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King of my Castle

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Kapitel: 1/6
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 

Anmerkung: Ich feile schon eine ganze Weile an der Idee und da ich die Geschichte schon fast fertig geschrieben habe, wollte ich nun damit anfangen die ersten Kapitel hochzuladen. Bitte habt etwas Nachsicht, dass es im ersten Kapitel noch nicht sofort zur Sache geht - das würde wohl etwas unrealistisch wirken :)
 


 

King of my Castle
 


 

Kapitel 1
 

Es sollte ein ganz gewöhnlicher Ausflug in die Berge werden, als Kazuki und seine Freunde in dem abgelegenen Anwesen in dem frisch begrünten Tal ankamen. Es war wirklich ein weiter Weg gewesen, bis sie endlich angekommen waren. Allein der Wald mit seinem schlangenförmiger Kiesweg bis zu der Villa war schier endlos gewesen. Mit dem Auto war der Weg nicht passierbar und sie hatten vor den großen Toren parken und eine halbe Ewigkeit zu Fuß samt Gepäck wandern müssen – dazu fügte sich eine stundenlange Anfahrt. Die neuen Besucher fühlten sich ausgelaugt und sie sehnten sich alle nach einer heißen Dusche.
 

Aber die lange Reise hatte sich gelohnt und als Kazuki endlich vor dem gigantischen Anwesen stand, blieben ihm die Worte im Hals stecken. Es war einfach umwerfend! Dieses Haus wurde in dieser modernen Zeit als eine Art Hotel genutzt, aber privat vermietet. Seine Entstehung musste allerdings schon viele Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte zurück liegen. Alles was er wusste, war, dass der Besitzer selbst darin hauste und sich um seine Besucher kümmerte und sie wohl so ziemlich jeden Luxus, der möglich war, bekommen würden. Wenn das mal kein Angebot war!
 

Dieses Haus war ganz anders als alles, was er jemals gesehen hatte und viel größer, aber in typisch japanischer Bauweise erbaut worden. Kazuki war die kleinen Stadtwohnungen gewöhnt und der Kontrast ließ ihn nun inne halten. Es erschien ihm abenteuerlich dort zu leben, auch wenn er sich zugegebener Maßen lange dagegen gewehrt hatte. Am liebsten wäre er zuhause geblieben und hätte ein ruhiges Wochenende mit seinen Freunden verbracht, doch diese waren in der Überzahl gewesen und hatten ihn überredet. Oder mehr: ins Auto verfrachtet und einfach mitgenommen, egal wie sehr er zeterte. Wirklich eine Wahl war wohl nicht gegeben gewesen – auch wenn er es nicht laut aussprach oder zugab, jetzt war er froh mitgekommen zu sein und ein wenig kribbelte die Anspannung in seinem Magen.
 

Byou, Manabu und Jin waren für das Ganze eigentlich verantwortlich. Die drei hatten den Anblick offenbar schneller verdaut, als der großgewachsene junge Mann und waren schon auf dem Weg zu der großen Doppeltür, die den Eingang bildete. Auf dem Absatz der Treppe blieb Manabu allerdings stehen und drehte sich zu ihm. Sein glattes, schwarzes Haar wehte ein wenig in der warmen Brise und er strich sie sich ein wenig aus dem hübschen Gesicht.
 

»Bist du angewachsen? Nun komm schon endlich!«, rief er mit deutlich frechem Unterton in seiner dunkeln Stimme. Kazuki musste lächeln und fuhr sich durch das leuchtende rote Haar, um es ein wenig zu bändigen. Freudig über die Ankunft zog er die frische, unverbrauchte Luft ein. Sie unterschied sich einfach vollkommen von der verpesteten Stadtluft, die sich immer so rau in seinen Lungen anfühlte. Hier war er von Unmengen von Bäumen umgeben, die wohl für diese Frische verantwortlich waren. Er musste feststellen, dass er nur die wenigsten benennen konnte und wirklich gar keine Ahnung von Natur hatte. Aber es sah so aus, als würden sie wild wuchern und dieses Grün war geradezu erschlagend.
 

»Ich komme ja schon!« Nun endlich aber setzte Kazuki sich in Bewegung und trug seine Reisetasche flink zu den anderen. Gemeinsam schritten sie unter das kleine Vordach beim Eingang und durch die großen hölzernen Türen. Bereits in dem hübschen Foyer dieses Anwesens war zu erkennen, dass man am Geld wohl nicht gespart hatte. Der Boden in den klassischen, fast weißen Tatami Matten erinnerten Kazuki schnell wieder an sein eigenes Zuhause, doch diese wirkten in gewisser weise edler als die Ausstattung in seiner Wohnung. Nach links und rechts führten jeweils zwei Gänge, die nun aber durch Türen verschlossen wurden und auch gegenüber des Eingangs waren hübsche Schiebetüren. An den freien Stellen an den Wänden befanden sich in großzügigen Abständen alte Gemälde. Selbst die mussten schon ein Vermögen wert sein. Kazuki fühlte sich sofort wohl und wollte sich dem Drang hingeben all diese Bilder länger zu betrachten und die Geschichte dahinter zu ergründen. Selbst ein gewisser Grünanteil herrschte hier, denn in den Ecken befanden sich große, fast tropisch wirkende Topfpflanzen. Man hatte sich bei der Einrichtung viel Mühe gegeben.
 

Er bewunderte sein Zuhause für die nächsten Tage noch ausführlich, als der Hausherr sie empfing – ein Mann mittleren Alters, der aber zugegebenermaßen immer noch sehr gut aussah und einen dunklen Kimono trug. Für diesen hellen Raum war er beinahe zu dunkel, denn auch sein Haar war schwarz, aber modisch geschnitten und stand in scharfem Kontrast zu seiner traditionellen Kleidung. Er wirkte unheimlich gepflegt und fast schon hochnäsig in seiner Haltung, aber das samtene Lächeln vertrieb diesen Eindruck gleich wieder.
 

»Ich möchte euch willkommen heißen“, sagte er mit angenehmer Stimme und verbeugte sich vor seinen Gästen höflich, aber nicht zu tief. Nun – das war für die Vier, die die Zwanzig noch nicht lange überschritten hatten, eigentlich keine angemessene Begrüßung, aber es versetzte sie in eine andere Stimmung, die den Räumlichkeiten gerecht wurde und auch sie neigten ihre Häupter.
 

»Mein Name ist Atsushi Sakurai und ich bin der Eigentümer dieses Hauses«, stellte er sich vor und machte eine Geste mit der Hand zur Tür, in der ein Junge stand. Er hatte große, kugelrunde Augen und helles Haar.
 

»Das ist mein Sohn Taa. Er lebt wie auch ich hier und wird euch in den kommenden Tagen behilflich sein, wenn ihr irgendetwas braucht und ich gerade nicht zugegen bin.« Kazuki trat näher an die Gruppe heran und begrüßte die Eigentümer höflich. Besonders Taa musterte er lange – er war wirklich hübsch und lächelte die Besucher freundlich an. Seine Kleidung, ein schlichter, ebenfalls sehr dunkler Yukata, verwies schon darauf, dass er nicht nur Sohn, sondern auch Bediensteter war – aber er schien offensichtlich Freude daran zu haben, denn seine schwarzen Augen leuchteten freundlich. Die Hände hielt er gefaltet vor dem Körper und blieb mit dem Blick ganz besonders lang an Kazuki hängen.
 

»Ich freue mich, dass ihr hier seid. Wenn ich euch zur Hand gehen kann, dann scheut euch nicht mich zu rufen.« Sogleich erhielt Kazuki einen Stoß von Byous Ellenbogen in die Seite. Dass er etwas Zweideutiges in diesem Angebot sah, war natürlich klar gewesen.
 

»Au!«, meckerte der Größere nur und rieb sich die Seite. »Was soll das?«
 

»Ach nichts«, flötete Byou frech und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Mit den Blicken zog er Taa schon fast aus – Stückchen für Stückchen und Kazuki konnte dafür nur unverstanden den Kopf schütteln und hätte ihm am Liebsten auf den Hinterkopf geschlagen. In ihrem persönlichen Alltag kam dies ja schließlich auch sehr oft vor.
 

»Du bist unmöglich«, raunte Jin es ihm zu, dem dieses Szenario auch nicht entgangen war. Nur der junge Taa lächelte dafür und verbeugte sich, dann huschte er davon.
 

»Eure Zimmer sind bereits vorbereitet – jeder bekommt natürlich ein eigenes. Ich führe euch zu ihnen. Euer Gepäck wird euch gebracht - ihr müsst euch nicht darum kümmern«, mischte Atsushi sich wieder ein und führte die Gruppe in den Westflügel. Der Gänge war lang und mit einer Treppe an der Innenseite bestückt. Unmengen von Zimmern gab es hier und Kazuki fragte sich, als sie die Treppe hinaufgingen, wer hier noch alles wohnte. Das Obergeschoss sah genauso aus und hatte ebenso viele Türen. Der Gang selbst besaß nur zwei Fenster am Anfang und Ende, die eigentlich zu wenig Licht in den Raum ließen. Kazuki fragte sich, warum man nicht noch mehr Fenster eingebaut hatte.
 

Schließlich kamen sie am Ende des Ganges an, wo Atsushi ihnen die Schlüssel gab und eines der Zimmer vorführte. Sie waren recht groß und geräumig und mit Bett, Kommode, Wäschekorb und Schrank versehen, die in dunklem Holz gehalten waren. An den großen Fenstern, die den Blick auf den umliegenden Wald gewährten, befanden sich lange, helle Vorhänge mit goldenen Stickereien. Auch in diesem Zimmern war der Boden ähnlich wie in der Vorhalle gehalten und alles schien perfekt zueinander zu passen.
 

»Ich hoffe, dass Sie sich hier wohl fühlen«, sagte Atsushi und ergötzte sich an den leuchtenden Augen der neuen Besucher. Egal wie oft er diesen Ausdruck sah – er konnte einfach nicht genug davon bekommen.
 

»Eines noch – wir essen gegen 19 Uhr. Wir erwarten euch«, sagte er und verbeugte sich. »Das Esszimmer befindet sich im Ostflügel – kommt nicht zu spät.« Dann ging er und ließ die Vier allein, die ihm nur stumm nachsahen und erst wieder zur Sprache fanden, als der Hausherr die Tür hinter sich geschlossen hatte.
 

»Das ist ja wirklich der Wahnsinn hier!«, sagte Byou und warf sich auf das breite Bett mit den weißen Bezügen. Wie auch der Schrank war es aus schwarzem Holz gebaut und wie sich nun herausstellte unglaublich bequem. Es war fast schon eine Verschwendung dort allein zu schlafen.
 

»Wer leistet mir heute Nacht Gesellschaft?«, fragte er und malte kleine Kreise auf die Bettdecke, den Blick dabei auffallend auf Jin richtend. Es war wirklich so offensichtlich, dass er auf ihn stand! Schon seit einer halben Ewigkeit versuchte er ihn für sich zu gewinnen – und hin und wieder, wenn auch nur für gelegentliche Bettspiele, schaffte er es auch den hübschen Blonden zu verführen.
 

Kazuki stöhnte dennoch etwas genervt und schüttelt erneut den Kopf. Eigentlich müsste er langsam daran gewöhnt sein, dass Byou ständig irgendwelche Andeutungen in diese Richtung unternahm – es gelang nur einfach nicht. Es wurde wirklich Zeit, dass er mit Jin zusammenkam und niemanden mehr mit diesen Fragen quälen würde. Aber würde es die Sache wirklich besser machen, wenn die beiden sich höchstöffentlich befummelten? Kazuki wusste genau, dass es darauf hinaus lief, denn von Diskretion hatte sein brünetter Freund noch nie etwas gehört! Und wenn er erst einmal richtig in Fahrt gekommen war, konnte ihn einfach nichts und niemand mehr stoppen. Das hatte die gesamte Gruppe schon in ziemlich peinliche Situationen geführt. Die beiden kannten Zurückhaltung sicherlich nicht so gut wie man es erst glauben wollte - immerhin waren sie Japaner und es eigentlich gewöhnt nicht so zeigefreudig mit ihrer Sexualität umzugehen.
 

»Niemand, Byou«, lachte Manabu nur und untersuchte das Zimmer – offensichtlich war es äußerst interessant in seinen Augen und er überprüfte den großen Schrank und die danebenstehende Kommode.
 

»Ich hab gehört, dass es hier heiße Quellen gibt«, warf er möglichst beiläufig ein und sah zu, wie Jin sich doch tatsächlich zu Byou auf das Bett setzte. Er tippte auf seinem Handy herum und legte einen wenig begeisterten Blick auf. »Vielleicht sollten wir denen mal einen Besuch abstatten, bevor es Abendessen gibt? Soweit ich es gelesen habe, befindet sie sich im Innenhof - also hinter der Eingangshalle.« Aus dem Augenwinkel konnte Manabu sehen, wie sich Byous Hand schon zu Jins Po schob und daran ihren Platz fand. Würde das eigentlich jemals aufhören? Über Kazuki musste er dann lachen, der peinlich genau versuchte nicht dahin zu sehen.
 

»Mein Handy ist tot. Hat jemand von euch Empfang?«, fragte Jin gänzlich unbeeindruckt von dem eigentlichen Gespräch und sah zu seinen Freunden. »Ich habe weder Netz noch Internet - anscheinend sind wir hier wirklich in der Pampa gelandet.« Ein wenig genervt stöhnte er und schien dabei gar nicht zu merken, dass er befummelt wurde und Byous Hand über seinen Hintern streichelte.
 

Kazuki zückte kurz sein Handy aus der Tasche, aber auch darauf war kein einziger kleiner Balken zu erkennen, der ihm Netz gewähren würde. »Absolute Fehlanzeige«, seufzte er. »Dann eben ein Wochenende ohne - das sollten wir doch schaffen, oder?« Er hob den Blick wieder - und sah so erneut, wie Byou seine Finger einfach nicht bei sich behalten konnte und unverwandt in den Schritt des Blonden grabschte. Das war doch wirklich nicht zu glauben!
 

»Zurück zur Quelle. Ich finde die Idee gut – also treffen wir uns in einer halben Stunde dort«, sagte Kazuki schnell und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort und unter Beobachtung seiner amüsierten Freunde. Er war wirklich aus einem ganz anderen Holz geschnitzt als Jin und Byou. Für ihn waren Zärtlichkeiten zwischen zwei Menschen etwas höchst persönliches und privates - erst Recht, wenn es so unnormal war und in der Beziehung keine Frau vorkam.
 

Absichtlich wählte er nun ein Zimmer aus, welches nicht genau neben dem von Byou lag um eventuellen peinlichen Begebenheiten aus dem Weg zu gehen - immerhin wusste er genau, wie es sich anhörte, wenn er Brünette nächtlichen Besuch bekam. Ein einziges Mal hatte er den Fehler gemacht und nach einer Party bei ihm übernachtet - und war Zeuge geworden, wie intensiv er sein Sexualleben genoss. Kazuki war zwar nicht prüde und witzelte selbst gern herum, nur bei der Ausführung gehörten für ihn keine Dritten dazu.
 

Nun sah er sich aber in dem Raum kurz um. Eingerichtet war es aber genauso und Kazuki wunderte sich, als er seine Reisetasche schon darin vorfand.
 

»Wie ist der denn hierher gekommen?«, fragte er sich selbst. Hatte Atsushi sie etwa hierher gebracht? Oder Taa? Was war das nur für ein Zufall, dass er sich das Zimmer ausgesucht hatte, in dem auch seine Sachen schon auf ihn warteten. Aber umso besser - so konnte er sich jetzt auf das Bad vorbereiten und zog sich aus, um in den dunkelblauen Yukata zu schlüpfen, der schon bereit gelegt worden war. Er fühlte sich ganz weich auf der Haut an und Kazuki knotete ihn nur notdürftig, schließlich würde er ihn ja nicht lange tragen. Auch ein paar einfache Holzsandalen warteten schon auf ihn und er zog diese ebenfalls an. Schließlich begann er seine Sachen in den großen, massiven Schrank zu sortieren, in dem wirklich reichlich Platz vorhanden war. Kazuki war ein sehr ordentlicher Mensch und zog es vor, seinen Kram lieber mehrmals in die Hand zu nehmen, als in der Tasche danach zu wühlen. die Utensilien für das Bad legte er auf das Bett.
 

Genau genommen hatte er doch Glück gehabt. Die Zimmer mit ihrem hellen Böden und den gemaserten Wänden waren wie das gesamte Haus einfach wunderschön, der Besitzer ausgesprochen nett und scheinbar auch zuvorkommend. Und die heißen Quellen setzten dem ganzen einfach die Krone auf, denn dafür hatte er einen besonderen Fable und konnte es kaum noch erwarten bis zur Nasenspitze darin zu versinken.
 

Er war schnell gewesen und raffte die Badesachen nun zusammen. In ein paar Minuten wollten sie sich sowieso treffen, also ging er hinaus auf den Gang und machte sich auf den Weg, um die Quelle aufzusuchen. Doch dann entdeckte er einen weiteren Mann, der nicht zu ihrer kleinen Gruppe gehörte. Kazuki konnte gar nicht glauben, wen er da sah. Seine großen Augen blinzelten ein paar Mal aufgeregt – er war es wirklich und sein Herzschlag beschleunigte sich merklich.
 

Yuuki.
 

Nun, vielleicht musste man erklären, warum dieses Treffen so besonders war. Kazuki kannte diesen Mann bereits aus seiner High School Zeit, in der er schon wahnsinnig auf ihn gestanden hatte. Allerdings hatte Yuuki den damals unscheinbaren Jungen mit Brille gar nicht für voll genommen und gänzlich übersehen. Kazuki war früher nicht sonderlich beliebt gewesen, aber in den letzten Jahren hatte er sich sehr zu seinem Vorteil entwickelt und allerhand Verehrer liefen ihm nach.
 

Und nun wollte das Schicksal, dass sie sich hier, hunderte Kilometer entfernt von der Heimat, wieder trafen. Es war genau wie damals, denn Kazukis Herz setzte erst vollkommen mit dem Schlagen aus, dann holte es das binnen Sekunden nach. Unglaublich, aber er reagierte noch immer so heftig auf den mysteriösen Mann, der nicht oft etwas sagte. Und wenn er es tat, dann hatte es Hand und Fuß und war niemals in Frage zu stellen. Kazuki bewunderte ihn – und er sah immer noch gut aus. Im Gegensatz zu damals trug er das Haar nicht mehr schwarz sondern blond, was ihm eindeutig besser stand. Seine Schultern waren noch breiter geworden und er erschien durchtrainiert. Neben ihm wirkte Kazuki wahrscheinlich sehr schmal. Selbst in der Größe überragte er ihn – was durchaus etwas Besonderes war, denn für einen Japaner war auch Kazuki groß gewachsen.
 

»Kazuki?« Erneut setzte sein Herz vollkommen aus. Er erkannte ihn? Oder hatte er sich das in seiner Zuneigung eingebildet?
 

»Na so ein Zufall – was treibt dich denn hier her?«, fragte Yuuki und musterte ihn auffällig von oben bis unten. Seine klugen Augen glitten über Kazuki hinweg und sahen sicherlich auch wie unordentlich er sich angezogen hatte. Wie unbeholfen der Rothaarige gerade wirkte war ihm gar nicht bewusst. Kazuki kam sich wieder wie der Teenager vor, der von Selbstbewusstsein maximal gelesen zu haben schien.
 

»Ich… ich bin mit Freunden hier«, zwang er sich zum Sprechen und spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Es kam ihm vor, als würde er in Erklärungsnot geraten und Yuukis stechender Blick machte es nicht wirklich besser. »Wir wollten mal etwas anderes machen und ich…«
 

»Kazuki?« Eine andere Stimme durchschnitt ihr Widersehen. »Kazuki? Wo bleibst du denn? Wir wollten doch endlich zu den Quellen!« Es war Manabu, der die Hände bockig in die Seiten stemmte und ihm einen grimmigen Blick zuwarf. Der Angesprochene und sein Gegenüber sahen sich einen Moment an. Dann lächelte Kazuki schließlich.
 

»Sehen wir uns später?«, fragte er mit samtener Stimme und gewann seinen Mut zurück. Yuuki nickte ihm ziemlich gleichgültig zu und schob die Hände in die Hosentaschen seiner Jeans. Dann ging er an ihm vorbei.
 

»Bis dann.«
 

~*~
 

Es vergingen nur Minuten, bis Kazuki mit seinen drei Freunden die heißen Quellen im Hinterhof des Anwesens beschlagnahmte und er war froh, dass Manabu ihn nicht auf das Treffen ansprach und stattdessen zuerst in das warme Wasser eintauchte. Rasch breiteten sie sich aus und legten die Kleider ab. Es war einfach unglaublich entspannend und angenehm – fast wie Urlaub. Wenn man es genau nahm machten sie ja auch gerade Urlaub – wenn auch nur für ein Wochenende und Kazuki wollte noch gar nicht daran denken, wenn sie Abschied nehmen mussten und der stressige Alltag wieder einsetzen würde.
 

Die Quelle lag praktisch genau in dem Haus und wurde davon umzäunt. Der heiße Dampf zeichnete sich in kleinen Schwaden ab, sodass man das hintere Ende fast nicht sehen konnte. Dieses Bild ließ vermuten, dass alles aus der Natur geschaffen worden war und kein Mensch dazu beigetragen hatte - auch wenn Kazuki das sehr bezweifelte. Gesäumt wurde das heiße Wasser von großen Steinen und Felsen, die es unmöglich machten, dass sie von außen bespannt werden konnte - obwohl sie alle bezweifelten, dass sich ein Spanner an so einem abgelegenen Ort verirrte. Und was sollte es schon zu sehen geben außer ein paar nackter Männeroberkörper? Aber das war den Vier ganz gleich und sie ergötzten sich lieber an dem hübschen Ort, an dem sie sich gerade befanden. Zwischen dem grauen Gestein wuchsen hier und da hübsche Pflänzchen heraus und ließen die Quelle noch idyllischer wirken. Hier und da waren unauffällig ein paar Lampen angebracht worden, denn durch das Haus drang nicht gerade viel Licht zu ihnen durch - außerdem ging die Sonne bereits unter und schickte nur noch ein paar müde Strahlen über das Land. Mit ein paar Kerzen wäre es wohl noch romantischer gewesen.
 

Der hübsche Rothaarige hatte die Arme verschränkt auf dem steinernen Rand abgelegt und seinen Kopf darauf gebettet. Eher etwas in sich blickend ließ er die Strapazen der Reise von sich anfallen. Aber diese Begegnung wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen und während seine Freunde hinter seinem Rücken herumalberten und tobten, versank er mit seinen Grübeleien tiefer im Wasser. In der Hektik war er nicht einmal dazu gekommen Yuuki zu fragen, was er überhaupt an einem solchen Ort ganz alleine wollte. Oder war er gar nicht allein? Allein der Gedanke verpasste ihm einen Stich ins Herz – wenn Yuuki wirklich mit einer Begleitung hier war, würde es früher oder später unangenehm für ihn werden. Aber er hatte sich immerhin an ihn erinnert - durchaus ein positiver Aspekt. Oder sollte Kazuki das nicht allzu euphorisch bewerten?
 

Bevor er weiter darüber philosophieren konnte, sprang ihm jemand auf den Rücken und schlang die Arme fest um seinen Hals. Erschrocken keuchend fuhr Kazuki herum und entdeckte Jin, der ihn frech angrinste und gleich wieder etwas locker ließ, damit er dem Rotschopf nicht die Luft abdrückte.
 

»Was ist denn mit dir los? Du bist so still.« In der Tat war man das von dem jungen Mann nicht gewöhnt. Normalerweise war Kazuki fröhlich und aufgeweckt und hatte immer einen lockeren Spruch auf den Lippen, mit dem er seine Umwelt erheitern konnte – und seine Freunde kannten ihn zu gut und so wie er die Schultern jetzt hängen ließ, stimmte Jins Vermutung.
 

»Das liegt bestimmt an dem Typen von eben«, mischte Manabu sich ein und grinste verwegen. Zu früh gefreut - dachte Kazuki. Er hätte wissen müssen, das Manabu seinen Mund nicht halten konnte und ihn früher als es ihm lieb war darauf ansprechen würde. Er hatte es sich ein Stück weit entfernt von ihnen bequem gemacht und schlürfte an einem kleinen Gläschen mit Sake. Typisch Manabu - Sake und etwas lästern war schon immer ganz nach seinem Geschmack gewesen.
 

»Typ? Welcher Typ?«, fragte Jin gleich und seine Augen leuchteten noch mehr. Seine auffälligste Eigenschaft war wirklich seine unbändige Neugier. Wenn er von einem Geheimnis Wind bekam ließ er niemals locker, bis er nicht genau erfahren hatte, was er wissen wollte. Das wurde dem Rothaarigen gerade nur zu sehr bewusst.
 

»Yuuki«, antwortete Kazuki seinem aufdringlichen Freund, der gar nicht mehr loslassen wollte und ihm fast den Arm abquetschte. Der Versuch ihn abzuschütteln missglückte jämmerlich und Kazuki murrte wenig begeistert über seinen sich langsam weiß färbenden Arm. So schnell konnte man ihn also aus der Ruhe bringen.
 

»Yuuki? Der Yuuki? Der Yuuki, für den du jahrelang geschwärmt hast?!«
 

»Ja genau der«, brummte Kazuki und verzog das Gesicht über die genaue Einordnung des Mannes, für den er offensichtlich immer noch etwas empfand - obwohl er zugegebener Maßen kaum noch an ihn gedacht hatte. Endlich schüttelte er Jin ab und drehte sich ganz zu seinen Freunden, um sich zu erklären.
 

»Er ist hier – keine Ahnung warum, aber es ist genau wie damals.« Schnell hatte er beschlossen ehrlich zu ihnen zu sein, denn etwas vormachen konnte er ihnen eh nicht. Kazuki war ein fürchterlicher Lügner und wahrscheinlich hätten sie ihn schon nach einem einzigen Blick entlarvt und sich über ihn lustig gemacht.
 

»Sag bloß, dass du immer noch auf ihn stehst«, mischte sich nun auch der Vierte im Bunde ein – Byou. Er saß ihm gegenüber und war ganz offensichtlich damit beschäftigt sich gebührend zu entspannen, aber sein Ausdruck wirkte schon wieder verbissen. Schon zu Highschool Zeiten waren seine Worte über Yuuki immer von kritischer Natur gewesen – er hielt nicht viel von ihm, dass war offensichtlich und auch daran schien sich nichts geändert zu haben. Warum genau das so war wusste Kazuki auch nicht. Vielleicht einfach, weil er immer genau die Typen bekommen hatte, auf die er insgeheim gestanden hatte.
 

»Sieht ganz danach aus«, murmelte Kazuki und gab einen leisen Seufzer ab. Er hatte Yuukis Gesicht immer noch genau vor Augen und wie sich sein stechender Blick förmlich durch ihn hindurch gebohrt hatte. Ernst war er offenbar noch immer und genoss es, wenn er seine Ruhe hatte. Anders konnte er sich seine Anwesenheit nicht erklären und er schloss mittlerweile aus, dass Yuuki hier einen Liebesurlaub machte. Das passte einfach so gar nicht zu ihm.
 

Ob sie sich wohl beim Abendessen sehen würden? Insgeheim hoffte Kazuki es und betete, dass das Schicksal ihm diesen kleinen Wunsch erfüllen würde und er noch einmal in diese besonderen Augen blicken durfte. Anders als früher wollte er keine Angst vor Begegnungen mehr haben und stellte sich Yuuki nur zu gern - zumindest in der Theorie. Ihr kleines Treffen sprach eine andere Sprache…
 

Nochmals ging er jedes Detail an ihm durch, sein ordentlich gestyltes Haar, die unglaublich männlichen und markanten Züge, von denen er bei sich selbst nicht sprechen konnte und sein gepflegtes Äußeres. Seine Kleidung war mit der Jeans und dem dunklen Hemd eigentlich nicht besonders auffällig gewesen und nicht weiter bemerkenswert, aber in Kazukis Augen umgab ihn immer dieses Besondere, was er wohl immer sehen würde - immerhin war Yuuki der, wegen dem er seine Orientierung auf Männer gelenkt hatte.
 

In der Hand hatte Yuuki ein Päckchen Zigaretten und ein Feuerzeug gehalten und war wohl auf dem Weg nach draußen gewesen, denn in dem hübschen Anwesen war Rauchen verboten. Eigentlich außergewöhnlich in Japan, aber durchaus angemessen um die hellen Räume nicht zu verräuchern.
 

»Entschuldigt mich, ich muss ein bisschen allein sein. Wir sehen uns dann beim Essen«, sagte Kazuki schließlich und erhob er sich schamlos vor seinen Freunden. Flink wickelte er sich in eines der großen, weißen Handtücher. Kazuki verließ die Quelle zuerst und trocknete sich schon auf dem Weg sorgfältig ab, dann zog er sich an und warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor 19 Uhr. Sollte er sich vielleicht etwas herrichten, damit Yuuki ihm vielleicht auch nachsehen würde?
 

Schwachsinn! - schimpfte er sich selbst aus und schüttelte den Kopf. Er würde sich sicher nicht für ihn verstellen und die selben Fehler begehen, die er auch in seiner Schulzeit gemacht hatte. Früher wollte er sich interessanter machen als er war und versuchte, den Kazuki, der er nun mal war, zu verbergen. Einmal hatte er sich bis auf die Knochen blamiert, als er viel zu aufgetakelt in der Schule aufgekreuzt war, aber dieses unwesentliche Detail hatte er über die Jahre erfolgreich verdrängt und wollte die Erinnerungen auch nicht wieder aufleben lassen. Yuuki hingegen hatte ihn gar nicht erst bemerkt. Ein einziger Blick war ihm zugeworfen worden, um sich dann abzuwenden und ihm zu raten, besser er selbst zu sein als eine bloße Fantasiegestalt, der er niemals gerecht werden würde. Damals war Kazuki nicht klar geworden, was er damit sagen wollte und er war unglaublich unglücklich gewesen. Jetzt verstand er, was Yuuki meinte. Und jetzt würde er dem Wunsch auch nachkommen.
 

Nach einem kurzen Besuch in seinem Zimmer, wo er seine Badesachen verstaute, machte er sich auf den Weg zum Abendessen. Während er den Gang zum Esszimmer entlang lief, wurde er angespannter und zwischen seinen Fingern kribbelte es merkwürdig. Aber er hatte sich doch zu früh gefreut, denn als er das noble Zimmer betrat, war dort noch niemand. Abgesehen von Taa. Der hübsche blonde Junge huschte mit flinken, fast tonlosen Schritten über den hellen Boden und deckte den Tisch für insgesamt neun Personen. Um den Tisch standen dunkle Bodenstühle, darauf lagen hübsche, weinrote Sitzkissen.
 

Aber warum neun? Kazuki ging in Gedanken die Besucher durch und kam nur auf sieben: seine Freunde und er ergaben vier, dazu Yuuki und natürlich der Eigentümer und sein Sohn selbst. Scheinbar gab es da noch zwei weitere, die ihnen Gesellschaft leisten würden. Warum sollten sie auch die einzigen sein? Wieder ermahnte Kazuki sich.
 

»Guten Abend«, begrüßte Taa ihn nun, als er auf ihn aufmerksam geworden war und verbeugte sich tief. »Ich bin gleich fertig, einen Moment Geduld noch bitte.« Es klang etwas mechanisch, aber freundlich und sogleich machte er sich wieder an die Arbeit und legte das Besteck um die weißen Teller und Schälchen. Kazuki lächelte nur und wollte das Zimmer gerade wieder verlassen, aber als er sich umdrehte und nach dem Türgriff greifen wollte, war ihm schon jemand zuvor gekommen, der nun genau vor ihm stand und fast mit ihm zusammen gestoßen wäre.
 

»Entschuldigung«, stammelte er und fühlte, wie die Röte ihm ins Gesicht schoss und er senkte den Kopf. Er konnte nur die Sandalen des Anderen sehen und den dunklen, grauen Stoff seiner Kleidung, die zweifellos die gleiche war wie die von Kazuki - nur eben in einer anderen Farbe. Die Hitze auf seinen Wangen verschlimmerte sich noch, als er realisierte, mit wem er da um ein Haar zusammen geprallt wäre.
 

»Nicht so stürmisch, Kleiner«, meinte Yuuki mit einem süffisanten Grinsen und brachte ihn noch mehr in Verlegenheit. Dann legte er die Hände auf seine Schultern und schob ihn ein Stück zur Seite. Kazuki gefror das Blut in den Adern. Hatte er ihn gerade wirklich Kleiner genannt? Entrüstet seufzte er und stemmte die Hände in die Seiten, als Yuuki an ihm vorbei ging und sich an den Tisch setzte. Im gleichen Moment musste Taa verschwunden sein, denn sie waren allein. Sofort wurde es Kazuki mulmig. Warum musste Yuuki ihn auch so durcheinander bringen? All seine guten Vorsätze waren damit wohl dahin.
 

»Kleiner? Geht’s noch?«, schnaubte er. »Bilde dir auf die paar Zentimeter mal nichts ein.« Wo kam auf einmal die große Klappe her? Es ging ganz automatisch, aber Yuuki lehnte sich nur zurück und ließ seinen Blick über Kazukis schlanken Körper wandern. Offenbar hatte er nicht die Absicht sich auf die Diskussion einzulassen. Etwas abwehrend verschränkte er trotzdem die Arme vor der Brust.
 

»Ich freue mich auch dich wieder zu sehen, Kazuki. Du hast dich gemacht in den letzten Jahren. Und es steht dir wirklich viel besser, wenn du dich ordentlich anziehst« Mit einem Kompliment hatte Kazuki nicht einmal ansatzweise gerechnet und er fühlte sich, als würde ihn die Kinnlade auf den Boden knallen. Seine Lippen wollten keine vernünftige Antwort zu Stande bringen und so schwieg er besser, bevor es peinlich für ihn wurde. Leider war Yuuki aufgefallen, wie er vorher durch das Haus geeilt war - aber wenigstens hatte er sich diesmal die Zeit dafür genommen und den Stoff ordentlich glatt gestrichen und anständig geknotet.
 

»Komm schon her und setz dich. Ich beiße dich schon nicht.« Zu schade eigentlich - dachte Kazuki verschnitzt und ließ nun doch ein kleines Lächeln über seine Lippen tanzen, dann ging er zu ihm und nahm Platz. Er musste endlich erwachsen werden - und wollte jetzt den ersten Schritt wagen. Zu verlieren war da schließlich nichts.
 

Fortsetzung folgt

Kapitel: 2/6
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

King of my Castle
 


 

Kapitel 2
 

Es dauerte nicht lange, bis sich alle Gäste in dem großzügigen Esszimmer einfanden und auf den bequemen Stühlen mit den weichen Sitzkissen Platz nahmen. Es gab ein hübsches Bild ab, wie alle Anwesenden in einen Yukata gekleidet dort saßen - natürlich jeder in einer anderen Farbe. Besonderes Pech hatte wohl Jin gehabt, denn sein Exemplar war in einem auffälligen Magenta und Kazuki fragte sich, ob es sich dabei nicht um ein Gewand für Frauen handelte. Aber er trug es mit Fassung und ließ sich nicht ärgern, vor allem nicht von Byou und Manabu, die wesentlich vorteilhaftere Farben mit grün und blau erwischt hatten. Nun saßen aber auch die drei an dem flachen Tisch und verkniffen es sich weiter herumzuwitzeln. Und so wie sie da saßen, in höchst höflicher Haltung und stets darauf bedacht sich nicht zu blamieren, hatte Kazuki das Gefühl nicht länger im 21. Jahrhundert zu leben - sondern viele Jahre früher, in denen es üblich gewesen war so zu speisen.
 

Nun wurden auch die beiden Stühle besetzt, zu denen Kazuki niemand eingefallen war, wer nun darauf sitzen könnte. Es waren zwei junge Männer, beide blond und mit recht arrogantem Blick und vornehmer Haltung. Besonders die Züge des Größeren schienen wie in Stein gemeißelt zu sein und ließen nur sehr selten Regungen durch. Am auffälligsten waren wahrscheinlich seine vollen Lippen, über die kaum Worte kamen, nun aber berichteten, dass er Uruha hieß und mit einem Freund das Wochenende dort verbrachte. Natürlich hatten sofort alle den Verdacht, dass der andere nicht nur irgendein Freund sein würde, so zärtlich waren die Blicke, die sich immer wieder schenken, wenn sie sich unbeobachtet fühlten. Der Name des Anderen war Ruki und er trug seine Kleidung in einem hellen Blau, die Kazuki sofort an den klaren Himmel erinnerte. Aber auch Ruki hielt sich eher zurück, wirkte aber freundlicher als seine Begleitung in dem dunkelgrünen Yukata. Hin und wieder strichen seine Züge ein kleines Lächeln, aber so schnell wie es kam verschwand es auch wieder. Die beiden schienen gut Geld zu haben, zumindest ließ Uruhas hochgestochene Wortwahl darauf schließen. Vielleicht passte er sich aber auch nur dem hübschen Ambiente an.
 

Ab und zu flüsterten sich die beiden etwas merkwürdigen Zeitgenossen etwas ins Ohr, was scheinbar unglaublich wichtig war und die zwei kichern ließ. Wie zwei frisch Verliebte - dachte Kazuki und unterdrückte ein Schmunzeln und malte sich aus, worüber sie wohl sprachen. Seine Fantasie ging in solchen Momenten gern etwas mit ihm durch und er glaubte fest daran, dass es Schweinerein waren, die sie sich da zuflüsterten - aber in gut funktionierenden Beziehungen sprach da ja wirklich nichts dagegen. Gern hätte er das auch mit Yuuki getan und dann dam besten in die Tat umgesetzt, wenn sie allein waren. Immerhin saßen sie nun wirklich nebeneinander und Kazuki fühlte sich auch ein wenig wie dessen zweite Hälfte. Es war ein schönes Gefühl seine Anwesenheit genießen zu dürfen und ein ums andere Mal musste er den Drang unterdrücken sich nicht zu ihm zu neigen und sich an ihn zu lehnen. Wahrscheinlich hätte Yuuki ihn von sich geschupst und zurechtgewiesen und Kazuki fiel auf, dass er Yuuki noch nie dabei gesehen hatte, wie er einem anderen näher kam. Er kannte nur die vielen Geschichten und Erzählungen von denen, mit denen er einmal gegangen war - oder zumindest eine stürmische Liebesnacht verbracht hatte. Angeblich war es schwer an ihn heranzukommen und noch viel mehr ihn dann auch noch zu halten - eigentlich pures Gift für jemanden, der sich nach einer harmonischen Beziehung sehnte.
 

Das Essen, welches ihnen serviert wurde, war frisch und lecker - typisch japanische Spezialitäten und auch Sushi gab es. Dazu wunderbar warmen Sake in kleinen, schön verzierten Bechern. Der Hausherr, der an der Stirnseite in Schwarz gekleidet saß, erklärte, das er selbst gelernter Koch war und fand sichtlich Gefallen daran, wie der Besuch das Essen genoss. Bevor seine Frau gestorben war hatte er nur den Küchendienst in dem Anwesen betreut - nun zwangen ihn die Umstände dazu umzuplanen. Viele Jahren betreute er das Haus nun allein mit seinem Sohn, aber es bereitete ihm sichtlich Freude. Und Kazuki glaubte ihm jedes Wort.
 

Besonders stolz schien Atsushi dabei auf seinen Sohn zu sein, der ihm so fleißig zur Hand ging und die Arbeit, die zweifellos in Massen vorhanden war, erleichterte. Nun saß er auch links neben ihm am Tisch in weißen Stoff gehüllt und errötete bei dem Lob ein wenig und senkte mit einem Lächeln den Kopf. Kazuki hatte das treffende Attribut für ihn schnell gefunden: er war süß. Zuckersüß, wenn man es ganz genau benennen wollte.
 

Man unterhielt sich an diesem Abend gut, nur Byou hielt sich zurück und schickte immer wieder giftige Blicke über den Tisch zu Kazuki, der ihm gegenüber saß. So gut es ging versuchte er das zu ignorieren, denn ihm war diese alte Fehde zwischen ihm und Yuuki, der freilich gar nichts davon wusste, einfach zu kindisch. Dennoch musste Kazuki es unterdrücken nicht mahnende Worte zu erheben und fertigte ihn nur einen zornigen kurzen Blick ab. Sollte er sich doch wieder mit Jin beschäftigen und sich seinen Trieben hingeben. Was sollte das überhaupt? Es war so untypisch für Byou sich so zu verhalten und einen kurzen Moment glaubte Kazuki, dass vielleicht früher etwas zwischen ihnen gewesen war, was ihn nun so sauer machte. Andererseits beteuerte Byou stets, dass er niemals jemanden an seinen heiligen Hintern lassen würde und Yuuki war der wohl maskulinste und aktivste Mann den er kannte. Niemals würde er da eine Ausnahme machen - Kazuki konnte es sich nicht einmal vorstellen, wie jemand Yuuki unterwerfen würde. Und für Byou würde er seine Regeln sicher nicht verletzen - nicht mal im betrunkenen Zustand. Aber Kazuki nahm sich vor Byou dazu noch auszufragen. Irgendeinen triftigen Grund musste er ja schließlich haben.
 

~*~
 

Der Abend war ruhig verlaufen und schließen waren alle auf ihre ‘Gemächer‘ - so konnte man sie zweifelsfrei benennen - zurückgekehrt. Jin und Byou verschwanden tatsächlich im gleichen Zimmer und Kazuki war sich sicher, dass der Blonde es zu spüren bekommen würde, wie Byou sich geärgert hatte. Sollte er nun Mitleid mit ihm haben? Am Ende würde es Jin noch gefallen und er versuchte die in ihm aufsteigenden Vorstellungen schnellstmöglich wieder loszuwerden. So schüttelte er eilig den Kopf, sodass sein rotes Haar nur so flog. Immerhin würde er wenigstens jetzt seine Ruhe haben und ging früh zu Bett, um seine eigenen Sorgen zu überschlafen. Wobei Sorgen wohl nicht der richtige Ausdruck dafür war. Eigentlich war er merkwürdig glücklich, auch wenn er nicht wusste, wie er dem interessanten blonden Mann tatsächlich näher kommen sollte. Aber jetzt gerade wollte er es einfach nur genießen, dass sie sich jeden Tag sehen würden. Er würde es schon herausfordern, dass sie sich ganz ‚zufällig‘ über den Weg liefen.
 

Der nächste Tag begann allerdings anders, als er sich geduscht und angezogen hatte, um schließlich zum Frühstück zu erscheinen, denn bei Atsushi stand ein aufgelöster Uruha, der leicht zitterte und mit panischer Stimme auf ihn einredete. So schnell wie er sprach konnte man ihn kaum verstehen und auch die Mixtur an Gefühlen war gar nicht zu erkennen.
 

»Sagen Sie mir auf der Stelle wo er ist oder ich nehme dieses Haus auseinander!«, fluchte er aufgebracht und gestikulierte wild mit den Händen. Es bedurfte wohl nicht mehr viel und er wäre Atsushi an den Hals gesprungen. Der erwischte nun seine Unterarme und versuchte mit normalem Ton mit ihm zu sprechen.
 

»Ich weiß nicht wo er ist. Vielleicht nimmt er ein Bad in der Quelle hinter dem Haus.«
 

»Was ist denn hier los?«, fragte Kazuki und trat näher an die beiden heran, sichtlich erstaunt wie Uruha auch aus der Haut fahren konnte.
 

»Das geht dich nichts an«, zischte Uruha gefährlich und riss sich empört los. Seine Wangen glühten rot in seiner Aufregung. »Wenn ihm etwas zugestoßen ist…« Seine Stimme brach und er ging nervös im Raum auf und ab. Er legte die Hand an seine Stirn und schien zu überlegen. »Ich habe schon überall nach ihm gesucht. Er hat mir auch keinen Zettel hinterlassen, falls das die nächste blöde Fragen werden soll.« Kazuki verstand langsam, wovon Uruha eigentlich sprach und dessen Wechselbad der Gefühle verwirrte ihn zu Sehens.
 

»Der Knirps ist weg«, mischte sich eine weitere Stimme aus der hintersten Ecke des Raumes und trat nun zu ihnen. Kazuki stockte kurz der Atem, als er Yuukis Gesicht erblickte. Wie hatte er das schon wieder gemacht? Ihm war nicht aufgefallen, dass der großgewachsene Mann das Zimmer ebenfalls besuchte. Nun bekam er ein wütendes Schnauben und Uruha fuhr zu ihm herum. Wahrscheinlich fehlte nicht mehr viel und er würde handgreiflich werden.
 

»Halt den Mund, Yuuki!«, fauchte er ihn schroff an. Woher kannte er Yuukis Namen? Kannten die beiden sich etwa? »Wenn du ihn nicht wieder zurück bringen kannst, solltest du lieber still sein!«
 

»Sein Lover ist verschwunden«, klärte Yuuki Kazuki auf und ignorierte das Zetern des Blonden, dessen Kopf sich nun noch röter färbte. »Wir sollten das Haus absuchen, nicht dass er die Orientierung verloren hat und irgendwo in der Ecke sitzt und heult.«
 

»Hör auf ihn zu verweichlichen du verdammter Bastard!« Uruha war wahrhaftig nah dran Yuuki an die Kehle zu springen. Er war verzweifelt, so viel war klar und Kazuki hätte ihm niemals solch heftige Gefühlsregungen zugetraut. Aber nun ja - außergewöhnliche Situationen brachten wohl auch ihn dazu seine guten Manieren vorerst zu vergessen. Yuuki aber ignorierte aber auch diese Beschimpfung und besprach sich kurz mit Atsushi. Als dann auch die anderen zum eigentlichen Frühstück erschienen und über die Situation aufgeklärt wurden, beschlossen sie nach dem verschollenen Ruki zu suchen. Natürlich wollte Kazuki mit Yuuki gehen und wandte sich gerade an ihn, als Byou ihn am Handgelenk packte und mit sich zog. Ob er wollte oder nicht, sie würden jetzt ein Team bilden und schnell verschleppte Byou ihn in einen der schier endlos vielen Gänge.
 

»Musst du dich so an ihn ranschmeißen?«, sagte Byou vorwurfsvoll, als er sicher sein konnte, dass ihn niemand hörte und zerrte den Größeren grob am Arm weiter von der Gruppe weg. Sein Griff war fest und drückte ihm das Blut etwas ab und auch sein Schritt war so schnell, dass Kazuki kaum mithalten konnte. Den packte schon jetzt die Wut und er schüttelte Byous Hand endlich ab, um ihn dann giftig anzusehen. Vor allem konnte er jetzt endlich stehen bleiben.
 

»Was ist denn los mit dir?«, wollte er wissen und riss seine eh schon großen Augen noch weiter auf. Eigentlich wollte er in Ruhe mit ihm darüber sprechen, aber offensichtlich ging das nicht. Eigentlich war gerade nicht der richtige Zeitpunkt für solche Kindereien. Aber Byou schnaubte nur abfällig und stemmte die Hände bockig in die Seiten.
 

»Wieso Yuuki?« Er klang abwertend.
 

»Nun reiß dich mal zusammen, Byou! Es ist doch meine Entscheidung auf wen ich mich einlasse.« Musste er dem Brünetten etwa wirklich erklären, dass er gegen seine Gefühle nichts ausrichten konnte? Dieses Gespräch war ihm jetzt schon eine Spur zu schwul. Männer diskutierten seiner Meinung nach nicht über solche Gefühle. »Oder willst ausgerechnet du mir erklären, wie Liebe funktioniert?« Wieder schnaubte Byou nur und sah ihm kurz in die Augen. Dieser Ausdruck war wirklich außergewöhnlich und Kazuki war sich sicher ihn noch nie gesehen zu haben. Vielleicht sollte Kazuki seinen Freund nicht so nahe treten, denn Byou hatte in Sachen Liebe auch schon viel Pech gehabt.
 

»Was verstehst du schon von Gefühlen?«, fragte er verbittert und blickte ihm mit eisigem Blick in die Augen, dann ließ er ihn stehen und ging in eine andere Richtung. Kazuki sah ihm nur irritiert nach und rief nach ihm, aber Byou drehte sich nicht noch einmal um. Schnell stapfte er davon und die Treppe hinauf, damit er Kazuki nicht mehr ansehen musste. Was hatte er denn jetzt wieder falsch gemacht? Und seit wann war der Brünette so empfindlich? Normalerweise war er der König der Späßchen, wenn es um so etwas wie Gefühle ging und keiner traute ihm wirkliche Ernsthaftigkeit auf diesem Gebiet zu - scheinbar ein Fehler. Dieser Tag war einfach nur merkwürdig - erst verschwand einer der Urlauber spurlos, dann fuhr sein bester Freunde so aus der Haut und sie stritten wegen nichts, denn Kazuki und Yuuki waren nach wie vor kein Paar. Nun stand Kazuki etwas verlassen in dem leeren Gang und ließ die sonst so stolzen Schultern hängen. Ihre Aussprache war wenig ertragreich gewesen und ihm war klar, dass sie um ein weiteres Gespräch nicht herumkommen würden.
 

Während Kazuki seinen Gang weiter absuchte und wirklich keinen Zentimeter unbeachtet ließ, stellte er fest, dass die Zimmer sich stets nach außen richteten und niemals zur Innenseite. Auf der anderen Seite des Hauses hatte man das genauso gehalten und scheinbar viel Wert auf Symmetrie gelegt, denn auch auf diesem Gang befand sich eine lange Treppe, die in das Obergeschoss führte. Und so war auch dieser Gang so spärlich beleuchtet und wirkte ein bisschen unheimlich, aber gerade realisierte Kazuki das gar nicht. Er überlegte viel mehr, wie er Byou milder stimmen konnte, um endlich herauszufinden, was so an ihm nagte.
 

Schließlich führte sein Weg ihn zu der Terrasse, die sich am Ende des Ostflügels befand. Auch hier hatte man diese hübschen Schiebetüren angebracht, die er nun zur Seite schob und nach draußen trat. Das Wetter war angenehm und die Sonne stand hoch am Himmel. Eine Jacke brauchte er definitiv nicht, denn es war beinahe windstill und er streckte sich erst einmal ausgiebig. Nun ging er über die breite hölzerne Terrasse, die den Blick auf das große Gelände hinter dem Anwesen zeigte und durch zwei Stufen abgeschlossen wurde, die nicht sonderlich breit waren. Sonst wurde die Terrasse von einem zarten Geländer geziert und mit vielen Pflanzen geschmückt.
 

Von hier aus konnte man den direkten Weg zum Ostflügel nehmen, bei dem sich ein identischer Eingang befand. Die Form des Hauses war wie ein riesiges U geschnitten, in dessen Mitte sich die Quelle befand, in der sie am Abend zuvor baden gewesen waren. Durch die großen Felsen konnte man aber auch von der Terrasse, die das U oben bündig abschnitt, von hier aus nur vermuten, dass dort eine Quelle war - es erklärte auch, dass die Gänge keine Fenster besaßen. Die Form wurde nur von dem Esszimmer, welches auf der gleichen Höhe wie das Foyer war, allerdings gestört - ebenso von den Privaträume auf der anderen Seite.
 

Mit einem leisen Seufzer ließ er sich nun auf die oberste Stufe fallen. Kazuki sog die frische Luft ein, wobei die Grübeleien erst einmal von ihm abfielen. Natürlich fragte er sich immer noch, wo Ruki geblieben war und ob das nicht nur ein dummer Scherz war. Am Ende würde er irgendjemandem in die Arme laufen und sie herzlich auslachen, dass sie sich so gesorgt hatten. In diesem Haus mit seinen vielen Zimmern erschien ihm das durchaus als realistisch. Nur dieser kleine Fakt, dass sie zu acht ausgeschwärmt waren und ihn scheinbar trotzdem nicht aufspüren konnten, sprach noch dagegen.
 

Nun streckte er die Beine von sich und schlüpfte aus den Haussandalen, um die Füße in das frische Gras zu halten und zückte ein Päckchen Zigaretten. Schnell hatte er sich einen der weißen Glimmstängel zwischen die Lippen geklemmt und suchte in der Hosentasche nach seinem Feuerzeug, aber ehe er es finden konnte wurde ihm eine kleine Flamme vor die Nase gehalten. Etwas irritiert blickte Kazuki auf die kleine, gelbliche Flamme, die ihm da angeboten wurde, hielt aber dann ohne weiter nachzudenken das Ende der Zigarette hinein. Schnell hatte Yuuki das Feuerzeug wieder weggesteckt und setzte sich neben ihn.
 

»Keine Spur von dem Zwerg?«, fragte er und sah Kazuki nicht an. Sein Blick verlor sich eher etwas, als er ihn über das Gelände schweifen ließ und scheinbar jedes noch so winzige Detail genau ausmachen konnte. Kazuki musterte seine Züge und die dunklen Augen, die ihn wohl gar nicht weiter wahr nahmen und viel mehr mit ihrer Umwelt beschäftigt waren. Aber Kazuki schüttelte nur den Kopf für seine Frage und zog an der Zigarette, um den weißlichen Rauch dann langsam wieder auszuatmen.
 

»Keine Ahnung wo er sich versteckt«, meinte Kazuki knapp und zog eines der langen Beine näher zu sich heran. »Sag bloß du hast auch nach ihm gesucht?« Diese Vermutung erschien ihm widersprüchlich. Yuuki war nicht gerade jemand, der sich sonderlich für andere interessierte. Genau genommen konnte Kazuki sich nichts vorstellen, was den Blonden länger beschäftigen konnte. Durchaus deprimierend, wenn man es von seinem Standpunkt aus betrachtete. Wieder sah er Yuuki an und diesmal wirkten seine Züge etwas gespannter, aber er sagte nichts dazu.
 

»Woher kennst du die beiden eigentlich?«, fragte Kazuki deswegen nach einer langen Pause, schließlich war ihm aufgefallen, dass er und Uruha sich durchaus bekannt waren.
 

»Ruki und Uruha?« Kazuki summte leise, denn dieses kleine Detail ließ ihn nicht los und in seinem Kopf tummelten sich die wildesten Vorstellungen. Uruha war hübsch - zu hübsch, als das Yuuki es übersehen konnte und eine seltsame Ahnung beschlich ihn, dass zwischen den beiden einmal etwas gewesen war. Schon jetzt hasste Kazuki seine wilde Fantasie, die ihm das jetzt einreden wollte.
 

»Ich hab sie auf einer Party vor ein paar Jahren kennen gelernt und wir haben uns ziemlich schnell verstanden - bei ein paar Drinks natürlich«, begann Yuuki und spielte eigentlich unauffällig an seinem Metallfeuerzeug herum und zog die Kappe immer wieder zurück, nur um sie mit einem leisen Klicken zurückschnippen zu lassen. Der Nikotinmangel machte sich wohl bemerkbar und noch ehe Kazuki diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, bediente auch Yuuki sich an seinen Zigaretten.
 

»Die beiden haben schon damals aneinander geklebt und konnten kaum die Finger voneinander lassen.« Das zerstreute Kazukis Angst augenblicklich und er atmete etwas zu laut erleichtert aus und bekam nur einen undeutbaren Blick von Yuuki. Seine Brauen zogen sich ein wenig zusammen und auf seiner Stirn bildete sich eine teils skeptische, teils nachdenkliche Falte. Das erste Mal sah er ihn an, seitdem sie hier saßen und Kazuki gefror einmal mehr das Blut in den Adern. Wenn er Yuuki begegnete fühlte er sich immer merkwürdig in seiner Haut - beobachtet und doch nicht beachtet.
 

»Es hat sich wohl nichts geändert. Kein Wunder, dass Uruha jetzt so durchdreht.« Der Rothaarige nickte nur stumm. Wie töricht es ihm jetzt vorkam davon ausgegangen zu sein, dass Yuuki etwas mit Uruha gehabt haben sollte, konnte er gar nicht in Worte fassen. Aber welcher Mann musste kommen, um dem Blonden den Kopf zu verdrehen?
 

»Es war übrigens abgemacht, dass wir uns hier sehen«, ergänzte Yuuki sich und sah erneut zu Kazuki. »Dass du dann auch noch hier auftauchst war echt eine Überraschung.« Es klang irgendwie liebevoll, wie er das sagte und warf Kazuki kurz aus der Bahn, aber dann lächelte er und nickte.
 

»Purer Zufall«, sagte Kazuki und nahm den Filter noch einmal in den Mund, um genüsslich daran zu ziehen und das leise Knistern zu hören. Er liebte das Geräusch, wenn der Tabak fast geräuschlos verbrannte - aber eben nur fast. Nikotin wirkte wirklich unglaublich beruhigend auf ihn und brachte ihn wohl auch jetzt dazu die Nerven zusammen zu halten. Vielleicht sollte er es ja doch irgendwann schaffen sich an Yuukis Gegenwart zu gewöhnen und sich nicht wie ein naives Schulmädchen zu benehmen. Immerhin war er ein erwachsener Mann und sollte damit anfangen seine unübersehbaren Reize richtig einzusetzen, damit Yuuki ihm auch bald zu Füßen liegen würde. So schwer konnte es doch gar nicht sein, oder? Also drückte er seine Zigarette an einem Stein aus und legte den Überrest neben sich, um mit frisch gestärktem Selbstbewusstsein den Kopf leicht an Yuukis Schulter zu lehnen. Er sah über das Gelände, welches von den hohen Bäumen eingefasst wurde. Bestimmt konnte man hier auch ab und an verschiedene Tiere sehen und just in diesem Moment nahm Kazuki auch das Vogelgezwitscher wahr. Fröhlich sangen die kleinen Vögel und schwirrten durch die Luft, als wären sie schwerelos.
 

»Ich bin aber froh, dass es solche Zufälle gibt«, meinte er schließlich leise. Yuuki rührte sich gar nicht und sah nur auf den roten Schopf, der ihm plötzlich so nahe gekommen war und so herrlich frisch duftete. Er summte dann und entledigte sich schließlich ebenfalls seiner Zigarette. Gemeinsam saßen sie dort und genossen stumm die gegenseitige Anwesenheit. Worte brauchten sie gerade nicht und Kazuki fühlte zum ersten Mal an diesem Wochenende, dass er genau das Richtige getan hatte.
 

~*~
 

Schließlich gingen Yuuki und er wieder in das Foyer, auf dem Atsushi, Taa und Uruha schon auf sie warteten. Das Ergebnis war allerdings das gleiche und Uruha war noch aufgelöster als am Morgen. Man konnte ihm förmlich ansehen, wie die unterschiedlichsten Horrorvorstellungen durch seinen Kopf brausten, was mit Ruki geschehen sein konnte. Die Gruppe hatte wirklich das gesamte Haus mit all seinen Zimmern durchkämmt, aber von dem Vermissten fehlte jede Spur. Niemand kam auch nur auf eine annähernd plausible Erklärung, was das zu bedeuten haben konnte. Uruha begrub das Gesicht gerade wieder im den Händen, als Taa zu ihm ging und ihn mitleidig ansah.
 

»Es tut mir sehr leid, was passiert ist, aber ich bin mir sicher, dass er bald wieder bei dir sein wird«, versuchte er ihn aufzubauen und strich beruhigend über seinen Arm. Uruha schien nicht mal mehr die Kraft zu haben wild zu zetern und nickte nur. Sein Blick fiel auf den Boden und selbst Kazuki konnte erkennen, wie sehr er sich sorgte.
 

»Mach dir keine Sorgen, es geht ihm bestimmt gut.« Taa bemühte sich sehr ihn ein wenig aufzubauen, aber es missglückte scheinbar vollkommen. Die fast kindlichen Augen von ihm sahen Uruha mitfühlend an und er versuchte es noch eine Weile weiter - ohne Erfolg und es tat Kazuki fast leid mit ansehen zu müssen, wie er sich umsonst bemühte. Uruha wirkte wie in Trance und er war nicht sicher, ob ihn die Worte überhaupt erreichten.
 

Schließlich kamen auch Byou und Manabu zu ihnen - aber die Nachrichten waren die gleichen. Nur Byou legte schnell einen misstrauischen Blick auf und musterte die Gesichter der Anwesenden. Genau einer fehlte und seine eigene Gruppe hatte sich gerade auf nur noch drei Personen reduziert.
 

»Wo ist Jin?«, fragte er deshalb und blickte zu Kazuki, der sich sogleich nach ihm umsah, aber natürlich konnte er ihn auch nicht finden. Er war nicht im Foyer und sofort schoss eine eisige Kälte über seinen gesamten Körper. Sofort ereilte ihn die Vermutung, dass auch er, wie Ruki zuvor, verschwunden war.
 

»Ich dachte er ist bei euch«, sagte er schnell und merkte, wie seine Stimme einen merkwürdig schrillen Ton annahm. Manabu schüttelte den Kopf und erklärte, dass sie sich schon zu Beginn der Suche getrennt hatten. Panik schlug in den drei Freunden hoch und ihnen war klar, dass Jin genauso abhanden gekommen sein musste wie Ruki.
 

Und das Spiel begann von neuem, aber auch diese Suche sollte keinen Erfolg mit sich bringen. Das Haus hatte nun schon zwei seiner Besucher scheinbar mit Haut und Haaren verschlungen, ohne auch nur eine winzige Spur zu hinterlassen. Irgendjemand - oder irgendetwas - schien ein gewaltiges Problem mit ihrer Anwesenheit zu haben.
 

Fortsetzung folgt

Kapitel: 3/6
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

King of my Castle
 


 

Kapitel 3
 

Es war ein Samstag gewesen, als die Besucher des wunderschönen Anwesens feststellen mussten, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Zwei Menschen, Freunde und geliebte Personen, fehlten in ihrer Gruppe und nichts und niemand wusste, wo sie sich gerade aufhielten - oder ob sie noch am Leben waren. Wobei diese Überlegung sicherlich zu überhastet war, immerhin gab es keinerlei Spuren, die auf einen Mord hinwiesen. Die beiden waren einfach nur wie vom Erdboden verschluckt.
 

Ruki und Jin - zwei junge Männer in der Blüte ihres Lebens, aber auch alle anderen Beteiligten durchlitten Höllenqualen. Uruha war schon längst nicht mehr zurechnungsfähig und versuchte wie ein Besessener sein Handy dazu zu animieren endlich wieder zu funktionieren. Es änderte sich nichts - hier gab es weder Telefone noch funktionstüchtiges Internet, fast so, als hätte man sie gezielt von jeglicher Zivilisation abgeschnitten. Tatsächlich war es freilich so, dass hier, am Ende der Welt, einfach keine Leitungen lagen und der Empfang gänzlich tot war. So etwas gab es also auch noch, obwohl sie in einer so modernen Zeit lebten, aber einen Haken musste dieser Ort ja haben.
 

Eigentlich war ein ruhiges, erholsames Wochenende vorgesehen gewesen, an dem sie allen Stress hinter sich lassen und sich entspannen konnten. Das Schicksal meinte es aber offensichtlich nicht gerade gut mit ihnen und verwickelte sie ganz offensichtlich in ein Verbrechen - daran zweifelten sie alle nicht mehr. Niemand wollte es laut aussprechen, als die übrigen sieben Personen im Foyer beieinander standen, aber einer von ihnen musste dahinter stecken und langsam begannen sie sich gegenseitig zu verdächtigen und misstrauisch zu werden. Aber wer hatte ein Interesse daran zwei junge Männer zu verschleppen? Es ergab keinen Sinn. Nacheinander ging Kazuki die Besucher und Bewohner durch - seine Freunde steckten sicher nicht dahinter. So geschmacklos war keiner von ihnen und ebenso sicher war er, dass Yuuki nichts damit zutun hatte. Dann überlegte er zu Uruha und Ruki, die er beide nicht kannte, aber der eine war verschwunden und der andere drehte deswegen fast durch, also konnte er sie auch ausschließen. Zuletzt noch Atsushi und sein Sohn, aber auch zu ihnen wollte ihm kein passabler Grund einfallen. War etwa noch jemand im Haus?
 

Kazuki versuchte dahinter zu kommen, während er neben seinen beiden Freunden lief. Zu jedem der Übriggebliebenen versuchte er sich eine Geschichte auszudenken, die wenigstens halbwegs passabel passte. Wieder kam ihm der Vergleich zu Horrorfilmen, in denen die Opfer ja auch oft recht wahllos ausgesucht wurden. War das bei ihnen auch so? Waren sie inmitten einer Gruselgeschichte? Allein der Gedanke ließ ihn eisig schaudern und währe nicht einer seiner Freunde betroffen, hätte er wohl die Beine in die Hand genommen und wäre weggerannt. Manchmal rettete Feigheit immerhin Leben.
 

Nun waren die drei übrigen Freunde damit beschäftigt das Haus erneut zu durchkämmen und auf den Kopf zu stellen, während Atsushi und Taa versuchten Uruha zu beruhigen. Ob das etwas werden würde war fraglich, aber zumindest hatte er das Handy aus der Hand gelegt.
 

Nur Yuuki war allein unterwegs und genau das bereitete Kazuki etwas Magenschmerzen. Niemand von ihnen sollte allein unterwegs sein, aber seine Antwort war nur ein leichtes Grinsen gewesen und die Worte, dass er schon auf sich selbst aufpassen könnte. An sich zweifelte Kazuki daran auch nicht und immerhin waren die bisherigen Oper im Vergleich zu ihm wirklich klein. Trotzdem wollte er ihn lieber in seiner Nähe wissen - die fühlte sich nämlich mehr als nur gut an. Es war erstaunlich, wie sicher er sich bei ihm glaubte.
 

Als der größte Angsthase entpuppte sich Manabu, der schon jetzt wie ein aufgescheuchtes Huhn nach allen Richtungen Ausschau hielt und beinahe einen Herzinfarkt bekam, als der Boden knarrte, über den sie gingen. Kazuki kämpfte damit keinen Lachanfall zu bekommen, auch wenn ihre Situation eigentlich alles andere als witzig war. Manabu warf ihm dafür nur einen wütenden Blick zu und schlang die Arme um sich. Er wollte sicher nicht der Nächste sein, immerhin war er sehr wohl klein und recht zierlich. Wenn man danach ging passte er gut in das Beuteschema von… irgendjemandem.
 

Sie suchten das obere Geschoss ab und konnten mit dem Generalschlüssel, den Atsushi ihnen anhand der brenzligen Lagen anvertraut hatte, jedes Zimmer genau untersuchen. Sie waren wirklich identisch eingerichtet und die meisten nicht bewohnt, wenn man von ihren eigenen Räumen absah. Die drei oberen Räume ließen sie aus, waren diese doch ihre eigenen und widmeten sich zunächst Jins Zimmer. Aber auch hier war nichts auffällig. Das Bett war etwas zerwühlt und ein paar Klamotten lagen auf dem Boden, aber das war mehr typisch für ihn als alles andere. Geistes ungegenwärtig hob Kazuki die Sachen auf und legte sie ordentlich zusammen, während Manabu sogar einen Blick in den Wäschekorb warf.
 

»Da ist er bestimmt nicht drin«, moserte Byou und stemmte die Hände in die Seiten. Er sah zu, wie Manabu etwas herausfischte und hielt sofort die Luft an. Auch Kazuki drehte sich zu ihm. Er hielt ein ganz normales Papiertaschentuch mit spitzen Fingern in die Luft - und daran klebte eine rote Substanz.
 

»Das darf nicht wahr sein!« Byou trat näher heran und nahm ihm den Fetzen weg, um ihn genauer zu untersuchen. Die Flecken waren dunkelrot und eingetrocknet, dementsprechend schon ein paar Stunden alt, aber sie alle wussten genau, dass das Blut war.
 

»Was auch immer Jin angetan wurde, das Schwein wird bezahlen, wenn ich ihn erwische!« In Byous Augen brodelte Zorn. Kazuki nickte, auch wenn in ihm etwas ganz anderes aufkochte: Angst. Fürchterliche Angst sowohl um seinen Freund und was ihm zugestoßen sein musste, als auch um sich und alle anderen. Sie waren hier nicht sicher.
 

»Wir müssen das den anderen zeigen«, sagte Kazuki und versuchte sich zu beruhigen, immerhin musste ein Taschentuch mit ein paar Tropfen Blut daran kein Beweis für einen Mord sein.
 

»Nein«, mischte Manabu sich ein und stellte sich dicht neben den Rothaarigen. »Wenn sie davon erfahren werden sie sich nur noch mehr Sorgen machen.« Damit hatte er durchaus Recht. »Wir sollten das Ding besser irgendwo verstecken und weiter suchen. Wenn Jin wirklich etwas zugestoßen ist, dann muss er hier irgendwo sein.« Es klang grausam und besonders Byou war drauf und dran ihm an die Kehle zu springen.
 

»Was soll das heißen? Denkst du, dass er tot ist?!« Sein gesamter Körper spannte sich an, ebenso sein Kiefer, da er die Zähne fest aufeinander biss und seine Augen glühten böse. »Red keinen Unsinn! Soviel Blut wie hier dran ist kommt maximal aus einem Finger, wenn man sich schneidet.« Das war zugegeben etwas untertrieben, denn das halbe Taschentuch war mit der roten Flüssigkeit überzogen. »Wenn er tot wäre müsste es hier irgendwo noch mehr Blut geben. Siehst du welches?« Manabu schüttelte eifrig den Kopf und sah zu Boden. Kazuki legte den Arm um ihn und drückte ihn. Er befand es als weniger gut, wenn sie jetzt stritten.
 

»Wir sollten zusammen halten und uns nicht noch gegenseitig fertig machen. Vielleicht wurden Jin und Ruki ja entführt.« Im Moment kam ihm das definitiv sympathischer vor als der Gedanke, dass die beiden nicht mehr am Leben waren.
 

»Super Alternative, Kazuki! Dann sind sie jetzt also in den Händen eines Irren und nur weil wir unfähig sind sie zu finden müssen sie um ihr Leben zittern!«
 

»Jetzt reiß dich mal zusammen!«, herrschte Kazuki ihn an und zog die Brauen zusammen. »Wir wollen Jin genauso finden wie du und deine Panik macht es nicht gerade besser. Das hilft ihm da auch nicht raus.« Gerade kam er sich viel älter und erwachsener als Byou vor, obwohl das nicht der Fall war und seine Gedanken mindestens genauso belastet waren. »Ich kann verstehen, dass du dir Sorgen machst, aber wir müssen jetzt bei Verstand bleiben, damit wir ihn möglichst bald wieder haben.« Byou zitterte noch immer wütend und begrub die Fingernägel fest in den Handflächen, aber er fand langsam die Kontrolle über sich wieder und nickte. Die ganze Sache ging ihm näher als er zugeben mochte und seine sonst so coole Art hatte sich ganz weit zurückgezogen.
 

»Lasst uns weiter suchen, vielleicht finden wir ja irgendwo noch ein paar Hinweise.«
 

Die drei suchten das Haus weiter ab - und so auch das nächste Zimmer - das von Yuuki. Es widerstrebte Kazuki hier herum zu wühlen, denn er war sich sicher, dass er damit nichts zutun hatte. Bockig stand er in der Tür und sah seinen Freunden zu, wie sie seine Sachen durchwühlten.
 

»Seid ihr noch ganz dicht?«, fragte er zornig, als Byou auch vor seiner Kleidung keinen Halt machte und drängelte ihn da weg. »Da ist Jin bestimmt nicht.« Sie sahen sich böse in die Augen. Wenn nicht dieser mysteriöse Fall der Streitpunkt war, stand Yuuki ganz oben in der Rangliste. Dieses Thema war längst nicht gegessen und blühte schon wieder heftig auf.
 

»Vielleicht finde ich ja was anderes, was ihm die Schuld zuweist«, zischte Byou und wollte Kazuki wegschieben, aber wenn der seinen Dickkopf einsetzte, war nichts zu machen.
 

»Du denkst das er es war? Warum?« Seine Schultern zuckten. »Komm schon Byou! Er kann es nicht gewesen sein! Als Jin verschwand war er mit mir unterwegs und er kann sich sicher nicht teilen.« Wieder zuckten Byous Schultern nur.
 

»Ihr seid ja nicht die ganze Zeit zusammen gewesen, oder?« Kazuki konnte nicht fassen, welche Vermutungen da gerade aufgestellt worden. Für ihn gab es einfach keinen Grund, dass Yuuki so etwas tun würde. In seinen Überlegungen nach dem Schuldigen war er nicht einmal vorgekommen und der jetzige Verdacht erschütterte ihn bis ins Mark. Zwanghaft musste er sich vorstellen, wie er Jin verschleppte und sich danach so unschuldig zu ihm setzte. War das denn möglich? Rasch schüttelte Kazuki diese Möglichkeit von sich ab.
 

»Er war es nicht, okay? Egal wie schlecht du von ihm denkst, so was würde er nicht tun.« Mit diesen Worten stapfte er aus dem Zimmer. Wenn die beiden seine Sachen weiter durchsuchen wollten, dann würde er sich das sicher nicht mit ansehen. Die Gefahr, dass er sich jetzt allein in dem Haus aufhielt wurde ihm gar nicht bewusst.
 

Er nahm den Gang neben Yuukis Zimmer in östliche Richtung. Er wusste, dass dort die Privaträume des Hausherren lagen, aber wenn er schon den Schlüssel davon besaß, wollte er auch dort nachsehen. So schloss er die erste Tür auf und gelang in ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer. Klein, aber wohnlich und darin befanden sich neben hübsch zusammenpassenden Möbeln auch viele Bücher und Bilder. Kazuki trat näher an eines heran, auf dem sowohl Atsushi als auch Taa, wenn auch noch als Kind, zu sehen waren. Und eine Frau. Sie war hübsch und nicht älter als dreißig und die drei wirkten sehr glücklich auf dem eingerahmten Foto. Es musste schwer sein, wenn ein Teil der Familie verstarb und Kazuki bemerkte, dass er absolut keine Ahnung hatte, wie sich das anfühlen musste. In seiner Familie gab es keine Todesfälle. Es erschien ihm grotesk, dass er nun in so etwas hinein gezogen wurde und vielleicht schneller mit dem Tod konfrontiert wurde als ihm lieb war.
 

Jin ist nicht tot! - schrie er sich in Gedanken an und wandte den Blick ab. Hier gab es nichts bemerkenswertes und auch keine Verstecke, wo man zwei Menschen sicher einsperren konnte. Kazuki wollte die nächste Tür aufschließen, aber der Schlüssel verweigerte seinen Dienst.
 

»Merkwürdig…« Er rüttelte an dem Griff und versuchte es noch einmal, aber die Tür ließ sich nicht öffnen und knarrte nur leise. War das nun nur ein Zufall? Erneut lief es Kazuki eiskalt den Rücken hinunter und eine eigenartige Gewissheit beschlich ihn. Da drin waren sie, nicht wahr?
 

Gerade wollte Kazuki einen Schritt zurückgehen, da prallte er an einen Körper und hielt die Luft an. »In dieses Schloss passt der Schlüssel nicht«, sagte eine freundliche Stimme und der Rothaarige fuhr zu ihm herum und stieß mit dem Rücken gegen die Tür. Seine Augen waren weit aufgerissen, denn vor ihm stand Atsushi mit einem sanften Lächeln auf de Zügen. In der Hand hielt er einen weiteren Schlüssel.
 

»Soll ich den Raum für dich aufschließen? Es ist nur mein Schlafzimmer.« Kazuki nickte trotzdem und musste sich von seinem Schreck erholen. Ganz ruhig - sagte er sich und atmete ein paar mal tief ein und aus. Er ging zur Seite und ließ Atsushi an das Schloss, dann durfte er eintreten. Ein wenig mulmig war ihm immer noch zumute, aber er sah sich in dem Raum um, in dem sich nichts außer einem großen alten Schrank und ein dazu passendes Bett mit kleines Nachttischen. Auf der linken Seite des Bettes lag ein eingerahmtes Bild der Frau, die Kazuki zuvor auch auf dem Familienfoto gesehen hatte. Er biss sich auf die Lippe und seine Angst verflog. Er glaubte nicht daran, dass Atsushi der Schuldige war.
 

»Sie heißt Lilly«, sagte er, als er Kazukis auffälliges Mustern bemerkte. »Sie starb vor einigen Jahren an einer seltenen Krankheit.« Er stand noch immer in der Tür und sein Besuch bereute es sofort so forsch eingedrungen zu sein.
 

»Das tut mir sehr leid«, sagte er leise und drehte sich wieder zu ihm, aber er bekam nur ein sonniges Lächeln.
 

»Ist schon okay - ich kann deine Sorge wirklich verstehen. Ich hoffe auch, dass ihr eure Freunde bald wieder findet.« Kazuki seufzte und nickte, dann verließ er das Schlafzimmer, welches hinter ihm wieder verschlossen wurde. Scheinbar war dem Hausherren die Privatsphäre sehr wichtig. Ein wenig schämte er sich schon.
 

»Ich frage mich nur wo sie sind«, gab er zu und sah zu Boden. »Gibt es hier vielleicht irgendwelche Geheimgänge oder Räume, wo man jemanden verstecken könnte?« Leider schüttelte Atsushi den Kopf. »Glauben Sie, dass Jin und Ruki noch leben?« Seine Stimme hörte sich gebrechlich an und ein wenig erschrak er vor sich selbst. Seine Angst um seinen Freund manifestierte sich schrecklich in seiner Brust.
 

Atsushi aber trat näher an ihn heran und legte die Hände auf seine Schultern. »Ich bin mir sicher, dass es den beiden gut geht«, sagte er und in gewisser Weise beruhigte es den Rothaarigen tatsächlich. Er musste einfach Recht haben!
 

»Kazuki!!« Eine weitere Stimme durchschnitt den Raum - die von Manabu. Er stand in der Tür und sah die beiden mit vor Schreck geweiteten Augen an. Sein Gesicht war leichenblass und er wirkte, als hätte er gerade einen Geist gesehen.
 

»Was ist denn los?«
 

»Du musst mitkommen!« Schnell war Manabu auf ihn zugestürzt und zog ihn zurück zu Jins Zimmer. Auch Atsushi folgte ihnen. »Ich wollte nur das Taschentuch zurücklegen, aber als ich das tun wollte…« Er brach ab und auch Kazuki schlug sich die Hand auf den Mund, um den Würgereiz zu unterdrücken. Vor ihm lag eine der Tatami-Matten, aber sie war nicht länger an der Stelle, die eigentlich dafür vorgesehen war. Sie war herausgerissen und umgedreht worden und über die sonst so reine weiße Oberfläche zog sich ein riesiger Blutfleck. Kazuki wurde schlecht und ihm drehte sich der Magen um. Kurz taumelte er und musste sich an der Wand abstützen.
 

»Der Boden hat so komisch nachgegeben und die Ecke hing viel tiefer als sonst. Ich war nur neugierig und hab nachgesehen. Ich hab die Matte herausgelöst und umgedreht. Es ging ganz leicht…«, erklärte Manabu sich ängstlich. Atsushi sah ebenso schockiert wie Kazuki auf die befleckte Matte. Verzweiflung keimte in ihm auf und die Hoffnung, dass Jin nichts zugestoßen war, zerstreute sich.
 

»Wer auch immer es war wollte nicht, dass wir das sehen.« Manabu bebte merklich und ging zu seinem Freund. »Jin muss etwas Schlimmes zugestoßen sein.« Seine Stimme klang erstickt und er schlang die Arme um den Größeren. Es gab keine Zweifel mehr - wenn Jin überhaupt noch lebte, dann war er schwer verletzt. Was sollten sie nur tun? Wenn sie ihn nicht bald finden würden, wäre jede Hilfe zu spät. Kazuki wollte versuchen stark zu sein, aber auch ihm fiel nichts mehr ein, womit er die Situation gut reden konnte. Stumm streichelte er über Manabus dunklen Schopf. Sein Blick klebte noch immer an der herausgelösten Matte, doch dann stellte er etwas fest. Sie waren genau einer zu wenig.
 

»Wo ist Byou?«, fragte er gleich ganz erschrocken und sah sich panisch um, doch diese Angst konnte Manabu ihm nehmen.
 

»Er wollte ein bisschen seine Ruhe und ist auf die Dachterrasse gegangen«, erklärte er - über dem Foyer befand sich eine weitere Treppe, die dort hin führte und Kazuki jetzt etwas erleichtert aufatmen ließ.
 

»Weiß er davon?« Sofort schüttelte Manabu das dunkle Haar.
 

»Sag es ihm nicht! Wenn er davon erfährt wird er durchdrehen!« Er löste sich und setzte die Platte mit Hilfe des Hausherren wieder an seinem Platz ein - natürlich so, dass niemand das Blut sehen konnte. Kazuki seufzte nur und verließ den Raum - er konnte es einfach nicht länger ertragen und fühlte sich allein von diesem Zimmer erschlagen. Er musste die Nerven behalten! Manabu hatte Recht und sie mussten darüber schweigen, wenn sie nocht die vollkommene Panik auslösen wollten. Spätestens wenn Uruha davon erfuhr würde in dem Haus die Hölle herrschen.
 

Kazuki ging also nun zu der gewundenen Treppe und stieg hinauf zu seinem Freund, der die Unterarme auf das Geländer gestützt hatte und den Blick über den Wald streifen ließ. Er war scheinbar tief in Gedanken versunken. Es kostete den Rothaarigen viel Kraft jetzt nicht durchzudrehen und ihm sofort von dem zu berichten, was er gesehen hatte. Er wollte es so weit wie möglich von sich drängen und sich einreden, dass es Jin gut ging und das alles nur ein dummes Missverständnis war.
 

»Alles okay?«, fragte er vorsichtig und ging zu ihm. Neben ihm blieb er stehen und versuchte den Punkt auszumachen, den Byou so krampfhaft anstarrte. Scheinbar sah er aber einfach ins Leere. Er war bedrückt und angespannt.
 

»Nein«, gab er offen zu und sah Kazuki mit trüben Augen an. »Ich mache mir solche Sorgen um Jin. Was wenn ihm etwas zugestoßen ist?« Daran wollte der Rotschopf nicht denken und legte rasch den Arm um seinen Freund. Sein ganzer Körper schien unter der Anspannung zu beben und Kazuki realisierte, dass Byou durchaus ernst sein konnte. Er überspielte nur unglaublich oft, damit niemand auf die Idee kam, dass auch er seine Schwächen hatte. Und genau diese kamen jetzt zum Vorschein.
 

»Ich wünschte wir wären niemals hierher gekommen. Erst lässt du dich auf dieses Schmalspurhirn von Yuuki ein und dann verschwindet Jin ohne eine Spur.« Besonders der erste Teil war schon wieder so angreifend, dass Kazuki sich auf die Lippe beißen musste, um ihn nicht wieder so heftig anzufahren. Sie hatten jetzt andere Sorgen und stattdessen nahm er nur den Arm von ihm. Er legte die Hände auf das Geländer und überlegte lange, bis er sich dazu äußerte, denn jedes Wort fiel ihm schwer. Er besah den dunklen Horizont mit den kleinen gelbgoldenen Lichtern, die sich langsam vermehrten und das Himmelszelt zum glitzern brachten. Auch der Mond stand schon groß und halbrund über ihnen und bewachte seine leuchtenden Kinder.
 

»Was hast du gegen ihn?«, fragte Kazuki schließlich leise und schluckte seine Gedanken und Ängste vorerst herunter. »Was ist zwischen euch passiert, dass du ihn so hasst?« Es klang wirklich freundlich, wenn man den Vergleich vom Vormittag heran zog.
 

»Ich hasse ihn nicht, ich will nur nicht, dass du auf ihn hereinfällst«, sagte er und sah Kazuki an. »Dieser Mistkerl hat schon genug Herzen gebrochen und ich will dich nicht auch noch unglücklich sehen.« Sorgte er sich etwa um ihn? »Ich könnte es nicht ertragen, wenn er dich verletzt. Und noch weniger, wenn du wegen dem heulst.« Das ging eigentlich zu weit, denn Kazuki weinte nicht einfach so - nicht einmal jetzt, obwohl er wirklich einen Grund dazu hatte. Er war ja kein kleines Schulmädchen.
 

Nun wich Byou seinem Blick aus, fühlte aber, wie Kazuki die Arme um seinen legte und wieder ganz nah bei ihm stand. Er konnte sogar das leichte Parfüm riechen, welches so charakteristisch für ihn geworden war. Lange standen sie so beieinander, bis Kazuki endlich wieder sprechen konnte.
 

»Danke«, flüsterte er. »aber diese Erfahrung werde ich selbst machen müssen und ich bin bereit es zu riskieren.« Es wurde wirklich Zeit, dass sie sich aussprachen, auch wenn dieser Moment ihm mehr als nur schlecht dafür erschien. Immerhin dachte er so aber nicht an Jin. »Und ich hoffe, dass du für mich da bist, falls es doch schief geht.« Byou nickte nur und wich seinem Blick stur aus, aber Kazuki konnte fühlen, dass er immer noch angespannt war. Vielleicht noch mehr als am Anfang.
 

»Ich bin eifersüchtig auf ihn«, gab der Brünette zu und kaute ein bisschen an seiner vollen Unterlippe. Es fiel ihm schwer darüber zu sprechen, aber Kazuki wurde sofort hellhörig und drehte den Kopf zu ihm.
 

»Als du dich in ihn verliebt hast, habe ich auch etwas für dich empfunden. Mehr als mir lieb war.« Der Größere hielt die Luft an und erstarrte zum gefühlten tausendsten Mal an diesem Tag. Was musste denn noch alles passieren? War dieser Urlaub nicht schon verrückt genug?
 

»Es hat mich aufgeregt, dass du einem Casanova nachrennst, der niemals Interesse an Liebe hatte. Seine Liebe war schon immer nur Sex und ich will gar nicht wissen, welche perversen Gedanken ihm zu dir schon durch den Kopf gehen.«
 

»Woher weißt du das?«, unterbrach Kazuki ihn kurz und war überrascht, dass er selbst so gefasst blieb.
 

»Es war nicht zu übersehen«, begann Byou erneut und seine Finger verkrampften sich um das Geländer. Das Blut schien förmlich aus seinen Händen zu weichen und sich wütend in seinem Kopf anzustauen. »Du warst damals einfach zu naiv um zu sehen, dass er jede Woche einen anderen flachgelegt hat. Er benutzt andere nur für seine Triebe und du warst in ihn verliebt!« Es regte ihn immer noch auf. »Ich habe mich so um dich bemüht, ich war immer für dich da, aber du hast nur ihn gesehen, obwohl er niemanden jemals gut behandelt hat - und dich schon gar nicht.« Es erschreckte Kazuki, wie sein Freund über ihn und Yuuki urteilte, aber er wollte nicht schon wieder streiten, hatte er dafür doch eh keine Kraft mehr und hörte sich an, was Byou zu sagen hatte. Scheinbar brodelte es schon lange unter der Oberfläche und musste endlich ausbrechen.
 

»Und jetzt laufen wir dem Arsch wieder über den Weg und bei dir geht es wieder los«, brummte er abfällig und löste den starren Griff, um die Arme vor der Brust zu verschränken. »Ich dachte wirklich, dass du ihn überwunden hast. Monate lang fiel sein Name nicht mehr.«
 

»Das stimmt schon, aber die erste Liebe vergisst man eben nie.«
 

»Dann weißt du ja wie ich mich fühle.« Die beiden sahen sich an und plötzlich fühlte Kazuki sich peinlich berührt. Ihm war niemals aufgefallen, dass sein Freund so heftige Gefühle für ihn gehegt hatte und sein Liebesgeständnis kam erst jetzt wirklich an. Seine Wangen färbten sich rot und mehr aus Respekt löste er sich von Byous Arm.
 

»Ich hatte wirklich keine Ahnung…«, stammelte Kazuki.
 

»Ich will nichts mehr von dir.« Byou drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an, damit er den hübschen Größeren besser ansehen konnte. Er mochte es, wenn Kazuki sich etwas schämte und so betreten wirkte - immer dann erinnerte er ihn an den unscheinbaren Jungen aus ihrer Schulzeit. Es wurde immer seltener, dass er ihn so ansah und langsam wurde aus dem Schüchternen ein stolzer, selbstbewusster Mann, dem kaum jemand widerstehen konnte. Bisher war Kazuki selbst das aber noch nicht aufgefallen - zum Glück, denn grenzenlose Arroganz war etwas, was Byou noch mehr verabscheute als Yuuki.
 

»Du hast dich in Jin verliebt, nicht wahr?«, fragte Kazuki leise und erholte sich endlich wieder von diesem Schock - aber wirklich besser wurde es nicht. Resignierend nickte Byou und seufzte, als ihm wieder schmerzlich bewusst wurde, dass er nicht mehr da war. Er strich sich durch das Haar und blickte den Himmel. Eine leichte Brise wehrte um seine Nase und er fragte sich, ob sie sich jemals wieder sehen würde. Diese Ungewissheit trieb ihn gänzlich in den Wahnsinn und er verstand nun bestens, wie Uruha sich fühlen musste. Es war wirklich eine gute Entscheidung von Manabu, dass sie ihn nicht über ihren unheimlichen Fund aufklärten. Wahrscheinlich würde es ihm den Boden ganz unter den Füßen wegziehen und solange sie keine Gewissheit hatten, wollte er ihm das ersparen.
 

»Hier verschwinden Menschen - und wir haben nicht einen einzigen verdammten Hinweis, wo sie sein könnten.« Auch Kazuki nahm die ganze Sache merklich mit. Seine Schultern hingen tief und er spann sich schon wieder die schrecklichsten Dinge zusammen, die Jin passiert sein konnten. Doch bevor Kazuki die Gedanken ins Schmerzlichste ausweiten konnte, ertönte ein spitzer Schrei und ließ die beiden Männer zusammen fahren. Aus Kazukis Gesicht verschwand jegliche Farbe und er wurde kreidebleich, als ihm klar wurde, dass hier etwas mehr als nur faul war und sie in ein schreckliches Verbrechen hinein geraten waren.
 

Fortsetzung folgt

Kapitel: 4/6
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

King of my Castle
 


 

Kapitel 4
 

Die Schritte gingen schnell über den Boden, der ihre Geräusche regelrecht verschlang. Kazuki klopfte das Herz bis zum Hals, als er auch die zweite Treppe hinter rannte und mit Byou, Manabu und Atsushi ins Foyer stürmte. Auch Uruha und Yuuki kamen aus dem anderen Flügel herbeieilt und sah die zerstörten Schiebetüren, die eigentlich in das Bad und zur heißen Quelle führten. Das Holz war an vielen Stellen gebrochen und das Papier dazwischen zerfetzt. Es sah so aus, als wäre ein ganzer Körper durch die sonst eigentlich stabilen Türen gefallen.
 

Aber der Schaden war nicht das, was die Anwesenden schockierte. Viel mehr gefror ihnen das Blut in den Adern, als sie näher herantraten und die roten Flecken auf der anderen Seite erkannten. Auch an dem Papier klebte ein wenig Blut, mehr davon auf dem Holzboden dahinter. Nur eine einzige Person kam in Frage, die es diesmal getroffen haben musste, denn er war nicht unter ihnen. Taa.
 

Atsushi kniete sich hin und untersuchte die Flecken. Sie waren frisch und noch nicht in den hellen Boden eingezogen. Es waren nur ein paar kleine Tropfen, die dort lagen, aber das schmälerte den Eindruck natürlich nicht.
 

»Taa…« Mit der Faust schlug er auf den Boden. »Verdammt! Was geht hier nur vor sich?« Sein Kopf sank tief, als er sich ausmalte, was mit seinem Kind geschehen war. Ein weiterer Schicksalsschlag: erst die Frau und jetzt sein einziges Kind. Immer mehr Menschen wurden in diese unheimlichen Taten verwickelt und so langsam lichtete sich das Feld der Besucher deutlich. Erst Ruki, dann Jin und nun Taa und niemand von ihnen konnte so einfach entfliehen, würde es doch bedeuten die drei im Stich zu lassen. Atsushi erlebte nun die selben Qualen wie die anderen Anwesenden und wünschte sich genauso aus diesem Albtraum heraus. Warum konnten sie nicht aufwachen? Kazuki musste schon den Drang unterdrücken sich selbst zu kneifen, um vielleicht doch aus dem Traum hoch zu schrecken und festzustellen, dass das alles nur durch die Eingebung eines dummen Horrorfilms in seine Gedanken gekommen war. Heimlich begrub er die Fingernägel in seinem Arm bis es schmerzte, doch es passierte einfach nichts. Es war die Realität - leider.
 

Kazuki sah Byou und Manabu schließlich an und ging zu Atsushi, um die Hände von hinten auf seine Schulter zu legen. Er schwieg lieber, denn er wusste nichts, was die Sache besser machen würde. Sie saßen im gleichen Boot, jeder von ihnen hatte einen Menschen verloren und sicher war es nur eine Frage der Zeit, bis der nächste dran war. Und Taa passte ins Bild, denn auch er war eher klein und zart gebaut. Offenbar besaß der Täter nicht sonderlich viel Kraft. Oder war es nur schlicht weg einfacher jemandem etwas anzutun, der sich nicht wehren konnte? Aber das traf mehr auf Taa und Ruki zu - Jin war zwar klein, aber mindestens genauso wendig und flink. Es war sicher nicht leicht gewesen ihn zu überwältigen. Wahrscheinlich hätte er dem Übeltäter eher den Arm gebrochen als sich verschleppen zu lassen. Oder war es wirklich viel schlimmer als nur das?
 

»Was muss mir noch passieren?«, fragte Atsushi in den Raum, ohne eine Antwort zu erwarten. Seine Stimme war belegt und zitterte etwas. Wut und Sorge und natürlich Panik mischte sich und es kam Kazuki so vor, als würde er den Ernst der Lage erst jetzt erkennen. »Erst meine Liebste Lilly… und jetzt Taa…« Die Anwesenden konnten förmlich mit ansehen wie er in sich zusammen brach. Selbst die Kraft zum aufstehen entzog sich ihm und er starrte das Blut auf dem Boden an. Vier Flecken waren es - alle in einer anderen Größe und Form und viel kleiner als das, was sie in Jins Zimmer gefunden hatten, aber es nahm ihn natürlich mehr mit. Schon als er den Schrei vernommen hatte, war ihm klar gewesen, was geschehen sein musste. Warum war er nicht bei ihm geblieben? Warum war er lieber Kazuki nachgegangen als ihn zu beschützen und vor diesem Schicksal zu bewahren? Die Fragen quälten ihn und ließen ihn seinen Besuch vergessen, der sich ratlos ansah. Besonders Byou und Manabu tauschten unruhige Blicke, während Yuuki bei dem etwas abseits sitzenden Uruha stand. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er an der Wand und hielt sich ruhig und abwartend. Ihn hob das Ganze offenbar wenig an, denn Kazuki konnte keine Regungen auf seinen Zügen finden, als er ihn ansah. Aber eigentlich war das immer so und er realisierte, dass er niemals dazu im Stande war auch nur zu vermuten, was in ihm vorging. War es ihm egal? Oder machte auch er sich Gedanken und überlegte, wo die drei sich jetzt befinden konnten? Vielleicht dachte er aber auch über etwas ganz anderes nach.
 

»Wo soll dieser Irrsinn eigentlich enden?« Manabu sprach als Erster und verlor deutlich die Geduld. Ihm reichte es schon lange und er wäre am liebsten schon nach Rukis Verschwinden abgehauen. »Wenn das so weiter geht sterben wir alle! Er wird keinen von uns verschonen und irgendwo ins Haus einmauern.« Seine Fantasie ging deutlich mit ihm durch. Er sah sich um, um nochmals sicher zu sein nicht gleich von hinten erdolcht zu werden. Man konnte nicht vorsichtig genug sein. Sie waren doch noch so jung! Definitiv kein Alter um schon zu sterben.
 

»Beruhig dich. Niemand wird sterben«, sagte Byou und versuchte ruhig zu bleiben. Aber er hatte ja auch nicht Jins Blut gesehen und die kleinen Tröpfen überzeugten ihn bei weitem nicht, dass jemand gestorben war.
 

»Bist du so blind, Byou?«, mischte Atsushi sich mit erschlagener Stimme ein und sah ihn über die Schulter an. »Sie sind alle tot. Alle drei und wir werden sie niemals wieder sehen.« Kazuki wollte bei den Worten das Blut in den Adern gefrieren und ihm stülpte sich schon wieder der Magen um.
 

»Reden Sie keinen Unsinn! Ich bin mir sicher, dass es ihnen gut geht!« Aber Atsushi schnaubte nur abfällig. Einen Moment bekam Kazuki Angst, dass er ihren Fund ansprechen würde, doch er schwieg und setzte sich vor das letzte kleine Überbleibsel seines Sohnes, als wäre es ein Altar, den er ehren musste. Von da an rührte er sich gar nicht mehr.
 

»Mir reicht es!«, zeterte Manabu plötzlich und seine großen Augen drohten aus seinem Kopf zu fallen, so sehr riss er sie auf. Er erinnerte sich sehr wohl an die blutbeschmierte Bodenplatte. »Ich will hier nicht mehr sein! Jin hätte sich nicht gewollt, dass wir hier unser Leben riskieren! Ich will noch nicht sterben!« Die Angst fraß ihn richtig auf und Kazuki kam nicht mehr dazu ihn zu packen und zu beruhigen. Bevor er reagieren konnte, drehte der Schwarzhaarige sich um und rannte davon, zur Tür und hinein in die dunkle Nacht, ohne wirklich zu wissen wo er eigentlich hin wollte. Es war nicht wichtig - er wollte einfach von diesem Ort verschwinden und irgendwo da draußen musste auch noch das Auto stehen - wenn er es nur schnell genug erreichte, konnte er diese Hölle sicher noch rechtzeitig verlassen, bevor auch er das zeitliche segnen musste.
 

»Manabu!!«, schrie Byou und zeriss die Stille. Nur Sekunden später war er schon hinter ihm her. »Du verdammtes Kameradenschwein! Bleib gefälligst stehen!« Das waren die letzten Worte, die Kazuki noch hören konnte. Einen Moment stand er wie paralysiert im Foyer und sah seinen beiden Freunden nach, unfähig zu begreifen, was eigentlich um ihn herum passierte. Es wurde wieder ganz ruhig und niemand regte sich. Allein Uruhas und Yuukis Blick war auch zur Tür gewandert.
 

Kazukis Atem ging schwer und er versuchte zu verarbeiten, dass die beiden gerade geflüchtet waren. Sie überließen ihn seinem Schicksal. Wenn sie den Weg durch den Wald finden würden, wäre er allein. Und hier trieb sich irgendwo jemand herum, der ihnen allen wahrscheinlich nach dem Leben trachtete.
 

Und plötzlich sprintete auch er los. Wie von wilden Tieren gehetzt rannte er Byou und Manabu nach, aber er tat es nicht, weil er mit ihnen fliehen wollte. Sie sollten gefälligst zurückkommen und ihren Freund nicht im Stich lassen! Lieber ignorierte er die Gefahr und warf sich in deren Klauen als Jin zu verraten.
 

Nur knapp hinter sich hörte er, dass noch jemand in die kalte Nacht hinauslief und ein kurzer Blick über seine Schulter zeigte ihm Yuuki. Er folgte ihm? Rasch hatte er aufgeholt. »Bleib stehen, verdammt!«, forderte er und packte Kazukis Arm, aber er wollte nicht hören und riss sich los. Das Tempo steigernd rannte er wieder voran, auch wenn er keine Ahnung hatte, wo seine Freunde hingelaufen waren. Ehe er sich darüber weiter Gedanken machen konnte, wurde er auch schon umgerissen und machte Bekanntschaft mit dem kühlen und feuchten Waldboden, der ihn gleich begrüßte und den harten Aufschlag etwas abfederte. Etwas schmerzverzehrt keuchte Kazuki dennoch auf und versuchte sich wieder aufzurappeln, aber es ging nicht. Yuuki begrub ihn und sich und hielt seine Handgelenke fest. Er konnte den Matsch und das Moos riechen und noch viel mehr fühlen, wie es ein bisschen versuchte ihn sich einzuverleiben. Solchen engen Kontakt hatte er mit der Natur bisher nicht schließen dürfen.
 

»Lass mich los! Ich kann sie doch nicht einfach abhauen lassen!«, zeterte er und versuchte sich zu befreien. Kurz rangelten sie, bis Kazuki es irgendwie geschafft hatte sich umzudrehen und ihn anzusehen. Einen Moment flammten Byous Worte in seinem Kopf auf und der Verdacht, dass Yuuki hinter all dem steckte. Wenn es wirklich so war, dann war er jetzt an der Reihe und es gab kein Entkommen mehr. Die kalte Angst packte ihn - sollte er sich wirklich selbst ins Chaos gestürzt haben?
 

Aber es kam ganz anders. Yuuki sah ihm nur in die Augen und hielt ihn weiter fest, um nicht eventuelle Schläge abzubekommen. Kazukis Gesicht wurde mäßig vom Mondlicht beschienen und an seinen Wangen klebte etwas Erde und sein Haar stand wild von seinem Kopf ab, die Augen weit geöffnet. Man konnte richtig sehen, wie die Gedanken durch ihn hindurch schossen. Er durfte jetzt nicht verrückt werden!
 

Nun strich Yuukis Hand über eine Wange und hinab zu seinem Hals. Der Rothaarige hielt die Luft an und verkrampfte die Fäuste, aber dann legten sich Lippen auf seine. Es schockierte ihn fast mehr als die Annahme gleich sterben zu müssen. Nur ganz leicht und ohne zwanghaft zu sein versiegelte er Kazukis Mund und ließ ihre Körper Bekanntschaft miteinander schließen, als er sich auf ihn legte und sich ein bisschen an ihn schmiegte. Dieses Gefühl war so überwältigend und erstickend, dass sich ihm jegliches Denken entzog.
 

Yuuki küsste ihn? Jetzt? Das war wirklich makaber, aber Kazuki konnte und wollte nicht reagieren. Unter normalen Umständen wäre sein Herz wohl zu Bestleistungen fähig gewesen und er wurde sich eigenartig sicher, dass Yuuki es nicht gewesen war. Er brachte keine Menschen um - niemals und es war eine Schade, dass er diesen Glauben überhaupt herangezogen hatte. Am liebsten wollte er sich fallen lassen, den Kuss und das Gewicht des Blonden auf sich genießen - aber spätestens der feuchte Untergrund erinnerte ihn an die unangemessene Lage. Jetzt war nicht die richtige Zeit dafür - und ebenso wenig der richtige Ort. Kazuki murrte und drehte den Kopf weg. Er versuchte den Blonden von sich zu schieben und durfte sich endlich aufsetzen. Seine Kleider waren verdreckt und etwas feucht geworden, aber er wollte am liebsten wieder aufspringen und den ganzen Wald durchkämmen, bis er die beiden gefunden hatte. Er würde ihnen schon seine Meinung eintrichtern und sie solange anschreien, bis sie wieder das taten was sich gehörte. Eigentlich war Kazuki schon immer ein diplomatischer Mensch gewesen, aber das würde bei den beiden Hohlköpfen sicher nichts mehr bringen.
 

»Wir sollten zurück gehen«, sagte Yuuki schließlich und stand auf. Dann zog er Kazuki an den Händen auf die Füße und wischte den Dreck von seiner Wange. »Wenn du Jin noch irgendwie helfen willst, dann darfst du nicht auch noch weglaufen.«
 

»Ich will nicht weglaufen!« Kazukis Blick wurde stur. »Ich will, dass sie in meiner Nähe bleiben. Genau dort, wo ich auf die Idioten aufpassen kann.« Eigentlich wusste Kazuki, dass er sie nicht vom Gegenteil überzeugen konnte und Yuuki Recht hatte. Sie mussten zurückgehen und Jin, Ruki und Taa helfen. Eine Frage blieb allerdings hartnäckig in seinem Kopf: wer steckte nun hinter diesem Horror? Wer war so grausam und verging sich an ein paar jungen Menschen, die nur Urlaub machten?
 

Nachdem Yuuki noch eine Weile auf ihn eingeredet hatte gingen sie nun endlich wieder zurück zu Atsushi und Uruha. Die beiden waren noch immer im Foyer und besonders der Hausherr war keinen Millimeter von seinem Ort gewichen. Seine Haltung wirkte demütig und er bewegte sich gar nicht. Und auch Uruha saß auf dem Boden an die Wand gelehnt und hielt sich den Kopf. Die beiden wirkten traumatisiert und gar nicht richtig anwesend und bemerkten auch nicht, dass Kazuki gerade eher wie ein schmutziges Ungeheuer aussah. Scheinbar war es ihnen schon egal, ob mit ihnen das gleiche geschehen würde - was zweifelsfrei möglich war, denn gerade waren sie leichte Beute. Nur Kazuki und Yuuki behielten die Nerven und brachten die beiden ins Esszimmer und verriegelten die Türen zum Flur und zur Küche, nachdem sie auch darin nachgesehen hatten, ob ihnen nicht jemand auflauerte.
 

»Was sollen wir nur tun?«, fragte Kazuki leise und beobachtete die beiden, während er sich dicht an Yuukis Arm drängte. Vier waren sie noch von anfangs neun und er erinnerte sich an den gemütlichen Abend, der ihm jetzt so vorkam, als läge er in weiter Vergangenheit - dabei waren gerade einmal 24 Stunden vergangen.
 

Es war still im Raum und das einzige Geräusch kam von der Uhr über der Küchentür mit dem kleinen Pendel, welches unermüdlich hin und her schwenkte. Für seinen Geschmack war viel zu viel passiert und er kam sich erschlagen vor, als er die Ereignisse nochmals zusammen trug. Plötzlich war er allein und die fröhlichen Gesichter seiner Freunde fehlten ihm schon jetzt. Er sehnte ihre Ausgelassenheit herbei und wie herrlich sie immer miteinander gescherzt und gespaßt hatten. Erst jetzt lernte er diese Zeit wirklich zu schätzen und bereute es sofort, damals nicht intensiver genossen zu haben. Jeder noch so kleine Streit erschien ihm plötzlich als unnütze Zeitverschwendung. Am liebsten wollte Kazuki die Zeiger an der Uhr einfach zurückdrehen und hoffen, dass alles wieder wie vorher war. Nur 24 Stunden brauchte er, um seine Freunde und auch Yuuki zu greifen und diesen Ort auf schnellstem Wege zu verlassen und nie wieder zurück zu blicken. Aber es ging nun einmal nicht. Er konnte gar nichts tun um die Situation zu verbessern - er war hilflos.
 

Nun legte Yuuki den Arm um ihn und zog ihn an sich. Sanft legte er auch den anderen um ihn und strich über seinen schlanken Rücken. »Ich weiß es auch nicht«, wisperte er und hielt Kazuki fest, aus dem die Kraft sich deutlich zu drängen schien. Seine Knie wurden ganz weich und seine Stirn kippte gegen Yuukis Schulter, als er das Bewusstsein verlor und in Ohnmacht fiel. Scheinbar war er sich stärker vorgekommen als er eigentlich war und das alles setzte ihm mehr zu, als er es selbst für möglich gehalten hatte. Nun wurde seine Welt ganz dunkel und verschwamm vor seinen Lidern, die langsam zu fielen.
 

~*~
 

Als Kazuki erwachte fand er sich auf dem Boden im Esszimmer wieder. Ein wenig schummrig war seine Welt immer noch und klärte sich nur langsam auf. Er streckte sich, als er bemerkte, dass seine Unterlage lebendig war und plötzlich erschien Yuukis Gesicht über seinem.
 

»Was ist denn passiert?«, fragte Kazuki leise und realisierte, dass sein Kopf auf Yuukis Oberschenkeln lag und ein feuchtes Tuch seine Stirn kühlte. Der Blonde stützte sich mit den Armen nach hinten und sah ihn an.
 

»Du bist umgekippt«, sagte er. »War wohl doch ein bisschen zu viel für dich.« Kazuki nickte leicht und setzte sich auf. Das Tuch klatschte mit einem merkwürdigen Geräusch auf den Boden und er fasste sich an die feuchte Stirn. Sein Schädel brummte gehörig und er fühlte sich wie nach einer durchzechten Nacht mit zu viel Alkohol. Ein leises gequältes Stöhnen entkam ihm.
 

»Wie lange habe ich geschlafen?
 

»Nicht lange.« Mit einem Kopfnicken deutete Yuuki auf die Uhr. »Gerade Mal eine halbe Stunde.« Kazuki kam es viel länger vor, aber seine Augen waren immer noch schwer und am liebsten wäre er gleich wieder zurück auf seinen Schoß gesunken und hätte weiter geschlafen. Allerdings hielt ihn sein eigener Anblick davon ab. Als er an sich hinuntersah erkannte er den vielen Dreck, der an ihm klebte und auch den sonst so hübschen hellen Boden zeichnete. Langsam erinnerte er sich an die Hetzjagd durch den Wald und wie Yuuki ihn umgerissen hatte. Eine Dusche war bitter nötig und er wollte andere Sachen anziehen.
 

»Ich muss duschen«, sagte er und wollte sich schon aufrappeln, aber Yuuki hielt ihn zurück und er landete auf seinem Hintern.
 

»Kommt nicht in Frage - du bleibst hier wo ich dich im Auge behalten kann. Es fehlt mir gerade noch, dass du auch noch entführt wirst.« Es war seltsam - wenn jemand anderes diese Worte an ihn gerichtet hätte, wäre Kazuki mit einem wütenden Schnauben einfach aufgestanden und wäre gegangen. Nun besänftigten sie ihn und schickten ein kleines Lächeln über die Lippen. Yuuki machte sich Gedanken um ihn und das schickte Glücksgefühle durch den Leb des Rothaarigen - sogar in seiner jetzigen Lage. Ein paar Blicke tauschten sie, bis Yuuki ein wenig ergeben seufzte.
 

»Na schön, aber ich begleite dich.« Das raubte Kazuki schlicht weg den Atem. Schon wieder tummelten sich die Bilder in seinem Kopf, wie sie gemeinsam duschten, auch wenn davon gar keine Rede gewesen war. Ein paar Zärtlichkeiten unter der Dusche konnten doch nicht schaden, oder? Immerhin hatten sie noch einander - ganz allein war Kazuki also doch nicht.
 

Atsushi und Uruha blieben mit ihrer Totenblässe zurück und schlossen sich ein, als Yuuki und Kazuki zu dem Badezimmer auf dem Gang gingen, welches neben der Quelle lag. Es war groß und eigentlich für mehrere Personen gedacht. Im hinteren Teil gab es ein paar Duschen, die nicht voneinander abgetrennt waren. Sie wurde durch eine hölzerne Trennwand von dem Bereich abgeschirmt, wo genug Platz war um die Kleider abzulegen und in kleinen geflochtenen Körbchen in den Schrank zu schieben. Es erinnerte Kazuki an die früheren öffentlichen Bäder in der Stadt, allerdings waren die wohl nicht so liebevoll dekoriert gewesen. Hier und da standen kleine Vasen mit bunten Blümchen darin und an der Wand gegenüber befanden sich viele Halterungen für Handtücher und weitere Ablageflächen. Auch eine Bank stand dort.
 

Kazuki drehte sich nun zu Yuuki und zwinkerte ihm zu. »Nicht gucken«, sagte er verschnitzt und konnte für einen Moment ausblenden was geschehen war. »Ich ziehe mich jetzt aus.« Yuuki sah ihm dafür kurz in die Augen, dann drehte er sich tatsächlich um. Sogleich pellte der Rothaarige sich aus der schmutzigen Kleidung und bemerkte natürlich, dass Yuuki einen Blick über seine Schulter warf und ihn sehr wohl betrachtete. Aber Kazuki tat so, als würde er es gar nicht bemerken und ging zu den Duschen. Schon wieder passierte etwas merkwürdiges und er war noch nie so offensichtlich bespannt worden - und niemals zuvor hatte er es so genossen. Er fühlte sich merkwürdig sicher in der Obhut des Blonden und würde ihm wahrscheinlich auch erlauben ihm Gesellschaft zu leisen, doch dieser lehnte sich nun an die Trennwand und verschränkte die Arme vor der Brust. So konnte er es definitiv sehen, wenn sie überrascht werden würden und Kazuki konnte in Ruhe seiner Körperhygiene nachgehen.
 

Ausgiebig duschte er nun und schaltete ein wenig ab. Das warme Wasser fühlte sich gerade einmalig zärtlich auf seiner Haut an und er plante nicht sich jetzt der Hast hinzugeben. Gründlich wusch er sich den Schmutz vom Leib und aus den Haaren und schloss dabei die Augen. Ein wenig komisch fühlte es sich schon an zu wissen, dass der Mann, den er begehrte so nah war. In der ganzen Hektik war Kazuki noch nicht einmal dazu gekommen zu verdauen, dass Yuukis Lippen schon auf seinen gelegen hatten. Ein erster zarter Kuss in der freien Natur, dazu sein Blick auf Kazukis nackten Körper… In seinem Magen kribbelte es aufgebracht und die buchstäblichen Schmetterlingen kitzelten mit ihren Flügeln einfach schrecklich. Wie sehr wünschte er sich doch, dass alles gut ausging, er seine Freunde bald wieder um sich haben durfte und auch in Sachen Liebe endlich einmal Glück hatte. Mit ihm… diesem einzigartigen Mann, der auf ihn wie ein Magnet wirkte. Er konnte sich dieser Anziehungskraft nicht entziehen. Am liebsten würde er ihn jetzt um sich haben und sich seinen Armen hingeben, darin versinken und ein wenig zärtlich mit ihm sein. Natürlich war der Moment nicht der Richtige und er verabschiedete sich schnell von seinen romantischen Gedanken. Was war er nur für ein schlechter Freund jetzt überhaupt an so etwas denken zu können?
 

Schließlich drehte Kazuki das Wasser ab und sah sich um - und es gab keine Spur von seinem Handtuch. Das war ja wieder einmal typisch!
 

»Yuuki? Könntest du mir bitte ein Handtuch geben?«, bat er ohne Hintergedanken. Lange musste er nicht warten, bis Yuuki mit geschlossenen Augen näher an ihn heran trat, in den Händen das weiche, weiße Handtuch. Es war bereits entfaltet und wartete nur darauf, dass Kazuki sich hinein hüllte. Dieser Anblick entzücke ihn und schmückte seine Lippen mit einem seichten Lächeln. Er ging zu ihm, ließ sich das Handtuch umlegen und schob die Arme verhalten um Yuukis Hals.
 

»Bitte sag jetzt nichts«, bat er leise und schmiegte sich an den großgewachsenen Blonden. Was sollte er nur fühlen? Zuneigung? Sorge um seine Freunde? Angst um sein eigenes Leben? Mitgefühl für die Anderen? Es war einfach viel zu viel für ihn und quetschte seine Emotionen so nah zueinander, dass er sie kaum noch auseinander halten konnte. Wie einsam er eigentlich war, begriff er erst jetzt und suchte nach einem kleinen bisschen Halt und Wärme von einem anderen Menschen. Konnte er das von Yuuki bekommen? Ausgerechnet von einem Mann, der als unterkühlt und distanziert galt?
 

Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als seine großen Hände über Kazukis Rücken strichen und ihn fest an sich drückten. Dennoch fiel das Handtuch einfach auf den Boden und entblößte den schlanken Rothaarigen. Es war ihm egal ob er nackt war oder nicht und er genoss es bei Yuuki zu sein, ihn zu riechen und zu spüren. Wie lange sehnte er sich wohl schon danach?
 

Nun streichelte er Yuukis Nacken und seufzte kaum hörbar. Wahrscheinlich wäre er einfach umgefallen, wenn er nicht weiter gehalten worden wäre und versuchte sich noch etwas mehr an ihn zu schmiegen. Minutenlang standen sie einfach nur da, streichelten verhalten, ja fast schüchtern und erkundeten ohne hinzusehen über Hals, Schultern und Rücken.
 

»Danke… dass du da bist«, flüsterte Kazuki an Yuukis Hals und strich mit der Nase und den Lippen darüber. Er konnte das leicht herbe Parfüm riechen und genoss die Zweisamkeit ganz ohne Hintergedanken. Dies wurde aber etwas gestört, als Yuukis Finger tiefer wanderten und sich an seinen Po legten. Sofort drückte Kazuki sich fester an ihn heran und bemerkte, wie die Finger ihn noch etwas mehr umfassten. Es war eigenartig das jetzt zu fühlen.
 

»Nicht…« Kazukis Stimme war leise und unsicher, als wüsste er selbst nicht, was er eigentlich wollte und war verunsichert, ob er es nicht eigentlich gern hatte da angefasst zu werden. Natürlich war es schön auch dort berührt zu werden! Aber konnte er denn jetzt und hier mit ihm so weit gehen? Kazukis Herz schlug merklich schneller und er fragte sich, ob er die Vernunft siegen lassen sollte, wenn es ernst werden würde.
 

Ein wenig zog der Rothaarige den Kopf nun aber zurück und sah den Größeren an. Wieder einmal konnte man absolut nichts auf seinem Gesicht ablesen. Seine kühnen braunen Augen musterten ihn ohne Regungen und wenn er nicht gelegentlich blinzeln würde, hätte Kazuki wohl angezweifelt, ob er überhaupt echt war. Wollte Yuuki überhaupt mit ihm schlafen? Oder hatten seine Hände sich nur verirrt? Dieses Denken war naiv und dumm - eigentlich war ihm das klar.
 

»Es tut mir leid«, sagte Yuuki höflich, aber seine Hände bewegten sich keinen Millimeter. Stattdessen zogen sie ihn noch etwas näher, sodass ihre Lippen sich fast berührten. Kazuki schluckte hart und ließ die Augen fast zufallen. Jetzt geriet er wirklich durcheinander und wusste nicht mehr, was er denken sollte.
 

»Du solltest dir etwas anziehen«, wisperte die dunkle Stimme an seinen Mund. »Nicht, dass du dich erkältest.« Eine Gänsehaut breitete sich auf Kazukis Rücken aus und schließlich küsste Yuuki ihn kurz und kaum spürbar. Wie eine zarte Feder legten sich seine Lippen auf die des Rothaarigen und verschwanden ebenso unbemerkt wie sie gekommen waren - genauso wie zuvor im Wald. War das überhaupt passiert oder nur Wunschdenken?
 

Schließlich löste Yuuki den klammernden Griff und hob das Handtuch auf, um es Kazuki umzulegen. Es war ein wenig durchgeleuchtet und ließ ihn frösteln. Yuuki trocknete nun die letzten kleinen Tropfen von seiner Haut - Kazuki stand nur bewegungsunfähig da. Er war wirklich vollkommen durch den Wind und glaubte, dass sein Hirn jegliches Arbeiten eingestellt hatte. Er war überfordert und die ständige Anwesenheit des Blonden machte es nicht wirklich besser. Wie konnte er sich jetzt nur so diesem Mann hingeben? Er hatte doch ganz andere Sorgen - nicht zuletzt Atsushi und Uruha, die besser nicht zu lang allein zurück bleiben sollten. Wenigstens er sollte doch den Kopf auf den Schultern behalten und stark sein! Und ausgerechnet jetzt wurde er schwach und von seinen Gefühlen und seiner heftigen Zuneigung übermannt. So etwas empfand man nicht jeden Tag und Kazuki konnte sich nicht daran erinnern, dass es jemals zuvor vorgekommen war.
 

»Ich begleite dich in dein Zimmer - du kannst schlecht nur in ein Handtuch gekleidet zurück gehen.« Yuukis Worte rissen Kazuki aus seinem tranceähnlichen Zustand. Kurz sah er in seine dunklen Augen und nickte. Seine Wangen glühten fürchterlich und er schaffte es nicht dieses Brennen zu unterdrücken. Wie peinlich…
 

Gemeinsam gingen sie nun zu Kazukis Zimmer, stets darauf bedacht in jeden Winkel zu spähen, ob dort nicht jemand auf sie lauerte. Nichts. Gar nichts außer merkwürdige Schatten, begleitet von ihren leisen, schnellen Schritten, die von den Matten regelrecht verschlungen wurden. In Kazukis Zimmer zog der sich rasch das Erstbeste an, was er finden konnte, dann schlichen sie auf schnellstem Wege zurück in das Esszimmer.
 

Man beschloss recht schnell das Nachtlager dort aufzuschlagen und zusammen hinter verriegelten Türen zu bleiben. Erst am nächsten Morgen würden sie weiter suchen. Aber wonach suchten sie eigentlich noch? Bereits zwei Mal hatten sie das gesamte Haus auf den Kopf gestellt und jeder weitere Fund schenkte ihnen nicht unbedingt ein gutes Gefühl. Dennoch - irgendwo mussten sie sein und Kazuki würde das Anwesen nicht eher verlassen, bevor er Jin nicht gefunden hatte. Tot oder lebendig.
 

Fortsetzung folgt

Kapitel: 5/6
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

King of my Castle
 


 

Kapitel 5
 

Uruha. Er war der erste, der am morgen erwachte und sich langsam aufrappelte. Seine Augen wollten sich gar nicht richtig öffnen und drohten immer wieder zuzufallen. Wie spät es wohl war? Sein Blick glitt über die drei anderen Bewohner des eigentlichen Esszimmers: jeder lag in einer anderen Ecke und Atsushi war weit von ihnen weggerutscht. Umso näher lagen die beiden anderen beieinander.
 

Irgendwie muss man das hier ja durchstehen und sich trösten - sagte Uruha sich und stand auf. Er brauchte dringend eine Dusche und musste aus diesem stickigen Raum heraus. Angst hatte er schon lange nicht mehr - wenn er erwischt werden würde, würde er vielleicht bei Ruki landen. Er sehnte sich nach ihm und seinen kleinen divenhaften Allüren, die ihn sonst ab und an in den Wahnsinn trieben. Das Gefühl jemanden zu vermissen war wirklich ein schmerzliches.
 

Nun schlich er aus dem Zimmer und zu seinem im Westflügel, in dem er freilich mit Ruki zusammen genächtigt hatte, bevor er ihm entrissen worden war. Was genau geschehen war wusste Uruha nicht und es fraß ihn fast auf, dass er so einen tiefen Schlaf hatte. Und dann war er am nächsten Morgen aufgewacht - allein. Das hatte es schon ein paar Jahre nicht mehr gegeben und ihm war gleich klar gewesen, das etwas nicht stimmte. Uruhas persönlicher Verdacht war schnell auf Atsushi gefallen, doch als auch dessen Sohn verschwand, musste er sich etwas anderes einfallen lassen. War es vielleicht jemand ganz anderes, den sie bislang noch gar nicht kannten? Oder steckten Yuuki und Kazuki unter einer Decke? Und selbst wenn es so war: mit welchem Grund würden sie es tun? Außerdem war in der Nacht nichts passiert und auch die beiden schliefen selig. Wahrscheinlich war das alles eine böse Verschwörung - oder er wurde gewaltig aufs Kreuz gelegt.
 

Uruha betrat den hellen Duschraum und zog sich rasch aus. Gerade ging er in den hinteren Teil des Raumes und wollte das Wasser aufdrehen, als er sich beobachtet fühlte. Hektisch fuhr er herum. Sein Blick suchte die detaillierte Inneneinrichtung ab, aber da war nichts. Er schluckte seine langsam aufsteigende Panik hinunter und versuchte sich selbst zu beruhigen. Gerade wollte er sich noch glaubhaft machen, dass es ihm nichts ausmachen würde, wenn er der nächste wäre. Im Praktischen sah das natürlich wieder einmal etwas anderes aus.
 

Ganz ruhig, Uruha. Wer soll denn hier schon sein? - Manchmal sollte es ja helfen, wenn man sich selbst gut zuredete, aber gerade als er sich wieder umdrehen wollte, sah er aus dem Augenwinkel heraus, wie ein dunkler Schatten an der Tür vorbeihuschte. Halluzinierte er? Nein! Er war sich ganz sicher: da war jemand!
 

»Hallo? Ist da jemand?«, rief er und zog die Stirn in kriegerische Falten. Er würde sich schon zu wehren wissen, wenn er jetzt, an helllichten Tage angegriffen werden würde. Mit ihm würde dieser perverse Täter sicher nicht so leichtes Spiel haben! Rasch glitt Uruhas Blick über die Gegenstände des Zimmers und was er im Notfall als Waffe verwenden konnte. Das Inventar bestand eigentlich nur aus leichten, unbedrohlichen Sachen - Handtücher und kleine Dekoration. Aber da - in der Ecke stand ein Besen. Der würde schon hilfreich sein, obwohl die Vorstellung, wie er mit einem Besen hinter wem auch immer her rannte und ihm Prügel androhte, reichlich grotesk war.
 

Schnell zog Uruha sich wieder Shorts und Jeans an und griff nach dem Besen. Trau dich du Missgeburt - fluchte er in Gedanken und pirschte sich an die Tür heran. Würde dort jemand auf ihn warten und ihm vielleicht gleich etwas über den Kopf ziehen? Uruhas Herz klopfte nervös und er schluckte hart, doch als er die Tür erreichte vernahm er nur rasche, sich entfernende Schritte. Der Täter floh!
 

»Bleib stehen du Bastard!« Ohne nachzudenken hetzte Uruha ihm hinterher. Wenn es sein musste würde er ihn durch das ganze Haus jagen, bis er mit seinen Kräften am Ende war. Uruha selbst war gut durchtrainiert und würde sicher nicht so schnell schlapp machen, aber sein Ziel war wirklich flink und war schneller auf und davon, als Uruha es für möglich gehalten hatte. Auf dem Ostflügel verlor er ihn und sein Ziel flüchtete über die Terrasse in die tiefen Wälder. Mehr als ein dunkler Schatten war es aber nicht - zu dumm aber auch!
 

»Verdammt!«, schrie Uruha und warf den Besen in die nächste Ecke, wo er laut polternd zu Boden ging. Wer war dieses kleine Miststück und warum rannte er davon, statt auch ihn zu überwältigen? Anscheinend war er wirklich ein Feigling - aber immerhin war Uruha so wieder vollkommen bei Verstand und sein Kummer vorerst nicht mehr vorherrschend in seinem Kopf.
 

»Was ist denn hier los?« Eine Stimme hinter ihm ließ ihn kurz zusammen zucken. Die anderen kamen herbei geeilt und sahen ihn fragend und etwas misstrauisch an.
 

»Ich hab ihn verloren«, sagte Uruha und verschränkte die Arme vor der stolzen, wenn auch nackten Brust. Ein wenig cool schien er sich schon vorzukommen, schließlich war er nicht erwischt worden und noch immer auf freiem Fuß. Was war das nur für ein Täter der davon lief? Was steckte dahinter?
 

»Was ist denn passiert?« Kazuki klang ganz aufgeregt und sah ihn mit seinen eigentlich so hübschen, dunklen Augen forschend an.
 

»Ich wollte duschen, als diese hirnrissige Kreatur auf mich losgehen wollte. Ich habe ihn in der Tür gesehen und bin ihm hinterher gerannt.« Seine Schultern zuckten gleichgültig, aber ihm wurde durchaus bewusst, dass er sich in größere Gefahr gebracht hatte als jemals zuvor. »Wer auch immer es ist scheint es nicht mit mir aufnehmen zu wollen. Und er ist verdammt flink - ich habe ihn vom Bad bis hierher verloren und er ist über die Terrasse getürmt.«
 

»Wer war es?«, fragte Atsushi und trat an ihn heran. Seine Augen sahen ein klein wenig wahnsinnig aus und er schnaubte böse, als Uruha wieder nur die Schultern hoch zucken ließ. Zornig wandte er sich ab.
 

»Ich habe nur einen Schatten gesehen und gehört, wie er davongelaufen ist. Vielleicht ist er ja ein Feigling und traut sich nur an andere heran, wenn sie ihn nicht bemerken.« Besonders Kazuki nickte und konnte sich das offenbar gut vorstellen. Zumindest passte das zu seinen Gedanken gegenüber Jin. Sicher war es nicht so einfach es von Angesicht zu Angesicht mit ihm aufzunehmen. Wahrscheinlich war auch er hinterrücks überrumpelt und niedergestreckt worden und um das alles zu vertuschen hatte der Täter die Bodenmatte umgedreht. Durchaus ergab das Sinn. In Luft aufgelöst konnte sich das Opfer aber dennoch nicht.
 

»Du hättest nicht allein gehen sollen«, mischte Yuuki sich ein. Sein starrer Blick lag auf Uruha, der sogleich die Augen verdrehte und die Hände in die nackten Seiten stützte - er trug ja noch immer kein Oberteil.
 

»Klar - das nächste Mal sag ich dir bescheid wenn jemand auf mich losgeht«, meinte Uruha deutlich ironisch. »Ich kann doch auf mich selbst aufpassen, Dad«, zog er Yuuki auf und rollte mit den großen, dunklen Augen. »Wenn ich ihn erwischt hätte könnten wir es jetzt aus ihm herausprügeln, wo die anderen sind.« Er schlug die Faust in die andere Handfläche. Eigentlich wirkte er alles andere als gewalttätig, aber Verzweiflung trieb wohl auch ihn zu ungewöhnlichen Handlungen. Niemand in der Runde wäre überhaupt auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet Uruha sich einer Hetzjagd hingab und jetzt so euphorisch reagierte.
 

»Oder wir wären nur noch zu dritt«, sagte Yuuki trocken und drehte sich um. Sein Interesse war schon wieder eingeschlafen und er wollte gehen. Uruha sah ihm nach und erhob dann endlich wieder die Stimme.
 

»Ich werde die Polizei holen.« Er sah zu Atsushi und Kazuki. »Mir reicht es schon lange und scheinbar werden wir allein nicht mit ihm fertig. Ich ziehe los und hole Hilfe - sonst haben wir wirklich verspielt.« Die Idee war durchaus eine gute und Kazuki fragte sich, warum sie nicht schon früher darauf gekommen waren. Genauso gut hätten Byou und Manabu darauf kommen können, doch von ihnen gab es bisher auch kein Lebenszeichen.
 

»Zu Fuß wirst du ewig unterwegs sein«, moserte Yuuki noch aus der Ferne, aber das überhörte Uruha geschickt. Mit den beiden anderen ging er zu seinem Zimmer und zog sich ein paar frische Sachen an. Hoch motiviert schien er ja zu sein. Zur Vorsicht nahm er auch sein Handy mit. Vielleicht würde er ja endlich Empfang haben, wenn er ein Stück von dem Anwesen und dem Wald entfernt wäre. Kurz besprach er sich noch mit Kazuki und versicherte ihm, dass er sich so sehr beeilen würde wie es nur ging. Es würde alles gut gehen, nicht wahr? Er, Yuuki und Atsushi mussten nur die Stellung halten und aufpassen, dass ihnen nichts passierte. Das konnte doch gar nicht so schwer sein, oder?
 

~*~
 

Schließlich ging Uruha wirklich und machte sich eilig auf den Weg, um Hilfe zu holen. Wahrscheinlich war sein Tempo aber eher darin zu ergründen, dass der Himmel sich immer mehr zuzog und eine bedrohlich dunkle Färbung angenommen hatte. Das Wetter passte wirklich perfekt zur Stimmung und drückte diese mit jedem weiteren Grollen noch weiter in den Keller. Bestimmt würde es bald regnen und ein fürchterliches Unwetter geben. Im Moment konnte man an der Farbe des Himmels nicht mal die Tageszeit erkennen. Es sah eher so aus als würde die Nacht hereinbrechen, dabei war es noch nicht einmal ganz Mittag. Normalerweise mochte Kazuki es, wenn es gewitterte. Es war einfach unglaublich gemütlich - solange man im Haus, am besten in seiner gemütlichen Wohnung war. Dann fehlte nur noch ein heißer Tee zum Glück - und vielleicht ein Mann, an den man sich kuscheln konnte. Leider hatte Kazuki im Moment nichts davon in Aussicht. Zwar war Yuuki anwesend, aber an gemütliche Kuschelstunden durften sie gerade nicht denken.
 

Kaum war Uruha verschwunden, sorgte Kazuki sich ein wenig um ihn und verschränkte die Arme nachdenklich vor der Brust. Hoffentlich ging das gut… aber eigentlich war er ja erwachsen genug und würde schon wissen was er tat. So viel Vertrauen musste er wohl einfach aufbringen. Damit würde er wenigstens das Ende dieses Albtraums auslösen. Kazuki sehnte sich so nach seinem Zuhause und seiner kleinen, heilen Welt und er erkannte, dass sein Leben bisher recht unproblematisch verlaufen war - wenn man einmal von seinem Pech in der Liebe absah, aber das ging immerhin vielen, wenn nicht sogar den meisten so.
 

Und dann wollte auch Atsushi die Runde plötzlich verlassen. Er sagte, dass er seine Ruhe brauchte und ein wenig Zeit mit sich allein verbringen müsse. Selbst seine freundliche und höfliche Art hatte klein bei gegeben und war jetzt eher zynisch und selbstbesessen. Er wirkte gebrochen und schien keinerlei Hoffnungen zu hegen, dass Taa noch am Leben war - wahrscheinlich war er sich auch selbst vollkommen egal. Es gefiel Kazuki nicht, dass sich noch jemand absonderte, aber darin hindern konnte er ihn freilich nicht und musste mit ansehen, wie er einen der langen Gänge nahm und wahrscheinlich in seinem Schlafzimmer verschwand.
 

So trat er mit Yuuki den Weg zurück zum Esszimmer an und er folgte dem Blonden, als er in die Küche ging und die Besteckkästen aufzog.
 

»Was tust du da?«, fragte der Rothaarige und lehnte sich in den Türrahmen. Skeptisch war eine seiner schmalen Brauen in die Höhe gewandert.
 

»Wir sollten uns irgendwie verteidigen können, meinst du nicht?« Er sah Kazuki mit einem leichten Grinsen an und versuchte bei ihm eine abscheuliche Gänsehaut. Verteidigen? Kazuki sollte sich mit einem Messer gegen diesen kranken Täter behaupten? »Aber irgendjemand hat vorgesorgt.« Kazuki trat näher zu ihm und sah, dass die Kästen beinahe leer waren. Ein paar im Moment unnütze Dinge lagen noch darin wie Flaschenöffner und ein paar Holzlöffel - nicht gerade überzeugend oder bedrohlich. Yuuki schien davon aber nicht wirklich verunsichert zu sein. Stattdessen nahm er Kazuki mit zu seinem Zimmer und holte einen länglichen Gegenstand heraus, der mit Stoff verpackt worden war. Schnell entfernte er diesen und zum Vorschein kam ein scharfes, langes Küchenmesser mit kühl leuchtender Klinge.
 

»Ist das dein Ernst?«, fragte Kazuki und zog eine Braue in die Höhe. Es wurde wirklich immer verrückter und makaberer - und das spiegelte sich auch in Form einer widerlichen Gänsehaut auf seinem Körper wieder. Nur keine Panik - sagte er sich und schüttelte den Kopf. Schon bald würde er auch verschwinden können und vielleicht, wenn alles gut ging, in ein paar Wochen oder Monaten darüber herzlich lachen.
 

»Ich konnte mir denken, dass so was passiert und habe vorgesorgt, als dein Freund verschwand.« Zumindest ein positiver Aspekt, denn einen Moment war Kazuki davon ausgegangen, dass der Blonde immer mit einer Waffe durch das Leben spazierte.
 

»Bitte erinnere mich nicht dran«, seufzte Kazuki und fuhr sich durch das rote Haar. »Bleib einfach bei mir - ich glaube ich könnte so ein Ding nicht bei einem Menschen einsetzen.« Es musste einfach ein schreckliches Gefühl sein, wenn man jemandem ein Messer in die Brust jagte und Kazuki verstand nicht, wie Mörder es über sich brachten so etwas zu tun. War Yuuki dazu im Stande so etwas zu tun? Auf jeden Fall traute er es ihm eher zu als sich selbst.
 

Gerade philosophierte Kazuki noch etwas darüber, als es plötzlich dunkel um sie herum wurde und das Licht ausfiel. Sofort war er wieder ganz nah bei Yuuki und presste sich an ihn heran. »Was war das?«, flüsterte Kazuki und versuchte seine Augen dazu zu zwingen sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
 

»Jemand will anscheinend nicht, dass wir sehen mit wem wir es zutun haben.« Amüsierte Yuuki das etwa? Kazuki kämpfte schon wieder mit der kalten Flüssigkeit in seinem Körper und seinem sich umstülpenden Magen. Ihm gefiel das alles ganz und gar nicht.
 

»Hast du auch den Verdacht, dass Atsushi hinter all dem steckt?« Der Gedanke kam Kazuki, als ihm einfiel, dass dieser sich abgesondert hatte. Wahrscheinlich war das wirklich ein perfider Plan und vor allem Absicht, dass sie jetzt im Dunklen standen.
 

»Er macht sich aus dem Staub und kurz danach fällt der Strom aus - verdächtig, oder?« Gleich gefror dem Rothaarigen bei seinen eigenen Worten das Blut erneut in den Adern. Das ergab viel zu viel Sinn und er kam mittlerweile als einziger Schuldiger noch in Betracht. Aber warum tat er das seinem eigenen Sohn an? Warum fügte er ihm Schmerzen zu? Und warum Ruki und Jin, die ihm absolut nichts böses getan hatten? Dahinter konnte ganz klar nur Geisteskrankheit stecken. Oder verbarg sich noch eine viel düstere Geschichte dahinter?
 

Kazuki schluckte und versuchte die aufkeimende Angst herunter zu würgen. Es war einfach widerlich zu wissen, mit dem Täter in einem Raum geschlafen zu haben. Wahrscheinlich waren sie nur zu viele gewesen und er musste damit rechnen, dass die verbliebenen Drei ihm einen Strich durch die Rechnung machten. Dagegen sprach jedoch ganz entscheidend, dass Uruha den Täter durch das Haus gehetzt hatte und Atsushi zu dem Zeitpunkt bei Yuuki gewesen war. Vielleicht litt Uruha aber auch nur an Wahnvorstellungen und war seiner Hoffnung nachgeeilt, dieses Albtraum beenden zu können. Oder war es doch Uruha selbst? Immerhin war er nicht mehr da und niemals in seiner Nähe gewesen, wenn etwas passiert war.
 

Fragen über Fragen und keine verschaffte Kazuki ernsthaft Klarheit - im Gegenteil, denn sie verwirrten ihn nur noch mehr. Nun aber packte Yuuki seine Schultern und schob ihn die Ecke des Zimmers hinter dem Schrank, um ihn dann auf den Boden zu drücken, damit er sich hinsetzte. Stark und zwingend waren seine Hände zu ihm.
 

Mittlerweile hatte auch der Regen eingesetzt und der stürmische Wind heulte und zerzauste die Bäume draußen. Ein leises Rauschen erfüllte die sonst so unangenehme Stille - eigentlich ein so schönes Geräusch, aber eben nicht jetzt.
 

„Du bleibst hier – hast du mich verstanden?“, redete Yuuki eindringlich auf ihn ein und in einer Tonlage, die Kazuki von ihm einfach nicht kannte. Er konnte sie nicht einmal einordnen – nur die Angst, die er selbst in sich spürte, fand er nicht - seine eigene staute sich dagegen in seinem Brustkorb zusammen. Yuuki war so vollkommen anders als er, beinahe gleichgültig und ohne Scheu. Wie konnte man nur so sein? Die Bezeichnung Mysterium erschien Kazuki als die plausibelste, wenn auch furchteinflößendste, denn er wusste nicht, welche düsteren Geheimnisse sich vielleicht noch in ihm verbargen. Wahrscheinlich wollte der Einzelgänger aber nur nicht jedem zeigen, wie er wirklich war. Erst recht nicht in dieser Lage.
 

»Du kannst mich doch nicht allein lassen!«
 

»Ich muss - und du wirst hierbleiben und aufpassen, dass deinem hübschen Hintern nichts passiert.« Kazuki mochte das nicht. Yuuki sollte sich nicht in Gefahr bringen und sich seinem Verdächtigen ausliefern. Dennoch nickte er rasch, denn er wusste, dass er es ihm nicht ausreden konnte und nahm das Messer zittrig entgegen, welches Yuuki ihm zur Selbstverteidigung überließ und ihm fest in die Hand drückte. Er musste einfach fühlen können, wie Kazuki bebte. Seine Hände lagen auf denen des Rothaarigen und sie sahen sich fest in die Augen - so gut die Dunkelheit es zuließ. Wie konnte ein Gewitter es nur so dunkel machen? Es fühlte sich an als wäre es bereits Nacht.
 

„Falls dir jemand etwas tun will, dann nutze es.“ Nochmals schnelle Kazukis Kopf auf und ab. Er schluckte laut und trocken ohne die wirkliche Aussage zu begreifen und seine Unfähigkeit richtig einzuschätzen. Dieses Gefühl war mit erstickender Nervosität bestens zu vergleichen - als würden sich seine Organe zu einem winzigen Knäuel zusammen schnüren und ihre eigentliche Funktion vergessen. Absolut kein Gefühl welches man sich oder einem anderen wünschte.
 

Yuuki wollte sich gerade von ihm lösen und war im Inbegriff aufzustehen, da klammerte sich eine von Kazukis Händen an seinem Armen fest und zog ihn zurück. Ihre Blicke begegneten sich erneut und in einem Bruchteil einer Sekunde wog er ab, was er tun sollte.
 

„Pass auf dich auf!“, wisperte er mit belegter Stimme. Das Herz schlug ihm bis zum Hals und er hatte Mühe es hinunter zu würgen. Er schlang seinen Arm einfach um Yuukis Hals und drückte seinen Körper an ihn. Ihre Lippen trafen unvorbereitet aufeinander. Dies war ganz sicher nicht der rechte Zeitpunkt für zärtliche Küsse. Der Blonde legte aber auch die Arme um ihn und drückte ihn so sehr es nur ging an sich. Der Kuss war fest, aber viel zu kurz und schließlich löste Yuuki sich und sah Kazuki in die Augen, die leicht flackerten.
 

„Das soll nicht der letzte Kuss gewesen sein“, sagte der Rothaarige mit leicht zärtlichem Unterton und schaffte es ein bisschen zu lächeln. Vielleicht hatte er eine solch extreme Situation gebraucht, um ihm seine Gefühle zu zeigen. Dann entließ er Yuuki und sah ihm nach, wie er verschwand und die Tür wortlos hinter sich schloss. Allein blieb Kazuki zurück und sah noch lange Minuten zur Tür, durch die er verlassen worden war. Mit beiden Händen umklammerte er nun die Waffe in seinen Händen und lauschte seinem rasanten Herzschlag, der selbst den strömenden Regen übertönte. Er schloss die Augen und lehnte den Kopf an die Wand und versuchte seine Ruhe halbwegs zurück zu gewinnen. Aber sowohl die bedrohliche Situation als auch der Kuss ließen das nicht zu. Er konnte es nicht einmal genau sagen warum sich dieses Pochen in seiner Brust nicht beruhigen konnte und was der wirkliche Auslöser war. Das Verarbeiten mußte er wohl erst einmal hinten anstellen.
 

Plötzlich hörte er ein dunkles Grollen und zuckte zusammen. Sofort presste er sich noch fester gegen die Wand und zog die Beine eng an seinen Oberkörper. Wie ein kleines Kind fühlte er sich, welches bei Gewitter Angst hatte und nach seinen Eltern schrie oder in deren Bett flüchtete. Nur war Kazuki stumm und drückte die Lippen so sehr aufeinander, dass sie darunter zu zwirbeln begannen.
 

Das war nur das Gewitter! Ganz ruhig! - versuchte er sich zu beruhigen. Doch als ein heller Blitz den Raum erleuchtete und merkwürdige Schatten über die Wände schickte, war es mit seiner Ruhe vorbei. Er musste einen Schrei erneut unterdrücken und klammerte sich an das Messer. Dabei übersah er, dass eine Hand mehr die Klinge als den Griff umschloss und sie sich sofort in seine Haut bohrte. Er zuckte zurück und blickte auf seine Hand. Warum nur war es so schrecklich dunkel? Erkennen konnte er seine Verletzung nicht - aber ein leichtes Pochen spürte er dennoch und wie es zu schmerzen begann. In seiner Hand sammelte sich etwas Blut und rann über sein Handgelenk zum Arm. Wie ungeschickt er doch war!
 

Es wurde von Minute zu Minute schlimmer, sein Herz raste und raubte ihm den Atem und die Wunde machte es auch nicht wirklich besser. Er wollte nicht mehr warten. Während er versuchte zu erkennen, wie sehr er sich verletzt hatte, musste er an Jin denken. Welch schreckliches Schicksal musste ihn ereilt haben? Und nun lief Yuuki vielleicht auch gerade Wegs in sein Verderben und er saß nur wie ein vom Donner gerührtes Kaninchen in seiner Ecke. Weder half er jemandem, noch konnte er sich selbst verteidigen.
 

Diese Vorstellung war einfach nicht auszuhalten und ihm drehte sich bei dem bloßen Gedanken der leblosen Körper seiner Liebsten der Magen um. Eigentlich hatte Jins Blut schon gereicht, um die schlimmsten Vermutungen aufzustellen. Was war ihm nur zugestoßen? Nun war nur noch er und Yuuki übrig und das widerliche Wissen, wer es gewesen sein musste. Es konnte ein Zufall sein, dass Atsushi verschwand und nur Momente später der Strom ausfiel. Ihre einzige Hoffnung war Uruha und Kazuki betete, dass er bald mit der Polizei kommen würde und weder ihm selbst noch Yuuki etwas zustoßen konnte.
 

Die Panik kroch in dem großgewachsenen Mann schon wieder viel zu schnell hinauf und alle Versuche sich selbst ein wenig zu beruhigen bewirkten genau das Gegenteil und verschlimmerten seine Horrorvorstellungen noch. Er war allein. Allein in einem unheimlichen, riesigen Haus, in dem kein Licht mehr brannte. All seine Freunde hatte er verloren und er bezweifelte immer mehr, dass sie sich jemals wieder sehen würde. Lange konnte es nicht mehr dauern, bis auch er gefunden wurde und ihm das gleiche widerfuhr, was auch mit Jin geschehen war - das wurde ihm mit einer einmalig tiefen Gänsehaut bewusst. Und er würde sich nicht wehren können – nicht einmal mit dem Küchenmesser. Er war einfach nicht dazu im Stande.
 

Angst stieg erneut in ihm hoch und drohte ihn zu erdrücken – die Luft in seinen Lungen wurde immer knapper. Was sollte er nur tun? Er konnte nichts erkennen, denn seine Augen wollten sich einfach nicht genug an die Dunkelheit gewöhnen. Selbst der Schmerz in seiner Hand schien von dem vielen Adrenalin in seinen Adern betäubt zu werden.
 

Alles was Kazuki noch wusste, war der Weg zum Ausgang und ehe er weiter nachdenken konnte sprang er auch schon auf. Und spätestens, als ein weiterer fürchterlich greller Blitz den unheimlichen Raum erhellte, rannte er auch schon los. Er hielt es einfach keine Sekunde länger aus und war dem Verlust seiner Nerven so entsetzliche Nahe, dass er beinahe schreien wollte.
 

Er musste verschwinden – er wollte einfach nicht sterben. Vielleicht war es selbstsüchtig, aber jetzt galt es einfach nur noch zu überleben. Manabu hatte Recht - Jin würde nicht wollen, dass auch er starb bei dem völlig wahnsinnigen Vorhaben den Täter zu stellen. Hastig eilte er zum Hauseingang und den eigentlich so hübschen Türen. Sie mussten einfach offen sein und Kazuki schaffte es gerade so noch abzubremsen um nicht dagegen zu schlagen. Seine Finger griffen zittrig nach den Griffen und zerrten sie auf - es war tatsächlich offen!
 

Nun trat Kazuki nach draußen und wurde sofort mit eisigem Regen und heulendem Wind begrüßt. War es hier wirklich besser als in dem Haus? Wer wusste schon, was hier noch alles auf ihn lauern würde? Kazuki erschauderte und rieb sich über die Oberarme. Das Wetter erschien ihm brutal und einsam und die grellen Blitze, die ab und zu den Himmel zerrissen ließen den jungen Mann schaudern.
 

Langsam setzte der Rothaarige einen Fuß vor den anderen und entfernte sich von dem Anwesen, in der er so viel Schlimmes erlebt hatte. Flucht war richtig, nicht wahr? Er musste doch flüchten, wenn er überleben wollte, Aber warum gehorchten seine Beine nicht und bewegten sich nur so langsam?
 

Innerhalb von Sekunden war Kazuki bis auf die Knochen durchnässt. Die Kleider klebten feucht und schwer an ihm und er fragte sich, wie weit er überhaupt kommen würde. Wohin sollte er laufen? Byou und Manabu waren mit großer Sicherheit zum Auto geflohen und damit davon gebraust. Außerdem besaß er ja nicht einmal einen Schlüssel für das Fahrzeug. Seine Orientierung und sein Mut waren gleich Null und er blieb einfach sehen. Es nützte nichts zu verschwinden. Und außerdem war da noch etwas. Etwas wesentlich wichtigeres als sein eigenes Wohl.
 


 

Yuuki.
 

Er war noch in der Villa! Allein! Wie hatte er ihn nur zurück lassen können?
 

„Verdammter Mist!“, verfluchte er sich und überlegte kurz. Er konnte Yuuki zurück lassen und ihn vielleicht dem Tod überlassen – oder umkehren und ihm beistehen und vielleicht mit ihm sterben. Er konnte nicht glauben, dass er diese Alternative in Erwägung zog. Aber es war Yuuki – und er liebte diesen Mann einfach zu sehr, um ihn auch noch zu verlieren. Allein der Gedanke, wie er niedergestreckt wurde, wollte ihm das Herz zerreißen. Wieder erinnerte er sich an die kurzen schönen Momente mit ihm und er war sich sicher, dass Yuuki ihn niemals allein zurück lassen würde. Kazuki beschloss lieber an seiner Seite zu sterben als ein Leben lang in Einsamkeit zu bereuen, was er getan hatte. Endlich schöpfte er wieder Mut und machte auf dem Absatz kehrt und stieß die Türen auf. Er ließ den Blick über das verlassene Foyer schweifen, bis hin zu den zerstörten Schiebetüren. Der Regen peitschte gegen die eine Seite und durchnässte auch die Schwelle und denn sonst so edlen Boden.
 

Am Anfang war Kazuki dieser Ort so wunderschön vorgekommen und minutenlang war er bewegungsunfähig gewesen und sich seiner Bewunderung hingegeben. Jetzt fühlte er nur noch Abscheu und die Bedrohung, die hinter den anliegenden Gängen und Türen lauern konnte. Aber einen Rückzieher würde Kazuki nun auch nicht mehr machen, denn sein Entschluss stand längst fest.
 

Rasch lief er zurück zu seinem Zimmer, doch eher er dort ankommen konnte, rannte er jemandem direkt in die Arme. Eine Hand presste sich auf seine Lippen und versiegelte sie mit festem Druck, während er nach hinten gezogen wurde. Er fand sich an einem Körper wieder, der ihn mit sich in die Dunkelheit zerrte. Ein Schrei wollte ihn verlassen, aber es ging nicht und er riss die Augen nur in tödlicher Angst auf.
 

Er war geliefert – es war vorbei! Dieser Irre hatte ihn gefunden. Mit panisch klopfendem Herzen fielen Kazuki die Lider zu – er erwartete den Schmerz, der ihm den Tob bringen würde. Er hatte den Kampf verloren…
 

Fortsetzung folgt

Kapitel: 6/6
 

Disclaimer: Alle handelnden Personen gehören nur sich selbst – ich habe sie mir nur für die Geschichte ausgeborgt x)
 


 

King of my Castle
 


 

Kapitel 6
 

Kazukis Herz flatterte. Ihm stockte der Atmen und er war regelrecht außer Gefecht gesetzt und unfähig auch nur irgendetwas zu tun. Aber es geschah nichts. Ewige Sekunden, die sich anfühlten, als wären sie Stunden. Schließlich kroch auch die zweite Hand über seinen Körper. Sie schob sich über seine Taille zum Bauch und blieb dort liegen, um Kazuki einen merkwürdigen Schauder durch den ganzen Körper zu schießen. Dann summte ein leiser Ton in sein Ohr, der ihm deutlich machte, dass er still sein sollte. Kazuki roch das herbe Parfüm, spürte die großen, bekannten Hände. Genau genommen verstand er rein gar nicht, was das zu bedeuten hatte, aber die Finger auf seinem Mund löste sich einer nach dem anderen und er wurde umgedreht. Seine Augen weiteten sich, als sich seine Vermutung bestätigte.
 

»Yuuki…«, wisperte er fast tonlos und bekam das Summen, welches dieses Mal aber eher einem Zischen glich und ihm das Sprechen verbieten sollte, noch einmal. Yuuki zog ihn in das Zimmer, in dem er ihn zuvor angewiesen hatte auf ihn zu warten und sah ihn durchdringend an.
 

»Was machst du denn da draußen? Ich hatte doch gesagt, dass du hier bleiben sollst!«, sagte er ärgerlich und packte Kazuki bei den Schultern. Doch alles, was der tat, war die Flucht in seine Arme. Er drückte sich fest an den warmen Körper – an ihn, für den er zurück gekommen war und es nun in kleinster Weise bereuen konnte. Es ging ihm gut! Er war unversehrt. Eigentlich sollte Kazuki ihn sich unter den Arm klemmen und das Weite suchen.
 

»Ich habe Angst bekommen und wollte abhauen, aber dann habe ich an dich gedacht und wollte dir helfen!«, erzählte er, wobei sich seine Worte in der Aufregung fast überschlugen und Yuuki einige Mal blinzelte, als würde er ihn damit besser verstehen. Was sollte Kazuki nur zuerst fühlen? Freude, über das Widersehen? Angst, weil er wieder in der Villa war? Selbst eine merkwürdige Erregung zuckte durch seinen Leib, als er diesen himmlischen Körper an sich spürte, nach dem er sich eigentlich schon jahrelang so verzweifelt sehnte. Yuukis lange Arme legten sich um ihn und strichen ein wenig fahrig über seinen Rücken. Jedoch fing er sich schnell wieder und hob Kazukis Kinn an.
 

»Dafür ist jetzt keine Zeit«, begann er. »Ich habe einen Eingang zu einem unterirdischen Gang gefunden und wollte dich holen. Du besitzt die einzige Waffe.« Kazuki schluckte nur trocken bei der Erinnerung an das Messer und tastete sich schnell ab. Wo war es hin? Eilig ging er seinen anfänglichen Fluchtversuch durch, aber er hatte vergessen, wo er das Ding verloren hatte. Er war einfach so schrecklich aufgeregt gewesen, dass ihm dieses kleine Detail entwischt war.
 

»Ich… ich hab es irgendwo verloren«, beichtete er und wurde kreidebleich. Yuuki schloss nur die Augen und stöhnte etwas gequält auf. Das machte es nicht wirklich leichter, aber er blieb weiterhin gelassen. Allerdings konnten sie sich jetzt nicht einmal mehr verteidigen. Kazukis wurde sofort wieder unruhig – das gute Gefühl, das er durch das Widersehen zurück gewonnen hatte, ging ihm erneut verloren.
 

»Dann muss es ohne gehen. Ich kann mir eh nicht vorstellen, dass wir es brauchen«, durchschnitt Yuuki seine Gedanken und zog ihn am Arm mit sich. Schnell gingen sie den Gang entlang und zu einem der Privaträume.
 

»Wie meinst du das? Willst du den Sakurai mit den Händen erwürgen?« Dafür bekam er nur einen bitterbösen Blick, aber woher sollte Kazuki auch wissen, was das alles bedeutete? Es wurde wirklich höchste Zeit, dass man ihn aufklärte. »Oder war er es gar nicht?« Yuuki schüttelte nur den Kopf. Was war denn plötzlich los? Woher wusste er denn, wer es war? Hatte er etwa doch etwas damit zutun?
 

Der Raum, den sie aufsuchten, befand sich im Erdgeschoss. Kazuki wusste nicht, ob er überhaupt genutzt wurde, denn es roch etwas muffig und aufgeräumt hatte man da drin wohl auch schon ewig nicht mehr. Es glich eher einer Abstellkammer als einem Zimmer. Dort angekommen sah Kazuki aber schon, was Yuuki angesprochen hatte. Wie auch in Jins Zimmer war eine der Bodenplatten herausgelöst worden. Allerdings führte durch diesen ein Gang und zeigte nicht nur nackten Holzboden. Ein wenig gespenstig war es ja schon und kurz zögerte Kazuki. Seine Gesichtsfarbe war eh schon einem merkwürdigen Weiß gewichen und das Unbehagen machte sich fleißig in ihm breit. Yuuki aber ging die Treppe hinab ohne sich umzusehen, und so folgte auch der Rothaarige ihm schnell nach und blieb ihm dicht auf den Versen. Ein wenig ängstlich ergriff er seinen Oberarm und hielt sich fest, damit er nicht verloren gehen konnte.
 

»Also? Wer war es?«, flüsterte er gespannt. Die Stufen waren schmal und scheinbar viel älter als alles was darüber lag. Offenbar sollte dieser Bereich eigentlich nicht mehr genutzt werden. Kazuki sah genau auf seine Füße um nicht auszurutschen und Yuuki in den Rücken zu fallen. Wahrscheinlich wären sie dann höchst unelegant hinunter gesegelt und dem ominösen Täter direkt vor die Füße.
 

»Das wirst du gleich sehen.«
 

»Sag mir endlich wer er war! Ich will wissen wer mir meine Freunde wegge-« Bevor Kazuki den Satz beenden konnte, kamen sie in einem achteckigen Raum an, der sogar ein wenig erleuchtet war. An einer Seite befand sich die Treppe - an allen anderen eine Zelle. Das Gemäuer wirkte mittelalterlich mit seinen grauen Wänden und verströmte einen seltsamen, ihm unbekannten Geruch. Aber das wurde schnell nebensächlich, denn Kazuki traute seinen Augen nicht, als er all seine Freunde in dem Kerkergewölbe sah. Seine Freunde und auch Ruki – alle waren sie da, keinem war etwas geschehen. Zumindest wenn man einmal davon absah, dass jeder in einer Zelle saß. Um Jins Kopf wandte sich ein weißer Verband, aber sonst schienen sie unversehrt zu sein. Jeder war einzeln eingesperrt - nur Byou und Jin teilten sich eines der kleinen Gefängnisse.
 

Moment mal… Byou und Manabu waren hier? Kazukis Augen blinzelten ungläubig. Die beiden waren doch eigentlich davongelaufen - das hatte Kazuki mit eigenen Augen gesehen! Wie konnte es sein, dass er und auch sein schwarzhaariger Freund hier unten hockten? Deren Augen richteten sich nun auf die Besucher und sofort schmückte sich Byous Gesicht mit einem erleichterten Lächeln.
 

»Ich glaub‘s ja nicht!« Kazuki konnte es nicht fassen, dass man seine Freunde einfach so gefangen hielt. Gleichzeitig war er aber auch erleichtert sie so vorzufinden - und nicht leblos am Boden liegend oder in ihre Einzelteile zerlegt. In seinen Vorstellungen war ihm so ziemlich jeder Wahnsinn in den Sinn gekommen.
 

»Lauf weg Kazuki! Oder dir wird das gleiche passieren!«, wollte Byou ihn warnen und trat an die eisernen Gitterstäbe - das Lächeln war viel zu schnell wieder verschwunden. Im gleichen Moment ließ Kazuki Yuukis Arm aber auch schon los und eilte zu seinem vermissten Freund. Durch die Stäbe griff er nach seinen Händen und drückte sie. Sie waren kalt und schmutzig und ein wenig aufgeschürft, aber das spielte im Moment keine Rolle.
 

»Geht es euch gut? Was ist passiert? Und wer war das?« Schon wieder waren seine Worte viel zu schnell. Er würde ganz bestimmt nicht weglaufen und sie allein lassen. Nun war er nur noch einen winzig kleinen Schritt davon entfernt sie alle zu befreien. An Flucht war einfach nicht mehr zu denken. Wenn er jetzt die Schlösser aufbekommen würde und sie befreien könnte…
 

»Uns geht es gut - wir sind ihm im Wald zum Opfer gefallen. Bitte - du musst verschwinden!« Kazuki schüttelte wild den Kopf und sah ihn aus großen, abenteuerlustigen Augen an. Wahrscheinlich konnte ihn in diesem Zustand niemand mehr umstimmen. Er würde seine Freunde befreien - alle - und dann würden sie verschwinden und sich nie wieder umdrehen.
 

»Was hat er euch angetan?« , fragte er nochmals eindringlich und wollte Byou zwingen den Mund aufzumachen. Die Frage nach dem Namen wollte schon hinterher poltern.
 

»Nichts…«
 

»Nichts?!«
 

»Ich hab ihnen nichts getan, Kazuki. Ihnen fehlt nichts«, meldete sich eine andere Stimme zu Wort. Erschrocken fuhr der Angesprochene herum und sah zur Mitte des Raumes, in der ein schmaler, hellblonder Junge stand und ihn ansah. Kazuki blieben die Worte im Hals stecken, als er ihn erkannte.
 

»Taa?« Kazuki war so fest davon ausgegangen, dass es Atsushi gewesen war, dass er niemals auf dessen Sohn gekommen wäre. Sein zweiter Verdacht wäre auf Uruha gefallen. Aber Taa selbst war doch eines der Opfer gewesen - wie konnte das nur sein? Doch er nickte nur in merkwürdiger Trance und verwässerten, trüben Augen. Er machte einen Schritt auf den Rothaarigen zu, doch bevor er sich ihm wirklich nähern konnte, fuhr Yuuki mit misstrauischem Blick dazwischen und stellte sich vor Kazuki. Er würde die Gewalt notfalls auf sich prasseln lassen, wenn es nötig war, auch wenn es ihm schrecklich widersprüchlich vor kam, dass ein kleiner zierlicher Junge wie er hinter all dem stecken sollte und es wagen würde auf einen Mann von Yuukis Statur loszugehen. Aber diese Reaktion verschreckte den jungen Taa scheinbar so sehr, dass er den Fuß gleich wieder zurück setzte.
 

»Gib auf, Taa. Es ist vorbei!«, drohte Yuuki überlegen und mit feurigem Blick, doch der schmale Junge wich nur noch weiter zurück. Seine Augen waren leer und traurig und er wirkte eher wie eines der Opfer, dem schreckliches widerfahren war und der jetzt gänzlich missverstanden wurde. Kazuki erschrak vor ihm - was war nur mit ihm geschehen? Nur zu gut erinnerte er sich noch an ihre erste Begegnung, als er so liebevoll gelächelt hatte. Er war sehr zuvorkommend und höflich gewesen und stets mit einem Lächeln auf den Lippen umher spaziert. Niemals hätte Kazuki gedacht, dass ausgerechnet er hinter all dem Spuck steckte. Irgendetwas musste hier faul sein.
 

»Ich habe ihnen nichts getan. Es geht ihnen gut«, versicherte Taa ihnen nochmals und sah überprüfend zu den Gefangenen, um noch mal sicher zu gehen. Er wirkte nicht wie ein Verbrecher, sondern wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hatte und jetzt dafür den Ärger seiner Eltern einstecken musste. Viel zu spät erkannte Kazuki, dass er ein Messer in der Hand hielt.
 

»Wenn ihr nicht gewesen wärt…« Seine Stimme war dumpf. »wäre ihnen niemals etwas passiert.« Er richtete seine Worte an Yuuki. Seine Laune schwang augenblicklich um und er wurde zornig. Auf einmal schien er sich angegriffen zu fühlen.
 

»Hör sofort auf damit, Taa!«, erklang eine weitere Stimme. Von der Treppe meldete sie sich, an deren Ende stand Atsushi. Sein Blick war streng und fixierte seinen Sohn, der zu ihm herumfuhr.
 

»Keinen Schritt weiter«, knurrte er gleich angriffslustig wie ein wildes, gereiztes Tier - es fehlte nur noch, dass er die Zähne fletschte. Er hatte keine Nerven mehr für Spielchen und sofort zeigte er noch ein drittes Gesicht: eines, welches noch viel wütender war und vor nichts und niemandem mehr zurückschrecken würde. Oder täuschte das? War der traurige Junge nur eine Masche um sie auszutricksen? War Taa wirklich so gerissen? Kazuki stand noch immer bei Byous Zelle, dicht bei ihnen Jin und Yuuki.
 

»Oder ich…« Taa dachte nicht lange nach, da hielt er sich das Messer auch schon an die Kehle und legte den Kopf so zurück, dass es nur einen einzigen Schnitt brauchte, um sich das Leben auszuhauchen. An diesem Ort würden sie nicht sehr schnell mit ärztlicher Unterstützung rechnen können und wenn Taa seine Drohung wahr machte, würde er sterben - vor ihren Augen. Aber was sollte das alles? Fast alle Anwesenden zogen scharf die Luft ein und rissen die Augen auf.
 

»Wenn es auch nur einer von euch wagt sich mir zu nähern, bringe ich mich um!« Kazuki presste sich die Hand auf den Mund und auch Atsushi schien um Fassung bemüht - gerade fand er sein Kind wieder und musste feststellen, dass dieses dem Wahn vollkommen erlegen war. Allein Yuuki behielt scheinbar einen kühlen Kopf und erhob die Stimme.
 

»Beruhige dich, Taa. Es wird alles wieder gut, wenn du ein bisschen mit uns zusammen arbeitest.«
 

»Das geht nicht!« Taa schüttelte den Kopf, das Messer nahm er nicht von sich, welches schon leicht in seine Haut schnitt und einen kleinen Riss hinterließ. Ein winziges bisschen Blut trat aus und ran über seine sonst so reine, weiße Haut.
 

»Du hast überhaupt keine Ahnung! Es hat doch alles keinen Sinn!« Niemand verstand, warum Taa so reagierte, doch besonders sein Vater schien wie gelähmt und bewegte sich keinen Millimeter. Selbst wenn er realisieren musste, dass sein Sohn hinter all dem Übel steckte - das er es selbst war, der ihm diesen Kummer bereitet hatte - wollte er nicht mit ansehen müssen, wie er sich ins Verderben stürzte.
 

»Erklär es uns, vielleicht können wir dir dann helfen«, versuchte Yuuki es so feinfühlig wie es ihm nur möglich war.
 

»Warum musstet ihr hierher kommen? Ohne euch hätte ich das niemals tun müssen!« Taa ignorierte ihn und seine Stimme zitterte gefährlich. Immer wieder huschten seine Augen zwischen seinem Vater und den beiden Männern hin und her, damit ihn niemand überrumpeln konnte. Erneut wandelte sich sein Ausdruck - in Verzweiflung. Er schien in Mitten eines Gefühlchaos zu stecken und wusste vielleicht selbst nicht wie ihm eigentlich geschah.
 

»Wovon redest du, Taa?«, meldete Kazuki sich sanft zu Wort und sah ihn an. »Was haben wir dir getan? Warum wolltest du uns allen was antun?«
 

»Das wollte ich doch gar nicht! Ich wollte nur…« Seine Stimme erstarb, aber er gewann einen kleinen Teil seiner Ruhe zurück. Wenn Kazuki mit ihm sprach fühlte er sich nicht wie ein Unmensch. Er hatte etwas wunderbar Warmes an sich - er sehnte sich nach solcher Wärme. Aber Kazuki bemerkte ihn nicht. Er hatte einen ganz anderen im Sinn - das war ihm natürlich nicht entgangen.
 

»Niemand sieht mich! Und das ist allein eure Schuld!« Taa sah wieder zu Atsushi, dessen Augen fragend zu ihm blickten. Eines wurde den Anwesenden aber klar: er war kein böser Mensch. Alles was ihn trieb war Einsamkeit und Verzweiflung.
 

»Ich dachte… wenn alle denken, dass hier Menschen verschwinden, würde der Ruf des Anwesens zerstört werden. Ich dachte, dass du dich dann endlich wieder mit mir beschäftigen würdest.« Taa klang gar nicht mehr so zornig wie am Anfang. Nun überwog die Trauer in seiner Stimme und so langsam verstanden die Anwesenden, was das alles bedeuten musste. Eigentlich war es sehr tragisch so etwas zu hören.
 

»Niemand von ihnen war jemals in Gefahr, ich habe sie nur betäubt und eingeschlossen, damit alle denken, sie wären einem Mörder zum Opfer gefallen. Sobald das alles vorbei gewesen wäre, hätte ich sie gehen lassen!«
 

»Wie konntest du das nur tun?« Es klang nicht wie eine Frage, als Atsushi endlich wieder zu seiner Stimme fand, doch als er sich zu seinem Kind bewegen wollte, drückte der gleich das Messer wieder fester an seinen Hals.
 

»Bleib wo du bist!«, entkam es ihm bissig - und Atsushi gehorchte.
 

»Und das Blut? Was hast du Jin angetan, wenn du ihn nur betäuben wolltest?«, fragte Kazuki und wurde von einem wachsamen Yuuki im Auge behalten, damit er nichts Dummes anstellen konnte. Er vertraute Taa nicht, auch wenn er überzeugt davon war, dass er ihnen allen nichts tun würde. Der einzige der jetzt noch in Gefahr war, war er selbst.
 

»Das war ein Unfall! Jin hat mich gesehen und sich gewehrt, also musste ich zu anderen Mitteln greifen und habe ihm... Ich hab ihn mit einer Flasche niedergeschlagen, aber ich wollte ihm doch niemals wehtun - das müsst ich mir glauben!« Wieder diese verzweifelten Augen. Kazuki glaubte, dass jeden Moment glasige Tränen aus ihnen austreten würden.
 

»Ich habe allen ein Tuch mit einer betäubenden Lösung auf das Gesicht gedrückt, damit sie bewusstlos wurden. Dann konnte ich sie besser von euch wegbringen.« Allein dass er das bei seinen geringen körperlichen Ausmaßen geschafft hatte, war ein kleines Wunder. Eines musste man ihm allerdings lassen: er hatte sich wirklich Mühe gegeben, damit er nicht aufflog.
 

»Aber was hast du dir angetan?«, fragte Kazuki, denn er erinnerte sich sehr wohl an den schmerzverzerrten Schrei, als Taa verschwunden war. Das Blut konnte schließlich nicht von allein dorthin gekommen sein, aber der junge Täter zeigte nur seinen Arm.
 

»Ich musste mir etwas einfallen lassen, damit ihr nicht auf mich kommt«, sagte er mit erstickter Stimme und gestand scheinbar nur vor Kazuki und blendete alle anderen aus. Nur wenn er eine Frage an ihn richtete blieb er so ruhig. Aber wie verzweifelt musste er gewesen sein, wenn er sich selbst verletzte, um den Verdacht abzulenken? »Du musst mir versprechen, dass keine Gäste mehr herkommen! Ich… ich brauche dich!« Taa richtete das Wort an seinen Vater. Er war völlig am Ende mit seinen Nerven - und das begriff auch Atsushi, der leise seufzte und den Blick resignierend senkte.
 

»Es tut mir so leid. Ich wusste doch nicht, dass dich das so belastet. Du hast nie etwas gesagt.« Nun endlich hörte sich der Ältere einsichtig an und er schien tatsächlich zu bereuen. In seinem Eifer für sein ,Hotel’ war seine eigene kleine Familie unter gegangen - so weit, dass Taa sich nur noch mit kriminellen Mitteln zu wehren wusste und mehr Menschen in den Mittelpunkt der Geschichte geraten waren, als es notwendig war.
 

»Bitte vergib mir, Taa. Ich werde es wieder gut machen, wenn du sie alle gehen lässt und das Messer wegwirfst. Es bringt doch nichts - niemand will, dass du dich verletzt.« Trotz dessen, dass er so ruhig sprechen konnte, klopfte Atsushis Herz rasend schnell und so aufgebracht wie niemals zuvor. Er bangte schon wieder um seinen Sohn - wenn er nun schon die Change bekam ihn zu retten, durfte er sie nicht verstreichen lassen. Und er selbst war Schuld gewesen, dass Taa so verzweifelt war. Dessen Augen füllten sich bei den Worten mit Tränen, die schließlich über seine Wangen kullerten. Er ließ den Arm mit dem Messer sinken und es fiel ihm schließlich aus der Hand und auf den steinernen Boden. Einfach so sackte sein gesamter Körper in sich zusammen und wollte schon hart aufschlagen, doch schnell war sein Vater zu ihm geeilt und fing den Jungen auf. Auch Kazuki und Yuuki waren sogleich an seiner Seite. Taa weinte einfach und machte seinem Kummer Platz, der ihm alle Kräfte aussaugte. Fest schmiegte er sich in die starken Arme, klammerte sich fest, damit sie ihn nicht wieder fallen lassen konnten. Er wollte nicht mehr allein sein, aber er wollte eigentlich auch nicht sterben. Aber hatte er überhaupt noch ein anderes Druckmittel nach seinem Geständnis gehabt?
 

Dennoch war die Gefahr für sein eigenes junges Leben gebannt und nachdem Taa nach lange Minuten mit geröteten Augen zu ihnen aufblicke und bemerkte, dass nicht nur sein Vater bei ihm war, musste er ein bisschen lächeln.
 

»Danke, dass ihr es herausgefunden habt«, sagte er an Kazuki gewandt und schenkte ihm einen zärtlichen Blick. Er hatte keine Angst vor Strafen oder was nun mit ihm passieren würde, denn jetzt gerade war er glücklich. Wieder sank er gegen seinen Vater und schloss die Augen. Er wurde ohnmächtig. Das alles musste ihn furchtbar viel Kraft gekostet haben.
 

»Es ist alles meine Schuld«, sagte Atsushi und löste den runden, mittelalterlichen Schlüsselbund von seiner Hose, um ihn Yuuki in die Hand zu drücken. Und dann hob er den bewegungslosen Körper auf. Scheinbar mühelos konnte er ihn tragen.
 

»Befreit eure Freunde«, sagte er und sah zu seinem schlummernden Taa. »Vielleicht solltet ihr dann besser gehen.« Mit diesen Worten verließ er die beiden, die sich ansahen und erleichtert aufatmeten. Sie bemühten sich die alten Schlösser schnell zu lösen und die Gefangenen zu befreien. Dankbar fielen sie sich in die Arme. Nur Yuuki hielt Abstand und beobachtete das Ganze aus sicherer Entfernung. Das waren wohl die abenteuerlichsten und verrücktesten Tage in seinem ganzen Leben gewesen. Er beobachtete, wie Kazuki seine Freunde immer wieder herzte und an sich drückte, dann untersuchte er zum dritten Mal Jins Kopf, ob er auch wirklich keine all zu schlimmen Verletzungen davon getragen hatte. Natürlich zog Byou ihn für sein mütterliches Benehmen auf, aber es war schön zu sehen, dass sie nicht mit einem Schock zu kämpfen hatten.
 

Nur Ruki wirkte etwas verlassen und grummelte vor sich hin. Seine zweite Hälfte fehlte und er fühlte sich merklich verlassen. Was er wohl dachte?
 

»Den Lover wollte die Polizei holen, um deinen Arsch zu retten. Tut mir leid, dass er jetzt nicht hier ist«, meinte Yuuki zu ihm ohne ihn dabei anzusehen. Lieber beobachtete er die anderen Vier - besonders diesen einen Rotschopf, dessen Augen wieder leuchteten und der nun auch einmal zu ihm sah, um ihm ein sanftes Lächeln zu schenken. Er sah immer ein bisschen frech dabei aus.
 

Ruki nickte nur und klopfte sich den Staub aus den Kleidern, dann ging er voraus und verließ die muffigen Räumlichkeiten als Erster. Aber auch die anderen folgten ihm kurze Zeit später.
 

»Woher wusstest du, dass es nicht Atsushi war?«, fragte Kazuki dann, als sie als gesammelte Gruppe die langen Treppen hinaufstiegen und wieder den wohnlichen Teil betraten, in dem mittlerweile auch wieder Licht brannte. Atsushi musste sich darum gekümmert haben. Auch das Gewitter war einem leichten Regen gewichen.
 

»Er hat es auch bei mir versucht und ich habe ihn gesehen«, meinte er. »Diese Sache mit dem Betäuben. Nur war ich ihm einfach überlegen.« Er zuckte mit den Schultern und tat es als nebensächlich ab. Nur Kazuki sprang ihm halb auf den Rücken, legte die Arme um seinen Hals und küsste seine Wange. Er belohnte Yuuki mit einem wunderbar sanften Lächeln.
 

»Du bist eben einfach ein Held! Ohne dich wären wir wohl alle im Kerker gelandet und wer weiß, wie lange Taa uns dort festgehalten hätte.« Yuuki nickte nur und wurde tatsächlich ein wenig rot. So etwas bei ihm zu sehen besaß höchsten Seltenheitswert. Er war eben einfach nicht der Mensch, der zu übermäßigen Gefühlsäußerungen neigte.
 

»Ist doch nichts dabei.« Kazuki lachte nur leise und ging neben ihm. Unauffällig und vorsichtig fanden ihre Hände zueinander und verschränkten sich fest ineinander. Endlich, denn nun war die Belastung auch von Kazuki halbwegs abgefallen und er hatte wieder einen Sinn für so etwas. Sie hatten jetzt noch ein ganz anderes Abenteuer zu meistern. Eines, was nur sie beide betreffen würde - und da würde er sich ganz sicher nicht mehr rein reden lassen. Nun sahen sie sich an und Kazukis braune Augen leuchteten zuneigungsvoll und er schmiegte sich ein bisschen an den Arm seines Partners, für den er schon so lange Gefühle hegte. Diese Tage hatten also doch etwas Gutes mit sich gebracht: Yuuki. Und so schnell würde Kazuki sein Glück nicht mehr hergeben.
 

Die ehemaligen Gefangen fanden sich schließlich im Foyer des Anwesens ein, wo sie schon vom Hausherrn empfangen wurden. Er verbeugte sich tief vor ihnen. Auch er sah geschafft aus und wirkte plötzlich älter, als er eigentlich war, seine Haut ganz fahl und die Kleider schmutzig. Doch das alles spielte keine Rolle mehr, denn der Albtraum war endlich vorüber. Schließlich stieß auch Uruha mit zwei Polizisten zu ihnen, aber die wurden schnell abgewimmelt und er konnte seinen schon tot geglaubten Partner endlich wieder in die Arme schließen. Ein wenig verwundert war er schon, dass ihm alle so heiter entgegen kamen und der Kummer versiegt war, denn er war nicht dabei gewesen, als Taa diesen Gefühlsausbruch zugelassen hatte.
 

»Es tut mir sehr leid, was euch allen widerfahren ist«, entschuldigte er sich aufrichtig. »Ihr könnt euch liebend gern hier frisch machen und umkleiden, doch dann möchte ich euch bitten das Haus zu verlassen. Taa ist sehr geschwächt und ich möchte nicht, dass er sich aufregt.« Natürlich war das verständlich und Kazuki trat vor.
 

»Kümmern Sie sich gut um ihn - er hat es verdient.«
 

»Moment mal«, mischte Ruki sich jetzt ein und stapfte zu den beiden Gesprächspartner. Seine Kleider waren über und über mit Schmutz und Staub bedeckt, aber er sah zornig aus. Selbst seine Nasenspitze war ganz dunkel gefärbt und er stemmte die Hände in die Seiten.
 

»Ich finde schon, dass Sie uns eine Erklärung schulden! Was zum Geier ist hier überhaupt passiert? Plötzlich sitze ich in diesem modrigen, muffigen Kerker. Da hat es übel gestunken! Ich wollte hier nur Urlaub machen und werde plötzlich angegriffen!« Natürlich musste sich die Diva darüber aufregen, aber auch die anderen verlangten nach der eigentlichen Geschichte. Und Atsushi begann die bisherigen Erzählungen zu vertiefen und holte etwas weiter aus als sein Sohn.
 

»Es hat alles angefangen, als Taas Mutter vor einigen Jahren starb. Eigentlich habe ich die Gäste mit ihr zusammen betreut und es hat sie immer mit großem Stolz erfüllt, wenn die Menschen sich wohl bei uns gefühlt haben.« Die Erinnerung trieb ein Lächeln auf seine Züge.
 

»Es war ihr größter Traum, aus dem Anwesen ein angesehenes und gut besuchtes Hotel zu machen. Doch als sie starb verging mit ihr auch dieser Wunsch. Ich wollte das nicht zulassen und habe versucht, mithilfe meines Sohnes ihren Traum zu verwirklichen. Ich habe ihn in diese Rolle gedrängt und als billige Arbeitskraft missbraucht.« Tatsächlich war es so gewesen. Taa hatte lange als Aushilfe und Dienstbote bearbeitet, ohne jemals eine Dankeschön dafür zu bekommen. In Kazuki staute sich schnell Mitleid auf und er konnte noch immer nicht begreifen, dass Taa keinen anderen Weg mehr gesehen hatte. Allerdings war es recht typisch für einen Jugendlichen seines Alters: die wenigsten Sprachen offen über ihre Sorgen und Nöte.
 

»Und darunter haben sie seine Bedürfnisse vergessen?”, fragte Yuuki ein wenig vorwurfsvoll und Atsushi nickte, sichtlich einsehend, dass er einen Fehler gemacht hatte. Es war ihm wohl nicht einmal aufgefallen, dass er Taa damit verletzt und gekränkt hatte - und nun stand er vor dem schrecklichen Resultat. Als Vater sollte er sich doch etwas mehr für ihn interessieren.
 

»Tatsächlich war er am Ende nur noch mein Mitarbeiter und nicht mehr mein Sohn. Er hat in jeder Minute für mich geschuftet und wenn etwas nicht funktioniert hat, habe ich ihn dafür verantwortlich gemacht«, berichtete er einsichtig. »Dabei ist er doch noch ein Kind! Nur ein Kind, dem die Zuwendung gefehlt hat. Und in seiner Einsamkeit dachte er, wenn er euch vertreibt, dass nie wieder jemand hier her kommen wollen würde.« Sicherlich wäre das auch passiert, wenn die Geschichte an die Öffentlichkeit gekommen wäre. Nun waren sich aber wohl alle einig, dass es so weit gar nicht kommen musste. Vater und Sohn hatten wohl schon genug mit ihrer Beziehung zutun.
 

»Und ihr… wart leider nur zur falschen Zeit am falschen Ort«, meinte Atsushi an Ruki gerichtet, der dafür nur den Kopf schüttelte. Er fand wenig Verständnis für das alles. Eine Predigt lag ihm auf den Lippen, aber als Uruha den Arm um seine Schultern legte und seine Stirn küsste, beließ er es dabei. Eigentlich war es jetzt ja auch gar nicht mehr so wichtig.
 

»Bei jedem von euch hat er es versucht, außer bei dir.« Atsushi sah Kazuki mit einem leichten Lächeln an, kommentierte es aber nicht weiter. Der zeigte ein bisschen unverstanden auf sich und blinzelte. Sollte das etwa bedeuten, dass Taa ihn verschont hatte, weil er an ihm Gefallen gefunden hatte? Yuuki stupste ihn dafür etwas mit dem Ellenbogen an und grinste. Er dachte wohl das Gleiche.
 

Ende
 

---
 

So. Mein erster Beitrag zum Thema Horror. Ich hoffe es hat gefallen und ich denke, es kommt auch noch mehr.
 

Außerdem kommt bald noch ein One-Shot zu der FF ;D



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-06T17:15:58+00:00 06.10.2011 19:15
*seufz*
Das war genial!!!!
Wirklich stimmig, spannend und einfach TOLL!!!!
Mehr gibt es dazu nicht zu sagen! xD
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-06T16:53:24+00:00 06.10.2011 18:53
AHHHH!!!
Das ist einfach zu spannend für meine empfindlichen Nerven!!!
Hoffentlich passiert Kazuki nichts...hoffentlich ist es noch nicht aus!!!
AHHHHHH ich verzeile vor spannung und krieg ständig gänsehaut!!!!
HORROR!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-06T16:32:50+00:00 06.10.2011 18:32
Oh mein verdammter Gott!!!!
Das ist so spannend!
Da weis ich nicht mals mehr was ich als Kommentar hinterlassen soll!!!
Klasse!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-06T16:11:03+00:00 06.10.2011 18:11
Wahhhhhhh!!!!
Das ist mega spannend!!!
Ich bin so am zittern vor aufregung...ich mach mir schon richtig sorgen um Beide!!!
AAAAAHHHHH!!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-06T15:50:38+00:00 06.10.2011 17:50
Quieck!!!
Die armen!!!
Hoffentlich geht es ihnen gut!!!!
Das is soooo SPANNEND!!!!
LG -^.^-
Von:  klene-Nachtelfe
2011-10-06T15:26:17+00:00 06.10.2011 17:26
Aloha! xD
Also der Anfang war lang...aber interessant und ich bin gespannt was nun folgen mag!
Klasse Idee!!!
LG -^.^-
Von:  -Bucky_Barnes-
2011-04-09T14:17:41+00:00 09.04.2011 16:17
du hast die ff echt großartig geschrieben
^___^
du hast echt viel fantasie, dass du auf solche Ideen kommst <3
ich mag sie voll und freu mich drauf, mehr von dir leben zu können
*zwinker*

Von:  _Mini_MiiY_
2010-11-26T16:04:09+00:00 26.11.2010 17:04
die ff ist richtig toll *___*

ich hab sie gestern gelesen mitten in der nacht..wollte eigentlich schlafen gehn,weil seeehr spät.

aber konnte nicht aufhören musste weiter lesen...so spannend. >___< xD

und das zwischen yuuki und kazuki...harr harr <33

mach weiter so ^^
Von:  V-Hope
2010-11-14T11:28:19+00:00 14.11.2010 12:28
Wowwww, Wow wirklich deine Ff ist der Hammer.
Ich mochte eigentlich noch nie Horror Ffs aber ich hab das erst bei dem Zweiten Kapi bemerkt das das auch bei dir so ist aber ich hab fleißig weiter gelesen und es war einfach total geil.
Du hast es so gut beschrieben und hoffe wirklich du schreibst noch mehr ffs die so gut sind.

Ich dachte die ganze Zeit das Yuuki die anderen entführt hatte.
Aber das Taa das war hätte ich gar nicht gedacht, er hat sich so unschuldig angehört.
Und jetzt zu mein Liebling Kazuki, ich fand es gut das er die idee hatte duschen zu gehen XD
Und Byou fand ich total süß wie er sich sorgen um Jin gemacht hatte und die Finger nicht von in lassen kann XD

So hat auf jeden Fall sehr viel Spaß gemacht die Ff zu Lesen und Hoffe dann auf noch mehr Ffs ^^

Liebe Grüße
Saki

Von:  TogeHaru
2010-11-11T09:12:46+00:00 11.11.2010 10:12
die ff is total toll
ich war richtig gefesselt
das es taa is hätte ich echt nich gedacht
aber zum glück ist niemandem etwas passiert

und irgendwie war es klar das manabu der erste is der wegläuft
hätte ihn genauso eingeschätzt
byou is auch sone weichflöte

und die sache mit kazu und yuuki ♥
aber das byou da son drama draus macht
ich dachte da kommt was richtig schlimmes und dann das...


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