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Desires 2.0

Rak'al Tek'lah
von

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Prolog

Auszug aus „Die Anfänge Rak’al Tek’lahs – Götter und Mythen“ – Bibliothek Shreda, Jek‘tah

 

Rak’al Tek’lah, das gelobte Land der Götter, entstand vor mehr als fünftausend Jahren. Am Anbeginn der Zeit war das Land friedlich geeint und erntete den Segen der Götter, welche auf der Welt unter ihren Zöglingen wandelten.

Die Gepriesenen erfüllten unsere Welt und ihre Kinder mit der vielfältigen, wundersamen Kraft der Magie. Jedes Volk stellte unterschiedliche Auswirkungen im Umgang mit ihren neuerworbenen Kräften fest. Die Urahnen unserer heutigen Völker lebten zu dieser Zeit gemischt untereinander in Eintracht. […]

Als die Völker bemerkten, dass es Unterschiede in ihrer Art der Magie gab, begannen sie, diese zu erforschen. Schnell stellten sie fest, dass es viele Stärken, aber auch Schwächen gab, welche sich unter den vielen Arten wieder ausglichen, sodass niemand eine Übermacht hatte.

Eine lange Zeit, welche heute als „Goldene Zeit“ bezeichnet wird, herrschte Frieden. Mit ihren Kräften stärkten sie ihre Wirtschaft, indem sie den Anbau von Pflanzen und die Tierzucht zu ihren Zwecken manipulierten. Es wurden immer weitere Gebiete gefunden, in denen Magie nützlich wurde, so zum Beispiel als Licht- und Wärmequellen oder auch als Speicher für verschiedene Arten von Energie. Schnell gewöhnte man sich an den Verbrauch von Magieressourcen des Landes; es entstanden viele Geschäfte. […]

Edelmetalle, welche die Bewohner unseres heiligen Landes vorher nicht erreichen konnten, konnte man plötzlich zuhauf bergen, wodurch auch fortschrittlichere Methoden zum Abbau von Getreide, der Haltung von Vieh und im Handwerk möglich wurden. Nach Eintausend Jahren stellte man den Tausch von Naturalien ein, um fortan mit Gold, Silber und Bronze für die benötigten Waren zu bezahlen, da dies einfacher zu handhaben war.

Nach über zweitausend Jahren herrschte Wohlstand, doch auch Unfriede, da einige Händler, Viehzüchter oder Bauern mehr Reichtümer besaßen als andere. Die Götter, welche bis dahin wohlwollend diese Entwicklung beobachtet und gutgeheißen hatten, sorgten sich um die Unruhe, die langsam aufzukeimen drohte. […]

Nach weiteren dreihundert Jahren, im Jahre 2313 begannen die ersten bewaffneten Auseinandersetzungen, im Jahre 2403 wurden Schlachten auch vermehrt mit magischen Zaubern ausgefochten, welche eigens für diesen Zweck von Gelehrten entwickelt und von reichen Häusern und Gruppierungen aller Rassen aufgekauft wurden. Jene Zauber verursachten große Katastrophen, wie Stürme, Erdbeben, Vulkanausbrüche sowie wahnsinnige Schmerzen, Krankheiten und große Epidemien.

Weinend versuchten die Götter ihre Kinder wieder auf den rechten Weg zu führen, doch diese überhörten die Gepriesenen und töteten einander weiter. Betrübt über ihr Geschenk, welches sich als grausamer Fluch entpuppt hatte, verließen sie das heilige Land. Dabei entzogen sie sämtliche magische Energie, welche in den Adern der Welt floss.

Dies verursachte eine fatale Reaktion, denn die geballte Energie, welche sie im Zentrum Rak’al Tek’lahs sammelten, um sie sich einzuverleiben, löste starke Erschütterungen in der Erde aus. Rak’al Tek’lah zerbrach an jenem Tag im Sommer des Jahres 2532 in fünf große Kontinente und viele umhertreibende Inseln. Die Meeresströmungen wurden aufgewühlt, sodass viele kleinere Inseln, welche sich zwischen den großen Kontinenten befanden, auf einen Punkt im ehemaligen Zentrum Rak’al Tek’lahs zutrieben und so das heutige Insel-Archipel bildeten. Andere Inseln wurden nahe an die großen Landflächen getrieben, wo sie sich nach einigen Jahrzehnten an die Strömungen rund um die Kontinente gewöhnten.

Auch die Tier- und Pflanzenwelt wurde zu großen Teilen beeinflusst, wodurch völlig neue, mit magischer Energie durchströmte Geschöpfe und Pflanzen entstanden, welche sich im Laufe der weiteren Jahrtausende ebenso eiterentwickelten. Viele tierische Geschöpfe handelten nach ihren Instinkten, doch einige Wesen, welche über unterschiedlich hohe Intelligenz verfügten, entwickelten böse Absichten und griffen die Völker an. Selbst unter den zivilisierten Völkern zeigten sich bei vielen Einwohnern körperliche und geistige Veränderungen, wodurch eine komplett neue Spezies an intelligenten Wesen entstand. Dunkle Wesen, mit rätselhaften Kräften und noch rätselhafteren Absichten.

Große Mengen an Magie verblieben unverändert in vielen Bewohnern des heiligen Landes, welche sich versprengt auf den Kontinenten und einigen Inseln befanden, dennoch war die Zahl derjenigen, welche sie anwenden konnten auf eine verschwindend geringe Anzahl gesunken, zumeist Kinder, deren Eltern sich in den Schlachten untereinander getötet hatten. […]

Es brauchte zweihundert Jahre, bis sich die verlassenen Kinder der Gepriesenen erholt hatten.

Die Rassen, welche nun zu einem großen Teil untereinander verfeindet waren, gründeten auf den neuen Kontinent ihre eigenen Siedlungen und Städte, welche über die Zeit hinweg zu großen Königreichen anwuchsen und entwickelten ihre eigenen Kulturen, Religionen und Traditionen. Großes Misstrauen herrschte unter den Völkern, Reisende wurden in fremden Städten ungern gesehen. Zahlreiche unabhängige Gruppierungen, Räuberbanden und schlimmeren kriminellen Organisationen entstanden, welche überall ihr Unwesen trieben. Es entstanden ebenso Kriegertrupps, welche sich auf die Jagd nach den monströsen Kreaturen machten, welche nach all der Zeit genauso in den Alltag gehörten, wie die Viehzucht. […]

Die Götter, welche ihr Land weinend verlassen hatten, wandelten seit jenem Tag nie wieder in unserem Land. Sie hatten sich geschworen, sich nie wieder in die Belange ihrer Kinder einzumischen, welche sich gegenseitig freiwillig töteten.

Kapitel 1

"Reika..."

Unwilliges Murren.

„Reika...!“

Wieder wand sie sich in ihrem Bett.

„Bitte wach auf!“

Seufzend schlug die junge Elfin ihre Augen auf, bemerkte jedoch, dass die Sonne noch nicht aufgegangen war. Unwillig rieb sie sich ihre müden roten Augen und schwang ihre Beine aus dem Bett, ehe sie sich vollends erhob und aufstand. Ein Blick aus dem Fenster sagte ihr, dass der Morgen noch ein wenig auf sich warten ließ, doch schlafen konnte sie wohl auch nicht mehr.

Ihren Kopf schüttelnd tapste sie leise auf den Kleiderschrank zu, holte ihre schwarze Uniform hervor und schlüpfte widerwillig hinein. Der Schnitt der Uniform war noch erträglich, aber das Kratzen auf der Haut...

Nachdem sie im großen Spiegel am Kleiderschrank ihr Aussehen überprüft, ihre silbernen, feinen Haare gekämmt und ihre Uniform zurecht gezupft hatte, verließ sie ihr kleines, aber durchaus angemessenes Zimmer, um sich vor dem Frühstück die Beine zu vertreten und ihren merkwürdigen Traum abzuschütteln.

Sie erinnerte sich nur noch undeutlich an die Einzelheiten des nächtlichen Phantasiegebildes. Lediglich die durchdringende Stimme, welche sie letztendlich geweckt hatte, verblieb mit einem bitteren Nachgeschmack in ihren Erinnerungen.

Im Gildenhaus schien noch alles ruhig zu sein, bis auf das leise Geklapper, das Reika nur am Rande aus den unteren Geschossen wahrnahm. In den Küchen herrschte schon reger Betrieb, ehe ihre Kameraden überhaupt die Augen aufschlugen.

Ein Gähnen unterdrückend lief sie durch den in Dämmerlicht getauchten, fensterlosen Korridor. Die magischen Fackeln hinterließen gruselige Schatten auf den Wänden und Türen zu anderen Zimmern. Schon bald erreichte sie die schmale Treppe, welche sowohl zwei Stockwerke weiter hoch als auch drei Stockwerke weiter nach unten zur Haupthalle und dem Ausgang führten.

Nach kurzem Überlegen entschied sich Reika für den Weg zum Ausgang. Da in der Küche schon fleißig das Frühstück vorbereitet wurde, nahm sie an, dass die Ausgangssperre bereits vorüber war und ein wenig frische Luft, so glaubte sie, täte ihr sicher gut. Der Wächter am Tor zum Außenhof wirkte, als würde er gleich im Stehen einschlafen.

„Seid gegrüßt“, sprach sie den müden Soldaten leise an, um sonst niemanden zu stören oder ungewollt auf sich aufmerksam zu machen. Der noch recht junge Mann zuckte kurz zusammen, beruhigte sich aber schnell wieder, als er Reika erkannte.

„Seid gegrüßt, Hauptmann Scythe. Was führt Euch zu so früher Stunde nach draußen?“, entgegnete er, wohl froh über die Abwechslung zur sonst eher eintönigen Nachtschicht.

„Ich will mir nur ein wenig die Beine vertreten. Schlecht geschlafen“, fügte sie mit einem leisen Zwinkern hinzu. Der junge Mann lächelte und öffnete ihr einen Flügel des großen, eisernen Tors.

„Meine Schicht ist gleich vorbei, aber ich werde meinem Kameraden von Eurer Abwesenheit unterrichten.“

„Vielen Dank. Ruht Euch gut aus, Drenur.“

Das Lächeln des Soldaten wurde breiter. „Habt Dank. Das werde ich ganz sicher.“

Lächelnd trat Reika durch die halb geöffnete Flügeltür hinaus auf den Außenhof. Nahezu sofort blies ihr ein wohltuender, kühler Wind um ihr bleiches Gesicht. Für den Sommer war es noch recht mild.

Am Rande nahm sie das dumpfe Knarren des sich schließenden Tors wahr, während sie sich kurz streckte, die klare Luft einsog und dann gemächlich zu den östlich gelegenen Blumenbeeten am inneren Rand der hohen Mauer spazierte, welche das Gelände der Gilde umfasste. Unzählige kleine Tautropfen bildeten in den Blüten und Blättern der vielfältigen Blumen einen Teppich, welcher in dem noch übrigen Mondlicht leicht glitzerte. Der Geruch feuchter Erde, duftender Blumen, begleitet von den eher unangenehmen Gerüchen der Stallungen am westlichen Ende des Hofs, spülten Reikas Sinne und so langsam regte sich ihr Geist. Sie warf einen Blick auf das Gildenhaus, dem Zentrum des Geländes, welches prächtig anzuschauen war, auch wenn es im Winter durchaus durch alle Ritzen zog.

Irgendwann mussten sie mal einen Umzug in ein besser geeignetes Gebäude in Betracht ziehen - Pracht und Tradition hin oder her. Schließlich gab es "Zenobia" schon weitaus mehr als fünfhundert Jahre, dementsprechend alt war auch das Gebäude, wenn es auch schon so manches mal von Grund auf restauriert wurde.

Seufzend wandte sie sich den wenigen Bäumen zu, welche nahe den Blumenbeeten gepflanzt worden waren. Es waren einfache Laubbäume, die um diese Jahreszeit in vollem Grün standen. Sie hielt jedoch inne als sie eine dunkle Gestalt vor den Bäumen stehen sah, den Kopf Richtung Himmel erhoben. Als sie genauer hinsah, erkannte sie ihren alten Freund und zugleich Vorgesetzten, Dylan Faelson.

„Guten Morgen“, rief sie ihm entgegen, ehe sie weiter auf ihn zuging.

Dylan senkte den Kopf und sah in ihre Richtung. Im Dunkeln konnte Reika es aus dieser Entfernung nicht gut erkennen, doch schien er sie anzulächeln.

Als sie dann schlussendlich neben ihm stand, sahen sie zusammen in den Himmel.

„Guten Morgen“, erwiderte er dann mit seiner sanften Stimme.

„Was führt dich um diese Zeit nach draußen, Dylan? Müsstest du dich nicht auf die Versammlung später vorbereiten?“

Ohne sie anzusehen, antwortete er: „Dasselbe könnte ich dich fragen, Rei. Du solltest eigentlich noch träumend in deinem Bett liegen, ehe das Frühstück beginnt.“

Sie lachte. „Nun, vermutlich hast du Recht. Ich konnte nicht gut schlafen. Was ist deine Ausrede?“

Auch er lachte. „Dieselbe. Es steht einiges bevor, was mir Kopfzerbrechen bereitet. Das scheint mir den Schlaf zu rauben.“

Einige Minuten lang standen sie schweigend Seite an Seite und betrachteten die Sterne, welche nach und nach verblassten. Die Sonne würde schon sehr bald über dem Meer stehen und den Alltag „Zenobias“ einläuten.

Dylan senkte den Kopf und sah Reika nun direkt an. Sie sah ihn ebenfalls an.

„Nun denn. Genug mit dem Kopf in den Wolken gehangen. Die Pflicht ruft. Wir sehen uns später bei der Versammlung.“

„Wirst du das Frühstück wieder ausfallen lassen?“, bemerkte Reika streng.

Sein entschuldigendes Lächeln war Antwort genug.

„Übertreib es bloß nicht. Ich werde eine Magd bitten, dir Essen in dein Arbeitszimmer bringen zu lassen.“

„Vielen Dank“, war alles, was er sagte, ehe er zurück ins Gildenhaus ging.

Als sie ihm nachsah, bemerkte sie seine gebeugte Haltung. Besorgte Seufzer entfuhren ihr.

In der großen Halle suchte sie eine Magd, welche gerade nicht allzu beschäftigt schien und wies sie an, ein großes Tablett mit reichlich Nahrung in Dylans Arbeitszimmer zu bringen. Die junge Magd nickte und ging eilig davon. Für sein Frühstück war also gesorgt. Nun suchte sie sich einen Platz am Rande der reich beschmückten Halle. Bunte Kriegsbanner mit mehr oder weniger schlagfertigen Sprüchen, antike Waffen und sogar Artefakte, deren Edelsteine gesprungen waren, zierten die Wände. Unter der hohen Decke schwebten viele magische Leuchtfeuer, welche die Halle taghell erleuchteten. Zu den Essenszeiten standen hier viele Bänke und Tische, doch wurde die Halle auch für Versammlungen aller Arten genutzt, weshalb hier immer hektisches Treiben stattfand, um alles so herzurichten, wie es gerade gebraucht wurde.

Noch war es hier recht leer. Nur vereinzelt fanden sich bereits einige Frühaufsteher zusammen, welche in gemäßigten Ton miteinander redeten oder einfach schweigend in die Leere schauten. Reika indes grübelte über ihren nunmehr verschwommenen Traum nach und ehe sie sich versah, füllte sich nach und nach die Halle. Zu den vielen Soldaten, Angehörige aller zivilisierten Völker, gesellten sich auch die unvermeidlichen Gerüche und lauten Stimmen, welche Reika stets als störend empfand, die sie jedoch über die vielen Jahre in der Gilde irgendwann nahezu ausblenden konnte. Nun, vielmehr konzentrierte sie sich nicht mehr allzu sehr auf sie, was ihr fast inneren Frieden gab.

Die Bankreihen waren nun fast gänzlich ausgefüllt. Während die Dienerschaft entlang der Tischreihen Tabletts mit Brot, Käse, Früchten und Kannen mit Wasser verteilten, kamen nun auch die letzten Ankömmlinge in die Halle. Das gemeinsame Frühstück konnte also beginnen. Von Dylan fehlte jedoch jede Spur. Beachtete man die auf den Mittag angelegte Großversammlung, an der alle Soldaten des Hauptquartiers teilnehmen mussten, wunderte es Reika nicht. Es gab noch viel zu tun.

Nach dem Frühstück begannen die morgendlichen Trainingseinheiten, welche je nach Einheit abgehalten wurden. Magier, Berittene und Fußsoldaten der niederen Ränge trainierten auf dem riesigen Exerzierplatz auf dem Außenhof, während höhere Offiziere, wie Reika, in den Trainingshallen für sich trainierten. Reika zog es vor, ihre morgendlichen Übungen alleine zu absolvieren. Andere Offiziere machten Übungskämpfe, probierten neue Zauber aus oder verbrachten ihre Zeit in Kraft-, Ausdauer- oder Meditationsübungen.

Reika wusste noch nicht so recht, womit sie anfangen sollte, doch dann entschied sie sich für simple Schwertübungen. Als sie ihren tödlichen Tanz vollendet hatte, trat sie an einen der großen Wasserbottiche, die in jedem Raum standen und kühlte ihr Gesicht. Die restliche Zeit verbrachte sie in Meditation.

Sie wunderte sich jedoch, als sie wieder ihre Augen aufschlug.

Wie spät war es?

„Verflucht, ich habe die Zeit vergessen!“, rief sie, rappelte sich eilig hoch und stürmte los.
 

In der großen Halle angekommen, suchte sie sich schnell einen Platz in den vorderen Reihen. Dylan, der in der ersten Reihe saß, drehte sich halb um und nickte ihr zu.

Einer der älteren Kommandanten hielt gerade eine Rede über ein, wie es ihr schien, unwichtiges Thema. Nach wenigen Minuten endete er und deutete auf Dylan. Dieser erhob sich und ging langsam, aber zielstrebig auf das erhöhte Podest am Ende der Halle zu. Ehe er begann, ließ er seinen Blick fest durch die Halle auf jede Reihe von Soldaten schweifen. Reika schien es, als würde sein Blick für einige Sekunden länger an ihr haften als bei ihren Kameraden. Vielleicht war es aber auch nur Einbildung.

"Nun, ich danke Kommandant Reins für seine... nun... ausführliche Erläuterung der Dinge, aber nun wenden wir uns einer etwas feierlicheren Begebenheit zu", begann er förmlich, den Blick mittig in die Luft gerichtet.

"Gestern Nachmittag erreichte mich folgende Kunde: In vier Monaten wird ein Ereignis stattfinden, welches bestimmt einige unter euch besonders begeistern wird." Sein Blick schweifte erneut über die Versammlung.

"In Tuaman, der Hauptstadt Kol'thors - falls es einige unter euch nicht wissen sollten - wird ein Ereignis veranstaltet, welches das letzte Mal vor etwa einhundertfünfzig Jahren abgehalten wurde: Das Turnier der Krieger!"

Dylan schwieg einige Sekunden, um die Botschaft auf die Gemeinschaft wirken zu lassen - nicht zu unrecht, denn sobald er sich unterbrochen hatte, brach tosendes Gejubel unter den Männern aus. Vorallem die jungen Männer bekundeten ihre Zustimmung auf anschaulichste Weise. Allerdings bemerkte Reika auch einige ratlose Gesichter. Sie selbst war milde überrascht. Zwar wusste sie, dass es zu früheren Zeiten solch ein Ereignis stattgefunden hatte, doch hatte sie dem nicht so viel Bedeutung beigemessen.

Dylan hob seine Hände und langsam beruhigte sich die Menge wieder, sodass er fortfahren konnte. Reika konnte ihm sein unterdrücktes Grinsen ansehen.

"Eurem Gejubel zu urteilen wisst ihr bereits, womit wir es zu tun haben. Doch leider kann ich nicht allen erlauben daran teilzunehmen." Enttäuschtes Gemurmel. "Es werden nur jene daran teilnehmen könnten, die über mindestens mittelstarke Magie und über sehr gute Waffenführung verfügen. Am schwarzen Brett hängt bereits ein Aushang, auf dem ihr euch eintragen könnt. Nach eingehender Prüfung", dabei ließ er seinen Blick streng durch die Runde schweifen, "werde ich dann entscheiden, ob ihr geeignet seid, oder nicht. Insgesamt sind nur zwanzig freie Plätze offen, also werden wir aufs Genaueste überprüfen, wer teilnimmt und wer nicht. Lasst euch nicht zu Dummheiten verleiten. Dieses Turnier wird für unseren Ruf und unsere Ehre sehr wichtig sein - abgesehen von den möglichen neuen Bewerbern, wenn wir das Turnier zu unserem Gunsten entscheiden."

"Welche Belohnung winkt uns denn, wenn wir gewinnen?", wollte jemand aus den hinteren Reihen mit rauer Stimme wissen.

"Die Details des Turniers wurden noch nicht bekannt gegeben. In der Botschaft, die gestern eintraf stand lediglich, wann und wo es stattfinden soll. Die restlichen Details werden sicherlich noch veröffentlicht."

Dylan beendete seine Rede und somit auch die Versammlung. Erleichtert erhob sich Reika von ihrem Platz. Die Bänke waren dermaßen hart, dass ihr Hintern bereits zu schlafen begonnen hatte. Genüsslich streckte sie sich, genoss das entspannende Gefühl, dass sich in ihr ausbreitete und wollte sich schon wieder davonmachen, als Dylan sie aufhielt.

"Warte, Reika."

"Was gibt es, Dylan?"

"Ich möchte, dass du an dem Turnier teilnimmst und den Trupp zusammen mit einem anderen Kommandanten anführst, Reika."

"Vergisst du da nicht etwas, o mächtiger Führer?", stichelte sie ihn. Verwirrt blickte er sie an.

"Ich bin Hauptmann und kein Kommandant, Dylan. Ich kann ihn also nicht anführen, selbst wenn ich es wollte."

Ein Funkeln trat in seine tiefblauen Augen, die im starken Kontrast zu seinen schwarzen Haaren standen.

"Trag dich in die Liste ein, Reika, und überlass den Rest ruhig mir."

"Wie Ihr wünscht, Brigadegeneral Faelson."

Kapitel 2

Dylan saß in seinem Arbeitszimmer im dritten Stock des Gildenhauses und arbeitete an einigen wichtigen Dokumenten, als die Tür aufschwang und einer der älteren Sergeanten in Begleitung einer jungen Dame in das geräumige und gemütlich eingerichtete Zimmer eintrat.

"Dieses junge Fräulein wünscht Euch zu sprechen, Herr", sagte der Sergeant, verbeugte sich knapp und verließ das Zimmer. Nun stand also dieses junge Mädchen, welches eindeutig elfischer Herkunft zu sein schien inmitten seines Arbeitszimmers, einen wilden Ausdruck in ihren rubinrot schimmernden Augen, ihre silbernen Haare kreuz und quer in alle Richtungen abstehend und starrte ihn an, als wäre er ihr Todfeind.

Noch bevor er eine Begrüßung murmeln konnte, kam sie ihm schon zuvor.

"Mein Name ist Reika Scythe, ich bin 17 Jahre alt und will "Zenobia" beitreten."

Das war direkt.

"Nun, bevor ich dir diesen Wunsch erfüllen kann, muss ich wissen, woher du kommst und wieso du "Zenobia" beitreten willst."

"Ich habe keine Heimat und ich will kämpfen."

Das schien sie auch durchaus so zu meinen, wie sie es sagte, dachte Dylan.

"Verzeih, aber mit so wenigen Informationen kann ich dir keine Aufnahme hier bei uns gestatten", antwortete er und hoffte, dass dieses unheimliche Mädchen verschwinden würde. Irgendetwas an ihr ließ ihn in seinem Innersten erschaudern und aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, sie würde nur Probleme mit sich bringen.

"Ich werde dieses Zimmer nicht verlassen, ehe Ihr mir gestattet, Euch beizutreten", entgegnete sie. Entweder hatte sie seinen Wink nicht verstanden, oder sie ignorierte ihn absichtlich. Sie schien wirklich darauf zu bestehen, der Gilde beizutreten.

"Dann sage ich es direkt heraus: Ich werde dich nicht aufnehmen. Und nun verlasse bitte dieses Anwesen."

Überraschenderweise verließ sie tatsächlich sein Zimmer, doch als sie die Türe hinter sich schloss, hörte er ein dumpfes Geräusch, direkt vor der Tür. Seufzend erhob er sich von seinem Tisch und wollte auf den Korridor hinaustreten, doch ließ sich die Tür nicht öffnen. Dieses Mal versuchte er es fester, doch sie ließ sich immer noch nicht öffnen. Irgendetwas blockierte die Tür von außen. Vermaledeites Gebäude! Wieso ließen sich die Türen auch nur nach außen aufschieben! Fluchend trat er an sein Fenster, öffnete es und kletterte behände über die äußere Fassade in den Nebenraum. Glücklicherweise stand das Fenster dort offen, sodass er leichtfüßig hindurchschlüpfen konnte. Als er von von dort aus nun auf den mit magischen Leuchtfeuern beleuchteten Korridor trat, musste er sich einen deftigen Fluch und zeitgleich ein breites Grinsen verkneifen. Da hatte sie sich einfach vor die Türe gesetzt! Seufzend trat er auf sie zu.

"Hör zu. Ich werde dir nicht versprechen, dich bei uns aufzunehmen, aber du kannst für eine Weile hierbleiben. Vielleicht gibt es ja einige kleinere Dinge, die du für uns tun kannst."

Das Mädchen hob langsam ihren Kopf und sah ihn aus diesen wilden Augen an.

"Gut, was kann ich tun?"
 

Es klopfte an der Tür und Dylan schrak aus seinen Erinnerungen hoch. Seit jenem Tag waren nun mehr sechs Jahre vergangen.

"Herein."

Die Tür öffnete sich und Reika trat mit finsterer Miene in das Arbeitszimmer ein.

"Du solltest mal aufräumen, Dylan", bemerkte sie nach einem kurzen, strengen Blick über die Unordnung, die hier herrschte.

"Das sagst du so leicht. Seitdem vor vier Tagen die Nachricht über das Turnier über mich hereingebrochen ist, kommt alles andere zum Erliegen, weil jeder meint, mich persönlich davon überzeugen zu müssen, dass er ja der best geeignetste Mann für das Turnier wäre."

Wie auf Stichwort klopfte es erneut an der Tür.

"Herein", brummte Dylan erneut.

Ein junger Kerl, den Dylan vom Sehen her kannte, steckte den Kopf in das Arbeitszimmer.

"Ist es wichtig? Ich habe viel zu tun", kam er dem jungen Mann zuvor, bevor dieser etwas sagen konnte. Hastig murmelte er eine Entschuldigung und schloss wieder die Türe.

"Siehst du, was ich meine?", grummelte er sichtlich verärgert, gleichzeitig aber auch resigniert.

"Du armer Mann", säuselte Reika halbherzig. "Und nun rück mit der Wahrheit raus: Warum willst du, dass ich an diesem blöden Turnier teilnehme? Und wie stellst du dir das mit meinem Rang vor?"

Statt einer Antwort kramte Dylan in seinem Papierberg herum, bis er fand, was er gesucht hatte und reichte Reika ein förmlich aussehendes Dokument mit edler Umrahmung.

"Verzeih, dass es keine prachtvolle Feier gibt, meine Liebe, aber vom heutigen Tag an bist du eine Kommandantin "Zenobias". Herzlichen Glückwunsch, Reika."

Fassungslos sah Reika ihn an.

"A-aber.. Was soll das Ganze?", fragte sie schließlich, nachdem sie ihre Fassung wiedererlangt hatte.

"Ganz einfach. Ich brauche dort eine Person, der ich uneingeschränkt vertrauen kann. Und du bist dieser Jemand. Wahrscheinlich die Einzige. Es gibt viele unter unseren Kameraden, die dazu ebenfalls geeignet wären, aber ich habe immer noch einige Vorbehalte, was sie betrifft. Nimm daran teil, beobachte ein wenig und lass es mich wissen, falls etwas Wichtiges passieren sollte. Du musst das Ding ja nicht gleich gewinnen."

Dylan erkannte an ihrem Blick, dass sie wieder protestieren wollte, doch hob er beschwichtigend eine Hand und schon schloss sich ihr Mund wieder.

"Keine Sorge. Für dich springt dabei auch etwas heraus. Du bekommst nach dem Turnier zwei Monate Urlaub - bezahlt, natürlich."

Sie schien immer noch Vorbehalte zu haben, doch das Angebot war scheinbar einfach zu verlockend.

"Nun gut, du hinterlistiger Fuchs. Ich werde dieses dumme Spiel mitspielen, aber nur für den Urlaub - und weil du mein Freund bist. Aber das zahle ich dir nochmal irgendwann heim."

Dieser Gedanke belustigte ihn so sehr, dass er sich ein breites Grinsen nicht verkneifen konnte.

"Lach nur, du Schurke. Das Lachen wird dir schon noch vergehen." Dann wurde ihr Blick ernst. "Allerdings machen mir einige Dinge etwas Sorgen."

"Was genau meinst du, Reika?", fragte Dylan vorsichtshalber.

"Naja, warum sollten sie die Details erst später bekannt geben? Und warum verschicken sie Einladungen von Kol'thor nach Jek'tah? Dazwischen liegt das Meer und das Turnier kann unmöglich so besonders sein, dass man dafür ganze Kontinente überquert, um Teilnehmer anzuwerben."

Dylan grübelte darüber nach. Da hatte sie wirklich einen wunden Punkt getroffen.

"Dafür kann ich dir auch keine Erklärung geben, aber ein Freund aus Rik'sha in Bala'dena hat ebenfalls eine Einladung für das Turnier für seine Händler-Gilde erhalten. Sein Bote kam heute Morgen mit dem Eilport an."

Der Eilport war eine Station zweier verbundener Teleporter, die an bestimmten Punkten mit hoher magischer Konzentration in den Städen der fünf Zivilisierten Völker angebracht waren. Da man aufgrund des hohen Magieverbrauchs allerdings nur eine begrenzte Anzahl Personen pro Tag auf diese Art teleportieren konnte, war der Preis dementsprechend teuer. Das Gesetz des obersten Rates verbot die Überstrapazierung natürlicher magischer Energiequellen, um eine Ausbeutung zu vermeiden. Zudem waren die Teleporter der Vampire und Werwölfe nicht verfügbar, da sie es vorzogen, versteckt zu bleiben. Die Elfen gaben ihn nur in Notsituationen frei aus eben denselben Gründen.

"Mit dem Eilport? Das kostet doch 'ne ganze Stange Gold! Und so wichtig war die Nachricht nun auch wieder nicht, als das sich der Aufwand lohnen würde", rief Reika ungläubig aus. "Aber es scheint, dass dieses Turnier so wichtig ist, dass es weltweit verkündet wird."

"Nun.. Er hat gewisse... Verbindungen, wenn du verstehst", deutete Dylan an. "Es scheint, dass diese Einladungen an alle zivilisierten Völker hinaus gegangen sind und nicht nur zu den Menschen, wobei diese am meisten vertreten sind."

"Selbst zu den Dämonen?"

"Das weiß ich nicht, aber zu den Zwergen und Elfen auf jeden Fall. Selbst die Vampire und Werwölfe wurden eingeladen - nun, zumindest diejenigen, deren Städte man ausmachen konnte. Mein Freund hat weitreichende Kontakte."

"Sie sind wirklich nicht leicht zu finden", stimmte Reika zu. "Dennoch wundere ich mich darüber, warum das Turnier nach so langer Zeit wieder stattfindet. Was hat es damit auf sich?"

Dieses Thema schien sie ja brennend zu interessieren. Und das, obwohl sie sich zuerst weigern wollte, an dem Spaß teilzuhaben. So war sie nun einmal.

"Darauf weiß ich auch keine Antwort, Reika. Vielleicht verlor es mit der Zeit an Beliebtheit oder die finanziellen Mittel reichten nicht aus. Vielleicht hatte es auch ganz andere Gründe, aber so genau weiß das scheinbar niemand. Einst fand es in einem Rhythmus von fünf Jahren in den verschiedensten Teilen der Welt statt, aber irgendwann hörte es einfach auf. Niemand hat sich dafür besonders interessiert, auch wenn es zu den Höchstzeiten viele, viele Teilnehmer und Zuschauer gab. Nun findet es wieder statt und die Leute erfreuen sich daran. Lass ihnen doch den Spaß, Kleines.

Reika schien so tief in Gedanken darüber versunken zu sein, dass sie nicht mal mehr auf die kleine Stichelei von ihm einging. Es beschäftigte sie wohl wirklich.

"Hör zu, Reika. Ich kann dir deine Fragen nicht beantworten. Aber wenn es dich so brennend interessiert, solltest du deine Aufgabe dort ernst nehmen und dich gründlich umschauen. Vielleicht machst du dir zu viele Gedanken darüber, aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass dort tatsächlich etwas Seltsames vorgehen sollte, wäre es doch besser, wenn du dich dort persönlich umschaust."

Sie hob ihren Blick und sah ihn nun mehr oder minder direkt an.

"Gut. Einverstanden. Irgendwie lässt mir das keine Ruhe, auch wenn das vielleicht merkwürdig klingt. Ich werde mir die Sache genauer anschauen."
 

Reika war froh, dass sie endlich diese kratzige Dienstuniform gegen bequemere Kleidung austauschen konnte. Wenn sie im Dienst war, musste sie stets diese furchtbare Uniform tragen, die rein optisch recht schick, aber praktisch recht unbrauchbar war. Sie bevorzugte eindeutig ihre normale Kleidung - weitläufiger, fließender Stoff, der sich leicht und weich auf der Haut anfühlte. Ihr Schwert, das sie nur zu Einsätzen oder bei formellen Feiern tragen durfte, hing in einem prächtig aussehenden Gestell über ihrem Bett, wo sie mit Leichtigkeit herankam, sollte irgendetwas passieren. Dieses Schwert war ein Geschenk Dylans gewesen, als sie zu einem Hauptmann befördert wurde. Natürlich war dies nicht ihre einzige Waffe, die sie besaß, doch darum machte sie nicht viel Wind. Mit ein oder zwei richtigen Waffen an ihrem Körper fühlte sie sich einfach wohler. Reika hatte ihren Titel immer gehasst, da es eine eindeutige Bezeichnung für das männliche Geschlecht war. In ihrer Kultur gab es keine Unterschiede, ob nun eine Frau oder ein Mann ein Krieger war. Es kam lediglich auf Geschick und Stärke an - und davon besaß sie reichlich, genau wie von ihrem Selbstvertrauen.

Wenn sie nun an diesem blöden Turnier teilnehmen sollte, hielt sie es für klüger, sich darauf vorzubereiten und dafür eigneten sich die Trainingsanlagen "Zenobias" wunderbar.

Die Gilde bestand aus vielen talentierten und weniger begabten Kriegern und Magiern, welche für Geld Aufträge unterschiedlichster Schwierigkeiten erledigten. Zwar waren es zumeist Einzel- oder Gruppenaufträge, doch gab es mitunter auch mal kleinere Gefechte, die sich um Grenzen und Besitz drehten. Reika verstand derlei Verhalten nicht. Menschen schien es stets darum zu gehen, wer am meisten besaß oder wer die weitläufigsten Ländereien vorweisen konnte - oder den höchsten Titel. Reika ging es alleine ums Kämpfen und darum, ihrem eigenen Weg zu folgen, auch wenn sie sich dafür für eine gewisse Zeit unterordnen musste.

"Zenobia" besaß viele Trainingsanlagen, die sich mit den verschiedensten Fertigkeiten befassten: Nah- und Fernkampf, Elementarmagie, Beschwörungsmagie, Schwertkunst, Runen und vieles mehr. Reika war sich durchaus darüber bewusst, dass es weitaus stärkere Magier und Krieger als sie gab, aber das hinderte sie nicht daran, noch stärker zu werden. In der ersten Anlage, die sich vor allem mit der Schwertkunst befasste, war einiges los. Viele neue Rekruten, als auch ältere Offiziere übten hier ihr Geschick mit dem Schwert, was im wahrsten Sinne des Wortes eine Kunst für sich war. Schweißnasse Leiber, klirrende Schwerter und zischende Luft waren hier die üblichen Begleiter - genauso wie die Blasen an den Händen am Ende des Trainings. Seit die Nachricht über das bevorstehende Turnier die Runde gemacht hatte, tummelten sich hier mehr Leute als sonst. Und in den üblichen Gesellen erkannte sie einen Ehrgeiz, der ihnen für gewöhnlich fehlte. Für den Anfang nahm sie sich eine Holzimitation eines Schwertes, um warm zu werden. An einer magischen Übungspuppe, die erstaunlich beweglich und manchmal auch recht eigensinnig war, übte sie ihre Beinarbeit und ihre Abwehr.

Nachdem sie etwa eine Stunde ihre Beweglichkeit und ihr Geschick trainiert hatte, machte sie eine kleine Pause, trank aus einem der großen Wasserbottiche, die Ausstattung eines jeden Trainingsraumes waren und verließ den Raum. Nach einer kurzen Überlegung hielt sie schließlich auf den Magieübungsraum zu. Dort verbrachte sie einige Stunden in Meditation und einigen heißblütigen Übungen, bis sie schließlich wieder in ihr Zimmer zurückkehrte. Dort wartete ein Dienstmädchen mit einem Umschlag in ihren Händen auf sie.

"Haupt.. äh.. Kommandantin Scythe, ein Brief für sie", begrüßte sie das junge Fräulein schüchtern.

"Wer schickt ihn?", fragte Reika, während sie auf das Dienstmädchen zu trat und, ihr Handtuch um die Schulter werfend, den Brief mit einem dünnen Lächeln entgegen nahm.

"Brigadegeneral Faelson, Herrin", antwortete das Mädchen brav.

Dylan also. Was er nun wieder von ihr wollte...

"Vielen Dank, du kannst gehen", entgegnete Reika müde lächelnd. Das Mädchen verbeugte sich hastig und verschwand anschließend durch den schwach beleuchteten Korridor.

Seufzend betrat Reika ihr Zimmer und warf das Handtuch in eine Ecke. Kurz wusch sie sich über dem Waschbecken in einer kleinen Nische ihr verschwitztes Gesicht. Magie verbrauchte ebenso viel Energie wie körperliche Betätigung. Wenn man es zu sehr übertrieb konnte man leicht in Ohnmacht fallen oder gar Schlimmeres. In einigen Geschichten hatte sie über Magier gelesen, die aufgrund eines Überverbrauchs von Magie starben, da sie übermäßig große Zauber gewirkt hatten oder sie einfach nicht kontrollieren konnten, wodurch sie mehr an magischer Energie fraßen, als eigentlich vorgesehen war. Manche Leute waren echt selten dämlich. Solche groben Fehler würden Reika niemals passieren. In Gedanken über Magier und ihre fehlgeschlagenen Zauber versunken, schlüpfte sie aus ihrer Trainingskleidung in ein schwarzes, schlichtes Kleid. Schließlich wollte sie Dylan ja nicht verschwitzt begegnen. Nachdem sie noch einmal überprüft hatte, wie sie aussah, verließ sie schließlich ihr kleines Zimmer. Es war wirklich klein, aber es erfüllte seinen Zweck. Und nur das war wichtig. Sie konnte nicht verstehen, wieso Menschen immer so auf Größe versessen waren. Größer bedeutete doch nicht immer besser. Wozu brauchte eine einzelne Person einen Raum für zwanzig, wenn sie dort nur schlief? Elfen waren viel bescheidener, was solcherlei Dinge betraf. Sie legten zwar großen Wert auf Schönheit und die Nähe zur Natur, wurden aber nie wirklich anspruchsvoll oder gar gierig. Reika fiel leicht aus diesem Raster heraus, denn für gewöhnlich hielten sich die Elfen von den anderen Zivilisierten Völkern fern. Sie lebten tief in den Wäldern, manche auch in den Bergen, versteckt und nur einige wenige vertraute Verbündete und Botschafter kannten die versteckten Siedlungen und Städte der Elfen. Einzig und allein zu Handelszwecken suchten sie den Kontakt zu den anderen Völkern, mieden dabei aber auch die Zwerge. In ihren Augen waren Zwerge abscheulich dreckige Wesen, die den ganzen Tag nur im Dreck wühlten auf der Suche nach wertlosen Steinen. Reika selbst interessierte sich auch nicht groß für die Menschen, Zwerge oder andere Rassen, aber sie wollte nicht ewig alleine in den Wäldern Dragseels hocken und den Bäumen beim Wachsen zuschauen. Nicht nachdem - ...

Ihre Erinnerungen wurden unterbrochen, als ihr bewusst wurde, dass sie schon einige Zeit so gedankenverloren in der Gegend rumstand. Dylan wartete auf sie, also schlüpfte sie schnell in ein schlichtes, schwarzes Kleid und eilte den schwach beleuchteten Korridor entlang, die Treppe herauf in den dritten Stock. Vor der Tür blieb sie stehen, holte tief Luft, klopfte laut an und trat ein.

Das erste, was Reika auffiel, war der weißhaarige, ältere Mann, der auf einem der beiden Stühle vor Dylans Schreibtisch saß und sein faltiges Gesicht in ihre Richtung bewegte, als sie eintrat.

"Ah, Reika. Du kommst genau zum richtigen Zeitpunkt. Setz dich", begrüßte Dylan sie. Anscheinend hatten sie sich gerade unterhalten, doch als Reika dazukam, hatten sie ihr Gespräch unterbrochen. "Das ist Brigadegeneral Ruvall und er leitet den Trupp, der nach Tuaman aufbrechen soll", stelle er den älteren Mann vor.

Reika verbeugte sich tief - ein Zeichen des Respekts - und setzte sich in den Stuhl neben ihn, den er ihr höflicherweise zurückgezogen hatte. Mit einem leichten Nicken bedankte sie sich bei ihm. Er war wohl jemand von der höflichen Sorte.

"Brigadegeneral, schön Euch kennen zu lernen."

"Die Ehre ist ganz meinerseits, Kommandantin Scythe", entgegnete er mit einem leichten Lächeln. "Nun haben wir der Förmlichkeit aber genüge getan, findest du nicht?"

Reika konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, wandte sich dann aber Dylan zu.

"Warum hast du mich herbestellt? Ist etwas vorgefallen?"

"Das nicht. Ich hielt es für besser, wenn ich euch einander vorstelle, da ihr in Tuaman eng zusammenarbeiten werdet. Thalin ist ein äußerst weiser Mann, aber auch leider sehr bekannt, weshalb er für die verdeckten Ermittlungen nicht in Betracht kommt."

"Brigadegeneral Ruvall, ich habe bisher nur Geschichten über Euch gehört", wandte sich Reika an ihren älteren Sitznachbarn. "Ihr sollt in Vrektor, Eurem Bezirk, äußerst heldenhaft gewesen sein. In einem der kleineren Scharmützel tauchten unerwarteter Weise zahlreiche oroshianische Dämonen auf. Ihr allein sollt den Großteil der Feinde dort zermahlen haben. Verzeiht meine Unhöflichkeit, aber wieso sollte ein so mächtiger Mann an so einem dummen Tunier teilnehmen wollen? Schließlich habt Ihr doch dafür Eure Untergebenen."

Der Ältere lächelte und ein seltsames Funkeln trat in seine stahlgrauen Augen.

"Dylan, wo hast du nur dieses scharfsinnige Mädchen aufgetrieben", wich er ihrer Frage aus, dann aber sah er sie direkt an. "Zuerst einmal: Nenn mich doch bitte Thalin. Dieses ewige Titel-unter-die-Nase-reiben finde ich auf Dauer anstrengend und auch unnötig. Und um noch hinzuzufügen: Vieles von dem, was berichtet wird, ist sicherlich abenteuerlicher ausgeschmückt, als es tatsächlich geschehen ist. Beizeiten werde ich dir die Geschichte erzählen, aber derzeit haben wir zu wenig Zeit für alte, staubige Erzählungen. Ich werde nicht an dem Turnier teilnehmen. Ich bin sozusagen der "Aufpasser", wenn man so will. Veranstaltungen dieser Art neigen dazu auch allerlei finstere Gestalten heraufzubeschwören, wenn du verstehst, was ich meine, mein Kind."

"Ihr meint dunkle Magier?"

"Wahrscheinlich sogar Schlimmeres. Ich bin nun schon eine ganze Weile auf Rak'al Tek'lah, mein Kind, und habe schon viele Dinge gesehen - gute, wie auch schlechte. Man kann nie vorbereitet genug sein."

"Aber da ist noch mehr, nehme ich an."

Ein kurzes Lächeln huschte über die Lippen des Älteren.

"Das mag durchaus der Wahrheit entsprechen, aber da ich bisher noch keinerlei Beweise habe, werde ich noch nichts offenbaren."

"Thalin! Wir müssen es wissen, wenn etwas geschieht", mischte sich nun Dylan erschrocken ein.

"Ho, ho, ho! Nun aber langsam, mein Junge. Noch geht keinerlei Gefahr von ihnen aus, daher müssen wir noch nicht als Organisation einschreiten."

"Verzeiht, Tahlin, aber ich schätze, Ihr habt ein Auge auf diese gewissen Personen? Ist es diese Organisation, die Euch zu dem Turnier führt?". hakte Reika vorsichtig nach. Unmerklich weiteten sich seine Augen.

"Wie kommst du auf den Gedanken, dass es eine Organisation sein könnte, mein Kind?", fragte er nach.

"Nun ja, Ihr erwähntet mehrere Personen, auch wenn Ihr sie nicht weiter benannt habt. Wenn Ihr persönlich darauf ein Auge habt, kann es sich kaum um eine einzelne Person handeln, daher der Gedanke der Organisation."

Brigadegeneral Ruvall musterte sie abschätzend. Seine stahlgrauen Augen wirkten, als würden sie geradewegs in ihr Inneres blicken, was Reika ziemlich nervös werden ließ. Gleichzeitig beunruhigte es sie. Schließlich war er ein Mensch und Menschen sollten keine derartige Wirkung auf Elfen haben.

"Ich frage mich..", setzte Thalin an, ließ den Satz allerdings in der Schwebe. Reika zog fragend eine Augenbraue hoch, doch Thalin ging nicht darauf ein. Ob sie nun wollte oder nicht, wenn er darauf bestand, nicht auf ihre Vermutung einzugehen, so konnte sie ihn nicht dazu zwingen. Immerhin war er einer der höchstrangigen Gildenmitglieder, die "Zenobia" vorweisen konnte - abgesehen vom General, den so eigentlich niemand wirklich kannte oder jemals gesehen hatte.

Gilden sollten eigentlich einen Meister haben, der für die Anhänger irgendwie greifbar war, aber ihr Meister zog es vor, nicht mitten im Geschehen zu stehen. Gerüchten zufolge sollte er irgendwo abseits Jek'tahs leben. Anderen Gerüchten zufolge sollte er sich inmitten seiner Anhänger bewegen, unerkannt. Was von dem nun stimmte, wusste Reika nicht, aber es war ihr einerlei, solange sich irgendjemand um die Angelegenheiten der Gilde kümmerte. Das einzige, was wirklich klar war, war die Tatsache, dass der General Kontakt zu den Brigadegeneräle aufnahm, um sie wissen zu lassen, in welche Richtung "Zenobia" gehen sollte.

Viele Bürger Nedros, dem Hauptsitz "Zenobias", wo sie sich gerade befanden, sahen die Gilde als Armee an, doch das stimmte nicht direkt. Sie waren zwar Krieger, die mitunter auch mehr oder minder magisch begabt waren, aber sie lösten auch kleinere Konflikte, führten Aufträge aller Art aus, die dann aber je nach Anforderung von den Anhängern niederer Ränge durchgeführt wurden: Suche nach Vermissten oder Gegenständen, Schlichtung von Streitigkeiten, Begleitschutz und Derartiges.

Meist agierten die Krieger "Zenobias" nicht als vollständige Armee, sondern eher als kleinere Trupps, welche Grenzen patrouillieren sollten, oder Erkundungsmissionen durchführten. Der letzte tatsächliche Krieg, bei dem sie als einheitliche Armee eintraten, lag schon zwei Jahrhunderte zurück. Dies war lange vor Reikas Zeit.

"Nun", wandte Dylan ein. In ihren Überlegungen hatte Reika ganz vergessen, wo sie sich eigentlich gerade befand. "Wir sollten es vorerst dabei belassen, wie es ist. Mit etwas Glück können wir die Sache in Tuaman aufklären, aber bis dahin sollten wir unserer Arbeit nachgehen, wie wir es gewohnt sind."

Dem stimmten die beiden anderen zu.

"Dann werden wir uns nun voneinander verabschieden, Reika Scythe. Wir werden uns in Tuaman wieder sehen. Hoffentlich werden die Erwartungen eines alten Mannes nicht enttäuscht." Ein beinahe jungenhaftes Grinsen schlich über sein faltiges Gesicht. Reika erwiderte es, dann erhob sie sich.

"Ich werde mein Bestes geben, Thalin. - Dylan? Ich werde morgen früh nach Nedros aufbrechen. Ich möchte mich ein wenig in der Stadt umhören, was das Turnier betrifft."

Dylan nickte. "Das ist eine gute Idee. Tue das, aber geb dich nicht zu erkennen. Schließlich wollen wir keine Aufmerksamkeit erregen. Du solltest auch mit Dragseel Kontakt aufnehmen. Wenn die Elfen an dem Turnier teilnehmen, könnte die Sache vielleicht größer sein, als zuerst erwartet."

Reika wand sich. Seit sie ihre Heimat verlassen hatte, vermied sie jeglichen Kontakt dorthin. "Wie du wünschst", erwiderte sie bedrückt.

"Verzeih, aber wir sollten so viele Informationen bekommen, wie wir kriegen können. Ich weiß, dass du es eigentlich lieber vermeiden möchtest."

"Ist gut. Ich werde mich darum kümmern. Einen schönen Abend wünsche ich", winkte sie ab.

Damit verließ Reika das Arbeitszimmer. Beim hinausgehen spürte sie Thalins forschenden Blick im Rücken.

Kapitel 3

Am nächsten Morgen war Reika schon früh auf den Beinen. Nach dem Frühstück und noch bevor das geschäftige Treiben in der Gilde begann, sattelte sie im Innenhof bereits ihr Pferd. Der Hauptsitz "Zenobias" befand sich zwar in Nedros, jedoch abgelegen am Stadtrand. Ein Anwesen, welches etwas mehr als fünftausend Mann beherbergte brauchte viel Platz, auch wenn sich nicht alle immer dort befanden. Einige waren mit ihren eigenen Aufträgen beschäftigt, andere hatten Urlaub oder taten sonst irgendetwas, was sie vom Hauptquartier wegführte, dennoch waren knapp fünftausend Mann eine beeindruckende Zahl, zumal längst nicht alle Mitglieder "Zenobias" in Nedros stationiert waren. "Zenobia" hatte, abgesehen vom Hauptquartier, noch vier weitere Zweigstellen, die ebenfalls dreitausend Mann stark waren und auf jedem Kontinent Rak'al Tek'lahs vertreten waren. Die Zweigstellen lagen allerdings weit abgelegen von den Städten und kleineren Siedlungen und kaum einer wusste über die Zweige Bescheid, denn so tüchtig und ehrhaft "Zenobia" auch war, genauso viele Feinde hatten sie auch. Wenn jemand einen Auftrag für die Gilde hatte, kam man meist nur über Informanten an die Gilde heran. Das Hauptquartier bildete jedoch eine Ausnahme. Zwar hatten Zivilisten keinen Zugang zum Hauptgebäude, jedoch gab es eine Anlaufstelle in Nedros selbst, von wo aus die Anfragen an das Hauptanwesen weitergeleitet wurden. Ziemlich kompliziert, fand Reika, aber sie verstand auch, wieso. Die Elfen hielten es mit ihren Städten genauso. Unfreiwillige Besucher waren dort nicht willkommen, um es freundlicher auszudrücken.

Mühelos schwang sie sich auf ihre schwarze Stute Lichtstern. Diese schnaubte fröhlich und Reika empfing einen Gruß von ihr.

"Wie ist es dir ergangen, Liebes? Du freust dich bestimmt darauf, wieder laufen zu können, nicht wahr?"

Eine warme Empfindung durchfloss sie.

"Das freut mich. Dann lass uns aufbrechen. Wir haben nicht viel Zeit und einiges zu tun."

Es dauerte nicht besonders lange, ins Stadtinnere zu kommen. Reika und Lichtstern trabten durch das innere Stadttor. Um nicht direkt erkannt zu werden, hatte sie sich bei einem der Krieger in der Gilde einen dunklen Umhang besorgt, dessen Kapuze sie tief über ihr Gesicht gezogen hatte.

Jeder, der das Zentrum Nedros' betreten wollte, wurde einer strengen Untersuchung unterzogen. Sie kramte in ihrer Tasche, die sie immer um ihre Schulter trug, wenn sie das Gildenhaus verließ. Als einer der Wachleute auf sie zukam - ein junger Wachmann, den Reika noch nie zuvor gesehen hatte - zeigte sie ihm ihr Siegel, worauf das edel verzierte Wappen "Zenobias" prangte, ein roter Drache, der sich einen Kampf mit einer blauen Schlange bot. Der junge Mann nickte und winkte sie hindurch. Lange war es her, dass Reika zuletzt in Nedros gewesen war. Hier hatte sich nichts verändert. Die tanzenden Leuchtfeuer, die sowohl tagsüber als auch nachts brannten, säumten die breiten Straßen. Geschäfte, welche dieses und jenes anboten, tummelten sich eng aneinander, während ihre Besitzer mit allen Mitteln versuchten, Kunden in ihr Geschäft zu locken. So manches Mal gerieten sie auch arg aneinander, sodass die Stadtwache entschlossen einschreiten musste.

Nedros war eine große Stadt, die vor allem für ihren florierenden Handel und ihre ausdrucksstarken Kunstwerke bekannt war. Zudem begegnete man hier nicht nur Menschen. Einige Zwerge tummelten sich in den zahlreichen Kaufhäusern und Leihstuben, um ihre Edelsteine feilzubieten, selbst einige wenige Elfen sah man umherhuschen. Was sie hier taten, war allerdings nicht leicht zu durchschauen, da sie nicht viel Wert auf Materielles legten. Sie verkauften höchstens ihre handgefertigten Waren in der Stadt, um ein wenig Geld für die Grundbedürfnisse aufzutreiben. Grundsätzlich lebten sie zwar von den Erzeugnissen der Natur, aber mit der Zeit erkannten auch sie den Wert magischer Artefakte im Alltag. Reika meinte sogar den einen oder anderen Werwolf zu sehen, doch mochte das vielleicht auch Einbildung sein, da sie sich anderen selten in ihrer Wolfsform zeigten - es sei denn, man stand zufällig auf ihrem Speiseplan. Werwölfe in ihrer menschlichen Form wiesen einige Unterschiede zu den Menschlichen Zügen auf. So waren ihre Gesichter markanter und ihre Körper stärker und stämmiger. Vampire und Werwölfe galten zwar offiziell als Teil der fünf Zivilisierten Völker, doch konnte man bei ihnen kaum sagen, ob sie nicht doch böse Absichten hegten. Die Jagd auf andere Lebewesen war Teil ihrer Natur und konnte widersprüchlich ausgelegt werden. Allerdings musste man ihnen zugute halten, dass sie sich an das Friedensabkommen der fünf Nationen hielten, was besagte, dass Angehörige der Nationen von ihren Jagdaktionen ausgeschlossen wurden, weshalb sie zumeist nur Tiere oder einige ausgewählte Monster jagten. Nur einige wenige Abtrünnige brachen dieses Abkommen. Diese wurden dann dementsprechend behandelt. Eigentlich hielt Reika dieses Gesetz für sinnlos, da es ein Naturgesetz war, nach welchem der Stärkere überlebte. Sollte ein Werwolf einen Menschen, Zwerg oder Elfen attackieren, so konnte dieser sich noch verteidigen. Andererseits verhinderte dieses Gesetz unnötiges Blutvergießen und Vergeltungsaktionen. Und für seinen Speiseplan konnte man schließlich nichts.

Reika stieg vor einem unscheinbaren Haus ab, welches an einer Ecke zu einer Seitenstraße stand. Kurz sah sie sich um, doch niemand schien sie zu beobachten, also nahm sie Lichtsterns Zügel in die Hand und marschierte geradewegs auf das Haus zu, welches keinen Eingang zu besitzen schien. Hätte jemand sie beobachtet, würde er denken, dass sie jeden Moment gegen die Wand prallen musste, doch stattdessen glitt sie aalglatt hindurch. Hinter der Mauer öffnete sich eine breite Halle, die schon alleine von der Größe her gar nicht in das winzige Haus passen konnte. Kurz nachdem sie einen Schritt in die Halle gesetzt hatte, heulte in der Ferne eine Sirene auf, einige Sekunden später näherten sich ihr etwa fünf Mann mit gezogenen Waffen. Reika ließ Lichtsterns Zügel los - sie würde nicht Reißaus nehmen - und hob gelangweilt ihre Hände.

"Kommandantin "Zenobias", Reika Scythe", ertönte es mechanisch aus der Nähe. Solcherlei Identifizierungszauber fand man oft in mehr oder weniger öffentlichen Gebäuden vor. Langsam ließ sie ihre Hände sinken, da auch die Männer, die nun knapp einen Meter vor ihr standen, die Waffen wegsteckten. Auf der Höhe ihres Gesichts hielt sie inne, um ihre Kapuze zurück zu ziehen, damit man auch ihr Gesicht erkennen konnte.

"Kommandantin Scythe, lange ist es her. Glückwunsch zu Eurer Beförderung", begrüßte sie ein junger Mann, etwa in Dylans Alter. Seine Augen strahlten blass violett, seine grasgrünen Haare ergossen sich seidig über seine linke Schulter, bis sie an seiner Brust von einem kunstvoll gewebten Haarband, in dem eine gläserne Perle eingearbeitet war, zusammen gehalten wurden. Seine spitzen Ohren kennzeichneten ihn vollends als einen Elfen.

Lächelnd trat sie auf ihn zu und legte ihre Stirn an seine, wie es unter den Elfen Brauch war, wenn man sich begrüßte.

"Llandorin, schön Euch zu sehen. Wie ist es Euch ergangen?"

Ebenfalls lächelnd richtete er sich wieder auf - da Reika kleiner war als er, musste er sich ein wenig hinabbeugen.

"Gut soweit. Was führt Euch her? Ihr habt Euch nicht angemeldet."

"Ich muss Kontakt nach Dragseel aufnehmen und hatte keine Zeit, mich vorher anzukündigen, da ich erst gestern Abend den Auftrag erhalten habe. Sicherlich habt Ihr bereits von dem Turnier gehört, welches in elf Wochen stattfinden soll."

Beinahe hätte sie das schwache Funkeln in Llandorins Augen übersehen.

"Wie Ihr wünscht. Folgt mir."

Die Botschaft der Elfen war aus Sicherheitsgründen versteckt, sodass niemand zufällig hier rein kommen konnte. Nur Elfen konnten damit rechnen, hier einigermaßen herzlich begrüßt zu werden. Reika folgte dem Elf durch die Halle in einen Nebenraum, wo es nicht mehr gab, als eine große, gläserne Kugel, die mitten auf einem mit schönen Gravuren verzierten hölzernen Tisch ruhte. Ein schwaches Schimmern ging von ihr aus.

"Verbindung herstellen", befahl Llandorin knapp. Das Schimmern wurde stärker. Rauch schien in der Kugel eingeschlossen zu sein, denn das Schimmern wurde von den wabernden Massen in der Kugel mal heller, mal dunkler. Eine beachtlich tiefe Frauenstimme drang leise aus der Kugel hervor.

"Dragseel, mein Herr?"

"Ja. Verbinde mich mit Königin Lunaria."

Zur Antwort leuchtete die Kugel grün auf und ein schemenhaftes Gesicht zeichnete sich in der Kugel ab. Nach einigen Sekunden war es deutlich zu erkennen. Reika trat vor.

"Meine Königin", begrüßte Reika sie und legte ihre Hand an ihre Stirn. Da ihr Gegenüber nicht vor ihr stand, war dies das Mindeste.

"Reika", ertönte die unendlich sanfte Stimme der Herrscherin Dragseels. "Was führt dich zu mir?"

"Majestät, sicherlich habt Ihr von dem Turnier gehört, das in elf Wochen stattfinden soll. Stimmt es, dass Ihr daran teilnehmen werdet?"

"Ganz Recht, meine Liebe. Wie ich sehe, bist du damit nicht zufrieden."

Reika zögerte und schluckte schwer.

"Das trifft es nicht ganz, Majestät. Ich frage mich, warum Ihr diese Gefahr für eine - verzeiht meine obszöne Wortwahl - solch lächerliche Dummheit eingeht."

Das Gesicht der Königin zeigte ihr wunderschönes Lächeln. Ebenmäßige weiße Zähne blitzten hervor.

"Mein geliebtes Kind, es gibt Dinge, die getan werden müssen. Du hast mich verlassen, weil du es für das Richtige hieltest. Nun tue ich, was ich für richtig halte."

"Und das wäre, Leyara?" Nun ließ sie alle Höflichkeit beiseite.

"Er lebt, verstehst du, mein Kind? Er lebt."

Alle Farbe war aus Reikas Gesicht gewichen.

"Unmöglich", brachte sie entsetzt heraus. "Das ist völlig unmöglich. Er ist tot! Ich habe es -", wollte Reika einwenden, doch die Königin unterbrach sie.

"Nein, ist er nicht. Aber wir wissen derzeit auch nicht, wo er sich aufhält. Vor sechs Monaten griff er Dragseel an. Er hat sich sehr verändert."

Trauer und großer Schmerz zeichneten das wunderschöne Gesicht der Königin. Ihre Worte konnten keine Lüge sein. Das würde sie Reika nie antun. Sie schwieg.

"Reika, du musst dort sein. Es wäre möglich, dass er auch dort ist. Irgendetwas ist mit ihm passiert. Er ist nicht mehr er selbst. Rette ihn. Du kannst das. Du bist wahrscheinlich sogar die Einzige, welche dazu fähig ist."

Reika antwortete nicht direkt. Sie kämpfte mit ihren Tränen, doch schließlich gewann sie den Kampf. Nun war nicht die Zeit, sich in Selbstmitleid versinken zu lassen.

"Wie Ihr wünscht, Majestät", antwortete sie tonlos. "Waren es große Schäden, die er hinterlassen hat?"

"Nur Häuser wurden zerstört. Keiner musste sterben."

"Ich werde ihn finden."

"Da bin ich mir sicher, mein Kind. Deine Mutter hätte es so gewollt."

"Ja, das hätte sie wohl. - Verbindung beenden."

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, machte sie auf dem Absatz kehrt und verließ die Botschaft.
 

"Rei! Hey, Rei!"

Reika reagierte nicht. Sie wollte niemanden sehen und erst recht mit niemandem reden.

"Rei!" Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Genervt drehte sie sich herum und traktierte den Sprecher mit bösen Blicken.

"Was ist?", spieh sie erbost hinaus.

"Rei, was ist denn los?", fragte das rothaarige Mädchen mit den grünen Augen, welches vor ihr stand. Mileena war ebenfalls Kommandantin "Zenobias", obwohl sie bei weitem nicht danach aussah.

"Nichts. Lass mich bitte alleine."

"Nichts da. Du wirst jetzt mit mir essen", entgegnete Mileena fröhlich, beinahe aufgedreht. Reika seufzte tief.

"Mileena, mir ist gerade nicht nach Essen - oder Konversation. Lass mich bitte alleine."

Das Mädchen kniff die Augen zusammen. Statt einer Antwort ergriff sie entschlossen Reikas linke Hand und zog sie überraschend stark hinter sich her, bis sie schließlich in der großen Halle standen, in der gerade gefrühstückt wurde. Reika hatte die letzte Nacht nicht geschlafen, dicke Augenringe zierten ihre roten Augen, die nun mehr blutrot schimmerten. Mileena zog sie hinter sich her, bis sie einen freien Tisch gefunden hatten und manövrierte die unwillige Reika geschickt auf die Bank, dann eilte sie weiter, um das Frühstückstablett zu holen. Nach kurzer Zeit kam sie wieder zurück, zwei Tabletts auf ihren Händen balancierend. Ohne ein Wort zu sagen, stellte sie eines vor Reika ab, mit dem anderen setzte sie sich neben ihr.

"Iss", war alles, was sie sagte, dann stopfte sie sich schon zwei dicke Brotscheiben und ein großes Stück Käse in den Mund. Mileena war nun wirklich nicht das, was man als gesittet oder anmutig bezeichnen würde. Allerdings legte sie auch nicht viel Wert darauf. Ihre hervorragenden Schwertkünste und ihr Umgang mit der Beschwörungsmagie waren allseits bekannt und geschätzt. Da drückte man so manches Mal gerne ein Auge zu, wenn sie sich daneben benahm.

Mit müdem, angewidertem Blick betrachtete Reika das Tablett, welches vor ihr stand. Brot, Käse, Früchte. Lustlos nahm sie einen schönen roten Apfel und biss halbherzig hinein. Der süßlich saure Geschmack, den sie sonst so bevorzugte, hatte heute keine Wirkung auf sie.

Er lebte. Ihr Bruder lebte. Dabei-

"Rei! Nun iss schon. Du bist Kommandantin und egal, was vorgefallen ist, du musst dich zusammenreißen. Du hast eine gewisse Verantwortung, an die du dich halten musst. Und in elf Wochen wirst du all deine Kräfte und noch mehr brauchen. Also hör auf Trübsal zu blasen und komm wieder zu dir."

"Was weißt du schon", murmelte sie deprimiert und legte den angebissenen Apfel wieder zurück. Gerade wollte sie aufstehen, als Mileena schon auf den Füßen stand, sich zu ihr gedreht hatte und ihr eine deftige Ohrfeige verpasste.

"Du verdammte...! Was sollte das?", fuhr Reika nun zornig auf.

"Reiß dich zusammen, Kommandantin Scythe! Du bist im Dienst!"

Reika riss die Augen auf. Sie hatte Recht. Private Probleme hatten im Dienst nichts zu suchen. Sie wandte sich wieder dem Tablett zu, nahm den Apfel und schob ihn sich zur Hälfte in den Mund. Mileena setzte sich wieder, zufrieden grinsend, dann wandte sie sich wieder ihrem eigenen Frühstück zu. Dieses temperamentvolle Mädchen hatte die Neigung, ihre Gefühle sehr offen zu zeigen und nahm kein Blatt vor dem Mund. Hatte sie einen Gedanken erst gefasst, so sprach sie ihn unverwandt aus - eine Eigenschaft, die Reika sowohl respektierte, aber auch verachtete. Manchmal war es klüger, seine Gedanken für sich zu behalten.

Reika und Mileena verließen nach dem Frühstück die große Halle und gingen Seite an Seite durch den Gang in die Eingangshalle und von dort aus raus in den Außenhof. Beide trugen ihre Schwerter bei sich. Wortlos zog Reika ihr Schwert und fuhr mit dem Daumen über die Klinge, um zu überprüfen, ob sie denn auch scharf war. Natürlich war die schwarze Klinge noch genauso scharf, wie am ersten Tag, als sie das Schwert von Dylan geschenkt bekam.

Mileena mochte vielleicht nicht über gute Manieren oder Anstand verfügen, aber sie war äußerst taktvoll und fragte Reika keine Löcher in den Bauch. Stattdessen verstand sie sich darauf, ihre Kameradin und Freundin abzulenken. Dafür war ein Sparringskampf genau das Richtige.

Beide nahmen in einem Abstand von etwa zwei Metern ihre Kampfposition ein, ihre Schwerter vor sich haltend und sich verbeugend. Nachdem sie sich wieder aufgerichtet hatten, stürmte Mileena auch schon los, ihr rotes Schwert angriffsbereit vor sich ausgestreckt. Reika trat schnell einen Schritt beiseite und schon prallten die Klingen melodisch aufeinander.

"Schnell wie immer", bemerkte das redselige Menschenmädchen. Reika schwieg. Lediglich ein Grinsen zeigte, dass sie die Bemerkung zur Kenntnis genommen hatte.

Schon ließ die ruhige Elfin ihre Klinge scharrend an der Klinge ihrer Gegnerin entlang gleiten, machte einen Ruck und drückte das Schwert ihrer Kontrahentin so von sich weg, dass sich ihr eine Angriffsmöglichkeit bot. Mileena jedoch verstand sich darauf, schnell auszuweichen und machte zwei Schritte nach hinten, wodurch beide wieder neutrale Positionen hatten. Reika fackelte nicht lange und stürmte sogleich wieder auf sie zu, täuschte einen Schlag von oben an, änderte jedoch blitzartig die Schlagrichtung, als sie zufrieden feststellte, dass ihre kleinere Freundin parieren wollte und landete schließlich mit der flachen Klinge einen Schlag auf ihre linke Seite.

"Au!", quiekte Mileena, während sie sich mit ihrer freien Hand über ihre Rippen rieb.

"Du bist zwar schnell, aber fällst immer noch auf Finten rein", bemerkte Reika knapp.

Beide gingen wieder in die Ausgangsposition. Dieses Mal wartete Reika ab und wartete auf die Reaktion ihrer optimistischen Gegnerin, denn aufgeben würde sie wegen eines kleinen Treffers auf keinen Fall. Dafür war sie zu hartnäckig. Ursprünglich war die vor Energie strotzende Mileena einen Rang höher als sie, was vor allem auf ihren Fähigkeiten im Kampf und ihrer Erfahrung beruhte. Dennoch war die eher ernstere Reika ihr in der Schwertkunst minimal überlegen.

Mileena machte einen schnellen Satz nach vorne, wobei sie ihre Klinge frontal vor sich hielt, wie zum Stich bereit, dann aber drückte sie sich mit ihrem rechten Bein ab, rollte sich über ihre Schulter auf dem Boden, kam hinter Reika zum Stehen und schlug zu. Reika, die etwas überrascht von der plötzlichen Finte war, reagierte gerade noch rechtzeitig, indem sie ihr Schwert hinter ihrem Rücken hielt. Daraufhin erklang ein metallisches Klirren, als die Schwerter aufeinander prallten. Sofort machte sie zwei Sätze nach vorne, um Mileena nicht noch einmal die Chance zu geben, sie zu treffen. Auf dem Absatz drehte die nun kampflustige Elfin sich herum und schnellte direkt wieder vor. Mit blitzenden Augen hob sie ihr Schwert und holte zum Schlag aus, während Mileena eine Blockhaltung annahm, um den Schlag abzuwehren. Wieder prallten die Klingen aufeinander, doch nun gab es Kräftemessen, welches Reika schnell gewann. Elfen verfügten natürlicherweise über größere Körperliche Kraft und Ausdauer als Menschen, weshalb sie letztendlich aber noch lange nicht überlegen waren. Schon oft genug wurde sie von Menschen überrascht, welche sie zuerst unterschätzt hatte. Seitdem unterschätzte sie grundsätzlich niemanden mehr, egal wie klein oder schmächtig die Person wirken mochte.

Mileena hatte sichtlich mit der körperlichen Stärke zu kämpfen, die ihre Freundin ihr entgegen brachte. Verkrampft biss sie sich auf ihre Unterlippe. Langsam ging sie auf ein Knie herunter, ihre Arme zitterten leicht. Mit ihrer freien Hand stützte Mileena ihre Klinge, doch Reika tat es ihr schnell nach. So in ihr Kräftemessen vertieft, bemerkte Reika die Rufe nicht, die über den Vorhof schallten.

"Kommandantin Scythe!"

Reika blinzelte, dann erwachte sie aus ihrer Kampfeslust - ein wenig enttäuscht.

„Kommandantin!“, rief ein junger Laufbursche gehetzt, während er auf schnellen Beinen den Vorhof überquerte.

„Was ist?“, fragte Reika mürrisch. Ja, sie nahm es ihm übel, dass er sie unterbrochen hatte, als sie fast vor ihrem Sieg stand.

„V-verzeiht, Kommandantin“, antwortete der Junge, als er bei den beiden Frauen zum Stehen kam, „aber es ist dringend. In der Eingangshalle erwartet Euch jemand. Den Namen hat er nicht erwähnt, aber er sagte, er kenne Euch und Ihr wüsstet, wer er ist, wenn Ihr ihn sehen würdet.“

Stirnrunzelnd nickte sie und entließ ihn mit einem schwerfälligen Winken.

„Was meinst du, wer es ist?“, fragte Mileena und trat neben sie.

„Ich weiß es nicht, aber ich werde es wohl gleich herausfinden.“
 

In der Eingangshalle angekommen, hielt Reika nach einer Person Ausschau, welche augenscheinlich erst einmal nicht hier her gehörte. Letztendlich bemerkte sie jedoch niemanden, den sie nicht zumindest vom Sehen her kannte.

Plötzlich lief ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken.

„Ich habe auf Euch gewartet“, flüsterte eine tiefe Stimme nahe an Reikas linkem Ohr.

Augenblicklich klingelten sämtliche Alarmglocken in ihrem Kopf. Wie konnte er so plötzlich hinter ihr erscheinen?

„Wer bist du und was willst du von mir?“, entgegnete Reika sichtlich darum bemüht, nicht angespannt wirken.

Die Stimme stieß ein tiefes, kurzes Lachen aus.

„Wollt Ihr mir etwa sagen, dass Ihr mich nicht mehr erkennt?“

Mit einer hochgezogenen Augenbraue drehte Reika leicht ihren Kopf in die Richtung der Stimme. Aus den Augenwinkeln erkannte sie einen dunklen Umhang, dessen Kapuze tief in das Gesicht des Sprechers gezogen war.

„Wer...“, setzte sie an, doch der Mann unterbrach sie mit einer Handbewegung.

„Nicht hier. Wir reden, wo wir weniger auffallen.“

Reika nickte. Sie wurden bereits von einigen Mitgliedern der Gilde teils neugierig, teils misstrauisch beobachtet.

„Folge mir. Ich bringe dich in mein Zimmer“, sagte sie knapp, dann ging sie auch schon los.
 

„Also gut, wer bist du und woher kennst du mich?“, schoss Reika sofort los, als sie die Tür zu ihrem kleinen Zimmer verschlossen hatte. Der verhüllte Mann stand mit dem Gesicht zum kleinen Fenster, das hinaus auf den Außenhof zeigte.

Da er keinerlei Anstalten zu machen schien, um ihr zu antworten, näherte sie sich ihm mit leisen Schritten, bis sie schließlich unmittelbar hinter ihm stand. Als sie ihren Arm gerade zur Hälfte nach seiner Kapuze ausgestreckt hatte, drehte er sich unvermittelt um. Das, was sie von seinem Gesicht sehen konnte, war bleich und ebenmäßig, aber auch in einem dunkleren Farbton gehalten, wie es ihn unter den Menschen nicht gab. Das zeichnete ihn wohl als einen der ihren aus, wobei es selbst in ihrem Volk wenige mit dieser Hautfarbe gab.

Eine dünne feine Linie, die sich von seiner linken Kinnhälfte bis hoch zur Wange zog, war der einzige Makel seines Gesichts, soweit Reika es ausmachen konnte.

Erschrocken und beschämt, weil sie ihn so lange angestarrt hatte, zog sie ihre Hand zurück und senkte verlegen ihren Blick.

„Diese Narbe“, murmelte sie nachdenklich.

Seine vollen, dunklen Lippen verzogen sich zu einem schmalen Lächeln, dann hob er seine linke Hand und streifte sich zu Reikas Überraschung die Kapuze zurück.

„Xiodir!“, rief Reika ungläubig.

„Es ist lange her, Herrin.“

Kapitel 4

„Xiodir, was führt dich hierher? Wir haben uns seit meinem Aufbruch aus Dragseel nicht mehr gesehen. Nein, vorher schon. Wie lange ist das jetzt her?“

„Elf lange Jahre, Herrin. Ich bin äußerst erfreut, Euch wiedersehen zu dürfen. Königin Leyara hat mich zu Euch gesandt, um Euch auf Eurer Reise zu begleiten.“

Fragend zog Reika eine Augenbraue hoch.

„Die Königin? Ich habe gestern in der Botschaft noch mit ihr gesprochen, doch sie hat dich mit keinem Wort erwähnt.“

„Das wundert mich nicht“, bemerkte Xiodir scheinbar belustigt. „Schließlich wollte sie nicht, dass Ihr euch dagegen wehrt, Herrin.“

„Hör endlich mit diesem Unsinn auf. Seit du mein persönlicher Wächter warst, sind viele Jahre ins Land gezogen. Ich bin nun keine Adlige mehr. Mutter ist tot, Yatos Verbleib ist unbekannt und ich selbst habe Dragseel den Rücken gekehrt“, fuhr sie ihn an. „Ich gehöre nun zu Zenobia und bin nur noch der Abstammung nach Elfin.“

„Verzeiht. Wenn Ihr es wünscht, werde ich diese Anrede unterlassen. Tatsache ist jedoch, dass die Königin mich zu Euch geschickt hat. Bitte verstoßt mich nicht.“

Schwer seufzend ließ sich Reika auf das Bett fallen und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

„Nein, das werde ich nicht. Wie viel weißt du über all das hier?“ Sie machte eine weit ausholende Geste.“

„Nur das, was die Königin mir über die aktuelle Lage und ihren Verdacht Eurem Bruder gegenüber berichtet hat“, antwortete Xiodir.

„Nun, das wird wohl vorerst reichen. Ich werde dich bei Dylan ankündigen, damit du bis zu unserer Abreise hier bleiben kannst“, entgegnete Reika, eine Hand an ihrer Stirn.

„Das wird nicht nötig sein. Ich habe bereits ein Zimmer in der elfischen Botschaft angeboten bekommen. Dieses Angebot abzulehnen, wäre Llandorin gegenüber äußerst unhöflich“, widersprach Xiodir, ein dünnes Lächeln auf seinen Lippen. Er stand immer noch vor dem Fenster, sah sich aber interessiert in Reikas kleinem Zimmer um.

„Ich verstehe. Dann erwarte ich dich morgen früh kurz nach Sonnenaufgang hier in der Eingangshalle. Wir brauchen noch Informationen über dieses Turnier. Es will mir einfach nicht in den Kopf, warum es ausgerechnet dieses Jahr wieder stattfindet.“

„Wie Ihr wünscht. Dann verabschiede ich mich nun“, sagte Xiodir und verbeugte sich tief.

„Ich begleite dich noch hinaus.“
 

In der nächsten Woche besuchten Xiodir und Reika acht Adelshäuser, zu denen Zenobia aufgrund diverser Aufträge gute Verbindungen hegte. Außerdem befragten sie Leute in den zahlreichen Schenken sowie einige Händler, deren Kontake über viele Königreiche hinweg reichten, aus. Wie es schien, gab es viele Gerüchte um dieses Turnier. Die meisten Leute freuten sich über dieses spektakuläre Event, doch gab es auch einige, deren Misstrauen Reika durchaus teilte. Wirklich wertvolle Informationen bekamen sie nicht, doch bekam Reika ein Bild von den Meinungen der Städter, was ihr letztendlich jedoch nicht weiter half.

Die Krieger der Adligen in Nedros hatten sich bereits für das Turnier angemeldet. Von einem besonders gesprächigen Herren des Zinister-Hauses, einer alteingesessenen Adelsfamilie, denen viele Schmieden und Eisenerzminen in der Gegend gehörten, berichtete von der Anmeldung für das Turnier, was für Reika zwar keinen Aufschluss über die Betreiber des Turniers gab, in ihr jedoch einen seltsamen Nachgeschmack hinterließ.

Sobald sich die Krieger in die Listen eingetragen hatten, leuchtete eine kleine Rune in der Ecke des Blattes auf. Kurz darauf erschien ein schwarzer Falke und nahm die zusammengerollten Listen mit sich.

Runen und Talismane waren die Spezialität menschlicher Magier, was jedoch nicht besonders viel über das Vorgehen hinter den Kulissen preisgab.

Xiodir sagte dazu nicht viel, doch Reikas Hirn arbeitete unermüdlich. Jedoch waren die Vermutungen mit der Zeit immer abenteuerlicher geworden, sodass sie ihnen Einhalt gebot und sich nur noch auf die Fakten bezog.

Ihr letzter Besuch am siebten Tag führte sie in die Zwergenbotschaft, am anderen Ende der Stadt – weit weg von der Botschaft der Elfen. Es war ein prächtig gearbeitetes und deutlich hervorstechendes Gebäude, welches von den Zwergen in akribischer Kleinarbeit mit diversen Statuen und Wandprägungen versehen worden war. Kleine Edelsteine und kunstvolle Prägungen zierten das massive, eiserne Eingangstor. Die Fenster waren hoch und ebenfalls kunstvoll geprägt.

Bevor sie eintraten, verdeckte Reika ihre spitzen Ohren mit einem

dunklen Tuch, welches sie um ihren Kopf wickelte. Ihr sah man auf dem ersten Blick weniger an, dass sie elfischer Abstammung war. Bei Xiodir würde das kaum helfen.

Vor dem Tor blieben sie stehen und Reika nutzte den übergroßen Türklopfer. Ein dumpfes, metallisches Pochen erklang. Einige Sekunden später wurde das Tor ächzend geöffnet und ein kleiner, stämmiger Zwerg, dessen brauner Bart bis zu seinem Gürtel reichte, erschien.

„Wer da?“, verlangte er mit einem knurrigen Akzent zu wissen.

„Kommandantin Scythe aus dem Hauptquartier Zenobias. Das hier ist mein Begleiter Xiodir. Wir wünschen, mit dem Botschafter zu sprechen.“

Misstrauisch fiel sein Blick auf Reikas Tuch und anschließend auf Xiodir.

„Der Botschafter ist gerade nicht zu sprechen“, verkündete er schließlich, doch in seinen Augen blitzte es verräterisch. Damit hatte Reika bereits gerechnet. Der Zwerg trat zurück, während sich das Tor langsam wieder schloss, doch Reika schlüpfte schnell hinein, dicht gefolgt von Xiodir.

„He, was soll das?“, brauste der Zwerg verärgert auf, wodurch sein starker Akzent noch deutlicher hervortrat. „Das ist die Botschaft der Zwerge und ich habe euch den Eintritt deutlich verweigert. Das verstößt gegen das Friedensabkommen!“

„Verzeiht, Meister, doch diese Angelegenheit ist dringend und bedarf sofortiger Aufmerksamkeit, ehe die vereinten Nationen im Chaos versinken. Dann wäre der Friedensvertrag hinfällig. Wollt Ihr das auf Eure Schultern laden?“, entgegnete Reika kühl und beherrscht.

Der Zwerg hielt inne und beäugte sie wieder misstrauisch. Nach einer gefühlten Ewigkeit stieß er ein Wort in der Zwergensprache aus, von dem Reika glaubte, dass es ein deftiger Fluch war, doch dann wandte er sich um und sagte knapp: „Folgt mir.“ Dann ging er voraus.
 

„Meister Bronn“, begrüßte Reika den in einer goldenen Rüstung eingekleideten Zwerg, welcher auf einem thronähnlichen Stuhl hinter einem großen Schreibtisch saß. Dieser Anblick war aufgrund der Größe des rotbärtigen Zwergs beinahe grotesk.

Meister Bronn betrachtete die beiden Ankömmlinge abschätzend, dann verschränkte er seine klobigen Hände ineinander und begrüßte sie mit einem kaum merklichen Nicken.

„Was führt Euch zu mir?“, begann der Zwerg in einem überraschend flüssigen Akzent der geteilten Sprache.

„Das Turnier, Meister. Wir kommen im Auftrag Zenobias, um Informationen rund um das Turnier zu sammeln, doch bisher fielen diese bisher äußerst spärlich aus. Wir dachten, dass Ihr uns vielleicht weiterhelfen könntet“, entgegnete Reika ruhig.

„Nach Eurem Auftritt am Tor hätte man vermuten können, dass unserer schönen Welt der Untergang droht. Nun stelle ich fest, dass dem nicht so ist. Wozu die Eile? Bis zum Turnier sind es noch über 3 Monate.“

Bevor Reika antwortete, wählte sie ihre Worte weise. Weder Bronn noch Xiodir sollten von Thalins Verdacht erfahren.

„Findet Ihr es nicht merkwürdig, dass nach über einhundertfünfzig Jahren dieses Turnier wieder veranstaltet wird? Wozu diese lange Pause? Wir versuchen dieser Sache auf den Grund zu gehen, da sie uns einiges Kopfzerbrechen bereitet, werter Meister.“

„Bisher fand ich das nicht, aber nun… Für uns Zwerge, genau wie für euch Elfen“, seine Augen blitzten bei diesen Worten belustigt, „ist das keine besonders lange Zeitspanne. Dieses Turnier wurde lange Zeit regelmäßig abgehalten, um Kriege untereinander zu vermeiden und einen sportlichen Wettstreit zu schaffen – ein ehrenwertes Motiv. Wozu sollte ich das in Frage stellen?“

„Meister Bronn, der einstige Zweck des Turniers mag aus ehrenhaften Motiven entstanden sein, doch diese lange Pause und nun diese spärlichen Informationen über die Veranstalter und näheren Details lassen mich misstrauisch werden. Zenobia wurde ebenso eingeladen, wie alle Königreiche eingeladen wurden. Unsere Gilde wird einen kleinen Trupp nach Kol’thor senden, um dort ebenfalls teilzunehmen, doch bisher hat man uns nur den Ort und die Zeit genannt. Früheren Aufzeichnungen zufolge wurden stets die Spiele selbst angekündigt, ebenso wie die Veranstalter. Wir möchten unnötige Unruhen und etwaige Verluste vermeiden. Das dürfte doch auch in Eurem Interesse liegen, oder sehe ich das falsch?“, entgegnete sie gelassen.

„Wie kommt Ihr darauf, dass es zu Unruhen und sogar Verlusten kommen könnte?“, bemerkte der schlaue Fuchs. Er schien zu ahnen, nein, zu wissen, dass mehr hinter ihrem Anliegen stecke, als sie zu verraten bereit war. Dieser Zwerg konnte sie noch in große Bedrängnis führen. So viel stand fest.

„In der heutigen Zeit kann man nie sicher genug sein. Es gibt genug Einfälle von Monstern und Dämonen in unseren Städten und ihr wisst genauso gut über diverse kriminelle Machenschaften Bescheid wie wir.“

Bronn schwieg eine Weile, während Reika steif wie eine Statue vor dem Schreibtisch stand. Xiodir hatte bis jetzt nichts gesagt, worüber sie froh war. Er stand mit verschränkten Armen an die Wand neben der Tür gelehnt und beobachtete still das Geschehen.

„Nun gut. Ich werde nicht weiter nachfragen“, sagte Bronn nach einigen Minuten, „und ich werde Euch die Informationen geben, die ich Euch geben kann. Allerdings habe ich dafür eine Bitte.“

Erstaunt zog Reika ihre Augenbrauen hoch, riss sich jedoch sogleich wieder zusammen.

„Doch zuerst“, fügte er schnell hinzu, ehe Reika etwas erwidern konnte, „schickt bitte Euren Begleiter hinaus. Diese Angelegenheit ist streng vertraulich.“

Ohne einen Kommentar oder einen Befehl Reikas verließ Xiodir das Arbeitszimmer des Botschafters. Einige Sekunden lauschte sie noch seinen sich entfernenden Schritten, ehe sie sich wieder Bronn zuwandte.

„Kommandantin, ich vermute, dass es mehr gibt, als Ihr zu sagen bereit seid. Vielleicht habt Ihr auch Befehle von oben, doch falls wirklich Grund zur Annahme besteht, dass es zu Unruhen kommen kann, werde ich mein möglichstes dafür tun, dass wir die Oberhand behalten. Mir liegt ebenso wenig am Tod meiner Brüder wie Euch an Euren Kameraden.

Meine Bedingung ist, dass ihr einen von mir erwählten Vertrauten mit Eurem Trupp ziehen lasst. Wir entsenden zwar selbst einige mutige Männer, doch möchte ich auf der sicheren Seite sein“, erklärte Bronn mit ernstem Blick.

Reika wusste nicht recht, was sie darauf erwidern sollte. Es überraschte sie, dass er mit ihr, einer Elfin, so vorbehaltlos reden konnte, ohne auf Abstand zu gehen. Zudem verstand sie seine Sorge. Hingegen überraschte es sie wenig, dass er mehr hinter dieser Sache vermutete, als sie preisgab. Dieser Mann war schon recht alt, soweit sie es vermuten konnte, und besaß eine immense Lebenserfahrung und Schläue, an der sie sich ein Beispiel nehmen konnte. Für eine Elfin war sie noch sehr jung, beinahe ein Kind, dennoch konnte man von ihr nicht behaupten, dass sie unvorsichtig oder leichtsinnig war.

„Meister Bronn, Ihr dürftet wissen, dass ich derartige Entscheidungen nicht ohne Beratung treffen darf. Ich verstehe Eure Sorge, doch werde ich erst mit dem Brigadegeneral darüber reden müssen. Aus diesem Grund schlage ich vor, dass wir uns in zwei Tagen noch einmal hier treffen. Dann kann ich Euch eine Antwort geben.“

„Das verstehe ich durchaus, junge Elfin“, entgegnete er scheinbar lächelnd. Sein buschiger Bart verdeckte seine Lippen, doch schmälerten sich seine Augen und sein Bart zuckte leicht. „Geht und berichtet Eurem Brigadegeneral von unserem Gespräch und dann treffen wir uns wieder – dieses Mal ohne mit der Tür ins Haus zu fallen.“ Er lachte abgehackt, dann zwinkerte er ihr zu, ehe sie sich voneinander verabschiedeten und Reika das Arbeitszimmer verließ.

Xiodir hielt sich von den bohrenden Blicken der Zwerge in der Eingangshalle auf, die ihn jedoch eiskalt zu lassen schienen. Wie zuvor im Arbeitszimmer lehnte er mit verschränkten Armen an der Wand. Als er Reika kommen sah, lockerte sich seine Haltung und er verbeugte sich knapp.

„Gehen wir“, bemerkte Reika leise und ignorierte die Zwerge, die sie mit ihren Blicken nahezu durchlöcherten.
 

Zwei Tage später fand sich Reika, begleitet von Xiodir, erneut in der Botschaft der Zwerge ein. Dieses Mal wurden sie ohne Probleme zu Bronn geführt, auch wenn ihre kleinen Begleiter alles andere als glücklich darüber waren, Elfen in ihrem Haus zu begrüßen.

Nachdem sie im Arbeitszimmer des Botschafters angekommen und die Begleiter sich, mit der Faust auf ihre Brustpanzer schlagend, wieder zurückzogen, begrüßten sie den alten Zwerg höflich.

„Meister Bronn. Schön Euch wiederzusehen“, begann Reika als erste.

„Die Freude ist ganz meinerseits, werte Kommandantin. Ich hoffe, Ihr habt Gutes zu berichten?“, entgegnete der Zwerg mit einem Nicken.

„Ja, Brigadekommandant Faelson hat Ihrer Anfrage freudig zugestimmt.“

„Das freut mich, zu hören. Nun, dann kann ich meinen Teil der Abmachung bedenkenlos erfüllen. Ihr sollt die gewünschten Informationen erhalten.“

„Habt Dank, Meister Bronn“, entgegnete Reika und verbeugte sich knapp. Als sie sich wieder aufgerichtet hatte, bemerkte sie sein Lächeln.

„Kommen wir auf den Punkt. Zwar haben wir nicht mehr Details erhalten, wie jeder andere auch, doch konnten wir etwas über die Veranstalter in Erfahrung bringen.“

„Ihr wisst, wer das Turnier veranstaltet?“, rief Reika ungläubig aus.

„Nein, das nicht. Nun, zumindest nicht wirklich. Unseren Informanten nach sind weder die Adelshäuser, noch das Königshaus an der Veranstaltung beteiligt. Sie stellen lediglich den Ort. Wir haben allerdings eine Vermutung. Habt ihr je von den „Black Dragons“ gehört?“, fragte Bronn ernst.

„Nur Gerüchte. Glaubt Ihr etwa, dass an diesen Gerüchten etwas Wahres dran ist?“, antwortete Reika sichtlich beunruhigt.

„Vermutlich ja. Es werden vermehrt Artefakte verkauft, obwohl es eigentlich noch nicht so viele geben sollte. Und viele enthalten besonders mächtige Zauber, die verheerende Folgen haben könnten, sollten sie je eingesetzt werden. Die Black Dragons sollen auf dem Schwarzmarkt besonders stark vertreten sein. Einige meiner Brüder kundschaften in regelmäßigen Abständen den Schwarzmarkt aus, doch auch hier kursieren nur Gerüchte. Die Artefakte werden von Unterhändlern verkauft, doch diese verraten ihre Quellen natürlich nicht. Alles, was uns bleibt, sind Vermutungen.“

„Ich schätze, ich verstehe, worauf Ihr hinauswollt, Meister. Wenn es diese Organisation tatsächlich geben sollte, könnten sie die Fäden hinter dem Turnier in der Hand haben. Doch wofür sollten sie das tun?“

„Vermutlich“, schaltete sich Xiodir in gemäßigter Lautstärke ein. Bisher hatte er es vorgezogen, zu schweigen, doch nun war Reika überrascht, als er sich plötzlich an dem Gespräch beteiligte, „versuchen sie, neue Käufer oder Sponsoren zu finden. Was könnte sich besser dazu eignen, als ein Turnier, welches weltweit Besucher und Teilnehmer anlockt?“

Zwei Augenpaare ruhten wachsam auf seinem Gesicht, doch dann stimmte ihm Bronn zu.

„Da habt Ihr Recht, Elf. Nun, mehr kann ich Euch auch nicht verraten, doch wir werden die Augen weiterhin offen halten. Da wir nun zusammenarbeiten, werden wir unsere Informationen mit Eurer Gilde teilen, Kommandantin.“

„Selbiges gilt für uns. Habt Dank, Meister Bron. Diese Information ist mehr als wertvoll für uns. Wir werden Euch auf dem Laufenden halten, doch beim nächsten Mal werden wir Boten schicken. Wir haben viel zu tun, ehe das Turnier beginnt.“

„In Ordnung. Ich gehe davon aus, dass ihr etwa einen Monat vor Turnierbeginn abreisen werdet. Liege ich damit richtig?“

Reika rechnete stumm im Kopf, ehe sie antwortete.

„Vier Wochen wären etwas knapp. Vermutlich werden wir sechs Wochen vorher abreisen, um alle Eventualitäten einzubeziehen“, antwortete sie dann.

„Eine weise Entscheidung. Nun denn, Ihr habt sicher noch einiges zu tun.“ Das war deutlich das Ende des Gesprächs.

„In der Tat. Vielen Dank für Eure wertvolle Zeit und gehabt Euch wohl, Meister Bronn“, verabschiedeten sie sich.

„Gehabt Euch wohl“, schloss sich Bronn an, dann verließen die beiden das Arbeitszimmer und die Botschaft.

Reika und Xiodir liefen Seite an Seite durch Nedros‘ Straßen. Die Leuchtfeuer flackerten aufgeregt im leichten Wind, welcher durch die Straßen pfiff. Wirr durcheinander sprechende Stimmen erfüllten die engen Straßen und Gassen, manche waren lauter, manche leiser. Der typisch penetrante Geruch nach Müll und diversen Ausscheidungen vermischt mit dem lieblichen Duft verschiedenster Blumen und dem äußerst ansprechenden Aroma frisch gebackenem Gebäcks beanspruchten Reikas Nase stark, was ihr immense Kopfschmerzen und sogar Übelkeit bereitete. Das dunkle Tuch, welches sie um ihren Hals trug, wenn sie in der Stadt war, wickelte sie sich um ihre untere Gesichtshälfte, um die verschiedenen Gerüche ein wenig zu dämpfen, doch viel half es nicht.

„Lass uns die Stadt schnell hinter uns bringen. Ich ertrage diesen Gestank nicht länger“, bemerkte Reika grimmig.

„Bitte geht schon einmal vor. Ich muss noch etwas in der Botschaft erledigen“, widersprach Xiodir.

„Nun, wie du meinst. Dann komm morgen bitte in die Gilde. Frag nach mir, dann wird man dich zu mir bringen.“

„Wie Ihr wünscht“, antwortete er, dann verbeugte er sich schnell und ließ Reika allein auf der Straße zurück. Einige Gedanken schwirrten wirr in ihrem Kopf herum. Angestrengt versuchte sie diese zu ordnen, doch wirklich gelingen wollte es ihr nicht.
 

Die nächsten Tage verbrachten Reika und Xiodir erfolglos mit der Suche nach weiteren Informationen über das Turnier und die Black Dragons, doch mussten sie sich letztlich eingestehen, dass es aussichtslos war. Diejenigen, die etwas wissen konnten, verrieten nichts und die anderen wussten schlichtweg nichts.

Die Zeit schritt unermüdlich voran, tatsächlich befanden sie sich bereits in der vierten Woche des ersten Frühlingsmonats. Lange blieb ihnen nicht mehr Zeit. Dylan hatte bereits ein Schiff für die Überfahrt gemietet und Reika die genauen Daten des Zeitplans für die Reise mitgeteilt. Das Schiff erwartete den Trupp in der dritten Woche des dritten Frühlingsmonats am Hafen Porta Sol in Zarana, dem südlichen Königreich Jek'tahs.

Bis zum Aufbruch gab es noch so viel zu tun, dass Reika nicht wusste, welchem Problem sie sich zuerst widmen sollte. Zum Einen wäre da der Zeitplan, den einzuhalten gab, zum Anderen die Mitglieder des Trupps. Dylan hatte am gestrigen Nachmittag ihre künftigen Kameraden ausrufen lassen und sie nacheinander zu sich in sein Arbeitszimmer bestellt – Reika rief er nicht erneut herein, denn mit ihr hatte er zuvor schon ausführlich gesprochen. Viele der neunzehn Namen kannte sie nicht, doch gab es einige Namen, die ihr bekannt vorkamen. Einer der Namen sorgte jedoch für Verwirrung. Der letzte Name der Liste gehörte Xiodir!

Als sie an diesem Morgen auf dem Außenhof wartete – für die Zeit, in der das Turnier bevorstand, waren die meisten Soldaten des Trupps von den morgendlichen Übungen freigesprochen worden, sehr zum Verdruss ihrer Kameraden -, empfing sie Xiodir, welcher einige Minuten später erschien, mit einigen ausgewählten Fragen.

„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du Teil der Gilde bist?“, war ihre erste Frage.

„Ich wünsche Euch auch einen guten Morgen, Kommandantin. Es hat in meinen Augen keinen Unterschied gemacht, denn ich diene Euch alleine auf Geheiß der Königin. Soldat zu werden, war nur Mittel und Zweck, um in Eurer Nähe sein zu können.“

„Wie lange?“, erwiderte sie, ohne auf seine Antwort einzugehen.

„Erst seit diesem Jahr, doch kam ich auf direktem Weg von Isuris hierher. Als die Königin mit Euch gesprochen hat, war ich bereits auf dem Weg hierher. Bevor ich Euch traf, sprach ich mit Brigadegeneral Faelson über den Befehl der Königin.“

Nun wurde Reika klar, wieso sie die letzte war, die das erfuhr. „Du hast Dylan also um Stillschweigen gebeten, sehe ich das richtig?“

Ohne zu zögern antwortete Xiodir: „Ja. Es war notwendig, um Geheimhaltung zu wahren. Nun ist es nicht mehr wichtig, denn es steht bereits fest, dass ich Euch zum Turnier begleite.“

Reika warf die Hände hoch und rollte ergeben die Augen. „Schon gut. Ihr habt gewonnen.“


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich hatte eine ähnliche, aber sehr viel kürzere Version dieser Vorgeschichte als Kapitel 0 bereits reingestellt. Dies habe ich jetzt mit dem ehemaligen Prolog vertauscht, da ich finde, dass diese Erzählung über die Entwicklung bis zur heutigen Welt besser als Prolog geeignet ist. Der ehemalige Prolog ist nun Kapitel 1 der Geschichte, wodurch sich die anderen um eine Nummer nach hinten verschieben. So klingt das Ganze gleich viel besser.

Noch eine kleine Anmerkung: Der Schriftzug "Auszug aus „Die Anfänge Rak’al Tek’lahs – Götter und Mythen“ – Bibliothek Shreda, Jek‘tah" soll die Einleitung realistischer wirken lassen. Ihr habt die Möglichkeit, euch in diese Welt hineinversetzen zu können, um zu verstehen, wie die Welt in der Zeit, in der Desires spielt, aufgebaut ist.
In der "Charakter"-Sparte dieses Romans habe ich neben den Hauptcharakteren auch meine eigens erstellte Weltkarte, sowie einige Informationen zu den bisher bekannten Kontinenten eingefügt.
Das soll dazu dienen, sich die Welt besser vorstellen zu können.

Ich hoffe, dass ihr, die Leser, Ratschläge für mich habt, wie ich mich verbessern kann. In diese Arbeit sind viel Zeit, Energie, Schweiß und Zigaretten hinein geflossen. Für mich ist dieser Roman eine wichtige Sache, an der ich mich weiterentwickeln will, um das Beste aus mir herauszuholen, da schreiben nun mal das Einzige ist, worin ich gut bin, was ich aber nicht schade, sondern ganz im Gegenteil richtig klasse finde, da ich mich so komplett darauf konzentrieren kann und gleichzeitig etwas produziere, was andere vielleicht erfreut. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Da ich diesen Roman zu Verbesserungszwecken online stelle, können sich hier Dinge oft ändern. Oft fallen mir neue Dinge auf, die ich noch verbessern kann oder mir fallen neue, bessere Strukturen ein, die ich einbauen kann, wodurch sich komplett neue Storyverläufe ergeben können.
Ich glaube, das ist auch der Sinn und Zweck all der Geschichten, seien es eigene Romane, Fanfics, One-Shots oder RPGs. Würde man es bei der Erstversion belassen, würde man sich nicht weiterentwickeln. Mir ist dieser Roman sehr wichtig, ich investiere sehr viel Zeit darin, nicht nur in die Geschichte, sondern auch über die Welt, auf der sie spielt. In meinem Kopf steht diese Welt bereits, doch ändert sie sich immer wieder.
Ständig ordne ich Dinge neu an, nehme alte Passagen raus und füge andere zusammen. Das macht in meinen Augen Weiterentwicklung aus. Du findest immer wieder neue Ideen und Methoden, wie sich deine eigene Welt, die du dir vorstellst, besser liest und arbeitest darauf hin, ein Werk zu kreiern, welche dir am Ende am besten gefällt! So sehe ich das und so handhabe ich das auch, auch verzeiht, wenn ihr beim nächsten Lesen vielleicht einige Veränderungen bemerkt. Vielleicht gefallen diese euch besser als die alten. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Stand 4.10.16:
Vorerst werde ich das Kapitel nur in Grammatik und Rechtschreibung korrigiert online lassen. Inhaltlich werde ich dieses und die nachfolgenden Kapitel offline bearbeiten aus dem einfachen Grund, dass ich das erste Kapitel inhaltlich umgearbeitet habe. Auch gefallen mir einige Wesenszüge Reikas und anderer Charaktere nicht sonderlich, mal ganz abgesehen von dem (eigentlich fast nicht vorhandenen) Inhalt. Tjaja... Autoren halt ^^ Immer selbstbemängelnd... Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das 3. Kapitel ist beendet. :)
Vielleicht werdet ihr es bereits festgestellt haben, ich habe eine Veränderung an dem Roman vorgenommen. Der ehemalige Prolog ist nun Kapitel 1 (Kapitel 1 ist folglich 2, usw.) und das ehemalige Kapitel 0 ist nun neu geschrieben bzw. erweitert worden und nun als Prolog eingesetzt.
Der jetzige Prolog erzählt grob die Geschichte der Welt dieses Romans, Rak'al Tek'lah, von der Entstehung durch die Götter, bis zum Verlassen der Götter in der Form eines Ausschnittes aus einem (natürlich fiktivem) Geschichtsbuch. Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Kapitel 4 ^^
Leider ist es noch nicht ganz fertig, jedoch wollte es eine gewisse Person schon einmal lesen :D Also bin ich mal so nett ;)
Falls noch irgendwem Fehler auffallen oder Vorschläge hat... nur zu :D Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (4)

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Von: abgemeldet
2017-02-13T22:26:38+00:00 13.02.2017 23:26
Liebe(r) Autor(in) Black_Harmonics,


Durch meine Betaleserin Sarakisa bin ich auf deine Fanfiction ''Desires'' aufmerksam geworden.
Nach kurzem Überlegen beschloss ich mir mal den Prolog durchzulesen, oder, wie man es passender gefunden hätte, zu verarbeiten -

Aber im guten Sinne!
Besonders die Introduktion ist dir gut gelungen.
Nach meiner Meinung ist es unheimlich spannend, wenn man sein Land mit eigenen Händen, (Schreibwaren oder Computer) bauen und verfassen kann.
Es wirkt so, als stamme die Geschichte aus einer fernen Vergangenheit oder kommenden Zukunft eines Paralleluniversums;
Oder insgesamt hat mir dieser Prolog ein ''Erdkunde / Geografie'' Gefühl eines unbekannten Landes verleitet.
Die Einleitung hat mich ziemlich neugierig auf deine Fanfiction gemacht...
Vielleicht werde ich mir auch den Rest heute durchlesen, aber leider überkommt mich bald die Müdigkeit.

Ich liebe die Charakter-Ecke dieser Fanfiction einfach!
Besonders Reika Scythe mit ihrer silbernen Haarpracht hat es mir angetan. ^^
Diese Zeichnungen, die du gewählt hast, sind unglaublich gut gezeichnet!
Also, falls du der Künstler bist, ein riesige Lob an deine ''Kräfte''.

Grammatikalische Fehler weder noch unlogische Formulierungen sind hier nicht zu finden, bis auf die eine Ausnahme...
Heißt es nicht Amphitere(n) statt Amphitera oder bezieht sich das auf die lateinische Version?


Leider ist das hier ziemlich kurz geworden, da sich die Nacht sonst in die Länge ziehen würde.

Also bitte entschuldige mir die ganzen Grammatikfehler, die sich dank meiner Müdigkeit einschleichen.

Viel Glück bei deinen nächsten Kapiteln auf Animexx,
ShadySkies
Antwort von: abgemeldet
13.02.2017 23:27
*riesiges Lob
Antwort von:  Black_Harmonics
18.02.2017 10:39
Ich bedanke mich für deine wohlgemerkt sehr sachliche Kritik :) Es freut mich, dass ich dich neugierig machen konnte. Derzeit überarbeite ich den Roman offline, daher wird hier vorerst nichts mehr hochgeladen.
Die Änderungen betreffen sowohl den Aufbau der Welt, als auch die Rassen / Völker, die geschichtlichen Aspekte, wie auch Teile der Charaktere.
Da ich nun schon seit einer Weile daran arbeite und immer noch unzufrieden bin, kann ich dir leider kaum sagen, wie lange es noch dauern wird, aber ich hoffe sehr, dass wir uns dann wieder lesen werden. :)

Und ja, es sollte Amphitera heißen ^^ Ob es Latein ist, oder nicht, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Ich habe mich nach dem Begriff des Lexikons der mythologischen Wesen gerichtet.

Ich wünsche weiterhin alles Liebe und Gute und bis bald. :)

LG Blacky~
Antwort von:  Black_Harmonics
18.02.2017 10:41
PS: Die Bilder habe ich nicht gezeichnet. ^^" Sie sind die Frucht der Online-Suche nach geeigneten Bildern, welche annähernd meinen Vorstellungen der Charaktere entsprechen. (Auf Reika bin ich da besonders stolz~)
Von: abgemeldet
2016-08-18T18:51:48+00:00 18.08.2016 20:51
Hallo Black_Harmonics,

ich habe gerade das erste Kapitel deiner Geschichte gelesen und dachte, ich lasse dir mal einen Kommentar da. Ich habe bisher nur das erste Kapitel gelesen, noch keines von den Anderen und dachte mir, das ich trotzdem schon einmal etwas dazu sage. Gut möglich, dass ein paar Punkte mir beim Lesen der anderen Kapitel klarer werden, aber ich denke, es von Kapitel zu Kapitel abzuhandeln, ist eventuell für dich als Autor ja auch ganz spannend, wenn du daran erkennst, wie deine Geschichte im Fortgang auf den Leser wirkt. Ich will gar nicht ausschließen, dass später irgendwann Punkte kommen, an denen ich mir vor die Stirn schlage und eine Erleuchtung habe (und wenn dem so sein sollte, würde ich mich natürlich unheimlich freuen), also ja, wenn ich Punkte anspreche, die von dir so gedacht waren und später noch er- oder geklärt werden, sieh es mir nach.
Vorweg möchte ich gern darauf hinweisen, dass ich hier nicht vorhabe, dich zu verletzen oder dir den Spaß an deiner Geschichte zu nehmen, wenn ich etwas in Frage stelle oder etwas kritisiere. Ich bin nur jemand, der einerseits gerne liest und schreibt und andererseits jemand, der weiß, dass man sich als Schreiber aus einem „Supertoll, schreib schnell weiter!“-Kommentar nicht besonders viel ziehen kann. Also ja, ich beiße nicht und ich hoffe, du nimmst jedwede Kritik und jedes Nachhaken an einigen Punkten nicht als böse Absicht auf.
Jetzt ist es aber auch erstmal gut mit dem Vorgeplänkel, ich hatte dir ja einen Kommentar schreiben wollen und ja, da mache ich mich jetzt einfach mal dran.

Vornweg muss ich sagen, dass mir sehr positiv ins Auge gefallen ist, dass du eine sehr saubere Rechtschreibung und Grammatik hast. Ehrlich, das freut mich immer, wenn ich es irgendwo sehe. Mir ist an einer Stelle aufgefallen, dass du wohl ein Wort vergessen hast (Ihr schwarzes Nachtkleid wallte um ihre Beine um ihre schmalen Hüften herum. – hier ist dir ein ‚und‘ hinten runtergefallen), aber das sind so marginale Fehler in einem ansonsten sauber geschriebenen Text, dass das wirklich etwas ist, das nicht negativ auffällt. genau genommen hab ich es nur herausgestellt und angesprochen, weil ich persönlich jemand bin, der immer suuuper genervt ist, wenn er sowas beim Drüberlesen nochmal merkt.
Was mir aufgefallen ist, ist, dass du sehr viele Adjektive benutzt, um Dinge zu beschreiben. Das ist ein Punkt, an dem sich die Geister der Leser immer scheiden. Die einen mögen das sehr, die anderen gar nicht und wieder andere Leser mögen so ein Zwischending. Entsprechend ist mein nächster Punkt sehr stark von persönlichem Geschmack geprägt und hat gar nichts mit deiner Fähigkeit als Schreiberin zu tun; aber mir persönlich war es schon ein bisschen zu viel des Guten. Adjektive machen alles plastischer und benennen Aussehen und Umstände, persönlich bin ich aber jemand, der sich sehr gern selbst Dinge vorstellt. Das ist der große Reiz, den das Lesen für mich ausmacht, dass ich mir die Lücken, die ich ja habe, weil ich es nicht selbst sehen kann, wie es bei einem Film der Fall ist, selbst füllen kann. Mit einer überbordend großen Anzahl an Adjektiven wird mir das als Leser so ein bisschen aus der Hand genommen und das finde ich ganz ehrlich ein bisschen schade. Vielleicht verstehst du mich da ein kleines bisschen und eventuell findest du ja andere Wege, etwas zu be- oder zu umschreiben, als immer nur einzelne Adjektive zu benutzen – sofern das etwas ist, was du gerne möchtest. Wenn das allerdings dein bevorzugter Stil ist, würde ich sagen, go for it. Ich weiß, dass es viele Leser da draußen gibt, die große Freunde davon sind. Ich selbst zähle einfach nur lediglich nicht dazu.

Soviel erstmal zum Handwerklichen. Du hast offensichtlich Ahnung von Rechtschreibung und Grammatik und benutzt sie ordentlich – das freut mich als Leser sehr, denn auch der handwerkliche Aspekt an einer Geschichte ist es, den man beachtet, ob man nun will oder nicht. Also ja, da hast du wirklich eine grundsolide Basis, behalt das auf jeden Fall bei.
Vielleicht solltest du aber noch ein bisschen auf deine Wortwahl achten. Du möchtest den Leser in eine mittelalterlich wirkende Fantasywelt entführen, da sind Worte wie „Fans“ eher unglücklich gewählt. Der Leser weiß natürlich, was damit gemeint ist, aber es bricht so ein bisschen das Lesegefühl und hindert einen daran, wirklich in der Welt zu versinken. Vielleicht lieber ein deutsches Wort dafür wählen, das vielleicht etwas verstaubt und altbacken klingt, aber gerade bei so einem Setting kommt es dir wirklich zugute, statt Fans „Bewunderer“ zu schreiben.

Kommen wir jetzt mal zur Geschichte selbst. Was ich jetzt vielleicht sage, klingt harsch, aber wie schon oben erwähnt, es ist nicht böse gemeint: Ich kann Reika als die Protagonistin, die sie jetzt ist, nicht besonders sympathisch finden und kann auch die Entscheidung von Dylan, die ja das Herzstück des Kapitels ist, nicht nachvollziehen. So ganz ist der Funke nicht übergesprungen. Aber ich will dich mit diesem Statement nicht allein lassen und sage dir einfach mal, warum es mir so ging. Eventuell kannst du ja nachvollziehen, worauf ich hinaus will.

Es beginnt mit Dylan, der Reika aufweckt, die anscheinend noch als Einzige im Bett liegt, während der Rest ihrer Kameraden bei der Versammlung ist. Warum das? Es handelt sich bei Reika um das Mitglied einer Art Söldnergilde, wenn ich das richtig verstanden habe, eine sehr große Gilde, die es offensichtlich auch schon sehr lange gibt.
Gibt es in dieser Einrichtung keinen Drill? Keinen Morgenappell? Nicht mal ein gemeinsames Frühstück oder einen Weckdienst? Kann da jeder ins Bett gehen und aufstehen, wie er gerade Lust hat? Da scheint mir eher unwahrscheinlich zu sein, denn wenn man es so einrichtet, dann bekäme man in eine so große Gruppe voller Leute, die ja lernen muss, als Einheit zu agieren und zu reagieren, keine Ordnung.
Und als Dylan, der ihr Vorgesetzter ist, sie auffordert, aufzustehen, was ja alle anderen auch hinbekommen haben, reagiert sie maulig und aufsässig, was eben auch wieder nicht so richtig passen will. Eine solche Ausbildung ist mit sehr viel Drill verbunden und dazu gehört eben auch, seine Vorgesetzten zu respektieren und eben auch Befehle und Aufforderungen nicht in Frage zu stellen. Denn am Ende ist es egal ob Söldner oder Soldaten, sie werden dafür bezahlt, dass sie Befehle ausführen und da kann man Leute, die Befehle verweigern oder ihren Vorgesetzten quer kommen, einfach nicht gebrauchen, denn die setzen unter Umständen in einem gefährlichen Einsatz nicht nur ihr Leben aufs Spiel, wenn sie eigenmächtig handeln, sondern eben auch das von ihren Kameraden. Fakt ist, wer Autoritäten nicht anerkennen kann, ist bei so einer Organisation schlicht an der falschen Adresse und genau diesen Eindruck habe ich eben auch von Reika, die maulig reagiert, wenn eigentlich nichts Anderes von ihr erwartet wird wie von allen Anderen auch.
Noch dazu lässt es Dylan wie, salopp gesagt, eine Weichflöte darstellen. Er wirkt eher wie ein großer Bruder oder ein lieber Daddy, der seine verschlafene kleine Tochter aus dem Bett holen will und sich dafür erstmal eine patzige Antwort abholt, aber er wirkt eben nicht wie ein Mann, dem man in gefährliche Situationen folgt. Denn statt Reika aber mal ordentlich runterzuputzen, wie sie es eigentlich verdient hat und ihr eventuell noch eine Strafe aufzubrummen, belässt er es bei einem verbalen „Du-du, Reika, steh jetzt bitte auf!“ und ja, so jemand wird schlicht nicht ernst genommen werden, schon gar nicht unter so vielen Männern und Frauen, die an Waffen ausgebildet werden und ihr Leib und ihr Leben aufs Spiel setzen sollen. Dylan kommt nicht rüber wie ein Soldat oder etwas Vergleichbares, er wirkt eher wie ein überforderter Vater, der seine kleine Tochter zu sehr verwöhnt und sich von ihr auf der Nase rumtanzen lässt. Das macht das ganze Setting von vornherein wenig glaubwürdig für mich.

Und so geht es eben auch leider weiter. Auf der Versammlung, zu der Reika gehen soll, redet ein „seniler Kommandant“ – hier schreibst du sogar „einer der senilen Kommandanten“. Warum haben die da senile alte Männer, die dort einen Posten bekleiden, in dem sie über die rangniedrigeren Mitglieder bestimmen und sie in Manöver schicken dürfen? Niemand würde das zulassen. Denn ja, damit würde man nicht nur den Ruf von Zenobia als Ganzes aufs Spiel setzen, sondern auch das Leben der Mitglieder und damit die komplette Existenz. Es hat schon seinen Grund, warum hochbetagte Veteranen irgendwann ehrenvoll aus dem aktiven Dienst ausscheiden, warum wird das also dort nicht auch so gehandelt? Einen senilen, geistig nicht gefestigten Befehlshaber zu halten, bringt mehr Schaden als Nutzen.
Noch dazu scheint der Redner ja keinen Repsekt und kein Ansehen bei seinen Kameraden zu genießen, was die ganze Sache noch fragwürdiger macht, aber gut, lieber weiter im Text. Es geht also um ein Turnier und schon zeigen sich die ganzen Mitglieder von Zenobia eifrig. Allerdings musste ich an der Stelle, an der scheinbar Reika spitz anmerkt, dass das ja „typisch Mann“ wäre, sich so zu verhalten, wenn es ums Kämpfen geht, schon ein bisschen die Augen verdrehen. Mal abgesehen, dass ich inzwischen zu oft diesen unterschwelligen Sexismus von „Typisch Mann“ gelesen habe, willl es eben wieder nicht ins Setting passen, denn ja, auch Reika hat sich ja anscheinend freiwillig einer Vereinigung angeschlossen, bei der sie wusste, das sie viel und oft kämpfen und eben auch töten werden muss. Also wirkt diese Bemerkung von ihr bestenfalls scheinheilig.
Komplett verloren hast du mich allerdings an dem Punkt, an dem Dylan ihr sagt, dass sie sich für das Turnier eintragen soll. Warum? Anscheinend hat Zenobia mehr als genug Mitglieder, die den Kommandanten-Status oder darüber erreicht haben (immerhin hat Dylan auf die beschränkte Anzahl der möglichen Teilnehmer hingewiesen). Und von den Leuten, die sich allesamt bereits scheinbar mehrfach bewiesen haben müssen, gibt er keinem eine persönliche Empfehlung, sondern ausgerechnet Reika? Der Frau, die keinen Respekt zeigt, die sich unkameradschaftlich verhält und scheinbar schon mit dem pünktlichen Aufstehen überfordert ist? Waurm das? Sie zeigt keine einzige Qualifikation und soll nun auf einen Posten hochbefördert werden, für den sie eben so gar nicht geeignet scheint, nur damit das kleine, zierlich gebaute, zerbrechlich wirkende Mädchen an einem Turnier teilnehmen kann, wo ihr so gut wie jeder Teilnehmer unweigerlich körperlich überlegen sein wird (denn ja, als starke, geübte Kämpferin ist man eben nicht schmal und zerbrechlich, das ist nun einmal der Preis für körperliche Stärke).
Diese Entscheidung macht keinen Sinn. Auf mich wirkt es gerade so, als würde Reika einfach nur befördert, weil die Figuren in deiner Geschichte merken, dass sie die Protagonistin sind und das darf eben schlicht nicht sein. Ich weiß noch nicht, was mich in den nächsten Kapiteln erwartet und ja, vielleicht gewinne ich Reika als Protagonistin doch noch lieb, aber gegenwärtig wirkt sie im Moment eher unsympathisch, während ich ihre Umwelt nicht nachvollziehen kann.

Trotz allem lesen wir uns dann wohl in einem Kommentar zum zweiten Kapitel wieder. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und entschuldige mich für die Länge des Kommentars, aber ja, es gab viel zu sagen.

Ich wünsch dir noch schöne Tage und weiterhin viel Spaß beim Schreiben!
Viele Grüße

Penny
Antwort von:  Black_Harmonics
24.08.2016 00:58
Uff. Also das ist der erste Kommentar zu meinem Roman, den ich überhaupt kriege, also bedanke ich erst einmal in aller Form bei dir. :D
Hinzu kommt, dass du eben keinen typischen "hey, supi, schreib weiter"-Kommentar aufgesetzt, sondern dich wirklich mit der Geschichte befasst hast. (Zumindest den Teil, den du bisher gelesen hast. ^^)
Also: Vielen Dank für deinen super ausführlichen Kommentar deinerseits. Das freut mich, denn genau so eine Kritik ist genau, was ich mir gewünscht habe und auch brauche, um mich weiterentwickeln zu können.

Nun zum Inhaltlichen:
Beim Durchlesen deines Kommentares sind mir einige Dinge selbst klar geworden, wie in etwa das Verhalten von Reika und Dylan. Ein bisschen war es schon beabsichtigt, dass die beiden ein eher lockeres Verhältnis zueinander haben, denn in den folgenden Kapiteln soll ihre Bindung noch weiter vertieft werden, was natürlich realistisch gesehen zu Komplikationen führen kann, wenn man das Verhältnis als Vorgesetzter zu Untergebener betrachtet, bzw. berücksichtigt.
Der romantische Aspekt soll dabei nicht im Vordergrund stehen, sondern eher begleitend mitlaufen.
Allerdings gebe ich dir in einem Punkt recht: Die militärische Disziplin lässt zu wünschen übrig, denn dabei habe ich beim Schreiben überhaupt nicht geachtet, was ich nun aber tun werde, da es sonst wirklich unglaubwürdig erscheint - lockeres Verhältnis hin oder her.
Dylan mag bei Reika vielleicht die eine oder andere Fahrlässigkeit durchgehen lassen, doch in ernsten Situationen, wie zum Beispiel einen Einsatz, ist er zu ihr genauso streng, wie zu allen anderen auch, denn das muss er als Brigadegeneral sein, wenn er so viele Leben unter sich hat.

Der "senile Kommandant" war als solcher eigentlich nicht als tattriger, vergesslicher Opa gedacht, sondern eher als langweilige Schlaftablette, die unter den Untergebenen nicht wirklich hohes Ansehen genießt. Das habe ich an diesem Punkt sehr wahrscheinlich falsch ausgedrückt und werde ich auch korrigieren.

Reikas plötzliche Beförderung (Kapitel 2) ist eine absolut beabsichtigte, wenn auch realistisch gesehen eher unwahrscheinliche, Begebenheit, die später ihren Sinn noch erklärt. Sie mag eine Frau und dazu zierlich gebaut sein, dennoch sollte man sie nicht unterschätzen. Ihre "versteckten Talente" wird sie allerspätestens beim großen Turnier offenbaren. Soviel sei verraten. ;)
Allerdings muss ich auch hier zugeben, dass die Beförderung vielleicht ein wenig ZU plötzlich kam, in Anbetracht ihres zunächst schlecht erscheinenden Charakters, in den man anfangs Einblick erhält, doch hier baue ich auf die Charakterentwicklung, bzw. Offenbarung ihres eigentlichen Charakters.

Zum Thema "Sexismus":
Ja, der Satz war eigentlich überflüssig, denn sie lebt für den Kampf mindestens genauso sehr, wie ihre Kollegen auch. Da trifft "scheinheilig" schon sehr gut. Das war mehr oder minder beabsichtigt, wenn auch überflüssig.
Soll nach Möglichkeit auch nicht weiter ausgeführt werden. Soll heißen, ich werde vermehrt darauf achten. ^^

Zur Schreibart:
An dieser Stelle vielen Dank für dein Lob (Rechtschreibung, Grammatik). Ich gebe mir viel Mühe dabei, alles leserlich zu schreiben, ohne dass man erst alles entziffern muss. Leider passiert es mir öfter, dass ich beim Schreiben plötzlich Wörter überspringe oder verdopple. Das fällt mir beim erneuten Durchlesen meist gar nicht auf, weshalb ich immer dankbar bin, wenn man mich darauf hinweist. x.x Sowas stört schließlich den Leserythmus. (Bin immer noch auf der Suche nach einem vernünftigen Betaleser, der auf sowas achtet.)
Auch "neumodische" Wörter, wie eben "Fan" rutschen mir häufig noch unter, obwohl es eine mittelalterliche Welt sein soll. Muss ich in Zukunft noch stärker drauf achten und werde es insbesondere in diesem Beispiel noch korrigieren.
Und wie man merkt, bin ich ein riesen Fan von Adjektiven, was vielen offentsichtlich eher weniger gefällt, was ich durchaus nachvollziehen kann. Dennoch denke ich, dass Adjektive wichtig sind, um zumindest ein ansätzliches Bild davon zu bekommen, was ich mir als Schreiber vorstelle. Auch so glaube ich, dass es genug gibt, was man sich als Leser noch selbst, ohne Angaben von mir, vorstellen kann.
Ich werde es in Zukunft wahrscheinlich ein bisschen weniger machen, doch werde ich das wohl größtenteils beibehalten.

Ich hoffe, ich habe jetzt nichts Wesentliches ausgelassen. x.x

Ich möchte dir noch einmal danken, denn wenn es noch so viel alleine schon im ersten Kapitel zu kritisieren gibt, muss ich mich noch um einiges verbessern und ich hoffe, dass du auch in Zukunft weiterhin deine Meinung offen heraus sagst, denn die ist mir viel wert.

Wenn du Lust und Zeit hast, würde ich mich gerne näher mit dir darüber unterhalten. Ich habe den Roman hier veröffentlicht, da ich eben genau solche Kritiken ergattern wollte, die ich, wenn ich das Dokument im Lappi hätte virtuell verstauben lassen, nie bekommen hätte.
So kann es also durchaus vorkommen, dass ich nochmal ganze Kapitel abändere, weil sie mir eben so nicht mehr gefallen oder ich etwas Besseres gefunden habe, was vielleicht noch viel passender für die Geschichte ist.
Ich versuche mich bei diesem Roman an Bücher zu orientieren, die ich gelesen (oder als Hörbuch gehört) habe, da die Autoren halt einiges richtig gemacht haben und ich so auch etwas davon lernen kann.

Ich bitte vielmals um deine Mitarbeit! *höflich verbeug*

Ebenfalls wünsche ich dir noch schöne Tage und ich hoffe, man schreibt sich wieder! ^^

Liebe Grüße
Blacky~


Antwort von: abgemeldet
24.08.2016 04:17
Hallo, hallo!

Ich muss ehrlich sagen, ich freu ich sehr, von dir zu hören und einen so netten und ausführlichen Antwort-Post zu bekommen. Das ist eine wirklich tolle Überraschung und ich bin wirklich froh, dass du nichts von dem, was ich geschrieben habe, als persönlichen Angriff gewertet hast.
Es ist immer so ein kleiner Balanceakt, wenn die Kritik etwas härter ausfällt und ja, das braucht wirklich Größe, so ruhig und offen zu reagieren und ich freu mich wirklich unheimlich, dass du meine angeführten Punkte ein bisschen nachvollziehen konntest.
Denn gerade, was das Handwerkliche angeht, gab es ja wirklich kaum was zu bemängeln. Wenn man schreibt, wird man gern mal ein bisschen ... "betriebsblind", sage ich mal. Man hat viel geschrieben, sich viele Gedanken gemacht und so weiter. Schreiben ist Gehirnakrobatik und da passieren solche flüchtigen kleinen Fehler einfach mal. Aber auch die kleinen Schnitzer, die einfach aus Versehen passieren, könnnen nichts daran ändern, dass du wirklich tolle Sachen mit deinem Können anfangen kannst. Ich mag es sehr, dass du aus den Vollen schöpfen magst, wenn es um den Wortschatz geht. Auch, wenn es mir persönlich mit den Adjektiven ein bisschen zuviel ist, man muss wirklich sagen, dass es schön ist, zu sehen, dass du mit der Sprache "malen" willst. Gerade bei der Fantasy, die ja so viele Dinge zeigt, mit denen man einfach nicht vertraut ist und die dem Leser unbekannt sind, ist das eine schöne Möglichkeit, den Leser bei der Hand zu nehmen und ihm zu zeigen, was du dir ausgedacht hast, was ja ein Stück weit auch das ist, was das Fantasy-Genre so interessant macht; man bekommt Dinge zu "sehen", die man so einfach nicht kennt, während die Konflikte und Beziehungen der Charaktere untereinander die Geschichte zugänglich machen.

Wenn du möchtest, können wir gern ein bisschen über den Fortgang der Geschichte reden. Ich beiße ja nicht und ich würd mich echt freuen, als "dein Leser" eine Stimme zu haben, die tatsächlich mit Interesse angehört wird. Ich tausch mich immer gern mit Leuten aus, die mein Hobby teilen und wäre auf jeden Fall dabei.

Viele liebe Grüße

Penny
Antwort von:  Black_Harmonics
25.08.2016 11:50
Heyho!

Und wieder bin ich überrascht. :D
Ich hätte nicht gedacht, dass du tatsächlich zustimmst, mit mir daran zu arbeiten. Und das freut mich gerade wahnsinnig!
Ich bin schon ein wenig angeknabbert, dass es dann doch noch so viel auszusetzen gab, aber das lag nicht an dir, sondern daran, dass mir selbst einige wichtige Dinge entgangen sind, während ich geschrieben und gefeilt habe. Das Wort "betriebsblind" gefällt mir. xD
Wieder kann ich mich bei dir für dein Lob nur bedanken, denn bisher dachte ich eher, dass meine "Handwerkskunst", wenn man es so ausdrücken mag, eher bescheiden ist, im Vergleich zu großen Autoren wie Tolkien, Eddings oder Rowling - was natürlich logisch ist, da ich gerade erst anfange. Es ist schön zu lesen, dass man dann doch einiges richtig macht. Das gibt Motivation. :3

Einige kleine Änderungen habe ich bereits unternommen, doch die großen werden dann ein wenig später folgen, wenn ich mehr Zeit zum Schreiben habe, da ja bereits die nächsten Kapitel draußen sind und ich dann halt überlegen muss, wie ich das so verändere, dass ich nicht gleich das ganze Buch wieder umschreiben muss.
In der Tat ist das bereits die 3. Version, die ich von Grund auf neu gebaut habe, weil ich nie so recht zufrieden war. Wenn du da Tipps für mich hast, wäre ich sehr froh darüber, wenn du sie mit mir teilen würdest. ^^

Nun, ich werde schon mal ein wenig Vorarbeit leisten, und schon mal extern ein wenig umbauen und schauen, ob es so passt. :)
Ich freue mich sehr darüber, dass du doch Interesse an meinem Werk zu haben scheinst und hoffe, in den nächsten Kapiteln weitere Kritiken (und auch vielleicht das ein oder andere Lob ;) ) zu lesen.

Liebe Grüße
Blacky~
Antwort von:  Black_Harmonics
12.09.2016 22:18
Kapitel 1 ist nun fertig bearbeitet.
Ich habe große Teile gelassen, aber auch große Teile komplett umgeschrieben, damit keine allzu drastischen Veränderungen in den nachfolgenden Kapiteln notwendig sind.
Hoffe, dass Reika nun etwas besser rüberkommt, als zuvor. ;)
Nochmal, danke für deine Tipps.

LG
Blacky~


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