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Die Rabenschwinge

Warcraft Characterstories
von

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Ioros (Apsu)

Sie duckte sich unter dem Schlag hinweg, den ihre Gegenüber so gut geplant hatte und riss sie mit einem einfachen Tritt von den Beinen. Sofort sprang sie hoch und wollte ihre Gegnerin überwältigen, doch diese war schneller. Noch während des Fallens schloss sich ihr Griff um das Handgelenk der Draenei und sie nutzte ihren Sturz, um sich abzudrücken und wieder auf die Beine zu kommen.

Noch bevor sie die Situation realisiert hatte, hielt die junge Kriegerin ihr schon ihr Schwert in den Nacken.

"Verdammt!", fluchte sie und wusste, wie breit das Grinsen auf Alissias Gesicht war. "Als wäre das eine Überraschung gewesen.", entgegnete diese und legte das Holzschwert stolz auf ihre Schulter. "Mädchen wie du sollten zu Hause bleiben und mit ihren Puppen spielen. Ihr könnt euch ja doch nicht mit uns messen. Und" - "Es reicht!", schrie Apsu wütend, sprang auf und noch bevor die junge Draenei sich versah, riss sie die Wucht dieses plötzlichen Schlages von den Füßen und sie fiel rücklings zu Boden. Eine Weile rührte sich keine der Beiden. Apsu schnaufte wütend und starrte auf das Mädchen hinunter, die gerade begann, sich aufzurappeln und die Überraschung aus ihrem Gesicht zu drängen. Sie wischte sich einen dünnen Rinnsal Blut von der Nase und machte sogleich einen Satz gen Apsu. "Na warte!", murmelte sie, hob ihr Holzschwert vom Boden und verpasste der kleinen Draenei damit einen Hieb, der sie taumeln ließ.

Kurz darauf hatten sich beide in einem Knäuel verhakt und warfen mit Worten und Fausthieben um sich, bis zwei kräftige Hände sie am Kragen packten und auseinander rissen.

"Apsu! Alissia! Genug jetzt!", schrie eine tiefe Stimme neben ihren Ohren. Der Paladin hielt die beiden Streithähne gegenüber und ließ sie dann unsanft auf den Boden plumpsen. Dann schüttelte er den Kopf. "Was zum Nether ist hier schonwieder los?!"

"Apsu hat angefangen!"-"Garnich wahr!"-"Doch wahr!"

"Kinder! Jetzt reißt euch zusammen, sonst war's das mit dem Training."

Die beiden starrten ihn augenblicklich wie vom Blitz getroffen an, tauschten dann ein paar missmutige Blicke aus und nickten, den Kopf gesenkt.

Doch dann musste Apsu grinsen und konnte kurz darauf ein Lachen nicht unterdrücken, in welches Alissia zwangsläufig mit einfiel.

Ioros verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte. Er konnte den beiden einfach nicht böse sein, schließlich wusste er, dass solche Rangeleien bei Apsu und Alissia nichts Ungewöhliches waren. Die beiden waren die besten Freunde und dazu gehörte auch, sich gegenseitig anzustacheln und blau zu hauen.

"Kommt wir gehen nach Hause. Genug für heute."

Apsu strich sich mit dem Handrücken etwas Blut von der Stirn und Alissia verwischte den Schmutz auf ihrer Wange, bevor sie Ioros in Richtung Dorf folgten.

"Ich hätte auf jeden Fall gewonnen.", flüsterte Alissia. "Du träumst!", entgegnete Apsu leise und stieß sie mit ihrem Ellenbogen.

Apsu und Alissia waren beide Kinder aus kleinen Familien und träumten davon, einmal mächtige Paladine der Hand zu werden. Ioros, ihr Lehrer war ein Paladin und ihr großes Vorbild. Auf der Flucht von Argus hatte er viele Menschen gerettet und war an Velens Seite geritten und nun überwachte er zusammen mit einigen anderen das Dorf Tu'lun im Norden der Wälder von Terokkar. Am Anfang hatte er nie vor, Schüler auszubilden, doch dann kamen die kleine Apsu und die stürmische Alissia nach Tu'lun und wichen ihm nichtmehr von der Seite, um sich jede seiner Bewegungen zu merken. Er hatte sie niemals 'Schüler' genannt, aber irgendwann waren sie es einfach geworden und inzwischen betrachtete ihn das ganze Dorf als Lehrer der beiden und Ioros selbst würde die Quälgeister nichtmehr missen wollen. Sie hatten sich eine Lichtung östlich des Dorfes zum Übungsgelände gemacht und trainierten fast täglich. Anfangs war Alissia die eindeutig Überlegenere gewesen, doch mittlerweile hatte Apsu einiges aufgeholt, obwohl sie Alissia dennoch in noch keinem Kampf geschlagen hatte.

Ioros bewunderte das Durchhaltevermögen der kleinen Draenei, welches trotz der wenigen Winter, die sie zählte enorm war. Jeder andere hätte sich damit abgefunden, der zweite zu sein, doch ihr Ziel war, Alissia irgendwann zu übertreffen.

Diese jedoch war fest davon überzeugt, Apsu könne sie niemals besiegen, was wohl damit einherging, dass die junge Kämpferin sich überhaupt nie mit etwas anderem als dem Besten zufriedengab. Sie war älter als Apsu, bestimmt doppelt so alt, und um einiges kräftiger. Apsu jedoch hatte Köpfchen und war flink. Ioros war gespannt, wie sich die beiden noch entwickeln würden.

Auf dem Weg zum Dorf unterhielten sie die drei ausgelassen darüber, wie man sich einem Wolf am besten nicht nähern sollte und welche Rolle Talbukkot dabei spielte, bis Ioros plötzlich stehen blieb und den Kindern mit einer Handbewegung bedeutete, still zu sein. Dann deutete er nach vorn in Richtung Dorf. Dunkler Rauch stieg von dort empor und einige entsetzte Schreie waren zu hören. "Bleibt hier!", befahl Ioros und rannte in Richtung Dorf davon. "Was ist-", begann Apsu, doch Alissia hatte sie schon an der Hand gepackt und zog sie hinter sich her, ein Stück abseits des Weges hinter ein paar dichte Büsche. Sie legte einen Finger an die Lippen und deutete Ioros hinterher. "Aber er hat doch gesagt, wir sollen hier bleiben.", flüsterte Apsu, fing sich jedoch nur einen mürrischen Blick ein. "Wir müssen sehen, was dort los ist.", entgegnete Alissia, bemerkte jedoch schnell Apsus Zweifel. Sie war einfach zu Feige. "Wahrscheinlich sowieso nur ein Unfall an der Feuerstelle." Sie zuckte die Schultern. Apsu nickte zögerlich. Die Beiden schlichen vorsichtig zwischen den Bäumen zum Dorf. Der kleinen Draenei war wenig wohl zumute und sie war froh, dass Alissia voraus ging. Angekommen versteckten sie sich hinter einem Haus und spähten um die Ecke auf den Dorfplatz, konnten aber noch niemanden sehen. Das Knistern von brennendem Holz war zu hören und ein lautes Schreien und Gemurmel. Sie mussten also ganz in der Nähe sein. Weiter vorn bot ihnen ein Holzhaufen Deckung, von wo aus sie über den Platz schauen konnten. Erschrocken rissen sie die Augen auf, als sie die Dorfbewohner sahen, eingekesselt von Orks und Alissia konnte nur knapp einen Aufschrei Apsus verhindern, indem sie ihr schnell die Hand vor den Mund hielt. "Pscht!", zischte sie. "Das sind Orks." Apsu nickte. Dann erkannten sie Ioros, der sich vor der Menge postiert hatte, das Schwert in der Hand. "Ich hätte nicht gedacht, dass sie unser Dorf hier finden würden.", flüsterte Apsu leise. Alissia schwieg gedankenversunken. Vor einiger Zeit waren Gerüchte laut geworden, dass die sonst friedlichen Orcs plötzlich Dörfer angriffen und zu einer blutrünstigen Horde mutiert seien. In den nördlicheren Gebieten waren schon einige Draenei geflohen, doch die Bewohner von Tu'lun hatten sich so weit abgelegen bisher sicher gefühlt. Ein Irrtum, wie sie jetzt feststellen mussten.

"Was meinst du, ist der große Ork auf dem Wolf ein Hexenmeister?", fragte Alissia. Apsu zuckte mit den Schultern. "Ich habe nie einen gesehen. Aber der Wanderer, der vor einigen Monden hier war erzählte, dass die Orks sich inzwischen auf diese Magie verstünden. Und hast du seine Augen gesehen? Sie leuchten." Apsu warf ihr einen besorgten Blick zu.

"Meinst du er hat uns gesehen?" Sie spähte hinter dem Haufen hervor.

Der Anführer der Orctrupps war von seinem Reittier gestiegen und gab den Grunzern neben sich einen fast beiläufig wirkenden Befehl, woraufhin diese ihre schartigen Schwerter hoben und auf Ioros zustürmten.

Apsu zuckte zusammen, aber Alissia beruhigte sie. "Das ist Ioros, der schafft die!"

Und tatsächlich lagen die beiden Orks kurz darauf im Gras und regten sich nichtmehr. Aber anstatt in ein wütendes Grunzen, brach der in dunkle Roben gehüllte Anführer in schallendes Gelächter aus und wandte sich dann an Ioros.

"Sie halten viel von dir, Paladin.", sprach er mit tiefem kehligen Ork-Dialekt. Dann trat er ein paar Schritte in Richtung des Holzhaufens, hinter dem die beiden Kinder augenblicklich ängstlich zusammenzuckten. Ioros folgte ungläubig dem Blick des Orcs.

Mit einem lauten Krachen flogen die Holzbalken explosionsartig in alle Richtungen davon und krachten laut hinter den beiden auf den Boden.

Die beiden schrien erschrocken auf und klammerten sich aneinander.

"Gewürm.", brachte der Ork hervor und streckte eine Hand in ihre Richtung, um die sich kleine grüne Flammen schlängelten.

"Nein!", schrie Ioros und stürmte vor. Sofort drehte sich der Ork in seine Richtung und traf ihn mit seiner Faust an der Brust. Dort wo die Flammen die Rüstung des Paladins berührten, schmolz diese und auch auf der Haut darunter kräuselten sie sich und hinterließen verbranntes Fleisch. Ioros sackte überrascht zusammen, das Gesicht schmerzverzerrt. "Vorhersehbar.", murmelte der Ork und grinste breit.

Apsu und Alissia waren unfähig sich zu bewegen, hockten angsterfüllt und erschrocken auf der Erde und konnten nicht glauben, was gerade passiert war. Dicke Tränen bildeten sich in ihren Augenwinkeln und sie starrten nur hilflos auf ihren Lehrer.

Doch Ioros erhob sich zitternd und stützte sich auf sein Schwert. Der Ork hob nur eine Augenbraue und holte zu einem weiteren Schlag aus, wobei er einige unverständliche Worte murmelte. Doch da schwang Ioros schon sein Schwert. Der Ork unterbrach seinen Singsang und augenblicklich durchströmte den Paladin ein brennender Schmerz, der ihn kurz taumeln ließ, doch mit aller Kraft führte er seinen Hieb zuende und erwischte den überraschten Hexenmeister an der Schulter, konnte jedoch wenig mehr als einen Kratzer verursachen.

Dennoch schien er ein wenig beeindruckt von der Willenskraft des Draenei und schmunzelte.

"Lass ihn in Ruhe!", tönte plötzlich eine helle Stimme hinter dem Ork. Apsu war aufgesprungen und ballte wütend die Fäuste.

"Apsu, nicht!", schrie Alissia und zog an ihrem Arm, doch sie schüttelte ihn ab.

"Fiese Riesenkröte!", schrie sie zornig und rannte auf den Hexer zu. Dieser fing an, schallend zu lachen und schlug sie mit einer beiläufigen Handbewegung zurück. Unsanft landete sie im Gras und rieb sich den Kopf. Dann lächelte sie finster, denn Ioros hatte die Gelegenheit genutzt und dem Ork seine Klinge in den Rücken gerammt.

Mit verzerrtem Gesichtsausdruck taumelte der Ork einen Moment atemlos. Dann griff er nach dem Ende, das vorn aus seiner Brust ragte und hauchte nur ein einzelnes seltsames Wort, das dazu führte, dass die Klinge zu glühen begann. Ioros ließ sie sofort los und der Ork zog sie aus dem verkohlten Loch in seiner Brust. Die Hitze hatte die Blutung etwas gestillt, dennoch sah der Ork aus, als würde er jeden Moment umkippen. Doch selbst jetzt verschwand das selbstsichere Grinsen nicht aus seinem Gesicht. Im Gegenteil - es hatte sich Zorn dazugemischt, was seine Züge nun eher wahnsinnig erscheinen ließ.

Er schmiss das Schwert auf die Erde und trat mit dem Fuß darauf, was es bersten ließ. Dann hob er seine Hand, um welche grüne und schwarze Blitze zuckten und zielte damit auf Ioros. Dieser machte sich bereit, dem kommenden Geschoss auszuweichen. Als das Geschoss auf ihn zuflog sprang er zur Seite und rollte sich ab, sicher, entkommen zu sein, doch die Kugel änderte promt ihre Richtung und durchschlug die Brust des Paladin genau dort, wo ihn vorher die Faust des Orks getroffen hatte.

Leblos sackte der Draenei vornüber und blieb im Gras liegen.

"IOROS!", schrie Apsu verzweifelt und rannte zu ihm hinüber, kniete sich neben seinen Körper. Sie wollte ihn anfassen, ihm aufhelfen, doch knisternde grüne Blitze schlugen ihre Hand zurück.

"Ioros! Steh auf!", rief sie verzweifelt, dicke Tränen rollten unaufhaltsam ihre Wangen hinab. Hilfesuchend suchte sie Alissia's Blick, doch diese hatte sich zitternd zusammengekauert und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Sie hatte viel zu viel Angst, die Augen aufzumachen und zu ihr herüber zu sehen.

"Mistkerl!", schrie Apsu den Ork an. "Dreckiger Mistkerl! Ich werde dich töten!-" "Große Töne.", entgenete der Ork.- "Für so einen kleinen Wurm. Komm nur."

Er grinste. Ein Grinsen, das Apsu jede Furcht herunterschlucken ließ. Er durfte damit nicht davonkommen. Als sie auf ihn zurannte, hörte sie noch das entsetzte Schreien der Dorfbewohner, das immer leiser wurde, verdrängt durch die Erinnerung an Ioros, die durch ihren Kopf schossen. All die gemeinsame Zeit, die sie zu dritt verbracht hatten, die Trainingskämpfe, das Picknick am nahen Wasserfall, die Rüge, die er ihnen gab, wenn sie und Alissia sich wieder in den Haaren hatten. All diese Bilder schossen durch ihren Kopf, verweilten kurz und lösten sich ebenso schnell wieder auf.

Der Ork hatte einen winzigen Dolch gezogen. Er unterschätzte sie. Sie duckte sich unter seinem Schlag hindurch und trat ihm im Fallen den Dolch aus der Hand, als sie sich zwischen seinen Beinen hindurchrollte und hinter ihm wieder zum Stehen kam. Das Messer flog in hohem Bogen weg und landete unweit von ihnen mit der Spitze im Boden.

Ein Hauch von Überraschung spiegelte sich auf dem Gesicht des Hexers wieder. Dann drehte er sich um und setzte erneut seine Hand in Flammen. Er rannte auf das kleine Mädchen zu, das ihm mehr Ärger machte, als er dachte. Doch auch diesem nächsten Schlag wich sie aus und riss ihn mit einem Tritt von den Füßen. Er versuchte, ihr Handgelenk zu erwischen, doch diesmal zog sie die Arme an und rollte zur Seite. Er landete unsanft auf dem Boden. Sie nutzte den Moment für sich und spurtete zu dem Messer, zog es schnell aus der Erde und schleuderte es auf den sich gerade aufrappelnden Ork. Das Messer blieb in der Brust des grünen Scheusals stecken.

Außer Atem wartete Apsu auf irgendeine Reaktion, doch der Hexenmeister zog den unliebsamen Fremdkörper gelassen aus seinem Fleisch. Ein dünner Rinnsal Blut zeichnete sich auf dem Stoff seiner Robe ab. Er hob den Arm und wisperte ein einzelnes Wort, woraufhin alle Kraft aus Apsus Beinen wich und sie zusammensackte. Mühsam versuchte sie, sich aufzurappeln. Ihr Blick huschte zu den Dorfbewohnern, doch dort, wo sie gerade eben noch waren züngelten nun grüne Flammen und dahiner erstreckte sich eine schier endlose Dunkelheit. Mit weit aufgerissenen Augen wandte sie sich wieder dem Ork zu, der sich ihr langsam näherte und sich schließlich über sie beugte.

Seine Augen leuchteten giftgrün und in seinem Gesicht kämpften Zorn und Wahnsinn um die Vorherrschaft. "Vielleicht sollte ich dich töten. Aber wäre das nicht langweilig? Ein kleines Kind, wehrlos, einfach so zu ins Jenseits zu befördern? - Nein, ich weiß etwas viel spannenderes."

"Du mieser Giftsack! Ich werde Ioros rächen, das schwöre ich dir!"

Der Ork trat Apsu mit einem Fuß auf den Rücken und drückte somit ihr Gesicht auf den Boden, aus dem nun eine giftige Gischt blubberte, die sie bei Berührung schmerzvoll aufschreien ließ.

"Du hast eine kräftige Stimme, vorlauter Wurm." Er packte sie an der Kehle und hob sie vom Boden. Sie konnte sich kaum mehr bewegen, so sehr hatte der Schmerz sie gelähmt. "Stell dir vor, du erleidest furchtbare Qualen-" Um seine Hand zuckten schwarze Blitze. "-und hättest keine Möglichkeit, zu schreien." Er presste die Hand auf ihre Brust. Apsu wollte schreien, doch der feste Griff des Hexenmeisters ließ kaum einen Ton zu. Er lachte, und die Töne schallten laut in ihrem Kopf. Bald würde es vorbei sein, dachte sie. Sie würde ohnmächtig werden und sterben. Aber das wäre in Ordnung, dann könnte sie bei Ioros sein und diese Schmerzen würden aufhören. Langsam schlossen sich ihre Augen und sie bereitete sich darauf vor, sie nie wieder zu öffnen.

Doch dann wurde sie fallen gelassen und ihr Reflex befahl ihr, einzuatmen und ihre Lungen mit Luft zu befüllen. Doch sie brannte innerlich. Giftige Dämpfe hatten ihren Weg in Nase und Mund gefunden und zerfraßen sie von innen heraus. Zusammengerollt blieb sie liegen und rang nach Atem. Der Ork trat sie mit einem Fuß und rollte sie auf den Rücken. Dann hockte er sich über sie, das Messer immernoch in der Hand haltend. Sein Blut klebte noch an der Klinge. Apsu schaute ihm in seine kalten grünen Augen. Sie hatte aufgegeben und in ihrem Blick spiegelte sich nurnoch Apathie.

"Ich werde dich deiner Stimme berauben, Wurm. Damit du bei unserem nächsten Treffen nichtmehr so große Töne spuckst." Die Worte brannten sich in Apsus Geist, wie das Gift in ihre Lunge. Der Hexenmeister raunte ihr unbekannte Worte und setzte den Dolch an ihre Kehle.

"Unser nächstes Treffen-", schoss es der kleinen Draenei durch den Kopf. "Unser nächstes-"

Dann wurde alles schwarz und Apsu spürte, wie ihr Hals brannte, wie ein unbändigender Schmerz ihr die Luft abschnürte und sie das Bewusstsein verlor.

Birth (Rysa)

Man sagt, wenn ein Schamane geboren wird, regen sich um ihn die Elemente.
 

In jener Nacht loderten die Flammen der Feuerstelle höher, Regen und Wind drückten mit all ihrer Macht gegen die Fensterscheiben und die Erde erzitterte unter dem kleinen Haus, in dem in diesem Moment eine kleine Draenei das erste Mal die Augen öffnete.

Stolz erfüllte beide Eltern, doch auch die Gewissheit, dass die Zukunft nicht so kommen würde, wie sie es sich erhofft hatten. Das kleine Kind regte sich in den Armen der Mutter und blickte wach hinaus in den sich langsam legenden Sturm, durch den ein alter Mann sich ihrem Haus näherte. Winzige Schellen schepperten bei jedem Schritt und bildeten eine Melodie zum Tosen des Windes und zum Prasseln des Regens, zum Zittern der Erde und dem Knistern der Flammen des Lagerfeuers, um das sich die junge Familie gesetzt hatte.

Seine langen, schneeweißen Haare wehten im Wind, der um ihn herum an Intensität zu verlieren schien und selbst der Regen wagte nicht, die hochgewachsene Gestalt des Schamanen zu berühren. Stattdessen perlte er in der Luft um ihn ab und prasselte neben ihm zu Boden. Seine wachen Augen waren auf das Haus der Draenei fixiert und sein Blick traf sich mit dem der Neugeborenen, die verstehend nickte, obwohl sie den Fremden das erste Mal in ihrem wenigen Stunden langen Leben gesehen hatte.
 

Auch die Eltern ahnten das Näherkommen des Schamanen, wagten jedoch keinen Blick aus dem Fenster, immernoch hoffend, er käme nicht, gänge an ihnen vorbei oder wolle ihnen nur zur Geburt ihrer Tochter gratulieren. Doch diese Hoffnung schwand mit jedem Schellen der Glöckchen.

Dann verstummte es. Die Mutter blickte auf, sah ihren Mann flehend an. Dieser schüttelte den Kopf.

Dann klopfte es an der Tür. Und obwohl sich niemand erhob sie zu öffnen, schwang sie langsam auf und die Gestalt des Fremden betrat den Raum.

Stille legte sich wie ein Schleier über die Anwesenden. Bedrückend, erdrückend, erstickend.

Der Schamane sah in die tränenden Augen der Frau, die ihr Kind fest umklammerte, und deren Mann sie stützend an den Schultern hielt.
 

"Ihr wisst, dass es sein muss."

Seine Stimme klang wie tiefes Donnergrollen aber jedoch gleichzeitig so sanft, wie das Wasser in einem Bach, der sich schlängelnd seinen Weg durch den mossigen Waldboden sucht und mit den Sonnenstrahlen spielt.

Langsam trat er zu den drei Draenei heran und kniete sich zu ihnen hinunter. In seinem Gesicht spiegelten sich Mitleid und Entschlossenheit. Seine Züge waren sanft und weich und trotzdem zugleich hart wie Stein.

Er griff nach dem Kind und wie von seinem Blick gebannt, ließ es die Mutter los. Innerlich zerberstend, aber wissend, dass es so sein musste.

"Versprich mir, dass sie glücklich sein wird, Kyrael.", flüsterte sie, ohne den Namen ihres Gegenüber je gekannt zu haben.

"Sie wird eine mächtige Schamanin werden.", entgegnete dieser und erhob sich mit einem Lächeln, die Kleine fest im Arm haltend. Sie schlief und würde noch ein paar Tage schlafen. Doch dann würde sie fernab von ihrem Elternhaus erwachen und niewieder dorthin zurückkehren. Bis zu dem Tag, an dem sie den Rang einer Hochschamanin inne hätte. Denn dann würde sie diejenige sein, die einen neugeborenen Schamanen aus ihrer Heimat holte und lehrte. So wie es der uralte Brauch ihres Stammes vorschrieb und so, wie es Kyrael mit ihr tat.
 

Der Schamane drehte sich um und schritt langsam zurück zur Tür. Kurz davor blieb er stehen, drehte sich jedoch nicht nocheinmal um, um in die verzweifelten Augen der Mutter zu blicken, sondern hielt seinen Blick gesenkt und fragte: "Wie ist ihr Name?"
 

Die Mutter schluckte und schloss die Augen, bevor sie antwortete.

"Rysa. Rysa Wolfsjunges."

Tamaeru (Rysa)

"Rysa! Was machst du denn da?", schrie eine Stimme über die Wiese. "Komm rein! Wir fangen gleich mit unserer Meditation an!"

"Ich will aber nicht meditieren!", antwortete eine helle Stimme aus einem entfernten Gebüsch. "Ich will lieber spielen!"

Die große Gestalt stemmte die Arme in die Seiten. "Wenn du nicht herkommst, muss ich dich holen-"

"Versuch's doch!" unterbrach ihn die kleine Draenei, die sich hinter ein paar dürren Zweigen verschanzt hatte.

Und noch bevor sie den Mund wieder geschlossen hatte, wurde sie von einem ruckartigen Erdstoß aus ihrem Versteck geworfen und von einer heftigen Böe erfasst, die sie, sich wild wehrend und mit den Armen fuchtelnd, genau vor die Hufe ihres Lehrers schob.

Dieser legte ihr sacht eine Hand auf den Kopf, um sie zu beruhigen und beugte sich dann zu ihr herab, wobei er sich ziemlich klein machen musste, um auch nur relativ auf ihrer Augenhöhe zu sein.

"Ich sagte doch, ich würde dich holen, Rysa."

Bockig zog Rysa die Lippen zusammen und folgte Kyrael missmutig zurück zum Lager, dass sie am Rande Nagrands aufgeschlagen hatten, und dass für die nächsten Jahrzehnte ihr Heim bleiben sollte. Der Platz lag auf einer Anhöhe, weit im Norden, versteckt zwischen steilen Schluchten und auf normalem Wege kaum zu erreichen. Zu beiden Seiten des Lagers donnerten Wasserfälle in die Tiefe und ein paar kleinere Bäume spendeten etwas Schatten und raschelten im Wind.

Ein größeres und zwei kleinere Zelte waren im Dreieck um eine Feuerstelle aufgestellt. Das Hauptzelt, der Ort der Meditationen, des gemeinsamen Essens und Zusammenseins. Und die beiden kleineren Zelte, Orte der Ruhe und des Schlafes für Rysa und ihren Lehrer.

Kyrael schob die Felle vor dem Eingang des Hauptzeltes zu Seite, trat ein und hielt sie für die kleine Draenei offen, die wenig begeistert aber brav hinterhertrappelte.

Ihre Kilt war schmutzig und unten an einigen Stellen gerissen. Ein paar kleine Holzfiguren und ein provisorisch zusammengebastelter Traumfänger baumelten daran. An ihrem Gürtel hatte sie zwei in Kyraels Augen winzige Hämmerchen befestigt. Ihre dunkle Haut verschmierten Schlammspritzer und die silbrig glänzenden Haare waren in zwei verfitzten Zöpfen zusammengebunden und durch den Staub darin leicht angegraut. Ein paar lose Strähnen hingen ihr ins Gesicht in dem sich ein schuldbewusster Ausdruck breitmachte.

Kyrael zog eine Braue nach oben und schüttelte den Kopf.

"Du bist wie ein kleines Tier, Rysa. Stürzt dich mit dem Kopf voran ohne nachzudenken in die nächstbeste Schlammpfütze, ohne zu prüfen, wie tief sie ist."

"Es hat aber Spaß gemacht!", entgegnete die kleine Schamanin und ein breites Grinsen huschte über ihr Gesicht, um sogleich in dem sorgenvollen Blick ihres Lehrers wieder unterzugehen.

"Ich mache mir sorgen um dich. Irgendwann läufst du blindlings in eine Situation, aus der ich dich nicht herausholen kann."

Kyrael entwische ein Seufzen. "Ich habe die Verantwortung für dich. Und deshalb möchte ich, dass du lernst, das zu respektieren."

Rysa legte fragend den Kopf schief und wartete auf eine Erklärung.

"Deine Mutter gab dir den Namen Rysa Wolfsjunges nicht, weil du dich wie eines verhalten sollst. Unachtsam und mit dem Kopf durch die Wand durch dein Leben zu hetzen, sondern, weil sie wusste, dass aus diesem Welpen-" Er stupste Rysa gegen die Stirn. "-mal ein starker Wolf werden würde, der mit den Elementen lebt und sich von nichts beirren lässt."

"Sie sagte ich würde ein Wolf werden?", fragte Rysa verwirrt.

Kyrael lächelte. "Du wirst es bald verstehen."
 

Der Schamane ging zum anderen Ende des Zeltes, in dessen Ecke ein Korb stand, der mit Stoffen bedeckt war. Rysa folgte ihm mit ihrem Blick neugierig.

"Ich möchte, dass du lernst was es heißt, Verantwortung für jemanden zu übernehmen. Und ich hoffe, dass es dich zu einem besseren Schamanen reifen lässt."

Er bückte sich zu dem Korb hinab und zog daraus ein zusammengerolltes Bündel graubraunen Fells heraus, das augenblicklich anfing zu quietschen. Zwei Ohren schauten daraus hervor und eine kleine Schnauze an deren Spitze eine dunkle Nase saß. Zwei tiefschwarze Augen öffneten sich langsam, suchten den Grund für diese unliebsame Unterbrechung ihres Schlafes und trafen den Blick von Rysa, die den kleinen Wolf mit großen Augen ansah, in denen sich Neugier und Freude spiegelten.

Vorsichtig übergab Kyrael das kleine Bündel der Draenei, die es lang im Arm hielt.

"Wie ist sein Name?", fragte sie, den Blick immernoch auf das Tier gerichtet.

"Tamaeru." , antwortete Kyrael lächelnd. "Du wirst dich um ihn kümmern."

Rysa blickte ihren Lehrer eindringlich an.

"Werdet ihr mir helfen?", fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte.

"Nein.", kam es kühl zurück.

Rysa nickte, setzte sich vor das kleine Feuer in der Mitte des Zeltes, legte den Welpen auf ihren Schoß, schloss die Augen und begann, leise murmelnd, zu meditieren.

Zufrieden tat es ihr Kyrael gleich.

Sie wird eine großartige Schamanin werden, dachte er für sich selbst.

"Sie lernt schnell.", ertönte eine Stimme in seinem Kopf. "Pass gut auf sie auf, bevor sie dir jemand nimmt."

Kyrael schlug die Augen auf und suchte den Raum ab. Doch da war nichts. Er zuckte mit den Schultern und setzte seine Meditation fort, bis die Nacht hereinbrach.

Heute wollte er sich um nichts mehr Sorgen machen müssen.

Kishin (Victoria)

Das kleine Mädchen drückte sich mit dem Rücken fest gegen die kleine marode Holztür hinter ihr. Von drinnen war ein Kratzen und Knurren zu hören. Sie hielt sich den rechten Arm, der völlig zerkratzt und zerbissen war.

"Böser Hund!", rief sie hinter sich, bekam jedoch nur ein helles Bellen als Antwort. Der Pesthund, den sie gefunden hatte, war weit schwerer zu erziehen, als sie gedacht hatte. Diese Hunde waren unnatürliche Mutationen von Wölfen, die Victorias Heimat Lordaeron bewohnten und erst vor Kurzem aufgetaucht. Da sie mit ihrem Erscheinungsbild aussahen, wie kranke Tiere, hatte man ihnen die Bezeichnung Pesthund zukommen lassen. Die Bewohner Lordaerons mieden diese Tiere und die Jäger machten Jagd auf sie. Victoria allerdings hatte sich vorgenommen, den Welpen, den sie draußen aufgegriffen hatte, zu dressieren. Kishin, so hatte sie den Pesthund getauft, war allerdings nicht minder aggressiv, als seine Artgenossen. Jetzt hatte sie ihn in dem kleinen Kellerverschlag der Scheune eingesperrt, um zu überlegen, was weiter zu tun sei. Das kleine Menschenmädchen war kaum acht Jahre alt, doch ihr Vater war ein erfahrener Jäger und geübt im Erziehen von Hunden. Seine treuen Wolfshunde Tucker und Joe waren die besten Jagdhunde am Hof und Victoria wollte eine genauso gute Jägerin werden, wie er. Doch was sie dafür zu aller erst brauchte, war ein guter Jagdhund.

Dawn (Apsu)

Eiskrone, Argentumvorhut:
 

Der Sturm hatte nachgelassen. Sowohl der, den die Elemente entfesselt hatten, als auch der Sturm, der aus schier endlosen Wellen grässlicher Neruber bestand, den die Geißel entfesselt hatte. Doch jetzt lag Stille über dem Schlachtfeld. Erdrückende Stille. Noch nicht einmal das sanfte Fallen des Schnees konnte auch nur ein Geräusch hervorbringen.

Natürlich war es ein Sieg gewesen, den die Ritter des Argentumkreuzzuges errungen hatten, doch jeder wusste, dass es nur ein kleiner, kaum bedeutsamer Schritt gegen den Lichkönig war.

Jetzt, nach der Schlacht begann der eigentliche Kampf. Der, den die Heiler bestreiten mussten, die um jeden verletzten Soldaten kämpften.

Apsu zog einen dicken braunen Wollmantel über und verließ das Zelt, in dem sie gerade einen verletzten Soldaten verloren hatte. Die junge Draenei stellte den Kragen hoch und sah nocheinmal zurück, als zwei Männer den Toten heraustrugen und zu den anderen Gefallenen brachten.

Sie schritt in Richtung Tor, um auf dem Feld des Kampfes nach möglichen weiteren Überlebenden zu suchen.

"Vergiss es, Apsu! Da draußen lebt keiner mehr. Wir haben alle Verletzten schon untergebracht. Es kann keiner mehr überlebt haben!"

Apsu wusste, dass sie alle schon ihr Möglichstes getan hatten, doch bisher hatte sich noch keiner bis ans Ende des Tals gewagt, zu dem Pass, aus dem die Schar der Neruber gekommen war, und durch den sie sich wieder zurückzog. Wenn es noch Überlebende geben sollte, dann wären sie gewiss dort. Auch wenn die Chancen, so nah am Geißelherd äußerst gering waren.

Apsu winkte trotzdem nur ab und schritt durch das Tor.

Nun war das einzige Geräusch, das sie auf dem Schlachtfeld hörte, das Stapfen ihrer eigenen Schritte im Schnee.

Immer wieder musste Apsu Spinnen- und Menschengliedmaßen ausweichen, die aus dem Schnee hervorschauten. Wohin sie auch blickte, überall war das Weiß unterbrochen von roten und schwarzen Flecken. Soldaten lagen zu ihren Füßen, denen sie nichtmehr helfen konnte, blutverschmierte, bekannte Gesichter, mit entsetztem Blick und unnatürlich verdrehten Armen, Beinen oder Köpfen.

Die junge Heilerin der Paladine sah das alles mit Entsetzen, doch ihr scharfer Blick suchte immer wieder nach Lebenszeichen.

Sie war nach Nordend geschickt worden, um denen zu helfen, die ihrer aller Leben schützten. Sie war in der Argentumvorhut geblieben und die Krieger und Streiter des Kreuzzuges hatten ihr Leben verteidigt. Jetzt war sie an der Reihe, so viele Leben zu verteidigen, wie sie vermochte.

Man hatte ihr gesagt, dass so weit draußen niemand überlebt haben konnte und auch ihr Verstand gab dem Recht. Dennoch rief irgendetwas tief in ihr ihren Namen und führte sie bis an den hintersten Rand des Schlachtfeldes, wo zu beiden Seiten steile Felswände empor ragten. Hier war das Ausmaß des Kampfes noch deutlicher. Hier prallten beide Fraktionen gnadenlos aufeinander und Apsu musste förmlich über die Leblosen Neruber und Menschen klettern.

Über ihr konnte sie das lärmende Brüllen eines Protodrachen hören, der auf der Suche nach Nahrung seine Kreise zog und für den das Ende der Schlacht ein wahres Festmahl eröffnet hatte. Doch er schien weit von ihr entfernt zu sein. Von weit hinter dem engen Pass drang nun auch das Geräusch von Metall , das man über Stein zieht, an ihr Ohr und sie meinte, gelegentlich das Klacken eines Nerubers hören zu können.

Weiter wollte sie nicht gehen, das wäre Wahnsinn gewesen und sie hatte schon gedreht, als sie ein leises "Hilf mir..." in ihrem Kopf vernahm. Sie schaute sich in alle Richtungen um, konnte aber niemanden ausmachen. Vielleicht hatte sie es sich auch nur eingebildet. Sie hatte Berichte gehört, in denen die Stille Reisenden einen Streich spielte.

Apsu entdeckte in einiger Entfernung einen Haufen der spinnanartigen Kreaturen, die der Lichkönig aus den Tiefen Azjol'Nerubs geholt hatte.

Anscheinend hatten sie sich auf etwas gestürzt. -Oder auf jemanden!- schoss es Apsu durch den Kopf und sie beschleunigte ihren Schritt, rannte schon fast durch den roten Schnee.

Tatsächlich waren die ungeheuerlichen Spinnen tot. Es interessierte sie wenig, was sie getötet hatte und so drückte sie ein besonders großes Exemplar zur Seite. Wenn sie beim Sturm auf wen-auch-immer gestorben waren, könnte es sein, dass dieser wenig verletzt unter ihnen begraben wurde. Das war zwar nur eine Theorie, aber es reichte, um die Heilerin all ihre Kräfte aufbringen zu lassen, um den Koloss herunter zu schieben. Und tatsächlich schien unter dem Haufen jemand zu liegen, denn sie entdeckte einen Arm, der sehr verdreht zwischen den Chitinpanzern schlaff herunter hing.

-Nur eine weitere Leiche- dachte sie enttäuscht. Sie nahm das Handgelenk des vergrabenen, zog ihre Handschuhe aus und fühlte seinen Puls. Und tatsächlich lebte er noch. Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Gesichtszüge.

Er war stark unterkühlt, wahrscheinlich schon einige Zeit ohnmächtig und seine Wunden gewiss schwer, doch der schwache Puls regte Hoffnung in ihr, wenigstens noch einen Soldaten aus der Eishölle zu retten. Mit all ihrer Kraft schob und zerrte sie die leblosen Spinnentiere von ihm, von denen jede mindestens doppelt so schwer war wie sie selbst. In diesem Moment hätte die Draenei einen ganzen Frostwyrm stemmen können, wenn es nur dazu beigetragen hätte, den Menschen darunter zu retten.

Sie schob einen weiteren Neruber zur Seite. Der junge Mann, der darunter lag hatte rötliches Haar und stark mit Blut und Dreck verschmierte Gesichtszüge. Er war, wie sie vermutet hatte, nicht bei Bewusstsein. Arme und Rippen waren vermutlich unter dem Gewicht der Arachniden gebrochen. Ein scharfes Neruberbein hatte sich in seine Schulter gebohrt, wahrscheinlich als die Kreatur über ihn geklettert war und Apsu musste es abbrechen, um den Krieger frei zu bekommen. Herausziehen würde sie es später, wenn die Gefahr, sein Herz zu verletzen geringer war.

Apsus Hände waren mittlerweile taub geworden. Sie wusste nicht, wie lange sie jetzt schon fort war, denn die schwarzen Wolken, die über dem Tal hingen, verhinderten schon seit Monaten, dass sich auch nur ein Sonnenstrahl seinen Weg hindurch bahnen konnte. Und so kam es ihr so vor, als wäre dies eine einzige dunkle Nacht.

Tatsächlich wäre ihr ein sonniger Tag sogar ironisch vorgekommen, denn angesichts des Leids, dass dieses Land erlebte, konnte es nur immerwährend finster sein.

Mittlerweile hatte sie es geschafft, den Mann soweit zu befreien, dass sie seinen Körper hinausziehen konnte. Sie griff unter seinen Armen hindurch und zog so fest sie noch konnte, bie sie samt dem Menschen rücklings in den Schnee fiel.

Sie rappelte sich auf und lud ihn sich auf den Rücken. Schweren Schrittes stapfte sie zurück zum Lager. Immer wieder hielt sie an, um seinen Puls zu prüfen und war jedes Mal erleichtert, wenn sie das schwache Klopfen seiner Adern vernahm.

Als sie über das Schlachtfeld zurück lief, spürte sie erneut diese Stille. Kein Hauch bewegte die Luft und kurz kam es ihr vor, als hörte sie noch nicht einmal ihre Schritte im Schnee. Es war auf seine Art eine perfekte Stille, denn Apsu selbst war ja die Stille. Für einen Moment fühlte sie sich wohl.

Aber das war nur ein Augenblick, denn sogleich fiel ihr wieder ein, was diese Tonlosigkeit verursacht hatte.

Sie spürte das Blut des Menschen durch ihren Mantel sickern, warm und verhängnisvoll, und beschleunigte ihren Schritt ein wenig. Bald konnte sie den Rand des Lagers durch den Schnee ausmachen.

Als sie sich näherte, eilten auch schon zwei Wachen auf sie zu, um ihr ihre Last abzunehmen, doch sie schüttelte den Kopf und bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, eine Liege vorzubereiten.

Aus einiger Entfernung rannte eine junge Nachtelfe auf sie zu, als sie durch das Tor schritt und starrte ungläubig auf den Menschen auf ihrem Rücken. "Er lebt?" Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage. Trotzdem bedachte Apsu sie mit einem durchdringenden Blick.

Es war die Priesterin gewesen, die Apsu vorher abgeraten hatte, noch einmal hinaus zu gehen.

Apsu ignorierte ihre weiteren Ausführungen geflissentlich und war erleichtert, als die beiden Wachen sie in ein Zelt in der Nähe winkten.
 

Vorsichtig legte sie den Krieger auf die Liege, die man für ihn vorbereitet hatte. Erst jetzt wurden ihr seine Verletzungen wirklich bewusst. Sie streifte ihren Mantel ab und legte ihn neben sich. Er würde sie nur behindern.

"Halte durch!", dachte sie immer wieder und versuchte damit, seinen Geist wach zu halten. Als Erstes würde sie das Neruberbein entfernen müssen, dass sich in seiner Schulter verhakt hatte. "Halte durch..."

Mit einem kleinen scharfen Skalpell schnitt sie es heraus und entfernte die Widerhaken aus dem Fleisch des tapferen Kämpfers. Sie hoffte, seine Bewusstlosigkeit würde noch etwas anhalten, denn zweifelsohne würde er heftige Schmerzen erleiden. Die Wachen waren inzwischen zwei Helfern gewichen. Einem Menschen und einer Nachtelfe. Sie schienen nicht viel Ahnung von der Heilkunst zu haben, doch sie halfen Apsu, den Verletzten aus seiner Rüstung zu schälen. Apsu fiel auf, wie schwer er in dieser Plattenmontur gewesen sein musste und auch die Elfe starrte sie überrascht an. "Ihr habt ihn den ganzen Weg allein getragen?!"

Apsu hatte keine Zeit für Gespräche. Sie nickte knapp und machte sich nun an die wichtigste Aufgabe: Die Blutung zu stoppen, denn sonst würde er es mit Sicherheit nicht schaffen. Sie warf einen Blick auf ihren Mantel. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch lebte.

Vorsichtig hielt sie beide Hände über seinen Brustkorb und suchte mit ihren Gedanken nach seinem Geist. Es war nicht schwer, ihn in der Dunkelheit auszumachen, denn er schien eine ähnlich starke Bindung zum Licht zu haben wie Apsu selbst. Zweifelsohne war er ein Paladin.

"Halte durch..." sandte sie immer wieder in sein Unterbewusstsein. "Ich werde dir helfen."

Sie hatte die Augen geschlossen und saß regungslos da. Sie hatte alle Mühe, seinen Geist zu greifen. Das Licht, dass sie durch seinen Körper sandte konnte zwar die Blutung stillen, aber immernoch hing sein Leben an einem seidenen Faden. Sie musste all ihre Kraft aufbringen.

Schweißtropfen rannen über ihre Stirn. Langsam tastete Apsu durch die Dunkelheit, die sich in dem Geist des Paladins ausbreitete. Sie sah Schmerzen und Leid um sich kreisen, die ihr Vorankommen verhindern wollten, doch sie konnte sie mit ihrem eigenen Licht zurückhalten.

Nach langem Kampf fand sie seinen Lebenswillen und apellierte an ihn. "Haltet durch..." sandte sie erneut.

Es war eine Sache, kleinere Wunden zu heilen, Kratzer, Knochenbrüche. Aber hierfür musste Apsu tief in das Unterbewusstsein des Menschen vordringen, was auch für sie nicht ganz ungefährlich war, da sich das Bewusstsein eines Jeden gegen Fremdeinwirkung wehrt.

Doch bisher war dieser Mann entweder zu schwach, um zu reagieren, oder er schaffte es, ihr Einwirken zu erlauben, indem er seinen Geist für sie öffnete. Apsu spürte, dass er kämpfte und ebenfalls nach ihrem Licht tastete.

"Nimm meine Hand. Ich helfe dir. Halte durch!"

Sie hatte ihn gefunden.

Apsu öffnete ihre Augen. Sie fühlte sich ausgelaugt und schlapp. Ihr Atem ging schwer und sie wäre nach hinten gekippt, wenn die zwei Helfer sie nicht geistesgegenwärtig aufgefangen hätten.

"Apsu!", hörte sie gedämpft und ihr Blick klärte sich ein wenig. "Ihr wart zwei Tage lang weg!"

Sie blickte erschöpft in die zwei Gesichter, die sie fassungslos aber voller Erleichterung anstarrten. Dann fiel ihr Blick auf die ebenen Gesichtszüge des Paladins. Er schlief. Seine Brust hob und senkte sich langsam, aber gleichmäßig. Seine Wunden waren verbunden worden und kleinere Verletzungen kaum noch zu sehen. Sie hatte es geschafft. Er - hatte es geschafft.

Wankend und kaum mit festem Schritt erhob sich die Draenei und legte den Mantel, der immernoch neben ihr lag, über ihre Schultern und wandte sich zum Ausgang des Zeltes. Eine schwache Stimme unmittelbar hinter ihr sagte "Ich danke euch...", doch als Apsu sich umdrehte, schlief der Paladin entweder immernoch, oder schonwieder. Sie zog den Mantel fester und ignorierte den beißenden Geruch, der mittlerweile davon ausging. Mit einem sanften Lächeln schob sie die Plane zur Seite und trat in das erste warme Septemberlicht, das sie seit langem gesehen hatte.

Dear Sister (Apsu)

Der dunkle Schleier der Nacht schob sich langsam über das Tal der Argentumvorhut. Apsu saß an einem Feuer vor ihrem Zelt, schaute in den schwarzer werdenden Himmel und beobachtete die Schneeflocken, die sich langsam zu ihr nieder sinken ließen, das Licht des Feuers einfingen und so wie Sterne wirkten, die um sie tanzten.

In Gedanken spielte sie die Geschehnisse der letzten Tage, Monate, der letzten Jahre, noch einmal ab. Sie erinnete sich an jedes Detail. Jeder Moment, der sie und die Streiter des Argentumkreuzzuges näher an den Tod gebracht hatte, der sie näher an den Lichkönig gebracht hatte. Sie waren weit gekommen, doch der Preis, den jeder von ihnen hatte zahlen müssen war hoch.

Nun waren die Soldaten losgezogen, die Zitadelle des Lichkönigs zu stürmen. Sie selbst hatte man hier bleiben lassen, damit sie sich weiter um die Verletzten kümmern konnte, deren Zustand einen erneuten Kampf noch nicht zuließ. Ab und an schweiften ihre Erinnerungen zu dem Paladin, den sie aus dem Schnee gerettet hatte. Er hatte sich rasch erholt, doch sie hatte viel zu tun, und keine Zeit, sich vor seinem Aufbruch nocheinmal mit ihm zu unterhalten. Wahrscheinlich hätte er sie auch nicht wiedererkannt, schließlich war er die ganze Zeit bewusstlos gewesen. Sie musste sich nun auf das Hier und Jetzt konzentrieren.

Es waren nur eine handvoll Streiter im Lager geblieben. Man rechnete nicht mit einem erneuten Angriff der Neruber, da Arthas' Legionen nun an der Esikronenzitadelle gebraucht worden, um die Truppen vom eisigen Thron fern zu halten.

Am Fuße der Zitadelle würde in ein paar Tagen ein heftiger Kampf losbrechen, doch sie würde nicht dabei sein. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit.

Eine junge Nachtelfe kam durch das Dunkel auf sie zugeschritten und setzte sich zu ihr ans Feuer. Sie streckte ihre Hände in Richtung der Flammen, um sie zu wärmen. Apsu bedachte sie nur mit einem kurzen Blick. Die bläulichen Haare der Kaldorei lagen locker auf ihren Schultern, die in einen warmen Wollmantel gehüllt waren und ihr Blick suchte den von Apsu.

"Es ist kalt hier, hm?", begann die zierliche Gestalt und Apsu verzog eine Braue. Die Nachtelfe lächelte betreten. "Kein guter Gesprächsstoff, oder?"

Die Draenei schüttelte den Kopf.

"Ihr habt den Menschen tatsächlich retten können.", fuhr sie fort und meinte damit den Paladin. Apsu zuckte die Schultern und blickte wieder in die dunkle Ferne.

"Zum Glück habt ihr nicht auf mich gehört, ich hätte tatsächlich nicht gedacht, dass da draußen noch jemand überlebt haben könnte, wisst ihr-" sie schien zu bemerken, dass Apsu ihr nur wenig Gehör schenkte, ließ sich aber dennoch davon nicht aus der Ruhe bringen. In letzter Zeit hatte Niali häufig die Gesellschaft der Heilerin gesucht und verstanden, dass Apsu ihr immer würde zuhören, ohne ihre Handlungen und Fehler zu würdigen oder zu kritisieren. Sie schätzte die augenscheinliche Gleichgültigkeit, mit der Apsu ihr zu verstehen gab, dass sie ihr für nichts Vorwürfe machen oder ihr für irgendwas die Verantwortung geben würde. Sie würde einfach nur zuhören.

"Ich habe meinen Bruder dort draußen verloren. Vielleicht wollte ich ja garnicht, dass du noch jemanden findest, weil ich ihm nicht gönnte, dass er lebte, wärend Talion dort draußen starb. Egoistisch, oder?" Sie senkte den Kopf. Selbst wenn Apsu hätte sprechen können, hätte sie wahrscheinlich nicht gewusst, was sie der Kaldorei hätte sagen sollen.

"Aber ich habe noch meine kleine Schwester. Hier bei Euch und den anderen Heilern ist sie gut aufgehoben. Sie kämpft nicht an der Front. Sie wird hier bleiben und in Sicherheit sein." Ein trauriges Lächeln schob sich über ihre bläulichen Gesichtszüge. "Bei Euch wird ihr nichts geschehen..." Mit diesen Worten erhob sie sich langsam und stapfte zurück in die Nacht. Apsu ließ ihren Blick wieder in die Ferne schweifen. Die Kaldorei vertraute ihr das Leben ihrer Schwester an. Apsu hatte noch nie jemandes Vertrauen missbraucht, doch in Zeiten wie diesen würde sie nie ein Versprechen abgeben, das sie nicht halten konnte. Trotzdem musste sie aufmerksam sein und dafür Sorge tragen, dass ihnen nichts geschah.

Das Tal lag ruhig da. Der Wind wehte nur sacht und ließ die weißen Flocken hin- und herwiegen. Plötzlich machte Apsu in einiger Entfernung Bewegungen aus. Sie erkannte nur Schatten, nicht zu weit entfernt, doch die Dunkelheit nahm ihr die Sicht. Sie murmelte ein paar heilige Worte und formte in ihren Händen eine kleine Kugel reinen Lichts, die sie mit einer Bewegung ihrer Hände in die Nacht schoss. In dem kurzen Moment, in dem die Kugel zwischen den Schatten hindurch flog, konnte sie die Umrisse von Kriegern ausmachen, die sich jedoch langsam und steif durch den Schnee bewegten. Auf keinen Fall waren es Streiter des Kreuzzuges. Schnell reagierte sie, denn die Kreaturen hatten ihr Licht natürlich bemerkt und beschleunigten ihren Schritt. Sie mussten sich nun nichtmehr verstecken. Apsu rannte zu einem nahem Wachturm und kletterte hinauf. Sie blies in das Horn, das sich auf seiner Spitze befand und löste so Alarm aus. Es dauerte nur einen kurzen Augenblick, bis die Soldaten aus ihren Zelten kamen. Der Hauptmann rannte auf sie zu, als sie vom Turm stieg. "Was ist hier los?", rief er ihr schon von weitem zu und Apsu deutete auf den Saum des Tals, wo die schattenhaften Kreaturen sich nun in Richtung des Lagers schoben. Jetzt erkannte die Heilerin sie als Skelettkrieger. Doch nicht irgendwelche! Sie trugen die Rüstungen von Argentumsoldaten und führten ihre Schwerter. Der Lichkönig musste die Gefallenen auf dem Schlachtfeld zu neuem Leben erweckt haben. Es dauerte nicht lang, bis die ersten von ihnen die Tore erreicht hatten und mit Äxten und Schwertern darauf einhieben. Die überraschten Verteidiger hatten alle Mühe, sie fern zu halten. Anscheinend hatten sie Hemmungen, gegen ihre einstigen Kameraden vorzugehen. Apsu warf dem Hauptmann einen flehenden Blick zu, der einen Moment wie gelähmt war. Doch dann fasste er sich und schrie "Das sind nichtmehr unsere Kameraden! Sie sind nurnoch Spielzeuge des Lichkönigs. Sie sind tot! Macht sie nieder!"

Apsu zog ihr Schwert und eilte den Männern am Tor zu Hilfe. Als sie es erreichte, hatten die Angreifer bereits ein beachtliches Loch hineingeschlagen. Dahinter lagen Haufen aus Skeletten, doch über diese traten immer wieder neue. Mit einem Krachen flog das Tor auseinander und über den Schutt ergoss sich eine Welle aus grauenhaften Ungetümen. Die Männer konnten einige davon in Schach halten, doch zwei entdeckten Apsu und rannten auf sie zu. Sie parierte den Schlag des Einen mit ihrem Schild und hieb mit ihrem Schwert nach dem Kopf des Zweiten, der mit einem leichten Knacken von den knochigen Schultern fiel. Das Schild hatte seine Wirkung nicht verfehlt und die Schwerthand des ersten Angreifers zertrümmert. Mit seiner zweiten Hand griff er nach Apsus Hals, doch sie trat ihn mit ihrem Huf die Beckenknochen entzwei und er fiel hintenüber. Neben ihr war ein Soldat von vier Knochenungetümen umzingelt. Sie stürzten sich auf ihn und er hatte schon in erwartung seines Todes die Augen zusammengekniffen, als Apsu ihn mit ein paar Worten in eine Barriere aus Licht hüllte, die die Angreifer zurückschleuderte und dort, wo sie die Knochen der Untoten berührte, diese mit einem Zischen zu Staub zerbrannte. Ungläubig blickte der Krieger die in sich zusammensackenden Skelette an, bevor er Apsu erblickte und ihr dankend zunickte, als auch schon ein weiterer Schreckensdiener auf ihn zueilte, en er jedoch mit neugewonnener Stärke enthauptete. Apsu hatte für einen Moment ihre Deckung vergessen. Eine Axt stoppte um Haaresbreite vor ihrem Gesicht, als sich sich umdrehte. Eine silberne Klinge hatte sie abgefangen, bevor sie ihr auch nur ein Haar spalten konnte. Neben ihr stand Niali und drückte mit aller Kraft gegen die Schneide der Axt. Schnell stieß Apsu dem Untoten Paladin die Hufe in den Bauch und knickte ihn in der Mitte durch. Sie legte der Nachtelfe dankend eine Hand auf die Schulter. "Weiter!", rief diese und schlug sich durch die Massen an Skelettkriegern. Sie schienen kein Ende zu nehmen. Überall lagen Knochen und Menschenleichen. Der Hauptmann blies in sein Horn und spornte die Kämpfer an, doch Apsu erkannte die Hoffnungslosigkeit in ihren Mienen. Sie waren zu wenige, um einem großen Angriff stand zu halten und noch dazu gegen ihre Freunde zu kämpfen. Neben ihr erstarrte die Nachtelfe plötzlich, als sich ein großer Untoter durch die Reihen schob. Er trug eine nachtelfische Lederrüstung, sehr ähnlich der ihren und sie konnte die mit Raureif überzogenen, langen spitzen Ohren erkennen. Er bewegte sich rasch auf die Kaldorei zu. Ein bläuliches Leuchten glänzte in seinen Augen. Er war schon lange tot, doch die Nachtelfe konnte ihr Schwert nicht gegen ihn erheben. Er holte zum Schlag aus und Apsu sprang, das Schild erhoben, dazwischen und blockte den Schlag ab, der sie jedoch taumeln ließ und zu Fall brachte. Er holte erneut aus, doch diesmal bohrte sich eine silberne Klinge durch seinen Oberkörper. "Schwester!", erklang hinter ihm eine Stimme. "Du musst kämpfen! Steh nicht nur rum! Talion ist tot, verdammt!" Der untote Nachtelf wirbelte herum und schüttelte die filigrane Gestalt ab, die sich noch an ihrem Schwert festhielt, das aus seiner Brust ragte. Elegant rollte sie sich ab und warf sich die kurzen grünen Haare aus dem Gesicht. Apsu hatte sich inzwischen aufgerappelt und zertrümmerte zwei Skeletten die Schädel, die sich auf sie gestürzt hatten. Die Soldaten schienen nun doch die Oberhand über das Gemetzel zu erringen. Die ältere der beiden Nachtelfenschwestern blickte ihren Bruder immernoch mit starrem Blick an, während die andere seine Aufmerksamkeit auf sich zog und sich unter seinen Hieben hinweg duckte. Als Kisai jedoch von seinem Ellenbogen erwischt wurde und stöhnend zu Boden ging, löste sie sich aus ihrer Starre und schrie. Talion fuhr herum und schwang ihr seine Axt entgegen. Sie konnte noch einen Schritt zur Seite ausweichen, doch die Klinge traf sie an der Schulter und drang tief ins Fleisch ein, was sie zusammensacken ließ, aber nicht umbrachte. Apsu fing sie auf und legte die sich vor Schmerz krümmende Nachtelfe auf den Boden. Ihre Schwester stieß Talion ihr Schwert erneut durch die Brust und er ging zu Boden. Sie rannte hinüber zu Apsu und kniete sich neben ihre Schwester. Die Draenei murmelte indess einige Worte und drückte ihre Hand auf die stark blutende Schulter. "Halte durch, Schwester!", rief die junge Kaldorei. Niali öffnete die Augen und lächelte sie an. "Das wird schon wieder." Kisai entgegnete das Lächeln. "Wir werden das schon schaff-"

Sie hielt inne und hob die Hände an ihren Hals, aus dem eine silberne Spitze ragte. Als Talion ihr eigenes Schwert wieder zurückzog, sackte sie kurz zusammen und drehte sich dann um, das verschwommene Bild ihres Bruders anstarrend, nach Atem ringend, doch das Blut füllte ihre Lungen und verwehrte ihr jeglichen Atemzug. Sie wollte sich erheben, doch da stieß der untote Nachtelf, der einst ihr Bruder gewesen war, ihr auch schon die Klinge durchs Herz. Sie fasste nach der Schneide und sackte in sich zusammen. Hinter ihr ertönte das Siegeshorn in seinem tiefen Grollen. Apsu zerrte die um sich schlagende Niali zurück. "Kisai!", schrie diese in einem langen, lauten herzzerreißenden Ton immer und immer wieder. Apsu hatte Mühe, sie fest zu halten, doch sie spürte, dass die Nachtelfe die Kraft verlor. Wenn sie sich weiter so viel bewegte, würde sie noch verbluten. Apsu schlug ihr den Knauf ihres Schwertes in den Bauch, woraufhin sie schlaff in sich zusammensackte. Mit einer Hand hielt die Draenei die Kaldorei über ihrer Schulter, während sie mit ihrem Schwert in der anderen die Schläge des Nachtelfen parierte. Sie wirbelte in einer Drehung nocheinmal herum und schlug ihm den Kopf von den Schultern. Die Tränen zurückhaltend und die Lippen fest aufeinanderpressend, sah sie den Leichnam, diesmal endgültig, in sich zusammenfallen. An ihr vorbei stürmten Soldaten und trieben die letzten Untoten aus dem Lager. Apsu legte die bewusstlose Niali neben sich auf den Boden und eilte zu Kisai. Doch für sie kam jede Hilfe zu spät. Die Draenei schloss die glasigen Augen der Nachtelfe und sprach in Gedanken ein kurzes Gebet für sie und ihren Bruder. Es tat ihr leid, ihr Versprechen nicht gehalten zu haben, obwohl sie es noch nichteinmal gegeben hatte.

Awakening (Neir)

Die Luft roch nach Kräutern und nassem Holz und ein sanfter Wind bewegte die Blätter. Auf der großen alten Wurzel eines Baumes lehnte eine Kaldorei mit langem dunklem Haar, die Augen geschlossen. Um sie herum hatten sich Ranken geschlungen und Moos bedeckte ihre Schultern. Ein paar Vögel hatten sich in ihrer Nähe niedergelassen und sangen unentwegt ein trauriges, schläfriges Lied. Über jahrhunderte verweilte die Druidin nun schon an diesem Ort und schlief den ewigen Schlaf. Jeder, der sie an diesem geheimen Ort gefunden hätte, hätte sie für tot gehalten, doch ab und an konnte man Bewegung hinter ihren Augenlidern wahrnehmen. In letzter Zeit wurden sie häufiger, ihr Geist im smaragdgrünen Traum unruhiger. Sie hörte Stimmen, die nach ihr riefen und von überall gleichzeitig zu kommen schienen. Ein tosender Wirbelsturm aus durcheinander rufenden Schreien, die sie nicht zu ordnen vermochte.

Der Himmel über dem Wald, in dem die Druidin saß hatte sich glutrot verfärbt und einige Male erschütterten Erdstöße den Boden. Im Traum suchte der Geist der Kaldorei nach dem Ursprung dieser Phänomene, als plötzlich vor ihr das Bild des Erdenwächters Neltharion auftauchte, der sich in furchtbarem Schmerz krümmte, die Augen voller Verwirrung. Dann sah sie Alexstrasza, die Lebensbinderin, die den verdorbenen Aspekt der Erde hatte spüren lassen, wie es ist, seine Kinder leiden und sterben zu sehen. Neltharion floh, diese Gefühle nicht zuordnen könnend.

Der Traum wandelte sich und diesmal war es ein Mann, in schwarzen, glühenden Stahl gehüllt, der sich vor ihr in einen riesigen Drachen verwandelte. Zweifelsohne der Zerstörer der Welten, der nichts von seinem früheren Ich, als Mitglied der Drchenaspekte übrig gelassen hatte. Doch diesmal war es anders. Er schien sie zu bemerken, schlimmer noch - er schien direkt in sie hineinzusehen. Ein brennender Schmerz breitete sich in der Brust der Druidin aus. Schwer atmend verschwomm ihre Sicht, bis sich eine sanfte Kühle um sie schlang und das Bild der Todesschwinge aus ihrem Kopf verbannte.

"Neir Nachthimmel.", raunte eine sanfte Stimme und vor ihr erschien eine nachtelfenähnliche Gestalt mit grünlicher Haut und smaragdenem Haar. Sie hatte die Augen geschlossen, doch Neir wusste genau, dass sie sie ansah. "Es ist Zeit, aufzuwachen."

Die Druidin wusste nicht, was die schlanke Gestalt vor ihr meinte. War sie denn nicht wach? Immer wach gewesen? Gerade wollte sie den Mund aufmachen, als Ysera die Augen öffnete. "Wache jetzt auf."
 

Langsam hob die Kaldorei den Kopf und öffnete allmählich die schweren Lider. Der Gesang der Vögel hatte sich verändert und war nun gemischt mit dem Knistern von flammendem Holz. Verbrannter Geruch stieg der Druidin in die Nase.

"Er ist hier." Die leuchtend grünen Augen und das schwarze Fell des Panthers waren das letzte, was Neir sah, bevor die Ohnmacht sie übermannte.

Gro'sesh (Apsu)

Die Sonne verschwand gerade hinterm Horizont und ließ mit ihren letzten Strahlen den Himmel in blutigem Rot leuchten, als Apsu eine letzte Nachricht im Briefkasten versenkte. Der beste Augenblick, sich zu ihrem Vorhaben aufzumachen, von dem sie nicht wusste, wie es enden würde, und ob sie zurückkehren würde.

Aber dies war ihr gleich. Sie lehnte eine Hand auf den Schwertgriff und atmete noch einmal tief durch, bevor sich sich schweren Schrittes dem Stadttor näherte. Im Schatten des Tores wartete schon der Kurier, der sie nach Durotar bringen sollte. Eine zwielichtige, hochgewachsene Gestalt, die ihr Gesicht unter einer Kapuze verbarg. Dabei war es Apsu egal, wer darunter steckte, Hauptsache, sie würden schnell ankommen. Die Gestalt nickte kurz, Apsu ebenso und damit verschwand sie leichtfüßig hinter der nächsten Biegung. Apsu folgte dem Kurier ein Stück bis Abseits der Stadtmauern. Kurz schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sie normalerweise nie einer verhüllten, düsteren Gestalt in unbewachte Ecken folgen würde, doch heute Abend war nichts normal. Sie war sich noch nicht einmal sicher, ob das Licht ihr die ganzen Fehltritte verzeihen würde, die sie in letzter Zeit begangen hatte. Die Bücher, die sie aus der verbotenen Bibliothekshalle entwendet hatte, indem sie dem Bibliothekar in finstrer Nacht den Dolch an die Kehle gesetzt hatte, oder die Suche nach Gro'sesh selbst, die sie in die zwielichtigsten Tavernen der Menschen geführt hatte. Auch ihren Gefährten hatte sie nichts gesagt, aus Angst, sie in Gefahr zu bringen, denn Apsu wusste nicht, wie mächtig der orkische Hexenmeister auch nach vielen Jahren noch war. Doch hatte sie eine andere Wahl gehabt?

Der Kurier wartete ungeduldig und Apsu schloss wieder zu ihm auf. Zwischen ein paar Bäumen hatte er wohl vorab schon einige Vorkehrungen getroffen. Erst jetzt erkannte Apsu, dass er nicht vorhatte, auf einem Greifen zu fliegen, oder zu reiten. Er war eindeutig ein Magier. Und dazu wohl auch ein recht begabter, wenn sie beobachtete, mit welch filigranen Bewegungen er mit seiner Hand Muster in die Luft zeichnete. Kurz konnte sie unter seiner Kapuze ein paar schwach leuchtende grünliche Augen ausmachen, doch sie verschwanden sogleich wieder, als er sich in kreisförmigen Bewegungen durch die Luft 'arbeitete'. Als er fertig war, flimmerte etwas zwischen den Bäumen auf, verbreiterte sich und Apsu riss die Augen auf, als sie erkannte, dass es sich tatsächlich um ein magisches Portal handelte.

Wieder schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass es Wahnsinn war, einem Fremden, noch dazu einem Magier zu vertrauen, der sie durch den ganzen Nether schleudern könnte, ohne dass sie wusste, wo sie ankam. Aber es war ihre einzige Chance. Der Kurier hatte ihr vorab gesagt, dass sie sich um den Rückweg selbst würde kümmern müssen. Das stärkte nicht gerade ihr Vertrauen, doch fasste sie ihre ganze Willenskraft zusammen.

"Ihr werdet am Rande von Orgrimmar landen. Am besten seid ihr Still und sucht auf schnellstem Wege zu eurer Rechten nach einer Seitentür. Der Pfad dahinter wird euch sicher nach Draußen führen, ohne, dass euch auch nur ein Ork zu Gesicht bekommt." Seine Stimme klang melodisch und weich und weckte irgendwie zumindest ein wenig Hoffnung, dass alles so lief, wie er behauptete.

"Und jetzt rasch, sonst wird sich das Portal wieder verschließen." Mit diesen Worten hielt er Apsu die ausgestreckte Hand entgegen und sie legte einen Beutel voll Münzen hinein, bevor sie die Fäuste zusammenballte, die Augen zusammen kniff und durch das Portal schritt.

Sie versuchte, die Augen wieder zu öffnen, um einen Blick zu erhaschen, doch alles, was auf sie einfiel war Schwärze und endlose Dunkelheit, wobei sie sich fragte, ob ihre Augen überhaupt offen waren.

Es schien ihr endlos zu sein und langsam ergriff sie die Angst, dass sie doch hereingelegt wurde. Innerlich wütete in ihr der Kampf um ihre Selbstbeherrschung, doch so plötzlich, wie die Dunkelheit kam, war sie auch wieder weg und Apsu landete unsanft bäuchlings auf hartem Felsboden.

Vorsichtig rappelte sie sich auf. Ihre Augen suchten ihre Umgebung ab. Sie war hinter einer großen, fellbehangenen Hütte. Hinter ihr eine solide Steinmauer. Die letzten Sonnenstrahlen warfen ein dämmriges Licht gegen die Steine und färbten den Himmel rot. Es war immernoch Abend. Wahrscheinlich war kaum ein Augenblick vergangen. Sie sah zu ihrer Rechten, wie der Kurier gesagt hatte und entdeckte nicht unweit einen schmalen Spalt, den man kaum sah, weil Licht und Schatten ihr Spiel damit trieben.

Flugs huschte sie hindurch und fand sich auf einem schmalen Pfad wieder, der den Hügel auf dem sie sich befinden musste, hinunter schlängelte.

Von dort aus würde sie den Weg finden.

Sie ging nur ein kleines Stück gen Osten, bis sie am Horizont das Meer glitzern sehen konnte, drehte sich immer wieder um, um sicher zu gehen, dass sie niemand entdeckt hatte. Doch tatsächlich schienen die Orks diesen Weg nicht zu kennen oder ihn zu meiden.

Auf beiden Seiten des Pfades schützten sie kleinere Erdwälle oder Steine vor den Blicken aus der Ferne und schon bald konnte sie zwischen zwei Hügeln eine kleine Hütte ausmachen. Irgendwie hatte Apsu mehr erwartet vom Versteck eines Hexengroßmeisters.

Vor der Hütte stand jemand. Doch nun war es egal, wer die Draenei noch entdeckte. Jetzt brauchte sie sich nichtmehr zu verstecken. Festen Schrittes näherte sie sich der kleinen verfallenen Behausung. Sie erkannte die Gesichtszüge des Orks vor der Tür und ging schneller, rannte schon fast, das Schwert aus seiner Scheide ziehend.

"Ich wusste, du würdest kommen.", sprach der Ork, als er Apsu erkannte. Wie hätte er sie vergessen können? "Aber kampflos kann ich mich nicht ergeben. Ich habe all die Jahre gewartet, Draenei."

Apsu hörte nicht hin. Egal was er sagte, es konnte jetzt nichtsmehr ändern. Sie würde ihm den Kopf abschlagen, um jeden Preis.

Er fuhr mit den Armen durch die Luft und 'malte' Zeichen hinein, die in grünlichem Feuer aufgingen und auf Apsu zuflogen. Doch sie erkannte, dass sie weder kraftvoll noch gefährlich waren. Sie wich nicht aus, als die Flammen auf ihre Rüstung prallten, auf ihre Arme. Damals hatte sie gesehen, wie das Feuer jeden Schild druchdrang, ätzte und alles verbrannte, was es berührte.

Apsu spürte zwar Schmerz, doch dieser war Nichts, im Vergleich zu dem, der über die Jahre an ihrem Herzen nagte. Und so schluckte sie es einfach herunter.

Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich dich hasse., dachte Apsu. Ich kann nicht schreien "Ich werde dich töten!". Du kannst nicht hören, was ich dir sagen will. Du hast mir die Stimme genommen. Doch um dir zu zeigen, wie sehr ich dich verachte-

Sie schwang das Schwert, traf ihn an der Brust, trieb ihn zurück. Er stolperte, fiel rücklings auf den Boden, starrte mit angsterfülltem Blick hinauf zu Apsu.

-reicht nur ein Augenblick!

Mit der untergehenden Sonne im Rücken, musste sie aussehen wie ein Racheengel. Umhüllt von Licht, so rot, wie das Blut, dass aus der Wunde des Orks rann, doch selbst so schwarz von Schatten, mit Augen, die mehr sprachen, als Worte es je könnten. Erfüllt von Schmerz, Wut, Hass und Verzweiflung.

Sie stellte sich über ihn und drückte dem Hexenmeister das Schwert gegen die Kehle. Blut benetzte die Klinge.

Doch dann sah sie seine Augen, die vor Angst so weit aufgerissen waren, glasig glänzend und mit Tränen gefüllt. Sein Brustkorb bebte und er zitterte. Jetzt fiel ihr auf, was er zu ihr gesagt hatte. Dass er all die Jahre wusste, dass sie kam. Dass er sie nicht vergessen hatte. Das kleine Mädchen, das geschworen hatte, ihn zu töten.

Apsu bedeutete ihm mit einer Bewegung ihres Kopfes, dass er sprechen solle. Sie wusste nicht, was sie hören wollte und Gro'sesh wusste nicht, was er sagen sollte.

Sie hörte Flehen, hörte ihn betteln, er versuche, rücklings vor ihr weg zu kriechen, doch sie hielt ihr Schwert weiter gegen seinen Hals gedrückt.

Mit der anderen Hand, zog sie das Kettenhemd, das ihre Narbe am Hals verbarg, herunter und forderte den Ork auf, den Fluch von ihr zu nehmen. Jede seiner Bewegungen im Blick haltend, wartete sie. Sollte er nur einen Finger falsch krümmen, würde sie ihn in Stücke schneiden. Sie hatte die Flüche studiert. Hatte im verbotenen Lexikon gelesen und wusste, was der Ork tun musste. Etwas, das auch nur er allein tun konnte, da er den Bann gesprochen.

Er zitterte, als er etwas von seinem eigenen Blut zwischen den Fingern zerrieb, mit wackliger Hand und durch die Wunde schwächer werdend einige Zeichen auf seinen anderen Arm schrieb und dabei die erlösenden Silben murmelte, die Apsu gelesen hatte.

Er hatte sie nicht getäuscht. Sie wartete und spürte, wie ein furchtbarer Druck von ihrer Kehle fiel und einen Moment fasste sie sich an den Hals und keuchte. Beinah hätte sie sich erlaubt, vor Freude zu weinen, doch dann erinnerte sie sich wieder, weswegen sie eigentlich gekommen war.

Sie blickte in Gro'seshs Gesicht. Es war unverwechselbar das Gesicht des Hexenmeisters, der ihr Dorf zerstört hatte, der ihr Leben zerstört hatte. Doch es war faltig geworden, alt und seine Haare grau und licht. Seine Augen waren eingefallen und nun rannen Tränen seine Wangen herab. Er hatte Angst.

"Alles...", begann Apsu und war einen Moment überwältigt von ihrer eigenen Stimme. Sie fuhr fort.

"Alles...was ich wollte, war, den Ork zu vernichten, der meinen Meister getötet hat." Sie hielt inne, zornig. "Aber alles... was ich vor mir sehe... ist eine Hülle, aufgefüllt mit Furcht und Erinnerungen." Sie verringerte den Druck auf seine Kehle.

"Gro'sesh." Sie sprach seinen Namen voller Verachtung aus und er zuckte leicht zusammen.

"Ihr seid es nicht wert, dass ich euch töte."

Sie zog ihr Schwert zurück und wandte sich um, ging weg von ihm, ohne zurück zu blicken. Sie wusste, dass er dort lag, unfähig, sich zu bewegen, nur zitternd, weinend.

Doch auch sie weinte. Sie war gekommen, ihn zu vernichten, aber als es soweit war, versagte ihr Hass. Sie hatte ihn verschont.

Back (Apsu)

Apsu taumelte über die trockenen Ebenen von Durotar. Die Blutspritzer in ihrem Gesicht hatten sich mit Tränen verwischt, die kühl über ihre Wangen liefen. Eigentlich hatte sie gar keinen Rückweg geplant. Zum Einen, weil sie vielleicht garnicht an eine Rückkehr geglaubt hatte und zum Anderen, weil ihr ihr ganzes Vorhaben unwirklich erschienen war. Doch nun hatte sie nicht nur überlebt, sie hatte auch ihr einziges Lebensziel aufgegeben. Die Rache an Gro'sesh, der ihren Lehrmeister getötet hatte, ihr Dorf ausgelöscht und ihre Stimme genommen. Und nur am letzten dieser Dinge hatte sie etwas ändern können. All die Jahre konnte sie ihren Schmerz nicht hinausschreien, doch nun sank sie auf die Knie und schrie so laut sie konnte. Die ganze Trauer, der sie nie hatte Herr werden können, die sie nur stumm in sich hineingefressen hatte. Der Ton ihrer Stimme musste bis zu den Mauern Orgrimmars schallen. Sie wollte, dass Gro'sesh es hörte und hoffte, dass es nie in seinem Kopf verhallen würde.

Er war es nicht wert gewesen, ihn zu töten, aber das hieß nich lange nicht, das sie ihm verzeihen würde. Für sie war er nun einfach ein verabscheuungswürdiges Häufchen Elend. Alt, grau und ausgemergelt. Sie würde ihn bis ans Ender ihres Lebens hassen, aber wissend, dass er ein Leben voll Angst führte. Angst vor ihr.

"Es ist genug, Draenei.", ertönte eine weiche Stimme hinter ihr. Als sie sich umdrehte sah sie für einen Moment in das Gesicht Ioros' , der sie sanft anlächelte. Doch dann erkannte sie, dass es sich um den Magier handelte, der ihr das Portal nach Durotar erschaffen hatte. Sein Gesicht war nach wie vor von Schatten bedeckt und von einer Kapuze verhüllt. Sie wichte sich mit dem Handrücken über die Wange, was das Blut und die Tränen jedoch nur verwischte. "Was wollt ihr hier?", murmelte sie leise. Der Magier streifte seine Kapuze ab und zum Vorschein kamen die anmutigen Gesichtszüge eines Blutelfen, der sie ohne Scheu musterte.

Er schien ihr die ganze Zeit gefolgt zu sein. Hatte er sie beschützen wollen? Oder wollte er ihr einfach nachspionieren?

"Ich war neugierig, was eine Draenei und noch dazu einen Paladin an einen Ort wie Durotar führt. Mitten ins Herz des Orklandes."

Apsu wich seinem Blick aus. "Nicht, dass es Euch etwas angehen würde.", entgegnete sie trotzig. Was fiel ihm eigentlich ein, sie in so einer Situation anzusprechen?

"Ihr habt wirklich Mut, Paladin.", fuhr er fort, ohne dabei seinen Blick von ihr abzuwenden. "Aber was ihr dort getan habt-... oder besser nicht getan habt, hat mich schwer beeindruckt."

Er lächelte und irgendwie weckte diese Mimik Vertrauen in Apsu.

"Ich sehe in Euren Augen, dass Gro'sesh Euch großes Leid zugefügt hat." Als er Apsus überraschten Blick bemerkte, fügte er hinzu "Nein, nein. Ich kann keine Gedanken lesen.".

Apsu versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen, was aber eher in einer bemitleidenswerten Grimasse endete.

"Die Allianz und die Horde hassen einander. Es ist selten, dass sie sich vergeben."

"Ich habe ihm nicht vergeben.", erwiderte Apsu leise. "Und es ist mir egal, welcher Fraktion er angehört. Es ging mir nur um ihn."

Der Magier nickte.

"Kommt, ich bringe Euch nach Hause." Sogleich begann der Elf wieder ein paar Zeichen in die Luft zu schreiben. "Man weiß mittlerweile sicherlich in ganz Durotar um Eure Anwesenheit."

"Eigentlich hatte ich gehofft, da nicht wieder durch zu müssen."

"Ihr habt Euch tatsächlich nicht um den Rückweg gekümmert." Er schüttelte sacht mit dem Kopf und beendete seine Vorbereitungen.

Als sie die schummrigen Umrisse Sturmwinds in der Luft ausmachte, verneigte sie sich kurz vor dem Magier, der ihr die Hand hinhielt. "Diesmal kein Gold.", sprach er lächelnd. Apsu reichte ihm ihre blutverschmierte Hand.

"Danke.", flüsterte sie.

Der Blutelf nickte. "Viel Glück."

Damit schritt Apsu durch das Portal.
 

Erst als die Draenei die Weststromgarnison erreicht hatte und die schmalen Treppen zum Dach hinaufstieg, erlaubte sie sich selbst, stehen zu bleiben. Sie war die ganze Nacht durch gelaufen. Nun ließ sie sich auf den Mauern der Garnison nieder und fühlte den kühlen Morgenwind, die um die Türme wehte.
 

[wird fortgesetzt]

Knives (Apsu)

"Ich bin die Zweite der Rabenschwinge. Ich habe geschworen, dass jeder, der in unseren Reihen wandelt unter meinem Schutz steht. Dass jeder, der meinen Schutz braucht, von mir mit meinem Leben verteidigt wird."
 

Apsu schritt gemächlich die Straßen an den Kanälen von Sturmwind entlang. Der Himmel war langsam rot vom bevorstehenden Abend und auch der Wind wurde allmählich kühler. Doch sie genoss die sanfte Brise, die ihr entgegen wirbelte. Der Tag war relativ ereignislos verlaufen, trotzdem freute sie sich, sich endlich wieder ihren Regalen und Büchern im Quartier der Gilde zu widmen. Sie kam gerade vom Friedhof der großen Stadt, wo sie ein Grab für Niali und ihre Schwester hatte herrichten lassen, obwohl ihre Körper wahrscheinlich noch immer irgendwo im Eis von Nordend verschüttet lagen. Sie dachte häufig an die Zeit auf dem eisigen Kontinent zurück, nicht zuletzt, weil sie Corvinus' Verschwinden in Sorge versetzt hatte. Sie hatte ihn damals aus der frostigen Hölle gerettet, doch nun hatte sie schonwieder keinen Anhaltspunkt auf seinen Aufenthaltsort. Apsu wollte auf keinen Fall ein weiteres Grab ausheben lassen müssen.

Sie schüttelte den Kopf, um die negativen Gedanken aus ihrem Kopf zu verdrängen. Sie wollte den Abend nicht trübsal blasend verbringen. Und so beschleunigte sie ihren Schritt und kam schon bald an den schmalen Durchgang, der den Eingang zum Quartier bedeutete. Sie schaute sich kurz um und betrat dann den kleinen leeren Barraum, an dessen Ende eine weitere Tür nach draußen führte. Dort tat sich eine schmale Gasse auf, an deren Ende das Haus der Rabenschwinge lag. Sie bog ein und ballte die Fäuste, innerlich knirschend, als sie Knives Aura vernahm, die schon erwartungsvoll hinter der Tür lehnte und ihr entgegen sah. Das letzte, was Apsu gebrauchen konnte, war eine Begegnung mit einer von 'ihrer' Sorte. Der Paladin hegte tiefen Groll gegen die Todesritter. Ihr war egal, ob sie pro forma der Allianz angehörten, oder nicht. Apsu straffte sich und schritt an Knives vorbei, zum hintersten Bücherragal und machte sich daran, zu sortieren und abzustauben, die ehemalige Draenei außer Acht lassend. Für Apsu war es unmöglich, dass ein Todesritter je wieder zu seinem Volk gehörte und so nannte Apsu sie nur 'Ehemalige'.

"Jetzt ignoriert ihr mich also schon völlig?", warf Knives ihr vor und Apsu überlegte einen Moment, ob sie überhaupt antworten sollte, dann erwiderte sie. "Wenn ihr schon so fragt, Ja." Sie vermied es, sich umzudrehen. Gerade wollte die Ehemalige etwas erwidern, wurde aber jeh von einem freundlichen "Grüße!" unterbrochen. Jurira hatte den Raum betreten. Die Kriegerin war offener in ihrem Umgang mit Todesrittern. Apsu bedachte sie mit einem sanften Nicken und erwiderte den Gruße, bevor sie sich gänzlich ihren Wälzern widmete. Sie war froh, dass die Kriegerin sich nun um Knives kümmerte, doch kochte innerlich, dass diese ihr lautstark ihren Missmut über Apsu kund tat. Was kümmerte es den Paladin, ob sie sich an ihre Vergangenheit erinnerte oder nicht? Sie wollte mit den Todesrittern nichts zu tun haben und das sollte auch so bleiben.

Bald darauf gingen die beiden und Apsu war froh darüber, wieder allein zu sein. Sie legte das Staubtuch beiseite und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Was glaubte sie eigentlich, wer sie war, dass sie erwartete, dass ausgerechnet Apsu ihr half, ihr lückenhaftes Gedächtnis zu füllen? Und wenn sie ewig 'Knives' genannt werden würde - Apsu würde sie sowieso nie beim Namen nennen.

Tief in Gedanken versunken merkte Apsu nicht, wie zwei Gestalten den Raum betraten und von hinten zu ihr herüber schritten. Erst als sie sich setzten merkte der Paladin, dass es zu spät war. Knives hatte offenbar Verstärkung geholt, denn sie kam mit Relsan zurück, einem ehemaligen Nachtelfen, ebenfalls Mitglied der Rabenschwinge. Apsu verschränkte die Arme. Sie dachte nicht daran, seinen Gruß zu erwidern und Knives siegessicheres Gesicht wollte sie auch nicht sehen. Sie fühlte sich in die Enge getrieben und musste ihr Unbehagen herunterschlucken.

Die beiden Todesritter unterhielten sich natürlich wieder über 'ihr Leid', vertoßen zu sein, ungeliebt, gehasst, und wie sehr sie es grämte, dass ihnen ihre Vergangenheit abhanden gekommen war. Apsu kommentierte das lediglich mit einem verächtlichen Schnauben, woraufhin Knives allmählich der Hutkragen platzte.

"Wir stehen auf seiten der Allianz, wir stehen immerhin auf Eurer Seite!", warf sie nun ein. Apsu schloss kurz die Augen, bevor sie trocken entgegnete. "Wer weiß, wie lange. Ihr scheint ein Talent dafür zu haben, Dinge zu vergessen.."

Nur einen Lidschlag später landete Knives einen Schlag in Apsus Gesicht, dem der Paladin nicht ausweichen konnte und der sie von ihrem Stuhl taumeln ließ. Als sie sich gefangen hatte, richtete sie sich langsam auf und schaute der ehemaligen Draenei ins Gesicht. Diese stand zornentbrannt da und starrte sie an. Sie schmeckte Blut in ihrem Mund und fuhr sich mit dem Handrücken über die aufgeplatzte Lippe.

Auch Relsan war aufgesprungen. "Knives, was sollte das?", fragte er und fing sich einen verständnislosen Blick von ihr ein. "Das fragt ihr MICH?"

Apsu winkte ab. "Schongut, etwas anderes habe ich nicht erwartet."

Der Paladin zwang alles in sich, ruhig zu bleiben. Auf keinen Fall durfte sie sich zum Gegenschlag provozieren lassen, sie würde nicht Hand an die Beiden anlegen, unter keinen Umständen.

"Wenn Ihr uns so hasst, wieso habt Ihr dann nicht verhindert, dass man uns in die Gilde aufnimmt? Mit Eurem Einfluss hättet ihr uns doch sicher abweisen können.", platzte sie heraus und Apsu spürte, wie sich in ihr Wut aufbaute. Ja, sie hätte am Liebsten protestiert und den Beiden persönlich den Ausgang gezeigt. Sie knirschte mit den Zähnen, weil sie wusste, dass ihre Antwort bei den Todesrittern auf Genugtuung stoßen würde. Sie biss sich auf die Lippe, bevor sie antwortete. "Ich würde Euch liebend gern zurück in das Loch verbannen, aus dem ihr gekrochen seid-," Sie machte eine Pause und wandte den Blick ab. "aber ich habe geschworen, jeden zu schützen, der sich uns anschließt. Und wenn das die einzige Regel ist, an die ich mich im Leben halte..." Nun suchte sie wieder Augenkontakt.

Sie wusste nicht, wie sie das Gesicht ihrer Gegenüber deuten sollte. In Knives Zügen spiegelte sich einerseits die erwartete Freude über dieses Geständnis, allerdings auch ein wenig Respekt davor, dass Apsu dieses Versprechen so ernst nahm. Sie spürte, dass wenn nur diese, von dem Paladin selbst aufgestelle Regel dazwischen stand, ihr und Relsan den Kopf abzuschlagen, die Wut der Draenei auf die Todesritter unglaublich groß sein musste.

Sie straffte sich und schritt in Richtung Ausgang.

"Keine Sorge, das wird nicht der letzte Schlag gewesen sein.", die dunkle Ritterin verließ den Raum und Relsan folgte zögerlich.

"Das will ich hoffen...", murmelte Apsu. Andernfalls hieße das, dass der Paladin sie akzeptiert hätte. Solange sie sich gegenseitig hassten, würde alles so sein wie bisher. Sie würde nicht nachgeben. Sicher nicht weich werden.

Sie hielt sich die Wange, als sie sich zurück auf ihren Stuhl fallen ließ.

Einen Moment zweifelte sie. In ihrem Kopf trichterte ihr Ioros sein, dass Hass der falsche Weg sei und wenn sie einmal ein großer Paladin wäre, würde sie das verstehen. Die Erinnerung an ihren Lehrmeister schmerzte. Hatte sie wirklich schon so viel Zeit bei den Menschen verbracht, dass sie anfing, wie sie zu denken? Durfte sie sich wirklich von ihrem Zorn leiten lassen?

Sie raufte sich die Haare und versuchte, den Paladin aus ihrem Kopf zu verbannen.

Andererseits hatte sie gesehen, was in Nordend geschehen war. Die Meisten ihres Volkes hatten sich aus diesem Konflikt herausgehalten. Sie war eine der wenigen Draenei, die sich dem Kampf angeschlossen hatten, die verändert aus dieser Mission zurückkehrten.

Nein, ihr Hass war gerechtfertigt und ihre Abneigung keineswegs unmoralisch.

Jeder dieser Verräter verdiente es, von ihr missachtet zu werden.

Jeder Einzelne...

Tirisfal (Apsu)

Der Paladin spornte ihren Talbuk weiter an. Äste, Blätter, Felsen flogen an ihr vorbei und verschwommen zu einer Wand aus grau und grün. Die Kreatur, die ihr auf den Fersen war, war jedoch nicht langsamer. Sie holte wieder auf und rammte ihre Klauen in das weiße Fell des Hirsches, auf dem Apsu ritt. Das Tier heulte auf vor Schmerz, doch wusste es, wie wichtig es war, dass es weiter rannte. Es huschte geschickt zwischen den Bäumen hindurch, wich Wurzeln aus und Zweigen, die ihm in den Weg hingen, bemüht, die gewaltige Fledermaus hinter ihnen abzuhängen. Doch nun hatte sich das Biest in die Hinterläufe des Talbuks verharkt und riss mit seinen spitzen Zähnen daran. Apsu drehte sich etwas im Sattel und schlug die Kreatur, wobei ihre Faust beim Auftreffen in grellem Licht aufblitzte, was es nicht nur erschreckte, sondern auch fürchterliche Schmerzen zufügte, sodass es losließ und nach hinten fiel. Eine alte morsche Eiche tat ihr Übriges und zerschmetterte der Kreatur beim Aufprall sämtliche Knochen. Regungslos blieb es liegen. Apsu drosselte ihren Hirsch und brachte ihn zum Stehen. Das Tier schnaufte erschöpft und hinkte fürchterlich. Die Draenei schwang sich aus dem Sattel und klopfte ihrem Talbuk sachte auf die Schulter. Dann besah sie sich seine Verletzungen. Beide Hinterläufe waren von tiefen Wunden übersät und bluteten stark. "Das hast du gut gemacht...", flüsterte sie und legte eine Hand auf das rote Fell, woraufhin der Hirsch zusammenzuckte. Sie schloss die Augen und suchte Verbindung zu ihrem Tier, rief das Licht an und bat es um Hilfe. Die Blutung wurde schwächer und er schien sich etwas zu entspannen, da auch die Schmerzen verebbten. Sie trat neben ihn und führte ihn am Halfter weiter. Richtig heilen würde es mit der Zeit. Für's Erste genügte das. Tut mir leid, dass ich dich hier mit hineinziehe, alter Freund.", raunte sie und drückte ihren Kopf kurz gegen seinen Hals.

Es war gefährlich, allein in den Norden zu reiten, das wusste Apsu. Die untoten Kreaturen, die sich in den Pestländern und rund um Tirisfal ausgebreitet hatten, waren nicht zu unterschätzen. Aber seit ihr Gabriel gesagt hatte, dass er ihren Raben hier gefunden hatte, konnte sie nichts daran hindern, das Tier zu suchen. Sie hatte den Vogel mit einem Rekrutierungsschreiben losgeschickt. Jedoch wusste sie nicht, wieso er sich damit in so feindliches Gebiet begeben hatte. Ihr Rabe war ein schlaues Tier gewesen und hätte bestimmt nicht freiwillig die Nähe von Ghulen oder Vampirfledermäusen gesucht. Was in aller Welt hatte ihn veranlasst bis nach Tirisfal zu fliegen? Ein Sturm? Unwetter?

Nach einem längeren Fußmarsch erreichte sie das Bollwerk an der Grenze von Tirisfal. Sie legte den langen braunen Wollmantel an und streifte sich die Kapuze über. Dann ließ sie ihren Talbuk in einem sicheren Versteck abseits des Weges zurück, wo er sich ausruhen konnte. Er legte sich nieder und sah den Paladin an, als verstünde er, dass sie sich auf ein gefährliches Unterfangen einließ. Apsu wartete, bis die Wachen der Verlassenen, die an den Toren postiert waren, ihre Schicht ablösten. Während des Wechsels musste es einen Augenblick geben, in dem sich keiner dem Übergang zuwandte. Dann würde sie leise hindurch huschen.

Als es soweit war spurtete Apsu los, kam ungesehen am Tor vorbei und bog nach rechts ab, entlang der Mauer. Doch dort hatte sich gerade ein weiterer Verlassener an einer Ratte oder etwas Ähnlichem zu schaffen gemacht, der sie natürlich entdeckte, das Tier fallen ließ und seine Waffe zog. "Verdammt...", wisperte Apsu und knirschte mit den Zähnen. Geschickt duckte sie sich unter seinem Schlag hinweg und riss ihn mit einem Tritt von den Füßen. Als er sich aufrappelte schlug sie ihm den Ellenbogen gegen den Schädel, der in einem blendenden Licht zerbarst. Anscheinend hatte sonst niemand den Lichtblitz bemerkt. Doch wenn sie Pech hatte, würde das Finden des nun endgültig Toten die Wachen in Alarmbereitschaft versetzen und ihr den Rückweg erschweren.
 

[wird fortgesetzt]

Jewels (Shibø)


 

"Freundschaft ist ein Wort, welches viel bedeutet.

Allerdings wird es von den kurzlebigen Völkern meist leichtsinnig

gebraucht. Sie bezeichnen jeden schnell als Freund und vergessen

dabei, die wahren Freunde von den falschen zu unterscheiden. Das

ist normal und passiert unbewusst, da ihr Leben nicht lang genug

ist, um sich darüber Gedanken zu machen. Wir Elfen dagegen wählen

jene sorgfältig aus, die den Titel 'Freund' wirklich verdienen.

Eine Elfenfreundschaft hält keine Jahre

oder Jahrzehnte - sie hält Jahrhunderte!

Und nichts hätte die Freundschaft

zwischen Relsan und mir

trüben können. - Außer der Tod."
 

Shibø Schattenklinge
 


 

"Verdammte.... Elfe!", rief der Mann mit versagender Stimme. Er wanke. Blut tropfte in großem Schwall auf die blanken Holzdielen. Seine Hände suchten vergebens, es zurückzuhalten.

Aber er war selbst Schuld. Hätte er sie nicht angegriffen, wäre sie einfach wieder gegangen. Doch jetzt steckte der Dolch der Elfe in seinem Nacken und bewirkte mit sämtlichen anderen gut platzierten Verletzungen, dass er in den nächsten sechseinhalb Sekunden sterben würde. Dennoch tat er der Schurkin leid. Wenn er den Angriff auch provoziert hatte, so war sie es doch gewesen, die sich hatte erwischen lassen. Sie murmelte ein paar halbherzige entschuldigende Worte an Elune und beobachtete mit messerscharfen Augen durch ihre Maske heraus, wie der Mensch vornüber in den Staub seines Juweliergeschäfts fiel. Sie trat über den Leichnam des ehemaligen Inhabers und stopfte den Inhalt seiner Ladentheke in ihren Leinensack. Gerade drehte sie einen besonders wertvollen Zwielichtopal zwischen ihren Fingern, als sie hinter sich Schritte hörte. Sie fuhr herum und jagte der Wache einen Dolch in die Lücke zwischen Schulterpanzer und Helm. Er sank auf der Stelle in sich zusammen. Sie zog den Dolch heraus und ging zum Eingang des Ladens. Wenn die Wache schon Verstärkung gerufen hatte, war jetzt der beste Zeitpunkt, zu verschwinden. Sie rammte den Dolch in den Türrahmen - eine Art Gewohnheit - als ein Pfeil knapp an ihrem Ohr vorbeisauste. Sie sprang nach hinten und rollte sich hinter die Theke. Von draußen hörte sie hektische Stimmen. Zu spät - ab jetzt würde es nichtmehr bei zwei Toten bleiben...

Shibo zog ihre Maskierung tiefer ins Gesicht und suchte sich nach einem Hinterausgang , doch es gab keinen. Also nur die Flucht nach vorn. Mit der Linken griff sie noch einmal in die Thekenschublade und erwischte ein paar Perlenketten. "Hervorragende Qualität.", wisperte sie. Dann spähte sie wieder über dem Tisch hervor. Drei Wachen betraten den Laden. Einer beugte sich hinab zu seinem toten Kollegen, die anderen beiden teilten sich zu beiden Seiten des Ladens auf. Ein böser Fehler. Wolken bedeckten den Himmel und verbargen das fahle Mondlicht. Der Laden wurde in völliges Dunkel getaucht. Zwei Dolche verfehlten ihr Ziel nicht und trafen die beiden Laternen, die die Wachen in Händen hielten. Mit lautem Scheppern fielen sie zu Boden. Der Laden wurde in völlige Dunkelheit getaucht. Während die Männer fluchten und versuchten, die Richtung auszumachen, aus der die Geschosse kamen, wartete Shibo, ob noch mehr Männer hereinkommen würden. Doch es schienen nur die drei gewesen zu sein. Sie schürzte die Lippen. Mehr Männer war sie also nicht wert?

Sie huschte ungesehen hinter dem Verkaufstisch hervor, rollte sich hinter die Wache rechts der Theke, Schnitt ihr mit einem glatten Schnitt die Kehle durch und verschwand wieder dahinter, während der Mann noch fiel. Die beiden anderen hörten das Geräusch seines Aufpralls und versuchten, sie in der völligen Finsternis auszumachen. Die Schurkin hörte das laute Geräusch ihrer schlagenden Herzen, das zu rasen begann und sah die Panik in ihren Gesichtern. Einer der beiden war wie erstarrt. Der andere, der eben noch bei der ersten toten Wache gehockt hatte, eilte in die Richtung der eben gefallenen. Er stolperte über ihn, fiel hin. Ohnmächtig tasteten seine Hände in Blut, bis er realisierte, dass er seinem Kollegen nichtmehr helfen konnte.

Beide waren abgelenkt. Das nutzte Shibo, um erneut zuzuschlagen. Sie schwang sich über die Theke, kam hinter dem linken Wachmann zum Stehen, der nochimmer wie erstarrt war und legte ihm eine der Perlenketten um den Hals. Die Verwirrung löste seine Gelähmtheit. Er wirbelte herum und hoffte sie mit einem völlig panischem Schwung seines Schwertes zu treffen. Doch er schlug ins Leere, den hinter ihm stand Shibo schon lang nichtmehr. Dafür hörte er, wie die Wache hinter ihm aufschrie. Sie erlaubte sich zu spielen. Der Mann erkannte, dass der Kampf von Anfang an verloren war und sie nurnoch lebten, weil sie sich die Zeit dafür nahm. "M-Monster!", hauchte er mit zittriger Stimme. Es gab keine Aussicht auf Sieg. Er stürzte vorbei an der sich auf dem Boden krümmenden Wache und suchte sein Heil in der Flucht. Shibo hob das Schwert des Mannes zu ihren Füßen auf und versetzte ihm damit den Gnadenstoß, ohne den anderen dabei aus den Augen zu lassen. Als dieser die Tür erreicht hatte, warf sie einen Dolch, der sein Ziel nicht verfehlte und ihn stolpern ließ. Er hielt inne und richtete seinen Blick in die Dunkelheit, als suche er nach jemandem. Dann wurde er nach hinten gerissen. Shibo hatte die Kette gegriffen und zog zu. Die Qualität war wirklich hervorragend. Der Mann versuchte vergeblich, sich zu wehren, doch irgendwann gab er auf. Luft und Lebenswillen waren aus ihm gewichen. Shibo neigte ihren Kopf nur ein wenig zur Seite und der Pfeil verfehlte sie knapp und blieb im Türrahmen stecken. Sie hielt den erschlafften Körper des Menschen wie einen Schild vor sich und suchte die Umgebung ab. Sie hatte keinerlei Probleme, bei Nacht zu sehen. Eine der Fähigkeiten, die ihr Volk seit jeher besaß. Sie sah den Mann am anderen Ufer des Kanals. Er war nicht in die typische Uniform der Wachen von Sturmwind gekleidet, sondern in einen schlichten schwarzen Lederpanzer. Sein Bogen war bereits wieder gespannt. Der Pfeil schnellte von der Sehne und heftete ihren 'Schutzschild' an die Tür. Die Elfe ließ ihn los und spurtete den Weg am Kanal entlang. Der Schütze folgte ihr auf der anderen Seite. Sie musste unbedingt in Nahkampfreichweite kommen. Die nächte Brücke kam in Sicht. Einige Pfeile surrten an ihr vorbei. Er wollte sie davon abhalten, den Übergang zu erreichen. Als der Mensch die Brücke erreichte, war Shibo allerdings verschwunden. Geduldig wartete er und tastete mit seinem Blick die Umgebung ab. Langsam und vorsichtig trat er an den Brückenrand und spähte hinunter. Shibo verspürte ein ungutes Gefühl bei diesem Kerl. Er schien um Längen besser zu sein, als die normalen Stadtwachen und so hatte sie nicht vor, ihn zu unterschätzen. Dennoch war ihr folgender Angriff nicht mehr als ein Test. Ihr Glück war, dass er am falschen Brückengeländer stand, doch sie vermutete eine Finte. Sie schwang sich hinter ihm nach oben und attackierte ihn von hinten mit ihrem gezückten Dolch. Doch der Schütze drehte sich nicht einmal um, um zu parieren, stattdessen schwang er seinen Bogen lediglich über die Schulter und blockte ihren Schlag damit. Die Elfe machte einen weiten Satz rückwärts, bevor er herumfuhr, doch trotzdem erwischte sie sein Bogen knapp an der Schläfe und ließ sie taumeln. Er war schnell. Gerade rechtzeitung warf sie sich zur Seite, um dem Pfeil auszuweichen, der schon von der Sehne schnellte. Als sie zum Stehen kam erwischte sie sein Schwerthieb an der Schulter. "Was zum-", stöhnte sie und schluckte den aufkommenden Schmerz herunter. Die Wunde war recht tief und Blut rann zwischen ihren Fingern hindurch, als sie ihre Hand darauf presste. "Gib auf und ich werde dich nur ins Verlies werfen!", forderte der Mann mit fester Stimme. Shibo starrte ihn einen Moment lang an. Er schien vollkommen gefasst zu sein. Sein Herzschlag war gleichmäßig und ruhig. Seine Stimme spiegelte vollkommene Entschlossenheit wider. Wer war er?

"Ich verhandle nicht.", gab die Schurkin kühl zurück. "Wie du willst-" Der Mann holte aus, doch Shibo hielt mit ihrem Dolch dagegen. Erst jetzt konnte sie einen Blick auf sein Gesicht werfen. Er war nichtmehr der Jüngste, und sowohl Krieg als auch die schlichte Zeit hatten ihre Spuren in seinen Zügen hinterlassen. Verbissenheit.

Er war zweifellos stark, aber konnte er es mit mehr als 400 Jahren Elfengeschichte aufnehmen? Sie schlug ihn mit einem Ruck zurück, in den sie einen Großteil ihrer Kraft legte und setzte zum nächsten Schlag an. Sie konnte nichtmehr spielen. Sie musste alles geben. Dennoch gab keiner der beiden nach. Mehrmals musste Shibo Treffer einstecken, denen sie nicht ausweichen konnte - kleinere, aber auch schwerere Verletzungen. Es sah nicht gut aus - er hatte kaum Kratzer - Sie war eindeutig unterlegen. Ein heftiger Schlag schlug ihr den Dolch aus der Hand. Schwer atmend rieb sie sich das Handgelenk.

"Gebt auf! Das Angebot steht noch! Verlies oder Tod!" Shibo schürzte die Lippen. "Solange ich noch stehe...steht auch meine Antwort." Sie zog einen neuen Dolch aus der Hülle an ihrem Stiefel und hielt ihn vor sich. Letzte Chance. Langsam wich die Kraft aus ihren Armen und auch ihr Blick begann sich zu trüben. Sie musste einen Treffer landen. Einen einzigen. Dann würde sie entkommen. Ihr Gegenüber war siegessicher. Das würde sie ausnutzen. Sie wartete nun, dass er den nächsten Schritt tat. Und wie erwartet griff er an. Shibo schloss kurz die Augen und hielt die Luft an. Sein Schwert bohrte sich unterhalb ihres Brustkorbes durch ihren Körper. Sie unterdrückte einen Schmerzensschrei und nutzte seine kurze Bewegungsunfähigkeit, um ihm mit letzter Kraft den Dolch in den Arm zu schlagen. Er löste sich von ihr und zog sein Schwert zurück.

Erschöpft sank die Schurkin zusammen und presste die Hände auf die Wunde. Metallischer Geschmack im Mund. Sie spuckte Blut aus.

Der Mensch zog den Dolch aus seinem Arm und warf ihn vor Shibo auf den Boden. "Närrin. Das war's dann wohl. Ihr hättet mein Angebot an-" Er stockte. Gerade als er den Arm zum entscheidenden Schlag gehoben hatte. Shibo blickte zu ihm hinauf und verzog die Mundwinkel zu einem erleichterten Lächeln. Sein Gesicht spiegelte Überraschung und Wut wider. Er konnte keinen Finger mehr rühren und das Schwert fiel laut klirrend zu Boden. Sie Schurkin erhob sich wankend. Sie hatte trotzallem keine Kraft mehr. "Was zum-?" begann der Mensch. "Es...wird euch nicht töten und ich habe keine Kraft mehr dazu... Es lähmt nur.", fuhr sie ihm ins Wort. Die Hände immernoch auf die schwere Wunde pressend verschwand sie im Dunkel einer Gasse und ließ den wütenden Menschen auf der Brücke zurück.
 

Erst als ihre Beine ihr den Dienst versagten, erlaubte sich Shibo innezuhalten und sank erschöpft in einer schmalen Seitengasse zusammen. Ein paar Fässer gaben ihr Sichtschutz. Dennoch würde die Blutspur die Wache zu ihr führen, sobald das Gift nachließ. Sie rechnete mit ein paar Minuten. Mehr oder weniger. Sie riss etwas Stoff von dem Hemd ab, das sie unter der Lederrüstung trug, zerknüllte es und drückte es auf die Wunde in ihrem Bauch. Doch es konnte die Blutung nicht stoppen. Es war aussichtslos. Einen Moment lang dachte die Elfe nach. Sie würde sterben. Das war so ziemlich unausweichlich. Wenn es soweit war würde die Welt sich trotzdem weiter drehen. Die Wache, die sie niedergestreckt hatte würde vielleicht noch einmal kurz an sie denken und dann andere Schurken jagen. So gesehen gab es nichts, was sie zurückließ. Ein wenig machte sie das traurig. Sie hatte in ihrem Leben jemals nur einen einzigen Freund gehabt. Und der war lang schon tot. Trotzdem kreisten ihre letzten Gedanken nun um ihn. Ironie. "Relsan..." murmelte sie leise. Eine Träne rollte ihre blutige Wange hinab. Ihre silbrigen Haare klebten daran und fingen sie auf.

Die Elfe schloss die Augen, als ihre versagenden Ohren ein Geräusch wahrnahmen. Der Wachmann? Jetzt schon? Sie blinzelte, konnte aber nichts sehen. Dann schaute sie nach oben. Ein Rabe gleitete auf leisen Schwingen durch die Gasse. Doch es waren elfische Füße, die den Boden berührten, als er landete. Die Federn verwandelten sich in ein Kleid aus rabenschwarzem Stoff und dunkle Haare fielen in Wellen über ihre Schultern. Die Flügel formten Arme und Hände, mit langen schmalen Fingern, die ein kleines Bündel Stoff hielten. Ihre Zehen traten in Blut, dass die Pflastersteine bedeckte. Langsam trat die Druidin auf Shibo zu. "Ihr seht nicht gut aus.", sprach sie leise. "Ich habe Kräuter und Verbände mitgebracht. Die hab ich selbst gepfückt und die Verbände selbst gebastelt. Ich kann auch basteln..." Ein Lächeln huschte über die zarten Gesichtszüge der Druidin. "Wisst ihr, Gnome basteln Bomben und Draenei-" "Geht weg!", fuhr Shibo sie harsch an. Die Druidin kam weiter näher und beugte sich hinab. Sie legte eine Hand auf die Wunde der Schurkin. Shibo spürte zwar, dass es den Schmerz linderte, aber sie wollte nicht, dass sich diese Elfe um sie kümmerte. Nicht jetzt, wo sie schon bereit war zu sterben und die Wache sowieso gleich um die Ecke kommen würde. Dann hätte sie die Druidin ebenfalls mit hineingezogen. Sie drückte sie von sich weg. "Verschwinde endlich! Er wird dich sonst sehen!"-"Ja, er ist gleich hier. Und dann wird er Euch töten.", entgegnete die Druidin nüchtern, ließ aber nicht von ihr ab. Shibo mobilisierte das bisschen Kraft, dass sie noch besaß und schlug der Elfe mit dem Handrücken ins Gesicht. Diese sprang zurück und noch in der Luft verwandelte sie sich wieder in einen Raben. Ein paar Federn flogen durch die Luft, als sie mit einem lauten Krächzen das Bündel mit dem Verbandszeug fallen ließ und zum Eingang der Gasse flog. Shibo spähte hinter einem der Fässer hervor. Dort stand die Wache, die sie verfolgt hatte. Der Rabe stürzte sich wie besessen auf ihn, pickte immer wieder nach seinem Kopf und kratze ihn mit seinen Klauen. Verwirrt versuchte der Mensch, ihn mit dem Schwert zu treffen, doch immerwieder stieg der Rabe in die Höhe, wich aus und stürzte sich laut krächzend wieder hinab. Shibo war einen Augenblick erstarrt. Die Druidin musste etliche Federn lassen, ließ jedoch nicht von ihm ab. "Verschwinde, verdammt!", hörte Shibo ihre Stimme in ihrem Kopf, als der Rabe erneut mit Gekrächze auf die Wache zuhielt. Wieso half sie ihr? Sie griff sich das Bündel und eine der Federn und rappelte sich leise auf. Sie war erstaunt, dass ihre Beine ihr den Dienst gewährten, was wohl an der Berührung der Druidin lag. Sie tastete sich an der Wand vorwärts und bog in eine andere Gasse ein. Einen Moment hielt sie noch inne, da die Geräusche hinter ihr verstummen. Wieder hörte sie die Stimme in ihrem Kopf. "Es gibt noch jemanden, der dich braucht! Wenn du leben willst, halt nicht an."

Shibo ging weiter.
 

Sie wollte leben.



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