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Shee

Teil 1
von

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Ein ganz normaler Tag?

Die Sonne schien über die saftig grünen Wiesen und Täler. Sie schimmerten silbern vom Schein des warmen Sommerregens. Das Wetter war von einem Moment auf den anderen umgeschlagen und so verscheuchte der warme Stern nun die Nässe der vorherigen Stunden und zauberte einen wunderschönen Regenbogen auf den Himmel.

Viele Iuteraner begutachteten dieses außergewöhnlich seltene Spektakel und hielten es in ihren Herzen fest. Einige standen sogar da und hatte ihre Aufnahmegeräte bereitgehalten, welches dieses Spektakel für sie immer festhielt. Doch andere schliefen noch tief und fest und konnten deswegen dieses Ereignis nicht fest in ihre Gedanken brennen. Denn es war noch recht früh und es waren die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Tages, dennoch begangen einige Iuteraner jetzt schon ihren Morgenritus.

In einer der abgelegenen Nachbarschaften klopfte der schwarzhaarige, groß gewachsene, junge Mann währenddessen etwas grob an die Haustür seiner besten Freundin. Seine Haare glänzten bläulich in der Sonne und schienen nicht von dieser Welt zu sein. Doch jeder der Anwohner liebte sie und hinterfragte deshalb nicht die spezielle Färbung.

Seine tiefe Stimme hallte ein wenig in der frühen Stunde und man konnte vernehmen: „Shee! Wach endlich auf, du verpennst sonst noch den ganzen Tag.“

Die Nachbarn, die vorbeigingen mussten kichern, weil Nimko – der Name des jungen Mannes – meist den Weckdienst der jungen Shee übernehmen musste. Ein Poltern im Inneren des Hauses zeigte dem jungen Mann deswegen, dass er sicherlich auch heute die Höhle des Löwen wieder einmal betreten würde. Denn wenn Shee etwas nicht mochte, dann war es das ungewollt frühe Wecken am Morgen. Weswegen hatte sie denn sonst Wecker im Haus stehen, wenn diese doch nicht klingeln oder piepen mussten – da Nimko ihnen immer zuvorkommt. Die Tür wurde aufgerissen und der arg zerzauste Kopf von Shee blickte durch den Spalt.

„Ich hoffe es ist wichtig, wenn du mich schon so früh aus dem Bett schmeißt.“ Shees verschlafener Blick und ihre leicht zugeschwollenen Augen waren Kund genug, dass sie entweder nicht genug Schlaf abbekommen oder einfach nur falsch auf dem Bett gelegen hatte.

Doch Nimko kümmerte es nicht. Er hatte heute wieder einiges mit seiner besten Freundin vor und da war es nun mal wichtig, dass sie auch früh genug aus den Federn kam. Nimko lächelte Shee deshalb freundlich an und hielt ihr ein kleines Päckchen hin und sagte: „Du scheinst wirklich noch halb zu schlafen, aber du hast mir versprochen zu helfen. Hier ist Frühstück für dich drin, damit dein Tag auch gut anfängt.“

Er ging einfach an ihr vorbei in das Haus und ließ sich auf den nächstbesten Sessel fallen. Shee blieb wie erstarrt da stehen und drehte sich nur langsam zu ihrem besten Freund um. Wenn sie eines nicht mochte – und das müsste er ja wissen – dann war es ungebetener Zutritt zu ihrer Wohnung, zumal sie gerade erst aus dem Bett gefallen war.

„Schläfst du immer halb nackt?“ Sein nichtssagender Blick glitt langsam über ihren Körper und trieb Shee die Schamesröte ins Gesicht.

Sie knallte die Tür zu und gab ihm einen festen Schlag gegen die Schulter. Dann hetzte sie an ihm vorbei und rief noch: „Du bist so ein Idiot! Ich schlaf nun mal nur mit einem Shirt. Wo liegt dein Problem?!“

Shee wollte einfach nicht, dass Nimko sie so sah. Sonst war er doch auch nie in ihre Wohnung eingedrungen, warum also ausgerechnet heute? Sie hatte zwar nichts dagegen, dass er mal bei ihr war, aber es störte sie dennoch wenn er sie so anschaute.

Was erwartete er denn von ihr? Es war warm und Shee liebte es halt nun mal halbnackt zu schlafen. Es störte sie nur, weil er etwas gesagt und sie so angeschaut hatte. Es war ja nicht so, als sei sie wirklich nackt unter dem Shirt. Mitnichten, aber das Thema war nun für sie abgehakt und sie stand kurze Zeit später in voller Montur vor ihm.

„Du hättest wenigstens ein wenig warten können, ehe du reingestürmt kommst wie ein Tornado. Immerhin stört man das Morgenritual einer Lady nicht.“ Shee war noch immer etwas mürrisch, aber das würde sich sicherlich noch schnell genug legen. Immerhin konnte sie Nimko schnell verzeihen, auch wenn sie nicht genau wusste woran das lag. Vielleicht weil er für sie wie ein kleiner Bruder war und sie ihm deshalb nichts verübeln konnte? Obwohl er eher ihr großer Bruder sein müsste, immerhin war er zwei Jahre älter.

Sie seufzte und strich sich über ihre Kleidung. Es dauerte nur etwas länger, da ihr etwas Gewisses fehlte: die zweite Hand. Sie brauchte generell ein wenig länger, aber diesem konnte sie meist gut ausweichen.

Als sie jünger war – sie wusste zwar nicht mehr ganz genau wann – hatte sie eine Auseinandersetzung mit einem der ansässigen Tiere gehabt. Eines davon attackierte sie und zerfleischte ihren linken Unterarm. Da sie eine Kämpfernatur war, überlebte sie diese Attacke, lehnte aber strickt eine Prothese ab. Immerhin zeigte der Verlust ihr, wie hart die Natur sein konnte. Das konnte nur zu ihrem Vorteil sein.

Shee war keine Memme, deshalb störte es sie auch nicht, wenn eine Aktion bei ihr etwas länger dauerte. Sie öffnete auch langsam den kleinen Karton, den ihr Nimko mitgebracht hatte und lugte kurze Zeit später hinein. Ihre Augen glänzten, denn sie liebte diese kleinen Schnittchen, die darin lagen, abgöttisch. Vielleicht sollte sie Nimko zu ihrem Nahrungslieferanten machen, dieser schien ja genau zu wissen, was sie wann zu essen brauchte.

Sie fischte sich eines der Schnittchen heraus und legte es auf einen Teller. Ihre Laune hatte sich vom Anblick des Essens alleine schon etwas gehoben und so war es auch nicht verwerflich, dass sie mit Genuss einen Bissen nach dem anderen verschlang. Sie konzentrierte sich nur noch darauf und blendete dafür die Außenwelt einige Zeit aus. Nimko ließ ihr auch diesen Moment der Ruhe und gönnte sich auch eines der kleinen Schnittchen.

Doch die Ruhe hielt nicht sehr lange an, denn eine sanfte Melodie kündigte den täglichen Morgengruß an und Shee fand sich schnell wieder im Hier und Jetzt. Sie seufzte deswegen etwas genervt. Sie wollte und konnte der Frauenstimme einfach keinen Glauben schenken, denn zu viel konnte passieren, wenn man das tat was die Stimme verlangte.

Aber jeder in Iutera wusste, genauer noch im Bezirk D5-3F, was jetzt auf einen zukommen würde. Denn dieser tägliche Morgengruß hatte zur Folge, dass man einige Stunden regungslos in der eigenen Wohnung – sei es nun auf einem bequemen Sofa oder im Bett – verbringen würde, ohne wirklich viel mehr tun zu können. Bewegungslose Körper würde man dann in den Häusern vorfinden und nur sehr wenige auf der Straße, die sich nicht auf dieses Ritual einließen.

Eine freundliche Frauenstimme fing an zu reden: „Guten Morgen liebe Iuteraner. Wir schreiben heute den 23. Martikus im Jahre 2114. Ich wünsche Jedem eine erholsame Zeit in der jeweiligen ViWo, in die Ihr versinken könnt. Ich bitte Euch nun um 9 Punkt 45 die dazu vorgesehen Visiere aufzusetzen und Euch dann zu entspannen. Es gibt wie immer keine Risiken und Nebenwirkungen und die Benutzung ist Jedem frei überlassen. The Brain wünscht Euch schöne Stunden in Eurer eigenen Traumwelt.“ Mit einem Kriseln verschwand die Stimme und sanfte Musikklänge schallten durch die Luft.

Shee lachte auf und stopfte sich die nächste volle Gabel mit Schnittchen in den Mund: „Von wegen es ist Jedem ‚frei überlassen‘. Man muss diese scheiß Teile ja erst einmal manipulieren, um überhaupt ‚frei‘ zu sein, um daraus flüchten zu können.“

Angewidert blickte sie auf das Visier und schaute es sich noch einmal genau an. Es legte sich perfekt über die Augen und Ohren und man konnte von außen keine Geräusche wahrnehmen. Solange man unter dem Visier lag, war die Realität wie weggewischt und man hing in der virtuellen Welt fest.

Shee würde es ja gerne nutzen, aber ihr wurde bis jetzt jedes Mal schlecht und sie konnte nicht länger als 15 Minuten darunter bleiben. Woran es genau lag war ihr unklar, aber sie wollte die Sache eh nicht wirklich und da war es ihr eigentlich ziemlich egal, was da jetzt für sie gezeigt wurde oder nicht. Immerhin liebte sie ihre Freiheit und sie wollte sich nicht von der virtuellen Realität blenden lassen.

„Ich frage mich ja immer noch, wie es kommt, dass du diese Teile so problemlos manipulieren und hacken kannst. Immerhin wurden sie von The Brain persönlich hergestellt und eingerichtet. Du musst mir das mal genauer erklären und beibringen.“ Shee grinste ihren Freund an und legte das Visier wieder hin.

Dann wurde sie wieder ernster und hakte nach: „Wieso bist du heute überhaupt hier? Oder besser gefragt, wieso bist du ‚schon‘ jetzt hier. Wir hätten uns ja eh nachher um 9 Punkt 45 gesehen, also. Raus mit der Sprache.“ Sie beugte sich zu ihm herüber und wartete gespannt auf eine Antwort. Obwohl sie sicherlich keine genaue bekommen würde, so war Nimko einfach.

Nimko ließ sich wieder einmal nicht aus der Ruhe bringen und lächelte Shee einfach nur an: „Du bist wirklich manchmal ziemlich ungeduldig. Darf ich etwa keine Zeit mit dir verbringen? Du weißt so gut wie ich, dass ich dieses Visier genau so wenig vertrage wie du. Ich denke, da ist es doch nicht verwerflich, wenn ich ein wenig früher bei dir vorbeischauen möchte und dir Frühstück mitbringe? Immerhin ist der Bezirk nachher wie leergefegt und die Geschäfte haben dann geschlossen. Du willst doch sicherlich nicht hungrig die ViWo-freie Zeit verbringen?“ Er stand auf und suchte nach zwei Tassen, drückte dann einen Knopf und kam mit zwei dampfenden Tassen wieder zurück.

Der Stand der Technologie ermöglichte es, dass die einzelnen Behälter sofort mit der gewünschten Flüssigkeit gefüllt wurden. Dies erleichterte Vieles und so konnte man sich besser auf das Wesentliche konzentrieren. Shee mochte diese Art von Technologie eigentlich nicht so sehr, weil sie so einen großen Eingriff in ihr Privatleben hatte. Immerhin konnte der Apparat, alleine durch einen Knopfdruck, ermitteln, was man trinken wollte.

Wie dies genau funktionierte, war ihr zwar ein kleines Rätsel, aber Nimko würde sicherlich eine Antwort darauf wissen. Er hatte sie schon so viel gelehrt, da würde sicherlich ein wenig von seinem Fachchinesisch Klarheit schaffen. Denn wenn Shee eines war, dann war es lernfähig. Alleine durch die Beschreibungen und Führungen, die ihr Nimko gab, konnte sie im Alleingang Sachen hacken und aus der Ferne abschätzen, wie lange sie wohl dafür brauchen würde. Dies hatte ihr schon einige Male den Hintern gerettet.

Der Tee dampfte und Shee blickte einige Zeit hinein. Er war etwas trüb und dem Geruch nach zu urteilen, handelte es sich wohl um einen Schwarztee. Nimko wusste schon lange, was Shee mochte und was nicht. So war es auch nicht mehr komisch für sie, dass sie auch immer das Richtige von ihm bekam. Bis jetzt hatte er nur einige Male danebengegriffen und ihr etwas serviert, das sie absolut nicht mochte.

Sie blickte wieder hoch und hoffte, dass sie nun aus diesem Gedankenwirrwarr befreit war und sagte: „Ich denke nie daran, dass auch die Geschäfte schließen, wenn die Iuteraner in der ViWo sind. Es ist halt nur komisch, dass du mich heute auch wirklich aus dem Bett klingelst. Meist bin ich schon wach, ehe du hier bist. Du musst mich wohl heute wirklich auf einem falschen Fuß erwischt haben.“

Sie schüttelte kurz den Kopf und trank einen Schluck. ViWo war die Kurzform für – wer hätte es gedacht – Virtual World. Iuteraner, die nicht darin versinken wollten, hatten einen zweiten Namen dafür erfunden, der da lautete: Virtual Torture. Shee benutzte ViTo meistens auch, aber sie fand, dass es auch mal an der Zeit war die Sachen beim Namen zu nennen. Immerhin befand sie sich auch selbst manchmal in der ViWo, auch wenn sie es nicht lange darin ertrug.

Nostalgie war der Grund dafür, denn sie wusste nicht warum, aber die ViWo hatte immer genau die richtigen Erinnerungen parat, die einen für den Rest des Tages aufbauten oder traurig machten. So verbrachte sie schöne Minuten mit verstorbenen Familienangehörigen oder spielte mit sich selbst als Kind am Strand. So schön die Erinnerungen auch waren, einen bitteren Nachgeschmack hatten sie trotzdem. Immerhin sah sie nur ein Abbild der Vergangenheit und Verstorbene konnte man damit auch nicht wieder zurückbringen.

Viele ihrer Freunde und Nachbarn waren besessen davon in die ViWo zu gehen, denn es gab sogar welche, die das Visier keinen Moment abnahmen, weil sie so sehnsüchtig auf den Moment warteten, auf den sie stundenlang ausharrten. Dies führte natürlich letztlich dazu, dass sie völlig erschöpft waren und den Moment dann meist nicht genießen konnten. Denn, soviel stand fest, die ViWo funktionierte besser bei ausgeschlafenen und fitten Iuteranern.

Die Dauer eines Besuches in der ViWo war auch gesetzlich festgelegt worden. Sanktionen gab es zwar keine, aber dennoch existierten sie im Geheimen. Shee hatte zwar schon einmal miterlebt, wie einer ihrer Nachbarn das Visier abgenommen bekam und eine Sperre erhielt, aber dies war eher ein Einzelfall. Unsittliche Sachen waren nämlich verboten in der ViWo, auch wenn es keine wirkliche Regel dafür gab. Für The Brain schien eine Regel etwas Unfreies zu sein, etwas das nicht sein sollte.

Dennoch schienen Regeln zu existieren, sonst würden keine – wenn auch ‚nicht-existente‘ – Sanktionen verhängt. Denn besagter Nachbar wurde dabei erwischt, wie er – während der Zeit in der ViWo – schlafgewandelt war und eine Nachbarin vergewaltigt hatte. Leider hatte der Nachbar die Schmach nicht ertragen können und sich mit einer Überdosis Tabletten das Leben genommen. Aber mitnichten wegen der Gräueltat, die er der wehrlosen Frau angetan hatte, sondern eher wegen der Sperre, die über ihn verhängt worden war.

Leider musste Bezirk D5-3F einige solcher tödlichen Zwischenfälle notieren und deshalb war die Dauer eines Aufenthalts für Witwer und Witwen – denn dieser Nachbar hatte erst kürzlich seine Ehefrau verloren – um einiges verkürzt worden. Weshalb Shee dies wusste? Mit Nimko zusammen hatte sie es geschafft, wichtige Daten und verschlüsselte Regelungen an sich zu bringen. Leider konnten sie nicht viel damit anfangen, da ihnen eh keiner glauben würde. Dennoch konnten so die unter den Teppich gekehrten Vorfälle vorgelegt werden, auch wenn es keinem helfen würde.

„…e? Shee? Hörst du mich?“ Eine Hand wedelte vor Shees Augen und sie musste einige Male blinzeln. War sie so in ihren Gedanken gefangen gewesen, dass sie nicht einmal mitbekommen hatte, dass Nimko etwas gesagt hatte? Ihre Wangen wurden etwas wärmer und sie räusperte sich kurz. Sie hatte das Gefühl im Moment nicht sie selbst zu sein.

„Verzeihung, ich war nur in Gedanken. Hast du etwas gesagt?“ Sie stellte ihre Tasse nieder und blickte in Nimkos grüne Augen. Sie hätte darin versinken können, so wundervoll und stechend waren sie. Wenn sie die Augenfarbe beschreiben müsste, dann würde sie sicherlich die Bezeichnung ‚flüssiges Gift‘ dafür benutzen. Dieser Glanz und diese Farbe machten es ihr immer schwerer sich nicht zu tief hineinziehen zu lassen. Sie hatte das Bedürfnis darin schwimmen zu wollen, aber dies würde sie nie tun. Deswegen riss sie sich schnell wieder los und hoffte, dass sie nicht wieder abwesend war und so die Antwort von Nimko verpasst hatte.

„Ich wollte nur sagen, dass es nur noch wenige Minuten bis zum Showdown sind. Willst du hier noch etwas machen oder können wir los?“, fragte er und stand wieder auf. Er schien heute Shee zur Hand gehen zu wollen und griff deswegen nach den Tassen und Tellern. Doch Shee hielt ihn auf und schüttelte den Kopf. Dann deutete sie auf den Stuhl und ermahnte ihn. Nimko hielt in seiner Bewegung inne und schaute seine beste Freundin fragend an.

„Steh noch einmal auf, wenn es an mir ist den Tisch abzuräumen und du kannst hier einziehen und den Hausmann spielen.“ Shee motzte ihn leicht an und schüttelte dann den Kopf. Seufzend setzte sich Nimko wieder hin und wartete darauf, dass alles abgeräumt war und Shee die nötigen Utensilien für die ‚iuteranerfreien‘ Stunden hatte. Denn dies würden sie allemal werden.

~*~

„Es ist nun 9 Punkt 45. Entspannt Euch und genießt die Euch dargebotene Musik. The Brain wünscht Euch eine schöne Zeit in der ViWo und wir hören uns um 13 Punkt 00 wieder.“ Die sanfte Frauenstimme hatte die Zeit in der ViWo nun eingeläutet und Nimko und Shee vernahmen die sanften Töne der Musik.

Iuteraner, die das Visier nicht benutzten, konnten die einschläfernde Wirkung davon nicht spüren, deshalb war es ungefährlich für jeden wachen Iuteraner frei im Bezirk D5-3F umherzulaufen. Man konnte ein wenig von dem Effekt wahrnehmen, aber die volle Dröhnung bekamen nur die zu spüren, die unter den Visieren lagen.

Dennoch war es nicht ungefährlich einfach so herumzulaufen. Auch wenn es die Regel besagte, dass man ‚freiwillig‘ in die Traumwelt gehen konnte, so gab es Wärter, die durch die Straßen gingen und kontrollierten, ob auch Jeder unter dem Visier lag und den Erinnerungen frönte. In Shees Haus würde man jetzt während ihrer Abwesenheit eine eigens von Nimko konzipierte Erfindung vorfinden. Diese würde jeden Wärter weismachen, dass ein lebendiges Wesen mit dem Visier in seiner eigenen Traumwelt war. Dafür eigens hergestellte und positionierte Wärmesensoren zeigten den Scannern an, dass alles in Ordnung war.

Denn die Wärter verließen sich auf die Technologie und die darauf befindliche Anzeige, wobei sie ihre eigenen Augen – die schnell durch das Fenster schauen könnten – dabei gekonnt ignorierten. Nur wenn eine Unannehmlichkeit auf dem Display zu erkennen war, wurde die visuelle Wahrnehmung benötigt. Immerhin konnte ja ‚nur‘ das Auge getrübt werden, denn Technologie, die von The Brain erschaffen wurde, war nicht auszutricksen. Wenn die wüssten…

Nimko und Shee hatten sich auf den Boden neben ihrem Haus gepresst und warteten, dass die Kontrollen in der Straße vollzogen waren. Sie konnten nicht einfach an den Wärtern vorbeischleichen, dafür waren es einfach viel zu viele.

Wärter wurde man, wenn The Brain einen dafür auserkoren hatte. Die Amtszeit betrug eine Woche und dann wurde wieder ausgewechselt. Man könnte sagen, dass Iuteraner, die nie negativ aufgefallen waren, in der Hitliste weit oben spielten. Shee erkannte auch diese Woche wieder einige bekannte Gesichter unter ihnen. Häuser, in denen während der Kontroll-Zeit keiner war, aber von einem der Wächter bewohnt wurde, bekamen eine spezielle Kennzeichnung, damit auch keine Verwechslungen geschahen. Immerhin sollte keine falsche Notiz genommen werden, nur weil der Besitzer nicht als Wärmebild in seinem Haus vorzufinden war.

In der Straße, in der Shee wohnte, standen 20 Gebäude. In den meisten wohnte nur einer, da es sich dabei um einstöckige Single-Behausungen handelte. Es gab einige Ausnahmen, da man manchmal mehr als nur einen Iuteraner in der Wohnung vorfand, wenn der Besitzer beispielsweise Besuch hatte. Dies musste vorher abgeklärt werden, damit es keine Sanktionen dafür gab. Davon wurde dann eine Notiz gemacht, damit diese Veränderung in der Statistik wahrgenommen wurde, um Problemen aus dem Weg zu gehen. Immerhin dürfte eigentlich nur der Besitzer der Behausung auf den Geräten zu erkennen sein.

„Ich glaube die Luft ist rein.“, flüsterte Nimko Shee zu und robbte langsam weiter.

Wächter blickten nie zurück, denn sie hatten nur den Blick für das, was vor ihnen lag. Aber es war dennoch sicherer vorsichtiger zu sein, als erwischt zu werden. Das Rascheln im hohen Gras zeigte den beiden, dass sie wohl nicht die einzigen waren, die sich davonstahlen. Es könnte sich dabei natürlich auch nur um eine Katze oder ein anderes Tier handeln, das durch die Gräser strich. Aber für die beiden war es im Moment egal. Sie mussten die Straßenseite überqueren, um sich durch die dahinter befindenden Felder zu schleichen.

Nimko wohnte etwas weiter weg und entging meistens den Kontrollen, weil sie ihn einfach vergaßen. Der Bezirk war einfach zu groß, um jede kleine Ecke davon in den fast vier Stunden zu kontrollieren. Es war ein glücklicher Zufall für sie beide, immerhin konnten sie dort in aller Ruhe ihren Hobbies nachgehen.

Die Hobbies – wenn man dies überhaupt so nennen konnte – bestanden darin, dass Nimko Shee neue Hacker-Tricks beibrachte und sie sich überlegten, wie sie neue Iuteraner für die Zeit außerhalb der ViWo rekrutieren, respektive überzeugen konnten. Bis jetzt hatten sie es bei einer Handvoll geschafft, die wirklich freie Zeit schmackhaft zu machen und sie davon zu überzeugen, dass es nicht sehr gesund war unter dem Visier zu liegen und nicht zu wissen was wirklich mit einem geschah.

Denn so weit waren Nimko und Shee in ihrer Überlegung schon gekommen: wenn es nichts Negatives an der ganzen Sache geben würde, so würden die Iuteraner sich danach wohl sicherlich nicht so ausgelaugt fühlen. Denn dies hatten sie durch Gespräche mit Nachbarn herausfinden können. Da Beide nicht sehr lange in der ViWo verharrten, konnte sie dieses Phänomen am eigenen Leibe nicht spüren. Hinzu kommt der Fakt, dass Shees Nachbarin, Frau Tinja, bei der Nachfrage wie es denn gewesen sei ihren verstorbenen Ehemann zu sehen, darauf mit einem ‚wie meinen? ‘ geantwortet hatte.

Es schien als würden vereinzelte Personen vergessen, was genau in der ViWo geschah. Und dies konnte Shee nicht akzeptieren, auch wenn es ihr eigentlich egal sein müsste. Immerhin handelte es sich dabei nicht um ihre eigenen Erinnerungen, die unwiderruflich verschwunden waren. Dennoch hatte sie schon immer die Befürchtung, dass hinter The Brain etwas anderes steckte, da bis jetzt noch keiner die wahre Erscheinung von The Brain mit eigenen Augen bezeugen konnte. Shee empfand es als störend, da viele der anderen Iuteraner nicht wussten, wie ihnen geschah. Sie selbst befand sich ja nie lange unter dem Visier, deshalb war die Angst irgendetwas Wichtiges zu vergessen nicht so hoch.

Shee hatte daneben aber auch andere Hobbies, die darin bestanden Bücher der vergangenen Generationen zu lesen. Sie hatte diese in einem verlassenen Haus gefunden und musste – um überhaupt zu verstehen, was sie da gefunden hatte – zuerst einmal lesen lernen.

In ihrer Welt war die Zahl der Analphabeten ziemlich hoch und Shee wollte deshalb mit dem guten Beispiel vorangehen und den anderen Iuteranern zeigen, dass es Spaß machte Buchstaben zu entziffern und in der Welt der bildlichen Schrift zu versinken. Sie konnte nicht mehr wirklich sagen, wann diese Unlust zu Lesen angefangen hatte.

Für sie war es ein ziemliches Vergnügen die Schriften zu lesen, obwohl sie nicht immer alles verstand, aber das war ihr egal. Im Moment tat sie aber nichts dergleichen, denn Nimko und sie waren in der Zwischenzeit bei seinem Haus angekommen. Sie hätte lesen können, stand aber stattdessen vor Nimkos Spiegel und blickte an sich herunter.

Zuhause hätte sie es auch machen können, aber sie fand die Lichtverhältnisse hier etwas besser. Auch wenn sie nicht wirklich mochte was sie sah, denn ihre Kleidung wirkte so steril, so langweilig. Jeder in Iutera hatte die gleiche Kleidung, die aus einem Oberteil mit 3/4-Ärmeln in einem sanften blau und einer Hose in der gleichen Farbe bestand. Das Ganze wurde von einem Schuhwerk vervollständigt, welches sich vom Oberteil und der Hose so dermaßen abhob, dass man hätte meinen können, dass sich derjenige, der sich dies überlegt hatte, im Geschmack verirrt hatte. Man konnte nicht wirklich ‚Schuh‘ dazu sagen, da es sich eher um ein sockenähnliches Etwas handelte. Die Sohle der Strümpfe – sie waren kniehoch – war ein wenig verstärkt, damit die Hitze oder die Kälte des Bodens nicht zu sehr darin eindrang. Die Farbe war so unbeschreiblich hässlich, dass Shee nicht einmal genau sagen konnte was es überhaupt war.

Auf jeden Fall hätte sie sich manchmal festes Schuhwerk gewünscht, aber dies war ihnen nicht erlaubt. Obwohl der Rest der Kleidung in einem hellen Blau gehalten war, konnte man es nicht von den ‚Schuhen‘ sagen. Shee blickte tiefer herab und seufzte einmal kurz. Vielleicht wäre es ja wirklich mal eine gute Idee der Farbe einen Namen zu geben. Auf jeden Fall biss sie sich mit dem schönen Blauton des Oberteils und der Hose, da die Strümpfe nicht nur eine einzige Farbe besaßen, sondern mehrere.

Nach einiger Überlegung fiel ihr ein Begriff aus ihren Büchern ein und deshalb murmelte sie leise ein ‚Schottenkaro‘ vor sich hin. Vielleicht fand sie auch nur, dass die beiden Farben sich bissen, aber sie war kein wirklich großer Freund davon. Ihr Blick glitt dann kurze Zeit später zu ihrer linken Seite und blieb bei ihrem linken Arm hängen.

Sie hatte sich eigentlich daran gewöhnt, dennoch war es in manchen Situationen ein ziemliches Handicap. Wenn sie beispielsweise etwas in der rechten Hand hielt und angegriffen werden würde, so könnte sie sich nicht so gut wehren wie Jemand mit zwei gesunden Armen. Aber dies hielt sie nicht davon ab, sich manchmal in brenzlige Situationen zu bringen, in denen sie sich mit den Füssen zu wehren wusste.

„Du bist so schweigsam heute Shee. Ist irgendetwas?" Shee zuckte zusammen, weil sie plötzlich die Stimme von Nimko neben sich hörte. Sie schaute ihn an, lächelte sanft und schüttelte dann leicht den Kopf.

Es war ihr etwas peinlich, da sie gerade so etwas wie einen kleinen Blackout hatte und in ihren Gedanken gefangen gewesen war. Es war nicht das erste Mal, dass ihr so etwas passierte, dennoch fand sie es ziemlich seltsam. Denn auch wenn ihr dies manchmal wiederfuhr, so konnte sie eine solche Gefühlsregung bei Nimko nie erkennen. Dabei kannten sie sich schon seit sie Jugendliche waren. Ihre Erinnerungen an die Vergangenheit wirkten alles andere al verblasst, deshalb konnte sie sich genau daran erinnern wann ihre erste Begegnung war. Sie wusste mit Sicherheit, dass sie ihr Leben verändert hatte.

Ihre Aufmerksamkeit hatte sie, in ihrer abwesenden Haltung, auf Nimkos Augen gelegt. Wieder einmal versank sie in dieses helle, giftige Grün. Jedes Mal schien sie tiefer hinein gesogen zu werden und es wurde zusehends schwerer den Blick abzuwenden und sich wieder im Hier und Jetzt wiederzufinden. Doch dieses Mal war etwas anderes, das sie wieder klar denken ließ. Ihr Blick hatte sie noch immer auf den grünen Augen, doch wie von Geisterhand hatten sie sich aus ihrem Blickfeld geschlichen.

Shee blinzelte einige Male und versuchte zu verstehen, was sie gerade gesehen hatte. Sie drehte langsam ihren Kopf in Nimkos Richtung und musste feststellen, dass sich etwas in seinem Gesicht verändert hatte. Was genau konnte sie nicht sagen, aber es war ihr aufgefallen. Ihr Herz machte einen kleinen Aussetzer und sie musste sich an dem Tisch festhalten.

„Wie... Was ist gerade passiert?" Ihre Stimme schien atemlos zu sein, doch sie hatte nichts gemacht, das sie hätte so nach Luft schnappen lassen.

Erstaunen machte sich im Gesicht von Nimko breit und sie musste sich zusammenreißen nichts Falsches zu machen. Obwohl sie sich nicht sicher war, ob sie etwas hätte falsch machen können. Ihr war nur nicht ganz klar, was sie vorhin bemerkt hatte, aber irgendetwas sagte ihr, dass sie schreckhafter darauf hätte reagieren sollen.

Es war nämlich nicht alltäglich, dass sich jemand bewegt, ohne dass man davon Kenntnis nehmen konnte. Denn sie war sich sicher, dass sie sich keinen Millimeter gerührt hatte und deswegen Nimko derjenige sein müsste, der sich von seinem ursprünglichen Platz bewegt hatte. Ihr Blick ruhte auf Nimko und sie konnte einen leicht enttäuschten Blick in seinem Gesicht feststellen.

Er schüttelte dann langsam den Kopf und seufzte auf. Shee war sich nicht ganz sicher, ob es nun ein positives oder ein negatives Seufzen war. Immerhin könnte es sein, dass sie etwas gesehen hatte, das sie nicht hätte sehen sollen. Aber was hätte es sein können? Nimko war ein ganz normaler Iuteraner, daran war nun nichts Außergewöhnliches. Außer er hätte ein Geheimnis, das sie nicht kannte. Vielleicht machte sie sich auch nur zu viele unnütze Gedanken. Deshalb entspannte sie sich wieder etwas und wartete darauf, ob ihr Nimko darauf eine Antwort geben würde.

"Ich hatte nicht vor dich in irgendeiner Weise zu erschrecken, tut mir Leid. Du hast so komisch reagiert, obwohl ich doch einfach nur aus deinem Blickwinkel gegangen bin. Oder war ich etwa zu schnell für dein Auge?" Er schmunzelte und schüttelte wieder den Kopf und redete weiter: "Du bist heute etwas seltsam drauf, hast du vielleicht nicht genug geschlafen?" Nimko ging, ohne auf eine direkte Antwort zu warten, wieder zurück zu seinem Tisch und Shee ließ sich langsam auf einem Stuhl nieder.

Vielleicht hatte Nimko ja Recht und sie hatte schlecht oder nicht genug geschlafen. Sie bemerkte schlagartig, dass ihr Kopf so stark schmerzte, dass sie nicht mehr klar denken konnte. Vielleicht würde dies ja einiges erklären, obwohl sie nicht sagen konnte woher der Schmerz auf einmal kam. Aber es war ein pochender und gleichzeitig stechender Schmerz, so als würde ihr Jemand mit einem spitzen Gegenstand durch den Schädel fahren. Das gleißende Licht, das sie plötzlich sah, führte dazu, dass sie ihre Augen zukniff. Doch der Schmerz in ihrem Schädel wurde immer stärker und sie versank schlussendlich in eine dumpfe Welt aus Schwärze und Geräuschlosigkeit.

~*~

Gedämpfte Geräusche drangen an ihre Ohren und sie fühlte sich, als wäre sie von einem zentnerschweren Tier überrannt worden. Die Gesprächsfetzen, die an ihre Ohren drangen, ergaben für sie absolut keinen Sinn. Sie konnte keinen wirklichen Zusammenhang der einzelnen Wörter finden und verstand nicht um was es ging. Alles war so schwer und so weit entfernt, dass sie nicht einmal mehr sagen konnte, wo sie sich überhaupt befand. War sie überhaupt noch existent? Es war so verwirrend, ihr Kopf dröhnte und schien fast zu bersten.

Zwei männliche Stimmen unterhielten sich miteinander, soviel konnte sie aus ihrer Wattewelt wahrnahmen. ‚Dank‘, ‚Hilfe‘, ‚gut gemacht‘, dies waren nur einige der Wortfetzen, die versuchten einen Weg in ihr Gehirn zu finden. Langsam kurbelten sich ihre Gedankengänge wie von selbst an und ihr kam die Frage in den Sinn, ob die Stimmen vielleicht von ihr redeten. Es wäre logisch gewesen, immerhin schien sie nicht wach zu sein. Schlafen tat sie eigentlich auch nicht, von daher konnte es sich sicherlich nur um eine Ohnmacht handeln. Das ‚wieso‘ würde sich sicherlich nachher beantworten lassen.

Vereinzelte Muskeln in ihrem Körper versuchten die Starre wieder zu lösen. Leichtes Unbehagen, welches sicherlich von dem dumpfen Gefühl in ihrem Schädel kam, machte sich über ihren ganzen Körper breit. Die Stimmen drangen langsam klarer an ihr Ohr und sie versuchte herauszufinden, während sie langsam wacher wurde, um wen es sich dabei handelte. Eine der Stimmen gehörte sicherlich Nimko, dessen war sie sich bewusst. Bei der zweiten Stimme war sie nicht ganz sicher, da sie ihre ganze Kraft aufbringen musste, die leicht zuckenden Finger unter Kontrolle zu bringen. Ihr Körper fühlte sich an, als hätte er unter einer Starre gelitten. Das Kribbeln, das sich kontinuierlich in ihr ausbreitete, machte ihr das umso klarer.

„Ich glaube sie wacht langsam auf.“ Der erste Wörtermix, der einen Sinn ergab, drang in ihren Geist und verscheuchte langsam aber sicher die Ohnmacht.

Die Regungslosigkeit ihrer Glieder löste sich langsam und sie versuchte ihre schweren Lider langsam zu öffnen. Doch es erwies sich als schwierig und so ließ sie es für den Moment sein. Die Stimme, die sie indirekt angesprochen hatte, sprach wieder: "Shee? Shee? Wenn du mich hören kannst, dann drück bitte meine Hand."

Kühle, raue Finger griffen ihre Hand und sie musste ihre Muskeln anstrengen, um die fremde Hand zu drücken. Immerhin hatte sich das Kribbeln noch nicht vollständig gelöst. Die Stimme kam ihr immer bekannter vor und sie versuchte mit aller Kraft ihren Körper zum Funktionieren zu animieren. Es erwies sich als schwieriger als gedacht, doch sie bewegte mühevoll die starren Finger, um sie dann in die männliche Hand zu legen und zuzudrücken.

Auch wenn ihr die Stimme bekannt vorkam, so konnte sie nicht mit Sicherheit sagen, wer es sein sollte. Ihr Körper schien nämlich momentan auf Sparflamme zu arbeiten und so erwies es sich als schwierig die ganzen Synapsen im Hirn wieder anzukurbeln. Auch wenn sie schon einiges am Ton und Geruch erkennen konnte.

Shee versuchte wieder vorsichtig andere Körperteile zu bewegen und legte dafür den Kopf langsam so hin, dass sie in die Richtung schaute, aus der sie die Stimme vermutete. Auch wenn ihre Augen momentan noch geschlossen waren, so konnte sie sich denken, dass die Blicke, die auf ihr lagen, sicherlich ziemlich besorgt waren. Die Dunkelheit hinter ihren Lidern lichtete sich nach und nach, weil sie versuchte wieder vollends wach zu werden. Dabei wurde ihr bewusst, wie hell es doch überhaupt war und so dauerte das Öffnen der Augen doch länger als sie gedacht hatte.

Die Sonnenstrahlen blendete sie im ersten Moment, weshalb sie ein leises Murren von sich gab. Das Rascheln von Kleidungsstücken machte sie aufmerksam darauf, dass sich die beiden Männer auf sie zu bewegten, obwohl der eine sehr nahe zu sein schien. Immerhin hielt sie eine männliche Hand, welche sie wieder sanft drückte. Die Helligkeit schmerzte in ihren offenen Augen und so bewegte sie ihren Kopf auf die andere Seite, um wenigstens ein wenig im Schatten liegen zu können.

"Was ist passiert?", wollte Shee wissen, immerhin wird einem nicht von dann auf gleich schlecht und kippte einfach um. Sie fragte sich, wie ihre körperliche Reaktion wohl auf Nimko gewirkt hatte. Ob er sie jetzt als Schwächling ansah oder ob es ihm gelinde gesagt scheißegal wäre.

Shee hielt viel von der Meinung ihres besten Freundes, deshalb wollte sie nicht, dass er irgendetwas Komisches von ihr dachte. Sie wusste nicht wieso es ihr so viel ausmachte, dass sie vor ihm in Ohnmacht gefallen war. Es war schon so peinlich genug, da würde ein neckischer Unterton von Nimko die Sache sicherlich nicht verbessern.

Er war es auch, der ihre Frage beantworten wollte und so in ihr Blickfeld trat. Der Blick in seinen grünen Augen war ziemlich besorgt und komischerweise erfreute es sie, denn dies zeigte ihr, dass sie ihm wohl doch wichtiger war als sie gedacht hatte. Aber wieso kam sie überhaupt auf den Gedanken, dass sie ihm nicht wichtig wäre? Sie hatte sich vielleicht den Kopf gestoßen und müsste zuerst einmal wieder ganz klar werden.

"Du bist einfach umgekippt und in Ohnmacht gefallen. Du schienst starke Schmerzen gehabt zu haben, deshalb war ich ziemlich besorgt um dich. Ich habe versucht dich wieder wach zu bekommen, aber du wolltest nicht darauf reagieren. Deshalb habe ich Herrn Nico gefragt, ob er dich untersuchen könnte."

"Genau, aber ich habe nicht wirklich etwas entdecken können, nur dass du ein wenig fiebrig warst, als ich ankam und du etwas von Kopfschmerzen gemurmelt hast. Ich habe dir deshalb eine Dosis Schmerzmittel gegeben, die wie es scheint auch schon angeschlagen hat. Dir müsste es also in Nu wieder besser gehen." Der ältere Herr stand auf und strich sich die einheitliche Kleidung glatt. Seine gräulich werdenden, blonden Haare standen wirr vom Kopf ab und er strich sich wie gewohnt dadurch.

Dann hatte sie sich also vorhin doch nicht verhört und die Stimme richtig gedeutet, obwohl ihr komischerweise der Name nicht sofort eingefallen war. Aber es handelte sich bei Herrn Nico um einen der Nachbarn. Er drehte sich dann um und zeigte auf einige Utensilien – darunter auch die Tabletten –, die auf dem Tisch lagen.

"Wenn du wieder so eine Schmerzattacke bekommst oder wie du es nun auch nennen magst, dann nimm es! Ohne Widerrede. Ich weiß, dass du Medikamente nicht wirklich ab kannst, aber tu es für uns, okay?" Der mahnende Finger von Herrn Nico hellte Shees Miene schon wieder etwas auf und deshalb schenkte sie ihm ein freundliches Lächeln und bedankte sich bei ihm.

Sie mochte es eigentlich nicht, wenn sie etwas gegen Schmerzen nehmen musste, denn dies zeigte einem die Grenzen des Körpers auf. Auch wenn sie jetzt nicht selbstzerstörerisch war, so mochte sie es doch lieber nichts nehmen zu müssen, da jede Einnahme eine bestimmte Nebenwirkung mit sich bringen konnte. Das wusste neben Nimko und Herrn Nico auch fast jeder andere in der Straße. Herr Nico war so etwas wie ein Arzt und einer der Wenigen, der lesen und schreiben konnte. Hinzu kam, dass er von Shee und Nimko bekehrt worden war und nicht mehr in die ViWo ging - zumindest nicht mehr so oft wie sonst.

Shee blieb noch einige Zeit liegen, ehe sie sich traute sich aufzustehen, immerhin war sie einige Zeit wie in Watte gepackt gewesen. Den Schwindel, den sie gerade noch spürte, ignorierte sie einfach und gesellte sich nach einiger Zeit zu Nimko. Herr Nico ging unterdessen zur Tür hinaus und verabschiedete sich von den Beiden. Shee bedankte sich auch noch freundlich bei ihm und ging dann mit schwankenden Beinen auf Nimko zu.

Sie blickte auf die Arbeit, auf die sich Nimko sehr konzentrierte und seufzte einmal schwer. Dies tat ihrem Kopf leider nicht so gut und sie musste sich an der Tischkante festhalten, bis sie wieder etwas stabiler stand und sah auf das Profil von Nimko. Sie mochte seine Züge und war wieder ein wenig gefangen davon, doch dann kam ihr in den Sinn was sie machen sollte und sie riss sich wieder zusammen. Denn sie mochte es nicht in der Schuld anderer zu stehen, aber es war nun mal passiert. Sie hatte Nimko sicherlich schon viele Sorgen bereitet und deshalb beugte sie sich zu ihm herüber und gab ihm einen kleinen Schmatzer auf die Wange. Es war ein Zeichen ihres Dankes, da sie fand, dass ein einfaches ‚Danke‘ hier nicht ausreichte.

"Weil du dich, naja, um mich gekümmert hast. Das hättest du nicht machen müssen Nimko." Shee zuckte mit den Achseln und lehnte sich an den Tisch an dem Nimko gerade arbeitete.

Er schien eine neue Apparatur in Arbeit zu haben und Shee begutachtete sie mit einem kleinen Seitenblick. Es wirkte so kompliziert und gleichzeitig so logisch. Dennoch konnte sie nicht genau sagen, um was es sich denn handelte. Durch die Form würde sie auf einen neuen Hacker oder eine der Apparaturen tippen, die die Iuteraner benutzen konnten, um aus der ViWo zu fliehen. Da sie es aber nicht genau sagen konnte, drehte sie sich kurzerhand um und blickte auf den Tisch.

Nimko hatte nichts auf den Kuss erwidert und schien es auch nicht tun zu wollen. Vielleicht hatte er es auch nicht wirklich bemerkt, denn so konzentriert wie er geschaut hatte, würde sie dies nicht wundern. Da Shee von ihm keine Antwort erhielt, fragte sie ihn kurzerhand: "Ein neuer Projektor?"

Nimko blickte kurz auf und wiegte den Kopf kurz von einer Seite zur anderen: "Also es handelt sich schon um einen Projektor, aber dieser hier ist anders. Die Gründe möchte ich dir jetzt nicht erklären, aber es ist ein Spezialauftrag. Soviel kann und darf ich sagen." Er lächelte sie sanft an und hob das Teil hoch, betätigte dann einen Knopf und zeigte Shee das Innenleben.

Ein wenig verstand sie, was sie da sah, aber dennoch erschien ihr alles zu kompliziert zu sein, als dass sie nun sagen könnte was genau dieser Draht nun leisten würde. Shee musste sicherlich noch viel lernen, um mit Nimko mithalten zu können. Immerhin schien er die Arbeit nun schon jahrelang zu machen und die paar Monate, die sich Shee nun intensiv damit beschäftigte, würden sicherlich nicht ausreichen, um ihr nun alle Fragen zu beantworten. Er erklärte ihr dennoch ein wenig, was sie da sah und sie nickte freundlich, obwohl sie nicht alles verstand. Sie liebte sein Fachchinesisch, deshalb ließ sie ihn auch ausreden. Denn wenn Nimko einmal anfing zu reden, dann war es schwer ihn wieder davon abzubringen, und das wollte Shee nun wirklich nicht.

~*~

Ein sanftes Rauschen ertönte und zeigte den Beiden, dass es schon 13 Punkt 00 war. Wie aufs Geheiß, fing die freundliche Frauenstimme auch an zu reden: „Guten Mittag, liebe Iuteraner. Ich hoffe Eure Zeit in der ViWo ist erfolgreich verlaufen und ihr konntet erholsame Stunden darin verbringen. Bleibt noch ein wenig liegen und geht dann Euren Pflichten wieder nach. The Brain freut es auch, Euch sagen zu können, dass es keine außergewöhnlichen Vorkommnisse gab und wünscht Euch alle noch einen schönen, sonnigen Tag. Bis morgen, meine lieben Iuteraner.“ Shee äffte The Brain nach und seufzte dann, da es nun schwieriger sein würde ungesehen nach Hause zu kommen. Sie stand auf und blickte auf Nimko.

„Ich denke es wäre nun besser, wenn ich wieder nach Hause gehe, immerhin brauchen die Leute nur noch einige Minuten, ehe sie sich vollends aus der ViWo verabschiedet haben. Viel konnten wir leider heute nicht reißen, aber ich bin zuversichtlich, dass morgen deshalb umso erfolgreicher sein wird.“ Shee griff nach ihren Utensilien und ging dann lächelnd auf Nimko zu, umarmte ihn einmal kurz und ging dann zur Tür.

Sie blieb dann noch einmal stehen und fügte noch hinzu: „Nächstes Mal, wenn ich wieder so abwesend bin, versuche mich einfach wieder ins Jetzt zu holen, egal mit welchen Mitteln. Verstanden?“ Sie blickte ihn ernst an und öffnete dann die Tür.

Ihr war es nun egal, ob er noch etwas sagen wollte oder nicht. Sie musste so schnell wie möglich nach Hause, denn wenn sie jemand sehen sollte, so würde ihr sicherlich eine saftige Strafe drohen und dies war eines der Sachen, die sie nun wirklich nicht wollte. Denn Shees Gedanken kreisten wieder um The Brain, da ihr wieder einmal aufgefallen war, wie glücklich und befriedigt sich die Frauenstimme angehört hatte. Ein Ekelschauer lief über ihren Rücken und Shee schalt sich einen Idioten. Befriedigende Maschinen, wie weit gingen denn ihre Gedanken wieder?! Sie brauchte sicherlich nur Schlaf, denn dann würde alles sicherlich klarer sein. Hoffentlich.

Neuigkeiten

Einige Tage später.

Shee hatte es schon immer gewusst, dass mit Nimko irgendetwas nicht stimmte. Aber sie war ihrem Verdacht willentlich nicht nachgegangen, weil sie Angst vor der Wahrheit hatte. Nun war es aber so weit, denn Nimko wollte mit ihr über etwas reden. Was es sein sollte, konnte sich Shee nicht ausmalen, aber es schien ziemlich wichtig zu sein, sonst hätte er ihr nicht ausdrücklich gesagt, dass sie heute darüber reden müssten, sonst würde etwas passieren.

Obwohl sie fand, dass dies doch ein wenig übertrieben seinerseits war, denn was sollte denn bitte passieren? Sie war sich nicht ganz sicher, ob sie nun wissen wollte was ihr Nimko zu sagen hatte, aber der Tonfall mit dem er ihr das weismachen wollte – dass er heute ‚einiges klarstellen‘ wollte – machte sie dann doch neugieriger als sie eigentlich hätte sein sollen. Vielleicht machte sie sich auch einfach zu viele Gedanken über dieses ‚klarstellen‘. Es konnte so vieles bedeuten, und doch malte sich nun Shee das Schlimmste aus.

Ihr war schon immer aufgefallen, dass Nimko anders war, aber sie konnte nicht ganz genau sagen woran sie das erkennen konnte. Es war halt einfach so ein Gefühl, das sie hatte und normalerweise trübten ihre Gefühle sie nicht oft. Man sollte sich ja nicht immer davon leiten lassen, aber bis jetzt hatte sie noch keine schlechte Erfahrung damit gemacht. Sie war nur dadurch das ein oder andere Mal ein wenig in Bedrängnis geraten, weil ihre Emotionen sie zu etwas getrieben hatten, das sie nicht hätte tun sollen. Aber sie hatte sich immer wieder aus brenzligen Situationen befreien können, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Auch wenn sie ein Handicap hatte, so sollte sie keiner unterschätzen.

Sie hatte schon den einen oder anderen Iuteraner gesehen, dem das eine oder andere Körperteil fehlte, aber es war ihr nie bewusst gewesen, wie sehr sie aus der Masse herausstach. Sie war eine der einzigen im Bezirk D5-3F, die keine Prothese haben wollte, als ihr eine angeboten wurde. Diese Art der Hilfe erschien ihr etwas fragwürdig, da es in ihren Augen nicht so koscher war, als es den Anschein hatte. Die Iuteraner mit den angebotenen Prothesen wirkten verändert auf sie, seit sie diese kostenlose Operation über sich haben ergehen lassen. Es war ihr schleierhaft, wie man der Sache überhaupt Glauben schenken konnte. Immerhin war im Leben nichts kostenlos und eine kostenlose Operation kam einer Einwilligung zu etwas Verbotenem nahe. Es war schier unlogisch und sehr fragwürdig, zumal die Operation von The Brain gesponsert wurde.

Der Kopf von Iutera – dessen weibliche Stimme man nur vernehmen konnte – war sehr wichtig für die Iuteraner. Keiner wusste woher sie kam, aber sie wurde als Oberhaupt der tausend Iuteraner auf diesem Planeten angesehen. Shee fragte sich manchmal, ob es überhaupt stimmte, dass sie die Einzigen waren, die diesen großen Planeten besiedelten. Es gab so viel unentdecktes Land jenseits des großen Flusses Fin und des noch größeren Meeres Infini.

In den Büchern, die sie gelesen hatte, waren mehr Informationen enthalten, als sie verkraften konnte. Wichtige Daten wurden sicherlich hinter Schloss und Riegel gehalten und Shee war sich auch bewusst, dass sie die Informationen aus den Büchern für sich behalten musste. Immerhin handelte es sich dabei um einen unerlaubten Besitz früherer Lektüre, die sie schwer zu stehen lassen könnte. Hinzu kam der Fakt, dass manche Informationen so brisant waren, dass Shee sie nicht einmal mehr in ihrem Kopf hatte. Woran das genau lag, konnte sie nicht sagen, aber es stimmte sie manchmal doch etwas traurig. Vor einigen Jahren hatte The Brain jegliche legale Informationsbeschaffung abgeschafft und das Wort der Anführerin war wichtiger als das Wort des kleinen, mickrigen Iuteraner.

Wenn Shee so darüber nachdachte, kam ihr dieses Problem rund um Nimko plötzlich so mickrig vor. Immerhin gab es wirklich genügend unbeantwortete Fragen auf Iutera. Sie könnte niemals auf alles eine Antwort finden, aber sollte es ihr möglich sein, an wichtige Informationen über The Brain zu kommen, so würde sie sicherlich glücklicher leben können als zuvor. Immerhin blieb sie dann nicht mehr so im Unklaren und konnte ihre wilden Verschwörungstheorien vielleicht begraben.

Sie hatte schon oft versucht sich The Brain bildlich vorzustellen, doch jedes Mal scheiterte sie bei dem Versuch. Sie öffnete eine Schublade und nahm einige Blätter und Zeichnungen heraus. Verschiedene Theorien hatte sie niedergeschrieben und mit anschaulichen Bildern versehen. Immerhin vertiefte sich so die Annahme, dass sie von einem Phantom beherrscht wurden – auch wenn das Wort vielleicht etwas hart gewählt schien. Sie legte die einzelnen Blätter auf den Tisch und breitete sie aus.

Nimko würde eh in einer halben Stunde da sein und in der Zwischenzeit konnte sie ihre ganzen Verschwörungstheorien noch einmal zusammenführen und damit ein besseres Schema erstellen. Sehr viel wusste sie wirklich nicht. Auf den meisten Blättern standen nur Begriffe, die ihre Vermutungen untermalten, wie ‚ist eine Frau‘, ‚kein Iuteraner‘ oder auch ‚gefährlich‘. Das letzte erschien ihr als einer der wichtigsten Fakten, obwohl sie den genauen Zusammenhang mit The Brain noch nicht ganz schließen konnte.

Man könnte auch sagen, dass The Brain mysteriös war, aber das empfand sie als einen zu oberflächlichen Begriff, als dass er diese ‚Frau‘ beschreiben könnte. Es erschien Shee wichtiger das Erscheinungsbild etwas genauer zu definieren. Es war schon schwer genug mit den wenigen Informationen, die sie besaß auszukommen. Dennoch schien es ihr umso wichtiger zu sein, sich ein Bild vor Augen zu halten. Auch wenn es umso schwerer war, da man nicht sagen konnte, wie The Brain nun aussehen mochte.

Jemanden nur wegen der Stimme zu beschreiben und zu zeichnen, erwies sich als schier unmöglich. Deshalb stellte sich Shee manchmal eine wunderschöne Frau vor, die nicht von dieser Welt zu sein schien – vielleicht sogar eine Außerirdische war. Es kam auch vor, dass sie sich nichts vorstellen konnte, immerhin konnten Computer – so viel war ihr bekannt, dass es sich dabei womöglich eher um eine programmierte Frau handelte – auch Stimmen imitieren. Dann glich ihre Konzeptzeichnung eher einem gigantischen Rechner.

Alles schien möglich zu sein und doch konnte Shee die Wahrheit nicht finden. Immerhin war es nur ein paar Auserwählten gestattet direkt für The Brain zu arbeiten und auch ihr dabei gegenüber zu stehen. Shee war sich auf jeden Fall sicher, dass man The Brain als Frau oder als weibliches Wesen betiteln konnte, alleine wegen der Sprachausgabe aus den großen Megafonen her.

Das einzig Bizarre an der Sache war nur, dass diese auserwählten Iuteraner die Fragen über das Aussehen nicht beantworten konnten, weil sie sich schlicht und ergreifend nicht erinnern konnten – oder so gut trainiert wurden den Fragen auszuweichen. Shee war sich sicher, dass dies ein Hinweis war, dass die ganze Sache immer weniger mit rechten Dingen in Verbindung gesetzt werden konnte. Shee seufzte, weil diese ganze Grübelei ihr nicht wirklich gut tat. Sie hatte in letzter Zeit eh das Gefühl so viele unbeantwortbare Fragen zu haben, dass es schon fast einem Wunder glich, dass ihr Kopf nicht einfach zerplatzte. Vielleicht hatte sie deshalb vor einigen Tagen bei Nimko diesen Schwächeanfall gehabt.

Sie blickte auf die Anzeige an ihrer Wand und stand wieder auf. Ihr Zimmer war recht karg eingerichtet, denn es gab nichts wirklich Spektakuläres darin zu sehen. Ihre Küche war klein, bestand gerade mal aus einigen Apparaturen, die ihr die ‚Arbeit‘ erleichtern sollten, was sie ihres Erachtens aber nicht wirklich taten. Sie würde gerne selbst die Sachen zubereiten, die sie essen wollte. Dies war nur leider nicht möglich mit der ganzen Technik und dem ganzen chemischen Zeugs, das sich darin befand. Sie hatte das Essen noch nie wirklich gemocht, aber schmackhafter wurde es erst richtig nachdem Nimko einige Feinheiten an der Maschine vorgenommen hatte. Deshalb gab es mehr auswählbare Gerichte, die allesamt aus ganz Iutera stammten.

Der kleine Wasserspender, der daneben stand, fungierte eher als Dekorationsgegenstand, da er seine ursprüngliche Funktion nicht mehr wirklich ausführen konnte. Sie nannten es in Iutera ‚Wasserspender‘, aber in den alten Büchern hatte sie etwas von einer sogenannten ‚Spüle‘ gelesen. Da hatten die Vorfahren der Iuteraner ihre schmutzigen Sachen, sei es nun Essenszubehör – oder ‚Geschirr‘ wie die Vorfahren es nannten – oder andere Dinge,  gewaschen und so für den nächsten Tag oder die nächste Mahlzeit wiederverwerten können. In Iutera hingegen, wurde der Wasserspender nur dazu benutzt um sich die Kehle mit ein wenig Wasser zu benetzen, denn sonst konnte man damit wenig anfangen.

Denn, auch wenn der nächste Gegenstand – alleine vom Namen her – den Anschein gab, dass man damit auch Wasser trinken konnte, so war es weit gefehlt. Hatte Shee also Lust auf Wasser, so ging sie einfach zum Wasserspender und trank davon. Ihr Blick glitt dann zu dem unliebsamen Getränkespender, der kalte und warme Erfrischungen zauberte, wenn man nur daran dachte. Dies gelang mit dem kleinen Implantat, das die Gehirnwellen aufsog und der Maschine weitervermittelte. Leider war es nicht Shees freier Wille gewesen, dieses Objekt in ihrem Körper zu haben, da diese Technologie schon als Kind implantiert wurde. Es störte sie nur deshalb, weil die Maschine meistens verrücktspielte, wenn sie sich etwas zu trinken wünschte.

Nimko wüsste sicherlich woran das Problem lag. Er konnte ja irgendwann einmal daran werkeln, dann würde das Problem sicherlich der Vergangenheit angehören. Man konnte also sagen, dass die ganze Küche nur aus drei Geräten bestand, denn weitere Utensilien waren nicht wirklich von Nöten, da man beim Essen oder Trinken die dazugehörigen Utensilien gratis dazubekam.

Obwohl es noch einen vierten Gegenstand gab, den ‚Sauger‘: ein Gerät, das die benutzten Utensilien – Essensbehälter, Getränkebehälter und Essenszubehör – in sich hineinsaugte und einfach verschwinden ließ. Früher hätte man sicherlich ‚Müllschlucker‘ dafür gesagt, aber sie fand ihre Bezeichnung dann doch ein wenig niedlicher. Dennoch fand es Shee sehr verschwenderisch, da es doch sicherlich einfacher wäre, wenn die Utensilien wiederverwendbar wären.

Ihre Schritte gingen wieder in ihren kleinen, aber feinen Wohnbereich. Es standen einige Möbelstücke darin, die den Komfort der Singlewohnung erheblich erhöhten. Ihre Sitzgelegenheiten waren allesamt neu und erstrahlten in einem sanften Beige, wobei die Kissen, die darauf lagen, mit einem leichten Braun dienen konnten.

Irgendwie war Shee froh, dass die Sitzgelegenheit nicht so blau wie ihre Kleidung war, sonst hätte man sie vielleicht nicht mehr wiederfinden können. Sie lachte kurz humorlos auf und ließ sich auf ihre Couch fallen. Links daneben standen weniger komfortablere Sitzgelegenheiten, die sich um einen Tisch versammelten. Sie benutzte dieses Möbelstück eigentlich nur, wenn sie essen oder schreiben wollte. Aber dies war Gott sei Dank nicht so oft.

Im Zimmer befanden sich auch einige Aufbewahrungsgegenstände, wie Schränke oder Kommoden, die allesamt mit wichtigem und nicht so wichtigem Zeugs vollgestopft waren. Ein kleiner, geheimer Bereich, in einem dieser Aufbewahrungsgegenstände, widmete sie vollends ihrer Faszination für die früheren Kulturen und Wissenschaften. Sie verstand zwar nicht alles was sie las, aber es erfreute sie immer wieder auf ein Neues etwas von ‚früher‘ zu lernen.

In der heutigen Gesellschaft wirkte alles so karg und langweilig, weil die Iuteraner alle so abhängig von der ViWo und der Technologie waren. Shee verzog das Gesicht und lümmelte sich in die Kissen. In ihrer Wohnung befand sich auch ein kleiner Schlafraum, in dem nur eine Schlafgelegenheit und ein Nachttisch standen.

Ihr eigener Nassbereich war recht karg, aber beinhaltete alle wichtigen Utensilien. Einen Waschtisch, eine Toilette und einen großen Wasserbehälter, in dem sie vollends Platz fand. Sie verbrachte nicht sehr viel Zeit in dem Nassbereich, weil sie schnell zufrieden war, wenn es um Schönheit und Pflege ging. Obwohl Shee zugeben musste, dass sie fast eine komplette Umdrehung der Zeittafel in ihrem Wasserbehälter verbringen konnte.

Sie hatte gehört, dass man dieses Utensil auch ‚Badewanne‘ nennen konnte, war sich aber nicht sicher, ob der Begriff noch gebräuchlich war. Es war ihr eigentlich recht egal und deshalb ließ sie den Gedanken schnell wieder fallen. Ein letztes kleines Zimmer könnte man als Ankleidezimmer bezeichnen. Darin befand sich ihre Kleidung in mehrfacher Ausführung und in unterschiedlicher Farbgebung.

Das Blau, das sie momentan anhatte, war ein Zeichen dafür, dass sie ein Single und noch zu haben war. Sollte sie einen Lebenspartner finden, so würde sich ihre Kleidung in ein sanftes Grün umwandeln. Wenn die Eheschließung und eine gemeinsame Zukunft vollführt wurden, so würde sich die Kleidung in ein leichtes Rot ändern. Sollte man den Lebenspartner verlieren, so würde die Kleidung schwarz werden.

Natürlich symbolisierte diese Farbe nicht nur den Verlust des Ehepartners, sondern den Verlust eines geliebten Iuteraner allgemein. Deshalb war dies eine der Einheitsfarben für Witwen und Witwer, aber auch für trauernde Familien. Wenn ‚nur‘ einer aus der Familie verstorben war, so würde die Kleidung einige Wochen angelegt, sollte es aber der Ehepartner gewesen sein, so würde die Kleidung dauerhaft angezogen werden. Denn wer einmal einen Partner verloren hatte, konnte nicht wieder auf den Singlemarkt zurückkehren. Es gab natürlich Ausnahmen, aber Shee fand es eher lachhaft, dass es so viele Farben und Regelungen gab, wo es doch generell so wenige Regeln gab. Aber sie hatte ja eh kein Mitspracherecht.

Shee schnaubte und stand dann wieder auf. Sie hasste es wirklich, wenn sie in solche Gedanken abdriftete. Dies kam aber nur davon, dass sie Angst vor dem hatte, was vielleicht passieren könnte. Immerhin wollte Nimko mit ihr über etwas wichtiges reden und er hatte das Wort ‚wichtig‘ sehr stark betont.

Ein Glockenklang ertönte und eine freundliche Männerstimme verkündete ihr, dass Iuteraner Nimko vor ihrer Tür stehen würde und ob sie so nett wäre, ihm Einlass zu gewähren. Sie mochte den Glockenklang, da sie so nicht unvorbereitet einem anderen Iuteraner über den Weg laufen musste, auch wenn die Männerstimme eine kleine Petze war.

Shee straffte ihre Schultern und ging dann zur Tür und ließ ihren besten Freund hinein. Er wirkte wie immer und doch sah sie, dass er in Gedanken versunken war. Vielleicht war es ja wirklich etwas Schlimmes, das er ihr beichten wollte? Ihr Herz fing an schneller zu schlagen und sie sprach ihn etwas krampfhaft an: „Hallo Nimko, ich dachte du würdest eher kommen. Komm rein und setz dich doch.“

Sie ging zur Seite und wartete bis er eingetreten war, dann schloss sie die Tür hinter ihm und setzte sich auf eine der unbequemeren Sitzgelegenheiten. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Begrüßung etwas gezwungen klang, aber dies konnte natürlich auch davon kommen, weil sie ein wenig Bammel hatte vor dem was passieren könnte. Nimko hatte sich ihr gegenüber gesetzt und blickte sie offen an.

„Es freut mich, dass du dir anhören möchtest, was ich dir zu sagen habe. Vorab wäre ich dir sehr verbunden, wenn du mir genau zuhören und mich zuerst ausreden lassen würdest. Ich weiß, dass das Ganze sehr plötzlich kommt und sicherlich einige Fragen unbeantwortet lässt, aber uns bleibt einfach keine andere Wahl, als dich anzuwerben.“

Shee wollte direkt etwas dazu sagen, aber Nimko schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab und fuhr fort: „Ich weiß, dass du wissen möchtest, um wen es sich bei ‚uns‘ handelt. Ich werde dir das gerne erklären, aber lass mich zuerst einmal den Anfang finden, einverstanden?“

Shee war etwas mulmig zumute, da sie nun kurz vor einer großen – so schien es – Wahrheitsverkündung stand. Nimko straffte seine Schultern und atmete einmal tief ein und aus. Shee konnte gerade nicht sagen, was sie genau fühlen sollte. Sie war neugierig, aber gleichzeitig hatte sie so viel Angst. Vielleicht war Nimko ja todkrank und wollte sich von ihr verabschieden? Oder er war ihr verschollener Bruder und wollte sich ihr nun als solcher vorstellen? Nein, ihre Gedanken waren wieder einmal so etwas von unlogisch und unsortiert. Wieso sollte er ihr Bruder sein, das erschien ihr dann doch etwas zu weit an den Haaren herangezogen.

Auf jeden Fall nickte sie, um ihm zu zeigen, dass sie ihm zuhören und ihn nicht stören würde. Obwohl dies eh schwierig sein würde, da Shee Jemand war, der gerne Fragen stellte und auch eine Antwort dafür bekommen wollte. Aber sie ließ Nimko die Zeit, die er benötigte, um anzufangen und über diese Sache zu reden.

„Ich denke, am besten fange ich mit dem Wichtigsten an. Was das ‚uns‘ bedeutet. Du hast dir sicherlich manchmal Fragen gestellt und keine wirkliche Antwort darauf gefunden.  Erst letztens als du mir in die Augen geschaut hast und ich plötzlich nicht mehr da stand. Oder wieso ich so viel über dich weiß oder ich manchmal schon vorher sagen kann, ob es eine gute Entscheidung war oder nicht. Dieser Fakt wird dich jetzt hoffentlich nicht zu sehr schockieren, aber ich bin kein Iuteraner“, sagte Nimko und seufzte einmal kurz.

Shee bemerkte, dass er ein wenig mit sich haderte, aber dann vernahm sie seine Stimme wieder: „Es gibt neben Iutera auch noch einen anderen Kontinent. Er liegt auf der anderen Seite des Planeten und heißt Eclypso. Du hast darüber keine Informationen gefunden, da das Bündnis zwischen den beiden Ländern vor hundert Jahren gebrochen wurde. Wir haben leider noch immer nicht wirklich die nötigen Informationen um The Brain genau analysieren und sagen zu können, um was es sich dabei genau handelt. Aber darauf will ich etwas später genauer eingehen.“

Shee konnte nichts dagegen tun und ihre Stimme dennoch zu erheben: „Warte mal, du willst mir also weismachen, dass es noch einen zweiten Kontinent auf Iutera gibt? Wie soll das denn funktionieren. Ich bin zwar der Meinung, dass der Planet zu groß ist um nur aus Iutera zu bestehen, aber wieso bist du dann hier? Was war denn auf diesem Eclypso, dass du hier gelandet bist?“

„Wieso hältst du dich nie an die Regeln Shee, aber gut. Ich will versuchen es dir zu erklären. Bedenke aber, dass es wichtig ist, dass du das Ganze genau verstehst. Ich habe eigentlich nichts dagegen, dass du auch etwas sagen möchtest, aber mir wäre es lieber, wenn wir heute das Thema schon durchbekommen könnten.“ Er stand auf und ging zielstrebig zu der Kommode hin, in der Shee ihre Blätter und Stifte aufbewahrte. Dann setzte er sich wieder hin und fing an zwei Kreise zu zeichnen.

Shee fragte sich noch nicht einmal woher Nimko wusste, wo er suchen musste. Immerhin hatte er sie schon das ein oder andere Mal beobachtet, wie sie die Blätter dort herausgenommen und wieder zurückgelegt hatte.

Während Nimko sprach, zeichnete er in den beiden Kugeln zwei unterschiedliche Kontinente und fing an zu erklären: „Iutera ist der Name des Landes, in dem wir uns gerade befinden. Es gibt viel unbewohnte Fläche und im Meer Infini finden sich auch einige kleine zum größten Teils unbewohnte Inseln. Man könnte also sagen, dass Iutera fast nur aus dem Bezirk D5-3F besteht, wobei ich anmerken muss, dass dies nicht der eigentliche Name der Hauptstadt ist. Denn wir befinden uns momentan im Herzstück von Iutera, dort wo der Sitz von The Brain ist und von wo aus sie ihre Macht verbreitet. Der eigentliche Name der Hauptstadt lautet übrigens Astade und wurde vor rund 100 Jahren in ‚Bezirk D5-3F‘ umgewandelt. Wieso dies genau geschehen ist, kann leider keiner mehr wirklich sagen, da die Erinnerungen aller Iuteraner ein wenig verfälscht wurden. Du bist eine der Einzigen, die nicht von The Brains Gehirnwäsche betroffen ist und deshalb wären wir wirklich glücklich, wenn wir dich als Komplizin unseres Planes anheuern könnten.“

Shee blickte auf das Blatt und runzelte dann die Stirn. Sie war jetzt schon ein wenig überfordert und hatte das Gefühl, dass diese Informationen noch das geringste Übel waren. Sie öffnete kurz den Mund, schüttelte dann den Kopf und zeigte ihm, dass er wieder weiterreden konnte.

„Ich stehe nachher für jegliche Fragen offen, also hoffe ich, dass ich dir nicht zu viele Informationen auf einmal vermittele, obwohl es natürlich wichtig ist, dass du dir so viel wie möglich in dein Gedächtnis brennst. Nun, lass mich dir ein wenig von Eclypso erzählen und was beide Länder miteinander verband. Ecylpso liegt, so könnte man es jedenfalls einfach ausdrücken, auf der anderen Seite von Skeymia. Dies ist übrigens der Name des Planeten, falls du dich das schon einmal gefragt hast. Unsere Hauptstadt heißt Luter und ist anders gehandhabt als hier. In Eclypso gibt es neben Eclypsoranern auch viele Cyborg oder humanoide künstliche Intelligenzen. Die Unterkategorie Cyborg wird in Eclypso als Verteidigung des Staates eingesetzt. Sie haben keine äußerliche Ähnlichkeit mit einem Eclypsoraner und sind auch eher als gefühlslose Maschinen anzusehen. Wir nennen sie ‚Zaldot‘, da sie vorwiegend in der eclypsorianischen Armee arbeiten. Aber ich denke, das wirst du später noch besser verstehen, wenn du sie mit deinen eigenen Augen gesehen hast. Und nein! Ich will nicht, dass du mich jetzt unterbrichst.“ Nimkos Blick war streng und Shee blickte ihn schmollend an.

Sie hasste es, wenn sie nichts sagen durfte. Momentan würde sie am liebsten schon die eine oder andere Frage stellen, aber Nimko verbat es ihr ja. Zumal er etwas von ‚eigenen Augen sehen’ gesagt hat. Dies machte sie dann doch ein wenig stutzig, was hatte Nimko nur vor?

„Du wirst dich sicher fragen, was das mit dir oder mit mir zu tun hat. Ich beantworte dir diese Frage sehr gerne. Es wird für dich vielleicht etwas seltsam klingen, aber ich bin einer dieser humanoiden Cyborgs und wurde von Eclypso hierher versetzt, weil die Aktivitäten rund um The Brain ziemlich fragwürdig geworden sind. Ich we-“

 „M...Moment mal! Was meinst du mit ‚Cyborg’? Du siehst doch wie jeder anderer Iuteraner oder Eclypsoraner aus. Wieso behauptest du dann so etwas?“ Shee war aufgebracht und erhoffte sich eine logische Antwort von Nimko.

Ihr war es egal, ob er wütend auf sie war, weil sie ihn unterbrochen hatte. Aber diese Information war einfach zu brisant, als dass sie die einfach ungefragt übergehen konnte. Shee konnte nicht genau sagen, was sie fühlen sollte. Denn auf der einen Seite war sie ziemlich wütend auf Nimko, weil er diese Information so lange für sich behalten hatte, aber auf der andren Seite konnte sie ihn gut verstehen, da so eine heikle Information doch ein ziemlicher Schlag ins Gesicht werden konnte.

Nimko blieb ganz ruhig und antwortete ihr: „Ich sagte doch, dass es in Eclypso Cyborgs gibt. Du hast mich noch nie ‚nackt‘ gesehen, deswegen ist es sicherlich schwerer es zu verstehen. Denn wenn man etwas sieht, ist es einfacher zu akzeptieren.“ Nimko schmunzelte leicht, da er anscheinend gerade einen Witz gerissen hatte, den Shee nicht verstand.

Doch die Worte, die er sagte, trieben ihr die Schamesröte ins Gesicht und sie stotterte nur: „N...Nackt? Sag mal, bist du doof?!“ Leichtes Erstaunen machte sich in Nimkos Gesicht breit, wurde dann aber von einem Lächeln abgelöst. Shee fühlte sich momentan ein wenig verarscht von Nimko.

„Entschuldigung, mein ‚nackt sein’ hat eine andere Bedeutung, als das eines Iuteraners oder Eclypsoraners. Damit meine ich nämlich nicht meinen Körper ohne Kleidung, sondern meinen wahren Körper, meine wahre Erscheinung. Mein fleischiger Ganzkörperanzug macht mich zu einem humanoiden Wesen, auch wenn ich keine wirklichen Organe besitze.“ Nimko schmunzelte und stand auf. Er ging auf Shee zu und fing plötzlich an seine Kleidung ausziehen zu wollen. Etwas schockiert und irritiert darüber, war sie auch aufgesprungen und hielt ihn davon ab.

„Schon gut, du brauchst dich jetzt nicht auszuziehen, um mir das zu beweisen. Wenn du mir das zeigen willst, dann geh bitte in mein Zimmer und zieh dich da aus.“ Shee schob ihre Unterlippe vor und zeigte mit dem Finger auf die Tür, die in ihr Zimmer führte.

Nimko hatte in der Bewegung inne gehalten und auf Shee geschaut. Sie sah seinen Blick und fühlte sich gerade etwas seltsam dabei. Sie versuchte dann seinem Blick auszuweichen und drehte sich dafür weg. Komischerweise hatte sie nun Angst, dass seine grünen Augen sie vollends verschlangen, vielleicht war dies sein ursprünglicher Plan gewesen.

„Lass mir etwas Zeit, das sacken zu lassen. Ich kann und will dir nicht einfach so glauben, dass du ein Cyborg bist, Nimko. Also lass uns bitte eine kleine Pause einlegen, einverstanden?“ Shee ließ sich wieder auf ihren Stuhl sinken und blickte zu Boden.

Sie wollte Nimko gerade nicht ansehen, weil sie sich ein wenig verarscht fühlte. Aber sie konnte nicht wirklich etwas dazu sagen, weil es ihr doch etwas zu schnell ging. Es erfreute Shee, dass er ihr so viel anvertrauen wollte, aber alles hatte seine Grenzen. Ein eigenartiges Sauggeräusch ließ Shee wieder aufblicken. Sie riss ihre Augen erschrocken auf und blickte auf das eigenartige Wesen vor ihr.

Wenn sie nicht wüsste, dass dies Nimko sein sollte, dann würde sie sicherlich nicht so ruhig bleiben. Ihr Herz klopfte dennoch schneller und sie versuchte keine falsche Bewegung zu machen. Sie hatte ein wenig Angst, dass sie Nimko so verschrecken könnte, obwohl es wohl eher anders herum sein sollte. Sie blieb dennoch erstarrt sitzen und blickte Nimko an.

„Es ist etwas seltsam, denn ich stand noch nie nackt vor einem anderen, außer vor meinem Vater“, sagte Nimko und seufzte kurz.

Es schien ihm wirklich etwas unangenehm zu sein und deshalb sah Shee wieder genauer hin. Ihr Blick fiel kurz auf den Boden und sie bemerkte dabei, dass etwas Wesentliches fehlte, nämlich die Kleidung von Nimko.

Sie wollte schon etwas sagen, aber Nimko kam ihr zuvor, denn ohne die Frage stellen zu müssen, hörte sie die Antwort: „Ich bin schnell nach Hause ‚gegangen‘, damit ich dir mein wahres Ich zeigen kann. Ich bin es so langsam leid, dass du so lange nichts davon wusstest. Vater wollte nicht, dass ich dir die Wahrheit sage, aber er hat vor einigen Tagen den ersten Schritt gemacht und es mir dann doch erlaubt. Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich seltsam und unerklärlich für dich ist, aber das bin nun mal Ich.“

Shee wusste auch nicht wirklich, was sie sagen sollte. Immerhin stand sie vor einem Cyborg, der mit Nimkos Stimme redete. Im Moment wirkte es einfach nur skurril auf sie, da sie nicht wirklich den Zusammenhang zwischen dem menschlich anmutenden und dem maschinellen Nimko finden konnte. Sie traute sich nicht wirklich ihren Blick über das Wesen vor ihr zu werfen. Sie schüttelte den Kopf, weil sie nicht verstand, wieso sie Nimko als Wesen beschrieb. Aber es schien nicht in ihren Kopf hinein zu wollen, dass das nicht irgendjemand, sondern ihr bester Freund war. Er schien auch geduldig auf eine Reaktion von ihr zu warten und blieb fast regungslos auf der Stelle stehen.

Vorsichtig stand Shee auf und ging einige Schritte auf Nimko zu. Sie wollte ihm damit zeigen, dass sie sich nicht von ihm abwenden wollte, obwohl er etwas war, das sie eigentlich nicht mochte. Sie konnte nur nicht genau sagen, ob sie einen Cyborg auch als Technologie ansehen konnte, aber immerhin handelte es sich um ausländische Technologie, da würde sie noch ein Auge zudrücken.

Obwohl ihr das Ganze im Moment sowieso wie ein Traum vorkam, doch sie schien noch nicht abwägen zu können, ob es sich dabei um einen guten oder gar einem Albtraum handelte. Sie stand nun nah vor Nimko und blickte in seine grünen Augen. Wäre diese Farbe nicht so stark in ihrem Gedächtnis verankert, so müsste sie sicherlich auf andere Weise herausfinden, ob es sich dabei wirklich um ihn handelte. Sie vermochte dennoch keinen Ton zu sagen, da sie sicherlich nicht die richtigen Worte dafür finden würde.

Sie versuchte ihre sensorischen Sinne auf das Wesentliche zu konzentrieren, denn im Moment konnte sie nicht wirklich viel erkennen, außer einer Maschine, die einem Skelett mit Muskeln gleichkam. Sie versuchte für ihre Eindrücke, Worte zu finden, aber es erschien schwerer zu werden, weil sie wusste, auf was sie genau blickte. Nimkos ‚Vater‘ – sie fand den Begriff etwas eigenartig – hatte sich sehr viel Mühe bei der Gestaltung des Innenlebens gegeben.

Die äußere Schicht schien aus einem beständigen, durchsichtigen Material geformt zu sein. Innendrin konnte sie Schläuche entdecken, die sicherlich die Blutbahnen von Nimko sein sollten, dabei kam ihr die Frage in den Sinn, was wohl durch seine künstlichen Venen lief. Dunkelrote, ballonartige Muskelimitate lagen auf dunklen Verstrebungen, die seine Knochen darstellen sollten. Sie konnte noch nie wirklich etwas genau beschreiben, wenn sie nach etwas gefragt wurde, deshalb fiel es ihr umso schwerer, die Eindrücke mit Worten zu beschreiben.

Ihr Blick heftete sich auf einer bestimmte Stelle an Nimkos Körper, denn da wo sie ein künstliches Organ vermutete, pumpte ein sehr menschlicher Muskel den wichtigsten Lebensstoff durch seine künstlichen Venen und Arterien. Shee konnte nicht umher, als ihre Hand auszustrecken und das weiche, obere Material dabei berühren. Hitze wurde davon ausgestrahlt und – es hätte sie nicht erstaunen brauchen – sie spürte den festen Herzschlag unter ihren Fingern.

„Wow… Ich habe keine Worte, für das was ich gerade empfinde. Ich müsste wütend auf dich sein, aber die Faszination über dein wirkliches Erscheinungsbild hat mich einfach nur sprachlos gemacht“, flüsterte Shee, weil sie Angst hatte, dass ihre Stimme beben würde, hätte sie lauter gesprochen.

Sie strich vorsichtig über das durchsichtige Material und war erstaunt über die Sensibilität davon. Ihr war es, als würde sie das Schaudern von Nimkos Haut spüren, doch dies war gerade nicht von Belang, denn eine wichtigere Frage brannte ihr unter den Nägeln: „Dieses Herz…“ Sie wusste nur nicht genau, wie sie die Frage formulieren sollte, deshalb ließ die den Satz unbeendet.

„Dieses Herz ist ein richtiges, menschliches Herz. Mein Vater oder mein Erschaffer, hat es mir gegeben, um mir das Fühlen menschlicher Gefühle einfacher zu machen. Er hat mir ein sehr wichtiges Gut vermacht, deshalb kann ich nicht umher, als ihn Vater zu nennen, da dieses Herz nämlich seinem Kind gehörte.“ Nimko legte seine Hand vorsichtig auf Shees und drückte sanft zu.

Shee blickte in seine Augen und sah so viel Schmerz darin. Ein wenig gruselte es sie nun, dass sie die Hand auf diesem Herzen liegen hatte, aber Nimko schien diese Berührung glücklich zu machen, deshalb zog sie sich nicht zurück, sondern erwiderte den Druck ein wenig. Ihr war einfach schleierhaft, wie sie diese surreale Situation richtig meistern sollte. Es hatten sich so viele Gefühle in ihr versammelt, dass sie dachte, sie würde zerplatzen, aber es geschah nichts, außer dass sie ihren Herzschlag hörte.

„Aber das heißt ja, dass er seinen Jungen verloren hat?“, fragte Shee und wusste die Antwort darauf schon, aber sie wollte es von ihm erklärt bekommen.

Ihr Blick verfing sich wieder in den strahlend, grünen Augen und sie hörte seinen Worten gewillt zu: „Sein Sohn hatte einen Unfall und war schwer verletzt worden, leider hat er seine Verletzungen nicht überlebt. Da in Eclypso die Familie entscheiden kann, was mit den Organen passiert, wurde das Herz meinem Vater übergeben. Er konnte nicht anders, als es in seine erste funktionierende Maschine einzupflanzen. Mich. Er hat einige Jahre gebraucht um mich zu perfektionieren, damit ein Übergang nach Iutera geschafft werden konnte. Auch wenn es vielleicht etwas seltsam klingt, aber mein Vater hatte schon lange versucht Kontakt zu The Brain herzustellen. Doch keine seiner Versuche war von Erfolg gekrönt gewesen und da kam ihm die brillante Idee, dass er mich schicken könnte.“ Er ließ Shees Hand los und ging einen Schritt nach hinten.

Dann ballte er seine Hand zur Faust und war vor ihren Augen verschwunden. Shee drehte sich ruckartig um, da sie wieder dieses spezielle Geräusch gehört hatte und schreckte nach hinten. Nimko stand hinter ihr und saß seelenruhig auf dem Sofa.

Ohne danach gefragt zu werden, erklärte Nimko weiter: „Ich habe die Fähigkeit bekommen, mich durch Raum und Zeit zu bewegen. Normalerweise bekommt niemand etwas davon mit, da ich gewillt bin, dass es nicht zu sehr auffällt, aber heute habe ich eine Ausnahme gemacht.“ Er stand wieder auf und kam auf Shee zu.

Er schaute sie offen an und hielt ihr seine Hand hin. Shee ging ängstlich einige Schritte nach hinten. Ihr Herz klopfte wie wild und sie hatte das Gefühl, dass sie sich nicht mehr wirklich auf die Worte konzentrieren konnte. Ihr Kopf dröhnte leicht und ihr wurde schwindelig. Sie hielt sich an einer Sitzgelegenheit fest und schüttelte langsam den Kopf. Das konnte doch gerade nicht wirklich passiert sein oder? Sie verstand nicht recht, ob sie wirklich richtig gesehen hatte, aber ihr war bewusst, dass Nimko nun wieder vor ihr stand und seinen Standort vor wenigen Sekunden gewechselt hatte.

„Ich habe dir die wichtigsten Fakten erklärt und würde dich jetzt darum bitten, nicht zu schreien oder irgendetwas Unüberlegtes zu tun.“ Nimko kam einige Schritte auf Shee zu und schloss sie fest in ihre Arme. Sie versuchte loszukommen, doch sein Griff war zu fest und so versuchte sie verbal wieder frei zu kommen. Doch es misslang ihr, denn ihr fielen die richtigen Worte nicht mehr ein, die sie dafür sagen könnte.

„W…Was tust du da Nimko? Hör auf damit, du tust mir weh!“ Shee hatte das Gefühl von seinen Armen zerquetscht zu werden, doch das Empfinden, das sie danach spürte, ließ sie verstehen, weshalb er sie so festhielt. Sie versuchte dennoch weiterhin sich loszureißen, doch er ließ nicht locker. Sie hatte ihre Augen auch fest verschlossen und wollte sie sobald auch nicht wieder öffnen. Doch sie öffnete sie schlagartig, als sie eine ihre fremde Stimme vernahm: „Guten Tag Shee. Es freut mich, dass du den Weg zu mir gefunden hast.“

Eclypso

Shee konnte sich nicht bewegen, da sie immer noch in Nimkos Armen gefangen war. Ihr Herz schlug schneller, weil sie nicht genau wusste, was sie fühlen oder tun sollte. Sie war zu perplex, um irgendetwas gegen ihre Situation zu tun. Dennoch wurde ihr schlagartig bewusst, dass sie nicht mehr in ihren eigenen Wänden war, sondern in einem fremden Haus, ganz weit weg von ihrem. Dies wurde ihr klar, da die Innenausstattung nicht dem Standard von D5-3F entsprach. Sie konnte noch nicht einmal genau sagen, was sie überhaupt da sah, da sich ihr Körper – am meisten noch ihr Kopf – gerade ziemlich eigenartig anfühlte.

Sie löste dann schnell ihre Starre und stieß Nimko von sich, torkelte nach hinten und fiel – weil ihr Gleichgewicht ein wenig aus dem Ruder geraten war – auf ihren Hintern. Ihr Atem ging schwer und ihr Herz schlug in einem erhöhten Rhythmus. Ihr war gerade so schwindelig, dass sogar Flecken vor ihren Augen auftauchten. Das Rauschen des Blutes in ihren Ohren war so laut, dass sie nicht hätte sagen können, ob sie jemand in der Zwischenzeit angesprochen hatte. Sie fand demnach auch keine wirkliche Erklärung, wieso sie sich gerade so fühlte. Ihr schien aber, dass der Grund sicherlich etwas mit diesem komischen Gefühl von vorhin zu tun hatte. Immerhin hatte ihr Körper sich so angefühlt, als sei sie durch irgendetwas Schmales und Dünnes durchgezogen worden. Aber dies konnte doch unmöglich gewesen sein.

Langsam lösten sich die Flecken vor ihren Augen auf und sie blickte sich etwas um. Sie sah wie Cyborg-Nimko zu dem fremden Mann ging und musste einmal schwer schlucken. Sie war definitiv nicht mehr in ihrem Haus. Die Innenausstattung glich eher einem Büro, dessen war sie sich beim genaueren Hinschauen bewusst geworden. Es war ein großzügiger Raum, in dessen Mitte ein großer Schreibtisch stand. Hinter dem Schreibtisch konnte sie nach draußen blicken, da sich dort eine riesige Fensterfront befand. Draußen entdeckte sie etwas Unlogisches, denn dort herrschte tiefe Nacht. Als sie vorhin mit Nimko sprach, schien die Sonne noch über Berg und Tal und nun war es schwarze Nacht, wie konnte dies nur passiert sein?

Ihr Blick glitt zu den beiden Männern hinüber und sie vernahm wieder die fremde Männerstimme: „Du bist ein wenig zu brachial mit Shee umgegangen, wieso hast du sie nicht besser darauf vorbereitet?“

Shee war sich sicher, dass sehr viel Wut in der Stimme lag, auch wenn sie nicht wirklich beurteilen konnte, wie der Mann charakterlich überhaupt war. Sie fühlte sich momentan so fehl am Platz, da sie mit ihrer Kleidung ziemlich auffiel.

Ihr Blick ging wieder umher und sie bemerkte, dass neben dem Schreibtisch auch noch andere Gegenstände im Zimmer waren. Sehr viel erkannte sie nicht, da sie einige Einrichtungsgegenstände noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Was sie aber sagen konnte war, dass sie ziemlich wertvoll und kompliziert aussahen. Der antik anmutende Schrank in der linken Zimmerecke war vollgestopft mit scheinbar heimatlicher Lektüre. Aus der Entfernung heraus war dies schlecht einzuschätzen. Auf der anderen Seite des Zimmers sah sie einen weiteren Schrank, dieser war grösser und wirkte auch recht vollgestopft. Da die Schranktüren geschlossen waren, konnte sie nur mutmaßen was sich darin befand, aber es war ihr gerade ziemlich egal.

Sie versuchte sich langsam hochzurappeln, doch das Rascheln ihrer Kleidung war nicht unbemerkt geblieben. Cyborg-Nimko kam auf sie zu und reichte ihr die Hand. Shee blickte ihn recht wütend an und schlug seine Hand weg. Sie wollte im Moment nicht von ihm berührt werden, denn sie war zu wütend auf ihn.

„Fass mich nicht an! Was hast du mit mir angestellt?!“, rief Shee aufgebracht und zeigte mit dem Finger auf den fremden Mann. Sie wedelte etwas wild damit herum, weil ihr die passenden Worte fehlten.

Der Mann kam ihr zuvor und erhob seine Stimme: „Es tut mir Leid, dass du mit dem Nimko-Express reisen musstest, aber anders hättest du nicht hierherkommen können. Aber wo bleiben meine Manieren. Mein Name ist Li-Kau und ich heiße dich herzlichst auf Ecylpso willkommen.“

Hatte sie gerade richtig gehört? Hatte dieser Mann – Li-Kau schien sein Name zu sein – gerade von Eclypso geredet? Wie konnte das sein? Sie hatte sich doch überhaupt keine Millimeter aus ihrer Wohnung bewegt, und doch schien sie ganz woanders zu sein. Auch wenn ihr schon vorher bewusst gewesen war, dass sie sich nicht mehr in ihrer Wohnung befand, so war es dennoch ziemlich überraschend diesen Namen schon von der zweiten Person in so kurzer Zeit zu vernehmen.

„Mo…moment mal. Sie wollen wir weismachen, dass ich mich, obwohl ich mich keinen Millimeter aus meiner Wohnung entfernt habe, in Eclypso bin?“, fragte Shee nach, da sie eine Antwort bekommen wollte, auch wenn die Antwort sicherlich offensichtlich war.

„Genau, du befindest dich nicht mehr in deiner Wohnung in Iutera. Der Bezirk D5-3F liegt nun einige Kilometer von hier entfernt und ich denke, so Leid es mir auch tut, so schnell kannst du nicht wieder zurück nach Hause. Ich kann natürlich verstehen, dass du gerade ziemlich verwirrt bist und viele Fragen hast, dennoch möchte ich dich bitten diese Fragen auf später zu verschieben“, erklärte Li-Kau und bewegte sich auf Shee zu.

Sie versuchte ein wenig Abstand zwischen sich und die beiden Männern bringen und rutschte deswegen auf ihrem Hintern weg. Ihr erschien es die logischste Lösung zu sein, um nicht mit den beiden Körperkontakt aufnehmen zu müssen.

War sie etwa jetzt eine Gefangene? Hatte Nimko sie nur benutzt? So viele Fragen schwirrten im Moment in ihrem Kopf und doch konnte sie sie nicht stellen.

Sie stieß mit dem Rücken gegen die Wand und blickte sich gehetzt umher. Sie fühlte sich eingeengt und wollte nur noch weg von hier. Sie hatte auch das Gefühl verletzlich zu sein, deswegen war es für sie umso schwerer nicht davonlaufen zu können. Obwohl dies sonst nicht ihre Art war.

„Lassen Sie mich in Ruhe und kommen Sie gefälligst nicht näher!“, rief Shee wütend auf und versuchte sich nun, mit der Wand im Rücken, langsam aufzusetzen und aufzustehen.

Nimko war plötzlich neben ihr und wollte ihr aufhelfen. Shee hingegen schlug seine Hand wieder einmal weg und schüttelte den Kopf. Nimkos enttäuschter und bedrückter Blick versetzte ihr einen Stich ins Herz, doch sie wollte stark sein und nicht plötzlich von ihm Hilfe bekommen.

„Bitte Shee… Ich will dir doch nur helfen. Ich weiß, dass du dies nicht wirklich möchtest, aber lass mich dir dieses eine Mal helfen, einverstanden? Ich werde dir auch die nötigen Erklärungen geben, wenn du dies möchtest.“ Nimkos Stimme war leise und voller Gefühle, doch Shee ließ sich dadurch nicht beirren und schüttelte wieder ihren Kopf.

Nimkos Vater – so viel konnte sich Shee, ohne weitere Ausführungen, zusammenreimen – blieb dort stehen, wo Shee ihn zuletzt ermahnt hatte. Er erhob seine Stimme und sprach damit Nimko direkt an: „Junge, bitte lass ihr etwas Zeit. Ich denke du hast sie ein wenig überfordert mit allem. Zudem ist nicht jeder sofort wieder fit, nachdem er die Teleportationsmöglichkeit zum ersten Mal benutzt hat. Am besten wir gehen ins Nebenzimmer und werten dich wieder auf?“

Shee bemerkte, wie Nimko und Li-Kau einen vielsagenden Blick austauschten und fragte sich, ob sie dies wohl verstehen musste. Li-Kau verließ das Zimmer und ließ die beiden alleine, doch Shee blieb stur und sagte kein Wort mehr. Nimkos Blick konnte sie momentan nicht wirklich deuten, aber er wirkte ziemlich geknickt. Er öffnete den Mund um irgendetwas zu sagen, doch schnitt sich selber das Wort ab und schüttelte dann den Kopf.

„Bleib einfach sitzen, wenn du dich besser fühlst, komm doch bitte ins Nebenzimmer. Ich werde dort auf dich warten“, sagte Nimko und schenkte Shee ein scheues Lächeln. Dann drehte er auf dem Absatz um und ging nach nebenan.

Dann war Shee alleine und ließ sich wieder auf den Boden sinken. Ihr war so übel, sie konnte es nicht einmal mehr in Worte fassen. Was auch immer vorhin mit ihr passiert war, sie fühlte sich wirklich grausam. Sie zog ihre Beine an ihre Brust und legte ihren Kopf zwischen die Knie. Shee musste sich erst einmal beruhigen und da war die Stille, die sich ihr nun bot genau das richtige.

Sie musste das ganze erst verdauen, immerhin hatte sie heute so viele Informationen bekommen, dass sie das Gefühl hatte schon alleine daran würde ihr Kopf zerplatzen. Die drückenden Kopfschmerzen, die sich nun bei ihr bemerkbar machten, erschwerten ihr jedoch weitere Überlegungen, deshalb ließ sie die für den Moment einfach fallen und schloss ihre Augen. Vor ihren Augen bildeten sich Bilder, doch sie versuchte sie zu ignorieren. Sie wollte jetzt nicht nachdenken, jetzt noch nicht.

~*~

Shees Gemütszustand und auch ihr körperliches Empfinden hatten sich der letzte Stunde zum Positiven verbessert und sie fühlte sich nun kräftig genug aufzustehen und in diesen einen Raum vorzudringen. Keiner der beiden Männer war in der Zeit, in der sie hier auf dem Boden hockte, zu ihr gekommen und sie wurde auch sonst nicht weiter gedrängt.

Auf der einen Seite fand sie dies ziemlich gut, aber auf der anderen Seite wirkte es doch etwas eigenartig auf sie. Entweder war das, was die Beiden dort drinnen taten, mit einem großen Zeitaufwand verbunden und sie konnten deshalb nicht weg oder Shee wollte nicht wissen was darin vor sich ging. Als sie dort so auf dem Boden hockte, drangen einige merkwürdige Geräusche an ihre Ohren und sie wurde immer neugieriger darauf, was sie wohl hinter dieser Tür vorfinden würde.

Shee stand zwar noch ein wenig wackelig auf ihren Beinen, doch sie konnte ohne wirkliche negative Einflüsse einen Schritt nach dem anderen. Ihre Füße trugen sie dennoch zunächst zu dem großen Schreibtisch in der Mitte des Raumen und sie besah sich ein wenig die Utensilien, die darauf lagen.

Ihr Blick blieb bei einem umrandeten Foto hängen, auf dem sie einen Jungen sah, der vergnügt ein Geschenk auspackte. Das Foto schien schon etwas älter zu sein und wirkte, als sei es ziemlich oft in die Hand genommen worden, der mit Nimko im Nebenzimmer saß.

„Das muss sicherlich sein Sohn sein“, schlussfolgerte Shee und wollte schon nach dem Foto greifen, ließ es dann doch bleiben, da sie nicht so tief in die Privatsphäre des Mannes eindringen wollte. Es war schon schlimm genug, dass man den Schmerz des Verlustes alleine an dem Foto schon sehen konnte. Immerhin ließ das äußere Erscheinungsbild deutlich darauf schließen.

Sie wandte ihren Blick dann vom Foto ab und ließ ihn kurz über den restlichen Tisch gleiten. Viel konnte sie nicht erblicken, sicherlich waren die wichtigsten Dokumente in den Schubladen verstaut, aber da sie nicht als Schnüfflerin angesehen werden wollte, ließ sie es einfach bleiben und wandte sich dem großen Bücherregal zu.

Erstaunt musste Shee feststellen, dass sich darin nicht nur Lektüre befand, sondern auch von Hand gebundene Bücher. Sicherlich hatte Li-Kau all die Erinnerungstücke seines Sohnes sorgfältig aufbewahren wollen. Da die Neugierde doch zu groß war und sie sonst nichts Spannendes unter den Büchern entdecken konnte – wobei der Fakt auch mitspielte, dass sie die Sprache nicht kannte – griff sie nach einem dieser Bücher und öffnete es vorsichtig.

Ein kalter Schauer lief über ihren Rücken, als sie realisierte, dass sie ein Album mit selbstgemalten Bildern in der Hand hielt. Leider konnte sie die Worte, die auf der ersten Seite standen, nicht lesen, aber sie konnte sich vorstellen, dass es sich dabei um einige Abschiedsworte von Li-Kau an seinen Sohn handelte.

„Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du nicht in meinen Privatsachen herumschnüffeln würdest“, sagte Li-Kau in einem freundlichen Ton, doch es schwall auch ein wenig Wut mit.

Shee schreckte hoch und klappte das Buch sofort zu. Sie wusste, dass es wirklich keine gute Idee gewesen war, sich das Buch anschauen zu wollen und bereute ihre Entscheidung deswegen ein wenig.

„Ich… es tut mir leid, ich wollte nicht…“, stammelte Shee und stellte das Buch behutsam an seinen ursprünglichen Platz zurück. War sie so in ihre Gedanken versunken, dass sie noch nicht einmal mitbekommen hatte, dass sie nicht mehr alleine im Zimmer war?

Sie blickte auf Li-Kau und fragte sich, wieso seine Kleidung anders aussah, obwohl sie sich nicht einmal mehr sicher war, was er vorhin angehabt hatte. Darauf hatte sie nämlich nicht geachtet, aber diese Kleidung wirkte so, als hätte er gerade eine Operation hinter sich.

Li-Kau erhob das Wort wieder und erklärte: „Ich habe mir ein wenig Sorgen gemacht, da du doch ein wenig lange auf dich hast warten lassen. Ich wäre erfreut, wenn du mir nun folgen würdest, immerhin ist Nimko im Nebenzimmer und wartet ungeduldig darauf, dass du endlich kommst.“ Ohne ein weiteres Wort ging er wieder in das Zimmer.

Shee war sich etwas unsicher, ob sie ihm sofort folgen sollte, denn immer noch nagte dieses nervige Gefühl an ihr. Was es genau war, konnte sie nicht sagen, denn Hass war es nicht und Wut erschien ihr auch etwas unpassend formuliert. Auf jeden Fall war ihre Gefühlswelt ein wenig durcheinander geraten und sie erhoffte sich, dass dies schnell wieder behoben werden würde.

Shee atmete einige Male tief durch und ging dann zu der Tür und legte ihre Hand auf die Klinke. Sie drückte sie noch nicht sofort nach unten, da sie ein wenig Angst vor dem hatte, was dahinter sein könnte. Doch mit etwas Druck senkte sich die Klinke und Shee öffnete langsam die Tür.

~*~

Eine kühle Brise schlug Shee entgegen und sie wunderte sich, ob sie gerade nach draußen gelangt war. Nichts deutete darauf hin. Doch mit einem Schlag wurde der Raum erhellt und Shee blieb die Luft weg. Sie wagte es nicht wirklich sich zu bewegen, da sie Angst hatte, das alles würde dann verschwinden.

Die Apparatur, auf die sie blickte, ragte bis zur Decke des Zimmers und sie wusste nicht genau, was sie tun sollte. Die Tür schloss sich langsam hinter ihr und sie blieb sprachlos stehen. Das Gebilde erhob sich bis tief unter die lichtüberflutete Decke, doch Shee konnte keine Worte dafür aufbringen.

Ihr Blick ging umher und sie fand noch mehr Apparaturen, die sie sprachlos machten. Sie fühlte sich, als sei sie in ein Labor vorgedrungen, das nie jemand hätte betreten dürfen. Dann erinnerte sie sich daran, dass an der Tür ein Schild hing. Sicherlich stand dort ‚Betreten verboten‘ darauf. Doch sie konnte sich nicht sicher sein. Auf jeden Fall war sie ziemlich überrascht so etwas hier vorzufinden.

Das andere Zimmer hatte nicht darauf hingedeutet, dass eine so komplexe Maschine im Nebenzimmer stand. Kabel, Ventile, Federn, durchsichtige Glaskammern und noch vieles mehr war in dieser Maschine verarbeitet worden. Sie schien eine Energie von sich zu geben, doch Shee konnte sie nicht richtig beschreiben. Metallstreben hielten die einzelnen Komponenten zusammen und sie wunderte sich, ob Li-Kau dies ganz alleine gebaut hatte oder ob er von jemanden Hilfe bekommen hatte.

In der Mitte der Maschine war eine Sitzgelegenheit, auf der Jemand saß. Zuerst konnte sie nicht viel von der Person erkennen, aber beim genauen Anschauen erkannte sie Nimko. Er hatte seine fleischige Erscheinung wieder angenommen, deshalb konnte sich Shee bei der Annahme sicher sein.

Sie wollte schon etwas sagen, aber da fiel ihr Blick auf die vielen Monitore, die an der Wand befestigt waren. Flackernde Bilder waren darauf zu erkennen und Shee fragte sich, was sie dort gerade ansah. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie sich selbst sah, aber die Bildwechsel gingen so schnell von statten, dass sie sich nicht sicher sein konnte, ob dem so war.

Sie sah wieder zu Nimko und ging näher auf die Maschine zu. Aus seinem Kopf ragten einige Kabel, die sich mit den Monitoren verbanden. Hätte sie die Wahrheit von Nimko nicht vorhin erst gehört, so hätte sie sich gefragt wie dies wohl möglich wäre. Eines der iuteranischen Visiere lag über seinen Augen und Ohren und sie wunderte sich noch nicht einmal weshalb dies so war. Sie wusste um die abschottende Wirkung und ging deshalb nicht weiter darauf ein.

Li-Kau schien besorgt auf die Monitore zu schauen und schüttelte ein ums andere Mal seinen Kopf. Shee gesellte sich zu ihm und war zu perplex, als dass sie hätte weiter mürrisch oder wütend auf ihn sein können. Sie sprach ihn deshalb vorsichtig an: „Sind das Erinnerungen von Nimko?“

Li-Kau antwortete nicht sofort, sondern beobachtete die flimmernden Bilder noch kurze Zeit: „Ja, es sind Nimkos Erinnerungen, nur ist er zu aufgewühlt über deine Reaktion von vorhin, dass sie ziemlich vermischt und verwirrend sind.“

Hatte sie jetzt etwa Schuld daran, dass Nimkos Funktionalität eingeschränkt worden war? Sie wollte schon wütend werden, doch sie belehrte sich eines Besseren und sagte nichts auf Li-Kaus Aussage hin.

„Ich wäre dir dankbar, wenn du ihm vielleicht für heute verzeihen könntest und ihn mit deinen Worten zu Vernunft bringst. Wir brauchen die Daten aus seinem ‚Gehirn‘ damit wir weiterarbeiten können. Aber so durcheinander und verworren, wie sie momentan sind, wird es schwer etwas Aufschlussreiches daraus zu ziehen.“ Li-Kau deutete auf etwas, das einem Mikrofon gleichkam und fügte noch hinzu: „Wärst du deshalb so freundlich mit Nimko zu reden? Ich werde das Zimmer dafür auch verlassen.“

Shee sollte nun so tun, als sei nichts passiert und Nimko einfach von jetzt auf gleich verzeihen? Sie wusste nicht, ob sie das tun konnte, da die Informationen und das was  Nimko ihr angetan hatte, doch ziemlich aufreibend waren. Da sie aber kein Unmensch war, wollte sie heute ausnahmsweise auf Friede-Freude-Eierkuchen machen, deshalb willigte sie schlussendlich ein. Auch wenn sie zugeben musste, dass sie nicht wusste, wie sie an die Sache herangehen sollte.

„Vielen Dank, wenn du fertig bist, kannst du mich ja rufen. Ich werde in der Zwischenzeit im Nebenzimmer warten.“ Mit diesen Worten ging Li-Kau aus dem Zimmer und ließ Shee mit Nimko alleine.

~*~

Shee musste sich etwas zusammenreißen und den Mut aufbringen den ersten Schritt zu wagen. Sie wollte Nimko helfen, doch gleichzeitig war es ihr auch egal, was nun aus ihm werden würde oder auch nicht. Sie fühlte sich ziemlich hintergangen und überlegte, ob sie die Sache nicht für ihren Vorteil nutzen könnte. Dann aber kam ihr in den Sinn, dass sie Nimko so vieles zu verdanken hatte und sie brachte es nicht fertig etwas Böses zu tun.

Sie drückte auf den Knopf und sprach in das Mikrofon: „Hi Nimko. Hier ist Shee. Es ist etwas seltsam so mit dir zu reden, aber Li-Kau wollte es so. Ich… Du… ach Mann, auf der einen Seite bin ich so verwirrt und wütend auf dich Nimko, dass ich es noch nicht einmal in Worte fassen kann. Doch auf der anderen Seite habe ich dir so viel zu verdanken, dass ich dir einfach nicht lange böse sein kann. Wir kennen uns dafür zu lange, als dass ich lange auf dich wütend sein könnte und doch, etwas ist in meiner Brust, das so schmerzt, dass ich es nicht in Worte fassen kann.“

Sie machte eine kleine Pause und senkte den Blick, sie konnte Nimko nicht ansehen während sie ihm diese Sachen sagte. Obwohl sie die Klappe meistens nicht halten konnte, fiel es ihr umso schwerer so mit Nimko zu reden. Sie konnte nur nicht genau sagen woran es genau lag, aber es war einfach so eigenartig, zumal Nimko ihr nicht antworten konnte – so schien es zumindest für sie.

„Ich will dir keine Vorwürfe machen, Nimko, doch ich will dir einfach klar machen, dass es ziemlich viel für einen Tag war und ich nicht weiß wohin mit den ganzen Informationen. Hättest du mir das alles nicht langsamer und in ein paar Etappen beibringen können?“, fragte Shee und schüttelte den Kopf. Da fing sie doch tatsächlich an ihm Vorwürfe zu machen, dabei hatte sie sogar von sich aus gesagt, dass sie ihm keine an den Kopf schmeißen wollte.

„Ich… Kannst du dich noch an unsere erste Begegnung erinnern Nimko?“, begann sie, „Weil ich kann mich noch ganz genau daran erinnern, auch wenn es ein wenig schmerzhaft ist. Aber…“ Weiter kam sie nicht, da sich etwas auf den Monitoren verändert hatte, das sie aufblicken ließ.

~*~

Seine Schritte gingen langsam, denn seine Teleportation hatte viel Energie gekostet und nun befand er sich in einem fremden Land mit fremden Gerüchen und Geräuschen. Er hörte Vögel zwitschern und andere Tierlaute, doch es war etwas anderes, sehr leises, das an seine Ohren drang und ihn beschäftigte. Er blieb stehen und horchte auf. Ein Wimmern war zu hören, doch es war nicht wirklich ersichtlich aus welcher Richtung es kam.

Er blickte sich um, konnte dennoch nichts erkennen. Doch dann fiel sein Blick gen Boden und er erblickte dort frisches Blut, ziemlich viel sogar. Er folgte der Spur und fand nicht weit davon entfernt eine junge Iuteranerin, die scheinbar schwer verletzt am Boden lag.

„Ngh… au…“, hörte er und beugte sich vorsichtig über das Mädchen. Er konnte nicht sagen, wieso er ihr helfen wollte, aber etwas in ihm hatte ihm das Signal vermittelt, dass er sich nicht sofort in die Arbeit schmeißen, sondern ihr helfen sollte. Er sah sofort, dass ihre Verletzung lebensgefährlich war und wollte schon einen Moment einfach wieder gehen, da er keinen wirklichen Nutzen in ihrem Leben sah. Doch dann entschied er sich dagegen, da sie ihre rechte Hand ausstreckte und ihn damit aufhielt.

„Bitte… nicht gehen.“ Nimko blickte auf den Boden und sah, wie hilflos das Mädchen doch war und hob sie dann einfach hoch und brachte sie zu den Häusern. Er wollte nichts mehr mit ihr zu tun haben, aber die Leute empfingen ihn freundlich und so konnte er nicht einfach ungesehen gehen.

Das Mädchen hatte seinen Ärmel auch nicht losgelassen und so musste er wohl oder übel an ihrer Seite bleiben. In dem Moment hatte ihm etwas gesagt, dass es besser wäre, wenn er sich an dieses Mädchen halten würde, denn sie schien anders zu sein.

~*~

Shee wusste nicht recht was sie davon halten sollte, denn es waren so viele Emotionen mit dieser Erinnerung verbunden, dass sie nicht wusste, wie sie richtig darauf reagieren sollte. Sie hätte nie gedacht einmal das Ganze aus Nimkos Perspektive zu sehen. Bis jetzt hatten sie auch nie oft darüber gesprochen, aber es schien heute der richtige Moment zu sein um darüber zu reden.

„Du hast mir das Leben gerettet, obwohl ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte, dass mich irgendjemand dort finden würde. Du… Instinktiv schienst du genau zu wissen wohin du mich bringen musstest, obwohl ich dir dann nicht mehr helfen konnte, weil ich durch den Blutverlust das Bewusstsein verloren hatte. Ich bin dir so unheimlich dankbar, dass du mich an dem Tag gerettet hast Nimko“, schloss Shee ihren kleinen Monolog und blickte wieder auf die Monitore, da sich etwas Neues darauf abspielte.

~*~

„Wird es wehtun Vater?“, fragte die jugendliche Stimme und sah auf die große Apparatur, in die er gleich hineinsteigen sollte. Zweifel vermischten sich mit Neugierde und es wurde immer schwerer ruhig zu bleiben.

Ein jüngerer Li-Kau kam ins Bild und er sagte: „Es wird vielleicht etwas unangenehm sein, aber  wenn du Schmerzen hast, werden wir es sofort beenden.“ Er hatte einen Kittel an und griff nach einigen Kabeln vom Apparat, die lose in der Luft herunterhingen.

Nimko senkte den Blick und schaute zu Boden, weil er nicht in das traurige Gesicht seines Erschaffers schauen wollte. Er flüstere dennoch: „Ich werde alles tun, was du mir sagst Vater.“ Dann stieg er in die Maschine und wurde mit den Kabeln verbunden.

Li-Kau legte einen Schalter um und der markerschütternde Schrei von Nimko zerschnitt die Stille im Zimmer. Daraufhin folgte nur Schwärze.

~*~

„…ko! Nimko! Mach die Augen auf, bitte, mach die Augen auf!“ Der verzweifelte Schrei von Li-Kau hallte durch das Zimmer und das Bild wurde langsam klarer. Ein tränenüberflutetes Gesicht drang ins Bild und Nimkos Bewusstsein kam langsam wieder zum Vorschein.

„Ich… Wo bin ich? Wo ist Shee?! Lass mich zu Shee, sie braucht mich!“ Nimko riss sich die Kabel vom Körper, schlug Li-Kau aus dem Weg und lief aus dem Zimmer. Er wollte zu Shee und zwar sofort! Doch er kam nicht weit, da sein Körper schlappmachte und er vor der Tür zum Zimmer mit der Maschine umkippte und immer wieder ‚Shee‘ rief.

~*~

Sie fragte sich wieso Nimko ihr dies zeigte. Wollte er damit zeigen, wie wichtig sie ihm war? Oder hatte er ihr etwas anderes zeigen wollen? Hatte er etwa Schmerzen, wenn er unter dieser Maschine war? Sie konnte sich keinen Reim daraus machen und eine Antwort wollte sie auch nicht darauf bekommen.

„Hast du dich langsam wieder beruhigt Nimko? Kann ich deinen Vater wieder hinzuziehen?“, fragte sie vorsichtig, weil sie das Gefühl hatte, dass er sich besser unter Kontrolle hatte. Dieses Mal bekam sie keine Erinnerung als Antwort, sondern ein Zusammenspiel von einzelnen Wörtern, die den Satz ‚Nein, ich möchte mit dir alleine darüber reden und dir etwas zeigen‘ bildeten.

Shee versuchte zu widersprechen, doch Nimko spielte ihr eine andere, neue Erinnerung vor. Sie ließ sich langsam auf den Stuhl sinken und beobachtete den Monitor.

~*~

„Ich bin heute zu ihr durchgedrungen und werde der erste sein, der das wahre Erscheinungsbild von ‚The Brain‘ aufdeckt. Wir schreiben heute den 5. Janurius und wir haben 10 Punkt 00. Eigentlich bin ich gerade bei Shee, aber sie wird mein Verschwinden nicht bemerken, da ich die Zeit schneller wechseln kann, als sie mit den Augen zwinkern kann.“ Nimko hielt ein Protokoll über die Geschehnisse und ging langsam weiter.

Seine Schritte federten auf dem Boden und er drang durch die langen Gänge, die sich ihm boten. Von weiter her konnte er zwei Stimmen miteinander reden hören. Es schien fast so, als würden sie über etwas debattieren, aber er konnte nicht wirklich verstehen, was sie sagten.

Nimko legte sich auf den Boden und robbte nun durch die Gänge, die Stimmen wurden immer lauter und nun konnte er auch etwas Eigenartiges wahrnehmen. Denn die Stimme hatte Aussetzer, er konnte es nur nicht wirklich erklären. Sie wurde immer lauter und nun verstand er auch was sie Stimmen sagten.

„Mehr! Mehr! Mehr!“, sagte die eine gierige Stimme und wurde mit jedem ‚mehr‘ lauter.

„N…an…an…nein!“, stockend und mit Aussetzern versuchte die andere Stimme sich zu verteidigen. Doch sie kam mit ihren Worten nicht an die andere heran und wurde wieder von der gierigen abgelöst.

„Erinnert euch stärker, macht schon, stärkere Erinnerungen. Ah!“ Die Erregtheit der gierigen Stimme machte Nimko stutzig und so versuchte er einen Blick auf die Szenerie zu erhaschen.

Er blickte, als einer der ersten, in das wahre Gesicht von ‚The Brain‘. Er war erstaunt, dass es sich dabei um einen computergenerierten Frauenkopf handelte, der sich über einen riesigen Bildschirm ausbreitete. Bei jedem Gemütswechsel konnte er die Störungen sehen und ihm wurde mit einem Schlag klar, um was es sich handeln konnte. Ihm konnte dies nämlich auch passieren und er hoffte, dass es niemals so weit kommen würde.

~*~

Eine freundliche Frauenstimme schreckte Shee auf und sie sah sich sofort um: „Bitte nehmen Sie nun den Finger vom Mikrofonschalter und entfernen sie sich von der Konsole. Download in 3… 2… 1…“ Mit einem ‚pling‘ fingen die Bilder an auf dem Monitor angeordnet und chronologisch aufzutauchen. Shee wusste nicht was sie tun sollte.

Sie war zu verwirrt, als dass sie etwas hätte tun oder sagen können. Aber etwas wusste sie genau: sie hatte The Brain gesehen. Also hatte sie mit ihrer Vermutung Recht gehabt, dass es sich dabei um ein computergeneriertes Frauengesicht handelte. Und womöglich war dieses Problem e-.

Sie schreckte auf, weil sie hörte, wie sich die Tür abrupt öffnete und Li-Kau hereingeeilt kam. Er sah wütend aus und sie konnte es ihm auch nicht verdenken. Immerhin hatte sie ihn nicht gerufen, als sie Nimko beruhigt hatte. Sie sah wie er schnell einige Knöpfe auf einer anderen Konsole drückte und wütend auf Shee zuging.

„Du hättest mich sofort rufen sollen Shee! Ich hoffe wir haben jetzt keine wichtigen Informationen wegen dir verloren“, schnauzte er Shee an und blickte dann gebannt auf die Monitore.

„Achso? Jetzt ist es auch noch meine Schuld, dass etwas Wichtiges verloren gegangen sein könnte? Na danke auch. Nächstes Mal klären Sie mich besser auf, ehe sie mir eine Order geben. Arschloch.“ Shee stapfte wütend aus dem Zimmer und ließ die Tür ins Schloss fallen.

Sie wollte weg hier und zwar sofort! Sie sah sich im Zimmer um und fand eine Tür, öffnete sie und ging einfach hindurch. Es war ihr egal, dass es nun Nacht war, Hauptsache sie war von dem dummen Typ weg.

~*~

Shee fand sich in einer ziemlich trostlosen Gegend wieder. In der näheren Umgebung konnte sie keine anderen Häuser entdecken und auch sonst schien die Umwelt es nicht wirklich gut zu meinen mit dem Teil des Landes. Einige Stellen waren karg, andere überwuchert von einer Art Gestrüpp. Momentan konnte Shee noch nicht wirklich erkennen was es war, immerhin herrschte dort gerade tiefe Nacht.

Sie ging etwas weiter, da sie sonst sicherlich Gefahr lief, dass die Beiden sie einholten. Sie hatte nur das Problem, dass sie nicht genau wusste wohin sie überhaupt gehen wollte. Sie kannte sich überhaupt nicht aus und da half ihr guter Orientierungssinn auch nicht weiter.

„Verdammt!“, fluchte sie leise vor sich hin und ging einfach dem Weg nach, der von dem Haus wegführte. Sie würde schon einen Weg nach Hause finden. Da war sie sich absolut sicher. 
 


 

ENDE DES ERSTEN TEILES
 


 



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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von:  _Risa_
2014-12-23T02:28:54+00:00 23.12.2014 03:28
Scheiß auf Schlaf, morgen ist ein Feiertag und ich hab Ferien XD Da kommentiere ich doch lieber deine FF, da ich grad in Lust und Laune dazu bin.

So, Kapitel 2:
Was mir aufgefallen ist, dass du an einigen Stellen sehr ungenau bist. Du erzählst uns, dass sie sich meistens auf ihr Gefühl verlassen konnte. Aber das ging natürlich nicht immer gut. Du erzählst uns, dass sie verbotene Lektüre besitzt. Das ist natürlich etwas, da sitzt man als Utopie-Dystopie-Liebhaberin am Bildschirm klebt: Ja, erzähl mir bitte mehr davon! Aber du gibst in dieser Szene nicht preis, was da GENAU in den Büchern steht. Das kann natürlich einerseits von dir so gewollt sein, oder du hieltest es einfach für unwichtig. Andererseits hältst du den Leser an der Stange, weil grade diese Details es sind, die einem an einer Dystopie dranhalten. Man will wissen, WELCHE Details genau aus unserem heutigen Wissen für die Regierung der Zukunft bedrohlich erscheinen und wie genau das Bild aussieht, das sie die Regierung der Zukunft den Menschen der Zukunft vermitteln möchte. Da würde ich mir sehr wünschen, dass du bei diesen Szenen ein Beispiel herauspickst. ^^

Was mir gut gefällt ist so das "typisch Mädchen" :D Sie denkt stundenlang über ein verdammtes Wort nach, das kann ich ihr sehr gut nachvollziehen lol
Und auch ihre Nervosität finde ich gut beschrieben. Allerdings finde ich ihren Schmoll dann nicht so angebracht, aber danach ist sie eh entsetzt.

Was mir weiters gut gefällt ist, dass du so etwas auf den Alltag in der Zukunft beschreibst.

>>Ihr Herz fing an schneller zu schlagen und sie sprach ihn etwas krampfhaft an: „Hallo Nimko, ich dachte du würdest eher kommen. Komm rein und setz dich doch.“<< Klar, sie ist nervös, aber sie begrüßt ihn, als wäre sie Rezeptionistin :D Dieses "sprach ihn krampfhaft (ist was anderes als verkrampft) an" ist eine etwas komplizierte Formulierung. Es gibt nichts Schlechtes am Wort "sagen", wenn man es dosiert einsetzt. ;) "...sagte sie verkrampft..."
Er ist plötzlich ganz anders und es ist ein starker Tobak, den er da vorbringt. Er ist irgenwie fremder zu ihr und dann "fleischlicher Ganzkörperanzug", puuuh, DAS ist echt starker Tobak. Auch mit dem anderen Land und dem allen, okay, ich bin zufrieden, genügend Weltdetails eingebracht XD Sowie vom Alltag als auch von der Welt an sich.

>>Sie hatte ihre Augen auch fest verschlossen und wollte sie sobald auch nicht wieder öffnen. Doch sie öffnete sie schlagartig, als sie eine ihre fremde Stimme vernahm: „Guten Tag Shee. Es freut mich, dass du den Weg zu mir gefunden hast.“<< Ganz streng genommen öffnet man eigentlich ja die Lider und nicht die Augen, aber so sagt man es nunmal ^^ Was ich eigentlich sagen wollte: zwischen den zwei Sätzen ist die Szene irgendwie abgehakt, da schaffst du sicher noch einen fließenden Übergang. Bzw. Wortwiederholung für öffnen.
Schlagartig ist eig. gar nicht nötig, wenn ich mich erschrecke öffne ich meine Augen(lider) nicht (= langsam und friedlich aufwachen), sondern reiße die Augen auf. ;)

LG Charizard =) Schade, dass du keine weiteren Kommentare hast.
Von den Kommifreunden. <3
☼√
Von:  _Risa_
2014-12-23T01:36:26+00:00 23.12.2014 02:36
Huhu Shee, hab mich vor kurzem bei den Kommifreunden angemeldet und bin draufgekommen, hupps, Monatsende haha ^^ Also hab ich die Mitgliederlisten durchgeschaut und mich entschieden, dass ich mich mit den eigenen Serien beginnen will - und deine Geschichte ist mir da sofort ins Auge gestochen.
Gut, dann fangen mir mal an. :)

Ich mag SciFi manchmal recht gerne, solange mir keine Aliens oder so entgegenkommen oder man mir Star Wars reindrücken will. ;) Daher hab ich mich bei deiner Beschreibung schon sehr auf deine Geschichte gefreut. Außerdem ist es Teil 1, da folgt mehr. :D Jedenfalls, tolle Kurzbeschreibung / toller Klappentext. Da bin ich neugierig, was du draus machst.
Bei deinen Charabeschreibungen habe ich mir nur Name, Alter, Aussehen angesehen, weil ich mich überraschen lassen möchte.

Also da fang ich mal bei Kapitel 1 im ersten Absatz an:
Ich stehe Naturbeschreibungen am Anfang eigentlich ziemlich neutral gegenüber, allerdings finde ich die Beschreibung des "silbern vom Schein des warmen Sommerregens" etwas zu poetisch und etwas zu übertrieben. Das klingt eher nach Märchenlandschaft. ^^
>>Doch andere schliefen noch tief und fest und konnten deswegen dieses Ereignis nicht fest in ihre Gedanken brennen. Denn es war noch recht früh und es waren die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Tages, dennoch begangen einige Iuteraner jetzt schon ihren Morgenritus.<< Der allwissende Erzähler liegt mir persönlich nicht so besonders, er ist so ein bisschen die Erzählerstimmer in einem Film, der dann mit dieser typischen, malerischen Stimme den Rahmen erklärt, in dem die Ereignisse stattfinden. ;)

>>Seine Haare glänzten bläulich in der Sonne und schienen nicht von dieser Welt zu sein.<< Haar hat zwar normalerweise einen natürlichen Glanz, aber nicht auf die Art, dass man ihn so stark wahrnehmen würde, um ihn gesondert zu beschreiben. Es sei denn, es ist Gel da drinnen. ;) Außerdem stellt sich die Frage wer den Glanz betrachtet. Der allwissende Erzähler? Eine andere Figur ist ja nicht anwesend.
An sich sagst du uns oft "Sie war ein starkes Mädchen" (sinngemäß ähnliche Aussagen), das ist vollkommen in Ordnung, aber der Leser hat dann die Erwartung, dass man ihm dies auch zeigt. ^^ Ein anderer Charakter kann denken. Sie war ein starkes Mädchen, der allwisende Erzähler, den du am Anfang einbringst, sollte bei charakterlichen Angelegenheiten eher neutral bleiben. ;) Dass einem nicht nur erzählt, sondern auch gezeigt wird, wie es war, ist ein ganz wichtiges Element, wobei es auch schön ist, wenn sich beide die Waage halten. Du musst nicht haargenau ihre Freundschaft erläutern oder was ihr peinlich ist. Das merkt der Leser ohnehin und peinliches Berührtsein lässt sich gut mit körperlichen Reaktionen wie wegschauen oder dergleichen, beschreiben.

Aber ich will jetzt nicht bei jedem Satz kleinlich sein, sonst geht der eigentliche Inhalt des Kommentars unter. Nur manchmal benutzt du Worte, die zwar etwas Ähnliches von dessen aussagen, was du uns mitteilen möchtest, aber nicht dasselbe. Irgendwo steht: Sie find an zu reden [...] In diesem Zusammenhang glaube ich, dass du eher sprechen meinst. ;) Reden ist, wenn ich entweder eine Rede halte oder ähnliches, in der Umgangssprache kann ich auch einfach "daherreden", sprechen ist ziemlich ähnlich - aber doch anders. XD

Eine andere Kleinigkeit, die mir eingefallen ist, ist, dass du Zahlen nicht ausschreibst. Das wirft mich etwas raus. Vor allem im Dialog sieht es nicht so gut aus, wenn eine Zahl drinnensteht. Liest sich, als wär "mein" Gesprächspartner jetzt zum Computer geworden und würde optische Zahlen und keine Worte von sich geben. ;)
Eine weitere Kleinigkeit: einerseits sagt sie "hintern retten" und "scheißegal", btw. denkt sie, und zu ihrem besten Freund sagt sie "Verzeihung", das passt nicht so sehr zusammen, da Letzteres ein sehr altes Wort ist, das man heutzutage und ich denke vor allem in der Zukunft meistens älteren Personen, Lehrern etc. gegenüber verwendet. Er ist ja auch keine Autoritätsperson, daher würde ich es besser finden, wenn sie Sry oder Tschuldigung oä. sagt.

Was ich sehr gut finde sind die Handlung und deine Ideen. Ich finde alles sehr kreativ und habe den relativ langen Text (was keinesfalls eine Kritik, sondern ein Lob, ist ^^) sehr schnell "weggelesen". The Brain klingt ja schon nach Gehirnwäsche und die Bevölkerung mit diesen Methoden, die du beschreibst, kontrollieren. Man sagt ihnen, wann sie sich zu entspannen haben.
Auch deine Charaktere hinterlassen einen sehr guten Eindruck auf mich, sie wirken einfach, als ob sie hierdrin leben würden und du uns ihre Welt zeigst. Und ich finde die Beziehung zwischen Shee und Nimko sehr süß, wird da noch was? Oh bitte. *gg* Sehr herzig die beiden. Dann steht sie im Hemd vor ihm und wird rot haha und am Ende wie sie The Brain nachäfft, das macht alles sehr lebendig. :D Was mir auch gefällt ist, dass du da zwei Leute hast, die nicht ja und amen zu The Brain sagen, sondern hinterfragen. Vor allem deine Dialoge finde ich gut gelungen, wie eine andere Kommentatorin bereits sagte: eben menschlich.
Sowas mag ich wirklich sehr. Bzw. würde deine Idee ein gute Young Adult-Dystopie abgeben. ;D Ich kann sie nimma sehen! Diese Protagonistinnen, die dauernd in Selbstmitleid versinken, noch irgendwelche Oberzicken - da finde ich deine beiden sehr angenehm ^^

LG Charizard :)
☼√
Von:  Goetheraserei
2014-12-11T13:03:29+00:00 11.12.2014 14:03
Hey Pfeffersosse! :D

Zum Titel:

Shee scheint ein Mädchen aus einer Welt zu sein, in der Menschen in die Virtualität entschwinden können. Ich weiß noch nicht viel von Shee und kann daher kaum etwas zu ihr sagen. Den Namen als Titel zu wählen, finde ich aber gut, so weiß man gleich, wer der Protagonist ist. Und wenn man diese Person nicht kennt, möchte man sie kennen lernen. Der Titel baut also Spannung auf! Top! :D

Zum Cover:

Leider ist hier kein Cover vorhanden, was ich schade finde. Cover dienen dazu den Leser mit in eine Welt oder in ein Geschehen zu nehmen und auch dazu eine Urstimmung zu erzeugen. Bilder rufen in Menschen Gefühle hervor und das finde ich gut. Deswegen finde ich es schade, wenn ich auf Fanfics ohne Cover treffe. :(

Charaktere:

Ich habe mich spoilern wollen und habe in die Beschreibung geguckt. Dass man bei einer eigenen Serie kaum Bilder ergattern kann, versteht sich von selbst. Aber die Texte zur Beschreibung fand ich eher mühsam zu lesen. Ich finde, die hätte man kürzer gestalten können.

Beispiel:
Durch den Angriff eines ansässigen Tieres hatte die 25-Jährige Shee eine Verletzung am linken Unterarm und aufgrund dessen musste ihr dieser amputiert werden. Ohne fremde Hilfe gelingt es ihr Alltagssituationen zu bewältigen, so verweigert sie eine Armprothese, da sie diese für überflüssig hält. Wegen ihrer Skepsis The Brain und Viwo gegenüber ist sie nicht an diese gefesselt und kann außerhalb auch gut überleben. Gemeinsam mit Nimko übt sie Hacker-Tricks.

Wobei ich auch finde, dass mein nun entworfener Text noch viel zu lang ist und selbst bei meinem Text als Leser würde ich wegklicken. Es ist viel zu lang und vor allem kann man hier viele Informationen entnehmen, die man hätte durch den Kapiteltext erklären können.

Kurzbeschreibung:

Die Kurzbeschreibung war kurz und knapp, was ich sehr positiv und anregend finde. Klasse gemacht! :D

Geschichte/Inhalt(Kapitel 1):

Mit dem Inhalt der Geschichte hast du mich positiv überrascht, vor allem fand ich den Einstieg mit der Beschreibung der Landschaft sehr schön. Ein warmes Gefühl hatte sich in meinem Herzen breit gemacht, welches durch die freundschaftliche Handlung zwischen Nimko und Shee untermalt wurde.
Shee und Nimko sind beide Iuteraner, die das Visier nicht vertragen und deswegen nicht auf diese Weise ins Traumland reisen können, was beide nicht unbedingt zu stören scheint. Sie trauen beide The Brain nicht und versuchen heimlich gegen es zu ermitteln. Mir gefällt es, dass du ein eigenes Universum mit ihren eigenen Problem erschaffen hast. Dazu gehört Kreativität und Fantasie.
Shee scheint ein kleines Mysterium zu sein, was ich gut finde. So wird mit einer Figur Spannung aufgebaut, damit man ihre Geschichte weiter verfolgen möchte. :)

Schreibstil:

Deine Natur- und Charakterbeschreibungen gefallen mir gut, denn so bekommt man einen einfachen Überblick über die Gesamtsituation des Prologs. Auch hat es mir gefallen, dass du die Figuren miteinander hast interagieren lassen. Die Dialoge wirkten nicht plump, aber auch nicht zu überstelzt und geschwollen, sondern menschlich. So reden und benehmen sich normale Menschen mit Emotionen. Finde ich klasse!

Was mir aber aufgefallen ist, dass du durch den Text versuchst die Charakterzüge und Charakterwesen von Nimko und Shee zu erklären, sodass der Text doch sehr erzähllastig wirkt. An manchen Stellen war es anstrengend mitzulesen, weil viel erklärt wurde. Meiner Meinung nach hätte man die Charaktere an manchen Stellen einfach reden lassen sollen, ohne eine Erklärung hinzu zu schreiben.

Beispiel:
Shee hielt viel von der Meinung ihres besten Freundes, deshalb wollte sie nicht, dass er irgendetwas Komisches von ihr dachte. Sie wusste nicht wieso es ihr so viel ausmachte, dass sie vor ihm in Ohnmacht gefallen war. Es war schon so peinlich genug, da würde ein neckischer Unterton von Nimko die Sache sicherlich nicht verbessern.
- aus dem ersten Kapitel

Ich finde dies hätte man nicht schreiben müssen, denn je länger der Leser sich mit Shee und Nimko befasst, desto mehr bemerkt er auch den Freundschaftsgrad zwischen den beiden und was die beiden eben ausmacht. Er wird mitbekommen, dass Shee viel von der Meinung ihres besten Kumpels hält und auch, dass Nimko sich sehr um Shee zu kümmern scheint.

Lustiges:
Shee würde es ja gerne nutzen, aber ihr wurde bis jetzt jedes Mal schlecht und sie konnte nicht länger als 15 Minuten darunter bleiben. Woran es genau lag war ihr unklar, aber sie wollte die Sache eh nicht wirklich und da war es ihr eigentlich ziemlich egal, was da jetzt für sie gezeigt wurde oder nicht.
-aus dem ersten Kapitel

Fazit:

Ich bin nicht so der Science-Fiction-Fan und hatte mir einen Ruck gegeben, auch hier mal vorbei zu schauen, weil ich der Meinung bin, dass jeder Autor ein Kommentar verdient hat, der sich Mühe mit seiner Geschichte gibt. Deswegen war ich hier.
Ich kann sagen, dass ich immer noch kein Fan von Science-Fiction bin, doch fand ich das erste Kapitel dieser Geschichte nicht schlecht.
Die Story hat Potenzial, genauso wie du als Autorin Potenzial hast. :)

Liebe Grüße,

Corni alias Goetheraserei ☼√
Von: abgemeldet
2014-09-28T14:43:38+00:00 28.09.2014 16:43
☼√
Tag auch. :)

Deine Kurzbeschreibung klingt sehr interessant. Science Fiction spricht mich meistens sehr an. Ich sollte mich wirklich mehr damit befassen.

Nimm es mir nicht übel, wenn ich ein wenig herumkrittele.
Einige standen sogar da und hatte ihre Aufnahmegeräte bereitgehalten, welches dieses Spektakel für sie immer festhielt.
Diese Satzstellung ist etwas unglücklich gewählt. Vielleicht wäre eine Möglichkeit, "welche dieses Spektakel für sie für immer festhielt"? Bin mir aber nicht sicher.

Doch andere schliefen noch tief und fest und konnten deswegen dieses Ereignis nicht fest in ihre Gedanken brennen.
Hier ist die Wortwiederholung fest ein wenig störend. Wenn du das zweite einfach weglassen würdest, würde der Satz nichts an seiner Bedeutung einbüßen, denke ich.

In einer der abgelegenen Nachbarschaften klopfte der schwarzhaarige, groß gewachsene, junge Mann währenddessen[...]
Statt "der" würde ich hier "ein schwarzhaariger..." vorschlagen. Bisher war noch nicht von ihm die Rede und ein direkter Fingerzeig ist demnach, meiner Meinung nach, noch gar nicht möglich.

Doch jeder der Anwohner liebte sie und hinterfragte deshalb nicht die spezielle Färbung.
Puh, das finde ich... Ich weiß gerade gar nicht, wie ich das finde. Es hat aber Charme. :D Warum sollte man auch etwas hinterfragen, was man mag?

Boah, ich kann Shee so gut verstehen. Ich bin auch kein Morgenmensch. Und wenn ich vor dem Weckerklingeln geweckt werde, bin ich unausstehlich. ;)

Nimko ließ ihr auch diesen Moment der Ruhe und gönnte sich auch eines der kleinen Schnittchen.
Wortwiederholung "auch". Hier könntest du ebenfalls das zweite einfach weglassen. Sogar das erste brauchst du in diesem Satz nicht wirklich.

The Brain wünscht Euch schöne Stunden in Eurer eigenen Traumwelt.
Jetzt muss ich an Pinky denken. Wie dem auch sei. Es ist ein wenig irritierend, diese Vorstellung von reglosen Körpern überall. Aber so wird es wohl in der Zukunft sein. Hmpf. Visiere und Traumländer ftw. ;)

Weshalb Shee dies wusste?
Ich finde es gut, wie du die Fragen, die sich der Leser vielleicht stellt, einbaust. So ist es einfacher die Dinge auch zu erklären, ohne dabei zu sachlich vorzugehen. Finde ich eine gute Lösung.

Diese ganze ViWo-Sache scheint sehr viel Planung vorauszusetzen. Statistiken, wechselnde Wärter - wöchentlich! - das kann nur virtuell vonstatten gehen. Ein normaler Mensche würde doch schnell an seine Grenzen stoßen. Aber Genauigkeit und Organisation sind mir dennoch ein wenig sympathisch, muss ich zugeben.

Sie brauchte sicherlich nur Schlaf, denn dann würde alles sicherlich klarer sein.
Auch hier fällt mir wieder die Wortwiderholung auf. Diesmal "sicherlich". Zudem wurde mir bewusst, dass du ziemlich viele... Füllwörter (?) benutzt. Dafür wäre ein Betaleser sicherlich hilfreich. Ansonsten ist deine Othographie ziemlich gut. Zumindest wüsste ich nichts auszusetzen.

Von der iuteranischen Welt habe ich eine gewisse Vorstellung, ob das nun das Bild ist, das auch du von ihr hast, ist zwar fraglich, aber ich muss mich immer wieder dazu bringen nicht an Hütten zu denken. Es sind doch schon etwas fortschrittlichere Gebäude, nicht wahr? Trotzdem hat es etwas Idyllisches. Was wahrscheinlich nicht das Positivste daran ist. Und ich denke, Shee hat ganz recht, so misstrauisch zu sein.

Interesanter Einstieg jedenfalls. Und was wohl Nimko für ein Geheimnis hat? Denn das ist doch ziemlich offensichtlich, dass mehr dahinter steckt.

Liebe Schreibziehergrüße,
abgemeldet

Antwort von:  Pfeffersosse
27.10.2014 21:40
Hallo abgemeldet. Eine späte Antwort ist dennoch eine oder?

Ich danke dir vielmals für deinen ausführlichen Kommentar. Es freut mich, dass du mich auf die Fehler aufmerksam gemacht hast, so kann man sich dann doch am besten verbessern.
Sicherlich werde ich die Geschichte irgendwann einmal komplett überarbeiten und (das ist mal das grösste Ziel) weiterführen. Immerhin liegt ja hier nur der erste Teil vor.
Ich weiß ja nicht, ob du die Lust verspürst die Geschichte einmal weiterzulesen oder nicht, aber ich würde mich echt freuen, wenn du mir dann auch wieder die Fehler aufzeigen könntest und auch deine Gedanken vermittelst.

Man hat mir schon öfters gesagt, dass ich mit den Wortwiederholungen aufpassen sollte. Die fallen einem halt leider erst immer viel zu spät auf. Ich hoffe dennoch, dass es sonst aber nicht zu schlimm zum Lesen war und du dir nicht die Haare gerauft hast, weil zu oft ein Wort doppelt vorkam.
Und ich gebe dir recht, ein Beta wäre echt mal gut. Werde ich wohl mal nachholen ;3

Also noch einmal vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar. Durch Fehler lernt man nur hinzu~

Pfeffi~
Von:  L-San
2014-04-10T14:53:24+00:00 10.04.2014 16:53


Hallo Pfeffersosse!


Dies ist ein Kommentar vom Zirkel Die Kommi Freunde.

Von all deinen Geschichten habe ich mich für diese entschieden, weil ich schon lange nicht mehr in Eigene Serie gelesen habe.
Ich weiß nicht, welche Erwartungen ich hatte, als ich den Titel 'Shee' sah, aber als ich die Kurzbeschreibung gelesen habe, war und bin ich immer noch angetan von der Idee, denn sie gefällt mir sehr gut.
Ich mag Geschichten der etwas anderen Art, und deine habe ich bisher noch nie gesehen, und wenn, dann meist nur in einer grob abgewandelten Form.
Wie dem auch sei, ich fange mal an.


Kurzbeschreibung:
Die Inhaltsangabe gefällt mir, kurz und aussagekräftig, kann man nicht meckern.
Da ich vorerst keine Spoiler will, lasse ich die Charakterbeschreibungsseite aus und hoffe, es macht dir nichts aus.^^
Weiter geht's, irgendwie hätte es vielleicht nicht geschadet, die Kurzbeschreibungsseite formal ein wenig aufzupeppen - und auch um noch mehr Klarheit zu schaffen.
Die Inhaltsangabe könnte man formal deutlicher kennzeichnen, Anmerkungen eventuell als Spoiler angeben, was aber natürlich kein Muss ist.
Sieh es lediglich als Anmerkung.^^


Inhalt: Kapitel 1
Der Einstieg ist schön, die Naturbeschreibungen kurz zusammengefasst, wobei es vielleicht nicht geschadet hätte, noch Sinneseindrücke wie Geruch, usw. einzubauen, um diese 'Herrlichkeit' des schönen Morgens zu verdeutlichen und für den Leser besser nachvollziehbar zu machen.
Was mir positiv aufgefallen ist, ist, wie du die Welt beschreibst, auf 'The Brain' eingehst, was es damit alles auf sich hat.
Ich war quasi von der ersten Sekunde an sehr neugierig und habe alles wie ein Schwamm aufgesogen.
Worüber ich amüsieren musste, waren diese fein gestreuten Andeutungen zwischen Shee und Nimko.
Ich vermute einfach mal, jeder hegt insgeheim Gefühle für den anderen.
Während er sich seiner Gefühle bewusst ist, ist sie recht verpeilt.
So meine Vermutung, kann aber auch sein, dass du uns Leser in die Irre führen willst, wer weiß.
Ich lasse mich überraschen.
Auch gefallen mir deine Details bezüglich Aussehen, usw.
Und die ganze Zeit frage ich mich, was denn mit den Leuten wirklich passiert, während sie in dieser Traumwelt sind.
Wilde Vermutungen schwirren in meinem Kopf. ;DD
Von Kontrollbesessenheit bis hin zu 'Matrix'. ;D


Charaktere:
Die Charaktere wirken an sich sehr treu und natürlich.
Shee ist mir sehr sympathisch, und mir gefällt es, wie du die Bindung zwischen ihr und Nimko beschreibst, wie vertraut sie sind, usw.
Eine schöne Charakterisierung, wie ich finde.^^


Rechtschreibung/Grammatik:
Du verfügst über gute Deutsch-Kenntnisse, dir sind lediglich mal hie und da mal Flüchtigkeitsfehler unterlaufen, aber nichts Gravierendes.
An manchen Stellen fehlen Kommas, manche sind falsch gesetzt.
Im Folgenden zeige ich dir ein paar typische Fehler, die du begangen hast.

Fehler:
„Wie... Was ist gerade passiert?"
-> die Auslassungspunkte - (…) - sind falsch ausgelegt, sie stehen in der Regel immer getrennt von den Wörtern, da sie eben wie als ein Wort betrachtet werden, Ausnahme nur, wenn ein Wort nicht vollständig ausgesprochen wird, Beispiel: "Du Arschl… du!"
-> zudem müssen die Punkte so dünn/klein sein, wie ich sie hier eingegeben habe

„Ich glaube die Luft ist rein.“, flüsterte Nimko Shee zu und robbte langsam weiter.
-> der erste Punkt muss weg, da kommt nie eins, Ausrufe- und Fragezeichen dagegen sind erlaubt


Schreibstil:
Ich finde, du hast hier einen schönen Schreibstil, der sich gut lesen lässt.
Der Text liest sich flüssig.
Du hast abwechslungsreiche Sätze/Wörter, wodurch das Lesern mehr Spaß macht.
Kritik habe ich hier keine.
Man merkt, dein Stil ist etwas ausgereift, du gibst dir Mühe beim Schreiben, was ich sehr löblich finde.
Mehr zum Schreibstil beim nächsten Mal. ;D


Fazit:
Ein gelungener Anfang, der Lust auf mehr macht.
Ich freue mich schon darauf, wenn ich das nächste Kapitel lese.^^


LG
L-San


☼√
Antwort von:  Pfeffersosse
27.10.2014 22:07
Nabend L-San
Auch bei dir gilt das gleiche. Sorry, dass ich nicht eher geantwortet habe. Ich habe es ehrlich gesagt, total vergessen > o <

Auf jeden Fall freut mich dein ausführlicher Kommentar sehr. Deine Aufteilung ist sehr interessant gewählt und ich finde das macht die Sache dann auch einfacher nachzuvollziehen.

Natürlich ist es bei Eigene Serie immer schwer etwas total Eigenständiges auf die Beine zu stellen, dennoch habe ich mir viele Gedanken gemacht, wie ich die Charaktere und die Welt gestalten möchte. Ich habe sogar versucht zu zeichnen, bin aber kläglich daran gescheitert. (ist immer doof, wenn man eine Idee im Kopf hat)
Die Geschichte ist ja im Rahmen einer Wichtel-Aktion entstanden und ich hatte (eigentlich) nur 3 Wochen Zeit. Davon sind fast 2 alleine für die Planung draufgegangen, aber seis drum. Die FF ist definitiv noch nicht fertig.

Was die Kurzbeschreibung angeht: Die werde ich bei Gelegenheit mal ändern. Sei es jetzt wegen Verbesserungen oder wegen der Fortsetzung. Immerhin muss ich mir ja Gedanken machen, wie ich die Geschichte dann genau aufbaue und ob ich nicht vielleicht sogar Kurzbeschreibungen zu den Kapiteln hinschreiben soll. Aber lass dir eins gesagt sein: Die wird noch aufgepeppt. Gleiches gilt für die Charasheets. Die werde ich wohl überarbeiten, damit man sich schon vorab ein kleines Bild von Shee und Nimko machen kann. (vielleicht sogar mit Bildern?)

Es freut mich, dass du dir schon ein paar Gedanken machst, wie, wo, was los ist. Da könnte ich fast rufen 'Mission accomplished'. Wäre ja echt schade, wenn alles sofort klar wäre oder? Auch bei dir gilt: ich weiß ja nicht, ob du noch weiterlesen möchtest, aber es wäre toll, wenn du mir dann auch wieder deine Ideen und Fehler mitteilen könntest.
Was deine Verschwörungstheorien angeht: wer weiß, vielleicht hast du ja recht? Ich gebe zu, dass ich mir vielleicht die eine oder andere kleine Idee aus einem bekannten Film geborgt habe. Die Info dazu findest du dann in den Charasheets. (vielleicht kann man sich das dann besser vorstellen).

Bei den Charakteren ist das ja eh immer so eine Sache. Viel Zeit habe ich damit verbracht, wie sie aussehen sollten, sich verhalten sollten. Shee und Nimko sind auch noch einigermaßen so, wie ich sie am Anfang geplant hatte. Ich bin nur von meinem ursprünglichen Plot etwas abgewichen. Aber im zweiten (vielleicht sogar dritten) Teil wird sicherlich doch noch die eine oder andere Sachen mit eingebunden, die für Shee und Nimko geplant war.

Was RSG angeht: ich werde in Zukunft mal einen Beta darüber lesen lassen. Dann werden sicherlich die schlimmsten Sachen entfernt werden. Und was die Sache mit (...) angeht: das habe ich auch erst seit einiger Zeit richtig verstanden, muss ich gestehen. Aber wie schon einmal gesagt: Man kann nur aus Fehlern lernen. ;3

Es freut mich, dass dir mein Schreibstil gefällt. Ich habe immer Probleme, dass er zu abwechslungsreich ist. Deshalb bin ich auch unsicher, ob meine Fortsetzung so wird, wie ich es haben möchte. Aber Motivation und Ideenreichtum werden sicherlich dazu beitragen, dass mein Stil dann leider etwas variiert, sich aber vielleicht dennoch gleicht. Aber ich bin gespannt, was du noch dazu zu sagen hast.

Also ich danke dir auf jeden Fall noch einmal herzlich, dass du die Geschichte angefangen hast zu lesen. Das freut mich wirklich. Meine Antwort ist wohl etwas ausgeartet, entschuldige, aber ich wollte auf jeden Punkt einzeln eingehen.

Pfeffi~


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