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Alice Madness Returns

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Domäne des Hutmachers: Hounsditch Home

„Vergiss es Alice… Vergiss es“ Langsam konnte sie es nicht mehr hören. Immer wieder dasselbe Gefasel über Vergessen und Vergangenheit… Natürlich wollte sie ihre Vergangenheit nicht jederzeit vor Augen haben, doch man konnte einfach nichts vergessen was nicht einleuchtend war. Für Alice war es unfassbar… nicht zu greifen… einfach unlogisch… Da hatten auch die Jahre in Rutledge nicht geholfen. All die Jahre unaufhörliche Therapie die Alice über sich ergehen hat lassen, waren für die Katz gewesen… Wahrscheinlich wäre es für gewisse Parteien besser gewesen sie wäre weiterhin in einem schweigenden tranceähnlichen Zustand des Komas geblieben, der nur durch einige Schreie oder Gestammel begleitet worden wäre. Sie war sich unsicher was sie davon halten sollte… war sich ihrer eigenen Gedanken nicht sicher. Ihnen nicht mehr Herr.

Ohne ein weiteres Wort schloss sie die Tür hinter sich as der sie grade getreten und Charlie so eben verschwunden war. Kurz strich sie sich die Haare nach hinten ehe sie den dunklen Flur weiter ging auf denen sich ein paar der Waisenkinder unterhielten. Auch über sie…. Dr. Bumbys Liebling nannte man sie und betitelte sie als verrückt, fast wie ein Hutmacher nur nicht ganz so freundlich. Ein sonderlicher Trost war das nicht gewesen. Vor allem wenn gleich jemand meinte sie sei zu gut fürs Irrenhaus. Als sie aus dem Gebäude trat, wurde sie nicht mal mehr von einer Ratte betrachtet die in dem Abfluss der Straße verschwand. Kurz blickte sie zu den zwei Kindern neben sich, die sie abwehrend betrachteten.

“Muss die nicht arbeiten??“ murmelte das eine knapp bevor das andere auch schon etwas lauter hinzufügte: „Ist sich wohl zu fein für muss… Muss ja auch scheinbar keine Plakette tragen!“ Deutlich hatte die Schwarzhaarige diese Worte vernommen und auch wenn sie ihnen keinerlei Beachtung schenkte, so sah sie in dem Moment doch auf ihre Brust und dann zu den Kindern, von denen jedes eine Plakette mit einer Nummer darauf trug. Sie hatte ein solches nie bekommen, auch wenn sie es sicherlich direkt gänzlich abgelehnt hätte, zweifelsohne. Nicht weiter die Kinder betrachtend, ging das Mädchen weiter die schlecht gepflasterte Straße entlang bis sie in eine kleine Seitengasse einbog und in einen Bezirk kam, der zu allem Überfluss auch tagsüber ziemlich gut besucht war. Ihre Blicke fielen auf die dürren Gestalten die sich an den Häuserwänden zur Schau stellten und von so manch einem Verzweifelten oder gar notgeilen Passanten angeredet wurden. Ihre Kleidungen waren zerrissen und rochen sowohl nach den Vorgängern im Kleid als auch denen der Frau die darin steckte. Farblich nicht abgestimmt, sondern nur Zweckgemäß. Waschen oder gar neue kaufen kam in diesen schweren Zeiten nicht zur Debatte. Alice trug wie sonst auch ihren schwarz-weiß gestreiften Pullover, einen schwarzen Rock, sowie gestreifte Strümpfe und eine weiße, inzwischen durch Ruß und Dreck verdreckte Schürze, die sie am Rücken mit einer knappen Schleife zusammen hielt. Nicht lange hatten diese leichten Frauen ihre Aufmerksamkeit, denn ihr Blick fiel auf etwas Helles vor sich.

Die weiße Katze die sie direkt ansah, kam ihr bekannt vor. Sie sah aus wie eines von Dinah’s Jungen. Ein kurzes Mauzen und das weiße Fellbündel lief auf schon weg.

“Miez miez miez… hab keine Angst“ flüsterte die Schwarzhaarige und nachdem sich die Katze in Bewegung gesetzt hatte, folgte sie dieser. Etwas anderes hätte sie eh nicht zu tun gehabt. Auch wenn sie hoffte, dass die Gewohnheit weißen Tieren an dunklen Orten zu folgen kein Laster werden würde. Doch das würde sich noch heraus stellen… Kurz hatte sie die Katze in der Staubschicht, die vom Boden aufwühlte aus den Augen verloren und sah sich nun fragend um… wo sie nur hin war. Die Luft wurde dünn und bevor sie etwas sagen konnte spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter und drehte sich erschrocken um und blickte in das Gesicht der alten Pris. Die dicke Knollennase war einfach unverkennbar und ebenso den Buckel den sie auf ihrem Rücken trug. Die grauen teilweise zerfetzten Sachen die sie trug machten auch nicht sonderlich den besten Eindruck, doch auch darauf wollte sie nicht weiter eingehen. Pris war ein Fall für sich… Sie war damals Nachtschwester in der Anstalt gewesen und hatte ihr einen Platz bei Bumby verschafft. Sie hatte ihr zu danken und das meist mit einigen Pfund für Vogelfutter, die sie sich eigentlich nicht hätte erlauben können. Naja Schweigen konnte man sich schon immer erkaufen vor allem das von Pris, wie sie es selber immer sagte. Sie hatte es ihr selber angeboten, dass sie Alice bei der Polizei verpfeifen würde, wenn sie ihrem Spendenaufruf nicht folge leisten würde. Und das sie sich von ihr wieder auf das Dach eines alten Hauses verführen ließ, sah Alice sich erneut um. Immer wieder tat sie dies, versuchte ihre Umgebung richtig wahrzunehmen. Auf dem Dach standen mehrere Vogelkäfige mit Tauben. Sie konnte mit ihnen fühlen, wenn sie so sah wie sie in diesen Käfigen saßen. Ein kurzer Blick zum Horizont, sofern das durch den Rauch bedeckten Himmel Londons eben möglich war und man erkannte dass die Sonne schon langsam unter ging. Sie wollte nun eigentlich auch wieder gehen, immerhin musste sie nicht schon wieder einige Pfund da lassen und so ging Alice langsam auf Pris zu die am Rande des Daches stand und irgendetwas vor sich hin brabbelte.

“Ich habe… unglaublichen… Durst! Ich muss dringend meine Kehle befeuchten“ stammelte sie und Alice traute ihren Augen nicht. Traten da wirklich grade Flügel aus dem Buckel der Alten… Erst einer… dann der Zweite und als Pris sich umdrehte war statt der üblichen Knollennase das hässliche Gesicht eines Jabberwockys der auf sie zu stolzierte und nach ihr greifen wollte. Doch bevor er sie erreichte, zerbrach unter den Füßen des Mädchens der Boden und sie fiel… und fiel…

Tal der Tränen

Um sie herum tauchten Bilder auf… Puppenköpfe an den Wänden des Kaninchenloches welches sie hinunter fiel und keinen Boden zu haben schien. Schwarze Masse rann aus den Rissen in der Wand und tropften dickflüssig nach unten. Als ihre Umgebung dunkler zu werden schien, verstrahlte ihr Körper einen kurzen Moment lang grelles Licht und sie spürte wie sie langsam zu Boden schwebte. Der Anblick hatte sich verändert. Ein blauer Himmel zu dem sie aufsehen konnte und weiches grünes Gras das sie spürte als ihre Füße nun den Boden berührten. „Eine aufreibende Reise, aber wenigstens bin ich Pris los oder dass was aus ihr wurde“ murmelte Alice kurz und sah sich dann einen Augenblick lang um. „Immerhin ist mir dieser Ort vertraut“ meinte sie noch während sie das seichte Wasser eines kleinen Baches auf einem übergroßen Dominostein überquerte.

“Die Welt hat sich verändert…“ ertönte eine raunende Stimme um das Mädchen welche sich erst etwas verdutzt umsah und dann tief seufzte. „Vermaledeite Katze! Ich kann mich selber erschrecken Kater… Ich bin am Rande de-“ fing sie an „Perfekt… denn wenn du nicht am Rande wärst nehmst du zu viel Platz weg!“ raunte der Kater erneut. Alice verschränkte die Arme vor der Brust als sich vor ihr ein Grinsen zu erkennen gab. Doch war der Grinser nicht so wie sie ihn in Erinnerung hatte… er war… menschlich!

Vor ihr stand ein groß gewachsener junger Mann in grauen verschlissenen, zerfetzten und teilweise blutverschmierten Klamotten, mit schwarzen Haaren die ihm strähnig ins Gesicht fielen. An den Handgelenken waren Ansätze von Tattoowierungen zu erkennen. Auch am Hals konnte man solche erkennen, doch wurde ihre Aufmerksam ziemlich schnell auf die bersteinfarbenen Augen umgelenkt die sie genauestens musterten. „Du… hast dich verändert“ murmelte sie nun etwas unsicher und legte den Kopf schief, sodass ihre schwarzen Haare an ihrer Schulter herunter fielen. Erst jetzt bemerkte sie, dass auch ihre Kleidung sich verändert hatte. Sie trug wieder ein blaues Kleid, sowie eine weiße Schürze mit Zeichen darauf die sie so eigentlich nicht in Erinnerung hatte, ebenso dass die Schürze ein paar Blutspritzer aufwies von denen sie sich nicht entsinnen konnte diese dort jemals hin zu gefügt zu haben.

“Die Welt hat sich verändert… es herrschen neue Regeln im Wunderland. Das Gesetz des Stärkeren setzt sich durch. Wir sind hier in Gefahr! Du… solltest auf der Hut sein!“ hauchte er und drehte kurz den Kopf in eine Richtung und erneut zeigte sich ein Grinsen in seinem Gesicht. „Wir werden uns wieder sehen“ raunte er noch und verschwand ebenso schnell wie er erschienen war. Alice sah sich einen Moment um. „In Gefahr…“ wiederholte sie fragend und atmete noch einmal tief durch ehe sie weiter ging. Ihre Schritte fühlten sich leichter an sodass es ihr einfach wahr einen Hohen Sprung an zusetzten um so auf eine Anhöhe zu kommen die ihr einen besseren Überblick geben sollte.

Das Wunderland… in all seinen Farben und Prachten mit den seltsamsten Tieren die man sich vorstellen konnte. Allein diese Riesenschnecke die sich neben ihr Millimeter für Millimeter fortbewegen zu versuchte war ein kriechender Regenbogen mit einem Baum auf dem Dach. Wer sagt Bäume könnten sich nicht bewegen sollte sich diesen hier mal genauer betrachten… Einige Schritte weiter erschien ein rosafarbener Pilz aus der Boden, die Alice noch zu gut kannte. Kaum berührte ihr Fuß den schwach leuchtenden Pilzhut so katapultierte dieser sie sofort fünf Meter in die Höhe zum nächsten Absatz von dem aus sie einen wundervollen Blick in ihr geliebtes Tal hatte… Woran sie dies erkannte? Sicherlich war einige Zeit vergangen aber ein weinendes Abbild ihrer Selbst sowie eine drei Meter große Flasche aus der sich ein Wasserfall lilafarbener Flüssigkeit in einen kleinen Teich ergoss, waren eigentlich nicht so schnell zu vergessen.

“Trotz Ermangelung eines Badekostüms wäre ein Sprung in diesen Teich wohl angebracht“ hörte sie eine bekannte Stimme hinter sich und trat bereits in den Wasserfall, wobei sie, sobald die Flüssigkeit ihre Lippen benetzte, anfing auf grade mal ein Drittel ihrer Größe zu schrumpfen. „Verschwinde ich ganz?!“ Ertönte es nun doch unsicher von ihr und ein Grinsen breitete sich weiter auf dem Gesicht des Katers aus der sich das Ganze amüsiert ansah. „Beinah!“ erwiderte er ungefragt und verschränkte die Arme vor der Brust wobei er sich das Mädchen welches gerade wieder zu wachsen schien genau musterte. Alice wandte den Blick ab. Grinser konnte eine Hilfe sein wenn er nicht gerade selber mehr Ablenkung war als alles andere. Dennoch, wenn er Hilfe war, war er eine Gute. Es kam ihr vertraut vor und so war es ihr einfach durch eines der Schlüssellöcher vor sich zu schlüpfen und vor einem großen Skelett wieder hervor kam. Abrupt blieb sie stehen und musterte die Überreste des Jabberwockys vor sich welcher in einer augenscheinlich frischen Lache Blut langsam zu verfallen drohte.

“Die Vorpalklinge ist flink und scharf! Und stets zu Diensten!“ sagte der Kater der gerade wieder schwebend über Alice aufgetaucht war und zückte per Telekinese die Klinge aus dem Schädel des Ungetüms und überreichte sie so der Schwarzhaarigen die zu allererst die Schärfe der Klinge prüfte und dann den Kater ansah. „Ich bin nicht zurückgekommen um zu kämpfen!“ „Wirklich? Bedauerlich. EIN Kampf erwartet dich sicher!“ grinste der junge Mann und sah dann zu einem Durchgang unter einem Baum, dem Alice folgen sollte.

3. Nacktschnecken mit Haus

Gerade wollte die wieder aufgetauchte Kämpferin das Wort ergreifen und wandte sich zu dem vermenschlichten Kater um, der jedoch schon wieder verschwunden war. Seufzend strich sie sich die Haare zurück… Alice wusste dass er noch da war, aber sagte nichts weiter als sie erneut ein Abbild ihrer selbst erblickte aus dessen Augen Blut zu tränen schien. Das würde zumindest erklären dass der Bach stromabwärts nur noch rotes Wasser war. Kurz blickte sie noch einmal auf die verzierte Klinge deren Griff sich geschmeidig in ihrer Hand drehte. Ein weiter Blick in Richtung des Durchgangs welcher ihr weiterer Weg war du sie trat auf eine nahe gelegene Lichtung auf der schwarze dickflüssige Flecken den Boden bedeckten. Dass sich aus jenen nun eine schwarze Masse erhob lies die Augen der Dunkelhaarige aufweiten. Ein Wesen aus Schmutz, Schmiere und alten mechanischen Teilen formte sich vor ihr, wo

bei der Puppenkopf nur die Abrundung des Ganzen sein sollte. Ihr Griff um den Griff der Klinge festigte sich schlagartig und kurzerhand ging sie in Angriffsstellung um dem Vieh nach drei präzisen Schnitten das Gesicht aus dem Schmutz zu schneiden. Als der Puppenkopf vor ihr zu Boden rollte verzog Alice das Gesicht. „Hässlich, eklig und böse! Alles vereint in einem Monster“ murmelte sie kurz und wischte ihre Klinge an der Schürze die sie trug sauber um weiter ihres Weges zu gehen. Das ihr Weg sie zu einer alten Bekannten führte wusste sie nicht bis sie eine offene Küche vor sich auffand in der die Herzogin in einem große Kessel herum rührte.

“Ahhh Alice tritt näher!“ bat die große korpulente Frau vor ihr und Alice sah nun neben sich da sie dort das Grinsen des Katers ausfindig gemacht hatte der knapp hinter ihr auftauchte. „Warum sollte ich? Ihr wollt mich verspeisen“ erwiderte die Dunkelhaarige und schüttelte kurz den Kopf. Nein sie war wirklich nicht gut auf diese Dame zu sprechen. Doch war ihre neu gewonnene Freundlichkeit für sie mehr Grund zur Besorgnis denn bei ihrer alten Persönlichkeit hatte sie wenigstens gewusst, woran sie bei ihr war. „Das war damals. Ich habe kein Interesse mehr an verrückten Frauen. Ich bin nun auf strenger Schweine Diät und weit aus dieser Seite des Tales führt mich mein Weg nicht mehr. Meine Alabaster haut muss vor den schrecklichen Kreaturen geschützt werden die dort hinten ihr Unwesen treiben“ Alice hob eine Augenbraue und blickte kurz zu dem Kater der nur den Kopf schüttelte und dann neben der Schwarzhaarigen zu Boden ging. Eigentlich wollte er ja helfen, wusste nur selten wie er das am besten tun konnte. Alice sagte nichts weiter erst als der Kater sie kurz beiseite nahm ergriff sie das Wort: „Was ist denn??“ „So sehr ich dieses Zusammentreffen auch gutheißen mag, so kann ich nicht leugnen dass uns die Zeit nicht sonderlich wohl gesonnen ist“ gab er kurz zur Antwort und deutete dann auf einen deutlichen Weg zur Spiegellinie, die von dem alten Supperich betrieben wurde. So erinnerte sich zumindest Alice daran. „Nur sollten wir vielleicht noch in Erwägung ziehen, eine neue Bekannte zu Rate zu ziehen, welche uns noch ziemlich hilfreich sein könnte. Sie müsste sich meines Wissens nach am Eingang zur Domäne des Hutmachers befinden“ Eine neue Bekannte? Was er wohl damit meinte… Alice biss sich auf die Unterlippe. Das müsste sie sich noch mal genauer Überlegen und bis zur Domäne war es noch etwas hin. Nachdem der Kater wieder etwas mehr Abstand zwischen seinen Füßen und den Boden gebracht hatte, machte sich auch Alice wieder auf den Weg. Zwar war die Begegnung mit der Herzogin nicht unbedingt hilfreich gewesen, es war aber auch keine der Begegnungen die man sich unbedingt öfter ins Gedächtnis hätte rufen wollen. Von der Prämisse aus, nichts was nötig gewesen war. Der Weg zur Spiegellinie war nicht aufreibend aber man hätte ihn sich einfacher gestalten können. Immerhin waren diese schleichenden Verfälle, mehr waren sie nicht wie Alice meinte. Doch darauf wollte man nicht weiter eingehen immerhin hatten sie noch einen langen Weg vor sich. Die Station der Spiegelbahn war Moos bewachsen und herunter gekommen als Alice dort aufschlug und auch der Linienführer war nirgends aufzufinden, nachdem die restlichen Verfälle sowie ein paar Schraubellen, die eigentlich immer schon zur Fauna des Wunderlandes gehört hatten, aus dem Weg geräumt waren. „Hier war auch schon mal mehr Betrieb gewesen…“ merkte Alice an und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr bevor sie die Station betrat und sich vor ihr erneut ein Abgrund auftat, als eine Reihe Bäume die vor kurzem noch schön in Blüte standen sozusagen den Bach herunter gingen. Als diese verschwunden waren, war der Blick frei auf vereinzelte Plattformen auf denen noch Reste der Schienen lagen. Das Wunderland fiel auseinander. Das wurde ziemlich deutlich als Alice von Grinser beiseite geschoben wurde und neben ihr Bodenteile brachen oder sich Risse öffneten. „Wir sollten dort runter… Hier scheint gleich alles einen Weg suchen zu wollen zu zerfallen“ fing er ruhig an und nach einem knappen Nicken von Alice machten die beiden sich auf den Weg runter zum Tunnel welcher noch einen festen Stand zu haben schien. Doch ein Weg zurück würde es nicht mehr geben. Denn der Einsturz der Welt hinter ihnen versperrte den Weg zurück aus dem Tunnel.

Ein Abwasch

Der Tunnel war lang und irgendwann als sich wieder Licht am Ende auftat, atmete Alice tief durch. Was sollte jetzt schon kommen… Ein kurzer umherwandernder Blick und ein tiefes Seufzen verließ ihre Lippen, als sie die übergroßen Tassen und Teekannen betrachtete die sich vor ihr auftürmten. Das war bei ihrem letzten Besuch auch ein etwas fröhlicherer Anblick gewesen. Und auch die augenscheinlichen Gastgeber waren nicht sonderlich erfreut Besuch um sich zu haben. Denn die GeschIrrer, die damals immer treu im Dienste des Hutmachers standen und die Domäne sicher hielten, hatten sich mit Geschirr aus des Hutmachers Privatschrank für besondere Gäste bewaffnet… wobei Alice sich nicht entsinnen konnte, dass Riesen zu seinen Gästen gezählt hatten. Gut das Alice immer hin ausweichen konnte um den meisten Angriffen zu entgehen bevor sie grade mal einen Kopf kleineren grünen Gnomen selber den Gar ausmachte und sich weiter ihrem Weg widmete. Dennoch blieb sie kurz stehen. „Sag Kater… wen meintest du vorhin?? Wer könnte uns noch hilfreich sein?“ fragte sie nun doch neugierig. Denn eine Überlegung war es wert, bei dem Betracht an Anzahl und Vielzahl der Gegner die wahrscheinlich noch auf sie zukommen mögen, weitere geschickte Hände bei sich zu haben. „Du willst zu ihr?? Sie sollte sich hier in der Nähe aufhalten… Aller Wahrscheinlichkeit nach an ihrem Lieblingsplatz, der dir auch noch gut in Erinnerung sein sollte“ meinte er, wich jedoch somit auch der Frage aus wer diese Person war, sofern „SIE“ überhaupt eine Person darstellen sollte. Trotz aller Unsicherheit die man ihr anmerkte, nickte Alice und der Grinser führte sie auf einen kleinen Pfad, weg von den Wachen und der Domäne.

Vor einer kleinen Treppe blieb er stehen und deutete nach oben. Kräftig schluckte das Mädchen bevor sie die Treppen nach oben stieg die zu einem kleinen Plateau führten auf dem ein großer Tisch stand… bedeckt mit einem löchrigen, weisen Tuch und Tassen sowie Tellern die perfekt für eine Teegesellschaft dienten. Am anderen Ende des Tisches hatte sich eine Gestallt Platz gemacht. In einen Mantel gehüllt und mit gesenktem Kopf waren auf den ersten Blick nur die blaugrauen Haare zu sehen, die den Kopf bedeckten. „Hallo…? Man sagte mir du könntest eine Hilfe sein…“ fing Alice unverblümt an und legte den Kopf schief. „Hutmacher?? Bist du das?? Allem Anschein nach schrumpfst du“ fügte sie noch hinzu bevor sie merkte wie die Figur vor ihr zusammen zuckte. „Ich war schon immer so groß… und nein ich bin nicht DER Hutmacher…“ antworte ihr eine weibliche Stimme deren Kopf sich langsam erhob. Alice wich einen Schritt zurück. Es war eine junge Frau die dort vor ihr saß. Dass es hier im Wunderland überhaupt noch andere Frauen außer der Herzogin und der Herzkönigin gab, war bereits verwunderlich… aber dass diese hier auch recht ansehnlich war, schien auch nur Alice zu beeindrucken. „Dann bist du wer??“ fragte sie erneut und sah dann in eine der Teekannen hinein… Kein Tee! Schade, das wäre jetzt wohl das richtige gewesen um die Gemüter ruhig zu halten. „Namen sind nicht von Belang und selbst wenn er es wäre hätte ich keinen. Also nenne mich wie du es für angebracht hältst“ Alice war verwirrt. Diese Frau vor ihr hatte also weder Namen noch sagte sie groß wie sie ihnen wohl von Nutzen sein möge… bevor jedoch weitere Fragen ihren Lippen entweichen konnten, sprang die junge Frau vor ihr auf den Tisch und balancierte elegant und dennoch sichtlich torkelnd den Tisch auf und nieder. Sie trug ein Kleid in einem sanften Mittelblau, das ihr bis knapp unter die Knie reichte. Die Ärmel bis knapp zu den Ellenbogen und der Stoff war eng anliegend sodass es ihren doch sehr weiblichen Körper, trotz des schwarzen Umhangs den sie noch trug, gut betonte. Als sie den Umhang dann jedoch fallen lies und zur Seite schleuderte, warf sie Alice einen bitteren Blick zu. „Du bist Alice… Er hat viel von dir erzählt… viel was mir weder etwas sagt noch groß von Belang für mich war. Also viel Unbrauchbares!“ fing die junge Frau an und sah sich kurz auf dem Tisch um. Die Tassen waren leer genauso wie die Kannen die sonst mit allen möglichen köstlichen Tees gefüllt waren. Bedrückt und mit einem tiefen Seufzen ließ sie sich nach hinten fallen sodass sie mit ihrem Hintern auf dem Tisch aufkam. Der Aufprall wirbelte sofort eine dicke Schicht Staub auf, die sich nur schwerfällig wieder legte. „Nicht mal mehr Tee…“ seufzte sie und legte darauf hin den Kopf in den Nacken. „Woher kennst du eigentlich den Hutmacher?? Sag mir das“ forderte Alice nun und spürte dann eine Hand des Grinsers auf ihrer Schulter. „Wir sollten auch bald weiter… die Zeit drängt“ meinte dieser und auf ein Kopfnicken von Alice sprang auch die andere Dame wieder auf ihre Beine und vom Tisch herunter zu Alice. Sie war etwas größer als die Dunkelhaarige doch das würde ja nicht weiter stören. „Ich bin ein Mitarbeiter… nein kein Mitarbeiter! Im freiwilligen Dienste… aber doch nicht so freiwillig dass ich mich entziehen könnte! Ungewollt eingebunden in das Geschehen, welches bisher auch ohne mich recht gut zurecht kam“ erklärte sie ruhig und tapste dann fröhlich voraus. Alice hob eine Augenbraue. Verrückt… wirklich verrückt. Das war Alice alles sehr vertraut. Dass diese Frau sie jetzt begleitete war Alice noch nicht ganz geheuer, auch weil sie keinen Namen hatte. Kurz überlegte sie einen Augenblick, bevor sie dann den Kopf schief legte. „Ich werde dich Masuku nennen… du erinnerst mich sehr an den Hutmacher!“ meinte Alice und hatte nur den Anblick ihres Rückens im Blick weshalb sie das zufriedene Grinsen in ihrem Gesicht nicht sehen konnte. „Kannst du mir sagen weshalb sich hier alles ändert?? Oder warum ich mich dessen nicht entsinnen kann??“ fragte Alice nun und blickte dann zum Grinser der kurz Luft holte und dann einen Arm ausbreitete um sie sinnbildlich in eine Richtung zu geleiten. Ein paar Stufen nach oben gestiegen und vor ihnen tauchte eine große Teekanne auf, aus der sich eine Tür öffnete. Die Fortbewegungsmöglichkeiten waren in diesem Land schon immer sehr eigen. Doch von dieser hier aus konnte man wunderbar auf das Anwesen des Hutmachers blicken. Es war groß und in mehrere Abschnitte unterteilt. Vereinzelte Teile der Domäne lagen brach und schwebten ziellos in der Luft, während andere nur noch mit einem Stahlseil verbunden waren. Als die Gondel sich in Bewegung setzte, lies Masuku sich wieder an der Wand zu Boden fallen und blickte dann zu Kater der vor ihr sichtbar wurde. „Die Domäne des Hutmachers… fast so erinnere ich sie.“ Äußerlichkeiten können täuschen, das solltest du besser wissen. Es hat sich einiges verändert seit deinem letzten Besuch“ fing er ruhig an und sah aus dem Augenwinkel wie Masuku den Blick abwandte. „Dr. Bumby sagte Veränderung sei konstruktiv und anders sei gut“ erwiderte Alice knapp indem sie ihren Doktor zitierte, weshalb ein Schmunzeln des Grinsers nicht ausblieb. „Anders ist weder gut noch schlecht… sicher bedeutet es nicht dasselbe. Finde den Hutmacher, Alice. Er weiß mehr über anders als du“ erklärte er und hörte dann hinter sich etwas gegen die Scheibe donnern. „Machst du dir Freunde Alice?“ fragte nun die junge Frau hinter ihnen und deutete mit einem Kopfnicken auf die mindestens ein Meter großen Schrauben mit Flügeln, die immer wieder gegen die Scheibe rauschten. „Du bist so zufällig todbringend und gänzlich verwirrt wie immer“ raunte der Kater grinsend bevor das Gefährt in dem sie alle saßen gegen die Steinwand der Domäne krachten.

Tor des Hutmachers

„Ich hatte schon elegantere Auftritte. Man kann von Glück sagen das noch alle Knochen heil sind“ meinte Alice ruhig die sich gerade versuchte aufzurappeln. Als ihr eine Hand entgegen gestreckt wurde, ergriff sie diese und wurde von Grinser wieder auf die Beine gezogen. Nickend bedankte sie sich bei ihm und bemerkte dann den Prüfenden Blick Masuku’s. „Der Hutmacher hast mechanische Fehlkonstrukte… entweder ist dies sein Werk oder sein Untergang…“ „Unser aller Untergang Alice…“ wurde ihr nur knapp entgegnet und Alice seufzte tief bevor sie dann ebenfall wieder einen Fuß vor den anderen setzte. Dank Masuku’s Orientierungssinn den sie hier allem Anschein nach ziemlich gut besaß, fanden sie schnell einen Weg auf die äußere Mauer auf der sie eine Weile entlang gingen, bevor sie vor einem großen Tor stehen blieben. „Sind wir da??“ fragte Alice nun ruhig und Masuku schüttelte den Kopf, kramte darauf hin in ihrem weißen Unterrock herum. Eine fragende Mimik in Richtung des Katers brachte Alice jedoch keine Antwort, erst als Masuku eine Pfeffermühle hervorzog breitete sich auf dem Gesicht der Dunkelhaarigen … eine noch größere Verwunderung aus als es vorher bereits der Fall war. „Was soll ich damit?“ „Es ist besser mit mehr als einem Messer bewaffnet zu sein, vor allem zu solcher Zeit an solch einem Ort meine Liebe.“ Entgegnete sie und lächelte leicht bevor sie die Mühle übergab und sich dann setzte. „Wir sollten noch nicht rein gehen… es wird dunkel und ich weiß nicht ob wir uns weiter zurecht finden werden in einer solchen Dunkelheit die derzeit von allen möglichen grausamen Wesen geschützt wird“ meinte die Hellhaarige und lehnte sich an die Wand des Domizils an welches sie zu erklimmen versuchten. Ihr Blick fiel auf umher fliegende Zahnräder und übergroßes Besteck welches von vereinzelten schwebenden Ebenen hing. Ein tiefes Seufzen verließ die Lippen von Masuku, bevor sie sich zu Boden setzte und dann zu Alice blickte. Diese hatte sich neben eine der Blumen gesetzt die nachts ein warmes sanftes Licht abgaben und beobachtete die Umgebung bevor ihr Blick zu Grinser… und dann zu Masuku wanderte. „Woher kennst du dich eigentlich so gut aus??“ fragte sie nun knapp und bemerkte erst dass Masuku die Hände zu Fäusten ballte als Grinser Alice an der Schulter berührte. „Fragen können warten… zumindest die an uns. Du solltest dir erst einmal bewusst werden was in dir vorgeht“ erklärte der Kater kurz und sah ein kurzes Nicken von Masuku die darauf hin den Blick abwandte. Alice verstand nicht ganz. Was sollte bei ihr sein… Immerhin versuchte sie ja ihre angebliche Verrücktheit in den Griff zu bekommen. Die Jahre in Rutledge waren ihr nicht bekommen… und auch die Therapie bei Bumby bewirkte kaum etwas. Immer wieder hatte sie Bilder von Freunden aus dem Wunderland gesehen… Die meisten mehr Schlecht als irgendetwas anderes, weshalb sie oft in Depression verfallen war. Dazu kam, dass man ihr ihren Stofftierhasen abgenommen hatte. Schnell merkte sie dass sie nicht schlafen konnte… allem Anschein nach ebenso wenig wie die anderen beiden. Wobei sie feststellte das Grinser sich fragend und Masuku ich misstrauisch umsah. Was nur mit den beiden los war… Oder ob sie immer so waren? So genau konnte man das nicht sagen, oder mutmaßen… oder abschätzen…. Oder auch nur ansatzweise glauben. Jedenfalls stand es mehr als offen und als nach einigen weitaus verwirrenderen Gedankengängen, als geplant, die Sonne wieder aufging erhob sich erst der Kater vor allen anderen und begann wieder zu schweben. Auch Masuku erhob sich strich sich kurz die Haare zurück bevor sie Alice am Oberarm auf die Beine zog und dann mit den anderen weiter ging. Ihre Füße waren schwer doch noch konnte sie laufen und kämpfen würde schon irgendwie gehen… sicherlich! Die Sonne stand bereits zur Mittagszeit als sie endlich einen Weg in das Gemäuer fanden und vor einer großen Uhr standen. Verwirrt sah Alice nach oben… Der Stundenzeiger hing auf der Sechs Uhr Markierung fest während der Minutenzeiger im Sekundentakt weiter schlug. „Er sollte die Uhren mal wieder nach ziehen lassen… diese hier scheint kaputt“ merkte Alice an und sah dann zu Masuku die nur knapp den Kopf schüttelte. „Nicht Kaputt… zumindest nicht gänzlich ungewollt“ erwiderte sie kurz darauf.

Das ewige zweite Frühstück

Nicht gänzlich ungewollt… also… war es ja gewollt?! Kurz dachte die Schwarzhaarige weiter nach bevor auch sie weiterging. Eine kurze Standpause legte sie jedoch ein als sie den Arm der anderen vor sich sah, der sie zurück halten sollte. „Was denn?“ fragte sie mit einem genervten Unterton und wurde sofort scharf angesehen. „Wenn du unbedingt das Verlangen nach Tee hegst, so wie ich ihn verspüre, so geh voraus. Wenn du überlebt hast, gib Bescheid“ knurrte Masuku und deutete auf eine zwei Meter große Teekanne mit einer roten Kugel als Auge, die sich nach möglichen Zielen umsah, wie der leibhaftige Sauron nach dem Ring. Alice kannte diese Geschöpfe… sie waren einst des Hutmachers ganzer Stolz gewesen, das wusste sie noch. Doch jetzt schienen sie aggressiv und stets schlechter Laune zu sein, denn sobald eine dieser verzierten Schönheiten die Drei erblickte, schoss sie aus ihrem Hals brühend heißen Tee in ihre Richtung, denen Alice nur schwer ausweichen konnte. Glücklicherweise war die Bedienung der Pfeffermühle ein leichtes für sie und als ihre Augen sich als Schwachstelle entpuppten war es auch schnell damit vorbei Tee zu verspritzen. Tief atmete die Schwarzhaarige durch als sie ihre Klinge aus dem Kopf eines Verfalls gezogen hatte und sich diese wieder abwischte. Kurz seufzte sie tief und sah dann zu Masuku, die sich die Haare zurück strich und dann mit einer Kopfbewegung dem Eingang zuwandte. Kurz wunderte sich Alice noch denn wohin sollte Masuku wissen wo sie hin müssen doch kam sie nicht mehr dazu zu fragen denn die Umgebung fesselte ihre Aufmerksamkeit. Sie standen in einer großen Halle deren Wege sich in mehrere Richtungen spalteten. Ihr Blick wandte sich nach links zu einem großen Schild auf dem ‚Laktartion’ stand. Dahinter konnte man mehrere große Tassen und Kannen sehen aus denen Milch heraus floss hinunter in den Teefluss welcher sich durch die ganze Domäne zog. Rechts von ihr war ein Schild mit der Aufschrift „Tellern und Tassen“… und genau das war es. Es war ein monströser Stapel an Tellern und Tassen die allem Anschein nach nicht einmal vor einer stabilen Steindecke Halt machten. Als sie zu Grinser blickte der bereits etwas nach vorne gegangen war, bemerkte sie das große Schild „Fundbüro“ über ihm doch fragte sie nicht weiter nach sondern folgte den beiden einfach. Auf dem Weg zum Hutmacher überlegte sie. Waren es wirklich schon immer so viele Teekannen gewesen die sie damals auch schon als Augenpott bezeichnet hatte. Erst als sie einen Raum mit drei weiteren Wegen ankam bemerkte sie den angewiderten Blick der jungen Frau neben sich und Alice konnte es voll und ganz nachvollziehen. Denn die sonst so belebten Stellen der Domäne wurden nun von Bergen aus mechanischem Müll belagert der wenn er könnte vor sich hin zu vegetieren versuchte. Kurz sah Masuku sich um bevor sie auf einen Hebel weiter oben deutete und Grinser anhieß diesen zu betätigen. Vor sich öffnete sich ein großes Tor, als Grinser über ihnen den Hebel umlegte und die Drei betraten einen weiteren Raum… Ohne Fenster… ohne Türen, zumindest als sich das Tor durch welches sie kamen hinter ihnen nach unten fiel und sie dort einsperrte. Alice hörte nur ein angenervtes Knurren, welches nicht von dem Kater zu kommen schien, denn dieser schwebte direkt über ihr und sah sich fragend um. Als die Hellhaarige einige feste Schritte zu einer Wand machte, legte Alice neugierig den Kopf schief und beobachtete. Masuku hob kurz ihren Rock etwas an, wobei Grinser sofort den Blick abwandte, und sie von ihrem Strumpfband einen kleinen, Hand großen Zylinder zückte welchen sie vor sich auf den Boden stellte, aus dem sofort ein kleines mechanisches Kaninchen herausbaute und fröhlich von einem Fuß zum anderen tippelte. Ein freches Grinsen zeigte sich auf ihrem Gesicht als sie den Fernzünder betätigte der das Kaninchen kurzerhand in die Luft sprengte und mit ihm die Wand an der er eben noch stand. Kurzerhand wurde ein neuer Durchgang geschaffen… der eben zweckmäßig nutzbar war. Immerhin kamen sie nun aus dem Raum und der Weg war mehr oder minder geebnet. Doch wünschte sich Alice beinahe sie wären in dem anderen Raum geblieben denn sie wurden von gut 15 Verfällen begrüßt die alle nicht so sonderlich erpicht darauf waren die drei hindurch zu lassen, wobei einer sich von hinten an Alice heran wagte und ihr einen Schlag verpasste der sie gegen eines der Zahnräder an der nahe gelegenen Wand schlug, dass sie das Bewusstsein verlieren lies.

Alice sah eine Tür vor sich… über ihr stand Liddell… ihr eigener Familienname. Es war eine einfache Holztür mit vier Scheiben in denen Flammen aufbrannten. Zögerlich öffnete sie die Tür und sah Bilder die sie kannte. Das Portrait ihrer Familie… Die Bibliothek… und die Flammen die sich von ihr ausbreiteten!

Erschrocken setzte sie sich auf und sah dann zu Grinser der neben ihr im Schneidersitz Platz genommen hatte. Alice hielt sich den Kopf und sah sich um. Die Verfälle waren weg und Masuku lehnte gegen eine Wand spielte an einem Messer herum… hatte sie diese Klinge schon immer dabei gehabt?? „Können wir weiter??“ fragte sie knapp und Alice nickte leicht bevor sie sich wieder auf die Beine rappelte und sich das Kleid sauber klopfte. „JA gehen wir!“ antwortete sie knapp und folgte dann weiter in Richtung Fundbüro und als sie vor dessen Tür standen schluckte Masuku schwer bevor sie zum anderen Ende des Raumes rannte.

Kehrtwende

Alice traute ihren Augen nicht. Vor ihr lag der Oberkörper des Hutmachers… aber auch nur der! Wobei Masuku allem Anschein nach grade vor seinen Kopf stand… „Böser Traum… Schlimmer Traum“ ertönte es in einer doch ängstlichen Tonlage als Alice näher kam. „Hutmacher… ich hatte dich zwar in erbärmlichem Zustand hinterlassen, doch nicht in Einzelteilen“ fing Alice an und sah zu wie Masuku den Kopf des gut 250cm Mannes in die Hand nahm und ihn auf seinen Hals setzte. „Ach du bist es Alice… „ fing er an und sah dann zu Masuku die ihn entrüstet ansah. „Und du guck nicht wie ein entsetzter Hund dem man den Knochen aus dem Mau gerissen hat. Das hast du nun wirklich nicht von mir!“ „Glücklicherweise hab ich auch nicht deine Zerstreutheit“ grummelte Masuku und verschränkte die Arme vor der Brust. „Mach ich mir halt keine Gedanken mehr um meinen Vater… Übrigens du hast deinen Hut verloren!“ knurrte sie und Alice Augen weiteten sich schlagartig… hatte sie gerade Vater gesagt. Am besten nicht nachfragen, dachte sie sich noch sah dann wieder zum Hutmacher, der allem Anschein nach noch sein Genick richtete. Sie betrachtete das große Geschöpf vor sich… selbst ohne Beine war er ein gutes Stück größer als sie und sein Oberkörper war mit einem weißen Leinstoff bedeckt, der durch einige Lederriemen und Vorhängeschlösser zusammengehalten wurde. Seine grünliche Haut, zeigte Dellen, Schnittwunden und keinerlei Haare auf seinem Haupt dafür schien seine Knollennase gewachsen zu sein, so schien es ihr. „Außerdem fehlen ein paar Teile“ fügte der Kater hinzu und erntete sofort einen finsteren Blick des Hutmachers. „Verloren in der Tat. Doch unter gegebenen Umständen fehlt mir fehlen kaum. Was passiert ist solltest du besser wissen als ich Alice. Das ist immerhin dein Platz; meinen Platz kenne ich!“ erwiderte er knapp und blickte dann eben die Schwarzhaarige direkt an, wobei diese langsam auf ihn zu schritt. „Wann kanntest du schon deinen Platz oder wie man ihn behält. Also was ist hier los?“ fragte sie knapp und sah zu Masuku die immer noch mit verschränkten Armen neben ihr stand. Kurz wurde ihr Gespräch durch ein lautes Geräusch und ein leichtes Beben unterbrochen. „Ahhhhh…. Das ist los. Rundherum und rauf und runter. In die Ohren, durch die Augen, und meine Nasenlöcher hoch, runter den Schlund und in die Eingeweide winden“ fing der Hutmacher an und Alice konnte es ohnehin nicht vermeiden die Arme zu verschränken. „Papa war äußerst interessiert an Zügen… ich mag sie nicht sonderlich“ gab sie knapp zurück bevor er weiter sprach. „Diesen wirst du hassen. Der Zug ist ein Schlachthaus. Der Gestank: grausam. Das Licht: grell. Der Lärm: infernalisch. De-„ „Ich verstehe schon… ein schlimmer Zug“ unterbrach Alice ihn und wurde mit einem scharfen Blick von Masuku getadelt ihn unterbrochen zu haben. „Die Welt steht Kopf Alice… die Irrenanstalt wird von Irren geleitet… und das Ärgste… Ich habe keinen Tee mehr“ meinte er knapp und beinahe mit einem Anflug von Tränen in den Augen. „Tragisch…“ kam es nur von Masukus Seite wobei sie dann kurz zusammen zuckte und hinter sich blickte. Grinser sah zu wie sie den Weg den sie gekommen waren, bis zum Eingang zurück ging und sich dort misstrauisch umsah. Der Hutmacher wurde derweil von einem mechanischen Arm nach oben gehoben sodass er gut drei Meter über dem Boden hing. „Wenn ich dir helfe, tust du es mir dann gleich?“ fragte Alice nun und sah weiterhin zu ihm hinauf. „Hand aufs Herz wenn ich eins hätte. Finde meine Gliedmaßen und wirf sie in die Rinne den Rest erledigen Maschinen. Los jetzt! Braves Mädchen. Masuku stell ja nichts an!“ meinte er noch knapp und Alice wandte sich zu Grinser um. Sie verdrehte noch einmal die Augen ehe sie zu Masuku sah die schnell wieder auf die beiden zukam. „Los wir gehen!“ meinte diese nur schnell und griff beide am Handgelenk um sie zum Fahrstuhl zu ziehen der sie nach oben befördern sollte. „Warum so eilig??“ fragte Alice nun irritiert und sah noch mal zum Tor durch das sie gekommen waren wo sie einen Schatten in den Raum treten sah. „Wer war das??“ „Niemand, jedoch nervig und übertrieben maßlos von sich überzeugt“ entgegnete sie knapp und stand dann mit den anderen beiden auf einer Plattform.

Rechts sah man ein Gebäude aus dem Lärm in ihre Richtung drang. Laut und regelmäßig wie eine Industrielle Maschine, die immer wieder etwas Zerstampfte… passend wie der Name den dieses Gebäude trug: „Aufdrehen und Niederdrücken“

Das Gebäude links strahlte eine unnatürliche Hitze aus die jedem schon schwitzen ließ obwohl man nicht mal ansatzweise in der Nähe war. Der Titel „Schmelzen und Wiederkehren“ wurde durch zwei große Gusseiserne Kessel aus denen geschmolzenes Metall floss unterstrichen. „Am besten wir teilen uns auf“ schlug der Kater vor und stubste dann Alice an der Schulter an und deutete dann nach Rechts worauf diese nur knapp nickte. „Gut wir treffen uns dann später beim Hutmacher wieder“ meinte sie noch und ging dann auch schon los. Masuku sah den beiden kurz nach und nickte dann leicht bevor sie wieder das Geräusch des Fahrstuhls hörte und leicht knurrte. Schnell nahm sie ihre Beine in die Hand und wandte sich dem Weg des „Schmelzen und Wiederkehren“ zu.

Aufdrehen und Niederdrücken

Alice betrachtete den Weg der sie in die Räumlichkeiten dieser Fabrik führten… Es waren wie in der ganzen Domäne Zahnräder die den Boden pflasterten und sie in einen Vorraum brachten welcher nur wenig beleuchtet war. Alice betrachtete den Kater und sah diesen fragend an. „Das Ausmaß dieses trostlosen Traktes kennt keiner außer seinen Bewohnern…“ fing der Kater an und erntete einen erneut fragenden Blick. „Und Wer…?“ „Freunde die du einst kanntest… Viele waren es… genauso zutraulich wie dämlich, aber davon sollte man nicht anfangen“ erklärte er knapp und blickte in die Richtung welche Alice darauf hin einschlug. Der Boden und die Luft um sie herum waren kühl sodass es beinahe bis in die Knochen eindrang. Sie schlang die Arme um den Oberkörper. Es war furchtbar unangenehm hier zu sein und als sie den Flur weiter ging bemerkte sie einige Zeichnungen, scheinbar von Kinderhand an den stählernen Wänden des Traktes. Sie trat etwas näher heran und legte die flache Hand auf die kühle Oberfläche und strich mit den Fingern über die Zeichnung ehe sie einen fragenden Blick zu Grinser warf. „Soll das der Märzhase sein??“ fragte sie irritiert und sah dann wie Grinser auf ein Plakat neben sich blickte. „Seht die neuen Herrscher… unterwerft euch!“ las Alice laut vor und schüttelte nur den Kopf. „Wir sollten weiter suchen“ gab Grinser nur kurz zurück und ging dann bereits weiter durch ein großes Tor bevor er zur Abwechslung mal wieder mit den Füßen den Boden berührte. Alice hielt Schritt und bliebe ebenso abrupt stehen wie er als sie die große Halle sich betrachtete. Es schien wie ein Fließband… ein vorgegebener Weg voller Pressen, Stampfer in Form einer Faust und Zahnrädern nur mit den nötigsten Metallgittern abgegrenzt. Alice schluckte tief. Hoffentlich würden sie da unversehrt durch kommen. Sie spürte die Hand des Katers auf ihrer Schulter, allem Anschein nach wollte er ihr etwas Mut zusprechen denn der Weg war kurz davor diesen zu zerdrücken. Sie nickte kurz ehe sie den ersten Sprung auf eine der Plattformen tat. Es war ein klarer Rhythmus in dem Ganzen, und meisten war er einfach zu finden, sodass der erste Teil der Strecke leichter geschafft war als Alice gedacht hatte. Da…. Wieder ein Aufprall… und noch einer… und wieder einer… Jetzt musste sie springen! Auf der anderen Seite stand Grinser und wartete auf sie. Der hatte es da leichter. Er konnte einfach durch die ganze Sache durchfliegen oder sich unsichtbar machen… auf jeden Fall war es für sie wesentlich gefährlicher.

“Ein Paradies für Arbeiter. Sterben ist abgeschafft! Kein billiger Spruch! Wir meinen es ehrlich. Kämpft den gerechten Kampf. Arbeitet bis zum Umfallen; im Himmel warten tolle Preise. Es ist besser zu Arbeiten als dafür bezahlt zu werden. Worte von denen man leben kann… Worte zum Essen!“ ertönte es aus den Lautsprechern, die überall im Flur aufgestellt worden waren, als Alice und Grinser den Weg betraten. „Ist das ihr ernst??“ fragte sie nun doch entrüstet… Sowas hatte sie nun doch nicht gedacht… Sonst war der Märzhase auch nicht solch ein gewalttätiges Geschöpf gewesen aber das er sich doch so verändert hatte… damit hatte sie nun doch nicht gerechnet. Grinser zuckte mit den Schultern. Besser ersagte nichts dazu sondern deutete in den nächsten Rum in den sie mussten. Man konnte schon von weitem erahnen das dort Feinde auf sie warten würden, doch musste man erst einmal dort hinkommen… denn der Weg wurde erneut durch Pressen verhindert die es erst einmal zu überwinden galt. Man musste nur schnell genug sein, dachte sich Alice bevor sie auch schon los rannte und sich einen Weg durch die Pressen bahnte bevor erleichtert stehen blieb und die Hände in die Hüften stemmte. „Uff war doch gar nicht so schwer“ sagte sie och bevor sie mit einem „Vorsicht!“ nach vorne gestoßen wurde und dann hinter sich blickte wie eine der Pressen von oben herunter raste und den Kater unter sich begrub. Alice’s Augen weiteten sich. Grinser hatte sie nach vorne gestoßen und war nun selber unter die Presse geraten um sie zu schützen. So kannte sie den Kater auch nicht. Doch trauern konnte sie nicht … immerhin hatte sie noch eine Aufgabe zu erfüllen und so schwer ihr Herz auch gerade war… musste sie weiter. Als sie eben den nächsten Raum betrat so wurde sie direkt von mehreren Verfällen und zwei Augenpotts angegriffen. Fest umgriff sie die Klinge und ließ diese durch die Menge der Gegner gleiten und schnell waren diese beseitigt. Grinser wäre sicherlich zufrieden gewesen… nicht stolz aber zufrieden. Als sich vor ihr ein erneutes Tor öffnete blickte sie noch einmal zurück… Ihr Blick war wehleidig und betrübt. Verständlich im Angesicht dessen was gerade vorgefallen war. Doch schnell war es zwar nicht vergessen aber aus den Gedanken gedrängt durch das Bild welches sich Alice bot. Diese Bewohner meinte Kater vorhin… Dodos! Doch sahen diese nicht aus wie die die sie einst kannte. Diese hier waren teilweise mechanisch… und vor allem eingesperrt in Käfigen die mehrere Meter über dem Boden auf hauchdünnen Eisenstagen platziert waren. Auf der anderen Seite der Halle war eine Tür zu sehen. Dort musste sie hin. Alice sprang von einem Käfig zum nächsten, merkte nicht dass die Stangen unter ihrem Gewicht immer etwas nachgaben. Erst als einer der Käfige plötzlich eine schräge Haltung einnahm und Alice diesen hinunter rutschte, bemerkte sie ihre Unvorsichtigkeit und klammerte sie an den Gitterstäben des Dodokäfigs fest. „Du musst aufpassen wo du hintrittst!“ hörte sie eine Stimme hinter sich und spürte nun wie sie hoch gehoben wurde. Verwirt sah sie sich um als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte und betrachtete Kater der vor ihr auftauchte und sich die Haare kurz zu recht strich. „Wie hast du…?“ „Alice… ich kann mich in Luft auflösen. Ich war nie wirklich in Gefahr“ erklärte er knapp und hörte dann eine Stimme aus dem Gang lauter werden. „Wir sind bald beim Märzhasen… beeilen wir uns“ erklärte er und griff nach der Hand des blassen Mädchens, dass es immer noch nicht glauben konnte das Grinser gar nichts geschehen war. Umso größer war auch ihre Freude gewesen bis sie den Märzhasen, dessen Körper bereits teilweise aus Maschinen bestand, vor sich auf einem Podest sah und er sie ebenfalls bemerkte. „Ich habe dich angeleiten zu verschwinden doch meine Worte fanden kein Gehör… Nun wirst du dich wie ein Hummer fühlen den man in den heißen Kochtopf wirft!“ rief er nur aus und zog einige Hebel die die Beine des Hutmachers, welche er als Antrieb für seine abscheuchlichen Stampfer benutzte, schneller liefen. Grinser konnte nur den Kopf schütteln ehe er von Alice Seite verschwand und neben einem der Hebel auftauchte. „Die Mechanik dieses Traktes ist einzigartig… kaum erfassbar und kaum zu lösen für jene die sich damit nicht auskennen“ fing er an und lehnte sich leicht an den Hebel. „Glücklicherweise gehöre ich nicht zu den eben genannten!“ grinste er frech bevor sein Köpergewicht den Hebel umlegte und den Weg zum Hasen ebnete als auch die Maschinerie zum stehen brachte. „Ihr glaubt wohl ihr habt mich? Irrtum! Ich verschwinde! Ihr kriegt mich nicht also versucht es erst gar nicht“ rief er aus als Grinser wieder neben Alice auftauchte und dann durch einen Mechanismus durch den Boden verschwad. „Wollen Wir?“ fragte er höflich und machte eine ausschweifende Handbewegung in Richtung Führungspodest auf dem eben noch der Hase gestanden war. Alice konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und als sie auf dem Podest stand und einen ziemlich offensichtlichen Hebel mit der Aufschrift Beine betätigte, sprangen die Beine des Hutmachers in den Müllschlucker unter ihnen und Alice zögerte einen Moment ehe sie es ihnen gleich tat und durch eben diesen wieder beim Hutmacher im Fundbüro heraus kam. „Ein wenig Fingerfertigkeit wäre auch ganz nett“ nörgelte dieser nur und Alice sah nach oben… Wo Masuku wohl blieb?

Schmelzen und Wiederkehren

Das riesige Abbild des Siebenschläfers beunruhigte die Tochter des Hutmachers nur wenig. Eher staute sich dabei die Lust dieses eigentlich so friedvolle Geschöpf in viele… viele… und zwar wirklich VIELE klitzekleine Einzelteile zerlegen zu wollen. Aber welche Tochter würde sich dies in einem solchen Moment nicht wünschen?! Masuku hatte bereits in einer Hand ihre Kunais als sie eine große Halle betrat. Die Hitze war unausstehlich und das geschmolzene Metall das den Boden bedeckte, war nicht sonderlich förderlich ihrer Meinung nach. Als sie vor sich ein paar Gegner erblickte, zeigte sich ein verschmitztes Grinsen in ihrem Gesicht mit dem sie auch gleich auf eben diese zustürmte und den ersten ihre Wurfmesser ins Gesicht warf, sodass sie sich wieder auflösten. Erneut zückte sie einige Wurfmesser die sie bereit war in ihren Feinden zu versenken als sie eine bekannte Stimme hörte. „Darjeeling!!“ ertönte es laut in der Halle und ein tiefes Seufzten verlies Masukus Lippen, bevor sie eines ihrer Wurfmesser in eine Richtung warf direkt vor die Füße eines jungen Mannes der gerade die Halle betreten hatte. „Du kannst gleich wieder verziehen ich komme alleine zurecht“ knurrte die Hutmacherin und widmete sich wieder den Gegnern wobei sie erst einmal einen Satz nach hinten machen musste, da sich durch die Ablenkung ein Verfall an sie heran gewagt hatte. Die Mundwinkel des jungen Mannes zogen sich zu einem verschmitzten Lächeln als er ihre Worte vernahm und zog sein Schwert um den Rückenangriff eines Verfalls auf Masuku zu blocken. „Allem Anschein nach scheint meine Anwesenheit dich abzulenken… Einen äußerst entzückender Anblick“ lächelte er als er mit dem Rücken zu ihr stand, jedoch gleich darauf zur Seite springen musste, da er sonst eines ihre Messer in der Flanke hätte stecken haben. „Es ist wohl eher der Fall wen ich von euch als größere Plage sehe…“ erwiderte sie knapp und wich erneut dem Schlag eines Verfalls aus bevor sie zu dem großen Tor über sich blickte. „So sehr ich es liebe zu sehen wie du auf die Schnauze fällst, so leid tut es mir auch das ich nun weiter muss“ entgegnete sie noch knapp bevor sie mit einem weiteren Satz auf ein Plateau dem Kampffeld entglitt und dann aus dem Raum rannte. Weg von den Verfällen und diesem Kerl. Das war es was sie überhaupt nicht brauchte… diesen Typen… diese orangefarbenen kurzen Haare, seine grünen undurchdringlichen Augen und dieses Herz das er auf der Brust trug… Das Zeichen der roten Königin… Er war der Herzbube. Ein Lakai… nein mehr gehörte er zur Familie der Herzen was ihr noch weniger recht war, da die Königin schon immer ihren als auch den Tod ihres Vaters wünschte.

Masuku schüttelte den Kopf. Fürs erste war sie ihn los… wenn auch nicht ewig, aber es sollte eine Weile reichen bei der Menge an Gegnern denen er noch gegenüber zu stehen hatte. Als sie den nächsten Raum betrat sah sie sich um. Keine Gegner… aber auch kein Weg wie sie zu dem nächsten Ausgang kommen sollte… Ein prüfender Blick als ihr ein Hebel weiter hinten im Raum auffiel… okay zugegebenermaßen fiel ihr eher die große Schneekugel darüber auf die wie eine Klimaanlage wirken sollte, so zumindest in der Theorie. Der Weg dort hin war einfacher als eigentlich erwartet und kaum hatte sie den Hebel erreicht und betätigte diesen fuhr ein kalter Wind durch die Halle welcher das eben noch flüssige Metal sofort aushärten ließ. Zufrieden grinste die Hellhaarige kurz ehe sie bemerkte dass mit eintretender Kühle auch Feinde aufgetaucht waren… Nichts sonderlich Bedrohliches… bis auf diesen Verfall… mit Armen… und drei Köpfen… der Feuerbälle warf. Okay der war neu! … Aber sonst war nichts Erwähnenswertes da. Ihr Blick auf den Verfall gerichtet wich sie den Angriffen aus und bemerkte in dem Tumult nicht wie sich zwei Schraubellen von hinten an sie heran geschlichen hatten und an den Armen nach oben zogen. „Hey lasst mich runter sofort!“ knurrte Masuku genervt und allem Anschein nach hörten diese auch darauf doch ließen sie die junge Frau nicht wieder auf den Boden sondern in die Schneekugel fallen die eben alles so schön gekühlt hatte. Als ihr Unterkörper in den festen Schnee fiel steckte sie nun doch ungünstig darin fest. Vergeblich versuchte sie sich daraus zu befreien … doch selbst das Glas war zu hart um es einfach nur zu zerschlagen… Es wurde kalt… und Masuku merkte langsam ihre Finger nicht mehr. Abgesehen davon hatte sie das Gefühl das sich nicht nur das Metall sondern auch ihr Blut extrem schnell abkühlte, was eindeutig schlecht war.

Das Klirren welches plötzlich in ihren Ohren dröhnte schien sie auch nicht mehr wirklich zu registrieren. Sie merkte nur schwach wie sie aus dem Schnee gezogen und dann vorsichtig auf einer geraden Fläche abgesetzt wurde. Nach einiger Zeit wurde ihr warm und langsam konnte sie die Augen wieder öffnen welche sie wegen der Kälte geschlossen hatte. Als sie ihre Umgebung wieder halbwegs wahrnehmen konnte betrachtete sie den rot-weißen Mantel welcher um ihre Schultern lag und dessen eigentlichen Träger, den Herzbuben. Am liebsten hätte sie ihm diesen entgegen geschleudert, merkte jedoch das trotz ihrer Wahrnehmung, die Sache mit dem Bewegen noch nicht ganz so gut war wie sie eigentlich sein sollte. „Geht es dir besser??“ fragte er knapp und ging dann auf sie zu sodass er vor ihr in die Hocke gehen konnte. Sie wollte ihm so einiges an den Kopf werfen… doch schwieg sie. Warum wusste sie selber nicht, doch als er ihre Hand griff und sie vorsichtig auf die Beine zog, entriss sie sich seinem Griff. „Lass mich!“ knurrte sie leicht worauf er wieder zu grinsen anfing. „Gut, ich werde dich begleiten!“ „Aber so was von absolut nicht!“ knurrte die Hutmacherin und wollte schon wieder weiter gehen merkte aber wie ihre Beine plötzlich unter ihrem Gewicht nachgaben und sie darauf hin von dem Buben gestützt wurde. „Du kannst grade nicht mal mehr alleine laufen… ich denke schon dass ich dich begleiten sollte“ schlug er erneut vor und ging dann zusammen mit ihr weiter, auch wenn ihr fluchendes Gemurmel ihm die Augen verdrehen ließ. Doch statt dem Grummeln der Hutmacherin zog nun der Siebenschläfer jegliche Aufmerksamkeit auf sich als sie in eine neue Halle kamen, in der wie gedacht immer noch alles ziemlich warm war. Schnell spürte Masuku ihre Beine wieder und stand und wieder alleine da als sie das Mausähnliche Geschöpf vor sich hin brabbeln hörte, von wegen „Eine Mission etc…“. Der Bube trat einen Schritt beiseite, als er ihren Blick sah, denn nicht das Gerede des Siebenschläfers brachte sie so aus der Fassung, eher als sie die Arme ihres Vater sah die an einem großen Kessel befestigt waren und dessen Boden immer wieder öffneten um überschüssiges Metall auszuschütten. Der Herzbube schluckte kurz ehe er Masuku auf die Schulter tätschelte, worauf sie gleich ihren Körper weg drehte. „Dort vorne!“ deutete er darauf hin an und blickte zu einem weiteren Hebel der wohl die Anlage kühlen würde. „Ich gebe dir Rückendeckung!“ meinte er noch und widerwillig nickte die junge Frau bevor sie auch schon los rannte. Der Bube sorgte dafür das kein Angriff der Augenpotts und der Schraubellen auch nur ansatzweise zur Hutmacherin durch kamen, bis sie den Hebel betätigt hatte. Als dies getan war erstarrte auch hier das Metall und Masuku wandte sich zu dem Siebenschläfer. „Eine banale Hemmung. Ein kleiner Rückschlag. Ich mach einfach weiter. Unseren grandiosen Plan kannst du nicht aufhalten!“ redete sie und durch einen Hebel machte sich auch der Siebenschläfer aus dem Staub ebenso wie es der Märzhase getan hatte. Seufzend sprang sie auf das Podest und legte einen Hebel um der die Arme ihres Vaters in die Rinne warf. Kurz blickte sie zum Buben der sich leicht den Oberarm rieb. Er überlegte ob er sie weiterhin begleiten sollte… eigentlich würde er sofort ja sagen… aber die Tatsache dass dort unten ihr Vater war… Er musste nicht unbedingt mit… Lieber würde er sie später wieder einholen. Als Masuku ihm seinen Mantel den sie noch getragen hatte zu warf, begann er wieder zu grinsen als wäre er eine leibhaftige Grinsekatze. „Man sieht sich bald wieder mein wunderschöner Earl Grey!“ raunte er worauf die Hutmacherin nur die Augen verdrehen konnte bevor sie ohne ein weiteres Wort in die Rinne sprang.

Montage (oder Zerstörung)

Der Blick des Hutmachers war grausam. Ein siegreicher und dennoch mörderisch Blick auf seinem Gesicht, der wenn man ihn nicht kannte das Blut in den Adern gefrieren lassen würde. Die Gliedmaßen des Hutmachers wurden wieder an seinen Rumpf angesetzt und zu guter Letzt setzte man ihm seinen übergroßen schwarz-weißen Zylinder auf. „Wir haben dich wieder komplettiert Hutmacher. Also was ist jetzt mit dem ‚verdammenswerten Zug’?“ forderte Alice knapp und sah er zu Boden sprang und ausschweifende Handgesten vollführte ehe er in einem euphorisch Gelächter ausfiel. „Ich fühl mich wie ein neuer Mensch… oder was auch immer ich sein mag. Wie ein verfrühter Frühling. Wie ein geschmiertes Getriebe. Wie ein makelloses Stück Metall das in deinem Auge stakt!“ entgegnete er knapp und deutete kurz auf sein Auge ehe Alice wieder das Wort ergriff. „Antworte mir. Ich leide und die Veränderungen hier sind die Ursache dafür… oder eine Spiegelung. Oder die Auswirkung davon. Was passiert hier? Wie lauten die neuen Regeln?“ „Die Regeln… sind nur ein Flüstern entfernt vom Wunder… wundere mich wie man Regeln misst. Mit einem Maßstab Grausame Regeln“ antwortete der Hutmacher während er seinen Teestab auffing und diesen einen Moment lang musterte. „Idiot… ich hätte dich so lassen sollen. Komm. Hilf mir wenigstes herauszufinden warum das alles passiert“ meinte sie ruhig und sah dann wie er sich zu ihr herunter beugte und leicht die Hand nach ihr ausstreckte. Noch wusste sie nicht was sie davon halten sollte. Doch als er sie plötzlich umdrehte und sie in die Hand nahm, bevor er mit einem Satz nach oben durch das Zifferblatt an der Decke sprang. Masuku sah ihnen etwas verdutzt nach, bevor auch sie sich durch einige gekonnte Wandsprünge nach oben arbeitete und neben ihrem Vater aufkam an dessen Hosenbein sie sich festhalten konnte während der sich Alice nur auf den Rücken schwang und kurz darauf wieder weiter in Richtung des großen Kessels stürmte der im Normalfall eine Montage Station in der Domäne war. Doch der griffige Titel des Gebäudes „Montage (oder Zerstörung) nach Bedarf“ war nicht sonderlich Sympathie anregend gewählt. Doch das sollte die Vier wenig stören, denn eher stellten sich ihnen verschlossene Türen in den Weg die es galt zu öffnen. Der Hutmacher griff nach seiner Tochter mit der er zu einer Wand voller Zahnräder sprang und dort mit seinem Stab stocherte. „Ich krieg diese Tür schon auf“ meinte er knapp und sah dann zu Masuku die ihm versuchte eine hilfreiche Hand zu sein. Alice blieb stehen und betrachtete die beiden einen Moment bevor sie hörte wie sich hinter ihr etwas zusammenkleisterte. Kurz schluckte sie. Auch sie hatte den bedrohlichen Verfall mit Armen noch nicht vor Augen gehabt… und sie stellte fest, dass es eigentlich auch nicht nötig gewesen wäre. Gekonnt wich sie ihm aus und hörte dann plötzlich Masuku hinter sich. „Hier nimm den!“ rief sie knapp und warf der Schwarzhaarigen einen blaugrauen Regenschirm rüber. Alice fing diesen zwar auf, war jedoch mehr als irritiert was das ganze sollte. Als sie einen Feuerball auf sich zufliegen sah öffnete sie aus Reflex den Regenschirm und die Feuerkugel wurde zurück gelenkt wodurch die Abwehr des Verfalls sich zerstörte. „Oooooohhhh okay“ sagte sie nur fest stellend und widmete sich dann wieder dem Gegner, der im großen und Ganzen doch recht einfach war wenn man erst einmal seine Abwehr losgeworden war. Als die Tür sich öffnete sprangen der Hutmacher und seine Tochter voraus um sich der nächsten Tür zu widmen, die mit einem Schalter verschlossen war. Als Alice den Raum betrat fing der Boden an zu beben. „Was ist das? Ein Erdbeben?“ fragte sie erschrocken und sah dann zum Hutmacher. „Sehe ich aus als wüsst ich’s“ meinte dieser nur. „Dein Urteilvermögen scheint sichtlich getrübt zu sein“ fügte Masuku noch hinzu bevor sie den Hebel fand der die Tür öffnete und die Gruppe hindurch konnte.

Als hinter ihnen die Tür wieder zu fiel, erbebte der Boden begleitet durch einen infernalischen Lärm, so wie der Hutmacher gesagt hatte. Als vor ihnen einen großer schwarzer Zug mit rot leuchtenden Fenstern vorbei fuhr stemmte Alice die Hände in die Hüfte… „Wir haben den Grund des Bebens gefunden… doch wieso sträuben sich die beiden? was haben sie vor?“ fragte sie nun als auch schon die Stimme des Siebenschläfers ertönte. „Ihr werdet uns nie aufhalten. Ihr seid zu spät!“ „Diese Anmaßung! Diese Arroganz! Diese abscheulichen Tischmanieren! Sie sind die Zerstörer des Wunderlands!“ kam es nun vom Hutmacher der das Ganze nicht zu fassen scheinen wollte. „Haben sie diesen infernalischen Zug geschaffen um das Wunderland zu zerstören??“ fragte Alice den Hutmacher worauf jedoch Antwort von seiner Tochter kam. „Was tut das zur Sache? Sie verdienen den Tod!“ gab sie nur zurück und bemerkte dann wie eine der mechanischen Hände ihren Vater hochzog. „Hey lasst mich runter!“ wehrte sich dieser doch wurde schon zur Seite gehoben. Masuku knurrte leicht und sprang ihm nach während die Stimme des Märzhasen aus den Lautsprechern ertönte. „Kampfzeit Frollein!“

Alice wich einen Schritt zurück als vor ihr ein großer Mech erschien. Er war gut 20 Meter groß und trug statt der rechten Hand einen Bohrer und die linke Hand war zu einer metallenen Faust gekrümmt die sicherlich unter sich alles platt gemacht hätte wenn Alice nicht aufpassen würde. Zwei Kammern waren zu sehen in denen je der Märzhase und der Siebenschläfer standen und diesen abstrusen Mechanismus steuerten. „Lasset alle Hoffnung Fahren. Unser Werk ist vollbracht!“ rief der Siebenschläfer aus und lachte kurz höhnisch ehe die andere Hälfte der damaligen Teegesellschaft fortfuhr: „Wahnsinn hält ein! Spinnt den Irrwitz fort!“ Alice schluckte kurz heftig als sich dieses Ding auf sie zu bewegte und bereits mit der Faust ausholte. Doch traf dieser Schlag nicht, denn ein Teekessel fiel von oben auf den Kopf des Roboters… der darauf sofort in Einzelteile zerfiel. „Nicht sonderlich stabil gebaut…“ murmelte der Kater nur der wieder leicht hinter Alice schwebte und sich das Ganze mit ansah. Als die beiden selbsternannten Anführer aus ihren Kammern Alice zu Boden fielen schienen sie nicht mehr all zu lebendig. Aber die größere Frage war wo diese Kanne herkam? Die Antwort bereitete sich relativ schnell als Hutmacher mit dem Rücken zu Alice auf dem Boden aufkam und sich langsam aufrichtete. Kurz darauf landete Masuku auch schon mit dem Rücken zu ihrem Vater und legte sich den großen Schraubenschlüssel auf die Schulter und grinste Alice zufrieden an, bevor sie die Worte ihres Vaters vernahm. „Neeeein… meine kostbare Domäne! Und die Gäste!“ fing er an entsetzt zu rufen und beugte sich zu den leblosen Tieren die er allem Anschein nach immer noch als Gäste in seiner Teerunde sah. „Bitte Hutmacher du hast es mir versprochen! Wohin fährt dieser Zug? Was ist sein Zweck? Sag es mir, jetzt!“ forderte Alice und sah wie Masuku an ihre Seite schritt. „Jetzt ist keine Zeit für… deine Themen! Es ist Zeit für den Tee! Über Züge kannst du mit dem Supperich plaudern er hat schließlich die Spiegel-Linie betrieben.“ Meinte der Hutmacher und wandte sich wieder an Märzhase und Siebenschläfer. „Kommt Leute…. Wir können immer noch Freunde sein! Ich habe einen wunderbaren Darjeeling. Trinkt! Trinkt“ bot er ihnen und wollte ihnen die Teetasse beinahe in den Mund schieben, so hatte es den Anschein. „Mhmm… Darjeeling…“ murmelte Masuku genießerisch, räusperte sich dann jedoch immer hin erforderte diese Situation eine gewisse Ernsthaftigkeit „Bitte Hutmacher. Meine Erinnerungen sind zerschmettert. Ich will sie zusammen fügen doch ich glaube das der Zug dies verhindert. Hilf mir du hast es versprochen!“ entgegnete Alice knapp bevor sie bemerkte das langsam alles in der Domäne zusammen stürzte. Als ihr Blick zu Kater wanderte, löste dieser sich schon wieder langsam auf und auch Masuku suchte aus dem Augenwinkel nach einem Ausweg, wurde dann jedoch schon an der Hand gepackt und beiseite gezogen. War das ein junger Mann? Alice hatte es nicht recht sehen können aber das war schließlich jetzt auch nicht das Wichtigste. Doch anstatt einer Antwort mit der Alice etwas anfangen konnte plauderte der Hutmacher weiter mit seinen ‚Gästen’ „Bitte den, der denen hilft, die sich selber helfen. Oder wie das sein mag.“ Gab er schlussendlich zur Antwort und wurde unter seiner Domäne begraben während der Tee Alice weiter zu Kopf stieg. „Kernig formuliert. Er verdiente den Tod und ich ertrinke gleich in Tee… und Ignoranz“ sprach sie noch aus bevor sie endgültig von Tee überschwemmt wurde.

2. Illusionstiefen - 11. Billingsgate

Wasser drang in ihren Hals und langsam merkte sie wie sie nach oben gezogen wurde. Immer noch war es dunkel, doch leise hörte sie ein paar Stimmen im Hintergrund die lauter wurden. „Hab mir ne Nymphe an Land gezogen“ „Gesegnet sein alle Heiligen! SEINE Wege sind unergründlich. Was machst jetzt mit ihr?“ „Geh in die Mangled Mermaid und mieten ein Bett“ Haha im Dunkeln lässt sichs gut rumpeln“ hörte sie eine männliche Stimme sagen und hustete dann das restliche Wasser aus dem Hals ehe sie sich aufrichtete. „Was… macht ihr da??“ fragte sie beinahe entsetzt und stand langsam auf während der eine behauptete es sei etwas ganz natürliches. Für sie absolut nicht! „Hey Finger weg von ihr!“ hörte Alice nun wen rufen und blickte zu einem jungen Mann der ihr doch recht bekannt vorkam. Er kam auf sie zu und schob sie auch schon wieder weg von den beiden Kerlen die sie eben noch als Nymphe betrachtet hatten. „Entschuldige kenne ich dich??“ fragte Alice nun doch verwirrt und der Mann vor ihr konnte nicht ohnehin verdutzt und etwas enttäuscht blicken, ehe er sich leicht verbeugte. „Mein Name ist Syrus. Wir kennen uns aus der Anstalt“ erklärte er knapp und sah dann hinter sich als er eine weise Katze erblickte. Sie sah aus wie Schneeflöckchen… „Ist das nicht deine?? Los folge ihr bevor sie sich schon wieder verläuft und gib gut auf dich Acht“ meinte er und lächelte durch die nassen Haare die ihm durch den Regen ins Gesicht fielen und dort zu kleben schienen. Alice nickte kurz und sah dem Mann noch mal nach. Ja sie kannte ihn wirklich… doch war diese Tatsache nebensächlich als sie erneut das Mauzen dieser Katze vernahm und ihr folgte. Runter vom Steg durch einige Gassen bespickt mit großen Eisblöcken. Wofür diese hier standen wusste sie nicht, aber es interessierte sie auch nicht sonderlich. Erst als sie vom Pier weg war sah sie sich um und betrachtete die groteske Meerjungfrau die über dem Eingang einer Bar… oder mehr einem Aufenthaltsort für Gauner, Spielsüchtige, Prostituierte und deren Zuhälter. Alice’s Blick wanderte zum Eingang vor dem zwei groß gewachsene Typen standen die dafür sorgen sollten dass niemand hereinkam der Ärger machte… aber da dies ohnehin schon zu spät war kümmerten sie sich wohl eher um die die sich zu viel auf sich hielten. Sie schüttelte kurz den Kopf und ging dann die Straße weiter um die nächste Ecke als sie ein Gespräch mit bekam, dass sie eigentlich nicht hätte hören müssen. „Schwing diese fettärschigen Schlampen hier runter, oder dein Hirn bekommt Frischluft!“ forderte der Mann vor dem Fenster. Er hatte längere braune Haare sowie einen Mantel mit lilafarbenem Pelzkragen an. Als Alice nach oben blickte sah sie Nanny… eine Frau die sie damals oft besucht hatte als sie noch in der Anstalt war. Nanny hatte ihr und Lizzie ab und an Unterricht gegeben. „Verschwinde du Schwanzlurch… an Long Tim kommst du eh nicht vorbei“ erwiderte sie und hörte nur ein Knurren: „Ich bekomm noch was ihr mir schuldet. Wart’s ab!“ Grummelte er noch und zog bereits ab um in die nächste Gasse einzubiegen. „Wie du siehst näss ich mich nicht grade ein“ entgegnete Nanny noch bevor sie Alice erblickte. „Alice Liddell! Schwing deinen derangiertes Selbst die Treppen rauf!“ rief sie noch zu ihr runter und Alice konnte nicht einmal mehr Antwort geben da war sie schon vom Fenster verschwunden. Alice wusste es gab einen Hintereingang und Long Tim hatte sie sonst auch immer zu ihr hoch gelassen wenn sie dies gewollt hatte. Also bewegte sie sich zu eben diesem Eingang und als sie um die Ecke bog sah sie noch wie Tim sich den Bauch hielt und zu Boden sackte. Langsam ging sie auf ihn zu wobei sie sich seiner Worte erinnerte. Tim meinte mal ihn würde eine ansteckende Krankheit dahin raffen. Hätte wohl nicht gedacht dass ihr Name Jack Splatter lautet. Kurz schüttelte sie den Kopf und ging dann durch den Hintereingang in die vorher genannte „Bar“. Der übliche Alltag hielt hier inne von Prostituierten über Spieler und Prügeleien. Die Luft war drückend von Qualm der Zigarren die hier geraucht wurden, die die bereits so schon geschmacklose Tapete einen noch unschöneren Braun-grün Ton verlangten, der scheinbar unerlässlich für diesen Ort war. Die Gespräche um sie herum, beachtete Alice kaum, schnappte nur einige Kleinigkeiten auf. Einen Überfall… oder ein Glückspiel… oder beides von verschiedenen Personen… Alles möglich! Ein kurzer Blick zu der Theke und Alice erblickte die Karte auf der alle möglichen Spirituosen und Getränke standen… Man konnte alles von dieser Karte bestellen, doch bekam man nur schales Bier und magenzersetztenden Gin. Hier und da lag ein Betrunkener bereits im Vollraus auf dem Boden oder war gerade dabei sich zu übergeben und selbst wenn sie an ihrem eigenen Erbrochenen ersticken würde, wäre das eine wahre Wohltat für den Flair dieses Schuppens. Ohne sich den anderen Personen im Raum auch nur auf wenige Meter zu nähern schlich sie sich durch die Menge und die Treppen nach oben die zu Nannys Zimmer führten. Als sie vor deren Zimmer stand, sah sie die etwas korpulentere Frau im Rosafarbenen Corsagenkleid mit einem blauen Auge auf dem Boden kauern und einen aufgeplusterten Vogel über ihr der meinte den dicken Schwanz markieren zu müssen. „Ich fackel dir die Hütte ab wenn du mir nicht gibst was mir zusteht“ Alice ballte die Hände zu Fäusten und trat etwas in den Raum hinein „Lass sie in Ruhe. Sie hat nichts getan!!“ warf sie ihm entgegen worauf sich Splatter zu ihr umdrehte. „Sie hat meine Gefühle verletzt“ entgegnete er ihr und trat auf sie zu um erst die Öllampe im Raum umzustoßen, die sofort anfing den Boden in Brand zu stecken, bevor er Alice dann mit der Faust eine zimmerte, worauf diese gleich darauf das Bewusstsein verlor.

Tundravoll

Der Fall war kurz und bevor sich ihr aufheizender Körper in den nähernden Boden bohrte, bremste Alice knapp ab und landete dann sanft wie auf einem Federkissen. Kurz sah sie sich um. Hier war sie auch schon einmal gewesen, doch schien die Stimmung etwas eingefroren. Immerhin war hier alles aus Eis und trotz dieser Tatsache fror sie weder noch rutschten ihre Füße von der Stelle. Immerhin war dies eine der wenigen Annehmlichkeiten in dieser Gegend. Alice konnte nur Eis sehen und hielt sich noch einen Moment den Kopf bevor sie nach oben blickte. Der Himmel war dunkel und weiter am Horizont erblickte man den Mond in Form einer Sichel, mit Mund und Augen der genüsslich seine Zigarre paffte deren Qualm sich im weiteren Verlauf als Nordlicht herausstellte. Dieses Bild hatte sich ihr so auch noch nicht geboten, aber das war nun auch nicht so Sache. Dass sie wieder hier und nicht in London war, wunderte das Mädchen kaum noch, eher erinnerte sie sich an die Worte des Hutmachers. Sie musste den Supperich finden…er wisse mehr über Züge… Wenn sie sich recht erinnerte war der Schildkrötensupperich schon immer weinerlich und ichbezogen gewesen, was es schwer gemacht hatte mit ihm über andere Themen als die Spiegelbahn oder seine Kopfschmerzen zu reden. Dennoch musste er noch aufzufinden sein, also folgte Alice dem Weg vor ihr… beziehungsweise den Eisschollen welche vor ihr im Wasser trieben. Als sie um eine Ecke ging, blieb sie kurz fasziniert stehen denn diese Fische schienen sie zu betrachten. Sie sahen aus wie Anglerfische… großes Maul voller scharfer langer Zähne, eine kleine Leuchte auf dem Kopf, selbst wenn sie selber keine sein mögen und etwas untypisch für Fische zwei Beine die diese Schuppentiere auf die Selbe Höhe brachten die Alice selber hatte. Kaum trat sie einen Schritt näher heran sprang der Snark in die Luft und tauchte dann ins Eis unter. Interessant… dachte sich die Schwarzhaarige ehe sie ein leises Mauzen vernahm.

„Kater… du Hier??“ fragte sie neugierig und sah wie der Kater vor ihr Gestalt annahm. „Ich bin immer überall und nirgendwo… das solltest du doch bereits begriffen haben“ entgegnete er und setzte die Füße zögerlich auf den eisigen Boden, worauf er gleich wieder an Höhe gewann. Ihm schien der Boden doch etwas zu kalt… „Was ist mit der Domäne geschehen??“ fragte Alice nun wobei sie schon langsam weiter ging um sich alles genau zu betrachten. „Die Domane ist nicht länger das was sie damals schon versucht hat zu sein. Es ist nichts mehr übrig. Ein paar Zahnräder… die üblich kopflosen Dodos… und ein verschlissener, beinahe Leerer Fleck im einstigen Wunderland“ antwortete er und folgte dem Mädchen weiter durch die kalte Landschaft. „Und was ist mit Masuku??“ „Die müsste eigentlich nicht weit sein… zumindest riecht es hier nach Darjeeling und in solch einer Umgebung, macht seltener jemand Tee“ entgegnete er knapp und blickte dann in eine Richtung aus der kleine Wölkchen aufzusteigen schienen. Alice nickte kurz und begann zu rennen bis sie um die Ecke bog und dort eine kauernde Hutmacherin erblickte, die mit einer Mimik wie sieben Tage im Magen eines Jabberwockys blickte und nur leise vor sich hin fluchte. Verwirrt hob sie eine Augenbraue und ging auf die sonst so agile junge Frau zu. „Ist dir kalt??“ fragte der Grinser mit einem frechen Grinsen auf den Lippen, worauf er gleich einem Wurfmesser auswich bevor Alice den Satz bereits weiter führte: „Und wie kommst du hier runter??“ fragte sie nun neugierig und bekam als Antwort nur ein Niesen. „Ich bin ja nicht freiwillig hier, der Bube hat mich hergeschleift…“ knurrte sie leise und deutete dann mit einer Kopfbewegung nach rechts von wo der Herzbube angelaufen kam.

Als er vor Alice stand musterte er sie kurz und verneigte sich dann leicht ehe er zu Masuku ging und ihr seinen Mantel erneut um die Schultern legte, der eben noch eben ihr gelegen hatte. „Du sollst den doch tragen!“ „Wenn ich nicht hier unten sitzen würde, müsste ich es nicht“ fauchte Masuku und griff dann nach ihrer Tasse Tee die sie in einem Zug leerte. Kater schüttelte den Kopf und sah dann zu Alice. „Wir sollten weiter, Alice. Unsere Zeit ist begrenzt“ raunte er und sah aus dem Augenwinkel wie die Hutmacherin aufstand und dann knapp nickte. „Gut gehen wir. Wenn ich schon mal hier unten bin kann ich auch helfen.“ Lächelte sie ruhig und folgte den beiden bereits da diese bereits einige Schritte voraus gegangen waren. Der Herzbube blieb einen Moment zurück und blickte auf das Feuer welches er in dieser Kälte mühevoll zum brennen gebracht hatte… Hier was Brennbares zu finden war furchtbar. Ein leises Seufzen entrann seiner Kehle ehe er den anderen nach rannte die vor einem kleinen Hindernis standen. Ein großes Gesicht… das Gesicht eines Yetis… der immer wieder kalte Luft ausatmete. Der Bube zögerte einen Moment… schätzte kurz ab und sprang dann auf die andere Seite der Schlucht über die der Yeti Luft atmete ehe er sich zu den anderen umwandte. Alice sah ihn verdutzt an doch als Grinser auf der anderen Seite auftauchte, fasste auch sie Mut und sprang mit einem gut abgestimmten Sprung auf die andere Seite. Masuku zögerte… vor allem als sie sah das der Bube ihr die Hand hin hielt. Sicherlich würde sie diese nicht freiwillig ergreifen und auch den Sprung würde sie alleine gut schaffen, immerhin war sie genauso sportlich wie ihr Vater seiner Zeit… Und das der Bube sie aus der Domäne gezogen hatte… irgendwie wurde ihr schlecht bei diesem Gedanken daran.

Auch sie packte den Sprung gut wich der Hand des Orangehaarigen allerdings aus. Auf der anderen Seite blieb die Gruppe jedoch etwas geschockt stehen. Von ihrem jetzigen Standpunkt aus konnte sie einige abgekaute, eingefrorene Tiere erkennen. Von Enten bis hin zu Mäusen und Eulen… alle in Übergroße gut 5 Meter groß. Alice schluckte leicht als sie die eingefrorenen Gedärme betrachtete und ging dann langsam weiter als Grinser wieder Fuß fasste. Der Schwarzhaarigen war auch noch nicht sonderlich klar, warum der Bube sie begleitete… immer hin gehörte er zu der roten Königin… die Frau die Alice damals schon das Leben zur Hölle gemacht hatte.

Doch weiter kam sie in Gedanken nicht denn der Anblick eines eingefrorenem 10 Meter großen Anglerfisches, dessen Lampe am Kopf als Kronleuchter den eisigen Saal beleuchtete den sie gerade betrete hatten, fesselte sie kurzzeitig. Ein anerkennendes Pfeifen entfloh dem Buben als er diesen Anblick sah. Vielleicht dachte er daran hier ja mal seinen Sommersitz einzurichten… Klimatechnisch wäre das sicher eine optionale Möglichkeit, die man in Betracht ziehen könnte. Als Alice zu Grinser blickte, zuckten dessen Katzenohren nur leicht bevor er auch schon weiter ging. Hier gab es allem Anschein nach nichts weiter Herausragendes, für das es sich lohnen würde zu bleiben. Jedoch blieb Alice stehen und legte fragend den Kopf schief. „Ist das ein Steckenpferd??“ fragte sie nun neugierig und trat an das schillernde Eis heran an das sie ihre Hand legte und darüber strich. Masuku trat kurz an ihre Seite und nickte leicht eh sie Alice an der Hand nahm und wieder eine kleine Uhrwerk-Hasenbombe ablegte und etwas Abstand zwischen diese brachte ehe sie den Mechanismus zündete und der Hase explodierte.

Nichts war passiert… der Eis war etwas schwarz gefärbt von der Explosion doch sonst… nicht mal ein Kratzer. Grummelnd schwang sie die Teekanne die sie auf dem Rücken trug nach vorne und drückte einen kleinen unscheinbaren Knopf, der sofort eine Granate brühend heißen Tees abschoss, die das Eis sofort zum schmelzen brachte als sie darauf zersprang. „Geht doch“ nickte sie zufrieden und tapste nach vorne. Der Herzbube saß auf dem Boden, die Augen auf die Hellhaarige gerichtet und als Alice ein leises betrübtes und gleichzeitig sehnsüchtiges Seufzen vernahm kam sie nicht mal mehr zur Frage, da stand Masuku schon mit dem Steckenpferd vor ihr. „Hier halt mal… sie ist relativ schwer, aber wenn man mit genug Schwung zuhaut eine wunderbare Schlagwaffe“ sagte sie noch und lächelte verschmitzt. Alice lächelte glücklich als sie die Waffe in der Hand hatte und diese kurz betrachtete. Eine sehr seltsame Idee aber dennoch interessant ein solches Kinderspielzeug als Waffe nutzen zu können, aber wenn Masuku das meinte, würde es wohl stimmen. Nun standen sie vor einem anderen Problem… denn der Boden unter ihnen der so oder so schon sehr dünn war… hatte durch die Hasen Explosion einige Risse bekommen die sich nun schnell unter ihren Füßen im ganzen Raum verteilten und den Grund unter ihnen zersplittern ließ!

Abrutschen ins Vergessen

Der Blick des Katers war viel sagend. Er hasste es wenn die Hutmacherin unüberlegt handelte… was meistens der Fall war. Aber das konnte man ihr nicht sonderlich übel nehmen… ihr Vater war genauso… gewesen! Als Masuku seinen Blick entgegen geworfen bekam, rieb sie sich noch während des Falls den Hinterkopf und grinste ihn entschuldigend an, doch für eine angemessene Reaktion war nicht mehr die Zeit, denn die Gruppe landete, bis auf Grinser natürlich mit dem Hintern auf einer Art Rutschbahn die weiter nach unten zu führen schien. Das wäre an sich nicht das Problem gewesen wenn sich die Gruppe nicht wieder getrennt hätte, da sich die Bahn bereits nach wenigen Metern in zwei Richtungen spaltete. Dabei rutschte die Hutmacherin in eine Richtung ab und der Herzbube blieb auf der Bahn von Alice, wobei beide ziemlich unvorteilhaft auf dem Eis aufkamen. Der Herzbube voraus landete mit einem wundgescheuerten Hintern auf dem Rücken und blickte gen Himmel bevor er einen leichten Aufschrei hörte und sah wie Alice auf ihn zu rauschte und direkt auf seinem Brustkorb landete. Laut keuchte er auf, da der Druck ihm doch leicht die Luft genommen hatte. Erst erlangte er wieder Luft nachdem Alice die Situation realisiert hatte und sich von ihm runter rollte. Jedoch verlangte es keinerlei weiterer Worte, als sie bemerkte dass Grinser weiter hinten über dem Boden schwebte und in die Ferne blickte.

Alice ging auf ihn zu und betrachtete den Horizont an dem sie eine Flasche erkennen konnte, in dem ein Schiff zu sein schien. Sie kannte solche Kunstwerke… Ihr Vater hatte auch einmal ein solches gehabt, wobei er darauf geachtet hatte wie auf seinen Augapfel… Dass diese Flasche dort bereits einen Knacks hatte, zeigte von mangelndem Interesse und erst jetzt erkannte sie dass etwas aus der Flasche heraus winkte. Wenn sie nicht alles täuschte schien das der Supperich zu sein. Doch bevor sie einen weiteren Fuß auf die nächsten Eisschollen wagen konnte, trat der Bube neben sie. Er schien sichtlich erholt. Der Blick ernst und selbstsicher und dennoch war ein Hauch von Unsicherheit zu erkennen auch wenn er dies vielleicht niemals zugeben wollen würde, denn sein Blick war über ihnen zu der Rutschbahn gerichtet. „Ihr geht es schon gut… „ meinte Alice knapp worauf der Bube sie sichtlich verdutzt anblickte. „Warum sollte es nicht… immerhin führte die Bahn weiter zum Admiral… wobei ich mir weniger Sorgen um ihren körperlichen Zustand mache als um die Tatsache, dass es der Admiral ist bei dem sie aufgeschlagen ist… oder was glaubst du hat den Riss in der Flasche verursacht wenn nicht sie durch den Aufprall!“ erklärte er selbstsicher und setzte ein zufriedenes und führ ihn freundliches Lächeln auf als er daran denken musste. Alice hob eine Augenbraue und blickte noch mal zu dem Schiff. Jetzt wo er es sagte… könnte das möglicherweise Sinn machen. Erst jetzt sprach der Grinser etwas an was vorher nicht aufgefallen zu sein schien. „Wann hattest du dich umgezogen??“ fragte er nun und als Alice an sich herunter sah, blickte sie auf ein türkisfarben beschupptes Kleid. Wann sie sich umgezogen hatte, wusste sie selber nicht, daher zuckte sie kurz mit den Schultern ehe sie dann auf die Schollen unter sich blickte. „Da müssen wir runter…“ stellte sie nun fest und sah dann wie der Bube den Kopf schüttelte. „Lass uns den Weg übers Festland gehen. Der ist wesentlich sicherer“ erklärte er nur, stieß dabei aber auf harten Stein denn Alice war bereits los gesprungen. Sie hielt es ja nicht für nötig auf ihn zu hören, daher seufzte er tief, verdrehte die Augen und folgte ihr dann aber ohne ein weiteres Wort.

Der Weg zum Schiff war glatt und immer wieder war es schwer einen festen Stand zu finden um auf die nächste Eisscholle springen zu können. Als Alice jedoch das Wort ergriff, zuckte der Schwertkämpfer zusammen. „Sag mal… wieso verfolgst du uns??“ „Ich verfolge nicht… ich gebe Acht und sorge dafür dass niemandem etwas passiert“ fing er so ruhig es ging an, wurde dann jedoch schon wieder unterbrochen durch den Kater: „Achtsamkeit… so nennt man das also. Ich würde es eher als Bedrängnis empfinden… ebenso der Wortlaut den du verlauten lässt angeblich für alle zu sorgen… wenn dein Augenmerk doch auf die Tochter des Hutmachers gerichtet ist“ fügte er ein worauf der Blick des Buben finster wurde. „Auf wen ich einen Blick werfe oder nicht, geht alleine mich etwas an. Katzen hingegen sind launisch wie die See und unvorhersehbar, Altruismus ist nicht eure Stärke. Ich weiß wenigstens auf welcher Seite ich stehe!“ entgegnete der Bube knurrend und mit einem Mal bauschte sich der Kater vor ihm auf, der Blick trat finster in dessen Augen als seine Stimme dunkel ertönte „Allem Anschein bist du dir deiner Worte nicht bewusst, denn auf das was du tust, oder gedenkst tun zu wollen, steht die Todesstrafe unter dem Wort der Königin! Das sollte ihr Nachfahre nun wirklich am besten wissen und dennoch weichst du diesem aus, mit dem Wissen die größte Abneigung der Mutter als auch der Hutmacherin zu ernten!“ fauchte Grinser beinahe wütend bevor er eine Hand auf seiner Schulter spürte du sich zu Alice umwandte. Bube wandte den Blick ab und man vernahm nur das leise Knirschen seiner Zähne bevor Alice anfing zu reden.

„Hört auf damit… helfen tut ihr mit eurer Streiterei keinem! Und im Moment können wir Hilfe gebrauchen… zumindest solang bis ich weiß was dieser Zug soll… danach könnt ihr euch immer noch die Schädel einschlagen“ Grinser knurrte noch leicht ehe er die Hand der Schwarzhaarigen nahm und dann weiter zog. Mit einem Mal hatte er es ganz schön eilig und auch der Herzbube legte einen Schritt zu um schneller voran zu kommen, sodass sie schnell bei der Flasche ankamen. Alice betrachtete den Riss kurz und kletterte gefolgt vom Buben hindurch, wobei sich ihr ein seltener Anblick bot.

Masuku raufte sich genervt die Haare. „Jetzt halt doch mal den Schnabel ich muss nachdenken!!“ „Ja, ja… niemand interessiert sich für meine Probleme als ob ich so unwichtig wäre… dabei hab ich so vieles geleistet!“ „Ernsthaft Admiral! Klappe!!“ knurrte sie und als sie Alice erblickte weiteten sich ihre Augen. „Kommt von dem Glas weg!“ rief sie noch doch da donnerte schon etwas dagegen. Den Blick über die Schulter werfend, erspähte Alice ein schwimmendes Wrack… mit messerscharfen Zähnen und gelb leuchtenden Augen. Auch hatte es Flossen. Im Großen und Ganzen sah es aus wie ein Hai und sollte auch einen solchen darstellen. Wrackhaie waren immer so aggressiv wenn es darum ging ihr Territorium zu verteidigen oder Nahrung zu finden. Als der Admiral dann Alice erblickte wank er sie zu sich. „Komm an Bord Alice! Wir sind todgeweiht!“ fing er ängstlich an wobei Alice die Augenbraue hob und zu den Wrackhaien blickte. „Gibt es denn keine Hoffnung?“ fragte sie leise und sah wie der Bube bereits auf das Schiff kletterte, als das Glas weiter zu zerbrechen schien. „Es gibt genügend Hoffnung… nur nicht für Uns! Steig auf“ bat er sie erneut worauf Alice nun endlich diesem auch Folge leistete und das Schiff bestieg, donnerten die Wrackhaie weiter gegen die Glaswand der Flasche die immer weiter splitterte.

„Verdammte Biester! Die wollen mein Schiff!“ rief der Admiral entsetzt und zog sich einen Hut tiefer ins Gesicht. „Ich glaube sie haben es eher auf dich abgesehen“ entgegnete Alice mit hochgezogener Augenbraue und betrachtete dann kurz den Herzbuben und Grinser, welche sich immer noch böse Blicke zu warfen ehe der Schildkrötensupperich weiter sprach: „Niemals Wir sind beinahe verwandt“ schwärmte er knapp und Alice kam nicht umhin sich ihr Schmunzeln verkneifen zu müssen, als Masuku anmerkte er sei nicht mit denen sondern mit Suppe verwandt. Doch da schien die Mischung aus Kuhkopf und Schildkrötenkörper eine Idee zu haben, denn auf einmal huschte er euphorisch auf und ab „Ich hab’s! Wir besuchen die Show vom Zimmermann. Ein echter Straßenfeger. Der Zimmermann meint, was wir nicht ernst nehmen, kann uns nicht verletzten!“ erwiderte er, wobei die Vier Passagiere nicht recht wussten ob es so ratsam war solchen Worten Gehör zu schenken, doch plötzlich vernahm man ein lautes Knacksen über ihnen. Die Flasche zerbrach. „Tauch jetzt besser ab Admiral oder die Haie verspeisen uns“ bat Alice beinahe und hielt sich an der Reling der „HMS Gryphon“ fest, welches gleich darauf aus der zerbrochenen Flasche rutschte und aufs Wasser glitt dass sie fort trug. Doch leider in eine neue Gefahr denn der Wasserfall vor ihnen war der Gruppe nicht freundlicher gesinnt als die Haie die im Wasser auf sie lauerten. Mit einer entsetzlichen Geschwindigkeit rauschte das Schiff mit dem Adlerkopf als Galionsfigur voraus ins Wasser, wobei sich die Gruppe kurz festhalten musste, um nicht von den entgegenkommenden Wassermassen weg gespült zu werden.

HMS Gryphon

14. HMS Gryphon

Als das Schiff abgetaucht war, stellte sich der Admiral ans Steuerrad und brachte das Schiff erneut in eine gerade Position. Tief atmete die Gruppe durch, nachdem sie merkten dass das Atmen unter Wasser doch noch möglich war und sie nicht an einem grausamen Tod des Ertrinkens drauf gehen würden. Alice strich sich die Haare zurück ehe sie zum Admiral blickte… Sein Blick war immer noch angsterfüllt und langsam hob er die Flosse und zeigte nach vorne. Eine Masse an Haien kam auf das Schiff zu geschwommen in allen möglichen Größen. Alice schluckte schwer bevor der Herzbube an ihr vorbei rauschte und sich an die Kanone setzte die auf den ersten Blick auch ein Flakgeschütz sein könnte. „Kater unter Deck liegen die Kanonenkugeln, sorg dafür dass ich immer Nachschub habe!“ forderte er knapp und sah zu Alice. „Hilf ihm und auf meinen Ruf lässt du eine Wasserbombe mit dem Hebel, der unten sein müsste, von Bord!“ Alice hörte seine Worte und auch wenn Kater ihn schon wieder am liebsten zusammen gestaucht hätte, was ihm einfiele ihnen Befehle zu erteilen, so wurde er doch von ihr mit gezogen und unter Deck geschleift wo sie auch Posten bezogen. Grinser grummelte nur leise vor sich hin bevor er sich der Kanonenkugeln annahm und diese in ein Rohr schob welches sofort versiegelte und die Kugel nach oben drückte, welche gleich darauf durch den Herzbuben weiter gefeuert wurde und drei Haie in ihre Einzelteile zerlegte.

Als das Schiff jedoch eine unnatürliche Schräglage einnahm, blickte der Bube zu Masuku die sich ans Steuer schwang und das Schiff wieder auf Kurs brachte. „Was ist da los??!“ rief Alice fragend nach oben, blieb aber weiter an ihrem Hebel stehen bis sie diesen ziehen sollte. „Der Admiral ist nicht Herr seiner Selbst!“ rief Masuku kurz als Antwort wobei sie zu dem Supperich sah welcher vor Angst an der Reling kauerte. Alice fragte sich noch was das zu bedeuten hatte doch hörte sie dann vom Buben ihren Namen rufen, weshalb sie sich schnell mit ihrem gesamten Körpergewicht gegen den Hebel lehnte, der darauf hin auch schon umklappte und eine der Wasserbomben abließ die sofort ein paar Haie in die Luft jagte welche unter ihnen hindurch schwammen. Erneut schwankte das Schiff nach rechts und Bube drehte sich kurz über die Schulter zu Masuku und sah wie diese sich auf das Steuer lehnte.

Ihr Gesicht hatte eine ungesunde Farbe angenommen, während eine Hand ihren Magen hielt. „Mir ist schlecht…“ murmelte sie nur und musste sich da auch schon übergeben, bevor sie merkte dass sie vom Kurs abkam und schnell das Steuerrad wieder zur anderen Seite schwenkte, bevor sie sich wieder darauf sacken ließ. „Na toll unser Steuermann ist seekrank…“ grummelte der Bube ehe er erneut einige Haie abschoss. Immer wieder schwankte das Schiff leicht bist es unter Deck hervor rief, man solle die Sardinenbüchse doch bitte gerade halten, da es immer schwerer wurde auch nur ansatzweise Gleichgewicht zu halten. „Klappe da unten ihr müsst immer hin nicht zielen!“ rief er und schoss erneut eine Kugel ab wobei er neun Haie auf einmal erledigte. Daraufhin schwang er voller Elan siegreich einen Arm in die Luft: „Strike!“

Masuku war immer noch damit beschäftigt das Deck mit einer ungesunden neuen Farbe zu bestreichen bevor sie langsam in einen Tunnel einbog, der wenn man nicht aufpasste direkt zum Tod führen konnte. Scharfe Felsen, Haie, Krabben mit Kanonen statt Scheren all solche Sachen waren in dieser Dunkelheit des Tunnels versteckt…

Als Alice aufs Deck kam sah sie wie der Bube von der Kanone weg sprang, deren Platz dann sie direkt einnahm und eine Kanonenkugel in die Dunkelheit schoss.

Erst als sie ein Licht am Ende des Tunnels sah und dieses das Schiff wieder in Helligkeit hüllte, blickte sie sich um. Das Schiff war ohne einen kleinen Kratzer durch dieses Minenfeld gekommen und überrascht blickte sie zu Masuku. Wie hatte diese seekranke Hutmacherin es geschafft das Schiff sicher da hindurch zu bringen. Jetzt konnte man sehen, dass der Herzbube am Steuer stand… und die Hutmacherin ihrer Tätigkeit an der Reling nun voll ausleben konnte. Grinser kam an Deck und sah sich dann fragend um. Alle schienen weit gehend wohl auf und am Horizont konnte man bereits die Lichter des Wasserhof-Theaters erkennen die sich in den blauen Wellen hell spiegelten. Doch bevor man einen neuen Kurs setzten konnte, donnerte ein großer Wrackhai gegen das Schiff und riss mit der Wucht des Aufschlags das Steuerrad von seinem Platz und die Gruppe übers Schiff.

Schiffskatastrophe

In steilem Sinkflug krachte das Schiff des Admirals gegen ein nahe gelegenes Riff und zerschellte in mehrere Einzelteile. Die Gruppe wurde von Bord geworfen und langsam richtete sich Alice wieder auf. „Mir tun alle Knochen weh… Wir sind zu schnell abgetaucht“ meinte sie leise und sah sich um. Kater tauchte neben ihr auf und blickte dann zum Supperich der nur weinend auf einem Stein saß und mit den Flossen das Gesicht bedeckte. Der Herzbube krabbelte aus dem Adlerkopf, der einstigen Galionsfigur der HMS Gryphon und sah sich suchend um, bevor er zu einem der Wrackteile rannte und nach oben blickte. Masuku hing auf einem der Masten in gut fünf Meter Höhe, immer weiter abrutschend bis sie von dem Mast fiel und neben dem Buben mit dem Hintern auf dem Boden aufkam. Dieser hatte eigentlich die Arme ausgebreitet um sie noch aufzufangen, hatte jedoch den Punkt des Aufkommens etwas anders vor Augen gehabt. Schnell war die Hutmacherin bei Sinnen und gab dem Buben eine Schelle, sodass dieser sich sofort die Wange rieb. Kater grinste fies als er das beobachtete und wandte sich dann zu dem Admiral.

„Mein Schiff ist ein Wrack, genau wie ich!“ heulte dieser leise und Kater verdrehte die Augen. „Ein Admiral geht mit seinem Schiff unter“ entgegnete er und bemerkte aus dem Augenwinkel wie die anderen zwei nun dazu kamen. Masuku rieb sich immer noch leicht den Kopf und sah dann den Admiral fragend an. „Ich wusste gar nicht dass du Seemann bist“ fing sie an und Alice nickte darauf hin. „Stimmt, wenn ich mich recht entsinne warst du doch Bahnhofsvorsteher bei der Spiegelbahn“ fügte die Schwarzhaarige hinzu und legte leicht den Kopf schief. „Mhm… Im hohen Bogen bei der Eisenbahn rausgeflogen. Redundant meinten die Trottel. Von wegen… Nie Urlaub genommen. Loyal wie ne Bulldogge! ‚Eine neue Richtung einschlagen’, sehr witzig wenn ich eine hätte! Klingt eher nach Entgleisung, Endstation, Katastrophe! Mein Schiff ist futsch, die alte Eisenbahn ist tot und dieses neue Ding ist ein Monstrum! Naja, was ich nicht weiß macht mich nicht krank. Wir verstehen uns…“ fing er an und atmete dann einmal tief durch. „Themenwechsel! Wir wollen nicht über die Sache mit dem verbotenen Namen sprechen“ fügte er hinzu und sah dann den fordernden Blick der Schwarzhaarigen. „Wäre schön mal etwas Brauchbares über diesen neuen Zug zu erfahren“ erklärte sie und sah wie der Admiral trübselig den Kopf und Blick abwandte. „Dir ist es egal wenn andere leiden…! Geh doch zur Raupe mit deinen Fragen und schlauen Bemerkungen“ seufzte er und Alice kratzte sich kurz verlegen am Hinterkopf: „Es tut mir Leid Admiral, ehrlich… Bitte- sag mir was du über diesen Zug weißt“ bat sie ihn nun freundlich und bemerkte wie der Kater sich neben sie setzte eben so wie es bereits der Bube und die Hutmacherin getan hatten. „Sagen wir, wir sind einem verseuchenden Verderben entronnen. Seid froh hier unten zu sein!“ „Aber ich will nicht entrinnen! Ich will es aufhalten“ unterbrach Alice den Admiral. „Ich muss es aufhalten um mich selbst zu retten… und auch das Wunderland!“ Erklärte sie und rieb sich dabei unwohl den Arm… Ihr wurde schlecht bei dem Gedanken ihr schönes Wunderland zu verlieren… „Unsinn! Apropo Unsinn… die Show muss weitergehen… oder wie man so sagt! Da wir gerade von Shows reden“ sagte er und hoffte das Thema doch so schnell es ging zu wechseln. „Tun wir nicht!“ kam es schmunzelnd von dem Herzbuben worauf der Admiral wieder den Blick senkte „Stimmt egal… hier sind ein paar Eintrittskarten für die Show vom Zimmermann für euch“ meinte er noch und reichte Alice dann drei Karten auf denen groß „TOTENTANZ“ stand. Ein sonderlich spezieller Titel doch wäre es wohl nicht angebracht über diesen mit dem Zimmermann zu debattieren…

Alice nickte leicht und wandte sich wieder zu der Gruppe um die bereits wieder aufgestanden war um weiter gehen zu können. Der Weg führte sie zu einer Klippe von der aus man bis zum Wasserhof-Theater blicken konnte und dort versuchten sie hin zu gelangen. Alice sah kurz zu Masuku und stupste diese an während sie weiter gingen. „Alles gut bei dir??“ fragte sie vorsichtig und sah dann ein freundliches Lächeln von ihr welches man nur selten erblickte. „Ja alles gut, alles gut…“ murmelte sie und nickte zur Untermalung, bevor sie nach vorne deutete. „Dort vorne ist der ‚Fassboden’. Da müssen wir hin um zum Zimmermann zu kommen“ erklärte sie und strich sich die Haare zurück. Es ist nicht mehr weit“ erklärte sie und ging dann weiter… Alice dachte nach. Hoffentlich würde sie bald Klarheit über diesen Zug bekommen und was ihn hervor rief… wieso ihr Wunderland zerbrach… ihr Kopf dröhnte bei diesen Gedanken doch diese änderten sich schlagartig. Nun dachte sie an ihre Familie… Das Feuer welches in jener Nacht ausbrach…

In der Nacht als das Feuer ausbrach, war sie die Letzte in der Bibliothek. Den Scheit den sie in den Kamin gelegt hatte, hatte nicht einmal glimmte als sie mit Dinah in ihr Zimmer gegangen war… Falls doch… war sie möglicherweise für den Tod ihrer Familie verantwortlich! Der Gedanke ließ sie erschauern, doch wurde sie schnell zurückgeholt als Masuku sie nun an der Schulter antippte. „Alice...? Alice..! Wir sind da!“ rief sie und begann an den Schultern der Schwarzhaarigen zu schütteln. Diese schüttelte kurz den Kopf um wieder klar zu werden als sie dann vor sich eine Stadt auf alten Schiffen sah. Auf dem Schild am Eingang stand „Fassboden“… sie waren wirklich da

Am Faßboden

Der helle feinkörnige Sand wurde immer weniger je näher man an das Eingangstor der kleinen Stadt kam. Gelbe Korallen dienten als Lichtquelle, die überall verstreut standen, aber dennoch so akkurat das es das Gesamtbild nur zauberhaft untermalte. Es schien wie in einem Märchen, als dann auch die kleinen Seepferdchen die das Riff bewohnten um die Lampen schwammen und zu der kleinen Gruppe blickten. Alice lächelte leicht als sich eines von ihnen dem Kater näherte, der es versuchte mit der Pfote zu erwischen, jedoch unter Wasser nicht an die Schnelligkeit dieser Wesen ran kam. Alice schmunzelte. Er war trotz allem ein Kater, das war klar. Langsam gingen sie durch das Tor und betraten den großen Platz inmitten von Schiffwracks, der scheinbar als Mittelpunkt des Ganzen diente. „Dieser Typ ist ja noch schlimmer von sich überzeugt das der Bube hier!“ meinte Masuku mit einer Kopfbewegung zu eben jenem als sie ein großes Abbild des Zimmermanns inmitten des Platzes erblickte. Der Bube grummelte leicht und wandte den Blick ab: „Meines ist größer“ hustete er dann und grinste Masuku dann nur an da diese seinen Satz gehört haben zu schien und ihn mit hochgezogener Augenbraue anblickte.

„Ja, ja. Der Zimmermann ist eine wahrlich bekannte Berühmtheit“ ertönte es dann von der Seite und ein blauer Fisch auf zwei Beinen… sowie einem schwarzen Anzug, Gehstock und Zylinder, der sich neben die Hutmacherin stellte. Trug er wirklich ein Monokel?? Allem Anschein nach ja und als er das Abbild betrachtete nickte er ruhig, bevor eine unangenehme leicht quietschende Stimme an das Ohr der Gruppe traf. „Ich finde er ist ein Scharlatan… Halsabschneider und Betrüger…“ kam es von einer roten Fischdame in einem schwarzen Kleid. Sie trug eine rote Halskette und einen schwarzen geschmacklosen Hut der akkurat auf ihrem großen Schädel saß, während, sie sich mit einem Fächer (unter Wasser) Luft zufächerte. „Wohl wahr meine Liebe… doch darfst du nicht vergessen was er gebracht hat“ „Theater“ entgegnete die Fischdame knapp. „Unterhaltung… Unterdrückung… mhm, wenn ich es recht betrachte ist dieser Kerl doch nur ein Halunke!“ fügte der blaue Fisch feststellend hinzu und schüttelte nun fassungslos den Kopf. „Tragische Unfälle…. Wohlstand… Allem Anschein nach ist der doch nicht so schlimm“ entgegnete die Fischdame und brachte der goldfarbenen Statue des Zimmermanns einen amüsierten und schwärmenden Blick entgegen…

Masuku sah bei diesem Gespräch genau wie die anderen von einem Fisch zum nächsten und wieder zurück… „Haben die beiden gerade durch die Worte des anderen jeweils ihre Meinung von einem extrem ins andere gewechselt?“ fragte der Herzbube nun nach und sah nur von Alice und Masuku ein gleichermaßen verwundertes Nicken. „Okay gut dann kam das nicht nur mir so vor“ erklärte er und deutete dann weiter nach vorne auf ein Schild auf dem groß „Wasserhof-Theater“ stand. Die vier teilweise unfreiwilligen Gefährten folgten dem ausgeschilderten Weg eine Zeit lang bevor sie vor einer großen roten gestachelten Qualle standen, die sich auf und ab bewegte und den Weg versperrte… „Wir sollten einen anderen Weg suchen… „ seufzte Masuku und Alice deutete dann auf einige weiße Quallen welche sanft im Wasser trieben. „Vielleicht könnte man auf denen stehen, dann könnte man von Qualle zu Qualle springen“ schlug sie knapp vor und Masuku nahm bereits Anlauf um auf die helle Qualle zu springen und als sie auf ihr landete, gab es ein lustiges „Boing“ – Geräusch. Noch sichtlich am Leben winkte sie hüpfend die anderen zu sich und dann in Richtung des Theaters. „Springt auf den Quallen bis zum Eingang!“ rief sie noch bevor sie auch schon weiter sprang. Alice sah ihr einen Moment nach und dann dem Buben der ihr gleich darauf folgte. Kurz wandte sie sich noch mal an den Kater der als Einziger noch neben ihr stand. „Was verbirgt sich hinter dieser ganzen Show…?“ fragte sie und Grinser drehte leicht das Gesicht zu ihr. Seine gelben Augen zu Schlitzen verengt, blickte er sie durch einige schwarze Haarsträhnen an und brachte er ein kehliges Knurren hervor, bevor er Antwort gab. „Etwas Sündiges… jede Wette“

Alice schluckte leicht und nickte dann bevor auch sie den anderen beiden folgte und dann vor dem Eingang zum Wasserhof-Theater stand. Die anderen beiden warteten bereits dort auf sie und betrachteten das Wrack noch einen Moment von außen.

“Kunstwerk…“ kam es plötzlich wieder von der Fischdame welche rechts neben ihnen aufgetaucht war und die Hutmacherin erschreckte welche dabei zurück stolperte und gegen jemanden stieß. „Ein Wrack!“ kam es von dem Körper den sie eben angerempelt hatte und sie wich erneut einen Schritt zurück als sie den Fischmann links erblickte. „Wie kommen die hier her?!“ fragte nun Alice verwirrt und Grinser schüttelte den Kopf… „Beachtet sie nicht… Das Gespräch würde nur enden wie das Letzte“ erklärte er und schüttelte wissen den Kopf. Das war bei diesem Pärchen allem Anschein nach Gang und gebe die Extremen am laufenden Band zu wechseln, denn kurz darauf hörte man von der Fischdame was für ein herunter gekommener Schuppen das doch sei, während ihr Mann die Schönheit der Architektur bewunderte. Alice schüttelte den Kopf… wie konnte man nur so kopflos sein… Als sie sah dass die anderen weiter gingen folgte sie natürlich ins Theater. Der Saal in dem schon vom Eingangsbereich aus eine Bühne zu sehen war auf dem ein Walross schlief, war noch voller Baustellen. Weder Stühle standen noch war die Wand des Deckenlosen Saal vollendet. Inmitten von Wracks hatte man eigentlich nichts anderes erwarten können und dennoch tat sie es. Noch während die Vier sich umsahen stolzierte auf der Bühne ein rothaariger groß gewachsener Mann auf. Seine Haare standen nach oben ab und die verschlissenen Hosen die er trug waren eigentlich viel zu klein und wurden mit Hosenträgern oben gehalten. In seiner Hand steckten Nägel, sein Ohr war durch einen Bleistift gepierct und das eine Bein durch ein Stuhlbein ersetzt

“Ahhhh Alice! Welche Freude dich wieder zu sehen, meine Liebe. Welch Glückhaftigkeit allein deine Ankunft ist“ fing er an zu reden worauf Alice ihn direkt ansah. „Wirklich? Ich wusste nicht einmal…“ wollte Alice beginnen da wurde sie auch wieder unterbrochen „Egal. Meine bedeutende Show geht bald los. Es bedarf nur noch eines Zipfels deiner Hilfsbereitung“ fuhr er fort und da sprang der Zimmermann auch schon mit einem Satz von der Bühne und landete vor der kleinen Gruppe, mit einer Pose die eines schlechten Balletttänzers gleichkam. „Ich hab nicht wirklich viel Erfahrung… aber es wäre notwendig…“ wollte sie ansetzten als sie erneut unterbrochen wurde. „Wir können tauschen wenn du magst. Hab nen Schraubenzieher, fast neu. Oder einen hübschen Hammer wenn du-“ schlug er vor und bat ihr den großen Hammer an welchen er in der Hand trug. „Ein Zug vernichtet das Wunderland und ich brauche Hilfe um ihn zu stoppen oder zu zerstören“ erklärte sie nun und bemerkte den abwertenden Blick der Hutmacherin dem Zimmermann gegenüber. Er war ihr ebenso wenig geheuer wie den anderen beiden die sich das Gespräch einfach nur anhörten. „Höchst ärgerlich keine Frage“ fing der rothaarige an und wanderte von einer Seite der Bühne zur anderen und tat dabei als würde er nachdenken… „Würde sagen, dass wir uns, äh dieser Monstrosität, will sagen bei Gelegenheit zuwenden. Nun aber zur eigentlichen Wichtigkeit. Wegen einer logisterischen Vergeigung fehlen noch einige Show Requisiten“ fing er an und schien dann in Gedanken um alles ordentlich aufzählen zu können. „Das exüberante Skript gilt es abzuholen. Der Schreiber hat eine blühende Fantasie und mehrere Enden erdacht. Dann musst du die melogetöse Musik für unsere Show beschaffen und gilt es die Stars der Show einzusammeln, die so wohlschmeck- nein geschmackvollen Künstler. Los jetzt… das Gebot der Eile ist geboten“ erklärte er und sah sie dann direkt an.

„Sieht nicht so aus als wärst du bereit für die Show… Warum besorgst du dir diese Sachen nicht selbst?“ fragte Masuku nun doch bereits genervt und erlangte einen Blick des Zimmermanns welcher ihr gar nicht gefiel. „Ein Impresario hat andere Verpflichtungen, Angelegenheiten, Wichtigeres zu tun, Eulen nach Athen und so weiter und sofort. Besorgt das Skript vom Schreiber dann können wir je nachdem plaudern oder klatschen oder tratschen.“ Erklärte er worauf Masuku die Arme vor der Brust verschränkte. „Ist der Schreiber übellaunig?“ übernahm der Bube nun die Frage und der Zimmermann sah ihn kurz an bevor er sich an Alice wand. „Bei jemandem ihrer Reputitation? Die Vorstellung lässt mich erröten“ spielte er dramatisch und deutete dann in eine Richtung. „Er ist übrigens ein Oktopus. Lebt in dieser Richtung. Tschüssi!“ sagte er noch bevor er auch schon wieder an die weiteren Bauarbeiten ging. Als Alice sich umdrehte, hörte sie nur ein Knurren der Hutmacherin…

„Dieser Kerl ist doch total unfähig… Zimmermann nennt er sich, kann aber nicht mal nen Hammer von einer Handsäge unterscheiden…“ murmelte sie und der Herzbube nickte nur ehe er zu dem schnarchenden Walross auf der Bühne blickte. „Und das Vieh hat scheinbar auch noch keine Mahlzeit versäumt…“ meinte er und sah noch wie die Hutmacherin nickte. „Wohl wahr… Schweine am Trog haben mehr Würde als das da“ Alice schmunzelte… immerhin waren die beiden bei so was einer Meinung. „Wir sollten uns aufteilen… dann finden wir das Zeug schneller… Ich und Kater werden nach dem Skript sehen… vielleicht kann ich dann schon mit dem Zimmermann reden“ erklärte sie und Masuku nickte. „Gut… dann werde ich mich um diese komischen Stars kümmern die Musik würde mir nur auf das Gemüt schlagen“ gab sie vor und der Bube nickte. „Einverstanden dann beschaff ich die Melodie“ Somit war aufgeteilt wer was suchen sollte und die Wege der Vier teilten sich erneut.

Tintenschleier

Alice und der Kater machten sich nun auf den Weg zum Schreiber um das ach so wichtige Skript abzuholen. „Ich hoffe das der nicht so übellaunig ist, wie es der Zimmermann verlauten ließ… immerhin haben wir für Spiele keine Zeit haben…“ seufzte Alice und trat dann durch einen schlichten Torbogen der bereits langsam aus einander fiel… Alice blieb stehen als sie vor sich einen Oktopus erblickte und atmete dann tief durch bevor sie langsam auf ihn zu ging. Bereits als sie sich wenige Meter genähert hatte, roch es bereits stark nach Alkohol und Alice wank sich den Duft von diesem weg, sonst glaubte sie noch betrunken zu werden allein durch den Geruch der ihr um die Nase flog. Kater wank sich ebenfalls den Geruch aus der Nase ehe er wieder auf festen Boden tragt. „Hier riechts wie in einer Schnapsbrennerei… mit einem Hauch Mundgeruch und Urin“ fing Alice leicht angewidert an ehe der Achtfüßler kurz auf sie zu schwamm „Das ist der Geruch des verkannten Genies. Also… verpiss dich!“ sagte er nur und wollte dann auch schon das Weite ziehen. „Ahja.. der Zimmermann schickt uns“ erklärte der Kater doch weiter kam er nicht. „Zunächst einmal: Der Zimmermann ist ein karierter, kleinmütiger, knauseriger Klotzkopf!“ entgegnete er ihnen und schwamm wieder nahe an sie heran. Die Fahne die ihnen entgegen kam ließ Alice kurz aufhusten: „Mag schon sein, aber ich bin wegen des Skripts hier. Ich wollte-„ fing sie erneut einen Satz an und wurde wieder von dem roten Säufer unterbrochen. „Einen Scheiß willst du! Ich will einen Drink! Ich will die Verantwortlichen für das Scheitern meiner Karriere in Ketten sehen. Und gerade jetzt will ich meine Dosis ‚Versteckspiel’. Finde mich drei Mal holde Maid, Beeil dich und wir können reden!“ sagte er noch und schwamm dann auch schon davon ehe Alice noch etwas sagen konnte… Seufzend strich sie sich die Haare zurück… Na dann sollten sie mal, dachte sie sich noch bevor sie sich auch schon auf den Weg in die Richtung machte, in welche der Kopffüßler verschwunden war. Schnell hatten sie eine kleine ‚Lichtung’ gefunden welche durch das Licht, das durch die Meeresoberfläche herein fiel, zauberhaft glitzerte. Alice trat auf eine der großen Weinflaschen zu, die um sie herum standen und zerschmetterte diese mit ihrem neuen Steckenpferd. Jedoch wurde durch den Bruch nur mehr Alkohol ins Wasser gegeben, aber den Oktopus fand sie nicht. Der Kater sah sich einen Moment lang um ehe er leicht überlegte. „Er hat naturgemäß einen Vorteil beim Verstecken… aber sein Verhalten kann ihn verraten“ erklärte er und Alice sah ihn kurz verstehend an bevor sie sich schrumpfte. Als sie so klein war, sah sie in einer der Flaschen etwas schimmern und schnell wurde sie wieder groß und ging auf diese zu um sie zu zerstören worauf der Oktopus heraus schwamm. „Das ist zu leicht!“ rief er aus und schwamm wieder davon. Alice sah ihm nach und schüttelte den Kopf ehe sie nach oben blickte, wobei ihr leicht der Atem stockte. Dort war ein großer Mondfisch an die Wand genagelt und in sein Fleisch etwas eingeritzt.

“Nur eine Vorstellung

TOTENTANZ

mit den berühmten Austernschwestern“

Alice schauderte es und schnell wandte sie den Blick ab als sie plötzlich den Kater an sich vorbei schwanken sah. Er blickte nach oben und der Tintenspur des Kopffüßlers nach. „Er ist der perfekte Autor… ihm geht niemals die Tinte aus“ fing er an und Alice hob eine Augenbraue. „He Kater… Alles okay??“ fragte sie und ging langsam auf ihn zu, worauf er sich sofort zu ihr drehte und nickte. „Ja alles gut lass uns weiter“ meinte er noch und zog dann die Schwarzhaarige mit sich. Diese schien immer noch etwas irritiert, doch sagte erst einmal nichts weiter. Erst als sie erneut vor einer Menge Flaschen standen und Alice den Oktopus fand, blickte sie Kater verwirrt an. Er schaute gen Himmel und deutete auf einige herumirrende Fische, die sonst nicht weiter von Belang waren. Lallte etwas vor sich hin von wegen Bringer des Schutzes, was so an sich überhaupt keinen Sinn machte. „Kater bist du betrunken??“ fragte Alice knapp und trat an ihn heran… merkte sofort die Fahne die ihr entgegen kam und hielt sich die Nase zu… „Pfui du riechst wie der Säufer!“ meinte sie nur und schüttelte den Kopf. „Besser wir gehen schnell weiter“ sagte sie noch und machte sich dann weiter auf die letzte Suche des Fisches welcher wieder eine leichte Spur seiner Tinte hinter sich her gezogen hatte. Schnell hatte stand sie vor einem Tor durch welches man eine Art Bibliothek sehen konnte und als sie sich umsah erkannte sie seine Umrisse bereits wieder in einer der Weinflaschen. „Das nenn ich ein gutes Spiel. Du hast gewonnen. Triff mich in der Bibliothek, ich pflege mein Wort zu halten“ kam es von dem Roten als er aus der Flasche schwamm die Alice zerstörte und kurz sah sie ihm nach bevor sie ihm dann folgte. Als sie auf die Regale sah, erblickte sie Grinser der auf dem Rücken lag und allem Anschein nach Seiten eines gut 600 Seiten dicken Buches zu zählen versuchte.

Sie schüttelte den Kopf… der war nicht betrunken sondern auf irgendwelchen anderen Sachen… oder vertrug wirklich einfach gar nichts!

„Der Zimmermann hat eine Revue über die Sterblichkeit in Auftrag gegeben. Pfeift auf Kunst und guten Geschmack. Er will nichts als Heiterkeit, Albernheit und gezügelte Ausschweifungen. Das Walross hat seinen großen Auftritt als Tod! Stell dir das vor! Ich werde das Skript zum Theater bringen. Geh du wohin du willst.“ Fing er an und deutete dann auf einen weiteren Ausgang. Alice sah kurz zu diesem und nickte, bevor sie sich an Kater wand. „Grinser komm runter… Wir wollen weiter… Du kannst nicht hier bleiben“ sagte sie und fügte in Gedanken hinzu dass man diesen nun erst einmal nüchtern kriegen sollte, bevor sie sich an eine neue Aufgabe setzten. Der Kater immer noch lallend fiel von dem Regal auf die große Schreibmaschine des Schreibers und warf diese zu Boden. Der Oktopus knurrte laut und hob gleich darauf vier seiner Arme in die Höhe und jagte die beiden mit allen möglichen Flüchen aus der Bibliothek, Was Alice nur recht war, denn der Geruch war unerträglich, ebenso wie das Verhalten des Katers.

Chorallenchoral

Der Bube sah den anderen beiden Gruppen noch einmal nach und atmete dann tief durch bevor er durch ein großes Fischmaul ging welches sich als Durchgang zu einem anderen Ort erwies. Warum er genau diesen Mist tat, wusste er nicht immerhin wollte er weder dem Kater noch Alice irgendwie helfen… Er war einfach hinein geraten. Der Herzbube betrat einen großen Hof und verzerrte sofort das Gesicht „Falsch… ganz falsch“ hörte er jemanden trällern und der Bube nickte nur knapp. „Ja auf jeden Fall falsch…“ meinte er und hörte nur die nächsten Worte. „Hätte ich Ohren… würden sie schmerzen“ jaulte er und Bube schüttelte den Kopf ehe er schon weiter ging und den großen Glasfisch vor sich betrachtete. „Du kannst wirklich froh sein keine zu haben. Meine tun von deinem Gerede schon weh. Du klingst nicht sehr musikalisch…“ fing er an und verdrehte die Augen und hob eine Augenbraue als der Fisch der aussah wie eine übergroße Glasflasche mit Augen wieder anfing zu jaulen. „Nicht mein Fehler. Ich kann meine Töne nicht hören. Die Pfeifen sind verstopft!“ meinte er knapp wobei der Bube kurz zu den Pfeifen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das kann ich sehen… Wieso tust du nichts dagegen?“ „Um meine Stimmbänder zu gefährden? Du könntest es für mich tun“ heulte er und Bube ballte die Hände zu Fäusten. „Unverschämt… Hier hat jeder eine Ausrede für seine Faulheit!“ knurrte er und wandte sich dann zu einer der Pfeifen um unter der ein kleiner Eingang war, in den er rein ging und sich umsah. Weiter vorne erkannte er ein Instrument. Von seinem Standpunkt aus sah es aus wie eine Paukenansammlugn die von einer schwarzen klebrigen Masse umhüllt wurde. „Kein Wunder das der nichts hört…“ grummelte er und sprang dann darauf zu. Jedoch bekam er die zähflüssige Masse nicht weg… Er überlegte einen Moment als er hörte wie hinter ihm sich etwas aufbäumte und er dem Angriff gerade noch ausweichen konnte. Ein paar kleiner Verfälle griffen ihn an und ein zaghaftes Grinsen zeigte sich auf den Lippen der Herzbuben welcher voller Vorfreude sein Katana zog und dann auch schon den Verfall angriff und ihm mit wenigen Schlägen das Gesicht von dem Gesicht schnitt. Als dem letzten Verfall das Gesicht entgleiste, steckte der Schwertkämpfer sein Katana wieder in die schwarze Scheide welche er mit einem Lederriemen an der Hüfte befestigt hatte und trat an die Trommeln heran. Die klebrige Flüssigkeit schien fest geworden zu sein und schon an manchen Stellen zu bröckeln. Verstehend trat er dagegen sodass es nun gänzlich zerbrach und die Krakenarme wieder anfingen auf den Trommeln und Pauken zu spielen. Ein Blick nach rechts und die Töne wurden durch ein Rohr zu dem Fisch geleitet. Der Bube folgte ihnen als er den Fisch hörte. „Gut für den Anfang aber ordentliche Arbeit erfordert deutlich mehr Einsatz. Ich bin sicher du willst ordentlich arbeiten“ Der Bube ballte die Hände, dieser eingebildete Fisch hielt sich wohl für was Besonderes… Doch sagte er erstmal nichts sondern ging in den nächsten Raum an dessen Ende die Blasinstrumente standen, wieder waren sie durch klebrige Masse überzogen und er erblickte bereits seine Gegner, für die er sein Schwert zog und ins Getümmel sprang.

„Schon und gut aber meine Stimmgewalt braucht ein ganzes Orchester“ heulte der Fisch immer noch, als der Bube aus der Tür herauskam und seine Klinge wieder in die Scheide steckte. Dieser Fisch endete irgendwann als Abendmahl wenn er nicht bald die Klappe halten würde, doch konnte man sich darüber später Gedanken machen… Wobei Glas zu essen könnte möglicherweise ziemlich auf den Magen schlagen also ging er erstmal in die letzte Tür und fand am Ende des Raumes die Streichinstrumente vor… Erneut zog er seine Klinge und wartete auf die Gegner. Ein paar kleinere Verfälle, die schnell den Kopf verloren… einer von ihnen schien nach dem Verlust des Hauptes sogar ziellos nach diesem zu suchen, bevor auch er umklappte und im Boden versickerte… doch ließen sich die Streicher nicht spielen… Der Bube sah sich verwundert um und wurde plötzlich zurück geworfen. Er landete auf den Füßen rutschte jedoch noch ein paar Meter rückwärts weiter und sah dann zu dem Bedrohlichen Verfall welcher sich vor ihm aufgebäumt hatte. „Na dann komm her!“ forderte der junge Mann und das Vieh verdeckte seine drei Gesichter mit den beiden weißen Puppenarmen, während der Dritte schwarze Arm aus dem Körper des Verfalls eine Flammende Kugel heraus holte und diese nach dem Buben warf, welcher er auswich und dann zum Angriff überging. Mit Wucht schlug er auf die Arme des Verfalls ein, doch zwecklos… sie wollte einfach nicht zerschmettern. Er musste zurück weichen. Von hinten wäre es ebenso sinnlos anzugreifen… vor allem da seine Köpfe die Schwachstelle des Verfalls waren. Der Bube sah sich um… es musste doch eine Möglichkeit geben die Abwehr des Ungetüms zu zerstören als ich etwas ins Auge fiel. Weiter vorne stand eine große Kanone und schnell war er dort hin gesprintet und überprüfte sie knapp. Pulver war bereits drinnen und eine Kugel ebenfalls. Die Lunte brannte nicht und würde auch einige Sekunden brauchen um die Kugel zu feuern, als er jedoch erneut einer Feuerkugel auswich, stellte der Bube fest wie die Lunte runter brannte. Das Vieh hatte mit seinem eigenen Angriff die Lunte in Brand gesetzt. Hässlich und dämlich also, schmunzelte der Bube und fing an den Verfall zu provozieren. Immer wieder wich er aus und als der Gegner vor ihm in Rage verfiel schrie er laut auf…. BUUMMS!! Da flog die Kanonenkugel über dem Kopf des Buben hinweg und zerschmetterte die drei Köpfe des Verfalls welcher bei seinem Aufschrei die Deckung vernachlässigt hatte. Grinsend erhob der Herzbube sich wieder und betrachtete einen der Puppenköpfe welcher noch auf ihn zugerollt kam. Zufrieden nickte er und wanderte wieder zu dem Musikfisch welcher gleich wieder anfing zu meckern.

“Wir haben ein Problem“… „Das da wäre??“ fragte der Bube bereits sichtlich genervt und als der Fisch meinte er finde den Takt für die Noten nicht, grinste der Bube. „Da kann ich helfen“ entgegnete er dann knapp grinsend, knackte kurz mit den Fingerknöcheln und stellte sich vor den Fisch, griff nach einer Koralle die er als Orchesterstab handhaben konnte und begann dem Fisch seine Melodie einzutrichtern.

Austerngarten: freie Betten

Masuku legte genervt den Kopf in den Nacken. Das war doch unglaublich. Kaum hatte sie den Platz von unredlichem Abschaum befreit musste die Arme bemerken, dass die Austernschwestern, die ja so angeblich wichtigen Stars der Show, alle noch am Schlafen waren… Knurrend setzte die Hutmacherin den vierten Bombenhasen auf das Bett der Schwestern und ließ nun alle gleichzeitig in die Luft gehen. Nichts… Rein Gar nichts!! „Wacht endlich auf!! Wenn ich die Teekanone raushole seid ihr für nichts mehr außer Suppe gut!“ rief sie genervt und ließ sich auf den sandigen Boden fallen. Die Hutmacherin überlegte… Boben? … funktionierten nicht. Teekanone? Nein lieber nicht… Sie aus dem Bett werfen? … Wohl auch nicht. Seufzend ließ sie sich auf den Rücken fallen und schloss einen Moment die Augen. Unmöglich! Wie sollte sie die bloß wach bekommen? Immer noch überlegend bemerkte die junge Frau nicht wie sich etwas an sie heran schlich… erst als sie ein unfreundliches Knackern hinter sich hörte öffnete sie die Augen. „Mhm…?“ fragte sie ruhig und hob den Blick um in das Rohr einer großen Kanone zu blicken die auf sie gerichtet war. Mit einem Satz stand die Hellhaarige einige Meter weiter weg und blickte die große Krabbe vor sich an. Kanonenkrabben waren in der Regel Einzelgänger und ziemlich mies gelaunt, zur Hälfte stimmte das auch bei dieser hier. Mies gelaunt war sie, ebenso wie die beiden anderen die sich der Hutmacherin von zwei weiteren Seiten näherten. Masuku besah sich die drei abwechselnd und merkte wie die erste mit ihrer Schere auf die Kanone schlug und diese zündete. Schnell sprang die Hellhaarige nach oben als die Kugel auf sie zugeflogen kam, sodass diese unter ihr hindurch und auf eine der anderen Krabben stieß und diese auf den Rücken feuerte. Masuku schmunzelte als sie wieder festen Boden unter den Füßen hatte und zückte ihre Teekanone. „Sorgen wir für Chancengleichheit!“ grinste sie nur und feuerte eine Teegranate auf die auf dem Rücken liegende Krabbe die sofort gekocht ihre Beine nach innen krümmte und deren Kanone sich vom restlichen Körper löste. Grinsend blickte sie zu den anderen Beiden. Beide hatten sie im Auge und schnell musste eine Ablenkung her, weshalb sie ein Häschen hervor holte und vor die beiden Krabben warf welche sofort von eben diesem angetan waren. Schnell hatte die Hutmacherin die Position gewechselt und schoss zwei weitere Teegranaten auf eines der Krustentiere weshalb nur noch eine übrig blieb die durch die Explosion der Bombe nun auch auf dem Rücken lag und sich wieder aufrichtete. „Gleichstand“ sagte sie ruhig mit einem Grinsen auf den Lippen das jedoch schwand als eine der Kanonenkugel der Krabbe ihr die Teekanone aus der Hand feuerte, sodass dieser gegen einen Felsen donnerte und in viele kleine Einzelteile zerbrach. Masuku kniete neben den Scherben nieder und hob einige in die Hand. Schlagartig hatte sich ihre Aura geändert und allem Anschein nach war auch die Wassertemperatur um 10° Grad gesunken. Ein Lächeln manifestierte sich auf den Lippen der Hutmacherin als sie den Kopf zu der Krabbe wandte. Ihre Augen zu Schlitzen verengt funkelten sie rot aus ihren Augenhöhlen der Krabbe entgegen. „Du…“ fing Masuku an und die Krabbe welche eben nur noch ihren Tod wollte, wich zurück… schien beinahe zu schlucken. „Die war von meinem Vater…“ entgegnete die Hutmacherin und stand langsam auf. Ihren Blick gesenkt und dennoch ein mörderisches Grinsen im Gesicht stürmte sie auf das Krustentier zu!

Ein leises Gähnen war zu Hören. „Was soll denn dieser Lärm?“ fragte das Austernfleisch welches nun auf zwei Beinen auf dem Bett stand. Ihre Schwestern waren ebenfalls wach geworden und hatten sich aufgerichtet. Bis auf die Älteste hatten alle braune Haare, zu viel Make-up und Netzstrümpfe sowie ein Strumpfband an und blickten nun von der Bett kannte hinunter zu Masuku. Ein Schrei des Entsetzens erhellte den Ozean, der von der Blonden und Ältesten ausging als sie auf Masuku blickte die mit einem Küchenmesser auf der noch lebenden Krabbe saß und es immer wieder mit freudigem Grinsen in deren Bauch rammte und leise etwas summte. Als die Auster von ihrem Bett herunter schwamm und die Hutmacherin an der Schulter berührte, fuhr ein Schreck durch sie hindurch. Ihre Schwestern klammerten sich aneinander als sie sahen dass die Älteste das Messer an der Kehle spürte. Diese schluckte leicht und als Masuku bemerkte wem sie da das Messer an die Kehle hielt veränderte sich schlagartig ihre Miene und sie zog das Messer zurück. „Schön dass ihr endlich wach seid! Der Zimmermann schickt mich. Die Show scheint bald loszugehen“ erklärte sie mit einem freundlichen zuvorkommenden Lächeln im Gesicht und fuhr kurz mit der Zunge über die Klinge um es grob zu reinigen. Die Austern starrten sie immer noch fassungslos an und nickten schnell bevor sie auch schon davon schwammen. Die Hutmacherin richtete sich auf und sah ihnen einen Augenblick lang nach. „Das nächste Mal macht Alice ihren Mist alleine…“ grummelte sie leise und sah noch mal zu ihrer Teekanone die immer noch in Scherben an der Wand lag. Seufzend steckte sie die Klinge weg und folgte dann dem Pfad weiter. Ob das wohl alle Austern waren… oder ob es noch welche gab die sie Wecken musste… wohl kaum. Kurz blieb sie stehen. Ihr Blick wandte sich nach rechts und sie musterte die gekochte Krabbe, riss sich kurzerhand ein Bein des Krustentieres heraus und ging dann weiter, nagte am gekochten, weichen Fleisch des Meereslebewesens.

Truhen der verlorenen Seelen

Als Alice den Friedhof betrat den sie gehen musste um wieder zum Theater zu kommen, erblickte sie auch schon den Buben als auch die Hutmacherin von anderen Eingängen herein kommen und rannte auf eben diese zu. „Habt ihr alles erledigt??“ fragte sie knapp und sah noch wie der Bube sich den Umhang wieder richtete und sich räusperte. „Ja alles soweit es eben ging erledigt“ erklärte er und sah zur Hutmacherin die grade das Krabbenbein hinter sich warf und kurz aufstoßen musste. „Verzeiht“ bat sie und nickte dann auf die Frage der Schwarzhaarigen. Diese nickte knapp und deutete dann auf ein großes Gittertor welches von weitem bereits aussah als wäre ein Totenkopf darauf abgebildet. Die Steinbrücke dahinter würde sie direkt zum Theater bringen. Kurz nickten die anderen beiden und folgten der Schwarzhaarigen zu eben dieser Brücke. Der Bube blickte kurz zur Hutmacherin und hob eine Augenbraue. Was war denn nur los. Sie sah so deprimiert aus. Ließ den Kopf hängen. Als wäre was Furchtbares passiert… Der Bube trat einen Schritt an sie heran, stupste sie an der Schulter an. „Was ist los mein wunderschöner Darjeeling? Es wirkt als seiest du am Boden zerstört?“ fragte er hochgestochen und spürte einen Wimpernschlag später das Küchenmesser ebenfalls an seiner Kehle. Ihr Blick war ernst und dennoch so betrübt das sie es nicht einmal vollbringen konnte das Messer durch sein Fleisch gleiten zu lassen. Stattdessen senkte sie die Klinge wieder und schwieg. Kein Wort verließ ihre Lippen. Doch bevor der Bube nach haken konnte, sah er ebenso wie Alice den Zimmermann auf dem Rücken des Walrosses die Brücke zerstören über die sie eben noch hinüber wollten. „Mein Gott! Du bist kein Impresario sondern ein Mörder! Der Kopf eines kriminellen Unternehmens“ rief Alice fassungslos aus und sah den Zimmermann ernst an. „Dies ist keine Entweder/Oder- Welt, Alice“ erklärte der Rothaarige vor ihnen und Alice verschränkte die Arme vor der Brust. „Und ich habe dir gehorcht!“ „Du hast ein paar Botengänge erledigt! Drecksarbeit! Wahnsinn… Die Show wird die Massen amütisieren“ fing er an und hörte nur den Buben murmeln. „Amüsieren… das heißt amüsieren…“ „Das ist nicht von Belang. Schade dass ihr sie euch nicht ansehen könnt. Ihr müsst euch um diese Matrosen kümmern… Eure Zeit ist gekommen!“ entgegnete er und plötzlich schüttelte sich das Walross. „Zeit? Zeit? Die Zeit ist gekommen um über Schiffe zu reden… und, und das Gemüse… und, und Schweine die fliegen können!“ Ruhe jetzt Walross! Du jammerst schon wieder über zu viel Sand am Strand. Dein Gerede verspeis ich zum Frühstück!“ knurrte der Zimmermann und Alice schüttelte nur den Kopf. „Schäm dich Zimmermann. Du hast es versprochen“ „Ich hatte keine Wahl… Man kann nicht nimmer wie man gerne möchte. Ich dachte das wüsstest du mittlerweile!“ sagte er noch beinahe betrübt und gab seinem Walross einen Stoß worauf dieses Kehrt machte und weg schwamm. „Elender Kerl…“ knurrte der Bube und sah dann hinter sich zu einem der Grabsteine als er dort ein Geräusch vernahm. Aus dem Grab entstieg ein Geist… ein verstorbener Seefahrer… Wahrscheinlich ertrunken… „Freund oder Feind?“ kam es leise von dem Geist vor ihnen „Bitte helft mir meinen Schwur zu erfüllen. Ich brauche meine Männer! Sie mögen vielleicht zu Anfang feindselig sein, doch ihre wahren Seelen sind gefangen“ erklärte er und der Herzbube trat nach vorne, blickte den Seemann direkt an. „Wollen sie ihren Frieden?“ „Sie wissen selbst nicht was sie wollen. Was auf die Lebenden zutrifft, gilt meist auch für die Toten“ seufzte er und der Bube nickte. Dieser Aussage konnte man nur zustimmen und er drehte sich zu den anderen um. „Wir haben wohl keine Wahl. Helfen wir ihnen“ meinte er knapp und Alice nickte. Das war wohl der einzige Weg, denn sie grade beschreiten konnten. Als sich vor ihnen erneut ein Tor auftat, seufzte Alice noch einmal knapp und ging dann hindurch, doch zurück ging es nicht mehr, denn es schloss sich direkt wieder hinter ihnen. Ein Knurren ertönte vom Herzbuben als sich vor ihnen die Geister dreier Seemänner aufbäumten. Ein musternder Blick und er zog sein Schwert, blickte zu Alice die es ihm gleich tat und dann zur Hutmacherin die nach oben blickte. Der Bube sah verwirrt nach oben und erblickte dort drei Schildkröten… zumindest deren Bauch. Also nichts Erwähnenswertes. Schnell wich er dem Schlag des Seemannes aus der auf ihn zu gestürmt kam und parierte den zweiten Angriff. Dass die Hutmacherin nur auswich und dann einen Weg in die Höhe suchte, hatte er auch schon bemerkt. Was hatte sie nur vor? Wahnsinnig geworden? Nein… immerhin war sie das schon. Aus dem Augenwinkel sah er wie sie auf eine der Schildkröten sprang. Nun erkannte auch er sowie Alice dass es keine Tiere sondern Schildkrötentruhen waren. Die Hutmacherin zückte ein Wurfmesser und stocherte in dem Schlüsselloch eine Truhe herum bis diese aufsprang und die Hutmacherin abwarf. Schnell hatte der Bube reagiert und fing die Hellhaarige noch im Fall auf und setzte sie sanft ab, während er den nächsten Schlag parierte. Aus der Truhe strömte eine weiße Nebelgestalt welche sich sofort in einen der Seemänner verflüchtigte und im Erdboden verschwand. Alice sah dem Seemann nach und blickte dann zu den anderen Truhen. „Masuku mach die anderen beiden auf. Wir geben dir Rückendeckung!“ rief sie und nach einem knappen Nicken, sprang die Hutmacherin wieder vom Buben weg n die Höhe und auf die nächste Truhe, die sie versuchte zu öffnen. Vor ihr tauchte ein Seemann auf, welcher jedoch schnell auswich als ihn die Pfeffersalve von Alice abbekam. Somit war die zweite Truhe offen und ein weiterer Seemann war nun bei seinem Geist. Der Dritte wollte nicht ganz wie die anderen denn als Masuku versuchte seine Truhe zu öffnen wurde sie von ihm herunter gestoßen und beinahe auf den Boden gespießt, hätte der Herzbube sie nicht rechtzeitig weg gezogen und bereits den nächsten Angriff geblockt. Alice hatte als Masuku noch am Fall war, bereits deren Platz auf der Truhe eingenommen und öffnete diese schnell, sodass auch die Dritte Seele befreit wurde. Als sie frei war sprang Alice wieder zu Boden und die Seemänner verneigten sich dankbar und öffneten ein neues Tor welcher sie wieder zum Fassboden führen sollte.

Rückkehr zum Fassboden

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

3. Orientalischer Hain - 22. Threadneedle Street

Alice richtete sich langsam auf. Sie spürte Holz unter ihren Fingern als sie die Augen aufschlug und dann Nanny vor sich erblickte. Ein angewiderter Blick trat aus ihrem Gesicht als die den Geschmack in ihrem Mund wahrnahm. „Das Blut in meinem Mund schmeckt… gallig. Wo ist der Kerl der mich geschlagen hat Nanny??“ fragte sie nun und sah die Braunhaarige Frau vor sich mit großen Augen an. „Bewusstlos, aber leider noch am Leben… Da ist ein junger Mann hereingestürmt und hat auf ihn eingeschlagen…“ erklärte sie und Alice sah sie fragend an. „Was wollte er?“ „Was sie alle wollen; Geld für nichts! Was hast du dir dabei gedacht dich einzumischen?? Hättest drauf gehen können!“ “Nanny ich bin völlig durcheinander… Ich muss wissen was diese furchtbaren Visionen bedeuten…“ seufzte Alice nur und Nanny schüttelte wissend den Kopf. „Es geht um das Feuer… so wie immer. Du musst weiter leben Alice, so wie ich. Und als ich dich besuchte, du erinnerst dich? Radcliffe hat mich bezahlt dafür…“ erklärte sie leise und beinahe bedrückt so etwas getan zu haben und beteuerte dies auch gleich. „Eine allein stehende Frau muss manchmal Dinge tun, zu denen sie keine Lust hat“ „Pris meinte du würdest schwere Zeiten durchmachen… außerdem sagte sie du hättest mein Kaninchen. Bitte Nanny erzähl mir von…“ „Von dem verfluchten Feuer? Sieh mal Alice, ich kann dir nichts geben was ich nicht habe… Mr. Radcliffe hat den Untersuchungsbericht geschrieben, geh zu ihm. Er hat auch dein verfluchtes Kaninchen, erinnere dich!“ sagte die etwas voluminöse Frau vor Alice und sie konnte nur nicken. „In Ordnung… aber Mr. Radcliffe ist nutzlos!“ „Als wüsst ich das nicht“ entgegnete die Frau noch ruhig und stieg dann von dem Wagen als dieser anhielt.

Alice tat es ihr gleich und betrachtete den Bezirk den sie nun betreten hatte. Er sah aus wie der Rest von London… herunter gekommen, modrig und beinahe tot. Sie kannte diese Gegend gut und bis auf ein paar Chinesische Zeichen die die Wände und Banner mancher Läden zierten gab es hier nichts. Sie wusste wohin sie musste und folgte nun der Straße hoch zur Kanzlei von Radcliffe. Das große graue Gebäude war mit einem hohen Eisenzaun umgeben an dem das Schild „Wilton J. Radcliffe Anwalt“ stand. Nicht sonderlich einladend… aber Radcliffe mochte seine Klienten nicht, daher machte es wohl weniger etwas. Alice trat durch die Gittertür und klopfte an die Haustür, worauf aus dem Lautsprecher eine fragende Stimme halte. „Ja wer ist da?“ „Alice Liddell, Mr. Radcliffe“ entgegnete die Schwarzhaarige und hörte nur ein leises Seufzen. „Ach du bist es. Komm besser hoch. Vorsicht Türöffner“ antwortete die männliche tiefe Stimme durch den Sprecher und öffnete bereits die Tür durch die Alice dann trat und hinter sich wieder schloss.

Das Haus sah von innen viel freundlicher aus als von Außen… wenn man damit etwas anfangen konnte. Es war in einem asiatischen Stil gehalten. Chinesische Vasen und Tapeten zierten die Flure und als sie die Treppe hinauf ging, sah sie aus dem Augenwinkel an der Wand zwei Katanas, also zwei Schwerter der japanischen Krieger hängen. Schön anzusehen doch mehr auch nicht. Kämpfen würde damit sicher keiner mehr, nur ausstellen. Ihr Weg führte sie die Treppen nach oben in Radcliffes Büro. An den Wänden hingen Fächer und in einer der Ecken stand eine alte Samurairüstung in einer Vitrine, gut verstaut und frei von jeglichem Staubkorn. Alice trat auf den Anwalt zu und deutete dann auf das Häschen welches auf dem Schreibtisch des Mannes stand. Der etwas rundliche Kerl im gelben Pyjama mit Bommelmütze erhob sich von seinem Papierkram und griff nach dem Hasen. „Hast wohl deine Manieren vergessen? Was als nächstes? Du hast es in Rutledge zurück gelassen, das hatten wir doch schon.“ Alice schüttelte den Kopf. Als er jedoch anfing wieder zu erzählen was sie schon tausendmal gehört hatte. Es sei ein ‚Unglücksfall’ gewesen… die Katze hätte die Lampe umgestoßen und ihre Eltern wurden zusammen mit ihrer Schwester von den Flammen eingeschlossen, starb im Bett. Das konnte nicht sein! Nein ihre Katze war nicht die Ursache für das Feuer! Niemals! Als der Anwalt vor ihr sich die Brille zurecht schob und nun behauptete dass sie möglicherweise eine größere Rolle bei diesem Drama spielen könnte, formte Alice ihre Hände zu Fäusten, bevor langsam wieder alles verschwamm.

„Hab ich ihm den Kopf abgerissen? Ich wollte es“ fing Alice an und hielt sich den Kopf. Blinzelnd sah sie sich um. Der Boden war schwarz von Ruß und die ganzen Farben im Zimmer waren verschwunden. Der Raum war leer bis auf einen maroden Schreibtisch welcher einsam im Raum stand. Sie sah sich um. War das denn möglich? Vielleicht war es ihr Schicksal hier zu sterben… „Ist es verrückt für bessere Halluzinationen zu beten?“ fragte sie sich nun selber und seufzte. Sie war sich sicher, dass der Rest ihres Gehirns sicher explodieren würde. Alice stand auf und atmete noch einmal tief durch bevor sie wieder aus dem ausgebrannten Haus in den Hinterhof ging.

23. Tal der Verdammung

Schnee lag auf dem Boden des Hofes den Alice grade betreten hatte. Es schien alles wie ein Traum… ein unscheinbarer… böser Traum. Sie legte ihre Hände an ihre Oberarme und ging die Straße weiter… langsam veränderte sich das Bild der Straße. Der Schnee verschwand und große Löcher rissen den Boden auf aus denen Verfall und Glut quoll. Große Pilze wuchsen an den Ecken der Straßen aus dem Pflastersteinboden, welcher sonst immer so stabil gewesen war. Als vor ihr dann der Boden gänzlich wegbrach, erkannte sie das Wunderland vor sich. Nun zerfiel es vollends. Nichts war mehr fest in dem Bild verankert und nichts schien mehr einen Platz in dieser Welt zu haben. Diese Welt war ruiniert… Alice sah sich um. Es war grausam und es schmerzte tief in ihrem Körper als sie den Zerfall ihres geliebten Landes sah… Was sollte sie nur tun? Wie sollte sie das Ganze aufhalten. Alice senkte den Kopf, schloss die Augen, trauerte einen Moment, als sie jemanden ihren Namen rufen hörte. „Alice!“ hörte sie und hob den Blick, sah sich suchend um und erblickte im Nebel vor ihr eine Gestalt… Sie verengte die Augen, versuchte die Schemen zu deuten und als ihr klar wurde wer dort stand lief sie auf ihn zu, unglaublich froh den verflixten Kater zu sehen. Das Grinsen auf seinem Gesicht beruhigte die junge Frau ungemein als sie endlich vor ihm stand, doch war dieses Grinsen so gut wie immer da, weshalb die Schwarzhaarige direkt ein anderes Thema ansprach. „Dieser verfluchte Verfall. Er zerstört das ganze Wunderland!“ meinte sie mit einem bedrückten und besorgten Unterton in der Stimme, doch anstatt auf Trost zu hoffen stieß ihr die Aussage des Katers gewaltig in die Magengrube. „Suchst du Zuflucht vor der bösen Welt? Vielleicht sehen die Dinge nur so aus als wären sie die Hölle.“ Entgegnete er nur ruhig und kratzte sich kurz am Hinterkopf, sah sich den Himmel der Zerstörung einen Moment lang an. „Du bist ein schlechter Lügner und ich bin nicht so dumm… aber eine weniger zerstörerische Welt wäre begrüßenswert gewesen“ antwortete die Schwarzhaarige und verschränkte die Arme nun vor der Brust. Sie hätte sich nicht so über sein Erscheinen freuen sollen… Dieses komplette Desaster ist dein Werk. Und es kommt noch schlimmer. Dein Zug folgt einem höllischen Fahrplan. Tu etwas! Zeit wartet nicht und die Veränderung hat bereits eingesetzt…!“ „Dieser Zug versetzt mich in Angst und Schrecken, Kater. Gibt es wirklich so wenig Hoffnung..?“ fragte Alice leise, rieb sich die Oberarme, weil sie von einer Gänsehaut überzogen wurden. „Noch viel weniger…“ fing der Kater an und sah Alice dann direkt an, ehe er wieder zu schweben anfing, wobei sein Katzenschwanz spielerisch hin und her baumelte. „Und wenn die Angst dich lähmt, sind wir alle verloren“ fügte er noch hinzu und verschwand dann langsam bevor auch sein Grinsen sich in Rauch auflöste. Sie sah sich um… wohin sollte sie nun gehen? Gedanken kreisten in ihrem Kopf umher als sie erneut bekannte Stimmen hörte… Irgendwie hatte sie diese Streiterei vermisst… Je mehr sie allerdings davon hörte, desto klarer wurde ihr dass dies nicht der Fall war. „Könntest du aufhören mich zu verfolgen!!“ knurrte die Hutmacherin als sie auf das Plateau zu Alice sprang, gefolgt von dem Herzbuben, der ihr immer noch nachlief, wie ein Hund dem Ball. Alice schüttelte den Kopf und sah die beiden direkt an. „Anstatt euch zu streiten könntet ihr mir helfen wohin ich als nächstes gehen sollte“ bat sie nun so ruhig es eben ging und legte dabei fragend den Kopf schief als der Herzbube plötzlich stehen blieb und zu überlegen schien. „Hatte der Zimmermann nicht irgendwas von einer Raupe erzählt?“ fragte er nach und Alice schnipste kurz mit den Fingern als er Raupe erwähnte. „Natürlich! Absolem… Wieso hatte ich das vergessen“ fluchte sie leise und griff dann das Handgelenk der Hutmacherin „Los gehen wir“ meinte sie knapp und zog die Hellhaarige hinter sich her in Richtung der Lichtung auf der Absolem sonst zu Hause gewesen war.

Der Boden bebte und Alice verlor kurz das Gleichgewicht und fiel auf die Knie. Masuku zog sie auf die Beine. „Nicht stehen bleiben Alice. Verfall!“ sagte sie ernst und deutete auf den treibenden Verfall welcher vor ihnen in der Luft schwebte. „Es hat keinen Kopf… keine Schwachstelle!“ bemerkte Alice und Masuku konnte nur wissentlich den Kopf schütteln. „Doch hat er aber er verbirgt ihn die meiste Zeit“ erklärte sie noch knapp und lief dann mit der Schwarzhaarigen weiter. „Wir dürfen nicht verweilen, die Pfeile die sie schießen splittern auf und machen so sehr heftige Wunden“ fügte sie noch hinzu und hörte dann wie eben einer dieser Verfälle zwei Pfeile abschoss. Schnell wich sie aus und Alice sah sie direkt an… „Okay ich versteh dich, also weiter laufen, am besten keine gerade Linie“ meinte sie noch und lief dann los. In der Ferne konnte sie schon die Lichtung erkennen zu welcher sie gelangen wollte und wurde dann plötzlich zur Seite geworfen, blickte den Buben wütend an der sich über sie lehnte. „Wag es nicht mir zu unterstellen dir im Wege zu stehen… sonst hättest du einen Pfeil im Rücken“ knurrte er und half ihr dann auch schon wieder auf die Beine. Alice sah ihn verwundert an und schaute zu den beiden rot leuchtenden aufgeplatzten Pfeilen die im Boden steckten und schluckte leicht. Vor ihr würde er nichts hören, dachte sie sich ruhig und rannte weiter. Sie blieb stehen. Etwas stimmte nicht und sie drehte sich um. Aus dem Augenwinkel suchte sie Masuku und den Herzbuben. „Hutmacher?!“ rief sie fragend und sah dann eine Hand winken, rannte zu dem Vorsprung und blickte auf die immer weiter absackende Plattform. „Ich komme gleich nach ich muss mich um den Buben kümmern“ erklärte Masuku knapp und Alice hob eine Augenbraue. „Um ihn kümmern?“ „Ja… er hat mir oft genug aus der Klemme geholfen auch wenn ich ihm dafür nie danken würde… abgesehen davon, wenn ihn einer umbringt bin ich das! Wir kommen nach, lauft schon“ Alice sah sie an und blickte nach unten als die Hutmacherin in die Tiefe sprang. Kurz schluckte sie und nickte noch einmal für sich bevor sie weiter lief. Den weiteren Gegnern wich sie aus um größere Komplikationen vermeiden zu können, bis sie bei der Raupe war. Als sie an der Lichtung ankam, war diese nur noch eine Plattform des grün… allerdings ein äußerst schöner Anblick…sie stand vor einer kleinen Abbildung eines chinesischen Tempels von dem ein leichter Rauchschleier aufstieg. Das asiatische Flair flog durch die Luft und die Stimme der Raupe ertönte. „Lass dich vom Rauch einhüllen…“ Beinahe hätte Alice widersprochen immerhin ermahnten Eltern ihre Kinder davor zu rauchen, meist mit einer Meerschaumpfeife im Mund, doch da merkte sie bereits wie sie langsam kleiner wurde.

24. Verbrannte Erde

Kurz sah sich die Schwarzhaarige um und staunte nicht schlecht als sie die Umgebung richtig wahrnahm. Der Himmel überzog sich mit chinesischen Zeichen in schwarz und Rottönen, um den Berg an dessen Fuße sie stand, war Wasser und die Luft roch nach Tee. Alice fühlte sich schlagartig wohler. Als sie bemerkte dass sie nun einen blauen Kimono trug lächelte sie zaghaft. Auch schmunzelte sie den Kater an der vor ihr auftauchte. Er trug einen schwarzen Kimono mit roten Mustern. Es war an sich wirklich schön anzusehen und ein tiefes Seufzen vernahm sie jedoch von ihm als er an sich herunter sah. „So schlecht sieht es nicht aus“ meinte sie beruhigend und sah dann den Berg nach oben. „Dort müssen wir hoch?“ fragte sie nun und der Kater nickte leicht. „Wir müssen jedoch durch einige kleine Dörfer“ erklärte er noch und Alice nickte. Damit hatte sie weniger Probleme… solang es keine Komplikationen geben würde. Einen Augenblick überlegte sie bevor sie in den Himmel sah. „Sollten wir noch auf die anderen warten??“ fragte sie sich eher selber, da sie selber eigentlich keine Zeit hatte. Kurzerhand schüttelte sie den Kopf. Nein sie konnten nicht noch mehr Zeit verlieren. Hoffentlich würde die Raupe helfen können und mit diesem Gedanken setzte Alice ihre Reise fort. Ihr Weg führte sie auf einen kleinen Pfad nach oben. Um sie herum blühten alle möglichen Arten von Blumen, und der Bambus stand hoch in den Himmel, zierte den Wegrand. Alice lächelte… konnte das Wunderland nicht genauso friedlich liegen? Nun stockte sie! So viel zur Ruhe die angeblich herrschte. Ihr Blick fiel auf ein zerstörtes Dorf. Die Einwohner… „Wer war das? Wer sollte den Leuten hier so was antun?“ fragte Alice entsetzt und sah sich weiter aus dem Blickwinkel um. „Die Origami - Ameisen wurden überfallen… wer nicht kämpft hat bereits verloren“ seufzte der Kater tief und schüttelte nur den Kopf. Alice strich sich die Haare zurück. Sie mussten schnell zur Raupe… eine andere Wahl blieb ihnen nicht und Alice zog das Tempo an… sie wollte nicht hier sein! Das wohlige Gefühl was sie vorher übermannt hatte, war verschwunden… verständlich bei diesem Anblick. Als sie um die Ecke bog rammte sie einen weichen Körper der ebenfalls nachgab und Alice blickte auf. „Hutmacherin?!“ stellte sie fragend fest und Masuku hielt sich kurz den Kopf nach dem sie durch den Aufprall auf dem Boden gelandet war. „Ja wer sollte es sonst sein??“ fragte sie ernst und Alice schüttelte den Kopf. „Ich meine, wie kommst du her? Du warst doch hinter uns… dem Buben nach gesprungen!“ sagte sie ernst und sah die junge Frau vor sich direkt an. Wie war das möglich. „Ah das… war gar nicht so schwer euch ein zu holen“ erklärte sie und sah dann Alice direkt an. „Du siehst ziemlich fertig aus… außerdem geht bereits die Sonne unter… und auch wenn dies immer noch Wunderland ist, sollten wir nach Sonnenuntergang nicht den Berg hinauf klettern, das wäre glatter Selbstmord!“ meinte sie ernst und sah dann wie Alice den Kater mit finsteren Blick ansah. Dieser verschwand als er den Blick der Schwarzhaarigen wahrnahm und Alice seufzte tief ehe sie Masuku ansah. „Haben wir diese Zeit denn?“ „Wir nehmen sie uns“ meinte die Hellhaarige lächelnd und ging dann wieder in eine Richtung davon, worauf Alice ihr nur folgte und wenig später bei einem Lagerfeuer aufschlug wo bereits der Bube saß. Alice hätte ihn wahrscheinlich erst einmal angeschrieen er solle sich etwas anziehen, denn sein Oberkörper schien frei zu sein, doch da bemerkte sie die Bandage die er um die Brust trug. Er war anscheinend wirklich verletzt worden. Die Hutmacherin setzte sich ans Feuer und blickte kurz in den Teekessel der dort über dem Feuer hing. „Deswegen riecht es hier so nach Tee“ schmunzelte die Schwarzhaarige und setzte sich zu den beiden wobei sie den Herzbuben genau betrachtete.

Nach einer fälligen Mahlzeit und einem guten Tee die von der Hutmacherin zubereitet wurden ließ sich die Retterin nach hinten fallen und sah in den Himmel. „Du solltest nicht hier schlafen.“ Fing der Bube an und deutete dann auf eine der Hütten. „Du kannst dort ruhen“ fügte er hinzu und nahm dann noch einen Schluck seines Tees bevor er die Tasse abstellte. Alice setzte sich auf und blickte zu der Hütte und dann zu den anderen beiden. „Und ihr?“ „Wir werden später schlafen gehen. Hier stehen noch ein paar Hütten die nicht auseinander fallen, sobald man daran vorbei läuft. Also haben wir noch genug Möglichkeiten“ lächelte die Hutmacherin und Alice nickte zögerlich. Sie hatten wohl recht… etwas Schlaf würde ihnen allen gut tun. Alice stand auf und streckte sich noch einmal bevor sie in eine der Hütten ging und sich auf das weiche Stroh legte welches den Boden bedeckte. Schnell hatte sie es sich bequem gemacht und starrte an die Decke während draußen noch die letzten Grillen zirpten. Einen Augenblick schloss sie die Augen bevor sie von draußen erneut Stimmen hörte… Es war der Herzbube der das Wort ergriff.

“Du hast vorhin meinen Namen genannt… Das erste Mal!“ meinte er leise und merkte wie die Hutmacherin zusammen zuckte. Jetzt fiel es ihr auch auf. „Bilde dir ja nichts darauf ein Bube!“ knurrte die Hutmacherin knapp und wandte den Blick ab, nahm einen Schluck ihres Tees. Sie hatte ihn, als sie ihm hinter her gesprungen war aus Reflex bei seinen eigentlichen Namen genannt, ohne das eigentlich so zu wollen. Doch wenn sie darüber nachdachte, bereute sie es nicht. „Wenn du uns schon nach rennst… und versuchst zu helfen, kann ich zumindest so was entgegen bringen… „ erklärte sie knapp und sah ihn dann mit ernstem Blick an. „Es sei denn ich soll nicht-„ „Doch, doch du kannst mich gerne Hato nennen! Es wäre mir eine Freude“ verkündete er ehrlich und ein freudiges Grinsen zeigte sich auf seinem Gesicht ehe er in den Himmel blickte welcher bereits dunkelblau geworden war. Ein paar Sterne zierten den Himmel, erhellten die Nacht etwas… kein Mond war zu sehen und keine Wolke. Die Nacht war kühl und dennoch angenehm, trotz der drohenden Gefahr welcher wohlmöglich hinter jeder Ecke lauern könnte.

Es vergingen Sekunden… Minuten… sicherlich ein paar Stunden, bis der Herzbube zu der Hellhaarigen blickte. Sie war weg genickt und hatte sich dabei leicht an seine Schulter gelehnt, was dem Buben ein Schmunzeln ins Gesicht zauberte. Vorsichtig hob er sie hoch und trug sie in eine der Hütten, wo er sie ablegte. „Warum muss erst die Welt untergehen, dass du mich beachtest…“ seufzte er leise und strich der Hellhaarigen noch lächelnd eine Haarsträhne aus dem Gesicht bevor er dann auch in eine der Hütten ging und sich dort zur Ruhe legte.

Alice erwachte am nächsten morgen, als sie von draußen seltsame Geräusche hörte. Gerade wollte sie nachfragen als sie eine kühle Hand auf ihrem Mund spürte und den Buben ansah der ihr deutete still zu sein. Mit einem Nicken ließ er von ihr ab und Alice blickte nach draußen. Große Insekten… Sie sahen aus wie Wespen in einer Uniform und mit Waffen. Sie trugen eine Maske… welche ihr unglaublich bekannt vorkam. Wenn sie sich nicht täuschte, hatte der Anwalt eine solche Rüstung in seinem Büro stehen gehabt. Die Wespen verschwanden nach wenigen Minuten wieder und die Gruppe trat aus den Häusern hervor. „Sie sind weit vor gedrungen… hätte ich nicht gedacht“ fing die Hutmacherin an und sah zu Alice welche sich etwas verwirrt umsah. „Wer waren die genau?“ „Samuraiwespen…“ fing der Bube angenervt an und Alice sah ihn fragend an. „Wieso klingst du so… na ja… missmutig gegenüber diesen… Samuraiwespen?“ fragte Alice ruhig und der Bube ballte die Hände zu Fäusten. „Diese.. selbst ernannten Samurai sind nichts weiter als eine Lüge. Sie sind Verwüster, Plünderer und Mörder und haben die wehrlose Lebensweise der Origami-Ameisen vollkommen zerstört. Sie haben die Philosophie der edlen ‚Bushido’ vergewaltigt und sind nichts als Experten m Töten, die ihren Namensvettern das Waffenarsenal enteignet haben: Schwert, Schild und Langbogen… Abgesehen davon beschützen sie nichts wie echte Samurai und kennen weder Loyalität noch Ehre!“ meinte er ernst, beinahe wütend und Alice sah ihn direkt an… Es schien ihn wirklich zu stören was diese Krieger taten, doch wenn er von Loyalität und Ehre sprach fragte sie sich wie er dazu stünde… als Sohn der Herzkönigin

25. Schriftrolle der glücklichen Zeiten

Masuku sah den Buben eindringlich an. Ihn schien es wirklich zu stören was die Samuraiwespen taten, wenn man überlegte, dass er sich im Moment auch nicht unbedingt ehrenvoll verhielt, aber dafür verwendete sie keine weiteren Gedanken und legte statt dessen eine Hand auf seine Schulter. „Gehen wir weiter. Je schneller wir vorankommen, desto schneller bei der Raupe und so weniger Probleme haben wir…“ meinte sie ruhig und ging dann langsam los. Der Bube sah ihr noch kurz nach und seufzte tief bevor auch er sich auf den Weg machte. Alice lief neben ihm. Immer wieder schweifte ihr Blick zu Masuku, die den Weg zu kennen schien und einen Stapel Spielkarten aus der Tasche zog und diesen betrachtete. „Dein Name ist also Hato… warum hast du dich so nicht vorgestellt?“ fragte Alice und merkte dass den Buben die Frage überraschte. „Woher…? Na ja… Ich bin schließlich nur ein Bube“ erklärte er und wollte eigentlich wieder ausschweifen, doch da standen sie vor einem Saal. Origami – Ameisen verbeugten sich immer wieder vor der Statue eines Origami – Ältesten. Und wenn sie das nicht taten dann lagen sie verletzt oder erschöpft an den Wänden des kleinen Tempels. „Ist sie die Auserwählte? Die Rettung? Die Wohltäterin!“ meinte eine der Ameisen und Alice sah sich einen Moment um als der Kater weiter vorne an einer Tür erschien. „Sie die eine einzelne Seele rettet, rettet die ganze Welt, erinnerst du dich?“ fragte er beinahe spöttisch und Alice grummelte leicht bei seinen Worten, bevor sie weiter gingen und der Kater erneut verpuffte. Ihr tat dieser Anblick immer noch unglaublich Leid. Als sie weiter gingen kamen sie in einem Raum der die schwere Steintür hinter ihnen schloss als sie ihn betreten hatten. An den Wänden hingen große steinerne Masken deren Fratzen großteils lachten und Grimassen zogen. Alice schauderte es bei diesem Anblick und als sie eine Stimme hörte blickte sie nach oben. Die ruhige, leicht verängstigte Stimme gehörte zu einer Origami – Ameise die auf einem kleinen Vorsprung stand und auf die Gruppe herunter sah. „Eure Erfolge in Kampf und Rätseln legen nahe, dass ihr den kommenden Aufgaben gewachsen seid… Nun wird eure Mentalität auf die Probe gestellt um eurer Weiterkommen zu sichern, oder eure Niederlage zu verkünden!“ sagte er und ehe die Gruppe antworten konnte merkte Alice wie die Hutmacherin umkippte und Hato sie auffing. „Was hat sie??“ fragte Alice verwirrt und hörte wieder den Ältesten. „Sie wird die Erste sein, an der es liegt sich zu beweisen“ erklärte er und erntete einen finsteren Blick des Buben.

Masuku öffnete die Augen. Ein vertrauter Anblick überkam sie. Ihre Augen weiteten sich als sie den reichlich gedeckten Tisch mit weißem Tischtuch vor sich erblickte. Das war der Teetisch ihres Vaters welcher auf der Lichtung im Wald steht. Zögerlich ging sie auf diesen zu und legte eine Hand darauf. „Endlich wieder da! Der Tee ist fast kalt!“ grummelte es sie von der Seite an und Masuku hob den Kopf sah an andere Ende des Tisches. Saß da wirklich… ihr Vater?! Ja er war es und es ging ihm gut. Er war weder tot noch abgemagert durch die Königin. Er saß da freudig wie er sonst gewesen war und trank seinen Tee. Auch als sie nach rechts und links blickte erkannte sie bekannte Gesichter. Der Siebenschläfer und der Märzhase… Sie duckte sich. Der Hase hatte schon wieder eine Teetasse nach ihr geworfen. Unfassbar, er hatte sich nicht geändert. „Wie… Wie kommt es dass ihr hier seid?“ fragte sie nun etwas verwirrt und sah die drei die da am Tisch saßen direkt an wobei ihr Vater das Wort ergriff. „Wieso sollten wir nicht hier sein? Es gibt Tee und Kuchen und eine gute Gesellschaft. Du bist die einzige die wieder mal fehlt“ fing er lachend an und zog eine erfreute Grimasse. Masuku musste schmunzeln. Lange hatte sie ihren Vater so nicht gesehen und war froh ihn wieder so verrückt wie eh und je zu betrachten. Doch etwas war seltsam… sie sah wie er in die Tiefe gestürzt war… ebenso wie Hase und Siebenschläfer sich gegen ihn gewendet hatten. Warum war nun alles wieder so „Normal“? Als ein Stuhl hinter ihr auftauchte, setzte sie sich langsam, betrachtete das ganze bunte Treiben und merkte zu spät dass ihre Hände nun am Stuhl fest gebunden waren. Masuku ruckelte an den Armlehnen, versuchte ihre Arme zu befreien als sie ihren Vater hörte. „Du bleibst hier! Gehst nicht wieder weg! Wendest dich nicht ab!“ ertönte es und die Hutmacherin sah nach vorne… was war das… diese Stimme war nicht mehr ihr Vater. Nie hätte er so etwas behauptet. Sie sah ihn direkt an. Sein rechtes Auge zuckte und die Hand die eine Tasse Tee hielt begann zu zittern. Masukus Augen weiteten sich als sie zu der so genannten Teegesellschaft blickte. Ihre Augen wuchsen, traten aus den Augenhöhlen und platzten. Blut strömte auf die weiße Tischdecke und die Hutmacherin versuchte nun heftiger sich los zu reißen. Der Hutmacher stand auf, sein Körper magerte ab, sein Blick wurde finster. Er sah sie wutentbrannt an und kletterte auf den Tisch zu ihr hinüber. „Wieso hast du mich hintergangen?“ fragte er mit ernster Stimme und Masuku schüttelte den Kopf. „Nein ich hab nicht-„ fing sie an und hörte dann ein finsteres, dumpfes Lachen durch die Luft hallen und sie sah sich um. Irgendwoher kannte sie es und als ein dunkler Schatten über ihnen hereinbrach erkannte sie die beiden Schemengestalten. „Hato? Alice?“ fragte sie zögerlich und die Gesichter der beiden nun vor ihr erschienen. Verzerrt und übermenschlich groß hüllten sie die Lichtung in Dunkelheit und blickten auf die Hutmacherin herab, wollten nach ihr greifen. „Endlich sehe ich deinen Untergang durch mich!“ dröhnte es in ihren Ohren und sie sah den Buben direkt an. „Nein… wirst du nicht… würdest du nicht…!“ meinte sie ernst, dennoch leicht panisch und erwiderte den Blick des Buben, merkte das ihre Hände sich lockerten.

Der Herzbube wanderte auf und ab, murmelte einige Sachen vor sich hin und blieb einen Moment stehen, starrte in den Himmel und lief weiter. „Sie kommt wieder“ murmelte der Älteste und der Bube blickte erst zu ihm und dann zu Masukus Körper der dort zitternd am Boden lag und nun leicht zuckte. Diese riss die Augen auf und setzte sich auf, atmete tief durch und sah sich dann um. Vor ihr standen Alice und der Herzbube und beide sahen ziemlich erleichtert aus. Sie hob kurz fragend eine Augenbraue, tatstete ihre Handgelenke ab und lächelte dann glücklich ehe sie zu dem Ältesten blickte und aufsprang. „Du alter Knacker bist du des Wahnsinns!“ knurrte sie und wollte bereits auf den alten zuspringen wurde aber von Hato fest gehalten. „Lass mich los, dem Alten reiß ich die Barthaare einzeln heraus!“ rief sie und Alice musste lachen. „Jetzt klingst du wie dein Vater“ meinte sie und schlagartig wurde Masuku ruhig… sie sah Alice verdutzt an und begann zu leicht lächeln. „Ja das tue ich wohl“ sagte sie noch leise als sich vor ihnen eine Tür auftat. „Die erste Prüfung ist bestanden“ sagte der Älteste noch und verschwand hinter einer Wand.



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