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Ein Bund mit Folgen

Im Bann eines Vampirs
von

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Der (Alp)Traummann

„Tschüss,“ rief ich meiner besten Freundin Rita zu, als sich unsere Wege trennten.

„Ich rufe dich dann nochmal wegen Samstag an, Su!“, rief sie winkend zurück und verschwand hinter der nächsten Gablung. Ich würde am Sonntag 19 Jahre alt werden und würde bald darauf auch endlich mit der Schule, meinem persönlichen Alptraum fertig sein. Rita und ich sahen beide Ereignisse als guten Grund, ein wenig zu feiern. Es würden nicht viele Leute auf meiner „Party“ (diesen Titel hatte sie eigentlich nicht verdient) erscheinen, was auch am zu tun der blödesten Zicken der Schule lag. Bevor die Oberstufe begonnen hatte, hatte ich mich mit meinem Freundeskreis wirklich sehr glücklich schätzen können. Aber ab der Elften wurden die Klassen aufgelöst und wir waren nur noch ein Jahrgang. Damit hatte der ganze ärger begonnen. Mini und ihre Freundinnen, verkrafteten nämlich nicht, dass ich mit Phillipp, dem wohl hübschesten Jungen der Welt, sehr gut befreundet war. Abgesehen davon, war ich zwar nicht die cleverste, aber trotzdem in jedem Fach ihnen wissensmäßig überlegen. Also hatten sie angefangen fiese Gerüchte über mich zu streuen und mich von meinen ehemaligen Freunden abzugrenzen. Lediglich Rita war mir vollkommen treu geblieben. Die meisten anderen hatten sich von mir distanziert, sie hassten mich nicht, aber sie wollten sich auch nicht mehr mit mir abgeben. Seufzend setzte ich meinen Weg durch die Stadt fort, als das übliche Gekicher mich aus meinen Gedanken riss.

„Hey Klops, heute schon gegessen? Siehst so hungrig und abgemagert aus.“ Mini, Sarah und Elena amüsierten sich köstlich und brachen in schallendes Gelächter aus. Sie waren die drei angesagtesten Mädchen der Schule und hatten es sich auch außerhalb der Schule zur Aufgabe gemacht mir die Hölle heiß zu machen. Sicherlich hatten sie mich auch als ihr Lieblingsopfer auserkoren, da ich nicht ihren Maßen entsprach (34 in Hosen und Oberteilen) sondern mich in vierziger Hosen quetschte und meine Brüste das C-Körbchen komplett ausfüllten und mein Körper auch ansonsten von allem ein bisschen mehr hatte. Tragischerweise waren die 'Bitches' wie Rita und ich sie immer nannten, leider genauso gut mit Philipp befreundet, wie mit allen hübschen Jungen unserer Schule. Zu denen gehörte auch mein großer Bruder Ben, der auch der beste Freund von Philipp war. Meinem großen Bruder hatte ich also die Freundschaft zu Phillipp zu verdanken. Wir waren mehr oder weniger wie Geschwister aufgewachsen, da Ben und er bereits seit frühester Kindheit beste Freunde waren. Phillipp behandelte mich immer wie eine kleine Schwester, dabei träumte ich von einer ganz anderen Art von Beziehung. Aber ganz offensichtlich war auch er den blöden Schnepfen verfallen, denn seit er den Abschluss hinter sich hatte und in der benachbarten Großstadt sein Studium begonnen hatte, hing er in den Semesterferien immer mit Mini und Co. ab. Aber er würde doch nicht unsere Jahrelange Freundschaft den Bitches unterordnen...oder? Philipp war ca. 1,80 groß und vor allem heiß. Ein Klischee Sunnyboy gemischt mit ein wenig Badboy, eben das, was alle Mädchen toll fanden. Er war häufig bei uns zu Hause, zumindest wenn Kevin da war, und wir verstanden uns doch eigentlich so super. Aber sobald die Bitches den Ton angaben, war von ihm keine Unterstützung zu erwarten. Wenn zumindest Ben hier gewesen wäre.

„Su die fette Kuh! Su die fette Kuh! Sie ist fett und sie stinkt, sie rollt herum und klingt, wie ein Fels in der Brandung, wie ein Meteor bei seiner Landung...“, fingen sie auch noch besonders kreativ über mich zu trällern an und wurden regelrecht hysterisch vor Begeisterung über ihr eigenes Werk.

„Ihr seid ja so witzig, ihr...Flachtittchen!“

Einen kurzen Augenblick schwiegen sie und ich sah wie Philipp zu grinsen anfing. Na zumindest hatte er nicht wie die anderen Jungen mit in das tolle Lied eingestimmt, aber ein wenig Hilfe könnte ich trotzdem gebrauchen.

„Besser flache Titten als Schwabbeltitten,“ entgegnete Mini schnippisch.

„Ihr seid doch nur neidisch!“, erwiderte ich nicht ganz überzeugend.

„Sieh's doch einfach ein Su. Du bist absolut lächerlich. Du bist fett, hässlich und nicht mal die hellste. Stell dich drauf ein einsam alt zu werden.“

Wieder schaute ich zu Philipp, unsere Blicke trafen sich einen kurzen Moment, ehe er verlegen zu Boden blickte. Enttäuscht schnaubte ich und wandte mich zum gehen ab, als ich plötzlich spürte wie sich zwei Hände auf meinen Rücken legten und mich fort stießen. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet und ehe ich mich versah, stolperte ich auch schon und knallte hart zu Boden. Das erwartete Gelächter blieb jedoch aus und als ich aufblickte wusste ich auch weshalb. Ich war unglücklicherweise auf die Straße gestürzt und das Auto, das mit quietschenden Reifen versuchte zu stoppen, würde jeden Moment über mich drüber fahren. Mein Blick schweifte zu Philipp zurück der irgendetwas rief und auf mich zu lief. „Na ja,“ dachte ich, „er hat es zumindest noch versucht.“

Ich schloss die Augen und erwartete den Aufprall, als mich plötzlich etwas zurück auf die Beine riss.

Als ich meine Augen öffnete, befand ich mich in den starken Armen eines mir fremden Mannes. Seine Augen waren unglaublich hellblau leuchtend. Das pechschwarze Haar fiel ihm ins Gesicht und war ein wunderschöner Kontrast zur seiner verhältnismäßig hellen Haut. Seine wohlgeformten Lippen, verzogen sich zu einem zaghaften Lächeln, als er sagte: „Das war ganz schön knapp, Kleines.“

Dann erstarb sein Grinsen und mit düsterer Miene wandte er sich Mini zu. „Nicht cool, Flachland. Gar nicht cool!“

Mini war kreidebleich und sah aus, als würde sie sich jeden Augenblick übergeben. Philipp hingegen wirkte, als würde er mit Mühe verhindern vor Erleichterung zu heulen.

„Komm mit,“ sagte der Fremde und hielt meine Hand fest, so dass er mich mehr oder weniger hinter sich herzog. Ohne mich noch einmal um zu sehen, folgte ich und fing erst wieder klar zu denken an, als ich plötzlich auf einem Stuhl in meiner Lieblingseisdiele saß.

„Okay Kleines, was darf ich dir ausgeben?“

Überrascht sah ich ihn an. „Was?“

„Genau,“ lächelte er. „Was darf ich dir ausgeben? Was magst du? Eis? Kaffee? Beides?“

„Sollte ich Sie nicht einladen?“, fragte ich noch immer ziemlich verstört.

„Sie haben mein Leben gerettet!“

„Und das habe ich gerne getan. Und genauso gerne möchte ich mit dir ein Eis essen.“

Mein Herz schlug Saltos bei seinem Anblick. Er war unglaublich hübsch und wirkte beinahe unwirklich. Diese Gedanken erinnerten mich an Textpassagen aus 'Twilight', was mich daran erinnerte, wie sehr ich mir gewünscht hatte, dass es nur bei einem Band geblieben wäre.

„Also?“ Seine Stimme riss mich aus meiner gedanklichen Buchkritik aufschrecken.

„Ich weiß nicht. Ich will ihnen nicht auch noch aufs Portemonnaie drücken.“

„Hey, also erstens bin ich sicher nicht viel älter als du und zweitens heiße ich Erik. Also bitte nicht Siezen!“ Er lachte und ein Lächeln huschte über meine Lippen. Vielleicht dürfte ich Mini sogar noch dankbar sein. Ohne sie wäre ich schließlich niemals diesem Traum von einem Mann begegnet.

„Ich heiße Susanne, du kannst mich aber auch einfach Su nennen!“

„Okay Su, was darf es also sein?“
 

Nachdem wir zwei Stunden gequatscht hatten, er mich noch ins Kino eingeladen hatte, in dem der Horrorstreifen Insidious gelaufen war, und ich danach immer noch vor Angst vollkommen verstört war, lud er mich noch zu sich ein. Es war der perfekte Tag gewesen. Erik war nicht nur sexy und intelligent, sondern außerdem noch charmant und offensichtlich interessiert an mir. Ein Punkt, den ich noch nicht ganz nachvollziehen konnte. „Hey, ich hoffe es geht dir schon besser?“, fragte er mich und sah mich besorgt an. „Du stellst vielleicht fragen! Du hast heute nicht nur mein leben sondern auch meinen Tag gerettet!“, entgegnete ich überglücklich. Verlegen lächelte er und sagte nichts mehr, bis wir plötzlich vor einem der Hochhäuser mitten im Zentrum hielten.

„Du willst mir doch nicht weiß machen, dass du hier wohnst,“ staunte ich. Jeder wusste, dass die Wohnungen hier extrem teuer waren und er war doch kaum älter als ich.

„Klar, was sonst?“, sagte er und schenkte mir das vermutlich bezaubernste Lächeln, dass die Welt jemals zu sehen bekommen hatte. „Wow“, rutschte es mir heraus und verwundert zog er eine Augenbraue in die Höhe. Mein Gesicht musste dunkler als eine überreife Tomate geworden sein, als ich mir über meinen kleinen Fauxpas bewusst wurde. Besorgt runzelte er die Stirn. „Alles in Ordnung?“ fragte er und legte seine Hand auf meine Stirn. Mein ganzer Körper stand wie unter Strom und statt dass ich mich wieder etwas fing, schien mein Herz sich nun jeden Moment zu überschlagen. Plötzlich wirkte Erik ziemlich ernst und konzentriert, als würde er versuchen, sich von etwas ab zu lenken und ließ seine Hand zurück schnellen, so dass ich mich zu fragen begann, ob meine Stirn besonders verschwitzt oder ähnliches war.

Er begann in seiner Jackentasche zu kramen und zog einen klirrenden Schlüsselbund hervor. Neugierig fragte ich mich wie viele Schlüssel er wohl hatte und wozu sie gehörten...
 

„Krass!“, entfuhr es mir überrascht beim eintreten in sein Apartment- beziehungsweise Penthouse-wohnung. „Wow! Die Wohnung wäre ja schon Wahnsinn genug, aber dann auch noch diese Aussicht! Mir fehlen die Worte!“

Erik lachte kurz auf. „Gefällt es dir hier?“

„Und wie!“ Plötzlich bemerkte ich sein amüsiertes Lächeln und schämte mich kurz für mein kindisches Verhalten. Doch sein Grinsen wurde nur noch breiter.

„Komm setz' dich,“ forderte er mich auf und wies auf sein weißes XXL-Sofa. Ich nickte und legte meine Jacke über die Lehne, bevor ich mich auf die Garnitur plumpsen ließ und es mir gemütlich machte.

„Magst du Kirschsaft?“, rief Erik fragend aus der Küche nebenan.

„Ja, klar. Warum nicht?“, antwortete ich und überlegte gleichzeitig, wie viel wohl so ein weißer Bezug kostete. Mit zwei Gläsern kam er zurück und stellte sie vorsichtig auf dem Glastisch vor mir ab.

„Danke,“ nuschelte ich, erneut nervös von seiner Nähe, als er sich dicht neben mir niederließ.

Dann nippte ich vorsichtig am süßen, roten Saft. Die Süße von Kirsche füllte meinen Mund und verwöhnte meine Sinne, allerdings hinterließ der Saft einen etwas merkwürdigen, metallenen Beigeschmack. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also leerte ich das Glas mit einem weiteren Zuge. „Oh, so durstig? Ich hole besser noch mehr.“ Zwinkernd Griff er nach meinem Glas und streifte dabei wie durch Zufall meine Hand. Wie ein Blitz schoss die Elektrizität seiner Berührung durch meinen Körper und erschrocken schnappte ich nach Luft. Was war denn plötzlich mit mir los? Auch fühlte ich, wie die Nervosität sich zu legen begann.

„Wieso das Alles, Erik? Ich meine...na ja. Ich passe vermutlich nicht wirklich in dein Beuteschema, oder?“ Verblüfft hielt er inne. Dann lächelte er irgendwie seltsam, fast schon gruselig.

„Du passt genau in mein Beuteschema, Su.“

Ich spürte wie sich meine Nackenhaare aufstellten und irgendetwas in mir, riet mir zu verschwinden, doch Erik lächelte mir wieder verschmitzt zu und meine seltsame Beunruhigung verschwand so schnell, wie sie gekommen war.

Ich nahm ihm dankend das aufgefüllte Glas ab und trank weiter, während ich ihm fasziniert lauschte. Dabei fragte ich mich langsam, ob er vielleicht Alkohol in den Saft gemischt hatte, denn ich fühlte mich mehr und mehr beschwipst.

„Ich weiß nicht Su...hattest du schon mal so eine Begegnung? Du siehst jemanden und plötzlich weißt du sie ist es? Also die Richtige?“

Er sah mir plötzlich direkt in die Augen und mein Herz machte einen Salto bei seinen Worten.

„Ich weiß nicht...“, stotterte ich verlegen und spürte, wie meine Wangen zu glühen anfingen.

„Nun,“ entgegnete Erik und war plötzlich ein ganzes Stück näher bei mir, als noch vor einer Sekunde, „bei dir hatte ich das wohl.“ Seine Stimme klang plötzlich rau und sein Gesicht war meinem so nahe, dass ich seinen warmen Atem spüren konnte. Dann legte er seine Hände auf meine Wangen und zog mich sanft an sich, bis unsere Lippen sich fanden. Mein Herz schien zu explodieren vor Emotionen und ich wollte in diesem Moment für immer verharren.

Plötzlich wurde der Kuss intensiver und instinktiv schlang ich meine Beine um seine Hüften.

„Oh Su,“ seufzte er in mein Ohr. „Ich will mehr!“

Erschrocken von seiner Direktheit, fuhr ich ein Stück zurück. „Was?“

Verlegen lächelte er mich an.

„Ich würde gerne mit dir schlafen, Su!“

„Aber ich bin doch noch Jungfrau,“ erwiederte ich automatisch und schlug sofort entsetzt und peinlich berührt meine Hände vor den Mund.

Mehr als überrascht sah er mich an. „Was?“ Für einen Moment glaubte ich, er wolle sich wieder von mir entfernen, als er sich wieder zu fangen schien.

„Wie ist es möglich, dass eine Schönheit wie du noch nie...?“, fragend sah er mich an und genauso ahnungslos zuckte ich mit den Schultern. „Der Richtige war einfach noch nicht da.“ Meine Stimme war nichts als ein brüchiges flüstern hinter meinen Händen.

Sein Blick war plötztlich sehr ernst und vorsichtig zog meine Hände von meinem Gesicht fort.

„Das ist kein Grund sich zu schämen, ganz im Gegenteil. Ich finde es gut, dass du dich nicht einfach an irgendjemanden verschwendest. Der Mann mit dem du schlafen wirst, wird der glücklichste Mann auf Erden sein.“ Mein Herz raste vor Aufregung. Seine Worte waren so liebevoll und ehrlich und alles was ich wollte, war plötzlich in seinen Armen zu versinken.

„Ich bin dir Dankbar für deine Ehrlichkeit, aber ich fürchte ich sollte dich jetzt besser nach Hause bringen.“

Verwirrt schüttelte ich den Kopf. „Wieso?“

„Ich war nicht ganz ehrlich zu dir...“

Ein Knoten zog sich in meiner Kehle zusammen. Was meinte er? Waren all seine Worte und seine Taten nur darauf ausgelegt gewesen, mich in die Kiste zu bekommen? Und jetzt wo er hörte, dass es sich um mein erstes Mal handeln würde, siegte sein schlechtes Gewissen?

„Und ich habe geglaubt du wärst anders als all diese Mistkerle!“ Tränen schossen mir in die Augen und ich fragte mich, ob es sich nur für mich so angehört hatte, als würde ich ein wenig lallen.

Ich wollte gehen doch er hielt mich plötzlich am Arm zurück.

„Warte!“

Ich blickte in seine flehenden Augen und sofort wurden meine Knie weich.

„Was?“ Die Frage klang nicht ansatzweise so zickig wie beabsichtigt, eher hoffnungsvoll.

„Ich bin anders, als andere Männer. Das ist ja eben das Problem!“

Und dann fing er an zu erzählen...
 

„Vampir? Und so einen Schwachsinn soll ich dir abkaufen?“

Doch Eriks Miene blieb ernst.

„Ja.“

Stille herrschte einen Augenblick, der mir wie Stunden vorkam, zwischen uns, ehe ich wieder das Wort ergriff.

„Wieso sollte ich dir das glauben?“

„Weil es die Wahrheit ist.“

Er beugte sich zu mir herab und plötzlich blitzten seine Eckzähne, lang und spitz aus seinem Mund hervor. „Das ist doch ein Trick,“ stammelte ich wenig überzeugend.

„Fass sie ruhig an wenn du mir nicht glauben kannst.“

Vorsichtig griff ich an einen der spitzen Zähne. Waren die wirklich echt?

„Ich lebe von Blut, allerdings brauche ich nicht viel und meine Wirte sind immer Freiwillige gewesen...“

„Das meinst du wirklich ernst? Wer hat dich engagiert? Mini? Philipp? Wo ist die versteckte Kamera?“ Mein Lallen klang ziemlich hysterisch.

Frustriert ließ Erik seine Schultern hängen.

„Komm Su, ich fahr dich nach Hause.“

Seine ernsthafte Erschütterung, ließ mich auf dem Sofa nervös herum rutschen.

Was sollte ich nun tun? Was wenn er die Wahrheit sagte? Vielleicht war er auch nur betrunken? Oder nahm er Drogen? Das war aber keine Erklärung für ausfahrbare Eckzähne. „Das war kein Kirschsaft oder?“, fragte ich, als sich alles wieder zu drehen schien. „Doch, allerdings in Kombination mit Kirschschnaps...du wirktest so eingeschüchtert, ich dachte, der Alkohol würde dir ein wenig Selbstbewusstsein schenken...“, peinlich berührt wandte er den Blick von mir ab. „Ich hab wirklich alles falsch gemacht heute...na ja, außer dass ich dich von der Straße geholt habe.“

Für einen kurzen Augenblick lag Stille wie ein unsichtbarer Mantel über uns.

Ich sollte wirklich gehen, aber irgendetwas schien mich davon ab zu halten. Was wenn er der Mann meiner Träume war? Gut, er schien einen psychischen Defekt zu haben, oder aber, er war tatsächlich ein Vampir. Dass ich diese Möglichkeit überhaupt in Erwägung zog, ließ darauf schließen, dass der Kirschschnaps eine ordentliche Umdrehung haben musste.

Erik erhob sich und verließ den Raum. Seufzend lehnte ich mich zurück. Mein Verstand fühlte sich wie in Watte eingepackt an und die Gedanken rasten ungreifbar durch meinen Kopf, ohne klare Formen anzunehmen. Wie sollte ich so eine richtige Entscheidung fällen?

Plötzlich dachte ich an Phillipp, der mir nie zur Hilfe eilte und sich für mich schämte. Ich dachte an Mini, Sarah und Elena, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, mich zu zerstören. Und dann blickte ich zurück zu Erik. Erik meinem Helden und Retter, der es als Ehre empfunden hatte mich auszuführen und mich wollte, genau so wie ich war. Der nicht davor zurückschreckte mir die Wahrheit über sich zu erzählen, oder das was er für die Wahrheit hielt...? Ich konnte ihm glauben, dessen war ich mir ziemlich sicher. Er sagte er war ein Vampir, also musste er auch einer sein. Seines plötzlichen Auftauchens nach zu urteilen, schien es gar nicht mehr abwegig. Er rettete mich vor dem sicheren Tod, beinahe so, wie Edward Cullen, Bella Swan und das in übernatürlicher Geschwindigkeit. Sein Aussehen...ich hatte nie zuvor einen so hübschen Mann gesehen. Phillipp war schon nahe zu perfekt, aber dem Vergleich würde selbst er nicht annähernd standhalten können.

Erik hatte mich innerhalb einiger Stunden besser behandelt, als Phillipp in all den Jahren, in denen ich ihn schon kannte. Niemals hatte jemand mich so zuvorkommend und liebevoll umsorgt, durch ihn hatte ich mich wie eine Prinzessin gefühlt. Warum also, sollte er nicht auch mein Prinz sein?

Der Alkohol den ich nun immer deutlicher spüren konnte, gab mir den Mut, zu sagen, was ich in diesem Moment für richtig hielt.

„Ich will noch nicht gehen. Egal was du sagst, ich habe noch nie jemanden wie dich kennengelernt. So Hilfsbereit, ehrlich und nett und witzig und süß und-“, platze es aus mir heraus.

„Sag das nicht wenn du es nicht meinst.“ Erik sah mich verzweifelt an.

„Aber ich meine es,“ protestierte ich.

Einen Augenblick lang, schien er zu zögern, dann machte er ein paar große Schritte auf mich zu und riss mich an sich. Er küsste mich und mein Herz stand in Flammen. Nirgendwo anders wollte ich jetzt sein. „Ich will es auch.“ Meine Stimme zitterte und war kaum ein Flüstern.

Fragend zog er eine Braue hoch.

„Ich will auch mit dir schlafen.“
 

Ich wachte auf, als die Sonne meinen nackten Körper, wie ein Scheinwerfer einen Schauspieler auf der Bühne, anstrahlte. Erschrocken zog ich sofort die Bettdecke über meinen bloßen Körper, der besser nicht im Rampenlicht stehen sollte. Schlimm genug das Erik mich so in der Nacht gesehen hatte. Mit einem Male, wurde mir erst bewusst, was all das zu bedeuten hatte. Ich hatte nicht geträumt, ich war wirklich bei Erik, meinem Erik, dem wohl wundervollsten Menschen der Welt. Wobei, wie ich am eigenen Leibe erfahren hatte, traf Mensch nicht ganz auf ihn zu.

Behutsam strich über meinen Hals. Vermutlich hatte sich dort, wo er mich gebissen hatte, ein kleiner blauer Fleck gebildet, denn ich zuckte kurz unter meiner eigenen Berührung zusammen.

Das, was mich jedoch am meisten nervös werden ließ, war die Tatsache, dass ich tatsächlich mit ihm geschlafen hatte. Ich hatte Sex! Und es hatte ganz schön weh getan... aber darauf hatte ich mich eingestellt. Erik war sehr vorsichtig gewesen und hatte mich dann gefragt ob er mich beißen dürfe. Ich war wohl doch betrunkener gewesen als ich dachte, denn ich hatte es ihm sofort zugebilligt. Davon abgesehen, war mir jetzt ziemlich übel und Schwindel ließ mich zurück in die Matratze sinken, als ich mich zu rasch erhob.

Was zur Hölle hatte er mir gestern Abend verabreicht? Das ich nicht viel vertragen konnte, war mir nicht neu, aber nach zwei Gläsern „Kirschsaft“, sowie er zuerst behauptet hatte, war mir noch nie so schlecht gewesen. Der Kirschschnaps musste wirklich ziemlich hochprozentig gewesen sein.

Wo war Erik überhaupt? Mein Verstand war zwar immer noch leicht vernebelt, aber ich konnte ganz klar und deutlich erkennen, dass er sich nicht neben mir im Bett befand. Etwas verwundert und aus dem Schwindelanfall eine Lehre ziehend, setze ich mich nun ganz langsam auf. Das Drehen und Kreisen setzte nicht ein und ich fand schließlich ein zerknülltes Hemd auf den Boden. Ich musste grinsen, denn ich wollte schon immer wie eine Frau in einem Liebesfilm am Morgen danach das Hemd des geliebten anziehen. Ich warf es über und betrachtete mich vor dem Spiegel. Zugegeben, hatte ich bis auf das Hemd überhaupt gar keine Ähnlichkeit mit einer von ihnen. Statt lang und weit über meinen Oberkörper bis knapp oberhalb der Knie zu fallen, saß es an Busen und Hintern ziemlich eng und es endete auch direkt unterhalb meine Pos. Ich bewunderte mich im Spiegel und fand, dass mein Hintern sogar irgendwie sexy aussah. Das würde Erik sicherlich auch denken, so wie er gestern über mich hergefallen war. Neugierig erkundete ich das riesige, modern und schlicht eingerichtete Schlafzimmer, ehe ich einen köstlichen Geruch witterte. Erst jetzt bemerkte ich dass ich hungrig war. Mit knurrendem Magen verließ ich den Raum und schlich über den Flur hin zur Küche. Machte Erik vielleicht Frühstück für uns? Ich sah ihn am Herd stehen, scheinbar briet er Speck in einer Pfanne. Notiz schien er nicht von mir zu nehmen, weshalb ich mich möglichst lautlos an ihn heranpirschte und meine Arme um seine Hüften schlang, während ich mein Gesicht an seinen Rücken schmiegte. Erik duftete gut und ich vergaß für einen Moment auch wieder meinen Hunger. Plötzlich schien sich der Körper unter meiner Berührung zu versteifen. Blitzartig schoss Erik herum und riss mich von sich los. In seinem Blick war die Lieblichkeit des Vortages verschwunden. Verachtung und Ekel schrien mir aus seinem Gesicht entgegen und erschrocken wich ich einen Schritt zurück. „Erik? Was ist denn los?“, fragte ich verwirrt und konnte dabei kaum seinem Blick standhalten. „Fass mich einfach nicht an Schwabbelkuh! Das hat mich gestern schon genügend Überwindung gekostet!“ Er schob sich ein Stück Speck zwischen die Lippen und verwirrt fragte ich mich, ob Vampire überhaupt Feste Nahrung brauchten. Doch ich schluckte meine Frag herunter und befasste mich eher mit den Worten die er plötzlich so harsch von sich gegeben hatte. Nervös lachte ich los, um meine Panik zu vertuschen. Er meinte das doch sicherlich nicht ernst? Ich schalte mich selbst für den Gedanken. Mit Sicherheit hatte er manchmal nur einen etwas mysteriösen Sinn für Humor. Jeden Moment würde er in mein Gelächter einstimmen und mich dann an sich ziehen und mich kü...

„Bist du jetzt verrückt geworden, oder was läuft grad für ein Film in deinem Kopf ab?“, riss Erik mich mit unterkühltem Ton und Spott in der Stimme aus meinem Tagtraum, zurück in die verstörende Realität.

Das Lachen blieb mir im Halse stecken. „Das ist doch nicht dein ernst?“, fragte ich nun doch ziemlich unsicher geworden nach. Er zog seine Augenbrauen hoch und musterte mich von Fuß bis Kopf. Ich erkannte, dass sein Blick an meinen Brüsten, dann an meinen Augen haften blieb. Ein teuflisches Lächeln umspielte seine Lippen. „Ich müsste echt 'nen beschissenen Sinn für Humor haben, um das nicht todernst zu meinen.“ Seine Worte veränderten irgendetwas in mir. Es fühlte sich seltsam an, fast so als würde etwas in mir kaputt gehen. Mir war schlecht und schwindelig und am liebsten wäre ich einfach tot umgefallen. Ich spürte den Drang entweder los zu heulen, oder aber zu schreien. Meine Unterlippe bebte und ich spürte genau, wenn ich jetzt nicht irgendetwas unternehmen würde, wäre ein Tränenausbruch unabwendbar. Aber diese Genugtuung durfte ich ihm nicht gönnen. „Denk an etwas anderes,“ versuchte ich mich von der Situation zu distanzieren. Aber natürlich misslang mir dies völlig, und so raufte ich die geballte Kraft meine Zornes zusammen und würde ihm meine Meinung geigen. Aber so richtig. So richtig brutal und ehrlich und verletzend würde ich sein, und so sagte ich: „Du bist echt das aller letzte.“ Gut, weder mich noch ihn schien mein „Wutausbruch“ zu beeindrucken. Stattdessen war meine Stimme viel zu leise und ich hatte nervös eine meiner blonden Strähnen zurück hinter mein Ohr gestrichen, was mich vermutlich noch peinlicher als ohnehin schon, aussehen ließ.

Er lachte amüsiert auf, blickte dann kurz zu Boden, während er sich mit einer Hand erst an dir Stirn griff und sie dann runter, bis über den Mund wandern ließ, wo sie verharrte und scheinbar ein weiteres Lachen unterdrücken sollte. „Reg' dich doch nicht gleich so auf Fetti, oder dachtest du wirklich, ich hätt' das wirklich gemacht, weil ich dich mag? Wohl kaum! Zu solch logischen Schlussfolgerungen, sollte eigentlich jeder Vollidiot kommen können. Fett und attraktiv sind Gegensätze, die sich nicht anziehen...und nie wieder ausziehen werden.“ Erik grinste frech und schien nicht zu merken, wie verletzend diese Worte tatsächlich für mich waren, oder aber, er hatte es sich genau wie Mini und die anderen Bitches zur Aufgabe gemacht mich zu zerstören. Eins musste man ihm lassen, das was die anderen bisher nicht geschafft hatten, würde für ihn, wenn er so weiter machte, ein leichtes sein.

Ich räusperte mich kurz, ehe ich die Energie fand erneut zu sprechen. „Also wieso dann bitte? Wieso hast du das alles mit mir gemacht?“

Eine gefühlte Ewigkeit sah er mich einfach nur an, fast so als müsse er sich eine passende Antwort erst zurechtlegen, ehe er wieder den Mund öffnete und mit weiteren hässlichen Worten um sich schoss. „Naja... Fett ist eben ein super Geschmacksträger.“ Ein gehässiges Lächeln huschte ihm über die Lippen. Mein Herz schien stehen zu bleiben. Fett? Das war alles? Er fand mich fett? Gut er hatte mich schon vorher Fetti genannt, aber irgendwo hatte ich wohl doch noch die Hoffnung gehabt er meinte es nicht wirklich so. Gestern war er noch eine völlig andere Person gewesen. Gestern hatte er sogar behauptet mich zu lieben. Von wegen Liebe auf den ersten Blick...

„Fetter Mensch, gleich fettes Blut, gleich leckeres Blut,“ erdreistete er sich fortzufahren. „Ich will mich ja bei dem bisschen Blut, das ich konsumiere um nicht aufzufallen, trotzdem bei Kräften halten. Ich nehme also nur gute, energiereiche Nahrung.“

„Du widerlicher, verlogener Scheißkerl!“ Er hat meinen verwundbarsten Punkt getroffen. Meine Figur war immer ein heikles Thema für mich, damit konnte man mich tatsächlich in Rage bringen und für meine Verhältnisse, war ich nun gerade zu explosiv.

„Ich hasse dich,“ legte ich mit todernster Stimme hinterher. Allein das leichte Beben in ihr, entkräftete die Aussage ein wenig.

„Ich weiß und das macht das ganze ja noch viel amüsanter! Du bist schließlich jetzt meine Wirtin...!“ Mein Herz raste. Irgendwo in den tiefsten Winkeln meines Gehirns, schien sich etwas zu regen. Wirtin? Hatte er mir nicht gestern etwas darüber erzählt? Irgendwann kurz bevor er mich gebissen hatte? Was genau hatte es damit auf sich? Erik schien meinen inneren Konflikt zu bemerken, denn er setzte rasch zu einer Erklärung an. „Ein Wirt ist ein Mensch, der den Aufopferungs-Bund mit einem Vampir eingeht. Dabei opfert er seine Jungfräulichkeit und sein Blut für seinen Meister, um ihm, wann immer er es befiehlt, ihm zu Verfügung zu stehen. Als Snack, als Objekt gewisser Bedürfnisse...,“ er ließ erneut seinen Blick über meinen Körper wandern und leckte sich dabei genüsslich über seine roten Lippen. „Als ob! Wieso sollte ich das zu lassen?“

Sein Lächeln wurde noch breiter. „Sagen wir so: Durch das Ritual, hast du dich so zu sagen von mir Abhängig gemacht. Der Kirschsaft war nicht nur mit Schnaps, sondern auch mit meinem Blut gemischt.“ Ich zuckte zusammen, als ich mich an den leicht metallenen Geschmack erinnerte. Ich schnitt eine Grimasse. „Ist ja widerlich!“ Erik ignorierte meine Bemerkung und fuhr fort. „Das war Teil des Rituals. Auch wenn dein Geist mir nicht gehört, so tut es zumindest dein Körper. Jedes mal wenn ich dich, mal mehr, mal weniger nett um dein Blut oder was auch immer bitte, wirst du dich innerlich vielleicht sträuben...aber nicht dein Körper. Im schlimmsten Fall, das passiert allerdings nur bei sehr charakterstarken Persönlichkeiten, kann sich ein Wirt widersetzen. Aber abgesehen davon, dass du nicht zu solchen Personen gehörst, wäre es ein leichtes, dich zu töten. Das wäre sicherlich eine Androhung die genügen würde, um dich wieder gefügig werden zu lassen.“ Ich konnte nicht fassen, mit welch Skrupel und Kälte er plötzlich mit mir umging. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Was für ein beschissener Alptraum! Ich fühlte mich schrecklich armselig. War das wirklich so? Konnte er nicht doch noch versuchen mich zu veralbern? Witzig war es langsam aber wirklich nicht mehr! „Du würdest mir nicht nur drohen, du würdest mich auch tatsächlich töten?“ Er nickte ohne seine Miene zu verändern. „D- Das glaube ich nicht! Gestern sagtest du doch noch“ – Er ließ mich nicht aussprechen und fuhr mir scharf ins Wort: „Gestern habe ich alles gesagt und getan um zu bekommen was ich wollte! Nichts war davon ernst gemeint! Deine grau-grün-blauen Drecksaugen leuchten weder wie die Sterne am Firmament, noch sind deine Lippen sexy, noch der Rest von dir. Es hat wehgetan, obwohl ich das Gegenteil behauptet habe. Deine Haare sehen nicht wie pures Gold, sondern wie schäbiges Stroh aus und“ – „Schon gut!“, schrie ich. Ich wollte nicht noch ein Wort hören, nicht noch so eine grausame Bemerkung, die mein Selbstbewusstsein und meinen Selbstwert bis aufs bitterste erschütterte. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so schlecht, mies, dreckig und benutzt gefühlt, wie in diesem Moment. Das bisschen Fassade, das ich aufrecht erhalten hatte, fing an zu bröckeln. Tränen schossen mir in die Augen und das Atmen fiel mir schwer. „Einfach ein und ausatmen, nicht heulen, bloß nicht heulen...,“ versuchte ich das unvermeidbare durch dieses Mantra zu verhindern. Doch ich spürte bereits wie sich alles in mir zusammenzog, mein Brustkorb sich verkrampfte. Ich konnte mich nicht länger beherrschen. Plötzlich sprudelten die Tränen nur so hervor und schluchzend und nach Luft schnappend, wandte ich mich von meinem Peiniger ab. Sein Anblick verschlimmerte alles nur noch.

„Ach komm! Du heulst doch nicht wirklich jetzt?“ Als er nur ein lautes Schluchzen von mir als Antwort erhielt, explodierte er richtig. „ Boah! Wenn ich was nicht ab kann, dann sind es heulende, hysterische Weiber!“ Er fluchte leise, ehe er mit bitterem Spott weiter machte. „Hör' schon auf Fetti. Dir geht’s doch gut Ms. Wohlgenährt. In Afrika sterben Kinder! 'Ne Tagesration von dem was du so zu dir nimmst, würde sicher zehn Kinder dort eine Woche lang satt machen.“

Ich wollte so unglaublich gerne schlagfertig reagieren, aber außer heulenden Lauten, kam absolut nichts über meine Lippen. Ich hätte auch nicht gewusst, was ich am besten hätte sagen sollen. Ich blickte mich nicht nochmal um und hastete einfach nur schnell aus dem Raum. Dabei achtete ich nicht wirklich auf das blöde Hemd, das plötzlich hoch rutschte. War ja nicht so, als wäre ihm dieser Anblick fremd. Glücklicherweise war mein Schluchzen zu laut, als dass ich seinen sicherlich bösartigen Kommentar verstanden hätte, den er mir hinterher schickte. Im Schlafzimmer warf ich mir schnell meine Kleidung über und riskierte einen Blick in den Spiegel. Mein Mascara war verlaufen, die Augen gerötet und glasig. Ich wischte mit meinen Händen über meine Lieder, verschmierte den schwarzen Film aber nur, anstatt ihn wirklich zu beseitigen. Entnervt riss ich mich von meinem Spiegelbild los. Ich wollte nur noch schnellstmöglich nach Hause, dann würde ich unter die Dusche springen und dann wäre auch der dunkle Schleier um meine Augen herum verschwunden. Hasta la vista, Panda!

Ich griff meine Schultasche und suchte meine Jacke, fand diese leider nicht und beschloss, dass es wichtiger war von hier zu verschwinden, als Erik zu bitten mir bei der Suche zu helfen. Hektisch ließ ich meinen Blick noch einmal durch den Raum schweifen, wobei Erinnerungen an die vergangene Nacht in mir hoch kamen. Verstört schüttelte ich den Kopf, als würden die Gedanken so verschwinden, ehe ich schwungvoll die Tür aufriss und fast in Erik hineinlief. Er stand mitten im Weg und schien nicht vor zuhaben, mir Platz zu machen. Mit vor wutschäumendem Blick, rammte ich ihn mit meiner Schulter, sodass ich mich an ihm vorbei zwängen konnte. Ich verließ gerade die Wohnung, als ich hörte wie er hinter mir her rief: „Wir sehen uns Sonntagabend zum Dinner, Liebling!“
 

___________________________________________________________________Ende 1.Kapitel
 

Hallo^.~

danke fürs reinschaun:) Ich weiß Erik ist der Teufel, aber ich wollte keinen softy Vampir^^, das passt in meinen Augen irgendwie nicht zusammen. Davon abgesehen hoffe ich, dass die Story trotz des ausgelutschten (ausgesaugten?:D) Vampirthemas nicht öde ist und doch den ein oder anderen interessiert:)Mir liegt die Geschichte jedenfalls sehr am Herzen, vor allem die Charaktere, die noch einiges durchstehen und an Entwicklung durch machen sollen:D weiter will ich gar nichts los werden;)

lg dat debo-chan♥

2. Der ungebetene Gast

2. Der ungebetene Gast
 

Zu Hause angekommen, stellte ich fest das niemand, zu meinem Glück, daheim war. Meine Mutter hatte heute Nachtschicht im Krankenhaus, und mein Vater hatte heute früh nochmal zur Arbeit gemusst, dass ihm entgangen war, dass mein Bett unberührt geblieben war. Ben war im Gegensatz zu Philipp, von zu Hause ausgezogen, als er seinen Studienplatz für BWL bekommen hatte. Er war dauernd unterwegs und kam höchstens mal an den Wochenenden zurück in die Stadt. Ich vermisste meinen großen Bruder tatsächlich sehr. Er hatte seine Rolle als Bruder immer sehr ernst genommen, hatte mich häufig gezankt, aber auch immer zu mir gehalten. Außerdem teilten wir beide einige unserer Hobbys. Wir beide liebten Fantasy und Sciencefiction, spielten gerne Videospiele und waren beide sehr kreativ. Während er sich eher an der Gitarre versuchte, griff ich zum Pinsel. Ben und ich hatten früher viel Zeit miteinander verbracht, vor allem mit Philipp. Er teilte immerhin sein Interesse für Filme mit uns und war auch hin und wieder für ein paar Runden Mario-Kart zu haben.

Wäre meine Mutter heute Nacht zu Hause gewesen, wäre vermutlich die Hölle über den Hausfrieden hereingebrochen. Wie ich sie kannte, wäre sie vermutlich vor Sorge gestorben, da ich ja nicht Bescheid gegeben hatte, dass ich bei jemand anderes übernachten würde. Ja es war sehr wahrscheinlich dass sie gleich ein paar Leute zusammen getrommelt und sie einen Suchtrupp losgeschickt hätte. Es hätte also im Grunde ein noch viel schlimmerer Abend hätte werden können, als es ohnehin schon gewesen war. Dass ich das Haus jetzt für mich alleine hatte, kam mir äußerst gelegen. Zumindest konnte ich mich jetzt vollkommen ungestört in meinem Selbstmitleid suhlen, heulen, Schoki mampfen und schrecklich kitschige Liebesschnulzen angucken. Ich machte mir eine Tasse Moccacino, setzte mich vor den Fernseher und verschlang heulend eine komplette Tafel Schokolade.

„...Es tut mir Leid, dass ich nicht das richtige Monster für dich bin, Bella!“, erklang Jacobs Stimme aus dem Fernseher. Warum hatte ich überhaupt einen Twilight-Film rein geschmissen? Das Thema Vampir war vielleicht nicht das richtige, für einen Tag nach einem Vampir. Denn nichts konnte mich überzeugen, dass Erik doch eigentlich wie Edward Cullen war, und ich bei unserem nächsten Zusammentreffen, doch einem netten Wesen gegenüber stehen würde. Jetzt fühlte ich mich wie Jacob, mies und hintergangen. Ich hätte auch gehen müssen, statt bei Erik zu bleiben. Jetzt hatte ich rot unterlaufene Augen und einen Kopf der zu explodieren drohte.

Entnervt stellte ich den Film ab, erhob mich und durchsuchte unseren Medizinschrank nach einer Aspirin, die ich mit einem Glas Wasser runterspülte. Gerade als ich mir nachschenken wollte, glitt mein Blick herüber zur Küchenuhr und mein Herz setzte für einen kurzen Augenblick aus. Wir hatten bereits 19.30Uhr? Rita, mein Bruder und Philipp würden sicherlich jeden Moment hier auftauchen, um mit mir in den Geburtstag rein zu feiern! Ich hatte vor lauter Frust vergessen, mich und das Essen zu diesem Anlass fertig zu machen!

Erst jetzt bemerkte ich die entgangenen Anrufe auf meinem Handy, die ausschließlich von Rita stammten. Klar! Sie hatte gesagt, dass wir noch mal telefonieren würden, um zu überlegen, was noch für das riesige (hahaha!) Event besorgt werden musste.

Panisch drückte ich den grünen Hörer und lauschte dem Tuten, ehe mir Ritas vertraute Stimme säuerlich antwortete. „Man Su! Was ist da los bei dir? Ich hab zig Mal versucht dich an zu rufen!“

„Entschuldige Süße! Mir ist einfach viel Mist passiert gestern! Sag mir bitte, dass du schon auf dem Weg zu mir bist?“ Meine Stimme klang so jämmerlich, dass all die Wut aus Ritas Stimme Besorgnis wich. „Oh je, das klingt nicht gut! Ich bin nur noch ein paar Straßen entfernt von eurem Haus. Bin in 10 Minuten bei dir! Ich schreib Philipp, er soll nicht vor 20.30 hier sein, okay?“

Ich begrüßte ihren Vorschlag und beendete das Telefonat. Im Bad klatschte ich mir schnell Make-up und wasserfesten Mascara ins Gesicht, damit ich zumindest nicht mehr ganz so gespenstisch aussah. Dann kämmte ich meine Haare, steckte sie mit mehreren Klammern fest, sodass nur noch vereinzelte, wellige Strähnen vor meinen Ohren herunterhingen. So sah ich gleich viel besser aus!

Ich hatte gerade hastig die Reste meiner Selbstmitleid-Party beseitigt und legte die Decke ordentlich auf dem Sofa zurück, als es an der Tür klingelte.

Ritas lautes Lachen ließ mich kurz irritiert inne halten.

War mein Bruder auch schon zu Hause? Oder wer hatte sie begleitet?

Entschlossen drückte ich die Türklinke herunter und löste damit einen Wortschwall Ritas aus. „Verdammt Su, was war denn jetzt los bei dir? Ich habe dich sicher mehr als hundertmal angerufen und was sollte eigentlich diese komische SMS mitten in der Nacht bedeuten?“ Sie zückte ihr Handy und zitierte die Kurznachricht: „Hab graad gepfiedt.“ Schockiert riss ich ihr das Handy aus der Hand, nicht nur weil ich mir vorstellen konnte, was diese Nachricht hatte bedeuten sollen, sondern auch, weil ich jetzt realisierte, wer bei uns stand. Lässig lehnte er sich gegen das Treppengeländer und amüsierte sich sichtlich. „In meinen Ohren hat das 'gepfiedt' eine gewisse Ähnlichkeit mit gefic-“, wollte er grade Rita aufklären, als ich ihm schnell ins Wort fiel, ehe er seinen Satz beenden konnte. „Ach hallo Erik! Freut mich dich zu sehen. Aber ich dachte wir sehen und erst morgen frühestens wieder?“ Rita wirkte überrascht, als sie realisierte, dass ich Erik scheinbar nicht nur kannte, sondern auch hatte treffen wollen. Was natürlich nicht ganz der Wahrheit entsprach. Von mir aus, hätte der idiotische Vampir auch einfach in der Sonne pulverisiert werden können. Aber leider schien diese Option bereits utopisch zu sein. Würde Rita nicht an Eriks blauen Augen kleben, wäre ihr auch sicherlich aufgefallen, dass mein Lächeln eher einer Grimasse glich und das ich kaum die Zähne beim sprechen auseinander bekam, so viel Wut lauerte in meinem Innern.

„Erik ging gerade die Wachtmannsstraße entlang, als wir telefoniert haben und er hat gehört, dass ich mit dir gesprochen habe. Da hat er einfach ganz dreist gefragt, ob er mitkommen könnte, weil er dich gestern kennengelernt hat. Und da konnte ich natürlich nicht nein sagen.“ Ritas Augen blitzten auf vor Verzücken, als sie von ihrer Begegnung mit Mr. Scheißkerl erzählte. Wenn sie wüsste, wer und wie er wirklich war...

Erik legte seine Hand auf Ritas Schulter. „Stimmt, wie hätte sie da nein sagen können?“ Dabei blickte er mir direkt in die Augen und grinste süffisant. Ja, für ihn war alles nur ein Spiel, nichts weiter. Einen kurzen Moment drangen die Erinnerungen der letzten Nacht wieder hoch und für einen kurzen Augenblick befürchtete ich, dass ich zusammenbrechen müsste, doch da umarmte Rita mich plötzlich.

„Hi erstmal! Und wie wär's wenn wir herein gehen würden? Oder wollt ihr hier draußen Wurzeln schlagen?“

Am liebsten wäre ich Rita ein weiteres Mal um den Hals gefallen. Natürlich!

Vampire konnten nicht ohne Erlaubnis in fremde Häuser eintreten.

Andererseits wäre es für Erik ein Leichtes mir und meinen Freunden aufzulauern, sobald wir das Haus verließen. Seine Drohungen würde ich nicht auf die leichte Schulter nehmen, konnte ich mir vorstellen, dass er ohne jeden Skrupel zu jeder Gräueltat bereit wäre. Wie sonst ließe sich der gestrige Alptraum erklären?

Rita trat bereits ein, während Erik wie gebannt an der Tür verharrte.

„Na, bittest du mich herein?“, fragte er mit einem unschuldigem Lächeln auf den Lippen. Wenn ich ihn nicht schon anders erlebt hätte, wäre ich wohl auf seine charmante Art hereingefallen, so wie es gerade meine beste Freundin Rita tat.

„Kommt doch endlich! Richtig Party-tauglich sieht es hier noch nicht aus!“, rief die ahnungslose Rita bereits aus dem Esszimmer.

„Wieso sollte ich dich herein lassen?“, schnaubte ich verächtlich. „Ich will in meinen Geburtstag hineinfeiern und zwar mit Freunden! Also mit Menschen die ich mag und die mich mögen!“

„Ach Su,“ seufzte Erik künstlich theatralisch, „deine 'Freunde' habe ich kennengelernt. Du wärst ohne mich bereits tot, also ist es doch nur richtig, dass ich auf deiner kleinen Party erscheine.“

Als ich statt ihn hereinzubitten, lediglich mit den Augen rollte und die Tür vor seiner Nase zuschlug, durchflutete mich für einen kurzen Augenblick ein Gefühl absoluter Macht und Freiheit. Nach allem was passiert war, schuldete ich diesem Fiesling überhaupt nichts. Ich wollte gerade Richtung Esszimmer gehen, wo Rita schon mit Girlanden herumhantierte, als ich Eriks Stimme vernahm: „Öffne die Tür und bitte mich herein!“ Seine Stimme klang definitiv genervt und noch während ich mich darüber amüsierte und stolz auf mein emanzipiertes Verhalten war, spürte ich, wie sich mein Körper wie von selbst bewegte. Wie befohlen ging ich zur Tür und drückte die kühle Klinke herunter. Schwindel machte sich in meinem Kopf breit und mein Körper begann zu zittern. Was zur Hölle geschah mit mir? Wieso öffnete ich die Tür? Alles in mir sträubte sich dagegen, als ich plötzlich mit einem Lächeln auf den Lippen Erik hereinbat: „Tritt' ein mein Meister!“

Kaum hatte ich das gesagt erlosch das Lächeln und Übelkeit breitete sich in mir aus. „Was machst du mit mir?“, würgte ich hervor.

„Ich habe dir von dem Bund den du mit mir eingegangen bist erzählt. Was ich sage, ist Gesetz. Und jetzt komm mit.“

Erik griff meinen Arm und zog mich mit sich. Das war tatsächlich gut, weil ich sonst vermutlich nicht mehr aus meiner Schockstarre ausgebrochen wäre.

„Wir gehen in dein Zimmer, Fettie.“

Zu Rita gewandt sagt Erik: „Wir sind gleich wieder bei dir, wir müssen nur kurz etwas besprechen.“

Etwas irritiert musterte Rita uns, zuckte aber nur kurz mit den Achseln und meinte wir sollten uns nur beeilen. „Ich kann ja nicht alles alleine machen,“ hörte ich sie brummen als ich die Treppe voran hinauf ging und Erik mir folgte. Dabei hielt er immer noch meinen Arm fest. Beinahe hatte ich das Gefühl er würde sich an mich hängen, so schwer wiegte sein Gewicht an meinem Arm. Oben in der Diele, stöhnte Erik schmerzerfüllt auf. Obwohl ich unendlich wütend war, wandte ich mich instinktiv um. Vermutlich lag es an unserem Bund, dass ich mich um ihn sorgte.

„Was ist los?“, wandte ich mich ihm zu. Ich verringerte den Abstand zu ihm und legte vorsichtig seinen Arm um meine Schulter. Erik atmete schwer aus: „In dein Zimmer, los!“ Dem Befehl folgend, schleppten wir uns zu der Tür, auf der in goldenen Buchstaben mein Name stand. An meinem 14. Geburtstag hatte ich meinen Namen mit Nagellack in geschwungener Schrift verewigt. Meine Eltern waren zunächst nicht begeistert davon gewesen, doch sie wussten genau wie gerne ich mich künstlerisch austobte. Somit durfte die geschnörkelte Schrift bleiben und in regelmäßigen Abständen gesellten sich neue Kunstwerke hinzu. Zumeist allerdings auf Blättern, weil ich Abwechslung mochte.

Ich geleitete Erik zu meinem Bett, wo er sich erleichtert niederließ.

Erst jetzt bemerkte ich einen roten Flecken auf seinem Shirt, der immer größer wurde.

„Was ist passiert?“, fragte ich schockiert, als ich erkannte, dass er blutete. Selbst ich konnte die Panik in meiner Stimme mitschwingen hören.

„Eine kleine Unstimmigkeit unter Freunden. Darum bin ich hier. Ich brauche etwas von deinem Blut!“, versuchte er besonders lässig zu erklären.

Erik war ein Mistkerl, aber dass er mir den Abend ruinieren würde in dem er auf meiner Party zu Tode kam, das konnte ich nun wirklich nicht geschehen lassen.

„Okay. Was soll ich tun?“

Erik musterte mich völlig perplex. „Kein Widerstand?“

„Du blutest mir noch alles voll. Außerdem hast du mir eben deutlich gemacht, wie stark mein Mitspracherecht in solchen Fällen ist.“

Ein Schauer lief mir über den Rücken, als ich an den Moment zurückdachte, als ich ihm die Tür gezwungener maßen geöffnet hatte. Diese Macht sollte niemand über den Körper eines anderen haben. Idealerweise vor allem nicht über meinen, aber die Realität hatte mir gezeigt, dass leider nichts in meinem Leben ideal ablief.

Lieber tat ich etwas, was mir missfiel, als erneut die Kontrolle über meinen eigenen Körper zu verlieren. Es war ein widerliches Gefühl.

Erik grinste nur spöttisch: „Du lernst ja richtig schnell, Dickerchen!“

Gekonnt überhörte ich seine bissige Bemerkung, als er mich plötzlich an den Händen packte und mich zu sich heranzog. Völlig überrumpelt konnte ich nur im letzten Moment mein Gleichgewicht halten. Um ein Haar wäre ich auf ihn gestürzt...

Mein Herz überschlug sich vor Aufregung. Beim ersten mal war ich völlig betrunken von seinem Blut und dem Schnaps gewesen. Dieses mal würde ich komplett erleben, wie es war von ihm gebissen zu werden.

„Vorsicht,“ raunte Erik mit heiserer Stimme, als er mich langsam auf seinen Schoss zog. Unter anderen Umständen, hätte ich mich über einen Mann in meinem Bett gefreut, nicht aber über diesen. Erik zog mein Gesicht ungewöhnlich sanft zu sich heran. „Das wird kurz etwas wehtun, Su.“ Eriks Blick traf auf meinen und ohne sich abzuwenden, strich er mir vorsichtig die Haare zur Seite, sodass mein Hals völlig entblößt war. Seine grauen Augen hielten mich in ihrem Bann und das Herzrasen wurde noch stärker. Schnell blinzelte ich und wandte mich von ihm ab, sodass mein Hals für ihn bereit war. Während seine linke Hand noch immer meine Haare festhielt, zog er mich mit der anderen zu sich heran, bis ich seine weichen Lippen an meine Halsbeuge spürte. Panik breitete sich in mir aus. Hatte ich den Verstand verloren, so etwas mit mir machen zu lassen? Doch ehe ich meine Meinung ändern konnte, spürte ich wie sich seine Zähne in mein Fleisch bohrten. „Autsch!“, quietschte ich überrascht und konnte fühlen, dass Eriks Lippen sich zu einem listigen Grinsen kräuselten. Ich wollte ihn von mir stoßen, als sich zum Schmerz plötzlich andere Gefühle gesellten und ihn regelrecht verdrängten. Ich keuchte auf und leckte mir über die Lippen, um ein tiefes Stöhnen zu unterdrücken. Wieso fühlte es sich plötzlich so gut an? Ich spürte wie sich alles in mir zusammen zog und Erinnerungen an unsere gemeinsame Nacht schossen mir durch den Kopf. Jeglicher Widerstand der sich in mir gegen Erik sträubte, löste sich in nichts auf und meine Anspannung und Angst vielen von mir ab. Kraftlos ließ mich nach hinten fallen, doch Erik hielt mich fest. Mein Becken drängte sich plötzlich gegen das seine, meine Hüften kreisten, glitten wie bei einem erotischen Tanz über seine und ich spürte wie sehr ihm meine Bewegungen gefielen. Angespornt durch seine körperliche Reaktion, presste ich mich noch mehr an ihn, lehnte meinen Kopf gegen seinen und vergrub meine Hände in seinem Haar. Erst jetzt bemerkte ich dass er nicht mehr trank.

Sein süffisantes Grinsen riss mich aus meinem Trance-ähnlichen Zustand und völlig außer Atem sprang ich auf. „Okay, das war's oder?“, fragte ich und räusperte mich verlegen, als beinahe nur ein zitterndes Krächzen über meine Lippen kam.

Erik lachte. „Ja im Grunde war es das.“ Mein Herz pochte wie verrückt, als er langsam auf mich zu kam. Seine Augen musterten mich amüsiert, dann wich sein Grinsen und er wirkte wieder völlig ernst. Plötzlich stand er so dicht vor mir, dass sein Atem auf meiner Haut kitzelte und uns nur noch wenige Zentimeter voneinander trennten.

„Ich brauche da noch etwas von dir...“

Mein Körper stand völlig unter Strom und nur mit Mühe konnte ich mich davon abhalten mich auf ihn zu stürzen. Was zur Hölle machte dieser Typ nur mit mir? Wieso empfand ich bei solch einer Qual, solch eine Lust? Und was wollte er von mir? Noch mehr Blut? Oder doch etwa Sex? Bei dem Gedanken fühlten sich meine Beine plötzlich wie Wackelpudding an. Könnte ich ihm widerstehen?

„Ich brauche ein T-Shirt. Dein Vater oder dein Bruder können mir doch sicher etwas ohne Blutflecken borgen?“, unterbrach Erik mein Gedankenkarussell und peinlich berührt nickte ich.

„Klar, sicher.“

Hastig stürmte ich in Bens Zimmer, um schleunigst diesem peinlichen Moment zu entfliehen. Ich hatte mich völlig triebgesteuert verhalten, hatte mich ihm wie eine räudige Hündin dargeboten und angebiedert. Vermutlich hatte ich mir auch nur eingebildet, dass es Erik gefallen hatte, schließlich hatte er mir noch vor einigen Stunden erklärt, dass wir nie wieder miteinander schlafen würden. Dafür war ich ihm zu unattraktiv, wie er unmissverständlich erklärt hatte. Wieso zur Hölle konnte ich also nicht aufhören an Sex mit ihm zu denken? Ich schüttelte den Kopf, als könnte ich dadurch diese schändlichen Gedanken los werden und öffnete Bens Kleiderschrank. Dabei fielen mir etwa fünf Kilo Kleidung entgegen.

„Na toll,“ brummte ich und stopfte alles, bis auf ein schlichtes schwarzes Shirt, zurück in den Schrank. Dabei streifte mein Blick den Spiegel an Bens Schrank. Wie ein verschrecktes Reh blickten mir meine grünen Augen weit aufgerissen entgegen. Meine blonden Haare wirkten stumpf und spröde und meinem Teint hätten ein paar Sonnenstrahlen gut getan. Aber so schlecht aussehend, wie Erik mich beschrieben hatte, fand ich mich plötzlich gar nicht mehr. Mein Blick blieb an meinem Hals haften. Dort wo Erik mich zum wiederholten Male gebissen hatte, war nun ein dunkler Knutsch-Fleck zurück geblieben. Wie sollte ich das nur Rita erklären? Hastig legte ich mir eines von Bens Halstüchern um den Hals. Den Knoten schob ich nach hinten, so wirkte das ganze eher wie ein breites Halsband.

„Wieso brauch das so lange?“

Erschrocken zuckte ich zusammen und wandte mich um. Erik stand lässig an den Türrahmen gelehnt da und blickte mich abschätzig an. Er hatte sein blutiges Shirt bereits ausgezogen, sodass ich meinen Blick kurz über seinen sportlichen, definierten Oberkörper schweifen lassen konnte. Keine Verletzung war zu sehen.

„Wo ist die Wunde?“, fragte ich mehr als überrascht und hielt ihm das schwarze Oberteil entgegen. Dabei versuchte ich ihn nicht anzustarren, schließlich war mein Puls gerade erst dabei sich zu normalisieren.

„Weg. Dafür brauchte ich dein Blut.“ Genauer ging er nicht auf meine Frage ein und genaueres wollte ich auch gar nicht wissen. Scheinbar stimmten manche Dinge die man über Vampire in Serien oder Büchern sah. Hätte ich vor kurzem das Verschwinden einer Verletzung als Wunder oder Lüge abgetan, erschien mir dies nun weniger verrückt, mit dem Wissen, dass es Vampire gab. Sie existierten tatsächlich, Wesen, die sich am Blute anderer labten und mit mir noch unbekannten Mächten ausgestattet waren. Aber, so hatte ich jetzt auch erfahren, waren Vampire nicht unverwundbar. Sie konnten genauso bluten wie wir Menschen. Vielleicht würde mir dies Information irgendwann von nutzen sein und in Gedanken stellte ich mir vor, wie ich Dean und Sam Winchester als Auftragskiller engagieren würde.

Während Erik sich das T-Shirt überwarf, quetschte ich mich an ihm vorbei und eilte die Treppe herunter.

Entschuldigend huschte ich an Rita vorbei in die Küche und schmiss den Ofen an. Gott sei Dank hatte ich ein schnelles Menü für den Abend geplant: „Tortilla-Chpis-Auflauf mit Guacamole. Während ich Gemüse wusch und in kleine Würfel schnitt, hörte ich Rita und Erik angeregt reden und lachen. Das machte mich irgendwie wütend. Warum fiel Rita direkt auf ihn herein? Oder was wäre, wenn ich plötzlich als Wirtin uninteressant wurde? Rita war immerhin gertenschlank und groß. Wenn sie nicht so tätowiert und ihre Haare nicht so bunt wären, hätte sie sicher Model werden können.

Beschämt schob ich diesen widerlichen Gedanken fort. Ich konnte doch nicht ernsthaft um meinen Platz an Eriks Seite bangen. Ich schüttelte mit dem Kopf und lachte über mich selbst. Natürlich ging es mir nur um Ritas Sicherheit. Das letzte was ich ihr wünschte, wäre ein Mann wie Erik an ihrer Seite.

Es war gerade 20.35 Uhr, als es an der Tür klingelte. Doch ehe ich dir Tür öffnen konnte, drehte sich der Schlüssel im Schloss und mein großer Bruder trat herein, gefolgt von Philipp. Dieser schien meinem Blick auszuweichen.

„Hey Su, hast du wieder ewig vorm Spiegel gestanden oder warum sollten wir jetzt erst aufkreuzen?“, fragte mein Bruder keck und nahm mich in den Arm. Lange nicht gesehn', Schwesterherz!“ Ben zusehen gab mir viel Kraft, ich klammerte mich förmlich an ihn und musste mich zwingen, ihn aus der Umarmung zu entlassen. Als Philipp mir zur Begrüßung lediglich zunickte, sah mich Ben mit hochgezogenen Brauen verwundert an. So sehr ich meinen Bruder auch liebte, von meiner Schwärmerei für Philipp hatte ich ihm nie erzählt. Aber selbst ihm fiel auf, wenn sich etwas komisch verhielt. Ich konnte förmlich seine Fragen hören, als sein Blick an der nächsten Überraschung hängen blieb. „Hi, ich bin Erik. Su's Freund.“

Ich sah wie sich Philipp ruckartig zu ihm umdrehte und hörte meinen Bruder laut lachen. „Su's Freund? Das gibt's doch gar nicht. Dieses Luder, da ist der große Bruder aus dem Haus, wird direkt ein Kerl angeschleppt. Nichts gegen dich, Bro.“ Ben packte mich im Schwitzkasten und verstrubbelte meine Frisur.

In Momenten wie diesen, hasste ich meine melancholische Seite, die ihren Bruder vor einigen Sekunden schmerzlichst vermisst hatte. Jetzt wollte ich ihn am liebsten lynchen. Als ich mich aus Bens Fängen befreien konnte, erhaschte ich einen Blick auf Philipp, der plötzlich etwas blass wirkte. Er schien also noch genau zu wissen, woher Erik und ich uns kannten. Erik hingegen lächelte sein kühles Lächeln und musterte Philipp mit einem abschätzigen Blick. Tatsächlich schien er Philipp noch weniger als mich ausstehen zu können. Rita trat hinter Erik hervor und bedachte mich mit einem finsteren Blick. „Freund?“, formten ihre Lippen eine wortlose frage. Ich blickte verzweifelt zu ihr herüber und zuckte mit den Schultern. Rita war sauer, dass konnte ich sofort an ihren funkelnden Augen erkennen. Normalerweise hatten wir keine Geheimnisse voreinander, diese Auskunft erschütterte ihren Glauben an unsere innige Bindung bis in die Grundfeste und mal wieder, war alles seine Schuld. Ich wollte gerade widersprechen, als Rita sich bei Erik einharkte und ihn mit sich zog.

„Da diese Geheimniskrämerin kein Wort über dich verloren hat, muss ich wohl alle Informationen aus deinem Munde hören, mein Guter. Erzähl mir ALLES!“



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  catil
2018-09-11T10:22:55+00:00 11.09.2018 12:22
Ich kann mich rotes_pluesch nur anschließen.
Selten das ich eine Story mag, die aus der Ich Perspektive geschrieben ist.
Von:  rotes_pluesch
2018-09-10T18:20:36+00:00 10.09.2018 20:20
Ich hab nun beide deine Kapitel gelesen und muss sagen, das ich deine Art zu schreiben sehr mag x3 Du beschreibst sehr anschaulich und man kann sich gut in die Situationen reinversetzen, eine Tatsache, die mich sofort nach dem lesen der ersten Sätze festgehalten und dazu gebracht hat, alles auf einmal zu lesen xD Der Text hat Struktur, ist in sich logisch und geschlossen, auch die Perspektive ist sehr anschaulich und nachvollziehbar^^
Auch die Story an sich finde ich interessant und du schaffst es diese so zu erzählen das ich gern wissen würde, wie sich das noch weiter entwickeln wird x3
Demnach bin ich gespannt auf das nächste Kapitel und werde dieses gewiss auch wieder lesen x3
Antwort von:  debo-chan
10.09.2018 20:21
freut mich:) danke fürs nette feedback:)
Von:  il_gelato
2012-09-20T09:52:40+00:00 20.09.2012 11:52
Schock! Das ist das einzige, was mir dazu einfällt... Es ist absolut grausam, wie Erik mit der armen Su umgeht; auch wenn es sehr unrealistisch war, wie er sich anfangs gegeben hat (ich meine Lieb auf den ersten Blick und der restliche Schmalz), hätte ich doch nicht erwartet, dass er am nächsten Morgen so mit ihr umgeht.. Bin total fassungslos.
Und trotz dessen bin ich gespannt, wie es weiter geht!


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