter um den heißen Brei redest, kommst du heute auch nicht dazu", lachte sie herzhaft, was sein Herz noch schneller schlagen ließ. „Also, weisst du…", begann er erneut, stockte aber. „Verdammt wieso ist das so schwer? Ich liebe dich." Sofort verstummte ihr Lachen und machte Platz für eine eisige Stille zwischen den beiden. Er blickte ihr verlegen ins Gesicht. Sie wandte ihren Blick ab. „James, ich kann nicht. Ich bin mit Teddy zusammen und wir sind glücklich", in ihrer Stimme schwang ein leichter Hauch von Leid. „Sehr glücklich sogar."
 

Er schüttelte abwehrend den Kopf. „Ich will nur eines wissen." Ohne einen Augenblick zu zögern, nahm er ihre Hand in seine und küsste sie gentelmen-like. Dann sah er wieder auf und blickte in ihre blauen Augen, die etwas geschockt weit auf gerissen waren. Ihr Atem ging unregelmässig und sie konnte nicht glauben, was gerade geschah. „Sag, liebst du mich?" – „Vielleicht." – „Liebst du ihn?" – „Mit Sicherheit!" – „Dann muss ich sagen, es tut mir Leid."
 

Diese Geschehnisse waren nun schon vier Jahre her. Vier verdammte Jahre litt er schon an der Krankheit namens Liebe. Und es schien, als wäre das einzige Mittel dagegen Alkohol. Er nahm abermals einen grossen Schluck aus seinem Schnapsglas und erlebte mit, wie seine Lungenröhre anfing zu brennen, was ihn äusserst befriedigte. Dieses Miststück hatte sein Leben zerstört. Dafür sollte sie büssen. Mit ihrem Herzen und allem was sie hatte.

Zweihunderteinundzwanzig Tränen

Danke an Alle, die diese FF verfolgen. Ich habe mich über die Kommentare gefreut und hoffe euch gefällt dieses Kapitel ebenfalls. An diesem Punkt möchte ich gerne Dahlie danken :D Dankeschön!

Dominique wird viel in dieser FF vorkommen, da sie eine wichtige Rolle in der Handlung einnimmt, doch das Pairing ist VIC&JAMIE!!! Nur so zur Info.
 

Viel Spass beim Lesen ;)
 


 

Selbstsicher und mit aufrechter Haltung lief der junge Potter aus seinem Büro und schnappte sich seine Lederjacke, die ihm in diesen kalten Tagen Wärme schenkte. Dabei lächelte er seine Sekretärin verschmitzt an und zwinkerte ihr zu. Sie errötete zugleich, weshalb sie sich hinter ihren Akten versteckte. Genervt rollte er dann die Augen. Was für eine jämmerliche Person, war sein erster Gedanke. Vielleicht sollte er sich eine heißere, verführerischere Ausgabe von Sekretärin zulegen.

„Mr. Potter, Sie haben Morgen um acht Uhr eine Versammlung des Rates. Und um eins müssen Sie zu einem Meeting", sagte sie mit leiser Stimme. Eindeutig, sie musste ersetzt werden.

„Danke Miss Stone", antwortete er ihr ohne jeglicher Emotion in der Stimme. „Und noch etwas, wenn Sie bitten einen Modeberater aufzusuchen, ihre Brille und dieser graue Rock erregen Augenkrebs. Ansonsten können Sie für heute Schluss machen."

Etwas benommen blickte die junge Frau an sich herunter. Dabei fiel ihr langes blondes Haar ihr über die Schultern und ein angenehmer Geruch von Lotus und Kirschblütenshampoo entstand. James biss sich auf die Unterlippe. Blonde Haare kombiniert mit wohligem Geruch, einfach widerlich.

„Und hören Sie gefälligst auf sich so introvertiert und verletzlich zu benehmen, ist ja nicht zum aushalten."

Mit diesen Worten schritt er aus dem Vorzimmer seines Autorenbüros, um sich zum Essen zu treffen. Dominique hatte ihn zu sich bestellt. Am Telefon meinte sie, dass es etwas von hoher Wichtigkeit war. Nun bei Dominique war schon Haarspliss tendenziell wichtig, doch sie war einer seiner besten Freunde, wieso sollte er nicht mit ihr essen gehen?
 


 

Die gewisse Blondine stach lustlos in ihren grünen Salat herum, bei dem eindeutig an Sauce gespart wurde. Warum noch mal hatte sie James das Lokal wählen lassen? Stimmt, weil er niemals an einen Ort kämme, wo ihre große Schwester Victoire auftauchen könnte.

Nun saß sie in einer alten Pizzeria in mitten von London und langweilte sich zu Tode. Wann würde James auch endlich auftauchen?! Wahrscheinlich hatte eine im Ministerium herum irrende Frau ihn wieder aufgehalten. Immer wieder das Gleiche mit ihm.

Sie wollte schon dem Kellner zurufen, als sie eine warme Hand auf ihrem Rücken spürte.
 

„James, du hast dir aber wieder mal Zeit gelassen!", giftete sie ihn an, wobei sich ihr Mundwinkel zu einem angehauchten Lächeln formte. Er küsste sie freundschaftlich auf die Wange und setzte sich zu ihr. Augenblicklich erschien ein junger Kellner, dessen beiden Augenpaare auf Dominique lagen.

„Sir, Mam', was  kann ich Ihnen bringen?", fragte er eher sie als ihn, was James Grund zum Grinsen gab. Er fand es jedes Mal amüsant, wenn er mit ihr ausging. Überraschender Weise schenkte die blonde Veela dem Kellner einen vielsagenden Blick, weswegen James die Stirn runzelte.

„Ich nehme eine Pizza Salami und sie eine Margherita", bestellte er wie gewohnt. Doch ob der Kellner es vermerkt hatte, war ihm ungewiss. So wie er  seine Cousine angestarrt hatte, war wohl die Hälfte davon vergessen gegangen. Endlich verschwand der Braunhaarige in die Küche, was das Zeichen für den Potter war, sich über die momentane Lage zu informieren.

„Nun, was gibt es so Wichtiges?"

Dominique strich sich eine Locke hinters Ohr: „Lorcan und ich ziehen zusammen."

„Und deswegen hast du mich hierher bestellt?", meinte er leicht irritiert und zugleich genervt.

„Erstens, wolltest du unbedingt in diesen Laden und Zweitens, hättest du lieber mit deiner Sekretärin rum gemacht?"

Eine Weile schwiegen sich die Beiden an. Das Essen kam,  mit ihm der Kellner und ein kleiner Flirt zwischen ihm und der Blonden. Wenn das Lorcan wüsste, hätte der Kleine keinen Kopf mehr, jedenfalls keinen der noch an seinem restliche Körper wäre. Während Jake, wie er hieß und Dominique sich angeregt über irgendwelche neuen Filme unterhielten, schwebten James' Gedanken ins Nirgendwo. Oder auch ins Victoireland. Ruckartig schüttelte er den Kopf, um den Gedanken los zu werden. Dabei machte er auf sich aufmerksam, weswegen ihn Jake und Dominique verwundert beäugten.

„Sir, geht es Ihnen gut?"

„Merlin, hören Sie augenblicklich auf mich »Sir« zu nennen. Ich bin kaum älter als Sie, weshalb Sie sich auch das Recht nahmen mit meiner Freundin zu flirten."

Nun lagen nicht nur zwei Augenpaare auf ihm, sondern die der ganzen Gäste in der kleinen Pizzeria. Jake blickte verunsichert zu Boden, Dominique schwieg ungläubig, über die Worte ihres besten Freundes und James schnaubte wütend.

„Es tut mir Leid", entschuldigte sich Jake, um die Stille zu unterbrechen und flüchtete in die Küche. Die Menschen widmeten sich wieder ihrer Speise, was Dominique Anlass dazu gab, dem aufgewühlten Potter eine Hand auf die Schulter zu legen.

„James, beruhige dich", ermahnte sie ihn.

Doch er bockte nur noch mehr: „Wie kannst du so ruhig bleiben, wenn dich ein wild Fremder dermaßen in Gedanken auszieht?"  

„Vielleicht habe ich ihn ebenfalls in Gedanken ausgezogen, woher willst du das wissen. Was ist dein Problem?"

„Nichts. Wir gehen besser."
 

Sichtlich nervös lief die sonst immer fröhliche und selbstbewusste Frau neben dem Schwarzhaarigen her. Sie spielte gedankenabwesend mit ihren Händen, was er aber nicht bemerkte. Zu tief war er selbst auf seine Gedanken fokussiert. Fokussiert darauf, nichts zu denken. Ziellos wirrten sie durch die Straßen Londons, ohne den anderen eines Blickes zu würdigen. Dominique zog ihre Jacke enger um sich. Es war kühl, doch im Januar nichts Besonderes. Nur sie ging mit einer solch dünnen Jacke auf die Straße, bei -8 Grad.

Irgendwann, sie wussten nicht wie lange sie nun schon unterwegs waren, kamen sie bei einem kleinen Park am Stadtrand an. Zitternd hüpfte Dominique vom einen Bein auf das Andere.

„James, machen wir's bitte kurz. Ich muss noch ins Krankenhaus, ein Patient wartet auf mich", sprach sie und unterbrach somit die Stille zwischen ihnen, die schwer wie Blei in der Luft lag.

„Dürfte ich dich daran erinnern, dass du ursprünglich mit mir reden wolltest? Also, ich höre."

Sie räusperte sich. Sich vorbereitend auf den Aussetzer, der ihr bevorstehen wird, meinte sie: „Setzt dich besser."
 

Er tat wie ihm gesagt wurde, doch zugleich machte sich ein mulmiges Gefühl in seiner Magengrube breit. Langsam wurde ihm bewusst, dass es von größerem Ausmaß war. Ansonsten hätte Dominique es ihm sofort an Telefon gesagt, da es ihre Ungeduld ihr nicht gewährte, Dinge aufzuschieben. Vor allem der neuste Klatsch und Tratsch.

„Sag mal, bist du schwanger?", wollte er stirnrunzelnd wissen. Schwach lächelnd, verneinte sie mit einem Kopfschütteln.

„Teddy hat Victoire einen Heiratsantrag gemacht und sie hat ihn angenommen" Nun war es raus. Erleichtert atmete sie aus. James jedoch stand unter Schock. Die ersten Sekunden schwieg er, dann ballte er seine Hand zur Faust. Seine Ader pochte gefährlich auf und er musste sich zusammen reißen, um die Beherrschung zu behalten.

„Und mir wurde gesagt, dass ich dich einladen soll. Eigentlich wollten sie dir eine Karte senden, wussten jedoch nicht, wie deine Adresse lautet."

„Wieso hast du es ihnen nicht gesagt?"

„Ich fand es nicht fair, denn ich wusste, dass du mit Absicht deinem besten Freund deine Adresse nicht verraten hast", sagte sie mit bedachter Stimme.

Er korrigierte sie: „Mein Ex-bester Freund."
 

Dominique seufzte lautstark. Ihr war das benehmen von James zu Wider. Seit dem Tag, an dem sie ihn geküsst hatte und dann einen Korb von ihrer Schwester kassiert hatte, benahm er sich sonderbar. Dominique war sich nicht im Klaren gewesen, wie viel Arschlochpotential in ihm steckte. Wie Unterhosen wechselte er seinen Mädchen, ertränkte sich im Alkohol und brach den Kontakt zu seiner Familie ab, sie ausgeschlossen. Zu ihr hatte er einen besonderen Draht. Es war keine Liebe. Es war tiefgründige Freundschaft. Obwohl sie zugeben musste, dass sie immer noch Gefühle für ihn hatte, käme sie nie auf den Gedanken für ihn ein Betthäschen zu spielen. Das war wohl auch der Grund für James offene Art ihr gegenüber. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Doch neben dem, dass sie die Einzige war, die noch richtigen Kontakt zu ihm hatte, pflegte sie ebenfalls ihre Kritik direkt auszusprechen.
 

„James, du hast dich verändert. Und mir gefällt diese Veränderung ganz und gar nicht", ihre Stimme bebte.

„Das sagst du, die sich von jedem anmachen lässt. Du warst früher auch anders, Dominique."

„Ich lasse mich nicht von jedem anmachen. Das vorhin hatte gar nichts zu bedeuten, ich wollte lediglich freundlich sein und keinen anschreien, so wie du es getan hast."

„Gib es zu, du hast Probleme mit Lorcan", er hatte wohl in einem wunden Punkt getreten.

Ungehalten fauchte sie ihn an: „Na gut. Lorcan wünscht sich ein Kind, aber ich bin noch nicht bereit dazu. Ich habe mein Problem eingestanden, nun zu dir. Du bist ein einziges Wrack. Du trinkst den ganzen lieben langen Tag und legst dann einige hilflose Mädchen flach. Was ist das für ein Leben? Ja, du hast richtig gehört. Seit dem Victoire dich zurückgewiesen hat, hast du aufgehört zu leben. Tagtäglich bemitleidest du dich selbst und ziehst dein einzelgängerisches Dasein durch. Und wage es nicht zu behaupten, dass ich nicht recht habe!"
 

Konfus erwiderte er nichts. Einzig starrte er auf sie herab, wie sie ihn wutentbrannt anstarrte. Ihre Hand zitterte vor Zorn, was sie eher niedlich aussehen ließ, statt bedrohlich. Eigentlich sah sie immer niedlich aus, egal was sie gerade ausübte.

„Lorcan will also ein Kind von dir. Bedenklich, da ihr weder deine Ausbildung absolviert habt noch verheiratet seid", versuchte er vergeblich sie zu beruhigen.

„Lenk nicht vom Thema ab. Außerdem hat Lorcan nun eine feste Stelle als Fluchbrecher, also wäre das kein weiteres Problem", immer noch stierte sie ihn an, als hätte er ihr die Guccischuhe im Ausverkauf vor der Nase weggeschnappt. „Jamie, es gibt auch andere Frauen außer Victoire. Du kannst ihr nicht ewig hinter her trauern."

Jamie, wie lange hatte sie ihn nicht mehr so genannt? Fünftes Schuljahr nach dem Weihnachtsball. Gemeinsame Entjungferung im gryffindor'schem Gemeinschaftsraum, aufgrund von zu hohem Alkoholpegel. Seit damals sah sie ihn als Mann. Als vollwertigen Mann.

„Ich trauere Keiner hinter her", er log, dass wusste sie gewiss.

„Schau mir in die Augen und sag mir, dass das du die Wahrheit entspricht", sie nahm sein Gesicht in beide Hände und zwang ihn sie anzugucken. "Sag es."
 

„Was interessiert dich das überhaupt!"

„Jamie, du bist mein bester Freund und deswegen bedeutest du mir etwas. Ich will nicht, dass du innerlich stirbst, nur wegen einer Frau, die du seit ganzen vier Jahren liebst. Ich will, dass du wieder der alte James Sirius Potter wirst, der mich immer tröstete, wenn ich von Besen fiel. Der mich in den Arm nahm, wenn mein Freund mit mir Schluss machte. Und der mich immer mit dem wärmsten Lächeln anlächelte, gleichgültig wie es ihm selbst ging, nur um mich aufzumuntern. Ich vermisse dich" Sie spürte etwas Feuchtes auf ihrer Wange, die hinab floss. Sie weinte. Bittere Tränen kullerten ihr hübsches Gesicht herunter, wobei sie sich keine Umstände machte, sie weg zu wischen. Es war unbedeutend, ob sie nun weinte oder nicht. Auch wenn ihr Gesicht Fröhlichkeit widerspiegelte, innerlich würde sie weiter weinen.

James fuhr sich unbeholfen durchs Haar. Und erneut hatte er es vollbracht, er hatte sie zum weinen gebracht. Enttäuscht von sich selbst, stöhnte er auf.

„Hör bitte auf zu weinen. Ich kann das nicht mit ansehen."

„Ich wollte doch nur, dass du glücklich wirst. Ob nun mit Victoire oder mit einer x-beliebigen Frau. Du solltest einfach fröhlich sein", schluchzend fiel sie ihm in die Arme. Überfordert mit der Situation, strich er ihr beruhigend übers Haar.

„Du magst mich also immer noch."
 

Das eigentliche Ziel der Veela war es gewesen, ihn vom Trinken abzuhalten, doch schien sie ihn mehr in die Arme des Alkohols getrieben zu haben. Mit einer kalten Miene betrat er die Bar, in welcher er Stammkunde war. Erschöpft setzte er sich auf einen Barhocker. Er war nicht mehr ins Büro zurück gekehrt, zu sehr hatte man seine Gedanken aufgewühlt.

„Wodka", sagte er wortkarg zum Barkeeper. Dieser nickte und kam einige Minuten später mit einem kleinen Gläschen wieder zurück. Ohne zu zögern trank er alles in einem Zug aus und donnerte das Glas wieder auf die Theke.

„Noch einen."

„Kommt sofort."

Er war wütend. Wütend über Dominiques Gefühlen, die eigentlich ihre Schwester haben sollte. Wütend über sich selbst, der sie zum weinen gebracht hatte. Wütend über sein Leben, das eine solche Wendung nahm. Dominique sollte gefälligst Lorcan lieben und nicht ihn. Victoire hätte ihn nie abblitzen lassen dürfen. Und der Alkohol hätte niemals eine solche Kraft haben sollen. Verdammt!
 

Wage drang ein ihm gutbekanntes Lachen in die Ohren, was ihn aufhorchen ließ. Neben ihm saß ein Schwarzhaariger, dessen Augen stechend grün waren. Er küsste das Mädchen mit der hellen Haut, die ihm damals in Hogwarts immer wieder aufgefallen war.

„Albus?", ungläubig beobachtete er seinen Bruder, der überrascht sich umdrehte. „Bist du es wirklich?"

„Ich denke schon. Was machst du hier?"

„Siehst du das nicht, Schatz?! Dein Bruder betrinkt sich", gab Alice Longbottom ihren abschätzenden Kommentar dazu, wobei sie sich auf Albus' Beine setzte und zu ihrem Cocktailglas griff. „Es ist ja nicht so, als würde es nicht schon genügend Skandale von ihm der Hexenwoche geben."

„Danke Alice."

„Habe ich doch gerne gemacht", sie grinste spöttisch. „Ich komme gleich wieder zurück."  

Perplex von ihrer Dreistigkeit, hob James eine Augenbraue und sah seinen Bruder verwundert an. Dieser schüttelte nur abwinkend den Kopf und bestellte sich eine Cola.

„Sie mag dich nicht", sagte er und konnte es seiner Freundin nicht verübeln. Auf irgendeine Art verachtete er James ebenfalls, doch nicht wegen seiner Art, sondern weil er sie verlassen hatte. Er ging ohne ein Wort zu sagen. Einfach so. Er hatte ihn verlassen. Ihn im Stich gelassen. Ihn verraten. Und nun saß James Sirius Potter leibhaftig neben ihm und schwieg ihn an. Er hatte sich verändert. Seine Gesichtszüge wirkten älter. In seinen Augen spiegelte sich Kälte. Überhaupt um ihn hatte sich eine düstere Aura gelegt, die Albus verunsicherte.
 

„Victoire und Teddy heiraten also", unterbrach der Ältere die Stille. Es war ihm unangenehm, nicht mit seinem Bruder reden zu können.

„Woher weißt du das? Ich dachte..."

Er unterbrach ihn abrupt: „Dominique."

Albus nickte. Stimmt, Dominique war die Einzige, die aus der Familie noch Kontakt zu ihm pflegte. Weshalb, wusste Albus nicht. Es war ihm schleierhaft, wie man mit einem solch emotionslosen Menschen umgehen konnte. So etwas dachte er also über seinen großen Bruder. Welche Schande.  

„Und wirst du kommen?"

„Mal sehen."

„Mum und Dad vermissen dich", sprudelte es aus ihm plötzlich heraus. Im Grunde wollte er dies nicht erwähnen. Doch es lag ihm schon seit dem ersten Augenblick, in dem er James getroffen hatte, auf der Zunge.

Regungslos starrte James auf sein Glas. Was sollte er auch bitte auf so etwas erwidern? Ich auch?! Niemals.

„Und Lily erst. Du weißt doch wie viel du ihr bedeutest."

Am liebsten hätte er seine Stimme abgestellt. Einfach auf einen Off-Knopf gedrückt, wie bei einem Kassettenrekorder. Er war kein Unmensch, er vermisste seine Familie. Und zwar sehr. Er vermisste es mit ihnen Quidditch zu spielen und Lily eine Kopfnuss zu geben. Er vermisste sogar die ungenießbaren Kuchen von Tante Hermine und die humorlosen Witze von Onkel Ron. Er vermisste alles.

„Ich vermisse sie auch", es war ein schwacher Moment gewesen, der die volle Aufmerksamkeit von Albus auf sich zog. Er nahm einen großen Schluck.

„In zwei Tagen im Fuchsbau. Du wirst dort sein, James. Ich meine es ernst!", mit diesen Worten legte er das Geld auf die Theke und ging auf die Suche nach Alice. Hoffnung hatte sich in ihm ausgebreitet. Hoffentlich nicht vergeblich.
 


 

Nicht wissend, was er eigentlich tat, stand James auf dem Hügel vor dem Fuchsbau und atmete frische Landluft ein. Er fühlte sich frei. Freier als er jemals gewesen war. Doch langsam kam die Unsicherheit seiner Familie vor die Augen zu treten. Was wenn sie ihn verstoßen würden? So viel Leid hatte er auch wieder nicht über sie gebracht, obwohl er zugeben musste, dass er weder an Weihnachten noch an irgendeinen Geburtstag aufgetaucht war. Beschämend.

Bevor er hier her kam, hatte er noch einmal einen Abstecher in die Bar gemacht, um etwas Mut zu tanken. Von dem konnte er viel gebrauchen.

Folglich taumelte er samt seinem Koffer den Hügel runter zu einem kleinen Bach, wo er früher immer mit Albus und Lily gespielt hatte. Es war der beste Ort, an den man gehen konnte, wenn die Familie einem auf die Nerven ging. Das Fließen des Wassers beruhigte seine aufgebrachte Seele und ließ ihn aufatmen.
 


 

Victoire sang leise für sich, während sie die Blumenwiese hinter dem Fuchsbau durchquerte. Ihr wuchs langsam, aber sicher alles über den Kopf, was die Hochzeit anbelangte. Ihre Großmutter übertrieb wirklich mit allem. Sie und Teddy sollten in einem Schloss heiraten und die Flitterwochen auf den Bahamas verbringen. Übertrieben, wenn man sie fragte. Leider wollte niemand ihre Meinung wissen. Alle hatte schon ein Bild der perfekten Hochzeit im Kopf, welches sie nicht aufgeben würden.

Ihre nackten Füße spürten das Gras darunter, was sie leicht kitzelte. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, das an einem schwülen Sommerabend fröhlich den Sonnenuntergang abwartete. Vielleicht war es ja das, was sie so dringend brauchte. Erinnerungen an ihre Kindheit.

Ihr gelbes Sommerkleid ohne Träger hob sich leicht, als der Wind ihr durch das blonde Haar wehte. Es war eine warme Brise, die sich angenehm auf ihrer Haut anfühlte. Sie hatte schon die Spitze des Hügels erreicht, auf dem sie einen jungen Mann erblickte.

„Entschuldigen Sie, aber das ist privater Boden", rief sie ihm zu. Er drehte sich überrascht um. Sein ganzer Körper versteifte sich, als er ihr Gesicht sah. Doch sie schien ihn nicht zu erkennen. Hatte er sich wirklich so sehr verändert?
 

„Ich muss Sie bitte das Grundstück augenblicklich zu verlassen", schnell war sie zu ihm herunter geeilt und stand ihm nun gegenüber. Seine Augen fixierten die ihre, welche in denen sich das Gegenteil seiner spiegelte. Freude. Glück. Geborgenheit.

„Ich bin genauso befugt auf diesem privaten Gelände zu stehen wie du, Victoire", sagte er mit ruhiger Stimme und fuhr sich durchs Haar. Eine alte Angewohnheit.

Victoire realisierte nun, wer sie vor sich stehen hatte.

„James?! Ich glaub` es nicht. Was machst du hier?"

Er lächelte süffisant und kam ihr gefährlich nahe. Doch vor ihren Lippen hielt er inne, sah in ihre Augen und flüsterte: „Du heiratest, das darf ich mir doch nicht entgehen lassen."

Sein Atem prickelte auf ihrem Hals und sie wusste nicht wie weit er gehen würde. Ein leichter Geruch von Alkohol stieg ihr in die Nase, der an seiner Nüchternheit zweifeln liess. Aber auch ohne diesen Geruch konnte sie es aus seinen Augen lesen. Die Leere. Er war nicht er selbst. Ein Wunder, dass er nicht lallte, dachte sie sich.

„Süße, eines sag ich dir. Jenen Tag wirst du nie vergessen."

Und als wäre er Prinz Charming nahm er ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf.

„Denn ich werde sicher darin eine Hauptrolle spielen. Verlass dich drauf."

Siebzig Herzschläge

Ein grosses Sorry, dass das hier so lange gedauert hat. Doch ich hatte voll die Schreibblockade und dann funktionierte meine E-mail nicht mehr, so dass meine Beta das Kapitel nicht bekommen hat. -.-' Aber ich hoffe ihr verfolgt die FF weiter, die sich schon bald dem Ende zu neigt. Schliesslich ist es eine Short-FF. Viel Spass noch beim Lesen ;) !
 


 

„Denn ich werde sicher darin eine Hauptrolle spielen. Verlass dich drauf."
 

Diese Worte. Dieser eine Satz. Es war die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Victoire war es spätestens dann bewusst geworden, als er sie geküsst hatte. Wild und liebend. Vor allem das Liebende hatte sie damals geschmerzt, denn sie hatte mit Gefühlen gespielt und sie zerbrochen. Einfach so. Manchmal erinnerte sie sich schwermütig an ihn. An sein spöttisches Lächeln, aber auch an jenes, dass ihr die Luft zum Atmen weg genommen hatte. Jenes, das sie vermisste.
 

Der Regen tropfte auf ihre makellose Haut und wusch die Tränen weg, welche sich den Weg zu ihrem Kinn anbahnten. Mit zittriger Hand hielt sie den Blumenstrauß, den sie langsam auf den Grabstein legte. Ihr Herz schmerzte und ein dicker Kloß entstand in ihrem Hals. Abermals liefen heiße Tränen über ihre Wangen, die sie nicht zurückhalten konnte. Erinnerungen schmerzten…
 

Dominique lag auf dem Bett. Das Gesicht unter dem Kissen versteckt. Sie sah erbärmlich aus, wie sie da lag. Verbittert und traurig. Schluchzend erhob sie sich leicht, wobei sie sich selbst im Spiegel erblickte. Ihre dunkelblauen Augen waren umrahmt von markanten Augenringen, die darauf schlossen, dass sie seit Tagen nicht mehr geschlafen hatte. Um genau zu sein, seit jenem Tag, an dem sie sich im Klaren war, dass sie ihr Herz abermals an James Sirius Potter verschenkt hatte. Welche Schande. Sie wusste doch am besten, dass er wie Gift für die Seele war. Dicke Tränen kullerten ihre Wangen hinunter und sie machte sich keine Mühe sie weg zu wischen.

„Schatz, was hast du?" Der sonst so kalte Lorcan stand an der Türe und beäugte seine Freundin besorgt. „Nichts, ich hatte einfach viel Stress", den Blick erwidernd, hob sie den Kopf nun endgültig. Seine bernsteinfarbenen Augen durchbohrten sie wie ein Pfeil, der direkt auf ihr Herz gezielt wurde. Etwas zerbrach in ihr, als sie ihn in die Augen sah. Er kümmerte sich um sie. Er machte sich sorgen um sie. Er liebte sie aufrichtig und wollte sogar ein Kind von ihr. Und was machte sie? Sie liebte einen anderen. Einen, dessen Stolz und Arroganz sie irgendwann umbringen würde. Oh Gott! - Wie falsch sie doch war.
 

Und wieder weinte sie haltlos, ohne sich darum zu scheren, dass Lorcan ihr dabei zu sah. Sie stand auf und warf sich ihn an den Hals. Verwundert und geschockt zu gleich, strich er ihr über den schmaler Rücken, spürte das Schaudern auf ihrer Haut und wie sie immer mehr zusammen zuckte. Von Schuldgefühl geplagt, biss sie sich auf die Lippe, ohne ihn loszulassen. Sie liebte Lorcan immer noch. Sie spürte es in ihrem Inneren, doch er musste sich ihr Herz mit James teilen. Könnte sie ihn doch nur aus ihrem Herz verbannen.

„Dominique, beruhige dich wieder. Es ist alles in Ordnung, alles ist gut." – „Nein nichts ist gut. Lorcan, ich liebe dich." –„"Ich dich auch, aber…" – „Warum liebst du mich? Was ist an mir liebenswert?"

Er schob sie augenblicklich von sich, wobei er ihr tief in die Augen sah, in diesen sich Kummer spiegelte. Langsam strich er über ihre Gesichtskonturen, über ihre Lippen, über ihre Wangenknochen, über ihre Stirn.

„Alles an dir ist liebenswert", hauchte er fasziniert. „Dein Lächeln, wenn du dich über etwas freust. Dein Blick, wenn ich etwas angestellt habe. Deine warme Stimme, an deren Klang ich mich jeden Morgen erfreuen darf. Dein Herz, welches meinen Egoismus hervorgerufen hat, da es nur mir gehören soll."

Er küsste sie. Zärtlich, sanft, dennoch wollend. Sie stand da. Reglos, bestürzt und schuldig.
 

Die Sonne schien durch das große Fenster in der Küche des Fuchsbaus und erhellte somit ebenfalls das Wohnzimmer. Eine leise Melodie drang an sein Ohr, welche ihm schmeichelte und er liebend gerne zuhörte. Ungeniert lehnte er sich gegen den Türrahmen und betrachtete die amazonenhafte Gestalt an der Küchentheke, die sich etwas zu schmieren schien. Summend lächelte sie aus dem Fenster die Vögel an, die sich am Vogelfutter zu schaffen machten, und biss genüsslich in ihr Brot. Doch sie wurde auf der Stelle in die Realität zurück geholt, als sie den jungen Mann am Türrahmen erblickte. Ihre Miene verfinsterte sich bedrohlich, wobei sich ihre Augen zu Schlitzen formten. Eindeutig, sie war nicht gut auf ihn zu sprechen.

„Guten Morgen Miss Weasley, oder soll ich sagen, Mrs. Lupin?", schmunzelte er selbstgefällig und machte einen Schritt auf sie zu. Blitzschnell wich sie aus: „Also ich bevorzuge Mrs. Lupin, aber du darfst mich ruhig Victoire nennen." Voller Sarkasmus grinste sie ihn nun an, doch verging er ihr, als sie merkte, dass er sie in die Ecke gedrängt hatte. „Nun gut Victoire, wie ich sehe hast du dir gerade ein Marmeladenbrot geschmiert. Ich vergöttere Marmelade" Frech wie er war, fesselte er sie mit einer Hand an die Wand und biss von ihrem Brot ab. „Lecker!" – „Ich weiß." – „Aber ich sehe hier noch was viel Leckeres"

Ohne auf ihre Reaktion abzuwarten, beugte er sich vor und küsste sie. Seine Lippen waren rau und dennoch sanft. Sie musste zugeben, küssen konnte er. Aber sie war nicht jene, die er küssen durfte. Sie war diejenige, die er niemals wieder anfassen durfte.

„James", flüsterte sie in den Kuss hinein, den sie zögerlich erwiderte. Warum tat sie so etwas Dummes? „James, ich kann nicht!" – „Doch du kannst, du tust es doch gerade" Er lehnte seine Stirn gegen ihre und schloss die Augen. Er atmete ihren Duft genüsslich ein und genoss den Moment, der niemals enden sollte. Zu sehr gefiel es ihm. Alles, Teddy, Dominique war ausgeblendet. Die einzigen, die lebten war Victoire und er. Zusammen. Nichts konnte sie trennen.
 

„Ich will euch ja nicht unterbrechen, aber ich würde mir gerne einen Apfel aus dem Kühlschrank holen" Kein geringerer als Albus stand vor ihnen und räusperte sich lautstark, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Nun ja, es schien als würde es Ausnahmen geben, was die Trennung anbelangte. Erschrocken wich James von Victoire, welche sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Handgelenke rieb.

Albus hob zum einen verwundert zum anderen zornig die Augenbraue. Mit gespieltem Lächeln schritt er auf seinen Bruder zu und legte seine Hand auf dessen Schultern. Dieser konnte ahnen was kommen würde, schon alleine wegen dem starken Druck, den sein Bruder auf seiner Schulter ausübte. Doch so gleich setzte er wieder seine Maske des Stolzes auf.

Albus' Augen zeichneten nun Enttäuschung, da er der einzige war, der James vertraut hatte. Und dieses Vertrauen hatte er schamlos ausgenutzt. Außer ihm und Lily, welche ihren Bruder aus tiefstem Herzen vermisst hatte, mieden alle Familienmitglieder James. Zu sehr hatte er sie enttäuscht. „James, hilfst du mir später mit der Vorbereitung des Junggesellenabschieds?" – „Natürlich, ich zieh mich nur schnell um." – „Gut."
 

Ohne sich einen Apfel aus dem Kühlschrank zu nehmen, stampfte Albus aus der Küche. Wutentbrannt schellte die Veela dem Potter mit voller Wucht eine Ohrfeige. Perplex taumelte er etwas nach hinten und fasste sich an die geschlagene Wange. "Was sollte das?", zischte sie, bewahrte jedoch ihre Eleganz. „James, ich heirate. Und du wirst nichts daran ändern können, auch nicht mit einem unbedeutenden Kuss." Der Schwarzhaarige blickte sie herablassend an und verzog spöttisch den Mund: „Dafür, dass er unbedeutend war, hat er dich aber genügend beglückt." Ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen, doch sie schüttelte plump den Kopf. „Komm zurück in die Realität, mich beglückte lediglich der Moment, in dem du unterbrochen wurdest." – „Das ist nur eine Ausrede. Du willst es dir nicht eingestehen, dass es dir gefallen hat." – „James, hör augenblicklich auf dir Hoffnungen zu machen. Ich liebe Teddy. Teddy liebt mich. Wir heiraten und ich bin eindeutig keine dieser Frauen, die Polygamie bevorzugt. Also lass mich gefälligst in Ruhe!"
 

Geschlagene fünf Minuten starrte Albus ihn bereits mit ernster Miene an, während er kein Wort sprach. Sein Bruder war sichtlich wütend auf ihn. Noch wütender als er gedacht hatte. Doch James beschäftigte im Moment etwas anderes, als die Gefühle seines Bruders auf die Hinsicht seines Lebensstils.

Albus seufzte: „Warum tust du das, James?" Er fuhr sich durch das Haar, blickte dabei seinen Bruder tief in die Augen.

Nichts.

Bestürzt erkannte er, dass sich in dessen Augen nichts widerspiegelten. Er sah nur in eine Mauer von Kälte, Stolz und Arroganz, die ihn beben liessen. Dieser Mann, der vor ihm stand, ohne einen Anflug von Reue für den Verrat an seinen ehemaligen besten Freund, war nicht mehr sein Bruder. Er war jemand anderes. Jemand fremdes.

„Was willst du von mir? Soll ich etwa zu schauen wie dieser Trottel von Teddy eine solche Frau abbekommt?", erwiderte James nun mit aufgebrachtem Ton, von dem sich Albus jedoch nicht einschüchtern ließ. „Ja, genau das erwarte ich und der Rest der Familie von dir. Verstehst du nicht? Sie lieben sich und sie wollen heiraten! Und ich sage es dir jetzt ganz ehrlich: James wach auf! Victoire liebt dich nicht mehr und schon damals hat es nicht gereicht, um dich vor Teddy zu stellen. Vielleicht könntest du jetzt noch ihr Herz erobern und Teddys Leben zerstören, aber du könntest sie niemals glücklich machen." – „Wieso könnte ich das nicht?" – „Weil du selbst nicht glücklich bist. Schau dich an. Du trinkst vor Kummer. Du hüpfst wie ein Kaninchen vom einen Frauenbett ins andere. Und du hast aufgehört zu leben."

Völlig außer Atem beendete Albus seine Meinung, von der er hoffte, James wach rütteln zu können. Aussichtslos. James zuckte lediglich mit den Schultern, steckte die Hände in die Hosentasche und ging.
 

Der Club bebte. Die Menschen wurden mit der Melodie der Musik erfüllt und liessen sich vollkommen gehen. Auch der Potter-Erbe war erneut einer dieser Menschen, die sich austoben wollten. Wie üblich saß er an der Bar und bestellte sich einen Tequilashot nach dem anderen. Abermals rief er sich die Worte von Albus durch den Kopf und verkrampfte sich, da er genau wusste, dass er Recht hatte. Victoire könnte sich in ihn verlieben, doch man sollte beachten, was er ihr bieten konnte. Geld. Sex. Aber was war mit Geborgenheit? Wärme? Schutz? Mit dieser Kälte, die sein Inneres eingenommen hatte, konnte er niemals einer Frau Wärme schenken. Er brachte es nicht einmal fertig sich vor einem Alkoholrausch zu schützen. Nichts brachte er auf die Reihen. Er war ein Versager. Aber dies sollte niemand merken. Jeder sollte den berühmten Auror James Sirius Potter sehen, der wahrscheinlich der beliebteste Junggeselle ganz Großbritanniens war.
 

Sein Blick schweifte durch die tanzende Menschenmenge und blieb erstaunt bei einer Person hängen, die lachend auf der Bühne ihre Hüften schwang. Aus allen Wolken fallend, fiel ihm der Mund vor Verblüffung auf und ohne zu wissen, was er genau tat, eilte er zur Tanzbühne.

„Dominique!", wisperte er ihr zu, doch sie schien ihn nicht zu beachten. „Dominique, komm da runter!", dieses Mal wisperte er nicht mehr. Nein, er brüllte. Kein Wunder, dass sie abrupt abbrach zu tanzen und stattdessen ihm ohne jegliche Mimik im Gesicht anstarrte. Ihr Antlitz glich einer Wachspuppe, die jemand steuerte, jedoch seine Kunst nicht richtig beherrschte. Plötzlich kippte sie dank ihren eindeutig zu hohen Schuhen um, direkt in seine Arme, wobei sie neurotisch kicherte. „Oh mein Gott, du hast wohl sogar mehr getrunken als ich es je getan habe" James rümpfte angewidert die Nase, als ihm der wohl bekannte Geruch des Alkohols in die Nase stieg. „Und geraucht hast du auch." – „Was dagegen, Mr. Potter?!"

Stöhnend fasste er sich an den Kopf. „Was soll ich nun mit dir machen? Was gedenkst du?", seine Stimme klang erzürnt. „Wie kommt es eigentlich, dass du so viel trinken kannst und ich gleich betrunken werde?" – „Wie kommt es, dass du dich überhaupt betrinkst? Du hältst doch gar nichts vom Alkohol." Der Vorwurf war nicht zu überhören. Schultern zuckend meinte sie: „Wieso darf Frau nicht einmal in ihrem Leben Spaß haben?" Sie lallte ein wenig, hatte sich aber von der Zunge ansonsten völlig unter Kontrolle, dachte er jedenfalls. Verwerflich schnaubte er, der selber einen Absturz nach dem anderen hatte. „Lass uns besser gehen. In diesem Zustand kannst du nicht zum Fuchsbau, wir sollten zu mir apparieren." Doch sie hörte nicht mehr zu, zu tief schlief sie schon. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schlief sie in seinen Armen, ohne jegliche Angst, den ihr Held wachte über sie. James wachte über sie.
 


 

Lustvoll keuchte sie auf und ließ ihn sein Element ausüben. Behutsam strich er über ihre zarte weiße Haut, die Schweiß überzogen war. Ihren Bauchnabel küssend, stellte sich sein Gehirn ab. Es war nun völlig nebensächlich, was die anderen von ihnen dachten. Was Victoire davon hielt. Was Lorcan tun würde, wenn er das mitbekäme. Es war alles jeglicher Bedeutsamkeit.

Sie strich ihm durch das schwarze Haar und zerrte leicht daran, als er sie in den Hals biss. „Wir sind hier nicht bei den Vampiren", sagte sie lachend. „Und ich dachte Twillight wäre bei euch Frauen im Trend." Tief blickte er ihr in die Augen. Er sah einen Funken Freude, vermischt mit Hoffnung und Liebe. Liebe, was bedeutete das für ihn? Steckte hinter der Bedeutung eine Person? Victoire? Er hielt inne, küsste sie auf die Lippen und ließ ab von ihr. Sie drehte sich zu ihm um, strich ihm über die Nase. „Es war schön." Sein Atem stockte, als er begriff, was sie gerade eben von sich gegeben hatte. Schnell schüttelte er den aufkommenden Ekel ab, der ihn sie nicht ansehen ließ. „Wie ich sehe, ist der Rausch vorbei." – „Vielleicht. Aber ich habe nun Kopfschmerzen." – „Kein Wunder, bei dieser Trinkerei." – „Ich glaube, ich sollte noch ein klein wenig schlafen, bevor wir morgen wieder zurück gehen."

Gewiss, sie sollte schlafen und er sollte verduften. Und zwar schnell, sehr schnell. „Ich gehe schnell raus, Luft schnappen."
 

Sie hätte es wissen müssen. Liebe ist etwas, was man, so sehr man es auch will, nicht unterdrücken konnte. Es ist da oder es ist nicht da, man konnte es nicht steuern. Aber was, wenn sich die Liebe versteckt? Erschöpft seufzte Victoire, als sie sich an das Fenster der Küche setzte. Fünf Stunden hatten sie und Alice durch die Hochzeitskleidergeschäfte geirrt, jedoch ohne Erfolg. Irgendwie, jedenfalls empfand sie desgleichen, stand ihr Weiß nicht. Oder noch nicht.
 

„Alice, was empfindest du, wenn du Albus siehst?", fragte sie plötzlich aus heiterem Himmel. Alice hob, verwundert über die Frage, die Augenbrauen: „Was ist das für eine Frage?" – „Eine ganz normale."

Doch bevor die junge Longbottom etwas Weiteres erwidern konnte, trat Teddy ein. Teddy, der nur mit einem Handtuch bekleidet war und sie anlächelte. Wahrscheinlich nur Victoire.

„Schatz, wie geht es dir, du siehst so betrübt aus", bemerkte er, als er in ihre, sich Trauer spiegelnden, Augen sah. „Sie hat wieder kein Kleid gefunden. Deine Verlobte kann sich einfach nicht entscheiden, vielleicht solltet ihr einfach zusammen das Kleid aussuchen." – „Nein, das geht nicht. Der Bräutigam darf das Kleid nicht sehen", meinte strickt Victoire und wandte den Blick von ihm ab. „Ich werde das richtige Kleid schon finden." – „Hoffst du jedenfalls", schlussfolgerte Alice, wobei sie theatralisch die Augen verdrehte. Victoire biss sich auf die Lippen, nichts erwidernd.

Alice räusperte sich: „Teddy, ich will nicht unhöflich sein, aber es wäre nett, wenn du dir etwas anziehen würdest. Schließlich ist nicht nur Victoire in der Küche." Insgeheim dankte die Blondine ihrer Freundin in diesem Moment. Sie brauchte Zeit. Zeit zum Denken. Zeit zu Fühlen. Zeit für Entscheidungen zu fällen. Zeit, die ihr nicht zu stand.

„Wenn dies dein Wunsch ist", er beugte sich zu Victoire runter und küsste ihre Stirn behutsam. „Bis später."
 

Alice' Blick glitt über Victoires Miene. In ihren Augen spiegelte sich keine Liebe, wie sie es gewohnt war, wenn er sie küsste. Nein, zu ihrer Verwunderung war es Schuld, die im Körper der Veela pulsierte. Die junge Longbottom konnte sich denken, was der Grund für diese Schuld war. Und es machte sie rasend. Sie hatte James Sirius Potter vom ersten Augenblick, an dem er zurück gekommen war, nicht gemocht, so sehr sie sich auch dazu gezwungen hätte, was jedoch nie der Fall gewesen war. Auch nicht Albus zu liebe, hätte sie versucht sich mit ihm zu verstehen. Er war ihr zu wider. Seine kalte Arroganz, die den Menschen um ihn herum das Gefühl gab nichtig zu sein.
 

Mit einem Ruck stand die Schwarzhaarige auf und schlug mit der Hand auf den Tisch, was die zukünftige Braut aus den Tagträumen weckte. „Wenn ich Albus sehe, habe ich das Gefühl im Himmel zu sein. Er gibt mir das Gefühl von Geborgenheit und Liebe, was mich zu einem Lächeln zwingt, egal welcher Stimmung ich verfallen bin. Wenn er mich umarmt, fühle ich seine Wärme und es wird mir heiß. Ich denke nicht mehr. Meine Gedanken stellen sich ab und ich kann mich nur noch auf ihn konzentrieren. Wenn er mich küsst, dann soll der Moment niemals aufhören. Er soll für ewig andauern, weil ich ihn Liebe und ich ihn niemals verlieren will." Völlig gebannt hatte Victoire aufgehört zu atmen. Ihr Antlitz war erbleicht und ihre Augen geweitet. „Aber weißt du was? Ich konnte keiner dieser Gefühle, die ich fühle sehen, wenn du mit Teddy zusammen bist. Seit dem James aufgetaucht ist, erstarrst du in Teddys Nähe. Was um alles in der Welt ist los mit dir?" – „Ich weiß es nicht."

Die Antwort war gehaucht. Eine Träne lief ihre Wange runter, obschon sie versuchte, sie zurück zu halten. Alice sah dem Geschehen herzlos zu, ohne nur einmal mit der Wimper zu zucken. Natürlich sorgte sie sich um ihre Freundin, doch sie hatte sich alles selbst zu zuschreiben. „Ich rate dir nur eines: Entscheide dich, ansonsten werden Menschen verletzt!" Ja, es würden Menschen verletzt werden, dass wusste sie. Doch sie wollte es vermeiden, was sich als eine Unmöglichkeit darstellte. Denn sie hatte schon vor Jahren einen erheblichen Fehler begangen. Sie hatte ihn zurückgewiesen und nun bereute sie es, mehr denn je.
 

Die Schaukel, auf der James saß und vor sich hin starrte, quietschte, doch er scherte sich nicht darum. Viel zu sehr war er in Gedanken um seinen großen Fehler vertieft, der ihm immer mehr Gewissensbisse einhandelte. Für sein nächstes Leben musste er sich merken, dass er sich gefälligst eine hässliche, nicht-veelastämmige, beste Freundin suchen sollte. Wie sollte er Dominique, die offensichtlich Gefühle für ihn hegte, sagen, dass sie einer seiner größten Fehler gewesen war. Selbst ihn würde es verletzten.
 

„James?", wie vom Blitz getroffen sprang er von der Schaukel und sah direkt in ihr Gesicht. Ihre Schminke war gänzlich durch die Tränen verschmiert, was James jedoch nicht sonderlich zu stören schien. Ganz im Gegenteil, es gab ihm Grund dazu, ihr Gesicht zu berühren, ihre Tränen weg zu wischen und sie liebevoll auf die Wange zu küssen.

Seine Lippen waren seidenweich und trotzdem hart. Langsam strich er mit den Fingerkuppeln über ihre vollen Lippen, wobei er sich zurückhalten musste sie nicht gleich zu küssen. Aber er wusste, so sehr es ihn auch schmerzte, er durfte nicht. Nicht nachdem er mit ihrer Schwester geschlafen hatte.

„Victoire, es tut mir Leid", flüsterte er ihr ins Ohr und biss sich auf die Lippen, als ihr verführerischer Duft ihm entgegen kam. „Ich kann nicht."

Sie schlang die Arme um ihn, ohne dass er sich dagegen wehren konnte, und legte ihren Kopf auf seine Brust. Sein Herz schlug schnell, schneller denn je. „Warum kannst du nicht? James, ich weiß nun was ich will. Dich" Sie wollte ihn fester an sich drücken, doch er wich zurück. „Was soll das? Ihr verdammten Männer sollt euch endlich entscheiden, was ihr wollt. Warum bist du überhaupt hier her gekommen, wenn du dich am Ende gegen mich entscheidest? Ich könnte glücklich sein mit Teddy. Ich könnte in zwei Wochen in Weiß heiraten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Doch als du gekommen bist, hast du meine ganze Welt auf den Kopf gestellt! Ich kann nichts mehr machen, ohne an dich zu denken. Ich will das aber nicht so enden lassen. Wenn es also sein muss, werde ich die Hochzeit abblasen und sogar zu dir ziehen. Nur bitte James, entscheide dich nun. Hier und jetzt!" – „Ich habe mich schon vor vier Jahren entschieden, ich liebe dich." Mit diesen Worten war alles besiegelt. Er zog sie zu sich und legte seine Lippen auf ihre. „Bitte, lass mich nie wieder los", keuchte sie in den Kuss hinein. Vielleicht war sie nun die glücklichste Frau auf Erden, doch sie würde bald merken, dass es sie einen hohen Preis gekostet hatte.



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von:  Sasi
2011-10-30T17:33:34+00:00 30.10.2011 18:33
oh wie dramatisch
ich bin ja schon voll gespannt wie das alles endet
hoffe es geht bald weiter
Von:  _Natsumi_Ann_
2011-08-02T00:49:25+00:00 02.08.2011 02:49
geht es iwann vielleicht noch weiter ? ;(
Von:  Dahlie
2010-08-29T11:02:37+00:00 29.08.2010 13:02
Hallo!

Also ich fand das Kapitel an Dramatik echt gelungen, besonders die DomeJames-Szene hat mir gefallen :D irgendwie tendiere ich eher zu diesem Paar als zu Vic... vielleicht weil ich Ted mag und deine Dome auch?

Und das James wirklich unsympathisch ist und in seinem Umfeld nicht sehr beliebt, kann ich voll verstehen und trotzdem hat man mitleid mit ihm ö_ö
wirklich verwirrend.

Tja und jetzt will ich natürlich genauso wie Natsu wussen, wie es weiter geht. Lässt Vic sich wirklich auf ihn ein? Finden das die anderen raus? alles sehr sehr sehr dark im moment, oder?
Gut das du schreibst und nicht ich ;) denn ich wüsste nicht, wie ich es enden lassen sollte... wahrscheinlich würde ich einen murks schreiben von wegen das James sich zu tode säuft ö_Ö aber lass dich hier bloß nicht von mir inspirieren ^^"

Liebe Grüße Dahlie
Von:  _SMarti_
2010-08-28T22:12:45+00:00 29.08.2010 00:12
Ich denke irgendwie auch, dass es James erwischt hat. Ansonsten könnte ich mir die Anfangszene des Kapitels nicht erklären.

ganz leichte Kritik: Irgendwie ging mir das alles ein wenig zu schnell.

Lob: Ich finde dein James echt klasse, wobei Victoire aber mir total unsympathisch ist.
Am aller besten finde ich Albus und Alice *dahinschmelz* Ich mag die Beiden.

So warte jetzt geduldig auf das nächste Pitel, wo ich hoffe das einiges geklärt wird. ^^

L

Von:  _Natsumi_Ann_
2010-08-28T11:34:23+00:00 28.08.2010 13:34
o_O
öhm ist james tot?
oder was war da am anfang?
und was hat james vor? und warum ist vic so plötzlich?
fragen über fragen.
ich möchte anworten.

schreib schnell weiter!
Von:  xSnowPrincess
2010-06-10T18:17:20+00:00 10.06.2010 20:17
Hallöchen :)

Sooo... ich weiß das Kommentar kommt reichlich spät und das tut mir auch sehrsehrsehr leid, aber irgendwie bin ich in letzter zeit so was von eingespannt...echt schrecklich. -.- Aber das Kommentar kommt immerhin. ;)

Ich mag das Kapitel wirklich gern. ♥
Aber ganz ehrlich? Den Titel find eich noch zehnmal besser. *-* Richtig schön. :)
Ich stimme den anderen hier auch zu, ich finde ebenfalls das du James sehr schön
rüberbringst. Er hat was Besonderes, was ihn einfach ein bisschen interessant macht. Er ist richtig widerlich und hat so was von einem Bad Boy. Das merkt man schon gleich zu Anfang und ich fand ihn da echt richtig gemein. ;__; aber später zeigt sich ja doch das er irgendwo einen guten Kern hat und gar nicht so ein fieser Kerl ist. ^^

Ich fand auch Dominique gut umgesetzt und das Gespräch zwischen Albus und James war auch schön. Dominique tut mir echt leid, es muss schon schwierig für sie sein....also alles. Ah und bevor ich es vergesse, ich konnte mir alles sehr gut bildlich vorstellen. Ich weiß wirklich nicht ob es mir nur so vorkommt, aber ich denke dein Schreibstil hat sich auf jeden Fall verbessert. Nicht falsch verstehen, er war vorher schon gut, aber jetzt ist er noch besser. <3

Das Ende lässt allerdings nichts Gutes erahnen meine Liebe. Wenn er die Hochzeit jetzt crasht oder so ... das wäre echt hart. Aber du machst es spannend, finde ich gut so. :3 Mach weiter so und ich freue mich jetzt schon auf das nächste Kapitelchen, welches hoffentlich genauso schnell kommt wie das hier. :)

Liebste Grüße. ♥

Von:  Sasi
2010-06-04T20:27:42+00:00 04.06.2010 22:27
das kapitel ist supi
das ende lässt ja ne spannung zurück =)
hoffe es geht bald weiter

lg
Von:  _Natsumi_Ann_
2010-06-02T16:28:02+00:00 02.06.2010 18:28
neiin! james soll sich nicht in dom verlieben -.-
die soll zu albus, und alice soll weg XD *mag sie nicht*

war sehr wenig zu den beiden u.u
aber das end eist aj viel versprechend!
bins owas von gespannt was er vor hat!

mach weiter.
Von:  klothhilde
2010-06-01T17:03:11+00:00 01.06.2010 19:03
Hallo,

ich finde die ersten beiden Kapitel deiner FF sehr gut. James ist dir irgendwie richtig gut gelungen finde ich. Sein Verhalten ist einfach wiederlich. Ich hoffe er kommt wieder auf den Teppich und verliebt sich vielleicht doch noch in Dominique;)

Ich freue mich schon auf die Hochzeitsszene.

lg Anna
Von:  Dahlie
2010-06-01T12:43:33+00:00 01.06.2010 14:43
Hallo!

Zu Beginn meine Liebe, ich glaube, du solltest den Titel ändern, wenn du mal in deine CB guckst ;)

Aber jetzt zum Pitel... jaha... Ich würde sagen, dass war James totaler Absturz, aber ich fand ihn irgendwie gut :O irgendwie nötig, wenn ich das so sagen darf, denn es es machte das ganze Interessanter. Besonders gut fand ich die idee, das Albus und James sich in der Kneipe getroffen haben und das Dominique solch einen wichtigen Punkt symbolisiert, wobei ich ja insgeheim ein kleiner JamesDome-Liebhaber bin <_<

Und jetzt die Hochzeit... *drop* irgendwie scheint James kein Problem damit zu haben, dass er hinter der Langzeitfreundin seines besten Freundes her ist ö_ö nun... fehlt nur noch, das Ted ihm mal richtig die Fronten klärt *g* so ein kleiner Knaller, am Rande falls du verstehst was ich meine(?)

Liebe Grüße Dahlie


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