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my heart skips a beat

lorcans curse. mollys luck.
von

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Prolog

Wortlos starrte Lorcan Scamander auf den Zettel, den er in der Hand hielt. Auf seiner Stirn bildeten sich Falten. Was sollte das? Doch anstatt eine Antwort auf seine gedachte Frage zu bekommen, blieb es ruhig. Das verleitete Lorcan dazu aufzublicken und er sah geradewegs in das grinsende Gesicht seines Bruders.
 

„Was soll das?“, setzte der ältere der beiden fragend an, nachdem einige Momente der Stille verstrichen waren und es nicht so aussah, als würde er überhaupt eine Erklärung bekommen. Alles, was er hatte, war dieser Zettel, und das war definitiv zu wenig. War das wieder so ein dummer, bekloppter Streich seines Bruders? Eine Verarschung? Eine Art hahaha, sehen wir doch mal, wie dumm Lorcan sich anstellt?
 

Lysander grinste noch immer. Lorcan wusste nicht, was so lustig war. „Hab ich irgendeinen Witz verpasst?“, wollte der Schulsprecher trocken wissen. „Nein, Bruderherz. Lies es dir noch mal ganz genau durch. Klingelt da vielleicht etwas bei dir?“
 

Lorcan tat wie ihm geheissen, aber er wurde auch nach dem zehnten Mal nicht schlau daraus. „Falls das irgendein dummer Scherz sein sollte –“
 

„Das ist kein Scherz. Du weisst ganz genau, was es ist, oder?“ Lysanders Grinsen war plötzlich verschwunden und stattdessen wurde seine Miene ernst. Etwas, das man selten sah. Das sorgte langsam für ein ungutes Gefühl bei Lorcan. Ihn beschlich die Vorahnung, dass er aus dieser Sache – was auch immer sie war – nicht so schnell rauskommen würde. Lysander konnte sehr hartnäckig und durchtrieben sein. Eine gefährliche Mischung.
 

„Nein.“ Lorcan blieb trotz aller Befürchtungen stur. Vielleicht war sein Bruder heute mal nachsichtig. Er hatte nämlich keine Lust, seine Fantasie auch nur ein kleines bisschen anzustrengen – er hatte definitiv anderes zu tun, als sich um irgendeine dumme Liste zu kümmern. Eine Liste, aus der man offensichtlich nicht schlau wurde. Lysander hätte ihm auch Hieroglyphen vor die Nase halten können und sie wären in der Auflösung des Rätsels genau gleich schnell vorwärts gekommen.
 

„Ich weiss, dass du in unsere vernachlässigte Schönheit verliebt bist, Lorcan. Wie wär’s, wenn du dir mal ein bisschen Mühe gibst? Ich seh doch, wie du sie immer anstarrst“, kam vom jüngeren Bruder und er schmunzelte amüsiert. Wenigstens einer hatte seinen Spass. Lorcan schluckte. „Keine Ahnung, wovon du redest. Bist du sicher, dass du mich und nicht dich meinst?“, fragte er ruhig, obwohl langsam ein wenig Nervosität in ihm aufkam. Jeder andere hätte sich davon überzeugen lassen, dass es nicht stimmte, aber nicht Lysander. Dazu kam noch, dass dieser seinen Bruder ausgezeichnet kannte und die kleinste Regung seiner Mimik einordnen konnte – Lügen war also zwecklos.
 

Lysanders Schmunzeln wurde breiter und dieser Enthusiasmus in den Augen konnte einem wirklich Angst machen. Vorbei war es mit der Leichtigkeit. Es wurde bitterer Ernst. Lorcan zog eine Augenbraue hoch, als er Lysanders herausfordernden Gesichtsausdruck sah. „Nein“, kam fest und bestimmt von ihm. So musste man sich fühlen, wenn man von einem Tebo₁ attackiert wurde. „Nein, das mache ich nicht. Vergiss es.“
 

Lysander verzog den Mund, doch es wirkte fast so, als wäre sein Schmunzeln noch immer da. „Warum nicht? Sei kein Hufflepuff. Es wird Zeit, dass du aus deinem Schneckenhaus rauskommst und zwar bevor die heisse junge Dame einen Freund hat“, erwiderte er und grinste schief. „Ich hab gehört, dass Malfoy ganz scharf ist auf sie…“ Lysander liess die Bemerkung im Raum stehen, während sich Lorcans Kiefer zur Zufriedenheit des jüngeren Zwillings automatisch verhärtete. Er hegte einen dezenten Groll gegen den blonden Schnösel, was auch kein Wunder war. Malfoy war arrogant, besserwisserisch und ständig auf eine Konfrontation aus. Ausserdem musste sich dieser Wicht an jede Hexe ranmachen. Jede bis auf eine. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er es auch bei ihr probieren würde – wenn er nicht just in diesem Augenblick damit beschäftigt war…
 

Lysander beobachtete seinen Bruder, der offensichtlich mit sich selbst rang, und sah sich deswegen in seinem Tun bestätigt. „Ich rate dir bei allem was dir lieb ist, dich an diese Liste zu halten.“ Er deutete nickend auf den unscheinbaren Zettel. Seltsamerweise klang dieser simple Satz wie eine Drohung.
 

Lorcan grinste schwach. Er konnte das Ganze immer noch nicht ernst nehmen. „Und was ist, wenn ich es nicht mache? Hetzt du mir dann einen Crucio auf den Hals?“, wollte er bemüht ruhig wissen. Gespannt sah er seinen Bruder an, dessen Grinsen langsam ins Unheimliche abrutschte.
 

„Nein. Dann verrate ich dein kleines Geheimnis. Und glaub mir, ich geize nicht mit Details…“
 


 

to be continued
 

₁ Tebo: ein aschgraues, magisches Warzenschwein, das höchstgefährlich ist, da es die Fähigkeit besitzt, sich unsichtbar zu machen, was es bei Angriffen nutzt.


 

1. Sei nett zu ihr.
 

Lorcan sass am Ravenclawtisch und stiess die Gabel erbost in den halb verbrannten Speckstreifen, der daraufhin in zwei Teile zersprang. Eine Hälfte landete im Pudding seines Sitznachbars. Sei nett zu ihr. Was für ein dummer Spruch war das denn bitte? Hatte Lysander den aus einem schlechten Verführungsratgeber geklaut? Das würde so einiges erklären. Es war wirklich ein völliger Eulenmist. Der Schulsprecher zweifelte immer noch an seinem Gesundheitszustand. Wieso hatte er sich von seinem Bruder bloss bequatschen lassen? Das ganze Geschiss mit dieser dummen Liste war doch absolut hirnrissig und würde sowieso zu nichts und wieder nichts führen. Wer garantierte denn, dass es funktionieren würde, sich an die – in seinen Augen ziemlich willkürlichen – Punkte einer ach-so-tollen Liste zu halten, die bestimmt nur jemand erfunden hatte, um andere in aller Öffentlichkeit demütigen zu können?
 

Der Dunkelhaarige seufzte genervt und legte seine Gabel auf den Tisch. Der Appetit war ihm gründlich vergangen. Die letzten zwei Wochen hatte er damit verbracht, über den ersten Punkt nachzudenken und einen tieferen Sinn dahinter zu suchen. Er hatte den Zettel sogar mit allen Zaubersprüchen überprüft, die ihm einfielen (und das waren nicht wenige!), um herauszufinden, ob es sich hier nicht doch um einen Scherzartikel der Weasleys handelte oder ob der Zettel netterweise nicht ein wenig mehr Auskunft geben wollte. Nach dieser intensiven und äusserst mühsamen Untersuchung hatte sich allerdings herausgestellt, dass Lorcan es doch nur mit einem langweiligen, alten Stück Pergament zu tun hatte, das vermutlich schon Antiquitätenwert besass.
 

Zu seinem Leidwesen musste sich der Schulsprecher eingestehen, dass er seit dem Erhalt der Liste die Gesellschaft einer bestimmten jungen Dame äusserst erfolgreich aufs allermöglichste Minimum reduziert hatte. Es wunderte ihn, dass das besagte weibliche Wesen keine Vermisstenanzeige aufgegeben hatte, aber vielleicht war sie mit der momentanen Situation auch ganz zufrieden.

Der Ravenclaw hatte es immer auf die Sekunde pünktlich zu jeglichen Versammlungen geschafft – bloss nicht zu früh da sein lautete die Devise. Sonst war er eher jemand, der überpünktlich zu einem Treffen erschien, aber in den letzten 14 Tagen hatte er seine Einstellung revidiert. So schnell konnte es gehen.

Auf den nächtlichen Patrouillen war es sowieso nicht schwierig, jemandem aus dem Weg zu gehen – Hogwarts bot so viele Verstecke, dass es manchmal fast schon schwierig war, sich in dieser kurzen Zeit, die einem blieb, um sich unsichtbar zu machen, für eines zu entscheiden und dabei nicht über seine eigenen Füsse zu stolpern.
 

Ihn beschlich langsam aber sicher das ungute Gefühl, dass sein Bruder genau wusste, dass er sich vor dem ersten Punk drückte, weshalb der Dunkelhaarige just in diesem Augenblick beschloss, die Sache ab heute anders anzugehen. Es konnte doch nicht so schwierig sein, zu ihr nett zu sein, oder?
 

- - -
 

Molly Weasley hetzte durch die Gänge von Hogwarts. Ihre Haare standen wirr ab und sie bekam fast keine Luft mehr. Keine Ahnung, wie lange sie Colin McAllister schon hinterherhetzte, aber jetzt reichte es langsam. „Hey, lass das! Gib es zurück!“, rief sie und blieb kurz stehen, ehe sie eine Hand auf ihre Rippen presste und sich ein wenig vorbeugte, da sich Seitenstechen ankündigte. Sie schnaufte, ehe sie sich wieder aufrichtete und mit gezücktem Zauberstab weiterjoggte. Sie würde nicht mehr lange zögern und diesem kleinen Mistkerl einen Zauberspruch auf den Hals hetzen. Nur Rowena wusste, wie lange der Knirps dieses Spielchen noch weiterspielen wollte. Mollys Geduld war langsam aber sicher am Ende und dieser Knirps war ihr sowieso schon seit langem ein Dorn im Auge.
 

Als sie um eine Ecke bog – sie war sich sicher, dass sie den Kleinen jetzt erwischen würde, es war nämlich so gut wie eine Sackgasse –, blieb ihr das Herz stehen.
 

Sie war zu spät.
 

Sie hatte es vergeigt.
 

Mit hochrotem Kopf, Schweissperlen auf der Stirn und unangenehmem Seitenstechen sah sie auf das Bild, das sich ihr bot: Der Knirps, den sie bestimmt während der letzten zehn Minuten verfolgt hatte, stand kleinlaut vor Mister Perfekt, Lorcan Scamander. Dieser hatte eine strenge Miene aufgesetzt, dem Kleinen bereits den gestohlenen Pokal abgenommen und war gerade damit beschäftigt, ihm 20 Punkte abzuziehen. Er zeigte kein Mitleid und gab auch nicht nach, als der Drittklässler zornig zu meckern und weinen anfing und bedachte ihn mit einem Du bist selber schuld und es lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern-Blick. Das veranlasste den 13-jährigen Zauberer schliesslich dazu, mit hängenden Schultern und aufs Äusserste deprimiert das Feld der verlorenen Auseinandersetzung zu verlassen.
 

Bodenlose Enttäuschung machte sich in Molly breit. Wie schaffte Scamander es bloss, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und alle seine Aufgaben so vorbildlich zu erfüllen? Irgendetwas stimmte mit dem Kerl nicht. Sie hatte nur noch nicht rausgefunden, was genau es war.
 

Als sie von Lorcan gemustert wurde, wäre sie am liebsten in Grund und Boden versunken. Es musste absolut lächerlich und verzweifelt aussehen. Sie war sich sicher, dass er gleich wieder einen dummen Spruch vom Stapel lassen würde – das war etwas, das er gerne tat und Molly fühlte sich danach immer noch unnützer und langsamer. Ginge man nach Lorcan, dann wäre der Schulsprecherposten ohne sie viel besser dran. In seinen Augen war sie nur unfähig, dieses Amt zu bekleiden.
 

Wenn sie wüsste.
 

Der Junge zog eine Augenbraue hoch, was ziemlich missbilligend wirkte - à la schämst du dich eigentlich nicht, dass du gerade tatsächlich einem Drittklässler nachgerannt bist? – ehe er ein Stück Pergament und eine Feder aus seiner Tasche fischte. „Na, das Sportpensum für heute ausgeschöpft?“, fragte er schliesslich gewohnt kühl, ohne von seinem Pergament aufzublicken. Er schien sich irgendeine Notiz zu machen und Molly beobachtete die Szenerie argwöhnisch – schliesslich waren das so ziemlich die ersten Worte, die er seit zwei oder drei Wochen direkt an sie richtete, ohne dass eine andere Person anwesend war. Freundlichkeit war definitiv etwas anderes. Sie hatte sich keine grossen Gedanken darum gemacht, warum Mister Perfekt darauf verzichtet hatte, mit ihr zu sprechen, wenn sie mal alleine waren, aber um ehrlich zu sein, hatte sie das auch gar nicht gestört. Dennoch wurde sie jetzt von Misstrauen beschlichen. Hatte er in den letzten Wochen etwas ausgeheckt? Holte er jetzt zum lange geplanten stürzen wir Molly Weasley von ihrem Schulsprecherthron-Schlag aus? Bei Scamander wusste man nie. „Könnte man so sagen“, erwiderte sie nach einer kurzen Pause wenig begeistert, wobei sie leider nicht verbergen konnte, dass ihre Stimme noch immer gehetzt klang. Es war zum Eismäuse melken. Molly war sich sicher, dass Scamander nie jemandem nachrannte. Vermutlich blieben die Streichespieler alle vor Ehrfurcht oder Angst von alleine stehen. Nicht, dass Molly zu wenig Autorität besass, aber bei Scamander sah alles so viel einfacher und besser aus. Anders konnte sie sich seinen Erfolg nicht erklären. Zumindest jetzt noch nicht.
 

„Ich würde sagen, wir melden McAllister beim Hauslehrer“, schlug Lorcan vor, ohne auf Mollys verzweifeltem Versuch, den Hufflepuff zu schnappen, rumzuhacken. Die Rothaarige zog die Augenbrauen zusammen und musterte den Schulsprecher. War seine Bemerkung über ihre Ausdauer schon alles? Eigentlich konnte es ihr ja recht sein, wenn er sich mal zusammenriss. Auf weitere Sprüche konnte sie nämlich gut verzichten. Vielleicht hatte er mittlerweile endlich mal eingesehen, dass es nicht nett war, auf anderen herumzuhacken und ihnen die Laune zu vermiesen – wobei gesagt werden musste, dass er immer noch keinen netten oder aufgeschlossenen Eindruck hinterliess. Eher einen mürrischen und beherrschten – wie immer also. Nur Rowena wusste, was ihm heute wieder über die Leber gelaufen war. „Es ist nicht das erste Mal, dass er negativ auffällt… Erst gestern hat er sich an einer Toilette im dritten Stock zu schaffen gemacht“, fuhr der Schulsprecher fort und sah auf. Anscheinend hatte er seine mysteriöse Notiz fertiggeschrieben.
 

Die Rothaarige starrte doch etwas unverhohlen auf sein Pergament– sie war sich sicher, dass er irgendetwas im Schilde führte! – was den Dunkelhaarigen wohl dazu veranlasste, etwas zu unternehmen. Kommentarlos hielt er ihr seine Notiz mit gestrecktem Arm hin, was die Schulsprecherin doch ziemlich überraschte. Sie nahm den Zettel entgegen. Zu ihrem Erstaunen war kein Schlachtplan aufgezeichnet – es handelte sich vielmehr um eine Liste von Schülernamen. McAllister stand ganz unten; die Tinte war noch frisch. Als Molly den Blick hob, gab Scamander gleich eine Erläuterung dazu ab. Das war das Gute an ihm – man musste fast nie nachfragen, da er sowieso alles erklärte. „Diese Namen hab ich mir in den letzten paar Wochen aufgeschrieben. Trotz Verwarnungen haben sich die betreffenden Schüler nicht gebessert. Ich hoffe, dass die jeweiligen Hauslehrer etwas an dieser ärgerlichen Situation ändern können.“ Molly nickte und gab ihm das Pergament zurück, nachdem sie die Namen nochmals überflogen hatte. Innerlich musste sie äusserst zufrieden grinsen, da es auch Fred Weasley auf die Liste geschafft hatte.
 

Lorcan verstaute seinen heiligen Zettel mit den Namen sämtlicher Übeltäter, die Hogwarts (noch) unsicher machten, wieder in seiner Tasche. „Ich war gerade auf dem Weg zum Schulsprecherraum, da ich an den Vorbereitungen für den Halloweenball weiterarbeiten will. Möchtest du mitkommen?“
 

Obwohl die Frage höflich war und es an sich nichts daran auszusetzen gab, kam Molly sich wieder wie eine Idiotin vor. Nur schon seine Fragestellung liess darauf schliessen, dass er das Gefühl hatte, mit einer Vertrauensschülerin zu sprechen, die ihr Amt gerade mal seit ein paar Tagen innehielt, aber das war nichts Neues. Es ärgerte die Rothaarige fast schon ein wenig, dass sie sich wieder Gedanken darum machte, warum Scamander nicht einfach normal sein konnte – so wie jeder andere. Höflich und distanziert-nett, ohne diese dummen Sprüche, die Molly manchmal an ihren Kompetenz zweifeln liessen, obwohl sie wusste, dass es dafür eigentlich keinen Anlass gab. Sie wusste, dass sie ihren Job gut machte, aber Scamander war eben immer besser. Vielleicht würde der Tag noch kommen, an dem gut nicht mehr ausreichen würde…
 

Die Schulsprecherin nickte also auf seine Frage hin und hielt jegliche Bemerkung zurück. Da er es nach diesen paar Wochen Schweigegelübde anscheinend immer noch nicht schaffte, ein wenig netter zu sein, hatte die Weasley nicht vor, noch länger zu Kreuze zu kriechen und darauf zu warten, bis Perfekt-Scamander in einem Anfall von Gnade zum Guten bekehrt wurde. Erstaunlich, dass im direkten Vergleich sogar sein Bruder Lysander – der wohlbemerkt zu den Schlangen gehörte – charmanter war. Hatte Lorcan denn gar nichts von diesen Genen abbekommen?!
 

„Hast du dir die Liste mit den Vorschlägen für das Motto schon angesehen?“, wollte der Ravenclaw wissen, als die beiden auf dem Weg zum Schulsprecherraum waren. Molly nickte, da sie sich für einen ausführlichen Kommentar gerade zu schade war – was nicht zuletzt damit zu tun hatte, dass sie noch immer einen hochroten Kopf hatte und befürchtete, wegen Überanstrengung im Krankenflügel zu landen, sollte sie ein Wort sagen. „Einige Themen habe ich schon mal aussortiert… Keine Ahnung, wer auf die grandiose Idee kam, eine Schaumparty vorzuschlagen“, fuhr der Dunkelhaarige trocken fort. Jeder andere hätte nun gelacht oder zumindest geschmunzelt, aber nicht Lorcan Scamander. Seine Mundwinkel zuckten nicht mal, was Molly dazu veranlasste, innerlich die Augen zu verdrehen. Man munkelte, dass er tatsächlich lachen konnte, aber davon hatte die Weasley noch nichts mitbekommen. Ihre Cousine Roxanne sagte immer, dass Scamander eine Flasche Feuerwhiskey und einen Joint vertragen könnte, um mal ein wenig lockerer zu werden, aber die Verwirklichung dieses Vorschlags lag wohl leider jenseits des Möglichen. Zu schade. Es wäre ein richtiges Highlight, dem Schulsprecher ein paar Punkte abzuziehen, weil er betrunken und bekifft war – nicht, dass Molly es ihm gönnen oder wünschen würde, aber eine kleine Genugtuung wäre es auf alle Fälle und vielleicht würde ein kleiner Absturz seiner Unfreundlichkeit einen Dämpfer verpassen.
 

„Einige Vorschläge fand ich ziemlich gut“, meinte die Rothaarige, als sie sich von ihrer kleinen sportlichen Leistung wieder einigermassen erholt hatte und sich dazu im Stande fühlte, auch etwas zu dieser äusserst geistreichen Unterhaltung beizutragen. „Zum Beispiel 1001 Nacht oder vor langer Zeit…. Da wären wir bezüglich Dekoration auch ziemlich frei. Bei Hogwarts At Night würde das schon anders aussehen.“ Sie blickte zu Lorcan, welcher sachte mit dem Kopf nickte, so, als hätte er sich das alles schon genau überlegt. Vermutlich würde er ihr eine detaillierte Liste vorlegen und sie musste dazu nur noch Ja und Amen sagen. Das konnte ja noch heiter werden…
 

- - -
 

Nach gefühlten fünf Stunden verliess Molly Weasley den Schulsprecherraum. Ihre Vorahnung hatte sie nicht getäuscht: Natürlich hatte Scamander schon zu jedem vorgeschlagenen Thema Listen aufgestellt – zur Dekoration, zur Musik, zu Kostümen. Einerseits war Molly beeindruckt, dass er neben seinem Amt als Quidditchkapitän auch noch Zeit hatte, seine Energie für so etwas zu verwenden, aber andererseits hatte sich wieder ein Gefühl des Überflüssigseins eingestellt. Ihr wäre es lieber, würde sie von Scamander wieder ignoriert werden, aber leider sah es nicht so aus, als würde Mister Perfekt seine Meinung noch mal ändern…
 

Die Rothaarige betrat das Klassenzimmer, das als Nachsitzraum diente, und seufzte, als sie sah, wer mal wieder auf einem der Tische sass und selbstzufrieden grinste: Lysander Scamander. Er war das komplette Gegenteil seines Bruders: Charmant, gewitzt, zuvorkommend, frech – und leider auch ziemlich kindisch. Zu jedem noch so kleinen Streich liess er sich verführen, wenn er ihn ausnahmsweise mal nicht selbst anzettelte, weswegen er schon Stammgast beim Nachsitzen war. Komischerweise musste Molly seit Neustem immer die Schichten übernehmen, die von Lysanders Anwesenheit dominiert wurden. Sie hegte die leise Vermutung, dass sein Bruder keine Lust hatte, durch seine Gesellschaft beehrt zu werden und er den Dienstplan deshalb zu seinen Gunsten machte – obwohl er ja sonst gerne Predigten über Gleichberechtigung und Fairness hielt…
 

„Guten Abend, schöne Dame“, begrüsste der Dunkelhaarige die Schulsprecherin charmant grinsend und glitt lässig vom Tisch. „Wie geht‘s, wie steht’s? Erfreut, mich zu sehen?“, wollte er wissen, ehe er sich artig auf dem Stuhl niederliess. Das hatte Molly ihm schon beigebracht: Anders als Mister Schulsprecher war er nämlich durchaus dazu bereit, Dinge dazuzulernen, und sei es auch nur, dass man sich auf den Stuhl und nicht auf den Tisch setzte. Was seine Manieren Frauen gegenüber anging, konnte die Rothaarige nichts bemängeln: Er war der perfekte Gentleman und wieder einmal fragte sie sich, ob es möglich war, dass Geschwister so unterschiedlich sein konnten, da man das von seiner zweiten Hälfte nicht behaupten konnte. „Guten Abend Scamander“, erwiderte die Schulsprecherin, als sie auf dem Pult ihre Tasche abstellte. „Natürlich, das Nachsitzen wird schliesslich nur durch dich zum absoluten Highlight des Tages“, antwortete sie sarkastisch, ganz mit dem Inhalt ihrer Tasche beschäftigt.
 

Dass Lysander sie unentwegt anstarrte, anstatt sich um einen Aufsatz oder sonst etwas zu kümmern, bemerkte Molly erst, als sie aufsah. „Ist etwas?“ Sie zog eine ihrer fein geschwungenen Augenbrauen nach oben und musterte den Slytherin.
 

„Och, nichts Spezielles“, kam vom Jungen und er zog einen Mundwinkel nach oben. „Hattest du einen anstrengenden Tag?“
 

Seit wann interessierte es einen Scamander, ob Molly Weasley einen anstrengenden Tag hatte? „Wie immer“, lautete die distanzierte Antwort. Die Angesprochene setzte sich an den Pult und ordnete ihre Unterlagen nach Dringlichkeit. Dass sie keine Lust hatte, mit Scamander über ihren Tag zu reden, hielt besagten Slytherin nicht davon ab, weiterhin darauf rumzuhacken.
 

„Ich glaube, ich muss mal ein ernstes Wörtchen mit meinem Bruder reden“, fing er an. Molly runzelte die Stirn, ohne von ihren Unterlagen aufzublicken. Ihr war es ziemlich egal, ob die Scamander-Zwillinge irgendein Problem untereinander hatten. „Ach ja? Klingt wirklich interessant“, erwiderte die Rothaarige lustlos, um ihr Desinteresse zu verdeutlichen. Doch Lysander liess sich von ihrem Kommentar nicht im Geringsten beirren. „Weisst du, ich bin der Meinung, dass man attraktiven Frauen Arbeit abnehmen sollte“, erklärte der Slytherin langsam und äusserst überzeugt. Molly blickte kurz auf und zog ihre Stirn in Falten. „Dann bist du aber der einzige der Scamanders, der das denkt. Dein Bruder scheint da irgendwie andere Vorstellungen zu haben.“ – was wohlbemerkt auch gut so war. Molly war nicht scharf darauf, das Schulsprecheramt zu bekleiden und nichts zu leisten. Sie war kein Püppchen, dem alles in den Schoss fallen sollte. Dass es kein Zuckerschlecken war, ein Amt zu bekleiden, hielt Molly nicht von ihren Zielen ab. Sie wollte sich über Anerkennung schliesslich freuen können und nicht für die Arbeit des bösen Zwillings gelobt werden, während sie ihre Hände im Schoss faltete.
 

„Das finde ich eben wahnsinnig schade. Anscheinend habe nur ich die guten Gene abbekommen.“ Lysander grinste ein Grinsen, das man bei Lorcan nie zu Gesicht bekam. Zum ersten Mal fiel Molly auf, dass Lysander wirklich gutaussehend war – und das musste ja irgendwie auch heissen, dass das gleiche für seinen Zwilling galt, aber mit diesem Gedanken konnte Molly sich gar nicht anfreunden. Lorcan war Lorcan. Da hatten Adjektive wie anziehend oder gutaussehend überhaupt nichts verloren. „Scheint so“, war das einzige, das die Rothaarige noch zu sagen hatte, ehe sie sich ganz ihren Unterlagen widmete und Lysanders nerviges Geplapper ein für alle Mal ausblendete.
 

- - -
 

Lorcan gähnte ausgiebig, als er durch die Gänge von Hogwarts wanderte. Es war noch nicht einmal 23 Uhr und er war vollkommen erschöpft und kaputt. Bei seinem Versuch, zu Molly Weasley nett zu sein, hatte er leider auf ganzer Linie versagt. Kaum zu glauben, aber es war doch enorm schwierig, auch nur annähernd freundlich zu sein und nicht gleich wieder in alte Muster zurückzufallen. Zuerst hatte er gedacht, dass nur die ersten fünf Minuten anstrengend werden würden, doch da hatte er sich leider getäuscht, denn auch die nachfolgenden zwei Stunden wurden nicht besser – im Gegenteil. Es schien immer noch anstrengender zu werden, obwohl Lorcan das nicht für möglich gehalten hatte.
 

Und Molly war ja auch nicht das einzige Problem, das den Schulsprecher momentan beschäftigte: Eine Meute Quidditchspieler wartete jede Woche zweimal auf den Ravenclaw und wollte mit neuen Strategien und einem Training, das von den alltäglichen Sorgen nicht mehr viel übrig liess, beschäftigt werden. Dann gab es da noch gefühlte zwanzig Streichespieler, die dafür sorgten, dass der Schulsprecher auch ausserhalb der Quidditchtrainigszeiten zu seiner Portion Fitness kam, wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, wegen den Ballvorbereitungen von A nach B und wieder zurück zu rennen.
 

Man konnte sich also gut vorstellen, dass der Ravenclaw eigentlich auch ohne das Molly-Problem genug ausgelastet war. Dass er nun auch noch eine Nachtpatrouille machen musste, obwohl er am liebsten in sein Bett gefallen wäre, machte die Sache auch nicht besser. Die Versuche, diesen nächtlichen Dienst auf irgendeinen Vertrauensschüler abzuschieben, gingen leider glimpflich daneben, da seltsamerweise alle krank oder unabkömmlich waren. War klar, dass es wieder am Schulsprecher höchstpersönlich hängenblieb.
 

Der 17-Jährige bog um eine Ecke und ein erneutes Gähnen liess sich nicht unterdrücken. Es würde ihn nicht wundern, wenn er jetzt gleich-
 

„Spinnst du?“
 

Mit gezücktem Zauberstab und rasendem Herzen starrte der Schulsprecher auf die Person, die gerade völlig ohne Vorwarnung hinter einer Ritterrüstung hervorgesprungen war und ihn gelinde gesagt fast zu Tode erschreckt hatte. Wenigstens hatte sich das Müdigkeitsproblem erledigt.
 

„Nein, wieso? Ist das die Voraussetzung dafür, um mit dir in trauter Zweisamkeit mal ein ernstes Wörtchen reden zu können?“
 

Lorcan liess den Zauberstab sinken und fuhr sich fast schon automatisch mit einer Hand durch seine Haare. Sein Herz schlug immer noch viel zu schnell. Ein Wunder, dass er keinen Herzinfarkt bekommen hatte.
 

Sein Ebenbild grinste zufrieden und schlenderte lässig ein paar Schritte auf den Schulsprecher zu. „Du denkst wohl, dass ich die Sache mit deiner Aufgabe vergessen habe, nur weil du Weasley bei den Strafarbeiten vorschickst, was?“
 

Ach, die Sache. Ahoi Ironie. Als hätte Lorcan nicht den ganzen Tag versucht, das Beste aus Punkt eins zu machen – oder na ja, fast den ganzen Tag. „Kein Grund, mich fast ins Grab zu bringen“, grummelte der Schulsprecher und sah weg. Ihm war die ganze Sache verdammt unangenehm, was seinem Bruder bestimmt auch schon aufgefallen war. In solchen Momenten wusste Lorcan wieder, wieso Lysander in Slytherin gelandet war.
 

„Irgendwie musste ich dich ja darauf aufmerksam machen, dass mir die Sache wichtig ist, Brüderchen.“ Lysander grinste und wirkte nun nicht mehr ganz so unheimlich und geisteskrank wie noch vor ein paar Minuten. „Ich will dir nur noch mal sagen, dass ich es durchaus ernst meine. Dass du Weasley in den letzten zwei Wochen aus dem Weg gegangen bist, hab ich mitgekriegt. An deiner Stelle würde ich mal ein wenig Gas geben. Das tust du doch sonst auch immer, warum jetzt nicht?“
 

In Lorcan wuchs das Bedürfnis an, seinem Bruder einen Fluch auf den Hals zu hetzen, damit sich diese Sache erledigte, aber er hatte nicht vor, seine Schulsprecher- und Quidditchkapitänkarriere wegen Lysander McGonagalls Gnade zu überlassen. Er riss sich zusammen und bemühte sich um einen kühlen Kopf. „Nun, für Dinge, die gelingen sollen, braucht es eben eine solide Grundlage und eine ausreichende Planung“, informierte er seinen Bruder mit perfektioniertem Pokerface. Dass das erstunken und erlogen war, würde Lysander wohl kaum merken. Erstens war es dunkel und zweitens war Lorcan diese Lüge so egal und unwichtig, dass er fast schon selbst daran glaubte, alles weitere geplant zu haben. Schade, dass er nicht immer so gut lügen konnte.
 

„Ach ja?“, kam von Lysander, als er den äusserst klugen Ausführungen seines Bruders zugehört hatte. „Dann will ich hoffen, dass dein Plan gut ist“, kommentierte er nach einer kurzen Pause und zog die Augenbrauen vielsagend nach oben. „Ich hab da schon meine Strategien, um dir auf die Sprünge zu helfen, falls das in den nächsten paar Wochen nichts wird… Und ich denke nicht, dass du wirklich scharf darauf bist, mit diesen Methoden Bekanntschaft zu machen.“
 

Zum Glück schmunzelte Lysander, ansonsten hätten sich vermutlich Lorcans Nackenhaare gesträubt. „Keine Sorge. Ich werde mir die grösste Mühe geben, um deinen Anforderungen gerecht zu werden.“ Diplomatisch wie immer. Keine Spur davon, dass er im Prinzip überhaupt keine Ahnung hatte, wie bei Merlin er es schaffen sollte, auch nur einen einzigen Punkt dieser verdammten Liste zu erledigen.
 

Während sein Bruder also voll und ganz mit der Liste beschäftigt war – was ihm sicherlich nicht schaden würde –, zog Lysander weiter durch die dunklen Gänge. Sein Gefühl sagte ihm, dass er seinen nächtlichen Ausflug noch nicht beenden sollte.
 

Dieses Gefühl sollte sich als goldrichtig erweisen: Kaum hatte er seinen Vorzeigebruder mit Molly-Komplexen hinter sich gelassen und war an der Statue von Salmani dem Schleimer vorbeigeschlichten, erblickte er jemanden, der heute ebenfalls Aufsicht hatte.
 

Heute Abend konnte es nicht besser laufen, oder?
 

- - -
 

Dominique Weasley stand an einem grossen Fenster und blickte auf die Ländereien. Im Gegensatz zum Schulsprecher hielt sich ihre Müdigkeit in Grenzen, was allerdings nicht heissen sollte, dass sie das hier gerne tat. Sie fragte sich sowieso manchmal, wieso McGonagall genau sie zur Vertrauensschülerin gemacht hatte – hatte sie vielleicht irgendein Funke des Veelacharmes getroffen?
 

Dominiques Eltern waren natürlich extrem stolz auf sie. Vermutlich waren sie erleichtert darüber, dass es die mittlere Tochter doch noch zu etwas gebracht hatte, wohlwissend, dass sie immer im Schatten von Victoire stehen und leben würde. Ausser, sie würde – wie die Muggel es ausdrücken würden – das Rad neu erfinden.
 

Aber das war vermutlich eher nicht der Fall.
 

Ganz in Gedanken versunken – hatte sich da unten neben dem Baum gerade etwas bewegt? –, bemerkte sie nicht, dass sie beobachtet wurde. Und sie merkte erst, dass da jemand hinter ihr war, als sie einen plötzlichen Luftzug spürte.
 

Sie wollte sich umdrehen und machte reflexartig einen Schritt nach hinten, was dazu führte, dass sie mit etwas Weichem zusammenstiess. Da unerwartet leichte Panik in ihr aufstieg und sie keine Ahnung hatte, wer oder was das war, entwich ihr ein heller Aufschrei. Eine Hand legte sich über ihren Mund, bevor sie weiter schreien konnte, und gedanklich holte sie schon zu einem undamenhaften Manöver aus.
 

„Willst du das ganze Schloss aufwecken?“, raunte eine nur allzu bekannte Stimme hinter ihr. Der Atem derjenigen Person – er roch nach drei oder vier verschiedenen Minzesorten – war so warm, dass sie unwillkürlich eine Gänsehaut bekam.
 

Natürlich, Lysander Scamander. Nur er besass den Mut, jemanden spät abends auf so eine Art und Weise zu attackieren.
 

„Fass mich nie wieder an, Scamander“, fauchte die Blonde, als der Junge sie nach einer gefühlten Ewigkeit losliess. Sofort wich sie vor ihm zurück, als hätte er die Pest.
 

„Sei doch nicht so, Prinzesschen. Ich tu dir doch nichts“, erwiderte der Slytherin überaus charmant und grinste ansatzweise. Um ihn einzuschüchtern, waren wirklich stärkere Geschütze nötig.
 

In Dominique kochte das Blut. Es brauchte einiges an Überwindung, ihm nicht irgendeinen Fluch aufzuhexen oder gar mit ihren hübschen, perfekten Zähnen zu knirschen. Lysander schaffte es immer wieder und Dominique hatte keine Ahnung, was er überhaupt wollte, ausser das Offensichtliche: Unschuldige Leute nerven und in den Wahnsinn treiben. „Ich warne dich. Verschwinde sofort in dein Bett oder ich ziehe deinem Schlangenhaus 40 Punkte ab.“ Ihre blauen Augen verengten sich zu Schlitzen. Ihre Geduld bezüglich Lysander war langsam aufgebraucht und er sollte das inzwischen auch schon gemerkt haben.
 

„Ach komm schon. Wieso bist du immer so zugeknöpft? Ein bisschen Lockerheit würde allen gut tun. Das sage ich meinem Bruder auch immer.“ Wie die Unschuld vom Lande liess er die Hände in seine Hosentaschen gleiten, wodurch er sich eindeutig entwaffnete und ergab.
 

Dominique zog langsam eine Augenbraue nach oben, während sie Lysander ansah. Der Junge hatte wirklich Nerven, das musste man ihm lassen. Gerade, als sie ihm sagen wollte, dass er sich seine Predigt von wegen Lockerheit sonst wo hin stecken konnte, hörte sie, wie sich Schritte näherten. Na prima.
 

Lorcans Zwilling hatte es wohl nur seinem charmanten Grinsen und ausserordentlicher Güte zu verdanken, dass Dominique ihn nicht verpfiff, als der alte, schrumpelige Muggelkundeprofessor – Bartholomy Bubbler – den Gang entlang schlich, um nach dem Rechten zu sehen. Der Stock, auf dem er sich abstützte, gab ein ganz eigensinniges Geräusch von sich und kündigte ihn schon über fünf Ecken an.
 

Dominique blickte zuerst in die Richtung, aus der der Professor kam, bevor sie Lysander ins Visier nahm. „Na los, versteck dich!“, zischte sie und schubste ihn unsanft hinter den grossen, dunkelblauen Vorhang. Man konnte zwar noch seine Schuhe sehen, aber Professor Bubbler war eher ein Maulwurf und kein Seeadler.
 

Besagter Professor kniff die Augen zusammen, als er Dominique erblickte, deren poliertes und funkelndes Vertrauensschülerabzeichen selbst im gedämpften Licht der Fackeln kaum zu übersehen war. „Ah, Miss Weasley!“, begrüsste er sie freudig und nickte. Sie erwiderte seinen Gruss mit einem höflichen Guten Abend, Professor und einem Nicken. „Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?“, wollte er wissen. „Nein, es ist soweit alles ruhig“, antwortete sie ihm mit einem Lächeln. Da sie ziemlich nahe am Vorhang stand, war es ihr ein leichtes, Scamander genau in diesem Augenblick unauffällig auf den Fuss zu treten. „Sehr schön, sehr schön“, murmelte der alte Mann, wodurch das Geräusch, welches der getroffene Slytherin von sich gab, Merlin sei Dank übertönt wurde. „Dann werde ich mich mal auf die Suche nach Mister Scamander machen.“ Wäre Dominique nicht im gleichen Moment eingefallen, dass Lysander einen Bruder hatte, der Schulsprecher war, hätte sie sich beinahe verplappert. „Ich glaube, er ist da hinten“, meinte sie nach einem Augenblick bemüht ruhig und deutete auf einen Gang, der so ziemlich ans andere Ende des Stockwerkes führte.
 

Minuten vergingen, während Mister Bubbler langsam wie eine Schnecke den Gang entlangkrückte und Dominique auf der Stelle verweilte. Der Slytherin kam erst aus seinem Versteck, als er es für sicher befand (wobei sich sein Gefühl von Sicherheit definitiv nicht mit dem der Ravenclaw abdeckte). Er musterte sie mit einem Blick, der ihr gar nicht gefiel. Sofort verspürte sie das Bedürfnis, sich zu verteidigen. „Was ist?“ Lysander grinste wissend, was Dominique rasend machte. „Nichts Neues“, kam nach einer halben Ewigkeit von ihm. „Du magst mich, das ist alles.“
 

- - -
 

Lorcan wusste gar nicht, wie spät es war, als er todmüde ins Bett fiel. Ihm war es sogar egal, dass einer seiner Zimmergenossen wieder mal in einer grässlichen Lautstärke und Tonlage schnarchte. Er war so müde, dass ihm die Augen fast zufielen, als er die Liste noch mal überflog. Das mit dem ersten Punkt hatte offensichtlich nicht geklappt und war irgendwie auch zu anstrengend. Punkt zwei war schon eher etwas für den Schulsprecher…
 


 

to be continued
 



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Kommentare zu dieser Fanfic (9)

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Von:  Dahlie
2013-02-03T14:49:41+00:00 03.02.2013 15:49
Da man nun auch für die gesamte FF einen Kommentar abgeben kann, möchte ich diese Funktion nutzen und deine wunderschönen Steckbriefe loben :) sie sind wirklich sehr schön geworden und passen exakt zueinander :)
Von:  Dahlie
2013-02-03T14:48:40+00:00 03.02.2013 15:48
Es geht weiter <3333

<3_<3
*Walzer tanzt*
Hach~
Okay, fangen wir einmal an: Ja, ja nett sein kann ja sooo schwer sein ;)
Tja, wie schafft Lorcan es immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein? Solche Leute gibt es tatsächlich und man kann einfach nichts anderes sagen, als das es einfach pures Glück ist, oder eben Instinkt... schrecklich solche Leute, demnach kann ich Molly also vollkommen verstehen. Und das ihre Laune nicht gerade mit Glitzersternchen besudelt ist, ist dann auch nur verständlich.
Innerlich musste sie äusserst zufrieden grinsen, da es auch Fred Weasley auf die Liste geschafft hatte. - ein Satz, der mich grinsen gelassen hat ;D ich mag es, wenn Freddy ein wenig unartig ist und nicht durch vorbildliches Benehmen auffällt :) na ja, ich mag zwar auch den Vorbildlichen aber den Unartigen finde ich da irgendwie immer besser ;) passt einfach zu einer Vorstellung, die man unweigerlich von Georges Sohn hat.
Übrigens, der Ironische Unterton deiner Molly gefällt mir ziemlich gut, also Ja und Amen und damit hat sich das. Ich an ihrer Stelle würde das wohl wirklich so machen, denn er nimmt ihr ja Arbeit ab x) würde sich wohl niemand dran stören, außer man ist mit den Pflichtbewusstsein-Gen gesegnet.
Lorcan war Lorcan. Da hatten Adjektive wie anziehend oder gutaussehend überhaupt nichts verloren.... Tss, Tss... das hört man ja gar nicht gerne D:
Meine Lieblingsstelle in diesem wunderbaren langen Kapitel war eindeutig das Ende, wo Lorcan von Lysander erschreckt wird :) er ist so anders wenn er bei seinem Bruder ist, sodass ich einfach immer schmunzeln muss. Eigentlich bin ich streng als Lysanders Seite, denn seine Absichten sind ja "eigentlich" nur gut, schade das Lorcan zu kurzsichtig ist, um das wirklich zu sehen. ;)

Bitte lass deine fleißigen Leser nicht mehr so lange warten und hau in die Tasten x)

Liebe Grüße Dahlie ~ und danke für das reizende Kapitelchen <3

Von:  darkbird
2013-01-24T21:50:23+00:00 24.01.2013 22:50
Soso,
punkt eins "nett sein"
Das das diesem aufgeblasenem Schnösel am schwersten fällt wundert mich überhaupt nicht. Und das Molly ein wenig wirr ist von seinen Stimmungsschwankungen, das kann ihr ja wohl niemand verübeln.

Meine Frage:
Was läuft da zwischen Lysander und Dome? *neugierig ist*

Schreib schnell weiter, damit ich es raus finden kann.
bin schon gespannt welcher Punkt Lorcan leichter vor kommt als "nett sein" *kicher*

LG
darkbird
Von:  Farbwolke
2013-01-01T21:56:31+00:00 01.01.2013 22:56
Hi :)
Schöner Anfang. Ich Frage mich, was es mit dem Geheimnis auf sich hat. Besonders genial fand ich aber das Gespräch der beiden. sehr sehr schön. Na hoffentlich will Malfoy nichts von der Herzdame, wäre nicht gut.

Ich muss sagen der Titel der Story gefällt mir. Hoffe bald geht's weiter.

Grüße
Naseweis_
Von:  darkbird
2012-10-07T16:06:16+00:00 07.10.2012 18:06
Ich will wissen was auf der Liste steht *motz*

Ausserdem will ich wissen, in wen der liebreizende Locran verliebt ist! Raus mit der Sprache ;)

*fav*
schnell weiter schreiben bitte. Es gefällt mir gut bis hier hin.

LG
darkbird
Von: abgemeldet
2012-05-28T12:58:33+00:00 28.05.2012 14:58
Hallo :)
Oh ich steh auf die beiden Zwillinge *schmacht* Die zwei sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Das gefällt mir. Ich muss sagen den Prolog fand ich fürs erste richtig gut. Ich bin auch gespannt, was diese Liste wohl auf sich hat. Wobei ich hab schon eine Vermutung. Ich hoffe dich das es bald weiter geht? Wenn nicht schmolle ich ganz ganz doll.

Liebe Grüße
B0UNTY
Von:  Brucas
2012-04-05T17:42:01+00:00 05.04.2012 19:42
ha ersch ez gseh, dass du s'kapitel ja scho ufeglade häsch!!! :'D
(ja, ich weiss...ha grad chle äs wili brucht haha abr bessr spötr als niä, odr? ;))

finds jedefalls toll für dä afang - häsch mit dem chline satz am schluss richtig spannig ufbaut, so dassmr wüsse will, was sis dirty little secret isch ;P und gschribe ischs wiä immer super! *.*

btw: danke für dis dankeschön ;P ich hilf gern widr bzw. stah mit rat und tat zur seite, wn hilf söttsch bruche, ä betaläserin oder oder oder....;)


Von:  taluna
2012-03-27T12:59:19+00:00 27.03.2012 14:59
x3

Irgendwie bin ich gerade sehr, sehr happy :> Denn die kleine Liste kommt wohl nicht rein zufällig durch die reizende Idee zwischen zwei Narren?
;)

Ich muss mich Dada in allen Punkten anschließen. Es lässt sich wunderbar lesen und irgendwie musste ich im gesamten Prolog schmunzeln. Schließlich passiert es nicht alle Tage, dass jemand, der sich Bruder nennt, mit solch einer Idee dahin getrappt kommt und dann noch die Dreistigkeit besitzt und erpresst!
Aber das macht ihn nur noch sympathischer ;) Ich jedenfalls setzte das Schmuckstück sofort auf meine Favoliste und bin wahnsinnig gespannt was für Punkt es auf diese Liste geschafft haben :)

taluna
Von:  Dahlie
2012-03-27T10:40:32+00:00 27.03.2012 12:40
omg, omg, omg!!!

Ich war irgendwie voll aufgeregt als ich die FF angeklickt habe und wurde kein deut enttäuscht <3
LORCANS CURSE ; MOLLYS LUCK -> Perfekt auf den Punkt gebracht, wenn ich das mal so sagen darf :) Es sagt klar aus, wie die Rollenverteilung aussieht. Die Zitate der einzelnen Personen sind wirklich Zucker! Roxanne rothaarig ist auch definitiv etwas Neues :) ich kenne sie sonst nur Dunkelhäutig.

Und der Prolog selbst?
Zum quietschen schön! Ich meine, Lysander hat alles recht der Welt, dass er Lorcan zu so einer Liste zwingt, anders kommt besagter Herr wohl einfach nicht zu pötte! Ein bisschen Mühe ist demnach wohl wirklich nicht falsch x) vielleicht sollten Lysander und Lorcan einfach Rollen tauschen damit es hops geht x) - nein, also das wäre ZU gemein und würde Lorcan wohl völlig überfordern.

Mein Lieblingssatz?
Nein. Dann verrate ich dein kleines Geheimnis. Und glaub mir, ich geize nicht mit Details…“
x) irgendwie kann ich mir das dermaßen gut vorstellen, dass die Drohung sogar witzig rüber kommt. Es muss Lorcan ja extrem peinlich sein, dass er sich auf diese Art bestechen lässt ;D
Demnach: Schreib bitte, bitte schnell weiter *_*
Und die Widmung <3 lass dir die Füße küssen >3<

Liebe Grüße Dahlie


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