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LIGHT:

von

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PROLOGUE:


 

LIGHT:

Prologue:
 

Da war er. Der Brief. Jenes Schriftstück, dass ihrem Jungen die Möglichkeit eröffnete, Hogwarts zu Besuchen. Wie lange hatte er darauf warten müssen, dass man ihm endlich bestätigte, das Zaubererhandwerk richtig und wahrhaftig und vor allem öffentlich zu erlernen? Und dann, vor wenigen Tagen, genauer, an seinem elften Geburtstag, hatte eine der Posteulen das lang ersehnten Schreiben im Schnabel. Skeptisch, und doch aufgeregt, war Aiden auf ihrem Bett herumgesprungen und hatte somit den Unmut seines Vaters auf sich gezogen.

Die Freude des Jungen war so überschwänglich, dass er selbst seine jüngeren Geschwister aufgeweckte, die nun, einem nach dem anderen, in das elterliche Schlafgemach tapsten.

»Nicht zu fassen«, knurrte der Herr des Hauses und fing den verstimmten Blick der Frau auf, die sich aus den Kissen aufgesetzt hatte und sich bemühte, den ältesten Spross milde zu stimmen.

»Aiden ... Aiden!«, mahnte Katie und war versucht dem Trubel auf dem Bett Einhalt zu gebieten, indem sie ihren Sohn bei den Armen packte. Abrupt ebbten die Hüpfbewegungen ab, sodass sich der junge Mann im Schneidersitz auf den weichen Decken niederließ. Die großen, dunklen Augen starrten neugierig von einem Gesicht zum anderen. Ein neues Gewicht war auf dem Bett auszumachen, als Lachlan, laut gähnend, auf sie zu krabbelte und ebenso interessiert seinen Bruder betrachtete.

»Mommy«

Katie blickte an ihren beiden Söhnen vorbei und erkannte den jüngsten Knaben. Sich den Schlaf des Sandmännchens aus den kleinen Äuglein reibend, stolperte Kester, wie sein Bruder keine Minute zuvor, auf die Schlafstätte zu und hatte weit mehr mühe, auf das hohe Gestell zu gelangen, als es bei seinen Brüdern der Fall gewesen war.

»Und wo bleibt der Rest?«, hakte Marcus nach und zog sich die schwere Decke über den Kopf.

Katie lauschte, jedoch vernahm sie keine weiteren, tapsigen und tapsenden Geräusche. Offenbar schliefen die Mädchen noch und hatten nichts von den freudigen Ereignissen des Ältesten mitbekommen.

»Mommy«, gängelte Kester erneut und die Frau beugte sich über den Rand des Bettes, um ihren Sohn zu sich zu holen.

Zufrieden mit sich und dass es ihm gelungen war, von seiner Mutter auf das Bett gehievt zu werden, entging dem Jüngsten der verstimmte Blick des mittleren Sprosses, der nur den dunkelblonden Kopf schüttelte und etwas murmelte, dass schwer nach »Angsthase« klang.

»Lachlan«, beschwor ihn seine Mutter sofort und der Junge schenkte seine Aufmerksamkeit wieder ganz dem älteren Bruder, dessen Gesicht mit der aufgehenden Spätseptembersonne um die Wette strahlte. Beinahe neidisch starrte Lachlan auf das Stück Pergament, welches seinem Bruder erlaubte, jenen Ort zu besuchen, den bereits seine Eltern und Großeltern aufgesucht hatten, um aus ihnen Hexen und Zauberer zu machen. Gierig haschte er nach dem Blatt, doch der knurrende Laut seines Vaters ließ ihn inne halten. Betreten starrte Lachlan auf die helle Baumwolle des Bettbezuges, jedoch zeigten seine Ohren, wie unangenehm es ihm war. Heiß und rot leuchtend schoss ihm auch das Blut in die Wangen und noch ehe er eine flüchtige Entschuldigung murmeln konnte, hörte man hastiges und schnelles Getrappel von Kinderfüßen.

»Oh nein«, seufzte Marcus auf und Kester drehte sich zu seinen Schwestern um.

Die beiden Mädchen, blond, mit leuchtend blauen Augen, standen am Fußende des Bettes und stemmten sich, ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder Kester, selbstständig auf die Matratze, gerieten jedoch ein wenig ins Schlingern. Lachlans Blick zeigte deutlich, dass ihm die Selbstständigkeit der Zwillinge mehr zusagte, als es der bettelnde Versuch des Jüngsten tat.

»Ich will auch nach Hogwarts!«, erhob Heather ihre Stimme.

»Ich auch!«, setzte Holly nach und nickte eifrig zur Bestätigung.

Eine ausweglose Situation, die Katie mit einem verdrehen der Augen und dem Schütteln des blonden Hauptes unterstrich. Dass die Mädchen erst ein ganzes Jahr nach Kester zur Schule gehen sollten, verstanden beide nicht und weigerten sich, dies nicht akzeptieren. Doch selbst Katie vermochte es nicht zu sagen, ob es ihnen überhaupt erlaubt wurde, Magie zu erlernen. Denn ob sich bei den kleinen Damen überhaupt jene Fähigkeiten zeigten, war fraglich, wie Katie bedauerlicher Weise zugeben musste. Es würde ihnen das Herz brechen, wenn die Brüder nach Hogwarts kämen, und es ihnen nicht gestattet wurde, doch noch gab sie die Hoffnung nicht auf. Wie immer hatte sie sich bemüht den Mädchen zu erklären, dass sie noch zu jung und sei kleinen seien, um es ihrem älteren Bruder gleich zu tun, allerdings würde dies mit den Jahren nicht einfacher werden. Wenn erst der jüngste Sohn aus dem Hause war, und nur in den Ferien und an Weihnachten mit seiner Anwesenheit glänzte, wäre es für Holly und Heather die reinste Folter, würde man ihnen Hogwarts verweigern. Aiden, der sich nun nicht mehr länger im Fokus sah, trumpfte mit einem kessen Spruch auf den Lippen und verlangte, dass man ihm, an seinem Ehrentag, genügend Aufmerksamkeit zukommen ließ. Marcus scheuchte die Kinder zurück in ihre Betten, doch keines von ihnen machte Anstalten, den Worten des Vaters Folge zu leisten. Katies Lippen verzogen sich zu einem schiefen Grinsen und nun war sie es, die ihre Sprösslinge anwies, ihrem Vater noch wenige Minuten der Ruhe zu gönnen.

ACTone ~ BLINDED BY THE LIGHT: Part 1


 

LIGHT:

ACTone. Part 1

BLINDED BY THE LIGHT:
 

Grübelnd betrachtete die junge Misses Flint den Brief in ihren Händen. Der Name auf dem Umschlag war eindeutig ihrer, auch wenn dieser ihren Mädchennamen als Adressat trug. Denn Katreace Bell war sie seit drei Wochen nicht mehr. Jetzt trug sie den Familiennamen ihres Gatten. Er hatte darauf bestanden, denn wer hätte ahnen können, dass die äußerst toughe, schlagfertige und vor allem schlagkräftige Katreace »Katie« Bell einmal ihn zum Mann nehmen würde?

Ihre Freundinnen, jene, die ihr noch nach der Großen Schlacht geblieben waren, zeigten sich nicht begeistert von dem Vorhaben und der Tatsache, dass Katie ihr ruhiges Leben an Oliver Woods Seite, mit einem Dasein als Frau von Marcus Flint tauschen wolle. Wohl niemand hätte dafür gebürgt, gar schriftlich dafür her gehalten, dass ihr dieses Schicksal einmal widerfahren würde.
 

»Warum?«, eine kleine Frage, die doch so viele Antworten verlangte.

Wie oft hatte sie diesen Blick gesehen? Zu oft, wie ihr nun auffiel. Es war seine Art ihr zu zeigen, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Doch Olivers Versuch, ihr eine Geschichte zu entlocken, blieb jenes kümmerliche Bestreben und Erpressen von Details.

»Ich habe dir doch gesagt, dass ich es nicht gut finde, wenn du dich für diese Artikel hergibst.«, setzte er nach.

Empört schnappte Katie nach Luft. Es war ihr Leben und nicht zuletzt ihre Karriere, die auf dem Spiel stand und diese Zeilen sorgten für den nötigen Respekt unter den Kollegen und öffneten Türen. Ihre Aufstiegschancen beim »Daily Prophet« galten zwar nicht als schlecht, dennoch strebte die junge Frau stets nach Höherem. Und wenn jenes Streben mit Interviews der Reichen und Schönen einher ging, dann nahm sie die ihr gegebenen Möglichkeiten wahr!

»Oliver«, entkam es müde und beinahe verzweifelt ihren Lippen. Katie rieb sich die Stirn und kniff die Augen zusammen. Diesen bemitleidenswerten Ausdruck auf seinem Gesicht konnte sie nicht mehr ertragen. Nicht, nach den vergangenen Tagen und Stunden, die sie mit ihrem letzten Interviewpartner verbracht hatte. Es waren aufschlussreiche und intensive Momente gewesen, die sie zur Besinnung hatten kommen lassen. Wie konnte sie ihrem Freund, Partner, Geliebten erklären, dass sie seiner überdrüssig geworden war und ein Geheimnis mit sich und unter ihrem Herzen trug?

Es war absurd.

Und doch hatte sie genau jenen Denkanstoß gebraucht, um sich über ihre Zukunft klar zu werden.

Der junge Mann trabte vor ihr auf und ab. Wie ein Tiger im Käfig trampelte er Furchen in den Teppich und hielt noch immer jenes Schriftstück in Händen, das ihre Handschrift und das Ende ihrer Verbindung barg.

»Flint, ja? Flint!«, er schüttelte den Kopf. »Wir wollten heiraten, Katie!«

Da war sie, jene Aussage, die ihr Gewissen auf den Plan rief. Nie hatte Katie verstanden, warum es die Menschen so gut und beinahe perfekt verstanden, ihren Liebsten mit Worten das Leben zur Hölle zu machen! Heiraten ...

Ja, sie würde heiraten, jedoch nicht ihn.

Nicht Oliver Wood, dessen Pläne sich nicht mit ihren Vorstellungen deckten.

»Ist es das Vermögen?«, verlangte er zu wissen und hielt seinem Tun inne.

Verblüfft starrte sie ihm mit großen Augen entgegen. »Hältst du mich für käuflich? Denkst du, ernsthaft, ich würde dich wegen Geld und Luxus verlassen? Denkst du wirklich, nach all der Zeit, die wir zusammen verbracht haben, dass ich so oberflächlich und berechnend wäre?«

Seine Frage kam einem Faustschlag in ihrem Gesicht gleich. Eine offene Ohrfeige.

»Oliver!«, erhob sie ihre Stimme erneut und musste ihr Verlangen, selbst mit der Hand auszuholen, unterdrücken. Das, was ihr bei Marcus so mühelos gelungen war, wollte nun nicht mit ihrer Wut konform gehen. Ein Zittern bemächtigte sich ihrer und ihre Finger bebten. Katie ballte die Hände zu Fäusten, drückte jene jedoch fest an ihren Körper.

»Habe ich nicht meinen Traum aufgegeben?«, fragte sie mit gepresster Stimme. »Ich hatte die Chance, eine professionelle Quidditch-Spielerin zu werden. Doch es sollte nicht sein. Also habe ich mich damit abgefunden und mir einen neuen Weg gesucht, den ich gehen kann.«

»Ist es das?«, Oliver hob eine Augenbraue, doch seine Worte klirrten vor Kälte. »Weil ich noch Quidditch spielen kann? Du bist wütend auf mich gewesen, weil dir die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde? Hast dich deshalb in die Arme von Marcus Flint gestürzt?«

»Nein«, ihre Erwiderung blieb ihr beinahe im Halse stecken. »Das ist doch absurd! Wie kannst du nur glauben, dass ...«

»Dass was, Katie? Dass du eifersüchtig bist? Oder dass du deine Karriere mit deinem Liebesleben vergleichst? Immerhin war dir ja nicht vergönnt, zu spielen, also hast du dich umorientiert. Und jetzt? Orientierst du dich jetzt auch um, weil es nicht mehr funktioniert?«

»Du mieser Dreckskerl!«, fauchte Katie und Fassungslosigkeit überfiel sie wie ein plötzlicher Regenguss.

»Irgendetwas muss es doch sein, wenn es weder das Geld ist, noch deine Karriere!«, beharrte Oliver weiter.

»Halt den Mund! Sei still, Oliver!«, knurrte sie und spürte, wie ihr das Blut in Wangen und Ohren schoss. »Ich liebe dich.«

»Ach ja?«, horchte er auf und schüttelte dann den Kopf. »Ist aber seltsam, dass dieser Brief, den du geschrieben hast, und der den Verlobungsring enthalten hat, etwas ganz anderes sagt.«

Oliver trat auf sie zu und griff nach ihren Schultern.

»Sieh mich an, Katie!«, verlangte er energisch und die junge Frau hob den Blick. »Sag mir, dass du mich liebst und mich heiraten wirst, so, wie wir es geplant haben. Sag es!«

Tränen sammelten sich in ihren Augen, während sie ihm ins Gesicht sah.

»Ich liebe dich Oliver«, entkam es ihren Mund und der junge Mann zeigte sich augenblicklich erleichtert, »aber ... ich werde dich nicht heiraten. Es würde nicht funktionieren, denn es gibt Dinge, die du nicht verstehst und nie begreifen wirst. Es ist nicht der Reichtum, der mich meine Entscheidung hat treffen lassen, es ...«

Katie hielt inne und legte schützend eine Hand auf ihren Bauch. Sie hoffte, dass er begriff und er tat es. Heiße Tränen perlten von ihren Wangen, doch sie vernahm diese nur als kühlende Linderung. Ein Schmerz zog sich brennend über ihre Haut, als sie seine Hand in ihrem Gesicht spürte. All der Sanftmut, der ihn einst ausgemacht hatte, war fort. Sein Blick war beängstigend. Oliver betrachtete sie wie ein widerliches Getier, dem man nur mit Prügel Vernunft einbläuen konnte.

»Ein Miststück, eine Hure ... oh Katie, wie konntest du nur.«, erneut hob er die Hand, doch der Schlag erreichte sie nicht. Die Tür zur Wohnung flog auf und eine hiesige Gestalt erschien im Zimmer. Das nächste, was an ihre Ohren gelang, war das Knacken und Brechen von Knochen.

»Marc ... Marcus! Hör auf, du bringst ihn um!«, kreischte sie und hielt sich schützend die Arme über den Kopf.

»Leg noch einmal deine dreckige Pfote an meine Frau, und ich reiße dir dein kümmerliches Herz aus der Brust!«, knurrte Marcus und starrte abschätzig auf den wimmernden Kloß, der sich vor seinen Füßen wand. »Katie, wir gehen!«
 

»Hey«, Marcus' vertraute Stimme holte sie aus dem Szenario der Vergangenheit zurück, »an was denkst du?«

Katie sah von dem Brief auf und blinzelte verwirrt.

»Ich habe an die letzte Begegnung mit Oliver gedacht.«, gab sie zu und zuckte mit den Schultern.

»Abschaum!«, raunzte er und schüttelte den Kopf. »Komm!«

Er nahm sie bei der Hand und zog sie zu sich auf das schwarze, lederne Sofa, während sich Katie an ihn schmiegte und ihr Gesicht in der Beuge seines Halses barg. Er legte beide Arme um ihren zierlichen Körper und strich mit sanften Bewegungen der Finger über die frei liegende Haut ihres Halses. Katie hatte das blonde Haar zu einem lockeren Knoten in ihrem Nacken geschlungen, aus dem sich ein paar vereinzelte Strähnen gelöst hatten, die Marcus nun mit geschmeidigen Bewegungen um seinen Finger wickelte.

»Dieser Bastard!«, knurrte er und entlockte ihr nur einen schnaubenden Laut. »Ich hätte ihm seine mickerige Seele aus dem Leib prügeln sollen!«

»Marcus!«, warnte Katie unvermittelt, doch in ihrer Stimme schwang Erschöpfung mit.

»Legt Hand an meine Frau!«, fuhr er fort und verbarg seinen Zorn, und seine erneut aufkeimende Wut, nicht. »Wenn jemand meiner Frau, oder meinem Kind Schaden zufügt, muss er dafür büßen!«

Katie verstand seinen Groll, dennoch seufzte sie wohlig, als seine Finger abermals über ihre Haut fuhren. Eine Methode, die Wirkung zeigte.

»Was steht da drin?«, verlangte er zu wissen und nickte auffordernd auf das Schreiben in ihren Händen.

»Es ist ... nichts weiter ... eine Entschuldigung.«, sagte sie kleinlaut. Marcus stieß einen höhnischen Pfiff aus.

»Entschuldigt er sich dafür, dich geschlagen zu haben? Das will ich für ihn hoffen!«, fauchte er und ließ sich von Katie den Brief geben. Schnell überflogen seine Augen das Gekritzel, ehe ein brummender, beinahe knurrender Laut seine Kehle verließ. Katie runzelte die Stirn, dennoch begriff sie, dass ihre Worte keine Linderung wären und Milde hier nicht walten würde.

»Er fühlt sich in seinem Stolz verletzt«, entkam es ihr leise, während sie ihren Kopf an seine Schulter legte und die wenigen Zeilen mitlas, die ihm noch fehlten.

»Welcher Mann wäre das nicht? Trotzdem hat er jegliches Recht auf sein Dasein verwirgt.«, knurrte Marcus und spürte, wie heißer, brennender Zorn durch seine Adern floss.

»Marcus!«, entfuhr es der jungen Frau erschrocken, und auch wenn sich Katie seiner Ausbrüche gewiss war, und jene mit Ruhe und Vernunft einzudämmen versuchte, so hatte ihr Mann letztendlich noch ewig weiter grollen können.

»Etwa nicht?«, fauchte er barsch.

»Jetzt übertreib' nicht!«, abermals versuchte Katie seinem Temperament beruhigend entgegen zu kommen.

»Ich?«, verlangte er bellend lachend zu wissen. »War das blaue Auge, das er dir verpasst hatte, etwa übertrieben?«

Katie schwieg. Nein, sie stimmte ihm ohne Widerspruch zu. Oliver war nicht in der Position, seine Hand zu erheben und doch hatte die Rache ihres Gatten ihr Übriges getan. Eine Lektion, die nötig schien und Katie hoffte, dass Oliver die seine gelernt hatte.

»Es war kein Veilchen«, stellte die junge Frau richtig.

»Deine Wange war violett, dann blau, dann grün ... über Wochen, Katie.«, schloss er und zog sie näher zu sich heran. Ein schwerer Seufzer verließ ihre Lippen. Allmählich schienen die Schmerzen in ihrem Kopf, leise und schleichend, mit mehr Enthusiasmus zu Werke zu gehen. Pochend, dröhnend verlangten sie nach Aufmerksamkeit. Begonnen hatte ihre Pein, als ihr der Brief in die Hände gefallen war und sie den Absender auf dem Umschlag erblickte.

»Mehr kann ich nicht tun«, murmelte Katie leise, doch Marcus vernahm das Flehen in ihrer Stimme.

»Katie, ich ...«, wollte er beginnen, doch die junge Frau unterbrach ihn.

»Nein, nein, ich weiß schon, was du sagen willst. Wirklich, Marcus, es ist in Ordnung. Ich bereue nichts. Ich habe mich entschieden. Und auch, wenn er es, irgendwann vielleicht, versteht, oder es versucht, zu begreifen, dann wünsche ich mir für ihn, dass er es akzeptiert. Keiner von uns wäscht seine Hände in Unschuld, weder du, noch ich, noch Oliver Wood. Ich hätte ihm sowieso irgendwann gestehen müssen, was passierte, auch, wenn er mich damals ausdrücklich warnte, was auf mich zukäme, sollte ich mich für das Schreiben der Artikel entscheiden. Vielleicht ahnte er ja bereits, dass ein steinreicher Kerl nur darauf aus war, mich zu verführen.«, Katie hob den Kopf und sah in jene dunklen Augen, die sie abermals fesselten.

»Verführen? Ich habe dich nicht verführt. Du wolltest es nicht anders. Ich habe dich, ebenso wie Wood, mehrmals gewarnt und dir auch die Konsequenzen aufgezeigt.« Marcus ließ seine langen Finger über ihre Wange streichen. Die junge Frau schmiegte sich an seine Brust und umfasste seine Mitte.

»Sind die Konsequenzen denn so negativ?«, verlangte sie zu wissen und spürte, wie der Körper unter sich zu beben begann.

»Bist du verrückt? Nie und nimmer hätte ich das, was wir haben, auch nur zu träumen gewagt, geschweige denn würde ich es eintauschen wollen.«, sagte Marcus und ließ seine Hand von ihrer Schulter, über Katies Arm hinab wandern, bis er, wenn auch etwas umständlich, an ihrem Bauch angelangt war. Hier, unter Schichten von wollenem Stoff des creme-farbenen Pullovers, und jenen ihrer weichen, warmen Haut, die er nur zu gern berührte, schlummerte die Frucht einer Nacht, die das Schicksal beider für immer miteinander verband. Das Kind, der Stammhalter, würde seiner Bestimmung nicht entgehen können, doch beide, Marcus und Katie, würden nach bestem Wissen und Gewissen versuchen, es dem Spross begreiflich, und schön, und erträglich zu machen.
 

»Wo ist sie?«

Katie sah von ihrem Teller auf. Die Stimme des alten Herren schwebte bereits von dem pompösen Foyer zu ihnen ins Speisezimmer, sodass Marcus nicht umhin kam, einen knurrenden Laut auszustoßen. Der Klang von schweren Stiefeln, die auf Marmor trafen, ließen Eile verlauten. Misses Flint erhob sich von ihrem Platz, schob den Lehnstuhl sachte zurück und glättete ihr Gewand, ehe sie zur Tür trat, die mit schnellem Schwung sogleich geöffnet wurde.

»Wo ist meine Lieblingsschwiegertochter?«, vernahmen sie erneut jenes Anliegen, als der Herr, mit dunklem Reiseumhang, über die Schwelle trat.

»Lloyd!«, mahnte Camilla und blickte amüsiert zu ihrem Gatten auf, ehe sie die Falten seines Gewandes glättete und sich, auf die Zehenspitzen stellend, seinen Lippen entgegen reckte.

»Vater, sie ist deine einzige Schwiegertochter«, erhob Marcus seine Stimme und verdrehte die Augen. Lloyd Flint, hochgewachsen, mit freundlichen, dunklen Augen, und bereits leicht ergrauten Schläfen, hatte einen regelrechten Narren an der jungen Frau gefressen, und wurde nicht müde zu beteuern, wie stolz er und Camilla seien, dass ihr Sohn an jemanden geraten war, der nicht nur Talent in Wort und Schrift, sowie im Spielen von Quidditch besaß, sondern auch in der Lage schien, ihrem Sprössling die Stirn zu bieten. Durch die Ehelichung beider, und der Tatsache, dass bald ein kleiner Quälgeist die schläfrigen Gemüter auf Trab hielt, wirkte es beinahe, als würde der Herr des Hauses vor Stolz zu platzen drohen.

Camilla ließ von ihrem Mann ab, der, ohne Umschweife, auf Katie zuhielt. Diese erhob sich, strich die überflüssigen und nicht vorhandenen Fussel von ihrer Jeans und ließ sich von ihrem Schwiegervater in die Arme schließen. Eine Geste, die der Herrin des Anwesens jedes Mal das Herz wärmte, während der junge Gebieter akribisch darauf achtete, dass dem Mädchen keinen Schaden zugefügt wurde. Und obwohl auch Lloyd Flint über immense Kraft verfügte, ging er stets behutsam mit den Damen des Hauses um.

Katreace und er waren sich auf Anhieb sympathisch, und dass, obwohl Katie zu Beginn ihres Kennenlernens, ernsthafte Bedenken hegte, was jener, gestandene Mann wohl zu ihr, ihrer Abstammung, sowie der Affäre mit ihrem Sohn und dem Resultat, welches jene Nächte mit sich brachte, zu sagen hätte. Skeptisch und vorsichtig waren sie sich gegenüber gestanden, schüttelten einander, aus Höflichkeit und Respekt, die Hände, ehe Lloyd die junge Frau, ganz unvermittelt, zu sich zog und Katie so in eine innige Umarmung schloss. So viel Herzlichkeit und Wärme hätte die einstige Jägerin nie zu hoffen gewagt, und doch hatte man sie eines besseren belehrt. Der oft streng und kühl auftretende Herr schien jene Maske abrupt abzunehmen, sobald er sein Heim betrat, und im Kreise der Familie verweilte. Doch durch Marcus' Erzählungen war Katie wohl bekannt, dass Lloyd Flint auch seine negativen Seiten vorzuweisen hatte. Ungern erinnerte sich der junge Mann daran, wie streng und herrisch man von ihm Disziplin und Ordnung verlangte. Nicht selten vermutete Katie, dass die Flints hinter der Bindung zu ihr und Marcus steckten, vielmehr, dass sie ihn zwangen, mit ihr verkehren zu müssen, immerhin trug die junge Frau seinen Sohn unter ihrem Herzen. Allerdings, wenn sie die beiden betrachtete, und die liebevolle Art, wie sie miteinander umgingen, dann scheuchte Katie ihre Bedenken fort. Zwar ging Marcus nicht so vertraut mit ihr um, wie Camilla und Lloyd es taten, doch die junge Dame hoffte, dass sich dies mit der Zeit und der Geburt vielleicht doch noch ein wenig änderte.

»Wie war es in Koppenhagen?«, fragte Katie an und wurde von der innigen Umarmung erlöst.

»Lloyd, nicht so fest!«, mahnte Camilla erneut, sodass der Herr von dem Mädchen abließ, sie jedoch bei den Schultern fasste, sodass beide trotz allem nur wenige Zentimeter von einander trennten.

»Sehr kalt«, entgegnete Lloyd mit einem Lächeln an Katie gewandt, eher er seine Aufmerksamkeit für einen flüchtigen Augenblick seiner Gattin zukommen ließ. »Cammy, darf ich sie jetzt nicht einmal mehr in den Arm nehmen? Noch ist von dem kleinen Kerl nicht allzu viel zu sehen. Wenn ich Katie noch nicht einmal drücken darf, was soll dann erst werden, wenn ihr Bauch so rund ist?«

»Danke«, murmelte Katie verlegen, wenngleich auch ein wenig pikiert.

»Vater!«, drohte Marcus, verharrte jedoch noch immer sitzend an seinem Platz.

»Sohn«, entgegnete der Herr gleichmütig, ehe sich Lloyd einem strengeren, beinahe gebieterischem Ton bediente, »willst du deinen alten Vater nicht standesgemäß begrüßen?«

»Marcus«, forderte Camilla und nickte auffordernd, sodass sich der Spross in einer ihm wohl bekannten Situation wiederfand. Seufzend erhob er sich und stieß den Stuhl hinter sich zurück, jedoch ließ Marcus die Szenerie nicht aus den Augen. Beinahe hypnotisch, wie eine Schlange, taxierte er den Mann vor sich. Als er vor seinem Vater hielt, zog ihn dieser in eine ebenso feste Umarmung, wie er es zuvor bei der jungen Frau getan hatte. Doch von Wärme und väterlicher Zuneigung war ebenjene Begrüßung weit weniger erfüllt, eher schien ein Kampf zwischen den Männern zu entbrennen. Ein Kräftemessen, welches nur einen Sieger kannte.

»Macellus, lass deinen Vater am Leben«, kein Spott, sondern bitterer Ernst schwang in Camillas Stimme mit. Viel zu oft war sie schon jenen Spektakeln beigewohnt und wusste, dass Lloyd, nicht nur wegen seines Alters, keinen Schlag gegen den Sohn würde vorbringen können. Marcus schien zu unkontrollierbar in seiner Stärke. Zur Verblüffung der Frauen, verfielen plötzlich beide Männer in heiteres Gelächter.

»Dafür, dass du nicht mehr spielst, hast du immer noch genug Kraft, selbst im kleinen Finger, um mich alt aussehen zu lassen.«, lachte Lloyd kehlig auf.

»Du bist alt, Großvater!«, knurrte Marcus und konnte sein diebisches Grinsen nicht verbergen.

»Na na, werd' nicht frech! Noch bin ich kein Großvater, sondern immer noch der Herr im Haus!«, betonte Lloyd Flint, doch Marcus zuckte nur die Schultern.
 

»Er hat dir gefehlt«, meinte Katie, als sie die Kopfkissen aufschüttelte. »Gib es wenigstens zu, du sturer Kerl!«

Wieder nur ein Zucken der Schultern, ehe sich Marcus im Gehen den Pullover über den Kopf zog. Auf nackten Füßen betrat er das große, geräumige Badezimmer. Wie die meisten Waschräume des Hauses, war auch jene Stätte von erlesenem Luxus. Selbst die Gästebäder hatten eine noblere und gehobenere Ausstattung, als die edelsten Muggel-Hotels. Marmorfließen auf dem Boden und an den Wänden und sowie den Waschtischen, Armaturen – Wasserhähne - deren Preise einem Kleinwagen ähnlich waren. Kristall und Gold.

Nur wenige Tage nachdem die junge Frau ihre Entscheidung getroffen hatte, war Katie aus ihrer kleinen Wohnung aus- und in das Heim der Flints eingezogen. Marcus' Frage, warum Katie nicht mit Wood zusammenlebte, hatte diese nur so zu beantworten gewusst:

Stets hatte sie ihren Job als Reporterin vorgeschoben. Wenn sie an einem Artikel arbeitete, tat sie dies auch meist bis spät in die Nacht hinein. Recherche gehörte unweigerlich zu den aufregendsten Dingen an ihrem Beruf, ein Aspekt, der viel Zeit in Anspruch nahm. Punkte, auf einer langen Liste, die Oliver Wood nicht mit sich vereinbaren wollte, die Liebe zu Katie hin oder her. Während er kläglich als Reservespieler auf der Bank saß, sollte sie ihr eigenes Leben aufgeben. Für die junge Frau allerdings alles andere als zumutbar.

Hier, bei ihm, konnte sie tun und lassen, was sie wollte. Konnte arbeiten und schreiben. Auch wenn es ihm nicht behagte, wenn Katie apparierte, hielt er doch das Reisen mit Flohpulver für einen sichereren Weg, in die Redaktion zu gelangen. Doch die junge Hexe widersprach ihm, denn das Pulver verursachte bei ihr regelrechte Niesanfälle, und ob jener, magischer Staub gesund für das Kind sei, stellte sie ebenso infrage. »Übel wird mir sowieso«, hatte Katie gemeint und seine Forderung mit einer flinken Handbewegung fortgewischt.

Kopfschüttelnd betrachte er sich im Spiegel. In nicht einmal einem dreiviertel Jahr würde er Vater sein. Tief holte Marcus Luft. Sog jene bis tief in seine Lungen, ehe er sie geräuschvoll wieder entließ. Ein Knurren, Brummen, Räuspern.

»Wann wolltest du dich mit ... Angelina treffen?«, rief er aus dem Badezimmer.

»Alicia«, korrigierte sie ihn. Marcus vernahm das Tapsen ihrer Füße, ehe er seine Frau im Spiegel hinter sich erblickte. Mit einer Bürste fuhr sie durch das blonde, engelsgleiche Haar, in das er sooft und nur allzu gern seine Finger vergrub. Gleichmäßig, vom Ansatz, bis in die Spitzen. Präzise. Oft schien es ihm, als würde sie von Tag zu Tag noch ein wenig schöner werden.

»Was ist?«, fragte Katie, offenbar war ihr sein Blick nicht entgangen, ebenso der Ausdruck in seinem Gesicht, sowie der halbgeöffnete Mund. »Ich kenne diesen Gesichtsausdruck. Ich bin doch schon schwanger!«

Verdutzt schüttelte Marcus den Kopf, wenngleich er nicht verhindern konnte, dass sich ein schiefes Grinsen auf seine Lippen stahl.

»Also nichts, was mich daran hindert, meinen ehelichen Pflichten nachzukommen.«, entkam es ihm und Katie konnte das Lachen in seinen Worten deutlich heraushören. »Also, wann triffst du dich mit Alicia

»Marcus«, hob Katie an, »sie und Angie sind die Einzigen, die mir noch geblieben sind, und die Einzigen, die mich nicht verurteilen.«

»Katie«, legte er nach, »und ich habe dir versprochen, dass jeder, der es wagt, dich, oder uns, oder unser Kind zu verurteilen, nicht ungeschoren davon kommt.«

Die junge Hexe trat an seine Seite und umfasste sein Gesicht mit beiden Händen.

»Ich weiß«, sagte sie flüsternd und bettete ihre Lippen auf seinen Mund, »und du hast mir versprochen, mir meine Freiheiten zu lassen.«

Ein knurrender, besitzergreifender Laut entwich seiner Kehle, ehe Marcus erneut ihre weichen Lippen spürte.

»Morgen Nachmittag«, meinte Katie, ließ von ihm ab und wandte sich zum Gehen.

»Heißt das, ich muss allein duschen?«, rief er ihr nach, ehe ihr helles Lachen seine Mundwinkel dazu brachte, sich gen Norden zu erheben.



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  Yaoigirl
2017-03-12T12:30:42+00:00 12.03.2017 13:30
Wie auch dark. zuvor schon, und sämtliche Verführungen seitens Marcus, ich liebe deine Schreibweise.

Ernsthaft, sammeln deine Notizen zusammen hau in die Tasten, oder schreib bis dir die Finger bluten. Hauptsache das geht hier weiter. Und auf Fanfiktion und Whatpad.

Du böses Ding kannst nämlich was erleben wenn das ausstirbt.
Habt Marcus -like: *knurr*

Und Oliver soll sterben. XD
Antwort von: irish_shamrock
12.03.2017 13:32
Ah, du hast mich also gefunden. schön ^^ ...
Danke für deinen Kommentar und jaaaaa ... ich weiß v,v ...
Von:  sadamalaa
2015-11-23T21:42:07+00:00 23.11.2015 22:42
Finde ich super würde ich aber noch mehr von diesem paring wünschen
Von:  kikotoshiyama
2014-11-30T20:32:24+00:00 30.11.2014 21:32
Klasse Kap^^
Freu mcih schon aufs nächste.
lg kiko
Von: abgemeldet
2014-03-20T21:15:46+00:00 20.03.2014 22:15
Hey ^^
Ich hab erst vor wenigen Tagen deine Story "dark" gefunden und fand sie echt toll. Allerdings wundert es mich da glaube ich im 3. Kapitel erwähnt wurde, das die Flints nur Söhne zeugen können um nicht die Linie zu verschmutzen oder so. Wie kommen da also Heather und Holly ins Spiel?
Ansonsten echt gut gemacht.
Freu mich aufs nächste Kapitel.

LG Purin
Von:  kikotoshiyama
2013-12-09T20:19:51+00:00 09.12.2013 21:19
Supi Prolog^^
Wunder mich nur das Marcus und Katie 2 Töchter haben,wo im Epilog von Dark nur die 3 Söhne auftauchen.
lg kiko


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