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Egoism

Doch es geht nicht ohne dich [Ikarishipping]
von

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Die Ruhe nach dem Sturm?

~ Pokémon – Egoism ~

* Kapitel 1 – Die Ruhe nach dem Sturm *


 

Team Galaktik hatte versucht, sich die Welt Untertan zu machen. Sie wollten die Welt zerstören, um sie nach ihren eigenen Wünschen neu zu gestalten, doch einer Gruppe von Trainern war es gelungen, sie aufzuhalten. Nun waren die Kämpfe vorüber, doch der Sieg hatte auch seine Opfer gefordert und jeder hat mit seinen Verlusten zu kämpfen…
 

Lucia wusste nicht, was sie in Schleiede erwarten würde. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass bei ihr zu Hause alles in Ordnung war, nahm sie auch schon wieder Abschied von ihrer Mutter, die sie nur schweren Herzens so schnell wieder ziehen ließ. Doch sie bemerkte, dass ihre Tochter reifer geworden war und sie musste ihren eigenen Weg gehen, aber dieses Mal machte sie sich doch ein wenig Sorgen…
 

Lucia wollte Paul so schnell wie möglich folgen, der entgegen ihrer Erwartung nach Schleiede vorgegangen war und dass auch noch, ohne ihr etwas davon zu sagen. Auf einmal war er einfach weg. So saß Lucia nun angesäuert im Bus Richtung Schleiede und sah Gedanken verloren aus dem Fenster. Der Bus war beinahe leer, aber das wunderte sie nicht, denn momentan dachte sicherlich kaum jemand daran, dass der öffentliche Verkehr wieder aufgenommen worden war und man keine Angst mehr zu haben brauchte, von Team Galaktik angegriffen zu werden.

Es war viel passiert und es würde sicherlich noch einige Zeit ins Land ziehen, bis alle Spuren der Zerstörung beseitigt sein würden. Auch sie selbst hatte Verluste hinnehmen müssen. Sie hatte zusehen müssen, wie Menschen gefangen genommen und verschleppt wurden, denn sie war eine von ihnen gewesen. Zusammen mit Zoey wurde sie von Team Galaktik in Herzhofen gefangen gehalten, damit sich niemand der Organisation in den Weg stellen könnte. Auch Paul war dort gewesen und hatte ihnen sogar unerwartet bei der Flucht geholfen.

Auch hatte sie zusehen müssen, wie Menschen getötet wurden. So auch ihre Freundin Zoey. Bei dem Gedanken daran musste Lucia Tränen unterdrücken. Im Kampf gegen Team Galaktik war Jubelstadt komplett zerstört worden. Beinahe wäre es ihnen gelungen, Dialga und Palkia in diese Welt zu holen, doch im letzten Moment war es dem Enkel von Professor Eich gelungen, das Dimensionstor zu schließen, aber die dennoch entstandene Schockwelle hatte die ganze Stadt überrollt. Sie wusste selbst nicht mehr genau, wie sie das hatte überleben können. In ihrer Erinnerung spürte sie nur noch die Erschütterung und wie sie sich zusammen mit Paul unter einem Luftschiff auf den Boden geworfen hatte, um Schutz zu finden. Sie beide hatten überlebt, doch das Bild von Zoey, wie sie blutüberströmt auf Felsentrümmern lag und eine Glasscherbe aus ihrer Brust herausragte, hatte sich für ewig in ihr Gedächtnis eingebrannt. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass dies wirklich passiert war und sie ihre Freundin nie wieder sehen würde.

Aber auch sie wäre vielleicht nicht mehr am Leben, wenn Paul nicht gewesen wäre…
 

Seit diesen Ereignissen sah sie Paul in einem ganz anderen Licht. Sie hatten gemeinsam gekämpft und sie hatte auch eine andere Seite an ihm gesehen. Auch er war verletzlich, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Sie wusste, wie stur und egoistisch er war, doch auch er hatte Verluste erlitten. Er wollte es nicht zeigen, doch manchmal hatte sie sehen können, wie sehr er darunter litt.

Daher machte ihr der Gedanke an die Ankunft in Schleiede ein wenig Angst. Sie wusste von den Angriffen auf die Stadt, von der Zerstörung der Arena und von den Opfern, die die Kämpfe dort gefordert hatten. Doch dieses Leid konnte man erst richtig begreifen, wenn man es mit eigenen Augen sah.

Und wie empfand Paul wohl die Rückkehr in seine Heimatstadt? Nach den Kämpfen hatte er zwei Wochen in einem Krankenhaus in Vertania City bleiben müssen und sie hatte dort auf ihn gewartet. Sie wusste zwar nicht genau wieso, doch sie hatte Paul nicht alleine lassen wollen. Außerdem war es ihre Schuld gewesen, dass er so schlimm verletzt wurde, denn das war nur passiert, weil er sie beschützt hatte.

Nie hatte sie geglaubt, dass er dies einmal für sie tun würde und das sogar mehr als nur dieses eine Mal. Ein leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, als sie an ihr Gespräch im Krankenhaus zurück dachte. Paul hatte zugegeben, dass sie ihm etwas bedeutete und ständig an sie denken musste. Ihr ging es genauso. Das war der Grund, warum sie bei ihm bleiben wollte. Sie wollte herausfinden, was ihre Gedanken ihr verraten wollten. Doch neben diesen schönen, unerwarteten Momenten gab es leider auch viele böse Überraschungen.

Paul teilte seine Gefühle nicht mit ihr. Sie hatte keine Ahnung, was er dachte, wie er sich fühlte oder was ihn bedrückte. Darüber wollte er nicht mit ihr reden. Manchmal klangen seine Worte verletzend, doch er konnte sich in seiner egoistischen und arroganten Art nicht anders ausdrücken. Und jetzt war er einfach wieder abgehauen. Sie hatten eigentlich abgemacht, erst zu ihrer Mutter zu fahren und dann gemeinsam nach Schleiede aufzubrechen. Doch kurz nach ihrer Ankunft hatte Professor Eibe ihr gesagt, dass Paul alleine weiter in seine Heimatstadt gereist war. Allein, ohne sie und ohne ihr überhaupt etwas davon zu sagen. Dabei hatte er ihr gesagt, dass sie bei ihm bleiben dürfte, warum war er dann nun wieder allein unterwegs?

Sie verstand ihn einfach nicht und diese Tatsache kränkte sie.
 

Doch so leicht ließ sie sich nicht abschütteln. Sie würde ihn zur Rede stellen! Egal was war, so leicht würde er sie nicht wieder los werden. Sie wollte ihm helfen und sie hatte ihm gesagt, dass er sich auf sie verlassen könnte. Vielleicht nahm er sie nicht ernst oder er hatte sich in seinem Leben bis jetzt noch nie auf jemand anderen verlassen außer auf sich selbst. Doch sie würde ihm schon zeigen, dass es sich auszahlte, anderen Menschen zu vertrauen. Er war mit seinem Schmerz nicht allein. Aber auch sie wünschte sich jemanden, mit dem sie reden konnte. Ihre Mutter könnte das alles, was in den letzten Wochen geschehen war, nicht in dem Umfang begreifen, in dem sie ihn erlebt hatte. Das war etwas, dass nur sie und Paul miteinander teilen konnten. Irgendetwas war da, dass sie seither verband und dieses Band wollte sie nicht einfach aufgeben, nur weil er mal wieder einen auf Egoist und Einzelgänger machte!

„Ich kann genau so stur sein wie du!“, sagte sie plötzlich laut und entschlossen zu ihrem Spiegelbild im Fenster.

Nun konnte sie es kaum noch erwarten, endlich in Schleiede einzutreffen.
 

~*~
 

Paul stand vor den Trümmern der Arena von Schleiede. Hier lag kein Stein mehr auf dem anderen. Er konnte erkennen, dass die ersten Bewohner damit begonnen hatten, die Schäden und den Schutt zu beseitigen, doch die Zerstörung rund um dieses ehrenwerte Gebäude war immer noch mehr als deutlich zu erkennen.

Von dem Torbogen, durch den man auf das Grundstück gelangte, waren nur noch die Fußansätze übrig. Abfällig blickte er auf den aufgerissenen Weg, der einst in die Arena führte. Hier vor dem Tor hatte sie gestanden und sein Bruder hatte sich schützend vor sie geworfen. Er hatte das Leben dieser schwachen Arenaleiterin gerettet, nur damit diese wenige Augenblicke später vom Torbogen begraben wurde. Sein Bruder war umsonst gestorben, jedenfalls empfand er dies auch so, auch wenn eine gewisse Koordinatorin meinte, dass es nicht so wäre.

Paul schloss für einen Moment die Augen. Schließlich wandte er sich von diesem tragischen Kampfschauplatz ab und schlenderte in Richtung seines Hauses.
 

Paul öffnete bedeutungsschwer die Haustür. Er wusste, dass das Haus leer sein würde, dennoch war es ein merkwürdiges Gefühl. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er das letzte Mal nach Hause gekommen war, ohne dass Reggie ihn mit seinem nervigen Grinsen begrüßt hatte. Es waren nicht einmal die Laute von Pokémon zu hören.

Schwester Joy hatte ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass man seinen Bruder zusammen mit Hilda im Garten des Anwesens beigesetzt hatte und Reggies Pokémon befänden sich derzeit in ihrer Obhut. Doch auf ihre Frage, ob er sich der Pokémon seines Bruders nun annehmen wolle, konnte er nur mit einem kurzen Kopfschütteln antworten. Was sollte er mit den Pokémon seines Bruders? Mit ihnen kämpfen ganz sicher nicht und seine Züchtung würde er auch ganz sicher nicht fortsetzen. Doch was sollte er dann tun?

Paul schritt durch das Haus, bis er hinaus in den Garten trat. Sofort entdeckte er die beiden Kreuze, die nun auf dem Rasen standen. Davor war der Boden umgegraben und Blumen lagen kunstvoll darauf gebettet.

Paul griff nach seinen Pokébällen, „Kommt raus!“, er warf alle seine sechs Bälle in die Luft und ließ seine Pokémon frei.

Kurz bedachte er jedes einzelne von ihnen, dann drehte er sich um und ging schweigend in das Innere des Hauses zurück. Seine Pokémon – Panferno, Snibunna, Chelterrar, Kramshef, Elevoltek und Ursaring - blickten ihm verdutzt hinterher. Noch nie hatte ihr Trainer sie gerufen ohne ihnen zu sagen, was sie tun sollten.
 

Paul betrat seufzend das Wohnzimmer und ließ sich nachdenklich auf die Couch sinken. Eigentlich hatte es keine Bedeutung, doch seine Pokémon im Garten gaben ihm ein wenig das Gefühl, doch wieder zu Hause zu sein.

Nun war er hier, doch irgendwie war es ein komisches Gefühl. Dabei wusste er nicht einmal, was er eigentlich erwartet hatte. Es gab eigentlich nichts, was ihn zurück hierher getrieben hatte oder was ihn jetzt hier halten würde. Seit dem Angriff auf Schleiede und seinem Versagen im Kampf gegen Team Galaktik hatte er das Gefühl, dass sein ganzes Leben sinnlos war.

Doch wie immer, wenn ihm solch ein Gedanke kam, hatte er plötzlich Lucia vor Augen. Dieses fröhlich nervende Mädchen, das ihm ständig einredete, dass das Leben mehr zu bieten hätte und er nicht aufgeben dürfte, nach einem Weg zu suchen, den er gehen möchte. Doch sein Streben nach Stärke war irgendwie verloren gegangen. Er hatte in einigen Kämpfen seine Hilflosigkeit erkennen müssen. Dabei war er schon so lange unterwegs, es kam ihm so vor, als wären die letzten Jahre seiner Reise vollkommen umsonst gewesen.

Doch dieses Mädchen ließ einfach nicht locker. Er musste zugeben, dass ihm die Gespräche mit ihr auch etwas Erkenntnis verschafft hatten. So glaubte er nun zu verstehen, warum sein Bruder sein Leben für diese Arenaleiterin geopfert hatte. Doch diese Erkenntnis schockierte ihn auch wiederum, denn er spürte, dass diese Koordinatorin möglicherweise denselben Platz in seinem Leben einnehmen könnte. Doch wollte er sich so abhängig machen? Wollte er noch an jemand anderen als nur an sich selbst denken? Das würde ihn doch nur behindern und sein Leben beeinträchtigen. Und doch wusste er ihre Gesellschaft mittlerweile zu schätzen. Aus irgendeinem Grund schaffte sie es, ihn anzutreiben, ihm neue Möglichkeiten aufzuzeigen. Sie interessierte sich für sein Leben, was er nicht verstehen konnte, doch das trieb ihn dazu, auch sie ein wenig verstehen zu wollen.

Und dann spürte er wieder diese Angst. Diese Angst abhängig zu werden. Er hatte gesehen, was seinem Bruder diese Abhängigkeit gebracht hatte. Er selbst hatte bereits so töricht gehandelt, dieses Mädchen hatte ihn wirklich dazu gebracht, sie beschützen zu wollen. In dem letzten Kampf war die Angst, sie zu verlieren, einfach größer gewesen als alles andere. War diese Abhängigkeit nun eine Stärke oder eine Schwäche? Einerseits hatte er das Gefühl, dass sie die Leere in seinem Leben füllen konnte, aber andererseits hatte er Angst, sein Leben und sich selbst damit aufzugeben.
 

Paul blickte auf die Uhr, die über dem Kamin hing. Sicherlich würde Lucia heute noch nach Schleiede nachkommen. Nach ihrer Rückkehr aus Kanto hatten sie in Sandgemme Halt gemacht, weil sie nach ihrer Mutter sehen wollte. Eigentlich hatten sie abgesprochen, danach gemeinsam nach Schleiede zu reisen, doch er hatte es nicht mehr ausgehalten. Er fühlte sich fehl am Platz und wollte seine Zeit nicht dort verschwenden, wo er nichts zu suchen hatte. Sicherlich wäre sie wieder wütend, wenn sie hier einträfe. Er hoffte bis zu ihrer Ankunft zu wissen, ob er sich auch ohne sie wieder stark fühlen konnte.

Paul lehnte seinen Kopf auf der Rückenlehne des Sofas ab und schloss die Augen. Er musste sich endlich entscheiden, wie sein Leben weiter gehen sollte…
 

~*~
 

Lucia konnte nicht anders, als zuerst bei der Arena vorbei zu gehen oder vielmehr an dem, was noch davon übrig war. Es sah hier beinahe so schlimm aus wie in Jubelstadt. Was für Gedanken Paul wohl bei diesem Anblick wohl hatte? Hoffentlich hatte er die Wut auf seinen Bruder mittlerweile überwunden.

Entschlossen schulterte sie nach einer Gedenkminute wieder ihren Rucksack und machte sich auf den Weg zu Pauls Haus. Vor der Tür blieb sie stehen und atmete einmal tief durch. Schließlich betätigte sie die Türklingel. Sekunden vergingen, bis sie zu Minuten wurden. Lucia klingelte noch einmal, zog aber bereits genervt die Augenbrauen zusammen. Nichts rührte sich, dabei war sie überzeugt, dass Paul zu Hause wäre.

Sie hatte bereits mit der Faust ausgeholt, um gegen die Tür zu hämmern, als plötzlich Panferno von der hinteren Seite des Hauses auf sie zukam.

„Er ist also doch da“, murmelte sie zu sich, während sie Panferno nach hinten in den Garten folgte.

Das Pokémon schien ein wenig nervös zu sein und deutete mit einem ratlosen Blick in das Innere des Hauses. Lucia schritt über die Veranda durch die offen stehende Tür in das Haus hinein.

„Paul?“, rief sie entschieden, doch natürlich bekam sie keine Antwort.

Ihr Weg führte sie durch die Küche, ehe sie das Wohnzimmer erreichte, wo sie gesuchten Trainer endlich entdeckte. Mit in den Hüften gestemmten Händen baute sie sich empört vor ihm auf.

„Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“

Langsam setzte er sich nach vorn und blickte der Koordinatorin in die vor Entschlossenheit funkelnden Augen.

„Ich kann dich wirklich nicht los werden.“

Es klang beinahe so wie ein leiser Seufzer zu sich selbst. Doch wieder einmal wusste Lucia nicht, was sie von dieser Aussage halten sollte. War sie ihm nun doch egal oder sollte sie wieder gehen?

„Ich habe dir gesagt, dass ich bleiben werde. Im Gegensatz zu dir hau ich nicht einfach ab.“

Mit einem Ruck erhob sich Paul plötzlich aus seiner sitzenden Position und stand mit einem Schritt direkt vor ihr. Unmerklich schluckte sie, mit so einer schnellen Bewegung hatte sie nicht gerechnet, dennoch wich sie nicht zurück.

„Du kannst dir gern ein Zimmer aussuchen, aber steh mir nicht im Weg rum“, mit diesen Worten schob er sie beiseite und wollte an ihr vorbei Richtung Flur gehen.

„Was soll das werden?“, meinte sie in scharfem Ton zu ihm, was ihn zum Anhalten bewegte.

Fragend blickte er über seine Schulter.

„Wenn du allein sein willst, dann sag das doch einfach! Aber wenn dich etwas bedrückt, dann kannst du auch mit mir darüber reden, dann wird es sicher leichter“, nun wurde Lucias Blick ein wenig mitleidig und auch irgendwie verzweifelt, „Rede doch mit mir, vielleicht kann ich dir helfen, auch wenn es nur durch Zuhören ist.“

„Ich respektiere deinen egoistischen Willen hier zu sein, also respektiere auch meinen Willen, nicht mit dir über irgendwas reden zu wollen“, damit setzte Paul seinen Weg fort.

„Bist du immer noch sauer auf Reggie? Oder auf Hilda? Oder vielleicht sogar auf dich selbst?“, erwartungsvoll blickte sie ihm nach.

Sie wusste, was hier passiert war, denn er hatte es ihr am Abend vor dem letzten Gefecht erzählt. Reggie und Hilda hatten sich dazu entschlossen gegen Team Galaktik zu kämpfen und nicht wie andere Arenaleiter die Flucht zu ergreifen. Doch sie hatten gegen ihre Gegner keine Chance. Beide waren talentierte Trainer gewesen, doch es hatte nicht gereicht. Und Paul war ebenfalls zu schwach gewesen und konnte nur mit ansehen, wie die beiden getötet wurden. Sie wusste, dass Paul sauer auf seinen Bruder war, weil dieser einfach gestorben war. Sie war sich nicht sicher, was Reggie ihm bedeutete, doch er schien es nicht zu akzeptieren, dass dieser nicht direkt im Kampf sondern für Hilda gestorben war. Er konnte Hilda auch nicht sonderlich leiden und selbst nach Reggies Opfer schien sie nicht geflohen zu sein. Sie hatte weiter gekämpft, obwohl sie wusste, dass es ausweglos war. Lucia konnte Pauls Wut verstehen, doch er durfte sich daran nicht festbeißen. Außerdem glaubte sie, nun auch Hilda ein wenig zu verstehen. Wenn ihr Reggie auch wichtig war, konnte sie ihn nicht einfach so zurück lassen, obwohl sie sicherlich wusste, dass er tot war. Reggie sollte nicht umsonst gestorben sein, er hätte sicher gewollt, dass sie für den Frieden weiter kämpfte.

Paul war im Türrahmen stehen geblieben. Lucia bemerkte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten und leicht zu zittern begannen. Sie hatte offenbar den wunden Punkt getroffen.

„Du musst diese Wut endlich los lassen, sonst fängst du noch an, deinen Bruder zu hassen.“

„Sei endlich still!“, schrie Paul plötzlich wütend los und drehte sich mit rasendem Blick zu ihr um, „Du verstehst überhaupt nichts, also tu nicht immer so schlau. Lass mich endlich damit in Ruhe, denn du hast keine Ahnung, wie ich mich fühle.“

Nun war es Lucia, die einen wütenden Blick aufsetzte und auf ihn zustapfte. Direkt vor ihm blieb sie stehen und sah ihn direkt an, „Dann erzähl es mir doch einfach! Los, sag’s mir ins Gesicht! Du kannst mich anschreien, mich anbrüllen oder sonst was, aber rede endlich mit mir! Du musst das nicht alles mit dir selber austragen.“

Sie zwang ihn dazu, ihr direkt in die blauen Augen zu blicken. Seine Mundwinkel begannen zu zucken, mit so einer Gegenwehr hatte er nicht gerechnet, mit so etwas hatte er noch nicht einmal jemals zu tun gehabt.

„Hör – endlich - auf“, murmelte er leise.

„Was?“, Lucia verstand nicht.

„Sei still“, kam es weiter im Flüsterton.

„Aber-“

Doch er ließ sie einfach nicht weiter reden. Er hatte sie fest an den Schultern gepackt und ihre Lippen mit den seinen verschlossen. Er konnte seine Reaktion selbst kaum verstehen, doch er hatte das verlangen verspürt, sie küssen zu wollen und sei es nur, damit sie endlich aufhörte zu reden. Sie schlich in sein Leben, langsam aber stetig schlich sie sich in seine Gedanken, in sein Innerstes und er wusste nicht, wie er es verhindern konnte. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Wie konnte jemand nur so hartnäckig sein? Wieso interessierte sie sich so für ihn? Doch diese Frage könnte er sich vermutlich nur beantworten, wenn er sie in sein Leben ließ. Doch das war das Problem: wollte er das überhaupt?

Schließlich löste er den Kuss, der jedoch weiter ein intensives Gefühl in seinem Körper hinterließ. Er durfte das nicht zulassen. Noch nicht. Diese Entscheidung musste er ganz alleine treffen, mit ihr wollte er erst recht nicht darüber reden, welche Rolle sie in seinem Leben einnehmen könnte.

„Hör endlich auf, dich unaufgefordert in mein Leben einzumischen“, knurrte er leise und ließ sie endlich los.

Schnell drehte er sich um und wollte endlich wieder einen Ort finden, an dem er allein sein konnte. Lucia blieb nur fassungslos im Türrahmen stehen und starrte ein paar Meter vor sich zu Boden. Paul wollte gerade die Treppe nach oben erklimmen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Einen Moment überlegte er, ob er öffnen sollte oder nicht, doch aus irgendeinem Grund entschied er sich tatsächlich dazu, dem unerwarteten Besuch zu öffnen. Doch sofort bereute er seine Entscheidung, als er sah, wer dieses Mal vor ihm stand…
 

Tbc..
 

Preview chapter 2:
 

Der unerwartete Besuch bringt neue Themen ins Spiel, so zum Beispiel die Frage, ob Paul nicht der nächste Arenaleiter werden sollte. Dieser hält von der Idee überhaupt nichts, doch Lucia stellt ihn nicht nur in dieser Sache zur Rede…
 

Zu Lesen in ‚Egiosm – Kapitel 2’, upload-Termin ist der 01.10.2010

die sexuelle Lösung des Problems...

~ Pokémon - Egoism ~

* Kapitel 2 – die sexuelle Lösung des Problems *


 

Unerwartet hatte es an der Tür geklingelt. Paul hatte geöffnet, doch sofort bereute er diese Entscheidung, als er sah, wer dieses Mal vor ihm stand.

„Man hat mir gesagt, dass ich euch beide hier finde“, mit einem freundlichen Lächeln blickte die junge Frau mit den langen blonden Haaren den Hausherren an.

„Was willst du denn hier?“, Paul war hörbar wenig begeistert sie zu sehen.

„Ich sehe mir die Schäden in den Arenastädten an, außerdem könnte ich eure Hilfe gebrauchen. Darf ich rein kommen?“

„Nein“, gab Paul kurz zurück und wollte die Tür auch wieder schließen, doch sie hielt ihre Hand dagegen.

Überrascht über ihre Kraft und gleichzeitig empört über ihre Handlung blickte er sie wütend an.

„Du kannst dir trotzdem anhören, was ich zu sagen habe, immerhin gehörst du zu den Trainern, denen wir den Frieden zu verdanken haben“, ihr Lächeln blieb weiter auf ihren Lippen, dennoch hatte es auf einmal etwas Mysteriöses.

Sie wusste genau, was sie tat und Paul hatte wohl keine andere Wahl, als ihr zuzuhören.
 

„Cynthia? Was machst du denn hier?“, Lucia riss sich aus ihrer Trance und trat ebenfalls an die Haustür heran, vor der der amtierende Champion der Region stand.

„Ich sehe mir die Arenen an. Ich habe gehört, was hier in der Stadt passiert ist.“

„Was ist mit den anderen Arenen? Weißt du, wie es Silvana geht?“, wollte Lucia sofort von ihr wissen.

Mit der Arenaleiterin aus Ewigenau hatte sie in Jubelstadt gekämpft. Sie hatten sie zusammen mit Professor Eibe dort zurücklassen müssen, weil sie mit Gary Eich weiter ziehen mussten. Sie hoffte, dass es der Arenaleiterin gut ging.

„Persönlich habe ich sie noch nicht gesehen, aber ich weiß, dass sie mittlerweile wieder in Ewigenau eingetroffen und mit dem Wiederaufbau der Arena beschäftigt ist.“

„Das freut mich“, Lucia entrann ein erleichterter Seufzer.

„Die Arenaleiter aus Herzhofen, Weideburg, Blizzach und Sonnewik kümmern sich um den Wiederaufbau, nur Veit aus Erzelingen und sein Vater Adam aus Fleetburg werden noch vermisst. Ich bin gerade auf dem Weg nach Fleetburg, weil dort bei den Aufräumarbeiten wohl etwas gefunden wurde. Da ich hörte, dass ihr in der Stadt seid, wollte ich fragen, ob ihr mich vielleicht begleiten möchtet. Wir können bei der Suche jede Hilfe gebrauchen.“

Lucia hatte bereits den Mund geöffnet, um etwas zu sagen, doch Paul war schneller, „Den Dreck könnt ihr alleine wegräumen. Ich habe damit nichts zu tun. Wenn das also dein einziges Anliegen ist, wüsste ich nicht, was dich noch länger hier hält.“

„Verzeih, du hast erst kürzlich deinen Bruder verloren, ich kann verstehen, dass du die Kämpfe endlich hinter dir lassen willst. Was ist mit dir Lucia?“

„Ich…“, eigentlich hatte sie sofort sagen wollen, dass sie mitkäme, doch sie wollte jetzt nicht von hier weg gehen. Sie wollte noch mit Paul reden, jetzt über noch etwas mehr als zuvor. Doch warum fuhr Paul Cynthia gleich so an, dafür hatte sie ihm doch keinen Grund gegeben. Doch irgendwas an Cynthia schien ihn zu stören, so hatte sie ihn noch nicht erlebt.

„Überlegt es euch, ich bin noch bis Morgen früh in der Stadt. Wenn ihr mich begleiten wollt, dann kommt um neun Uhr zur Arena. Aber da wäre noch etwas“, sie wandte sich wieder an Paul, der sie skeptisch anblickte. „Ich treffe mich bald mit den anderen Champions Wassili und Troy aus Hoenn, weil wir entscheiden wollen, wie es mit der Pokémon-Liga weiter gehen soll. Es ist offensichtlich, dass wir neue Arenaleiter auswählen müssen. Würdest du nicht den Posten als Arenaleiter von Schleiede übernehmen wollen?“

Paul blickte sie perplex und auch ein wenig irritiert an. Doch sie meinte ihre Frage ernst.

„Wie kommst du darauf, dass ich diesen Posten übernehmen wollte?“, in Pauls Stimme schwang ein gewisser Grad an Abfälligkeit mit.

„Vielleicht aus Verantwortungsbewusstsein deiner Heimat gegenüber oder gegenüber deinem Bruder?“

„Was?“, Pauls Ton wurde scharf und die Erwähnung seines Bruders in diesem Zusammenhang reizte ihn sichtlich.

Doch Cynthia zuckte nur mit den Schultern, dennoch lächelte sie ihn weiter an. Das machte ihn noch rasender. Dieses Lächeln schien ihm zu sagen, dass sie etwas plante, dass er nicht erahnen könnte. Sie wollte ihn aus der Reserve locken und er wusste nur zu gut, dass man ihr nichts vormachen konnte.

„Ich werde dich jedenfalls offiziell vorschlagen, denn dass du das Zeug zum Arenaleiter hast, hast du durch deine Bereitschaft, gegen diese Organisationen zu kämpfen, mehr als eindeutig bewiesen. Denk einfach mal darüber nach“, mit diesen Worten drehte sie sich um und schritt von dem Anwesen.

Paul starrte ihr noch so lange nach, bis sie an der Straße um die Ecke bog und aus seinem Blickfeld verschwand. Erst dann knallte er schwungvoll die Tür ins Schloss. Warum sollte er sich auf ihr absurdes Angebot einlassen? Doch ihr Lächeln zeugte davon, dass sie sich sicher war, dass er tun würde, worum sie ihn bat. Er versuchte es aus seinem Kopf zu verdrängen, es war nur ein unbedeutender Belang.

„Paul?“

Auf dem Weg nach oben wurde er schon wieder aufgehalten.

„Warum willst du sie nicht begleiten? Wenn wir helfen können, sollten wir das tun. Ich würde sie gern begleiten.“

„Dann geh doch!“, schnauzte er sie an und lief endlich die Treppe nach oben.

Enttäuscht blickte Lucia ihm nach. Was hatte er nur? Sie konnte sein Verhalten einfach nicht verstehen. So wie auch vorhin. Zaghaft strich sie mit den Fingerspitzen über ihre Lippen und merkte, wie diese bei dem Gedanken an den Kuss leicht zu zittern begannen. Es war ihr erster Kuss gewesen und eigentlich hatte sie ihn sich anders vorgestellt. Romantischer… geplanter…

Er hatte sie einfach ohne Vorwarnung geküsst ohne zu wissen, ob sie das überhaupt wollte. Es kam einfach so überraschend und nun wusste sie erst recht nicht, was sie denken sollte. Wenn er sie los werden wollte, wieso tat er dann so was? Und doch konnte sie nicht behaupten, dass ihr der Kuss nicht gefallen hätte. Aber was brachte es ihr, wenn er am Ende doch nichts bedeutete?!

Sie fühlte sich gerade mehr als unsicher und Paul schien sich oben irgendwo verschanzt zu haben, denn ein zweites Türknallen war zu hören gewesen. Hier hielt sie es nicht mehr aus, also verließ Lucia das Haus, um ziellos durch die Stadt zu laufen. Vielleicht würde das ihre Gedanken ja wieder ordnen und wenn sie zurückkäme, hätte sich Paul vielleicht auch wieder beruhigt…
 

~*~
 

Paul stützte sich Zähne knirschend mit den Händen auf seinem Schreibtisch ab. In seinem Zimmer war noch alles genau so wie damals, als er es verlassen hatte. Vielleicht würde er hier ja klar denken können, denn das schien der einzige Ort zu sein, an dem alles immer gleich bleiben würde.

Warum war überhaupt alles so kompliziert geworden? Mit einem Schlag hatte sich sein ganzes Leben verändert und das konnte er schon beinahe wörtlich nehmen. Hilda hatte kämpfen wollen, also hatte Team Galaktik das Feuer eröffnet. Deswegen hatte Reggie sterben müssen, deswegen war er nach Herzhofen verschleppt worden, deswegen war er wieder Lucia begegnet und deswegen war er nun in der Situation, in der sich gerade befand. Es war alles nur die Schuld dieser Arenaleiterin!

Er hatte versucht, seinen Weg wieder zu finden, doch sein Bruder, den er eines Tages hatte übertreffen wollen, war tot, unwürdig gestorben und er würde nie die Erfüllung erleben, Reggie in einem Pokémon-Kampf zu schlagen. Was brächte es ihm noch, weiter zu trainieren? Wofür? Etwa um nun Arenaleiter zu werden? Wieso sollte er die Nachfolge dieser Versagerin antreten, es bedeutete ihm überhaupt nichts. Er respektierte Cynthia als Champion, aber dieser Vorschlag war einfach nur absurd. Sein Bruder hätte einen guten Arenaleiter abgegeben, es hätte auch besser zu ihm gepasst, als mit seinen Fähigkeiten einfach nur Züchter zu sein. Aber wieso sollte er die Verantwortung für eine ganze Stadt übernehmen oder auch noch Trainer beurteilen? Alles erschien so sinnlos.

Paul ließ sich auf sein Bett fallen und stützte die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab. Er fuhr sich mit den Händen durch die Haare und verhaarte mit gesenktem Kopf in dieser Haltung. Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte, doch in Gedanken hörte er wieder nur ihre Stimme.

Kurz schreckte er auf, nur um auf den Spiegel zu starren, der vor ihm an seinem Kleiderschrank hing. Er wusste sich immer selbst zu helfen, doch auf einmal schien alles anders zu sein. Er hatte kein Ziel mehr, er wusste nicht mehr, wonach er streben oder wofür er kämpfen sollte. Daher sah er auch keinen Sinn darin, Cynthia bei der Suche nach verschwundenen Arenaleitern zu helfen. Es würde ihn nicht weiter bringen. Doch er hörte Lucias Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm sagte, dass es die richtige Sache wäre. Er sollte doch nicht so egoistisch sein und nur an sich selbst denken, sondern seine Fähigkeiten dazu nutzen, anderen in diesen Zeiten zu helfen. Und doch war ihm nicht danach.

Er hatte helfen wollen. Er hatte an der Seite seines Bruders gegen Team Galaktik kämpfen wollen. Dieser war bei dem ersten Anzeichen sofort zu Hilda in die Arena gestürmt. Er selbst hatte sich noch nichts dabei gedacht, aber sicherlich hatte niemand mit so einem Angriff gerechnet. Doch als die ersten Angriffe losbrachen und er zur Arena hatte nachkommen wollen, konnte er nur mit ansehen, wie alles in Trümmern gelegt und sein Bruder darunter begraben wurde. Er hatte nichts tun können und am Ende blieb nur Tod und Leere zurück. Das brauchte er nicht noch einmal.

Dennoch hatte er sich von Lucia dazu antreiben lassen, weiter zu kämpfen. Er hatte es mit Team Galaktik aufnehmen wollen, um sich wenigstens noch etwas zu beweisen, doch ohne sie wäre er in Jubelstadt sicherlich gestorben. Und es wäre ihm gleichgültig gewesen. Ihr aber nicht. Es war ihm neu, dass sich jemand so für ihn interessierte. War sein Leben etwa so etwas Besonderes?

Paul bekam das Gefühl, dass Lucia ihm einen Grund gab, weiter zu machen. Er hatte mit ihr in den Kampf ziehen und auch wieder mit ihr zurückkehren wollen. Doch was war nun? Könnte sein Leben nicht auch ohne sie weiter gehen? Doch wollte er das? Ihre Anwesenheit gab ihm neue Kraft, aber wäre er nicht schwach, wenn er nicht ohne sie klar kommen könnte?
 

Paul starrte stumm sein Spiegelbild an. Leider konnte es ihm keine Antwort geben. Egal wie lange er darüber nachdachte oder wie es drehte und wendete, er selbst kam auf keine Antwort. Vielleicht könnte wirklich nur sie ihm die Antwort auf seine Fragen geben…
 

~*~
 

Lucia schlenderte durch die Straßen und konnte überall beobachten, wie sich die Menschen helfend zur Hand gingen. Man half sich bei Schäden am Haus, brachte Menschen, die nun übergangsweise bei ihren Familienangehörigen unterkommen mussten etwas zu Essen vorbei oder man strömte zum zerstörten Stadtteil, wo die Arena stand, um dort bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Lucia konnte nicht verstehen, wieso Paul sich nicht daran beteiligen wollte. Es war schließlich seine Heimatstadt und außerdem suchte er doch nach einer neuen Aufgabe für sich.

Lucia nahm sich vor, noch mal zu versuchen, Paul dazu zu überreden, Cynthia zu begleiten. Der Gedanke, Paul zum Arenaleiter zu machen, erschien ihr auch nicht ganz so abwegig. Wie konnte er das auch von vornherein ablehnen? Sie würde gern endlich ein paar Antworten erhalten. Wenn sie zwischendurch nur nicht ständig an diesen Kuss denken müsste.

„Argh, warum muss das alles nur so kompliziert sein?! Wieso auch gerade Paul?“, regte sie sich über ihre eigenen Gedanken auf.

Denn eigentlich wünschte sie sich gerade nichts sehnlicher als zu wissen, was er wirklich für sie empfand…
 

Lucia bemerkte nicht, wie sie bei ihrem frustrierten Marsch beobachtet wurde. Cynthia stand in einem Hausschatten auf der gegenüberliegenden Straßenseite und warf der jungen Koordinatorin ein zufriedenes Lächeln hinterher. Es war ganz und gar nicht unbedeutend, was die beiden geleistet hatten und sie war sich sicher, dass Paul und Lucia die Welt noch weiter verändern würden. Die beiden symbiotisierten hervorragend miteinander, das mussten sie nur noch selbst für sich erkennen.
 

~*~
 

Dieses Mal machte sich Lucia gar nicht erst die Mühe, an der Vordertür zu klingeln, sondern ging sofort durch den Garten. Zu ihrer Überraschung traf sie Paul auf der Veranda an. Er stand einfach nur da und blickte scheinbar ziellos in die Ferne. Seine Pokémon waren mittlerweile dazu übergegangen, sich im Garten zu verteilen und ihre Freizeit nach ihren Wünschen zu nutzen. Schon ein merkwürdiger Anblick wenn sie so an seine harten Trainingsmethoden dachte.

Sie trat auf die Veranda und blickte Paul bedeutungsvoll an. Geduldig wartete sie, bis er sich zu ihr umwandte.

„Lass mich raten“, begann er, doch Lucia hatte nicht vor, sich wieder runter machen zu lassen.

„Was spricht für dich dagegen, Cynthia zu begleiten? Du hast dich uns im Kampf gegen diese Verbrecherorganisationen angeschlossen, da ist die Suche nach vermissten Arenaleitern doch erst recht für dich zu bewältigen.“

Pauls Gesichtsausdruck wurde ernst, „Was interessieren mich diese Arenaleiter? Die Suche nach ihnen bringt mir nichts.“

„Geht es dir etwa nur darum, einen Vorteil für dich daraus zu ziehen?“, ein wenig enttäuscht blickte sie ihn an, „Ich dachte, diese egoistische Ader hättest du mittlerweile ein wenig eingedämmt. Es geht hier um Menschen leben! Wenn dir das so egal ist, warum hast du mich dann auf der Zinnoberinsel gerettet?“

Das war eine gute Frage. Doch Lucia hatte noch mehr davon auf Lager.

„Und wieso bist du so strikt dagegen, Arenaleiter zu werden? Der Champion der Sinnoh-Region hat dich gefragt, ob du diesen Posten haben willst, so viel Vertrauen bringt sie dir entgegen, es müsste dir eigentlich eine Ehre sein!“

„Was geht dich das überhaupt an? Das ist doch wohl meine Entscheidung!“

„Ich will dich aber verstehen!“

„Wieso?“, seine Stimme hatte sich mittlerweile zu einem lauten Ausruf erhoben. Erwartungsvoll blickte er sie an.

„Ich will nicht, dass du dein Leben weg wirfst. Und was ist denn so schwer daran, auch mal etwas für andere zu tun? Bedeutet dir das gar nichts, wenn dir einer ‚danke’ sagt? Hat es dir nichts bedeutet, mir geholfen zu haben?“

Unsicher wandte er seinen Blick ab.

„Und hör endlich auf zu schweigen, denn das macht die Sache nicht besser! Sag endlich mal, was du denkst! Wenn du mir schon nicht erzählen willst, was dich bedrückt, beantworte mir wenigstens die Frage, was du von mir denkst!“, in Lucias Stimme schwang allmählich Verzweiflung mit. Was sollte sie denn noch sagen oder tun, damit er ihr endlich mal zeigte, was er empfand. Wenigstens für sie.

„Ich weiß es nicht!“, schrie er sie an. „Du tauchst einfach in meinem Leben auf und ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich kann mir mein Leben weder mit dir noch ohne dich vorstellen.“

Vor Schock wich Lucia ein paar Schritte zurück, bis sie vom Verandabalken daran gehindert wurde, ihm weiter zu weichen. Doch er kam dafür näher und knallte seine Handfläche gegen den Hochbalken direkt neben ihrem Gesicht, so dass sie kurz zusammen zuckte.

„Ich habe mich immer nur um mein Leben gekümmert, nie um das von anderen, noch haben sich andere um mein Leben zu kümmern gehabt. Doch nur weil diese schwache Arenaleiterin diese törichte Entscheidung getroffen hat, hat sich alles verändert.“

„Hilda war nicht schwach!“, wie konnte er selbst jetzt noch so schlecht von ihr reden?!

„Sie ist tot! Und ihre Dummheit hat nicht nur ihr Leben gekostet“, Paul knirschte mit den Zähnen, dieser Gedanke machte ihn einfach nur wütend.

„Wenn sie schwach gewesen wäre, dann wäre sie feige weggelaufen.“

„Was?“, verständnislos sah er Lucia an, die ihm mit einen sicheren Blick entgegnete.

„Wenn sie so schwach gewesen wäre, wie du meinst, dann wäre sie bei dem Angriff auf Schleiede feige weggelaufen und hätte ihre Stadt im Stich gelassen. Doch sie hat ihre Verantwortung als Arenaleiterin angenommen und wollte ihre Stadt beschützen. Sie hat gekämpft, um Team Galaktik aufzuhalten und selbst als Reggie gestorben war und die Lage einfach nur aussichtslos aussah, hat sie nicht aufgegeben. Ich sehe nur Stärke in ihrem Handeln.“

Kurz huschte ein entgeisterter Ausdruck über sein Gesicht. So hätte er das nie gesehen. Doch ihre Worte konnten seinen Verlust und seine Wut nicht lindern.

„Und wenn du sie so schwach und dumm fandest, dann werde selbst Arenaleiter und mach es besser. Du hältst dich doch sowieso für den Größten und hackst gern auf Schwächeren rum, das kannst du dann ja mit deinen Herausforderern machen“, Lucia konnte nicht anders, als ihm dies mit ein wenig Sarkasmus an den Kopf zu werfen.

„Ich sagte doch, andere sind mir egal!“

„Ach wirklich?“

Pauls Augen formten sich zu Schlitzen und er blickte Lucia verständnislos an. Wieso wusste sie auf alles, was er sagte, irgendetwas Gegenteiliges zu erwidern? Das konnte doch nicht sein.

„War dir dein Bruder etwa egal? Und ich bin dir also auch egal? Dann sag es mir gefälligst ins Gesicht!“

„Nein“, flüsterte er.

Sein Bruder war ihm nicht egal gewesen. Eigentlich drehte sich sein ganzes Leben, sein bisheriges Streben nur um ihn, aber irgendwie merkte er auch, dass ihm wirklich etwas fehlte. Sein Tod war ihm nicht gleichgültig, diese Tatsache war für ihn schmerzhaft und schockierend zugleich. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Und nun hatte er sie in sein Leben gelassen. Vielleicht weil er hoffte, sie könnte seinen Schmerz lindern oder ihm einen Ausweg zeigen? Könnte er jetzt noch riskieren, sie auch zu verlieren?

„Du darfst ruhig egoistisch sein, aber sag mir wenigstens, was du willst! Ich verstehe dich nicht, also sag es mir. Sag mir, was du in diesem Moment willst“, Lucias Stimme wurde sanfter, bis sie nur noch ein Hauch war, „Wonach sehnst du dich am meisten – in diesem Moment.“

Sie sah in seine verwirrten Augen, erkannte einerseits den Schmerz, aber andererseits glaubte sie auch das zu sehen, was sie selbst auch fühlte.

„In diesem Moment…“, er zog seine Hand vom Balken zurück und umfasste damit stattdessen ihr Kinn, „nach dir!“

Erneut verschmolzen die beiden zu einem Kuss, dieses Mal nicht unerwartet, sondern von beiden gewollt. Lucia spürte, wie sich ihr ganzer Körper diesem wohligen Gefühl hingeben wollte. Als Pauls Lippen sich wieder von ihr entfernen wollten, schlug sie ihre Arme um seinen Nacken und holte ihn für einen weiteren Kuss zu sich zurück. Wenn er seine Gefühle schon nicht in Worte fassen konnte, dann sollte er sie ihr wenigstens zeigen.

Paul nahm ihre Aufforderung zur Kenntnis. Er ließ seine andere Hand ihren Oberschenkel hinauf unter ihren Rock fahren, bis er ihren Slip erreichte. In diesem Moment brach Lucia keuchend den Kuss ab. Das Gefühl, das durch ihren Körper schoss, war so stark, dass es sie beinahe erstarren ließ. Sie hielt ihre Augen geschlossen und lehnte ihren Hinterkopf gegen den Verandabalken. Das Gefühl verteilte sich in ihrem Körper und ließ nur noch schönes Kribbeln zurück.

Da merkte sie, dass Pauls Hand wieder ihren Schenken hinunter wanderte und das Kribbeln immer schwächer wurde. Doch sie wollte nicht, dass diese wohlige Betäubung so schnell wieder aufhörte. Also forderte sie einen neuen Kuss. Wohlig stöhnte sie auf. Dieses Mal ging Paul es anders an und begann damit, nicht nur ihre Lippen, sondern auch ihren Hals zu küssen, was ihr hörbar zu gefallen schien.

Seine Hand wanderte von ihrem Kinn über ihr Top ihren Körper hinunter, bis beide Hände auf ihrer Hüfte platziert waren. Lucia versuchte etwas zu sagen, doch ihre Lippen wollten sich nicht zu den entsprechenden Worten formen, stattdessen folgten ihre Arme willig seiner Bewegung, als er ihr im nächsten Moment das Top über den Kopf auszog. Er wollte seine Küsse von ihrem Hals zu ihrem nun freigelegten Schlüsselbein wandern lassen, aber da hielt sie ihn doch zurück.

„Was?“, flüsterte er ihr ans Ohr.

„Ich…“, sie suchte nach den richtigen Worten, während sie darum bemüht war, ihren Atem zu kontrollieren, „Ist es auch dein erstes Mal?“

„Nein“, gab er sofort zu.

Lucia wusste nicht, ob sie das nun beruhigen oder schockieren sollte, doch eigentlich war ihr das jetzt in diesem Moment egal. Sie fühlte sich zu sehr zu ihm hingezogen, als dass sie sich jetzt noch gegen dieses Gefühl wehren wollte.

„Du wirst mir nicht weh tun, oder?“

Als Antwort erhielt sie nur einen weiteren Kuss, ehe er sie an den Schenkeln hochhob und auf den Tatamimatten ablegte, mit denen die Veranda ausgelegt war. Er entledigte sich seines eigenen T-Shirts und genoss es, wie nun ihre Hände über seine Brust streichelten. Währenddessen bahnten sich seine Hände ihren Weg zu dem Verschluss ihres BHs. Für einen Moment musste Lucia ihre Streicheleinheiten unterbrechen, um sich auch noch dieses Kleidungsstückes entledigen zu können, doch seine Hände fuhren ihre Arme hinab, bis er ihre Hände ebenfalls auf die Matten drückte. Er wusste genau, was er tat und er wusste auch, dass er es wollte. Sie hatte ihn in ihren Bann gezogen, er wollte sie berühren, sie jetzt um nichts in der Welt gehen lassen. Ihm war egal, woher diese Gefühle auf einmal kamen, denn jetzt gerade fühlten sie sich richtig an.

Lucia spürte, wie ihr Atem und ihr Herzschlag immer schneller wurden. Doch auch die erste Angst wich schnell den Gefühlen der Lust und der Erregung, die immer mehr von ihr Besitz ergriffen. Er sollte nicht aufhören und das tat er auch nicht. Er hielt sie fest in seinen Händen und küsste jede Stelle ihres Körpers, die er gerade erreichen konnte. Lucia biss sich auf die Unterlippe, dennoch entglitten wohlige Stöhner ihrer Kehle. Auch vernahm sie, dass sein Atem immer schneller ging und die Abstände zwischen seinen Küssen länger wurden.

Schließlich wanderten seine Hände wieder an ihren Rock, doch dieses Mal ließ sie ihn unbehelligt gewähren und ihn auch dieses Kleidungsstück von ihrem Körper streifen. Sie hielt die Sekunden kaum aus, die er dafür brauchte, seine Hose auszuziehen, ehe er sich ihr wieder voll und ganz widmen konnte.

Er fasste sie an den Hüften, ihre Finger krallten sich in die Tatamimatten… nachdem ein Aufschrei des Schmerzes verstummt war, erlebte sie das bisher schönste Gefühl, dass je von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte…
 

~*~
 

Preview chapter 3:
 

Lucia begleitet Cynthia nach Fleetburg, während Paul in Schleiede zurück bleibt. Genauso wie die ungeklärten Dinge zwischen ihnen…
 

Weiter geht’s mit Egiosm - Kapitel 3 am 01.11.2010

der Schmerz des Verlustes

~ Pokémon - Egoism ~

* Kapitel 3 – der Schmerz des Verlustes *


 

Paul stand auf der Veranda, stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Geländer ab und blickte in den Garten hinaus, der gerade in das Licht der aufgehenden Morgensonne getaucht wurde. Alle seine Pokémon schliefen noch bis auf Panferno, welches unter ihm im Schneidersitz auf der Wiese hockte und seine erste Meditationsübung machte. Auf diese Weise suchte es nach Kraft, um seine Kämpfe zu bestehen. Diese Methode half ihm selbst leider nicht weiter.

Schweigend sah er seinem Pokémon bei seinem Training zu. Zu seinem Panferno hatte er in gewisser Weise eine besondere Beziehung, denn es war das einzige Pokémon in seinem Team, welches er einst frei gelassen und dann wieder zurück genommen hatte. Er hatte es für einen Schwächling gehalten und daher frei gelassen, dann wurde es auch noch von diesem Armleuchter von Trainer aus Alabastia aufgenommen, doch dieser konnte mit Panflams Fähigkeit nicht umgehen. Eines Tages kehrte es schließlich mit der Bitte zurück, das Training bei ihm wieder aufnehmen zu können. Eigentlich war er niemand, der anderen eine zweite Chance gab, doch Panflam blieb hartnäckig und erfüllte wirklich jede Trainingsaufgabe, die er ihm gegeben hatte. Schließlich war aus ihm das starke Panferno von heute geworden, er wusste nicht einmal mehr, wann sie beide das letzte Mal einen Kampf verloren hatten.

Dieses Pokémon war also fester Bestandteil seines Teams geworden, ohne es würde er sicher an Kampfkraft einbüßen. Lucia war gerade genau so hartnäckig dabei, sich in sein Leben zu stehlen. Doch was würde passieren, wenn er Lucia jetzt aus seinem Leben verlieren würde?

Paul warf einen Blick zur Seite. Die junge Koordinatorin schlief immer noch eingekuschelt in der Decke, die er über sie gelegt hatte, auf der Veranda und lächelte irgendwie schief. Machte sie ihn auch stärker oder könnte er sie gehen lassen? Doch gestern hatte er sie in sein Leben gelassen und die Angst, noch jemanden verlieren zu können, dessen Verlust ihn schmerzte, wuchs mit jeder Minute, die er darüber nachdachte. Er empfand etwas für sie, das wusste er. Sie sah die Dinge von Seiten, die er allein niemals erkennen würde und ihre Nähe gab ein Gefühl von – er glaubte, er könnte es sogar Sicherheit nennen. Doch wenn sie blieb, ließ er es zu, dass sie sich in sein Leben einmischte. Er würde nicht mehr nur für sich selbst entscheiden. Wollte er das? Könnte er diesen Preis für ein Gefühl bezahlen, das er vorher doch auch nie gebraucht hatte?
 

Plötzlich vernahm er ein leises Stöhnen. Lucia rekelte sich unter ihrer Decke, langsam drehte sie sich auf den Rücken und streckte gähnend ihre Arme von sich.

„Hab ich gut geschlafen“, murmelte sie vor sich hin.

„Wird auch langsam Zeit, dass du wach wirst“, hörte sie eine ihr nur zu bekannte mürrische Stimme im Hintergrund.

Noch ein wenig verschlafen setzte sie sich auf. Dabei fiel ihr auf, dass sie vollkommen nackt war und zog schnell wieder die Decke über ihre Brust. Paul zog kurz eine Augenbraue hoch, denn es war ja nicht so, dass er auf einmal etwas Neues zu sehen bekäme. Ein wenig verlegen drehte sich Lucia zu ihm um.

„Guten Morgen“, begrüßte sie Paul erst einmal mit einem leichten Lächeln.

Noch nie hatte sie sich nach dem wach werden so wohl gefühlt. Es steigerte ihre Hoffnung, dass heute ein guter Tag werden würde.

„Du solltest dich beeilen, wenn du um neun an der Arena sein willst“, entgegnete er trocken und erntete zunächst einen verwirrten Blick von Lucia. „Ich dachte, du wolltest Cynthia begleiten?“

„Richtig!“, es fiel ihr wieder schreckhaft ein und nun warf sie doch die Decke weg und suchte ihre Kleider zusammen, um sich schnell anzuziehen. „Wie spät ist es denn?“

„Halb neun.“

„Was?!“, alarmiert blickte sie ihn an, „Ich habe nur noch eine halbe Stunde, um zu frühstücken, meine Haare zu machen und zur Arena zu laufen?!“, wie sollte sie das nur schaffen?

„Sieht so aus.“

„Warum hast du mich nicht schon früher geweckt?“, beschwerte sie sich bei ihm, während sie hastig in ihre Kleider schlüpfte und nach ihren Stiefeln Ausschau hielt.

„Immerhin hab ich dich überhaupt daran erinnert“, verteidigte er sich wenig interessiert.

„Na vielen Dank auch!“, Lucia war sichtlich verärgert. „Sonst geh schon mal vor und sag Cynthia Bescheid, dass ich mich ein wenig verspäten werde“, mit diesen Worten wollte sie sich schon mal auf den Weg ins Badezimmer machen.

„Ich werde nicht mitkommen.“

Überrascht blieb Lucia im Türrahmen stehen. „Aber ich dachte-“

„Die Sache von gestern hat nichts an meiner Entscheidung geändert. Wenn du gehen willst, dann geh, aber ohne mich.“

Seine Worte versetzten ihr einen Schlag gegen die Brust. Was sollte das nun bedeuten?

Paul erkannte deutlich den Schock in ihren Augen, doch er erinnerte sich nicht daran ihr gesagt zu haben, dass er sie auf einmal doch begleiten würde. „Toast und Marmelade findest du in der Küche“, mit diesen Worten schritt er von der Veranda auf die Wiese. „Panferno, wir gehen.“

Das Pokémon öffnete schlagartig seine Augen und sprang auf die Beine.

„Was soll das? Wo willst du hin? Warum kommst du denn nicht mit?“, sie konnte es nicht verstehen.

„Weil am Ende dieser Suche nichts auf mich wartet, das ich finden möchte“, er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging einfach weiter ohne sich umzudrehen.

„Bleib stehen! Wieso willst du auf einmal, dass ich doch gehe?! Warum sagst du mir nicht einmal, was in dir vorgeht?!“, schrie sie ihm nach, doch er blieb nicht stehen. Er verließ das Anwesen und verschwand schließlich in dem angrenzenden Wald.

Lucia konnte es nicht fassen. Warum ging er einfach weg? Wütend biss sie sich auf die Unterlippe. Sie stürmte ins Haus, schnappte sich ihren Rucksack und rannte zur Tür hinaus, hier hielt sie es einfach nicht mehr aus. Was bildete er sich eigentlich ein? Dabei hatte sie ihm gestern noch gesagt, dass er ihr nicht mehr weh tun sollte und seine Reaktion war für sie eigentlich eindeutig gewesen. Doch er hatte es wieder getan. Wie schaffte er es nur, sie einerseits so glücklich zu machen, sie dabei aber auch ständig zu verletzen? Wie lange konnte sie das noch ertragen?

Nach einigen Metern verlangsamte sie ihren Schritt und trottete nur noch voran. Sie musste wieder zu Atem kommen, doch jeder Schritt, der sie weiter von ihm entfernte, schmerzte sie und gleichzeitig schien er sie zu befreien. Denn auf einmal fühlte sie sich irgendwie unwohl in ihrem eigenen Körper. Sie hatte sich Paul voll und ganz hingegeben, sie dachte, dass sich nun alles verändert hätte, doch so war es nicht. Paul wollte sie weder begleiten, noch hatte er sie gebeten zu bleiben. Und dennoch hatte sie das Gefühl, hier bleiben zu wollen.

Fünf Minuten später kam die zerstörte Arena in Sicht. Cynthia stand zusammen mit ihrem Milotic davor und bedachte die Überreste mit einem traurigen Blick. Als sich Lucia näherte, wandte sich der amtierende Champion zu ihr um.

„Es freut mich, dass du gekommen bist“, sie lächelte, „Paul ist also bei seiner Entscheidung geblieben?“

„Ja.“

„Hat er denn auch schon über meinen anderen Vorschlag nachgedacht?“

„Vielleicht. Aber ich denke nicht, dass er Arenaleiter werden will“, in Lucias Stimme schwang zu ihrer eigenen Überraschung Gleichgültigkeit mit.

Sollte er doch machen, was er wollte, er teilte es ihr ja ohnehin nicht mit, also warum sollte sie sich für ihn interessieren. Das störte ihn doch sowieso am meisten.

„Verstehe“, es schien sie nicht zu überraschen, „Wollen wir dann?“, Cynthia stieg auf den Rücken ihres Milotic und reichte Lucia eine Hand.

Die Koordinatorin ließ sich ebenfalls auf den Rücken des Pokémon ziehen und gemeinsam flogen die beiden in Richtung Fleetburg. Lucia verließ Schleiede ohne noch einmal zurück zu blicken. War es nun so, wie er es gewollt hatte?
 

~*~
 

„Pan?“, verständnislos folgte der Feueraffe seinem Trainer.

Dieser hatte es zwar vorgewarnt, dass Lucia so reagieren würde und dass es sich nicht umdrehen dürfte, doch verstehen tat es das nicht. Vor allem klang sie ziemlich verzweifelt, wieso also ging er einfach weg?

„Lass sie. Wenn sie unbedingt gehen will, dann soll sie doch“, zielstrebig steuerte Paul seinen Trainingsort hier im Wald an.

Er wollte seine Gedanken ablenken und das hoffte er am besten durch Training zu schaffen. Er ließ Panferno durch die Bäume springen, gegen Baumstämme kämpfen, wilde Pokémon bezwingen, doch egal was er seinem Pokémon auch befahl und wie makellos es seine Aufgaben erfüllte, seine Gedanken wollten sie nicht los lassen. Es wurde eher noch schlimmer. Je länger er Panferno beim Training beobachtete, umso mehr musste er an sie denken.

Sie war gegangen und er fühlte sich nicht im Geringsten besser. Vielleicht hatte er sie heute Morgen nicht geweckt, weil er nicht wollte, dass sie ging. Doch als sie schließlich doch noch rechtzeitig aufwachte, hatte er sie auch wegschicken können. Aber er fühlte sich nicht besser. Wenn er zurückkehrte, wäre sie nicht mehr da und irgendwie löste das auf einmal das Gefühl in ihm aus, als würde etwas fehlen. In Gedanken spürte er immer noch ihre Haut an der seinen, ihren Atem an seinem Ohr und ihre Worte in seinem Herzen. So eine Leidenschaft und Zuneigung hatte er noch niemandem offenbart, auch nicht der einen anderen, die es mal versucht hatte, einen Platz in seinem Leben einzunehmen. Doch da war nichts gewesen und er hatte einfach gehen können. Doch wie war es bei Lucia? Mit ihr war es anders. Lag es an ihrer Situation, an den gemeinsamen Kämpfen oder einfach an ihrer ganz eigenen Art?

Das durfte einfach nicht wahr sein! Er wollte nicht noch einmal den Schmerz des Verlustes empfinden, doch zurecht beschlich ihn diese Ahnung, dass sie nicht wieder kommen könnte. Allerdings wusste er immer noch nicht, was er davon hätte, wenn sie bei ihm bliebe.

Er hatte nur gewusst, dass er nicht nach den vermissten Arenaleitern suchen wollte, denn er wusste, was er finden könnte und daran hatte er gewiss keinen Bedarf. Doch irgendwas musste er tun. Er brauchte eine Aufgabe, ein Ziel, nach dem er streben könnte. Dieses Training hier bedeutete ihm nichts, wenn er nicht wusste, wofür er es tat.

„Das reicht“, gab er schließlich seinem Pokémon bekannt und Panferno landete ein paar Meter vor Paul wieder auf dem Boden. „Wir gehen.“

Paul machte kehrt und ging wieder in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Panferno folgte seinem Trainer, bedachte diesen jedoch mit einem fragenden Blick. Paul entging das nicht und machte sich sogar ausnahmsweise die Mühe, seinem Pokémon eine Erklärung zu geben, „Wir gehen zur Arena. Ich will herausfinden, ob an ihren Worten vielleicht doch etwas dran ist.“

Das erleuchtete Panferno zwar auch nicht wirklich, doch wenigstens hatten sie ein Ziel, auf das sie zusteuerten.
 

Als Paul und Panferno die zerstörte Arena erreichten, waren sie nicht die Einzigen dort. Die ersten Fahrzeuge kamen angefahren, um weitere zerstörte Gebäudeteile wegzuräumen. Auch Hildas Kampfschüler waren dort und halfen zusammen mit ihren Pokémon bei den Aufräumarbeiten. Sicherlich taten sie dies jeden Tag.

Es war Hildas ältester Schüler Connelly, der Pauls Anwesenheit bemerkte.

„Hallo, bist du nicht Reggies jüngerer Bruder?“, er sprang von einem Schutthaufen und trat an Paul heran.

„Wollt ihr die Arena wieder aufbauen?“, entgegnete Paul, Connellys Frage überspringend.

„Natürlich. Unsere Leiterin hat diese Arena mit ihrem Leben verteidigt, wir sind es ihr schuldig, die Arena wieder aufzubauen. Außerdem, was wäre unsere Stadt ohne Arena?!“

Das hatte sich Paul auch schon gefragt. Was war so wichtig daran? Doch er dachte daran zurück, wie er seine Reise begonnen hatte. Als Trainer wollte man sich mit Arenaleitern messen, denn der Besitz ihrer Orden zeigte, welche Stärke man erlangt hatte.

„Wisst ihr schon, wer der nächste Arenaleiter werden soll?“

„Nein“, Connelly blickte ein wenig traurig drein, „Von uns jedenfalls keiner. Niemand traut sich zu, diese Verantwortung zu übernehmen, schon gar nicht nach den geschehenen Ereignissen. Niemand von uns hat Hildas Mut und Stärke, wir wären keine würdigen Arenaleiter. Es war damals die richtige Entscheidung gewesen, Hilda zur Arenaleiterin zu machen, obwohl jeder sie für zu jung und unerfahren gehalten hatte.“

„Wieso denkst du, dass sie eine gute Arenaleiterin war?“, Paul biss unmerklich die Zähne zusammen. Eigentlich passte es ihm überhaupt nicht, über diese Frau zu sprechen, doch die Antworten ihres Schülers interessierten ihn. Was zeichnete diese Frau als Arenaleiterin aus und wieso glaubte Cynthia, dass er ihren Job übernehmen könnte?

„Sie war immer fair und gerecht. Sie nahm ihre Aufgabe ernst, forderte ihre Herausforderer und konnte auch mit Niederlagen umgehen. Sie war auch für alle Trainer da, dir nur ihren Rat wollten und sie half den Bewohnern dieser Stadt. Gerechtigkeit ging ihr über alles. Ich glaube auch, dass dein Bruder ihre Einstellung teilte, deswegen verstanden sich beiden auch so gut und es hat Hilda nur noch stärker gemacht.“

„Wie meinst du das?“, nun wurde Paul hellhörig. Was hatte sein Bruder denn mit Hildas Fähigkeiten, eine Arenaleiterin zu sein, zu tun?

„Ich denke, die beiden waren ein Paar, auch wenn unsere Leiterin offenbar ein Problem damit hatte, dies in der Öffentlichkeit zu zeigen. Was Romantik angeht, war sie wohl eher der schüchterne Typ“, Connelly musste leicht darüber lachen, „Doch sie ist nicht nur an ihrer Aufgabe, Arenaleiterin zu sein, gewachsen, sondern auch der Rückhalt durch deinen Bruder hat ihr Kraft gegeben. Ich denke, ansonsten hätte sie sich auch nicht so vehement Team Galaktik in den Weg gestellt. Ich werde den Tag des Angriffs wohl niemals vergessen“, Connelly ließ denkwürdig seinen Blick über das Arenagrundstück schweifen.

„Erzähl mir davon“, Paul wollte alles wissen, denn vielleicht würde er noch Dinge erfahren, die ihm ein paar Antworten auf seine eigenen Fragen geben könnten.

„Ein Kommandant von Team Galaktik klopfte an die Tür der Arena und forderte die sofortige Kapitulation. Doch unsere Leiterin zögerte keinen Augenblick, ihren Widerstand zu erklären. Als die ersten Geschütze fielen, stand sie in der ersten Reihe und führte alle Trainer in den Kampf, die gerade in der Arena waren. Jeder ist ihr bereitwillig gefolgt. Als dann auch noch dein Bruder zu ihr stieß, schien ihr Selbstbewusstsein sogar noch gestiegen zu sein. Doch als er fiel, wusste sie, dass wir den Kampf nicht gewinnen konnten. Sie wies uns an, die Flucht zu ergreifen und unsere eigenen Leben zu retten, sie würde zurück bleiben und Team Galaktik so lange aufhalten, wie sie nur konnte. Sie hat sich für uns geopfert, aber ich glaube auch, dass sie Reggie nicht allein zurücklassen wollte. Alle Trainer, die dabei waren oder auch nur davon gehört haben, kamen zu der Beerdigung und zeigten ihren Respekt vor den beiden. Wenn die Arena wieder aufgebaut ist, werden alle beide gebührend ehren.“

Paul war nicht beeindruckt, doch so ein Verhalten hätte er Hilda wahrlich nicht zugetraut. Sie war nicht feige gewesen und auch nicht schwach. Es gehörte wohl zu ihrer Aufgabe, so zu handeln. Doch könnte er das auch? Es war merkwürdig, doch Paul hatte das Gefühl, als würde seine Wut langsam nachlassen. Sein Bruder war nicht umsonst gestorben, alle, die den Kampf überlebt hatten, hielten ihn und Hilda für eine art Helden, die ihre Stadt beschützen wollten. Zumindest hier in Schleiede würde sein Bruder nicht mehr in Vergessenheit geraten, er hatte es doch noch geschafft, sich einen Namen zu machen, auch wenn er immer erwartet hatte, dass er als Champion tun würde. Reggie hatte auch immer gesagt, dass ihm seine Reisen Erfahrung gebracht hätten, doch seine Bestimmung hätte immer hier gelegen. Vielleicht wäre es bei ihm ja genau so.

„Du kannst auf jeden Fall stolz auf deinen Bruder sein“, Connelly blickte ihn mit einem aufbauenden Lächeln an. „Ich nehme an, du bist auch hergekommen, um beim Aufbau zu helfen?“

„Ja“, erwiderte Paul nach einem kurzen Moment. Vielleicht würde ihm das seinem Bruder noch einmal näher bringen und er könnte seine eigene Entscheidung treffen.

„Danke. Dann ran die Arbeit, es gibt viel zu tun!“, damit machte sich Connelly wieder daran, die Maschocks anzuweisen, welchen Trümmerhaufen sie als Nächstes beseitigen sollten.

Auch Paul ordnete Panferno an, bei den Arbeiten zu helfen. Ein leichtes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Er bekam wirklich selten ein ‚danke’ zu hören. Vielleicht hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte. Dafür sollte er sich eigentlich bei Lucia bedanken. Doch jetzt wünschte er sich nur noch mehr, dass sie wieder zurückkommen würde. Doch wie sollte dieses Zusammentreffen wohl aussehen…
 

~*~
 

Preview chapter 4:
 

Lucia werden in Fleetburg auch durch Cynthia einige Dinge klarer und sie trifft für sich eine Entscheidung. Auch Paul macht sich so seine Gedanken und kommt zu einer Erkenntnis...
 

Weiter geht's am 01.12.2010 mit Kapitel 4 - Egoistisches Begehren.

egoistisches Begehren

~ Pokémon – Egoism ~

[center* Kapitel 4 – egoistisches Begehren… *
 

Cynthias Milotic drehte eine Runde über Fleetburg, was Lucia nutzte, um sich einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Hier sah fast alles ganz normal aus. Sofort stach ihr die große Bibliothek ins Auge, für die Stadt so bekannt war, doch genau so fiel die Gegend um die Arena auf, denn sie war vollkommen von Erdmassen verschüttet worden.

„Was ist hier passiert?“, wollte sie wissen.

„Man hat mich informiert, dass Team Galaktik für einen Erdrutsch gesorgt hat, der die Arena schließlich unter sich begrub. Derzeit laufen immer noch Bergungsarbeiten, da niemand weiß, ob sich zu dem Zeitpunkt noch jemand in Inneren aufhielt.“

„Wurde schon jemand gefunden?“, fragte Lucia ein wenig entmutigt. Es war immerhin schon über zwei Wochen her, die Chancen jemanden lebend zu finden, gingen immer mehr gegen Null.

„Nein. Aber mir wurde gesagt, dass sie hier vor zwei Tagen etwas gefunden haben, deswegen habe ich mich auf den Weg hierher gemacht.“

Cynthias Milotic flog nun direkt auf die Arena zu. Lastwagen transportierten gerade Erdmassen ab und viele Arbeiter versuchten sich mit Schaufeln und Spitzhacken vorsichtig einen Weg zu bahnen. Bis jetzt konnte die Arena noch nicht von allen Seiten erreicht werden. Aber der Erdrutsch war auch gewaltig gewesen und hatte selbst den nahe gelegenen Fluss zugeschüttet, was auch für rasche Arbeiten bei der Wasserversorgung sorgte.

„Ma’am!“, ein Mann mit Helm und einem Clipboard in der Hand kam sofort auf sie zu geeilt, nachdem sie gerade gelandet waren. „Gut, dass Sie da sind, bitte kommen Sie mit.“

Cynthia folgte der Aufforderung des Mannes, der sie und Lucia zu dem Aufseher brachte, der die Arbeiten hier leitete.

„Sir, der Champion ist eingetroffen.“

Der Mann drehte sich zu ihnen um, „Ah, sehr gut. Willkommen, es freut mich, Sie zu sehen. Ich bin Brian, ich leite die Arbeiten hier.“

„Die Freude ist ganz meinerseits. Das hier ist meine Begleiterin Lucia, sie wird ebenfalls bei der Suche nach den verschwundenen Arenaleitern helfen.“

„Hallo“, Lucia verbeugte sich höflich zur Begrüßung.

„Ich denke, ich sollte dann gleich auf den Punkt kommen“, das Gesicht des Mannes wurde schlagartig düster.

„Was haben Sie gefunden?“, Cynthia war es ganz recht, wenn er sofort zur Sache kam.

„Zunächst haben wir Pokébälle und einen Spaten bergen können, die eindeutig Eigentum des hiesigen Arenaleiters waren. Jedoch fanden wir einen Tag später auch seinen Leichnam – zusammen mit dem des Arenaleiters von Erzelingen“, betrübt blickte der Bergungsleiter zu Boden.

Lucia hielt sich schockiert die Hände vor der Mund, der zweifellos weit offen stand. Adam und Veit waren tot? Selbst jetzt noch forderte der Kampf gegen Team Galaktik Opfer…

Auch Cynthias Gesichtsausdruck wurde traurig, „Das ist wirklich mehr als bedauerlich. Ich hatte sehr gehofft, dass die beiden es schaffen würden, doch ich habe es schon fast befürchtet, dass keine gute Nachrichten auf mich warten würden“, nachdem die beiden es nicht nach Sonnewik oder Blizzach geschafft hatten und der Kontakt abgebrochen war, hatte sie schon so eine böse Vorahnung gehabt. „Wo haben Sie die Leichname hingebracht?“

„Ein Bestatter hat sich der beiden bereits angenommen. Morgen soll die öffentliche Beerdigung stattfinden. Die Bewohner wollen den beiden die letzte Ehre erweisen.“

„Das würde ich auch gern“, Cynthia verbeugte sich dankend vor dem Bergungsleiter, „Sie leisten gute Arbeit, machen Sie weiter so.“

„Danke Ma’am.“

Damit verabschiedete sie sich auch schon von dem Mann und verließ die Arena. Lucia schritt betroffen neben ihr her.

„Das ist schrecklich. Warum hat Team Galaktik das nur getan?“, Lucia kniff die Augen zusammen, um Tränen zu unterdrücken.

„Sie wollten das Übel an der Wurzel bekämpfen. Sie sind sehr strategisch vorgegangen. Die Arenaleiter wären ihre stärksten Gegner gewesen, mit denen sie auch ziemlich schnell hätten rechnen müssen. Bevor sie also ihre ersten richtige Schritten unternahmen, wollten sie zuerst ihre gefährlichsten Feinde beseitigen.“

Lucia blickte Cynthia mit großen Augen an. Aus ihrem Mund klang es so emotionslos, aber im Gesicht des Champions erkannte sie, dass ihr der Tod der beiden Arenaleiter auch sehr nahe ging.

„Was machen wir jetzt?“

„Willst du auch bis Morgen zur Beerdigung bleiben?“

„Ja. Ich finde es gut, dass die Bewohner die beiden gemeinsam beisetzen wollen.“

„Die Bewohner sind stolz auf ihre Arenen und deren Leiter. Sie sind in Ausübung ihrer Pflicht gestorben. Genauso wie Hilda und Reggie. Dir ist es noch nicht gelungen, zu Paul durchzudringen?“

„Bitte?“, nun war Lucia ein wenig verwirrt.

„Ihr beide scheint euch auf eine gewisse Weise gut zu verstehen, aber er teilt seine Trauer nicht mit dir, oder?“

„Langsam frage ich mich, ob er überhaupt trauert. Irgendwie scheint ihm alles egal zu sein. Ich bräuchte wohl einen Presslufthammer, um zu ihm durchzudringen“, ihr sarkastischer Unterton war nicht zu überhören. Sie wusste wirklich nicht mehr, was sie noch tun sollte. Sie hatte schon so viel versucht, doch am Ende wurde sie immer nur von ihm enttäuscht.

„Gib ihm noch etwas Zeit. Er will es nicht zugeben, aber der Verlust schmerzt ihn mehr, als er sich selbst eingestehen will. Doch ich würde mich freuen, wenn er die Arena wieder aufbauen und sie übernehmen würde. In Zeiten wie diesen brauchen wir Menschen, die Verantwortung übernehmen und dafür sorgen, dass es weiter geht“, Cynthia lächelte Lucia aufbauend an, „Weißt du, Reggie war auch der Überzeugung, dass Paul es einmal weit bringen würde, z.B. zum Arenaleiter. Er ist zwar ein Einzelgänger, aber irgendwann würde auch er merken, dass ihm alleine Grenzen gesetzt sind, die er nur mit fremder Unterstützung überwinden kann. Ich denke mir, das hast du ihm bereits ein paar Mal bewiesen.“

„Tja, offenbar hat er es nicht bemerkt.“

Cynthia musste leicht kichern.

„Ich finde das überhaupt nicht witzig. Aber kennst du Paul und Reggie schon länger?“, fragte Lucia interessiert.

„Ich habe Reggie auf einer meiner Studienreisen durch Sinnoh kennen gelernt. Dort habe ich auch Paul einmal getroffen, der damals noch kein Trainer war. Mit Reggie bin ich auch in Kontakt geblieben, vor allem seit er sich entscheiden hat, Züchter zu sein, auch wenn ich mich schon darauf gefreut hatte, ihm einmal als Herausforderer gegenüber zu stehen.“

„Wow“, das hätte Lucia nun nicht erwartet, dass sich die beiden offenbar so gut kannten.

„Von Reggie weiß ich auch, was für ein Sturkopf sein Bruder sein kann.“

Lucia musste seufzen. Die beiden Brüder schienen sich komischerweise nicht im Geringsten ähnlich zu sein.

„Die beiden haben viel gemeinsam.“

Bei diesen Worten wäre Lucia beinahe gestolpert.

„Was? Was haben die beiden bitte gemeinsam?“, platzte es aus ihr heraus, was Cynthia wiederum zum Lachen brachte.

„Soll ich dich auf einen Tee einladen, sonst fällst du mir noch hin, wenn ich weiter rede.“

„Den könnte ich jetzt gebrauchen“, gab die junge Koordinatorin zu und die beiden Frauen setzten sich in das nächstgelegene Café, das in einer hübschen Seitengasse Fleetburgs lag.
 

Als Lucia einen Schluck des beruhigenden warmen Getränks zu sich genommen hatte, beschloss Cynthia, mit ihrer Geschichte fortzufahren.

„Weißt du, Reggie war genauso stur bzw. Paul ist genau so stur wie Reggie, um es korrekt auszudrücken. Reggie hat sich in nichts reinreden lassen, er ging zielstrebig seinen Weg und egal wer und was man gegen seine Vorhaben sagte, er wollte selbst herausfinden, wie weit er gehen konnte. Bei seinem Kampf gegen Brendon aus der Kampf-Pyramide hatte er offenbar seine Grenzen gefunden. Er wusste, dass er ein starker Trainer war, doch er wollte schon immer lieber Züchter sein. Also hat er sich auf die Reise gemacht und wollte seine Fähigkeiten testen. Hätte er auch gegen Brendon gewonnen, wäre Reggie sicherlich auch Arena- oder Zonenleiter geworden.“

„Ehrlich?“, irgendwie konnte sich Lucia das kaum vorstellen, andererseits wusste sie um Reggies Fähigkeiten im Pokémon-Kampf.

„Reggie war zwar auch hilfsbereiter als Paul, doch eigentlich hatte er auch immer alles alleine gemacht. Er reiste allein, bestritt allein seine Kämpfe und nahm auch ansonsten keine Hilfe in Anspruch. Doch als ich ihn nach seiner Rückkehr nach Schleiede einmal fragte, ob er sein Leben auf Reisen vermisste, antwortete er mir, dass er glücklich darüber war, gegen Brendon verloren zu haben und endlich wieder in seiner Heimat zu sein. Paul hatte er dagegen nur erzählt, dass er von nun an Züchter sein würde, was diesen glaube ich ziemlich aufgeregt hatte. Doch genau das war es, was Paul angetrieben hatte, selbst auf Reisen zu gehen. Er nahm sich seinen Bruder, von dem er bis dahin alles gelernt hatte, zum Vorbild und wollte seine eigenen Fähigkeiten testen. Ich habe ja auch schon gegen ihn gekämpft und ich bin mir sicher, dass er noch ein besserer Trainer werden wird als sein Bruder. Doch Reggies Tod scheint ihn aus der Bahn geworfen zu haben. Offenbar hat er dadurch seinen Pfad und seinen Antrieb verloren.“

Lucia starrte bedächtig in ihre Teetasse und ließ Cynthias Worte auf sich wirken. Genau diesen Eindruck hatte sie auch von Paul gewonnen, aber jetzt konnte sie sein Verhalten ein bisschen besser verstehen. Sein Bruder war seine Motivation gewesen, weswegen er immer stärker werden wollte. Nun, wo er nicht mehr da war, verspürte Paul nicht mehr den Drang, seinen Weg weiter zu gehen.

„Daher hatte ich gehofft, dass er den Posten als Arenaleiter annehmen würde, denn vielleicht würde ihm das einen neuen Ansporn geben. An Fähigkeiten mangelt es ihm jedenfalls nicht. Doch ich brauche nicht mit ihm zu reden, meine Worte prallen an ihm ab wie an einem schlafenden Relaxo“, Cynthias Blick wurde mit einem Mal schon fast ein wenig nostalgisch, „Doch jetzt merkt er wohl langsam, dass er nicht länger nur Einzelgänger sein kann. Und wenn er nur einen Rivalen braucht, der ihn noch härter trainieren lässt, doch er braucht noch mindestens einen weiteren Menschen in seinem Leben.“

„Ich konnte ihn bis jetzt leider auch nicht erreichen“, musste Lucia schmerzlich zugeben.

„Er bedeutet dir viel?“

„Ich weiß es nicht. Ich würde ihn so gerne verstehen, aber er lässt mich nicht. Immer wenn ich denke, dass er sich mir öffnet, sagt er im nächsten Moment etwas, das ich nicht verstehe und das verletzt mich. Oder ich bin einfach nur zu blind. Selbst du scheinst ihn besser zu verstehen als ich.“

„Nun, es ist nicht so, dass ich nicht kennen würde. Er hat einfach Angst davor, sich abhängig zu machen.“

„Woher weißt du das so genau?“, Lucia legte den Kopf ein wenig schief, irgendwie benahm sich Cynthia ein wenig merkwürdig, sie schien ihr etwas vorzuenthalten. Der Sinnoh-Champion schüttelte auch nur leicht mit dem Kopf, als würde sie ihre eigenen Gedanken abschütteln wollen. Dann lächelte sie wieder sanft, so wie immer.

„Du darfst nicht aufgeben. Wenn er dir wirklich wichtig ist, solltest du auch ruhig mal egoistisch sein und an deine Gefühle denken. Irgendwann wird auch seine Fassade bröckeln, weil es so nicht weiter gehen kann.“

„Aber ich weiß nicht, wie lange ich es noch ertrage, von ihm enttäuscht zu werden.“

„Wie soll denn dein Leben weiter gehen?“

„Was meinst du?“, Lucia sah fragend zu ihrer Gegenüber auf.

„Willst du immer noch Top-Koordinatorin werden?“

„Natürlich!“, nie hatte sie an dieser Entscheidung gezweifelt, jedenfalls nie wirklich.

„Doch was tust du, bis die Wettbewerbe wieder anfangen? Dieses Jahr wird es sicher kein Grand Festival mehr geben“, noch ein bedauerlicher Umstand der zerstörerischen Kämpfe.

„Ich…“, eigentlich wusste sie, was sie wollte. Nachdem letzten Kampf hatte sie sich darauf gefreut, mit Paul nach Sinnoh zurück zu kehren. Sie hatte auch das Gefühl, jeden Tag an ihn denken zu müssen, wenn sie jetzt einfach so weiter zog. Was zwischen ihnen passiert war, konnte sie nicht vergessen, das wollte sie auch nicht. Aber sie könnte es nicht akzeptieren, wenn dies nicht auch einen Platz in seinem Leben finden würde.

„Lass dir heute noch Zeit. Morgen bringe ich dich gern wieder zurück nach Schleiede, wenn du dann immer noch dort hin zurück willst“, mit diesen Worten legte Cynthia Geld auf den Tisch und erhob sich, „Ich werde schon mal ein Zimmer für heute Nacht reservieren. Wir sehen uns dann später“, mit einem Lächeln machte sich die blonde Frau auf den Weg und verschwand die Straße hinunter.

Lucia blieb alleine in dem Café zurück und klammerte sich an ihre Tasse. Wollte sie wieder nach Schleiede zurück? Wollte sie zu Paul zurück? Doch was hätte sich bis Morgen geändert?

Ratlos stützte sie ihren Kopf auf ihrem Handrücken ab und starrte auf die Tischplatte. Sie wollte mit ihm zusammen sein, das wollte sie wirklich, doch sie könnte es nicht, wenn er sein Leben nicht mit ihr teilen wollte. Es würde keinen Sinn machen. Doch sollte sie jetzt einfach aufgeben? Paul hatte schon bewiesen, dass sie ihm nicht vollends gleichgültig war, könnte sie diese Momente einfach vergessen oder ignorieren? Nein, das wollte sie nicht. Stattdessen wollte sie mehr. Sie wollte Teil seines Lebens sein, denn sie wusste, dass mehr hinter seiner Fassade steckte. Er konnte nett sein, er konnte sogar zärtlich sein und sie wusste, dass er sie beschützen könnte. Sie könnte ihre Gefühle nicht einfach so unterdrücken, also musste sie einen Weg in sein Leben finden und wenn sie sich notfalls einen Platz darin erkämpfen musste!
 

~*~
 

Paul stand abends in der Küche und machte sich sein Abendbrot. Er schüttete die zuvor gekochten Nudeln in eine Pfanne und rührte das geschnittene Gemüse unter. Es war so etwas Banales, das ihn wieder an Reggie erinnerte. Von seinem Bruder hatte er alles gelernt, selbst das Kochen. Sein Bruder war manchmal wirklich nervig gewesen, aber er hatte immer genau gewusst, was er tun sollte und er hatte keine Fragen gestellt. Paul hatte ihn dafür sehr respektiert.

Doch offenbar war sein Bruder nicht so selbstständig, wie er immer dachte, denn er hatte sich zumindest abhängig von einer Person gemacht. Paul hatte es ertragen, Connelly über die beiden erzählen zu hören, doch eine Antwort auf die Frage, warum man sein Leben mit jemandem teilen sollte, fand er nicht, jedenfalls fand er keine Worte dafür. Er wusste nicht, was er als Gegenleistung bekommen würde, wenn er seine Unabhängigkeit aufgab, doch seinen Bruder schien es glücklich gemacht zu haben. Vielleicht sollte er doch einmal auf sein Gefühl hören und nicht nur auf seinen Verstand.

Heute hatte ihn diese Einstellung weiter gebracht. Das Mithelfen beim Wiederaufbau der Arena hatte Paul einige wichtige Erkenntnisse verschafft. Und er hatte eine Entscheidung getroffen. Er würde einen anderen Weg als Reggie gehen und nahm sich vor, es besser zu machen als er!
 

Später am Abend trat Paul wie schon so oft in den letzten Tagen auf die Veranda heraus und ließ seinen Blick schweifen. Doch wie immer blieb er bei den beiden Kreuzen hängen, die von nun an den Rasen zieren würden. Seine Finger verkrampfen sich an dem Holzgeländer der Veranda.

Sein Bruder war einfach so vor seinen Augen gestorben und nun lag er hier begraben. Jeden Tag müsste er diesen Anblick ertragen, dabei hatte er seinem Bruder nicht einmal seine Vorwürfe und Fragen mitteilen oder sich nicht einmal verabschieden können…
 

Mit langsamen Schritten trat Paul an das Grab seines Bruders heran. Die weißen Lilien, die darauf lagen, wehten sanft im Abendwind. Alles war still, er hörte nicht einmal mehr etwas von den Bauarbeiten an der Arena. Das einzige Geräusch, das für einen Moment ertönte, war das dumpfe Aufschlagen seiner Knie auf dem Rasen, als er sich einfach zu Boden fallen ließ. Betroffen kniete er vor dem Grab seines einzigen Familienangehörigen und schlug mit beiden Unterarmen und den Fäusten auf den Boden.

„Warum…“, seine Stimme war nur ein Flüstern.

Paul hob den Kopf und starrte auf das Kreuz. Er ließ es nicht zu, dass Tränen seine Augen verließen, diesen Sieg gönnte er seinem Bruder nicht. Nie hatte er im Angesicht eines anderen geweint, damit würde er auch jetzt nicht anfangen.

„Warum musst du mir Dinge immer auf deine eigene bescheuerte Art und Weise beibringen?!“, fauchte er und ließ sich nach hinten in eine kniende Sitzposition fallen. „Du hast es immer gewusst, oder? Warum hast du mir nie einfach gesagt, dass ich eigentlich nie etwas wirklich alleine geschafft habe?“

Wenn er ehrlich zu sich war, hatte er sein ganzes Wissen von seinem Bruder und hatte dieses nur durch seine eigenen Erfahrungen ergänzt. Er dachte immer, er bräuchte niemanden, doch wie gern hätte er Reggie jetzt gefragt, was er tun sollte. Doch dieses Mal musste er die Entscheidung ganz alleine treffen, aber wieder war es sein Bruder, der ihm zeigte, dass er wenigstens einen Menschen in seinem Leben brauchte, der ihn antrieb.

Nun war er ganz allein. Er hatte nicht mehr die Sicherheit und die Gewissheit, dass sein Bruder hier sein würde, wenn er einmal nach Hause käme oder es wäre niemand mehr da, der ihn fordern könnte. Reggie hatte ihn eigentlich immer unterstützt, aber auf eine Art, die er zu schätzen wusste. Sein Bruder mischte sich im genau richtigen Maße ein, er stellte ihm die richtigen Herausforderungen, hielt seine Pokémon, die er gerade nicht bei sich hatte, fit, und wenn er nach Hause kam, wusste Reggie, dass er auch hier keine Pause machen würde. Sein Bruder kannte ihn in- und auswendig. Doch andersherum war es nicht so, denn es hatte ihn nie interessiert. Nun bereute er diese Einstellung.

Doch je länger er hier in ihrem Haus allein war, umso mehr bemerkte er, was seinem Leben fehlte. Es waren diese kleinen unauffälligen Dinge, die mit der Zeit ein immer größeres Loch in sein Leben rissen. Zuerst dachte er, dass er aus dieser Situation keinen Ausweg finden könnte, denn sein Bruder würde nicht zurückkommen. Doch in seinen Gedanken war die Antwort eigentlich immer gegenwärtig gewesen. Er wusste, was er zu tun hatte, so wie sein Bruder es scheinbar immer gewusst hatte. Zum ersten Mal in seinem Leben glaubte Paul, seinen Bruder wirklich verstanden zu haben.

„Du bist genau so ein Egoist wie ich, du tust nur immer anders. Dabei hast du auch immer nur eines begehrt“, Paul erhob sich vom Rasen und blickte auf das Grab hinab. „Wenn ich dich schon nicht im Kampf schlagen kann, werde ich dir wenigstens beweisen, dass ich in meinem Leben weiter gekommen bin als du.“

Damit wandte sich Paul von ihm ab. Kurz warf er noch einen Blick auf das Grab von Hilda. Ja, er hatte seine Entscheidung getroffen und das würde er Morgen beweisen. Doch er war sich sicher, dass wieder jemand sauer sein würde, wenn er sein egoistisches Begehren äußern würde…
 

~~~
 

Preview chapter 5:
 

Lucia keht nach Schleiede zurück und stellt fest, dass sich etwas verändert hat. Doch entscheidet sie sich dieses Mal, zu bleiben?
 

Zu Lesen in Kapitel 5, nächster upload-Termin ist der 30.12.2012.

Am Anfang steht ein Lächeln

~ Pokémon - Egoism ~

* Kapitel 5 – am Anfang steht ein Lächeln *

Lucia und Cynthia befanden sich wieder auf dem Rückweg nach Schleiede. Cynthia war froh, die Koordinatorin wieder dort absetzen zu dürfen.

„Wirst du für Fleetburg und Erzelingen auch neue Arenaleiter suchen?“, vernahm sie auf einmal Lucias fragende Stimme hinter sich auf dem Rücken ihres Milotics.

„Das wird wohl meine nächste Aufgabe sein.“

„Wenigstens haben die beiden eine würdige Beerdigung bekommen“, Lucia hatte die Veranstaltung sehr berührt. Jeder Stadtbewohner hatte Blumen gebracht, einige sogar spezielle Gesteinsbrocken oder Fossilien, um die beiden Bergforscher damit zu würdigen. Einige Menschen hatten bewegende Worte gesagt, Lucia fühlte mit ihnen. Sie fragte sich, ob Hilda und Reggie auch so eine Beerdigung bekommen hatten, doch eigentlich war sie sich da ziemlich sicher. Leider hatte nicht jeder Verstorbene so etwas verdient oder bekommen.

„Was bedrückt dich?“, fragte Cynthia zuvorkommend, der der kleine Seufzer von Lucia nicht entgangen war.

„Ich habe gerade an die Menschen gedacht, die vermutlich keine Beerdigung bekommen werden. Oder an die, bei denen ich gern dabei gewesen wäre“, wieder landeten ihre Gedanken bei Zoey.

Sie hatten so schnell aufbrechen müssen, dass sie sich nicht einmal mehr um ihre tote Freundin hatte kümmern können. Sie hatte sich nicht einmal verabschiedet. Doch sie wusste von Professor Eibe, dass sich Frida ihrer angenommen hatte und für eine angemessene Beerdigung sorgen wollte. Ob Paul wohl auch bedauerte, nicht bei der Beerdigung seines Bruders dabei gewesen zu sein?

Oder was war mit denen, gegen die sie gekämpft hatten? Für sie würde keine Beerdigung abgehalten werden, würde man sie nun auch einfach vergessen? In den Kämpfen waren viele Arenaleiter gefallen, vor Cynthia und den anderen Liga-Champions lag eine schwierige Aufgabe, wenn sie die Pokémon-Liga wieder aufleben lassen wollten und würdige neue Arenaleiter finden mussten.

„Das ist nun einmal der Lauf der Dinge. Nichts bleibt ewig, aber gerade das macht das Leben so kostbar und einzigartig“, Cynthia begann jeden Tag mit diesem Wissen. „Deshalb darfst du nichts unversucht lassen. Kämpfe für deine Träume.“

„Das werde ich“, Lucia nickte bestimmt.

Kurze Zeit später landete Cynthias Milotic direkt vor Pauls Haus.

„Ich hoffe, dass sich eure Wünsche erfüllen, ihr habt es verdient. Und sei weiterhin so tapfer, denn genau dieser Mut kann die Welt verändern“, Cynthia warf Lucia noch ein letztes Lächeln zu, ehe sie sich mit ihrem Milotic wieder auf den Weg machen wollte.

Doch in diesem Moment betrat Paul das Grundstück. Cynthia war sich sicher, für einen Augenblick Überraschung in seinem Gesicht gesehen zu haben, doch er kam bereits mit der bekannten grimmigen Miene auf sie zu geschritten.

„Eure Suche hat ja nicht lange gedauert“, bemerkte er.

„Nein, unsere Suche ist zu Ende. Wie steht es mit deiner?“

Kurz zuckte eine von Pauls Augenbrauen nach oben. Mit einem missbilligenden Blick bedachte er den hiesigen Champion. Wieder lächelte sie ihn so wissend an. Sie schien ihn jedes Mal wieder durchschauen zu können, ihre Wortwahl ließ bei ihm keinen Zweifel zu.

„Ich habe gefunden, wonach ich suchte. Du kannst auch mit auf den Weg nehmen, dass ich den Posten als Arenaleiter annehmen werde.“

„Das freut mich zu hören“, ihre Stimme nahm einen sanften Klang an und ihr Lächeln wirkte sichtlich erleichtert.

„Ich tue es nicht für dich“, bemerkte Paul sofort.

„Das ist mir bewusst. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass die Stadt in guten Händen sein wird“, Cynthia wandte ihren Blick wieder zu Lucia, „Und du pass auch gut auf dich auf.“

„Kein Grund zur Sorge“, gab Lucia nur zurück, „Vielen Dank für alles.“

Damit verabschiedete sich Cynthia von beiden und schwebte auf ihrem Milotic davon.
 

Lucias Blick lag nun auf Paul. Dieser schritt stumm an ihr vorbei, ehe er vor der Haustür stehen blieb.

„Kommst du mit rein?“, fragte er sie, als er sich in der offenen Tür zu ihr umdrehte.

„Gern“, Lucia lächelte leicht. Es war das erste Mal, dass er sie zur Tür herein bat. Entschlossen folgte sie ihm schließlich ins Haus…
 

Cynthias Milotic schwebte über dem Anwesen, sie selbst warf einen leicht sehnsüchtigen Blick hinunter.

„Ich hoffe wirklich, dass er sich dir öffnet, denn er braucht jemanden an seiner Seite. Mir ist dies leider nicht gelungen“, Cynthia richtete ihren Blick wieder nach vorn, „Niemand weiß, was die Zukunft bereit hält, doch dank euch können die Menschen weiterhin selbst über ihre Zukunft entscheiden.“

Cynthia streichelte kurz den Hals ihres Pokémon, ehe sie ihm deutete, dass sie die Stadt wieder verlassen könnten. Schließlich lag eine wichtige Aufgabe vor ihnen…
 

Paul schritt hinaus auf die Veranda mit dem Wissen, dass Lucia direkt hinter ihm war. Er spürte ihren durchdringenden Blick auf ihm liegen. Er musste zugeben, dass er nicht damit gerechnet hätte, dass sie so schnell wieder hier wäre, eher hätte er sogar angenommen, dass sie vielleicht gar nicht mehr hier auftauchte. Doch der Moment, in dem er sie vor seinem Haus hatte stehen sehen, hatte in ihm ein Gefühl der Erleichterung und der Zufriedenheit ausgelöst. Ihre Rückkehr vollendete seine Entscheidung.

„Warum bist du zurückgekommen?“, diese Frage hätte er jedoch als Allererstes gern von ihr beantwortet, denn er hatte ihr keinen Grund dazu gegeben, wieder hier sein zu wollen.

Auf der Veranda war er stehen geblieben und blickte sie nun mit ernsten Augen an. Lucia ließ sich nicht einschüchtern, diese Frage war typisch für ihn. Sie hatte auch nicht erwartet, dass er sich zum Beispiel freuen würde, sie zu sehen. Eher hätte sie damit gerechnet, dass er sie sofort wieder wegschickte.

„Wir haben Adam und Veit gefunden“, antwortete sie daher zunächst.

Ihr plötzlich trauriger Blick und ihre schnelle Rückkehr ließen für Paul auch nur ein Ergebnis der Suche zu. „Sie sind auch tot, oder?“

„Ja“, Lucia senkte betroffen den Kopf.

„Deswegen wollte ich euch nicht begleiten.“

„Wie meinst du das?“, Lucia sah fragend zu ihm auf.

„Ich wollte nicht noch mehr Tod finden. Eine zerstörte Arena reicht mir. Ich kann es nicht mehr sehen“, knirschte Paul.

„Aber es hätte auch anders ausgehen können. Warum denkst du sofort so negativ?“

„Ihr Blick hatte so etwas bereits angedeutet.“

„Wessen Blick? Redest du von Cynthia?“, Lucia war ein wenig verwirrt.

„Ich bin mir sicher, dass sie damit gerechnet hat.“

Lucia wusste, dass es so war, denn sie hatte es dem Bergungsleiter selbst gesagt, doch man durfte die Hoffnung doch nicht vorher schon aufgeben.

„Doch ich habe dich auch nicht gefragt, wie eure Suche ausgegangen ist. Ich will von dir wissen, wieso du wieder hier bist“, eindringlich blickte er sie an, er wollte unbedingt diese eine Antwort haben.

„Ich – bin wegen dir hier“, gab sie offen zu.

Lucia schluckte unmerklich, während sie auf eine Reaktion von ihm wartete.

„Also willst du wirklich bleiben? Interessierst du dich so sehr für mich?“

„Ich hoffe du denkst nicht, dass ich dir nachstellen würde oder so was, ich bin auch sicherlich kein Stalker! Aber wir haben zusammen in Jubelstadt gekämpft, auf der Zinnoberinsel, du hast mir von dem Tod deines Bruders erzählt, du hast mir das Leben gerettet! Ich weiß auch nicht wieso, aber du bist mir wichtig geworden. Ich will mehr über dich wissen, ich will dich kennen lernen und ich will einen Platz in deinem Leben haben. Ok, vielleicht klingt das jetzt kitschig, aber bedeutet dir unsere gemeinsame Reise denn gar nichts?“, erwartungsvoll blickte sie ihn an.

Sie hatte ihm gesagt, was sie empfand und was sie sich wünschte, hoffentlich würde er das auch endlich tun.

„Doch, sie bedeutet mir etwas.“

Lucia ließ erleichtert die Schultern sinken. Es waren die ersten klaren Worte, die sie seit Langem von ihm zu hören bekam.

„Ich habe versucht, es zu ignorieren. Ich habe noch nie jemanden gebraucht, warum also gerade jetzt und warum ausgerechnet du?“, seine Stimme klang irgendwie vorwurfsvoll.

„Ich-“

„Doch egal wie sehr ich auch versuche, dich aus meinem Leben zu verbannen, du kommst immer wieder und jedes Mal bin ich bisschen froher darüber.“

„Wirklich?“, Lucias Herz machte einen kleinen Freudensprung.

„Du bist nervig und ich will von niemandem abhängig sein, doch wie ich es auch drehe und wende, am Ende bist immer du diejenige, dich mich weiter treibt. Ich sag dir gleich, ich hasse Romantik und Kitsch, du hast von mir nichts zu erwarten und du hast dich aus meinen Angelegenheiten raus zu halten, wenn ich es sage“, Lucia zog eine Augenbraue hoch, was sollte das werden? „Aber wenn du hier bleiben willst, wenn du bei mir bleiben willst, dann will ich dir sagen, was du von mir wissen willst.“

„Ich möchte nichts lieber, als bei dir zu bleiben, aber nur wenn du dich nicht länger vor mir verschließt. Ich werde auch keine Erwartungen an dich stellen, aber lass mich an deinem Leben teilhaben, denn sonst muss ich mich einmischen, wenn ich etwas wissen will.“

„Soll das eine Drohung sein?“

„Vielleicht“, Lucia grinste überlegen.

Paul seufzte kurz. Er ließ sich auf die Verandastufe nieder und wartete darauf, dass sich Lucia zu ihm setzte.

„Also, was willst du wissen?“

„Darf ich nun ein Verhör mit dir veranstalten oder was? Du musst mir nichts erzählen, was du mir nicht sagen willst. Also was darf ich von dir wissen?“, neugierig blickte sie ihn an.

Paul hatte schon öfter mal darüber nachgedacht. Noch nie hatte er jemandem etwas von sich erzählt. Außer Reggie gab es keinen Menschen auf der Welt, der ihn wirklich kannte. Das war auch gut so gewesen. Doch nun war Reggie nicht mehr da, aber könnte er einem anderen Menschen einfach so sein ganzes Leben erzählen?

Doch im nächsten Moment merkte er, wie sich Lucia an seinem Arm einhakte und ihren Kopf an seine Schulter lehnte. „Vermisst du Reggie?“, ihre Frage löste Verwunderung in ihm aus, „Du starrst die ganze Zeit sein Grab an.“

Unbewusst tat er dies schon die ganze letzte Zeit über, doch irgendwie gab ihm das auch einen gewissen Halt, „Ja“, gab er schließlich zu.

„Bist du wütend auf ihn?“

„Jetzt nicht mehr.“

„Und was ist mit Hilda?“

„Ich werde sie nie leiden können, aber du hattest Recht, sie war keine schwache Arenaleiterin. Mein Bruder ist auch nicht umsonst gestorben. Doch… doch er fehlt einfach“, Lucia sah, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten. Sanft legte sie ihre Hand um seine rechte Faust, die sich darauf hin wieder ein wenig entspannte, „Es war immer mein Ziel gewesen, Reggie im Kampf zu schlagen. Doch dieses Ziel werde ich nun niemals erfüllen können. Immer war er meine Messlatte gewesen. Ich wollte ihn übertreffen. Er war mein größter Rivale und gleichzeitig mein einziger Halt“, Pauls Stimme wurde leiser.

„Hast du sonst keine Familie mehr?“

„Nein. Unsere Eltern sind gestorben, als ich gerade drei war. Ich kenne sie nicht und es hat mich auch nie interessiert. Alle waren mir egal, ich habe mich immer nur an Reggie gehalten. Wenigstens schien er ein glückliches Leben gehabt zu haben, auch wenn er das wohl hauptsächlich dieser Arenaleiterin zu verdanken hatte“, dieser Gedanke behagte ihm immer noch nicht.

„Und was ist mit dir? Du sagtest vorhin zu Cynthia, dass du den Job als Arenaleiter annehmen würdest?“, Lucia setzte sich wieder auf und blickte ihn an. Diese Aussage hatte sie sehr überrascht.

„Richtig. Herumreisen bringt mir nichts mehr. Es gibt niemanden mehr, den ich schlagen möchte. Doch vielleicht finde ich als Arenaleiter eine Art der Stärke, die ich bis jetzt noch nicht kenne. Vielleicht ist es die Art Aufgabe, nach der ich gesucht habe. Ich weiß nicht, ob es das ist, was ich machen will, aber ich habe vor, es herauszufinden. Allerdings – “, nun blickte auch er sie wieder an, „möchte ich, dass du dabei an meiner Seite bist. Ich möchte dich bei mir haben. Du bringst mich dazu Dinge zu tun, die ich vorher nicht getan hätte. Du siehst die Dinge, wie ich sie niemals sehen würde. Du bist ein Teil meines Lebens geworden, obwohl ich das nie gewollt habe. Ich weiß nicht, wie du das machst, aber ja, unsere Reise bedeutet mir etwas. Du bedeutest mir etwas. Aber ich bin nicht so wie du. Ich interessiere mich nicht in dem Maße für dein Leben, wie du dich offenbar für meines interessierst. Ich teile meine Gefühle und Sorgen anderen nicht mit, weil ich das noch nie getan habe. Ich bin immer allein zurecht gekommen und musste auch nur an mich selbst denken, doch jetzt soll ich mich auf einmal um andere kümmern. Deswegen – brauche ich dich. Du lässt mich das alles tun und trotzdem lässt du mich so bleiben wie ich bin und wie ich sein möchte. Ich erwarte nichts von dir, ich will einfach nur, dass du da bist.“

„Du bist mal wieder ganz schön egoistisch. Was ich will, ist dir offenbar mal wieder vollkommen egal“, sie versuchte ernst zu klingen, doch sie konnte ein leichtes Kichern nicht unterdrücken.

„Habe ich nicht vorhin gesagt, dass du von mir nichts zu erwarten hast?“, skeptisch zog er eine Augenbraue hoch.

„Doch. Und zum Glück willst du genau das, was ich auch will. Ich werde hier bleiben. Das habe ich dir auch schon vor zwei Wochen im Krankenhaus gesagt.“

„Ja. Und ich werde dich weiter ertragen“, er seufzte leicht und wollte seinen Blick wieder in die Ferne richten, doch da spürte er, wie Lucia ihre Hand an seine Wange legte.

Sie wandte sein Gesicht zu sich um und schenkte ihm einen sanften Kuss auf die Lippen. Da war es wieder, dieses Gefühl von Sicherheit, aber auch gleichzeitig eine Leidenschaft, die er nicht mehr missen wollte.

Überrascht blickte er sie an. Lucia schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. So etwas hatte er noch nie gesehen. Es hatte nichts Mysteriöses oder Undurchschaubares an sich, ganz im Gegenteil, es machte ihn glücklich. Ganz langsam bildeten auch seine Lippen ein Lächeln. Plötzlich hörte er Lucia neben sich kichern. Irritiert blickte er die grinsende Koordinatorin an, die ihr Kinn gerade auf ihren Händen abstützte und ihn fröhlich anstrahlte.

„Ich habe dich noch nie wirklich lächeln sehen.“

Paul dachte kurz über ihre Worte nach. Bisher hatte er auch nie einen Grund gehabt zu lächeln. Doch diese Banalität machte sie schon so glücklich?

„Ich erwarte nicht viel von dir, aber dafür darfst du dann auch öfter mal lächeln. Einverstanden?“

Was für ein komischer Deal sollte das denn sein? „Wenn du meinst.“

Lucia musste wieder kichern. Sie war so froh, dass er sich ihr doch geöffnet hatte. Sie würde hier bleiben und Paul als Arenaleiter unterstützen. Ihre erste Aufgabe wäre daher zunächst, die Arena wieder aufzubauen. Auch hoffte sie, dass es in Erzelingen und Fleetburg wieder Arenen geben wird und dass auch die Pokémon-Liga wieder stattfinden würde. Natürlich hatte sie auch immer noch den Traum, ein großes Festival zu gewinnen, doch dies alles schien noch weit in der Zukunft zu liegen. Sie war froh, im hier und jetzt zu leben und sie würde es genießen.
 


 

~ E n d e ~
 

~~~
 

Nachwort
 

Ich mache es kurz: ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins Jahr 2011 ! ^___^



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Kommentare zu dieser Fanfic (18)
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Von:  Black1
2012-01-05T14:00:20+00:00 05.01.2012 15:00
Hat mir sehr gut gefallen sehe nichts negatives daran war zwar weniger spannend als Reunion, was aber zu erwarten war da es sich ja "nur" um ne zwischenstory handelt.
War aber dennoch sehr schön zu lesen.

Wann kommt Reunion 2?
gibt es da schon nen termin in aussicht?

gruß, Black1

Von:  Mona-Kaiba
2011-04-25T08:49:16+00:00 25.04.2011 10:49
Hier kommt nun die Auswertung meines WB's "5 Wörter = 1 Story"

Ich möchte zuvor kurz erläutern, wie die Bewertung von statten gehen wird: Zunächst werde ich prüfen, ob eure Story die Bedingungen für die Teilnahme am WB erfüllt, indem alle fünf vorgegebenen Wörter so verwendet wurden, wie sie sollten. Es wird darauf jedoch keinerlei Punkte geben. Ist allerdings ein Titel dabei, der fragwürdig klingt, so wird das in die Bewertung mit einbezogen, als ein Minuspunkt.
Anschließend werde ich die FF nach dem vorgegebenen Punktesystem Bewerten. Zur Erinnerung, dass System sieht so aus:
Zu 5 Punkten: Rechtschreibung und Grammatik
Zu 30 Punkten: Wie ihr die gewählten Kapiteltitel umgesetzt habt
Zu 20 Punkten: Ob die Emotionen gut und glaubhaft beschrieben werden
Zu 5 Punkten: Die Gestaltung der Dialoge
Zu 10 Punkten: Spannung
Zu 10 Punkten: Beschreibungen
Zusatzpunkte oder zusätzliche Minuspunkte können von mir frei vergeben werden, selbstverständlich werde ich den Grund dafür mit angeben.

Anschließend werde ich euch ggf. noch eine kurze Zusammenfassung meiner allgemeinen Bewertung mitteilen und euch anschließend euren Platz und euren Preis mitteilen. Den Preis werde ihr dann im Anschluss von mir überwiesen bekommen.

Bitte bedenkt, dass dies hier ein WB ist, dass heißt, dass ich zu einer kritischen Auswertung gezwungen bin. Es bedeutet also nicht, dass eure Story schlecht ist, nur weil ihr ausschließlich Kritik von mir bekommt.

Kommen wir nun zur Auswertung:

Bewertung von 'Egoism'

von [[ MichiruKaiou]]

Wortpaket: Nr. 5 (Sturm, Begehren, Sex, Lächeln, Schmerz)

Zuerst möchte ich die Sachgemäße Verwendung der Wörter bewerten. Du hast alle 5 Wörter in jeweils einen Kapiteltitel gesteckt und die Titel ergeben auch Sinn, wobei ich finde, dass 'die sexuelle Lösung des Problems...' doch etwas merkwürdig klingt. Ansonsten sind die Titel aber in Ordnung und somit ist die Zugangsvorraussetzung für die Teilnahme am WB erreicht.

Nun das Punktesystem:

Punkte für Rechtschreibung und Grammatik: 5
Wie von dir nicht anders zu erwarten, gab es da nichts aus zu setzen.

Punkte dafür wie ihr die gewählten Kapiteltitel umgesetzt habt: 30
Ich muss sagen, hier habe ich mich etwas schwer getan, denn die Verbindung zwischen den Titeln und den Kapiteln selbst, ist bei dir meistens im verborgenen zu finden, aber das ist natürlich grundsätzlich nichts schlechtes, deswegen bekommst du auch hier die volle Punktzahl.

Punkte dafür ob die Emotionen gut und glaubhaft beschrieben wurden: 20
Du hast dich sehr bemüht, Paul trotz seiner Emotionalen Gedanken nicht zu verweichlichen, was an sich sehr schwer ist, doch es ist dir gelungen und daher habe ich auch hier nichts aus zu setzen.

Punkte für Die Gestaltung der Dialoge: 5
Auch hier gab es nichts zu bemängeln.

Punkte für Spannung: 3
Also hier muss ich einige Punkte abziehen, denn wirklich richtig spannend war die Story irgendwie nicht. Natürlich wollte man wissen ob Paul nun Arenaleiter wird, Lucia zu ihm zurück kehrt und die beiden letzten Endes dann zusammen kommen, aber irgendwie war es einfach zu sehr voraus zu sehen, dass es letzten Endes so kommen würde, wie es gekommen ist und daher war es auch nicht wirklich spannend. Vielleicht liegt es auch daran, dass nebenbei immer wieder von den harten Kämpfen und schweren Verlusten während Reunion geredet wird, gleichzeitig aber nichts Aufregendes passiert.
Es hätte einfach noch irgendetwas rein gemusst, was die Spannung etwas angehoben hätte.

Punkte für Beschreibungen: 7
Hier hat mir auch ein bisschen was gefehlt. Ich selbst kenne ja zum Beispiel die Leute aus Hildas Arena nicht und hätte daher schon gerne eine nähere Beschreibung des Typen gehabt oder auch gerne gewusst, wie der Bauleiter so im groben aussah. Die Gegend bzw. Umgebung hast du dagegen etwas besser beschrieben.

Insgesamt waren 80 Punkte zu erreichen, davon hast du 70 Punkte erreicht und demzufolge hast du den 1. Platz belegt.

Du hast zwar zu Beginn geschrieben, dass man Reunion nicht gelesen haben muss, um die Story zu verstehen und du hast auch immer versucht die Storyrelavanten Ereignisse kurz wieder zu geben, aber es gab doch einige Szenen, vor allem als es um den Tod von Hilda und Reggie ging, wo ich mich geärgert hatte, dass ich Reunion fast immer nur überflogen und diesen Teil offenbar verpasst habe, denn es fiel mir schon schwer, mir so genau zu erklären, was mit Pauls Bruder und dessen Freundin nun eigentlich so genau passiert war. Du klärst das zwar später dann noch etwas auf, aber bis dahin sitzt man irgendwie mit einem Fragezeichen auf dem Kopf da.
Gleichzeitig ist es dann an manchen Stellen etwas langweilig, wenn man die besagten Szenen eben doch schon kennt, auch wenn du dir sehr viel Mühe gegeben hast, sie so kurz wie möglich zu halten und dir das auch eigentlich gut gelungen ist.
Inhaltlich fand ich Kapitel drei und auch vier etwas schwach. Es war zwar wichtig für die Story, dass Lucia gegangen ist und das Paul endlich das Opfer seines Bruders verstanden und ein Ziel für sich selbst gefunden hat... aber dennoch fehlt den beiden Kapiteln irgendwie die Spannung.
Was mich letzten Endes doch etwas verwirrt hat, ist die Tatsache, dass Lucia so einfach versprochen hat, bei Paul zu bleiben, obwohl sie weiterhin Koordinatorin sein will. Früher oder später wird sie ihn dafür wieder verlassen müssen, vielleicht nicht für lange, aber doch schon für eine gewisse Zeit.

Die 50KT wirst du in kürze erhalten.
Von:  Mona-Kaiba
2011-04-25T07:57:10+00:00 25.04.2011 09:57
Hm... hab ich da etwa einen versteckten Hint darauf gesehen, dass es die gute Cynthia war, mit der Paul mal etwas hatte?

Ansonsten habe ich auch hier wieder nicht viel zu sagen.
Von:  Mona-Kaiba
2011-04-25T07:45:56+00:00 25.04.2011 09:45
Zu diesem Kapitel habe ich eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass ich gewusst habe, dass es so kommen würde, mit Paul und Lucia, schon als ich das letzte Kapitel das erste mal gelesen habe.
Von:  Mona-Kaiba
2011-04-25T07:24:09+00:00 25.04.2011 09:24
Die Gelassenheit, mit der Cynthia mit Paul spricht, obwohl er so unfreundlich zu ihr ist, ist einfach herrlich.

Ich finde es sehr interessant, wie Paul seine Wut auf seinen Bruder und dessen Tod und all die schlimmen Dinge die danach passiert sind, einfach durch seinen Hass auf Hilda zu kompensieren versucht. Es ist leicht jemanden zu hassen, den man vorher schon nicht gemocht hat und der nicht mehr da ist.
Gleichzeitig ist es doch aber so, dass Pauls Wunsch nach Unabhängigkeit total lächerlich ist, denn mit dem Ziel, dass er sich gesetzt hatte, seinen Bruder zu besiegen, hat er sich ja gleichzeitig von ihm abhängig gemacht und deswegen ist er nun auch Ziellos.

*lol* Arme Lucia, spricht das förmlich gegen eine Wand ^^'

Ich finde es bei solchen Typen wie Paul immer sehr schwierig, zu entscheiden, ob sie nun noch Jungfrau sind oder nicht. Aber aufgrund seines relativ zielsicheren Handelns, war die Antwort, dass es nicht sein erstes mal war, wohl die logischste.

Nach diesem Kapitel ahnt man schon, was kommen muss, denn Regel Nummer eins in der Wunderbaren Welt an der Seite eines Antihelden heißt: "Schlafe niemals mit ihm, bevor du nicht weist, ob er danach noch etwas mit dir zu tun haben will!"
Von:  Mona-Kaiba
2011-04-25T06:58:56+00:00 25.04.2011 08:58
So, hier kommt mein WB-Unabhängiger Kommentar:

Obwohl ich Paul und Lucia nun doch nicht ganz so gut kenne, wie zum Beispiel Ash und Misty, habe ich dennoch das Gefühl, dass du die beiden sehr gut getroffen hast.
Ich finde Pauls Charakter in dieser Story ohnehin sehr faszinierend. Er ist völlig zerrissen, wegen all den Geschehnissen und maßlos überfordert damit, eine Entscheidung zu treffen. Doch anstatt sich mit Lucia aus zu sprechen und sich von ihr helfen zu lassen, wehrt er sich mit Händen und Füßen gegen ihre Hilfe, obwohl ihre Anwesenheit ihm ja nicht unangenehm ist.

Also ich muss sagen, ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass da jetzt zwei Gräber im Garten stehen. Eigentlich sollte ein Garten doch auch zur Erholung dienen, aber wie könnte ich mich da entspannen, wo das Grab meines Bruders steht? Mir ist natürlich klar, dass zu den Zeiten, in denen Hilda und Reggie gestorben sind, vielleicht das die schnellste und bestmögliche Lösung war, aber trotzdem finde ich das irgendwie gruselig.

Ansonsten natürlich ein interessantes Kapitel.

Jegliche Form von Kritik kommt dann im letzten Kapitel, in der WB Auswertung.
Von:  Yurippe
2011-04-09T20:48:56+00:00 09.04.2011 22:48
Seh ich Gespenster oder wolltest du andeuten, dass Cynthia...??

Sehr schönes Ende. Etwas redselig vielleicht. ;)
Nur schade, dass Lucia wohl ihre Reise aufgeben wird...
Von:  Yurippe
2011-04-09T20:41:30+00:00 09.04.2011 22:41
Ich finde es gut, wie du Cynthia mit einbringst.
Und Paul scheint langsam aufzutauen. Die inneren Monologe sind teilweise auch echt sehr lang, aber manchmal muss man eben so was schreiben. ^^
Von:  Yurippe
2011-04-09T20:25:18+00:00 09.04.2011 22:25
Okay, das erste Kapitel hab ich schwarzgelesen. *schäm*
Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich von den beiden halten soll, und das alles geht ziemlich schnell. Nach solchen Ereignissen ist das aber vielleicht gar nicht so verwunderlich...
Tja, ich les mal lieber weiter, dann wird sich ja alles aufklären, denke ich. ^^
Von:  xRajani
2010-12-30T11:02:59+00:00 30.12.2010 12:02
*springt im Dreieck* <3

Ein sehr schönes Ende, besonders gefällt mir Pauls "Liebeserklärung". x3 Er sagt nicht deutlich, dass er sie liebt, aber dennoch braucht er sie. Und den Deal finde ich irgendwie total niedlich - ein lächelnder Paul. Schöne Vorstellung. <3
Und das Lucia bei ihm bleibt, finde ich auch toll. Besonders mag ich die Szene, in der sie über Reggie sprechen und Paul die Hand anspannt, sie aber dann lockert, als Lucia ihre Hand in seine legt.
Hat sich wirklich gelohnt zu warten, aww. x)

Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Beziehung in Reunion II weiterentwickelt hat. ^^ Und bin schon sehr auf Ashs Blicke gespannt, wenn sie Hand in Hand ankommen - und Paul schnell die Hand wegzieht. lool
Freu mich schon, setz dich aber nicht unter Druck. <3

Gruß,
Akira

P.S.:
Was mir beim 4. Kapitel aufgefallen ist, hab ich vergessen hinzu zuschreiben: schreib "z.B." oder "bzw" bitte aus. Es ließt sich komisch, wenn die Chars in Abkürzungen sprechen. ;)


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