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Holidays

Creek (Epilog online)
von

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Ein Bus voller neuer Freunde

Kapitel 1

Ein Bus voller neuer Freunde
 

Ich kann Klassenfahrten nicht ausstehen.

Ich mag das Packen von Taschen und Koffern nicht, weil ich grundsätzlich immer die Hälfte (meistens die wichtigere Hälfte) vergesse und es mir zu spät einfällt. Ich mag das Fahren mit Reisebussen nicht, weil die immer so ruckeln. Ich mag das Teilen eines Zimmers mit mehreren Leuten nicht, weil immer gelästert und gelogen wird und alle viel zu lange wach bleiben. Und ich mag meine Klasse nicht.

Unser Treffpunkt ist der Haupteingang der High School, die wir besuchen. Wir, das sind im Prinzip alle meine Mitschüler, die auch gemeinsam mit mir in einer Grundschule gewesen sind. Stan, Kyle, Cartman und Kenny, Clyde und Craig, Wendy und Bebe, und noch genug andere. Ist bei einer so winzigen Stadt wie South Park wohl auch nicht anders zu erwarten gewesen, schließlich gibt es nur eine einzige High School in der ganzen Gegend, mit nur sehr spärlich besuchten Jahrgängen.

Mom fährt mich mit dem Auto, weil sie wegen ihrer Arbeit sowieso in die Richtung muss und sie nicht möchte, dass ich mit dem schweren Koffer ganz allein und durch den ganzen Schnee und Schneematsch, der in dieser Stadt allgegenwärtig ist, bis zur Schule laufe. Oft habe ich das Gefühl, sie sieht in mir immer noch den kleinen, schwachen und ewig zitternden Jungen, der ich während meiner Grundschulzeit war. Dabei bin ich das doch längst nicht mehr. Jetzt bin ich ein schwacher und ewig zitternder Junge, der groß ist. Und ich gehe auf die High School.

Mom steigt mit mir aus. Das wäre nicht nötig gewesen, sie hat nur ein paar Meter vom Treffpunkt entfernt angehalten, und der Kofferraum ist für die kurze Fahrt nicht abgeschlossen worden. Trotzdem tut sie es. Sie holt mir sogar mein schweres Gepäck heraus. Ich werfe einen kurzen Blick zum Eingang und stelle erleichtert fest, dass ich einer der ersten bin. Nur Stan und Kyle sind schon da, und die beiden sind in ein Gespräch verwickelt und achten nicht auf mich und meine Mom. Es wäre mir furchtbar peinlich gewesen, hätte man mitbekommen, dass ich mir von Mom dabei habe helfen lassen, meine Koffer herauszuholen, obwohl doch eigentlich eher der sechzehnjährige Sohn seiner armen Mutter helfen soll, solch schwere Dinge zu tragen, und nicht anders herum.

„Ich habe leider nicht so viel Zeit für einen langen Abschied, Liebling, das tut mir jetzt wirklich leid, aber der Laden macht in ein paar Minuten auf und ich bin schon spät dran.“ Es tut ihr wirklich leid und sie macht mir auch keinen Vorwurf. Sie meint es gar nicht so, meine Mom könnte so etwas niemals sagen, trotzdem fühle ich mich schuldig. Hätte sie mich nicht gefahren, wäre sie jetzt noch locker pünktlich gekommen, anstatt sich so abhetzen zu müssen. Andererseits bin ich auch ein bisschen froh darüber. Eine lange Abschiedszene mit meiner Mutter, vor den Augen von Stan und Kyle, die mich inzwischen wahrscheinlich bemerkt haben und zu mir hinüber schauen, ist wirklich nicht das, was ich unbedingt brauche.

„Okay.“ Ich weiß nicht, was ich noch sagen soll. „H-hoffentlich kommst du nicht zu spät wegen mir.“ Mom lächelt und steigt wieder in das Auto. „Keine Sorge, Liebling.“ Sie lässt den Motor an. „Ich beeile mich einfach ein bisschen, dann komme ich noch pünktlich. Ich wünsche dir viel Spaß!“ „Ja.“ Sie fährt los und ich rühre mich solange nicht von meinem Platz, bis das Nummernschild hinter der nächsten Biegung verschwunden ist.

Dann greife ich mir den Griff meines Koffers und mache mich daran, ihn über den Bürgersteig zum Treffpunkt zu zerren. Der Weg ist hier größtenteils geräumt, und an den vereisten Stellen gestreut, trotzdem komme ich nur langsam voran. Der Koffer ist schwer. Oder zumindest kommt er mir schwer vor, denn ich bin nicht stark.

„Hey, Tweek.“

“H-hey, Kyle. Hey, Stan.”

Ich mag Kyle. Er ist nett zu mir und grüßt mich immer freundlich, wenn wir uns zufällig auf dem Gang treffen. Und wenn er in Eile ist und nicht viel Zeit hat, nickt er mir zumindest einmal kurz zu.

Eigentlich hatte ich gehofft, mit ihm und vielleicht noch Stan und Kenny auf ein Zimmer gehen zu können, doch er hatte schon lange vorher verabredet, dass er sich mit Stan, Kenny und Cartman ein Zimmer teilen wird. Ich mag Cartman nicht, und ich kenne ehrlich gesagt auch kaum jemanden, der das tut. Er schreit immer herum, beleidigt jeden, der ihm über den Weg kommt, ist gemein und ungerecht, und wird bockig, wenn etwas nicht genau so klappt, wie er sich das vorgestellt hat. Trotzdem hat er noch immer viel mehr Freunde als ich, und hat sofort drei Andere gefunden, mit denen er sich ein Zimmer teilen kann. Irgendetwas muss ich falsch machen. Vielleicht sollte ich ja auch anfangen, zu beleidigen und ungerecht zu sein, damit ich gemocht werde? Aber ich glaube, dafür ist es schon zu spät.

Nach und nach trudelt auch der Rest ein. Die meisten werden gefahren, nur wenige haben das Pech, den Bus nehmen zu müssen. Craig kommt mit dem Bus. Neben ihm her läuft Clyde, sein bester Freund, hinter ihm Token. Sie sind eine Dreiergruppe und hängen zusammen rum, schon so lange ich zurückdenken kann. Früher hatte ich mal ein bisschen mit ihnen zu tun und durfte mich in der Pause zu ihnen stellen, solange ich nicht nervte, doch das hat sich im Laufe der Jahre irgendwie aufgelöst.

Man redet über die Fahrt und über die Aufteilung der Zimmer und über das Hotel und all die schönen Dinge, die man vorhat. Ich hab den Namen der Stadt vergessen, in die wir fahren werden; ich kann mir solche Daten immer nur schlecht merken. Ich weiß nur, dass es dort warm sein wird, und unser Hotel direkt am Strand gelegen ist. Warm. Hm. Hier in South Park ist es immer kalt, außer ab und an im Sommer, und ich hatte mir extra neue T-Shirts kaufen müssen für die Fahrt.

Ich bleibe die ganze Zeit unauffällig neben Stan und Kyle stehen, weil die beiden nichts dagegen zu haben scheinen und ich es nicht mag, alleine herumzustehen, während alle anderen in ihren Gruppen reden.

Endlich sind wir vollzählig. Der Bus, mit dem wir fahren werden, ist auch da. Ein unfreundlicher Busfahrer packt unsere Koffer in ein großes Fach, und dann steigen wir alle hintereinander ein. Dass ich alleine bleiben werde, während der Fahrt, ist mir schon klar. Aber das ist eigentlich okay, solange ich nur nicht in der Nähe von Cartman sitzen muss. Ich schaue mich einmal kurz um, bemerke, dass Cartman und Co. sich fast ganz nach hinten gesetzt haben und suche mir einen Platz weiter vorne.

Ich habe mir noch eine kleine Tasche mitgebracht, in der sind Kaffee und ein paar Snacks für die lange Fahrt. Ein Buch, das Mom mir gekauft hat und das ich noch nicht gelesen habe, ist auch darin. Nicht, dass ich wirklich vorhabe, es zu lesen, aber so kann ich wenigstens vortäuschen, etwas zu tun zu haben. Das fühlt sich immer besser an, als tatenlos und stumm da zu hocken und darauf zu warten, dass irgendwer dich als Zielscheibe heraussucht.
 

Fast als letzte steigen Craig, Clyde und Token ein, wahrscheinlich haben die Drei noch ihre Zigaretten zu Ende geraucht. Es liegen im Bus, wie nicht anders zu erwarten gewesen, immer zwei Sitze nebeneinander, dann kommt der Gang in der Mitte, und dann sind auf der anderen Seite noch einmal zwei Sitze. Nur ganz hinten im Bus, in der letzten Reihe, sind fünf Plätze direkt nebeneinander zu finden, doch die sind natürlich längst besetzt. Clyde und Token setzen sich ohne zu Zögern auf die beiden Sitze neben mich, nur eben auf der anderen Seite. Craig bleibt stehen. Ich weiß, was jetzt gerade in seinem Kopf vorgeht: Er wägt ab, ob er sich lieber weiter hinten im Bus einen freien Platz suchen soll, denn so kann dann auf keinen Fall das Gerücht entstehen, er könnte mich mögen, oder ob er sich doch neben mich und somit in die Nähe von Clyde und Token setzt.

Nach einigen kurzen Sekunden Bedenkzeit dreht Craig langsam seinen Kopf zu mir nach unten, setzt ein freundliches Lächeln auf, das seine geraden, trotz des Rauchens makellos weißen Zähne zeigt und irgendwie etwas gekünstelt wirkt, und fragt: „Hey, Tweek, kann ich mich vielleicht neben dich setzen?“

„K-klar, C-craig.“ Ich beeile mich, meine Tasche, die ich auf den Sitz neben mit abgelegt habe, wegzuräumen, lasse diese dabei fast fallen und schaffe es gerade noch im letzten Augenblick sie vor dem dreckigen Boden des Busses zu bewahren. Peinlich!

Craig tut so, als hätte er mein Missgeschick nicht bemerkt, setzt sich direkt neben mich, und beginnt mit Token und Clyde zu quatschen. Ich versuche unauffällig zuzuhören und mitzubekommen, worüber geredet wird, während ich mir Kaffee aus meiner Thermoskanne in den Becher kippe. Es fällt mir schwer, zwei Dinge gleichzeitig zu vollführen, und einmal schütte ich den Kaffe fast daneben, was zum Glück niemand bemerkt, nicht einmal Craig. Sie reden über Computerspiele, dann über irgendeine Party vom letzten Wochenende und dann, während wir langsam die Autobahn erreichen, über Mädchen.

Ich habe noch nie eine Freundin gehabt, nicht einmal ganz kurz. Es hat sich noch nie ein Mädchen für mich interessiert, nicht einmal irgendeines, das hässlich ist und Pickel hat. Aber das ist eigentlich gar nicht so schlimm, wie es sich anhört. Umgekehrt ist es ja schließlich nicht anders: Ich war auch noch nie in ein Mädchen verliebt. Also ist das schon in Ordnung.

„Hey, Tweek!“ Clyde schaut mich an und ich merke, dass er mich wohl irgendetwas gefragt hat, während ich meinen Gedanken nachgehangen bin. „Ja, was ist?“ Wow, ich habe nicht einmal gestottert! Und das, obwohl ich ganz fürchterlich nervös bin und die Tasse in meinen Händen so stark zittert, dass der Kaffe fast herausläuft. „Wie findest denn du Wendy?“

Wendy? Wendy Testaburger? Keine Ahnung, hätte ich am liebsten gesagt, denn ich habe mir in meinem ganzen Leben noch nie Gedanken darüber gemacht, wie ich Wendy Testaburger finde. Aber das kann ich natürlich nicht sagen, gerade wo ich freiwillig in ein Gespräch gebunden werde und mal die Chance habe, von meinem Status als Total-Trottel ein kleines Stücken wegzukommen. „Ähm. Die sieht doch eigentlich ganz gut aus.“ Oh Gott! Das ist bestimmt die falsche Antwort gewesen! Ich nehme einen großen Schluck von meinem Kaffee und hoffe, dass ich daran ersticke, damit niemand mehr an diese blöde Antwort denkt.

Clyde verzieht den Mund ein wenig und sieht so aus, als würde er scharf nachdenken. Er scheint meine Antwort tatsächlich ernst zu nehmen. Dann grinst er und meint: „Stimmt schon, die Titten von der sind echt nicht schlecht!“ Er lacht laut, und Token und Craig lachen mit.

„Schade, dass die nicht blond ist.“ Token schaut in die Runde. „Blondinen mit dicken Dingern sind immer noch am besten im Bett!“ Wieder Gelächter.

Ich freue mich, dass meine Antwort doch fröhliches Gelächter und keine abwertenden Blicke zur Folge hat, und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es nicht richtig ist, so über Wendy zu sprechen. Sie ist ein sehr nettes und mutiges Mädchen, und eine der wenigen, die sich gerne mal zu mir stellt und sich mit mir unterhält und es nicht schlimm findet, wenn mir dabei etwas aus der Hand fällt oder ich plötzlich beginne, ganz fürchterlich zu stottern. Ich habe irgendwie den Drang, sie verteidigen zu müssen.

„Schwarze Haare, gah, sehen doch viel schöner aus als blonde!“ Ich werde von Token, Clyde und Craig überrascht angestarrt, weil ich es gewagt habe, einmal etwas ohne Aufforderung zu sagen und dabei sogar einem von ihnen zu widersprechen. Ohje! Warum habe ich das nur gesagt? Hätte ich nicht einfach einmal meine Klappe halten und ein bisschen so fies wie Cartman sein können?!

Clyde beginnt anzüglich zu grinsen und zu mir und Craig zu schauen. „Du stehst also auf Schwarzhaarige, Tweek?“ Ich nicke, bin froh, dass ich wieder witzig und nicht seltsam gefunden werde, und hoffe, dass sich meine Glückssträhne doch noch ein bisschen länger hält und ich mich bei meinem nächsten Ausrutscher noch ein weiteres Mal retten kann. Bisher habe ich wirklich unheimliches Glück gehabt!

„Ich will auf der Klassenfahrt Bebe flachlegen“, meldet sich wieder Token zu Wort. Bebe ist blond. „Die hat doch schon ein Auge auf mich geworfen. Kommt schon, das habt ihr doch alle gemerkt, gebt’s zu?“ Clyde boxt ihm gegen die Schulter und sagt irgendetwas.
 

Ich höre nicht mehr zu. Ich mache für einen Augenblick die Augen zu und versuche mich auf den schönen Geruch von Kaffee, der aus meiner Tasse strömt, zu konzentrieren und meine Gedanken zu ordnen.

Ich sitze hier zusammen mit Craig, Clyde und Token im Reisebus. Aus irgendeinem Grund reden sie mit mir und scheinen meine Antworten gar nicht mal so blöd zu finden. Und sie sind nur zu dritt. Wir hatten schon bei den Vorbereitungen zur Klassenfahrt mitgeteilt bekommen, dass es ausschließlich Viererzimmer geben würde, was bei der Anzahl der Schüler in meiner Klasse auch genau aufgehen sollte. Und Craig, Clyde und Token sind nur zu dritt.

„Ist er eingeschlafen?“ Ich höre eine flüsternde Stimme. Clyde. „Eigentlich ist er doch gar nicht so schlimm, wie ich dachte.“ Das ist Token. „Vielleicht hat Craig ja doch Recht!“ Das ist wieder Clyde. Ich spitze die Ohren und versuche jedes Wort mitzubekommen. Womit hat Craig Recht? Hat er ihnen irgendetwas über mich erzählt? Dass ich doch gar nicht so schlimm bin? Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Doch es wird nicht mehr darüber geredet, was Craig ihnen gesagt oder nicht gesagt hat. Stattdessen meldet Craig selber sich zu Wort und wechselt das Thema: „Wir sollten ihm lieber die Tasse aus den Händen nehmen. Sonst kippt bei einer Kurve oder so noch alles über seine Sachen.“ Ich spüre, wie jemand vorsichtig meine Hände von meiner Kaffeetasse löst und sie mir in den Schoß legt. Die Berührungen sind warm und sanft. Ich nehme an, dass Craig versucht, mich möglichst nicht zu wecken. Er weiß ja nicht, dass ich in Wirklichkeit gar nicht schlafe.

Obwohl das sanfte Schaukeln des Busses bald tatsächlich zum Schlafen einlädt, versuche ich wach zu bleiben. Ich möchte hören, was die Anderen erzählen. Sie reden nicht mehr über mich, sondern wieder über Belanglosigkeiten. Das Thema Token-Bebe kommt noch einmal auf, und Clyde und Token starten einen heftigen Wortwechsel. Craig redet sehr wenig, fällt mir auf. Meistens nur, wenn er gefragt wird oder ihm etwas deftig gegen den Strich geht. Ich stelle mir vor, wie er Clyde oder Token den Finger zeigt, wenn sie irgendetwas sagen, was ihm nicht gefällt.

Nach einer Weile wird mir das Zuhören langweilig und ich bin tatsächlich kurz davor, einzuschlafen. Die Fahrt wird noch etwa eine Stunde dauern, kommt eine Durchsage vom unfreundlichen Busfahrer. Clyde und Token haben ihr Gespräch eingestellt, vielleicht sind sie auch müde geworden, jedenfalls sagen sie nichts mehr.

Ich habe das Gefühl, lange geschlafen zu haben, als ich endlich aufwache. Vorne beim Fahrer steht eine digitale Uhr, die mir sagt, dass mein Zeitgefühl ganz furchtbar miserabel ist. Die Zeit, in der ich mich bloß verstellt habe, mitgerechnet, sind gerade einmal etwa zwanzig Minuten vergangen.

„Hast ja geschlafen wie ein Murmeltier, Tweek.“ Clyde schaut zu mir hinüber und grinst anzüglich. „Craig hat dich die ganze Zeit verliebt angestarrt!“ Dann lacht er.

Nach dem Aufwachen brauche ich immer einen Moment, bis ich alles um mich herum vernünftig realisieren kann, und darum kümmere ich mich nicht um Clydes Worte, die zwar bis zu mir durchgedrungen sind, aber deren Sinn ich nicht verstehe. Noch nicht. Stattdessen schaue ich mich nach meiner Kaffeetasse um, die mir von Craig in die Hand gedrückt wird, sobald er gemerkt hat, dass ich sie suche. „Der Kaffee ist kalt geworden.“

Seine Stimme klingt freundlich, aber er schaut mir nicht in Gesicht.

„Noch eine halbe Stunde“, verspricht der Busfahrer.
 

Ja ja, ich weiß, sonderlich viel Creek gab's im ersten Kapitel noch nicht, aber lassen wir die ganze Sache langsam auf uns zukommen, ja? ;)

Kommis, Kritik, alles ist natürlich erwünscht und wird beantwortet! :P
 

Dann lachen sie alle drei wieder, und ich lache mit, obwohl mir nicht so wohl bei dem Gedanken ist, mindestens drei Flaschen Hochprozentiges in meiner Nähe zu haben.

Wir packen unsere Kleidung in die Schränke und beziehen unsere Betten. Seine Flasche packt Clyde wieder in den Koffer, den er unter das Bett schiebt. Was Craig und Token mithaben, kann ich nicht sehen.

(Auszug aus Kapitel 2 "Das Teufelszeug")
 

bye

sb

Das Teufelszeug

Kapitel 2

Das Teufelszeug
 

Die Zimmer in unserer Unterkunft sind nicht groß, aber sauber und relativ hübsch eingerichtet. Es gibt zwei Stockbetten aus hellem Holz, und Clyde stürzt sich sofort auf eines, klettert die Leiter hinauf und ruft laut: „Das ist hier ist meins!“ Token nennt ihn einen Tarzan und die beiden rangeln sich wieder.

Abgesehen von den beiden Stockbetten, die beide hintereinander an der Längswand des Zimmers stehen und diese fast vollständig einnehmen, gibt es noch eine große Kommode mit vier abschließbaren Fächern -eines für jeden von uns- und einen quadratischen Tisch mit zwei Stühlen. Beides aus demselben Holz, aus dem auch die Betten gemacht sind. Ganz hinten führt eine unscheinbare Tür in ein winziges Badezimmer mit Toilette, Waschbecken und Dusche.

„Ist doch okay hier, oder was meint ihr?“ Token sitzt jetzt auf dem unteren Bett und mustert das Zimmer mit einem zufriedenen Blick „Denkt nur an die achte Klasse! Wisst ihr noch, wie das Hotel da aussah?“ Beim Gedanken an unsere Klassenfahrt in der Achten verziehen wir alle synchron das Gesicht. Ich erinnere mich noch an den Schimmel an den Wänden und der ekligen verbrannten Masse, die wir zum Essen serviert bekamen. „Im Gegensatz dazu ist das hier doch der pure Luxus!“

Weil Token und Clyde das erste Stockbett eingenommen haben und bereits ihre Koffer öffnen, um Kleidung und anderen Kram in ihren Schränken zu verstauen, steuern Craig und ich das andere an. „Möchtest du oben oder unten schlafen, Tweek?“, fragt er mich, und ich finde es nett von ihm, dass er mir die Wahl lässt. Das obere Bett sichert nur mit einem einzigen schmalen Stab dafür, dass man nicht herunter fallen kann. Weil ich annehme, dass ich dieses Meisterwerk trotzdem schaffen könnte und ich mich nicht vor meinen neuen Freunden lächerlich machen möchte, nehme ich das untere.

Wir haben eineinhalb Stunden Zeit, unsere Sachen auszupacken und uns mit dem fremden Zimmer vertraut zu machen, dann treffen wir uns mit der restlichen Klasse im Speisesaal im Erdgeschoss, um zu Mittag zu essen und dann den weiteren Tagesablauf zu besprechen.

„Hey, Leute, schaut euch mal das hier an?“ Clyde grinst. Er hält eine große Flasche, die mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit gefüllt ist und die er gerade aus einem Extra-Fach seines Koffers genommen hat, hoch. „Das Zeug ist der Wahnsinn, sag ich euch!“ Craig springt von dem Stockbett über mir herunter, geht zu Clyde hinüber, nimmt ihm die Flasche aus der Hand und liest sich das Etikett durch. Ich kann sehen, dass er grinst und seine Augen leuchten.

„Clyde, du Arsch“, sagt er, „wie kommst du nur an so was? Das kriegt man doch hier in der Gegend nirgendwo zu kaufen!“ Sie lachen und Clyde sagt irgendetwas, was ich nicht verstehen kann.

Alkohol. Ich schlucke. Wenn ich ehrlich bin, vertrage ich nicht viel. Und dieses Zeug, das selbst Craig beeindruckt, muss noch einmal eine Spur härter sein!

„Heben wir uns das für später auf“, meint Token. „Ich habe auch noch was dabei.

Und Craig natürlich auch, so wie ich dich kenne“, und wirft Craig einen gespielt tadelnden Blick zu. Dann lachen sie alle drei wieder, und ich lache mit, obwohl mir nicht so wohl bei dem Gedanken ist, mindestens drei Flaschen Hochprozentiges in meiner Nähe zu haben.

Wir packen unsere Kleidung in die Schränke und beziehen unsere Betten. Seine Flasche packt Clyde wieder in den Koffer, den er unter das Bett schiebt. Was Craig und Token mithaben, kann ich nicht sehen.

Das Fertigmachen dauerte nicht so lange, wie ich gedacht hatte. Nach gut einer halben Stunde hat es nichts mehr zu tun gegeben, und darum sitzen wir die restliche Zeit noch auf unseren Betten und reden. Token fängt schon wieder von Bebe an, und langsam sind wir alle genervt von seiner Idee.
 

Der Speisesaal ist groß. Ich sehe an einem Tisch in der Nähe des Eingangs Kyle und Stan sitzen und mache reflexartig einen Schritt auf sie zu, schaffe es aber gerade noch, dieses Malheur als ein heftiges Zucken auszugeben. Craig, Clyde und Token haben sich nicht von der Stelle bewegt und machen auch keine Anstalten, sich in die Richtung von Kyle und Stan zu bewegen. Wieso auch? Sie haben es nicht nötig, sich zu irgendwem zu setzen, sie können sich doch einfach selber irgendeinen hübschen Tisch aussuchen und sich dorthin setzen, ohne blöd angestarrt zu werden.

Wir setzen uns zu viert an einen Tisch neben einem großen Fenster, das warmes Sonnenlicht hereinlässt. Ich sitze neben Token, gegenüber von Craig. Wieder beginnen sie zu reden. Ich hätte nie gedacht, dass man so viel miteinander reden kann, das kenne ich gar nicht. Um nicht komisch da zu stehen, versuche ich mich ein wenig in das Gespräch einzubinden, obwohl es mich eigentlich gar nicht interessiert.

Dann gibt es essen. Man muss es sich vorne abholen, quasi wie bei einem Buffet. Also stehen wir auf, nehmen unsere Teller in die Hand und watscheln brav los nach vorne. Man kann zwischen drei Gerichten wählen, vegetarisch, normal und muslimisch. Ich sehe Kyle, er steht vor dem vegetarischen Zeug und hat einen unzufriedenen Gesichtsausdruck aufgesetzt. Wahrscheinlich muss er sich die nächsten zwei Wochen von Bohnen und Salat ernähren, weil er ja nur koscher essen darf. Hm. Das ist doch eigentlich ungerecht. Es gibt hier extra Gerichte für Muslime, aber nicht für Juden.

„Was nehmt ihr?“ Clyde schaut unsicher von einer Möglichkeit zur nächsten. Er isst gut, das weiß ich. Trotzdem ist er nicht dick, ganz und gar nicht, nicht breiter jedenfalls als Token oder Kyle oder irgendein anderer hier. „Kaninchenfraß esse ich auf keinen Fall!“ Token schaut angewidert in Richtung des vegetarischen Menüs und ich bemerke aus dem Augenwinkel, wie Kyle ihm einen bösen Blick zuwirft. Clyde lädt sich die doppelte Portion vom normalen Gericht auf seinen Teller und dann noch einmal etwas von der muslimischen Variante.

Ich weiß nicht, was ich essen soll. Ich mag das Fleisch nicht, das es gibt. Am liebsten hätte ich einen Salat genommen oder ein Stück Nudelauflauf, aber ich möchte nicht, dass Token sich über mich lustig macht. Nach einigem Hin und Her entscheide ich mich schließlich für das kleinste Stück Fleisch, das es beim muslimischen Gericht zu finden gibt, und die Beilage vom normalen. Damit müsste ich auskommen.

Craig wartet auf mich. Er hat sich gleich zu Beginn und ohne großartig nachzudenken einen großen Berg von allem auf seinen Teller gehäuft. Wir gehen zusammen zu unserem Tisch, wo bereits Clyde und Token warten, die uns angrinsen.

Wir essen schnell und ohne zu sprechen. Alle nehmen sich nach ihrer ersten Portion noch etwas noch, Clyde sogar zweimal, nur ich möchte nicht noch mehr. Hoffentlich gibt es morgen Fleisch, das besser schmeckt.
 

Nach dem Essen wird unsere Klasse per Lautsprecherdurchsage gebeten, sich im Versammlungsraum 2 zusammenzufinden. Dort würden alle Regeln, die während der Klassenfahrt gelten und überhaupt alles, was für uns wichtig ist, genannt und erklärt werden. Der Versammlungsraum ist ein großer, lichtdurchfluteter Raum mit mehreren Reihen Stühlen und einem kleinen Podest vorne. Wir setzen uns in die letzte Reihe.

Unser Lehrer steht vorne und hält ein Mikrophon in der Hand, weil der Raum so riesig ist. Er wartet bis sich alle eingefunden haben und langsam etwas Ruhe eingekehrt ist, dann beginnt er zu sprechen. Ich höre ihm kaum zu, weil er erst nur darüber redet, wie schön es hier ist und wie sehr es ihn freut, dass diese Klassenfahrt zustande kommen konnte und so weiter und so fort. Clyde beginnt wieder mit Token zu tuscheln und ich höre, wie sie wieder über Bebe diskutieren, die vor ihnen sitzt. Zu meiner Rechten sitzt Craig. Als er bemerkt, dass ich ihn anschaue, richtet er schnell den Blick nach vorne und zuckt einmal kurz mit der rechten Hand, als wolle er sie erheben und habe es sich im letzten Moment doch noch anders überlegt.

Langsam kommt unser Lehrer zum interessanten Teil. „Ihr dürft euch in der näheren Umgebung, das heißt also auch in der Stadt, ohne Aufsichtsperson bewegen, sofern ihr immer mindestens zu zweit seid. Um elf Uhr abends müsst ihr auf euren Zimmern sein, um Mitternacht ist Bettruhe.“ Er wirft uns von seinem Podest einen gelangweilten Blick aus seinen kleinen, ewig zusammengekniffenen Augen zu und macht deutlich, dass es ihn einen Dreck schert, mit wie vielen Personen wir herumlaufen oder wann Bettruhe ist. Damit es auch wirklich jeder versteht und er sich um niemanden kümmern muss, fügt er noch hinzu: „Da ihr alle mindestens sechzehn und somit fast schon junge Erwachsene seid, gehe ich davon aus, dass ich mich auf euch verlassen kann und keine Kontrollen vornehmen muss.“ Irgendjemand in der Reihe vor uns kichert leise. Wahrscheinlich Cartman.

„Frühstück gibt es jeden Tag um acht Uhr morgens, Mittag um fünfzehn Uhr und Abendessen um zweiundzwanzig Uhr. Ihr seid nicht dazu verpflichtet teilzunehmen, es handelt sich lediglich um Angebote.“ Ein Glück! Ich gehe davon aus, dass weder Craig noch Clyde oder Token Lust haben, hier in dieses Hotel zu kommen, wenn sie gerade in der Stadt oder am Strand oder sonst wo sind, nur um zu Mittag zu essen. Und Mom hatte mir vor der Fahrt genug Geld gegeben, damit ich mir unterwegs immer etwas kaufen könnte, falls das Essen hier ungenießbar sein sollte. (Ich habe ihr von unserer Klassenfahrt in der Achten erzählt.)

„Da dies jedoch eine Klassenfahrt ist und logischerweise dazu dient, den Zusammenhalt in der Klasse zu stärken, werden an je zwei Tagen bereits festgelegte Aktivitäten mit der Klasse durchgeführt. Das heißt, morgen findet ihr euch alle um acht Uhr im Speisesaal zum Frühstück ein.“ Allgemeines Gestöhne und Geseufze folgt dieser Aussage. Token sagt laut und deutlich: „Was eine Scheiße! Dass die einem immer alles kaputt machen müssen!“ Ich nicke kurz zustimmend, weil Craig und Clyde das auch tun. Irgendwer nennt unseren Lehrer ein Arschloch, kommt jedoch davon, weil man in der lauten Masse nicht ausmachen kann, wer es ist. Wahrscheinlich wieder Cartman.
 

Es wird darüber diskutiert, was für morgen wohl geplant ist. „Bestimmt eine Museumstour oder so was.“ Token verzieht das Gesicht. „Oder Theater. Ich hasse Theater!“ Eigentlich habe ich nichts gegen Museen und Theater, aber weil die Anderen alle sich darüber lustig machen oder vor Frust stöhnen, mache ich mit.

Auf unserem Zimmer wollen wir entscheiden, was wir mit dem restlichen Tag anfangen. Clyde schlägt schwimmen vor, aber niemand sonst hat Lust darauf. Es werden ein paar weitere Vorschläge gemacht, die man nicht so recht annehmen will. Irgendwann meint Clyde: „Ach, Leute! Was haltet ihr von einem kleinen Schluck, so um die Ideen ein bisschen anzukurbeln?“ „Hab ich nichts gegen.“ Token grinst. „Wehe das Zeug ist nicht so gut, wie ich hoffe“, wirft Craig in den Raum und bekommt die Flasche als erster in die Hand. Er nimmt einen tiefen Schluck, wartet einen Moment und nickt dann anerkennend. „Clyde, Alter, das ist geil!“ Er nimmt noch zwei weitere Schlücke und recht die Flasche dann weiter. Jeder nimmt einen oder zwei Schlücke. Ich bin als letzter dran.

Die Flasche ist schwerer als ich erwartet habe. Ich muss sie mit beiden Händen festhalten, damit sie nicht herunterfällt. Langsam nehme ich sie hoch und schnuppere unauffällig an der Öffnung. Ich nehme einen sonderbaren Geruch wahr, den ich noch niemals zuvor irgendwo gerochen habe. Er ist so intensiv, dass das Innere meiner Nase ein bisschen zu jucken und brennen beginnt.

„Na los schon, Tweek!“ Craig lächelt mich an. Er scheint zu ahnen, dass ich niemals zuvor so etwas getrunken habe. Ich drücke die Flasche an den Mund und nehme zwei große Schlücke.

Es schmeckt eklig. Am liebsten hätte ich die Flüssigkeit sofort wieder ausgespieen, zwinge mich aber dazu, sie herunter zu schlucken und kein allzu gequältes Gesicht zu machen. Ein brennender Nachgeschmack, der mich aus irgendeinem Grund an Desinfektionsmittel erinnert, bleibt in meinem Rachen hängen.

„Beim ersten Mal schmeckt es nie.“ Das ist wieder Craig. Er lächelt immer noch und schaut verständnisvoll. Clyde und Token sitzen neben ihm. Sie scheinen es alle zu wissen. Aber sie lachen mich nicht aus oder sind böse auf mich. Sie lächeln nur freundlich und schauen mich verständnisvoll an.
 

So, Kapitel 2. Ich hoffe, es hat euch nicht enttäuscht. ;) Kommis und Kritik sind natürlich jederzeit erwünscht! :D
 

Eigentlich ist es doch ganz lustig, und ich spiele ein bisschen mit. Wir albern herum und tun so, als seien wir ein verliebtes Paar. Wir schauen uns verliebt in die Augen und halten Händchen und irgendwann sagt Craig mir, dass er mich liebt, mehr als alles andere auf der Welt.

(Auszug aus Kapitel 3 "Der Kuss in China")
 

bye

sb

Der Kuss in China

Kapitel 3

Der Kuss in China
 

Noch immer sind wir zu keiner Lösung gekommen. Jetzt sitzen wir schon seit einer geschlagenen Stunde hier in unserem kleinen, engen Zimmer herum, machen immer wieder Vorschläge, mit denen immer wieder irgendeiner nicht einverstanden ist und reden dann von etwas anderem. Token fängt wieder mit Bebe an, und wir alle ignorieren ihn, weil wir keine Lust mehr auf dieses Thema haben.

„W-warum schauen wir uns nicht mal ein bisschen, gah, die Stadt an?“ Craig, Token und Clyde schauen mich an, als warteten sie auf das ausschlaggebende Argument oder eine Begründung oder so etwas. Eigentlich habe ich diesen Vorschlag nur gemacht, damit ich endlich mal wenigstens eine kleine Chance habe, aus diesem Zimmer hier herauszukommen, in dem ich langsam aber sicher echte Beklemmungen bekomme. Wirklich nachgedacht habe ich nicht. Also improvisiere ich ein bisschen. „Naja, also… dann… dann könnten wir mal schauen, was man hier in der Ge-gegend so m-machen könnte….“ Meine Stimme wird zum Ende hin immer leiser und unsicherer. Ich frage mich, was die Anderen von meiner Idee halten. Bestimmt habe ich es mir jetzt endgültig versaut! Ich nehme einen großen Schluck aus meiner Kaffeetasse und versuche ruhig zu bleiben und eine Reaktion abzuwarten.

Wie immer ist es Clyde, der sich zuerst zu Wort meldet: „Das finde ich eigentlich okay. Dann können wir mal gucken, was es hier für Bars und so gibt. Und die Mädels hier abchecken.“ Alle lachen wieder und sind einverstanden. Ich bin stolz auf mich, dass ich –ausgerechnet ich- den Vorschlag gemacht habe, den wir dann schlussendlich alle annehmen und gut finden.
 

Unser Hotel liegt wirklich direkt am Strand. Man muss zwar ein paar hundert Meter laufen, bis man dann endlich wirklich den Sand unter den Füßen spüren kann, aber man hat von den oberen Stockwerken und der riesigen Dachterrasse aus, die für alle Besucher des Hotels frei zugänglich ist, einen super Ausblick auf das Wasser. Schade, dass unser Zimmer bloß in der zweiten Etage ist. Aber alle Zimmer für Klassen und Reisegruppen sind weiter unten. Wahrscheinlich, weil sie nicht so hohe Standards gewohnt sind und sich leichter mit zwei Stockbetten und einem winzigen Badezimmer zufrieden geben als teure Kunden.

Die Sonne scheint und es ist unglaublich warm. Ich trage ein helles T-Shirt und kurze Hosen, und trotzdem schwitze ich ein wenig. Auf dem Weg von unserem Hotel bis zur Bushaltestelle, die gleich gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt, wird mein Haaransatz feucht und klitschig. Zum Glück achtete niemand darauf, denn weder Craig noch Token oder Clyde geht es anders. Wir sind alle unser kaltes South Park-Wetter gewöhnt, Schnee und Regen, und diese Sonne hier, die auf uns herunter knallt als hätte sie den ganzen Tag nichts anderes zu tun, macht uns allen etwas zu schaffen.

Im Bus lassen wir uns, von den gut fünfzig Metern Weg erschöpft, faul auf die nächsten Sitze fallen und reden nicht viel. „Sag mal, weiß eigentlich einer von euch, wie die Haltestelle heißt, an der wir aussteigen müssen?“ Niemand weiß es. Genau genommen wissen wir nicht einmal, ob es der richtige Bus ist, in den wir gestiegen sind. Darum haben wir uns gar nicht gekümmert. Wäre ich jetzt allein und in South Park, hätte ich totale Panik bekommen und wäre wahrscheinlich ohnmächtig geworden oder so etwas, aber weil meine Freunde hier bei mir sind, habe ich nur ein ganz klein wenig Angst und versuche mich mit schlimmen Visionen zurückzuhalten. „Wir steigen einfach irgendwo aus, wo es nach Innenstadt aussieht“, beschließt Craig, „und falls wir hier wirklich im falschen Bus sitzen, fahren wir eben mit dem nächsten wieder zurück und nehmen einen anderen.“ Das klingt logisch und niemand widerspricht ihm.

Die Stadt hier ist ganz anders als unser kleines, ödes South Park. Die Häuser sind viel riesiger, fast schon richtige Hochhäuser, und ich habe noch kein einziges Einfamilienhaus gesehen, von denen South Park doch nur so überläuft. Die Läden sind viel teurer und eleganter, und es gibt ganz andere Dinge zu kaufen als in South Park. Und es gibt hier viel, viel mehr Menschen! Man kann praktisch kaum zwei Schritte nach vorne setzen, ohne Gefahr zu laufen, gegen irgendjemanden zu stoßen. Irgendwann merken wir, dass es zwei unterschiedliche Ströme gibt, je nachdem in welche Richtung man möchte, und von da an reihen wir uns immer in den richtigen ein, um schneller voran zu kommen. Nur manchmal, wenn Clyde oder Craig langweilig ist, stellen sie sich mit Absicht in den anderen Strom und sehen zu, wie ihnen die Leute ausweichen müssen und beschimpfen sie, wenn sie angerempelt werden. Token bleibt dann am Rande stehen, schaut ihnen stumm zu und wartet, bis sie weitergehen wollen. Er bestätigt sie nie in ihrem Benehmen, hält sie aber auch nicht auf. Weil ich doch niemanden ärgern, es mir gleichzeitig aber nicht mit den Dreien kaputt machen will, stelle ich mich einfach immer neben Token, wenn Craig und Clyde mal wieder Blödsinn anstellen und warte wie er, ohne einzugreifen. Das scheint mir ein ganz guter Kompromiss zu sein.
 

Es ist fast Abend, als wir beschließen, essen zu gehen. Ich habe eigentlich erwartet, dass es Craig, Clyde und gerade Token ganz egal wäre, in welcher Preisklasse das Restaurant sein würde, doch ohne sich weiter darüber abzusprechen, suchen sie sich sofort eine unscheinbare Seitenstraße, weil da die Restaurants immer günstiger sind. Nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns für ein kleines, aber angesagt aussehendes China-Restaurant.

Token nimmt das teuerste Gericht, das auf der Karte zu finden ist, aber das ist auch nicht weiter verwunderlich. Wir gehen alle davon aus, dass er auf dieser Klassenfahrt mehr Geld dabei hat, als unsere Dads im Monat verdienen.

Wieder weiß ich nicht, was ich essen soll. Bei chinesischem Essen bin ich immer ein wenig misstrauisch. Ich war einmal mit meinen Eltern auswärts essen, ebenfalls in einem China-Restaurant, und habe mir aus Versehen etwas bestellt, das sich auf dem Teller noch bewegt hat, nur weil der Name so exotisch klang. Sicherheitshalber bestelle ich mir einfach gebratene Nudeln mit Hähnchenfleisch, genauso wie Craig. Clyde nimmt irgendetwas, von dem ich noch nie gehört habe, von dem er aber meint, dass es lecker sei, nur leider sehr scharf.

Es wird wieder miteinander geredet, während wir auf unser Essen warten und zwischendurch immer mal wieder an unseren Getränken nippen.

„Boah, Leute, schaut euch mal die da an!“ Token deutet unauffällig auf zwei hübsche Mädchen, die eben hereingekommen sind und sich noch überlegen, welchen Tisch sie nehmen sollen. Eines hat langes, blondes Haar und trägt ein weit ausgeschnittenes Oberteil, also genau Tokens Typ, das andere ist dunkelhaarig, hat aber eine bessere Figur. Beide scheinen inzwischen bemerkt zu haben, dass sie angestarrt werden, und lächeln uns zu.

Token steht auf und geht auf die Mädchen zu. Ich kann hören, wie er auf sie einredet. „Token, dieser Weiberheld“, seufzt Clyde, grinst aber dabei. „Aber die beiden sehen echt nicht schlecht aus. Oder was denkst du, Craig?“ Mir ist gar nicht aufgefallen, dass Craig sich als einziger nicht zu den beiden Mädchen geäußert, sich nicht einmal zu ihnen umgedreht hat, sondern einfach weiter seelenruhig an seinem Glas nippt. Er wirkt unheimlich cool. „Was will ich mit solchen Weibern?“, meint er nur und zuckt mit den Schultern. „Die sind für eine Nacht gut, mehr kannst du mit denen doch auch nicht anfangen.“ „Achja, stimmt ja.“ Clyde achtet nicht mehr auf die Mädchen, sondern fixiert nun mit einem wissenden Grinsen auf den Lippen Craig und aus irgendeinem Grund auch mich. „Du suchst ja eine feste Beziehung, sorry, habe ich gar nicht mehr dran gedacht.“

Ich habe keine Zeit mehr darüber nachzudenken, dass ich von Craig als letztem erwartet hätte, dass er nicht für One-Night-Stands, sondern bloß für eine feste Beziehung zu haben ist, denn in diesem Moment kommt Token mit den Mädchen zurück. Scheinbar hat er sie tatsächlich dazu überreden können, sich zu uns zu setzen. „Meine lieben Freunde“, meint er und deutet mit einem angedeuteten Verbeugung auf seine beiden Gäste, „diese beiden bezaubernden Schönheiten hier sind Camilla“, er macht eine Kopfbewegung zur Blondine hin und wirft uns dabei ein breites Grinsen zu, das Camilla nicht sehen kann, „und Wendy.“ Wendy. Wie Wendy Testaburger denke ich, spreche es aber nicht aus.

Camilla und Wendy lächeln uns freundlich an und wir stellen uns artig vor. „Tweek“, wiederholt Wendy, als sie meinen Namen hört und sagt: „Das klingt aber süß!“ Sie setzen sich zu uns an den Tisch und Token verwickelt Camilla sogleich in ein Gespräch. Er scheint wirklich darauf erpicht, dieses Mädchen flachzulegen. Token bezahlt beiden das Essen und verstreut geschickt Komplimente, ohne unglaubwürdig rüber zu kommen. Er wirkt wie ein geübter Verführer, denke ich.

Unser Essen kommt zeitgleich mit dem der beiden Mädchen, obwohl sie später gekommen sind, und auch während des Essens reden wir weiter. Camilla löst sich von Token los und versucht mit Craig zu flirten. Das kann ich verstehen. Craig hat sich bisher kaum zu Wort gemeldet, kaum Interesse gezeigt und sieht von uns allen mit Abstand am besten aus. Camilla fragt ihn, wie es ihm hier gefällt, ob er Haustiere hätte, in welchem Hotel er übernachtet und woher er kommt. Craig antwortet einsilbig und stellt ihr keine einzige Frage. Als das Mädchen trotzdem nicht aufgibt und stur weiterflirtet, ist er endgültig genervt von ihr und streckt ihr seinen Mittelfinger entgegen. „Hast du mir eben deinen Finger gezeigt?“ „Nein.“ „Doch, hast du!“ „Nein.“ „Du Schuft!“ Sie redet dem ganzen Abend nicht mehr mit ihm und wendet sich wieder an Token, der nach Craig am besten aussieht, mit seinem imposanten Körper und der dunklen Haut. Token zwinkert Craig dankbar zu und macht Camilla ein Kompliment.

Währenddessen versuche ich die Blicke von Wendy, die sie augenzwinkernd und lächelnd zu mir hinüber wirft, zu ignorieren. Eigentlich sollte ich mich freuen, dass ein Mädchen sich mal für mich interessiert, doch ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Also esse ich mit gesenktem Blick, unterhalte mich mit Clyde und Craig und hoffe, dass Wendy das Interesse an mir verlieren würde. Doch wie es auch bei Craig der Fall gewesen war, scheint gerade mein Desinteresse sie total zu reizen. Ich frage mich, warum Mädchen darauf stehen, wenn man sie wie Luft behandelt. Und dann beschweren sie sich darüber, dass ihr Freund ein Arsch sei. Hm. Unlogisch. Vielleicht sollte ich es einfach einmal anders herum versuchen und ein bisschen mit ihr flirten, damit sie das Interesse verliert?

„Kommst du, gah, von hier?“, frage ich sie, nachdem ich meinen letzten Bissen herunter geschluckt habe und mustere sie gespielt neugierig. Entgegen meiner Hoffnung funktioniert mein Plan, sie auf diese Weise loszuwerden, nicht und sie ergreift freudestrahlend die Chance, sich mit mir zu unterhalten. „Ja, klar, ich wohne gar nicht weit weg von hier…“ Ich höre ihr nach dem ersten Satz nicht mehr zu. Warum nur muss ich mich immer so furchtbar blöd anstellen? Ich habe keine Lust auf dieses Mädchen. Ich möchte nicht mit ihr knutschen und nicht mir ihr nach Hause gehen und auch sonst gar nichts mit ihr machen. Aber das scheint sie nicht zu verstehen. Wendy redet unaufhörlich weiter, lächelt mich zwischendurch immer wieder an und am liebsten würde ich ihr, wie Craig es getan hat, den Mittelfinger zeigen, wage es jedoch nicht.

Ich werfe einen Hilfe suchenden Blick in Richtung Craig, der mir direkt gegenüber sitzt und sich gerade als einziger nicht unterhält. Stattdessen verfolgt er aufmerksam das Gespräch zwischen mir und Wendy. Sein Gesicht ist eine ausdruckslose Maske, nur die Lippen sind ein bisschen verzogen, als wolle er irgendetwas sagen, halte sich jedoch aus irgendeinem Grund zurück. Als er den Blick bemerkt, dem ich ihn in meiner Verzweiflung zuwerfe, grinst er und zwinkert mir einmal kurz zu. Ich weiß nicht, was er vorhat, nicke jedoch und hoffe, dass es funktioniert.

Wendy redet weiter, sie scheint gar nicht zu merken, dass sie nervt. Irgendwann fragt sie mich ganz direkt, ob ich vergeben sei, und schaut mir in die Augen. Ich will nicht lügen, ihr aber auch keine Hoffnungen machen. Was soll ich bloß sagen? Mir wird ein bisschen schwindelig, ich habe zu lange keinen Kaffee mehr getrunken. Wieder schaue ich zu Craig hinüber.

Craig nimmt mir die Entscheidung ab und antwortet für mich. Ich bin ihm unglaublich dankbar und schenke ihm ein erleichtertes Lächeln. „Ja, er ist vergeben.“ Dann beugt er sich über den Tisch zu mir hinüber und küsst mich auf den Mund. Seine Lippen sind weich und warm. Mehr kann ich nicht sagen, denn so unerwartet der Kuss kam, so schnell ist er auch wieder vorüber. Als Craig mich danach völlig gelassen ansieht und fragt, was los sei, ob es mir nicht gut gehe, bin ich mir nicht einmal mehr ganz sicher, ob er überhaupt geschehen ist.

„Oh mein Gott!“ Wendys Stimme klingt laut und schrill, sie blickt entsetzt in unsere Richtung und ihr roter Mund steht offen. Okay, es ist doch passiert. „Ihr… ihr… ihr seid schwul?“

„Ja. Natürlich!“ Craig grinst sie böse an, greift nach meiner Hand und drückt sie. „Wir lieben uns, das ist doch nicht schlimm.“

Ich kann sehen, wie Token und Clyde sich auf die Unterlippe beißen, um nicht laut los zu lachen und es sich zumindest mit Camilla nicht zu verderben. Ich bin froh, dass die beiden davon ausgehen, dass die ganze Aktion bloß ein blöder Scherz war, um mich vor Wendy zu retten.

Craig treibt das Spiel noch weiter. Ich finde das nicht schlimm, solange Token und Clyde es nicht ernst nehmen. Eigentlich ist es doch ganz lustig, und ich spiele ein bisschen mit. Wir albern herum und tun so, als seien wir ein verliebtes Paar. Wir schauen uns verliebt in die Augen und halten Händchen und irgendwann sagt Craig mir, dass er mich liebt, mehr als alles andere auf der Welt. Ich kann sehen, wie Camilla und Wendy uns anstarren, als seien wir verrückt geworden, und Clyde und Token uns angrinsen. „Ich dich doch auch, Craig. Ich will dich niemals verlieren!“ Craig lächelt. Er lächelt, als sei heute der glücklichste Tag seines Lebens. Als sei er tatsächlich verliebt in mich und hätte nur auf diese Worte gewartet.

Er ist wirklich ein guter Schauspieler.

Wir küssen uns noch einmal, diesmal etwas länger als vorher. Ich spüre wieder seine weichen Lippen und seine Hände an meinem Gesicht und eine Zunge, die vorsichtig an meinen Lippen leckt. Moment mal! Zunge?! Gerade in diesem Moment steht Wendy auf, packt Camilla am Arm, ruft uns noch eine letzte Beleidigung hinterher und verschwindet so schnell sie kann aus dem Restaurant. Craig lässt mich los und ich bin froh, dass es nicht zu einem Kuss mit Zunge gekommen war. So weit hätte ich nicht gehen wollen, so witzig die ganze Sache auch gewesen sein mochte.

Token und Clyde fangen lauthals an zu lachen, sobald die beiden Mädchen weg sind, und klopfen uns beiden auf die Schultern. „Oh Gott, Jungs!“ Clyde kann sich kaum halten. „Das war ja so geil! Ihr hättet das Gesicht der Dunkelhaarigen sehen sollen! Oh Mann!“ Token grinst, obwohl wir ihm die Chance genommen haben, Camilla rumzukriegen. Er sagt, das sei nicht schlimm, unsere Aktion hätte das längst wieder wettgemacht. Ich lache mit und freue mich, dass die beiden nicht sauer sind.

„Ihr seid ja sooo unglaublich süß zusammen“, witzelt Clyde und zwinkert uns zu. Token stimmt ihm zu, stößt mir mit seinem Ellbogen in die Rippen und flüstert mir ins Ohr, so laut, dass alle es hören können: „Also, wenn ich du wäre, würde ich mir Craig angeln. Ihr würdet echt ein total süßes Pärchen abgeben!“ „Aber treibt es bitte nicht miteinander, wenn wir im Zimmer sind, okay?“

Langsam finde ich, dass Clyde und Token übertreiben und ich frage mich, wieso sie das tun. Klar, es war lustig, aber auch nicht viel lustiger als andere Dinge, die wir heute schon gemacht haben. Trotzdem sage ich nichts dazu. Wir zahlen und verlassen das China Restaurant. Draußen ist es dunkel, aber trotzdem noch warm. Wie komisch, in South Park gibt es diese Mischung gar nicht, dunkel und warm.

Ich schaue zu Craig hinüber, aber in der Dunkelheit kann ich sein Gesicht nicht erkennen.
 

So, endlich lässt sich ein bisschen Creek erkennen. ;) Ich hoffe, es hat euch gefallen, und vergesst die Kommis nicht!!
 

Der Schwindel ist wie weggeblasen. Jetzt ist mir nur noch kotzübel. Meine Beine zittern. Wir sind uns in diesem engen Bad so unglaublich nah, dass sich unsere Nasenspitzen fast berühren.

„A-also, gah, w-was ist, gah, l-los?“ Meine Stimme klingt unsicher und schrill.

(Auszug aus Kapitel 4 "Eine Liebeserklärung um halb vier morgens")
 

bye

sb

Eine Liebeserklärung um halb vier morgens

Kapitel 4

Eine Liebeserklärung um halb vier morgens
 

Es ist jetzt zwei Uhr nachts. Craig, Clyde und Token sind allesamt noch wach und scheinen über Schlafengehen noch nicht einmal nachzudenken. Nicht, dass es für mich ein Problem darstellen würde, ich selbst komme mit viel weniger Schlaf aus, als die meisten Menschen vermuten. Trotzdem würde ich jetzt eigentlich in meinem Bett liegen, wach, und mir einsam Gedanken über alles machen, was ich heute erlebt habe. Aber heute ist kein normaler Tag. Und ich bin nicht mehr der Tweek, der ich gestern war.

Die Flasche, die Clyde mitgebracht hat, ist längst leer. Ich habe auch noch ein paar Schlücke genommen, obwohl die Anderen mich nicht gedrängt haben. Es schmeckt immer noch eklig, und es brennt immer noch im Rachen, aber es hinterlässt eine angenehme Wärme in der Brust, wenn man drei oder vier Schlücke direkt hintereinander getrunken hat.

Jetzt holt Token heraus, was er mitgenommen hat. Zwei große Flaschen. Diesmal ist der Inhalt darin nicht goldgelb, wie die von Clyde gewesen war, sondern durchsichtig wie Wasser. Das Etikett ist blau, und Clyde und Craig scheinen sofort zu Wissen, worum es sich handelt. „Haben wir denn etwas zum Mischen da? Also, ich vertrage ja viel, aber das saufe ich nicht pur!“ Jeder schaut in seinen Koffer, auch ich, obwohl ich gar keine Ahnung, mit was man „mischen“ könnte, aber niemand hat etwas Brauchbares dabei. „Im Erdgeschoss gibt es doch einen Getränke-Automaten, oder?“ Irgendjemand bestätigt Clydes Worte. „Dann lasst uns ein bisschen Kleingeld zusammensuchen und ’ne Cola oder so was ziehen!“

Mit den Taschen voller klappernder Münzen machen wir uns auf den Weg ins Erdgeschoss. Es gibt tatsächlich einen Automaten, Stan und Cartman stehen davor und werfen ihr Geld hinein. „Hey, Fettarsch, mach Platz!“ Craigs lauter Ausruf veranlasst Cartman dazu, sich umzudrehen und eine ebenso charmante Erwiderung zu brüllen.

Dann erblickt er mich. Für einen Moment scheint er tatsächlich nicht zu wissen, was er sagen soll, so überrascht ist er, mich bei Clyde, Craig und Token zu entdecken, doch er fängt sich schnell. „Habt ihr jetzt den ADS-Junkie bei euch aufgenommen, Craig? Oh Mann, ihr werdet echt immer ärmer.“ Ich kann verstehen, dass er sich fragt, wie ich, gerade ich, Tweek, der einsame Loser, es geschafft habe, bei den Dreien aufgenommen zu werden, doch ich sage nichts dazu. Craig spricht für mich. Eigentlich redet er nicht viel, wenn wir unter uns sind, aber trotzdem ist er so eine Art Anführer, und darum ist es auch seine Aufgabe, sich mit Cartman anzulegen und ihn fertig zu machen, wenn er einen von uns anfaucht.

„Lass Tweek in Ruhe, Arschloch!“ Er zeigt ihm den Finger. „Tweek gehört jetzt zu uns, und wenn du ihm zu Nahe kommst, reißen wir dir deinen fetten Arsch auf und hängen ihn uns an die Wand!“

„Fick dich, Craig!“

„Maul halten, Fettarsch!“

„Ich bin nicht fett!“

„Achja, stimmt ja, hunderttausend Kilo auf eins achtzig sind ja gar nicht fett, tut uns leid!“

„Fick dich, Craig! Fick dich und die kleine Schwuchtel, dein neuer Freund, nehme ich an?!“

„Und wenn’s so wäre, scheiß drauf. Fass ihn an und du bist tot!“ Die letzten Worte hat er mit solch einem Nachdruck und solch einem Blick von sich gegeben, dass selbst Cartman klein beigibt und nichts mehr sagt. Allerdings bin ich mir sicher, dass dieser Krieg noch nicht zu Ende ist. Cartman gibt niemals auf, er zieht nur feige den Schwanz ein, wenn er keine Möglichkeit mehr sieht zu gewinnen, und versucht es dann beim nächsten Mal, wenn die Chancen für ihn besser stehen. Er nimmt sich seine Cola aus dem Automaten, die er gezogen hat, und verschwindet, ohne sich von Stan zu verabschieden, der noch immer vor uns steht und den heftigen Wortwechsel stumm mit angesehen hat.

„Alter, Leute“, meint er, als Cartman sich verzogen hat, und grinst uns freundschaftlich an. „Geile Aktion! Der geht uns schon den ganzen Tag lang total auf den Sack, wir sind kurz davor ihn aus unserem Zimmer zu schmeißen.“

„Kein Problem, Alter.“ Craig geht auf den Automaten zu, wirft seine Münzen hinein und drückt eine Nummer. Ich kann hören, wie die Cola sich vom Draht löst und unten in das Fach plumpst. Er nimmt sie heraus und wendet sich ein weiteres Mal an Stan: „Wenn ihr echt keinen Bock mehr auf den habt, könnt ihr auch zu uns rüberkommen. Aber bringt was zu Trinken oder Rauchen mit, und klopft vorher an.“

„Klar, Alter, ich sag Kenny und Kyle Bescheid, dann sind wir gleich da. Und ich kann auch mal gucken, ob wir ein paar von den Mädchen überreden können, Bebe oder so.“

Alle sind einverstanden. Ich bin nervös. Das wird bestimmt so eine Art Klassenfahrt-Party, denke ich mir, mit Mädchen und viel Alkohol. Ich war noch nie bei einer Party.

„Bebe, Leute!“ Token ist außer sich vor Freude, als wir zurück auf unser Zimmer gehen. „Wenn die heute Nacht kommt, lege ich die auf jeden Fall flach!“ Clyde zieht ihn mit irgendetwas auf, aber ich höre längst nicht mehr zu, wenn die beiden sich mal wieder streiten. Stattdessen werfe ich einen Blick zu Craig hinüber. Er wirkt Gedanken versunken, als würde er über irgendetwas Wichtiges nachdenken. Ich wage es nicht, ihn zu stören und spreche ihn deshalb nicht an.

„Es dürfen aber nicht zu viele kommen. Schaut euch mal um, wir haben nicht so viel Platz hier.“ Clyde mustert skeptisch unser kleines, enges Zimmer. „Es passen, wenn wir uns quetschen, immer drei auf ein Bett, sind dann schon mal zwölf. Plus die zwei Stühle und den Tisch… Das wird echt knapp, Leute, und kuschelig vor allen Dingen.“

„Was soll’s, ist doch egal“, meint Token. „Sollen doch so viele kommen, wie wollen. Je mehr Leute, desto geiler wird es. Wenn’s nach mir geht, können die Mädels ruhig all ihre blonden Freundinnen mitbringen!“

„Brauchst du einen Kaffee, Tweek?“ Craig schaut mich besorgt an. „Du zitterst so.“ Jetzt achten auch Clyde und Token auf mich. Ich zittere wirklich. Aber nicht, weil ich Kaffee brauche. Ich habe in der Stadt welchen getrunken, bis morgen früh zum Frühstück dürfte das eigentlich reichen. Ich bin nur nervös. Es kommen so viele Leute. Ich habe Angst, mich ganz fürchterlich zu blamieren. Was, wenn ich etwas Bescheuertes sage und alle mich auslachen? Oder wenn ich aus Versehen die Flasche Alkohol fallen lasse und alle sauer auf mich sind?

Craig legt mir seine Hand auf die Schulter, und die Wärme und der Druck beruhigen mich. „Soll ich in der Küche nachfragen, ob sie Kaffee da haben?“ Ich schüttele den Kopf. Ich möchte nicht, dass er und Clyde und Token denken, ich sei süchtig nach Kaffee und könnte ohne nicht auskommen. Es ist so, aber ich möchte nicht, dass sie so etwas von mir denken. „Es ist okay, du musst dich dafür nicht schämen, Tweek. Wir verstehen das.“ „N-nein, es ist alles okay mit mir. Ich brauche, gah, nichts, danke Craig. Mir tut nur ein bisschen der Kopf weh, gah, das passiert schon mal.“ Ich reiße mich von ihm los und schaue ihn an. Er schaut mich an. In seinen Augen liegt irgendetwas, das ich nicht beschreiben kann.
 

Es klopft. Stan und Kyle sind da. Beide tragen je eine Flasche Hochprozentiges in den Händen. Ich frage mich, ob denn wirklich jeder außer mir Alkohol mit auf die Klassenfahrt genommen hat. Hatten denn alle hier vor, nachts zu feiern? Ich fühle mich wie ein Außenseiter und bleibe still, während Stan das Wort an Craig richtet.

„Kenny kommt gleich, der raucht draußen nur noch seine Zigarette zu Ende. Damien und Pip auch, die machen sich noch fertig. Jedenfalls haben sie das gesagt, was die wirklich machen, will ich gar nicht wissen. Bebe kommt, Wendy auch. Sie bringen Butters und Thomas mit, darauf haben sie bestanden, sorry. Wahrscheinlich haben die Mitleid mit denen oder so, keine Ahnung. Und Leonie, Tracy und Mella haben auch zugesagt, nachdem sie erfahren haben, dass es Alkohol gibt.“ Leonie, Tracy und Mella sind die einzigen Mädchen in unserer Klasse, die nicht gemeinsam mit uns in einer Grundschule waren, sondern erst in der High School zu uns gestoßen sind. Sie sind alle drei beste Freundinnen. Mella ist blond. Ich frage mich, ob Token es in betrunkenem Zustand versuchen würde, beide, Mella und Bebe, gleichzeitig flachzulegen. Nach einigen Überlegungen beschließe ich, dass er es wahrscheinlich auch nüchtern versuchen würde.

Es trudeln nach und nach immer mehr Leute ein. Nach Stan und Kyle sind Wendy und Bebe eingetroffen, tatsächlich gefolgt von Butters und Thomas. Kenny kommt gemeinsam mit Damien und Pip. Als letztes tauchen Leonie, Mella und Tracy ein. Fast alle haben Flaschen oder Zigarettenpackungen in den Händen, oder beides. Damien hat zwei kleine Boxen mit, die man an seinen iPod anschließen kann. Er stellt ihn auf maximale Lautstärke.

Ein paar Leute zünden sich Zigaretten an. Ich mag den Qualm nicht, bleibe aber trotzdem an meinem Platz, auf der quadratischen Tischplatte, sitzen, weil ich kein Weichei sein möchte. Craig sitzt auf einem der Stühle, auf dem anderen Damien. Der Rest hat sich auf die Betten niedergelassen oder sitzt auf dem Boden, an die Wand oder den Schrank gelehnt. Nur Pip sitzt auf dem Schoß von Damien.

Die Flaschen gehen rum. Als ich an der Reihe bin, nehme ich mutig einen Schluck. Es brennt nicht mehr, schmeckt aber genauso widerlich wie das Zeug von Clyde.

Irgendwer hat Pappbecher aus der Küche geschmuggelt. Craig schüttet die durchsichtige Flüssigkeit aus den Flaschen, die Token mitgebracht hat, in die Becher, bis sie jeweils bis zur Hälfte gefüllt sind. Dann füllt er bis kurz unter den Rand mit Cola auf. Jeder bekommt einen Becher. Mir wird auch einer in die Hand gedrückt. Kenny schlägt vor, dass wir alle den ersten Schluck gleichzeitig nehmen. Die Menge ist einverstanden und lacht. Er zählt langsam von drei auf null runter. Bei eins setzen sich die meisten schon den Becher an die Lippen. Es schmeckt nicht gut. Ein Geschmack, der mich wieder an Krankenhäuser und Desinfektionsmittel erinnert, bleibt zurück. Ich schaue mich um und stelle fest, dass Craig, Clyde, Token und ein paar andere den Becher mit dem ersten Schluck gleich geleert haben. Meiner ist noch bis fast zum Rand gefüllt, ich habe nur einen ganz kleinen Schluck genommen. Niemand hat noch so viel in seinem Becher wie ich und ich bemühe mich, meinen schnell und unauffällig bis zur Hälfte zu leeren.

Es wird immer lauter und die Luft wird immer schlechter und mein Kopf wird immer schwerer. Ich weiß nicht, wie viele Flaschen oder Becher in Umlauf sind. Ob es immer andere oder immer die gleichen sind. Jedenfalls nehme ich von jeder, die ich kriegen kann, einen Schluck, genauso wie es alle anderen hier auch tun. Bald fällt mir das Denken schwerer. Einen anderen Ausdruck finde ich nicht für meinen Zustand. Ich sehe noch relativ klar, mir ist bloß ein kleines bisschen schwindelig und ich brauche viel länger, um zu verstehen, was um mich herum geschieht oder was die Leute zu mir sagen.

Irgendwann kann ich nicht mehr, seufze laut und knalle mit dem Hinterkopf gegen die Wand hinter mir. Ich beachte den Schmerz, der sich anfühlt wie hinter eine Scheibe Glas versteckt, nicht und bin bloß froh, dass ich mich irgendwo anlehnen kann. „Hasch du dir weh getan, Twiek?“ Craig sitzt noch immer auf dem Stuhl neben dem kleinen Tisch. Ob er schon die ganze Zeit dort sitzt oder zwischendurch weg war, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall hat ihm irgendwer die blaue Mütze, die er konsequent seit der ersten Klasse trägt, weggenommen. Ich kann von meiner erhöhten Position aus sein schwarzes Haar sehen, das glänzt.

„Twiek?“

Achja. „M-mir geht’s gut, keine Schorge.“ Ich nehme nur ganz am Rande wahr, dass ich ein wenig lalle.

„Twiek?“

„Hm?“

„Du schiehst süß aus.“

„Gah, danke. Du auch.“

Er schaut zu mir hinauf. Seine Augen sind fast so dunkel wie sein Haar.

„Twiek. Ich musch mal mit dir reden.“

„Du bist beschoffen, Craig!“

Das scheint er einzusehen, denn er senkt seinen Blick wieder. Er denkt kurz nach, dann hebt er den Kopf wieder, um mir in die Augen zu sehen. Seine wirken wieder etwas klarer, obwohl kaum eine Minute vergangen sein konnte, seid ich ihn besoffen genannt hatte. „Warte noch ein paar Minuten, dann geht’sch mir wieder gut. Dann reden wir.“

Ich antworte nicht, doch das scheint er als Zusage zu nehmen.

Während Craig sich ausnüchtert, schaue ich mich im kleinen Raum ein wenig um. Überall liegt Müll herum, leere Flaschen, leere Zigarettenpackungen, Essenreste, Coladosen, Pappbecher. Die Leute schreien und lachen. Die Uhr über der Tür, die mir vorher noch gar nicht aufgefallen ist, zeigt zwanzig nach drei Uhr morgens.

Token liegt in meinem Bett. An seiner rechten Seite liegt Bebe, mit der er knutscht, an der linken Mella, die sich die Hand an die Stirn hält und irgendwie den Eindruck macht, sie müsste gleich kotzen. Bitte nicht auf meinem Bett! Auf dem Bett über den Dreien sitzen Kyle, Stan und Kenny und reden. Kenny hat Leonie im Arm. Mein Blick wandert wieder nach unten, und ich kann sehen, wie Damien und Pip in einer Ecke sitzen. Pip scheint stark betrunken zu sein, er gibt immer wieder ungesund klingende Würgegeräusche von sich, während Damien fast völlig nüchtern wirkt. Er hat ihm seinen Arm um die Schulter gelegt und redet beruhigend auf ihn ein. Thomas gibt im betrunkenen Zustand sogar noch mehr Schimpfwörter von sich als er sonst tut. Cartman hat sich neben ihn gesetzt und lacht sich bei jedem Wort, das Thomas sagt, kaputt. Wie kommt Cartman hier überhaupt hin? Ich dachte, die ganze Party hier findet nur statt, weil man keine Lust auf ihn hat?
 

„Wir können jetzt reden, Tweek, glaube ich.“ Craig ist aufgestanden und ist jetzt viel größer als ich. Irgendwie schafft er es, einen völlig nüchternen Eindruck auf mich zu machen. Ich frage mich, wie er das geschafft haben mag in den letzten zehn Minuten.

Plötzlich bekomme ich Panik. Worüber möchte er mit mir reden? Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Will er mich aus der Gruppe verstoßen?

Craig nimmt mich an die Hand und weil ich mich noch immer kein Stück bewegte habe, zerrt er mich mit leichter Gewalt von meinem Tisch herunter. Sein Blick erreicht auf der Suche nach einem geeigneten Ort die Tür des winzigen Badezimmers, und er schleppt mich durch die vielen Menschen, die uns den Weg versperren, dorthin. Ich lasse mich auf dem herunter geklappten Toilettensitz nieder, er macht die Tür hinter uns zu und schließ sie ab. Wieder wirkt er wie ein Riese auf mich, und ich stehe doch lieber auf. Er ist noch immer ein gutes Stück größer als ich, aber ich fühle mich nicht mehr ganz so hilflos. Der Schwindel ist wie weggeblasen. Jetzt ist mir nur noch kotzübel. Meine Beine zittern. Wir sind uns in diesem engen Bad so unglaublich nah, dass sich unsere Nasenspitzen fast berühren.

„A-also, gah, w-was ist, gah, l-los?“ Meine Stimme klingt unsicher und schrill. Ich will nicht, dass er mich verstößt. Ich will bei ihm bleiben, und bei Token und Clyde. Ich will nicht mehr alleine sein! Bitte! Bitte, bitte! Ich trinke auch eine ganze Flasche von dem durchsichtigen Zeug aus, ohne das Gesicht zu verziehen!

Anstatt mit der Sprache heraus zu rücken, starrt mich Craig an wie einen Außerirdischen. Ich kann in seinem Blick nichts lesen, nur sehen, dass seine Pupille, die in der dunklen Iris kaum auszumachen ist, wackelt als hätte sie einen Krampf. Ich spüre seinen Atem auf meiner Stirn. Meine Knie bestehen aus einer ekligen, weichen Masse.

„Ich…“ Er stockt. Dann schlägt er die Augen nieder, als könne er meinen Anblick nicht länger ertragen. Ich warte darauf, dass er weiter spricht. Meine Knie werden immer weicher, mit jeder Sekunde, die vergeht. Ich habe Angst. Angst, wie nie zuvor.

„Also… ich… wir… im Restaurant…“ Restaurant? Meint er das China-Restaurant, in dem wir gestern Abend gegessen haben? Ich erinnere mich an unseren Kuss, an seine weichen, warmen Lippen und unser Liebesgeständnis. Ist ihm sein Scherz jetzt doch peinlich?

Craig atmet einmal tief durch. Er hebt den Blick wieder und jetzt erkenne ich in seinen Augen, dass er endlich einen Entschluss gefasst hat. Bitte nicht… Er holt tief Luft.

„Ich… ich will dir schon länger etwas sagen, habe mich aber bisher nicht getraut, Tweek. Aber jetzt, seit unserem Kuss, halte ich es einfach nicht mehr aus.“ Er nimmt mein Gesicht zwischen seine Hände und küsst mich. Seine Lippen sind so schön, wie ich sie in Erinnerung habe, doch dieses Mal beben sie. „Ich liebe dich, Tweek. Und zwar wirklich!“

Das erste Gefühl, das sich bei mir einstellt, ist pure Erleichterung. Craig ist verliebt in mich. Er will mich gar nicht aus unserer Gruppe ausstoßen. Er ist nur verliebt in mich. Alles ist gut.

„Also, was sagst du?“ Was ich sage? Was soll ich denn sagen? Es dauert eine kleine Weile, bis ich wirklich verstehe, was eben passiert ist. Craig hat mich geküsst. So, wie ein Junge eigentlich ein Mädchen küsst. Und er hat gesagt, dass er mich liebt. Ich starre das Waschbecken hinter ihm an und mir fällt auf, dass es ziemlich groß ist für dieses kleine Badezimmer. Aber eben auch sehr hübsch.

„Ich, gah, weiß es nicht.“

„Wie, du weißt es nicht?“

„Ich weiß es nicht.“

Craig schaut mich an und ich merke, dass es nicht die Antwort ist, die er erwartet hat. Er scheint aus dem Konzept gebracht. Wahrscheinlich hat er sich genau überlegt, was er tun wird, wenn ich ihm meine Liebe gestehe, und was er tun wird, wenn ich seine Hoffnungen zunichte mache. Einige Sekunden später meint er dann: „Ich verstehe nicht, wie du das meinst.“ Er schaut mich an, und ich sehe Angst in seinen Augen.

Ich versuche, es zu erklären. „Ich… ich… also, ich mag es, wenn du mich küsst. Das fühlt sich so schön an und deine Lippen sind immer so warm und weich und… und…“ Ich verliere mich in einem Haufen wildem Gestotter und werde rot. Meine Knie geben nach und ich sinke auf den Toilettensitz nieder. Craig legt mir seine Hände auf die Schultern und schaut mich an. Er scheint die Situation plötzlich wieder voll im Griff zu haben. Vielleicht habe ich ihm mit meiner Aussage eben Mut gemacht.

„Aber?“ Seine Stimme klingt gequält, aber ruhig, und er muss nach diesem einem Wort schlucken. Ich sage nichts. „Aber… du bist dir nicht sicher?“ Ich nicke. Dann raffe ich mich zu einer richtigen Antwort zusammen. „Ich, also, ich war noch nie verliebt. Ich kann es einfach noch nicht sagen, Craig.“

Craig beugt sich zu mir hinunter und jetzt sind wir wieder auf Augenhöhe. Er ist wieder der coole, selbstsichere Craig, den ich kenne. Unser Anführer. Seine Stimme klingt ruhig und gelassen.

„Okay. Du hast also Gefühle für mich, kannst aber noch nicht sicher sagen, ob du mich liebst?“ Ich nicke. „Dann… was hältst du davon? Ich lasse dir so viel Zeit wie du brauchst, um dich zu entscheiden. Und wenn du dir dann über deine Gefühle klar bist, kommst du einfach zu mir und sagst mir, wie du dich entschieden hast. Okay?“

Ich warte einen Moment, denke kurz über den Vorschlag nach und nicke dann wieder. Was Craig sagt, klingt fair.

Er steht wieder auf und hält mir seine Hand hin. Ich ergreife sie und er hilft mir dabei, aufzustehen. Meine Knie fühlen sich immer noch weich an, trotzdem schaffe ich es irgendwie, zu laufen. Als Craig die Tür öffnet, weht uns der Geruch von Schweiß und Zigarettenqualm entgegen. Die Leute draußen feiern und trinken weiter, es scheint kaum jemand bemerkt zu haben, dass wir uns für ein paar Minuten verzogen haben.

Wendy kommt auf uns zu. Sie scheint nüchtern zu sein, jedenfalls wankt sie nicht und ihre Stimme klingt normal. „Damien hat Pip auf ihr Zimmer gebracht“, erzählt sie. „Er hat wohl zu viel getrunken, jedenfalls ist ihm total schlecht geworden.“
 

Jaja, ich weiß, es ist nicht Dienstag. :P Aber ich dachte mir, ich bedanke mich mal bei den vier Kommi-Schreibern vom letzten Kapitel für die tolle Unterstützung. =) Natürlich gibt es Dienstag dann wie gewohnt das nächste Kapitel. ;)
 

„Mein Bett ist, g-gah, voll gekotzt.“ Es stinkt ganz widerlich, dass mir selber fast die Übelkeit den Hals hoch kriecht. Ich will nicht in diesem Bett schlafen.

„Du kannst oben bei mir schlafen.“ Craig lehnt sich von dem oberen Bett, auf dem er sitzt, zu mir hinunter und lächelt mich freundlich an.

(Auszug aus Kapitel 5 "Zweifel")
 

bye

sb

Zweifel

Kapitel 5

Zweifel
 

Es sind noch drei Stunden, bis es Frühstück gibt. Nach und nach gehen die Leute. Manche wirken völlig nüchtern, als könnten sie gleich ohne Probleme eine schwere Matheaufgabe lösen, andere sind so betrunken, dass sie kaum allein laufen können. Token stützt Bebe, die es anscheinend total übertrieben hat heute Nacht, und zwinkert uns zu. Ich frage mich, ob er sie wirklich flachgelegt hat. Wenn er es getan hat, werden wir es mit Sicherheit gleich erfahren, wenn alle weg sind.

Clyde öffnet das Fenster, und kalte, erfrischende Nachtluft strömt ins Zimmer. Es stinkt ganz fürchterlich, aber das fällt mir erst jetzt auf. Der Boden ist übersät von Müll. Ich setzte mich auf mein Bett. Mein Kopf tut weh, ich bin völlig überfordert mit der ganzen Situation und ich rieche, dass irgendwer sich auf meinem Bett übergeben hat. Wahrscheinlich Mella. Vielleicht auch Pip.

Token ist wieder da. „Leute, diese Zimmer-Party war geil!“ Er grinst uns fröhlich an und niemand stellt ihm die Frage, die uns alle beschäftigt. „Oder was meint ihr?“ Clyde sagt etwas, aber ich höre nicht zu. Craig sagt gar nichts zu der Party.

„Mein Bett ist, g-gah, voll gekotzt.“ Es stinkt ganz widerlich, dass mir selber fast die Übelkeit den Hals hoch kriecht. Ich will nicht in diesem Bett schlafen.

„Du kannst oben bei mir schlafen.“ Craig lehnt sich von dem oberen Bett, auf dem er sitzt, zu mir hinunter und lächelt mich freundlich an. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich auf dieses Angebot eingehen soll, aber ich scheine keine andere Wahl zu haben. Neben oder sogar auf etwas, das einmal in Pip oder Mella drin war, schlafe ich nämlich garantiert nicht! Also nicke ich nur ergeben und gähne laut.

Clyde wird auf uns aufmerksam. „Sagt mal“, meint er und ich sehe, dass er ein wissendes Grinsen auf den Lippen trägt, „wie ist das jetzt eigentlich zwischen euch beiden Hübschen?“

Craig antwortet nicht, er zeigt ihm nur den Finger, darum sage ich auch nichts dazu. Ich frage mich, ob Craig Clyde und Token von Anfang an in seinen Plan und seine Gefühle eingeweiht hat, oder ob sie während der Fahrt von selbst darauf gekommen sind. Aber das macht ja jetzt eigentlich auch keinen Unterschied mehr.

„Wir sollten jetzt ein bisschen schlafen, Leute.“ Token wechselt das Thema, und Clyde fragt nicht mehr nach Craig und mir. Ich nicke nur. Ich spüre die Müdigkeit in all meinen Gliedern, und die Kälte der Nachtluft, die inzwischen das ganze Zimmer erfüllt.

Token und Clyde ziehen sich bis auf die Shorts aus und legen sich in ihre Betten. Ich habe mir eigentlich ein paar Sachen zum Schlafen mitgenommen, ein Shirt und eine kurze Hose, aber ich möchte nicht der einzige sein, der mit Klamotten schläft. Obwohl ich mich nicht ganz wohl bei dem Gedanken fühle, halb nackt neben einem ebenfalls halb nackten Kerl zu schlafen, der mir vor gut eineinhalb Stunden gebeichtet hat, dass er auf mich steht, mache ich es wie die beiden und klettere dann nach oben in das Bett von Craig.

Nachdem er sicher ist, dass ich oben bin, steht Token noch einmal auf und macht das Licht aus, weil sein Schlafplatz am nächsten zum Lichtschalter liegt.

Jetzt liege ich mit dem Rücken zu Craig, und weil mir kalt ist und ich nicht möchte, dass er mich so sieht, schlüpfe ich schnell unter die Bettdecke. Das Bett ist schmal, und ich spüre seine Knie an meinen Oberschenkeln, weil er etwas gekrümmt liegt.

Ich zittere ein bisschen und kann nicht einschlafen, obwohl ich so müde bin, dass sich meine Augen ganz schwer anfühlen. Jetzt, wo alle Leute gegangen sind und es nicht mehr geredet wird und ich hier direkt neben Craig im Bett liege, muss ich wieder an seine Worte denken. Ich liebe dich, Tweek. Mein Zittern wird heftiger, ich konzentriere mich auf die gleichmäßigen Atemzüge von Clyde und beruhige mich wieder. Es nützt doch nichts, um diese Uhrzeit darüber nachzudenken, sage ich mir, und schließe die Augen. Denk morgen in Ruhe darüber nach.
 

Um sieben Uhr klingelt der Wecker, den sich Token gestellt hat. Wir haben alle nur zwei Stunden geschlafen, sind müde und genervt. Token schlägt einmal kurz auf den Wecker, sodass er keinen Mucks mehr von sich gibt. Niemand steht auf. In einer Stunde gibt es Frühstück.

Mein ganzer Körper tut weh, jeder Muskel. Ich habe die ganze Zeit komisch verrenkt gelegen, damit ich auf keinen Fall an den Körper von Craig stoße, der sich nachts viel bewegt. Ich setzte mich auf und würde am liebsten gleich wieder zurück plumpsen und noch einmal eine Runde schlafen. Aber in einer Stunde gibt es Frühstück. Ich bin der erste, der tatsächlich aufsteht, und nuschele irgendetwas von Badezimmer und zehn Minuten, als ich zu meinem Schließfach watschele und mir schlaftrunken wahllos ein paar Kleidungsstücke heraussuche. Im winzigen Badezimmer, in dem man kaum drehen kann, stoße ich mir erst einmal einen Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht, bevor ich in die Dusche steige.

In South Park hätte ich morgens heiß geduscht, kochend heiß, aber hier dusche ich kalt. Ich habe nachts geschwitzt unter der warmen Decke. Das kalte Wasser tut gut und nach fünf Minuten fühle ich mich fast schon wieder wie ein richtiger Mensch. Sofort muss ich wieder an Craig denken und heute Nacht. Jetzt nicht, sage ich mir. Mach dich lieber schnell fertig, sonst werden die Anderen sauer.

Als ich in den Spiegel schaue, sehe ich, dass mein sonst immer wie wild abstehendes und unbändiges Haar nass und dunkel herabhängt. Ich mag es, wenn meine Haare das tun. Dann habe ich manchmal das Gefühl, ich wäre gar nicht Tweek, sondern einfach irgendjemand anderes.

Ich beeile mich, trockne mich schnell ab und ziehe mich an. Als ich mir die frischen Shorts über die Beine ziehe, fällt mein Blick unweigerlich auf … auf mein Ding, eben. Ich frage mich, wie groß das von Craig ist. Vielleicht hat er ja einen viel Größeren als ich und lacht mich aus, wenn er zum ersten Mal meinen sieht.

Es klopft an die Türe. „Beeil dich, Mann, wir haben nicht mehr viel Zeit, und wir müssen auch noch ins Bad.“ Das ist die Stimme von Token und ich ziehe mir schnell die restlichen Sachen über und lege mir ein kleines Handtuch um die Schultern, damit meine nassen Haare nicht das Hemd voll tropfen.

Draußen warten schon ungeduldig Clyde und Token, die endlich aufgestanden sind. Craig ist auch wach, sitzt aber noch in unserem Bett und starrt von oben zu uns herunter. Sein schwarzes Haar ist durch das viele Bewegen in der Nacht ganz verwuschelt, und er trägt noch immer nur seine Shorts, sodass er oben rum völlig frei ist. Er ist muskulös. Nicht so muskulös, dass es wieder übertrieben oder unschön aussieht, gerade richtig. Er sieht sportlich aus, fit und durchtrainiert. Ich bin ziemlich dünn für meine Größe, und ganz und gar nicht kräftig; ich frage mich, was Craig davon hält. Bestimmt hat er mich heimlich gemustert, als ich mich gestern Abend ausgezogen habe.

Als er bemerkt, dass ich ihn und seinen Oberkörper unverhohlen anstarre, grinst Craig mich frech an und posiert ein bisschen, um mich zu ärgern. Ich spüre, wie ich rot werde, wende schnell den Blick ab und beginne ein Gespräch mit Token, der sich auf einen Stuhl niedergelassen hat und darauf wartet, dass Clyde im Bad fertig wird. Um viertel vor acht kann endlich Craig ins Badezimmer. Wir warten alle auf ihn, weil wir gemeinsam zum Frühstück gehen wollen. Wir sind ja schließlich eine Gruppe. Clyde und Token unterhalten sich wieder. Wenn sie erst einmal fertig gemacht sind, scheinen sie beide gar keine so großen Morgenmuffel mehr zu sein, trotzdem binde ich mich nicht in das Gespräch ein. Ich höre den Lärm, den die Dusche macht. Die Wände sind sehr dünn. Unweigerlich stelle ich mir Craig vor, splitternackt, Tropfen, die an seinem muskulösen Körper herab rinnen, seine schwarzen Haare, wie sie nass herunter hängen. Und ich muss wieder an mich denken. Meinen schmächtigen Körper, mein widerspenstiges Haar, und das Ding zwischen meinen Beinen, von dem ich nicht weiß, ob es groß genug ist.
 

Wir sind spät dran beim Frühstück und setzen uns gezwungenermaßen an einen großen Tisch, an dem sich bereits Damien, Pip, Wendy und Bebe niedergelassen haben. Mineralwasser und ausreichend Becher stehen auf dem Tisch, alles andere muss man sich wie beim Mittagessen am vorherigen Tag vorne abholen. Wir machen uns auf den Weg. Es gibt verschiedene Sorten Brot und Brötchen, Müsli und Salat. Und natürlich Käse, Wurst und so weiter. Zu Hause frühstücke ich eigentlich auch nicht großartig anders, trotzdem kommt mir das Buffet für ein Hotel ziemlich spärlich vor. Aber wenigstens gibt es Kaffee. Ich habe mir meine Thermoskanne mitgenommen und fülle sie bei der Kaffeemaschine bis zum Rand auf. Der Kaffee riecht gut und ich bin froh, endlich wieder etwas anderes als das Teufelszeug trinken zu können.

Zurück an unserem Tisch bemerke ich sofort die eisige Stimmung zwischen Token und Bebe. Wieder frage ich mich, ob da zwischen den beiden nun tatsächlich etwas vorgefallen ist, und wieder habe ich keine Lust, nachzufragen. Im Grunde geht es mich ja auch nichts an.

Alle haben Teller oder Schüsseln vor sich stehen, und essen gierig. Clyde hat sich sogar gleich fünf Brötchen mit zu seinem Platz genommen. Nur Pip scheint nichts essen zu wollen. Als ich ihm einen Blick zu werfe, kann ich sehen, dass er ganz bleich im Gesicht ist und ein bisschen zittert. Ich würde ihn gerne etwas aufmuntern und mit ihm reden, aber Damien, der neben ihm sitzt und seine Hand hält, schüttelt nur vorsichtig den Kopf, und ich verstehe.

Craig sitzt neben mir. Auch er schaut zu Damien und Pip hinüber, und in seinen Augen liegt eine Mischung aus Neid, Angst und noch einer anderen Sache, die ich nicht beschreiben kann. Ich ignoriere diesen Blick, weil ich nicht weiß, wie ich auf ihn reagieren soll, und schütte mir Kaffee in meine Tasse. Meine Hand zittert.

Wendy beginnt von dem Ausflug zu sprechen, den wir heute alle zusammen als Klasse machen werden. Ich bin froh, eine Ablenkung gefunden zu haben und beteilige mich lebhaft an dem Gespräch. Sie glaubt, wir werden das größte Museum in der Stadt besuchen und nennt einen komplizierten, unaussprechlichen Namen. Ich gebe ihr Recht und schaue nicht mehr zu Craig, der immer noch unauffällig zu Damien und Pip hinüber starrt.
 

Im Versammlungsraum 2 bestätigt sich Wendys Vermutung. Unser Lehrer nennt den gleichen, unaussprechlichen Namen wie Wendy und gibt uns zu verstehen, dass der Besuch des Museums eine Pflichtveranstaltung und ist das Fernbleiben genauso wie eine unentschuldigte Fehlstunde in der Schule gilt. Alle, bis auf ein paar der Mädchen und ein, zwei Jungen, seufzen laut auf. Niemand hat Lust auf ein Museum.

Wir dürfen noch einmal auf unser Zimmer zurück, um uns ein paar Kleinigkeiten zu essen und zu trinken oder Geld einzupacken. Dann treffen wir uns im Foyer des Hotels. Weil ich bis auf meine Thermosflasche Kaffee nichts habe, was man für solch einen Ausflug mitnehmen könnte, bleibe ich still auf dem Bett von Clyde sitzen und schaue zu, wie die anderen ihr Geld oder ihre Snacks zusammen suchen.

„Ich habe keinen Bock auf dieses blöde Museum.“ Clyde seufzt und setzt sich neben mich. „Wollen wir nicht einfach schwänzen?“ Token und Craig erstarren in ihren Bewegungen und blicken aus irgendeinem Grund mich an. Ich werde nervös und nehme einen Schluck aus meiner Kanne. „Warum, gah, schaut ihr mich alle an?“ Habe ich etwas falsch gemacht?

„Tweek hat noch nie geschwänzt“, gibt Craig zu Bedenken. Er stopft sich etwas Kleingeld in die Hosentaschen und geht dann zu mir und Clyde hinüber. Er stellt sich genau vor mich hin und beugt sich zu mir hinunter, und begutachtet mich wie ein neues Möbelstück, das er zu kaufen erwägt. Wieder habe ich das Gefühl, ein kleiner Zwerg zu sein, während er der allmächtige Riese ist.

Ich möchte nicht schwänzen. Wenn Mom herausfindet, dass ich auf der Klassenfahrt eine Pflichtveranstaltung geschwänzt habe, ist bei mir zu Hause die Hölle heiß! Auf der anderen Seite allerdings möchte ich nicht vor den Dreien als Feigling dastehen. Ich weiß nicht, was ich tun soll.

„Gehen wir lieber hin.“ Craig nimmt mir die Entscheidung ab. „Wenn wir als einzige fehlen, merken die das doch sofort. Ich hab keinen Bock auf Ärger.“ Clyde seufzt ein weiteres Mal und gibt ihm dann Recht. „Dann müssen wir uns jetzt aber beeilen. Die Klasse wartet unten bestimmt schon.“

Wir machen uns alle auf den Weg. Clyde läuft vorne neben Token, sie unterhalten sich, und ich gehe neben Craig. Im Treppenhaus laufen die beiden etwas vor, und Craig und ich sind für einen kurzen Moment allein. Ich habe das Gefühl, dass ich mich bei ihm bedanken muss, weil er mich vor einer schwierigen Entscheidung und dem Krach mit Mom gerettet hat.

„Ähm, Craig?“ Meine Stimme klingt leise und ich wage es kaum, ihm in die Augen zu schauen. Er bleibt auf dem Treppenansatz stehen und blickt mich neugierig an. „Danke.“

„Ach“, ich sehe, dass er ein ganz kleines bisschen rot geworden ist und mich anlächelt. „Kein Problem.“ Dann fügt er noch hinzu: „Wenn du mit mir zusammen bist, brauchst du keine Angst zu haben. Ich pass schon auf dich auf.“

Ich weiß nicht, wie ich seine Worte verstehen soll. Wir gehen schweigend weiter bis ins Erdgeschoss. Wir sind die letzten, unsere gesamte Klasse wartet bereits im Foyer. Cartman blickt zu uns hinüber. Er grinst böse, aber niemand kümmert sich um ihn. Craig und ich stellen uns zu Clyde und Token.
 

Soso, schon wieder ein Dienstag und schon wieder ein neues Kapitel. :P Ich hoffe, es gefällt euch, und wird euren Creek-Erwartungen zumindest ein klein wenig gerecht. In den folgenden Kapiteln gibt's noch mehr, versprochen! ;)

Achja, übrigens ist die Fanfic jetzt komplett fertig auf meinem PC, es sind genau 20 Kapitel. =)
 

„H-hast du denn mal mit ihm darüber, gah, geredet?“

Pip ignoriert mein peinliches Stottern und Stocken, oder er hat es tatsächlich nicht bemerkt, so traurig und gedankenverloren wie er gerade auf den dunklen Asphalt vor ihm schaut. Er wartet einen Moment, dann meint er mit dünner Stimme: „Ich traue mich nicht.[...]"
 

bye

sb

Pflichtprogramm: Beziehung retten

Kapitel 6

Pflichtprogramm: Beziehung retten
 

Eigentlich ist das Museum, das wir besuchen, gar nicht so langweilig. Man erfährt viel über die Geschichte der Stadt und Architektur und andere interessante Dinge. Unser Klassenlehrer hat einen Führer gebucht, der uns das große Gebäude und alles, was sich zu sehen lohnt, zeigt und erklärt.

Gerade halten wir wieder, damit der Führer uns irgendetwas vorstellen kann. Ich versuche so viel wie möglich mitzubekommen –unser Lehrer hat eine vage Andeutung darüber gemacht, dass es einen Test über das Thema geben wird, wenn wir wieder zurück in South Park sind-, was schwer ist, weil Craig, Clyde und Token sich konsequent möglichst weit vom Geschehen weg hinstellen, damit sie ungestört reden können. Alle drei sind nicht sonderlich gut in der Schule. Craig ist sogar einmal sitzen geblieben, darum ist er ein Jahr älter als wir alle, schon siebzehn. Hm. Ich habe mal gehört, dass bei homosexuellen Paaren der Ältere immer der „Aktive“ ist. Ob das stimmt oder was das überhaupt genau bedeuten soll, weiß ich nicht. Aber die Vorstellung, dass das Alter von mir und Craig bei dieser Sache anscheinend irgendeine wichtige Rolle spielt, macht mich nervös.

Ich beschließe, einmal den Vorteil, dass wir Vier soweit hinten stehen, auszunutzen und nehme einen großen Schluck heißen Kaffee zu mir, obwohl das Essen und Trinken in diesem Museum eigentlich verboten ist. Niemand bemerkt es, und ich spüre, wie ich etwas ruhiger werde.

„Das ist hier ja so was von öde!“ Clyde mault jedes Mal herum, wenn wir für einige Minuten stehen bleiben und etwas betrachten oder eine Erläuterung hören sollen. Mir fällt wieder ein, dass er derjenige war, der vorgeschlagen hat, diesen Museumsbesuch einfach zu schwänzen. Ich frage mich, ob er sauer auf mich ist, weil ich schlussendlich der Grund gewesen bin, wieso sie es dann doch nicht getan haben. Ich versuche nett zu Clyde zu sein und unterhalte mich leise mit ihm, wenn gerade weder Craig noch Token Lust auf ihn haben, weil seine Laune so fürchterlich schlecht ist.

Irgendwann meint unser Führer dann, dass wir mit der Museumstour durch sind und wir uns in Kleingruppen noch einmal selbstständig alles anschauen dürfen. Clyde seuft erleichtert auf und wir stehlen uns schnell davon. Natürlich dürfen wir das Gebäude nicht verlassen, da aber niemand von uns tatsächlich vorhat, sich hier irgendeine tolle Sache noch ein letztes Mal genauer anzuschauen, setzen wir uns einfach irgendwo hin, wo wir glauben, dass uns niemand, den wir kennen könnten, entdecken und anmeckern würde.

„Endlich sind wir damit fertig!“ Obwohl Clyde mit seinem ewigen Jammern langsam nervt, nicken wir alle und geben ihm heimlich Recht. „Hoffentlich war’s das schon für heute und wir müssen nicht noch irgendwo durch. Bloß kein Theater! Wenn wir ins Theater müssen, schwänze ich auf jeden Fall, scheiß drauf, ob ihr mitkommt oder nicht!“ Das hat Token gesagt, und Clyde klopft ihm freundschaftlich auf die Schulter. Nur Craig äußert sich mal wieder nicht zu den Geschehnissen.
 

Token wird enttäuscht, wir sind noch lange nicht fertig mit unserem Pflichtprogramm. Die einzige gute Nachricht ist, dass wir jetzt erst einmal zwei Stunden Freizeit haben und machen dürfen, was wir möchten, ehe wir uns wieder hier am Museum treffen. Weil wir keine Lust haben, schon wieder nur zu viert durch die Stadt zu streunen, schließen wir uns der Gruppe von Damien an.

Damien ist der einzige, den Craig, Clyde und Token außerhalb ihrer eigenen Gruppe wirklich gut leiden können. Ich glaube, würde Damien versuchen sich uns anzuschließen, würden sie ihn mit Freuden aufnehmen, selbst wenn das bedeuten würde –und das würde es bedeuten-, dass sie jetzt auch immer Pip im Schlepptau hätten, der nur eine ganz geringe Stufe über Thomas und Butters liegt. Ich war früher noch unbeliebter als Thomas und Butters.

Damien verwickelt Craig in ein Gespräch, der sogar ausnahmsweise einmal interessiert zuzuhören scheint. Ich versuche mitzubekommen, worüber die beiden reden, aber sie sprechen so leise, dass ich kaum ein Wort verstehen kann und mein Unternehmen bald wieder aufgeben muss. Clyde unterhält sich mit Token, die beiden scheinen sich über irgendetwas zu streiten, darum möchte ich mich nicht einmischen. Bleibt also noch Pip übrig.

Pip ist sehr klein für einen Jungen in seinem Alter, wir sind ungefähr gleich groß. Es ist ein komisches Gefühl, mal nicht zu jemandem hinaufschauen zu müssen, wenn ich mit ihm rede. Er hat schulterlanges, glattes, blondes Haar und kommt ursprünglich aus Frankreich, das ist auch der Grund, wieso er so unbeliebt in unserer Klasse ist. Jeder, der irgendeine Art von Macke oder Fehler hat, ist in unserer Klasse unbeliebt, ob er nun etwas dafür kann oder nicht. Ich, weil ich ständig zittere, Thomas, weil er ständig ungewollt Schimpfwörter loslässt, Butters, weil er als Junge ein Fan von Hello Kitty ist und Pip eben, weil er der liebe, französische Junge ist.

Weil ich nicht weiß, worüber ich mit Pip reden soll, frage ich ihn, ob es ihm wieder etwas besser geht. „Oh, mir ist noch immer ein bisschen schlecht, aber seit heute Morgen ist es auf jeden Fall etwas besser geworden. Es ist sehr lieb von dir, dass du nachfragst.“ Sein französischer Akzent hat sich im Laufe der Jahre fast völlig verflüchtig, trotzdem hat Pip es sich nicht abgewöhnen können, sehr langsam zu sprechen. Das hat er früher immer tun müssen, weil wir ihn sonst kaum haben verstehen können.

Dann sagt er: „Kann aber auch sein, dass es mir längst wieder gut geht und es nur an dieser anderen Sache liegt.“ Dieser anderen Sache? Ich weiß nicht, was er meint, bin aber unsicher, ob ich das Recht habe, ihn danach zu fragen. Eigentlich haben wir nicht viel miteinander zu tun, er saß mal eine Zeit lang im Erdkunde-Unterricht neben mir und das ist im Grunde auch die einzige und engste Verbindung, die ich je zu ihm hatte. Es entsteht eine peinliche Stille zwischen uns, und weil ich schließlich den Entschluss fasse, dass, wenn er nicht gewollt hätte, dass er darauf angesprochen wird, er das Thema bestimmt nicht angeschnitten hätte, frage ich ihn schließlich doch, was es mit „dieser anderen Sache“ auf sich hätte.

Er erzählt mir leise, damit niemand anderes in der Umgebung es mitbekommt, dass er sich mit Damien gestritten hätte. „Er war gestern Abend total sauer auf mich, weil ich es mit dem Alkohol so übertrieben habe und er sich dann um mich kümmern musste, weißt du? Ich habe ihm gesagt, das hätte er ja nicht tun müssen, aber er hat dann gemeint, natürlich hätte er das tun müssen, weil er ja mein Freund ist und so. Und dann haben wir uns irgendwie angeschrieen und ich habe ihm dann eine gescheuert, und jetzt redet er eigentlich gar nicht mehr mit mir.“ Ich werfe einen Blick nach vorne zu Damien und Craig. Sie diskutieren immer noch miteinander, heftig, und ich frage mich, ob sie über dasselbe Problem sprechen wie Pip und ich gerade. Was Craig wohl davon hält? Wenn ich mich doch für die Beziehung mit ihm entscheiden sollte, würden wir uns dann auch streiten und ignorieren wie Damien und Pip?

„Und jetzt habe ich ein schlechtes Gewissen. Also, weil, irgendwie hat er ja schon Recht mit der Sache, aber er hat auch so übertrieben reagiert. Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll!“

Ich weiß auch nicht, was Pip tun soll. Wieso kommt er gerade zu mir mit diesem Problem? Ich habe in meinem ganzen Leben noch keine Beziehung geführt, nicht einmal eine schlechte mit einem bitteren Ende, wie soll ich denn da wissen, wie man sich in solch einer Situation verhalten soll? Ich bemerke, dass ich wieder zittere, und dass mein Kaffeebecher leer ist. Ich gieße schnell nach und nehme einen neuen Schluck. Das Zittern verschwindet trotzdem nicht.

Ich krame in meinem Gehirn nach irgendwelchen Regeln, nach irgendwelchen Lösungen, die vielleicht nützlich sind, doch mein Kopf fühlt sich an wie leergefegt. Ich nehme noch einen Schluck Kaffee.

„H-hast du denn mal mit ihm darüber, gah, geredet?“

Pip ignoriert mein peinliches Stottern und Stocken, oder er hat es tatsächlich nicht bemerkt, so traurig und gedankenverloren wie er gerade auf den dunklen Asphalt vor ihm schaut. Er wartet einen Moment, dann meint er mit dünner Stimme: „Ich traue mich nicht. Immer, wenn ich zu ihm gehen und die Sache endlich mal klären will, sage ich mir, dass ich es doch lieber später machen sollte oder die Situation gerade nicht passt oder er schlechte Laune hat. Und er ist auch noch nicht zu mir gekommen.“ Diesmal wirft er einen Blick nach vorne. Craig und Damien scheinen ihre Diskussion beendet zu haben, sie laufen schweigend nebeneinander her wie zwei Schaufensterpuppen. Mir fällt auf, dass auch sie ungefähr gleich groß sind.

„Weißt du“, sagt er und schaut mich an. Seine Augen sind rot umrandet und seine Unterlippe bebt, als wolle er gleich losweinen, hier und jetzt. Obwohl ich nie viel mit ihm zu tun hatte, bekomme ich Mitleid mit ihm. Ich greife nach seiner Hand, streichle sie mit meinem Daumen ein bisschen und rede beruhigend auf ihn ein. Ich erzähle ihm, dass er sich keine Sorgen machen muss, dass bestimmt alles schon wieder gut wird, dass Damien sicher genauso aufgewühlt ist wie er. Ich habe keine Ahnung, ob es daran liegt, dass meine Worte unglaubwürdig klingen oder unpassend sind, aber Pip beruhigt sich nicht. Meine Versuche, ihn ein wenig zu trösten, scheinen ihn nur noch trauriger zu machen und ich bekomme das ungute Gefühl, dass er gleich tatsächlich laut losheult.

Das möchte ich nicht. Er würde sich hier auf offener Straße und vor allen Dingen vor Damien bis auf die Knochen blamieren. Das kann ich nicht zulassen. Pip erinnert mich irgendwie an mich selbst, an mein eigenes Problem, und ich glaube, wenn ich ihm helfe, helfe ich mir selber auch ein kleines bisschen.

„Wenn, also, wenn du dich nicht traust, dann… dann, gah, dann kann ich auch mal mit Damien reden. A-also, nur, wenn du das, gah… gah… möchtest.“ Am liebsten hätte ich mir den Mund zugehalten, so viel, wie ich gestottert habe. Bestimmt habe ich mal wieder genau das Falsche gesagt und bringe Pip damit gleich zum Weinen. Meine Kaffeetasse ist leer. Ich möchte mir Neuen einschütten, doch aus meiner Kanne kommen nur noch ein paar klägliche, kleine Tropfen heraus geträufelt. Meine Hände zittern und ich schlucke, versuche den Geschmack von Kaffee, der noch an meinen Zähnen haftet, noch einmal zu schmecken. Es klappt nicht.

„Das wäre super von dir, Tweek! Danke!“ Oh, Pip weint doch nicht. Er schaut mich geradezu freudestrahlend an und ich kann kaum glauben, dass er eben noch so fürchterlich traurig ausgesehen hat. „Kein Problem, P-pip“, sage ich, obwohl es doch ein Problem ist.

Ich soll jetzt also zu Damien gehen, ihn zur Seite nehmen und mit ihm über seine Beziehungsprobleme mit Pip sprechen. Überrascht es, dass ich so ein Gespräch noch niemals in meinem Leben geführt habe? Und ich habe keinen Tropfen Kaffee mehr!

„Was genau s-soll ich ihm denn sagen?“ Ich versuche Zeit heraus zu schlagen und schäme mich gleichzeitig dafür, dass ich einem Freund, oder zumindest einem Bekannten, Hilfe angeboten habe und mich jetzt nicht traue, mein Angebot tatsächlich einzulösen. Ich bin so ein schlechter Freund!

„Sag ihm einfach, dass es mir ganz schrecklich Leid tut und dass ich eingesehen habe, dass er Recht hat. Und dass ich ihn liebe und ihn nicht verlieren möchte, auf keinen Fall!“

„A-aber du hast doch eben noch gesagt, dass du findest, dass er überreagiert hat. Soll ich ihm das nicht sagen?“

Pip starrt mich für einen kurzen Moment zweifelnd an, dann schüttelt er energisch den Kopf, dass die blonden Zotteln durch die Luft liegen. „Nein, nein, nein, sag ihm das nicht.“

„Aber es ist doch so…“

„Ja schon… Aber ich möchte einfach nur, dass zwischen uns wieder alles okay ist. Lieber bereue ich irgendwelche Fehler, die ich nicht begangen habe, als ihn zu verlieren. Verstehst du? So ist das eben, wenn man verliebt ist!“ Dann seufzt er.

So ist das eben, wenn man verliebt ist. Ich denke an Craig. Würde ich nicht auch lieber irgendwelche Fehler eingestehen, anstatt ihn und Clyde und Token zu verlieren? Ich glaube schon. Heißt das jetzt, dass ich ihn liebe?

Ich möchte nicht darüber nachdenken. Stattdessen nicke ich Pip noch ein letztes Mal aufmunternd zu und beeile mich dann, um Craig und Damien einzuholen, die vorgelaufen sind. Ich würde diese Botschaft jetzt einfach schnell überbringen, und damit ist meine Aufgabe erfüllt. Ob es nun tatsächlich hilft, dafür bin ich ja nicht zuständig. Oder?
 

„Hey, D-damien!“ Ich habe die beiden erreicht. Damien bleibt stehen und schaut mich überrascht an. Wahrscheinlich hat er mit mir als allerletztem gerechnet, der ihn ansprechen würde. Craig, der immer noch neben ihm steht, blickt mich ebenfalls ganz verdattert an. Für einen kurzen Moment bin ich stolz auf mich. Vielleicht steckt ja doch mehr in mir, als man so denkt? Aber ich habe jetzt keine Zeit, darüber nachzudenken. Ich möchte diese Sache hier einfach so schnell wie möglich hinter mich bringen.

„K-kann ich mal mit dir reden? Also wegen Pip.“

„Klar, was ist los?“ Damien scheint nicht sauer, nicht einmal sonderlich überrascht zu sein. Seine Miene ist völlig neutral, und irgendwie erinnert er mich an Craig mit seiner ewig gelassenen Stimme. Ich nehme ihn ein Stück zur Seite und schaue mich kurz um, ob auch wirklich niemand in der Nähe steht, der uns zuhören könnte. Craig hat sich etwas weiter weg hingestellt, er scheint verstanden zu haben, worum es hier geht. Ich lächle ihm kurz zu, er grinst mich an und streckt mir anstatt des Mittelfingers den erhobenen Daumen entgegen. Er formt mit den Lippen irgendwelche Worte, die ich nicht verstehe. Wahrscheinlich „Das schaffst du schon, Tweek“ oder so etwas.

„Also, was möchte der liebe Pip mir denn sagen?“ Damien schüchtert mich ein. Seine Stimme klingt nicht mehr neutral, nicht mehr gelassen, er ist nicht mehr Craig, sondern ein erboster Freund mit ironischen Worten. Ich klammere mich an meine Thermoskanne, die zwar nicht mehr voll, aber immer noch angenehm warm ist, und versuche mich an das zu erinnern, die Pip mir eingetrichtert hat.

„Er möchte dir sagen“, ich hole einmal tief Luft und wage es tatsächlich, Damien in die böse funkelnden Augen zu blicken, „dass es ihm Leid tut, alles was er getan hat, gah, besonders die Ohrfeige, und dass du Recht hattest mit dem, was du gesagt hast.“ Damien wirkt nicht sonderlich überzeugt. Ohje, habe ich jetzt die Beziehung der beiden ruiniert?! Ich muss noch etwas sagen! Hat Pip nicht noch etwas gesagt? Irgendetwas?!

„Er meint noch, dass er dich liebt und dich nicht verlieren will.“ Damien zieht eine Augenbraue hoch und verschränkt die Arme. Noch etwas, irgendetwas sagen, Tweek!

„Naja, gah, also. Eigentlich stimmt das nicht so ganz. Er meinte, du hättest überreagiert und so was alles. Aber dann hat er gesagt, dass er lieber irgendwelche Fehler bereut, die gar nicht geschehen sind, anstatt dich zu verlieren, weil er dich so sehr liebt. Moment, und dann hat er gesagt, dass… dass ich dir das gar nicht sagen soll, damit du nicht sauer auf ihn bist… Oh Gott! Ich habe es trotzdem gesagt! Oh Gott!!!“

Meine Hände zittern so stark, dass mir die leere Thermoskanne aus den Händen fällt. Kaffee! Ich brauche dringend Kaffee! Damien hebt meine Kanne auf und drückt sie mir in die Hand. Ich kann sehen, dass er lächelt.

Er lächelt? Für einen Moment vergesse ich den Kaffee und das Zittern meiner Hände und meine Panik. „Danke, dass du mir das gesagt hast, Tweek. Du bist echt ein guter Freund!“ Dann fügt er noch hinzu: „Ich glaube, ich habe mit dem guten Mister Pirrup hier noch ein Hühnchen zu rupfen. Ich bin gleich wieder da!“ Und mit diesen Worten verschwindet er und ich kann noch sehen, wie er auf den nervösen Pip zugeht, der hinter uns stehen geblieben ist und die Hände wie zum Gebet gefaltet hat.
 

„Wow!“ Craig kommt auf mich zu und legt mir seinen starken Arm um die Schulter, sodass ich fast einknicke und ein weiteres Mal meine leere Kanne fallen lasse. „Das hast du echt gut hinbekommen, Tweek!“ Ich lächle und bedanke mich. Mir ist plötzlich sehr warm und ich möchte einen Kaffee trinken, um jeden Preis. „Du scheinst ja echt ein Händchen für Beziehungen zu haben!“ Wieder so eine Andeutung.

„Danke.“ Ich winde mich aus seiner Umarmung und halte nach irgendetwas Ausschau, wo man einen Kaffee herbekommen könnte. Irgendeine Bäckerei oder einen Kaffeeladen.

„Wir müssen gleich wieder zurück“, meldet sich Clyde, und erst jetzt bemerke ich, dass die beiden, Clyde und Token, ja auch noch da sind. Bestimmt haben sie gesehen, wie Craig sich eben an mich rangemacht hat.

„Ich brauche noch einen Kaffee“, rufe ich ihnen zu, „sonst kippe ich um!“
 

Die Zeit vergeht viel zu schnell! Schon wieder ein Dienstag! :P Aber ihr habt euch das Kapitel (endlich ein bisschen Dip xD) echt verdient, mit den vielen netten Kommis und Favos! Danke, Leute! ;)
 

Ich bin noch Jungfrau. Natürlich bin ich das, ich war ja schließlich auch noch nie in einer Beziehung. Ein bisschen beginne ich mich für diese Tatsache zu schämen. Token berichtet gerade davon, wie er Bebe „richtig übel feucht gemacht“ hat.

Bestimmt hat Craig sein erstes Mal auch schon gehabt.

(Auszug aus Kapitel 7 "Tendenz zur Liebe")
 

bye

sb

Tendenz zur Liebe

Kapitel 7

Tendenz zur Liebe
 

Es ist wieder Abend. Die Tage gehen hier so schnell vorbei. In South Park ziehen sie sich immer wie Kaugummi.

Damien und Pip sind mit uns auf unserem Zimmer. Seit ich Pip gestern mehr oder weniger seine Beziehung gerettet habe, lässt er nicht mehr von mir locker. Ich frage mich, ob wir jetzt beste Freunde sind. Aber kann man denn nach nur einem Tag zu besten Freunden werden?

„Und…?“ Pip sitzt neben mir. Trotzdem flüstert er, wahrscheinlich möchte er nicht, dass die Anderen im Raum unser Gespräch mitbekommen, auch wenn ich nicht ganz verstehe, wieso. „Was, gah, ist denn los?“ Craig hat in der Küche meine Kanne mit Kaffee auffüllen lassen, obwohl das Abendessen längst vorüber ist, und ich nehme einen Schluck. Bestimmt hat er längst Kontakte zu irgendeiner Köchin oder einem Aushilfsjungen dort.

„Na, wie ist das zwischen dir und Craig?“ Er kichert leise und stößt mir mit seinem Ellenbogen sanft in die Rippen. Wie das zwischen mir und Craig ist? Hat Pip überhaupt das Recht, mich so etwas zu fragen? Wir kennen uns doch kaum! Oder bin ich jetzt tatsächlich sein bester Freund? Irgendwie gefällt mir der Gedanke, einen besten Freund zu haben, dem man alles anvertrauen und erzählen kann.

„Naja, also… Ich muss mich noch entscheiden.“ Ich berichte ihm flüsternd und hinter vorgehaltener Hand von Craigs Liebesgeständnis und unserem Deal, dass ich ihm meine Entscheidung mitteilen werde, sobald ich sie gefällt habe.

„Und wie entscheidest du dich?“

„Ich, gah, ich weiß noch nicht…“

Pip schaut mich forsch an. Seine Augen sind hellblau, und wirken sehr klug. Als läge hinter ihnen eine riesige Bibliothek mit allen Büchern, die je geschrieben worden sind. Ich frage mich, ob in Frankreich alle so kluge Augen haben. „Na“, sagt er und schnalzt mit der Zunge, „aber du weißt doch bestimmt so ganz ungefähr, in welche Richtung es geht, oder? Nur so ganz ungefähr?“

Warum interessiert es ihn so sehr? Ich lasse den Blick kurz durch das enge Zimmer schweifen und bleibe einen Moment länger bei Craig hängen. Er unterhält sich lebhaft mit Token, wirft jedoch immer wieder heimliche Blicke zu mir und Pip hinüber. Ob er wohl Pip geschickt hat, um herauszufinden, zu welcher der beiden Möglichkeiten ich inzwischen tendiere?

Den Gedanken finde ich selbst absurd. Pip ist mein bester Freund, er würde sich doch niemals zu solch einer hinterlistigen Aktion überreden lassen. Oder? Nein, bestimmt komme ich nur auf solche Ideen, weil ich so fürchterlich nervös bin wegen dieser ganzen Beziehungs-Geschichte. Pip kann ich vertrauen!

„Naja, also…“ Ich nehme einen großen Schluck Kaffee und versuche mir einzureden, dass er mich beruhigt. Wenigstens schmeckt er ganz gut hier. Und der Becher, den ich in meinen unsicheren Händen halte, ist auch schön warm. „Ich bin mir noch nicht sicher, wirklich nicht. Aber… gah, naja. Eigentlich finde ich den Gedanken mit Craig zusammen zu sein… naja, gah…“ Ich suche nach den richtigen Worten und stelle fest, dass ich sie nicht finde. Ich schaue wieder zu Craig hinüber. Er spricht aufgeregt mit Token, die beiden scheinen fast zu streiten. Er gestikuliert wild mit beiden Armen und mir fällt wieder auf, dass er muskulös ist. „Ich finde den Gedanken, mit Craig zusammen zu sein, eigentlich nicht so schlimm. Eigentlich, also… ich weiß noch nicht, ob es Liebe ist, aber ich finde den Gedanken, mit Craig zusammen zu sein, also… jetzt richtig zusammen… eigentlich ganz schön….“

Es sind nicht die Worte, die ich mir gewünscht habe, und sie klingen auch nicht so passend und sicher, wie ich es mir vorgestellt habe, doch ich glaube trotzdem, dass ich meine derzeitige Gefühlslage recht gut rübergebracht habe. Ich nehme noch einen Schluck Kaffee, einen großen. Die machen hier wirklich guten Kaffee.

Pip lächelt mich an. Es ist ein ehrliches, gütiges Lächeln. „Ich fände es toll, wenn du und Craig zusammen kommen würdest“, meint er dann und legt mir den Arm um die Schulter. Die Geste erinnert mich an Craig. Diesmal winde ich mich nicht heraus, sondern lasse den Arm, der viel leichter und zierlicher ist als der von Craig, auf meinen Schultern liegen. „Dann wären Damien und ich nicht die einzigen… na, du weißt schon… Schwulen hier…“ Er lächelt wieder. Ich nehme einen Schluck Kaffee und nicke zaghaft.

Wir schweigen eine Weile. Pip scheint sich mit solchen Dingen wirklich gut auszukennen. Ich bin froh, dass er jetzt mein Freund ist.

Irgendwann frage ich ihn leise: „Sag mal, wie ist das eigentlich zwischen dir und Damien zustande gekommen? Hast du dich zuerst in ihn verliebt, oder er in dich?“ Pip kichert schrecklich mädchenhaft und scheint kurz in glücklichen und zugleich peinlichen Erinnerungen zu schwelgen. Es dauert einen Augenblick, dann erzählt er mir die Geschichte von ihm und Damien.

Zuerst haben sie sich gar nicht leiden können, meint er und kichert wieder. Dann in der Neunten habe sich das irgendwie geändert. Sie hätten sich ein bisschen angefreundet, in den Pausen miteinander geredet. Nach ein paar Wochen wäre er dann von Damien zu ihm nach Hause eingeladen worden. „Ich weiß es noch ganz genau“, meint Pip und der Griff um meine Schultern wird fester. „Er hat mich in der zweiten Pause gefragt, ob ich heute Nachmittag nicht mit zu ihm komme will. Ich habe ja gesagt und mir nichts weiter dabei gedacht, wenn ich ehrlich bin. Wir saßen dann eine Weile auf seinem Bett und ich wusste nicht, was ich sagen sollte, so gut kannte ich ihn ja doch wieder nicht. Und dann hat er mich einfach geküsst und mir gesagt, dass er mich liebt.“ Pip seufzt einmal kurz auf und wirft einen verliebten Blick in Richtung von Damien. „Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Dabei ist es schon so lange her. Ich glaube das gar nicht, die Zeit vergeht so schnell, wenn man verliebt ist!“

„Und, gah, wie hat es sich angefühlt?“

„Was?“

„Gah, der Kuss, natürlich!“

Pip seufzt wieder auf, lässt mich los und packt sich mit beiden Händen in das blonde Haar, als müsse er sich daran festhalten, um von der Erinnerung nicht weggerissen zu werden. „Wunderschön! So warm… so, so… man kann es schlecht beschreiben, weißt du. Einfach wie ein kleines Stück Himmel.“ Dann fügt er hinzu: „Obwohl der liebe Damien ja steif und fest behauptet, er würde nur an Satan glauben!“ Pip seufzt wieder, und diesmal klingt es ein wenig genervt, aber auf eine gütige Art und Weise. Ich denke, dass er Damien einfach nicht böse sein kann.
 

Damien und Pip sind gegangen. Ich frage mich, ob die beiden jetzt in unserer Gruppe aufgenommen sind oder nicht. Weder Craig noch Clyde oder Token verlieren ein Wort darüber, doch ich hoffe, dass das kein schlechtes Zeichen ist. Schließlich haben sie auch nicht darüber gesprochen, als ich dazu gekommen bin, sage ich mir, während ich mich wieder langsam bis auf die Shorts ausziehe. Ich fände es gut, wäre unsere Gruppe um die beiden erweitert. Wenigstens Pip will ich nicht verlieren. Ich habe das Gefühl, er könnte mir gute Ratschläge geben, wenn ich Probleme hätte mit Craig oder so etwas.

„Ich bin noch gar nicht müde, Leute!“ Clyde ist ebenfalls schon ausgezogen, sitzt jedoch aufrecht oben auf seinem Bett und zündet sich gerade eine Zigarette an. „Wollen wir nicht noch ein bisschen quatschen, bevor wir schlafen gehen? Morgen müssen wir doch nicht so früh aufstehen!“ Craig gibt ihm sofort Recht, er scheint abends nie schlafen gehen zu wollen, und Token dann auch.

Wir sind alle nackt bis auf die Unterwäsche und das Fenster ist wieder sperrangelweit auf, weil Damien und Craig hier drinnen geraucht haben. Ich kann sehen, wie sich auf meinen Oberarmen Gänsehaut bildet und die feinen, hellblonden Härchen sich aufstellen. Ich möchte gerne noch reden, ich bin auch noch nicht richtig müde, aber ich möchte auch nicht noch Stunden in dieser Kälte sitzen.

„Komm hoch, wenn dir kalt ist, Tweek. Du schläfst hier doch sowieso.“

Irgendwie ist das Erbrochene von meinem Bett verschwunden, ich weiß nicht wie, und nur noch ein großer, gelblich-brauner Fleck zeugt von der wilden Party letzte Nacht. Vielleicht ist es in die Decke gesogen oder getrocknet. Jedenfalls liegt noch immer dieser eklige Geruch, bei dem ich mich selber fast übergeben muss, in meiner Bettdecke fest.

Die Entscheidung, wieder nach oben zu Craig ins Bett zu klettern, fällt mir also nicht allzu schwer. Letzte Nacht ist doch alles gut gegangen, rede ich mir ein. Warum soll es dann heute anders sein?

„Sag mal“, beginnt Clyde das Gespräch und wendet sich zu Token um, der sich neben ihn gesetzt hat, damit er nicht als einziger unten ist, während wir uns alle in der oberen Etage aufhalten. „Hast du Bebe jetzt eigentlich flachgelegt oder nicht?“

Token kratzt sich mit Daumen und Zeigefinger ans Kinn, tut so, als hätte er einen kleinen Bart, den er gedankenverloren streicheln würde, wie es alte Philosophen in Filmen immer tun. „Flachgelegt“, sagt er dann, „das ist ein bisschen das falsche Wort.“ Wir schauen ihn alle neugierig an und Token genießt sichtlich die Aufmerksamkeit, die wir ihm und seinem Fang von letzter Nacht widmen. „Ich habe Bebe nämlich hübsch männlich im Stehen genommen!“

„Was!? Nicht dein Ernst, Alter!“ Clyde boxt Token einmal hart gegen die Schulter und scheint tatsächlich zumindest überrascht zu sein von dieser Aussage. Er wirkt amüsiert und bittet um nähere Informationen.

Ich versuche wegzuhören. Es interessiert mich nicht sonderlich, wie und wo Token sich letzte Nacht mit Bebe vergnügt hat. Doch Clyde und Token diskutieren ausführlich darüber, Token lässt kein Detail und Clyde keine Frage aus. Ich möchte es mir nicht vorstellen.

Ich bin noch Jungfrau. Natürlich bin ich das, ich war ja schließlich auch noch nie in einer Beziehung. Ein bisschen beginne ich mich für diese Tatsache zu schämen. Token berichtet gerade davon, wie er Bebe „richtig übel feucht gemacht“ hat.

Bestimmt hat Craig sein erstes Mal auch schon gehabt. Mit Sicherheit, so unglaublich gut wie er aussieht! Ich frage mich, ob er es mit einem Jungen oder einem Mädchen getan hat. Und plötzlich stelle ich mir unendlich viele Fragen über Craig, die ich nicht wage auszusprechen. Wann hat er gemerkt, dass er schwul ist? Wissen seine Eltern es? Und was ist seine Lieblingsstellung?

Ich stelle mir vor, wie wir Sex miteinander haben. Ich weiß, wie zwei Männer Sex miteinander haben. Langsam bekomme ich eine Ahnung davon, was mit dem „Aktiven“ gemeint ist. Craig ist älter als ich. Heißt das, wenn ich mit ihm zusammen kommen werde, dass er… und ich… und er…?!

„Tweek?“ Craig sitzt schräg hinter mir und rüttelt mich sanft an meiner nackten Schulter. Ich zucke zusammen unter seiner Berührung. Es fühlt sich warm an, wo er mich berührt hat, angenehm. „Ist alles okay mit dir?“ Seine Stimme klingt nicht so ruhig wie sonst, nicht so gelassen, sondern ehrlich besorgt. Ich nicke schnell. Token und Clyde haben ihr Gespräch unterbrochen und schauen zu uns herüber. Ich möchte nicht als Blödmann dastehen und versuche einen normalen Eindruck zu machen. Es klappt, und bald erzählt Token wieder von Bebe.

Irgendwann machen wir dann endlich das Licht aus. Ich liege neben Craig unter der Bettdecke. Ich spüre wieder seine Knie an meinen Oberschenkeln. Er liegt neben mir. Direkt neben mir, nur vier oder fünf Zentimeter von mir entfernt in diesem schmalen Bett. Noch nie habe ich seine Präsenz so stark gefühlt wie in diesem Augenblick.

Ich muss wieder daran denken, wie Männer es miteinander machen. Ob es sehr weh tut? Und wie macht man das überhaupt richtig? Und wann? Nach wie vielen Monaten Beziehung? Oder etwa schon nach ein paar Wochen?

Ich muss unbedingt morgen Pip abfangen und ihn mal in einem ruhigen Moment fragen, wie er es mit Damien macht. Dann hätte ich zumindest schon einmal eine grobe Vorstellung davon.

Clyde schnarcht nicht, wenn er eingeschlafen ist, aber er atmet sehr laut und gleichmäßig. Ich weiß, dass er eingeschlafen ist, als ich dieses Geräusch höre. Von Token hört man nichts. Ich warte eine Weile, bis ich mir sicher bin, dass auch er endlich schläft. Dann drehe ich mich langsam zu Craig um.

Craig schläft noch nicht. Er liegt genau in dieser leicht gekrümmten Position da, in der er sich hingelegt hat, als Token das Licht ausgemacht hat, und starrt mich unverwandt an. Unsere Augen sind auf gleicher Höhe, was bisher noch nie der Fall gewesen ist, weil er so viel größer ist als ich. Im Halbdunkel kann ich seinen Blick nur erahnen.

„Craig?“

„Hm?“

„Liebst du mich wirklich, gah?“

Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Ich will nicht, dass Clyde oder Token etwas mitbekommen. Wieder spüre ich, wie nah Craig mir ist. Würde ich jetzt die Hand nach vorne schieben, nur ein winziges bisschen, würde ich gegen seinen Bauch stoßen.

„Mehr als alles andere.“

„Dann ist ja g-gut.“ Ich drehe mich wieder um, ohne Craig noch einmal anzublicken. Ich bin weit genug von ihm weggerückt, doch einen Moment später spüre ich wieder seine angewinkelten Knie an meinen Oberschenkeln. Ich sage nichts dazu, versuche nicht zu zittern, oder zumindest nur ein ganz kleines bisschen, und warte auf seine langsamen, leisen Atemzüge.
 

Eigentlich ist es ja erst Montagabend, aber ich nehme an, bis das Kappi hier endlich durch ist, ist es längst Dienstag. :P Hoffentlich gefällt es euch!!

Kapitel 8 wird übrigens verdammt creekig, nur mal so als Tip! ;)
 

Craig fängt oben an, bei den Schultern, und massiert mir ein bisschen den vom Liegen ganz verspannten Nacken. Dann wandern seine Hände weiter hinunter, die Wirbelsäule hinab. Jeder Kontakt seiner warmen Hände mit meiner Haut, die von der Sonnencreme ganz weich geworden ist und glänzt, fühlt sich unwahrscheinlich angenehm an.

(Auszug aus Kapitel 8 "Peinliche Flirts") xD
 

bye

sb

Peinliche Flirts

Kapitel 8

Peinliche Flirts
 

Wir stehen spät auf, sehr spät. So spät bin ich in South Park noch nie aufgestanden, nicht einmal in den Ferien. Ich bin als erster wach. Die Uhr über der Türe sagt mir, dass der Vormittag längst vorüber ist.

Ich höre Clydes laute Atemzüge und nach einem schnellen Blick nach unten kann ich auch mit Gewissheit sagen, dass Token noch tief und fest schläft. Was soll ich nur tun? Wecken möchte ich die anderen Drei nicht. Aber alleine hier herumsitzen, bis sie dann endlich irgendwann von selber aufwachen…?

Ich spüre, wie sich Craig neben mir aufsetzt. Wahrscheinlich habe ich ihn unabsichtlich aufgeweckt, als ich selbst aufgestanden bin. Sein Haar ist genauso wild und verwuschelt wie gestern morgen, und an seinen Augen kann man ganz deutlich erkennen, dass er noch nicht richtig wach ist. Das kenne ich auch von mir, deshalb spreche ihn lieber erst einmal nicht an und lasse ihm noch ein, zwei Minuten, bis er die Situation einordnen kann. Seltsamerweise wirkt er nicht so böse und sein Gesichtsausdruck ist auch nicht so mürrisch wie gestern beim Aufwachen. Vielleicht hat er ja schön geträumt, sage ich mir.

Statt mir einen guten Morgen zu wünschen oder etwas Ähnliches, lässt er ganz offensichtlich und ohne Scheu seinen Blick über meinen nackten Oberkörper und meine entblößten Beine wandern, und blickt mir sogar völlig schamlos auf den Bereich zwischen den Beinen. Ich werde sofort ganz schrecklich rot und weiß nicht, was ich sagen oder tun soll, so überrannt bin ich von diesem Verhalten. Klar, er hat mich schon öfter gemustert, als ich nur in Shorts vor ihm stand, da bin ich mir ziemlich sicher. Nur hat Craig das bisher immer eher heimlich getan, unauffällig mal beim Ausziehen einen Blick drauf geworfen oder wenn ich eingeschlafen bin.

So offensichtlich hat er mich noch nie angeschaut und ich frage mich sichtlich nervös, was er von mir hält. Hässlich zu finden scheint er mich zumindest nicht, obwohl ich so klein und dünn bin, jedenfalls dem zufriedenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, den er nach seiner gründlichen Musterung aufgesetzt hat. Wenigstens ist mir jetzt eine meiner unzähligen Fragen beantwortet.

Aber im selben Moment muss ich daran denken, dass er mir nicht nur auf, sondern auch zwischen meine Beine geschaut hat. Ihn hat er ja noch nicht gesehen. Wenigstens habe ich keine Morgenlatte. Es wäre mir furchtbar unangenehm, könnte Craig durch den dünnen Stoff meiner Shorts die Größe und Dicke erahnen. Ohje!

„Gah, g-guten Morgen, Craig.“ Ich möchte endlich etwas sagen und dieser furchtbar peinlichen Situation entkommen. Craig schaut mich etwas verdattert an, ich frage mich, wieso, und meint dann erschrocken: „Ich bin … wach?“

„Ja. Gah, was dachtest du denn?!“

Ich brauche einen kurzen Moment, dann verstehe ich die komische Situation von eben. „Du, gah, du hast gedacht, das hier wäre noch dein Traum?“ Ich weiß nicht, ob ich lachen oder schimpfen soll.

Craig wird rot im Gesicht. Nein, das ist nicht richtig ausgedrückt. Es erscheint ein leichter Rotschimmer auf seinen Wangen, das ist besser. Craig wird nämlich nie richtig rot, ganz gleich, wie peinlich irgendetwas gewesen sein mag. Ich bin neidisch auf diese Fähigkeit. Wenn mir so etwas passieren würde, gliche mein Gesicht längst einer überreifen Tomate mit Sonnenbrand. Aber ich bin eben auch nicht so lässig wie Craig.

Weil Craig eben Craig ist und nicht Tweek, verschwinden die roten Flecken sogleich wieder von seinen Wangen und er grinst mich frech an. „Tut mir leid“, sagt er keck und ich weiß, dass er es nicht so meint. Das Grinsen weicht nicht von seinen Lippen. „Ich habe von dir geträumt.“ Das tut er oft. Einer Situation einfach das Peinliche nehmen und sie ein bisschen ins Lächerliche ziehen, damit sie nicht mehr peinlich, sondern lustig ist. Das würde ich auch gerne können! Ich gehe auf das Angebot ein und kichere leise. Dann ist zwischen uns wieder alles in Ordnung.

Ich kann hören, wie Token aufwacht. Er gibt keinen Ton von sich, wenn er schläft, doch beim Aufwachen gähnt er immer so fürchterlich laut, dass niemand von uns mehr weiter schlafen kann.
 

„Schaut euch mal das Wetter an, Leute!“ Clyde deutet auf das offene Fenster und wir alle sehen den strahlend blauen Himmel und die leuchtende Sonne. „Gibt es ein besseres Wetter zum Schwimmen gehen?“ Wir stimmen ihm alle zu.

Ich gehe eigentlich ganz gerne schwimmen, ich bin auch kein so schlechter Schwimmer, wie man vielleicht glauben könnte. Nur habe ich bisher immer nur in Hallenbädern geschwommen. Ich bin etwas nervös und frage mich, was da unten im Meerwasser wohl alles herumschwimmt und –kriecht und ob ich Fische im Wasser entdecken werde. Gänsehaut bildet sich auf meinen Oberarmen.

Weil wir den Mittag dieses Tages sowieso total verschlafen haben, beeilen wir uns und sind schnell bereit, um hinunter zum Wasser zu gehen. Wir haben alle schon unsere Badeshorts an, damit wir uns unten nicht noch einmal umziehen müssen. Nur unsere Badeshorts!

Wieder fällt mir auf, wie unheimlich gut Craig aussieht. Ich muss immer wieder zu ihm hinüber schauen. Für den Ausflug hat er seine blaue Mütze in unserem Zimmer liegen lassen und sein schwarzes Haar glänzt in der Sonne. Ich würde es zu gerne einmal anfassen, nur um mal auszuprobieren, wie es sich anfühlt. Bestimmt ist es so weich wie Seide. So stelle ich es mir jedenfalls vor.

Der Strand ist voll, wir scheinen nicht die einzigen zu sein, die auf die Idee gekommen sind, an diesem heißen Tag schwimmen zu gehen. Wir müssen viel laufen bis wir irgendwann endlich ein freies Fleckchen Strand finden, an dem wir unsere Handtücher ausbreiten können.

Clyde stürzt sich sofort ins Wasser, Token folgt ihm. Dann erstarrt er plötzlich und schaut verwirrt zu uns hinüber. Sein Blick erinnert mich an den von Craig heute Morgen. „Das Wasser ist warm, Leute“, ruft er zu uns hinüber und seine Stimme klingt zugleich enttäuscht und fasziniert, „pisswarm!“ Token sagt etwas Ähnliches. Doch die beiden haben sich schnell an diese Tatsache gewöhnt und nur wenig später planschen sie wild herum, schwimmen Runden und pfeifen Blondinen in knappen Bikinis hinterher.

Ich bin ein wenig zögerlicher und bleibe ein paar Zentimeter vor dem ersten Wasser stehen. Ob es hier Haie gibt? Schließlich ist das hier nicht irgendein Badesee, sondern ein riesiges Meer, das zu einem Ozean hinausführt! Das Wasser ist klar, man kann fast bis zum sandigen Grund sehen, und ich sehe nirgendwo einen Hai. Auch keinen ekligen, zappelnden Fisch.

„Kommst du endlich oder muss ich dich hineinschubsen, Tweek?“ Craig hat sich direkt hinter mich gestellt. Wieder ist er mir so nah. Ich kann fast seine Bauchmuskeln an meinen Rücken spüren. Gerade will ich zu einer Antwort ansetzen, da schlingt er schon seine starken Arme um meinen schlanken Oberkörper und schmeißt sich mit mir zusammen in das Wasser.

Clyde hat Recht, es ist wirklich warm. Fast wie in der Badewanne. Und es ist viel tiefer, als man vom Strand aus denkt. Craig und ich tauchen nicht sofort auf. Er hält mich noch immer fest, und er presst mich gegen seinen durchtrainierten Bauch. Alles an ihm scheint muskulös zu sein, sein Bauch, seine Arme… Ich schaue an mir herunter und im Wasser, das meinen Blick unklar macht, sehe ich meinen eigenen flachen, absolut unspektakulären Oberkörper. Nichts im Vergleich zu Craig.

Als wir noch immer nicht auftauchen, bekomme ich ein bisschen Panik. Ich strampele und versuche Craig deutlich zu machen, dass ich an die Oberfläche will. Es dauert ein paar Sekunden, dann versteht er es und lässt mich los. Ich schwimme ein paar Meter von ihm weg, dann an die Oberfläche. Er folgt mir.

Meine blonden Haare hängen mir nass und dunkel ins Gesicht. Sie sehen viel länger aus, als sie in Wirklichkeit sind, wenn sie so herab hängen. Mit einer kurzen Handbewegung wische ich sie fort und erkenne Craig direkt vor mir. Ich frage mich, ob er mir heute absichtlich immer so nahe kommt, oder ob ich es mir nur einrede.
 

Nach der Aktion mit Craig im Wasser bleibe ich lieber ein bisschen am Strand liegen und sonne mich. Es war nicht schlimm, was er getan hat, ganz und gar nicht, doch ich weiß nicht genau, wo ich sein Verhalten einordnen soll. War das ein Flirt? Hat Craig mit mir geflirtet? Oder wollte er einfach nur ein bisschen Spaß machen?

Craig ist noch im Wasser, wahrscheinlich macht er gerade wieder irgendwelchen Unsinn mit Clyde und Token. Er hat verstanden, dass ich ein bisschen allein sein und nachdenken möchte. Er versteht sowieso immer sehr schnell, was ich gerade brauche und wie ich mich fühle. Ich hätte nicht gedacht, dass er so einfühlsam und rücksichtsvoll ist. Der Craig, den ich aus South Park kenne, den ich aus der achten und neunten Klasse kenne, ist viel ruppiger und gemeiner.

Ein bisschen weiter weg erkenne ich Damien und Pip zu zweit auf einem Handtuch. Sie unterhalten sich miteinander, Pip kichert zwischendurch. Damien küsst ihn immer auf den Mund, wenn Pip kichert. Einmal kitzelt Damien Pip sogar herausfordernd durch, nur damit er zu Lachen anfängt und er ihn wieder küssen kann. Ich finde das Spiel der beiden süß und drehe meinen Kopf in eine andere Richtung, damit sie nicht das Gefühl bekommen, ich würde sie beobachten, wenn sie zufällig hierhin schauen.

Ich erinnere mich an Craigs und meinen Kuss. Nun ja, eigentlich haben wir uns ja schon mehrmals geküsst, wenn ich die Küsse in dem China-Restaurant mitzähle. Pip hat gestern erzählt, wenn man von jemandem geküsst wird, den man liebt, dann fühlt es sich an wie ein Stückchen Himmel. Das ist eine ziemlich gute Beschreibung für das Gefühl, das ich empfinde, wenn wir uns küssen, finde ich.

„Hast du dich überhaupt eingecremt, Tweek?“

Ich drehe mich um und sehe einen grinsenden Craig mit nassen Haaren und von Tropfen überzogenen Körper, der gerade aus dem Wasser gestiegen ist. Die Mädchen ein paar Handtücher weiter pfeifen laut, als sie ihn sehen. Sie erinnern mich an Wendy und Camilla aus dem Restaurant, und weder Craig noch ich beachten sie.

„N-nein, gah?“ Ich weiß nicht, was ich sagen soll und finde meine Antwort fürchterlich blöd. Meine Haut ist zwar sehr hell, aber ich habe noch nie in meinem ganzen Leben einen Sonnenbrand gehabt. Obwohl es natürlich auch sehr schwer ist, in einer Stadt, die fast das gesamte Jahr über von Schnee und Regen heimgesucht wird, einen Sonnenbrand zu bekommen.

„Soll ich dich eincremen? Ich habe Sonnencreme dabei. Nicht, dass du nachher aussiehst wie ein roter Krebs!“ Craig grabscht eilig nach seinem kleinen Rucksack, den er mitgenommen hat, und eine gelbe Tube Sonnencreme kommt zum Vorschein. Meint er das tatsächlich ernst? Ich beginne ein wenig zu zittern. Es ist doch nicht schlimm, sich eincremen zu lassen, sage ich mir. Zumindest am Rücken, allein komme ich da sowieso nicht dran.

Ich möchte mich aufsetzen, doch Craig sagt, ich kann ruhig genau so liegen bleiben. Ich liege gerade auf dem Bauch. Mir fällt wieder ein, wie zwei Männer Sex miteinander haben. Mein Zittern verstärkt sich. Habe ich Kaffee dabei? Ich glaube nicht. Bei dem heißen Wetter habe ich meine Kanne absichtlich nicht aufgefüllt. Jetzt, in diesem Augenblick, würde ich alles, was ich habe, hergeben für eine heiße Tasse Kaffee!

Craig setzte sich neben mich. Sein Bein berührt meinen nackten Oberkörper. Langsam glaube ich nicht mehr daran, dass seine Annäherungsversuche nur Zufälle sein können. Ich glaube, er macht das mit voller Absicht! Naja, denke ich mir dann, wenigstens hat er sich nicht auf meinen Hintern gesetzt, um mich einzucremen. Ich habe nämlich eben ein Pärchen gesehen, da hat sich das junge Mädchen tatsächlich auf ihren Freund gesetzt, um ihm den Rücken einzucremen.

Craig nimmt einen kleinen Klecks der weißen Creme auf seine Hand und verteilt sie gleichmäßig auf meinem Rücken. Dann massiert er sie langsam ein. Ja, er massiert sie ein, es fühlt sich an wie eine richtige Massage. Also, ich wurde noch nie massiert, aber ich glaube zumindest, dass sich so eine Rückenmassage anfühlt.

Seine Berührungen sind sanft und weich. Ich spüre seine Hand an jedem Bereich meines Rückens, er lässt nicht das kleinste Fleckchen Haut aus. Craig fängt oben an, bei den Schultern, und massiert mir ein bisschen den vom Liegen ganz verspannten Nacken. Dann wandern seine Hände weiter hinunter, die Wirbelsäule hinab. Jeder Kontakt seiner warmen Hände mit meiner Haut, die von der Sonnencreme ganz weich geworden ist und glänzt, fühlt sich unwahrscheinlich angenehm an. Es sind schon ein paar Minuten vergangen, und Craig scheint noch immer der Meinung zu sein, mein Rücken sei noch nicht ausreichend vor der grellen Sonne hier geschützt. Ich zittere nicht, ich liege ganz ruhig da, bewege mich kein Stückchen, lasse es einfach geschehen. Ehrlich gesagt gefällt mir diese Art von Berührungen. Ich muss ein oder zwei Mal einen wohligen Seufzer unterdrücken und frage mich, wo Craig das gelernt hat, so angenehm zu massieren. Einzucremen! Er cremt mir nur den Rücken ein, rufe ich mir in Erinnerung.

Irgendwann ist er ganz weit am unteren Bereich meines Rückens angelangt. Dort verweilt er doppelt so lange wie beim Nacken, habe ich das Gefühl, und seine Berührungen sind doppelt so sanft. Er scheint hier besonders vorsichtig vorzugehen, obwohl mir die Haut dort gar nicht sonderlich empfindlich erscheint. Craig nimmt sich sogar extra noch einmal Sonnencreme auf die Hand für diesen Teil. Plötzlich erinnere ich mich wieder daran, wie Männer es miteinander machen. Und was sie machen, bevor sie es richtig miteinander machen. Plötzlich werde ich nervös und ängstlich, und Craigs Hand soweit da unten gefällt mir nicht mehr halb so gut wie noch vor einer Minute. Doch ich traue mich nicht, es ihm zu sagen. Ich möchte ihn nicht verärgern und beschließe, einfach abzuwarten, bis er mich fertig eingecremt hat. Es kann ja nicht mehr lange dauern.

Es dauert auch nicht mehr lange. Bald ist er tatsächlich fertig, und ich bin erleichtert, als er sich endlich neben mich auf sein Badetuch fallen lässt. Ich schaue ihm nicht in die Augen, sondern an seinem Gesicht vorbei und entdecke die Mädchen von vorhin. Sie haben Craigs Verhalten mir gegenüber genau mitbekommen und unterhalten sich aufgeregt miteinander.

„Na, war’s schön?“ Craig grinst schon wieder. Kann es sein, dass er seit gestern Abend gar keinen anderen Gesichtsaudruck mehr kennt? Ich nicke stumm. Bis auf den letzten Part war die Massage ja doch sehr schön gewesen.

„Ich kann das öfter machen, wenn du willst.“

„Gah!“ Wir sind doch noch gar nicht zusammen, hätte ich ihm am liebsten gesagt. Doch ich sage es nicht. Stattdessen denke ich mir, dass es ja bloß eine Massage war. Gar nichts Sexuelles, bloß eine kleine Massage, weil ich so lange gelegen habe. Das ist doch nicht schlimm. Wieder nicke ich kurz.
 

Pip macht nicht den Eindruck, als würden ihn solch intime Fragen sonderlich stören. Ich habe sogar ein bisschen das Gefühl, er redet ganz gerne über sich und Damien.

„Wann hattet ihr das erste Mal Sex?“

(Auszug aus Kapitel 9 "Hilfe von Pip")
 

So, endlich ein bisschen Creek! ;) Ich hoffe, es hat euch gefallen! Und im Kapitel 9 wird noch ein bisschen heißer, das verspreche ich euch! (Aber keine Sorge, danach wird es wieder ein bisschen ruhiger bzw. es kommt ein anderes Problem auf Craig und Tweek zu. Aber mehr verrate ich auch nicht! ;P)
 

bye

sb

Hilfe von Pip

Kapitel 9

Hilfe von Pip
 

Beim Abendessen setzen wir uns wieder zu Damien und Pip. Sie scheinen nicht so aufgenommen worden zu sein wie ich es bin, aber trotzdem irgendwie zu unserer Gruppe dazuzugehören. Es ist eine ziemlich schwer zu beschreibende Art der Beziehung.

„Na, wart ihr auch schwimmen heute?“ Seit Pip wieder glücklich mit Damien zusammen ist, redet er wieder viel mehr in der Gruppe und erhält Tischgespräche am Leben. Ich sage nichts zu dem Tag heute, doch Clyde und Token erzählen sofort davon, wie super das Schwimmen gewesen ist. Token erwähnt irgendein Mädchen, das er am Strand kennen gelernt hat. Seit er sein Ziel erreicht und Bebe genommen hat, scheint er sich nicht mehr für sie zu interessieren.

Wir essen zu Abend, und reden dabei gemütlich über dieses und jenes.

Dann schlägt Clyde vor, dass wir doch heute noch in die Stadt etwas Trinken gehen könnten. Alle sind begeistert, nur Pip und ich schauen etwas niedergeschlagen drein. Ich nehme einmal stark an, dass mit „etwas Trinken“ Cocktails, Bier oder Ähnliches gemeint ist und ich mit einer harmlosen Cola deutlich auffallen würde. Und Pip schreckt seit der ersten Nacht hier sowieso vor Alkohol zurück.

Wir beschließen, dass wir beide mit in die Stadt gehen, uns dann aber von den Anderen trennen, die in eine Bar gehen wollen. Dann habe ich auch endlich einmal die Gelegenheit, Pip etwas über seine Beziehung mit Damien auszufragen, ohne dass ständig irgendjemand zuhört. Ich hoffe, das Gespräch mit ihm wird mich ein klein wenig weiter bringen, was Craig und mich angeht.

Wir fahren zusammen mit dem Bus in die Stadt, und gehen noch ein Stück gemeinsam in der Innenstadt umher. Im Dunkeln sehen die Hochhäuser noch imposanter aus, und die Lichter an jedem Laden und jeder Restaurant geben einem das schöne Gefühl, in einer richtig riesigen und berühmten Stadt umherzuspazieren. Das ist ein völlig anderes Feeling als in unserem langweiligen South Park, wo abends alles ruhig und dunkel ist und man von den Nachbarn beschimpft wird, wenn man zu laut Musik hört.

„Also, trennen sich unsere Wege dann hier?“ Pip kichert leise über seine dramatische Ausdrucksweise und geht noch einmal auf Damien zu, um sich mit einem intensiven Kuss von ihm zu verabschieden. Ich schaue dezent weg, weil ich es immer sehr unhöflich finde, bei solchen Zärtlichkeiten zu gaffen. Mein Blick fällt natürlich auf Craig, der mal wieder neben Damien steht und sich bis eben mit ihm unterhalten hat. Sie scheinen sich wirklich gut miteinander zu verstehen. Er blickt mich an und beißt sich auf die Unterlippe. Ich frage mich, was in seinem Kopf wohl vorgeht und wieso er so sauer wirkt. Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Ist er beleidigt wegen heute Mittag? Aber warum?

Alle verabschieden sich voneinander, Pip und ich werden von den Anderen umarmt wie man es sonst eigentlich nur mit Mädchen handhabt. Pip scheint diese Behandlung nicht zu stören, doch ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Klar, ich bin nicht sonderlich kräftig, und mein Gesicht ist vielleicht ein bisschen feminin für einen Jungen, und mir ist langsam auch klar, dass, sollte ich mit Craig zusammenkommen, er der „Aktive“ sein wird, aber ich bin doch trotz allem kein Mädchen! Doch wieder sage ich nichts dazu. Es bringt doch nichts, jetzt einen Streit auszulösen.

Craig umarmt mich einen Moment länger als die Anderen es tun, aber niemand scheint das komisch zu finden. Wahrscheinlich glauben die meisten sowieso, dass wir ganz kurz davor sind ein Paar zu werden, denke ich mir und atme den Duft von Craigs schwarzem Haar ein. Ich mag seinen Geruch.

„Okay, dann bis heute Nacht, Leute!“ Clyde winkt uns beiden noch einmal zu, und dann gehen Pip und ich in eine andere Richtung weiter als Craig, Clyde, Token und Damien. Als ich mich zufällig noch einmal umdrehe, kann ich sehen, dass Craig zu mir hinüberschaut. Er hat einen besorgten Gesichtsausdruck aufgesetzt, und wieder frage ich mich, wieso.
 

Pip und ich laufen ein bisschen umher und schauen uns die schöne Stadt im Dunkeln an. Wir begutachten die hell erleuchteten Schaufenster in den teuren Läden, von denen es in South Park keinen einzigen gibt, und bestaunen alles, was neu und groß auf uns wirkt. Es ist ganz anders, nur mit Pip unterwegs zu sein, anstatt mit Craig, Token und Clyde.

Mir fällt auf, dass es das erste Mal ist, dass ich ohne die Drei weg bin. Komisch, ich bin erst seit drei oder vier Tagen mit ihnen befreundet, und schon wird mir mulmig, wenn sie gerade nicht da sind. Habe ich mich so schnell daran gewöhnt, Freunde zu haben? Ich versuche mich daran zu erinnern, wie es vor Craig, Clyde und Token war, vor Damien und Pip, und ich stelle fest, dass ich kaum Erinnerungen finde. Vereinzelte haben sich in mein Gedächtnis gebrannt, mein erster Tag auf der High School, Cartman, wie er mir auf dem Schulhof ein Bein stellt und mich auslacht, als ich hinfalle, Kyle, der mich auf dem Gang freundlich grüßt. Mom, wie sie mir mit einem ebenso besorgten Gesichtsausruck wie Craig ihn eben aufgesetzt hat, sagt, dass ich gut auf mich aufpassen soll, obwohl meine Klasse doch nur einen eintätigen Ausflug in ein Museum macht. Aber mehr ist da auch nicht, kein klarer Umriss, nur einzelne kleine Erinnerungen.
 

„Du, Tweek, ich bekomme langsam Hunger. Wollen wir irgendwo etwas essen?“ Ich stimme Pip zu. Mein Magen hat sich passenderweise ebenfalls gerade zu dieser Zeit gemeldet, und außerdem hoffe ich, irgendwo an einem Tisch zu zweit endlich mein lang ersehntes Gespräch mit Pip führen zu können und mir ein paar gute Ratschläge abzuholen. Wir suchen uns ein hübsches Restaurant direkt in der größten Hauptstraße der riesigen Fress- und Partymeile hier. Alle -wirklich alle- Straßen in diesem Stadtteil sind gesäumt von Restaurants, Bars, Kneipen, Discos, Clubs, Casinos oder kleinen Imbissbuden, hier tummeln sich die Touristen und die Lichter der vielen, in allen erdenkbaren Farben aufflackernden Schilder und Reklametafeln werfen ein angenehm buntes Licht auf die Straßen. Gleich schräg gegenüber von dem Restaurant, das wir beide uns herausgesucht haben, befindet sich eine riesenhafte Bar. Selbst von hier aus kann ich den unfassbar langen Tresen erkennen, der sich durch den ganzen Laden schlängelt und die Leute anzieht.

In unserem eigenen Restaurant suchen wir uns einen kleinen, etwas abgeschiedenen liegenden Zweiertisch aus. Ich frage mich, ob Pip ahnt, dass ich dringende Hilfe von ihm brauche. Auf der anderen Seite: Wieso soll es ihn stören? Er hat mich gestern geradezu dazu gedrängt, seine Beziehung mit Damien wieder hinzubiegen, habe ich da nicht auch das Recht, einmal Hilfe von ihm zu beanspruchen?

Wir studieren stumm die Speisekarte. Obwohl das Restaurant nicht sonderlich imposant oder elegant auf uns gewirkt hat, gibt es eine riesige Auswahl aller möglichen Speisen und Getränke, richtig international. Die Preise sind dementsprechend. Ich nehme ein Gericht aus der mittleren Preisklasse, irgendetwas mit Fisch, und Pip bestellt sich teures Lammfleisch. Unweigerlich frage ich mich, wie viel Geld Pip wohl zur Verfügung hat. Ist er so reich wie Token? Oder ist seine Mom vielleicht bloß genauso überbesorgt wie meine und hat ihm viel mehr Geld als nötig für die Fahrt eingepackt? Mir wird klar, dass ich eigentlich so gut wie gar nichts über Pip weiß, nicht einmal, wo genau er wohnt oder wie seine Schulnoten sind.

„Es freut mich, dass wir endlich mal etwas nur zu zweit machen können“, sagt Pip und lächelt mich freundlich an. „Weißt du, immer diese Gruppen, das ist auf Dauer nämlich nichts für mich.“ Damit habe ich eigentlich nicht gerechnet, gerade weil Pip immer so kontaktfreudig und freundlich wirkt, er ist schließlich auch auf mich sofort zugegangen und hat mir praktisch sein Herz ausgeschüttet. Allerdings fällt mir auch im selben Moment auf, dass er in der Schule, in South Park, tatsächlich fast immer bloß mit einer einzigen Person rumhängt. Meistens Damien, oder Butters. Ist Butters sein bester Freund? Ich dachte, wir wären beste Freunde!

Unser Essen kommt. Eigentlich mag ich Fisch sehr gerne, doch diesen hier bekomme ich nur schwer hinunter, obwohl ich merke, dass er wirklich sehr gut gemacht ist. Auf einmal bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich mit Pip über meine Probleme sprechen möchte. Ich muss daran denken, wie Craig gestern mit mir geflirtet hat, so hemmungslos und selbstsicher wie zuvor nicht, und ich weiß noch ganz genau, wie Pip mich am vorherigen Abend über mein Verhältnis zu ihm ausgefragt hat. Ob Pip da wirklich mit Craig unter einer Decke gesteckt hat?

Natürlich kommt Pip auch gleich auf genau dieses Thema zu sprechen, als ich gedankenverloren an einem großen Bissen Fisch knabbere und ihn nicht hinunterschlucken kann. Ich spüre den leckeren Geschmack, den ich so sehr liebe, an meiner Zunge, und trotzdem will mir dieser Fisch nicht so recht schmecken.

„Na, sind du und Craig euch endlich ein bisschen näher gekommen?“ Er zwinkert mir draufgängerisch zu und schneidet gleichzeitig einen Happen Lammfleisch ab. Ich bin mir unsicher, ob ich ihm die Wahrheit erzählen soll. Einerseits habe ich den Verdacht, dass er alle meine Worte direkt an Craig weiterleitet, andererseits weiß ich nicht, an wen sonst ich mich wenden kann. Zu Damien, der immer so fürchterlich böse starrt und so schrecklich ironisch spricht, will ich nicht. Ich beschließe, dass mir keine andere Wahl bleibt, und berichte Pip von Craigs eindeutigen Annäherungsversuchen gestern am Strand und meinen Reaktionen darauf. Nur die Sache mit meinem Körper, der mir die ganze Zeit so hässlich dünn und schwach erschienen ist, lasse ich aus, das muss Pip nicht wissen. Es hat ja auch nichts mit Craig und mir zutun.

„Es hat dir also gefallen?“ Pip kichert wieder, und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Damien auftaucht, damit er ihn küssen kann und Pip dieses bescheuerte, absolut mädchenhafte Kichern einstellt. Ich frage mich, wie Damien das bloß aushält. Ein Glück, dass Craig nicht so komisch drauf ist. „Also, Tweek, mein Lieber, ich glaube, deine Situation ist ziemlich eindeutig.“ Pip schiebt sich Lamm in den Mund und kaut langsam und genüsslich. Ich werde hellhörig, beuge mich ein Stückchen weiter nach vorne und bin gespannt, wie er die Beziehung von mir und Craig beurteilt. „Du bist verliebt in Craig, da bin ich mir hundertprozentig sicher. Du kannst es dir nur nicht eingestehen, weil du selbst noch zu unsicher bist. Aber keine Sorge, das kriegen wir beide schon hin!“ Wieder ein Zwinkern und wieder ein Kichern. Unsicher? Ja, das Wort trifft es eigentlich ganz gut.

„Was gibt es denn, was dich so unsicher macht?“ Ich bin ein wenig perplex wegen dieser Offenheit und Selbstverständlichkeit, mit der Pip diese schwierige Frage stellt und noch einen Bissen Lamm nimmt. Was mich so unsicher macht? Mir fallen sofort zehntausend Fragen ein, die mich alle beschäftigen. Wie genau ist das jetzt mit dem Alter und dem Sex? Muss man sich, wenn man schwul ist, die Haare unten rum wegrasieren oder kann man sie dalassen? Ab wann muss ich mit Craig schlafen, wenn wir zusammen sind? Und tut es weh?

Ich weiß nicht, welche Frage ich als erstes stellen und wie ich sie formulieren soll. Irgendwann, nach einigen Sekunden des Schweigens und gegenseitigen Anstarrens, beschließe ich, genauso wie Pip vorzugehen und einfach ganz direkt nachzuhaken. Pip macht nicht den Eindruck, als würden ihn solch intime Fragen sonderlich stören. Ich habe sogar ein bisschen das Gefühl, er redet ganz gerne über sich und Damien.

„Wann hattet ihr das erste Mal Sex?“

„Nach eineinhalb Monaten.“ Pip antwortet ruhig und gelassen, er nimmt meine Frage völlig neutral entgegen und kichert nicht. Er scheint begriffen zu haben, dass mir die Sache Ernst ist.

Eineinhalb Monate. Heißt das, ich muss auch nach einem Monat mit Craig schlafen? Mir bleibt ein kleines Stück Fisch im Hals stecken. Diese Frist ist viel zu kurz. Ich weiß nicht, ob ich mich schon nach einem oder zwei Monaten traue, das zu tun.

„Und… tut es sehr weh?“

Dieses Mal verzieht Pip ein bisschen das Gesicht und kichert gleichzeitig kurz, als hätte ich einen unheimlich lustigen Witz erzählt. „Naja… ja schon, ein bisschen“, meint er dann schließlich und schaut mir ins Gesicht. „Aber keine Sorge, es ist noch einigermaßen erträglich, wenn dein Freund sich auf dich einstellt. Und nach den ersten paar Malen tut es immer weniger weh, man gewöhnt sich daran.“ Wieder kichert er und fügt dann noch augenzwinkernd an: „Und denkt daran, genug Gleitcreme zu benutzen! Sonst wird das nichts.“ Er scheint mein erstes Mal mit mir und Craig schon vor Augen zu sehen und genau durchzuplanen.

Aber seine Antwort beruhigt mich ein klein wenig. Es tut also nicht so sehr weh, wie ich es mir ausgemalt habe. Ich glaube, das ist okay. Nur wirft Pips kleine Andeutung mit der Gleitcreme neue Fragen auf. Wie viel ist denn nun „genug“? Und welche soll man überhaupt verwenden? Und wie genau macht man das? Doch diese Fragen wage ich nicht auszusprechen. Pip scheint die Sache mit der Gleitcreme so selbstverständlich zu nehmen, dass ich mich dafür zu schämen beginne, mich mit dem Thema nicht perfekt auszukennen. Schade, dass wir in unserem Hotel kein Internet zur Verfügung haben. Sonst würde ich einfach ein paar Internetseiten durchforsten und mir alle Infos besorgen, die ich brauche. Weil das allerdings nicht geht, und ich vom Thema Gleitcreme wegkommen möchte, nenne ich eine andere Frage, die mich beschäftigt.

Wir reden noch lange. Stunden, wie ich nach einen kurzen Blick auf eine Uhr, die an der Wand hängt und leise tickt, erfahre. Pip erzählt mir viel. Vieles interessiert mich, da höre ich genau zu, weil ich glaube, dass es für mich und Craig wichtig sein würde, andere Dinge finde ich fast wieder eklig oder abschreckend. Pip berichtet von unterschiedlichen Stellungen, er erklärt mir, wie man als Junge von einem anderen Jungen „vorbereitet“ wird (ich bekomme eine Gänsehaut bei seiner fast wieder neutral klingenden Erläuterung), nennt den Namen der besten Kondom- und Gleitcreme-Marken (ich merke mir den von der Gleitcreme) und zählt diverse Sexspielzeuge auf und erläutert mir genau ihre Funktion und Anwendung.

Um kurz nach zwei Uhr nachts scheint er dann endlich zufrieden zu sein mit dem Wissen, das er mir vermittelt hat. Mein Kopf schwirrt vor lauter neuen Begriffen und Bildern, und ich stelle keine einzige Frage mehr. Ich zwinge mich dazu, mir nicht vorzustellen, wie Damien mit Pip all diese Dinge gemacht hat, die er eben an mich weitergegeben hat, und schlage stattdessen vor, dass wir langsam zurück ins Hotel gehen sollten.

Damien und Craig machen sich bestimmt schon Sorgen um uns, weil wir so lange wegbleiben. Es ist schon lange nach zwei Uhr morgens.
 

Schon wieder kein Dienstag... Aber was soll's.^^

Außerdem wollte ich Dienstag mit einem anderen "Part" der Fanfic beginnen. Also, Leute, das hier ist vorerst das letzte "erotische" Kappi. Was Dienstag kommt (haha "kommt"!)? Lasst euch überraschen! XD
 

Ich kann mich nicht bewegen. Der Mann hat mein Kinn losgelassen, aber er hält mich noch immer mit dem anderen Arm fest, und ich wage es nicht, mich zu befreien. Ich weiß, dass ich nicht stark genug bin. Die Gruppe Menschen, denke ich.

(Auszug aus Kapitel 10 "Der Mann mit der Löwenmähne")
 

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sb

Der Mann mit der Löwenmähne

Kapitel 10

Der Mann mit der Löwenmähne
 

Draußen ist es dunkel und kalt. Weil ich nicht damit gerechnet habe, dass Pip und ich solange wegbleiben würden, habe ich mir keine Jacke mitgenommen und friere in meinem dünnen T-Shirt. Auf einmal machen die grellen Reklametafeln und Schilder einen befremdlichen Eindruck auf mich und hüllen die Straße in einen unheimlichen Glanz. Es ist kaum jemanden da, die meisten Leute sind in irgendwelche Clubs oder Bars gegangen, um zu feiern. Wir treffen bloß ein, zwei Betrunkene.

Pip und mir ist nicht sonderlich fröhlich zumute. Wir reden kaum, während wir unseren Weg zurück zur Bushaltestelle suchen, und reiben uns die Oberarme, um uns zu wärmen. Pip trägt zwar eine Jacke, allerdings bloß eine hauchdünne aus grünem Stoff. An der Bushaltestelle versuchen wir den Fahrplan zu entziffern, was uns wegen der Dunkelheit schwer fällt. Natürlich haben weder Pip noch ich ein Feuerzeug oder Streichhölzer dabei, wir sind schließlich keine Raucher. Nach einigem Hin und Her sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir noch sicher eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten müssen, den wir nehmen können. Es fahren hier viele Busse in dieser riesigen Stadt, doch es gibt auch ebenso viele verschiedene Buslinien, und nur wenige haben eine ihre Haltestellen an unserem Hotel.

Weil es keine Sitze gibt, auf die wir uns setzen können, bleiben wir gezwungenermaßen stehen und frieren still und leise vor uns hin. Zehn Minuten vergehen, ohne dass irgendetwas Besonderes passiert, obwohl mir die Dunkelheit Angst macht und ich ständig irgendwelche Gestalten in Schatten und Bäumen sehe.

Unglaublich weit entfernt scheinen uns die bunten Lichter der Stadt, die ein gutes Stück hinter uns liegen. Hier ist es bloß dunkel und kalt. Ich sehne mich nach meinem sicheren, engen Hotelzimmer und nach Craig. Das klingt jetzt vielleicht etwas komisch, aber ich erinnere plötzlich daran, wie er vor einiger Zeit einmal gesagt hat, er passe auf mich auf, wenn wir zusammen seien, und dass ich keine Angst zu haben brauche. Schade nur, denke ich, dass Craig gerade nicht da ist, sondern wahrscheinlich längst wieder zurück im Hotel.

Ein großer Mann mittleren Alters stellt sich neben uns. Er hat nicht auf den Fahrplan geschaut, nicht einmal auf die Uhr, trotzdem nehmen Pip und ich an, dass er auf einen der Busse hier wartet, genauso wie wir. Was soll er denn sonst hier wollen, an einer Bushaltestelle, weit entfernt von den fröhlichen Lichtern der Innenstadt?

Irgendwann spricht er uns an und fragt nach unseren Namen. Seine Stimme klingt freundlich und sein Gesicht ist umrahmt von einer buschigen Löwenmähne brauner Haare. Pip und ich nennen ihm unsere Namen, wir ahnen nichts Böses, der Mann sieht nicht so aus, als wolle er uns etwas tun. Das tut er auch nicht. Er scheint Langweile zu haben an diesem einsamen Ort und unterhält sich ein wenig mit uns. Wo wir denn herkämen, fragt er uns, wie alt wir seien, ob wir verwandt wären, Brüder vielleicht? Ich bin noch nie auf den Gedanken gekommen, dass man Pip und mich für Brüder halten könnte. Gut, wir haben beide blondes Haar und sind ungefähr gleich groß, und haben eine ähnliche Figur, weil weder er noch ich sonderlich muskulös oder sonst irgendwie auffällig sind, doch so ähnlich wie Brüder sehen wir nicht aus. Finde ich jedenfalls.

Wir finden den Mann und seinen Irrtum lustig, und erzählen ihm von uns. Ich berichte ihm, dass wir eigentlich zu sechst hierhin gekommen seien, Pip und ich uns dann aber von den anderen abgespalten und die Stadt auf eigene Faust erkundet hätten. Von unserem intimen Gespräch im Restaurant erwähne ich natürlich kein Wort, das muss der Mann nicht wissen.

Wir erzählen ein bisschen über unsere Freunde. Also, genau genommen tue ich so, als wäre Craig mein dauerhafter Liebhaber, weil ich neben Pip nicht als trauriger Single dastehen will, während er eine detaillierte Beschreibung von Damien liefert, mit all seinen Schwächen und Stärken. Zwischendurch kichert er immer wieder einmal.

Der Mann, er heißt Leo, hat sich im Laufe des Gespräches herausgestellt, und ich finde, der Name passt hervorragend zu seiner Löwenmähne, fragt Pip dann irgendwann, „ob wir nicht einmal einen Dreier starten wollen“. Pip starrt ihn nach dieser unhöflichen Frage absolut perplex an, was mir zeigt, dass er tatsächlich geahnt hat, dass unser Gespräch im Restaurant von solch intimer Art sein würde. Obwohl meine Fragen an ihn, das gebe ich ehrlich zu, tatsächlich kaum intimer und dreister waren als die des Mannes mit der Löwenmähne, scheint diese Pip völlig aus dem Konzept zu bringen und ihm Angst zu machen.

Es dauert einen Moment, bis ich verstehe, dass der Mann keinen Scherz gemacht hat, sondern sein Angebot absolut Ernst meint. Und genau in diesem Moment, in dem ich diese Tatsache realisiere, stellen sich auch bei mir Angst und Panik ein. Haben wir es hier mit irgendeinem pädophilen Vergewaltiger zu tun? Ich male mir aus, wie er Pip und mich an den Armen packt, in ein Gebüsch zerrt und dort die ekligen Dinge mit uns macht, die Pip mir noch vor gut dreißig Minuten genau erläutert hat. Wir gehen beide vorsichtig einen Schritt zurück.

Ich wage es, einen raschen Blick auf die Uhr zu werfen. Unser Bus ist in frühestens einer Viertelstunde da. Die Zeit reicht locker, um schlimme Dinge mit uns zu tun, denke ich mir und beginne wieder zu zittern. Ich schaue mich um, suche nach irgendwelchen anderen Personen, zu denen wir gehen können, doch die Bushaltestelle ist menschenleer und die Stadt ist weit weg. Ich sehe nur weit entfernt eine kleine Gruppe Menschen, vielleicht drei oder vier, auf uns zulaufen, doch bis die hier ist, können noch Jahre vergehen.

„Ach komm schon“, sagt der Mann und holt den Schritt auf, den Pip und ich zurückgegangen sind. Seine Stimme klingt immer noch genauso freundlich und gelassen wie bei unserem lockeren Gespräch zuvor. „Das wird schön, glaub mir. Ich kann dir total schöne Dinge zeigen, das kannst du dir nicht vorstellen!“ Aus den Augenwinkeln heraus kann ich erkennen, wie Pips Gesicht sich leicht grünlich färbt und seine Knie zu schlottern beginnen. Ich kann ihn verstehen, ich fühle mich ganz genauso, wie er sich benimmt.

Die Gruppe Menschen ist ein Stück näher gekommen, aber noch immer weit weg. Ich hoffe mit aller Kraft, dass sie bei uns ist, ehe dieser eklige Mann handgreiflich wird und nicht irgendwo in eine Seitenstraße abbiegt. Die Personen sind groß, erkenne ich, wahrscheinlich Männer oder kräftige Jungen. Die können uns bestimmt vor diesem Mann beschützen, denke ich, und sie kommen immer näher.

Der Mann wendet sich jetzt an mich, nachdem er endlich verstanden hat, dass Pip ihn nicht interessiert. „Und was ist mit dir, Tweek?“, fragt er mich ebenso freundlich und ich schäme mich dafür, dass ich ihm so leichtwillig meinen Namen verraten habe. Wieso bin ich nicht vorsichtiger gewesen?

Ich schüttele heftig den Kopf, doch der Mann lässt natürlich nicht locker. „Ach komm, du willst doch bestimmt auch mal etwas Neues ausprobieren, oder?“ Er kommt noch ein Stück näher. „Das wird geil, glaub mir! Dein Freund kann auch mitmachen, das ist gar kein Problem, wenn du dich alleine nicht traust.“ Der Mann steht jetzt genau vor mir, ich bekomme heftige Angst und merke, dass meine Knie schlottern, wie die von Pip. Eine große Hand grabscht nach meinem Kinn und dreht meinen Kopf so, dass ich genau zwischen seine Beine schauen muss. Seine Berührungen tun weh und machen mir Angst. Ich wünsche mir, dass Craig da ist und mich beschützt. Craigs Berührungen sind sanft und weich und warm. Das genaue Gegenteil von diesem Mann hier!

„Komm“, sagt er. „Ich habe einen echten Langen, und dick ist der, so einen hast du noch nie gesehen.“ Ich spüre, wie mir Übelkeit den Hals hochkriegt. Ich sehe eine Beule in der Hose des Mannes und versuche mit aller Kraft nicht daran zu denken, sondern mir vorzustellen, dass die Gruppe Menschen gleich da ist und Pip und mich rettet. Wir müssen nur warten, nur Zeit schinden, dann sind wir in Sicherheit, das sage ich mir die ganze Zeit und versuche, einen klaren Kopf zu bewahren. Ich darf jetzt bloß nicht in Panik geraten! Alles, bloß keine Panik.

„Ich seh’s doch in deinem Blick, Tweek!“ Der Mann hat mein Gesicht nicht losgelassen, ich blicke immer noch geradewegs auf das erregte Glied. „Du willst doch, dass ich dich damit in deine enge Arschfotze ficke! Ich seh’s doch in deinen Augen, Tweek!“

Ich bin kurz davor, in Panik zu geraten. Tränen sammeln sich in meinen Augen, das ist das einzige, was dieser Mann darin sehen kann. Ich habe Angst. Und die Stimme des Mannes klingt nicht mehr freundlich, sondern laut und erregt. Angst. Ich habe Angst. Angst vor seinen ekligen Worten und den Dingen, die er mit mir anstellen will.

Jetzt schlottern nicht nur meine Beine. Ich zittere am ganzen Körper. Als hätte ich zwei Wochen lang keinen Tropfen Kaffee mehr getrunken, das ist der einzige Vergleich, der mir einfällt, bei meinem Zittern.

Ich versuche einen Blick auf die Gruppe Menschen zu erhaschen, doch alles was ich sehen kann, sind die Hosen des Mannes und der asphaltierten Boden. Sein Griff ist hart und unerbittlich. Zeit schinden, denke ich, und halte die Tränen zurück. Bloß Zeit schinden. Mir kommt eine Idee. Sie ist dumm und waghalsig und ich weiß nicht, ob es klappt, aber es ist die einzige, die mir gekommen ist.

„A-aber… ich, ich bin noch J-jungfrau“, stottere ich und versuche mich von dem Mann wegzubewegen. Es klappt nicht. Mit dem freien Arm greift er jetzt nach meinem Oberkörper und zieht mich näher zu ihm heran. Die Gruppe Menschen, denke ich, und Zeit schinden. Andere Gedanken passen nicht in meinen Kopf, weil er so voll ist von Angst.

„Jungfrau?“ Die Stimme des Mannes hat sich wieder verwandelt. Sie klingt nicht mehr so aggressiv wie eben, sondern wieder ruhig, aber auf eine Art und Weise, die mir noch mehr Furcht einjagt. „Jungfrau, also…“ Er sagt es so, als würde ihm die Tatsache gefallen, als sei sie nur noch ein toller Bonus.

Meine Idee ist total nach hinten losgegangen! Ich kann mich nicht bewegen. Der Mann hat mein Kinn losgelassen, aber er hält mich noch immer mit dem anderen Arm fest, und ich wage es nicht, mich zu befreien. Ich weiß, dass ich nicht stark genug bin. Die Gruppe Menschen, denke ich.

Die gleiche riesige, harte Hand, die auch nach meinen Kinn gefasst hat, berührt mich jetzt zwischen den Beinen. Und sucht mein… mein… Die Tränen rinnen meine Wangen hinab und ich schließe die Augen. Craig, denke ich, bitte komm und beschütze mich.

„CRAIG!“ Das ist nicht mein Ausruf, obwohl ich es im ersten Moment glaube. Pip war es, der geschrieen hat. Craig? Ich öffne die Augen wieder.

„Komm schnell, Craig!“ Pip schreit so laut er kann und ich sehe, dass er sich in Richtung der Menschengruppe gewandt hat, auf die ich all meine Hoffnungen gesetzt habe. „Komm schon! Und die anderen auch! Schnell! Bitte! Tweek! Tweek!“ Zu mehr hat er keine Kraft mehr, ich sehe, wie er ein kleines bisschen zusammensackt und sich die Hand auf die Brust legt, vielleicht um seinen rasenden Herzschlag zu zählen. Hat Pip Bluthochdruck oder so etwas?

Ich habe keine Zeit mehr, um weiter darüber nachzudenken. Der Mann lässt ab von mir, und ich sehe, wie er im nächsten Moment auf dem harten Asphalt aufschlägt. Craig hat sich mit voller Wucht auf ihn gestürzt und drischt wie besessen mit beiden Fäusten auf ihn ein. Ich sehe ihn nur von hinten, doch ich kann erkennen, dass sein Gesicht rot ist vor Wut und sich zu einer wütenden Fratze verzerrt hat. „Was-wagst-du-Arschloch-es-meinem-Freund-wehzutun!“ Jedes einzelne Wort wird begleitet von einem Faustschlag in den Bauch oder ins Gesicht. Der Mann blutet aus der Nase, die seltsam krumm und verbogen hängt, und sein Blick ist der eines gequälten Tieres. Doch Craig kennt kein Mitleid. Er denkt nicht einmal daran, aufzuhören. Seine Schläge scheinen sogar immer härter zu werden. Er wirkt wie in einem Rausch. Clyde und Token stehen am Rand und feuern ihn sogar noch an: „Los, Craig, gib’s dem Pädo-Arsch, aber richtig! Craig!“

Ich bilde mir kein Urteil über das Geschehen und sage nichts. Ich bin einfach nur froh, dass wir jetzt endlich in Sicherheit sind und Craig da ist. Dass ich keine Angst mehr zu haben brauche. Ich spüre, wie sich mein Zittern auf meine gewöhnliche Dosis reduziert und atme ruhig ein und aus.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Tweek?“ Damien steht neben mir. Er hat den zitternden und leichenblassen Pip an der Hand. „Sind wir schon zu spät gekommen?“ Ich schüttele den Kopf und erzähle nicht davon, dass der Mann mein Glied in der Hand gehalten hat, ehe sie eingetroffen sind. Sie brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben. Ich bin froh genug, dass jetzt alles vorüber ist.
 

Der Mann liegt auf dem Boden. Seine Löwenmähne hängt im Dreck, sein Gesicht sieht zerbeult aus. Ein anderes Wort finde ich nicht. Zum Glück muss ich seinen Körper nicht sehen. Craig hat ihn übel zugerichtet.

Ich stehe noch immer neben Damien und Pip, doch die beiden beachten mich nicht mehr. Damien ist damit beschäftigt, Pip zu trösten und zu beruhigen. Er hält ihm im Arm und lässt sich tausende Male versichern, dass sie gerade noch im letzten Moment gekommen sind. Ich weiß nicht, ob Pip weint, vermute es aber. Mir ist nicht nach Weinen. Ich fühle mich eigentlich recht gut, nachdem der Schock erst mal geschluckt ist. Mir ist nur kalt.

Craig kommt zu mir hinüber. Sein Gesicht ist immer noch rot und sein Atem ist schwer. Er schaut mich böse an und ich hoffe, dass er mich nicht meint, sondern den Mann mit der Löwenmähne. Vielleicht will Craig mich ja aber auch gar nicht mehr haben, nach dieser Sache? Ich frage mich, ob er gesehen hat, was der Mann getan hat, ehe er gekommen ist.

Er bleibt nur wenige Zentimeter vor mir stehen. Damien und Pip haben uns bemerkt und sich aus unserem Blickfeld verzogen. Ich warte darauf, dass Craig irgendetwas sagt oder tut, aber er sagt und tut nichts. Ich wünsche mich, dass er mich zu sich hinzieht und drückt und mir sagt, dass alles gut ist, wie Damien es eben bei Pip getan hat. Doch Craig steht einfach bloß vor mir und hat diesen wütenden Blick aufgesetzt. Es vergehen gefühlte Stunden, bis er endlich etwas von sich gibt.

„Dir ist kalt. Hier, nimm meine Jacke!“ Er zieht seine blaue Sweat-Jacke aus, und legt sie mir vorsichtig um die Schultern. Sie ist warm und riecht nach ihm. Ich habe das Gefühl, er hat Angst, mir wehzutun oder mich zu zerbrechen, so sanft wie er mit mir umgeht. Mir geht es gut, hätte ich am liebsten gesagt, aber ich sage nichts. Vielleicht ist dieses Verhalten ja auch nur das Zeichen dafür, dass er mich nicht mehr will, dass er mich abgeschrieben hat? Mache ich ihm zu viel Ärger? Oder denkt Craig, ich habe jetzt einen seelischen Schaden wegen dieser Sache und muss in die Klapsmühle?

Mir geht es gut. Ich stehe noch immer etwas unter Schock, natürlich, und ich werde diesen Tag in meinem Leben nicht mehr vergessen, klar, aber ich habe mich doch nicht plötzlich in eine Porzellanpuppe verwandelt!

Der Bus ist da. Wir steigen ein und schweigen.
 

Ein bisschen krass, aber ich habe euch ja vorgwarnt. ;)

Kommis sind natürlich gerne gesehen! :P Und übrigens danke für die vielen Favos, damit habe ich nie gerechnet! x3
 

Bisher war es so leicht mit ihm. Er hat mir seine Gefühle mitgeteilt, offensichtlich mit mir geflirtet, und es lag allein an mir, wie es sich entscheiden würde. Und jetzt auf einmal weiß ich gar nicht mehr, ob er mich überhaupt noch will. Ich spüre, wie ich wieder zu zittern beginne.

(Auszug aus Kapitel 11 "Beziehungsstress")
 

bye

sb

Beziehungsstress

Kapitel 11

Beziehungsstress
 

Obwohl es mitten in der Nacht ist und morgen wieder Pflichtveranstaltungen auf dem Plan stehen, gehen Clyde und Token noch zu Kyle, Stan, Kenny und Cartman aufs Zimmer, aber ich habe nach diesem Ereignis keine Lust mehr auf Reden und Feiern. Schon gar nicht, wenn Cartman dabei ist. Ich hoffe, die beiden erzählen bloß nichts von dem, was an der Bushaltestelle passiert ist und wie Craig mich verteidigt und seinen Freund genannt hat; Cartman würde die Tatsachen sonst bestimmt wieder verdrehen und es nicht dabei belassen, sich seinen eigenen Teil dazu zu denken.

Craig bleibt bei mir auf dem Zimmer. Es ist das erste Mal auf dieser ganzen Klassenfahrt, dass wir wirklich nur zu zweit sind, fällt mir auf, wenn man unser kurzes Gespräch im winzigen Bad nicht mitzählt. Ich würde gerne mit ihm sprechen, mich dafür bedanken, dass er mich beschützt hat, und ihm mitteilen, wie ich mich entschieden habe, doch Craig scheint nicht in der Laune dazu zu sein. Im Bus hat er kein einziges Wort mit mir gesprochen, obwohl er sich direkt neben mich gesetzt hat, und auch jetzt sagt er nichts. Er schaut mich nicht einmal an.

Ich muss daran denken, wir er mich eingecremt und massiert hat. Nicht einmal zwölf Stunden ist das her, dabei habe ich das Gefühl, es seien Wochen vergangen.

Craigs Verhalten verunsichert mich, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Einerseits hat er mich vor diesem ekligen Typen beschützt, mir seine Jacke gegeben, sich im Bus neben mich gesetzt, bleibt mit mir auf dem Zimmer, und auf der anderen Seite scheint er so zu tun, als sei ich plötzlich gar nicht mehr da. Bin ich ihm egal geworden?

Ich verstehe die Situation nicht. Bisher war es so leicht mit ihm. Er hat mir seine Gefühle mitgeteilt, offensichtlich mit mir geflirtet, und es lag allein an mir, wie es sich entscheiden würde. Und jetzt auf einmal weiß ich gar nicht mehr, ob er mich überhaupt noch will. Ich spüre, wie ich wieder zu zittern beginne. Ich habe lange keinen Kaffee mehr getrunken, aber wir haben hier keinen mehr auf dem Zimmer und ich wage es nicht, Craig darum zu bitten, in der Küche welchen für mich zu holen.

„Möchtest du schlafen, Tweek?“ Craig schaut mich nicht an, während er die Frage stellt. Er kramt in seinem Schrank, oder gibt es zumindest vor. Ich werde immer unsicherer. Wie soll ich mich denn nur benehmen? Soll ich so tun, als sei nichts geschehen? Soll ich Craig zur Rede stellen? Oder soll ich mich genauso ignorant verhalten wie er? Ich nicke kurz und mache mich daran, mich auszuziehen.

Als ich nur noch in Shorts dastehe und sich langsam die kleinen Härchen auf meinen Armen aufstellen, warte ich darauf, dass Craig sich ebenfalls entkleidet. Er gibt nicht das kleinste Zeichen, dass er vorhat, das zu tun. Er schaut immer noch nicht zu mir hinüber, kramt weiter im Schrank. Also klettere ich allein die Leiter zu unserem Bett hinauf. Oben schmuse ich mich nicht sofort unter die warme Bettdecke, wie ich es vorher immer getan habe, damit mir schnell warm wird und Craig keine Gelegenheit dazu hat, mich allzu genau zu mustern, sondern lege mich einfach unbedeckt hin und schaue mit dem Kopf auf die Hand gestützt zu ihm hinunter.

Jetzt kann er nicht mehr vorspielen, dass er am Schrank zutun hätte. Craig nimmt sich die blaue Mütze vom Kopf und ich sehe wieder sein glänzendes, schwarzes Haar. Ob er wirklich etwas dagegen hätte, wenn ich es einmal anfassen würde? Langsam werde ich ein bisschen sauer auf ihn, ein Gefühl, dass ich so noch nie gefühlt habe. Warum macht er dieses Theater? Warum legt er sich nicht einfach zu mir? Ich würde auch mit ihm kuscheln und ihm sagen, dass ich ihn liebe, meine Entscheidung steht längst schon fest.

Craig macht noch immer keine Anstalten, hoch zu kommen. Er schaut nicht einmal hoch zu mir, obwohl ich mich absichtlich so hinlege, dass er mich genau ansehen kann, und packt stillschweigend dieses hierhin oder räumt jenes um. Ich werde ungeduldig. Als er nach fünf Minuten immer noch irgendetwas wegräumt, frage ich ihn: „Willst du nicht zu mir hoch kommen?“

Jetzt endlich schaut er zu mir hoch. Sein Blick ist eine Mischung aus Gleichgültigkeit und Überraschung, eine Mischung, die so paradox ist, dass ich selbst fast nicht glaube, was ich sehe. Er antwortet mir nicht, was mich nervös macht. Habe ich jetzt unsere Beziehung kaputt gemacht? Aber wir sind doch noch gar nicht zusammen. Oder? Craig liebt mich, ich liebe ihn, niemand hätte ein ernstes Problem mit unserer Liebe, und trotzdem sagt er nichts.

Als ich mich fast schon wieder umdrehen, gegen die Wand starren und leise losheulen will, beginnt er damit, sich auszuziehen. Ich schaue ihm zu und mustere seinen Körper, wie er gestern Mittag meinen noch gemustert hat, und ich stelle fest, dass er mir gefällt. Plötzlich spüre ich das unbändige Verlangen in mir, Craig möge sich doch ganz eng neben mich legen. Ich will wieder seine Bauchmuskeln an meinem Rücken und seine Knie an meinen Oberschenkeln spüren.

Als er zu mir ins Bett kommt, merke ich, wie mir ganz warm wird. Bestimmt bin ich ganz fürchterlich rot im Gesicht. Ich warte darauf, dass er sich direkt an mich kuschelt, einen Arm um mich legt, doch er tut es nicht.

„Was ist los mit dir?“ Die Frage ist mir entschlüpft, ehe ich die Gelegenheit habe, darüber nachzudenken, ob sie passend ist oder nicht, ob ich überhaupt das Recht habe, sie ihm zu stellen. Doch jetzt steht sie im Raum und eigentlich bin ich doch ganz froh darüber, dass Craig sich endlich verantworten muss. Ich starre ihn neugierig an und rücke unauffällig ein Stück näher an ihn heran. Craig sagt immer noch nichts. Er schaut an mir vorüber an die weiße Wand, schwebt in irgendwelchen Gedanken oder Träumen, er wirkt wie in Trance, wie in einem Schockzustand. „Liebst du mich denn überhaupt noch?“, frage ich ihn, und ich sage es eigentlich bloß, damit er schnell etwas antworten muss und nicht mehr dieses schreckliche Schweigen mich erdrückt. Ich ertrage ihn nicht, wenn er so ist, und ich sehne mich nach einem heißen, dunklen Kaffee. Bitte sag doch etwas, Craig, denke ich, während ich die Frage ausspreche.

„Natürlich“, antwortet er sofort ohne zu Zögern, sonst sagt er nichts. Aber wenigstens scheint er endlich aus seinem komischen Trance-Zustand erwacht und halbwegs ansprechbar zu sein. Ich bin froh darüber, ich will, dass er noch etwas sagt, egal was, nur damit er nicht wieder darin zurückfällt. „Was ist los mit dir, Craig? Du machst mir Angst, wenn du so bist.“

„Das tut mir leid“, sagt er und ich spüre, dass es ihm wirklich Leid tut, obwohl sein Gesicht immer noch ausdruckslos und leer ist. „Ich will dir keine Angst machen. Das ist das allerletztes auf der Welt, was ich will.“

„Dann sei bitte wieder normal!“ Ich weiß nicht, wie ich es ihm klar machen soll. Jedes Wort, das ich mir ausdenke, klingt unpassend und jede Geste, die ich vollführe, fühlt sich nicht richtig an. Ich wünsche mir, dass er seinen Arm um mich legt und mir ins Ohr flüstert, dass er mich liebt, sogar noch mehr als einen heißen Kaffee wünsche ich mir das. „Was ist denn los mit dir? Bitte sag es mir!“

Craig antwortet nicht. Ich bin kurz davor, in Tränen auszubrechen, ich fühle mich so elend, wie nie zuvor. Lieber würde ich wieder in den Fängen des Mannes mit der Löwenmähne gefangen sein, als Craig noch eine Minute in diesem stummen, gleichgültigen Zustand zu ertragen! „Ist es wegen dem Mann? Habe ich irgendetwas falsch gemacht? Es tut mir Leid“, sage ich und weiß nicht, wofür ich mich entschuldige. Aber das ist mir egal, Hauptsache Craig benimmt sich wieder normal, so wie ich ihn kenne.

Endlich reagiert Craig, und endlich zeigt er ein Gefühl. Er schaut mich geschockt an, als sei ich auf absolut absurde Gedanken gekommen. „Hey, hey, hey“, meint er dann und rückt ein Stück näher zu mir hin, sodass ich seine Körperwärme spüre, aber ohne mich tatsächlich zu berühren. „Sag das nicht noch einmal, okay?“ Seine Stimme klingt leise und tröstend, wie die von Damien heute Abend, als er Pip an der Bushaltestelle getröstet hat, und ich sehne mich nach dieser weichen Stimme. „Du hast gar nichts falsch gemacht, hörst du, gar nichts! Und du musst dich auch für nichts entschuldigen!“

„Und wieso bist du dann so?“

„Wie bin ich denn?“

„Tu nicht so! Du redest nicht mehr mit mir, und tust so, als sei ich gar nicht da, und bist wie erstarrt!“

Craig scheint sich ertappt zu fühlen. Er senkt beschämt den Blick und sagt dann leise: „Es tut mir leid, Tweek, ich will dir nicht weh tun damit. Ich… ich.. schäme mich nur so, ich fühle mich so schrecklich, so falsch und so nichtswürdig!“

Ich bin erschrocken über seine Ehrlichkeit und seine Gefühle, die für mich absolut gar keinen Sinn ergeben, und frage ihn stockend und zitternd, wie er das meine.

„Ich habe dich nicht beschützt“ sagt er. „Ich habe mir immer gesagt, dass ich dich beschützen werde, egal was passiert. Dass ich jeden, der dir etwas antun würde, die Kotze aus dem Leib prügeln würde.“

„Du hast es doch getan“, widerspreche ich ihm und rutsche noch ein winziges Stückchen zu ihm hinüber. Unsere nackten Beine berühren sich, und unsere Schultern. Craig fühlt sich warm an, weich, obwohl er so trainiert ist, und ich wünsche mir wieder, er würde seinen Arm um mich legen. Ich fühle mich zu Tränen gerührt wegen dem Versprechen, dass er sich selbst gegeben hat, und gleichzeitig erschreckt es mich ein wenig. „Du bist noch in letzter Sekunde aufgetaucht und hast diesen Kerl doch zusammengeschlagen! Du hast doch dein Wort gehalten!“

Craig schnaubt und löst sich von meinen Berührungen. „In letzter Sekunde“, wiederholt er und blickt mir ins Gesicht. Dann grinst er, und ich habe in meinem ganzen Leben noch nie ein böseres, ironischeres Grinsen gesehen als dieses. „Ich war früher da als die anderen, weil ich sofort losgerannt bin, als ich Pip gehört habe“, erzählt Craig und sein Gesicht nimmt einen ganz furchtbar gequälten Ausdruck an, „ich habe gesehen, was dieses Arschloch dir angetan hat!“

Der Mann mit der Löwenmähne hat mir zwischen die Beine gegriffen, und ein bisschen gerieben, das weiß ich noch ganz genau. Es war eklig, ich habe Angst gehabt, zu weinen angefangen, aber jetzt ist doch alles wieder gut. Der Kerl ist von Craig verprügelt worden wie nichts, und mir und Pip ist nicht Ernstes passiert. Ich möchte nicht, dass Craig sich deswegen Vorwürfe macht!

„Niemand darf dich da anfassen, wenn du es nicht willst“, fährt Craig fort und er sagt es, als sei es ein Gesetz, das so grundsätzlich und selbstverständlich ist, dass es absolut unmöglich ist, dass jemand auch nur auf den Gedanken kommen könnte, es zu brechen. „Du glaubst nicht, wie entsetzlich wütend ich geworden bin. Ich wollte den Kerl umbringen. Ehrlich, das wollte ich! Hätten Clyde und Token das nicht rechtzeitig bemerkt und mich da weggezogen, würde das Arschloch jetzt totgeschlagen in irgendeinem Straßengraben liegen.“ Das glaube ich ihm. Seine Stimme klingt ernst, todernst. „Ich habe dich nicht beschützt“, wiederholt er. „Weißt du, als Pip und du auf die Idee gekommen sind, sich abends in der Stadt von uns zu trennen, wollte ich das zuerst gar nicht zulassen. Aber Damien und die Anderen haben auf mich eingeredet, und dann habe ich euch doch gehen lassen. Ich hätte nicht auf sie hören dürfen“, meint er und seine Stimme klingt jetzt nicht nur todernst, sondern auch schrecklich gequält und vorwurfsvoll. Ich habe das Gefühl, Craig ist tatsächlich kurz davor, zu weinen, obwohl ich mir das bei ihm gar nicht vorstellen kann. „Ich hätte nicht auf sie hören dürfen, ich hätte bei dir bleiben müssen, dich beschützen müssen!“

„Damit hat niemand gerechnet“, versuche ich ihn zu beruhigen und wage es endlich, ihm übers Haar zu streichen. Es fühlt sich weich an, und ich streichle es ein bisschen und spiele damit, lasse es mir langsam durch die Finger gleiten und versuche, ein Wort für dieses Gefühl zu finden. „Das hätte auch jedem Anderen passieren können.“

„Aber es ist dir passiert!“, unterbricht mich Craig. Ich achte nicht auf seinen Einwand und fahre ungerührt fort: „Du kannst mich nicht immer beschützen, Craig, schon gar nicht, wenn du nicht bei mir bist. Und du kannst nicht rund um die Uhr bei mir sein. Mach dir bitte keine Vorwürfe, das hast du nicht verdient! Du bist doch noch aufgetaucht, und du hast das Schlimmste verhindert. Du hast dein Bestes getan!“ Meine Stimme klingt leise und fließend, und ich hoffe, dass Craig meine Worte annimmt. Ich meine sie ebenso ernst wie er seine gemeint hat. Ich möchte nicht, dass er sich Vorwürfe wegen einer Sache macht, die längst vorbei ist und für die er rein gar nichts kann.

„Weißt du, warum ich dich so liebe?“, fragt Craig plötzlich völlig unvermittelt, und ich höre einen Moment damit auf, mich mit seinen schwarzen Haaren zu beschäftigen, schaue ihm stattdessen neugierig in die Augen, die fast ebenso schwarz sind. „Weil du so unglaublich liebenswürdig bist. Weil du jedem verzeihen kannst, und immer versuchst, es allen Leuten Recht zu machen und es hasst, wenn jemand traurig ist oder Probleme hat. Ich kenne niemand sonst, der so unfassbar lieb ist.“

Craigs Worte rühren mich, und unweigerlich muss ich anfangen zu lächeln. Es hat noch nie jemand so etwas zu mir gesagt, so etwas Schönes und Romantisches, und ich freue mich aufrichtig über dieses Geständnis. Ich frage mich, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, ihm mitzuteilen, wie ich mich entschieden habe. Doch wieder finde ich nicht die richtigen Worte. Wie immer in solchen Situationen.

„Ähm, gah“, beginne ich und werde rot vor Scham wegen diesem peinlichen Anfang. Craig schaut mich neugierig an, und überhört freundlich mein Gestammel von eben. In seinen Augen leuchtet irgendetwas, was ich nicht beschreiben kann, sie scheinen zu funkeln wie zwei dunkle Juwelen. Und sie machen mich ganz furchtbar nervös, ich fühle, wie ich wieder beginne zu zittern, diesmal viel stärker als zuvor. Ich bin so aufgeregt!

Craig legt mir seinen Arm um den Oberkörper, zieht mich noch sanft ein kleines Stückchen zu ihm hin und ich spüre seine Wärme und Kraft. So nah war er mir nie zuvor. Ich spüre seine Körperwärme und ich friere nicht mehr, obwohl wir nicht einmal unter der Decke liegen, ich spüre seinen heißen Atem in meinem Gesicht und ich spüre seine nackten, harten Bauchmuskeln an meinem Oberkörper. So geborgen und geliebt habe ich mich noch niemals gefühlt. Ich wünsche mir, dass wir uns nie wieder loslassen.

„Ich… ich, gah, ich…“ Komm schon, Tweek, sage ich mir und versuche mich trotz dieser Welle aus schönen Gefühlen und Wärme, die mich wegzureißen droht, zu konzentrieren. Nicht stammeln, bitte, nur dieses eine Mal, bei deiner Liebeserklärung. Bitte!

„Ich liebe dich, Craig!“

Er schaut mich an und ich erkenne die reine Glückseligkeit in seinem Blick. Ohne mir die Gelegenheit zu lassen, noch irgendetwas hinzuzufügen oder sonst irgendetwas zu tun, drückt er seine Lippen auf meine und küsst mich. Sie sind immer noch so weich und warm und schön, wie ich sie in Erinnerung habe.
 

Grrr, es ist fast schon mein Lieblings-Kapitel, eures hoffentlich auch.

Endlich der ersehnte Kuss! :P

Aber keine Sorge, natürlich ist die Fanfic noch nicht zu Ende. Die fünf Tage Klassenfahrt sind schließlich noch nicht um. ;) Euch erwarten noch neun Kapitel, also, keine Panik! xD
 

Als Antwort bekommt er von mir eine heftig zugeknallte Badezimmertüre.

Das kalte Wasser hilft mir, richtig wach zu werden und erst alles zu realisieren, was eben passiert ist. Hoffentlich ist Craig nicht sauer, weil ich mich so zickig benommen habe, denke ich mir und schäume mir die blonden Haare ein.

(Auszug aus Kapitel 12 "Frisch verliebt am Morgen")
 

bye

sb

Frisch verliebt am Morgen

Kapitel 12

Frisch verliebt am Morgen
 

Ich kann nicht aufstehen, als Tokens Wecker um sieben klingelt. Nicht etwa, weil ich noch so furchtbar müde bin oder meine Glieder schmerzen, sondern weil ein schwerer, trainierter Arm mich fest umklammert hält und nicht daran zu denken scheint, mich loszulassen, damit ich ins Bad und mich fertig machen kann. Wir haben es uns angewöhnt, dass ich immer als erster duschen gehe, weil ich morgens immer leichter aus dem Bett komme als die anderen Drei. Wenn nicht zufällig gerade irgendwelche Arme mich daran hindern.

„Craig!“, flüstere ich leise und versuche mich von ihm loszumachen. Ich möchte bloß nicht, dass Clyde oder Token, die sich zum Glück alle beide nicht sonderlich für Tokens Wecker interessieren, etwas von meinem kleinen Problem hier mitbekommen, das wäre mir zu peinlich. Craig dreht seinen Kopf zu mir um und ich kann sehen, dass er längst wach ist und mich frech angrinst. Ich versuche wieder mich zu befreien und muss feststellen, dass Craigs einzelner Arm, der mich immer noch fest umschlungen hält, mich mit meiner gesamten Körperkraft, die ich einsetze, locker schlägt. Warum habe ich mir bloß so einen muskulösen Freund gesucht?

„L-lass mich los, gah!“, befehle ich und ernte nur ein fieses Lächeln von Craig, der sich noch immer keinen Zentimeter bewegt hat. Langsam finde ich die Sache nicht mehr so lustig, wir haben schon viel zu viel Zeit verplempert und um acht Uhr gibt es Frühstück. „Craig, bitte!“

„Hm…?“ Craig tut so, als würde er über meine Worte nachdenken und schnippt dann mit den Fingern der Hand, die er noch frei hat, als wäre ihm eine Idee gekommen. „Nur wenn ich einen Kuss bekomme!“ Weil ich jetzt schon fast fünf Minuten meiner wertvollen fünfzehn Minuten im Badezimmer verloren habe und keine Lust darauf habe, mich noch mehr ärgern zu lassen, drücke ich Craig schnell einen groben Kuss auf die Lippen und flitze die Leiter hinunter, ehe er es sich anders überlegen kann.

Während ich mich hektisch an meinem Schrankfach zu schaffen mache und schnell alles heraussuche, was ich zum Duschen und Fertigmachen brauche, fragt mich Craig, der sich inzwischen im Bett aufgesetzt hat und unheimlich sexy aussieht mit seinem verwuscheltem Haar und dem trainierten Oberkörper, völlig lässig: „Du hast nur noch so wenig Zeit, wollen wir nicht einfach zusammen duschen?“

Als Antwort bekommt er von mir eine heftig zugeknallte Badezimmertüre.

Das kalte Wasser hilft mir, richtig wach zu werden und erst alles zu realisieren, was eben passiert ist. Hoffentlich ist Craig nicht sauer, weil ich mich so zickig benommen habe, denke ich mir und schäume mir die blonden Haare ein. Aber so weit, dass ich mit meinem Freund zusammen duschen kann, das bin ich nach einem einzigen Tag, oder eher einer einzigen Nacht Beziehung noch nicht. Ich hoffe nur, dass Craig das genauso sieht.

Plötzlich bekomme ich ein wenig Angst. Ich hatte noch nie eine Freundin oder einen Freund. Habe ich mich vielleicht doch falsch benommen? Gestern Abend im Restaurant habe ich mit Pip fast ausschließlich übers sexuellen Kram geredet, aber nicht darüber, wie man sich in einer Beziehung richtig verhält.

Ich steige aus der Dusche und hoffe, dass ich noch genug Zeit habe, um mich vernünftig abzutrocknen und mir die Zähne zu putzen. Blöder Craig!

Ich beschließe, dass Zähne putzen vorgeht und schrubbe mir nackt vor dem Spiegel mit der Zahnbürste im Mund herum. Weil ich so hektisch bin, tropft mir ein kleines bisschen Zahnpasta auf… auf… naja, das Ding da unten. Langsam wische ich das Tröpfchen mit meinem Daumen weg und begutachte mein Glied. Jetzt, wo ich endlich mit Craig zusammen bin, scheint es mir noch zehnmal wichtiger geworden zu sein, dass es Craig gefällt. Aber ist es nicht zu klein? Natürlich ist es jetzt nicht steif, und im nicht erregierten Zustand sieht es noch kleiner und mickriger aus, als ich es mir sonst immer vorstelle. Ich habe noch nie ausgemessen, wie groß mein Penis ist, wenn er steif ist. Und hier auf der Klassenfahrt kann ich das schon gar nicht tun, allein schon weil ich kein Maßband dabei und nur fünfzehn Minuten im Bad habe, und außerdem möchte ich nicht unbedingt mit einer Latte herauskommen, wenn Craig draußen auf mich wartet. Ich frage mich, wie groß Craigs Ding ist. Bestimmt ziemlich groß, das kann ich mir bei seinem schönen Körper gut vorstellen.

Mir fällt wieder ein, dass ich nur noch ganz wenig Zeit habe, und putze mir weiter die Zähne. Jetzt muss ich mir sowieso noch keine Gedanken darum machen, sage ich mir, und lege die Zahnbürste weg. Pip hat gesagt, eineinhalb Monate. Das ist noch ein bisschen was hin!

Als endlich Clyde mit ein paar Minuten Verspätung ins Badezimmer kann, schaue ich automatisch zu unserem Bett nach oben und stelle erleichtert fest, dass Craig sich wieder hingelegt hat. Er ist eigentlich ein Langschläfer und nutzt jede Minute, die er kriegen kann, noch zum Schlafen aus. Deswegen geht er auch als letzter von uns Vieren duschen. Naja, wenn er nicht gerade auf die blödsinnige Idee kommt, seinem Freund morgens einen Streich spielen zu müssen!

Irgendwann sind wir dann alle fertig und kommen sogar noch pünktlich zum Frühstück. Craig ist nicht sauer auf mich, jedenfalls legt er auf dem Weg von unserem Zimmer im zweiten Stock hinunter in das Erdgeschoss seinen Arm um meine Schulter.

Clyde und Token grinsen beide, als sie uns sehen. „Na?“, sagt Clyde und boxt Craig gegen die Schulter, „hat’s endlich geklappt?“

„Aber nimm den Kleinen nicht so hart ran, ja Craig?“, fügt Token gespielt besorgt hinzu und wirft uns zweideutige Blicke zu, „ich glaube, das verträgt Tweek noch nicht.“

„Und wie gesagt, macht es bitte nicht in unserem Zimmer, während wir anwesend sind, okay?“

„Keine Sorge, Leute“, antwortet Craig auf die blöden Sprüche der beiden und lacht, „ihr müsst keine Angst um Tweek haben, ich bin ganz zärtlich, wenn wir’s machen. Versprochen! Außerdem ist es doch sowieso nur noch eine Nacht, dann sind wir wieder zurück in South Park.“

Eine Nacht noch. Unglaublich, aber als ich es kurz im Kopf zusammenrechne, muss ich Craig Recht geben. Noch diesen Tag und morgen, dann sind die fünf Tage Klassenfahrt schon vorüber. Mir wird ein wenig schlecht bei dem Gedanken, wieder zurück nach South Park zu müssen. Mit South Park verbinde ich bloß Kälte und Schnee, einen fiesen Cartman und jede Menge Einsamkeit.

Am liebsten würde ich hier bleiben. Es scheint mir unglaublich, wie viel sich hier geändert hat. Ich erinnere mich noch an die Busfahrt hierhin, als Craig sich neben mich gesetzt hat, obwohl ich doch der Loser ohne Freunde war. Und jetzt? Nach nur drei Übernachtungen hier habe ich plötzlich jede Menge neue Freunde gefunden, Alkohol getrunken, hatte meinen ersten Kuss, und habe meinen ersten Freund.

Ich will nicht zurück nach South Park.
 

Beim Frühstück wird mal wieder heftig darüber diskutiert, was heute als Pflichtprogramm ansteht. Token erzählt wieder, dass er bei einem Theater auf jeden Fall schwänzen wird, komme was wolle, doch niemand hört ihm wirklich zu. Wir fragen Wendy, die sich zu uns an den Tisch gesetzt hat, weil sie Klassensprecherin ist und in solchen Dingen meistens ein wenig besser informiert ist als der Rest der Klasse. Sie scheint tatsächlich zu wissen, wohin es gehen wird, zwinkert uns jedoch nur zu und meint, wir sollen uns überraschen lassen. Ich frage mich, was das zu bedeuten hat.

„Komm schon, Wendy, rück schon raus mit der Sprache!“ Clyde ist neugierig geworden, wie nicht anders zu erwarten gewesen, und drängt Wendy dazu, das Geheimnis preis zu geben. Sie lässt sich nicht erweichen und Clyde und sie rangeln ein wenig, wie ich es eigentlich nur mit ihm in Kombination mit Token kenne. Komisch. Nach nur drei Tagen glaube ich schon, sie alle hier so gut zu kennen.

Während wir essen, werden Craig und ich von allen Seiten angestarrt und ich kann genau hören, wie getuschelt wird. „Also, sind die jetzt doch ein Paar!“, höre ich Stan vom Tisch hinter uns leise sagen, „ich hab’s schon die ganze Zeit geahnt!“, und er erzählt ihnen die Geschichte vom Automaten in unserer ersten Nacht hier, wo Craig mich so offensichtlich vor Cartman verteidigt und nicht einmal abgestritten hat, mein neuer Freund zu sein, obwohl wir da noch nicht einmal zusammen gewesen sind. Andere tuscheln auch. Ich kann sehen, wie Pip mir von einem Tisch weiter weg zuzwinkert und den Daumen zeigt, gleichzeitig höre ich Cartman sagen, unsere Beziehung sei eklig und unnormal. „Diese Drecksschwulen!“, sagt er so laut, dass alle es hören könne, „sollen sie doch alle verrecken!“ Ich frage mich wirklich, wie Cartman überhaupt noch Freunde haben kann, so fies wie er ist. Kyle weist ihn sofort zurecht, doch sonst tut niemand irgendetwas, um Cartman einen Denkzettel zu verpassen.

„Hey“, flüstert mir Craig zu und nimmt meine Hand. „Mach dir keine Gedanken wegen Cartman. Der ist ein mieses Drecksschwein, auf den hört doch niemand. Außerdem weiß ich einige … Dinge über ihn, von denen er nicht gerne möchte, dass andere sie erfahren. Er wird uns also nichts tun.“ Er küsst mich kurz auf den Mund und ich spüre, wie sich alle Blicke auf uns richten. Die werden sich schon daran gewöhnen, sage ich mir und lächle Craig an. Bei Damien und Pip hat es ja schließlich auch geklappt!

„Was für Dinge weißt du über Cartman?“, frage ich nach, doch Craig legt sich bloß den Zeigefinger auf die böse grinsenden Lippen und gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn. Wie oft küssen sich Paare am Tag eigentlich?

Ich trinke meine Tasse heißen Kaffee aus, und fülle mir meine silberne Thermoskanne, die ich mir extra bereitgestellt habe, bis zum Rand damit auf. Oh Gott, wie ich das Zeug vermisst habe!
 

Im Versammlungsraum 2 erfahren wir, dass unser Tag heute uns in den nahe gelegenen Freizeitpark führen wird. Wir sind alle überrascht und freuen uns über die glückliche Wendung. Token lächelt selig und flüstert immer wieder leise „Freizeitpark, kein Theater, geil!“.

Ich bin der einzige, der heimlich schluckt. Ich mag das Fahren mit Achterbahnen nicht sonderlich. Und hoffentlich gibt es keine Geisterbahn oder so etwas. Bitte nicht! Ich weiß, es klingt ziemlich blöd, und deswegen erzähle ich es auch keinem, aber ich fürchte mich immer davor, dass der Wagon in dem ich gerade sitze, aus irgendeinem Grund abstürzen wird – und ich natürlich mit ihm! Niemand sonst scheint sich vor dem Freizeitpark zu fürchten. Selbst Pip und Butters freuen sich darauf. Ich schäme mich für meine Angst und sage mir, dass ich sie niemandem merken lassen werde, nicht einmal Craig. Besonders nicht Craig! Ich möchte nicht, dass er sich schon wieder Sorgen um mich machen muss und ich ihm damit den ganzen Spaß verderbe.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Schatz?“, fragt Craig mich auf dem Gang. Mir fällt auf, dass er mich noch nie „Schatz“ genannt hat; Mella, Leonie und Tracy, die zu dritt an uns vorbeikommen, kichern laut hinter vorgehaltener Hand. Craig zeigt ihnen den Finger und ergreift meine zitternde Hand. „Hey, du musst dir echt keine Gedanken machen wegen solchen Idioten“, meint Craig wieder zu mir und küsst mich kurz auf den Mund. Ich bin froh, dass er glaubt, ich sei nur so blass und ängstlich wegen der vielen Leute, die uns blöd oder neugierig anstarren und er nicht einmal auf die Idee kommt, ich könnte mich vor dem Freizeitpark fürchten. Gleichzeitig bestätigt mich das allerdings auch darin, dass meine Angst völlig blödsinnig und lächerlich ist. Wer, außer mit, hat denn bitte auch schon Angst vor einer Achterbahn?!
 

Jaja, ich glaube es nicht allen Erwartungen gerecht geworden, aber ich hoffe, dass es euch trotzdem irgendwo gefällt. :P (Eigentlich ist es auch nur so eine Art Übergangs-Kapitel...)
 

Ich schreie und reiße mich von Craig los, als hätte er sich plötzlich in den Mann mit der Löwenmähne verwandelt. „Du… du…!“, sage ich, mehr bringe ich nicht heraus. [...] Ich habe nicht erwartet, dass Craig das tatsächlich tun würde… Ich habe ihm vertraut!

(Auszug aus Kapitel 13 "Allein am Strand")
 

bye

sb

Allein am Strand

Kapitel 13

Allein am Strand
 

Wir fahren erst um zwölf Uhr mittags los, mit einem extra für uns gemieteten Bus, weil keine normale Buslinie am Freizeitpark hält, der ein wenig außerhalb der riesigen Stadt liegt. Darum nehme ich an, dass Clyde, Token, Craig und ich uns noch ein wenig in unserem Zimmer aufhalten und quatschen werden, ehe es losgeht. Doch noch ehe wir an der Treppe, die zu den oberen Stockwerken führt, angekommen sind, zieht Craig sanft an meiner Hand und mich weg von der Treppe.

Ich schaue ihn überrascht an. „Wollen wir nicht lieber noch ein bisschen runter an den Strand, bevor wir losmüssen?“, fragt er mich und lächelt. „Langsam nervt es mich, dass wir ständig zu viert in diesem kleinen Zimmer hocken müssen! Und außerdem ist es da so früh morgens bestimmt ganz leer.“ Obwohl mir etwas mulmig zumute ist bei dem Gedanken, ganz allein mit Craig noch mindestens satte drei Stunden am Strand zu verbringen, stimme ich zu. Mir fällt wieder auf, dass wir auf dieser Klassenfahrt so selten allein sind. Aber mich stört das gar nicht so sehr, wie Craig das tut, scheint mir. Ich frage mich, wie es sein wird, wenn wir wieder zurück in South Park sind. Werden wir da nur noch Dinge zu zweit unternehmen?

Der Strand ist tatsächlich menschenleer um diese Uhrzeit. Als wir gestern –gestern war es erst, es scheint Wochen her zu sein- hier waren und Craig mir den Rücken massiert hat, war der Strand zum Bersten voll gewesen, mit großen Familien, Paaren und Freunden bis zum Überlaufen gefüllt gewesen. Ich erinnere mich mit einem wohligen Schauer, der mir über den Rücken läuft und mir eine Gänsehaut verpasst, an Craigs Massage. Ob er das irgendwann vielleicht noch einmal machen wird? Hoffentlich.

„Woran denkst du gerade?“, fragt Craig mich, als er mein Lächeln und meinen leichten Gesichtsausdruck bemerkt. Wir laufen Hand in Hand am Wasser, das ganz ruhig daliegt, den Strand entlang, bis unser Hotel weit hinter uns liegt. „A-ach“, meine ich und spüre, wie sich meine Wangen rot färben, „ich dachte nur daran, wie du mich, gah, gestern massiert hast…“

Craig grinst mich verführerisch an und lässt sich zu Boden sinken, und zieht mich an beiden Händen hinterher. Der Sand fühlt sich weich und kalt an auf meiner Haut. „Ich kann es gerne noch mal machen“, bietet er an und legt seine Arme von hinten um mich, „das habe ich dir doch gestern gesagt!“

„A-aber, gah“, widerspreche ich und verwünsche, dass ich meinen Kaffe nicht mitgenommen habe, „wir sind hier doch in der Öffentlichkeit!“

„Also, ich sehe hier niemanden.“ Craig hat Recht. Es ist weit und breit niemand zu sehen. Wer kommt auch schon um viertel vor neun Uhr morgens auf den Gedanken, an den Strand zu gehen? „Und es hat dir doch gefallen, oder?“ Craig schnurrt mir diese Worte ins Ohr und presst seinen Körper noch ein wenig enger an mich. Ja, es hat mir gefallen. Und mir gefallen auch seine Bauchmuskeln, die ich durch das T-Shirt an meinem Rücken spüre und sein Atem in meinem Nacken.

„Okay, okay.“ Ich gebe mich schließlich geschlagen. Wenn ich schon im Freizeitpark gleich keinen Spaß haben kann, dann soll ich wenigstens jetzt eine angenehme Rückenmassage von meinem Freund bekommen. Ich finde, das klingt fair. Und auch wenn es unfair klingen würde, ich würde eine Menge hergeben für eine schöne Massage von Craig!

„Dann zieh dein Shirt aus!“

„W-was?“

„Du sollst dein Shirt ausziehen!“

„A-aber…“

„Hier ist doch niemand!“

Schlussendlich ziehe ich es doch aus. Ich fühle mich seltsam nackt und entblößt, obwohl ich schon mit viel weniger Kleidung vor Craig gestanden habe, man denke nur allein an heute Nacht! Trotzdem ist es mir unangenehm, wie er mich mustert. Ich muss wieder an meinen flachen, nicht muskulösen Bauch denken und die dünnen Arme, und frage ungeduldig: „Und wie ist das jetzt mit der Massage?“, nur damit Craig mich nicht mehr so anschaut.

„Leg dich hin!“

Ich tue es bereitwillig und warte hoffnungsvoll auf die schönen Berührungen von Craigs Fingern an meinem Rücken. Doch zuerst einmal spüre ich ein schweres Gewicht, das sich auf meinen Hintern niederlässt. Oh-mein-Gott! Ich muss an das Mädchen vom Strand denken, dessen Freund sich auf sie gesetzt hat, um sie einzucremen, und versteife ein bisschen.

„Bin ich zu schwer?“, fragt Craig und ich kann förmlich sehen, wie er grinst. Es ist dasselbe überhebliche Grinsen wie heute Morgen, als er mich nur für einen Kuss von seiner Umarmung befreit hat. Blöder Craig! Dieses Mal will ich ihm den Sieg nicht gönnen. Ich verneine, und weil mir das nicht genug ist, füge ich noch schnurrend und so unschuldig, wie ich es nur hinbekomme, hinzu: „Fühlt sich eigentlich ziemlich schön an, wo du da bist!“

Plötzlich spüre ich irgendetwas Dickes, Hartes an dem Übergang von einer meiner Pobacken zum Oberschenkel. Im ersten Augenblick bin ich völlig überfordert damit und frage mich tatsächlich noch ernsthaft, was das sein könnte. Als es mir dann klar wird, weiß ich nicht, ob ich laut loslachen oder mir wieder meinen Kaffee wünschen soll. Craig hat einen Ständer bekommen wegen meinem Scherz eben. Ein bisschen bin ich stolz darauf, ihm eins ausgewischt zu haben, ein bisschen habe ich Angst. Er… also er ist wirklich sehr… sehr groß. Meiner ist nicht so groß und dick, da bin ich mir jetzt schon sicher.

„Was stellst du nur für böse Sachen mit mir an, Tweek!“ Craig nimmt es auf die leichte Schulter. Schade, irgendwie habe ich mir gewünscht, es würde ihm peinlich oder unangenehm sein oder so etwas. Allein schon, um mich ein wenig rächen zu können. Ich weiß nicht, wieso ich plötzlich so darauf aus bin, ihm die Sache von heute Morgen heimzuzahlen, vielleicht ist es seine Lässigkeit, mit der er mit diesem Thema umgeht, die mich bestärkt und mir Mut macht; jedenfalls beschließe ich, die Sache noch ein bisschen weiter zu treiben. Wenn Craig das schon so locker nimmt, wird er bestimmt nicht böse, wenn ich ihn ein bisschen weiter auf die Schippe nehme. Außerdem… naja, vielleicht kann ich auf diesem Wege ein bisschen was über ihn herausfinden, ohne dass wir ein total peinliches Gespräch mit roten Gesichtern führen.

„Wolltest du mich nicht massieren?“

„Mach ich sofort!“ Und endlich spüre ich die Berührungen, die ich mir so lange ersehnt habe. Craig ist unfassbar sanft zu mir, als fürchtete er, er könne mich mit seinen kräftigen Händen zerdrücken, und gleichzeitig fühlt sich jeder seine Bewegungen und Berührungen unglaublich intensiv an. Ich seufze genüsslich auf und spüre, wie sich das Ding an meinem Oberschenkel, das in der Zwischenzeit wieder ein klein wenig zusammengesackt ist, sich regt und wieder wächst.

Eigentlich ist es absurd, denke ich mir. Craig und ich haben uns noch nicht einmal richtig geküsst. Also, mit der Zunge. Und jetzt machen wir so etwas hier. Aber ob es nun die richtige Reihenfolge ist oder nicht, es gefällt mir. Ich mag Craigs Berührungen, sein Gewicht auf mir, das harte Ding zwischen seinen Beinen. Ich fühle mich unheimlich stark, begehrt, frei, ich habe keine Angst, und ich habe vor, diese Tatsache noch ein bisschen weiter auszukosten.

„Sag mal?“, beginne ich und versuche, möglichst locker zu klingen, „wie groß ist deiner eigentlich?“

Die Hände, die sich an meinem Nacken und meinen Schultern zu schaffen gemacht haben, halten plötzlich inne. Ich kann spüren, wie Craig, der sich ein wenig nach vorne gebeugt hat, um an alle Stellen zu kommen, sich wieder gerade aufsetzt. Habe… habe ich jetzt… übertrieben? Ich verfluche diesen Rausch, der mich dazu verführt hat, diese Frage zu stellen -nach einem Tag Beziehung, einem!- und warte nervös Craigs Reaktion ab.

„Was ist eigentlich mit dir los, Tweek?“ Craig lacht leise und beugt sich wieder nach vorne, um mir zärtlich am Ohr zu knabbern und hineinzuflüstern: „Ich habe ja eigentlich nicht erwartet, dass du gleich so loslegen würdest, aber mir soll es Recht sein…“

„Gah, ich… also, ich bin eigentlich nicht, gah, so…“ Ich versuche meine Situation zu erklären und muss wieder feststellen, dass mir die Worte fehlen. Plötzlich hat sich dieses Gefühl, das mich so unglaublich selbstsicher und mutig gemacht hat, verflüchtigt. Ich bekomme ein bisschen Panik. Craig würde doch nicht… wegen dieser einen Frage denken… ich wollte sofort…sofort… Wir sind doch am Strand!

Craigs Hände beginnen wieder meinen Rücken zu kraulen, und fast hoffe ich schon, damit wäre die Sache erledigt. Ich meine, er weiß doch, wie ich bin! Er weiß doch, dass ich niemals… nach einem Tag… Ich entspanne mich langsam wieder und genieße die Fingernägel von Craig, wie sie meinen Rücken streicheln und ein angenehmes Gefühl hinterlassen.

„Also, meiner ist einundzwanzig Zentimeter lang, wenn du es genau wissen willst.“

Einundzwanzig. Diese Zahl steht plötzlich zwischen uns und lässt mich erstarren wie einen Eisblock. Einundzwanzig Zentimeter! Das ist doch bestimmt ein Scherz, oder? Ich werde nervös. Das hat er doch bestimmt nicht ernst gemeint, sage ich mir. Einundzwanzig Zentimeter, das gibt es doch nur in Pornos! Ich erinnere mich an das harte Ding zwischen seinen Beinen und versuche abzuschätzen, ob das tatsächlich über zwanzig Zentimeter gewesen sein können. Ich muss schlucken.

Eine Hand streicht zärtlich und langsam meine Seiten entlang. Einundzwanzig Zentimeter. Craigs Hände erreichen meine Hose. Ich trage heute keine Jeans, sondern eine knielange Hose ohne Knopf, nur mit Gummibund, die man ganz locker herunterziehen kann, wenn man will. Wenn man will. Wieso sollte Craig das tun? Ich konzentriere mich wieder auf seine Hände, die meine Hüften kraulen und massieren, und dabei immer wieder meinen Hosenbund streifen.

„Und wie groß ist deiner?“

Ich schreie und reiße mich von Craig los, als hätte er sich plötzlich in den Mann mit der Löwenmähne verwandelt. „Du… du…!“, sage ich, mehr bringe ich nicht heraus. Ich stehe panisch auf und gehe ein paar Schritte weg von ihm, plumpse allerdings gleich wieder in den weichen Sand, weil meine weichen Knie mich nicht halten können. Ich habe nicht erwartet, dass Craig das tatsächlich tun würde… Ich habe ihm vertraut! Ich fühle mich missbraucht und schrecklich einsam. Craig! Wieso ausgerechnet Craig? Craig ist doch der, der mich beschützt und mich liebt, dessen Küsse sanft und warm sind, und nicht der Mann mit der Löwenmähne, der mich begrabscht und mir Angst macht!

Ohne es kontrollieren zu können, breche ich mit einem Mal in unglaublichen Heulkrämpfen aus. Von einer Sekunde auf der anderen brennen mir die Augen und ich kann kaum mehr etwas sehen, weil mein Blick verschwimmt vor Tränen. Es ist lange her, seit ich das letzte Mal geweint habe, doch aus irgendeinem Grund kann ich mich jetzt nicht kontrollieren, obwohl ich mich dafür ganz fürchterlich schäme und wünsche, ich wäre an irgendeinem anderen Ort, nur nicht hier.

„Hey, Tweek!“ Ich sehe durch meinen Tränenschleier, wie Craig schnell auf mich zukommt, und rutsche weg von ihm, so weit ich nur kann. „Hey, hey, hey!“, sagt er wieder, und seine Stimme klingt ganz anders als eben, und ich höre ein bisschen auf zu weinen. „Es tut mir leid, Tweek, bitte hör auf zu weinen!“ Er setzt sich vor mich hin und dieses Mal bleibe ich da sitzen, wo ich gerade bin. „Bitte hör auf zu weinen!“, wiederholt er wieder. „Es tut mir doch leid! Ich habe nicht gedacht, dass mein Scherz…. dass du so…. bitte hör doch auf zu weinen!“

Scherz? Scherz?! Ich höre tatsächlich auf zu weinen. Die ganze Sache war bloß ein blöder Scherz? Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen oder sauer sein soll. Irgendwie stellt sich ein Gefühl der Erleichterung bei mir ein. Craig hat es also gar nicht ernst gemeint. Er hat sich bloß mal wieder einen blöden Scherz erlaubt! Trotzdem bin ich ein wenig wütend auf ihn.

„Wie konntest du, gah, nur auf die Idee kommen, so etwas zu tun?“, brülle ich ihn an und richte mich wieder auf. Ich wische mir die Tränen von den Wangen, schluchze noch einmal und damit ist die Angst vorbei. Wir stehen uns jetzt genau gegenüber, trotzdem muss ich den Kopf heben, um ihm in die Augen schauen zu können, weil er so groß ist und ich so klein bin.

„Du hast mich doch auch so was gefragt!“, antwortet Craig und ich merke, dass er Recht hat. Im Grunde habe ich mich genauso blöd angestellt wie er und mir einen Scherz erlaubt, der genauso nach hinten hätte losgehen können. „Du hast es doch herausgefordert!“ Craig verschränkt die Arme vor der Brust und schaut mich an. Er hat eine Augenbraue hochgezogen und sein Blick sagt mir, dass er auf eine Erklärung oder eine Entschuldigung oder so etwas wartet. Ich habe das Gefühl, dass ich ihm das auch schuldig bin.

„Es tut mir leid“, sage ich und schaue beschämt auf den Sand vor meinen Füßen. „Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, gah. Ich wollte dich eigentlich nur ein bisschen ä-ärgern wegen heute morgen.“

„Hey.“ Seine Stimme klingt beruhigt und sanft. Ich bin froh darüber, dass er mir nicht mehr böse ist. „Es ist nicht nur deine Schuld, ich hätte so etwas auch nicht tun dürfen.“

Er macht einen großen Schritt auf mich zu und schließt mich in seine Arme. Ich lege meinen Kopf an seine Brust und spüre seine Körperwärme. „Ist jetzt alles wieder gut?“, fragt er und ich nicke schnell.
 

Wir bleiben noch ein paar Minuten im weichen Sand sitzen. Ich habe mir mein T-Shirt wieder angezogen. Craig zieht mich auf seinen Schoß und übersät meinen Hals sanft mit kleinen Küsschen und ich mache die Augen zu und genieße es ein bisschen. Wieder fällt mir auf, dass wir noch keinen Zungenkuss hatten. Ich würde es gerne einmal ausprobieren, doch ich traue mich nicht, Craig zu zeigen, dass ich dazu bereit bin.

Irgendwann meint er dann: „Wir müssen langsam wieder zurück. Der Freizeitpark wartet!“ Und er grinst und scheint ebenso fröhlich zu sein wie die Anderen bei dem Gedanken an Achterbahnen, Riesenräder und Geisterbahnen. Ich versuche, einen neutralen Gesichtsausdruck aufzusetzen und mir meine Angst nicht anmerken zu lassen, wechsle das Thema, während wir uns auf den Weg zurück zum Hotel machen.

„Ich bin ziemlich froh, dass es doch nur ein Scherz war“, gestehe ich schließlich und seufze erleichtert auf. „So viel traue ich mich noch nicht.“ Hoffentlich nimmt Craig das als Zeichen dafür, dass ich etwas länger als Damien und Pip brauche, bis ich bereit bin, solche Dinge zu tun. Mit Küssen und Massagen habe ich kein Problem, aber weiter möchte ich in nächster Zeit doch erst einmal nicht gehen.

Weil Craig nichts sagt, meine ich nur: „Und das mit den einundzwanzig Zentimetern… d-d-das ist ja zum Glück auch nicht wahr gewesen…“

Ich höre, wie Craig neben mir leise kichert. Plötzlich dreht er sich zu mir um, drückt mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen und sagt dann ganz selbstverständlich: „Oh, das mit den einundzwanzig Zentimetern hat aber gestimmt!“

„W-was?“ Ich bleibe stehen und fühle mich nicht in der Lage, noch einen Schritt weiter zu gehen, obwohl die Zeit drängt. „D-das meinst du, gah, doch nicht ernst, oder? Das ist doch wieder ein blöder Scherz von dir!“ Ich spüre, wie ich zu zittern beginne. Wenn wir wieder auf unserem Zimmer sind, muss ich mir unbedingt erst einmal eine Tasse Kaffee machen!

„Was ist denn los mit dir?“ Er mustert mich besorgt und legt mir die starken Arme um den Oberkörper. „Freu dich doch!“

„A-aber, das tut doch bestimmt, gah, total weh, wenn wir… also wenn wir…“ Ich werde rot, muss an Pips Worte denken und fühle mich, als hätte ich mich vor Craig ganz fürchterlich blamiert. Moment: Ich habe mich vor Craig ganz fürchterlich blamiert! Oder?

Doch wieder fängt Craig bloß an zu lachen und nimmt der Situation das Peinliche, so wie er es immer tut. Ich werde wieder etwas lockerer. „Keine Sorge“, meint er und grinst mich so frech an, wie nur er es tun kann.

Wir gehen weiter, doch ehe er noch einmal meine Hand ergreift, gibt er mir einen kleinen Klaps auf den Hintern und lacht. „Ich bin ganz sanft und vorsichtig, versprochen!“
 

Kein Dienstag, und trotzdem ein neues Kapitel? o.O Ja, ich weiß, das hat Seltenheitswert, aber ich dachte, euch ist das ganz Recht. :P

(Außerdem habe ich irgendwem meiner lieben Kommi-Schreiber -ich weiß leider nicht mehr ganz genau wer, bitte um Verzeihung^^- "versprochen", schon früher ein neues Kapitel hochzuladen.)

Hoffentlich gefällt es euch, und vergesst die Kommentare nicht. ;)

Dienstag gibt es dann wie gewohnt das nächste Kapitel!
 

Im nächsten Augenblick stürzen wir hinunter. Mein Körper wird zerdrückt, meine Haare nehmen mir die Sicht, ich schreie, bin mir sicher, dass ich gerade sterbe, und dann – werde ich pitschnass. Ein riesiger Schwall eiskaltes Wasser hat sich über mich und Craig ergossen. Ich atme laut und röchelnd auf, streiche mir die kalten, nassen Haare aus dem Gesicht und bin kurz davor, zu heulen, [...]

(Auszug aus Kapitel 14 "Die Wasserbahn")
 

bye

sb

Die Wasserbahn

Kapitel 14

Die Wasserbahn
 

Der Freizeitpark ist riesig. Unsere Klasse steht gerade noch am Eingang, an der Kasse, doch schon von hier aus kann ich die blau angestrichene Strecke einer gigantischen Achterbahn erkennen. Ich sehe Loopings, Schrauben und wie sie noch alle heißen mögen, und ich spüre, wie ich zu zittern beginne und meine Knie weich werden, als ich mitbekomme, wie eine Kette von Wagons in atemberaubender Geschwindigkeit die Strecke entlang braust. Zum Glück habe ich meine Thermokanne mit Kaffee mitgenommen.

„Leute, schaut euch das Ding an!“, ruft Clyde aus und deutet auf die Achterbahn. „Egal, was passiert, da gehe ich auf jeden Fall drauf! Und wenn ich nachher zweimal kotzen muss!“ Token und auch Craig stimmen ihm zu, und wieder schäme ich mich dafür, dass ich als einziger Angst vor dieser Achterbahn habe. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwie, mich um sie herumzumogeln, denke ich mir und greife nach Craigs Hand. Ich sage einfach, mir ist schlecht oder so etwas. Oder ich trenne mich kurz von den Dreien, während sie auf die Achterbahn gehen. Oder ich erzähle ihnen, ich hätte Bluthochdruck und dürfe deswegen nicht darauf.

„Oh, schaut euch mal das Riesenrad an!“ Wendy und Bebe schauen beide nach rechts, und dort steht tatsächlich weit hinten ein Riesenrad, das mir ebenso gigantisch erscheint wie die Achterbahn. Wendy seufzt leise hinter uns und meint dann zu ihrer Freundin Bebe: „Ich finde Riesenräder so unglaublich romantisch. Besonders, wenn die Gondel ganz oben hält und man über das ganze Gelände schauen kann!“ Bebe stimmt ihr zu und beide versprechen sich, als erstes auf das Riesenrad zu gehen.

Ich mag Riesenräder fast ebenso wenig wie Achterbahnen. Ich habe Angst so weit oben, wenn die Menschen aussehen wie kleine Ameisen. Was ist, wenn eine der Gondel abstürzt, gerade wenn sie ganz oben ist? Und wenn ausgerechnet ich in dieser einen Gondel sitze? Oder das Riesenrad kippt um! Sonderlich sicher sieht das nicht aus… Ich löse das Händchenhalten mit Craig kurz, um einen großen Schluck Kaffe zu nehmen. Als Ersatz legt er mir seinen Arm um die Schulter und ich fühle mich beruhigt. Ich möchte nicht auf das Riesenrad. Und auch nicht auf die Achterbahn. Am liebsten möchte ich auf keines der Fahrgeschäfte hier. Doch mir ist klar, dass das nicht geht. Ich möchte auf keinen Fall der einzige sein, der sich nichts traut, wenn selbst die Mädchen von Riesenrädern schwärmen. Also beschließe ich, bei der ein oder anderen Attraktion hier nach dem Motto „Augen zu und durch“ zu handeln.
 

Endlich sind wir drinnen im Park. Wir dürfen uns frei bewegen und die Menge tobt sofort auseinander und die Leute stürzen sich auf die ersten Fahrgeschäfte und Buden, die sie sehen. Clyde und Token wollen sich gleich auf den Weg zu der riesigen Achterbahn machen, und Craig stimmt zu. Ich gehe auch mit, obwohl ich Angst habe und mir schon wieder Ausreden zurechtlege, um draußen bleiben zu können.

Zum Glück dauert es eine Weile, bis wir da sind, denn die Achterbahn befindet sich ungefähr in der Mitte des Parks, wie wir einer dieser kleinen Karten entnehmen, die man hier an jeder Ecke bekommt. Auf dem Weg dorthin entdecken Token, Clyde und Craig immer wieder andere Dinge, die sie ablenken oder wilde Fahrgeschäfte, auf die sie unbedingt drauf möchten und ab und an habe ich sogar die Hoffnung, ehe wir wieder nach Hause müssen, würden wir gar nicht bis zur Achterbahn vorgedrungen sein.

Gerade hat Token die Wasserbahn entdeckt. Eine große Anlage mit kleinen Holzbooten, in denen man sich immer zu zweit hintereinander hinsetzen muss. In dem Moment, in dem wir beschließen, sie auszuprobieren, kommt gerade eines der Bote den großen Berg hinab geschossen. Wasser spritzt, Leute kreischen, ich nehme einen großen Schluck Kaffee und merke, dass er mich nicht im Mindesten beruhigt. Die Schlange ist nicht sonderlich lang, überhaupt scheint der Freizeitpark heute nur spärlich besucht. Die Anderen freuen sich natürlich alle darüber, eben weil die Wartezeiten so kurz sind, doch mir wäre es lieber gewesen, hätten wir überall eine halbe Stunden warten müssen.

Token und Clyde setzen sich als erste zusammen in das ein Boot, Craig und ich nehmen das direkt dahinter. Er sitzt hinter mir, und ist ganz nah an mich herangerückt, damit er seine Arme um mich legen kann. Ich spüre seine starken Bauchmuskeln an meinem Rücken und seine Hände an meinem Bauch, und obwohl ich ganz fürchterliche Angst habe und mir Sorgen um die Sicherheit in diesem Holzboot mache –wir sind beide nur mit einem dünnen Gurt gesichert-, fühle ich mich für einen Moment geborgen. Wenn Craig da ist, wird die Sache schon gut ausgehen, sage ich mir und versuche, meine Angst herunterzuschlucken. Er soll doch nicht von mir denken, ich sei ein kleiner Angsthase!

In dem Augenblick, in dem sich das Boot in Bewegung setzt und die Fahrt beginnt, hätte ich all meine Worte zurückgenommen und überaus gerne als Angsthase dagestanden, nur um hier raus zu kommen! Ich werfe einen kurzen Blick auf die Strecke, die vor uns liegt, und entdecke drei hohe Berge, die es zu überwinden gilt. Der erste ist der kleinste, der zweite größer, und so weiter. Ich beginne sofort zu zittern, als hätte man mich im Zoo allein im Tigerkäfig ausgesetzt, und drücke mich gegen Craigs Körper, den ich hinter mir spüre.

„Tweek.“ Ich höre seine Stimme, wie sie mir leise meinen Namen ins Ohr flüstert und ich versuche, ruhig zu antworten: „J-ja, w-was is-is-ist l-los, C-c-c-craig…?“ Sein Griff um mich wird fester und er drückt sich noch ein Stückchen näher an mich, falls das überhaupt noch möglich ist, und gibt mir einen Kuss auf mein verwuscheltes Haar. „Du brauchst keine Angst zu haben“, meint Craig, „ich bin bei dir, ich sitze direkt hinter dir, hörst du? Ich passe auf dich auf, du brauchst keine Angst zu haben.“ Ich suhle mich förmlich in seinen tröstenden Worten und merke, dass sie es tatsächlich schaffen, mich ein wenig ruhiger zu machen. Wir haben noch keinen der Berge erreicht, bisher schaukeln wir eigentlich nur still und ruhig die Strecke entlang und mir kommt der Gedanke, dass diese Wasserbahn doch eigentlich gar nicht so schlimm ist, wie ich dachte. Ich drehe mich ein Stückchen nach hinten um, soweit es mir möglich ist, und flüstere leise: „Ich liebe dich, Craig!“ Craig legt mir seinen Kopf auf die Schulter. „Ich dich auch! Und ich beschütze dich, das verspreche ich dir. Dieses Mal halte ich mein Versprechen, mein Schatz.“ Wieder fällt mir auf, dass er mich „Schatz“ genannt hat. Dieses Mal finde ich es gar nicht mehr so schlimm. Ich lächle und würde ihn am liebsten küssen und verwünsche, dass er hinter mir sitzt und das nicht geht. „Dir wird hier nichts passieren! Ich verspreche dir, wenn die Fahrt vorüber ist, dann ist alles genauso wie vorher. Es ist niemanden etwas passiert und alles ist in Ordnung.“

Ich nicke und glaube ihm tatsächlich.

Dann erreichen wir den ersten Berg und ich beginne wieder, wie wild zu zittern und zu beben. Unser Boot wird automatisch den Berg hochgezogen und mit jedem Meter, den wir höher kommen, steigern sich meine Angst und Nervosität. Oh mein Gott! Ich wage es einmal kurz, nach unten zu schauen und bei dem Anblick wird mir fast schlecht. Ich kneife die Augen zu, sage mir immer wieder, dass Craig da ist und mich beschützt, und dann haben wir die Spitze des Berges erreicht. Es macht einmal „Klick“ und erst jetzt verstehe ich, dass ein Foto von uns gemacht wurde, das man wahrscheinlich später zu einem unglaublichen Preis kaufen kann.

Im nächsten Augenblick stürzen wir hinunter. Mein Körper wird zerdrückt, meine Haare nehmen mir die Sicht, ich schreie, bin mir sicher, dass ich gerade sterbe, und dann – werde ich pitschnass. Ein riesiger Schwall eiskaltes Wasser hat sich über mich und Craig ergossen. Ich atme laut und röchelnd auf, streiche mir die kalten, nassen Haare aus dem Gesicht und bin kurz davor, zu heulen, versuche aber meinen Gefühlszustand, der gerade absolut kopf steht, vor Craig zu verbergen, was mir auch ganz gut gelingt, weil er mich ja schließlich nur von hinten sieht.

„So schlimm war das doch nicht, Tweek, oder?“ Craig hat mich während der ganzen Fahrt nicht losgelassen, und er tut es auch jetzt nicht. Ich höre ihn hinter mir lachen und spüre, wie mir die Augen schwer werden und die ersten Tränen meine Wangen hinab laufen. Zum Glück ist mein Gesicht sowieso nass, sonst wäre mir das ganz fürchterlich unangenehm. Ich versuche nicht laut zu schluchzen, einmal tue ich es doch und schaffe es gerade noch, den Schluchzer als Nase hochziehen zu tarnen. Ich brauche eine Weile, aber dann kann ich wieder normal atmen, meine Tränen sind versiegt und ich bin sogar stolz auf mich, weil ich geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe den ersten Berg überwunden, und mich nicht einmal vor Craig blamiert!

„Gleich kommt der zweite Berg“, warnt Craig mich und ich nicke bloß einmal kurz als Zeichen dafür, dass ich verstanden habe. Jedenfalls weiß ich jetzt wenigstens, was auf mich zukommt. Craig lacht wieder und für einen Moment habe ich das Gefühl, ich kann mit ihm lachen.

Der zweite Berg ist ein gutes Stück höher als der erste. Dieses Mal zwinge ich mich mit aller Kraft dazu, bloß nicht nach unten zu schauen, und eigentlich fühle ich mich noch ganz gut, als wir ein zweites Mal die Spitze des Berges erreichen. Ich kneife wieder die Augen zu, zum Glück wird nicht noch ein Foto gemacht, und dann geht es wieder steil bergab.

Bis auf das Wasser, das mir unten wieder ins Gesicht spritzt, war es eigentlich ganz okay, sage ich mir. Ich lehne mich gegen den Waschbrettbauch von Craig und schaffe es sogar, einmal kurz loszulachen. „Na siehst du“, sagt er und gibt mir wieder einen Kuss auf mein Haar. „Es ist doch ganz lustig. Nicht so schlimm wie der erste, oder?“

Vor dem dritten Berg habe ich wieder ein wenig Angst, doch auch die hält sich in Grenzen. Ich merke, dass die größte Angst, die ich beim ersten Hinabstürzen empfunden habe, längst überwunden ist. Ich weiß, was auf mich zukommt, und auch wenn ich es nicht sonderlich toll finde, beruhigt mich dieses Wissen ein wenig.

Unser Boot wird wieder hoch gezogen, dieses Mal bin ich so wagemutig und werfe wieder einen Blick nach unten. Ich wünsche, ich hätte es nicht getan. Mir wird ein bisschen übel. Die Menschen wirken jetzt schon wie kleine schwarze Ameisen, die am Boden umher kriechen, obwohl wir längst nicht auf der Höhe des Riesenrades sind. Wird bei dieser Höhe nicht unser Boot unten aufprallen? Irgendwie kann ich mir das ziemlich gut vorstellen, so unglaublich steil, wie wir hier gleich herabsausen werden. Ich zittere, ich zittere und zittere und wünsche mir meinen Kaffee. Ich schaffe es nicht, die Augen wieder zuzukneifen und lasse sie offen, und versuche bloß, nicht noch einmal nach unten zu schauen. Wir sind jetzt fast ganz oben. Ich spüre, wie unser Boot wackelt. Oh mein Gott, unser Boot wackelt! Bestimmt ist irgendetwas kaputt, denke ich mir, bestimmt haben wir das kaputte Boot erwischt, sonst würde es jetzt nicht so wackeln. Wir sind gleich tot. Wir sind gleich tot!

„C-craig?“ Wir sind jetzt fast an der Spitze. Meine Stimme hört sich so ängstlich und dünn an, dass ich selbst kaum glaube, dass sie zu mir gehört. „Ich habe, gah, Angst.“ Mir ist es egal, ob Craig mich gleich auslachen wird oder nicht, ob ich ab sofort der kleine Angsthäschen in unserer Gruppe bin oder nicht, ich muss es einfach jemandem sagen, sonst platze ich! „Das brauchst du nicht“, antwortet Craig und ich frage mich, wie seine Stimme so ruhig und gelassen klingen kann in dieser Situation. Ich spüre, wie ich wieder beginne zu weinen und ich fühle mich noch elender als beim ersten Berg. Wieso musste ich nur so blöd sein und wieder nach unten schauen? Wieso habe ich es nicht einfach wie beim zweiten Berg machen können?

„Weinst du, Tweek?“ Ich schüttele den Kopf und weiß, dass Craig mir nicht glaubt. Ich spüre, wie er mir Küsse auf das Haar und den Hals gibt und höre, wie er sagt: „Du brauchst keine Angst haben, Tweek, gar keine! Es wird uns nicht passieren.“ „D-das Boot wackelt so“, schluchze ich und drücke mich an ihn, „und wir sind so weit, so w-eit oben und… und gleich…“ „Schhhhhh. Es ist alles gut, Tweek. Ich bin bei dir! Ich beschütze dich! Hab keine Angst, ich bin direkt hinter dir und halte dich fest. Dir kann gar nichts passieren. Glaub mir, Tweek, es wird alles gut. Gleich haben wir es doch schon geschafft.“

Wir stürzen in die Tiefe. In die Hölle, nur dass die Hölle hier nass und kalt ist. Ich schreie und zittere und weine und im nächsten Moment ist es vorüber. Craig hatte Recht. Wir sind nicht unten aufgeprallt und das Holzboot hat sich auch nicht von seiner Verankerung gelöst und mir und ihm geht es gut. Ich seufze erleichtert auf und hoffe bloß noch, dass wir gleich aus diesem Boot hier aussteigen können. Wir fahren noch eine kleine Weile so still und ruhig weiter, wie es mir gefällt, und dann müssen wir aussteigen.
 

Mir ist eiskalt, obwohl es warm ist. Ich bin völlig durchnässt, von oben bis unten, ich kann die Kälte sogar in meinen Boxershorts fühlen. Mein Haar hängt herab wie nach dem Duschen und ich sehne mich nach einen weichen Handtuch, das es hier nicht gibt.

Craig steht neben mir, er ist eben so nass wie ich, nur dass er fröhlich scheint und lacht. Token und Clyde haben auf uns gewartet, sie sind ebenso nass wie wir und ebenso laut und fröhlich wie Craig. „Das war der Hamma!“, meint Clyde und grinst uns an. „Der letzte Berg: unglaublich! Ich glaube, ich drehe gleich noch eine Runde!“

„Ich komme mit“, meldet sich Token und im nächsten Moment sind die beiden auch schon wieder verschwunden und ich kann sehen, dass sie versuchen, sich in der sowieso schon kurzen Warteschlange vorzudrängeln, um noch schneller dran zu kommen.

„Ich nehme mal an, du willst nicht noch mal, hm?“ Craig, der neben mir steht, grinst mich an und ich schüttele eilig den Kopf. Keine zehn Pferde würden mich noch einmal auf diese Höllenbahn bringen! „Wollen wir mal nach unserem Foto schauen, während die beiden weg sind?“, fragt er mich und wir gehen zusammen zu dem kleinen Stand, an dem man sich sein Foto anschauen und es kaufen kann, wenn man möchte. Ich habe fast völlig vergessen, dass überhaupt eines gemacht worden ist, und bin entsetzt, als wir es endlich auf einem der vielen kleinen Bildschirme entdecken. „Oh Gott!“, rufe ich aus und spüre, wie ich knallrot im Gesicht werde. „Das sieht, gah, schrecklich aus!“ Man sieht mich, weil ich vorne gesessen habe, besonders deutlich. Ich habe die Augen zugekniffen und halte die Arme ängstlich verschränkt vors Gesicht, obwohl ich mich gar nicht daran erinnern kann, das getan zu haben. Craig, der hinter mir sitzt, hat seine Arme um mich geschlossen und grinst breit und lässig in die Kamera.

„Ich finde es süß“, meint Craig und drückt mich an sich. Ich schaue zu ihm hinüber und mir fällt wieder auf, wie unheimlich gut er doch aussieht, wenn er nass ist. Schade, dass er nicht so knapp bekleidet ist wie gestern am Strand, denke ich mir und muss selber bei dem Gedanken lächeln. „Ich kaufe es!“

„W-was?“ Ich starre ihn entsetzt an. „D-du willst das kaufen?“

„Wieso nicht?“

„Weil es schlimm aussieht!“

„Tut es nicht. Uns selbst wenn, ich will es trotzdem haben! Das ist dann meine Erinnerung an den ersten Tag unserer Beziehung.“

Nachdem Craig einen unerhört hohen Preis gezahlt hat, der für dieses hässliche Foto absolut ungerechtfertigt ist, hält er seinen kleinen Schatz endlich in den Händen und schaut selig lächelnd auf das Foto. „Du siehst da so süß drauf aus.“ Er gibt dem kleinen Tweek auf dem Foto einen Kuss und steckt es sich dann in seine Tasche.

„Tue ich, gah, nicht!“

„Wohl!“

„Nein!“
 

Kein großartiges Kapitel, ich weiß, aber das nächste wird besser (und viel süßer^^), versprochen! ;)
 

Sie ist nicht groß, ein halber Schritt und ich wäre bei Craig, doch sie wackelt ganz schlimm, wenn man sich zu sehr bewegt [...] Aber bleibt mir denn eine andere Wahl? Bald ist der Moment vorüber, unsere Gondel wird wieder nach unten gefahren und aus ist es mit dem romantischen Kuss.

(Auszug aus Kapitel 15 "Romantik auf dem Riesenrad")
 

bye

sb

Romantik auf dem Riesenrad

Kapitel 15

Romantik auf dem Riesenrad
 

„In einer halben Stunde macht der Park dicht.“ Clyde hat sich eine große Schale Pommes mit einer extra Portion Ketchup gekauft und kaut gerade mit vollen Backen, als er fortfährt: „Wir haben alles durch. Nur noch das Riesenrad fehlt, Leute.“ Ich bin schon froh genug darüber, dass ich mich irgendwie an der gigantischen Achterbahn habe vorbeimogeln können, doch mir ist schnell klar, dass derselbe Trick nicht auch noch bei dem Riesenrad funktionieren wird. Ich schlucke einmal und versuche nicht an den riesigen Koloss aus Eisen und Rädern zu denken, den ich selbst von hier aus und in der Dunkelheit schon sehen kann mit seinen vielen weißen Lichtern, die seinen Umriss nachzeichnen. Ich sehne mich nach einem Kaffee und beschließe, bei dem nächsten Stand, den ich finde, einen zu kaufen, ganz gleich zu welchem Preis.

„Ich will nicht auf das Riesenrad!“, mault Token und verschränkt die Arme vor der Brust. Irgendwie kann ich mir bei ihm nicht vorstellen, dass er Höhenangst oder so etwas hat, das würde ganz und gar nicht zu dem Token passen, den ich kennen gelernt habe. Höchstens findet er das Riesenrad zu langweilig. Clyde gibt ihm Recht und stopft sich die letzte Pommes in den Mund. „Lass uns noch mal mit der Achterbahn fahren, Token!“

Die beiden trennen sich kurzerhand von uns und nun wartet das Riesenrad nur noch auf mich und Craig, der neben mir steht und meine Hand hält. „Beeilen wir uns ein bisschen“, sagt er und lächelt. „Sonst kommen wir nicht mehr drauf!“ Ich nicke und meine dann: „Von mir aus, aber vorher brauche ich noch einen Kaffee!“

Irgendwo besorgen wir mir noch rechtzeitig einen Pappbecher, der mit einer übel riechenden Brühe gefüllt ist und für den ich mehr Geld ausgeben musste, als ich überhaupt befürchtet hatte. Naja, wenigstens ist er nicht koffeinfrei, denke ich mir und spüle das Zeug auf dem Weg zum Riesenrad mit zusammengekniffenen Augen hinunter.
 

Wenn man direkt vor dem Rad steht, wirkt es sogar noch größer und Furcht einflößender als von weitem. Ich muss den Kopf ganz tief in den Nacken legen, sodass ich meine Haarspitzen fast an meinem Schultern spüren kann, um die Gondel erkennen zu können, die gerade am obersten Punkt stehen geblieben ist. Was, wenn Craig und ich gerade in dieser Gondel sitzen und der Park macht genau in diesem Moment zu? Dann würden wir die ganze Nacht dort oben festsitzen und vielleicht erfrieren! Warum sind wir nur so spät hierhin gekommen?! Ich wünsche mir noch einen Kaffee und versuche mein Zittern zu kontrollieren, das mir mit jedem Schritt, den wir in der kurzen Warteschlange vorrücken, unbändiger zu werden scheint.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Tweek?“ Craig flüstert die Worte, damit die anderen Besucher des Freizeitparks sie nicht mitbekommen. Das ist sehr nett von ihm. Ich nicke schnell und als ich merke, dass Craigs skeptisch-sorgenvoller Blick nicht verschwunden ist, sage ich: „Jaja, klar, alles okay. Ich hätte nur gerne noch einen Kaffee. Das Zeug eben hat furchtbar geschmeckt!“ Das erscheint ihm wohl plausibel, jedenfalls beugt er sich zu mir hinunter und meint: „Wenn wir wieder im Hotel sind, kann ich dir Kaffee aus der Küche holen. Den magst du doch, oder?“

Ehe ich noch einmal antworten kann, ist eine Gondel freigeworden und Craig und ich sind jetzt die ersten in der Reihe. Wir setzen uns zu zweit hinein und ich versuche mit abzulenken, indem ich mir sage, dass diese Gondel wirklich sehr hübsch ist. Sie ist klein und kreisrund und an den Seiten offen, sodass man sich den dunkelblauen Nachthimmel anschauen kann, in den man hochfliegt, und weiß angestrichenen. Richtig romantisch ist es hier. Meine Hände beben. Und es gibt keine Sicherheitsgurte. Man kann sich völlig frei bewegen, sogar aufstehen, wenn man möchte. Wenn die Gondel umkippt, fliegen wir heraus und landen zu Brei zerschlagen auf dem dunklen Asphalt am Boden. Aber nicht einmal das muss passieren, es reicht doch schon, wenn Craig kurz aufsteht, stolpert – und dann fliegt er kopfüber aus der Gondel, denke ich und spüre, wie mir der Atem bei diesem schrecklichen Gedanken wegbleibt.

„Tweek?“ Craig greift nach meiner Hand, und fragt mich wieder, ob wirklich alles okay sei. Ich kann sehen, dass er wieder seinen sorgenvollen Blick aufgesetzt hat und plötzlich möchte ich ihm unbedingt beweisen, dass er sich doch keine Sorgen um mich machen muss. „Es ist echt alles okay, Craig. M-mach dir keine Sorgen, mir geht’s gut!“ Ich drücke seine Hand und schaue ihm mit dem sichersten Blick, den ich hervorkramen kann, in die dunklen Augen. Er scheint beruhigt und lächelt mich an. Wieso lächelt er eigentlich die ganze Zeit? Schon seit Token erwähnt hat, dass er und Clyde lieber noch ein letztes Mal auf die Achterbahn gehen!

Unsere Gondel setzt sich langsam in Bewegung. Ich habe aus meiner Fahrt mit der Wasserbahn gelernt und bemühe mich, bloß nicht nach unten zu schauen. Wenn ich Craig angucke, der mir genau gegenüber sitzt, ist es eigentlich gar nicht so schlimm. Eigentlich ist es wirklich ziemlich romantisch. Craig und ich, in dieser weißen Gondel, um uns herum der Sternenhimmel… Ich muss wieder daran denken, dass wir noch keinen Zungenkuss gehabt haben, und obwohl mich der Gedanke stört, dass der erste Tag unserer Beziehung ohne einen vernünftigen Kuss zu Ende gehen wird, spreche ich Craig nicht darauf an. Irgendwie bin ich ja auch nervös bei dem Gedanken. Pip und ich haben nicht über Zungenküsse geredet, nicht ein einziges Mal, bloß über das erste Mal Sex und Handschellen und Orgasmen. Ich spüre, wie mein Mund trocken wird, und versuche ein paar letzte Reste Speichel unter meine Zunge hervorzukramen. Einen trockenen Mund zu küssen ist bestimmt nicht schön.

Craig sitzt immer noch mir gegenüber, ganz lässig, freundlich lächelnd. Er schaut mich an und ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich habe das komische Gefühl, dass er auf irgendetwas wartet, doch ich verstehe nicht, worauf. Will er mich hier oben küssen und wartet auf ein Zeichen von mir, dass ich dafür bereite bin? Ich bin bereit! Aber mir fällt keine Möglichkeit ein, Craig das mitzuteilen, ohne mich völlig zu blamieren und knallrot im Gesicht zu werden.

Ich beginne wieder zu zittern, mir ist es peinlich, und als unsere Gondel stehen bleibt, weil sie den höchsten Punkt erreicht hat, zucke ich einmal ganz kurz zusammen. Sollen Craig und ich uns jetzt küssen? Die Umgebung für einen ersten Zungenkuss ist absolut gegeben, finde ich, und versuche meine bebenden Hände ruhig zu halten.

Als Craig immer noch nichts sagt und nichts tut (was ja mal wieder so typisch für ihn ist!) beschließe ich, selbst die Initiative zu ergreifen. Ich suche nach den richtigen Worten und muss -wieder einmal- feststellen, dass sie irgendwo sind, nur gerade nicht in meinem Kopf und griffbereit. Aber muss ich denn überhaupt etwas sagen? Das Beste ist doch, ich gehe irgendwie auf ihn zu…

Wenn ich mich nur trauen würde, in dieser wackeligen Gondel aufzustehen! Sie ist nicht groß, ein halber Schritt und ich wäre bei Craig, doch sie wackelt ganz schlimm, wenn man sich zu sehr bewegt und ich muss wieder daran denken, was passiert, wenn man hier heraus fällt. Aber bleibt mir denn eine andere Wahl? Bald ist der Moment vorüber, unsere Gondel wird wieder nach unten gefahren und aus ist es mit dem romantischen Kuss.

Ich atme einmal tief durch, zwinge mich mit aller Kraft, nicht nach unten zu gucken, bloß nicht nach unten, nicht nach unten, nicht nach unten, und nicht daran denken, was alles passieren könnte, nicht daran denken, nicht…! Ehe ich wieder einen vernünftigen Gedanken fassen kann, stehe ich schon direkt vor dem noch immer ganz lässig und breitbeinig dasitzenden Craig und wünsche mir mit einem Mal, überall zu sein, bloß jetzt nicht mit ihm allein in dieser Gondel. Ich spüre, wie ich rot werde, knallrot, und ich beginne irgendwelche Worte zu stammeln, weil ich nicht weiß, was ich sagen oder tun soll. Wieso habe ich mir vorher nicht irgendeinen Satz zurecht gelegt?!

Craig schaut zu mir hinauf und obwohl er dieses Mal viel kleiner ist als ich, komme ich mir schon wieder vor wie ein Zwerg, der von seinem Blick und seiner unglaublichen Lässigkeit zerdrückt wird. Ich schlucke, zittere, und habe Angst.

Dann streckt Craig seine Hände nach mir aus, seine großen, starken Hände, und zieht mich völlig ohne Anstrengung zu sich auf seinen Schoß. Ich fühle mich gut hier, ich sehe sein Gesicht, seine blaue Mütze und den Sternenhimmel hinter ihm, und ich spüre seine Wärme und die starken Arme, die sich um meine Brust gelegt haben.

„Na?“, meint Craig und grinst wieder dieses freche Grinsen, das er mir immer schenkt, wenn er sich einen Kuss oder eine Umarmung von mir erhofft oder mit mir flirtet - und es ärgert mich, dass er mich sogar in dieser romantischen Situation so anschaut! „Hast du nicht noch etwas vor, Tweek, bevor wir wieder unten sind?“ Sein Grinsen wird breiter.

Bestimmt erwartet er gar nicht, dass ich mich traue, ihn zu küssen, denke ich. Bestimmt glaubt er wieder, er muss es am Ende selbst machen. Wie eben, da habe ich es ja auch nicht fertig gebracht. Und wieder regt sich in mir dieser Drang, es Craig heimzuzahlen. Ich will ihm beweisen, dass ich durchaus in der Lage bin, auch mal den ersten Schritt zu tun!

Ich nehme sein Gesicht in beide Hände, wie er gerne bei mir tut und ich spüre den Stoff seiner blauen Mütze. Um ihn zu ärgern, reiße ich sie ihm partout vom Kopf und fühle endlich sein schönes schwarzes Haar zwischen meinen Fingern. Ich kann sehen, dass Craig überrascht schaut, er hat also tatsächlich nicht erwartet, dass ich mich das trauen würde. Na warte!

Craig würde von mir jetzt den romantischsten, schönsten Kuss bekommen, den er sich überhaupt nur vorstellen kann!

Ich drehe seinen Kopf, den ich zwischen meinen Händen halte, ein Stückchen nach oben. Schließlich sitze ich immer noch auf ihm und ich möchte nicht, dass sich einer von uns den Kopf verrenken muss. Es soll romantisch werden, perfekt! Meine Hände zittern, ich fahre mit ihnen durch sein weiches Haar, und schaue Craig in die Augen. Die Überraschung ist aus ihnen verschwunden, dafür wirkt er umso erwartungsvoller. Dir wird ich’s zeigen!

Langsam nähere ich mich seinen Lippen, ganz langsam, er soll jeden Zentimeter spüren, den ich näher komme. Dann schließen wir unsere Augen und ich drücke vorsichtig meine Lippen auf seine, und diese samtige Wärme, die von ihnen ausgeht, raubt mir fast den Verstand. Ich reiße mich zusammen, dieses eine Mal werde ich mich zusammenreißen und ihm zeigen, dass ich unseren ersten Zungenkuss schaffen kann!

Ich spüre seine Lippen, sie erwidern den Kuss, und für einen Moment weiß ich wieder nicht, was jetzt zu tun ist. Wie küsst man mit der Zunge? Irgendwie muss ich wohl in seine Mundhöhle hineinkommen, eben der Zunge wegen. Ich improvisiere und lecke einmal ganz kurz über Craigs Unterlippe, damit ich es –falls sich dieser Versuch als absolut falsch herausstellt- als einmaliges Versehen tarnen kann. Doch ich scheine tatsächlich Glück zu haben und das Richtige getan zu haben: Craig öffnet den Mund, ganz langsam, und plötzlich spüre ich, wie seine Zungenspitze meine anstupst.

Ich erwidere es, stupse mit meiner eigenen Zungenspitze seine an. Ich weiß, dass ich gewonnen habe, darum lasse ich Craig die Oberhand gewinnen. Er scheint erfahrener zu sein als ich, was Zungenküsse angeht, jedenfalls ist er dabei nicht so ungeschickt wie ich, und ich möchte es uns nicht verderben, indem ich mit meiner Unerfahrenheit irgendwelche lächerlichen Fehler begehe. Ich frage mich, ob Craig der Kuss gefällt. Er stupst mit seiner Zunge nicht nur an meiner, er leckt auch über meine Lippen, knabbert ein- oder zweimal an ihnen, fährt mit der Zunge durch meine Mundhöhle, und ist bei allem so unglaublich vorsichtig und zärtlich, dass ich wieder das Gefühl bekomme, dass er in mir eine zerbrechliche Porzellanpuppe sieht. Aber es gefällt mir. Es ist wirklich unglaublich schön. Das Innere meines Brustkorb kribbelt bei jeder Berührung seine Zunge, und wenn er irgendetwas mit meiner eigenen Zunge oder meinen Lippen anstellt, was sich neu und schön anfühlt, merke ich, wie mein ganzer Körper zu zittern und beben beginnt, aber nicht auf eine schlechte Weise. Ich glaube, ich zittere und bebe vor Lust bei diesem Kuss.

Irgendwann ist er vorbei. Ich zittere immer noch und versuche das schöne Kribbeln in meiner Brust und in meinem Bauch noch einen kleinen Moment zu behalten und auszukosten, doch es verschwindet schnell. Unsere Gondel fährt wieder nach unten, und ich beeile mich, von Craig herunter zu kommen und mich neben ihn zu setzen, weil ich nicht möchte, dass die Leute unten unsere… naja, unsere Zärtlichkeiten mitbekommen.

Er legt seinen Arm um meine Schulter und grinst wieder. Diesmal ist es dieses Grinsen, das Leute aufsetzen, die sich unglaublich gut fühlen, weil sie glauben, ganz tolle Arbeit geleistet zu haben, die besser ist als die von irgendjemand anderem. Ich finde, Craig grinst zurecht dieses Grinsen. „Wie hat’s dir gefallen, Tweek? War’s schön?“ Er drückt mich fest und gibt mir noch einen Kuss auf’s Haar. „Unglaublich!“, gestehe ich und seufze auf. „Schade, dass wir nicht noch eine R-runde fahren können, aber der Park schließt ja gleich.“

„Mach dir keine Sorgen, Tweek!“, er zwinkert mir zu, als wir aus der Gondel steigen, und lacht leise. „Wenn du willst, können wir das jeden Tag machen, versprochen!“
 

Ich mag dieses Kapitel, trotz relativ wenigen Inhalts. Ihr hoffentlich auch! ;)

Und sorry, dass es letzten Dienstag kein neues Kapitel gab... Mein PC wurde umgestellt, da ging das einige Zeit lang mit dem Internet nicht mehr so gut. Aber nächsten Dienstag gibt es auf jeden Fall wieder eins!^^
 

„Mir geht’s gut“, sage ich und merke, dass meine Stimme seltsam leise und dünn klingt, „ich habe nur, gah, an was denken müssen.“

„Und woran?“

„Das-das ist doch egal, oder?!“

„Ist ja schon gut! Musst ja nicht gleich so zickig werden!“ Craig wirkt beleidigt und schaut absichtlich an mir vorbei.

„Ich bin nicht zickig!“

„Doch, bist du, definitiv.“

„Ach, lass mich doch in Ruhe!“

(Auszug aus Kapitel 16 "Kein Heimweh")
 

bye

sb

Kein Heimweh

Kapitel 16

Kein Heimweh
 

„Die letzte Nacht, Leute!“ Clyde liegt oben in seinem Bett, hat die Arme hinter dem Kopf verschränkt und schaut gedankenverloren gegen die Zimmerdecke, als er spricht. „Ich glaube, irgendwie werde ich es vermissen…“

„Kannst ja fragen, ob du hier einziehen darfst. Ich glaube, in der Küche brauchen sie noch eine Aushilfe!“ „Halt’s Maul, Token, du Arsch!“ Clyde richtet sich wütend auf, greift sich schnell das Kissen, auf dem er bis eben gelegt hat, und wirft es Token, der auf dem Stuhl sitzt, gegen den Kopf. Token lacht und wirft es zurück, und die beiden streiten sich, wie sie es immer tun.

Ich kann Clyde gut verstehen. Immer noch finde ich den Gedanken, morgen schon zurück nach South Park zu müssen, unerträglich. Ich möchte nicht wieder zur Schule gehen und ganz allein den fiesen Cartman ertragen müssen, der mir meine Bücher aus den Händen reißt und sie zu Boden wirft, sodass alle Leute um mich herum zu lachen und tuscheln beginnen.

„Woran denkst du gerade?“

Craig liegt neben mir im Bett. Er schaut mich unverwandt an und ich kann in seinen dunklen Augen Neugierde und gleichzeitig Sorge erkennen. Wieso macht sich Craig eigentlich immer wegen jeder Kleinigkeit so viele Sorgen um mich? Irgendwie erinnert mich das an meine Mom. Meine Mom… Bestimmt wartet sie schon an der Schule, wenn unser Reisebus dort hält, und schließt mich unter Tränen in die Arme. Ich muss schwer schlucken. Oh Gott! Bestimmt lachen die anderen Drei mich aus, wenn sie sehen, wie meine Mom mich umsorgt. Mir fällt wieder ein, dass sie alle allein mit dem Bus gekommen sind, ohne eine Mom oder einen Dad, die sie verabschiedet hätten.

„Tweek? Hey, Tweek!“ Craig rüttelt mich sanft an der Schulter und ich schrecke aus meinen Gedanken und Tagträumen auf. „G-gah, was ist denn l-los?“ „Nichts, du warst nur so … abwesend.“ Craig wirkt wieder amüsiert und gleichzeitig besorgt. Kann er denn nichts fühlen, verdammt noch mal, ohne sich Sorgen um mich zu machen?! „Mir geht’s gut“, sage ich und merke, dass meine Stimme seltsam leise und dünn klingt, „ich habe nur, gah, an was denken müssen.“

„Und woran?“

„Das-das ist doch egal, oder?!“

„Ist ja schon gut! Musst ja nicht gleich so zickig werden!“ Craig wirkt beleidigt und schaut absichtlich an mir vorbei.

„Ich bin nicht zickig!“

„Doch, bist du, definitiv.“

„Ach, lass mich doch in Ruhe!“

Ich drehe mich um und fühle, wie sich ein dumpfer Schmerz in meiner Brust ausbreitet. Na toll, denke ich mir, spüre, dass meine Augen schwer werden, morgen musst du zurück nach South Park und jetzt ist auch noch Craig sauer auf dich. Super gemacht, Tweek, klasse! Hast alles richtig gemacht! Da sieht man ja mal wieder, was für ein cooler Kerl du bist!

Meine Augen werden nass, doch niemand sieht es. Clyde rangelt nicht mehr mit Token, dafür unterhält er sich jetzt angeregt mit ihm über irgendetwas, was mich kein bisschen interessiert, und ich liege mit dem Rücken zu Craig. Aber eigentlich bin ich ganz froh darüber, dass niemand sieht, wie ich still und leise vor mich hin heule. Das wäre wieder so eine peinliche Sache geworden, hier vor den Jungs! Ich bemühe mich, nichts mehr zu sagen und nicht laut zu schluchzen, und irgendwann macht Token das Licht aus.

Ich kann die ganze Nacht nicht schlafen. Nicht einmal Craigs leise Atemzüge oder seine Knie, die er trotz unseres Streits gegen meine Oberschenkel drückt, können mich beruhigen. Ich muss die ganze Zeit an South Park denken. An den Schnee, die Kälte. An Cartman und die anderen gemeinen Leute aus unserer Schule. An meine Mom, die mir immer fürchterlich peinlich ist, weil sie in mir immer noch ihren kleinen Jungen sieht, und nicht den sechzehnjährigen Sohn. Ich muss an mein Zimmer denken. Daran, wie ich nachts in meinem Bett immer wach gelegen und mir gedacht habe, dass der Tag heute schrecklich war und der nächste genauso werden wird.

Ich will nicht zurück nach South Park! Ich will hier bleiben! Zusammen mit Craig, Token und Clyde hier bleiben und nie wieder kommen. Ich male mir aus, wie wir uns zu viert eine kleine Wohnung in der Stadt mieten und uns mit Gelegenheitsjobs durchbringen.

Die Tränen kommen wieder. Ich weine wieder leise, die Anderen sollen nicht aufwachen und denken, ich sei ein Weichei und überhaupt sehr seltsam, weil ich nachts grundlos anfange zu heulen. Tatsächlich wacht niemand auf. Nicht einmal Craig, der direkt neben mir liegt. Ich weiß nicht wieso, es ist unlogisch, ich sollte froh sein, dass er nicht aufgewacht ist und mich komisch anschaut und sich wieder Sorgen macht, aber aus irgendeinem Grund macht mich diese Tatsache nur noch trauriger.
 

Um sieben schellt wieder Tokens Wecker. Wir müssen heute eigentlich nicht zum Frühstück erscheinen, schließlich gibt es heute keine Pflichtveranstaltungen mehr mit unserer Klasse, doch weil unser Reisebus schon um fünfzehn Uhr hier halten und uns zurück nach South Park bringen wird, haben wir beschlossen, den letzten Tag –oder eher Vormittag- hier noch auszukosten, obwohl wir eigentlich alle Langschläfer sind.

Ich bin schon um kurz vor sieben aus meinem Bett gekrabbelt und habe mir die Sachen aus meinem Schrank geklaubt, die ich zum Duschen und Fertigmachen brauchen würde. Wir sind morgens generell immer ein wenig spät dran, und ich möchte nicht, dass wir wegen mir das Frühstück verpassen. Ich erhasche noch einen kurzen Blick auf Craig, der sich gerade, noch ganz schlaftrunken, in unserem Bett aufsetzt und sich wundert, dass ich nicht neben ihm liege, als ich die Badezimmertüre leise hinter mir zuziehe.

Unter der Dusche nehme ich das Wasser kaum wahr, obwohl ich es auf eiskalt gedreht habe. Ich fühle mich so schrecklich. Ich glaube, so unglaublich schlecht habe ich mich in meinem ganzen Leben nicht gefühlt. Wie tot. Ich muss wieder an South Park denken. In South Park dusche ich immer heiß, siedend heiß. Manchmal habe ich danach sogar ein paar rote Flecken an meinem Oberkörper. Und der Kleiderschrank in meinem Zimmer sieht auch ganz anders aus als der hier. Der ist viel größer und weiß lackiert und den kann man auch nicht abschließen. Und zu Hause habe ich auch keinen Craig und keinen Clyde und keinen Token um mich herum. In South Park bin ich wieder allein.

Als ich mein Gesicht im Spiegel anschaue, finde ich meine nass herabhängenden Haare nicht cool. Überhaupt sehe ich nicht gut aus. Meine Haut ist käsig, meine Augen sind rot und unter ihnen liegen dunkelblaue Ringe. Hoffentlich achten die Anderen nicht darauf. Ich möchte nicht, dass sie merken, dass ich die ganze Nacht durchgemacht habe, weil ich nicht einschlafen konnte. Scheiß South Park!

„Was ist denn mit dir los, Tweek?“ Clyde ist direkt nach mir ins Bad geflitzt und es ist Token, der mich anspricht. Seine Stimme klingt geschockt und besorgt. Kann es eigentlich sein, dass hier absolut jeder besorgt um mich ist?! „W-was soll, gah, mit mir los sein?“ Ich versuche, meiner Stimme einen sicheren und neutralen Klang zu verleihen, doch es klappt nicht. Das schäbige Gefühl in meiner Brust drückt mir einfach zu sehr aufs Gemüt, als dass ich mich fröhlich stellen könnte. Token seufzt. „Vielleicht solltest du mal mit Craig reden?“ Craig? Wieso denn mit Craig? Achja, gestern Abend, unser Streit. Den hatte ich fast vergessen. Na toll, jetzt muss ich gleich zurück nach South Park und bin auch noch mit Craig total zerstritten. Ich spüre, wie sich wieder Tränen in meinen Augen ansammeln und versuche, sie zurückzuhalten. Es klappt nur so halb und ich drehe mich um, damit Token und Craig meinen unerwarteten Heulkrampf nicht mitbekommen.

Natürlich klappt das nicht. Token schaut höflich in eine andere Richtung, macht einen desinteressierten Eindruck. Craig sagt: „Komm mal hier hoch zu mir, Tweek.“ Ich weiß nicht, was ich tun soll. Wie immer. Ich schäme mich dafür, dass ich hier weine und einfach nicht aufhören kann zu weinen, und Craig und Token es genau sehen können.

Es dauert eine kleine Weile, dann habe ich mich wieder ein wenig beruhigt und klettere schließlich tatsächlich nach oben zu Craig, der noch immer nur in Boxershorts auf unserem Bett sitzt und mich besorgt mustert. Bin ich wirklich so schwach? Muss sich tatsächlich jeder immer Sorgen um mich machen?

Ich lasse mich auf der Matratze neben ihm plumpsen, ohne ihn anzuschauen, und schluchze laut und ziehe dir Nase hoch. Jetzt gerade gebe ich bestimmt ein absolutes Bild des Elends ab. Wieder schäme ich mich. Am liebsten wäre ich jetzt irgendwo anders, bloß nicht hier. Ich will nicht, dass Craig mich anstarrt und sich fragt, was für einen unglaublich kranken Freund er sich da rausgesucht hat, der täglich irgendwelche bescheuerten Heulkrämpfe kriegt.

Craig legt seinen starken Arm um meinen Oberkörper und schiebt mich noch ein Stückchen näher zu ihm heran. Dann gibt er mir einen Kuss auf die Stirn, und noch einen aufs nasse Haar. „Ganz ruhig, Tweek“, flüstert er und lächelt.

Ich bin froh, ihn zu haben. Das bin ich wirklich! Ich wische mir mit dem Handrücken die Tränen vom Gesicht und versuche, mich zu beruhigen und klar zu denken. Der Schmerz ist immer noch da. Ich will nicht zurück nach South Park! Aber wenigstens scheint Craig nicht sauer auf mich zu sein. Das ist ja zumindest etwas…

„Also“, beginnt Craig ruhig und streicht mit einer Hand langsam über mein Haar. Das scheint ihm wohl zu gefallen, wenn es so nass ist und herunterhängt, jedenfalls tut er das eine ganze Weile, ohne zu sprechen oder sonst etwas anderes zu machen. „Du versucht dich jetzt etwas zu beruhigen, okay, Tweek?“ Ich nicke kurz. „Und nach dem Frühstück reden wir mal.“ Ich nicke wieder, dieses Mal etwas zögerlicher. Worüber möchte Craig mit mir reden? Er scheint nicht Schlussmachen zu wollen, zumindest wirkt er nicht so. Sonst würde er bestimmt nicht lächeln und mir übers Haar streichen. Wahrscheinlich geht es um mein Rumgeheul von eben. Und um den Streit von gestern Abend. Was soll ich dann bloß sagen? Dass ich mich so unglaublich dämlich benehme und so depressiv bin, weil heute Mittag der Bus kommt, mit dem wir zurück nach South Park fahren werden? Selbst für mich klingt das auf einmal furchtbar bescheuert.

Clyde ist fertig im Bad. Während Token duscht, genieße ich noch für eine Weile Craigs Streicheleinheiten und Küsse, und lausche seinen tröstenden Worten. Er massiert mir sogar wieder ein bisschen den verspannten Nacken. Und als er endlich als letzter von uns Vieren ins Bad kann, fühle ich mich fast schon wieder gut. Ich atme einmal tief ein und aus, schließe für einen Moment kurz die Augen und überlege mir, was ich beim Frühstück essen soll. Eigentlich habe ich nicht viel Hunger, das habe ich morgens nie, aber trotzdem ist mir irgendwie nach einem Brötchen mit Erdbeermarmelade bestrichen. So schlimm wird der Tag heute doch bestimmt nicht, oder?
 

„Was wollt ihr heute noch machen?“ Wir haben uns an einen Tisch zusammen mit Damien und Pip gesetzt, und wir zucken alle mit den Schultern, als uns diese Frage gestellt wird. „Wir könnten noch ein letztes Mal an den Strand“, schlägt Clyde vor, während er an einem Brötchen kaut. Mir fällt auf, dass Clyde ziemlich oft mit vollem Mund redet. „Ne, keine Lust, da waren wir schon so oft!“ „Wie wäre es dann mit der Stadt?“ „Da waren wir auch schon bestimmt zehntausend Mal!“ „Dann schlag du doch was vor, Token!“ „Ist ja schon gut! Jetzt werd’ nicht bockig!“ Clyde reagiert nicht auf Tokens letzte Worte und greift sich das nächste Brötchen von seinem Teller.

Ich muss wieder an Craig und mich denken, und an gestern Abend. Plötzlich schmeckt mir mein mit Erdbeermarmelade bestrichenes Brötchen nicht mehr, und ich lasse es bloß angeknabbert liegen. Was wird Craig gleich wohl sagen? Bestimmt ist er genervt, weil ich bei jeder Kleinigkeit sofort so überreagiere. Ich fühle mich noch schlechter als eben schon. Die Fahrt zurück nach South Park ist für mich nicht bloß eine Kleinigkeit. Es ist die Hölle!

Nach dem Frühstück gehen die Anderen zurück auf unser Zimmer. Sie haben sich noch immer nicht entschieden und wollen sich dort weiter beraten. Craig hat meine Hand genommen, sofort nachdem ich von meinem Stuhl aufgestanden bin, und führt mich weg von Clyde, Token, Damien und Pip, nach draußen. Zuerst gehe ich davon aus, dass er mich zum Strand bringen möchte, doch dann fällt mir ein, dass der Strand wohl doch noch ein Stück zu weit entfernt ist. Schließlich setzen wir uns nebeneinander auf eine hübsche Holzbank, die auf der großen Grünfläche hinter dem Hotel steht.

Ich spüre das harte, dunkle Holz an meinen Oberschenkeln und dem Hintern und fühle mich unglaublich elend. Ich habe noch nie eines dieser Gespräche geführt, die es nach dem Streit gibt und die entscheiden, ob man sich wieder versöhnt – oder nicht. Nervös und zitternd warte ich darauf, dass Craig irgendetwas sagt. Wie immer in solchen Situationen tut er es nicht. Warum zur Hölle sagt er denn bloß nichts?! Ich traue mich nicht, das Wort zu ergreifen. Wir sitzen schweigend nebeneinander, meine Knie sind nur ein paar Zentimeter von seinen entfernt, und ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Mir kommt es vor wie Stunden!

„Tweek?“, kommt es schließlich von Craig, als er endlich irgendwann einsieht, dass ich von mir aus nichts sagen werde, und seine Stimme klingt zugleich so ruhig und gelassen, wie ich sie kenne, und furchtbar nervös und ängstlich. Ich kann die Gefühle, die mich in diesem Moment durchströmen, kaum beschreiben, ich weiß nur, dass sie sich allesamt schlecht anfühlen. „Was ist los mit dir?“ Was ist los mit dir? Das klingt so einfach, so leicht. Es ist aber nicht einfach oder leicht. Es ist verdammt schwer, und ich spüre einen dicken Kloß in meinem Hals sitzen.

„I-ich, gah!“, sage ich, und weiß dann nicht mehr weiter. Ich will nicht zurück nach South Park, würde ich jetzt gern sagen, aber selbst in meinen Ohren klingt das blödsinnig. „Ich habe, gah, Angst“, sage ich schließlich. Craig schaut mich verwundert und besorgt an. Immer diese gottverdammte Sorge in seinen Augen! Das halte ich nicht aus! „Wovor?“, fragt er, und er klingt leise und besorgt und wütend. „Vor South-south-south Park!“

„Wieso?“

Weil ich in South Park wieder alleine bin. Weil in South Park wieder der fiese Cartman auf mich lauert und mich vor der ganzen Klasse lächerlich macht. Weil ich in South Park in den Schulpausen immer alleine in der Ecke stehe und meinen Kaffee trinke, bloß um etwas zu tun zu haben und nicht an irgendetwas anderes denken zu müssen. Weil in South Park meine Mom auf mich wartet, die mich behandelt als sei ich sechs Jahre alt.

„Ich will nicht zurück. I-ich will hier bleiben, Craig!“ „Ja, aber wieso denn?“ Craig greift nach meiner bebenden Hand und drückt sie fest. Er beugt sich zu mir hinunter und küsst mich kurz auf den Mund. Der Kuss ist sanft und warm. Und er beruhigt mich. „Weil es hier so schön ist.“ „So schlimm ist South Park doch auch wieder nicht, oder?“ „Ich-ich hasse, gah, South Park!“

Craig blickt seine Schuhe an. Er scheint nicht zu wissen, wie er auf diese Aussage reagieren soll und nachzudenken, und ich störe ihn nicht dabei. Ich frage mich bloß, was er jetzt von mir denkt. Am liebsten würde ich den Tag heute ungeschehen machen. Einfach zurück nach gestern und noch einmal ganz von vorne anfangen. Ich wünsche mir sehnlich eine Tasse heißen, schwarzen Kaffee und vergesse fast, dass ich vor kaum fünf Minuten erst eine getrunken habe.

„Du brauchst keine Angst vor South Park zu haben“, sagt er dann schließlich. Er sagt es ganz langsam, als würde er es einem Kleinkind erklären. „Du bist nicht mehr allein. Ich bin bei dir, auch in South Park. Wir können nach der Schule immer etwas zusammen machen. Und Clyde und Token sind auch da. Und mit Pip hast du dich ja sowieso schon angefreundet!“ Er gibt mir noch einen Kuss aufs Haar. Auf einmal fühle ich mich fast schon wieder gut. „Wir bleiben doch nicht hier, Tweek, Schatz, wir kommen alle mit. In South Park wird es genauso schön wie hier!“

„Craig?“ Ich streiche mit meinem Daumen über seinen Handrücken und genieße die Kraft, mit der er meine Hand festhält. „Ja?“ „Ich liebe dich.“ Craig lacht. Er rückt näher zu mir und legt mir seinen Arm um die Schulter und es ist ihm egal, dass uns hier praktisch jeder Spaziergänger sehen kann. Wir küssen uns. Es fühlt sich schön an.
 


 

Drama, Drama. :P Zum Glück haben sie sich aber wieder vertragen.^^

Und keine Sorge, für das nächste Kapitel habe ich etwas Lustigeres geplant. xD (siehe unten) Immer nur Streit ist ja auch doof. :P
 

Craig hat sich genau hinter mich gestellt und mir die Worte so laut ins Ohr geflüstert, dass Pip neben mir sie problemlos mithören kann. Ich drehe mich zu Craig um und starre ihn entsetzt an. In einen Sex-Shop? Mit Craig? Meinem ersten Freund, mit dem ich seit knapp zwei Tagen zusammen bin? Auf gar keinen Fall!

(Auszug aus Kapitel 16 "Der Sex-Shop im Einkaufszentrum")
 

bye

sb

Der Sex-Shop im Einkaufszentrum

Kapitel 17

Der Sex-Shop im Einkaufszentrum
 

„Hey, Leute!“ Clyde sitzt auf seinem Bett, Token neben ihm. „Pip meinte, es gäbe hier in der Nähe ein riesiges Einkaufszentrum. Da wollten wir alle zusammen hin. Was meint ihr?“ Craig und ich sind einverstanden. In South Park gibt es auch ein Einkaufszentrum, aber nur ein ganz kleines. Ich bin gespannt, wie wohl so ein gigantischer Koloss mit hunderten Läden aussehen wird. Außerdem habe ich noch einiges von dem Geld, das meine Mom mir mitgegeben hat, sollte ich irgendetwas Tolles finden.

Wir fahren mit dem Bus, weil die nächste Bushaltestelle eben direkt an unserem Hotel liegt, und es gibt auch eine gleichnamige Haltestellte direkt am Zentrum. Das einzige Problem ist, dass wir eine Weile warten müssen, bis der Bus, mit dem wir fahren können, überhaupt da ist, weil es noch so früh morgens ist. Ich muss unweigerlich wieder an den Mann mit der Löwenmähne denken und schaue kurz zu Pip hinüber. Er scheint das Gleiche zu fühlen wie ich und lächelt als Erwiderung auf meinen fragenden Blick ein wenig gequält. Ich kann sehen, dass Damien unsere stille Kommunikation mitbekommen hat und Pips Hand einmal kurz fest drückt.

Es ist gar nicht weit von unserem Hotel bis zum Einkaufszentrum, das ebenfalls etwas außerhalb der Stadt liegt. Und als wir nach gerade einmal einer Viertelstunde Busfahrt schon wieder aussteigen, können wir das Gebäude schon sehen, obwohl wir noch ein gutes Stück laufen und uns durch riesige Parkhäuser hindurch schlängeln müssen. Das Einkaufszentrum ist ein gigantischer, vierstöckiger Bau, der auf den ersten Blick fast völlig aus Glas zu bestehen scheint. Ich bin überwältigt von diesem Anblick. Dieses Zentrum muss größer sein als … als… alle Häuser in South und North Park zusammengerechnet!

„Wow!“ Clyde hat einen absolut ehrfürchtigen Blick aufgesetzt, und wir alle können ihn gut verstehen. „Das ist der Hamma! Los, beeilen wir uns, morgens ist das bestimmt noch ganz leer!“

Es ist nicht leer. Selbst um diese Uhrzeit läuft das Einkaufszentrum über vor Menschen. Ich kann junge Teenager-Mädchen in kurzen Röcken sehen, Paare, Familien mit Kindern, ein paar Singles, die allein vor sich hin schlendern, und sogar ein paar Jungs, die Händchen halten, und natürlich auch Mädchen, die das tun. Geschäfte gibt es in allen möglichen Größen, manche ziehen sich über mehrere Stockwerke, einige sind nicht größer als unser Zimmer im Hotel. Man kann haufenweise Textilien kaufen, Computerspiele, Parfüms, Hamburger, Eis, Schreibwaren, Schmuck, Geschenke, Schuhe, einfach alles Mögliche. „Gah!“, ist der einzige Laut, den ich als Reaktion auf diese unfassbar vielen Eindrücke, die im ersten Moment auf mich einstürmen, finden kann, und klammere mich fest an Craigs Hand. Ich weiß nicht, ob ich begeistert oder ängstlich sein soll. Schließlich entscheide ich mich für eine Mischung aus beidem. „Scheiße ist das geil! Los, lasst uns schnell in den nächsten Laden!“ Clyde läuft schnell vor und steuert den ersten Laden an, den er sieht. Es ist ein Bekleidungsgeschäft. Wir verirren uns in Gängen, gesäumt von Pullovern, Jacken und Hosen. Clyde schaut sich alles genau an, greift sich ab und an irgendein Kleidungsstück von einem Ständer, probiert es an, und kauft es dann doch nicht. „Man könnte meinen, du wärst ein Mädchen, Clyde!“

„Maul halten, Token! Schau lieber weiter Blondinen auf den Arsch!“

Wir klappern nach und nach alle möglichen Läden ab. Clyde stellt sich als Shopping-Experte heraus, und der einzige von uns, der mit ihm dieses Hobby zu teilen scheint, ist Pip. Irgendwann, nach dem gefühlten hundertsten Laden, verlangen Damien, Craig und Token etwas zu essen. „Da vorne gibt es eine Pizzeria“, meint Clyde und deutet auf ein großes Schild, auf dem in geschwungenen Lettern „Tonys Ristorante“ steht. „Wir können da eine Pause machen und etwas essen, wenn ihr wollt. Aber trödelt nicht, wir haben nicht viel Zeit heute!“ Die drei Hungernden seufzen laut auf und ich kann hören, wie Damien Clyde „eine shoppingsüchtige Tussi nennt“, obwohl sein eigener Freund Pip nicht weniger begeistert nach Kleidungsstücken sucht.

Schließlich sitzen wir dann doch an einem großen Tisch in der Pizzeria und stopfen gierig die Pizzen in uns hinein, die viel zu klein sind für den ungeheuren Preis, den wir für sie haben zahlen müssen. „Also, ich finde es hier super!“, meint Pip. Clyde stimmt ihm zu, ich sage nichts, und Craig, Damien und Token verziehen die Gesichter. „Ihr habt doch noch gar nichts gekauft!“ „Na und? Durchgucken ist auch schön!“ „Du bist bescheuert, Pip!“ „Ich liebe dich auch, Damien, mein Schatz!“

Ich kann hören wie Craig neben mir leise kichert bei der Diskussion zwischen den beiden. Ich nehme unter dem Tisch seine Hand und er unterbricht sein heimliches Lachen für einen Moment, um mir einen Kuss zu geben. „Ich bin froh, dass du nicht so bist“, sagt er schließlich leise und ich weiß, dass er auf Pips Einkaufskünste anspielt. „Ich, gah, bin doch kein Mädchen“, antworte ich, obwohl ich Shopping gar nicht so schlimm finde, wie er denkt.
 

„Woah, Tweek, schau dir das an!“ Pip deutet auf ein kleines, im Vergleich zu den anderen recht unscheinbar wirkendes Geschäft und im ersten Moment verstehe ich gar nicht, wieso er so begeistert scheint. Als ich neben ihn trete, bekomme ich einen kleinen Schock.

„Das ist, gah, ein Sex-Shop, Pip!“

„Ja, toll, oder? Komm, lass uns da rein gehen!“

„W-was? Ich-ich dachte, man darf da erst ab achtzehn rein!“

„Glaubst du, das interessiert hier jemanden? Komm schon, da findet man total lustige Dinge!“

„Ich weiß, gah… nicht…“

„Ich komm auch mit, wenn du dich alleine nicht traust, Tweek.“ Craig hat sich genau hinter mich gestellt und mir die Worte so laut ins Ohr geflüstert, dass Pip neben mir sie problemlos mithören kann. Ich drehe mich zu Craig um und starre ihn entsetzt an. In einen Sex-Shop? Mit Craig? Meinem ersten Freund, mit dem ich seit knapp zwei Tagen zusammen bin? Auf gar keinen Fall!

„Komm schon, Tweek!“ Pip zerrt mich am Ärmel. Er und Craig grinsen beide breit und ich fühle mich auf den Arm genommen. Schließlich gebe ich mich geschlagen und nehme mir fest vor, diesen Laden durchzustehen, ohne ohnmächtig oder knallrot zu werden.

„Ich glaube, Clyde und ich gehen schon mal weiter, okay?“ Token und Clyde deuten auf ein großes Geschäft für Konsolen und Computerspiele direkt nebenan, und Craig nickt. „Klar, macht das. Ich glaube, mit einem Schwulen-Sex-Shop könnt ihr beide nicht viel anfangen. Wir treffen uns dann drüben, wenn wir hier fertig sind, okay?“

Craig nimmt mich an die Hand und zusammen mit Damien und Pip betreten wir den Sex-Shop. Von innen ist er viel größer, als er von außen aussieht. Ich weiß nicht recht, was ich hiervon halten soll, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie solch ein Geschäft betreten und ich weiß plötzlich auch nicht mehr, was ich mir immer unter einem Sex-Shop vorgestellt habe. Alle wirken locker und völlig normal, mit Ausnahme von mir. Ich zittere noch stärker als sonst schon und bin fürchterlich nervös, und klammere mich fest an die Hand von Craig, der so gelassen wie immer dasteht.

„Guck mal, Tweek!“ Pip winkt mich zu sich heran und ich gehe langsam, nicht von Craigs Seite weichend, zu ihm hin. Er zeigt auf einen dünnen, schwarzen Ring, augenscheinlich aus Kunststoff oder einem ähnlichen Material hergestellt. „Das ist ein Cockring, von dem ich habe ich dir doch erzählt, weißt du noch?“ Ja, ich erinnere mich noch zu gut an das peinliche Gespräch mit Pip im Restaurant, bei dem mir eine Unmenge Sexspielzeug genannt und erläutert wurde. Sicherheitshalber erklärt er mir noch einmal die Funktion eines Cockrings, und zu meinem Unmut merke ich, dass Craig neben mir genau zuhört und grinst. „Damien und ich haben zwei Stück“, schließt Pip seinen Vortrag und Damien ermahnt ihn mürrisch, nicht so viel über ihr Sexleben auszuplaudern.

„Na…?“ Craig legt seinen Arm um mich und drückt mich frech grinsend eng an seinen Oberkörper, sodass mir sofort wieder Bilder von seinen starken Armen und den Bauchmuskeln durch den Kopf schießen. „Soll ich uns den kaufen, Tweek?“

„W-w-w-a-a-s?!“

„Ist schon gut. Du musst nicht rot im Gesicht werden.“ Er kichert und kneift mir scherzhaft in die linke Wange, die sich tatsächlich heiß anfühlt. Brennend heiß. Nicht nur, dass mir diese ganze Sache hier unheimlich peinlich und unangenehm ist, ich merke auch, dass ich mit jeder Sekunde nervöser und ängstlicher werde. Craig scheint sich ja ziemlich gut auszukennen mit Sextoys und solchen Dingen. Und ich habe da noch gar keine Erfahrungen, weder mit Sexspielzeug noch überhaupt irgendwie im sexuellen Bereich. Ich schaue auf meine bebenden Hände und frage mich leise, was Craig wohl für Anforderungen an mich stellen wird, wenn wir erst einmal ein wenig … naja… intimer werden möchten.

Wir bleiben noch länger im Laden. Pip zeigt alle paar Minuten begeistert auf irgendetwas, sei es ein neues Sexspielzeug, Kondome mit Geschmack oder was auch immer. Ich fühle mich ganz schrecklich unwohl hier und ignoriere die komisch oder amüsiert wirkenden Blicke der anderen Kunden. Das einzige, was mir hier gefällt, sind die Massageöle. Es gibt eine riesige Auswahl. Verschiedene Düfte, Konsistenzen, Farben. Ich stelle mir vor, wie Craig mir mit einem nach Rosen duftenden Öl den Rücken massiert und muss feststellen, dass mir die Vorstellung gar nicht so schlecht gefällt. Craig ist einfach ein viel zu talentierter Masseur!

„Hier gibt es auch gute Gleitcremes!“, meint Pip und nimmt sich eine mittelgroße, dunkelblaue Tube aus dem Regal direkt neben den Massageölen. „Gute Marken sind das hier, aber auch teuer.“ Er studiert interessiert die Inhaltsstoffe und Verpackungen verschiedener Sorten und ich verspüre bloß noch den unglaublichen Wunsch, im Boden zu versinken oder vielleicht doch ohnmächtig zu werden, nur damit ich mir keinen Vortrag von Pip über Gleitcreme anhören muss. Oh Gott, das ist hier so unglaublich peinlich!

Besonders, weil Craig da ist und die ganze Zeit so blöd grinst! Als er merkt, dass ich mich hier mit jeder Minute unwohler zu fühlen beginne, streicht er mir beruhigend über den Rücken und gibt mir Küsse auf die brennenden Wangen. „Bleib ganz locker“, sagt er und lächelt. „Du musst dich nicht unter Druck setzen, wir lassen uns mit allem so viel Zeit, wie du brauchst, keine Sorge.“ Seine Worte beruhigen mich ein wenig. So viel Zeit, wie ich brauche. Das klingt gut. Ich atme einmal tief ein und gehe wieder zu den Massageölen hinüber. Die scheinen mir etwas harmloser zu sein als Gleitcreme oder was es auch sonst noch für Gels und Cremes und Sprays hier geben mag.

Ich entdecke tatsächlich eines, das nach Rosen duftet und nehme mir den Tester, ohne weiter darüber nachzudenken, aus dem Regal, um einmal daran zu schnuppern. Es riecht nicht schlecht, aber für meinen Geschmack ist es viel zu intensiv. Es kribbelt in meiner Nase und erinnert mich unweigerlich an den beißenden Geruch dieses fürchterlichen Alkohols. Ich stelle die kleine Flasche wieder zurück.

„Massageöl?“ Craig ist unauffällig zu mir hinüber getreten und begutachtet interessiert die unglaubliche Auswahl an verschiedenen Ölen und Lotionen. „Warte, am besten sind die von der Marke hier.“ Er greift nach einer kleinen Flasche mit silbernem Etikett und drückt sie mir breit lächelnd in die Hand. Ich öffne sie und halte sie mir unter die Nase. Das riecht wirklich gut. Nicht nach Rosen, aber nach irgendwelchen anderen Blumen. Und teuer ist die Flasche auch nicht. Ich frage mich, ob ich es mir kaufen soll oder nicht. Einerseits finde ich den Gedanken, von Craig mit diesem blumigen Öl massiert zu werden, super schön und es ist auch nichts Verwerfliches oder sonderlich Sexuelles, auf der anderen Seite … ist es aus einem Sex-Shop! Ich gestehe mir selbst ein, dass dieses Argument absolut bescheuert ist, aber irgendwie löst dieser Grund einen Konflikt in mir aus. Soll ich es nun kaufen oder nicht?

„Möchtest du es nicht?“

„D-doch!“

Gut, damit steht die Entscheidung fest. Ich stelle den Tester zurück und nehme mir eine dieser kleinen, handlichen Verpackungen. Meine Hand zittert. Hoffentlich kriegt man hier in diesem Einkaufszentrum irgendwo auch Kaffee.

Pip und ein ausnahmsweise mal fröhlich grinsender Damien warten schon an der Kasse. Pip hält ebenfalls zwei Verpackungen in den Händen, doch ich frage nicht nach, was darin ist und ich lese mir auch nicht die Aufschrift durch. Das möchte ich gar nicht wissen, so weit bin ich noch nicht, glaube ich. An der Kasse bekomme ich kostenlos eine kleine Plastik-Tüte mit dem Logo des Sex-Shops bedruckt und ein einzelnes Kondom, das ich schnell in die Tüte stopfe, ehe Craig irgendeinen blöden Kommentar darüber ablassen kann.

Dann sind wir wieder draußen und auf einmal scheint mir der Besuch dieses Sex-Shops völlig absurd und unwirklich. Es strömen Dutzende Menschen an uns vorbei, Schilder und Reklametafeln der Geschäfte hängen überall, und Damien, Pip und Craig steuern ungerührt den Laden mit dem Computerspielen an, in dem Clyde und Token auf uns warten. Einige Passanten grinsen, wenn sie das Logo auf meiner Tüte sehen, andere setzen einen missbilligenden Blick auf, und nach einiger Zeit versuche ich sie so festzuhalten, dass man das Logo nicht mehr erkennt.

„Ich kann die Tüte für dich tragen, wenn es dir peinlich ist“, meint Craig und grinst wie immer. Ich bin unglaublich froh über dieses Angebot und drücke ihm so schnell wie möglich die kleine Plastik-Tüte in die freie Hand. Es ist doch nur ein blödes Massage-Öl, sage ich mir und versuche die Blicke der Leute zu ignorieren, die sich nun auf Craig richten. Der seine neu gewonnene Aufmerksamkeit übrigens völlig gelassen hinnimmt und konsequent jedem den Mittelfinger zeigt, der ihn blöd anstarrt.
 

Bitte köpft mich nicht. :P Aber nach dem ganzen Drama im letzten Kapitel war ich der Meinung, dass jetzt mal wieder etwas Lustigeres kommen sollte! Hoffe, es gefällt euch! <3

(Achje, nur noch drei Kapitel... *seufz*)
 

Plötzlich fällt mir eine Frage ein, die ich während der letzten Tage fast völlig vergessen habe. Eine Frage, auf die ich jetzt unbedingt eine Antwort haben muss, sonst werde ich verrückt! Ich zupfe Craig einmal kurz am Ärmel seines blauen Hoodies.

(Auszug aus Kapitel 18 "Ein Bus voller alter Fragen")
 

bye

sb

Ein Bus voller alter Fragen

Kapitel 18

Ein Bus voller alter Fragen
 

Es ist jetzt halb drei nachmittags. In wenigen Minuten wird der große Reisebus, der uns direkt vom Hotel abholen und zurück zu unserer High School in South Park bringen soll, hinter irgendeiner Ecke auftauchen. Ich bin nicht mehr so ängstlich und aufgewühlt wie gestern Abend noch bei dem Gedanken an die Rückkehr nach South Park, und trotzdem schaue ich mir das hohe Gebäude, in dem wir die letzten fünf Tage verbracht haben, noch einmal ganz genau an und versuche mir jedes kleine Detail zu merken. Ich hätte gerne ein Foto gemacht, aber natürlich habe ich meine Digitalkamera zu Hause vergessen, obwohl ich sie mir am Tag zuvor noch extra herausgelegt habe.

„Ist alles okay mit dir, Tweek?“ Craig, Clyde, Token und ich stehen etwas abseits von der restlichen Klasse und ihr Geschnatter und Gelächter weht nur ganz leise zu uns hinüber. Ich nicke kurz und versuche mich auf die Wärme zu konzentrieren, die meine heiße Thermoskanne ausstrahlt. Sie beruhigt mich ein wenig. Meine Gedanken schweifen ab. Ich denke an die Zimmerparty, die wir gleich in der ersten Nacht hier veranstaltet haben, an Wendy und Camilla und den ersten Kuss mit Craig im China-Restaurant, an den Tag am Strand mit der schönen Rückenmassage und diesen unglaublich schönen, prickelnden Zungenkuss am höchsten Punkt des Riesenrades. Craig und ich haben uns seither kein zweites Mal so geküsst. Das ist wohl der einzige Nachtteil bei einer Klassenfahrt: Man hat kaum Privatsphäre, ständig sind deine Freunde um dich herum, selbst nachts. Ich frage mich, wie unsere Tage in South Park aussehen werden. Wie es sein wird, wenn Craig das erste Mal bei mir zu Hause ist und wir ganz allein in meinem Zimmer auf dem Bett sitzen.

Der Bus ist da. Es ist nichts derselbe, der uns hierhin gebracht hat, und auch der Busfahrer ist ein Anderer. Unsere Koffer und Taschen werden eingepackt, und wir steigen ein. Diesmal setzen wir uns etwas weiter nach hinten. Clyde und Token sitzen nebeneinander, und Craig überlässt mir den Fensterplatz. Mir fällt nur ganz am Rande auf, dass es haargenau die gleiche Sitzordnung wie bei der Hinfahrt ist.

„Hey, Tweek.“ Ich blicke zu Craig hinüber, der einen Arm um mich gelegt hat und mich glücklich anlächelt. Wieso ist er denn bloß so glücklich? Natürlich, ich bin nicht mehr so übertrieben aufgekratzt wie letztens, aber freuen tue ich mich auf South Park trotzdem nicht. „Was ist denn, gah, Craig?“ Ich öffne meine Thermoskanne und gieße mir die Tasse fast bis zum Rand voll. Der Duft von schwarzem Kaffee, der in meine Nase steigt und die feuchte Hitze, die ich auf meinen Wangen spüre, lassen mich ruhiger werden, und ich nehme einen großen Schluck. „Irgendwie bin ich froh, dass wir in ein paar Stunden wieder in unserem kleinen, beschissenen South Park sind.“ „Wieso?“ Ich kann Craig nicht verstehen. „Weil wir dann endlich eine richtige Beziehung führen können.“

Eine richtige Beziehung? Was meint er dann damit? Ist das, was wir bisher zusammen erlebt haben, sind all die schönen Erinnerungen nichts wert für ihn? Ich halte mir meine Tasse wieder an die Lippen, und entscheide mich im letzten Moment doch dagegen, einen weiteren Schluck zu trinken. „Gah, was meinst du mit r-richtiger B-beziehung, C-craig?“ Ich kann spüren, wie ich wieder zu zittern beginne, mir fällt fast die Kaffeetasse aus der Hand, und Craig drückt mir einen Kuss aufs Haar. „Hey“, sagt er leise und tröstend, und mir fällt auf, dass Craig solche Sätze ziemlich oft mit „Hey“ beginnt, „ich will damit bloß sagen, dass es in South Park anders sein wird als hier. Dass wir auch mal nur was zu zweit machen können. Und so was eben.“ „Oh, okay.“

Nur was zu zweit? Es drängen sich mir Bilder auf, von Dingen, die man „nur zu zweit macht“ und ich versuche sie nicht zu beachten. Craig hat gerade heute Vormittag noch gesagt, dass wir uns mit allem so viel Zeit lassen werden, wie ich brauche. Und selbst Damien und Pip haben es erst nach eineinhalb Monaten miteinander getan!

„Ist dir schlecht, Tweek?“ Craig mustert mich besorgt. Immer diese gottverdammte Sorge in seinen Augen. „N-nein, wie kommst du denn d-darauf?“ „Du siehst ein bisschen blass aus.“ „O-oh. Das ist nur wegen S-south Park“, lüge ich, weil ich nicht möchte, dass Craig von meinen Sorgen und Ängsten weiß. Wieder stelle ich mir die Frage, wie viel Erfahrung Craig wohl schon in solchen Sachen hat. Wer weiß, vielleicht ist er am Ende ja selbst noch Jungfrau, genauso wie ich? Nein, das würde irgendwie nicht wirklich zu dem Craig passen, den ich kenne. Aber trotzdem muss ich mir eingestehen, dass ich mich nicht daran erinnern kann, ihn in der Schule jemals mit einem anderen Mädchen oder Jungen gesehen zu haben. Aber vielleicht war sein Freund oder seine Freundin ja von einer anderen Schule, oder sogar aus einer anderen Stadt, North oder Middle Park vielleicht, das ist gar nicht so weit weg. Oder er hat seine Beziehung geheim gehalten, obwohl ich mir das kaum vorstellen kann, so offen wie Craig mit unserer umgeht. Ist Craig überhaupt schwul oder bisexuell? Und was bin ich?

Während der Fahrt mit dem Reisebus rede ich nicht viel und beteilige mich nur ganz selten mal an den Gesprächen und Diskussionen, die Craig, Clyde und Token untereinander führen. Ich schwelge bloß ein bisschen in Erinnerungen, stelle mir Fragen, auf die ich keine Antwort weiß und fürchte mich vor South Park.
 

Plötzlich fällt mir eine Frage ein, die ich während der letzten Tage fast völlig vergessen habe. Eine Frage, auf die ich jetzt unbedingt eine Antwort haben muss, sonst werde ich verrückt! Ich zupfe Craig einmal kurz am Ärmel seines blauen Hoodies. Er trägt in South Park so gut wie immer diese riesigen Oberteile aus dickem Stoff, in die man sich am liebsten bloß noch hineinkuscheln möchte, doch obwohl mir der Hoodie gefällt, vermisse ich die dünnen T-Shirts, die er während der Klassenfahrt getragen hat und die seine muskulösen, schönen Arme freiließen und unter denen man seine Bauchmuskeln schon erahnen konnte. Craig dreht sich zu mir um, anscheinend ein wenig überrascht. Kein Wunder, ich habe mich die letzten zwei Stunden so gut wie überhaupt nicht zu Wort gemeldet, was selbst für mich außergewöhnlich ist, obgleich ich kein großer Redner in unserer Gruppe bin. Craig hat mich einfach gelassen, er scheint zu verstehen, dass ich ein bisschen Ruhe und Zeit zum Nachdenken und Erinnern gebraucht habe. „Ich muss dich was fragen“, sage ich und versuche nicht zu Stottern oder zu Stocken. Craig wirkt ein wenig verunsichert wegen der Ernsthaftigkeit, die ich plötzlich an den Tag lege, und ich kann sehen, dass er einmal kurz schluckt. „Es ist nichts Schlimmes“, füge ich gleich hinzu, weil ich ein schlechtes Gewissen habe. Ich möchte Craig ja nicht verängstigen. Wie komisch. Vor einer Woche noch wäre ich niemals auf den Gedanken gekommen, ich könnte Craig verletzen oder gar in Angst versetzen.

„Was ist denn?“

Ich lasse mir einen Moment Zeit und verfluche mich mal wieder dafür, dass ich mir vorher keinen guten Satz überlegt habe, den ich jetzt einfach aufsagen kann. „Ich…“, beginne ich und lasse den angefangen Satz sofort wieder fallen. „Du erinnerst dich, gah, doch bestimmt noch an die Hinfahrt, oder?“ Craig nickt und wartet. Auf einmal fällt mir der Fehler in meiner Frage auf. Ich habe doch so getan, als würde ich schlafen, während dieser eine Satz gefallen ist, der mich jetzt nicht mehr loslässt. Ich möchte nicht, dass Craig mich für einen Betrüger hält. „Ach, nichts, vergiss e-es“, sage ich schnell und drehe mich zum Fenster um. Oh mein Gott! Was war denn das jetzt für eine blöde Aktion? Spätestens jetzt wird Craig mich für einen totalen Vollidioten halten! Ich spüre, wie meine Wangen knallrot werden und möchte unbedingt so viel Kaffee trinken, wie noch in meiner Thermoskanne ist, doch ich traue mich nicht, mich zu Craig umdrehen. „Was ist denn los, Tweek?“ Er scheint wieder besorgt zu sein. Gut, ich kann ihn verstehen, wenn sich mein Freund so selten dämlich verhalten würde, würde ich mir bestimmt auch Sorgen machen. Ich antworte nicht.

„Tweek…“ Er greift mit seiner Hand, die viel größer ist als meine, nach meinem Hinterkopf und dreht mein Gesicht langsam und vorsichtig zu ihm um. „Was ist los?“

Was soll ich jetzt tun? Craig die Frage stellen und riskieren, dass er mich für einen Betrüger hält? Oder nichts sagen, und somit Craigs Sorgen schüren? Ich entschließe mich nach einigen kurzen Augenblicken dazu, ihm schließlich doch die Frage zu stellen. Vielleicht hat er ja auch längst vergessen, dass ich mich schlafend gestellt habe. Daran erinnert er sich bestimmt nicht mehr. Hoffe ich jedenfalls.

„Also“, sage ich wieder und spüre, wie Craig mit seinem Daumen mein blondes Haar streichelt und mit einzelnen Strähnen spielt. „Du erinnerst dich doch noch an die Hinfahrt, oder?“ Er nickt stumm und seine Finger wandern hinunter zu meinem Nacken, um ihn ein wenig zu kraulen. Kann er das nicht einmal lassen? Ich kann mich kaum konzentrieren, wenn er solche Dinge tut! „Da hat, da hat doch Token oder Clyde… Ich weiß nicht mehr genau wer, gah, einer von denen hat irgendwie was gesagt mit „Vielleicht hat Craig ja doch Recht“ oder so was. Was hast du ihnen über mich erzählt, C-craig?“

Craig schaut mich an und sagt nichts. Ich weiß nicht, was ich von seinem Gesichtsausdruck halten soll. Dann grinst er plötzlich und fängt an laut zu lachen. Ich kann sehen, dass Clyde und Token ihr Gespräch unterbrechen und zu uns hinüber sehen, und ich gebe ihnen ein kurzes Zeichen, dass sie sich gefälligst um ihren eigenen Kram kümmern sollen. Irgendwann kriegt sich Craig wieder ein, er japst noch ein- oder zweimal laut auf, dann ist er wieder ruhig. Ich weiß nicht, was ich von dieser Reaktion halten soll? Habe ich mich irgendwie blamiert mit dieser Frage? Wo ist nur mein Kaffee?!

„Tut mir leid“, sagt er schließlich außer Atem und wischt sich mit dem Handrücken die Tränen aus den dunklen Augen. „Aber ich dachte, jetzt kommt irgendetwas total Schlimmes, und dann das!“ „Was hast du ihnen denn, gah, j-jetzt endlich gesagt?“

Craig macht eine kurze Kunstpause, die mir unendlich lang erscheint, und sagt dann: „Ich habe ihnen gesagt, dass du der liebste Junge bist, den ich mir nur vorstellen kann, und du unheimlich gut zu uns passen würdest.“ Das ist nicht sein Ernst, oder? Ich verhake nervös meine Finger ineinander, löse sie und verhake sie wieder. Ist das jetzt tatsächlich die Wahrheit gewesen? „E-ehrlich?“ Ich wage es, Craig in die Augen zu schauen und sehe, dass er breit lächelt. Er küsst mich auf den Mund, nicht lange, doch es schmeckt gut und plötzlich sehne ich mich nach einem Zungenkuss mit ihm. „Ehrlich“, sagt er.

„D-das heißt, Clyde und Token wussten von Anfang an, dass du … also, dass du … was von mir willst?“ „Ja, klar.“ Craig scheint die ganze Sache ziemlich locker zu nehmen. Er sitzt wieder ganz gelassen auf seinem Sitz, hat die Arme hinterm Kopf verschränkt und grinst mich frech an. Ich weiß nicht, was ich fühlen soll. Ist das jetzt gut oder schlecht? Muss ich sauer auf ihn sein? Oder soll ich ihm dankbar sein? „Naja“, sage ich schließlich und meine Stimme klingt irgendwie seltsam neutral, „aber schlussendlich hatten sie ja doch nichts damit zu tun…“

„Wenn du meinst…“

„Was, gah, heißt das?!“

„Nichts, nichts…“ Craig grinst. Er grinst wieder so unglaublich frech, dass ich ihm einfach nicht böse sein kann. Meine Wut verpufft innerhalb einer halben Sekunde. Trotzdem ärgert es mich, dass Craig sein blödes Spielchen mit mir treibt und die ganze Sache nicht Ernst zu nehmen scheint.

„Was meinst du damit?“, frage ich.

„Was kriege ich dafür, wenn ich’s dir sage?“ Ich muss unwillkürlich daran denken, wie er mich morgens einmal einfach nicht aus dem Bett hat gehen lassen und ich mich mit einem Kuss habe freikaufen müssen. „Einen Kuss“, sage ich schnell und hoffe darauf, dass Craig endlich mit der Sprache rausrückt. Was haben Clyde und Token mit der ganzen Sache zu tun? „Reicht mir nicht“, sagt Craig keck und fährt mir mit einer Hand durchs Haar. „Dann…“ Ich überlege einen Moment. „Dann kriegst du eine Massage von mir, wenn wir wieder in South Park sind.“

„Okay.“ Craig lässt mein Haar los.

„A-also?“

„Naja“, Craig macht wieder eine kurze Pause und ich spüre, wie die Neugierde in meiner Brust brennt. „Also, erst einmal die Sache mit der Hinfahrt. Sie haben sich absichtlich nebeneinander gesetzt, damit ich mich neben dich setzen konnte.“ Ich nicke kurz, ohne die Informationen zu verarbeiten. „Weiter!“ „Dann… die Sache im China-Restaurant. Ich hab Token extra drum gebeten, ein paar Schlampen zu angeln, damit ich dich küssen kann.“ Das verstehe ich nicht ganz. „Wieso hast du mich denn nicht einfach so geküsst?“ „Naja“, es ist das erste Mal, dass ich sehe, wie Craig verlegen wird und sich am Kopf kratzt „es bestand ja immer noch die Möglichkeit, dass du nicht mit mir zusammen sein willst … und ich wollte dich unbedingt geküsst haben… zumindest einmal im Leben.“

„W-wow…“ Ich bin gerührt. „Das ist aber süß von dir…“ Craig lacht verlegen auf und fährt schnell fort, damit ich nichts mehr zu dieser Tatsache sagen kann. „Und die Party: Also, es war Mella, die in dein Bett gekotzt hat. Token hat sie abgefüllt, damit du nur noch die Wahl hast, oben bei mir zu schlafen. Und wir hatten auch alle Klamotten für nachts dabei, aber ich wollte dich unbedingt mit … naja, ein bisschen mehr Haut neben mir haben, deswegen haben Token und Clyde auch immer nur in Shorts geschlafen und…“

„Ist schon, gah, gut“, sage ich und lehne mich in meinem Sitz zurück. Dieser plötzliche Schwall an Informationen schwimmt irgendwo in meinem Gehirn umher und lässt sich nicht einordnen. Wenn ich jetzt daran denke, wie kontrolliert dieser ganze Sache abgelaufen ist, scheint es mir fast schon lächerlich, dass ich mich an diesem einen Abend gefragt habe, ob Pip die Dinge, die ich sage, an Craig weiterleitet. „Hat Pip, gah, auch etwas damit zu tun gehabt?“

Craig schaut überrascht drein. „Pip?“, fragt er und zieht eine Augenbraue hoch. „Wie kommst du denn jetzt auf Pip? Ne, der hat gar nichts gemacht.“

Wir schweigen beide eine Weile. „Craig?“ „Hm?“ „A-auch wenn Token und Clyde diese Dinge getan haben… i-ich habe mich, gah, von ganz alleine in dich verliebt!“ Craig lächelt. „Das weiß ich doch, Tweek“, sagt er und streicht wieder mit einer Hand durch mein Haar.

Noch eine halbe Stunde, dann sind wir in South Park, kommt die Durchsage des Busfahrers. Dieser hier klingt viel freundlicher und fröhlicher als der unfreundliche Fahrer, der uns zum Hotel gefahren hat.
 

Ohje, dieses Mal ist es irgendwie lustig UND traurig zugleich.^^ Ich hoffe, ich habe damit euren Geschmack getroffen.

Dann bis zum vorletzten Kapitel, Leute! ;)
 

Kaum hat sie mich in der Menge der Schüler ausgemacht, kommt sie auf mich zu und schließt mich fest in ihre Arme. Ich merke, wie ich rot werde und winde mich aus ihrer Umarmung. Craig steht direkt neben mir. Er grinst, doch seine Augen wirken irgendwie traurig. So habe ich ihn noch nie gesehen.

(Auszug aus Kapitel 19 "Ankunft in South Park")
 

bye

sb

Ankunft in South Park

Kapitel 19

Ankunft in South Park
 

Kaum sind wir auch nur in der Nähe von South Park, kann man schon den von Wolken verhangenen Himmel und die hohe Schneeschicht auf den Straßen erkennen. Auf einmal bin ich ganz schön froh darüber, einen dicken Pulli angezogen zu haben, obwohl mir im Bus oft unerträglich warm geworden ist. Ich schaue mir die Häuser, diese hübschen, kleinen Einfamilienhäuser, an und freue mich, wenn ich Straßen oder bestimmte Gebäude wieder erkenne. Wir kommen an unserem Einkaufszentrum vorbei, das im Vergleich zu dem, das wir heute Vormittag gesehen haben –heute Vormittag war das erst, es kommt mir, als seien Wochen vergangen- furchtbar klein und mickrig aussieht. Ein paar Leute beginnen auf ihre Häuser zu zeigen, wenn wir an diesen vorbeifahren, wir sehen unsere alte Grundschule, diesen hässlichen, gelb verputzten Klotz, und irgendwann erreichen wir dann auch endlich unsere High School. Ein kleiner Auflauf Menschen wartet am Eingang, Eltern, Freunde, Geschwister, Großeltern, und obwohl ich sie nicht genau erkennen kann, bin ich mir hundertprozentig sicher, dass einer von ihnen meine Mom ist und nur darauf wartet, dass ich endlich den Fuß vor die Türe dieses Busses setze.

Ich frage mich, was Craig von ihr halten wird. Und was sie von Craig halten wird. Mir ist klar, dass ich sie irgendwann einander vorstellen muss, doch ich weiß nicht, ob es jetzt der richtige Augenblick ist. Ich nehme den letzten Schluck Kaffee aus meiner Thermoskanne und steige zusammen mit Token, Clyde und Craig langsam aus dem Bus aus. „Mein Vater kann euch mitnehmen“, sagt Token und wendet sich an Craig und Clyde. Wieder fällt mir ein, dass die Drei ohne ihre Eltern angekommen sind, mit dem Bus. Ich kenne Craigs Eltern gar nicht. Ich glaube, ich habe sie einmal gesehen, vor der Türe des Direktors, aber mit ihnen gesprochen habe ich noch nie. Wissen sie überhaupt, dass ihr Sohn Jungs mag? Ich bekomme weiche Knie bei dem Gedanken, bei Familie Tucker zum Abendessen eingeladen und ausgequetscht zu werden. Ich bin in Bio schlecht. Was ist, wenn sein Vater Biologe ist und mich nicht leiden kann, weil ich in Bio schlecht bin? Oder sie mich deswegen für blöd halten? Oder denken, ich leide an ADS, weil ich so zittere und stottere?!

„Tweek?“ Token schaut zu mir hinüber, er scheint mich etwas gefragt zu haben. „J-ja?“, stottere ich leise vor mich hin und spüre den kalten Schnee unter meinen Füßen. „Soll ich dich auch zu Hause absetzen?“ „Nein, nein“, sage ich und schüttle den Kopf, „nicht nötig, meine Mom ist bestimmt da.“

Meine Mom ist tatsächlich da. Kaum hat sie mich in der Menge der Schüler ausgemacht, kommt sie auf mich zu und schließt mich fest in ihre Arme. Ich merke, wie ich rot werde und winde mich aus ihrer Umarmung. Craig steht direkt neben mir. Er grinst, doch seine Augen wirken irgendwie traurig. So habe ich ihn noch nie gesehen. Er küsst mich nicht und umarmt mich nicht und nennt mich nicht „Schatz“, er tut überhaupt gar nichts, was darauf hinweisen könnte, dass wir ein Paar sind. Ich weiß nicht, ob ich glücklich oder traurig darüber sein soll. Schämt er sich für mich hier in South Park? Oder möchte er einfach bloß meine arme Mutter nicht völlig unerwartet damit konfrontieren, dass ihr süßer, kleiner Sohn jetzt einen Freund hat? Ich hoffe, es ist letzteres.

„Na, wie war die Klassenfahrt?“, fragt Mom mich und lächelt. Sie hält den Autoschlüssel in ihrer Hand. Ich mustere sie einmal kurz und frage mich, wie sie wohl auf Craig wirken mag. Meine Mom hat kinnlanges, braunes Haar und sieht mir, abgesehen davon, unglaublich ähnlich. Wir haben die gleiche Augenfarbe, das gleiche Gesicht, die gleiche blasse Haut, und sogar eine ähnliche Figur. Vielleicht bin ich deswegen ja so klein und zierlich? Sie trägt einen Rock bis zum Knie, völlig zum Trotz der Temperaturen, die mir nach unserem Urlaub im Süden eisig erscheinen, und eine hübsche, aber etwas altmodische weiße Bluse. „Toll“, sage ich und lächle. Ich werfe einen Blick zu Craig hinüber, der noch immer völlig neutral am Rande der Szene steht und uns neugierig beobachtet. „Ähm, du möchtest bestimmt gleich wieder l-los, oder, Mom?“ Sie nickt freundlich, aber ernsthaft, meine Mom leidet unter chronischen Zeitproblemen. Entweder sie muss schnell zur Arbeit oder schnell noch einkaufen oder schnell noch den Abwasch machen oder schnell noch ihre beste Freundin besuchen, die Mutter von Heidi, einem Mädchen aus meiner alten Grundschule. „Ich will mich nur noch kurz verabschieden.“ Sie nickt und sagt, ich soll mich beeilen.

Ich gehe hinüber zu Craig und weiß nicht, wie ich mich verabschieden soll. Eigentlich würde ich ihm jetzt einen Kuss geben, ihm sagen, dass ich ihn liebe, dass wir uns morgen in der Schule sehen, aber das geht nicht, wenn meine Mom zwei Meter von uns entfernt steht und aufmerksam zuschaut. Bestimmt hat sie Angst, der große, böse guckende Junge könne ihrem kleinen Sohn wehtun oder so etwas. „Ist schon gut“, sagt Craig und grinst. Plötzlich fühle ich mich viel besser, und zittere nur noch wegen der Kälte hier. „Am besten, du sagst es ihr heute Abend oder zu einem anderen Zeitpunkt, wenn du es für richtig hältst, ja?“ Ich nicke. Dann flüstere ich leise: „Ich liebe dich, C-craig.“ „Ich liebe dich auch, Tweek. Und mach dir nicht so viele Sorgen, ja?“ Ich verspreche es.

Ich gehe noch zu Clyde und Token, die beiden lächeln mich freundlich an, boxen mir leicht gegen die Schulter –meine Mom wirft ihnen giftige Blicke zu- und als ich auch noch nach kurzem Suchen Damien und Pip in der Menge gefunden habe, fühle ich mich plötzlich furchtbar einsam. Jetzt ist es vorbei, denke ich und meine Knie beginnen schrecklich zu zittern. Sie gehen jetzt alle nach Hause, und du gehst nach Hause, und wir sind wieder in South Park.

Ich stapfe durch den Schnee zurück zu Mom und Craig. Alles in South Park scheint mir so unwirklich. Schnee… Ich habe fast vergessen, dass South Park von einer ewigen Schneedecke versteckt wird. Und dass es hier so kalt ist. Und Wolken immer die Sonne verdecken.

„Ich glaube, wir können jetzt los“, sage ich zu meiner Mom und nehme schnell den Griff des Koffers in die Hand, ehe sie ihn packen kann und mich vor Craig blamiert. Ich werfe ihm einen letzten Blick über die Schulter hinweg zu, winke noch ein letztes Mal, und dann sitze ich im Auto. Meine Mom fragt mich über die Klassenfahrt aus. Wer mit mir im Zimmer geschlafen hat, was wir gemacht haben, wann ich schlafen gegangen bin. Ich erzähle ihr ein paar Dinge, versuche Clyde, Token, Pip und besonders Craig positiv darzustellen, und lasse die Kleinigkeit aus, dass ich seit ein paar Tagen schon einen Freund habe und alle vier Nächte halbnackt neben ihm geschlafen habe. Ich glaube, dafür ist meine gute, alte Mom noch nicht bereit.
 

Zu Hause macht sie sich sofort daran, das Abendessen zuzubereiten. Eigentlich gibt es abends bei uns nur Brot oder Cornflakes oder solche Dinge, doch meine Mom glaubt wohl, nach einer so langen Busfahrt hat man Hunger, und darum kocht sie mir irgendetwas. Ich setze mich auf einen Stuhl am Küchentisch, weil ich nicht alleine in meinem Zimmer sein möchte, und weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hätte gerne Craig angerufen und mit ihm geredet, doch mir fällt auf, dass ich seine Nummer gar nicht habe. Irgendwie hat er ja schon recht damit, dass unsere Beziehung in South Park ganz anders sein wird.

„Ist alles in Ordnung mit dir, Tweek, Liebling?“ „Ja, natürlich, Mom“, sage ich sofort, obwohl nichts in Ordnung ist. „Kannst du mir vielleicht einen Kaffee kochen?“ Sie nickt und unterbricht ihre Tätigkeit, Gemüse zu schneiden, um zur Kaffeemaschine hinüber zu gehen und Kaffee aufzusetzen.

Nach einer Weile beginnt sie damit, den Tisch zu decken. Sie legt nur zwei Gedecke auf. „Wo ist Dad?“, frage ich tonlos, obwohl ich die Antwort sowieso schon weiß. „Im Laden“, sagt Mom und tut mir eine große Portion von ihrem Essen auf. Wir essen schweigend. Ich fühle mich schlecht und wünsche mir, dass Craig da ist und mich tröstet. Und vielleicht ein bisschen den Rücken massiert.

Mom versucht Konversation zu betreiben, und ich mache ein bisschen mit. Irgendwann sagt sie, dass sie Craig sehr nett findet. Mir fällt fast die Gabel aus der Hand. „D-du hast mit ihm geredet, gah?!“ Meine Mom scheint mein Entsetzen gar nicht zu verstehen. „Ja, klar doch. Als du weggegangen bist, um dich von deinen anderen, neuen Freunden zu verabschieden, da ist er zu mir gekommen und hat sich mir vorgestellt. Es ist schön zu sehen, dass manche jungen Leute heute noch Manieren haben!“ Craig und Manieren? Craig – und Manieren?! Ist sie sich wirklich sicher, dass wir vom selben Craig sprechen? Das letzte, was mir zu Craig einfallen würde, sind Manieren. Craig spricht seine Freunde mit „Alter“ an, zeigt regelmäßig seinen Lehrern den Stinkefinger und trinkt Wodka aus der Flasche!

„Das ist aber schön, gah, dass ihr euch so gut versteht“, sage ich und setze ein Lächeln auf. Ich hoffe, es bleibt auch noch so, wenn sie herausfindet, dass Craig mein neuer Freund ist. Ich weiß nicht, ob ich es ihr heute Abend schon sagen soll. Lieber nicht, denke ich mir schließlich und lege mein Besteck auf den leeren Teller, erst einmal soll sie Craig richtig mögen. Dann mag sie ihn bestimmt auch als meinen Freund!

Sie sagt, Craig habe ihr ein Kompliment zu ihren Ohrringen gemacht (die perfekt mit ihrem altmodischen Stil harmonieren) und sei unglaublich charmant gewesen. Ich könne ihn ruhig mal nach der Schule mit nach Hause bringen. Sie sei froh, dass ich so einen netten, neuen Freund gefunden hätte. Ich weiß nicht, was ich von Craigs Verhalten denken soll. Es freut mich, dass er sich Mühe gibt, meinen Eltern zu gefallen, auf der anderen Seite mag ich den Gedanken nicht, dass er sich verstellt. Aber verstellt er sich denn eigentlich? Woher soll ich denn wissen, dass er nicht vielleicht auch eine höfliche, wohl erzogene Seite an sich hat? Mir fällt wieder auf, dass ich kaum etwas über seine Vergangenheit weiß. Ich muss ihn mal unbedingt irgendwie unauffällig danach fragen!

„Ich gehe in mein Zimmer“, sage ich und reiche meine Mom meinen Teller, damit sie spülen kann. Ich biete ihr jedes Mal an, ihr zu helfen, doch sie möchte nicht, dass ich mich an der Hausarbeit beteilige. Sie scheint immer alles allein machen zu wollen und schafft es, so viel unter einen Hut zu bringen, und trotzdem wirkt sie niemals gereizt oder genervt. Ich kann mir gar nicht erklären, woher ich meine zittrig-nervöse Art nur haben kann. Mein Dad ist auch immer sehr beschäftigt, und sein ganzer Stolz ist der große Kaffeeladen, den er betreibt. Er fährt morgens zum Laden, ehe ich aufwache, und kommt abends zurück, manchmal auch erst nach dem Abendessen. Ich sehe ihn nur selten, er ist für mich fast nicht existent. Wie ein Gespenst, an das alle glauben, das aber noch nie gesehen wurde.

Mein Zimmer liegt ganz oben, unter dem Dachboden. Man kann jetzt denken, es sei eines dieser riesig großen Dachzimmer, aber es ist nicht viel größer als andere Kinderzimmer es sind. Ich schalte das Licht an und schaue mich um. Ich muss an unser winziges Hotelzimmer zurückdenken, das wir uns zu viert geteilt haben. Und an die abschließbaren Schränke. Den quadratischen Tisch und die zwei Stühle. Das Fenster. Ich setze mich auf mein Bett und schaue mich um. Mein Zimmer hat eine Dachschräge, die aber so hoch liegt, dass sie mich nicht einschränkt. Früher hatte ich mein Kinderzimmer im Erdgeschoss, weil ich Angst vor dem Dachboden hatte. Inzwischen habe ich es mir hier aber so gemütlich eingerichtet, wie es mir möglich ist. Mein Bett, mein Kleiderschrank und mein Schreibtisch sind weiß lackiert, eine Wand ist dunkelblau angestrichen, damit hier nicht alles so farblos wirkt, und passend dazu liegt ein blauer, kleiner Teppich auf dem laminierten Boden. Dunkelblau. Das ist Craigs Farbe. Vor dem Fenster hängen hübsche Gardinen, die ich mir selbst ausgesucht habe, und von der hohen Decke baumelt eine Lampe, die aussieht wie ein großer, chinesischer Lampion. Trotzdem mag ich mein Zimmer nicht. Ich fühle mich hier oben immer einsam, irgendwie abgeschieden von der restlichen Welt, es ist schwer zu beschreiben. Plötzlich wünsche ich mir, ein Foto von Craig zu haben, das ich mir auf den Nattisch stellen kann. Aber ich habe keines.

Ich frage mich, wie Craigs Zimmer wohl aussieht. Ich war einmal in meinem ganzen Leben bei ihm zu Hause, in der dritten Klasse, weil wir unfreiwillig ein Projekt zusammen machen mussten. Damals mochte er mich noch nicht. Wie alle anderen auch. Ich versuche mir ins Gedächtnis zu rufen, wie sein Zimmer ausgesehen hat. In einer Ecke stand ein großer Käfig für einen Hamster. Oder für ein Meerschweinchen. Ich verstehe den Unterschied immer noch nicht ganz. Ob Stripe inzwischen gestorben ist? Bestimmt, so kleine Tiere leben nicht lange, sage ich mir und schaue an die Zimmerdecke, die weit entfernt zu sein scheint. Vielleicht hat Craig sich ein neues Haustier gekauft. Ich habe noch nie ein Haustier besessen, nicht einmal Goldfische oder so etwas. Ich frage mich, wie es sich anfühlt, wenn ein Haustier stirbt. Ob Craig traurig gewesen ist?

Und guckt er immer noch jeden Tag Red Racer? Läuft die Serie überhaupt noch? Ich erinnere mich daran, dass Craig diese blöde Sendung jeden Tag angeschaut hat. Zumindest in der vierten Klasse. Ich habe zu Hause einmal beim Durchschalten die Sendung entdeckt und mir eine Folge angeschaut. Ich fand sie sofort blöd und konnte nicht verstehen, was Craig daran fand.

Ich seufze laut auf und mache mich bettfertig. Ich putze mir die Zähne und wasche mir das Gesicht und kämme mir das widerspenstige Haar. Morgen ist wieder Schule. Ich frage mich, wie es in der Schule sein wird. Gehöre ich dann immer noch zu Clyde, Token und Craig? Darf ich mich dann in der Pause wieder zu ihnen stellen? Und in Mathe mit Pip reden? Und wird Cartman es nicht mehr wagen, mir die Bücher aus der Hand zu schlagen? Irgendwie erscheinen mir diese Wünsche unrealistisch, weit entfernt, wie wunderschöne Träume, und morgen beim Aufwachen merke ich dann, dass sie eben doch nichts anderes sind – nur Träume.
 


 

Ohje, ohje, kaum ist Tweek wieder in South Park, verwandelt er sich gleich wieder in einen kleinen Emo. :P Hoffen wir, dass sich das im nächsten, äh, letzten Kapitel noch einmal ändert.^^
 

Achja, noch eine ganz wichtige Frage: Hättet ihr vielleicht Interesse an einer FORTSETZUNG von "Holidays"? Mir schwirren da ein paar gute Ideen im Kopf herum, aber ich möchte keine Fanfic schreiben, die niemand liest. ;) Sagt einfach Bescheid, per Kommi, GB-Eintrag oder was auch immer.^^
 

Äh, und die Vorschau bleibt leider auch erstmal aus Freunde. Ich werde den Epilog noch einmal überarbeiten. Habe es zwar schon zehntausendmal getan, doch er will mir einfach nicht recht gefallen. Habt also bitte noch ein klein wenig Geduld mit mir, sobald ich dann zufrieden bin, gibt es dann auch die Vorschau. =)
 

bye

sb

Alltag (Epilog)

Kapitel 20 (Epilog)

Alltag
 

Meine Knie fühlen sich weich an. Das ist der einzige Gedanke in meinem Kopf, als ich mit dem geschulterten Rucksack und der großen Thermoskanne in den Händen vor der kleinen Treppe stehe, die hinauf zum Haupteingang unserer High School führt, und warte. Ich weiß nicht einmal, worauf. Vielleicht erwarte ich ja, dass Craig gleich zu mir hinkommt, mich in den Arm nimmt und küsst, und mit mir zusammen die Treppe hochgeht. Oder dass Clyde und Token mich hier zwischen den vielen anderen Schülern, die ein- und ausgehen, entdecken und zuwinken.

Es vergehen ein oder zwei Minuten, niemand kommt. Mich rempeln bloß ein paar Mitschüler an, die es eilig haben. Eigentlich ist es bescheuert, denke ich und schüttle für mich selbst den Kopf, du hast dich mit keinem von ihnen hier verabredet. Wieso sollten sie dann hier auftauchen? Trotzdem macht mich dieser Gedanke irgendwie traurig. Mein Rucksack fühlt sich schwer an, als wolle er mich in die Knie zwingen, obwohl ich nur mein Mathebuch und ein paar Hefte dabeihabe. Es ist alles haargenauso wie vor der Klassenfahrt, denke ich, und steige die Treppe hinauf, niemand ist da.

Es ist alles wie vorher. Schüler, die vor ihren Schließfächern stehen und mit ihren Freunden reden, halbgeöffnete Türen, Stimmengewirr aus jeder Ecke. Und ich laufe stillschweigend und allein durch sie hindurch und suche meinen Raum. Ich fühle mich so schlecht, bin so deprimiert. Ich wünsche mir das winzig kleine Hotelzimmer mit den Stockbetten und den abschließbaren Schränken zurück. War alles doch bloß ein schöner Traum? Nimmt mich Craig in der Pause gleich zur Seite und erklärt mir, er hätte einen großen Fehler begangen, es täte ihm alles sehr leid, aber er könne nicht mehr mit mir zusammen sein? Ich habe das Gefühl, das Gefühl… Bloß nicht losheulen, Tweek, nicht hier vor allen Leuten… Ich wische mir mit dem Handrücken schnell die aufkommenden Tränen aus den Augenwinkeln. Ich hatte mir doch vorgenommen, nicht mehr so oft zu weinen… Damit Craig mich nicht für blöd hält.

„Tweek! Hey, Tweek, warte doch!“ Ich drehe mich überrascht um und erkenne einen kleinen, braunhaarigen Jungen hinter mir, er scheint schnell gelaufen zu sein, jedenfalls atmet er schwer und hat die Hände auf die Knie gestützt. „Clyde“, sage ich leise, und lächle. Über Craig hätte ich mich zwar mehr gefreut, aber ich bin froh, dass überhaupt einer von ihnen da ist. Clyde lächelt und richtet sich auf. „Wir haben doch jetzt zusammen Mathe, oder?“ Ich überlege einen kurzen Moment, und nicke dann. „Dann lass uns zusammen hingehen. Raum 104, oder?“ Ich zucke mit den Schultern. „K-keine Ahnung“, gestehe ich schließlich, und spüre, wie sich meine Wangen rot färben. Ich kann mir Zahlen unheimlich schlecht merken, ganz gleich worum es geht, und komme nicht selten zu spät in den Unterricht, weil ich mich in meiner eigenen Schule verirrt habe.

Clyde seufzt und schaut sich im Gang um. „Ich bin mir auch nicht sicher“, sagt er. „Am besten, wir finden Craig, der kann sich doch sowieso alles merken. Der weiß hundertpro auch, wo wir Mathe haben.“ Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, als Clyde Craigs Namen ausspricht. Er hat also ein gutes Gedächtnis? Das wusste ich gar nicht. Plötzlich muss ich wieder daran denken, dass wir eigentlich überhaupt gar nichts voneinander wissen. Hätte mich irgendjemand gefragt, ich hätte nicht sagen können, wie seine Mutter heißt oder was sein Lieblingsschulfach ist. Dabei sind wir doch ein Paar!

Clyde und ich irren eine Weile in den Gängen umher, bis wir schließlich zuerst auf Token und dann auf Craig treffen. Wir haben alle Vier zusammen Mathe. Seltsam, dass ich daran nicht gedacht habe. Aber auf der anderen Seite wundert es mich kaum. Während der Klassenfahrt habe ich immerhin praktisch mein Leben hier völlig verdrängt. Und jetzt ich fühle mich hier, als wäre ich ein komplett anderer Mensch.

Bin ich immer noch der Tweek, den sie aus dem warmen, sonnigen Süden kennen? Gehöre ich immer noch zu ihnen, bin ich immer noch Craigs Freund?

Ich fühle mich paralysiert, völlig nicht imstande, irgendwie auf meine Umwelt zu reagieren. Als hätte ich eben etwas schrecklich Traumatisches miterlebt. Unsinn, denke ich, und schüttle wieder den Kopf, dir ist doch nichts passiert. Es ist doch nur die Klassenfahrt zu Ende, und du bist wieder in der Schule!

„Tweek?“ Craig schaut mich an, und ich erkenne den vertrauten besorgten Blick in seinen Augen. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du bist so, ich weiß nicht…“ Ich nicke schnell, und lächle. „K-klar“, sage ich und, drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen, ohne auf die Blicke und das Getuschel der Leute um uns herum zu achten, „hast du vielleicht, ngh, heute nach der Schule Zeit? Wenn du w-willst, kannst du zu mir kommen. Meine Mom ist sowieso nicht da.“
 

Es ist die zweite große Pause, ich stehe allein vor meinem Schließfach. In Mathe haben wir keine Hausaufgaben aufbekommen, und weil ich keine Lust habe, das Buch mit nach Hause zu schleppen, wollte ich es noch in mein Schließfach packen. Craig und die Anderen haben angeboten mit mir zu kommen, doch ich habe sie in die Pause geschickt. Sie sollen langsam dieses Gefühl, mich ständig beschützen und auf mich aufpassen zu müssen, loswerden!

Ich habe gerade abgeschlossen, als ich Schritte hinter mir höre. Hm? Ist Craig doch noch gekommen? Ich finde den Gedanken schön, dass er doch geblieben ist.

„Na, mal ohne deine Bodyguards unterwegs, kleine Schwuchtel?“ Cartman. Im ersten Moment wünsche ich mir, mich vor Craig, Clyde und Token doch nicht so aufschneiderisch aufgeführt zu haben, damit sie jetzt neben mir stehen und Cartman verscheuchen, wie damals beim Cola-Automaten, doch diesen Wunsch verdränge ich schnell wieder. Ich will nicht wieder der kleine Angsthase sein, wie auf der Wasserbahn. Ich werde Craig beweisen, dass ich mich auch ohne ihn gegen diese fiese Ratte wehren kann!

Ich versuche ruhig zu bleiben, und schaue Cartman in die Augen. Etwas sagen kann ich nicht. Erstens traue ich mich das nicht, und zweitens sind schon so viele Sekunden vergangen, dass eine Antwort meinerseits total blöd klingen würde. Also stehen wir uns ein paar Meter voneinander entfernt gegenüber und starren uns gegenseitig in die Augen. Als ich zweimal bis fünfzig gezählt habe, und keiner von uns beiden den Blick senkt, meine ich langsam: „W-was willst du, Cartman?“

Die Frage scheint ihn tatsächlich aus der Fassung zu bringen, und einen kleinen Moment lang weiß er nicht, was er sagen soll. Ich fühle mich verdammt gut. Cartman hat mich jahrelang gedemütigt, mir wehgetan, und es ist kaum vorstellbar, was für ein unglaubliches Gefühl der Genugtuung es ist, ihn jetzt sprachlos vor mir zu haben.

„Ich hab dich zuerst gefragt!“ Was für eine blöde Antwort, denke ich und grinse. Dann fällt mir urplötzlich wieder etwas ein: Hat Craig nicht vor ein paar Tagen noch gemeint, er wisse etwas über Cartman, das er jederzeit gegen ihn verwenden könnte… Ich kann so tun, als hätte Craig mir alles erzählt, und erpresse Cartman damit!

Halt, nein. Dieses grenzenlose Gefühl der Macht verflüchtigt sich plötzlich wieder. Ich will nicht so einer sein, denke ich plötzlich, ich will keiner sein, der so etwas mit anderen Menschen macht. Das wäre nicht gut.

Ich will an Cartman vorbei, auf den Schulhof, wo Craig, Clyde und Token auf mich warten, ihre Zigaretten rauchen, und nichts außer uns zählt. Ich will Cartman nicht erpressen, ich will ihm überhaupt gar nicht wehtun. Ich will bloß, dass er aus meinem Leben verschwindet!

„Hey. Hey! Wohin gehst du? Du kannst doch nicht so einfach gehen!“ Ich achte nicht auf Cartmans Worte. Mit meinem Verhalten habe ich ihn so überrascht, dass er nicht einmal den Versuch unternommen hat, mich aufzuhalten.

Habe ich gewonnen? Habe ich jetzt gegen Cartman gewonnen, bewiesen, dass ich mich nicht mehr von ihm fertig machen lassen werde, oder war mein Benehmen eben nur noch eine weitere Blamage?

Es ist kalt draußen. Ein paar Häufchen Schnee liegen in den Ecken und unter den Bäumen, und ein frischer Wind weht. Ich muss eine Weile suchen, dann entdecke ich Craig. Er steht an eine Mauer gelehnt, gar nicht weit von mir. Clyde oder Token kann ich nicht entdecken. Es sieht fast so aus, als hätte Craig dort auf mich gewartet. Ob er bemerkt hat, dass Cartman noch einmal ins Schulgebäude gegangen ist? Ich gehe auf ihn zu. Er raucht tatsächlich eine Zigarette. Ich glaube, während der Klassenfahrt hat er fast gar nicht geraucht. Ich muss ihn heute Nachmittag unbedingt einmal fragen, wieso er mit dem Rauchen angefangen hat, denke ich und lächle, als er mich in seine starken Arme schließt und mich an seinen Hoodie drückt. Und ich muss ihn wieder küssen. Richtig. Mit der Zunge.
 

Verzeiht mir, meine lieben Leser, dass ich mir mit dem Epilog von "Holidays" so viel Zeit gelassen habe. Dafür hoffe ich, dass er euch zumindest etwas gefällt. Ich finde ihn zwar nicht gerade gelungen, aber besser, als die ganzen vorherigen Entwürfe. ;)
 

Demnächst werde ich mit der Fortsetzung beginnen, die sich ja anscheinend doch einige von euch wünschen. :D Bis dahin könnt ihr euch ja die Zeit mit meinen anderen SP-Fanfic vertreiben, ich habe eben erst ein weiteres, kleineres Projekt namens "Bored" (Achtung: traurig! T-T) begonnen. :P
 

Außerdem möchte ich hier noch einmal allen meinen Lesern für die über 70 Kommentare und über 30 Favoriten bedanken. Danke, Leute! :P :P Ich glaube, "Holidays" ist bisher meine erfolgreichste Fanfic! ;)

(Hoffentlich kommt die Fortsetzung mindestens genauso gut an. xD)
 

Na, dann bis zum nächsten Mal. ;)
 

bye

sb



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Kommentare zu dieser Fanfic (81)
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Von:  ich23410
2016-04-06T00:20:34+00:00 06.04.2016 02:20
Ich muss mich auch dem Wunsch nach einer Fortsetzung anschließen, die Fanfiction war einfach unfassbar gut und jetzt will ich die ganze Zeit wissen wie es weiter geht :D
Antwort von:  kleines-sama
06.04.2016 12:04
Vielen Dank für deinen Kommi! :)
Es freut mich, dass dir mein Ff so gut gefallen hat :)

bye
sb
Von:  Mikku-Chan
2014-06-30T09:32:20+00:00 30.06.2014 11:32
diese ... fanfiction ..... war ....
.....
DER HAMMER!!!>. <
BITTE mach eine Fortsetzung .. ich flehe dich an *bettelwinselbettel* hier und nicht zu bescheiden sein *schokokuchenhinstell* frisch aus dem Ofen
überlegs dir doch mit der Fortsetzung ja? =3
Antwort von:  kleines-sama
30.06.2014 15:09
Wow, vielen Dank für den lieben Kommi! :) Habe echt nicht damit gerechnet, dass die Ff nach so langer Zeit noch von jmd gelesen wird. Und auch noch so gut ankommt.^^
Eine Fortsetzung wird es vill. irgendwann geben, aber erstmal muss ich die Ffs beenden, die ich derzeit am laufen habe, sonst verliere ich völlig den Überblick.^^

bye
sb
Von:  Kei-hime
2011-10-30T13:07:01+00:00 30.10.2011 14:07
Ich bin gestern fast nicht ins Bett gekommen, weil mich die Story schon nach den ersten Kapiteln so gefesselt hat. x3 Sie ist einfach nur wunderbar süß, gerade weil sie aus Tweeks Sicht geschrieben ist. Aber die richtige Prise Drama und Humor ist auch noch mit drin, plus die sexuelle Spannung. Einfach perfekt! x3 Aber wo ist denn die versprochene Fortsetzung? :O Wird es die noch geben? Ich würde sie wirklich gerne lesen! :3
Von:  Klein_Ryu
2011-08-17T13:53:43+00:00 17.08.2011 15:53
wie wärs mit ner fortsetzung? <3~
Von:  RogueTitan
2011-04-07T05:41:51+00:00 07.04.2011 07:41
man cartman fahr doch zur hölle-.-
mein gott der kompensiert doch nur seine komplexe...
man scheiße ey kann ich den sack nicht ab
okay aber tweek ist mutiger geworden!!!
tada~ auch ein schwächling *hust* kann sich mahl wheren
man ich kann nicht glauben das es zuende ist>o<
*schnief*
*heul*
menno~ ich kanns einfach nicht fassen~
aber das ende ist so~ schöööööön rosa~
ich kenn das nur aus mädchen büchern wo es mit einem kuss(oder sexXD) endet
hach ja ich finds klasse merkt man oder?
egal ich schreib hier ja fast nen halben romanXD
also hör ich lieber mal auf

lg miranda~
Von:  RogueTitan
2011-04-07T05:26:55+00:00 07.04.2011 07:26
FORTSETZUNG!!!!!!!!!!!!!!XD

okay also mal klartext
der kleine hat auf jeden fall stimmungs schwankungenXD
kann ich aber verstehen...ich wäre glaub ich auch so depri drauf nach so ner geilen klassenfahrtXD
okay eigentlich eher schlimmer aber naja ich haltXD
ach man ich bin ganz hibbelig wegen dem ende ey~

lg miranda
Von:  joeitucker
2011-01-18T15:29:06+00:00 18.01.2011 16:29
awww, schon vorbei ;u; (zum Glück gibt's noch 'ne Fortsetzung :D)
Jedenfalls: Der Epilog, finde ich, ist dir durchaus gelungen!
Ich finds gut, dass er so offen-abgeschlossen ist! (Da passt auch eine Fortsetzung gut dran ;D)
Schön ist auch, dass es so realistisch gehalten ist, jetzt z.B bei der Situation zwischen Tweek und Cartman - wäre schon irgendwie seltsam wenn Tweek jetzt plötzlich total überlegen wär und so C: Und auch sein Gedankengang war gut nachzuvollziehen, sei es jetzt wegen seiner Stellung zu den anderen oder als er sich Gedanken darüber gemacht hat, ob er Cartman jetzt erpressen sollte!
Ich freu mich auf jeden Fall auf die Fortsetzung, nach dem süßen Chapter <33

Man sieht sich dann ;D
joeitucker
Von:  Tiggermaus
2011-01-18T14:58:46+00:00 18.01.2011 15:58
Schönes Ende. Ich muss meinen Vorgängern recht geben, es scheint, dass Tweek endlich seinen Platz gefunden hat und auch den Mut aufbringt sich gegen feindliche Angriffe zu wehren. Anfangs dachte ich na noch "oh, oh er fällt in sein altes Verhaltensmuster zurück", aber dann hat er uns bewissen, dass er auch stark sein kann. Sehr schön.

Bin ebenfalls sehr gespannt auf die Fortsetzung und gute Frage, wird’s dramatisch? Wahrscheinlich, so wie ich dich einschätze ;-) Aber ein bisschen Drama gehört zu einer guten Story nun mal dazu, um die Spannung zu wahren. Freu mich auf jeden Fall sehr darauf.

Viele Grüße
Tiggermaus

Von:  Via-chan
2011-01-17T19:05:06+00:00 17.01.2011 20:05
Das lange Warten hat sich gelohnt. Tweek scheihnt jetzt endlich 'Angekommen' zu sein in seinem neuen Alltag... trotzdem würde es mich wundern wenn das Cartman auf sich sitzen ließe.
Darum freu ich mich um so mehr über deine Ankündigung von einer Fortsetzung *jubel*
Hab richtiges Herzklopfen vor Vorfreude bekomm als ich gesehn hab, dass du weiter geschrieben :D
Freu mich über jede weitere deiner Geschichten
lg Via-chan
Von:  Amnesias
2011-01-17T18:47:42+00:00 17.01.2011 19:47
Awww! X3
Ein total süßes Ende! Und ich find es gut, daß Tweek es dieser Ff schaft sich gegen cartbacke zu behaupten.
Freu mich schon auf die Fortsetzung und hoffe das die nicht traurig wird... *mag kein drama*
Lg


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