Zum Inhalt der Seite

The blossoming beelzebub

I'm your devil
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

The key

Ich saß noch eine Weile da und starrte einfach nur vor mich hin. So etwas hätte ich nicht sehen dürfen! Es gehörte sich nicht seinen Bandkollegen bei so etwas Intimen zu beobachten!

Ein Teil von mir schämte sich sehr dafür, doch ein anderer Teil in mir hatte diese Wärme gespürt, diese Wärme aus meiner Bauchmitte, während ich Toshiya zugesehen hatte und dieser Teil hatte versucht in Ekstase zu geraten, als ich meinen Namen von dem Jüngeren gehört hatte. Das hatte er ganz sicher nicht gesagt, ich hatte mich garantiert verhört!

Ich musste raus ...

Das Handtuch aufs Bett werfend erhob ich mich und griff meine Klamotten, stieg in meine Jeans und raffte mir das Shirt über den Kopf, ehe ich auch schon meine Socken und Schuhe anzog und meine Jacke über die Schulter warf. Ich war so schnell aus dem Zimmer raus, dass ich noch immer mein Herz schlagen hörte. Mit zügigen Schritten lief ich über den dämmrigen Hotelflur zum Lift und drückte die Ruftaste, blickte an die Anzeigetafel über meinem Kopf und seufzte leise.

Ich musste mich geirrt haben.

Ich würde mir jetzt einfach nur die Beine etwas vertreten und danach würde die Welt wieder ganz anders aussehen und morgen gäbe es wieder nur das Übliche in meinem Kopf.

Die Lifttür öffnete sich, doch mit ihr hörte ich eine weitere Tür und wand instinktiv den Blick über die Schulter. Toshiya trat aus seinem Zimmer, krämpelte mit einer Hand den Mantel über die Unterarme zurück und schloss mit der anderen Hand ab, ehe er in meine Richtung blickte. "Kyo!"

Bereits zwei Schritte in den Lift gemacht, streckte ich die Hand aus und hielt die Türen fest, ehe Toshiya mit großen Schritten herankam und in den Lift zu mir stieg.

"Danke! Hast wohl auch noch Hunger gekriegt?" sprach er sorglos wie immer und lächelte mich an. Nachdem ich die Hand wieder von der Tür genommen hatte, schlossen sie sich und der Aufzug bewegte sich langsam nach unten. Mit einem Nicken antwortete ich ihm und schielte kurz zu ihm auf. Sein Gesicht war entspannt und mit einem mal nahm ich deutlicher den Duft seiner Kleidung wahr, welchen ich doch schon jahrelang kannte.

Er roch angenehm und als mein Blick auf seine Hände glitt, schob ich nachdenklich die Augenbrauen zusammen.

Mit diesen Händen hatte er sich gerade noch angefasst.

Der Größere sah mich an und lächelte immer noch. "Find ich gut, dass ich nicht allein essen muss."

"Hm." antwortete ich wieder wortkarg und ließ dann einen Moment Stille zwischen uns herrschen, ehe sich mit einem 'Ping' die Türen öffneten und wir über die Empfangshalle zum Ausgang schritten.

"Burger?" versuchte es Toshiya wieder und ich musste zugeben, dass ich schon eine Spur verwundert war, wie redselig er werden konnte.

"Klar."

Damit liefen wir nebeneinander aus dem Hotel heraus und über die Straßen, hielten die Köpfe leicht gesenkt und verschwanden wenige Straßen weiter in einem der Fastfoodrestaurants der Stadt. Um diese Uhrzeit waren sie so gut wie leer, außerdem war ein Werktag und die Straßen zudem auch angenehm frei. Nachdem wir eingetreten waren gingen wir an die Bestellschalter und musterten die Schilder. Die Schriftzeichen waren mir zwar vertraut, dennoch scheute ich mich vor dem Aussprechen und räusperte mich, um Toshiya einen Hinweis zugeben. Dieser verstand und nickte schmunzelnd.

"Kleines Menü? Oder willst du nur meine Pommes, dann teilen wir eins."

"Mir reichen deine Pommes." antwortete ich leise und räusperte mich.

Mit einem Nicken gab Toshiya unsere Bestellung auf, zahlte und wartete einen Moment, während ich mich nach einem angenehmen Platz umsah. Das Tablett in der Hand ging Toshiya vorraus und ich holte Servietten und Trinkröhrchen, blickte mich noch einmal nach Fans oder Papparazzis um und setzte mich zu meinem Bandkollegen an einen Tisch am Fenster.

"Sicher, dass du nicht doch 'nen Burger willst?" fragte der Bassist und schaute mich aus seinen schmalen dunklen Augen an, dessen Blick ich jedoch sofort wieder mied und mich auf die Pommes konzentrierte.

"Deine Stimme ist wieder voll angeschlagen." kommentierte er und ich nickte nur und schob mir eines der Kartoffelstäbchen in den Mund, kaute lang und sorgfälltig, während Toshiya bereits sein iPhone hervorholte.

Wieder musterte ich die Hände, die langen kräftigen Finger, der ädrige Handrücken, die sehnigen Gelenke. Bei dem Gedanken an vorhin holte ich tief Luft und schon schoss mir ein Stück Pommes in die falsche Röhre und brachte mich zum heftigen Husten. Der Jüngere lachte leise und schüttelte den Kopf. "Hättest vielleicht mal inhalieren sollen."

Mit leicht feuchten Augen hob ich den Blick und gab einen genervten Laut von mir. "Mir gehts gut, danke."

"Klar, wie immer." tönte Toshiya sarkastisch und begann mit den Fingern der einen Hand auf seinem iPhone rumzudrücken, während er mit der anderen den ausgepackten Burger in seinen Mund schob. "Ich hab gehört, Kaoru hat was zur Tour getwittert." murmelte er mit vollem Mund und widmete sein Interesse der Welt des Internets, was mich seufzen ließ.

"Müsst ihr immer alles mit der Welt teilen? Die Fans müssen doch nicht alles wissen, oder legt hier keiner mehr Wert auf Privatsphäre?" wurde ich ungewollt eine Spur lauter, doch gleichzeitig klang meine Stimme noch heiser und verletzter.

Langsam die Augen auf mich richtend schaute mich der Jüngere an und hob dann eine Braue. "Mhm, legst du denn Wert auf die Privatsphäre deiner Kollegen?" fragte er in einer ungewohnt tiefen Tonlage, welche mich sofort an vorhin erinnerte und gebannt auf meine Pommes starren ließ. Mir schoss das Blut in den Kopf und ich schluckte.

"Tu ich." antworte ich fast flüsternd und räusperte mich wieder, schob mir etwas Essbares in den Mund und blickte zur Seite weg aus dem Fenster. Toshiyas Blick ruhte weiterhin auf mir und das machte mich plötzlich nervös.

"Ach, wirklich? Warum dann nicht meine?" fragte er leiser, doch ebenso gefasst.

Mir glitten meine Pommes aus der Hand und ich griff eine Serviette und wischte mir die Finger sauber. "Ich weiß nicht, was du meinst." flüsterte ich wieder und wollte nach dem Becher mit O-Saft greifen, doch Toshiyas Finger waren schneller und hielten meine Finger fest, sodass ich den Becher nicht heben konnte. Ungewollt starrte ich ihn an und er beugte sich ein Stück näher und lächelte noch immer auf seine charmante und unschuldige Art und Weise, doch in seinen Augen glaubte ich ein Funkeln lesen zu können und blinzelte unruhig.

"Weißt du nicht?" wiederholte er ungläubig und drückte meine Finger unter seinen fester. "Ich weiß, dass du mir zugesehen hast, Kyo. Ich hab deine Augen auf mir gespürt, sonst wäre ich nicht so schnell gekommen."

Sofort riss ich meine Hand unter seiner weg, hätte um ein Haar den Becher mit umgerissen und wischte wieder mit der Serviette an meinen Fingern herum, schluckte und blickte schnell und unruhig durch das Restaurant.

Mein Herz schlug erneut schneller, gegen meinen Hals, arbeitete sich höher und drosch mir gegen die Schädeldecke.

Er wusste es?

Er wusste, dass ich ihn beobachtet hatte?

Und trotzdem hatte er weiter gemacht?

Oder vielleicht gerade deswegen?

"Sei still." zischte ich leise und schüttelte den Kopf.

"Warum?" entgegnete der Bassist in gewohnt ruhiger Stimme, nahm einen Schluck vom Becher und stellte ihn wieder ab. "Hat es dich etwa angeekelt? Oder willst du nicht über solche Dinge sprechen, weil du dich schämst?"

"Ich schäme mich für nichts!" zischte ich sofort und blickte ihn geradewegs an. "Du solltest dich schämen!" hing ich an und wusste noch im selben Augenblick, dass das absoluter Nonsense war.

So reagierte Toshiya auch, hob die Brauen und spitzte die Lippen, ehe er den Kopf etwas seitlich neigte und er verstohlen kicherte. "Ich? Ich hab nichts Schlechtes getan. Du warst der Spanner! Und du kannst mir nicht erzählen, dass es bei dir anders aussieht, wenn dus dir machst."

Okay, das Gespräch wurde mir eindeutig zu intim und so hob ich eine Hand und machte eine abwehrende Geste. Sofort griff Toshiya sie und presste sie flach auf den Tisch. Seine Finger waren kalt vom O-Saft und ich starrte ihn überrascht an. Jetzt war sein Gesicht ernst und ich fühlte den Nachdruck in seinem Handgriff.

"Hör auf davon zu laufen, Kyo. Ich krieg dich ja doch."

What the ... was?!

Der Versuch an meiner Hand zu ziehen erwies sich als überflüssig und zu heftig wollte ich auch nicht reagieren, schließlich waren wir hier in der Öffentlichkeit. So warf ich einen prüfenden Blick um uns herum und senkte etwas den Kopf. "Lass mich los, Toshiya."

In meinem Hals fühlte es sich noch trockener und gereizter an, als so schon und so würgte ich wieder ein Husten hervor und hielt mir die freie Hand vor den Mund, da der Jüngere keine Anstalten machte. "Toshiya ...!"

"Unter einer Bedingung." schnitt mir jener das Wort ab und ich sah ihn fragend und gleichzeitig warnend an.

Bedingung? Was auch immer jetzt kommen würde, es würde mir nicht gefallen.

"Und welche?" Trotzdem versuchte ich noch überzeugt und fest zu klingen.

Der Daumen des Größeren löste sich und strich über mein tättoowiertes Handgelenk, was sich kribbelnd anfühlte.

"Ich will dich."

Er hatte die Worte noch gar nicht richtig ausgesprochen, da entgleisten mir jegliche Gesichtszüge und dementsprechend perplex glotzte ich ihn an.

"Was?" flüsterte ich heiser und runzelte die Stirn.

"Du hast richtig verstanden, Kyo, ich will dich, ich will, dass du zu mir kommst. Ich will dich anfassen, ich will dir etwas geben, von dem ich glaube, dass du es suchst und nur ich dir geben kann. Ich will dir ..."

"Genug!" fauchte ich schließlich und riss meine Hand nun doch fest unter seiner weg, umschloss sie mit der anderen, als hätte ich in einer eisernen Fessel gelegen und fokusierte den Tisch. "Wir sind keine 20 mehr, Toshiya. Wenn du mir heute so etwas sagst, ist das kein Spiel mehr."

"Ich rede nicht von einem Fotoshooting oder Fanservice auf der Bühne, aus dem Alter sind wir raus. Ich rede von dir und mir als erwachsene Menschen!" Er nahm seinen Arm zurück und hob den Burger wieder an, zuckte mit den Schultern. "Wir sind beide Männer, na und? Das ist meine Forderung. Beuge dich, oder ich werde dich anderweitig in den Wahnsinn treiben und da du momentan in keiner guten Verfassung bist, werde ich dafür sicher nicht lange brauchen."

Was sollte das denn?

Ich verstand ihn nicht und wusste nicht wirklich, was er wollte. Meine Augen suchten Antworten in seinem schlanken Gesicht, ehe Toshiya weiter aß.

'Beuge dich' merkte der noch was?

Für wen hielt er sich?

"Ich glaube, du bist einfach nur übermüdet und hättest das Bier nicht trinken sollen." entgegnete ich so nüchtern wie möglich und aß ebenfalls weiter. Dieses Gespräch war so abstrus wie unwahrscheinlich und konnte so gar nicht stattgefunden haben. Doch als Toshiya sein iPhone wegpackte und dafür etwas anderes herausholte, was er mir hinhielt und mich auffordernd ansah, schluckte ich. Dieses Gespräch hier fand statt und es war so real wie es nur sein konnte. Zögernd streckte ich eine Hand aus und Toshiya öffnete seine und ließ etwas kleines Silbernes in meine fallen.

"Ein Schlüssel?" fragte ich verwundert und betrachtete das kleine Ding, für ein gewöhnliches Schloss zu klein.

"Ja." antwortete der Jüngere knapp und ignorierte meinen weiterhin fragenden Blick.

"Was soll ich damit?" murmelte ich angespannt und schloss die Finger um ihn, rieb mit dem Daumen über die kleinen Schlüsselzähne.

Der Bassist aß weiter, kaute lange und schaute mich seelenruhig an, während ihm ein paar seiner welligen Strähnen über die Augen huschten. "Wie wärs, wenn du herauszufinden versuchst, welches Schloss dieser Schlüssel öffnen kann?"

"Eeh ... nein. Ich will es nicht wissen." wehrte ich sofort ab und packte die Pommes zusammen, knüllte sie in die Serviette und stopfte sie in ihren Pappbehälter zurück. Ich versuchte nicht an die letzten Dialoge zu denken, an Toshiyas Blick oder wie sich seine Stimme verändert hatte, wie sie dunkler geworden war ...

"Gut, wie du willst." entgegnete er schließlich und aß weiter, beendete seinen Nachtsnack und nahm tiefe Züge aus dem O-Saft, ehe er mir den Becher wieder hinschob. Unbemerkt hatte ich in meinem Schoß mit dem Schlüssel gespielt. Es war sicher keine Metapher für den weichgespülten Bullshit wie 'Der Schlüssel zu meinem Herzen, Kyo', denn so war Toshiya nicht. Nachdenklich sah ich ihn an, die geschwungenen Lippen, die Grübchen, der kräftige Hals.

"Dann gib ihn mir zurück." kam von diesem mit einem scheinheiligen Lächeln auf den Lippen, während er mir die Hand wieder ausgestreckt hinhielt. Natürlich zögerte ich und das wusste der Bassist.

"Wie meintest du vorhin, dass du mich willst?" lenkte ich ab und schloss wieder die Faust um das kleine Ding.

Für Momente schaute mich der Größere einfach nur an, zog dann langsam seine Hand zurück und richtete sich etwas auf, stützte die Arme vor seiner Brust auf dem Tisch ab und räusperte sich. "Körperlich. Ich will dich körperlich."

Mir schoss etwas Heißes durch den Bauch und meine Wangen wurden wärmer, dennoch hoffte ich, dass es nicht im sichtbaren Bereich war, so leckte ich mir nur die Lippen und schaute gefasst auf den Tisch, dann wieder zu Toshiya. "Du meinst sexuell?"

Die Grübchen in dem jüngeren Gesicht wurden tiefer, als sein Schmunzeln sich zu einem Lächeln weitete. "Gut erkannt."

Mir glitt ein Schnauben über die Lippen und ich schüttelte abwertend den Kopf, während ich aus dem Fenster sah. "Du hast sie ja nicht mehr alle. Dass du nicht hetero bist ist mir bei deinem veränderten Kleidungsstil in den letzten Jahren aufgefallen, aber bitte denk das nicht auch von mir." Mit einem kühlen Lächeln sah ich ihn wieder an und schob dann den Stuhl zurück, stand auf und packte unsere Essenreste auf das Tablett.

"Werd nicht unfair, Kyo. Steht eben nicht jeder auf Trainingsanzüge."

Mit einem lauteren Knall ließ ich das Tablett wieder auf dem Tisch fallen und sah Toshiya finster an.

Dieser ... !

Doch der Bassist schaute nur durch das Lokal, ehe er ebenfalls aufstand, das Tablett wieder aufnahm und am Tisch und mir vorbei ging.

Seit wann war er so provokant?

Und seit wann reagierte ich so gereizt darauf?

Dieser verdammte Schlüssel!

Das Metall grub sich in meine Handinnenfläche und hatte sich erwärmt. Ich schob ihn in meine Hosentasche und schaute mich nach Toshiya um, welcher bereits auf den Ausgang zulief, stehen blieb und sich mit einem gleichgültigen Gesicht nach mir umsah. Stumm folgte ich ihm und lief wieder neben ihm zurück Richtung Hotel.

"Ich hätte Bock auf 'ne Kippe."

Über diesen Themenwechsel erstaunt sah ich zu ihm auf und musste kurz schmunzeln. "Ja. Ich auch."

Seit über zwei Jahren hatte ich die Finger von den Nikotinstängeln gelassen, doch ab und an flammte das Verlangen danach noch auf und bei Toshiya schien es wohl ähnlich auszusehen.

"Toshiya ..." begann ich wieder und blieb mit ihm an einer Ampel stehen. Die Straßen waren leer und wir hätten theoretisch auch bei Rot die Kreuzung überqueren können, doch wir blieben stehen.

"Hm?" kam es von ihm und ich fühlte seinen Blick auf meiner Wange und räusperte mich.

"Wie kommst du auf sowas? Wir sind doch beide Männer und ich nicht gerade der Typ Mensch, der auf Nähe aus ist, also wieso?" Schließlich sah ich zu ihm auf und Toshiya lächelte wieder, ehe er antwortete.

"Weil ich dich beobachtet habe. Du brauchst weit mehr Nähe, als du dir zugestehen willst und ich ebenso. Wir sind nur auf Tour, ständig unterwegs, schlafen in Hotels oder im Bus, wir sind mit der Musik verheiratet und lieben sie, doch jeder von uns wacht regelmäßig mit einem Ständer auf. Und das ist normal, denn wir sind auch nur Menschen. Ich will Sex, aber nicht mit Fans und nicht mit Frauen, erst recht nicht, wenn ich dich immer halbnackt auf der Bühne sehe ..." Er lachte leise und trat einen Schritt näher.

Die Ampel war schon längst grün, doch meine Augen hingen an Toshiyas Lippen und klammerten sich an jedes Wort.

"Ich sehe so oft, wie er dir hart in der Hose steht und du bist selten auf den Aftershowpartys dabei, also vermute ich, dass du deinen Stageboner mit dir allein wegreibst und das muss nicht sein, wenn ich es doch .. ebenso gut machen könnte."

Der saß.

Unwissend hatte Toshiya genau ins Schwarze getroffen und das machte mich verlegen, so drehte ich mich weg und lief zügig über die Straße.

"Wir sind Bandkollegen, Toshiya, sowas gehört sich nicht!" murmelte ich vor mich hin, als ich die Schritte des Jüngeren wieder neben mir wusste, doch dieser lachte erneut leise auf.

"Wir sind nicht nur Kollegen, auch wenn du uns gern so sehen willst, um damit deine Distanz zu uns zu wahren, aber ich bin ziemlich davon genervt und werde das jetzt ändern."

Aprubt blieb ich stehen und starrte ihn an. Um uns herum strahlten die weißblauen Lichter der Hotelauffahrt und spiegelten sich in Toshiyas ruhigem Blick wieder. "Du bist also davon genervt? Das tut mir leid für dich, allerdings bin ich davon überzeugt, dass du nicht gerade die richtigen Mittel anwendest um das ändern zu wollen!" meine Stimme wollte lauter werden, doch sie wurde nur wieder heiser.

Der Größere kam wieder einen Schritt auf mich zu, dann noch einen und noch einen, bis er so nah vor mir stand, dass er sich zu mir beugte und ich sein Shampoo riechen konnte, was mir direkt die Sprache verschlug. "Das sehe ich anders, Kyo. Ich kenne dich besser, als du es dir vorstellen kannst." Seine Stimme war leise und tief und ich fühlte Toshiyas Atem auf der Wange und wand den Blick ab. Er war mir zu nah und was er sagte erwischte mich eiskalt.

"Niemand kennt mich."

"Das wünschst du dir, aber es ist leider nicht so."

Als er noch näher zu kommen drohte, schob ich mich zügig an ihm vorbei und marschierte auf den Eingang des Hotels zu und schritt durch die Empfangshalle. "Gute Nacht, Toshiya." Mein Herz schlug wie verrückt und wieder hörte ich Toshiyas Schritte.

"Ich bin noch nicht fertig!" rief er gespielt beleidigt und schlüpfte knapp nach mir in den Fahrstuhl, ehe sich die Türen schlossen und der Lift in Bewegung setzte. Ich drehte mich zu ihm und schmälerte drohender die Augen.

"Aber ich. Dieses Gespräch hat niemals stattgefunden, verstanden?" wisperte ich tonlos, doch schon war der Bassist wieder vor mir. Ich wich zurück und spürte die Metallwand im Rücken und die Haltestange an den Nieren, als die Hand des Jüngeren vorschoss und neben meinem Kopf landete. Fassungslos starrte ich ihn an, während ich dessen zweite Hand an meiner Hüfte spürte.

Was ging denn bitte jetzt ab?

"Was ... wird das?" flüsterte ich und senkte den Blick, griff die Hand an meiner Hüfte und versuchte sie wegzuschlagen.

"Du hast mir den Schlüssel nicht wiedergegeben." raunte er in einer Tonlage, die ich noch nie von ihm gehört hatte. Seine Lippen drückten sich in mein Haar und ich hielt die Luft an, während sich seine Hand von der Hüfte weiter schob, über meinen Oberschenkel und mittiger, direkt über mein Geschlecht glitt und ich nach Luft haschte.

"Hör auf!" kam es krächzend aus meinem Hals und mein Puls überschlug sich.

"Du trägst wieder keine Unterwäsche. Wie so oft nach dem Duschen." raunte er in mein Haar und drückte seine Finger fester gegen meine Körpermitte, drückte auf meine Hoden und meinen Penis und ich fühlte die Wärme seiner Hand durch die Jeans und keuchte abgehakt auf. Seine Lippen glitten zu meinem Ohr, während ich das Gesicht seitlich gegen die kühle Metallwand drückte.

Woher wusste er das mit der Wäsche?

Wieso traute er sich, mich so anzufassen?

Was waren das für Empfindungen in meinem Magen?

Wieso wurde mir so heiß?

"Toshiya, stop!"

Doch seine Hand begann über meine Körpermitte zu reiben, während ich sein Seufzen an meinem Ohr hörte und wieder keuchte. "Du wirst zu mir kommen, Kyo. Dann werde ich dir das Schloss zeigen und es wird dir gefallen, das verspreche ich dir."

Hinter ihm hörte ich wieder das 'Ping' und sofort wich der große Körper über mir und die Hand an meinem Schritt verschwand, ebenso der Duft des Shampoos. Ich sah auf und atmete tief und flach, schluckte und erblickte den Jüngeren in der Lifttür stehen, hinter ihm der Flur unserer Etage und in Toshiyas Gesicht ein seliges Lächeln.

"Gute Nacht, Kyo."

Touch

Doch wirklich gut war meine Nacht nicht. Ich lag noch sehr lange wach, starrte an die Decke, fühlte noch immer Toshiyas Hand auf mir und schloss die Augen, während ich die hitzige Welle, wie schon auf dem Balkon, ein weiteres mal empfand und sie diesesmal genoss. Sie breitete sich aus und durchflutete meine Innereien, kroch in mein Herz, meinen Brustkorb, meinen Hals, in meine Hände und Füße und verhärtete sich in meinem Schoß. Das war der Moment in dem ich die Augen wieder aufschlug und mit einem harten Schlucken verstand, dass dieses Gefühl Erregung war. Ich war erregt, durch Toshiya, durch seine Art, durch seine Worte und seine Berührungen, durch das Gefühl von Unsicherheit und Adrenalin, erregt vom Gedanken ihm ausgeliefert zu sein, mehr von seiner fordernden Art zu spüren ... Seufzend legte ich mir einen Arm über die Augen und öffnete die Lippen. Ich sollte so etwas nicht fühlen, ich durfte mir so etwas nicht vorstellen, nicht mit einem meiner Kollegen. Er würde es nicht können, meine Neigungen waren viel zu pervers, als dass sie jemand erfüllen könnte! Noch während ich versuchte meinen Verstand eingeschalten zu lassen und mich nicht von Trieben leiten zu lassen, glitt meine Hand von selbst unter die Decke, schob sich in meine Wäsche und brachte das zuende, was meine Gedanken begonnen hatten.

Als ich in jener Nacht kam, war ich es, der den Namen eines anderen flüsterte.
 

Am nächsten Morgen checkten wir aus und traten wieder in den geliebten Bus. Ich ließ mir natürlich besonders viel Zeit, damit ich den anderen nicht über den Weg laufen musste und die Chancen hoch standen, dass sich Toshiya schon im Bus verkrochen hatte und ich mich nicht so schnell wieder mit ihm auseinandersetzen musste. Das von gestern wollte mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen, egal wie gut ich es zu verdrängen versuchte.

Ich stieg die Stufen zum Businneren rauf, nickte der Dolmetscherin zu und nickte ebenfalls in Richtung der Crewmitglieder, welche mit Kaoru und Dai am Tisch saßen und redeten. Mir würde man es aufgrund meiner Stimmenprobleme zur Zeit nicht übel nehmen, wenn ich nicht sprach. Ein Umstand, welchen ich durchaus begrüßte.

Nachdem ich den vorderen Bereich des Buses hinter mir gelassen hatte, schritt ich Richtung Kapselbetten und schob meine Tasche hinter den Vorhang meines Bettes. Als ich mich wieder aufrichtete entdeckte ich Shinya, welcher mit einem Buch in der Chillecke saß und mir zulächelte. Schien so, als hätte ich Toshiya verpasst, och wie schade. Innerlich triumphirend atmete ich erleichtert durch, als sich etwas Warmes an meinen Rücken legte. "Darf ich bitte?" hörte ich Toshiyas Stimme hinter mir und wich sofort seiner Hand aus, ging einen Schritt beiseite und ließ den Großen vorbei, welcher mich nicht eines Blickes würdigte und sich ebenfalls seinem Kapselbett widmete.

"Will jemand Tee?" fragte Shinya und deutete Richtung Küchenbereich. Ich nickte und trat von den Betten weg und hin zur Küchenzeile.

"Ich nehm auch einen." hing die Stimme des Bassisten an und ich schaute zu ihm und nickte stumm, schenkte ein paar Tassen ein und platzierte sie auf dem Tisch. Toshiya hatte sich gegenüber des Schlagzeugers niedergelassen und dankte mir nickend, nahm die Tasse in seine großen Hände und führte sie an seine Lippen, ehe er vorsichtig bließ und daran schlürfte.

Für Momente hingen meine Augen an den großen Händen, den silberenen Ringen auf den kräftigen Gelenken, den Armbändern, den Adern auf dem Unterarm, welcher leicht gebräunt unter dem hochgekrämpelten Longsleeve hervorschaute. Dann sah ich Toshiyas dunkle Augen, welche auf mich gerichtet waren und mir einen Schauer über den Rücken jagten.

"Guten Morgen, Jungs, hier der Zeitplan für die nächsten Tage!" hörte ich Noras Stimme und blickte automatisch zu ihr. Auf alles Weitere was gesprochen wurde, hörte ich nur mit einem Ohr. Wir würden wohl bis heute Nacht mit dem Bus unterwegs sein und morgen in den Flieger steigen, welcher uns wieder nach Japan bringen würde. Alle schienen erleichtert, wir mochten den Bus, er war wie unser zweites Zuhause und so eingerichtet und funktional, wie wir es brauchten. Nachdem das kleine Meeting beendet war, blieben wir uns selbst überlassen.

Unser Schlagzeuger griff sein Buch, lächelte uns knapp zu und verzog sich damit in Richtung Bett. Toshiya holte seinen Laptop heraus und breitete sich auf dem Tisch aus, während ich meinen Inhalator desinfizierte und befüllte. Mit diesem ließ ich mich gegenüber des Bassisten nieder, legte meine Hände ans Gerät und neigte das Gesicht darüber, ehe ich Nase und Mund in die Öffnung drückte und zu inhalieren begann. Toshiya nippte wieder an seinem Tee, schob sich seine Brille auf die Nase, klickte auf seinem Touchpad herum und schaute dann über den Rand des Bildschirms zu mir. Im Glas seiner Brille spiegelte sich das Licht des Monitors. Ich fühlte seinen Blick auf meiner Kopfhaut, ließ die Augen jedoch geschlossen und konzentrierte mich aufs Atmen. Es war still zwischen uns, wir hörten nur Kaorus Stimme, Dais Lachen und die Kommentare der anderen und mein eigenes stetiges Ein- und Ausatmen. So verging eine ganze Weile.

Mein Hals fühlte sich freier an, nicht mehr so zugeklebt wie heute Morgen und meine Atemzüge wurden wieder tiefer und weiter. Nachdem ich der Meinung war, es sei genug, hob ich den Kopf, griff ein Tuch und tupfte mir damit die feucht gewordenen Hautstellen um Mund und Nase ab, ehe ich aufsah und registrierte, dass der Jüngere mich immer noch beobachtete. In seinem schlanken Gesicht lag ein wissender Ausdruck und seine Mundwinkel wurden von einem kleinen Schmunzeln umspielt.

"Und? Hast du letzte Nacht an mich gedacht?" fragte er mich leise und provokant.

Sofort streckte ich die Hand aus, griff nach dem Laptop und ließ den Deckel zukrachen. Toshiya zog blitzschnell seine Finger zurück und schaute mich kurz erstaunt an, ehe sein Schmunzeln breiter wurde.

"Also ja. Hast du lange gebraucht?" fragte er weiter, eine Spur leiser, doch nicht weniger spöttisch.

Eine Woge von Wut sammelte sich in meinem Magen an, doch ich hatte mir in den letzten Jahren angewöhnt, nicht mehr sofort meinen Impulsen nachzugehen, sondern wenigstens einmal durchzuatmen. Das tat ich auch und schmälerte die Augen, doch Toshiya ließ sich davon nicht beirren und stemmte seinen Ellenbogen auf dem zugeklappten Laptop ab, stützte sein Kinn in die Handfläche und betrachtete mich regelrecht amüsiert. "Und wie wars? Erzähl, wie hast dus dir gemacht."

"Halt deinen verdammten Mund!" zischte ich drohend und ballte die Hand mit dem Tuch zur Faust.

Der Jüngere blickte auf jene und hob kurz eine Augenbraue, ehe er mir wieder in die Augen sah. "Sonst? Willst du mir eine reinhauen? Mich schlagen? ... dann müsstest du mich ja anfassen."

Hier fühlte sich jemand ziemlich sicher und das brachte mich innerlich auf hundertachtzig.

"Aber nur zu, vielleicht steh ich ja drauf!" forderte er immer noch lächelnd und nahm scheinbar bewusst die Brille ab und legte sie auf den Laptop. Ruckartig richtete ich mich auf, setzte an aufzustehen und mich aus der Sitzecke zu hieven, doch Toshiya war schneller. Mit flinken Bewegungen war er näher zu mir gerückt und packte meine Schultern, riss mich zurück und drückte mich mit dem Rücken an seinen Oberkörper. Ich fiel regelrecht gegen ihn und krallte mich in den Tisch, ehe sich ein schlanker Arm um meine Brust schlang und festhielt. Ein warmer Atem glitt über mein Ohr.

"Na komm, erzähl es mir. Hat es dich angemacht, das im Lift? Lieg ich etwa doch nicht so falsch?" flüsterte er und ich schluckte.

Wir saßen in einem solchen Winkel des Buses, dass man uns von vorn nicht sehen würde, doch wenn einer zu uns käme, würde schon ein Blick um die Küchenecke reichen um das hier genau einsehen zu können. Ich hob meine linke Hand und krallte mich in Toshiyas nackten Unterarm, worauf dieser leise seufzte und seine Lippen fester gegen meine Ohrmuschel drückte. "Ohja, kratz mich, kennzeichne mich und verrate uns."

Sofort löste ich die Fingernägel wieder und versuchte seinen Arm so von mir zu lösen, doch man sollte Bassistenarme besser nicht unterschätzen. An meinem Rücken fühlte ich Toshiya Atembewegungen und wie fest und straff sein Körper war, während er mit der anderen Hand über meinen Bauch glitt und meinen Hosenbund anvisierte. Mit der freien Hand griff ich nach der anderen und umschloss das kräftige Gelenk des Jüngeren.

"Bist du wahnsinnig? Hör auf!" wisperte ich angestrengt und Toshiya hielt tatsächlich still, doch lachte er leise in mein Haar und begann mein Ohr zu küssen. Von diesen Kosungen war ich so geschockt, dass ich nur nach Luft schnappen konnte und versuchte den Kopf wegzudrehen.

"Du hast mir noch nicht geantwortet, Kyo. Sag mir, dass ich Recht hatte, dass es dir gefällt, wie ich dich anfasse, dass du neugierig bist, dass du den Schlüssel immer noch bei dir hast."

Verdammt nochmal, ja!

Ich blinzelte an die hölzerne Decke des Buses und atmete bemüht ruhig und tief durch. Meine Nackenhärchen stellten sich auf, während Toshiya seinen Griff festigte und mich an sich presste. "Antworte!" zischte er mir nun gefährlich ins Ohr und ich schluckte laut und unterdrückte ein Keuchen, als Toshiya seine Finger auf meiner Brust durch das Shirt in mein Fleisch krallte.

"Okay, du hattest Recht, zufrieden?!" wisperte ich gehetzt und wand mich unter den Griffen, versuchte immer noch mich zu lösen. Mit einem Ruck gab Toshiya nach und ließ mich los, stieß mich sogar ein Stück von sich und ich blieb an der Kante der Sitzecke hocken und drehte mich zu ihm.

Sein Gesicht strahlte die pure Zufriedenheit aus und er hob einen Arm und stemmte ihn auf der Lehne der Sitzbank, spielte sich unschuldig in den Haaren und sah mich an.

"War das jetzt so schwer?" säuselte er regelrecht und ich wunderte mich innerlich, wie er so sein konnte, so anders, so berechnend, listig und ... gar nicht wie man ihn gewohnt war. Ich stand auf, griff den Inhalator und brachte ihn zum Spülbecken, kippte ihn aus und wusch ihn. Einem flüchtigen Blick durch den Bus werfend versicherte ich mich darüber, dass die anderen nach wie vor beschäftigt schienen und keiner von ihnen so schnell hier hinter kommen würde, jedenfalls hoffte ich das. Das Gerät zum Trocknen gestellt drehte ich mich wieder zu Toshiya um und verschränkte die Arme vor der Brust.

"Ich will das Schloss sehen." knurrte ich eher angespannt und überspielte geschickt das Gefühl der Erregung, was ich in Toshiyas Klammergriff gehabt hatte.

Dieser spitzte die Lippen und hob die Brauen. "So?" scheinbar überraschte es ihn. "Dann komm heute Nacht in mein Bett rauf und ich werde es dir zeigen. Dann kannst du dich immer noch dafür oder dagegen entscheiden. Wie klingt das, hm?"

Bett?!

"Akzeptabel." antwortete ich prompt und seufzte, schob dann jedoch die Augenbrauen zusammen. "Heute Nacht? Wieso kannst dus mir nicht jetzt zeigen?" Der Größere grinste und strich die Haare auf einer Seite nach hinten, ließ den Kopf in den Nacken sinken und musterte scheinbar interessiert die Decke.

"Hm, lass mich überlegen. Vielleicht weil die anderen es besser nicht sehen sollten? Oder es im Falle deiner Zustimmung zu weiteren Handlungen kommen könnte, welche ich nur mit Konsequenzen vor den anderen in die Tat umsetzen könnte?" Sein Blick landete wieder auf mir und sein Gesicht wurde unerwartet weicher und mit einem Schlag sah es wieder nach dem Toshiya aus, den ich kannte. "Und vielleicht weil ich dich gern in meinem Bett haben will."

Etwas bebend zog ich den Atem ein und stieß ihn lang und tief wieder aus, spähte erneut nach vorn und nickte dann. Er wollte mich bei sich haben, okay, das machte mich innerlich unruhig und kribbelig. Ich wusste nicht mehr, wann ich das letzte mal nüchtern bei einem anderen Menschen im Bett gelegen hatte.

"In Ordnung." lenkte ich ein und rieb mir den Oberarm, leckte mir über die Lippen und sah auf meine Füße, ehe ich lächeln musste.
 

Dieses Gespräch hatte irgendetwas Reinigendes an sich gehabt und so war ich entspannter, was sich natürlich auch auf meinen Kontakt mit Toshiya ausübte. Es war fast so, als wäre nichts passiert, als hätte es diese Momente nicht gegeben. Der Rest des Tages verlief wie so viele der Busfahrten. Jeder tat, was er wollte, schlief, schaute DVD's, zockte, las oder wertete mit den anderen die Konzerte aus. Ich saß mit einer weiteren Tasse Tee am Fenster, ließ die Landschaft vorbeiziehen und hörte über Kopfhörer Musik aus dem MP3-Player. Zwischendurch hatten wir ein paar Pausen gemacht, den Bus verlassen, uns die Beine vertreten und in ein paar Städten näher umgesehen. Allerdings hatten wir einen gewissen Zeitplan einzuhalten und kamen nicht in den Genuss die Restaurants auszuprobieren und so konnte sich Dai nur Dosenbier kaufen. Der Stimmung tat das jedoch keinen Abbruch. Wir waren alle zufrieden und eine gewisse selige Melancholie lag in der Luft, da die Tour beendet war und vor uns freie Tage und weniger Stress lagen.

Nachdem wir alle Instantnudeln und Obst zu Abend gegessen hatten, wurde es draußen dämmrig und die Beleuchtungen der Stadt schalteten sich ein. Sie wirkte in jeder Stadt anders, und doch wieder nicht. Schilder und Reklame zu lesen hatte ich aufgegeben und mir fehlte das Interesse, anders natürlich Shinya. Dieser studierte sie regelrecht und schlug sie in Wörterbüchern nach, amüsierte sich mit Dai über die Mehrdeutigkeiten und diskutierte deren Herkunft. Kaoru war mittlerweile ebenfalls in seinen Laptop vertieft und Toshiya vor seinem eingenickt. Unauffällig betrachtete ich dessen schlafendes Gesicht. Mir war nie aufgefallen wie dicht seine Wimpern waren und wie deutlich sich die Wimpernkränze von der Haut abhoben, als wären sie gemalt. Seine Augenbrauen hatten einen dezenten Schwung und seine Lippen waren zusammengedrückt und sahen aus, als würde Toshiya schmollen. Wenn man ihn so sah, konnte man sich nur schwer vorstellen, dass in ihm ein kleiner Mistkerl steckte, der teils so provokant sein konnte, dass es schon wieder unreif genannt werden durfte.

Seine Augen öffneten sich und er sah mich an. Seine Pupillen wirkten so dunkel, als wären sie geschwärzt und sein Gesicht machte einen klaren und fast schon harten Eindruck, der mich schlucken ließ.

"Mal wieder am spannen?" flüsterte er mir zu und ich neigte den Kopf und schüttelte ihn knapp. Shinya lief an uns vorbei und deutete auf den letzten Abschnitt des Buses, in dem sich die sanitären Anlagen befanden und eine kleine Dusche, die zwar verdammt eng war, doch ihren Zweck erfüllte. Wir nickten und wussten, dass die ersten sich für das Bett fertig machten und der Tag sein Ende nahm. Etwa eine Stunde später lagen bereits alle in ihren Betten.

Es war still, nur das regelmäßige Surren des Busmotors und das sanfte Schaukeln des Mehrtonners. Ich lag in meinem Bett, trug Shirt und Shorts und blickte an die Decke meiner kleinen Koje. Genau über mir lag Toshiya und wartete auf mich und der Gedanke daran ließ mein Blut schneller fließen und den Muskel in meiner Brust arbeiten. Meine Hand tastete an die Seite meines Bettes auf die Anrichte und griff den kleinen Schlüssel, umschloss ihn fest und legte die Faust auf meine Brust. Selbst wenn mir das sagenhafte Schloss nicht gefallen würde, könnte ich zurück, das hatte mir Toshiya freigestellt und das nahm eine gewisse Unsicherheit von mir. Ich wartete noch ein paar Minuten und hob dann vorsichtig meinen Vorhang.

Nichts rührte sich.

Aufgrund der vorbeihuschenden Straßenlichter konnte ich nur in einigen Abschnitten des Buses die Konturen der Möbel erkennen, doch in unserem Schlafbereich war es finster wie im Bärenarsch. Geräuschlos schob ich meine Beine aus der Koje, fand sicheren Stand auf dem Boden und ließ gelenkig meinen Körper unter dem Vorhang hervorgleiten. Langsam richtete ich mich auf und lauschte noch einmal gespannt. Nichts, nur tiefes schlafendes Atmen meiner Kollegen. Ich hob den Kopf und spähte ins Finstere über meinem Bett, streckte die Hand aus und fühlte die obere Schlusskante meines Bettes und somit den Beginn von Toshiyas. An die Seite tretend stieg ich auf die kleine Leiter und hob meinen Körper, tastete weiterhin mit einer Hand vorraus unter den Vorhang und griff in etwas Warmes. Es war Toshiyas Arm. Sofort glitt dieser in meine Richtung und seine warme Hand legte sich auf meine Schulter und wies mir den Weg. Ich folgte ihr und kletterte leise und geschickt unter den Vorhang, schob mich auf das Bett und legte mich vorsichtig mit dem Bauch auf die weiche Matratze.

Hier roch es ganz anders als in meinem Bett, es roch nach Toshiya und das so intensiv, wie ich es nie gerochen hatte. Ich mochte den Duft und atmete ihn leise und tief ein. Neben mir konnte ich die Wärme seines Körper spüren und seine Hand glitt von meiner Schulter langsam über mein Schulterblatt und meinen Rücken, kräuselte das Shirt etwas und streichelte weiter zu meinen Nieren.

Oh Jesus ...

Es war hier so dunkel, dass ich absolut gar nichts sehen konnte, nur der Duft sagte mir, dass es wirklich Toshiya war. Die Matratze bewegte sich etwas, als der Bassist seinen Körper näher schob und ich seine Schenkel an meinen fühlte, dann dessen Atem an meinem Ohr. "Wie fühlst du dich?" fragte er so leise, dass nur ich ihn hören konnte.

Die Augen schließend seufzte ich und schmunzelte kurz. "Nervös." gestand ich ehrlich und spürte daraufhin die Lippen und wie sie mein Ohr liebevoll küssten.

"Das finde ich gut." wisperte der Jüngere und fütterte damit meine Verlegenheit, welche ich mir jedoch nicht anmerken lassen wollte. Einen Arm anwinkelnd hob ich die Schulter, welche Toshiya zugekehrt war und wollte mich auf die Seite drehen, doch da griff die Hand von den Nieren wieder meine Schulter und drückte sie zurück ins Laken. "Du wirst auf dem Bauch liegen bleiben. So kannst du dein Gesicht ins Kissen drücken, falls du laut werden willst."

Blut schoss in meine Wangen und erhitzte sie.

Laut werden?

Scheiße, was hatte der vor?

Noch ehe ich ihn fragen konnte löste er seinen festen Griff und strich mit den Fingern wieder zärtlich durch meine Nackenhaare, kräuselte die Spitzen zwischen Daumen und Zeigefinger und wühlte sich ein stückweit hinein, vergrub die komplette Hand in meiner Mähne und umschloss die Hälfte meines Schädels mit seinen langen Fingern. Es schien, als hätte er ebenfalls schon lange niemanden mehr berührt. Er betastete mich vorsichtig und beinahe liebevoll und ich genoss, wie ich betastet wurde. Ich bekam von dem Gefühl so eine heftige Gänsehaut, dass mein Atem zitterte, ehe ich mich wieder fing.

"Wo ist der Schlüssel?" hörte ich seine Stimme und schüttelte kurz den Kopf.

"Wo ist das Schloss?" entgegnete ich und bereute es im selben Moment.

Ein heftiger Schmerz durchzog meine Schädeldecke, als Toshiya mein Haar packte und es nach hinten riss, sodass ich unweigerlich den Kopf in den Nacken warf und aufschreien wollte, doch ich war so überrascht, dass mir die Luft in den Lungen stecken blieb. Sein Gesicht drückte sich an meine Schläfe.

"ICH gebe die Anweisungen." flüsterte er scharf und ich keuchte auf und öffnete die Lippen zu einem gehauchten Einverständnis.

Das kam unerwartet und meine Unterlippe zuckte unruhig, ehe Toshiya wieder locker ließ und mein Kopf ins Kissen zurück sank. Ich atmete flach und tief in den Stoff und schob meine Hand in die Dunkelheit, drückte sie leicht gegen Toshiyas nackte Brust. "Hier." hauchte ich noch immer etwas weggetreten und versuchte mich wieder zu sammeln.

So hatte ich Toshiya noch nie erlebt.

"So ist es brav." bekam ich als Antwort auf meine Hand gehaucht, von einer küssenden Geste auf die Knöchel gefolgt, ehe er mir den Schlüssel abnahm. Er griff unter das Kissen und es klackte leise, ehe er meine Hand wieder griff und zu sich führte. Ich spürte Metall unter den Fingerspitzen und schließlich um mein Gelenk.

Es knackte als etwas einrastete und so fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Handschellen!

Aber natürlich!

Zu denen gehörte der kleine Schlüssel!

Mein Körper wurde von Adrenalin durchflutet und ich atmete noch flacher und riss die Augen weit auf, auch wenn ich nichts sehen konnte.

"Was ... das?" keuchte ich fragend und hörte, wie Toshiya leise lachend schnaubte. Wieder strich er mir durchs Haar, während er mit der anderen meine Hand festhielt. "Die andere Hand, bitte." wies er liebevoll an und ich reichte sie ihm ohne Umschweife, schob meine Hände über meinen Kopf und legte die Gelenke nah beieinander, bis Toshiya auch die zweite Handschelle angelegt hatte. Das Gefühl von Metall, welches sich hart um meine Knochen und Sehnen legte und in sie schnitt, wenn ich daran zog, berauschte mich.

"Gefällt es dir?" hörte ich die Stimme wieder ganz nah an meinem Ohr und nickte langsam. Toshiyas Lippen formten sich zu einem Lächeln, ehe er seine Hüfte an mich drückte und ich durch seine Unterwäsche spüren konnte, dass er bereits hart war. "So wie ich es versprochen habe." wisperte er und hielt meine gefesselten Hände mit einer weiterhin nach oben gestreckt, während er mit der anderen Hand wieder über meinen Rücken strich, sich dabei enger an mich presste und ich bei der Härte an meiner Hüfte ungewohnt erregt wurde und leise seufzte.

"Und jetzt sag mir Kyo, willst du dich auf mich einlassen?" Er küsste über meine Wange und zu meinem Augenwinkel, ehe seine Finger meinen Shirtbund erreichten und sich darunter schoben. "Oder soll ich aufhören und es ist nie passiert?"

Die Wärme seiner Finger breitete sich auf meiner Haut aus und ließ mich einen Moment beben. Das war Toshiya, mein Bassist und jahrelanger Bandkollege und plötzlich war er mir so nah wie lange keiner mehr.

War das hier richtig?

Wer durfte darüber urteilen und es entscheiden?

Doch mein Körper reagierte so wunderbar und angenehm auf diese Zuneigung.

Handcuffs

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hold me

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

To fly blind

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Bathroom

Nachdem unser Flugzeug gelandet war, spürte ich in mir dieses dringende Verlangen, das alles einfach zu vergessen, es aus meinem Kopf zu verbannen und so zu tun, als wenn es niemals geschehen war. Es ärgerte mich. Es war doch gut gewesen, oder nicht? Ich hatte doch auch meinen Spaß bei dieser Sache gehabt, nicht wahr? Warum belog ich mich also schon wieder selbst und versuchte mir etwas zu verbieten, nur weil es sich nicht mit meiner Vorstellung von bandinternen Bindungen vertrug? Weil es mir nicht passte, dass die Gefahr bestünde, dass es tiefer gehen könnte?

Vielleicht sogar so tief, wie ich es nicht mehr kontrollieren könnte.

Und das wäre mein Untergang. Das würde alles zerstören, was ich mir über die Jahre an Selbstschutz und Mauer aufgebaut hatte.

Ich hasste ihn.

Ich hasste diesen Typen so verdammt sehr, dass es mich innerlich würgte. Und noch mehr hasste ich mich selbst, weil ich mir so eine gottverdammten Scheiße von angeblicher Abneigung einfallen lassen musste um zu rechtfertigen, dass ich etwas hassen wollte, was sich einfach nur verdammt gut angefühlt hatte..

Was sollte das denn?

Wo sollte das hinführen?

In mein altes Leben voller Einsamkeit und Isolation?

Ja?

Wollte ich das?

Wollte ich allein und verbittert, erkaltet und verhärtet enden?

Von diesen widersprüchlichen Gedanken konnte man nur Kopfschmerzen bekommen. Nach der Landung stieg ich mit als erster aus. Es war noch recht hell, wenn auch frisch, doch immer noch wärmer als drüben.

„Machst du nach Hause?“ Überrascht drehte ich mich um und erblickte Kaoru, welcher mit seiner geschulterten Tasche hinter mir stand, in der Hand einen kleinen Stapel von Schreibkram und vermutlichen neuen Terminplänen. Seit wann beschäftigte er sich denn wieder selbst damit? Und das nach einer Tour.

„Ich denke schon. Ich würde mich gern mal wieder in meinem eigenen Bett aufs Ohr legen und vorher noch in meinem eigenen Bad eine Dusche nehmen, mit meinem eigenen Duschgel und meinem eigenen Shampoo und mit meinem eigenen Handtuch...“

„...eigenen Handtuch abtrocknen, hab schon verstanden.“ Vollendete Kaoru meinen Satz und sah mich auf seine verständnisvolle und gleichzeitig minimal genervte Weise an. Dann schaute er über seine Schulter und Shinya und Dai stiegen die Treppe des Fliegers hinab, natürlich mal wieder am Lachen und wild mit den Händen durch die Luft wedeln. Die beiden hatten wohl mal wieder ihre ganz dicke Phase zueinander, in welcher sie nicht wirklich auseinander zu kriegen waren.

„Wir wollten noch einen trinken gehen, ist doch noch nicht spät.“ begann Kaoru sein eigentliches Anliegen und ich legte den Kopf fragend auf die Seite.

„Japanisches Bier, euer Ernst?“ Das schien mir jetzt ein wenig widersprüchlich, nachdem Dai doch so auf das ausländische Bier geschworen hatte.

„Also eigentlich...“ mischte sich nun der Rotschopf ein, welcher uns in Begleitung des blondlockigen Drummers erreicht hatte. „...geht es mir mehr um den Sake. Du glaubst nicht, wie ich den im Ausland vermisst habe, vom Essen mal ganz zu schweigen.“

Kaoru nickte verstehend und deutete auf seinen kleinen angesetzten Bauch. „Da sagst du was. Ich fühle mich total unterernährt. Das Essen von drüben werde ich wohl nie vertragen.“

Okay, bevor sie jetzt auch noch über ihre Verdauungsprobleme anfangen würden, sollte ich dieses Gespräch schnell auf den richtigen Punkt bringen und dann noch schneller wieder beenden.

„Und was hat das nun mit mir zu tun?“ murmelte ich etwas gereizter als beabsichtigt und der Bandleader hob sogleich die Brauen, als wenn er tatsächlich überrascht von meiner Frage gewesen wäre. „Na was wohl? Wir wollen wissen, ob du mitkommst? Danach könnt ihr euch immer noch alle daheim verkriechen, nachdem wir unseren Abschluss etwas gefeiert haben.“

Das klang in der Tat logisch und auch nicht wirklich übel. Lust hätte ich schon dazu, doch andererseits... Toshiya gesellte sich nun ebenfalls zu uns, unter seinem Arm die Laptoptasche und in der Hand sein Smartphone, war doch logisch. Meine Augen schnell wieder von ihm lösend, da der Herr selbst es auch nicht für nötig erachtete, uns auch nur eines Blickes zu würdigen, sah ich die anderen wieder an und rang mich doch tatsächlich zu einem lächelnden Nicken durch. „Klar, bin dabei.“

Warum auch nicht. Wie Kaoru selbst sagte, war morgen auch noch Zeit, sich zurückzuziehen, bis die Arbeit wieder aktiv und stressiger werden würde.

„Soll ich dich abholen?“ hörte ich die Stimme des Bassisten, welcher doch tatsächlich die Dreistigkeit besaß, die Augen weiterhin auf dem Smartphone zu lassen und auf dem Display herumzutippen.

War der gerade wieder im Twitter?

Was gabs denn zu twittern?

Vielleicht, dass wir uns vorhin gegenseitig einen gekeult hatten?

Verfluchter Mistkerl. Warum machte er mich schon wieder so wütend?

„Ich find den Weg auch allein, danke.“ gab ich in einem eisigen Ton zurück und kassierte sofort Kaorus misstrauischen Blick.

„Stimmt ... etwas nicht bei euch?“ fragte er ruhig und sah zu Toshiya und dann wieder zu mir. Der Bassist hingegen zuckte nur die Schultern und trat dann an ihnen und mir vorbei, weiterhin die Konzentration überall, nur nicht bei uns. „Wahrscheinlich macht seine Stimme ihm wieder zu schaffen.“

Dieser ...!!!

„Willst du dich dann nicht doch lieber zu Hause ausruhen?“ kam mir nun auch noch Shinya sorgend entgegen und ich versuchte zu lächeln und machte eine wischende Geste. „Jetzt hört schon auf. Ich inhalier vorher nochmal und dann wird es heute Abend auch keine Probleme geben.“ Jedenfalls schon mal keine, die mit meiner Stimme zusammenhängen könnten. Dai nickte und deutete dann Richtung Van, welcher uns zu Hause absetzen würde. „Dann wäre das ja geklärt.“ Da konnte es scheinbar jemand kaum abwarten, endlich wieder die Lippen mit Alkohol zu benetzen. „Dir hat das Bier im Flieger nicht gereicht, hu?“ kam meine gedachte und von Shinya ausgesprochene Frage und Dai lachte und schüttelte den Kopf. „Das reichte doch gerademal für den Geschmack!“

Ich wand mich von ihnen ab und trat den Weg zum Kleinbus an, natürlich hinter Toshiya. Und natürlich konnte ich nicht anders und starrte dessen Rücken an. Er hatte recht breite Schultern, wenn er auch sonst eher schlank war und man sah ihm an, dass er sich um eine gerade Körperhaltung bemühte, um seinen bereits angeschlagenen Rücken zu entlasten. Seine Taille hingegen war schmal, was man auch trotz des Hoodies gut erkennen konnte und seine Haut unter den hochgekrämpelten Ärmeln schien mir wieder so gebräunt und gesund, dass man sie am liebsten anfassen wollte...

Ohja, Kyo, diese Gedanken werden dir auf deinem Weg des Abstandes zu ihm mit Sicherheit sehr hilfreich sein!

Wollte ich mich eigentlich selbst noch mehr in den Wahnsinn treiben?

Schon beim Einsteigen in den Van kramte ich in meiner Tasche den Player wieder vor, entfernte die geliehenen Ohrstöpsel und hielt sie Toshiya hin. Dieser hatte sich bereits auf einen der mittleren Sitze niedergelassen und schaute etwas fragend zu mir auf.

„Brauch ich nicht mehr, danke.“ erklärte ich knapp und wollte mich abwenden, als Toshiyas Finger nicht nur die Kopfhörer sondern auch nach meiner Hand griffen und sie festhielten. Mit geschmälerten Augen sah ich in sein ahnungsloses Gesicht und seine dunklen Augen sprachen tatsächlich das reine Unwissen. „Bist du sauer? Schon wieder?“

Was hieß denn hier bitte schon wieder?!

„Bild dir nichts ein.“ knurrte ich zurück und zog meine Finger etwas heftiger als geplant aus seinem Griff. Ja, ich war sauer, aber eigentlich wusste ich nicht so recht warum und das machte mich noch gereizter. Es war wirklich anstrengend, wenn man sich selbst nicht verstehen konnte und nicht immer wusste, warum man so reagierte, wie man es eben tat und das konnte einem tierisch an den Nerven rumfressen. Und mir fraß zur Zeit auch noch etwas anderes an den Nerven ...

Die Fahrt war dieses mal recht kurz, jedenfalls für mich, da ich das Glück hatte, dem Landeplatz am nähsten zu wohnen. Nachdem der Van gehalten hatte und ich meine Sachen bereits gegriffen hatte, wurde mir die Tür aufgezogen und ich bedankte mich lächelnd und stieg aus. „Bis später, Kyo!“ hörte ich Dai rufen und winkte ihm über die Schulter zu.

„Ich bin um acht bei dir!“ hörte ich als nächstes und hielt in meiner Bewegung inne, ehe ich mich zügig umdrehte, doch da wurde die Tür des Vans bereits wieder zugeschoben. Ich konnte Toshiyas Gesicht sehen, welches mir zugewand war und mich doch tatsächlich angrinste.

Merkte der eigentlich noch was?

Natürlich hatte ich jetzt keine Möglichkeit mehr sein ‚freundliches‘ Angebot abzulehnen, da der Kleinbus bereits wieder anfuhr. Gut, vielleicht hätte ich ihm nachsetzen und versuchen können, aufzuspringen ... Nicht sehr realistisch. So blieb mir nur ein wütender Blick dem Bus hinterher und ein Zähneknirschen, ehe ich mich der Nebenstraße und der Einfahrt zu meiner Bleibe widmete. Es war offensichtlich, dass er das mit Absicht gemacht hatte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es kurz nach sieben war. Also hatte ich nicht mal mehr eine Stunde? Na bravo. Hätten wir gleich direkt in die Kneipe fahren können, mit Gepäck und Technikutensilien, wen kümmerte das denn schon ...

Die Backen aufplusternd lockerte ich mein Gesicht und damit hoffentlich auch diese angespannten Gedanken in meinem Kopf, während ich meine Wohnung betrat. Es war totenstill und sie roch fremd, doch das tat sie nach einer Tour immer. Mein Gepäck im Flur stehen gelassen, stieg ich aus den Schuhen und zog mir die Jacke aus, marschierte dann direkt ins Badezimmer und packte alles, was ich am Leib trug, in den Wäschekorb. Mein Badezimmer war klein, doch trotzdem fühlte es sich gerade so eisig an, als wenn es riesengroß wäre und unter einem Schneeberg vergraben. Mein Körper wurde sofort von einer Gänsehaut überzogen und ich warf einen flüchtigen Blick in den Spiegel und wäre dann beinahe zur Salzsäule erstarrte. Mein Hals war unter dem Tattoo gerötet und wenn ich mir über den Nacken strich, fühlte er sich ebenfalls gereizt an. Probehalber drehte ich mich und versuchte mich von hinten zu sehen. Auf meinem Schulterblatt trohnten mehrere dunkle Flecken zwischen den Tättoowierungen.

Blutergüsse?

Oder Knutschflecken?

Aber natürlich ... gestern Nacht, bei Toshiya im Bett. Er hatte mich gebissen, mehrfach und sich dabei noch enger an mich geschmiegt. Mit einem Schlucken dachte ich an dieses Gefühl hinter mir und für einen Moment schien die Kälte in meinem Badezimmer zu weichen und von irgendwoher warme Luft über meinen Rücken zu streichen. Einbildung, natürlich, doch sie fühlte sich gut an. Warm und ... erregend.

Stop!

Ich musste davon loskommen, wenigstens für heute Abend. Wie würde ich denn sonst mit den anderen und ihm an einem Tisch sitzen können? Und dann auch noch unter der Wirkung von Alkohol?

Alles klar, ich würde mir nur Saft bestellen, oder Tee und es auf die Reizung meines Halses schieben. Das Gesicht kopfschüttelnd verziehend wand ich mich meinem kleinen Badezimmerschrank zu und legte mir ein frisches Handtuch zurecht, ehe ich die Duschutensilien wieder in die Duschkabine räumte. Wenn wir auf Tour waren, räumte ich immer alles weg, um es nicht unnötig einstauben zu lassen. Die Kabine einmal mit heißem Wasser abgespritzt sollte sie wieder nutzbar für mich sein. So stieg ich hinein und genoss es, wieder in meiner Heimat, in meiner Wohnung, in meiner eigenen Dusche zu stehen, mein eigenes Wasser zu verbrauchen und nur auf meine eigenen Gedanke und Atemzüge zu achten, da hier sonst einfach niemand war. Es tat gut. Das Alleinsein konnte sich so schön anfühlen. So beruhigend und entspannend ... Es klingelte.

Nee, oder?

Ich war gerade dabei, mir das Shampoo aus den Haaren zu waschen und riss meinen Kopf unter dem Wasserstrahl hervor, um nach draußen zu lauschen. Hatte ich mich geirrt?

Nein, es klingelte wieder und dieses mal etwas energischer. Das durfte doch nicht wahr sein, wer war denn bitte so lebensmüde?

Schon lief mir das noch nicht ganz ausgespülte Shampoo in die Augen und ließ sie brennen.

„Moment!“ rief ich nach draußen und wusch mir noch einmal über die kurzen Haare und das Gesicht. Wer auch immer jetzt an meiner Tür stand und sich sehr unbeliebt bei mir machte, der würde noch eine Minute warten müssen. Es klingelte wieder und ich stieß meine erste knurrende Verwünschung aus, doch natürlich etwas leiser, ehe ich aus der Dusche stieg und nach dem Handtuch griff. Sowas hätte es in einem ausländischen Hotel nicht gegeben ...

Mir das Handtuch um die Hüfte wickelnd lief ich durch den Flur, dem erneuten nervigen Klingeln entgegen.

„Ich sagte ‚Moment‘!“ Schon riss ich die Tür auf und starrte Toshiya an. Das war ein schlechter Witz. Ein ganz schlechter. Also ich meine so ein richtig, richtig schlechter ...

„Du bist tot.“ rutschte es mir raus, während ich in das grinsende Gesicht starrte.

„Und du ... ziemlich nass und nackt.“ entgegnete der Größere in seiner gewohnt ungetrübten Art, während seine Augen über meinen Körper huschten und dann wieder in meinem Gesicht hängen blieben. „Oh, hast du geweint?“

„Was?“ irritiert blinzelte ich und spürte jetzt wieder das Brennen dank des Shampoos in meinen Augen. Sofort begann ich zu reiben und drehte mich mit einem schnaubenden Geräusch von der Tür weg. „Natürlich nicht. Das ist deine Schuld! Hattest du nicht gesagt um acht?!“ zeterte ich sofort los, während mir der Jüngere folgte, die Tür hinter sich schloss und ein extra lautes Seufzen von sich gab.

„Ja, aber ich hatte dich einfach zu sehr vermisst.“ Seine Stimme klang gespielt säuselnd und ich hob nur eine Hand über meine Schulter und richtete den Mittelfinger nach oben auf. „Och, so gastfreundlich wie immer. Und auf die zehn Minuten kommt es nun auch nicht mehr an.“

Oh Toshiya, deinen naiven Optimismus möchte ich haben. Ich trat zurück ins Bad und griff nach der Türklinke. „Setz dich irgendwohin und warte, bis ich fertig bin.“ Und schon zog ich mir wieder das Handtuch von der Hüfte und stieg noch einmal zurück unter die Dusche. Ich wusste nicht warum, aber plötzlich hatte ich das Bedürfnis mich besonders gründlich zu reinigen. Lag das an dem Störenfried in meiner Wohnung?

Nein!

Ich wollte nur das verdammte Brennen in meinen Augen endlich loswerden!

So hielt ich den Wasserstrahl besonders lange in mein Gesicht, bis das reizende Gefühl endlich nachließ. Nochmal eine extra Portion Duschgel unter Arme und unterhalb der Gürtellinie und ich stieg nun schon zum zweiten Mal wieder aus der Kabine. Dieses mal hatte ich wenigstens Zeit mich ganz abzutrocknen und stieg in frische Unterwäsche. Eine Welle von Duft hinter mir herziehend kam ich ins Wohnzimmer und sah Toshiya auf dem Boden hocken, natürlich wieder mit dem Handy in der Hand.

„Stalkst du Kaoru?“ fragte ich desinteressiert und kramte mir aus dem Kleiderschrank in der Ecke frische Jeans und ein Shirt hervor.

„Nee, ich twitter, wie heiß du nackt aussiehst.“

Abrupt richtete ich mich auf und sah ihn an. Er erwiderte den Blick und es herrschte für Sekunden eine Stille, welche sich aufzuladen schien.

„Lass diese Witze. Dazu bin ich nicht in der Stimmung.“ Unterbrach ich das Starren schließlich und zog mir die Jeans über die Beine und die Hüfte.

„Das war keiner. Also ja, ich twitter sowas natürlich nicht. Aber das heißt nicht, dass das nicht auch meine Meinung ist.“

Seufzend blickte ich an die Decke und faltete das Shirt auseinander. „Du solltest mal wieder deine Dioptrien richten lassen.“ murmelte ich entgegen und konnte im Augenwinkel sehen, wie Toshiya aufstand. Er kam auf mich zu und ich war im Begriff mir das Shirt über den Kopf zu ziehen, als er mich in meiner Bewegung an den Unterarmen festhielt. Sofort riss ich mich aus seinem Griff und ging ein paar Schritte zurück. „Was wird‘n das jetzt?“

„Hör auf damit.“ seine Stimme wurde wieder eine Spur dunkler und ruhig, doch es war eher eine angespannte Ruhe, als wenn er etwas unterdrücken müsste. „Das auf deinem Rücken, ... ist das von mir?“ hörte ich ihn dann fragen und zog mir das Shirt nun doch über, ehe ich die Schultern zuckte.

„Glaub schon.“

„Du glaubst?“ Toshiya hob die Brauen und seine Lippen wurden etwas schmollender. „Könnten sie etwa auch von anderen sein?“

Bitte was?

Meine Augen richteten sich wieder auf ihn und ich zog den Mundwinkel auf einer Seite hoch, so dass es nach einem abgeklärten Lächeln aussah. „Hm, vielleicht?“

Mein Herz blieb stehen, als der Jüngere plötzlich auf mich zuschoss und mich an den Oberarmen packte. Sein Gesicht war erschrocken versteinert und seine Augen geschmälert. Mir schlug das Herz nun doppelt so schnell gegen meinen Brustkorb, als wenn es herausbrechen wöllte.

„Damit...“ flüsterte er scharf und beugte sich näher zu mir. „...solltest du künftig keine Scherze mehr in meiner Gegenwart machen. Ich teile nicht. Niemals.“ Schluckend musterte ich sein Gesicht und es sah aus, als wenn er meinen Duft tief einatmen würde. Seine Hände fühlten sich wie die Handschellen an, ebenso eisern und unnachgiebig.

„Du tust mir weh.“ wisperte ich unangenehm berührt und spannte die Oberarme an, um mich dann aus seinen Händen zu hebeln, was tatsächlich klappte. „Außerdem kann man nicht teilen, wenn man etwas nicht besitzt, oder?“ zischte ich dann zurück und straffte mein Shirt. Toshiya richtete sich wieder gerade auf und lächelte etwas unterkühlt. „Kommt noch, Kyo.“

Was?

Wieso war er sich so sicher?

Sprachen wir hier wirklich vom gleichen Thema?

Ging es hier wirklich gerade darum, dass er mich besitzen wollte?

Hatte ich das richtig verstanden?

Er hob eine Hand, als wenn er mich beruhigen wöllte. „Entspann dich, ich hab nicht vor, dir die Freiheit zu rauben. Ich weiß, wie sehr du an ihr hängst.“

„Da war ich mir gerade nicht so sicher.“

Wir sahen einander an und je länger seine dunklen Augen in meine tauchten, desto weicher fühlten sich meine Knie plötzlich an. Als würde ich in einem Sumpf stehen und langsam sinken ...

„Können wir dann?“ unterbrach er meinen anfänglichen Realitätsverlust und ich blinzelte und rieb mir über die klammen Haare. Mein Nicken wirkte etwas erzwungen, doch das würde man mir nach gerade eben nicht wirklich verübeln können. Die Art und Weise, mit der er mich festgehalten hatte, das war schon fast beängstigend gewesen. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er wirklich so sein konnte, so ... dominant. Doch warum überraschte mich das überhaupt noch? Sollte ich es nach der letzten Nacht nicht endlich mal besser wissen und vielleicht von vornherein der Einfacherhalber auf alles gefasst sein? Dann würde mich so etwas wie gerade eben nicht so extrem aus der Bahn werfen, dass mir immer noch die Nackenhärchen senkrecht nach oben standen.

„Ja, sofort.“ murmelte ich und ging nochmal zurück ins Bad, trug etwas Parfüm auf und richtete mir die Haare vorm Spiegel. Mein Gesicht wirkte angespannt und ich klopfte mir mit den flachen Händen gegen die Wangen, um es etwas zu lockern, doch es half nur bedingt.

War es wirklich schon acht?

Kann doch nicht wahr sein, dass die letzte Stunde so schnell vergangen war und das, obwohl ich doch fast nur in Gedanken gehangen hatte. Oder vielleicht war das der Grund?

Wenn man vor sich hin träumte, ging die Zeit doch immer schneller rum. Okay, ruhig bleiben. Ich musste ja nicht lange bleiben. Wenn ich mich über irgendetwas oder irgendjemanden zu sehr ärgern sollte, würde ich mich einfach früher wieder verabschieden und verschwinden und die anderen unter sich lassen. Vermutlich hatten sie ohne meine Laune eh viel mehr Spaß ...

Als ich mein Gesicht zur Badtür wand, lehnte Toshiya im Türrahmen und fixierte mich. „Denkst du wieder darüber nach, wie schnell du abzischen und uns allein sitzen lassen wirst?“

Ich h-a-s-s-t-e ihn.

„Nicht doch.“ spielte ich herunter und kam auf ihn zu, um ihn aus dem Badezimmer zu drängen.

„Na dann bin ich ja beruhigt, sonst hätte ich dir gleich gesagt, dass das heute nichts werden wird.“

„Ach, und wie kommst du darauf?“ Ich griff meine Boots und zog sie mir über die Füße.

„Weil ich heute gern etwas mehr von dir hätte, als nur zwei Bier.“

Meine Hände hoben die Lederjacke von der Garderobe, während ich Toshiya wieder ansah und lächelte. „Gut, dann mach ich eben drei draus.“ Doch so wirklich sicher war ich mir da nicht.

Und ich sollte Recht behalten.

Sake and air

Nachdem wir meine Wohnung verlassen hatten, entspannte sich das Verhältnis zwischen uns wieder. Es wäre auch recht kindisch gewesen, lange sauer zu sein, wegen etwas, was ich doch eigentlich provoziert hatte. Schließlich hatte er mir nicht mit böser Absicht weh getan, sondern eigentlich nur, um mich zu ermahnen und mich für einen Moment in die Schranken zu weisen.

So gesehen doch genau das, was ich manchmal brauchte. Und wirklich weh tat es nun auch wieder nicht ...

Moment, hatte ich es gerade befürwortet, dass mich jemand in die Schranken wies?

Wie fertig konnten meine Nerven denn noch sein?

„...hörst du mir überhaupt zu?“ Irritiert sah ich auf. Toshiya stand vor mir, hinter ihm die Kneipe, in der wir uns mit den anderen treffen würden. Ich hatte gar nicht so richtig mitbekommen, wie wir hier hergekommen waren.

„Ehm ... entschuldige. Kannst du das vielleicht nochmal wiederholen?“ Meine Finger wanderten in meinen Nacken und kratzten mich unter dem Kragen.

„Ich wüsste ja zugern was gerade so viel spannender gewesesn war, als meine Gegenwart.“

Tja, das wüsste der Herr Einsachtzig gern, hm?

„Vielleicht beim nächsten mal.“ tröstete ich ihn nur halbherzig und bekam auch sogleich eine gespielt glaubwürdige Fratze zu sehen.

„Ich hab Zeit, keine Sorge. Früher oder später werde ich dich sowieso besser kennen, als du dich selbst.“

Ich starrte ihn an. Nicht überrascht sein, Kyo, nein. Und nein, das war ich auch nicht. Aber ich konnte es trotzdem nicht vermeiden, dass meine Brauen nach oben wanderten und mein Blick alles andere als Vertrauen zeigte. „Ach, wirklich? Abwarten, Hara, abwarten.“

Und schwupps lächelte er, zynisch, berechnend, so als wenn er etwas wüsste, was mir jedoch einfach nicht einfallen wollte. Gut, vielleicht lag das auch nur daran, weil ich ihn beim Nachnahmen nannte. Schon kam er einen Schritt näher und als wenn ich auf Nummer sicher gehen wöllte, dass auch bloß niemand in der Umgebung etwas sehen, dann deuten und falsch verstehen könnte, warf ich fast schon unsichere Blicke um mich herum. Sofort lachte der Jüngere, ehe er sich räusperte.

„Glaubst du wirklich es interessiert mich, ob du mich jetzt auf Abstand halten willst?“ Seine Stimme war gerade einmal so laut, dass ich sie verstehen konnte, das hoffe ich zumindest, doch sie war dennoch laut genug, um nicht nur in mein Ohr zu dringen, sondern noch viel tiefer. Mit einem Schnauben versuchte ich seine Worte aus meinem inneren herauszudrängen.

„Wer sagt denn, dass ich das vorhabe?“ Mein Blick sollte gefasst sein, doch ich konnte in Toshiyas Augen lesen, dass er mich durchschaut hatte.

Verflucht!

„Dein Verhalten, dein Körper. Du sprichst sehr deutlich zu mir, Kyo und du solltest wissen, dass ich sensibel genug bin, aus deinen Gesten zu lesen.“

Ohja, das war er. Wenn Toshiya etwas war, dann sensibel und empfindsam und zwar für alles. Er hatte eine Art sechsten Sinn und das konnte ab und an schon ziemlich nerven. Doch mit den Jahren hatte er das nicht mehr allzu deutlich gezeigt und so war seine ‚Fahigkeit‘ schon wieder in Vergessenheit geraten.

Dumm für mich.

„Wirst du mich also bald wieder mit deiner Emphatienummer in den Wahnsinn treiben?“ versuchte ich ihn deswegen zu ärgern und ihm gleichzeitig zu verstehen zu geben, dass ich wisse, was kommen würde.

„Nicht nur damit, Kyo.“ Er sah über meinen Kopf hinweg und lächelte auf eine träumerische Art und Weise, als wenn er in Gedanken schon wo ganz anders war. Und das Kribbeln in meinem Bauch schien aus der gleichen Richtung zu kommen.

„Alles klar, wenn du‘s sagst.“ warf ich an und machte ein paar Schritte an ihm vorbei und Richtung Eingangstür der Kneipe. Anhand der Schritte hörte ich, dass Toshiya mir folgte und so hielt ich ihm nach Eintritt höflich die Tür auf. Er lächelte mir zu, doch gingen seine Augen schon durch den Raum und suchten unsere Kollegen. Sie hatten sich in einer etwas abgelegeneren Ecke niedergelassen. Gelöste Stimmung umfing uns und der Duft von Bier, Nudeln und Soja drang in unsere Nase. Es hatte etwas heimisches und entspanntes und ich atmete tief durch.

Kaoru hob erfreut die Hände, als er uns kommen sah und deutete ihm gegenüber und neben Shinya. Nickend zog ich meine Jacke aus und schob mich auf die Sitzbank neben unseren Drummer, während Toshiya schräg neben mir auf dem Stuhl platz nahm.

„Ich freue mich, dass du es dir nicht doch noch einmal anders überlegt hast.“ Die ruhigen Augen des Leaders musterten mein Gesicht und ich lächelte. „Ich hab‘ auch meine guten Tage.“

Was hätte ich auch sonst sagen sollen, dass Toshiya der einzige Grund gewesen wäre, der mich vom Feiern mit den anderen abgehalten hätte? Das stimmte schließlich nur zum Teil, der wirkliche Grund war ich doch selbst.

„Fühlte es sich in eurer Wohnung auch wieder so merkwürdig an?“ begann Dai und löste damit eine Gesprächsrunde über das Heimweh und das dann tatsächlich eintretende Gefühl, wenn man heimkam, aus. Wir waren beim zweiten Bier, zwischen unseren Gläsern ein paar Cracker und die erste Sakeflasche. Mein Gesicht fühlte sich vom Alkohol wärmer an und meine Stimmung war erheitert. Ich lachte über Dai‘s Witze, die ich sonst eher mäßig amüsant fand und steckte mit meinem Kichern sogar Kaoru an. Das war so verdammt peinlich und noch peinlicher war es, dass man es wusste, aber nichts dagegen tun konnte. Vielleicht war es unbewusst und vielleicht war es auch wirklich nur ein Versehen doch ich bildete mir tatsächlich ein, dass ich unter dem Tisch immer wieder Toshiyas Knie an meinem eigenen spüren konnte. Wenn das tatsächlich nur Zufall sein sollte, dann doch ein sehr merkwürdiger. Möglichst unauffällig schielte ich zu ihm auf, doch seine Augen waren auf Dai und die anderen gerichtet. Dennoch fühlte es sich an, als ob sein Knie fester gegen meines drücken würde. Das konnte kein Versehen sein ...

Selbst wenn er mich für das Tischbein halten würde,würde er doch sicher nicht so fest dagegen drücken.

Nun bewegte es sich auch noch!

Nur langsam, doch es drückte, ließ nach und bewegte sich etwas seitlich und dann wieder vor. Schon fast genervt zog ich mein Knie zurück und Toshiyas Mundwinkel zuckte einen Moment.

Also doch! Du verdammter Scheißkerl, was soll‘n das?

Er griff nach seinem Bierglas und nahm einen Schluck. Über den Glasrand spähten seine Augen zu mir und ich hob eine Braue und neigte den Kopf etwas schief. Die Lippen immer noch an seinem Glas hoben sich seine Mundwinkel zu einem versteckten Grinsen und ich hätte am liebsten meine Hand ausgestreckt und ihm das Glas in den Rachen gerammt.

„Wie lange werden wir uns eigentlich eine Pause gönnen können?“ Shinyas Frage war berechtigt und ich sah interessiert zu Kaoru, welcher tief Luft holte und dann die Hände auf dem Tisch faltete. „Ich denke, zwei Wochen sollten genügen. Wir müssen die Live DVD zusammenschneiden und mir wäre es fast lieber, wenn wir damit gleich anfangen könnten.“ War das sein Ernst? Die Überraschung stand in allen Gesichtern, bis der Gitarrist einen nachdenklichen Laut von sich gab. „Aber ich brauche selbst eine Pause. Außerdem müssen wir darauf achten, dass Kyo seine Stimme wieder stabilisieren kann. Anderenfalls wird ein medizinischer Eingriff unumgänglich sein.“

„Müssen wir jetzt darüber reden?“ Ich rutschte auf meinem Platz etwas tiefer und stieß nun meinerseits an Toshiyas Bein, doch das war mir gerade ziemlich egal. Ich wollte nicht, dass wir jetzt und heute über mich und mein kleines Problem sprachen. „Ich krieg das schon hin.“ tat ich es somit ab.

Einen Moment herrschte Stille und diese Stille erschlug mich. Es war nicht schwer zu erkennen, warum es so still war: sie sahen mich an, sie dachten nach, sie wollten helfen, etwas tun, um sicherzugehen, dass es problemlos weitergehen wird, dass überhaupt noch etwas gehen wird. Meine Lider senkten sich etwas und ich starrte auf die Tischkante, kratzte mit dem Daumen daran herum und biss mir innerlich auf die Zunge. Im Augenwinkel konnte ich sehen, wie Toshiya nach der Sakeflasche griff und mir einschenkte, dann tat er das gleiche bei sich und schob die Flasche dann wieder in die Mitte des Tisches. „Genug gegrübelt. Was passieren soll, wird auch passieren, doch darüber brauchen wir uns heute noch keinen Gedanken zumachen.“

Jetzt wäre ich ihm am liebsten um den Hals gefallen. Ein besseres Timing für seine Sensibilität hätte es gar nicht geben können und was er damit eigentlich bezwecken wollte, ging nun auch auf die anderen über. Zögerlich griff Shinya danach, ehe auch Dai seufzte und die Hand in die Luft hob. „Du hast Recht. Kyo wird schon wissen, was er tut.“

„Wir stehen das durch, so schlimm wird es schon nicht werden.“ klinkte sich nun auch der mir gegenübersitzende Gitarrist ein, ehe auch diesem eingeschenkt wurde und ich erleichtert die Augen schloss. Sie taten gerade so, als würden sie über meine Beerdigung sprechen, doch ich war unheimlich froh, dass das Thema schnell wieder vom Tisch war, so schnell wie es gekommen war und das dank Toshiya.

Langsam sah ich zu ihm auf und unsere Blicke begegneten sich. Der Größere lächelte und prostete mir mit seiner kleinen Sakeschale zu. Ich erwiderte und lächelte ebenfalls knapp, bis ich das Funkeln in Toshiyas Augen sehen konnte. Oha, alles klar. Jetzt war ich ihm etwas schuldig, na prima. Doch was ich ihm schuldig sein würde, ließ sich nicht wirklich erraten und es hätte bei meiner Fantasie wirklich alles mögliche sein können. Allerdings ermahnte ich mich selbst, nicht zu weit zudenken. Schließlich waren wir immer noch Freunde und das seit Jahren, das würde er sicherlich nicht durch irgendeine unüberlegte Aktion ruinieren. Und wir waren jahrelange Kollegen und wir mochten doch einander und überhaupt ...

Ein Stoß gegen mein Knie holte mich aus meinen Gedanken der Eventualitäten und ich fuhr unauffällig zusammen. Die Augen weiter geöffnete sah ich Toshiya an und er mich. „Hab ich ... was im Gesicht?“ fragte er mich mit einem mehrdeutigen Blick und erst dann wurde mir bewusst, dass ich ihn wohl angestarrt haben musste.

Schon wieder?

Das wurde ja langsam zur Gewohnheit.

„Eh ... nein, ich war nur in Gedanken.“ gab ich leise zurück und rieb mir die Stirn. Den wievielten Sake hatte ich nun schon zwischen die Biergläser gekippt? Ich hatte nicht mehr ganz mitgezählt, doch dafür wurde das Drehen in meinem Schädel deutlicher. „Da kommt wohl jemand langsam in den Rausch!“ hörte ich Dai rufen und sah, wie er sich mit einem neuen Sakekrug zu mir beugte und nachschenkte. „Na komm, einen schaffst du noch!“ Er war selbst bereits gut dabei und die dicht bewimperten Augen hinter den roten Haarsträhnen leuchteten vergnügt und ziemlich alkoholisiert. Ich nickte und blinzelte mehrfach, als wenn der Schleier des Rausches damit wieder vergehen würde, doch so wirklich erfolgreich war das nicht.

Egal.

Es waren alle gut drauf und ich war es so weit auch.

Beherzt griff ich mein Schälchen, prostete dem Tisch und somit allen zu und setzte an, um alles in einem Zug runterzukippen. „So ist‘s brav!“ rief Dai und Kaoru nickte zustimmend.

Alles klar, scheinbar wollte mich meine komplette Truppe abfüllen. Super Kollegen.

„Und noch einen für mich!“ hörte ich es dann tatsächlich vom Leader, der über den Tisch griff und mir erneut Reiswein eingoss.

Echt jetzt?

Toshiya lachte und schüttelte den Kopf und sein Lachen hatte gerade diesen kindlichen asthmaähnlichen Klang, den er früher schon hatte, da musste ich gleich mitlachen. „Okay, aber das ist der Letzte!“ verkündete ich und griff nun auch diese Schale, exte sie und stellte sie leer mit einem deutlichen Klacken auf den Tisch zurück. Allgemeiner Beifall aus meiner Trinkerrunde. So konnte man auch an Ruhm gelangen.

Oh fuck, wie es mir schlagartig drehte! Ich bließ die Backen auf und stieß den Atem langsam und tief aus. In Ordnung, nun reichte es wirklich, das war genug und was genug war, war genug.

„Leute, ich muss echt...“ versuchte ich meinen Abschied anzumelden und ein glucksender Shinya sah mich zuerst an. Seine Wangen waren gerötet und seine Finger von Crackerkrümeln voll. „Soll ich mitkommen? Ich werd nämlich auch gleich...“

„Du bleibst hier, bis der Krug leer ist!“ warf dann allerdings der rothaarige Gitarrist ein und hob gespielt drohend den Finger. Die beiden würden auch ein hübsches Paar abgeben, jedenfalls wenn sie beide schwul wären. Bei der Vorstellung musste ich grinsen und gluckste heiser vor mich hin. Die Vorstellung war einfach zu gut.

„Oh, also gut, er sollte nun wirklich.“ Wand sich Kaoru dann an Toshiya und dieser nickte, leerte sein Rest Bier und schob das leere Glas mit der Sakeschale mehr zur Tischmitte. „Seh ich auch so, ich bring ihn heim.“

Ach, war der Herr Obermacho plötzlich wieder so nüchtern, dass er mich babysitten konnte?

„Brauscht du nüsch ... isch ... kann auch allein.“ versuchte ich einzuwenden und schloss die Augen. War das gerade meine Aussprache gewesen?

„Sicher.“ hörte ich die Antwort des Bassisten und sah, wie dieser aufstand und sich seine Jacke überzog. „Na komm schon.“ Er streckte die Hand nach mir aus, doch ich schob sie weg und verzog das Gesicht. „Pfotn‘ weg.“

Wow, vorsichtig, ich war schließlich nicht allein mit ihm!

Einen mürrischen Laut von mir gebend griff ich also ebenfalls meine Jacke und schob mich von der Bank. Sofort wollten mir die Beine einknicken, doch da griff mich etwas am Arm und zog mich wieder auf. Toshiya, wer sonst.

„Isch hab gesagt...“

„Sei jetzt still.“ zischte er mir zu und ich schob schmollend die Unterlippe vor, als wenn ich ihm damit drohen könnte. Natürlich konnte ich das nicht und mein Gesicht ließ ihn auch völlig kalt, doch mein schwammig und von Alkohol getränktes Hirn wollte das gerade nicht so ganz verstehen.

„Pass auf ihn auf!“ hörte ich von weiter weg und meine Beine bewegten sich wie von selbst.

„Aber klar, wir brauchen ihn doch noch!“ Toshiyas Stimme hörte sich nah an, doch ich schaffte es nicht den Kopf zu heben, zu sehr war ich damit beschäftigt, mich auf meine Beine und das Laufen zu konzentrieren und bloß nicht über meine Füße zu stolpern. Frische Luft kroch in meine Nase und tief in meine Lunge hinein und wir traten auf den Bürgersteig hinaus. Der Bassist zog mich am Arm an die Seite und nahm die Jacke aus meiner Hand, um sie mir hinzuhalten.

„Anziehn‘.“

„Leck misch.“ war meine schnell genuschelte Antwort und mein Körper versuchte doch tatsächlich einen Schlenker an ihm vorbeizumachen, doch die Rechnung hatten meine Gliedmaßen ohne die Wirkung des Alkohols gemacht. Sogleich schwindelte es mir so sehr, dass ich es nicht einmal an Toshiya vorbei schaffte, ohne ihn dabei anzurempeln. Sein Arm fing mich ab und zog mich langsam doch deutlich wieder zurück.

„Ich sagte, du sollst dich anziehen.“ wiederholte er mit Nachdruck und hielt mir erneut die Jacke hin.

„Und ich sagte, du ... kannscht mich mal.“ Das Sprechen strengte mich an, dennoch war meine Stimme lauter geworden.

Und das schien auch Toshiya aufgefallen zu sein. Etwas zerrte an meinen Armen und sein Duft stieg mir in die Nase, als er meine Jacke über meine Hände, Ellenbogen und Schultern zerrte. Er roch so gut. „Komm mir ... nicht zu nahe!“ murmelte ich gegen seinen Mantel vor meinem Gesicht, während er die Jacke vor meiner Brust zuzerrte.

„Ich hab nicht vor dir hier draußen an die Wäsche zu gehen, also krieg dich ein.“ kam es ruhig von ihm und diese Ruhe machte mich innerlich rasend.

„Du gehst mir auf‘s Schwein.“ zischte ich und drückte ihn weg, stolperte dann ein paar Schritte, ehe ich den Bürgersteig und die Richtung meines Heimwegs vor mir fand. Das war so peinlich. Besoffen sein ist das eine, doch besoffen sein in der Öffentlichkeit und dann auch noch in seiner Gegenwart! Es war offensichtlich, dass ich nicht mehr ganz die Kontrolle über mich und meinen Körper hatte.

„Du hast ja keine Ahnung, wie sehr du mir gerade aufs Schwein gehst.“ hörte ich den Bassisten hinter mir, ehe er wieder neben mir war und ich seine Hand an meinem Ellenbogen fühlte, als wenn er mir dennoch den Weg weisen wöllte.

Bitte was?

„Dann verpiss dich eben!“ rutschte es mir so raus und ich zerrte meinen Arm von ihm weg, fuchtelte durch die Luft und schlug nach ihm, als wenn ich ihn somit auf Abstand halten könnte. „Wirst du doch früher oder später eh machen ...“ hörte ich mich murmeln und schüttelte den Kopf. „Nachdem du mich gevögelt hast, wirst du keinen Bock mehr haben und die Kurve kratzen.“

Oh Gott, was redete ich denn da?

„Wahrscheinlich wirst du mir in Gedanken ne Note von eins bis sechs geben und dann hat sich die Sache für dich erledigt, stimmt‘s?“ Ich begann leise und heiser zu lachen, doch ich fand es absolut nicht witzig, weder, was da gerade aus mir heraussprudelte, noch dass er zuhörte.

Und er schwieg.

Er schwieg einfach.

Ich hob das Gesicht, während ich weiter nach Hause torkelte, doch so langsam den Dreh raus hatte und meine Schritte fester wurden. „Du sagst also nichts? Wusst ich‘s doch. Du mieser Penner.“ Ich sah neben mich und an ihm empor, noch immer grinste ich. „Du bist so ein ...“ Doch als ich sein Gesicht sah, blieben mir die Worte im Hals stecken und mein Grinsen verschwand.

Toshiya lief neben mir her und starrte auf den Boden, seine Augen geschmälert und die Lippen zusammengepresst. Er sah aus, als hätte man ihm fest in den Magen geschlagen.

War ich zu grob gewesen? Natürlich. Ich hatte ihn arg beschuldigt und das nur, weil ich mal wieder mit mir selbst nicht zufrieden war und er doch gar nichts dafür konnte.

Oder?

Doch, konnte er sehr wohl! Zum Beispiel widersprechen, doch das tat er nicht! Also hatte ich doch Recht? Wollte er echt nur in die Kiste? In meinem Magen wurde es heiß vor Wut.

„Sag endlich was!“ flüsterte ich scharf und biss mir auf die Lippe. Gerade jetzt sollte er besser nicht schweigen! Aber er schwieg weiterhin. Ich hatte keine Lust mehr. Sollte er doch seinen Mund halten, jetzt wollte ich auch nichts mehr davon hören!

Von wachsender Wut getrieben marschierte ich die Straßen entlang, meinen stummen Gesellschafter weiterhin neben mir, doch ich ignorierte ihn. In Gedanken verfluchte ich mich dafür, dass ich überhaupt mit in die Kneipe gegangen war. Ich hätte den Abend allein verbringen sollen, dann hätte ich nicht so viel getrunken, hätte nicht so eine Scheiße gelabert und diese nervenzerreißende Spannung zwischen uns wäre gar nicht erst entstanden. Nun war es zu spät.

Wir hatten meinen Wohnblock erreicht. Ohne auf den Jüngeren zu achten kramte ich meinen Schlüssel hervor und schloss die Haustür auf.

„Nacht.“ hörte ich mich sagen und trat ins Wohnhaus und schaltete das Licht ein, doch die Tür hinter mir schloss sich nicht. Ein Blick über die Schulter sagte mir, dass Toshiya ebenfalls in den Hausflur getreten war.

Prima.

Tears

„Geh endlich!“ fauchte ich und griff nach dem Treppengeländer, um mich daran die Treppe hinaufzuziehen. Die Stufen kamen mir unendlich hoch vor.

„Ich bring dich noch hoch.“ murmelte der Größere hinter mir und ich war fast schon überrascht seine Stimme heute nochmal zu hören.

„Ich bin kein Invalide.“ war meine Antwort, doch ich ließ ihn hinter mir herschleichen.

Sollte er doch.

An meiner Wohnungstür blieb ich allerdings stehen und drehte mich zu ihm um. Er stand vor mir, die Hände in den Manteltaschen, den Blick auf den Boden und die lockigen Haare hingen ihm über Stirn und Augenbrauen. „Wie du sehen kannst, sind wir jetzt oben. Also, Gute Nacht.“ versuchte ich es erneut und atmete gezwungen ruhig durch die Nase.

Stille.

Dann hob er langsam den Blick und leckte sich flüchtig über die Lippen. „Schließ auf.“

Ich stockte. „Was? N-nein, erst wenn du weg bist.“

Seine Augen trafen die meinen und ich musste schlucken. Seine Ausstrahlung gerade hatte sich so verändert, dass ich sie nicht recht zu deuten wusste. Sie wirkte irgendwie bedrohlich, ganz anders, als er vorhin noch auf der Straße gewirkt hatte. Er kam einen Schritt näher. „Schließ die Tür auf, oder ich machs.“ Seine Augen flimmerten unruhig und mein Puls beschleunigte sich.

Ich machte einen Schritt zurück und stand schon so gut wie mit dem Rücken an meiner Wohnungstür. „Du willst mit rein, hu? Und was dann?“ versuchte ich es wieder und sammelte ein paar Fetzen Selbstbewusstsein, die ich durch den Alkohol finden konnte. „Ich weiß schon, klar. Was sonst.“ Ich lächelte zynisch und schüttelte den Kopf. „Geh endlich, oder ich werde echt sauer...“

Und schon kam er einen weiteren Schritt näher und noch ehe ich reagieren konnte, riss er mir den Schlüssel aus der Hand.

„He! Sag mal ... spinnst du?“ ich versuchte nicht zu laut zu werden, schließlich waren wir immer noch im Hausflur. Toshiya fischte gezielt den richtigen Schlüssel hervor und wehrte meine Versuche, ihn davon abzuhalten, indem ich an seinem Mantel zerrte, gekonnt mit einem Arm ab. Es klackte hinter mir und noch während ich am Fluchen und Zerren war, gab das Holz hinter meinem Rücken nach und ich wäre um ein Haar rückwärts in meine eigenen Wohnung gestürzt, wenn mich nicht eine Hand an der Schulter gepackt und gehalten hätte. Doch Toshiya zog mich nicht einfach nur auf die Beine, er zerrte mich regelrecht in meinen kleinen Flur und folgte auf den Fuß.

„Du Mistkerl, was soll das?!“

Die Tür fiel hinter Toshiya ins Schloss und mit einem Mal wurde es stockdunkel. Ich spürte auf der Höhe meiner Schulter, wie der Größere meine Jacke weiterhin im Griff hatte. „Mach wenigstens das scheiß Licht an!“ verlangte ich fauchend und versuchte ihn trotz der Finsternis von mir wegzudrücken. Ruckartig riss er an mir und stieß mich nach hinten, bis ich meinen Schuhschrank in den Nieren schmerzhaft zu spüren bekam. Es blitzte in meinem Rücken und das Gefühl raste bis in mein Gehirn.

Das tat weh, verdammt!

Mein schnelles Atmen war einen Moment das einzige, was ich hören konnte.

„Es ist deine Bude, du wirst dich auch im Dunkeln zurechtfinden.“ raunte Toshiya unerwartet nah und wenn ich gekonnt hätte, wäre ich ausgewichen, doch ich konnte nicht weiter. Seine Hände zerrten mir die Jacke von den Schultern. „Schuhe aus.“ befahl er mir. Es widerstrebte mir gerade auf seine Befehle zu hören, doch da es meine Wohnung war und ich es nicht mochte mit Straßenschuhen herum zulaufen, stieg ich aus meinen Boots und hörte, wie auch Toshiya seine auszog.

Warum? Er sollte doch verschwinden!

„Es reicht jetzt, Toshiya!“ Ich versuchte mich dem Türrahmen zur Küche zu nähern, da es hier wenigstens Licht gab, doch schon griffen seine Hände erneut nach meinen Armen. Ich zerrte zurück und ihn somit Richtung Lichtquelle und endlich konnte ich im schwachen Licht der Straßenbeleuchtung von weit her sein Gesicht sehen.

Oh fuck!

Seine Augen flimmerten immer heftiger und sein Unterkiefer war etwas hervorgeschoben. Er schien so unsagbar aufgewühlt ...

„Glaubst du wirklich, ich lasse das von vorhin einfach so auf mir sitzen?!“ Seine Stimme war unruhig und etwas lauter und ich bekam einen Klos im Hals. Er zog mich wieder von Ort und Stelle und stieß die Tür zu meinem Schlafzimmer auf.

„Stop! Nein! Was willst du hier?!“ In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, während ich über den Boden stolperte. „Toshiya! Okay, ich habs übertrieben! Ich weiß, es tut mir leid!“ Meine Stimme klang hilfloser, als ich mich fühlte, jedenfalls dachte ich das, bis ich das Futon unter meinen Füßen ertastete. „He! Es tut mir leid, okay?!“ Ich wurde lauter, doch Toshiya drängte mich weiter, krätschte mir urplötzlich in die Beine und ich sackte nach hinten und fiel relativ unsanft auf meine Schlafmatte.

„Nein, es tut dir nicht leid, es kann dir gar nicht leid tun, weil du gar nicht weißt, warum!“ donnerte seine Stimme über mir und ich kniff die Augen zusammen und versuchte nach ihm auszuholen. Meine Handgelenke wurden von ihm geschnappt und egal wie sehr ich an ihnen riss, ich bekam sie nicht los.

Das konnte doch nicht wahr sein!

Toshiya drückte mich auf den Rücken und stieg mit einem Bein zwischen meine Schenkel, ehe er sich zu mir beugte. Sein Duft umhüllte mich und es fiel schwer zu atmen. Die Augen wieder öffnend funkelte ich zu ihm auf und starrte in sein wieder dämmrig beleuchtetes Gesicht.

Sein Blick ... was? Ich traute meinen Augen kaum. Sie schienen zu glänzen, ganz so, als wenn ihm Tränen hinter den Pupillen brennen würden. „Was tut dir denn leid, hm?“ flüsterte er scharf, während sich sein Griff um meine Gelenke so verfestigte, dass es weh tat. „Na los, sag es! Sag, dass es dir leid tut, dass du so ein verdammtes Arschloch bist! Sag, dass es dir leid tut, dass du dich selbst hassen musst! Sag, dass es dir leid tut, dass du mich nicht an dich heranlassen willst!“ Seine Stimme wurde immer lauter und sein Gesicht so von Verständnislosigkeit überzogen, dass ich nur nach Luft schnappen konnte. „Sag mir endlich, wieso du mir keine Chance geben willst!“

Dieser Ausbruch seinerseits verwischte den Alkohol in mir und ließ meine Mauer beben. Er hatte den Kopf gesenkt und die Schultern angezogen, als wenn er sich bremsen müsste, während seine Stimme wieder leiser wurde. „Sag mir doch einfach, dass es nicht falsch ist, was ich tue ... dass es nicht falsch ist, dich so zu wollen.“

In diesem Moment floss es mir heiß aus den Augenwinkeln und sickerte in meine Schläfen. Ich wusste nicht einmal so richtig warum, wahrscheinlich machte mich der Sake einfach nur sensibel. Und so wie es aussah, nicht nur mich. Es war anstrengend meinen Atem zu drosseln und mich zu beruhigen, dennoch versuchte ich es. Der Größere hatte den Kopf immer noch gesenkt und atmete ebenfalls gezwungen ruhig.

„Tosh...“ hörte ich mich fast schon heiser flüstern. „Es ist ... es ist nicht falsch. Nicht für mich.“

Was?

Hatte ich das gerade wirklich gesagt?

Die Schultern des Bassisten zuckten wieder kurz, doch er hob das Gesicht noch immer nicht. Erneut zog ich an einem meiner Handgelenke, diesesmal etwas leichter und er ließ es los. Langsam hob ich eine Hand und meine Finger strichen durch das wellige Haar des Jüngeren. Es war so unglaublich weich.

„Hast du mich verstanden?“ fragte ich vorsichtig und nach einer gefühlten Ewigkeit hob er den Kopf. Meine Handfläche strich über Toshiyas Wange und seine dunklen Augen sahen mich eindringlich und flimmernd an, als wenn er Fieber hätte. In diesem Augenblick sah er wieder so wunderschön aus, wie nur ich ihn sehen konnte. Langsam nickte er und wand das Gesicht weiter in meiner Handfläche, bis seine Lippen sie erreichten und er meine Haut koste. Die freie Hand hebend umfasste er meine und drückte sie fester gegen seinen Mund.

„Gut. Gut, dass du das so siehst.“ raunte er mir gegen die Hand und seine Stimme schickte feine Vibrationen über mein Handgelenk, gefolgt von seinen Lippen. „Du hattest Recht, Kyo, ich will mit dir ins Bett. Doch ich will es nicht so, wie du es mir vorhin an den Kopf geworfen hast.“

Mein Herz beschleunigte sich für wenige Schläge, während ich schluckte.

„Wie ... wie dann?“ forschte ich flüsternd nach, während seine Kosungen von meinem Handgelenk über meinen Unterarm weitergingen.

„Nicht so oberflächig.“ sprach er mir auf die Tättoowierungen und küsste sich über längst vergangene Narben. „Ich will dich tiefer, tiefer als alles, was du dir bisher selbst angetan hast.“

Wieder musste ich schlucken und verkrampfte mich leicht unter seiner Zärtlichkeit. An diesen gewissen Stellen war es mir unangenehm berührt zu werden, auch wenn man den Selbsthass aufgrund der Tattoos nicht mehr sehen konnte, für mich waren sie nach wie vor allgegenwärtig. Für den Bassisten scheinbar auch, denn genau an dieser Stelle verharrten seine Lippen.

„Nicht ... nicht da.“ murmelte ich und versuchte meinen Arm wieder wegzuziehen, doch er hielt mich fest. Ein rauhes kurzes Lachen kroch aus meiner gereizten Kehle. „So tief kannst du mich nicht haben und du wirst es auch nicht wollen.“

Der Griff wurde fester und seine Augen hefteten sich in mein Gesicht. „Kann und will ich nicht? Oder willst du es nicht?“

Blinzelnd starrte ich an die Decke und presste die Lippen zusammen, ehe ich sie wieder entspannte. „Vielleicht ... glaube ich nicht, dass du es wollen kannst.“

„Kyo!“ seine Stimme wurde wieder schärfer, ehe er seine Lippen erneut über meine Zeichen gleiten ließ. „Ich werde es dir beweisen, ich werde dir zeigen, dass ich das alles will.“

„Nein.“

Ich wusste nicht warum ich widersprach, aber ich tat es einfach. Schon hob er den Kopf erneut, beugte sich zu mir und senkte die Lippen auf meine Augenwinkel. „Nicht!“ Ich wollte ausweichen, doch er folgte bereits den nassen Spuren in meinen Haaransatz hinein, als wenn er es gewusst hätte.

Hatte er es?

Es würde mich nicht wirklich wundern.

Er küsste mir die Spuren so sanft und genießend weg, dass ich stillhielt und die Augen einfach schloss.

„Siehst du? Selbst diese Gefühlsausbrüche nehme ich an.“ flüsterte er in mein Haar und begann mein Ohr und meinen Hals hinab zuküssen.

Ja, ich spürte es, ich spürte, wie er scheinbar wirklich bereit war, gewisse Dinge an mir einfach so zu nehmen, wie sie nun einmal waren. Mit einem Nicken stimmte ich zu und seufzte leise. Oh, jetzt ging es allerdings wieder in eine andere Richtung.

Seine Hände schienen plötzlich überall. Unter meinem Shirt, in meinem Haar, sein Schenkel drückte fester in meinen Schritt und ließ meinen Atem stocken, während ich mich an seiner Schulter in den Mantel krallte, welcher sich auf mir ungewohnt kühl anfühlte. „Was hast du jetzt vor?“ Die Frage hätte ich mir vielleicht sparen können, ich wollte sie dennoch gestellt haben.

„Ich weiß es nicht.“ bekam ich als überraschende Antwort, während seine Kosungen an meinem Hals etwas fester wurden und seine Küsse mehr und mehr einem Beißen glichen, was mich aufzischen ließ. Als er sich fester in meine Seite krallte, beugte sich mein Rücken automatisch deutlicher durch und ich verzog das Gesicht. Es kribbelte in meinem Bauch und irgendwie überall, wo er mich berührte. Sein Atem hörte sich schwerer in meiner Halsbeuge an und wehte heißer dagegen. Eine seiner Hände rutschte unter meinem Shirt über meine Brust und seine Finger umkreisten meine Brustwarze und ließen mich aufkeuchen.

„Das ist ... nur der Alkohol.“ murmelte ich gegen die Zimmerdecke und spürte Toshiyas Nicken, während er sich trotzdem näher an mich presste und ich unter ihm immer wärmer wurde. Seine zweite Hand zerwühlte mein Haar und krallte sich hinein, was sich allerdings angenehm anfühlte.

Dann ebbten die Kosungen plötzlich ab und der Druck über mir ließ nach. Schwerfällig richtete sich Toshiya auf und sah mir in die Augen. Mein Blick musste alles andere als klar aussehen, trotzdem versuchte ich ihn zu fokusieren und erhaschte das Lächeln auf seinen Lippen. „Ich habe dich vorhin ziemlich überfallen.“ schien er sich entschuldigen zu wollen und ich schüttelte nur den Kopf.

„Dazu hattest du allen Grund. Ich war echt ... eklig zu dir. So wie ich leider viel zu oft sein kann.“ Gab ich nun auch eine Entschuldigung meinerseits.

Der Jüngere grinste und nickte.

Na danke, da brauchte ich nun wirklich keine Zustimmung.

„Ich werde jetzt gehen.“

Überrascht sah ich zu ihm auf. „Was? Jetzt?“

Also unpassender ging es eigentlich schon nicht mehr.

„Es ist besser so, glaube mir.“

„Ach? Für wen?“ murrte ich und nahm meine Hände von ihm.

Sofort griff er sie und durchbohrte mich mit seinen mandelförmigen Augen. „Für dich, Kyo. Ich weiß sonst nicht ... was ich noch tun würde, wofür du vielleicht noch gar nicht bereit bist.“

Mir blieb der Atem im Hals stecken und ich starrte ihn an, dann auf seine Hände, die meine festhielten, als wenn er Angst hätte, dass ich ihm sonst davon laufen könnte. Wie genau meinte er das? Meinte er das, was ich dachte? „Würdest du mir ... weh tun?“ Ich musste das einfach fragen und sein Gesichtsausdruck wurde milder, während er sich zu mir neigte und einen Kuss auf die Stirn hauchte.

Er roch leicht nach Bier.

„Ich kann nicht versprechen, dass ich es nicht tun würde.“ Damit löste er sich von mir, ließ meine Hände los und stand auf, ehe er mir die Hand reichte, ich sie jedoch abwies.

„Nein, geh ruhig, du weißt ja, wo die Tür ist. Ich ... bleib noch einen Moment liegen.“

Toshiya zögerte und blickte mich prüfend an, als ob er sich über den Wahrheitswert meine Aussage im Klaren werden müsste, doch dann nickte er nur flüchtig und machte ein paar Schritte von mir weg. „Ich schreib dir, dann sehen wir weiter.“

„Alles klar.“ kommentierte ich und winkte vom Boden aus ab, während er schon an der Tür war. Wieder zögerte er und ich seufzte lautstark. „Nun geh, wenn du‘s schon so weit geschafft hast.“ Er schnaufte ein kleines Lachen und dann verließ er mein Schlafzimmer. Im Flur hörte ich ihn in seine Schuhe steigen, dann die Wohnungstür öffnen, ehe sie nach ihm ins Schloss fiel.

Ich lag noch weiterhin auf meinem Futon, die Augen geöffnet und ich starrte an die Decke. Auf meinem Körper konnte ich noch immer den Druck des Größeren spüren, die Wärme seiner Hände auf meiner Brust und ich tastete über mein Shirt. Meine Brustwarze war hart. Ich hatte gar nicht gewusst, dass mein Körper auf so eine Kosung reagieren konnte. War das nicht eigentlich nur etwas für Frauen?

Mein Hals schien erhitzt und gereizt an den Stellen, an denen er mich geküsst und gebissen hatte. Es hatte sich gut angefühlt, viel zu gut ... Und wieder stritten die Stimmen in mir, es nicht genießen zu dürfen, es als etwas Schlechtes und perverses anzusehen, und es doch gleichzeitig noch mehr zu wollen und nach mehr zu verlangen.

Obwohl ich so mies zu Toshiya gewesen war, so gereizt und aufgrund des Alkohols so biestig, hatte er mich bis in meine Wohnung gebracht, hatte sich mir offenbart, mir einen Einblick in seine eigenen Zweifel gegeben und die Situation trotzdem nicht ausgenutzt.

Wie ein Gentleman.

Bei dem Gedanken musste ich schmunzeln und legte mir eine Hand über die feuchten Augen.

Oh man, ich klang wie eine Tussi, die auf dem Weg war, sich zu verknallen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (51)
[1] [2] [3] [4] [5] [6]
/ 6

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  therainpoursgaragara
2024-06-05T07:32:54+00:00 05.06.2024 09:32
Ich wünschte so, so sehr, du würdest weiterschreiben - was für ein unglaublich toller Stil! <3 Endlich mal Sexszenen/intime Momente, bei denen man das Gefühl hat, sie sind echt, endlich mal Charaktere, die nicht austauschbar geschrieben sind - wirklich ganz, ganz wunderbar, vielleicht kommst du ja irgendwann zu dieser Fanfiction zurück - ich lese auf jeden Fall sofort weiter, falls du es tust. <3

Von:  Kyo-chi
2020-02-02T23:15:26+00:00 03.02.2020 00:15
Gerade am Stück durchgelesen... Ich wünschte, es würde weiter gehen... <3
Von:  Lilia_Arabesque
2018-06-14T16:56:54+00:00 14.06.2018 18:56
Ich hoffe, es wird hier noch weiter gehen T_T
Von:  Anemia
2017-03-20T17:04:30+00:00 20.03.2017 18:04
Aloha!

Wie soll ich anfangen? Vielleicht damit, dass es so verflucht schwer ist, wirklich gute Fanfics zu finden, wenn man einige Ansprüche mitbringt. Ich habe sowohl hier als auch auf FF.de bislang nichts im J-Rock-Bereich gefunden, was mich auf den ersten Blick angesprochen hätte, aber dann stieß ich auf dein Werk, und irgendwie wusste ich gleich, dass es nicht übel werden würde. Die Kurzbeschreibung klang vielversprechend, und das Genre Darkfic ist außerdem etwas, mit dem ich viel anfangen kann. Nun, ich erwartete dennoch nicht allzu viel, da man dann nur enttäuscht werden kann, aber dieses Mal sollte ich sofort von einer Geschichte gefesselt werden.
Im Grunde war ich erstmal ein wenig skeptisch bezüglich der devoten Rolle, die Kyo hier zugeschrieben wird, aber da der Schreibstil so toll ist und ich von der ersten 'Sexszene' (also der Masturbationsszene) derart in den Bann gezogen wurde, beschloss ich, mich auf alles einzulassen, was du ablieferst. Und es war kein Fehler. Die Idee mit dem Schlüssel hat mich restlos begeistert (ich wünschte, sie wäre von mir gewesen) und ließ mich wild spekulieren. In welches Schloss passt der Schlüssel? Etwa in Toshiyas geheime SM-Kammer? xD Nun ja, ich dachte da eben, dass es hier hauptsächlich um BDSM gehen wird, aber offenbar spielt der doch keine allzu wichtige Rolle - was aber nicht schlimm ist.
Ich finde tatsächlich keinen einzigen Makel an dieser Geschichte. Angefangen bei dem supertollen Toshiya, der mich selbst ganz kirre macht mit seinen Äußerungen und Taten bis hin zu der unglaublich einnehmenden Dynamik, die zwischen den Hauptcharakteren vorherrscht. Zudem - und das finde ich ganz besonders klasse - schreibst du sehr detailliert und - hurra! - insbesondere die Sexszenen basieren nicht auf irgendwelchen Standardsätzen, die man in jeder zweiten Fanfic vorfindet. Das Ganze ist sehr erotisch, und ich wüsste nicht, wie man es besser machen sollte. Zudem die ganze Geschichte auch gefühlsmäßig total mitreißt. Liebesgeschichten stehe ich zwar eigentlich besonders skeptisch gegenüber, ich mag oft lieber reine Erotikgeschichten, und ich dachte zunächst, dass es tatsächlich nur darum gehen wird, dass zwischen Toshiya und Kyo nur Sex existiert, aber offensichtlich entwickelt sich da was, und da du so schön mit Worten zu zeichnen, wie das kleine, fragile Pflänzchen wächst, kann selbst ich nicht mehr widerstehen. ;) Das Pairing fand ich anfangs ziemlich weird und unpassend, das muss ich zugeben, aber inzwischen ist daran überhaupt nichts Seltsames mehr. Nun fange ich sogar an, die beiden selbst miteinander zu shippen. O.o Nein, vielleicht nicht wirklich, aber in dieser Geschichte mag ich die beiden doch sehr zusammen.

Ja, ich liebe dieses Werk wirklich sehr, und es ist jammerschade, dass es an der Stelle erst einmal nicht weitergeht...es war so nett, sich durch die Kapitel zu kämpfen. ;)
Ich hoffe, dass es irgendwann weitergehen wird, auch wenn ich bis dahin dank meines schlechten Gedächtnisses vielleicht schon wieder die Details vergessen habe. xD Aber lass dich von uns vergesserlichen Lesern nicht lumpen - dieses Werk verdient eine Vollendung, und es wäre schön, wenn du ihm diese geben würdest.

Danke für dieses Lesehighlight!

lg Serpa
Von:  kazu-moru
2016-08-13T09:58:20+00:00 13.08.2016 11:58
Hab die komplette Fanfiktion gestern Nacht verschlungen :3 wirklich toll geschrieben und ich hoffe du schreibst bald weiter >.<
Von:  AkiTennen
2016-07-07T11:25:11+00:00 07.07.2016 13:25
Jetzt bin ich durch und ich sag nur eins: wehe wenns net bald weiter geht! Unglaublich toll geschrieben, die Emotionen und Bilder kommen sehr gut hervor und lassen bei mir fast einen Film ablaufen... Also husch husch, weiter schreiben. ^^
Von:  Lilia_Arabesque
2016-02-04T17:25:56+00:00 04.02.2016 18:25
Ich lese immer noch und werde auch in vielen Jahren noch lesen...<3
Ein sehr tolles Kapitel, das Warten hat sich wirklich gelohnt! Ich mag es wirklich wie Toshiya mit Kyo umgeht und nach wie vor denke ich, dass du die Charaktere auf eigene Art und Weise triffst...ich bin wirklich sehr gespannt wie es mit den beiden weiter gehen wird <3


Von:  Vinushka
2016-02-02T09:09:42+00:00 02.02.2016 10:09
Mir gefällt die Situation sehr gut, in der Toshiya genau weiß, was er will und nur von Kyos Unsicherheit gebremst wird und wie Kyo sich sträubt, sich aber Stück für Stück nicht mehr wehren kann und sich verliebt.
Und natürlich liebe ich Toshiya als Gentleman, der die Situation nicht ausnutzt (und die Vorfreude auf eine nüchterne, im Sinne von nicht alkoholisiert, Sex-Szene steigert).
Außerdem gehen mir Fanfics auf die Nüsse, in denen nach 1000 Worten schon gevögelt wird. Slow build ist auf dem Vormarsch.
Von:  KyOs_DiE
2016-02-02T05:18:05+00:00 02.02.2016 06:18
Wahrlich wie ein Gentleman der gute Toshiya :D

Woah, endlich geht es weiter. Ich hab schon lange drauf gewartet! Ein tolles Kapitel, Toshiya hat die Situation gut in die Hand genommen. Und Kyo... Ach, ich liebe Kyo. Seine Gedanken, dass er Dinge sagt und sich im nächsten Moment fragt, warum er das eigentlich getan hat. Sehr schön!

Ich freue mich sehr aufs nächste Kapitel. :)

Schönen Tag noch und liebe Grüße ♡
Antwort von:  KyokaiKodou
02.02.2016 17:43
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Leider kann ich dir nicht ins GB schreiben. Dennoch möchte ich mich deiner Worte erkenntlich zeigen und ich bin froh, wenn ich trotz Pause einen Teil der Leserschaft halten kann :')
Von:  YuuShiroyama
2015-09-04T18:27:07+00:00 04.09.2015 20:27
Ich mag das pairing nicht mal wirklich.. und trotzdem kriegst du es immer wieder hin das mir die Kinnlade runterfällt und ein imaginäres ich mit kyo x toshiya fähnchen rumwirbelt...
<-<
solche erlebnisse müsste man im rl haben. das leben wäre toll xD


Zurück