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Das Erbe der Wölfe

Lord Sesshoumarus 18. Dämonenmitratekrimi
von

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Der Wolfsfürst

Lord Sesshoumaru fragte sich noch Stunden später, was er getan hatte, um das zu verdienen. Irgendwo musste mindestens ein Gott sitzen, der ihn hasste. Er hatte sich wirklich nichts dabei gedacht, als ihm sein Lehrer am Ende der Lektion mitgeteilt hatte, er möge sich doch bitte in den Privatgarten begeben.
 

Statt seines Vaters hatte ihn jedoch seine Mutter erwartet – immerhin ohne Prinzessin Tokushima, das wäre dann doch zu viel geworden. Notgedrungen höflich hatte er sich vor ihr verneigt: „Verehrte Mutter....“

„Ich bin erfreut, wie eifrig du lernst, Sesshoumaru.“

Irrte er sich oder lag Spott in der Stimme? Sie fuhr jedoch sachlich fort:

„Ich erhielt Nachricht, dass Fürst Kazuya einen Sohn noch im Kindesalter verlor.“

Ja, und was ging ihn das an? Natürlich wusste er, wer das war. Der Wolfsfürst nahm im Norden den Platz ein, den sein verehrter Vater im Westen hatte – ebenso natürlich war er schwächer, musste er sein. Nur, was ging ihn das an, ob es ein Wolfsbalg mehr oder weniger gab?

Die Hundefürstin fuhr sachlich fort: „Fürst Kazuya hatte sehr lange auf einen Erben warten müssen und freute sich über den zweiten Sohn umso mehr. Dein verehrter Vater, unser Herr, stimmte mir zu, dass es die Höflichkeit gegenüber einem so ranghohen Dämonenfürsten erfordert, unser Beileid auszusprechen. So wirst du das tun.“

Sesshoumaru musste sich zwingen, sie nicht anzustarren. „Wegen des Todes eines Kindes?“ Kinder, auch unter Dämonen, starben eben häufiger, wenn sie zu schwach waren. Was sollte das?

„Fürst Kazuya warb vor Jahren um mich,“ erklärte sie und zum ersten Mal klang Kälte mit: „Er ist ein starker Dämon und ein weiser Fürst. Ich bedauere den Tod seines Sohnes. - Selbstverständlich ist der Herr aller Hunde stärker als er und besitzt zudem das Schwert der Hölle, so dass ich mich für ihn entschied....“

„Teuerste, das Schwert zu besitzen genügt nicht. Man muss es auch führen können.“

Die Stimme des Inu no Taishou bewog sowohl Ehefrau als auch Sohn sich hastig zu verneigen, beide den Tadel verstehend. Man kritisierte keinen Fürsten – und gab schon gar nicht auch nur andeutungsweise zu verstehen, dass man jemand anderen lieber gesehen hätte.

So beteuerte die Fürstin eilig: „Eine Entscheidung, die ich nie auch nur einen Moment bereut habe, mein Gebieter. Immerhin habt Ihr mir zu allem anderen unseren Sohn geschenkt.“

Obwohl es Sesshoumaru zugegeben fast genoss, seine Mutter einmal in der Verteidigung zu sehen, hoffte er zu sehr auf Beistand seines Vaters, um nicht zu fragen: „Ich soll zu Kazuya um Euer Beileid auszusprechen?“

„In der Tat. Das verlangt schon die Diplomatie und eine gewisse Höflichkeit. Aus solch einem nichtigen Anlass einen erneuten Krieg vom Zaun zu brechen, wäre nicht mein Wunsch. Du wirst also formvollendet mein Beileid und das deiner Mutter aussprechen, dich wie ein überaus höflicher Gast benehmen und nach den Trauerfeierlichkeiten wieder abreisen. Falls Fürst Kazuya einen Wunsch hat wirst ihn du erfüllen, es sei denn, er würde mich das Gesicht verlieren lassen. - Nimm Sakura mit. Soweit ich mich entsinne, hat Kazuya drei Ehefrauen. Erfahrungsgemäß wenden sich Frauen, selbst Dämoninnen, bei bestimmten Dingen lieber an weibliche Heiler, seien sie auch Menschen.“ Und, aber das wollte er nicht sagen, gab es noch zwei gute andere Gründe, sie mitzuschicken. Einer davon war durchaus, dass sie über ein gewisses Geschick verfügte und hoffentlich seinen Sohn erfolgreich daran hindern würde Diener des Wolfsfürsten zu massakrieren. Der Frieden war sehr mühsam herzustellen gewesen und nur durch die Anstrengung beider Seiten. Und der zweite...nun, Spione zu haben erwies sich als manchmal sehr nützlich, zumal in gewissen Positionen.

Was sollte er, Sesshoumaru, nach dieser ausführlichen Anweisung noch sagen: „Ja, mein Herr und Vater.“ Anscheinend war die friedliche Verbindung zu Kazuya überaus wichtig. Leider. So ging er nach einer höflichen Verneigung gegen seine Eltern, durch nichts seine schwarzen Gedanken zeigend. Das würden zwei oder drei äußerst anstrengende Tage werden. Politik, ha, Diplomatie, noch ärger...Macht musste man zeigen. Die meisten lernten nur dadurch, wenn man Stärke demonstrierte. Nicht, dass er da an seinem verehrten Vater zweifelte, aber manchmal erschien ihm der Herr der westlichen Länder einfach zu zurückhaltend, zu behutsam. Aber der Befehl war klar gewesen. Bedauerlicherweise.
 

Das weitere Gespräch des Inu no Taishou mit seiner Gemahlin hätte seinen Sohn auch nicht mehr erfreut: „Da ich kaum vermute, dass Euch romantische Erinnerungen gegenüber einem ehemaligen Freier zu diesem Beileidsbesuch treiben...“ Da hätte sie sich schließlich seine Genehmigung holen können und selbst hingehen: „Warum wolltet Ihr, dass Sesshoumaru geht?“ Das hatte sich zwar mit seinen eigenen Intentionen getroffen, aber das musste sie nicht wissen. Sollte sie nur glauben er wolle ihr einen Gefallen tun.

Ein flüchtiges Lächeln: „Ihr kennt mich in der Tat. Nein, keine romantischen Erinnerungen. Wärt Ihr nicht ebenfalls ein Bewerber um meine Hand gewesen, hätte ich mich wohl für Kazuya entschieden. Er war damals schon der Herr des Nordens. Aber das hat nichts mit dieser Lage zu tun. Zum einen ist mir selbstverständlich bewusst, dass man eine gewisse Höflichkeit pflegen muss. Zum anderen...Kazuya hat eine nur halb so alte, noch unverheiratete Schwester.....“

„Oh.“ Der Hundefürst musterte seine Gemahlin: „Eine Wölfin als Schwiegertochter?“

„Mein Herr, Ihr wisst, dass jemand wie unser Sohn mehrere Frauen haben kann. Und es wäre doch auch politisch nicht schlecht. Nach dem Krieg herrscht nun seit Jahren Frieden, aber ihn durch...familiäre Bande in die Zukunft zu bestärken, wäre nur sinnvoll.“

Ohje, dachte der Taishou. Frauen und Hochzeiten. Er hatte bereits einmal versucht ihr klarzumachen, dass Sesshoumaru noch keinerlei Interesse an der Weiblichkeit hatte, ja, eher im Gegenteil. Falls sie hoffte, ihr Sohn würde zumindest verlobt zurückkehren, würde sie sich täuschen. Allerdings war ihm auch klar, dass er seinen Atem verschwenden würde. Sie wollte so bald wie möglich die Familie fortbestehen sehen. Und Gefühle oder Romantik hatten für sie keinerlei Bedeutung.
 

Das Schloss des Herrn des Nordens lag auf einem Hügel oberhalb der ausgedehnten Wälder und Berge seines Territoriums. Das Hauptgebäude war turmartig, wohl um den mangelnden Platzverhältnissen auf der Höhe genüge zu tun. Die Empfangsräume und die Verwaltung bildeten das Erdgeschoss, im zweiten Stock lagen die Privaträume und unter dem Dach waren die engsten Dienstboten untergebracht. Die Küche wie auch die anderen Diener, die Krieger und anderes waren i den beiden quadratischen Seitengebäuden innerhalb des Walls untergebracht.
 

Der Wolfsfürst empfing den Erben seines Nachbarn mit, wenn auch verborgener, Überraschung und gewisser Freude, und hörte sich dessen wohleinstudierte Beileidsrede an. Kazuya war ein Mann, den man auf das Alter des Inu no Taishou geschätzt hätte. Über seinen Rücken fiel langes, schwarzes Haar und zwei ebenfalls schwarze Fellteile, die seinen Rang demonstrierten. Zuhause trug er weder Schwert noch Rüstung. Seine dämonische Energie hatte er ebenso verborgen wie der Herr der westlichen Ländern oder dessen Erbe. Sie waren in keiner Klasse mehr, in der es notwendig war, das zu zeigen.

„Ich danke Euch, Lord Sesshoumaru, und Euren Eltern, dass Ihr meinen Verlust bedauert. Darf ich Euch bitten, mein Gast zu sein? Ich werden Yuudai, meinen Haushofmeister, anweisen, ein Gästezimmer für Euch bereit zu stellen. - Oh, warum führt Ihr das da mit Euch?“

Sakura, die hinter dem Hundeprinzen kniete, wurde bei dieser Bezeichnung durch den Dämonenfürsten unwillkürlich rot, sah aber weiterhin wohlerzogen zu Boden.

Sesshoumaru meinte kühl, eingedenk der Bemerkungen seiner Eltern: „Mein verehrter Vater erwähnte, dass Ihr mehrere Ehefrauen besitzt. So weit ich weiß, vertrauen die Damen einer weiblichen Heilerin manches lieber an als einem männlichen. Und weibliche Dämonenheiler gibt es nicht.“

Kazuya schien fast erfreut: „Oh, da mögt Ihr Recht haben, Lord Sesshoumaru. Ich stelle fest, dass Ihr nicht nur ein mächtiger junger Mann seid, sondern auch ein galanter, der Frauen versteht.“

Seine beiden Gäste rangen um ihre Selbstbeherrschung, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Sakura musste sich zwingen, ihre Heiterkeit zu unterdrücken. Seine Eisigkeit, der Frauenversteher?

Der wiederum überlegte allen Ernstes für drei Sekunden, ob das Verbot seines Vaters einen Krieg vom Zaun zu brechen sich auch auf den Tod des Gastgebers bezog.

Dieser schien nichts zu bemerken: „Ah, Yuudai.- Lord Sesshoumaru, mein Haushofmeister.- Yuudai, bringe die Heilerin in den Frauentrakt. Wer von den Damen sich unwohl befindet oder sonst etwas, soll sich an sie wenden. Mein Befehl. Für Seine Lordschaft lasse ein Gästezimmer herrichten, das dem Erben der westlichen Länder angemessen ist. Allerdings würde ich gern noch ein wenig mit Euch reden, Lord Sesshoumaru.“

„Ja,“ sagte dieser: „Wie Ihr wünscht, Fürst.“ Er musste schließlich höflich sein, Befehl seiner Eltern. Er wandte nur den Kopf: „Geh, Sakura,“ wohlwissend, dass sie auf seine Anweisung warten würde. Erst nun stand sie auch mit einer Verneigung gegen den Wolfsfürsten und ihn selbst auf.

Als sie allein waren, deutete Kazuya neben sich: „Bitte, nehmt Platz. Ich gebe zu, dass ich Eure Anwesenheit im Augenblick als Wink des Schicksals empfinde. Soweit ich hörte, habt Ihr.nicht nur in Fürst Kuros Schloss erfolgreich in Mordfällen ermittelt.“ Fürst Kuro war ein kleiner Wolfsfürst aus dem Westen, dem Inu no Taishou untergeben, aber anscheinend mit guten Kontakten zum Rest der Welt.

NEIN, dachte der Hundeprinz panisch, meinte aber wohlerzogen: „Ich bin überrascht, dass davon die Kunde so weit in den Norden drang.“

„Natürlich. - Mein Heiler brachte mir den Verdacht, dass Ren, mein Sohn, ermordet wurde. Er hat keinerlei Beweis dafür, aber es bereitet mir zusätzlich zu meinem Kummer, Sorge. Ihr werdet wissen, dass ich sehr lange auf meinen Erben warten musste. Als Masaru geboren wurde, war ich mehr als froh. Seine Mutter natürlich auch. Von meiner dritten Frau bekam ich dann zwei Mädchen und eben Ren. Ein zweiter Sohn sicherte die Nachfolge nochmals besser. Nur, wenn jemand meinen kleinen Sohn tötete, wird er kaum vor dem Erben Halt machen. Könnt Ihr unauffällig untersuchen, was an der Mordtheorie dran ist? Und wenn es wirklich Mord war, wer? Ich muss meinen Erben schützen.“

Wie sagte Vater, kleine Bitten erfüllen? Das wäre in seinen Augen sicher eine. Mit gewissem inneren Seufzen erwiderte der Hundeprinz: „Ja, selbstverständlich, wie Ihr wünscht, Fürst Kazuya. Dazu müsste ich allerdings mit Eurem Personal sprechen – und auch mit den Frauen.“

„Das...das geht nicht. Also letzteres.“

„Oh, ich werde Sakura beauftragen, falls Ihr moralische Bedenken hegt.“ Höflich bleiben, hatte Vater befohlen.

„Danke. Ja, ich kenne Eure Frau Mutter, natürlich sieht es bei ihr anders aus. Aber Wölfinnen sind eben...häuslicher.“ Der Herr des Nordens bemühte sich sichtlich um Beschwichtigung. Er wollte seinen hohen Gast nicht beleidigen, den im Gegenteil dazu bringen, sein Problem zu lösen. Und ganz sicher wollte er keinen erneuten Krieg mit dem Westen. Es hatte ihn und den Herrn der Hunde Mühe gekostet, das fragile Gleichgewicht zu erschaffen. Zum Glück waren beide am Frieden interessiert gewesen, als sie erkannt hatten, dass weitere Kämpfe nur weitere Opfer bringen würden.
 

**
 

Der Fürst scheint eine sehr gute Meinung von Seiner Lordschaft zu haben. Das kann ja noch heiter werden für diesen.
 

Bye
 

hotep

Heiler und andere Diener

Sesshoumaru zog sich in das ihm zugewiesene Gästezimmer zurück, nachdem er noch gehört hatte, dass der Wolfsfürst die Anweisung erteilt hatte, dem jungen Gast alle Auskünfte zu erteilen, die dieser wünschte.

So verlangte er den Heiler zu sprechen. Der hatte schließlich als Einziger behauptet, es sei Mord gewesen. Wenn das nicht stimmte, brauchte er sich gar nicht weiter mit der Sache zu beschäftigen Das wäre nur gut.

Kurz darauf erschien der gewünschte Wolfsdämon, ein Mann scheinbar um die Fünfzig, mit langen, grauen Haaren, die zu einem Zopf zurückgebunden waren. Mit einem raschen Blick auf den Gast ließ er sich höflich nieder, verneigte sich und blickte weiterhin zu Boden.

„Dein Name?“

„Takashi, Lord Sesshoumaru.“ Der sah so jung aus....Aber der Fürst hatte in seinem kurzen Gespräch mit ihm vor Minuten gesagt, dass der Hundeprinz aus dem Westen bereits öfter Morde aufgeklärt habe. So war es sicher besser, keine Vorurteile zu hegen. Überdies sollte man das nie in Gegenwart eines adeligen Herrn.

„Fürst ...Der mächtige Fürst Kazuya hat erwähnt, dass du den Tod seines Sohnes, Lord Rens, für Mord hältst und hat mich mit den Ermittlungen beauftragt. Ich vermute, dass du einen guten Grund für diese Behauptung hast.“

Der Wolfsdämon erkannte am Tonfall, dass das für ihn nur lebensverlängernd sein könnte: „Selbstverständlich, edler Lord. Ich wäre nie so vermessen, ohne beweisbaren Grund einem trauernden Vater derartiges zu sagen, noch dazu meinem Herrn.“

„Nun?“

„Der junge Prinz starb plötzlich und unerwartet. Weder seine Mutter noch sein Lehrer, denn er nahm bereits am Unterricht der älteren Prinzen teil, hatte mich gerufen. Als ich den Toten genauer betrachtete, um die Krankheit zu erkennen, entdeckte ich leichte Prellungen am Gesicht, die mich stutzig machten. Die Hände Lord Rens waren verkrampft, zeigten Spuren unter den Nägeln, die auf Abwehr hindeuteten. So schöpfte ich nur noch mehr Verdacht und untersuchte den Mund. Wie ich fast schon befürchtete....nun, es gibt gewisse untrügliche Anzeichen des Erstickens. Ich schwöre meinen Kopf, Lord Sesshoumaru, dass der arme Prinz erstickt wurde, vermutlich mit einem Kissen.“

„Du bist in der Tat dabei, deinen Kopf zu verwetten,“ gab der Hundeprinz eisig zurück. Das klang nach einem gründlichen Heiler – leider. „Wie alt war Lord Ren?“

Takashi gab höflich Antwort.

Also kaum vier Jahre, würden Menschen sagen. Ein erwachsener Dämon konnte kaum Probleme haben, den Kleinen zu überfallen und zu ersticken. Nicht einmal ein weiblicher. „Wo ist er gestorben?“

„Ich fand ihn mit der Hofmeisterin Mura tot im Kinderzimmer. Lady Itoe, seine Mutter, und ihre Zofe kamen sofort dazu.“

„Lady Itoe? Nicht Fürstin?“

„Nein. Der Herr hat drei Ehefrauen, keine Nebengemahlin. Um ihren gleichen Wert zu zeigen, tragen alle drei den Titel Lady. Lady Itoe ist seine letzte Ehefrau. Sie hat noch zwei Mädchen, Zwillinge, Mariko und Kumiko. Sie sind nur wenig älter als Lord Ren.“

„Aber sie ist nicht die Mutter des Erbprinzen.“

„Nein. Der Erbprinz ist Lord Masaru, der Sohn der Lady Aimi, der zweiten Frau, wenn man nach dem Hochzeitsdatum geht.“

„Und die erste?“

„Lady Sadako blieb bedauerlicherweise kinderlos. Sie erlitt einige Fehlgeburten, aber...das wird Euch kaum interessieren.“

„Wer hat Zutritt zum Kinderzimmer?“

„Die Damen, die Dienerinnen...nun, ich, falls ich gerufen werde, und der Herr.“

„Das weißt du und hast es auch Fürst Kazuya gesagt?“ Rein logisch blieb nur der Schluss, dass eine der Frauen den Jungen getötet hatte. Aber man sollte nie etwas als gegeben hinnehmen, das hatte er im Laufe seiner vielfältigen Ermittlungen doch gelernt. Es war nicht gesagt, dass der Tod den Wolfsprinzen in seinem Kinderzimmer ereilt hatte. Sakura würde sich in der Tat mehr als nützlich erweisen die Verhältnisse im Frauentrakt zu klären. Manchmal glaubte er, sein Vater wisse alles im Voraus – ein weiterer Grund, ihm nachzueifern.

„Ja, Lord Sesshoumaru. Allein ihm.“

„Mich begleitete eine menschliche Heilerin namens Sakura. Du wirst mit ihr zusammenarbeiten. Sie wird für mich Fragen an die Damen stellen.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Der war ja recht höflich gegenüber der Weiblichkeit. Er hatte Gerüchte gehört, der Erbprinz der westlichen Länder sei ungefähr so charmant wie das Eis am Fujiyama, aber das schienen Vorurteile zu sein. Sicher, er war bestimmt und kühl, aber er leitete jetzt ja auch die Ermittlungen, da ziemte sich keine gefühlsmäßige Vorgehensweise. „Wie darf ich Euch weiter behilflich sein?“

„Antworte. - Der Erbprinz ist nicht krank?“

„Nein. Er erfreut sich bester Gesundheit.“

„Angenommen, auch er würde sterben – wer ist dann der Erbe des Fürsten?“

Die Frage hatte kommen müssen – zumal bei einer Mordermittlung: „Lord Kano.“

„Wer?“ Hielt ihn dieser Kerl für einen Hellseher?

„Verzeiht, edler Herr. Lord Kano ist der Sohn des gefallenen jüngeren Bruders meines Herrn.“ Nein, es wäre denkbar unklug, gegenüber dem Erben des Westens zu erwähnen, dass jener im letzten Krieg gegen eben diese Länder gefallen war. „Er war nach dem Tod seines Vaters Vollwaise und der Herr nahm ihn auf, er war ja noch ein Kind. Mittlerweile ist er ...nun, er ist ein wenig älter als Ihr, wenn ich das so sagen darf.“ Sollte er auch etwas zum Charakter erwähnen? Nein, das war nicht gefragt worden. Und adelige Herrschaften reagierten gern über, wenn man zuviel sprach.

Sesshoumaru dachte nur kurz nach,ehe er sich erkundigte: „Wäre er gern der Fürst?“

„Das weiß ich nicht, ich denke jedoch nicht. Herrscher zu sein hat auch mit vielen Pflichten zu tun. Und, lasst es mich so sagen: Lord Kano hat die Arbeit nicht gerade erfunden. Seine Lehrer, zuerst sein Erzieher, der bedauerlicherweise letztes Jahr starb, als auch sein jetziger, sein Name ist Manabu, haben keinen leichten Stand. Der mächtige Herr war schon aus diesem Grund sehr froh, als Lord Masaru geboren wurde, und zusätzlich dann Lord Ren. Ich möchte Euch jedoch bitten, aus meinen Bemerkungen keine voreiligen Schlüsse...verzeiht.“ Er hatte gerade noch rechtzeitig den mörderischen Blick bemerkt. Oh oh. Und der Dämonenprinz hatte einen Menschen dabei, noch dazu eine Frau? Das musste ein recht interessantes Exemplar dieser Art sein, wenn sie auch nur heil die Anreise überstanden hatte. Heilerin war sie, hatte er gesagt? Sicher eine altersweise Frau.

„Du darfst gehen. Aber halte dich zur Verfügung.“

„Ja, danke, Lord Sesshoumaru, wie Ihr wünscht.“

Takashi ging, auf jeden Fall erleichtert, dass der Tod des kleinen Wolfsprinzen nicht nur untersucht werden würde, sondern anscheinend auch von jemandem, der wusste, wie er vorgehen wollte. Nun ja, er hatte über den Heiler von Lord Kuro, den neuen jungen Botan, erfahren, was dort geschehen war – und warum Akiyama hingerichtet worden war. Stimmt.....der hatte doch auch bereits etwas von einer menschlichen Heilerin erwähnt. Takashi freute sich, eine derart geschickte und erfahrene Kollegin zu treffen, war er sich doch bewusst, dass es für einen Menschen unter Dämonen weitaus mehr bedurfte, als nur der gewöhnlichen Heilkunst, um zu überleben.
 

Sakura war von dem Haushofmeister in den ersten Stock geführt worden, zum abgetrennten Frauentrakt, und der dortigen Aufseherin, oder eher Haushofmeisterin, Mura vorgestellt worden, mit der Anweisung, es sei der Befehl des Herrn, dass die Heilerin den Damen zur Verfügung stehe.

Die Wolfsdämonin nickte: „Dann kommt, Sakura. Ihr seht mich überrascht, einen Menschen zu sehen.“ Sie öffnete erneut die verschlossene Tür. Selbst Yuudai hatte klingeln müssen, ehe Mura ihm öffnete.

„Der Befehl meines Herrn.“ Sakura trat in den mit wenigen Kerzen beleuchteten Gang, von dem aus mehrere Zimmer abzweigten. Am Ende des Flures befand sich eine weitere Tür.

Mura schloss die Haupttür und legte einen Riegel davor. „Natürlich. Ich wundere mich nur. Ein Mensch in einem Dämonenschloss....Oh, natürlich, Ihr arbeitet für den Inu no Taishou, nicht wahr? Neigis Schülerin, nehme ich dann an. Ich hörte gar nicht, dass er eine menschliche Schülerin aufgenommen hat.“

Ihr Lehrer war unter Dämonen sehr bekannt, das wusste Sakura. So erwiderte sie höflich: „Ich lerne auch erst seit wenigen Jahren, Momente im Leben eines Dämons.“

„Ja, natürlich. - Hier. Ich würde vorschlagen, dass Ihr Euch hier in diesem Raum niederlasst. Ich werde den Damen sagen, dass Ihr hier seid und sie jederzeit zu Euch gehen können. Die Kinder auch?“

„Kinder?“ Im nächsten Moment ärgerte sie sich über sich selbst. Natürlich musste es Kinder geben. Der zweitgeborene Sohn war verstorben, also existierte mindestens noch ein Erbprinz. Und bei drei Frauen konnte es schon auch Töchter geben. Zum Glück war das hier keine Mordermittlung, da hätte ihr solch ein Patzer schon eine Rüge oder mehr eingebracht.

„Oh, natürlich, Ihr wisst es nicht. Der mächtige Fürst Kazuya hat drei Ehefrauen. Lady Sadako, seine erste, blieb bedauerlicherweise kinderlos. Lady Aimi gebar ihm den Erbprinzen, Lord Masaru. Seine dritte Gemahlin, Lady Itoe, brachte schon ein Jahr nach der Hochzeit Zwillinge zur Welt, wenn auch Mädchen, die kleinen Ladys Mariko und Kumiko. Außerdem lebt hier noch die Schwester des Fürsten, Lady Yuuka. Sie ist schon...relativ alt, aber der Herr wollte sie nicht außer Haus geben, um...nun ja.“

„Um keine Erbschwierigkeiten hervorzurufen, ehe er selbst einen Sohn hatte?“

„Ihr versteht.“ Mura nickte, erfreut, dass die Heilerin intelligent war. Sie kannte Menschen nicht, hatte aber gehört, diese Art sei weitaus primitiver als Dämonen. Nun gut, wenn Neigi sie als Lehrling angenommen hatte, musste sie mehr taugen: „Darum ist sie auch mit dem Neffen des Herrn verlobt, Lord Kano. So langsam sollen sie heiraten, er ist alt genug geworden.“

„Oh, dann ist die Prinzessin viel älter als er?“ Der Fürst war ihr doch um die vierzig erschienen? Und wie alt war sein Neffe?

„Nein, nein....meine Lady Yuuka ist nur halb so alt, wie der Herr. Sie ist nur seine Halbschwester, von einer Nebenfrau des verstorbenen Herrn. Ach, ich rede zu viel. Ich werde die Damen informieren. Wünscht Ihr eine Dienerin?“

Zuviel reden war untertrieben. Aber Mura schien ebenso wie die anderen Frauen hier förmlich eingesperrt zu sein und freute sich wohl einmal über eine Abwechslung: „Es wäre nicht schlecht, falls ich einen Botengang benötigen würde, zum Beispiel zu dem Heiler des mächtigen Fürsten.“

„Oh ja, genau. Ich werde Euch Amaya schicken.“ Die Haushofmeisterin beschloss nicht zu erwähnen,dass dieses dumme kleine Landei zwar nicht in der Lage war, die dämonischen Damen zufrieden zu stellen, mit einem Menschen aber doch wohl keine Probleme haben sollte. Immerhin war diese Heilerin vom Herrn beauftragt: „Der Name unseres Heilers ist Takashi. Er ist selbstverständlich ein Wolfsdämon.“

„Selbstverständlich. Danke.“
 

Nur kurz darauf kam ein sehr junges Wolfsmädchen zu Sakura. Sie mochte nach Menschenjahren kaum zwölf sein und trug nicht die höfische Garderobe sondern zu ihrer normalen Kleidung angenähte Fellteile an Ärmeln und Beinen. Sie blieb stehen, verneigte sich dann eilig und kniete nieder: „Oh...entschuldigt, ich..ich bin Amaya.“

„Ich bin Sakura.“ Oh oh, sie war jung, hatte aber keine Ahnung von höfischem Benehmen. Wenn sie das gegenüber den Damen brachte, mochte das mit einer Strafe abgehen, aber Sakura dachte besorgt an eine Begegnung mit Seiner Lordschaft. Bildete denn hier niemand die Kleine aus? So fuhr sie fort: „Mura sagte, dass du mir Botengänge abnehmen sollst an den Heiler Takashi. Du weißt, wo er arbeitet?“

„Ja.“ Amaya nickte eifrig.

„Du bist doch noch nicht lange hier?“

„Nein. Merkt man es so schnell? Ich...ich bekomme oft geschimpft oder kein Essen, weil ich viele Fehler mache.“

Das war üblich, nur....„Wer sagt dir denn, wie du dich richtig verhalten sollst?“

„Eigentlich niemand...Nun ja, Lady Itoe ist oft nett. Sie ist aus meinem Stamm und versucht immer mir zu helfen. Und auch Lady Yuuka sagt auch nichts, wenn ich Fehler mache.“

Daraus war zu schließen, dass die anderen beiden fürstlichen Gemahlinnen die Kleine hinhängten. „Soll ich dir einmal zeigen, wie man einen Raum betritt, in dem sich ein Prinz oder eine Prinzessin befindet?“ Schließlich bestand doch die Möglichkeit, dass sie sie zu Lord Sesshoumaru schicken musste, falls er die Geduld verlor oder abreisen wollte.

„Oh ja, das wäre nett.“

Sakura erhob sich: „Du öffnest die Tür und bleibst draußen knien, es sei denn, du wurdest bereits aufgefordert hereinzukommen. Dann schließt du hinter dir die Tür und kniest erneut nieder, verneigst dich tief. Bei einer Prinzessin so, bei einer Gemahlin des Fürsten tiefer und bei einem Prinzen noch weiter. Gegenüber Fürst Kazuya legst du die Stirn auf den Boden. Und so bleibst du, bis dir erlaubt wird, dich zu bewegen oder aufzurichten. Ohne Genehmigung nie. Du siehst die Herrschaft nicht an und du sprichst nicht, es sei denn, es wird dir gestattet. Auf Fragen antwortest du kurz. Musst du aus einem Grund etwas erklären, bitte zuvor um die Genehmigung.“ Das war zwar ein Schnellkurs, aber für das Wolfsmädchen unter Umständen rettend. Lord Sesshoumaru brachte zwar in aller Regel keine Diener anderer Herren um, aber strafte sie durchaus.

„Das mag ja sein, aber...Ihr seid ein Mensch, ich ein Dämon...“

„Das ist gleich. Wir sind Diener einer Herrschaft.“ Sakura stand auf: „Und glaube mir, wenn du zu Lord Sesshoumaru so gehen würdest, wie du bei mir eingetreten bist, wärst du mit Sicherheit um eine direkte, körperliche Strafe nicht herumgekommen. Er würde dich nicht umbringen, da du keine Dienerin seines Vaters bist, aber...“

Amaya nickte erneut, wenn auch langsamer: „Sagt Mura deswegen immer, ich könne mich nicht benehmen? Ich sei zu dumm?“

Wenn es ihr keiner erklärte.... „Bei dir zuhause ist das wohl anders.“

„Ja. Wir leben in den Bergwäldern, da gibt es so etwas nicht. Aber da Fürst Kazuya Lady Itoe heiratete, sind auch immer Leute von uns hier.“

„Gut. - Knie dich dort neben der Tür nieder. So, genau. Und dort bleibst du jetzt einfach und guckst zu. Ich vermute, Mura sagt den Damen inzwischen, dass ich hier bin. Wenn ich etwas benötige, sage ich es dir und du holst das mit Berufung auf meine Anweisung und dem Befehl des mächtigen Fürsten vom Heiler. Das kannst du doch.“

„Ja. Muss ich beim Heiler auch niederknien?“

„Nein, ich denke, da reicht eine tiefe Verneigung.“ Das Mädchen war nicht dumm, nur ahnungslos, und Sakura wurde neugierig auf die Damen der Familie. Auf jeden Fall schien die Hofmeisterin es mit ihrer Pflicht Neulinge auszubilden, nicht sehr genau zu nehmen.
 

**
 

Sakura gibt sich Mühe – und bekommt zum ersten Mal in ihrem Leben eine eigene Dienerin. Das nächste Kapitel bringt dann die Damen der Familie: Wolfsfrauen. Und Seine Lordschaft an den Rand der Selbstbeherrschung...
 

bye
 

hotep

Wolfsfrauen

Kurz darauf kehrte Mura, die Haushofmeisterin des Frauentraktes zu Sakura zurück und öffnete mit einer Verneigung die Tür:

„Lady Itoe und die beiden Prinzessinnen...“

Sakura verneigte sich höflich, richtete sich aber ein wenig wieder auf, um einen Blick auf die dritte Ehefrau des Wolfsfürsten zu werfen. Das also war die Mutter des kleinen Jungen, der erst gestorben war. Sie war eine recht hübsche Frau, eine Wolfsdämonin, die man unter Menschen für Anfang Zwanzig geschätzt hätte. Hinter ihr kam eine Frau mit zwei kleinen Mädchen, sicher deren Kinderfrau. Es war eigentlich das erste Mal, dass sie solch jungen Dämonenkinder sah und sie fand sie fast niedlich. Vier wären sie wohl gewesen, unter Menschen. Im Schloss des Inu no Taishou gab es keine – vielleicht, weil es doch mehr mit Kriegern besetzt war.

„Danke, Mura, du kannst gehen,“ sagte Lady Itoe und die Haushofmeisterin gehorchte: „Sakura, ist dein Name, Heilerin.“

„Ja, Lady Itoe. Darf ich Euch mein Beileid aussprechen?“

„Natürlich, danke. - Ich möchte, dass du dir meine Töchter ansiehst.“ Sie ließ sich nieder: „Mariko, Kumiko, kommt her.“

„Das ist ein Mensch...“ sagte eine.

Da Lady Itoe nur die Heilerin ansah, meinte Sakura sachlich: „In der Tat, Lady Mariko.“ Denn das musste die Ältere sein, der Rangfolge der Namen und des Hereingehens zu Folge. „Ich bin hier auf Befehl des mächtigen Fürsten Kazuyas, Eures Herrn und Vaters. Wünscht Ihr, dass ich ihm ausrichte, dass Ihr Euch seiner Anweisung widersetzt?“

„Nein...“ Das Mädchen sah zu seiner Mutter.

Itoe nickte: „Es ist auch mein Wunsch, Mariko.“

Mit gewissem Seufzen kam die kleine Wolfsprinzessin näher zu Sakura und breitete die Arme aus. Hm, dachte diese. Aber Menschen kamen wohl selten bis nie in dieses Schloss. Und es ziemte sich nicht, sich darüber aufzuhalten. Die Mädchen hatten wohl kaum je einen Menschen auch nur gesehen, allenfalls Gerüchte gehört. So führte sie die Allgemeinuntersuchung durch, ehe sie sich leicht gegen die Mutter verneigte.

„Nun?“ fragte Lady Itoe.

„Beide Prinzessinnen erfreuen sich bester Gesundheit. Ihr könnt einstweilen unbesorgt sein.“

„Mura sagte, du lernst bei Neigi. So bist du Untersuchungen bei Dämonen gewohnt.“

„Ja, Lady Itoe.“

„Gut.- Etsu, bringe die Prinzessinnen in das Kinderzimmer. Sakura, dann untersuche mich noch.“ Lady Itoe wartete, bis ihre Töchter samt der Kinderfrau den Raum verlassen hatten, ehe sie einen Blick auf Amaya warf, die ihr bekannte Dienerin, die neben der Tür kniete: „Warte ebenfalls draußen.“

Die junge Wölfin gehorchte sofort, ohne dass Sakura Einspruch erhob. Vermutlich wollte die trauernde Mutter mit ihr ein vertrauliches Gespräch.

Tatsächlich fuhr Itoe fort: „Du weißt, dass Ren....mein Sohn...vor wenigen Tagen verstarb. Er war so lebendig, so lebhaft, nichts deutete auf eine Krankheit hin. Und doch starb er. Ich bin nun sehr besorgt um die Mädchen.“

„Das ist nur zu verständlich, Lady Itoe.“

„Ich...ich versuche, den beiden zuliebe stark zu sein, aber ich..ich bin schwer getroffen durch Rens Tod. Ich finde keine Ruhe und es fällt mir schwer zu lächeln. Fürst Kazuya war sehr freundlich zu mir und gab mir auch keineswegs die Schuld...“

„Lady Itoe, keiner Mutter fällt es leicht, ein Kind zu verlieren. Das ist nichts, dessen Ihr Euch schämen müsstet.“ Amaya hatte doch erwähnt, dass die dritte Ehefrau des Fürsten auch aus den Wäldern stammte? Sie wirkte recht warmherzig und betroffen. Nun, das war eigentlich kein Wunder. Sie hatte zwar noch nie eine Dämonin in solch einer Lage gesehen, aber wenn sie es mit Menschen verglich, so hielt sich Itoe sehr gut. Nun ja, sie war eben eine andere Art.

„Kennst du ein Mittel, das es mir erleichtern würde, mit den Mädchen umzugehen?“

„Ich kann Euren Heiler Takashi um einen Johanniskrauttee bitten. Dieser hellt die Stimmung ein wenig auf. Ihr werdet allerdings weiterhin Trauer empfinden, aber das wäre nur gut. Das heißt – gestattet Ihr mir die Frage, ob Ihr schwanger seid?“

Lady Itoe starrte sie an: „Was?“

„Ist es nicht möglich? Verzeiht, es ist nur, manche Kräuter lösen vorzeitig die Geburt aus.“

„Oh, ja, natürlich, du musst das fragen. Takashi kam noch nie auf die Idee. Ich gebe zu, ich bin recht zufrieden, dass mein Gemahl dich schickte. Es ist doch etwas anderes mit einer Frau zu reden. Nein, ich glaube nicht, dass ich schwanger bin.“

„Gut. Darf ich dann Amaya zu Takashi schicken?“

„Natürlich.“ Itoe wartete, bis die Heilerin wieder bei ihr war: „Sei nett zu ihr. Es ist für ein so junges Mädchen schwer von zuhause weg zu gehen und in eine andere Umgebung zu kommen.“

„Ich habe es bemerkt.“

„Sie ist aus meinem Stamm. Aber ich darf ihr ja nicht zu viel helfen, das würde ihr nur noch mehr Schwierigkeiten einbringen.“

Oh. war die Stimmung hier im Frauentrakt ein wenig gereizt? „Ich werde sehen, was ich tun kann, Lady Itoe.“

„Die Mädchen sind wirklich gesund?“

„Sie haben keinerlei Hinweis auf eine Krankheit gezeigt. Doch, wenn es Euch beruhigt, lasst sie einstweilen bei Euch im Raum schlafen.“

„Ja, eine gute Idee. Dann höre ich, wenn etwas passiert. Danke, Sakura.“ Die dritte Ehefrau des Fürsten erhob sich und ging.
 

Kurz darauf brachte Mura eine andere junge Frau, die die Heilerschülerin für ein wenig älter als Itoe schätzte: „Lady Aimi, das ist Sakura.“

Also war das die Mutter des Erbprinzen und damit eigentlich die ranghöchste der Ehefrauen. Sie setzte sich und wartete, bis die Haushofmeisterin das Zimmer verlassen hatte: „Itoe war schon hier.“

Sakura verneigte sich schweigend. Falls sie wollte, dass sie über die Behandlung redete, würde sie dies nicht tun. Das zählte zu den Grundregeln eines Heilers und das sollte sie eigentlich wissen.

„Natürlich mit den Mädchen. Ich hoffe, sie waren gesund. Ich sandte um Lord Masaru. Er ist mein Sohn und der Erbe Fürst Kazuyas. Ich will, dass du ihn untersuchst. Takashi sagt, er sei gesund, aber das sagte er auch von Ren. Und ich kann es mir nicht leisten, dass meinem einzigen Sohn etwas zustößt.“

„Wie Ihr wünscht, Lady Aimi.“ Hm. Die emotionale Bindung an ihren Sohn schien eher darauf zu beruhen, dass dieser der Erbe war und ihr damit eine gute Zukunft als Fürstinmutter geboten wurde. Oder hatte das einen anderen Grund? Irgendwie erinnerte sie sie ein wenig an die Gemahlin des Inu no Taishou, die auch derart kühl blieb wenn die Rede auf ihren Sohn kam. Itoe dagegen war recht emotional für eine Dämonin. „Euch ist allerdings nichts aufgefallen?“

„Nein. Auch Manabu nicht. - Das ist sein Lehrer.“

Kurz darauf brachte eine Dienerin den jungen Prinzen. Unter Menschen hätte man ihm vielleicht sechs oder sieben Jahre zugebilligt. Er sah seinem Vater recht ähnlich, fand Sakura, als sie ihn untersuchte, ehe sie seine Mutter beruhigen konnte:

„Danke, Lord Masaru. - Ich kann keinerlei Krankheitsanzeichen an dem Prinzen feststellen, Lady Aimi.“

„Gut. - Du darfst wieder an deinen Unterricht gehen.“

„Danke, Frau Mutter,“ erwiderte der kleine Wolf mit einer Wohlerzogenheit, die die Heilerschülerin unwillkürlich an einen anderen Prinzen erinnerte – seinen Eltern gegenüber. „Ich habe nun Schreiben.“ Er ging.
 

Sesshoumaru verlor fast die Geduld. Warum war Sakura noch nicht wieder hier um Bericht zu erstatten? Dann fiel ihm ein, dass Fürst Kazuya es ja wohl für notwendig befunden hatte, gleich drei Ehefrauen zu haben - ihm selbst schauderte bei dem Gedanken auch an nur eine – und auch noch eine Schwester und diverse Kinder wohl die Dienste der Heilerschülerin in Anspruch nehmen wollten. Vielleicht sollte er selbst auch noch einmal etwas unternehmen, um die Zeit zu verbringen, ehe sie ihm weitere Informationen liefern konnte.

Er rief den Diener, den ihn der fürsorgliche Wolfsfürst vor die Tür gesetzt hatte: „Ich wünsche mit dem Herrn zu sprechen.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Ich werde für Euch um Audienz bitten.“

Das war der Hundeprinz bei allen Göttern nicht gewohnt, aber er zwang sich zur Ruhe. Vater hatte Höflichkeit und Diplomatie verlangt, um keinen Krieg zu verursachen, und auch, wenn er gerade die Aussicht einige Wölfe zu schlachten positiv fand, musste er sich der Entscheidung seines Fürsten und Vaters beugen. „Tu dies.“

Zum Glück dauerte es nicht lange, ehe der Diener zurückkehrte und sich in Anbetracht des kurzfristigen Aufwallens der dämonischen Energie des hochrangigen Gastes lieber flach auf den Boden warf. Zumal hatte ihm Fürst Kazuya bei der Erstanweisung klargemacht, dass dies der Erbe der westlichen Länder war – und er unter keinen Umständen wegen eines dummen Dieners einen Krieg beginnen würde. „Der Herr lässt Euch erfreut bitten, Lord Sesshoumaru.“

Das ging ja schnell. Moment, mal, hoffte der gute Kazuya bereits auf eine Lösung des Todes seines Sohnes? Hoffentlich nicht. Viel konnte er ihm nicht berichten.
 

Aber Fürst Kazuya plante etwas anderes, das erriet der Hundeprinz bereits, als er mit einer höfischen Verbeugung dessen Empfangsraum betrat. Dieser winkte ihn fast heran:

„Bitte, setzt Euch doch neben mich, Lord Sesshoumaru. - Ich hoffe, Ihr seid mit meiner Gastfreundschaft zufrieden.“

„Ich kann mich nicht beschweren. Eure Diener sind aufmerksam, Fürst Kazuya, und Ihr sehr freundlich.“ Wie lange noch musste er Geduld bewahren und diese Höflichkeit zeigen? Bis er den Tod geklärt hatte? Dann sollte er zusehen, dass das bald geschah.

„Das freut mich. Natürlich könnt Ihr noch nichts Neues vermelden, das würde ich nicht erwarten. - Ich möchte jedoch die Gelegenheit nutzen, Euch für heute Abend zu einem offiziellen Empfang zu bitten, um Euch meine Gemahlinnen vorzustellen.“

„Natürlich, wie Ihr wünscht.“ Wirklich, je eher, desto besser....

„Was führt Euch her? Weitere Fragen zu dem Tod meines jüngeren Sohnes?“

„Sakura ist in Eurem Auftrag im Frauentrakt. Ich würde sie dann zu nicht medizinischen Dingen befragen.“

„Selbstverständlich. Es ist sehr freundlich von Euch, darauf Rücksicht zu nehmen.“ Nun, eigentlich hätte er geglaubt, indirekt die Genehmigung bereits erteilt zu haben. Aber der junge Prinz war wirklich ein Musterbeispiel an Rücksichtnahme und Höflichkeit. Ja, sein Plan könnte funktionieren. Nun, er hatte früher nie den Westen in Erwägung gezogen, aufgrund der doch...blutigen Vergangenheit. Immerhin hatte der Inu no Taishou seinen jüngeren Bruder getötet, Kanos Vater. Nun gut, es war eine Schlacht gewesen und er hatte den Herrn der westlichen Länder in den Friedensverhandlungen durchaus schätzen gelernt. Er winkte einen Diener heran und gab diesem eine geflüsterte Anweisung, ehe er sich wieder an seinen Gast wandte: „Ich sagte Euch bereits, dass ich überaus interessiert bin dem Verdacht meines Heilers nachzugehen, schon um Masarus Willen. Überdies empfinde ich die Vorstellung, dass jemand annimmt unter meinem Dach ungestraft morden zu können, schlicht als beleidigend. Ich nehme an, Euer mächtiger Vater sieht das ähnlich.“

„Ja,“ gab Sesshoumaru zu: „Er ließ ihn hinrichten.“

„Natürlich. - Ich vermute, Ihr wollt auch mit Kano reden. Dazu müsste ich Euch etwas sagen. Ihr seid der Erbe des Westens – und Euer Vater hat den seinen auf dem Schlachtfeld getötet. Es könnte daher sein, dass Kano....“

„Ich verstehe.“ War das ein Narr gewesen, der Vater im Weg herumgestanden hatte? Zumal, wenn der das Höllenschwert eingesetzt hatte? Allerdings, als der Wolfsfürst gerade an seinen toten Bruder gedacht hatte, war seine Energie kurz aufgewallt, ehe er sich wieder beherrscht hatte. Nein, schwach war der nicht. Der Hundeprinz musste zähneknirschend zugeben, dass Kazuya mindestens in seiner Liga spielte. Nun ja, ohne Grund wurde man wohl nicht der Herr des Nordens. Und er musste bedenken, dass seine eigene, stolze Mutter immerhin mit dem Gedanken gespielt hatte, den zu heiraten. „Ich werde es bedenken, edler Fürst.“

Wirklich, reizend höflich und zivilisiert. „Ich möchte Euren Besuch bei mir rasch nutzen, Prinz, ehe Ihr weiter ermittelt. - Ah, komm nur, meine Liebe, schön, dass du so schnell hier bist. Lord Sesshoumaru, ich darf Euch meine Schwester, Lady Yuuka, vorstellen.“

Seine unverheiratete Schwester, ergänzte sein Gast in einem Gefühl, dass bei einem Menschen schiere Panik gewesen wäre, ehe er immerhin erkannte, dass es sich bei der verneigenden Dame um eine deutlich jüngere handelte, als es das Alter des Hausherrn vermuten ließ. Sicher, sie war älter als er selbst und es fragte sich, wo bei ihr der Haken war, wenn sie mit Mitte Zwanzig noch immer unverheiratet war, aber ...Nein, nichts aber. Kein Bruder oder Vater stellte einem Prinzen eine Schwester oder Tochter ohne Hintergedanken vor, zumindest nicht einzeln und abseits eines Empfangs. Wie sollte er denn da wieder herauskommen und höflich bleiben, wie es Vater ohne Zweifel von ihm verlangen würde? „Ich begrüße Euch,“ sagte er automatisch, während seine Gedanken rasten.

Yuuka verneigte sich erneut, nachdem sie einen fast unschicklich langen Blick auf den Gast geworfen hatte. Es war die Ironie ihres Lebens, dass sie schon längst verheiratet wäre, als jüngere Schwester des Herrn des Nordlandes, wenn dieser bereits früher einen eigenen Sohn bekommen hätte. So hatte er sie stets zurückbehalten, um seinem Schwager keine Erbansprüche zu sichern, sie dann mit seinem – und ihrem - Neffen Kano verlobt. Das hier war das erste Mal, dass er sie einem Gast vorstellte, und noch dazu einem so jungen, gutaussehenden. Der Haushofmeister hatte ihr gesagt, dies sei der Erbe der westlichen Länder, und auch, wenn er ein Hundedämon war, so war er eindeutig attraktiv, bestimmt stark und reich. Die Aussicht, eines Tages die Fürstinmutter des Westens zu sein, war auch keine schlechte. „Danke, Lord Sesshoumaru,“ erwiderte sie daher mit gesittetem Kopfneigen. Sie wollte doch einen guten Eindruck machen: „Ich bin erfreut, Euch kennen lernen zu dürfen.“

Die Freude lag auf ihrer Seite. Moment. Sie war unverheiratet, und womöglich rechnete sich da jemand Chancen bei ihr aus? Waren Kazuyas Söhne aus dem Weg, hatte sie die älteren Erbansprüche auf den Norden als dessen Töchter. War sie der Schlüssel zum Motiv? Aber da war noch Kano, der Neffe....Hm. Mit dem musste er eindeutig selbst reden. Da konnte er Sakura schlecht schicken, zumal sie mit dem Haufen Weiblichkeit wohl noch länger beschäftigt war. „Dann werden wir uns gewiss heute Abend auf dem Empfang unterhalten können,“ hörte er sich sagen.

Yuuka lächelte ein wenig, ehe sie sich mit einer weiteren tiefen Verneigung höflich zurückzog.

„Sie ist ein nettes Mädchen,“ meinte der Wolfsfürst: „Auch, wenn ich als ihr Bruder das sage. - Ich hätte schon einige Bewerber um ihre Hand gehabt, aber solange ich keinen Sohn hatte....“

„Natürlich. Ich bin nur überrascht, dass Ihr sie nicht Lord Kano anbotet. Euer Neffe und Eure Schwester müssten doch im gleichen Alter sein.“

Fürst Kazuya nickte erfreut. In der Tat, ein kluger Kopf noch dazu: „Sicher ist Kano etwas jünger, aber sie sind verlobt. Ihr wisst allerdings, dass man derartige Eheversprechen auch rückgängig machen kann, zumal innerhalb einer Familie, wenn es...politische Notwendigkeiten gibt.“

Sesshoumaru fragte sich, warum er immer deutlicher das Gefühl einer Schlinge um seinen Hals bekam. Mutter! Sie hatte gewusst, dass Lord Ren gestorben war und es wäre bei ihr erstaunlich, hätte sie nicht gewusst, dass es hier eine unverheiratete Prinzessin gab. Darum hatte sie Vater gebeten, ihn zu schicken. Einstweilen blieb ihm jedoch nichts anderes übrig als zu sagen: „Dessen bin ich mit bewusst. Allerdings hat mein verehrter Herr und Vater bereits eine derartige Verlobung für mich ausgesprochen.“

„Natürlich, dessen bin ich mir bewusst. Aber, wenn ich den mächtigen Inu no Taishou richtig kennengelernt habe, wird er Euch keinerlei Hindernisse in den Weg legen, wenn Ihr eine standesgemäße Neigungsehe einzugehen wünscht.“

Das war der Moment, in dem Sesshoumaru seine gesamte Selbstbeherrschung benötigte, den Raum nicht schreiend zu verlassen, nachdem er den Hausherrn umgebracht hatte.
 

**
 

Armer Hund...

Das nächste Kapitel bietet den Rest des Damenflors für Sakura und Seine Eisigkeit lernt die anderen Männer der Familie kennen.
 

bye
 

hotep

Weitere Damen des Hauses

Sakura verneigte sich höflich, als Mura, die Haushofmeisterin der eintretenden Dame mitteilte: „Dies ist Sakura, die Heilerin, Lady Sadako.“

Das also war die erste Ehefrau des Fürsten. Unter Menschen hätte man sie Mitte bis Ende Dreißig geschätzt, aber das war schwer zu sagen. Sie war mit Sicherheit die am meisten geschminkte Dämonin, die die Heilerschülerin je gesehen hatte. Allerdings sehr geschmackvoll, das gab sie bei einem vorsichtigen Blick in das Gesicht der Dame zu. Wäre sie selbst kein Mensch gewesen, wäre es ihr vielleicht nicht einmal aufgefallen. So jedoch hätte sie wetten mögen, dass die zarte Weiße der Wangen einer quecksilberhaltigen Creme zu verdanken war, die Brauen waren nachgezogen und die Augen....Ja, die Augen. Die Pupillen wirkten unnatürlich groß und der Blick recht starr. Soweit Sakura wusste, bedeutete das eine leichte Vergiftung mit Tollkirsche. Ging Sadako so weit, sich selbst zu vergiften, um auf ihren Mann attraktiver zu wirken? Immerhin war sie die Einzige, die kein Kind von ihm hatte, obwohl sie am längsten mit dem Fürsten verheiratet war.

„Du kannst gehen, Mura.“ Und während die Haushofmeisterin gehorchte, fuhr die Wolfsdämonin fort: „Aimi und Itoe waren mit ihrem Nachwuchs natürlich hier.“

„Ja.“ Ohoh. Der Dame schien die Sache mit den Kindern oder eher, dass sie keine hatte, nahezugehen. Soweit man das bei einer Dämonin sagen konnte.

„Du bist ein Mensch, aber du lernst bei einem Dämon.“

„Ja, Lady Sadako. Neigi-sama ist mein verehrter Lehrer.“

„Dann gehe ich davon aus, dass du über mehr Fähigkeiten verfügst als in deiner Art sonst üblich. Und selbstverständlich kenne ich Neigi-samas Ruf. - Ich bin die älteste und erste Frau Fürst Kazuyas. Bedauerlicherweise haben mir die Götter bislang jeden Nachwuchs verweigert. Was kannst du mir raten? Takashi versteht nichts davon,“ ergänzte sie etwas bitter: „Zumindest haben seine Ratschläge nichts geholfen.“

„Darf ich Euch dazu eine Frage stellen? Habt Ihr nie empfangen oder konntet Ihr die Kinder nicht austragen?“

Sadako atmete tief durch, ehe sie antwortete: „Ich hatte stets Fehlgeburten. Nach der zwölften hörte selbst das dann auf. Und der Fürst heiratete Aimi. - Ich gebe zu, ich verstand das, obwohl er so freundlich war, mir meine Unfähigkeit nicht weiter zum Vorwurf zu machen. Und ich gebe zu, dass ich zunächst doch erleichtert war, dass sie nicht schwanger wurde.“

„Aber dann wurde Lord Masaru geboren.“ Nach zwölf Schwangerschaften und Fehlgeburten, vermutlich knapp aufeinander, musste selbst der Körper einer Dämonin erschöpft sein.

„Ja. - Und ich sehe mich gezwungen, Aimi das Vorrecht hier einzuräumen, mich vor ihr zu verneigen. Sie ist die Mutter des Erben.“ Das klang bitter.

Sakura verstand das. Sie lebten hier zusammen und Sadako bekam täglich ihr Versagen vor Augen geführt, ja, durfte froh sein, dass sich der Fürst nicht hatte scheiden lassen. „Lady Itoe hatte auch einen Sohn.“

„Itoe, ja. Sie jammert ja so, weil der starb, dabei hat sie wenigstens noch die Mädchen. Und Ren wäre sowieso nie der Fürst geworden. Nun,was kannst du mir raten?“

„Darf ich fragen, ob Ihr regelmäßig Tinkturen einnehmt? Wenn Ihr gestattet....Eure Augen.....“

„Das fällt dir auf. Ja, ich nehme alle zwei Wochen Tropfen, die ich dort heineinträufele, sobald die Wirkung nachlässt.“

„Takashi, Euer Heiler, sagte Euch, dass das ein Gift ist? Tollkirsche?“

„Das ist nicht vom Heiler. Manabu, der Lehrer, ist zwar auch gelernter Heiler, aber er hat das nie ausgeübt, da er sich auf, wie nennt er das, die Schönheit, spezialisiert hatte. Ehe der Fürst ihn als Lehrer einstellte. Und er sagte mir, selbstverständlich über Mura, dass ich es nicht überdosieren dürfe. Er gab ihr sogar schriftliche Anweisungen mit. Keine Sorge. Ich vergifte mich nicht.“

„Er gab Euch auch die Creme.“ Über Mura, natürlich Die Damen waren hier wirklich von der Außenwelt abgeschottet. Kein Wunder, dass die Stimmung etwas gereizt war, wenn man so aufeinander saß und Konkurrentin war.

„Ja. Und das Arsen für die glatte Haut und die glänzenden Haare. Aber daran kann es nicht liegen, dass ich keine Kinder bekomme. Zum einen war ich vorher schon...unfruchtbar, zum anderen gab Manabu wirklich zu allem genaue Anweisungen, was die Dosis und die Anwendung betraf. Und ich muss versuchen, den Fürsten zu überzeugen, dass auch ich noch wert bin gerufen zu werden.“

„Ja, ich verstehe.“ Sie war die Älteste und versuchte wohl verzweifelt, irgendwie ihren Ehemann dazu zu bekommen sie zu beachten, ja, ein Kind zu bekommen. „Nun, ich kann Euch mitteilen, was Neigi-sama, mein verehrter Lehrer, in einem solchen Fall rät. Wenn Euch Euer Gemahl zu sich kommen lässt, nehmt zuvor ein warmes Bad, wenn möglich, mit entspannenden Kräutern. Und, das Wichtigste sei, dass Ihr die Sache mit einem Kind vergesst. Entspannung tut Not. Auch sonst badet oft, lasst Euch massieren und lockert Seele und Körper.“

„Vergessen!“ Die Wolfsdämonin machte eine Handbewegung: „Aimi hat den Erben und Itoe bekam die Zwillinge schon nach kürzestmöglicher Frist, dann auch noch Ren....“

„Eben dies könnte Euch zusätzlich belasten, zumal Euer Körper gewiss erschöpft war nach all den Versuchen.“

„Ich werde deinem, oder eher Neigis, Rat folgen. Vielleicht ….“

Sakura schwieg. Mehr konnte sie nicht verlangen.
 

Nur kurz darauf kam Lady Yuuka zu ihr, die Schwester des Fürsten. Und die Heilerschülerin wusste nach fünf Minuten, dass diese nicht nur Seine Eisigkeit getroffen hatte, sondern begeistert von der Aussicht war ihn heiraten zu können. Mittlerweile jahrelange Kenntnis des Hundeprinzen ließ sie jedoch annehmen, dass die Begeisterung recht einseitig war. Nun ja, Yuuka sah hübsch aus, aber Sesshoumaru hatte schon öfter deutlich gemacht, dass er an der Weiblichkeit noch desinteressiert war, auch, wenn es sich um eine Dämonin handelte. Und anscheinend hatte sich die kerngesunde Wolfsprinzessin nur zu ihr bemüht, um Informationen zu erlangen. Den Göttern sei Dank handelte es sich um keinen Mordfall, also würde Lord Sesshoumaru ja kaum auf wörtlicher Berichterstattung bestehen. Aber, falls er fragen sollte...Nun, dann musste sie antworten. Andererseits ziemte sich Höflichkeit gegenüber der Wolfsprinzessin. Wie war das noch mit Hammer und Amboss?

So meinte sie behutsam: „Euer Bruder, der mächtige Fürst Kazuya, hat es wohl bislang vermieden, Eure Hand anzubieten?“

„Nun ja. Er hat mich mit Kano verlobt - das ist unser Neffe.“ Und da sie den unwillkürlich stutzenden Blick bemerkte: „Oh, nein. Er ist nur ein wenig jünger als ich, kein Kind. - Und er war bis zu Masarus Geburt Kazuyas Erbe. Schon darum erschien es meinem verehrten älteren Bruder wohl sinnvoll. Ich habe keine Probleme mit Kano, aber natürlich erscheint mir der Erbe der westlichen Länder ….interessanter?“

Eiwei, wie brachte sie die Dame im Interesse aller von Sesshoumaru ab? Falls Fürst Kazuya dem Wunsch seiner Schwester folgen wollte....Nun, das konnte noch mehr als diplomatische Probleme ergeben. „Ich....selbstverständlich darf ich nicht über meine Herren plaudern, aber ich denke, es ist kein Geheimnis, dass der mächtige Inu no Taishou seinen Sohn bereits mit einer Hundeprinzessin verlobt hat.“

„Man kann auch mehrere Frauen...oh.“

Na also, dachte Sakura erleichtert. Yuuka war so intelligent, wie sie gehofft hatte. Gegenüber einer Hundedame und deren Nachwuchs würde eine Wolfsdämonin immer die Nummer Zwei sein, jeder Fürst einem reinrassigen Erben den Vorzug geben. Verliebtheit in allen Ehren, aber die Schwester des Fürsten hatte wohl nur zu gut mitbekommen, wie Sadako litt. Kam sie mit Kano aus, wäre dessen Nummer Eins, war das ohne Zweifel besser, als die Nummer Zwei oder auch stets die Fremde zu sein. Sakura neigte den Kopf, als Zeichen, nicht mehr sagen zu wollen und zu dürfen. Hoffentlich würde Seine Lordschaft, wenn er diese Unterhaltung mitbekam, ihr anrechnen, dass sie ihn nur von Zuneigungsbekundungen hatte schützen wollen.

„Nun ja,“ meinte Yuuka, als sie sich erhob: „Dann hoffe ich mal, dass du meinen Schwägerinnen helfen kannst.“

Sie ging.
 

Sesshoumaru hatte sich unterdessen den Weg zu den Räumen Lord Kanos zeigen lassen. Als er hereinkam, sahen die drei Personen im Raum sich etwas irritiert nach ihm um. Gewöhnlich betrat niemand ohne Voranmeldung dieses Zimmer. Der Diener warf sich hastig zu Boden: „Lord Masaru, Lord Kano....Lord Sesshoumaru...“

Der Hundeprinz betrachtete kurz die drei Wölfe. Der Jüngste, bei Menschen wäre er auf sechs geschätzt worden, war also der Erbprinz, der überlebende Sohn Fürst Kazuyas. Der junge Mann neben ihm, etwas älter als er selbst, musste Lord Kano sein, der Neffe des Schlossherrn, der bis zur Masarus Geburt dessen Erbe gewesen war. Und der dritte Wolf, der vor ihnen kniete, war ohne Zweifel ihr Lehrer, Manabu, hieß er. Er hatte sich auch unverzüglich am tiefsten verbeugt

Der höfischen Förmlichkeit zuliebe neigte Sesshoumaru den Kopf: „Lord Masaru hat gewiss die Freundlichkeit sich zu seiner Mutter zu begeben. Ich habe im Auftrag des mächtigen Fürst Kazuya mit Lord Kano zu sprechen.“

Masaru nickte und verriet sofort, dass er wusste, dass der Fremde der Erbprinz der westlichen Länder war – ihm ranggleich: „Selbstverständlich, Lord Sesshoumaru. Der Wunsch meines Herrn und Vaters ist auch der meine.“ Er ging.

Der Hundeprinz ertappte sich beim Aufwallen vorn Zorn, ehe sein Verstand ihm sagte, dass der Kleine nach höfischen Maßstäben vollkommen recht hatte, ja geradezu formvollendet gesprochen hatte. Und da der der Nachbar war, mit dem er in den nächsten Jahrhunderten auskommen sollte, war eine gewisse Höflichkeit beiderseits wohl auch in ihrer Väter Interesse.

Lord Kano hatte sich unterdessen bequemer ausgestreckt: „Dann nehmt doch Platz. Eine Lernpause tut sicher gut. - Was wünscht Onkel Kazuya? Ah, Moment. Ihr seid doch der Sohn des Inu no Taishou?“

„Ja.“ Der Wolfsfürst hatte ja erwähnt, dass Vater Kanos Vater in einer Schlacht getötet hatte.

Aber Kano fragte nur: „Und weiter?“

Da half wohl nur Ehrlichkeit: „Euer mächtiger Onkel hörte von einigen Mordfällen, die ich für meinen Herrn und Vater löste, und bat mich, den Tod seines jüngeren Sohnes zu überprüfen.“

„Tja. Und da Ihr nichts findet, was auf Mord hinweist, wollt Ihr mich noch fragen, damit Ihr die Sache beenden könnt? Na, das hätte ich Euch auch gleich sagen können. Kinder sterben nun einmal früh, auch unter Dämonen passiert das immer wieder. Masaru ist definitiv ein schlaues Kerlchen, aber kaum in der Lage einen fast Gleichaltrigen umzubringen. Oder dachtet Ihr gar..ich?“

„Ihr ward der Erbe, bis Masaru geboren wurde.“

„Schon, aber – und das werdet Ihr als Erbprinz wissen – das ist auch eine ziemliche Last. Seit Masaru da ist, liegen die Erwartungen Onkel Kazuyas auf ihm und er wird gedrillt, während ich mehr frei habe. Ja, klar, eines Tages soll ich die Güter meines Vaters übernehmen, aber momentan verwaltet sie Onkel und das gut. Warum sollte ich mich darum reißen, nicht nur die Ländereien zu bekommen, sondern gleich den ganzen Norden? Außerdem: es wäre irgendwie logischer gewesen, Masaru umzubringen, oder? - Nein, ich fürchte, Onkel Kazuya wird sich damit abfinden müssen, dass Rens Tod ein Zufall war, bedauerlich, aber es gibt einfach keinen Schuldigen.“

Das klang alles logisch, aber die Schlussfolgerungen, die Kano aussprach, waren es nicht. Es wäre nicht logischer gewesen, zuerst Masaru umzubringen, solange der noch einen jüngeren Bruder hatte. Ein Erbprinz stand auch immer mehr unter Beobachtung, hatte Übungen, Lehrer, Diener, die um ihn waren. Der jüngere und kleinere Bruder war da wohl leichter zu packen. Überdies: war Kano so desinteressiert an der Herrschaft oder tat er nur so? Seine Haltung war eines Prinzen, ja, eines Dämons unwürdig, so wie er ausgestreckt da lag.

„Komm schon, lieber Cousin,“ wandte sich Kano an den Dritten: „Sag ihm, dass ich recht habe.“

„Cousin?“ Sesshoumaru war bislang davon ausgegangen, dass es sich um den Lehrer handelte.

Dieser neigte etwas den Kopf: „Äh, nun ja...Mein Name ist Manabu, Lord Sesshoumaru. Ich bin der Lehrer der Prinzen hier. Und, auch, wenn Lord Kano mich so zu nennen beliebt – ich bin nur der Spross einer Seitenlinie. Vor einem Jahr kam ich her und stellte mich dem mächtigen Fürsten vor, da ich das Erbe meines Vaters angetreten hatte. Zuvor habe ich Heiler gelernt. Da der bisherige Erzieher Lord Kanos starb, bot der Herr des Nordens mir den Posten an. Es war sehr freundlich, denn, um ehrlich zu sein, es war nicht gerade viel zum Erben da. Auch die kleinen Prinzen kommen zu mir. - Und ich bin überzeugt, dass Lord Kano nichts mit Rens Tod zu tun hat.“

„Nun, bitte.“ Kano richtete sich auf: „Ich weiß, dass Onkel Kazuya seine Söhne sehr gern hat..hatte und mich wohl auch, aber, wo nichts ist, kann man auch nichts finden.“

Das klang auch schon wieder so logisch – aber war es das? Sesshoumaru zog einen Schluss: jemand, der einen Prinzen ermorden konnte, war wirklich nicht ungeschickt oder dumm. Kano war dumm, also konnte er nicht der Mörder sein.

Und dann ertappte er sich selbst dabei, dass das Logik á la Kano war.

Es wurde Zeit, dass er Sakuras Bericht erhielt.
 

**
 

Seine Lordshcaft wird ungeduldig und Sakura freut sich noch, dass es diesmal um keinen Mord geht...

Seine Lordschaft hat eine Erkenntnis

Sakura nahm Amaya mit sich, als sie sich zu Sesshoumarus Gästezimmer durchfragte. Das kleine Wolfsmädchen hatte genug Ärger, da wollte sie ihr ein wenig Ausbildung zukommen lassen

„Bleib hier knien,“ wies sie sie an: „Falls ich etwas benötige, oder dich weiterschicke, werde ich es dir sagen.“

Amaya gehorchte, froh, dass sie bislang wohl alles richtig gemacht hatte. Für ein so junges Wolfsmädchen aus den Wäldern war das Leben bei Hofe ungewohnt und sie wurde für jeden Fehler bestraft. Mit gewisser Neugier beobachtete sie, wie die Heilerschülerin niederkniete, ehe sie anklopfte. Gleich würde sie sehen, wie man höflich ein Zimmer betrat...

„Sakura.“

Auf die Aufforderung schob diese die Tür beiseite, durchaus nicht überrascht, dass der Hundeprinz wusste, dass sie es war, und krabbelte hinein, ehe sie das Portal hinter sich wieder schloss.

Sie hat sich nicht aufgerichtet, dachte Amaya. Das durfte man also nicht.
 

Sakura hatte bemerkt, dass Seine Lordschaft am Fenster stand. Das tat er oft, am meisten allerdings, wenn er nachdachte. Hatte er sein Beileid ausgesprochen und wollte nun abreisen? War er wegen ihres längeren Aufenthaltes im Frauentrakt verärgert?

„Wörtlichen Bericht.“ Das klang eisig.

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Warum interessierten ihn denn die Frauen? Wegen Prinzessin Yuuka? Und letzteres gleich als doppelte Frage? Hatte ihn die Vorstellung der Prinzessin so aus dem Takt gebracht, dass er vergaß, dass sie hier eben zu keinem Mord geschickt worden waren? Oder war er schlicht so an der Wolfsprinzessin interessiert? Würde es etwa wirklich eine Hochzeit geben? Aber ihr blieb nichts anderes übrig und so gehorchte sie, unterschlug allerdings die rein medizinischen Details. Er sollte wissen, dass sie schweigen musste.

Er drehte sich um: „Lord Ren wurde ermordet.“

Ach du liebe Güte. Und er sollte den Fall lösen? Womöglich im Auftrag seines Gastgebers? Das erklärte seine Stimmung – zumal, wenn der Fürst zusätzlich versuchte, ihm seine Schwester als Braut zu geben. Hoffentlich hatte Lady Yuuka ihre Warnung begriffen und brachte ihren Bruder im Interesse aller davon ab. Sie wollte gar nicht wissen, wie ein Dämonenkrieg aussah. Ihr verehrter Lehrer hatte ihr gegenüber erwähnt, dass die nördlichen und westlichen Fürsten einen zerstörerischen Krieg miteinander geführt hatten, ehe Kazuya und der Herr es schafften miteinander zu reden und sich entgegen zu kommen – durchaus eine Warnung an sie, sie passend zu verhalten.

„Weitere Anmerkungen?“

Das konnte sich eben nur auf die medizinischen Details beziehen. Sakura schluckte, ehe sie die Lösung ihres Dilemmas hatte: „Lady Sadako...sie nimmt...verschiedene Schönheitsmittel, die giftig sind.“ Sie erzählte sachlich, aber ausführlich: „Es mag sein, dass sie dadurch auch Schwierigkeiten hat.“

„Ren wurde erstickt, vermutlich mit einem Kissen.“

Sie hätte um ein Haar erstaunt aufgesehen. Das war ja glatt eine Erklärung?

Sesshoumaru hätte sich dagegen eher die Zunge abgebissen, als zuzugeben, dass es ihn erleichterte, dass sie Lady Yuuka zugeredet hatte, auf eine Hochzeit mit ihm zu verzichten. Die Prinzessin würde doch hoffentlich ihren Bruder dazu bringen können diesen Plan sein zu lassen. Er konnte es nicht ohne gegen Vaters Befehl zu verstoßen, ja, einen Krieg vom Zaun zu brechen. Sakura war in der Tat ein nützliches Ding.

Aber das sollte zurückstehen. Er hatte einen Mord zu klären: „Wie ist die räumliche Aufteilung im Frauentrakt?“

„Soweit ich mitbekommen habe, Lord Sesshoumaru,“ begann sie einschränkend: „Liegen zuerst Zimmer, in denen Diener oder Gäste untergebracht werden, dann ein größerer Raum, von dem aus wohl die Trakte der Damen abgehen. Genaueres dürfte Euch Amaya sagen können. Sie wartet hier draußen“ Sie erkannte an dem Schweigen, dass er zustimmte, und öffnete die Tür. Hoffentlich würde sich die Kleine benehmen. In dieser Laune war Seine Lordschaft zu allerlei fähig.

Aber Amaya hatte zugesehen und kam mit einer tiefen Verneigung herein, ehe sie niederkniete, neben der Heilerschülerin, die die Tür schloss: „Amaya, Lord Sesshoumaru.“

„Du arbeitest im Frauentrakt.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Das Wolfsmädchen schluckte. Da lag etwas in der ruhigen Stimme, das ihr Angst einjagte. Nicht einmal Mura hatte es vermocht, sie mit einer ihrer Tiraden oder Strafen so zu verschrecken. Sie sollte lieber wirklich alles beachten, was Sakura ihr gezeigt hat. So starrte sie vor sich auf den Boden, wie es diese tat.

„Beschreibe die Räumlichkeiten.“

„Äh...ja, Lord Sesshoumaru. - Wenn man hereinkommt, liegen rechts und links jeweils vier Räume, in denen sich die zuständigen Dienstboten aufhalten, wenn sie nicht bei den Damen oder den Kindern sind, oder auch Gäste untergebracht werden. Danach kommt eine Diele. Rechts liegen die beiden Zimmer von Lady Sadako, geradeaus zwei die von Lady Itoe und ihren drei..zwei Kindern, und links wohnen Lady Aimi und Lord Masaru. Es wurde so umgebaut....“

„Wenn man zu den Kindern will, muss man durch das Zimmer der Mutter?“

„Nein, Lord Sesshoumaru. - Die Damen wohnen hinten.“

„In den Kinderzimmern ist kein ständiger Diener?“

„Doch, Etoe ist das Kindermädchen der beiden Prinzessinnen und war es auch Lord Rens. Außerdem ist ja eine Zofe immer bei den Damen, in deren Zimmer.“

„Und bei Lord Masaru?“

„Er hat auch noch ein Kindermädchen, Mayuko. Er soll erst in einiger Zeit aus dem Frauentrakt ausziehen.“

Das erklärte soweit die Todesart. Ren wurde mit einem Kissen erstickt, damit Mutter und Zofe im Nebenzimmer nicht aufmerkten. Nur – wo war das Kindermädchen und warum hatten seine Schwestern nichts bemerkt? „Gab es einen Zeitpunkt, an dem Etoe mit den Mädchen etwas unternimmt und Ren allein war?“

Amaya sah hilfesuchend zu Sakura, erwiderte jedoch bemüht höflich: „Das...ich bin nicht sicher, Lord Sesshoumaru. Aber, sie ist auch die Lehrerin der Prinzessinnen, während Lord Ren bereits am Unterricht Lord Masarus teilnahm. Den Namen des Lehrers weiß ich nicht.“ Sie wartete zitternd.

„Sakura: Takashi, den Heiler. Geh, Amaya.“

Beide Dienerinnen sprangen eilig mit einer Verneigung auf, während er sich bereits wieder umdrehte und aus dem Fenster blickte. Ersticken und diverse Gifte, die hier kursierten. Hing das zusammen? Eigentlich hätte Ren nichts zustoßen dürfen, er war nie allein. Aber sein Tod war Fakt und er selbst sollte sich nicht ausgerechnet dem Herrn des Nordens gegenüber als unfähig erweisen, nicht nur sich selbst sondern vor allem seinen Vater blamieren. Nicht auszudenken, wenn Fürst Kazuya gegenüber Mutter sein Bedauern kundgab, dass sie einen derart unfähigen Sohn von einem so...

Nein, so weit wollte er nicht einmal denken. Hoffentlich konnte Takashi etwas Sinnvolles äußern.
 

Der Heiler kam auch kurz darauf. Sakura ließ sich neben der Tür nieder, während er etwas näher ging, ehe er sich auf den Boden kniete.

Sesshoumaru wandte sich um: „Etoe war das Kindermädchen Lord Rens?“ Er ließ ihn nicht aus den Augen.

„Ja, ebenso wie für Lady Mariko und Lady Kumiko.“

„Warum war sie nicht anwesend, als er starb?“

Gute Frage. „Sie unterrichtete die Prinzessinnen zu diesem Zeitpunkt im Garten. Lord Ren fühlte sich dagegen während seines Unterrichtes nicht wohl und Manabu, sein Lehrer, schickte ihn in sein Zimmer zurück.“

Das hatte der wohl vergessen zu erwähnen. Aber das erklärte auch die Überzeugung des entfernten Cousins, Lord Kano habe nichts mit dem Tod des Kleinen zu tun. Sie gaben sich gegenseitig ein Alibi. Oder? „Allein?“

„Ich vermute. Aber er sandte einen Diener zu mir, der mich holen sollte. Ich fand Ren dann tot auf.“

„Obwohl Lady Itoe und ihre Zofe im Nebenzimmer waren.“

„Ja, Lord Sesshoumaru. Wenn ich meine bescheidene Meinung dazu äußern dürfte...?“

„Nun.“ Bescheiden, in der Tat. Immerhin hatte dieser Narr den Fürsten dazu gebracht an Mord zu denken und ihm die Ermittlungen aufzuhalsen.

„Lord Ren wurde meiner Meinung nach mit einem Kissen erstickt. Er dürfte überraschend angegriffen worden sein und konnte sich nicht mehr bemerkbar machen.“

Was bedeutete, dass er in dem Dämon, männlich oder weiblich, der sein Kinderzimmer betrat, keinen Feind vermutete. Seine Mutter schien sehr betroffen – Lady Sadako, sein Lehrer, Lady Aimi Lady Yuuka, doch Kano oder der entfernte Cousin oder gar Rens älterer Bruder? Nein. Das Wer würde sich aus dem Wie ergeben. „Wie viel Kraft gehört dazu?“

„Er war ein kleiner Junge. Für einen Erwachsenen ist es eine Anstrengung, aber keine große.“

„Seine Geschwister?“

Takashi holte tief Atem, ehe er sagte: „Abgesehen von allen sonstigen Erwägungen – nein, Lord Sesshoumaru. Das halte ich für unmöglich.“ War das etwa der Grund, warum der Sohn des Taishou ein Einzelkind war? Takashi wollte gar nicht weiter nachdenken.

„Aber eine der Damen wäre in der Lage.“

„Ich...ich vermute.“

„Sakura: Manabu.“

Sie verneigte sich schweigend, ehe sie das Zimmer verließ. Hatte er eine Idee, wie der kleine Wolf umgebracht worden war oder suchte er noch immer alle Hinweise? Eher letzteres, beschloss sie dann. Wenn er wie gewöhnlich vorging, würde er Fürst Kazuya in einem gewissen Monolog darlegen, was wie geschehen war. Ja, das Wie. Wie war Ren getötet worden. Mit einem Kissen erstickt von jemandem, dem er vertraute? Gruselig. Warum nur? Erbe war doch sein älterer Halbbruder.

Alleingelassen wandte sich der Hundeprinz wieder dem Fenster zu. Auch er stellte sich diese Frage. Und noch eine: wer hatte gewusst, dass Ren allein im Kinderzimmer war? Nur vorübergehend, denn es war doch eigentlich davon auszugehen, dass er seiner Mutter Bescheid gab, er sei krank? Diese hatte ihre Zofe als Alibi – und in aller Regel schreckten Mütter zurück, ihre Kinder umzubringen. Nun, die meisten beherrschten sich kurz davor. Irgendetwas hatte ihm noch keiner gesagt, sei es, dass sie es für unwichtig hielten, sei es, dass der Mörder sein kleines Geheimnis gern für sich behalten würde. Oder es war etwas, das alle Wölfe hier im Schloss für völlig selbstverständlich hielten....

Hm.
 

Sakura brachte Manabu mit. Der Lehrer verneigte sich höfisch, ehe er sich niederließ, deutlich vorsichtig.

„Du hast nicht erwähnt, dass du Lord Ren in sein Zimmer zurückschicktest.“

„Aber da lebte er ja noch.“

Was für eine brillante Schlussfolgerung! „Und du warst mit Lord Kano weiterhin in seinem Zimmer?“

„Ja. Und Lord Masaru, selbstverständlich.“

„Aber du sandtest einen Diener zum Heiler.“

„Natürlich. Ich bin für die Prinzen gegenüber dem Fürsten verantwortlich. Und Lord Ren wirkte in der Tat krank.“

„Ungewöhnlich für einen Wolfsprinzen.“

„In der Tat, Lord Sesshoumaru. Darum sandte ich nach Takashi.“

„Und ließt Ren allein zurückgehen.“

„Nein.“

„Was jetzt?“ Sesshoumaru musste seine Hand gewaltsam entspannen. Krieg mit dem Norden, weil er einen entfernten Verwandten des Fürsten umgebracht hatte, würde sein verehrter Vater ihm nie verzeihen. Nein, eher ihm töten und seinen Kopf an Kazuya schicken. Trotz aller Umgänglichkeit hatte Vater seinen Stolz.

„Ich brachte ihn selbst bis zur Tür des Frauentraktes und übergab ihn Mura. Das ist...“ Manabu brach lieber ab, als er das Aufwallen der Dämonenenergie vor ihm spürte. Holla, der Hund war nicht von schlechten Eltern. Der konnte ja wohl sogar mit Fürst Kazuya mithalten.

„Mura.“ Nun, das war ihre Pflicht als Haushofmeisterin dieses Traktes. Sie brachte also den Kleinen in sein Zimmer – und dann? „Du sagtest ihr, dass er krank ist?“

„Ja, und dass ich den Heiler gerufen habe. Lord Ren wirkte da etwas....desorientiert, wenn ich das so sagen darf. Er klagte über Sehprobleme und war.....ja, seltsam redselig.“

„Und warum hast du mir das zuvor nicht gesagt?“

„Ihr habt nicht gefragt.“

Sakura beschloss, dass das auch eine nette Selbstmordvariante war – und bewunderte die Selbstbeherrschung des Dämonenprinzen, der nur sagte: „Geh.“

Vermutlich wollte er nun mit Mura sprechen, dachte sie und war fast schon unterwegs, noch ehe er den Befehl ausgesprochen hatte – etwas, dass die Laune Seiner Lordschaft deutlich anhob.
 

***
 

Nicht nur Sesshoumaru sondern auch manche Wölfe sollten Sakura einen Strauß Blumen schicken - oder Neigi, der sie vorwarnte.

Das nächste Kapitel bringt die letzten Indizien.

Klatsch, Tratsch und ernste Gespräche

Sakura bemerkte, als sie das Gästezimmer Lord Sesshoumarus verließ, dass die so junge Wolfsdienerin davor sie irritiert ansah. So winkte sie ihr mitzukommen, und fragte erst um die Ecke leise: „Was ist?“

„Ihr...Ihr seid rückwärts aus dem Raum gekommen....“

„Ja. Der Prinz schätzt es nicht, wenn man ihm nicht die gebührende Aufmerksamkeit zollt.“

„Ich muss noch viel lernen....“

„Natürlich, aber das wird schon,“ tröstete die Heilerschülerin das Mädchen. Sie wusste nur zu gut, wie es war, wenn man bestraft wurde ohne eigentlich den Grund zu kennen. „Du musst nur an zweierlei denken: Höflichkeit und Schweigsamkeit. Die Herrschaften schätzen keine eigene Meinung bei Dienern oder gar Gefühle.“

„War Mura darum so zornig, als ich ihr einen Traum erzählte?“

„Ich denke schon. Deine Träume dürften niemanden interessieren. - War er denn so eigenartig?“ Litt das Mädchen etwa unter Heimweh?

„Ich hatte Pause und war darum in einem der vorderen Zimmer im Frauentrakt, ja, in dem, wo auch Ihr wart. Und da hatte ich plötzlich das Gefühl, eine schwangere Frau zu sehen. Also, eigentlich sah ich, wie sie den Gang entlangkam.“

„Es ist doch niemand schwanger?“

„Nein, deswegen hat Mura mich auch geschimpft und gesagt, ich solle die Damen nicht noch nervöser machen. Es war ja kurz nachdem der junge Prinz gestorben war, als ich ihr das e rzählte. Der gesamte Trakt war auf den Beinen....Oh, ich habe seinen Tod verschlafen, darum war Mura auch so böse, bestimmt. “

Das konnte sich Sakura in der angespannten Stimmung dort vorstellen: „Natürlich. Du hast geträumt.“ Es war reine Freundlichkeit, die sie fortfahren ließ: „Wen hast du denn gesehen?“

„Das...das weiß ich nicht. Ich sah nur gegen das Licht im Gang ihren Schatten. Es war eine Frau, die Haare emporgesteckt, wie es alle Erwachsenen haben, und sie hatte einen dicken Bauch, von oben bis unten, ganz eigenartig... Deswegen sagte Mura ja, ich habe von Schattenwesen geträumt. Zur Strafe schickte sie mich dann ohne Essen zurück in die Schlafkammer, ehe sie mich zu Euch befahl.“ Und das war wirklich keine Strafe gewesen, auch, wenn es die Hofmeisterin wohl als solche gedacht hatte, dass sie einem Menschen dienen sollte.

„Möglich. - So, nun geh wieder rasch auf deinen Platz vor der Tür Seiner Lordschaft. Ich muss seinen Auftrag erfüllen.“

„Natürlich.“ Amaya hastete zurück und Sakura eilte zum Frauentrakt, um Mura zu suchen. Dort wurde ihr allerdings beschieden, dass sich die Oberhofmeisterin im Moment nicht hier befände, sondern wohl bei Lord Kano sei, um den Erbprinzen gemeinsam mit Mayuko, dessen Kindermädchen, in den Unterricht zu begleiten.
 

Tatsächlich stieß sie, als sie sich zu dessen Räumen durchgefragt hatte, auf Manabu, den Lehrer der Prinzen, der wohl gerade von seinem Gespräch mit dem Hundeprinzen zurückkehrte, und Mura, die sich auf dem Gang leise unterhielten. Neugierig geworden, blieb die Heilerschülerin stehen, wohlweislich hinter einer Ecke verborgen. Warum sprachen die beiden nicht vor den Ohren ihrer Schüler? Wo war Mayuko?

Mura meinte gerade: „Ich hätte ja durchaus nichts dagegen, wenn meine kleine Lady Lord Sesshoumaru heiratet. Immerhin ist er der Erbe des Westens.“

„Hast du ihn schon gesehen?“ erkundigte sich der Lehrer.

„Nein. Meine liebe Yuuka sprach nur mit der Heilerin und die meinte, er sei schon verlobt. Darum hat meine Prinzessin kein Interesse mehr an ihm. Sie möchte das sogar Fürst Kazuya mitteilen.“ Sie hatte ihr davon abgeraten. Es ziemte einer Prinzessin nicht sich in diplomatische Heiratspläne einzumischen. Allerdings sollte ihre kleine Prinzessin doch glücklich werden, ja, eine Fürstin.

„Das dürfte auch besser sein. Ich hatte gerade das zweifelhafte Vergnügen einer Unterredung mit ihm. Ein kalter Hund, im wahrsten Sinne des Wortes. Fürst Kazuya hat ihn anscheinend beauftragt, den Tod Rens zu überprüfen. Vermutlich hat er da schon Erfahrung.“

„Den Tod....Nun ja. Unser Herr war nicht beglückt über den Tod des Kleinen. Aber so einen Jungen noch dazu einen Hund...das kann ja kaum etwas taugen.“

„Wie gesagt, im Verhältnis zu Kano, der ja kaum älter ist – der Kerl scheint mir zu der Sorte von Leuten zu gehören, die dir die Kehle durchschneiden und darüber noch ein Gedicht schreiben. Selbst für einen Dämon eiskalt. Und ich hoffe, dass er nicht Kano irgendwie verleumdet.“

„Ach nein, warum sollte er? Überdies ist doch Lord Kano ein wirklich sensibler, poetischer junger Mann. Nun ja, Manabu, vielleicht hast du recht und Kano passt besser zu meiner kleinen Lady.“

„Also, wenn du mich fragst schon.“ Und er würde zu gern wissen, was der junge Hund im Moment tat. Mit dem erging ihm das wie mit Schlangen: er mochte keine, also ging er ihnen möglichst aus dem Weg. Aber da bemerkte er, wer sich näherte: „Ich glaube, das gilt uns, Mura.“ Hoffentlich hatte die junge Heilerin die Unterhaltung nicht mitbekommen.

Sakura war daran gewohnt Diskretion zu wahren. Viele Diener redeten über die Herrschaft, was diese in der Regel nicht gern hörte. Aber es war nur zu menschlich und sie fand es in gewisser Weise amüsant, dass auch Dämonen nicht vor Klatsch gefeit waren: „Lord Sesshoumaru wünscht Euch zu sehen, Mura.“

„Im Auftrag Fürst Kazuyas, ohne Zweifel.“ Die Haushofmeisterin unterdrückte ihr Seufzen: „Natürlich – Kommt. Wie geht es mit Amaya?“

„Sie ist ein intelligentes Mädchen und ich bin sicher, mit der richtigen Anleitung wird sie eine perfekte Dienerin sein.“ Mehr an Kritik konnte sie doch unmöglich bei der Leiterin eines anderen Haushaltes bringen.

„Nun ja. Diese jungen Dinger aus den Wäldern sind immer etwas...Obschon ich zugebe, dass ich mich da auch bei Lady Itoe geirrt habe. Als der Herr mit ihr als Ehefrau von seiner Reise zurückkehrte, habe nicht nur ich erwartet, dass sie uns die Einrichtung zerlegt. Sie ist jedoch eine höfliche, ja, zurückhaltende Dame. Überdies erfüllte sie die Kinderwünsche des Herrn. - Was wünscht denn der Prinz?“

„Seine Lordschaft wünscht Euch zu sprechen. Über mehr wurde ich nicht informiert.“

„Ihr seid vorsichtig. Stimmen die Gerüchte, er sei ganz anders als Lord Kano?“

„Da ich nicht die Ehre habe, Lord Kano zu kennen....“

„Also ja. Manabu würde nie derart vorsichtig über seinen Herrn sprechen. Nun, alles im Haus der Hunde ist wohl strenger.“

Sakura wagte allerdings zu bezweifeln, dass Fürst Kazuya über den Tratsch seiner Dienstboten entzückt wäre.
 

Sie bat die Haushofmeisterin zu warten, ehe sie zu Sesshoumaru in das Zimmer trat, niederkniete und mit gesenktem Kopf wartete, bis er sie anzusprechen geruhte, ohne sich umzuwenden:

„Was ist?“

„Mura wartet draußen, Lord Sesshoumaru. Darf ich Euch davor noch etwas berichten?“

Darum würde sie nicht bitten, wäre es nicht wichtig. So gut kannte er sie: „Weiter.“

Sie erzählte von dem kurz mitgehörten Gespräch und auch von Amayas seltsamen Traum.

„Rufe Mura.“

Sie hatte nichts anderes erwartet. Wie immer sammelte er zunächst Fakten, ehe er Rückschlüsse ziehen und den Tod klären würde.
 

Die Oberhofmeisterin war klug genug, gegenüber dem Erbprinzen der westlichen Länder die nötige Höflichkeit mehr als zu wahren. Auch ohne Manabus Eindruck hätte sie dies getan, denn sie erkannte ebenfalls eine Kühle, die mehr als nur Sachlichkeit war.

„Du bist die Oberhofmeisterin. Manabu brachte dir Lord Ren, da es diesem nicht gut ging. Was unternahmst du?“

„Da Manabu mir gesagt hatte, dass er bereits nach Takashi, unserem Heiler, gesandt hatte, nahm ich nicht an unverzüglich etwas weiteres in die Wege leiten zu müssen. Lord Ren schien ja geradezu vergnügt, klagte jedoch darüber, dass er schlecht sehen könne.“

„Du hast ihn in sein Kinderzimmer gebracht.“

„Ja.“

„Und seine Mutter informiert.“

„Nein, Lord Sesshoumaru.“ Sie bemerkte, dass er sich umdrehte und ergänzte eilig: „Als ich Ren in sein Kinderzimmer brachte, ging bereits die Glocke an der Tür. Ich eilte nach vorn um Takashi einzulassen, der ja ohne meine Begleitung nicht den Frauentrakt betreten darf. Er...er stellte dann auch in meiner Gegenwart den Tod des Prinzen fest.“

„Lord Ren war also einige Minuten allein in seinem Zimmer.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“ Sie wagte es, an ihm empor zu sehen. Wirklich, er sah nicht schlecht aus, aber für ihre liebe Prinzessin wünschte sie sich doch einen netteren Mann, einen zutraulicheren, würde sie sogar meinen.

„Du schätzt Lady Yuuka?“

Das war jetzt eine ganz andere Frage als der Tod Rens. Was sollte das? Aber sie erwiderte: „Ja. Ich war ihr Kindermädchen, bis sie keines mehr benötigte. Fürst Kazuya erwies mir dann die Ehre mich in meine jetzige Position zu bringen.“

„Du weißt, dass sie mit Lord Kano verlobt ist?“

„Ja.“ Sie zögerte etwas. Wollte er doch Yuuka selbst haben? Sie bezweifelte nicht, dass ihre kleine Prinzessin Gnade vor den Augen jedes Prinzen finden würde.

„Gefällt dir das?“

„Lord Sesshoumaru, das ist der Befehl unseres Fürsten!“

Dazu gab es nichts zu sagen. Er drehte sich wieder zum Fenster: „Kennst du Lord Kano?“

„Natürlich.“

„Nun?“

„Er...er ist noch ein sehr junger Mann und ein sehr poetisch veranlagter. Er schreibt bemerkenswerte Gedichte.“

Und sollte doch eines Tages seine eigenen Ländereien verwalten – und hätte ursprünglich das mit dem gesamten Norden tun sollen. Kein Wunder, dass Fürst Kazuya Wert auf eine rasche, gründliche und strenge Ausbildung seiner Söhne und dabei vor allem des Erben legte. „Schreibt Lady Yuuka auch Gedichte?“

„Äh...nein.“ Ihre Verwunderung lag nun deutlich in ihrer Stimme, so unschicklich das auch war. „Das gehört selbstverständlich zu ihrer Ausbildung, wie bei jeder jungen Dame, aber sie ist....sachlicher, wenn ich so sagen darf, klüger.“

Was bedeutete, wenn Yuuka und Kano heirateten, stellte sich wohl kaum die Frage, wer die Ländereien oder gar den Norden in Wahrheit beherrschen würde. Noch stand Lord Masaru zwischen Yuuka und ihrem Erbantritt....

„Niemand betritt den Frauentrakt ohne deine Begleitung.“

Schon wieder ein anderes Thema? Mura gab es auf sich zu wundern: „Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Und wenn du nicht anwesend bist?“

„Übernimmt meist Mayako, das ist das Kindermädchen Lord Masarus. Sie hat am wenigstens sonst zu tun, da der junge Herr ja viel in Ausbildung ist, bei Manabu und auch auf dem Kampfplatz. Im Augenblick ist sie allerdings mit bei Lord Kano, um gegebenenfalls eingreifen zu können, falls es Lord Masaru ebenfalls schlecht geht. Befehl des Fürsten, der zuvor kam.“

Der Herr des Nordens war also vorsichtig: „Der Heiler kommt auch nur, wenn er gerufen wird.“

„Ja, Lord Sesshoumaru.“

„Manabu darf den Trakt ebenfalls nicht allein betreten.“

„Ja.“ So war das doch allgemein üblich? Ach, fiel ihr ein, sie hatte Gerüchte gehört, die Hundefürstin und der Inu no Taishou lebten getrennt. Da war es wohl kein Wunder, dass der gemeinsame Sohn keine Ahnung hatte, wie so etwas normal ablief. Das erklärte die eigentümlichen Fragen.

„Du kannst gehen.“

Während die Oberhofmeisterin erleichtert, wenn auch verwundert gehorchte, sah der Hundeprinz aus dem Fenster. Das Wie des Mordes an dem kleinen Wolfsprinzen.....Hatte er das Wie, hatte er den Wer, denn wenn nur eine Person den Mord auf solche Art begehen konnte, musste es der auch gewesen sein.

Nun, es war besser, Vorsicht walten zu lassen. Eine in die Ecke gedrängte Ratte kämpfte am Besten: „Sakura, Amaya soll vor der Tür bleiben und ich will Yuudai, den Haushofmeister.“

Sehen oder sprechen, dachte sie, als sie schon aufsprang: so, wie er das formulierte, hätte man auch denken können, er wolle ihn essen.

Der kam sofort zu dem Ehrengast und kniete nieder.

Sesshoumaru erwies ihm die Ehre sich umzudrehen.

„Yuudai, unter Berufung auf meinen Befehl sollen zwei Krieger Posten vor dem Frauentrakt beziehen, den niemand, gleich unter welchem Vorwand betreten oder verlassen darf. Der Heiler Takashi soll in die Räume Lord Kanos geben und dort bei diesem und Lord Masaru bleiben, bis sie Anweisung vom Herrn des Nordens bekommen. Auch Manabu soll dort bleiben und Mayako. Desgleichen zwei Krieger davor. Und ich wünsche unverzüglich mit Fürst Kazuya zu sprechen.“

Der Haushofmeister war zu gut geschult, um seine Verwunderung zu zeigen – überdies wusste er, dass dieser junge Hundedämon den Todesfall des jungen Prinzen untersuchte. Anscheinend war dieser mit seiner Ermittlungen zum Abschluss gekommen. So verneigte er sich nur und verschwand.

Sakura wagte es, etwas aufzusehen.

Er bemerkte es: „Nun?“

„Ihr kennt das Wie?“ wagte sie zu fragen.

Ein wenig geschmeichelt, dass sie seine Methoden so gut kannte, meinte er in ungewöhnlich offener Art: „Du solltest es auch kennen.“

Sie senkte dankbar über das kaum verdeckte Lob den Kopf.
 

***
 

Im nächsten Kapitel bietet Seine Eisigkeit dem Fürsten die Lösung und darf an einem Empfang teilnehmen...

Auflösung

Fürst Kazuya ließ den Hundeprinzen unverzüglich bitten. Selbstverständlich hatte sich ein so ranghoher Dämon vollkommen unter Kontrolle, aber der Vater in ihm war mehr als besorgt über das Schicksal seines verstorbenen und vor allem das seines noch verbliebenen Sohnes: „Lord Sesshoumaru, ich entnehme Eurer Bitte um Audienz, dass Ihr das Rätsel um den Tod Rens gelöst habt? Bitte, nehmt Platz.“

Mit einer höfischen Verneigung nahm der Angesprochene Platz: „In der Tat, Herr des Nordens. Ich habe mir indessen erlaubt, vier Eurer Krieger zur Sicherung abzustellen, warum, werdet Ihr gleich verstehen.“

„Nun, ich vermute, dass Ihr einen guten Grund dafür hattet. Ren wurde ermordet, sagte Takashi, mein Heiler. Ihr fandet Hinweise, wer es war?“

„Ich fand heraus, wie Euer jüngster Sohn zu Tode kam, ja. Und daraus leitet sich auch unmissverständlich ab, wer es war. Hat man das Wie einer Tat und gibt es nur eine Person, die solcherart vorgehen konnte, so hat man auch das WER.“ Sesshoumaru erlaubte sich die leise Kritik: „Nach den Aussagen aller begann der Tag wie gewohnt, Eure beiden Söhne gingen aus dem Frauentrakt in den Unterricht zu Manabu, in die Räume Lord Kanos. Nach der üblichen Routine hat Mura oder Mayako sie begleitet. Nach einiger Zeit dort begann Ren über Sehstörungen zu klagen und wurde, nach Angabe des Lehrers, redselig. Manabu befürchtete eine Krankheit und ließ den Heiler rufen, während er Euren Jüngsten bereits selbst zurückbegleitete. Sehstörungen und übermäßiges Reden, ja, Heiterkeit, deutet auf eine Vergiftung mit Tollkirsche hin. Tollkirsche wiederum wird in einigen ...weiblichen Schönheitsmitteln verwendet, die auch Eure Gemahlin, Lady Sadako, verwendet.“

„Wollt Ihr damit andeuten...“ Dem Wolfsfürsten fehlten etwas die Worte.

„Hört mich zu Ende, ehe Ihr urteilt.“

„Selbstverständlich, Lord Sesshoumaru. Bitte, sprecht weiter.“

„Sie, und wohl auch die anderen, erhalten ihre Schönheitsmittel von Manabu, der zwar ein ausgebildeter Heiler ist, aber sich solcherart spezialisiert hatte, ehe Ihr ihn als Lehrer berieft. Das bedeutet, dass sowohl Lord Kano, als auch Manabu selbst und alle Frauen direkt oder indirekt Zugriff auf dieses Gift hatten. Also musste der weitere Ablauf der Schlüssel zu dem Täter sein, denn ich nahm nicht an, dass sich Takashi, Euer Heiler, irrte, als er sagte, Lord Ren sei ermordet, ja, erstickt worden.“ Sesshoumaru sah vor sich hin: „Manabu brachte also Ren zurück zum Frauentrakt und übergab ihn dort Mura. Diese sagt aus, sie habe Ren in sein Kinderzimmer gebracht und in diesem Moment habe bereits der herbeigerufene Heiler geklingelt, so dass sie zurück zur Tür geeilt sei. Wenn man davon ausgeht, dass der Lehrer die Wahrheit sagt, so schickte er einen Diener zum Heiler, während er selbst den Prinzen zurück brachte. Damit ergibt sich ein Widerspruch in der Zeit. Der Diener musste zum Heiler und dieser seine Tasche nehmen und zum Frauentrakt gelangen. Da wäre genug Zeit gewesen, den Kleinen in sein Zimmer zu bringen und seine Mutter, die ja nur im Nebenraum war, zu informieren. Überdies: warum hörten Lady Itoe oder ihre Zofe nichts von Lord Ren, wenn dieser so redselig war? Lady Itoe ist eine besorgte Mutter.“

„Ihr glaubt also, Mura....?“

„Sie war die Letzte, die Lord Ren lebend sah. Sie hatte Zugriff auf den Tollkirschensaft, gleich, ob als Mittel von Lady Sadako oder auch als vorgebliche Botin einer der Damen an Manabu. Die Haushofmeisterin ist die Verbindung zu den anderen und der Lehrer hätte sich nicht gewundert, wenn sie Nachschub geholt hätte. Überdies: als Manabu ihr Ren übergab und ihr sagte, dass der Heiler gleich kommen würde, war sie die Einzige, die als Organisatorin genau wusste, in welchem der vorderen Räume sich Dienerinnen zur Pause aufhalten würden und welcher Raum leer stand. Als vertrauter Respektsperson war es für sie weder ein Problem den Jungen morgens zu überreden, das Gift zu schlucken, noch später, dass er sich in dieses Zimmer legen sollte. Ihn mit einem dort liegenden Kissen zu ersticken, war gewiss nur das Werk von wenigen Minuten, ehe sie ihn in den Arm nahm und in sein Kinderzimmer trug. Amaya, die junge Dienerin, sah sie halb verschlafen dabei und nahm an, eine schwangere Frau zu sehen, da sie nur den Umriss durch die Wand bemerkte und etwas vor der Frau erkannte. Mura verbot ihr später, etwas über diesen Traum zu erzählen und teilte sie Sakura zu, sicher, um zu verhindern, dass Lady Itoe etwas von Amaya erfuhr, ehe sie diese für immer zum Schweigen bringen konnte. Sie stammen aus dem gleichen Clan. Warum sie sie nicht gleich tötete? Ein zweiter unerklärlicher Tod innerhalb weniger Tage hätte Misstrauen erweckt. Mura hatte ja nicht mitbekommen, dass Euer Heiler seinen Mordverdacht äußerte. Er sagte es niemandem außer Euch. - Die Haushofmeisterin fühlte sich sicher. Wenn sie jemand mit dem toten Prinzen im Arm traf, so war er eben gerade gestorben. Aber es ging alles glatt und sie legte den Jungen auf sein Bett, möglichst lautlos, so dass Lady Itoe nichts bemerkte. Dann klingelte wohl auch schon Takashi und er fand den jungen Prinzen bereits tot vor, erstickt. Ja, Mura. Niemand sonst hatte das Wissen, die Gelegenheit und das Mittel gleichzeitig.“

„Aber, warum...? Sie war das Kindermädchen meiner Schwester, ich kenne sie seit Jahren...“

„Das könnte ihr Motiv sein. Lady Yuuka ist mit Lord Kano verlobt und hatte lange als Eure Erbin Aussicht, die Fürstin des Nordens, später Fürstinmutter zu werden, den höchsten Rang zu erreichen, der hier möglich ist. Überdies, wenn man das Verhältnis dieser beiden betrachtet....“ Nein, das sollte er besser nicht sagen. Wer wusste schon, wie der Fürst darauf reagierte. Keinen Krieg, hatte Vater befohlen.

„Soll das heißen, Ihr vermutet, Mura hätte Yuuka, oder eher Kano wieder als meinen Erben sehen wollen? Aber...warum dann Ren zuerst und nicht Masaru?“

„Das solltet Ihr sie fragen, Fürst Kazuya. Nach meiner Meinung erfolgte der Schlag allerdings zuerst gegen Ren, da er leichter zu fassen war. Er war jünger, wohl auch vertrauensvoller gegenüber der Haushofmeisterin und sein Kindermädchen war oft genug mit seinen Schwestern unterwegs, so dass er allein war. Bei Lord Masaru sind seit seiner Geburt entweder Mayako, seine Kinderfrau, seine Mutter, Lady Aimi, oder auch Manabu und Lord Kano selbst. Ein Erbprinz ist nie allein, außer, wenn er älter wird. Ich nehme an, dass sie auf diesen Zeitpunkt wartete.- Ich ließ Krieger vor Lord Kanos Räume stellen und auch vor den Frauentrakt, um zu verhindern, dass Mura, der vermutlich auffiel, dass ich sie verdächtige, noch einmal zuschlägt.“

„Eure Darlegungen klingen sehr schlüssig, Lord Sesshoumaru. In der Tat, Ihr seid ein intelligenter junger Mann. Ich werde Mura unverzüglich verhaften lassen und sie befragen. - Ich werde Euch heute Abend zu dem Empfang erwarten.“

Der Hundeprinz verneigte sich mit regungslosem Gesicht. Dieser Empfang war das Allerletzte, was er wollte. Am liebsten hätte er sich Sakura genommen und wäre schnurstracks mit ihr nach Hause gegangen. Aber das war wohl unmöglich, sollte Fürst Kazuya nicht noch im letzten Moment verärgert werden. Hoffentlich hatte Lady Yuuka eingesehen, dass Kano der bessere Ehemann für sie war, hoffentlich wollte Kazuya nicht wirklich, dass er selbst sie heiratete....Wie sollte er da nur wieder herauskommen? „Dann benötigt Ihr mich nicht mehr?“ fragte er jedoch nur.

„Nein, danke.“ Wirklich, reizend höflich, zivilisiert und intelligent. Der Wolfsfürst war angetan. „Geht nur. Ihr habt mir einen wahren Gefallen getan.“
 

Als Sesshoumaru zu dem Empfang erschien, begrüßte ihn Fürst Kazuya mit einem etwas seltsamen Gesicht. Leise sagte er: „Mura hat gestanden. Wie Ihr vermutetet, wollte sie meine Schwester und Kano als meine Erben einsetzen. Masaru wäre wohl der nächste auf ihrer Liste gewesen, sobald sie ihn einmal allein bekommen hätte. Was gewiss bald geschehen wäre, denn er ist alt genug, um kein Kindermädchen mehr zu benötigen. Ich werde ihm in absehbarer Zeit eigene Räume geben. Und wenn er dann den Wunsch gehabt hätte, seine Mutter zu sehen, hätte Mura ihn abgeholt und begleitet. Ich fürchte, ich werde die Organisation dieses Traktes grundlegend ändern müssen. - Äh, ich müsste Euch noch etwas mitteilen, ehe ich Euch meine Gemahlinnen und meine Schwester vorstelle.....“

Kein Heiratsangebot, dachte Seine Lordschaft mit einem Gefühl, das blanker Panik nahekam: keine Ehe, keine Verhandlungen mit Vater....bitte nicht!

„Lady Yuuka, meine Schwester...ich hatte sie Euch ja bereits vorgestellt. Nun, ich gebe zu, dass ich hoffte, Ihr würdet Gefallen an ihr finden. Sie ist ein hübsches, nettes Mädchen....“

„Ja,“ sagte Sesshoumaru tonlos, nur um etwas zu sagen. Kein Krieg, hatte Vater befohlen....

„Ich habe ihr versprochen, sie nie gegen ihren Willen zu verheiraten, müsst Ihr wissen.“

„Ja....“

„Und sie...sie war zuvor bei mir, um mir mitzuteilen, dass sie Euch zwar schätzt, aber Kano eben lieber hätte. Ich hoffe, Ihr verzeiht meiner Schwester. Und natürlich mir meine gewisse Voreiligkeit.“

Seine Eisigkeit stellte zum ersten Mal in seinem Leben fest, dass Erleichterung Schmerz bereiten konnte: „Ich bitte Euch, Fürst Kazuya. Ich kann Eure Schwester durchaus verstehen. Sie kennt Lord Kano schon lange.....“

„Ja, natürlich.“ Der Wolfsfürst, der befürchtet hatte, der Erbprinz des Westens könnte das als tödliche Beleidigung auffassen und den mühsam errungenen Frieden gefährden, atmete etwas auf: „Sie bat mich, Euch ausdrücklich zu sagen, dass dies keine Entscheidung gegen Euch sondern nur für Kano sei. - Ah, da kommen die Damen.“

Sesshoumaru war so froh über diese Absage, dass er sowohl die Vorstellung als auch den gesamten langweiligen Abend mit geradezu ausufernder Freundlichkeit über sich ergehen ließ. Selbst ein kurzes Gespräch mit Lady Yuuka brachte er mit einer Höflichkeit zustande, dass diese sich fragte, ob sie sich wirklich richtig entschieden hatte. Aber nun gab es kein Zurück mehr.

Sakura, die an einer Wand kniete und alles beobachtete, sah sich gezwungen, ihr Lächeln mehr als einmal zu unterdrücken. Es war geradezu gespenstisch mit anzusehen, wie höflich und formvollendet er sich benehmen konnte, wenn er wollte, oder eher musste. Das Thema Hochzeit schien zumindest hier erledigt zu sein. Nun, morgen würden sie abreisen und er vermutlich mehr als erleichtert sein.
 

Sesshoumaru teilte diese Einschätzung und war mehr als unangenehm überrascht, als ihm der Wolfsfürst zum Abschied einen versiegelten Brief an seinen Vater mitgab. Was stand darin? Hatte er sich doch irgendwie daneben benommen? Oder war das nur die Mitteilung, dass er den Fall gelöst hatte?

Seine Stimmung wurde auch nicht besser, als er bei seiner Ankunft erfuhr, dass sich seine beiden Eltern gemeinsam im Garten aufhielten: „Geh, Sakura,“ befahl er nur, ehe er sich auf den Weg machte. Das konnte mehr als unangenehm werden, je nachdem, was Kazuya da geschrieben hatte. Wenn er Vater irgendwie kompromittiert hatte....

Der Dämonenprinz hatte das Gefühl womöglich sein eigenes Urteil zu überreichen, als er sich vor seinem Erzeuger und seiner Mutter verneigte und den Brief übergab.

„Setz dich,“ sagte der Inu no Taishou, ehe er öffnete und las.

Sesshoumaru versuchte möglichst unauffällig etwas im Gesicht des Herrn der Hunde entdecken zu können, aber natürlich hatte sich dieser unter Kontrolle.

„Fürst Kazuya schreibt, dass du den Mord an seinem Sohn aufklären konntest.“ Der Fürst reichte den Brief seiner Gemahlin: „Lest nur selbst weiter.....“

„Ja,“ sagte der Hundeprinz schlicht. Was stand da noch drin? „Fürst Kazuya hatte gehört, dass ich bereits in Eurem Auftrag einige Ermittlungen geführt habe.“

„Es ist gut, dass du auch in diesem Fall erfolgreich warst. Der Frieden war mühsam genug herzustellen. Ich bin ein wenig überrascht und sehr erfreut, wie formvollendet und höflich du dich insgesamt im Norden benommen haben musst. Kazuya scheint recht angetan von dir zu sein.“

„Danke, verehrter Vater.“ Also stand nichts Negatives in dem Brief.

Die Fürstin legte den Brief nieder: „Bedauerlich, dass Lady Yuuka schon verlobt war....Mich überrascht ein wenig, dass Fürst Kazuya diese Verlobung nicht rückgängig machte, dir zuliebe.“

Mutter! Aber Sesshoumaru sagte nur der Wahrheit entsprechend: „Fürst Kazuya hat seiner Schwester versprochen, sie nicht gegen ihren Willen zu verheiraten.“

„Soll das heißen, diese Yuuka war so unzart, so ungehörig, dir einen anderen Mann vorzuziehen?“ Unmöglich, dass jemand besser aussah, besser war, als ihr Einziger!

„Ja, verehrte Mutter.“ Also richtete sich ihr Zorn gegen Yuuka und nicht gegen ihn. Das war schon einmal positiv. Hoffentlich würde sie keine weiteren Pläne dieser Art schmieden. Er brauchte da nur an Prinzessin Tokushima zu denken.

Der Inu no Taishou erhob sich: „Komm, Sesshoumaru. Hole ein Schwert. Wir werden einen Übungskampf außerhalb des Schlosses absolvieren.“

Das bedeutete, mit voller Energie. Der Prinz stand ebenfalls auf, aus zwei Gründen begeistert: erstens entkam er Mutter und ihrer Predigt über Ehen und zweitens: Vater musste mit ihm sehr zufrieden sein, denn einen solches Duell hatte er erst ein einziges Mal mit ihm kämpfen dürfen. Und Sesshoumaru war nur zu begierig festzustellen, wie weit er schon auf dem Weg gekommen war, diesen zu übertreffen. Aber er neigte nur höfisch den Kopf vor seiner Mutter, ehe er dem Herrn der Hunde folgte.

Die Fürstin blickte ihm nach. Wie hatte Yuuka ihn zurückweisen können? Denn offenbar hatte er sich im Norden gegenüber den Damen von einer Seite gezeigt, die Fürst Kazuya begeistert hatte. Vielleicht sollte sie doch noch einmal mit ihrem Gemahl über eine baldige Ehe sprechen.
 


 

****
 

Ob ihr Sohn davon so begeistert sein wird?
 

Der neue Krimi: Rache ist bitter, hat bereits 5 Kapitel. Wenn ich ihn fertig habe und nach beta überarbeitet, werde ich ihn hochladen. Seie Lordschaft bekommt Konkurrenz - in jeder Hinsicht.
 

Eine neue Brüdergeschichte: Ein guter Tag zum Sterben, beginnt übernächste Woche, nach Sonnenaufgang. Die Hundejungen bekommen es mit den "big boys" der Youkaipolitik zu tun - und der legendären Prüfungshölle.

Ich würde mich freuen, wenn ihr dort einen Blick hineinwerfen würdet.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu dieser Fanfic (86)
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Von:  Flecki49
2012-08-16T14:35:38+00:00 16.08.2012 16:35
xD
Ach, wie gut, dass er Sakura vorher weggeschickt hat.. ich hätte mich nicht beherrschen können und einen Lachkrampf ohnegleichen gekriegt xD
Also ehrlich gesagt hatte ich ja Manabu im Verdacht, aber auch wirklcih nur den, und ich könnte nicht mal sagen warum. Mura... nein, auf die wär ich nie gekommen.

Ach ja, wie herrlich.... endlich empfindet MR Eisklotz auch mal was außer überlegenheit. Euer Lordschaft, der Frauenversteher xD
EInfach nur gut!
Lg, Flecki^^
Von:  Krylia
2011-06-20T16:54:11+00:00 20.06.2011 18:54
Ich finde es einfach köstlich, Sesshoumaru schwitzen zu sehen! Ich werde das einfach nicht leid! Und das, obwohl ich ihn eigentlich mag, ich kleiner Sadist.
Ich frage mich, wie das wohl wäre, wenn Fürst Kazuya mit einem Provinzfürsten aus dem Westen über seine Lordschaft unterhalten würde. Das wäre sicherlich für beide Partien sehr verwirrend. XD

Und ich freue mich schon auf den nächsten Krimi: Konkurrenz, soso...
Von:  Sakuna
2011-06-17T16:08:55+00:00 17.06.2011 18:08
Ich hatte damit gerechnet, das einer der Lady gewesen ist.
Aber ich habe nie gedacht, dass Mura gewesen ist.
Und Sesshomarus Mutter ist wohl nicht einverstanden, dass ihr Sohn unverheiratet bleibt. Scheinbar will sie schnell eine Oma werden XD

Ui, ein Konkurrenz
Jetzt bin ich gespannt.

Alle Pruefungen hinter mir, jetzt kann ich wieder regelmaessig Komentare abgeben ^^
Ich freue mich schon auf die naechste Geschichte ^^

Sakuna
Von:  Lizard
2011-06-17T07:57:53+00:00 17.06.2011 09:57
Also war es doch Mura... ich wollte ja die anderen Ladies (abgesehen von der Mutter) auch noch nicht völlig vom Verdacht freisprechen. Aber dass da zuviel Zeit war, bis der Heiler auftauchen konnte und Mura also noch genügend Zeit zum Morden hatte, das hatte ich prompt überlesen. (*seufz*) Immerhin war ich nicht völlig auf der falschen Fährte und hatte auch das mit dem Atropin richtig eingeschätzt.

Fall mal wieder hervorragend gelöst! Bravo, Eure Lordschaft!
Und erstaunlich selbstbeherrscht und höflich war seine Eisigkeit auch noch. Sesshoumaru hat ja einen absolut fabelhaften (wenn auch eigentlich falschen^^) Eindruck beim Wolfsherrn des Norden hinterlassen. Wer hätte das gedacht... so ist zum Glück weiterhin Frieden im Lande.
Blöderweise hat sich allerdings auch bei seiner ehrenwerten Frau Mutter der Eindruck verstärkt, dass ihr Eisprinz reif zum Heiraten ist. Wahrscheinlich kriegt er jetzt bei jeder nächstbietenden Gelegenheit weitere Heiratskandidatinnen vorgestellt.

Ich freu mich schon auf den nächsten Krimi! Die Ankündigungen dazu machen sehr neugierig. Schön, dass dir hier die Ideen nie ausgehen.
Von:  Winifred
2011-06-15T19:24:54+00:00 15.06.2011 21:24
also doch was mit der schwangeren frau. nur noch n bisschen anders als gedacht. aber ziemlich gut durchplanter mord...

xD sesshoumaru und überhöflich, ist ja nun auch nicht soo häufig. aber bei der erleichterung, dass er nicht schon wieder verlobt wird. verständlich!

freu mich jetzt schon auf den nächsten krimi! bin ja auf die konkurrenz gespannt^^

lg
Fred
Von:  -Kirei-
2011-06-13T14:47:20+00:00 13.06.2011 16:47
Reizend höflich, zivilisiert und intelligent? XD Wenn man Sess so beschreiben möchte. Wenn Fürst Kazuya wüsste, was der so alles denkt. Sess ist wahrlich ein guuter Schauspieler.
Echt gut :D
Er kann wenigstesn aufatmen, dass Yuuka ihn doch nicht heiraten will. Ein riesen Lob an Sakura! :D

Naja...seine Mutter scheint anscheinend trotzdem nicht locker lassen zu wollen.
Armer Sess. Der wird wohl nie Ruhe haben XD
Kann einem schon fast Leid tun.

Hey, dann hatte ich mir Mura ja nichtmal ganz unrecht ;D
Selbst das Motiv XDD

Ich freue mich schon auf den nächsten Krimi.
Sess bekommt Konkurenz? Na da bin ich mal gespannt wie das geht. ^^

LG Ki

Von:  Kerstin-san
2011-06-13T12:46:53+00:00 13.06.2011 14:46
Hey!
Na gut, Mura dann eben. Ich bin ein fürchterlicher Ermittler. xDD
Egal, Sesshoumaru hat ja mächtig Eindruck hinterlassen, sehr vorbildlich. xDD
Freu mich schon auf den nächsten Krimi und denjenigen der Sess in jeder Hinsicht Konkurrenz machen kann^^
lg
Kerstin
Von:  Haruko-sama
2011-06-13T11:59:37+00:00 13.06.2011 13:59
Wie üblich auf dem Holzweg - ich hatte noch irgendwie den Lehrer am Wickel. Aber egal, der Fall war wieder spannend und die Ermittlungen äußerst unterhaltsam. Ein Sesshomaru, der schon fast verzweifelt versucht nicht an die Decke zu gehen, hat was.
Und Mami schmiedet vermutlich schon den nächsten Plan, um Sohnemann unter die Haube zu bringen. So kühl sie auch ist, irgendwie war sie am Ende typisch Mutter: "Was? Die wagt es, einen anderen meinem Sohn vorzuziehen?!" Unerwartet, aber gut :)
Papi ist auch zufrieden und wer weiß, welche Folgen Sesshomarus Benehmen auf seine weiteren Fälle hat^^

LG, Haruko
Von:  Teilchenzoo
2011-06-13T10:01:23+00:00 13.06.2011 12:01
Jaja, so kann das sein, wenn man den Frieden aufrecht erhalten will - man wird mit Verlobungen bedroht. Und Mama schmiedet Pläne ... ohje.

Da lag ich ja gar nicht mal so enorm falsch. Fürsorge kann eben auch zu viel sein ...

Yuuka würde ihre Entscheidung nicht eine Sekunde bereuen, würde sie die Gedanken seiner Eisigkeit kennen.

Bin mal gespannt, was die neuen Gerüchte für den nächsten Fall bedeuten ... jetzt wird JEDER versuchen, ihn mit seiner weiblichen Verwandtschaft zu verkuppeln.

Lg neko
Von:  kiji-chan
2011-06-12T23:19:06+00:00 13.06.2011 01:19
Ich lag sogar fast richtig! Nicht schlecht und recht unüblich. Für mich.

Eine Frage: Woher wußte seine Lordschaft so gut, welche Nebenwirkungen Tollkirsche hat? Sakura hat es nicht erwähnt...

Aber ich stimme Mama voll und ganz zu. Wie kann eine Frau diesen aggressiven arroganten Hund nicht mögen? Wie kann sie seinem Scharm widerstehen?


War ein echt guter Fall. Habe ich sehr gemocht. Es war interessant zum Lesen, die Geschichte rumherum war auch sehr ... mitreisend (in einer fast sadistisch anmutenden Art)

Freue mich auf weitere Fälle von His Royal Hotness.

ncha!
Kiji


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