Zum Inhalt der Seite

I love the broken ones

ɪᴛᴀᴄʜɪ x sᴀᴋᴜʀᴀ, sᴀsᴜᴋᴇ x sᴀᴋᴜʀᴀ
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo (:

Ich bin furchtbar motiviert und hoffe, dass Kapitel findet Gefallen.
Die ganze Zeit über, hat mich dieses Lied angespornt! o:

Was den Fehler aus dem vorherigen Kapitel angeht:
Der wird selbstverständlich noch aufgeklärt, ich wollte vorher nur einmal auf die Beziehung zwischen Sasuke und Sakura eingehen, wie sie bislang verlaufen ist.

Viel Spaß beim lesen! ♥ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo alle Zusammen! :)
Kennt ihr das, wenn ihr etwas ganz anderes geplant habt und euch dann plötzlich umentscheidet? ôô
So ging's mir bei dem Kapitel, irgendwie nimmt die Geschichte einen ganz anderen Verlauf, als ich Anfangs dachte.
Ich hoffe das stört euch nicht c:

Viel Spaß beim lesen! <3

. . . Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen Guten Tag :')

Dieses Kapitel hat etwas länger gedauert, einfach weil ich nun eine wunderbare Betaleserin habe :>
Vielen Dank dir nochmal, SarahSunshine

Euch wünsch ich natürlich viel Spaß beim lesen :)
. . . Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Yo! ♥

Etwas später als gedacht, hier mein neues Kapitel.
Ich hoffe ihr hattet schöne Feiertage und seit wieder gut in die Arbeit/Schule gestartet c:

Viel Spaß beim Lesen :')
. . . Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halli Hallo <3

Falls ihr euch auch von den Liedern begeistern lassen wollt, die mich für dieses Kapitel inspiriert haben:
  ♬     𝖣𝖠𝖭𝖦𝖤𝖱𝖮𝖴𝖲𝖫𝖸 - 𝖢𝖧𝖠𝖱𝖫𝖨𝖤 𝖯𝖴𝖳𝖧     ♬
  ♬     𝖳𝖧𝖤 𝖮𝖢𝖤𝖠𝖭 - 𝖬𝖨𝖪𝖤 𝖯𝖤𝖱𝖱𝖸     ♬

Ich hoffe das Kapitel überrascht euch so sehr, wie mich :')
Viel Spaß damit ♡ Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Einen wunderschönen guten Abend ♥️
Ich hoffe ihr habt Spaß beim lesen :')

  ♬     𝖨𝖦𝖭𝖮𝖱𝖠𝖭𝖢𝖤 - 𝖯𝖠𝖱𝖠𝖬𝖮𝖱𝖤     ♬ Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

ᴅᴇᴄɪsɪᴏɴ

Mit Entscheidungen, gehen auch oftmals Fehler einher.

Zumindest sagt man das doch oft, nicht wahr?

Ebenso wie man behauptet, dass man aus Fehlern lernt, an ihnen wächst und es das nächste Mal besser macht. Aber manche Fehler und Entscheidungen betreffen nicht nur einen einzelnen Lebensabschnitt, sondern ziehen sich häufig wie ein lästiger roter Faden durch das gesamte Leben. Und manchmal, da sind sie so schwerwiegend, so unverzeihlich, dass man selbst daran zerbricht.
 

Reiß dich jetzt bloß zusammen, Sakura!, es war Narutos Stimme, die ich vernahm und die mich dazu verleitete, mein Kinn anzuheben, hoch von der Toilettenschüssel, über der ich beugte und die fürchterlich nach Urinstein roch. Das hinderte mich allerdings nicht daran, mich links und rechts mit zittrigem Griff festzuhalten und der Stimme zu horchen, die offenbar nur in meinem Kopf zu existieren vermochte. Denn hier auf der Damentoilette war es unwahrscheinlich meinen besten Freund anzutreffen. Wobei … wahrscheinlich gar nicht so abwegig.
 

Dennoch war ich mir sicher, dass sich niemand außer mir, in dieser spärlich kleinen Kabine befand, die übersät mit Graffiti und Ich-war-hier-Sprüchen war. Irgendwo stand wahrscheinlich auch wieder eine Telefonnummer, die ich in meinem jetzigen Zustand allerdings kaum entziffern konnte, denn suprise, ich war betrunken. Offensichtlich. Warum sonst, saß ich auf diesen ekelhaft kalten und dreckigen Fliesen, in diesem … - wo war ich überhaupt? Auf einer Toilette jedenfalls. Scharf zog ich die Luft durch meine Nasenflügel ein, schloss meine Augen und hielt meinen Atem an. Mir war übel. Und je länger ich meine Augen geschlossen hatte, je länger ich der lautstarken Musik außerhalb lauschte, umso schlechter wurde mir. Sodass ich beschloss meine Augen wieder zu öffnen.
 

Gleichzeitig hatte ich beschlossen, mich von der Toilettenschüssel abzuwenden, in die ich mich offenbar übergeben hatte. Das funktionierte mehr schlecht, als recht, denn beim Versuch mich aufzurichten, beugte ich mich der Schwerkraft und fiel geradewegs zurück auf meine Knie, die bei diesem immensen Alkoholkonsum nicht einmal schmerzten als ich aufkam. Also drehte ich mich zur Seite, lehnte meinen Rücken gegen die Wand der Kabine und konnte spüren, wie sich meine Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen. Ich kam mir so dämlich vor, dass ich darüber lachen musste. Leise und in einer Lautstärke, die leicht zu überhören war.
 

Was so lustig an dieser Situation war? Ich. Ich war die Witzfigur schlechthin, in meinem ganz persönlichen und eigenen Desaster. Und nein, ich sprach nicht von dem Abstieg, den ich gerade erlitt, sondern vielmehr von dem Grund, warum es überhaupt so weit gekommen war. Warum jemand wie ich auf diesem scheußlich kalten Boden in einer widerlich stinkenden Absteige saß, unfähig sich selbstständig auf die Beine zu ziehen.
 

Der Grund war niemand Geringeres als Sasuke fucking Uchiha.
 

Einige meiner Freunde würden sich jetzt mit der flachen Hand gegen die Stirn schlagen und laut fragen, um wem oder was es auch sonst gehen sollte. Vielleicht hätte ich ja auf sie hören sollen. Und wenn nicht auf sie, dann vielleicht auf meine Eltern, die ihn schon immer für ein gemeinen, arroganten und überheblichen Musterknaben gehalten hatten. Aber ihr wisst ja, wie das mit Kindern und umsorgten Eltern so ist.
 

Allerdings war ich kein Kind mehr. Zumindest äußerlich glich ich einer 21-jährigen jungen Frau, die sich aber alles andere als ihrem Alter entsprechend benahm. Ich musste aufstoßen und hielt mir meine Handinnenfläche gegen die rosa bepinselten Lippen. Herr je, war ich peinlich. Ich stieß ein zweites Mal auf, nur um zu bemerken, dass der Alkohol sich erneut einen Weg meine Speiseröhre hinauf suchte und dringlich gegen meinen verschlossenen Mund klopfte. Ich übergab mich erneut.
 

Wie lange ich über der Kloschüssel hing, wusste ich nicht. Irgendwann hatte ich es aber dann doch geschafft, mich an der verschlossenen Türe hinaufzuziehen und die Kabine hinter mir zu schließen, nachdem ich bestimmt fünfmal die Toilettenspülung benutzt hatte. Nur damit niemand sah, dass ich in dem ganzen Suff gebrochen hatte. Gleich mehrmals. Am Waschbecken angekommen, säuberte ich meine Hände, so gründlich es mir möglich war, unter dem kalten Strahl und vermied es strickt, meinem Spiegelbild entgegenzublicken. Ich konnte mich selbst nicht ansehen, so wütend war ich auf mich und auf diesen Bastard, der sich doch wahrhaftig mein Freund schimpfte!
 

Ja, richtig gehört.

Sasuke Uchiha und Sakura Haruno waren ein Paar.

Nicht erst seit gestern, oder seit einer Woche oder einem Monat. Nein, es waren jetzt genau zwei Jahre, drei Monate und sechsundzwanzig Tage. Kurz war ich erstaunt darüber, wie gut mein Hirn trotzt dem Alkoholkonsum funktionierte. Dafür reichte es gerade so aus, denn als ich in meine Hosentasche griff, um mein Smartphone hinaus zu fischen, nachdem ich meine Hände abgetrocknet hatte, schaltete es sich wieder ab. Als ich das rosa iPhone entsperrte, eigentlich um die Uhrzeit und meine Nachrichten zu überprüfen, erblickte ich zwangsläufig meinen Hintergrund. Wie klischeehaft. Natürlich war es Sasuke. Allein. Mich hatte ich rausgeschnitten. Womöglich weil ich schon damals gedacht hatte, nicht gut genug für ihn zu sein und wusste, dass es irgendwann so kommen würde, wie es gekommen war.
 

Vielmehr unbewusst wählte ich den kleinen grünen Button mit dem Telefon an und überflog meine Anrufliste, die immer und immer wieder denselben Namen aufwies. Versehen mit einem penetranten, roten und dicken ❤. Ohne dieses dumme Ding sähe es bestimmt weniger bemitleidenswert aus, meine Anrufliste. Ich begann zu zählen, hatte ich zwischendrin doch immer wieder aufgehört. Es war nicht gelogen, würde ich behaupten, ich hätte Sasuke die letzten 24 Stunden hunderte von Malen angerufen. Und jetzt, jetzt tat ich es wieder, wählte seinen Namen an und beobachtete, wie mein iPhone umswitchte, auf den Telefonmodus.
 

Noch bevor die ernüchternde Mailbox ran gehen konnte, hatte ich mit einem leisen Seufzen den roten Hörer bestätigt und mein Smartphone sinken lassen. Ich hatte hundert mal angerufen, beim 101 Mal würde er auch nicht abheben. Wieso auch? Ich war ja bloß seine Freundin, die er einfach so über Nacht verlassen hatte. Ohne ein Auf Wiedersehen. Nicht einmal mit einem Tschau, bis dann. Nichts. Nein, Sasuke Uchiha hatte sich einfach aus dem Staub gemacht, wie so häufig. Und niemand – nicht einmal seine Eltern – wussten, wo er steckte.
 

Das war nichts Ungewöhnliches, lag wohl einfach in seiner feigen Natur. Etwas, woran ich mich bestimmt hätte gewöhnen können oder sollen. Doch jedes Mal, wenn er verschwand und erst nach Wochen wieder auftauchte, rutschte mir das Herz in die Hose. Jedes Mal, fand ich mich in dieser beschissenen Toilette wieder und jedes Mal terrorisierte ich ihn mit tausenden Anrufen und Nachrichten. Ja, und jedes Mal tat er es wieder.
 

Er versprach nicht einmal, dass er es nie wieder tun würde. Es gab auch keine Entschuldigungen nach einem solchen Aussetzer seinerseits. Ich ließ es mittlerweile einfach geschehen, hatte die Situation akzeptiert und sollte mich über diesen Kerl vermutlich gar nicht mehr aufregen. Immerhin lag es in meiner Macht, diese Beziehung zu beenden. Doch ich konnte nicht. Ich liebte ihn wirklich und das war ein Grund genug, ihm immer und immer wieder zu verzeihen. Selbst, wenn wir uns im Kreis drehten. Selbst, wenn er mich behandelte wie eine ehemalige Schulkameradin und nicht wie sein Mädchen.
 

Ich konnte spüren wie meine Sicht verschwamm. Dieses Mal jedoch war nicht der Alkohol Schuld, sondern meine Tränen, die vor lauter Wut und Verletzlichkeit in mir aufstiegen, sich einen Weg aus meiner Augenwand suchten und hinab kullerten, bis zu meinem Kinn. Noch bevor ich mich darüber aufregen konnte, dass ich mich aufregte, sprang die instabile Holztüre auf und eine Horde angeheiterter, knochiger Supermodels kam hinein stolziert. Zügig wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht und sah mich das erste Mal im Spiegel an, bloß um festzustellen, dass ich mich von diesen gackerten Weibern dort drüben kaum unterschied. Sie waren so vertieft in ihr Gespräch, dass sie mich überhaupt nicht wahrnahmen. Besser so.
 

Ich versuchte am Make-Up noch das zu retten, was zu retten war und strich mir über meine hervorstehenden Wangenknochen. Ich sah aus, als sollte man mir schleunigst einen gigantischen Burger in den Rachen stopfen, oder zumindest etwas, mit ordentlich Kalorien, was mein schmaler und zierlicher Körper verwerten könnte, um nicht demnächst aus den Latschen zu kippen. Meine rot unterlaufenen Augen taten ihr Übriges für den Hangover-Stil.
 

Gerade als ich mich dafür entschieden hatte, diese heruntergekommene Toilette zu verlassen, um den Heimweg anzutreten, fiel ein Name, den ich schon länger nicht mehr gehört hatte. Zumindest, ohne ihn bewusst wahrzunehmen, denn Fugaku und Mikoto sprachen ständig von ihm. Von Itachi.
 

„Hast du ihn nicht gesehen? Wie konntest du ihn nicht sehen? Er ist gerade herein gekommen!“ Ihre Stimme hatte eine solch hohe Oktave, dass ich das Verlangen hatte, mir meine Ohrmuscheln zuzudrücken, was ich unterließ, um weiterhin zu lauschen, während ich so tat, als würde ich mein Make-Up auffrischen. Ich zückte sogar meinen rosa Lippenstift und malte die Konturen nach. „Ich hab gehört er war im Ausland“„Natürlich war er das, hast du dir diese angenehme bräune angesehen!“. Der Lippenstift wurde geschlossen und mit einem Kaugummi im Mund verließ ich die Damentoilette, nur um schnellstmöglich den Ausgang dieser Diskothek anzusteuern.
 

Ich musste um jeden Preis hier raus. Bevor Itachi mich sah. In diesem Zustand.

Mein Herz pochte furchtbar fest gegen meinen Brustkorb, machte den Eindruck, als wolle es förmlich hinaus springen und ich konnte spüren, wie sich ein leichter Schweißfilm auf meine Haut legte, so aufgeregt war ich. Tatsächlich war Itachi auf Geschäftsreise gewesen. Er war lange weg gewesen, ein halbes Jahr circa, lange genug, um die Probleme seines jüngeren Bruders nicht mitzubekommen, die gleichermaßen auch meine waren. Das Letzte, was ich nun gebrauchen konnte, war ein umsorgter, älterer Bruder, der auf mich einredete. Nicht, dass er das tat. Die beiden Uchihageschwister trennten nämlich Welten. Itachi war so ruhig, besonnen und sanft. Niemals unausgeglichen oder gar aggressiv, ganz anders, als Sasuke.
 

Ich schluckte, um meinen trockenen Hals zu befeuchten, während ich mir einen Weg durch die tanzende und jubelnde Masse suchte, dabei sicherlich dem ein oder anderen meine ausgefahrenen Ellenbogen unsanft in die Seite rammte und hin und wieder ein leises Entschuldigung murmelte, was sowieso niemand verstand. Der Ausgang war schon so nah, dass ich ihn sehen konnte, doch ehe ich die ersehnte frische Luft erreichte, die mir sicherlich verdeutlichen würde, wie viel Alkohol ich konsumiert hatte, vernahm ich meinen Namen.
 

„Sakura?“
 

Es benötigte keine physische Berührung, damit ich wie angewurzelt stehen blieb, meine Haltung automatisch straffte und den Atem anhielt. Verdammte Scheiße! Warum konnte es das Schicksal nicht einmal gut mit mir meinen?! Ich musste mich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass es Itachi war, der nach mir gerufen hatte und nur wenige Schritte von mir entfernt stand. Greifbar nah und dennoch war ich zu beschämt, um mich umzudrehen und ihm in die Augen zu blicken.
 

Abermals brannten meine Augen, durch die aufsteigenden Tränen. Am liebsten wäre ich davon gelaufen, wenn meine Beine nur fähig gewesen wären, mich zu tragen, doch ich fühlte mich noch immer heftig betrunken und wusste, dass ein plötzlicher Sprint peinlich enden konnte. Unaufhörlich auf meinem Kaugummi kauend, atmete ich leise ein und wieder aus und drehte mich langsam zu ihm herum.
 

„Itachi, hey … schön dich zu sehen“.
 

Warum bloß klang das so vorwurfsvoll?

Vielleicht, weil ich mit ihm, hier am allerwenigsten gerechnet hatte?

Oder weil ich mich zwingen musste, einen der ehrlichsten Menschen anzulügen, die ich kannte. Denn ich empfand es nicht als schön ihn hier zu sehen. Nicht unter diesen Umständen.
 

Ich traute mich nicht in sein Gesicht zu sehen, geschweige denn in seine Augen, die immerzu diese Fürsorge ausstrahlten. Eine Fürsorge, die vor allem seinem jüngeren Bruder galt, der vermutlich gerade zugedröhnt in irgendeiner Ecke lag, gemeinsam mit seinen neuen, besten Freunden. Ich konnte das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren hören und wollte nichts lieber, als mich rückwärts von Itachi entfernen.
 

„Schön dich zu sehen“, erwiderte er schließlich nach einer kurzen Pause und kam einen weiteren Schritt auf mich zu. Warum ich das so gut beurteilen konnte? Weil ich auf seine Schuhe starrte. „Du siehst ...“, wieder hielt ich meine Luft an und beendete seinen Satz gedanklich, furchtbar, gekränkt, betrunken, fertig aus? „... erschöpft aus. Kann ich dich nach Hause bringen?“
 

Den Schritt, den er auf mich zugegangen war, ging ich zurück und hob schützend meine Handinnenflächen an, „Danke. Das ist wirklich aufmerksam, aber du bist ja sicherlich nicht hier, um mich nach Hause zu bringen“, stellte ich höflich fest und zwang mir ein weiteres Lächeln auf die Lippen, welches nicht schlechter geschauspielert hätte sein können. Ich musste hier weg, schleunigst. Noch während ich bemerkte, wie schlecht ich ihm ins Gesicht log, erstarb mein Lächeln.
 

Und so verabschiedete ich mich mit einem knappen „Bis später“ und trat den Rückzug an.
 

Eine der Entscheidungen, die einen Fehler beinhaltete, den ich später noch bitterböse bereuen würde.

ᴇʟᴀsᴛɪᴄ ʜᴇᴀʀᴛ


 

ᴀɴᴅ ᴀɴᴏᴛʜᴇʀ ᴏɴᴇ ʙɪᴛᴇs ᴛʜᴇ ᴅᴜsᴛ

ʙᴜᴛ ᴡʜʏ ᴄᴀɴ I ɴᴏᴛ ᴄᴏɴϙᴜᴇʀ ʟᴏᴠᴇ﹖

ᴀɴᴅ I ᴍɪɢʜᴛ·ᴠᴇ ɢᴏᴛ ᴛᴏ ʙᴇ ᴡɪᴛʜ ᴏɴᴇ

ᴡʜʏ ɴᴏᴛ ғɪɢʜᴛ ᴛʜɪs ᴡᴀʀ ᴡɪᴛʜᴏᴜᴛ ᴡᴇᴀᴘᴏɴs﹖

ᴀɴᴅ I ᴡᴀɴᴛ ɪᴛ ᴀɴᴅ I ᴡᴀɴᴛᴇᴅ ɪᴛ ʙᴀᴅ

ʙᴜᴛ ᴛʜᴇʀᴇ ᴡᴇʀᴇ sᴏ ᴍᴀɴʏ ʀᴇᴅ ғʟᴀɢs

ɴᴏᴡ ᴀɴᴏᴛʜᴇʀ ᴏɴᴇ ʙɪᴛᴇs ᴛʜᴇ ᴅᴜsᴛ

ᴀɴᴅ ʟᴇᴛ·s ʙᴇ ᴄʟᴇᴀʀ﹐ I ᴛʀᴜsᴛ ɴᴏ ᴏɴᴇ

ʏᴏᴜ ᴅɪᴅ ɴᴏᴛ ʙʀᴇᴀᴋ ᴍᴇ

ɪ·ᴍ sᴛɪʟʟ ғɪɢʜᴛɪɴɢ ғᴏʀ ᴘᴇᴀᴄᴇ

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

Sasuke hätte mich gehen lassen und mich erfüllte die Gewissheit, dass es ihm gleich war, wie ich nach Hause kam. Obwohl ich nun schon eine solch lange Zeit mit ihm verbrachte, wurde ich niemals aus ihm schlau. Er war wie ein verschlossenes Buch mit sieben Siegeln. Andauernd überraschte er mich durch sein Handeln oder durch die Denkweise, die er offenbar an den Tag legte. Möglicherweise hatte ich mich deshalb in ihn verliebt, ihn für besonders gehalten. Tatsächlich beruhte diese Besonderheit auf meiner eigenen Fantasie, denn noch heute war es mir nicht möglich zu erklären, was in ihm oder seinem Kopf vorging.
 

Je länger ich darüber nachdachte, desto absurder erschienen mir die Gründe, ihn oder diese Beziehung als etwas Besonderes zu betiteln. Es war nichts Besonderes , immer wieder negativ überrascht zu werden, sodass man anfing an sich und seiner Beurteilungsgabe zu zweifeln, dass es Normalität war, verraten, enttäuscht und verletzt zu werden.
 

Aber in einer Beziehung sollte sich das irgendwann einpendeln, oder nicht?

Es sollte nicht auf der Tagesordnung stehen, sich misszuverstehen oder zu rätseln, wie jemand, was gemeint hatte, ob seine Worte tatsächlich verletzend sein sollten oder ob sie bloß so daher gesagt wurden. So etwas nannte man dann wohl Kommunikationsproblem.
 

Ich für meinen Teil hatte mir eine Beziehung zumindest nicht so vorgestellt.

Dabei wusste ich, worauf ich mich eingelassen hatte. Sasuke war nicht wie die anderen Kerle. Denn generell gab es doch die, die sofort mit Leidenschaft dabei waren, alles an Liebe gaben, was sie hatten und die, die in der Regel auftauten, an dessen harter Schale man nur lange genug kratzen musste, damit sie ihren weichen, herzigen Kern freigaben.
 

Er war komplizierter.
 

Natürlich gab es diesen weichen Kern auch in Sasuke, zwar nur äußerst selten, doch er war vorhanden. Ich konnte gar nicht mehr sagen, wie oft ich mir missbilligende Blicke von Angehörigen eingehandelt hatte, als ich allein zum Familienessen aufschlug, davon berichtete, dass ich bei Minusgraden vergebens auf meine Buslinie wartete, die ja sowieso niemals kam und er es nicht für nötig hielt, mich abzuholen. Anfangs hatte ich mich darüber wirklich aufgeregt, immerhin gehörte es doch zur guten Manier, seine Freundin abzuholen, wenn diese danach verlangte, oder?
 

Doch Fehlanzeige, Sasuke belehrte mich eines Besseren.

Solche Situationen häuften sich und ließen mich glauben, er wolle mich erziehen, mir zeigen, dass ich selbstständig sein konnte, gar nicht auf ihn angewiesen sein musste und egal wie absonderlich diese Situationen auch immer waren, ich versuchte ihnen das Beste abzugewinnen, nahm ihn sogar immer wieder in Schutz, ganz egal vor wem, selbst wenn er es nicht mal für nötig hielt, mir zum Geburtstag ein Geschenk zu machen. Nicht, dass ich das verlangte, aber ich wünschte es mir, aus tiefsten Herzen.
 

Und während meine Freundinnen reihenweise einen Ring an den Finger gesteckt bekamen, davon berichteten, was sich ihre Liebsten wieder einfallen lassen hatten, um sie glücklich zu stimmen, saß ich dort, wie eine stille Zuschauerin. Hatte nichts dazu beizutragen und tat so, als würde ich mich für alle freuen, dabei schürte die Glückseligkeit der Anderen meine Zweifel. All das hatte ich in Kauf genommen, obwohl ich bereit gewesen wäre, einen Schritt weiter in eine gemeinsame Zukunft zu gehen. Ich hatte mir eingeredet, es genüge mir, so wie es war, um glücklich zu sein und das stimmte sogar.
 

Ich benötigte nicht mal ein Ich liebe dich, um nur fest genug daran zu glauben, dass er es wirklich tat, mich lieben. Warum sonst stand er zu den unmöglichsten Uhrzeiten auf meinem Balkon, war ihn hinaufgeklettert, bloß um mir einen Guten-Nacht-Kuss zu schenken? Es konnte wohl kaum an dem Sex liegen, denn auch der war auf Grundeis gelegt worden, ebenso wie die Kommunikation.
 

Sasuke war anders.

So anders, als sein Bruder.

Denn dieser folgte mir trotzt der plumpen Abweisung, die ich ihm erteilte.

Und obwohl ich das wusste, ließ ich mich nicht beirren, öffnete endlich die Glastür der Diskothek und entfloh in die kühle Nachtluft, die mir direkt um die Nase wehte. Für einen einzigen Wimpernschlag verharrte ich und blickte zu meinen Füßen hinab, die in der Schneedecke versanken. Trotz Turnschuhen und knöchelfreien Jeans, fühlte ich die Kälte nicht, die sich um meine hervorstehenden Fußknöchel schmiegte. Offenbar hatte der Alkohol schon meine Blutbahn erreicht und sorgte für die Kälteresistenz, denn auch meine Jacke hatte ich drin vergessen. Und da fiel mir auch wieder der Grund ein, warum ich den Laden so stürmisch hinter mir gelassen hatte.
 

Itachi.
 

Etwas zu eilig wollte ich mich umdrehen und irgendeinen Weg einschlagen, Hauptsache weg von der Stelle, auf der ich seit einer gefühlten Ewigkeit stand. Natürlich waren es bloß Sekunden, die ich in der Kälte inne gehalten hatte, dennoch ausreichend genug, um mir meine Körperkontrolle zu nehmen, die ich in der urplötzlichen und hektischen Bewegung galant verlor. Mit einem Ausfallschritt rutschte ich dank den Sohlen meiner Turnschuhe über den matschigen Schnee, verlor das Gleichgewicht und kippte vorne über.
 

Statt des nassen Asphalts, auf den ich wartete, begrüßte mich jedoch die straffe Männerbrust Itachis, der alle Zeit bereit direkt vor mir stand, um mich aufzufangen. Lange genug, um sein Parfüm zu riechen, welches mir augenblicklich in die Nase stieg, noch bevor ich meine zusammengekniffenen Augen öffnete und abermals meine Haltung strafte.
 

Falls er noch nicht bemerkt hatte, dass ich betrunken war, dann wusste er es spätestens jetzt. Zu gern hätte ich behauptet, dass mein Parfüm meine Alkoholfahne überdeckte, doch das bezweifelte ich. Deshalb richtete ich mich auch erst auf, bevor ich zu einem kleinlauten „Danke“, ansetzte, denn auch das Kaugummi schien mir mittlerweile völlig unnütz und überflüssig. Wem wollte ich hier eigentlich etwas vor machen?
 

Mir oder ihm?
 

Obwohl ich mich von seiner Brust entfernt hatte und versuchte weitestgehend eigenständig zu stehen, wurde ich den maskulinen Geruch seines Parfüms nicht los, der sich förmlich in mein Gedächtnis eingebrannt hatte. Nicht, weil es penetrant war und in der Nase stach, sondern weil es so verlockend war, dass ich noch zwei weitere Mal tief ein und wieder aus amtete, bevor ich meine Hand erhob und mir mit dessen Rücken über die Nasenspitze strich. Ich sollte aufhören, mich so aufzuführen, doch seltsamerweise hatte Itachi schon immer diese Wirkung auf mich. Bei ihm wusste ich noch weniger, was ich tun oder sagen sollte und kam mir vor wie ein 14-jähriges pubertäres Mädchen, was gerade die erste Bekanntschaft mit ihrem Harmonenhaushalt machte.
 

Ich schluckte kurz.

„Entschuldige. Ich hab wohl zu viel getrunken.“

Das war die Untertreibung des Jahrhunderts. Beim zehnten Shot hatte ich aufgehört zu zählen. Wie viel ich tatsächlich konsumiert hatte, konnte ich also nicht mal mit Sicherheit sagen. Aber das war auch nebensächlich, denn eigentlich hatte Itachi das nichts anzugehen.
 

„Scheint so.“

Seine tiefe Stimme war so beruhigend, dass ich meine Gedankengänge gar nicht verfestigten konnte, um ihn innerlich zu meinem Sündenbock zu küren, denn eigentlich konnte er am allerwenigsten etwas für dieses Dilemma, indem ich gleichermaßen verstrickt war, wie Sasuke. Er hörte sich weder verärgert, noch vorwurfsvoll an.
 

Er bewegte sich vor mir, streifte sich seinen Mantel von den trainierten Armen, schüttelte ihn kurz auf, sodass sein Duft abermals zu mir hinüber geweht kam und legte mir die pechschwarze Jacke über, in der ich beinah versank. Seine Körperwärme die der Mantel gespeichert hatte, bescherte mir direkt ein sicheres Gefühl, ein wohliges, warmes. Sodass ich fast schon automatisch mein halbes Gesicht in dem Kragen versteckte, bloß um seinen Geruch weiterhin einzuatmen. Alleine das sorgte dafür, dass sich mein Puls beruhigte und ein normales Tempo annahm.
 

„Komm. Ich bring dich nach Hause.“
 

„Ich ...“
 

… gab es auf, ihn davon abbringen zu wollen, denn er hatte bereits seine Hand auf meiner Schulter platziert und dirigierte mich den Bürgersteig entlang, der für mich noch immer eine Rutschgefahr darstellte. Unbewusst suchte ich seine Nähe, lief aber neben ihm her, ohne ihn auch nur ein einziges Mal zu berühren. Und doch fühlte ich mich in diesem Moment so behütet, wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr.
 

Eine Gemeinsamkeit, die die Brüder sehr wohl aufwiesen, war ihre Schweigsamkeit.

Keiner von beiden war ein Mann der großen Worte und doch unterschied sich die Stille dieser kalten, eisigen Nacht zwischen uns, von der, die oft zwischen mir und Sasuke herrschte. Denn trotzt den Minusgrade, fühlte sich diese Stille angenehm an, nicht gezwungen oder herbeigeführt, durch eine Diskussion. Es war eine erträgliche, entspannte Ruhe.
 

Die ich bereits vor meiner Haustür vermisste, als Itachi mir aufgeschlossen hatte und mich mit einem simplen Guten Nacht zurück ließ. Ich sah ihm noch einen Moment hinterher, wie er in der weißen Nacht verschwand, bevor ich den Schlüssel aus dem Schlüsselloch zog und eintrat. Um mir Peinlichkeiten zu ersparen, hatte er nach dem Schlüssel verlangt und mir aufgeschlossen. Ich hätte nur weitere Kratzer in das Schloss gearbeitet, bei dem Versuch das Loch zu finden.
 

Ich fragte mich, ob er bereits von Sasuke wusste, oder weshalb er mich nicht danach fragte. Ob er wusste, dass ihm der Druck unter dem er litt, über den Kopf gestiegen war und er deshalb andere Wege suchte, um den Normen seiner Familie zu entfliehen. Um sich die Realität erträglich zu machen. Um den Vergleichen zu entrinnen, die seine Eltern immerzu aufstellten. Denn letztlich, stand er ja doch nur im Schatten seines älteren Bruders.
 

Ob das für mich kein Grund war, ihn zu hassen?

Weil er offenbar der Grund für Sasukes Leid war.

Nein. Wie könnte ich das nur, war er es doch gewesen, der mich sicher nach Hause geleitet hatte. Doch davon einmal abgesehen, konnte auch Itachi nichts für seine fanatischen Eltern, die immerzu das Beste aus ihren Söhnen hinaus kitzelten, auf eine furchtbar unfaire Art und Weise. Er schaffte es, mit diesem Druck umzugehen, händelte ihn und ließ sich gewiss nicht unterkriegen.
 

Aber Sasuke, Sasuke zerbrach daran.

Und wir gleich mit. Mein Herz fühlte sich genauso schwer an, wie mein Kopf, der sich vor lauter Gedanken überschlug. So wie ich niemals genug für ihn sein würde, würde er niemals gut genug für seine Eltern sein. Ein Teufelskreis, in dem wir uns immerzu drehten.
 

Ich versagte bei dem Versuch mir die Turnschuhe von den Füßen zu streifen und entschied mich, mich hinzusetzen, um die Schnürsenkel zu öffnen, hinauszuschlüpfen und die Schuhe genau so liegen zu lassen, wie sie aufgekommen waren. Doch noch bevor ich mich von meinen durchnässten Schuhen abwenden konnte, hörte ich die herrische Stimme meiner Mutter in meinem Kopf. Verdammt nochmal Sakura, stell die Schuhe richtig hin! Stell dir vor du fällst drüber und brichst dir das Genick ... – ja, genau so etwas hätte sie bestimmt aus der Küche hinaus geschrien, während sie am Kochen war und somit überhaupt nicht beurteilen konnte, ob und wie ich meine Schuhe aufstellte, würde ich noch Zuhause wohnen.
 

Mittlerweile hatte ich aber meine eigenen vier Wände bezogen und war recht froh darum. Niemand brauchte eine kreischende Mutter, die einem die Migräne wünschte und einen Pantoffelhelden, der brav am Esstisch saß, nickte und so tat als würde er zuhören, hinter seiner Tageszeitung aber in Wahrheit das Gesicht verzog, während sie wieder den Moralapostel spielte. Ich musste lächeln.
 

Ich liebte meine Eltern.

Wirklich. Vielleicht kniete ich mich auch deshalb nochmal zu meinen Schuhen hinunter, nachdem ich mich mühevoll auf die Beine gezogen hatte. Ich hielt mich an der Wand im Flur fest, um die Turnschuhe richtig und akkurat hinzustellen, so, wie es meine Mutter stets von mir verlangte.
 


 

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ ☆ ★ ☆ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

Den nächsten Tag startete ich mit – wie sollte es anders sein – Kopfschmerzen und Übelkeit.

Aber wie hieß es so schön, wer saufen konnte, der konnte auch arbeiten. Zumindest wiederholte ich diesen Satz immerzu in meinem Kopf, als ich in der Frühe mit dem Bus zur Arbeit fuhr. Leider bestärkte er mich nur halb so sehr, wie ich es mir erhoffte und der Busfahrer, der offenbar auch betrunken war, seinem Fahrstil nach zu urteilen, ließ mich keine Minute meine Augen schließen, um etwas von dem verlorengegangenen Schlaf nachzuholen.
 

Nachdem ich mir also den halben Tag über ein Lächeln auf die Lippen gezwungen hatte, um die Patienten an der Anmeldung fröhlich und höflich zu begrüßen, konnte ich nach der Arbeit damit direkt weiter machen. Denn einer der Gründe, warum ich mich an einem Sonntagabend dermaßen abgeschossen hatte, war zweifelsohne das Familienessen im Haus der Uchihas, was am heutigen Montag stattfand und zu dem ich, wie so häufig in letzter Zeit, alleine und anstandshalber ging.
 

Ob mit oder ohne Sasuke.

Denn auch wenn seine Eltern unglaublich konservativ waren und eine unangefochtene Strenge ausstrahlten, besaßen sie ein gutes Herz. Es war schon lange kein Geheimnis mehr, dass irgendetwas mit unserer ungesunden Beziehung nicht stimmte, aber ich redete mir ein, dass ich es nur schlimmer machen würde, wenn ich absagte oder einfach nicht erschien.
 

Womöglich würde ich es mir dann einfacher machen, von dieser Familie und ihm Abschied zu nehmen, auch wenn ich den Gedanken, diese Beziehung zu beenden, schon hunderte von Malen gefasst hatte, hatte ich ja doch nicht den Mut, es auszusprechen oder jenen Gedanken auch zu Ende zu denken. Die Verlustangst war um einiges größer, als der Wunsch, endlich glücklich zu sein. Wobei Glück nicht immer Zweisamkeit beinhaltete, manchmal war man alleine besser dran. Das sagte Ino zumindest immer, wenn sie mal wieder einen ihrer Typen in den Wind geschossen hatte. Ich wünschte, ich könnte mir von ihrer Leichtfüßigkeit und dem Selbstbewusstsein eine Scheibe abschneiden.
 

Doch ich war nicht wie sie.

Ich war nicht mutig oder bereitwillig ein paar Schritte alleine durchs Leben zu gehen und das, obwohl ich in dieser Beziehung die ganze Zeit über nichts anderes tat, als Schritte alleine, statt gemeinsam zu machen. So stand ich also am frühen Abend mit einem Strauß Blumen vor der Tür der Uchihas. Selbst die Tür wies keine Abnutzungsspuren auf, denn was Sauberkeit und Ordnung anbelangte, übertraf Mikoto selbst meine fanatische Mutter.
 

Der Rasen war immer gemäht, die Hecke immer geschnitten, die Blumen immer am blühen. Selbst wenn man die Familie nicht kannte, die hier drin hauste, was wirklich äußerst selten der Fall war, denn die Uchihas waren durch ihre Firmen so einigen Leuten bekannt, hatte man einen bestimmten Eindruck gewonnen, sah man sich nur ihr pompöses, reinliches Haus von außen an. Ihr könnt euch vorstellen, dass das Innere sich steigerte. Sie waren ohne Zweifel das, was man als gehobene Gesellschaft betitelte und ich weiß noch ganz genau, wie aufgeregt ich war, als ich das erste Mal die Schwelle der Tür überquerte. Wie schrecklich meine Handinnenflächen geschwitzt hatten und wie viel Angst ich hatte, mich beim Essen zu verschlucken, husten zu müssen oder im schlimmsten Fall zu kleckern und die überteuerte Tischdecke zu ruinieren.
 

Sasuke ersparte mir damals diese Unannehmlichkeit.

Wüsste ich es nicht besser, würde ich behaupten, er hatte den Pott mit der Soße unabsichtlich umgestoßen, direkt auf den roten Weinfleck, den ich vorher professionell unter dem Weinglas versteckt hatte. Allerdings war ich schon immer die Ungeschicklichere von uns beiden, was mich heute wie damals zu dem Entschluss brachte, dass er die Soße verschüttet hatte, um den Ärger seiner Mutter auf sich zu nehmen. Der Anflug eines verletzlichen Lächelns zierte meine Züge, bevor ich meine Hand erhob und die Klingel betätigte, meine Hand wieder neben meinen Körper sinken ließ und bemüht war, so zu tun, als würde ich mich auf das anstehende Essen freuen. Tatsächlich würde ich es mir hinunter zwängen und spätestens zu Hause wieder hinauf würgen. Würde man mich danach fragen, würde ich wohl behaupten, dass das meine Art war, mit meinen Problemen fertig zu werden. Sie zu kompensieren und den Schmerz erträglicher zu machen.
 

So, wie Sasuke eben eine Pille schluckte, sich eine Spritze setzte oder den dicken Qualm einatmete, um fortgetragen zu werden. Weit, weit fort.
 

„Ah, Liebes. Pünktlich wie immer. Sind die für mich?“

Mikoto hatte mir die Tür geöffnet und lächelte mich beherzt an, wobei sie auf den Strauß Blumen deutete, der aus weißen Rosen bestand. Ja, meine Eltern hatten wirklich großartige Arbeit geleistet, in Anbetracht auf meine Erziehung zumindest.
 

„Ja, Sasuke hat mal erwähnt, wie gerne du weiße Rosen hast.“

Ich nickte und sah auf die Blumen, die ich ihr noch im Türrahmen überreichte, bevor sie ihre Hand auf meine Schulter bettete und mich sachte an sich zog, um mich in eine überraschende Umarmung zu ziehen. Dabei streichelte sie meine Wirbelsäule sanft entlang, dass wiederum sorgte dafür, dass sich meine Augen zur Hälfte schlossen und mich die Anspannung verließ.
 

„Er kann wirklich froh sein, ein solch anständiges Mädchen wie dich zu haben.“

Ihre Stimme war gedämpft, nicht nur, weil ihr Gesicht in meiner Schulterbeuge vergruben war. Da war etwas Anderes, vermutlich Trauer, die sie stark versuchte zu verbergen und das gelang ihr besser, als es mir jemals gelingen würde. Möglicherweise brauchte man aber auch nur Übung darin.
 

„Mh“, antwortete ich nur und erwiderte die Umarmung kurz, bevor Mikoto sie löste und mich anstrahlte, heller noch als jede Sonne, bevor sie mich rein führte und die Türe hinter uns verschloss. Egal, wie oft ich dieses Haus betreten würde, ich würde immer wieder überwältigt werden, von dessen Schönheit. Dessen Harmonie, die in der Liebe zum Detail steckte.
 

„Geh schon mal ins Wohnzimmer, Fugaku wartet schon auf dich.“

Ich sah ihrer Hand nach, als sie in der Küche verschwand und blickte unbehaglich in die Richtung des Wohnzimmers, aus der klassische Musik zu hören war. Allerdings in einer wesentlich angenehmeren Lautstärke, als ich sie in der vorherigen Nacht vernommen hatte. Mit zögerlichen Schritten lief ich in das Wohnzimmer, blieb allerdings im Türrahmen stehen und stellte mich dem kritischen Blick des Ältesten in diesem Haus.
 

Immerzu schon hatte ich das Gefühl, von ihm nicht wertgeschätzt zu werden.

Es hatte eine Weile gedauert, bis ich verstand, dass das einfach Fugakus Art war. Seine Art, sich zu sorgen und seinen Unmut deutlich zu machen.
 

„Guten Abend.“
 

Meine Stimme war leise und zurückhaltend, als ich mich wieder rührte und zwei Plätze neben ihm Platz nahm, der Platz, der mir zugewiesen worden war. Denn Vorkopf saß schon immer der Älteste, dessen Wort Gesetz in dieser Familie war. Links daneben, seine Frau, und rechts daneben sein ältestes Kind, in diesem Fall Itachi, der noch nicht da war. Gegenüber von ihm, saß Sasuke normalerweise, doch da dieser nicht auftauchen würde, nahm ich seinen Platz ein und blickte unsicher in die dunklen Augen des Familienvaters, der mich noch immer nicht begrüßt hatte.
 

Ich begann damit meine Hände ungeduldig unter dem Tisch zu kneten, je länger er mich einfach nur anstarrte, umso nervöser wurde ich. Ich hatte schon eine leise Ahnung, auf was das hier hinauslaufen würde, denn Sasuke hatte mal erzählt, dass dieses Starren seines Vaters von seinem Beruf als Polizist herrührte. Er betitelte es immer als Todesblick, denn Fugaku visierte mit diesen bedrohlichen Augen die Kriminellen in dem Verhör an und genau so fühlte ich mich, wie bei einem Verhör, als er sich endlich dazu entschied, etwas zu sagen.
 

„Hast du etwas von ihm gehört?“
 

Dabei hörte ich auf, meine Hände unter dem Tisch zu kneten und hob eine Hand, um mir einige Strähnen aus dem Gesicht zu streichen und sie stattdessen hinter mein Ohr zu legen. Ich schüttelte meinen Kopf lediglich zur Antwort, presste meine Lippen aber auch so fest aufeinander, dass kein einziger Ton sie hätte verlassen könnten. Ich besaß einen solch großen Respekt vor diesem Mann, dass ich es mich niemals getraute hätte, auch nur irgendetwas Falsches zu sagen.
 

„Das heißt also, er kommt nicht?“
 

Ich schluckte. Er stellte mit Absicht eine Frage, auf die Niemand eine Antwort wusste, am allerwenigsten ich. Und gerade als ich meinen Mund öffnete und mich dazu entschied, ihm genau das zu sagen, war es wieder einmal Itachi, der mich schützte. Jener betrat den Raum und klopfte im Vorbeigehen zweimal gegen den Türrahmen, wohl um sich anzukündigen, vielleicht aber auch, um mir zu signalisieren, dass ich auf diese Frage nicht antworten brauchte.
 

Er ging an mir vorbei und setzte sich direkt neben seinen Vater, wobei sich ein schmallippiges Lächeln auf seine Lippen legte. „Vater, sie hat genau so wenig eine Antwort darauf, wie du.“ Obwohl dieser Satz so traurig war, schien es, als wollte Itachi dieses Gefühl einfach weg lächeln. Und es gelang ihm, für diesen Moment.
 

Nur wenige Minuten später war der Tisch mit allerlei Speisen gedeckt, die Mikoto ganz alleine gezaubert hatte. Ich beneidete sie darum. Ich würde niemals so kochen können und das hatte Sasuke am eigenen Leib gespürt, denn nicht einmal den Tomatensalat, den er so gerne aß, hatte ich auf die Reihe bekommen. Und das, obwohl Mikoto mir das Rezept sogar aufgeschrieben hatte. Ich war eine wirklich erbärmliche Freundin, denn im Haushalt versagte ich jämmerlich. Ich kaufte mir keine neuen Klamotten, weil ich sie dringend benötigte, sondern weil ich sie schlicht und ergreifend verfärbte, nicht mal Wäsche waschen ging ohne Fehler vonstatten.
 

„Guten Appetit!“

Ich stimmte mit ein, während ich damit begann meine Gabel mit Reis und der dazugehörigen Soße zu füllen. Bereits mit Sasuke an meiner Seite, fühlte ich mich in dieser perfekten Familie deplatziert, doch jetzt noch mehr denn je. Während sich Vater und Sohn über Politik und Weltthemen unterhielten, erkundigte sich Mikoto regelmäßig, wie es allen schmeckte, um sich Lob einzuheimsen. Sie war wirklich goldig und brachte mich tatsächlich zum Schmunzeln, als sie mir erzählte, wie sie auf dieses Rezept gekommen war.
 

Für den Augenblick störte es mich nicht, dass ich alleine mit einer mir vollkommen fremden Familie am Tisch saß, ohne meinen dazugehörigen Part, ohne meine andere Hälfte, ohne Sasuke. Das Schmunzeln verflog allerdings genau so schnell, wie es gekommen war. Dafür waren meine Gedankengänge jedoch nicht verantwortlich, sondern die Haustür, die plötzlich laut ins Schloss fiel und die Schritte, die im Flur ertönten, ohne Anstalten zu machen, das Wohnzimmer anzusteuern.
 

Abrupt wurden alle Gespräche unterbrochen und es herrschte eine unangenehme Stille.

Eine, die so schwerwiegend war, dass man das Verlangen verspürte, sie mit dem Messer teilen zu wollen. Jenes ließ ich langsam sinken, ebenso wie die Gabel und stand gegen alle Anstandsregeln mechanisch auf, verließ den Tisch, ohne aufgegessen zu haben oder mich zu entschuldigen und folgte meinem Instinkt, der mich direkt zu ihm führte.
 

Zu Sasuke.

Den ich allerdings erst auf den zweiten Blick erkannte. Die schwarze Kapuze seiner Jacke war tief in sein Gesicht gezogen, sodass sein Blick nicht einzufangen war, doch der drei-Tage-Bart sagte genug über seinen Zustand aus. Er war stehen geblieben, als er mich im Türrahmen bemerkte.

Instinktiv ging ich auf ihn zu, griff nach der Kapuze und streifte sie vorsichtig über seinen Kopf zurück, um in seine glasigen Augen zu sehen, dessen Pupillen vergrößert und deutlich erweitert waren.
 

„Sasuke … du ...“

Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Da stand dieser überaus hübsche, junge Mann, in der Blühte seines Lebens, völlig gebrochen und dermaßen zugedröhnt, dass ich ihn zaghaft berührte, aus Angst, er könnte unter meinen Fingern zerbrechen. Als meine Fingerkuppen seine unterkühlte Wange streifte, konnte ich spüren, wie er unter jener Berührung erzitterte. Doch noch bevor ich auch nur irgendetwas sagen konnte, hatte er seine Hand erhoben, um meine unsanft zur Seite zu schlagen, wobei er einfach durch mich hindurchging, mich mit seiner breiten Schulter wegdrängte und mich dabei ansah, als wäre ich der allerschlimmste Parasit auf diesem Planeten.
 

„Geh mir aus dem Weg.“
 

Ich sah auf meine Hand, nach der er einfach geschlagen hatte, hob den Blick jedoch, um ihm damit zu folgen. Gerade war er im Inbegriff die Treppe des Anwesens zu besteigen, vermutlich um sich in seinem Zimmer zu verbarrikadieren. Ich wollte ihn aufhalten, wirklich, ihn am liebsten in meine Arme schließen und nie wieder los lassen, doch die Ernüchterung übertraf den kurzen Moment, in dem ich erleichtert gewesen war, dass es ihm gut ging. So gut, wie es mir eben ging. Es hatte sich nichts verändert, er hatte sich nicht verändert.
 

Betroffen senkte ich meinen Blick abermals, der sich erneut mit Tränen füllte. Unfähig, ihm zu folgen oder auch nur irgendetwas zu sagen, was ihn aufhielt und dazu brachte, sich zu erklären, biss ich mir feste auf die Unterlippe, konnte ein kleinlautes Schluchzen nicht unterdrücken. Dabei rammten sich meine grün lackierten Fingernägel unaufhörlich in meine Handinnenfläche, während ich meine Hände zu Fäusten ballte.
 

„Hast du nicht was vergessen?“
 

Sasuke verharrte augenblicklich und ich konnte spüren, wie sich ein dunkler Schatten um ihn legte, als er sich umwendete, um seinen Bruder anzusehen, der sich am Ende der Treppenstufen befand und zu ihm sprach. Auch Mikoto und Fugaku waren vom Esstisch aufgestanden und mir in den Flur gefolgt und während ich mit ansehen musste, wie Mikotos Herz in tausend kleine Teile zersprang, legte Fugaku seinen Arm um sie und zog sie näher an seine Brust, während er Sasuke mit derselben Verachtung ansah, wie jener, seinen älteren Bruder.
 

Was machst du denn hier?“, wollte er wissen und erwürgte Itachi mit seinen mörderischen Blick bereits.
 

„Das ist mein Zuhause. Und auch dein's. Vielleicht solltest du dir das zur Abwechslung mal in Erinnerung rufen. Oder ist die Versuchung so groß, davor zu flüchten?“ Seinen Worten nach zu urteilen, wusste Itachi schon längst von Sasukes Drogenproblem. Es schmerzte, den beiden dabei zuzuhören, wie sie sich förmlich angifteten. Aber niemand mischte sich ein und so spitzte sich die Situation immer weiter zu.
 

„Zuhause?“

Sasuke lachte überspitzt und so arrogant, als würde er mit Naruto wetteifern. Bloß, dass das kein Konkurrenzkampf dieser Art und Itachi nicht sein bester Freund war, sondern sein älterer Bruder, der sich wie alle Beteiligten um ihn sorgte.

„Das ist nicht mein Zuhause. Ich wohne hier bloß.“
 

Ich konnte Mikoto weinen hören, leise und in das Oberteil ihres Mannes hinein. Hörten die anderen beiden es denn nicht? Mein Blick war auf Itachis Rücken gerichtet und ich betete, dass er dieses grausame Szenario endlich beendete. Das er ihn endlich zurück auf den Boden der Tatsachen führte, zurück, auf den richtigen Weg.
 

„Du jämmerlicher Dummkopf.“

Itachi klang mindestens genau so überheblich, wie sein jüngerer Bruder zuvor und während er eine Treppenstufe nach der anderen erklimmte, pochte mein Herz mit jeden Schlag lauter, mittlerweile hatten sich meine Fingernägel in meine Haut gebohrt und Spuren von ihnen davongetragen.
 

„Hör endlich auf andere für dein Leben verantwortlich zu machen. Werde verdammt nochmal erwachsen!“ Nun stand der Ältere seinem Bruder direkt gegenüber, doch die einzige Antwort, die Sasuke bereit hielt, war seine Hand, die zu einer zitternden Faust geballt wurde. Noch bevor er zum Schlag ausholen konnte, war ich vorangeschritten, um das zu verhindern, was sich vor meinem inneren Auge bereits abspielte.
 

Mein Körper setzte sich eher von selbst in Bewegung, hechtete die Treppe hinauf, umfasste Itachis Unterarm und zog jenen ruckartig ein Stück zurück, nur damit ich mich zwischen die beiden Brüder drängen konnte und Sasukes Wut abfing. Die einzig und alleine mir galt.

ɪ·ᴍ ᴏɴʟʏ ᴀ ʜᴜᴍᴀɴ


 

ɪ·ᴍ ᴏɴʟʏ ʜᴜᴍᴀɴ.

ᴍᴀʏʙᴇ I·ᴍ ғᴏᴏʟɪsʜ

ᴍᴀʏʙᴇ I·ᴍ ʙʟɪɴᴅ

ᴛʜɪɴᴋɪɴɢ I ᴄᴀɴ sᴇᴇ ᴛʜʀᴏᴜɢʜ ᴛʜɪs

ᴀɴᴅ sᴇᴇ ᴡʜᴀᴛ·s ʙᴇʜɪɴᴅ

ɢᴏᴛ ɴᴏ ᴡᴀʏ ᴛᴏ ᴘʀᴏᴠᴇ ɪᴛ

sᴏ ᴍᴀʏʙᴇ I·ᴍ ʙʟɪɴᴅ

ʙᴜᴛ I·ᴍ ᴏɴʟʏ ʜᴜᴍᴀɴ ᴀғᴛᴇʀ ᴀʟʟ

ɪ·ᴍ ᴏɴʟʏ ʜᴜᴍᴀɴ ᴀғᴛᴇʀ ᴀʟʟ

ᴅᴏɴ·ᴛ ᴘᴜᴛ ʏᴏᴜʀ ʙʟᴀᴍᴇ ᴏɴ ᴍᴇ.

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

Und da folgte die zweite Entscheidung in dieser Woche, die einen Fehler beinhaltete. Wäre ich an diesem Sonntagabend einfach in das nächstbeste Taxi gestiegen und hätte es nicht drauf ankommen lassen, dass Itachi mich nach Hause begleitete, wäre ich niemals zu dem Entschluss gekommen, dass ich viel mehr jemanden wie ihn verdiente, der sich um mich sorgte, mich behütete und Dinge wie ein Mädchen nach Hause zu bringen, als selbstverständlich ansah.
 

Irgendwer würde es mit Sicherheit so auslegen, dass es pure Absicht von mir gewesen sei, dort stehen zu bleiben und mir nachsagen, ich hätte ja nur darauf gewartet, dass er mich Heim brachte. Doch so war das nicht. Denn die Gefühle, die ich in mir trug, für seinen jüngeren Bruder, waren noch immer vorhanden.
 

Genau jene Gefühle verleiteten mich auch dazu, mich in Bewegung zu setzen und den Schlagabtausch zwischen den Brüdern zu stoppen, denn es fühlte sich an, als wäre ich die Einzige, die das konnte. Ein Fehler, wie ich im Nachhinein feststellen würde.
 

#Schmetterlingseffekt.


 

Sasukes Faust traf mich anstelle von Itachi.

Und hätte der Ältere von beiden nicht hinter mir gestanden, wäre ich durch die Wucht mit ziemlicher Sicherheit die Treppe hinunter gekullert. Stattdessen prallte ich mit dem Schwung gegen Itachis Brust, der trotzt meines ruckartigen Ziehens noch immer an Ort und Stelle verweilte. Leider war ich weder in der Lage dazu, mich für den Rückhalt zu bedanken, noch zu realisieren, was ich hier eigentlich tat.
 

Seine Fingerknöchel kamen heftig auf meinen Wangenknochen auf, den ich so bereitwillig hingehalten hatte und ich konnte förmlich spüren, wie die kleinen Blutgefäße unter meiner Haut platzten. Dabei taumelte ich benommen zurück, wurde jedoch von zwei Händen, die nach meinen Oberarmen griffen, festgehalten. Die Versuchung war verlockend, die Augen zu schließen und abzudriften, doch weder die Hände, die mich hielten, noch die herrische Stimme, die die plötzliche Ruhe brach, ließen das zu.
 

Sasuke!!
 

Niemals zuvor hatte ich gehört, wie Fugaku seine Stimme erhob.

Und bislang war ich wirklich froh drum, doch jetzt, glaubte ich, dass er der Einzige war, der diese Situation zu kontrollieren vermochte. Seine dunkle Stimme war herrisch und zornig, so zornig, dass ich zusammenzuckte, als er nach seinem jüngsten Spross schrie. Ich war nicht die Einzige, die dieser Wutausbruch überraschte.
 

Selbst Itachi zuckte zusammen, was ich durch die Hände beurteilen konnte, die mich noch immer festhielten und daran hinderten umzufallen. Als ich meinen Blick hob, der nun nicht mehr länger aus Verletzlichkeit bestand, sondern aus Schmerzen und in die dunklen, so unantastbaren Augen Sasukes sah, glaubte ich in ihnen so etwas wie Reue zu lesen. Doch noch bevor ich darauf eingehen konnte oder sonst jemand, ging er ein paar Schritte rückwärts, bevor er sich mit einem abfälligen Schnaufen umdrehte und hinauf in die zweite Etage stampfte.
 

Ich war nicht die Einzige, der es die Sprache verschlagen hatte, denn es sagte Niemand etwas. Mit der Hand, nach der er vorher noch geschlagen hatte, fuhr ich mir über meinen Wangenknochen, konnte bereits spüren, wie jener anschwoll und unaufhörlich schmerzte. Ich glaubte nicht, dass er gebrochen war. Schließlich kannte ich mich damit aus. Das Zittern, welches von mir und meinem kompletten Körper ausging, als das Adrenalin wich, spürte ich selbst kaum. Was ich jedoch ganz genau spürte, waren Itachis Finger, die sich in meinen Pullover drückten.
 

Den Grund dafür fand ich allerdings erst heraus, als ich mich am Treppengeländer festhielt und sachte herumdrehte, um in sein Gesicht zu sehen. Es fühlte sich an, als würde er den Schmerz mit mir teilen. Nicht nur den physischen, auch der, der mich innerlich zerfraß. Er fühlte sich schuldig und ich schaffte es nicht, seinem Blick länger standzuhalten, weshalb ich ihn betroffen abwandte und hinunter auf meine Füße blickte.
 

„Ich … sollte nach Hause gehen.“
 

Die einzig vernünftige Entscheidung, die ich in diesem Moment treffen konnte. Es würde nichts bringen, Sasuke hinterher zu laufen, selbst wenn das Bedürfnis noch so groß war. Ich hatte mich in ihre Familienangeleinheiten eingemischt und falls er mich bislang noch nicht verachtete, dann tat er es jetzt.
 

„Ich bringe dich zum Arzt.“
 

Ich hielt in meiner Bewegung inne, als ich die Stufen langsam hinunterlief, wobei ich mich krampfhaft am Treppengeländer festhielt, um nicht vorne überzukippen. Ich wollte nicht zum Arzt, auch nicht, wenn Itachi das verlangte. Mir war schwindelig und meine Sicht war noch immer verschwommen, klarte nach und nach auf, sodass ich Mikoto erst zu spät bemerkte, die mittlerweile in die Küche geeilt war, um mir ein Kühlpack zu besorgen, was sie mir wortlos in die Hand drückte. Ich zögerte nicht lange und presste es auf die Stelle, die Sasuke getroffen hatte.
 

Ich konnte ihr ansehen, dass es ihr leid tat, dass sie sich entschuldigen wollte, doch noch bevor sie ihren Mund öffnen konnte, um mir genau das mitzuteilen, schnitt ich ihr unhöflicherweise das Wort ab, denn mein eigentliches Ziel war, aus diesem Haus zu verschwinden.
 

„Es ist nicht deine Schuld“, versicherte ich ihr, bevor ich die Türe ansteuerte, in meine weißen Boots stieg und die Türklinge nach unten drückte. Ich traute mich nicht, über meine Schulter in die Gesichter der Uchihas zu blicken. In die schockierten, besorgten Gesichter. Ich hatte mich in etwas eingemischt, was mich nichts anging – was war schon dabei, wenn zwei Brüder sich schlugen? Naruto und Sasuke taten das ständig. Aber wessen Freund schlug schon seine Freundin? Selbst, wenn es nur geschehen war, weil ich es so wollte, spielte das für keinen letztlich mehr eine Rolle.
 

Ich hatte Sasuke vollkommen von seiner Familie distanziert.
 

Und für mich selbst eine Grundlage geschaffen, ihn zu verachten.

War das der Fehltritt, nach dem ich die ganze Zeit gesucht hatte, um diese Beziehung zu beenden?
 

Ich konnte spüren, wie meine Augen brannten, weil sich die Tränenflüssigkeit mit meiner Wimperntusche vermischte, als sie über meine Wangen rannten. Mit jedem Schritt, den ich mich von dem Anwesen entfernte, fühlte ich mich schlechter. Hatte das plötzliche Bedürfnis, davonzurennen. Itachi bestand jedoch darauf, mich nach Hause zu fahren, wenn schon nicht zum Arzt. Schon wieder.
 

Ich fühlte mich, als hätte ich nicht das Recht ihm zu widersprechen, weshalb ich stumm auf der Beifahrerseite des matten Mercedes einstieg, mich anschnallte und meinen Blick stur aus der Fensterscheibe richtete. Es war mir unangenehm, in seiner Gegenwart zu weinen, war ich es doch gewesen, die sich in diese Situation manövriert hatte. Deshalb versuchte ich mich auch zusammenzureißen. Hielt die Luft an, im Glauben, so könnte ich auch die Tränen zurückhalten.
 

Er startete den Motor, als auch er sich angeschnallt hatte und lenkte den Wagen aus der Einfahrt hinaus, die Straße entlang und in den späten Abendverkehr hinein. Meine Augen suchten die Straßen ab, musterten die Passanten, die schneller voran kamen, als wir, denn die rote Welle an Ampeln nahm kein Ende und versteifte mich, nicht weiter zu Wimmern.
 

Das funktionierte, zumindest so lange, bis die Stimme neben mir ertönte, dessen Ursprung ich die ganze Zeit über versucht hatte auszublenden. Es fühlte sich falsch an, ihn nicht anzusehen, wenn er mit mir sprach und deshalb richtete ich meine glasig, grünen Augen auf den Fahrer.
 

„Du hättest das nicht tun sollen.“
 

Ich schluckte merklich und lenkte meinen Blick auf seine schmalen Finger, die das Lenkrad umklammerten. Er war wütend und auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, verriet ihn seine Körpersprache. So wie mich meine verriet, als sich meine Fingernägel in das Kühlpack bohrten, was ich mir noch immer auf die mittlerweile blaue Stelle meines Gesichts drückte.
 

Er wusste doch hoffentlich, dass ich das nicht bloß für ihn getan hatte, oder?

Vielmehr hatte ich es für mich getan. Für mich ganz allein. Natürlich hätte ich ihn erneut anlügen können, behaupten können, dass ich es nicht mit ansehen hätte können, wie sie sich die Köpfe einschlugen und das stimmte sogar teilweise, bloß war der Gedanke, der sich in meinen Kopf verfestigte, ein ganz anderer. Mein Mund blieb also verschlossen. Dieser Schlag war wie ein Denkanstoß den ich gebraucht und vor lauter Verzweiflung abgefangen hatte. Ich wusste nicht mehr weiter. Ich wollte diese Beziehung so sehr und im selben Augenblick so wenig, dass ich mich vor mir selbst erschreckte.
 

Aber das war es doch, was wir Menschen taten.

Wir suchten uns Ausreden, um uns zu rechtfertigen. Wenn ich sagen würde, dass dieser abgefangene Schlag für einen Schlussstrich verantwortlich war, war das weniger verwerflich, als wenn ich die Wahrheit sagte: Nämlich dass ich es nicht mehr schaffte, für uns beide zu kämpfen und uns lieber aufgab, als uns zu retten. Ich war noch nie eine gute Lügnerin gewesen und würde es vermutlich auch niemals sein, deshalb sprach ich auch das aus, was mir auf dem Herzen lag.
 

„Es tut mir leid.“
 

Meine Stimme war leicht zu überhören, so leise, so gebrochen, dass ich mich selbst darin kaum wiedererkannte. Zeitgleich verlieh meine Stimme meinen Wörtern aber Ehrlichkeit. Es tat mir wirklich leid, so leid, dass ich erneut begann zu weinen. Dabei presste ich meinen Kiefer so stark zusammen, dass er ungesund knirschte.
 

„Ich mache dir keinen Vorwurf, Sakura.
 

Er sprach meinen Namen mit solch einer Wärme aus, dass es mir glatt eine Gänsehaut beschert hätte, wäre ich nicht damit beschäftigt gewesen, mir die schwarzen Tränen aus dem Gesicht zu wischen.
 

„Mach so etwas nur einfach nie wieder.“
 

Ich starrte ihn ungläubig an, als sein Blick kurz von der Straße wich, wo wir abermals gezwungen waren, an einer Ampel zu halten, und mich direkt anvisierte. Hatte er mich durchschaut? Meine Verzweiflung gesehen, verstand oder verachtete er mich deshalb?
 

„Ich … Ich ...“, stammelte vor mich hin, während ich immer wieder mit meinem Handrücken über meine Wange fuhr. Ich wollte mich wieder entschuldigen, ihm versprechen, dass ich es nicht noch einmal tun würde.
 

„Ich weiß.“
 

Itachi unterbrach mein hilfloses Stottern, legte den Gang ein und fuhr weiter.

Was zum Teufel wusste er?! Dass ich ein egoistisches, durchtriebenes Miststück war, bloß zu feige, Sasuke oder sonst wem die Wahrheit zu sagen und deshalb förmlich nach Gründen suchte, um aus diesem Unglück zu entfliehen? Dass es mir tatsächlich leid tat oder das ich seinen jüngeren Bruder wirklich liebte? Er hatte mich durchschaut und ich fühlte mich ertappt, lenkte meinen Blick wieder von ihm ab und starrte weiter nach draußen, in der Hoffnung irgendeine Antwort darauf zu erhalten.
 

Einerseits war ich erleichtert, dass er nicht weiter darauf einging, anderseits wollte ich nichts lieber als ihn dafür verantwortlich machen, was geschehen war. Ich redete mir ein, dass wenn er etwas fürsorglicher mit Sasuke umgegangen wäre, es gar nicht erst zu diesem Handgemenge gekommen wäre. Doch bereits als wir vor meiner Wohnung hielten, ermahnte ich mich innerlich, dafür, dass ich mir diese Situation passend redete. Darin war ich wirklich gut …
 

Itachi ließ den Motor verstummen und drehte sich in meine Richtung.

Meine Nase war durch das ganze Geheule verstopft, ansonsten hätte ich wohl die gesamte Fahrt über seinen Geruch in mich aufgenommen, der mich unterschwellig beruhigte. So raste mein Puls aber wieder unaufhörlich. Ich war nervös. So nervös, dass ich anfing auf meiner Unterlippe herumzukauen, ein wirklich nerviger Komplex meinerseits.
 

„Versteh mich nicht falsch, du hast nichts Falsches getan.“
 

Warum sagte er das so, als könnte er mit mir fühlen? Als wüsste er den wahrhaftigen Grund, warum ich mich zwischen ihn und seinen Bruder gestellt hatte. Dass es keine gute Absicht war, die mich dazu angetrieben hatte, sondern lediglich meine Selbstzweifel. Ich ließ das Kühlpack sinken, um mich abzuschnallen und offenbarte meine geschwollene und blaue Wange. Ich würde viel Make-Up brauchen, um dieses Hämatom zu verstecken.
 

„Ich weiß wie viel er dir bedeutet und dass er es dir nicht einfach macht.“

Seine Augen strahlten noch immer dieselbe Schuld aus, wie zuvor im Uchiha Anwesen.

„Es ist nicht richtig, was er aus dir macht, dass er dich so handeln lässt.“

Warum tat er das? Warum las er aus mir, wie aus einem Buch? Ich war unfähig etwas zu sagen, schluckte stattdessen lautstark, um meinen staubtrockenen Hals zu befeuchten und eventuell meine verschollene Stimme irgendwie wiederzufinden.
 

„Und es ist auch nichts Verwerfliches daran.“

Er hatte seine Hand nach meiner ausgestreckt, die, in der das Kühlpack lag, was ich mittlerweile völlig verdrängt hatte und dirigierte meine Hand samt Kühlpack auf meine geschwollene Wange, bevor er sich in einer fließenden Bewegung zurückzog und ich in der Stellung verweilte.
 

Nichts Verwerfliches, ja?

Ich wollte ihm glauben, aber mein Gewissen holte mich schneller ein, als mir lieb war und bevor ich erneut begann, wie ein Schlosshund zu weinen, wand ich mich wortlos ab und öffnete die Autotür, um auszusteigen. Ich war verwirrt und verletzt, zu verletzt, um weiter darüber zu sprechen, was ich getan hatte und wie genau man dieses Handeln auslegen konnte.
 

Noch bevor ich die Autotür schließen konnte, erklang die tiefe Stimme Itachis erneut.

„Es ist nicht deine Schuld, Sakura.“
 

Ich schloss die Türe, als ich mein Gesicht verzog, ohne auch nur irgendetwas zu antworten und steuerte meine Wohnungstür an. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, mich bei beiden Uchiha-Brüdern entschuldigen zu müssen.
 

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ ☆ ★ ☆ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

„Au!“
 

„Jetzt stell dich bloß nicht so an!“
 

Ich hatte keine Ahnung, warum ausgerechnet der Blondschopf vor mir im Schneidersitz hockte und mir Make-Up ins Gesicht schmierte. Ich war mir sicher, danach würde ich aussehen, wie ein Clown. Oder eine Prostituierte. Ja, bestimmt wie eine Prostituiert. Eigentlich hatte ich die Mädchen heute zu mir Nachhause eingeladen, es war immerhin Freitagabend und auch wenn ich keinen Grund hatte zu feiern, war ich doch der festen Überzeugung, das würde mich ablenken. Selbst wenn ich den halben Abend wieder allein auf der Damentoilette verbrachte.
 

Allerdings hatten sich meine Pläne offenbar geändert.

Naruto, der gerade mit dem Make-Up-Schwamm vor meinem Gesicht herumfuchtelte und versuchte so vorsichtig wie möglich mein Hämatom zu überdecken, war einfach bei mir aufgeschlagen. Wie konnte ich auch seine Nachrichten ignorieren, die überwiegend aus lustigen und weniger lustigen Memes bestanden?
 

Als der Chaot mit dem Fahrrad im tiefsten Winter vor meiner Wohnung gestanden und beinah die Türe eingeschlagen hatte, blieb mir nichts Anderes übrig, als ihn hineinzulassen. Mein geprellter Wangenknochen und die Blessur befanden sich derzeit im letzten Stadium und hatten sich großflächig über meine Konturen verteilt, bis hin zu meinem Auge. Brillenhämatom nannte man so etwas.
 

„Gegen eine Tür gelaufen, mhn?
 

Ja, das hatte ich ihm gesagt.

Ich sagte ja, ich war eine schlechte Lügnerin. Und das wusste Naruto. Aber obwohl er es wusste, nahm er es einfach so hin, fragte gar nicht weiter nach, woher dieser blaue Fleck stammte oder von wem. Auch wenn ich mich bemühte, die Wahrheit zu verstecken, hatte ich das Gefühl, er wüsste ganz genau, was geschehen war.
 

„Ja, hab ich dir doch jetzt schon zehn Mal gesagt.“

Und ich würde es noch zwanzig Mal sagen. Vielleicht würde es ja dann irgendwann wahr werden? Ich klang genervt, doch das störte meinen besten Freund nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil, er wirkte äußerst konzentriert, während er den Schwamm mit Make-Up beschmierte und über mein Gesicht tupfte.
 

„Muss n' wirklich großer Türrahmen gewesen sein.“

Er hatte seine Zunge hinausgestreckt, das tat er immer, wenn er sich auf etwas konzentrierte, und berührte mit dessen Spitze seine Oberlippe. Dabei sah er so goldig aus, dass ich ihm fast schon nicht mehr böse sein konnte, für seine dämliche Fragerei oder die Feststellungen, die er willkürlich im Raum verteilte.
 

„Fast so groß, wie deine Klappe“, augmentierte ich, als ich meine Hände erhob, sie in sein Gesicht legte und unsanft hinein kniff, wobei ich seine Backen langzog, um meine Aussage von zuvor zu unterstreichen. Aber selbst das störte Naruto nicht, er machte in seiner Prozedur einfach weiter. Grinste dabei nun aber ziemlich dämlich, so dämlich, dass ich ihm am liebsten direkt ins Gesicht geschlagen hätte, für diese Unverschämtheit.
 

Das würde ich natürlich niemals tun.

Okay, hin und wieder tat ich das. Aber nur, wenn er anfing mich zu kitzeln, wobei die Neckereien doch oftmals so ausarteten, dass einer von uns heulte. Es war seltsam, wie das Leben manchmal spielte. Je mehr sich Sasuke von uns distanzierte, desto enger wurde unser Kontakt. Auf freundschaftlicher Basis natürlich, denn genau das war Naruto, mein Freund. Mein bester.
 

Mein bester Freund, der mich gerade verunstaltete.

Ich nahm die Hände wieder aus seinem Gesicht und sah an ihm vorbei aus dem Fenster. Er nahm mein Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger und hob es an, um auch meinen Hals einzureiben. Offenbar hatte er einmal zu viel zugeschaut, als ich mich schminkte und wusste, dass es wichtig war, auch die Gesichtsansätze und den Hals zu schminken, um Make-Up-Ränder zu vermeiden.
 

So wurde mein Blick gen Decke gerichtet und ich begann damit, die Holzleisten zu zählen. „Vielleicht solltest du die Branche wechseln. Ich hab gehört sie suchen im Theater Make-Up-Artisten.“ Ich erwartete keine Antwort darauf, schließlich war das nicht ernstgemeint.
 

„Ahaha .. hahaha.“

Er lachte so überspitzt und mit solch einem miserablen gekünstelten Lachen, dass ich amüsiert Glucksen musste. „Du Scherzkeks.“ Er dirigierte mein Gesicht wieder senkrecht, sodass ich in seine Augen sehen konnte, die spitzbübisch auffunkelten, bevor er absichtlich fester auf meinem empfindlichen Wangenknochen herumtupfte. Ich kniff meine Augen schmerzhaft zusammen, konnte aber trotzdem nicht aufhören zu grinsen, so breit wie ein Honigkuchenpferd.
 

Eigentlich war es mir nur recht, dass es Naruto war, der bei mir war.

Zwar stand er Sasuke um einiges näher als meine Freundinnen und war daher nicht der beste Gesprächspartner, aber ich wollte überhaupt nicht darüber reden. Und er akzeptierte das. Wie so oft, nahm er die Situationen einfach wie sie kamen und machte das Beste daraus. Auch wenn das bedeutete, mich zu schminken, damit ich nicht mehr aussah wie irgendein missbrauchtes Opfer.
 

Er legte den Schwamm beiseite, wischte sich seine Finger an einem Abschminktuch ab und griff nach dem Eyeliner, der neben den ganzen anderen Utensilien auf dem Boden verstreut lag. Ich beobachtete ihn misstrauisch dabei, wie er jenen öffnete und den Pinsel aus dem Gefäß zog.
 

„Du weißt wofür der ist, oder?“
 

Nicht, dass er auf die glorreiche Idee kam, mir das Zeug auf die Lippen zu schmieren.

Er verzog seinen Mund schmollend, beinah als wäre er beleidigt. „Natürlich weiß ich, wofür der ist! Glaubst du, ich hab nie aufgepasst, wenn du Stunden vor dem Spiegel gestanden hast?“ Ehrlich gesagt glaubte ich das wirklich, denn wenn wir uns dazu entschieden, auszugehen, lag Naruto die meiste Zeit in meinem Bett, schob alles in sich hinein, was er zwischen die Finger bekam und war, bevor wir überhaupt los gehen konnten, schon so vollgelaufen, dass bereits der Weg zur Feier in der reinsten Toptour endete.
 

Noch eben hatte er mit der Spitze des Pinsels auf meinen Spiegel gezeigt, der zu weit weg war, als dass ich mich darin sehen konnte, bevor er mit dieser auf meine Nasenspitze deutete.
 

„Mach die Augen zu.“

„Aye, Aye.“ Ich tat, was mir gesagt wurde, auch wenn ich lieber gesehen hätte, was dieser Trottel mit meiner überteuerten Schminke und meinem Gesicht anstellte. Als ich jedoch den feuchten Eyeliner über meinen Wimpern spürte, presste ich meine Lippen aufeinander. Er hatte mich tatsächlich beobachtet, nicht wahr?
 

Noch begeisterter war ich aber, als er mein Augenlid mit seinem Daumen lang zog, offenbar um dem Strich keine Unterbrechungen oder wackeligen Linien zu verleihen. Er wäre sicherlich beleidigt, wenn ich ihn nun als meine beste Freundin bezeichnen würde und da er gerade in der Lage war, mein Gesicht zu verunstalten, unterließ ich diesen Kommentar besser.
 

„Bitte mach mich nicht zu einer zweiten Amy Winehouse.“

Zwar konnte ich spüren, wie weit er den Lidstrich zog, für meine Bedürfnisse malte er die Linie aber zu oft nach. Ein Glück gab es Abschminktücher. „Quatsch, du wirst die neue Marilyn Monroe!“ Ich zog meine Augenbrauen zusammen, als er mir tatsächlich einen Muttermal über meine rechte Mundwinkel malte, nachdem er mit meinen Augen fertig war. Darüber war ich allerdings weniger schockiert, als über die Tatsache, dass er wusste dass die Sex-Ikone genau an dieser Stelle einen Muttermal aufwies.
 

Manchmal unterschätzte ich diese Grinsebacke.

Er machte oft den Eindruck, als verstünde er vieles nicht und als interessiere ihn nur die Hälfte. Tatsächlich konnte er mehr aufnehmen als Ino, wenn sie sich über irgendein Outfit aufregte und dessen Kombination. Einer der Gründe, warum ich ihn wirklich schätzte.
 

Das war nicht immer so, eine Zeitlang war ich wirklich gemein zu Naruto gewesen.

Aber was sollte man auch schon von einem Everybody Darling halten, der unfreiwillig jegliche Aufmerksamkeit auf sich zog, sowohl mit negativen, wie auch positiven Aktionen.
 

Ich hatte meine Augen noch immer geschlossen.

Dabei lauschte ich den Geräuschen, die Naruto von sich gab. Er drehte den Eyeliner wieder zu, legte ihn auf den Boden zurück und suchte offenbar nach irgendetwas anderem. Als er es gefunden hatte, seufzte er leise und gab angestrengte Geräusche von sich. Scheiterte er gerade an irgendeinem Verschluss?
 

„Kann ich dir helfen?“

Wollte ich nun wissen, stützte mich mit meinen Händen an meinen Fußknöcheln ab, die ebenfalls im Schneidersitz verharrten und streckte so meine Wirbelsäule durch, die durch die schiefe Haltung auf dem Boden in Mitleidenschaft gezogen wurde.
 

„Nein!“

Er war eingeschnappt, das konnte ich aus seiner Stimmlage hinaus hören. Das wiederum sorgte dafür, dass ich leise in mich hinein lachte. Mein Gott, was war ich froh, diesen Idioten zu haben. „Lass bloß deine Augen zu!“, ermahnte er mich und verteilte etwas auf meine Lippen. „Du musst A machen.“ Oh, wehe er schob mir den Lippenstift in den Rachen, das traute ich ihm nämlich zu und ich hoffte inständig, dass es Lippenstift war, den er da auf meine Lippen auftrug.
 

Als er auch damit fertig war, rieb ich meine Lippen aufeinander.

Gerade wollte ich ihn darauf aufmerksam machen, dass er noch etwas vergessen hatte, nämlich die Wimperntusche, da überraschte er mich doch tatsächlich erneut, als er mich verärgert ansah, weil ich meine Augen öffnete.
 

„Jetzt warte doch mal! Ich bin noch nicht fertig!“

Er hielt den Mascara in der Hand, die sonst immer so unbeholfen war und ich schloss meine Augen abermals. Definitiv, das war es, was man unter blindem Vertrauen verstand. Wieder war ich begeistert, wie sachte er die Wimperntusche doch auftrug. Und als diese Prozedur dann endlich beendet war, öffnete ich meine Augen erneut.
 

„Fertig?“

„Fertig!“, bestätigte er, stolz wie Oscar.

„Wollen wir das nächste mal auch zusammen Unterwäsche einkaufen gehen?“ Okay, hin und wieder war ich doch noch etwas zu gemein. Naruto verzog sein Gesicht zu einem frechen Grinsen, bevor er mir eine sachte Kopfnuss gab, gleichzeitig aber zu dem Handspiegel griff, der hinter seinem Rücken verstaut worden war, damit ich nicht zwischendrin in Versuchung geriet.
 

Als er mir den Spiegel vor die Nase hielt, so dicht, dass ich automatisch zurück wich, um mich anschauen zu können, weiten sich meine Augen merklich. „Das ...“, ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte, er hatte mir wieder einmal die Sprache verschlagen. Ich hob meine Hand an und tastete vorsichtig meinen Wangenknochen ab, der nun nur noch halb so schlimm aussah.
 

„ … ist der Wahnsinn! Nicht wahr?!“

Naruto hatte recht. Er hatte das so gut gemacht, dass ich ihn glatt darum beneidete und dabei dachte ich die ganze Zeit über, ich könnte mich demnächst im Museum als abstraktes Kunstwerk aufstellen. Als er den Spiegel senkte und so seine grinsende Visage offenbarte, musste ich lachen. So laut und gelöst, dass ich mein Gesicht in meine Hände vergrub. Seit langem fühlte ich mich schön, nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich.
 

Als ich mir eine Träne aus der Augenwand wischte, vor lauter Glück, umfasste er direkt meine Hände und hinderte mich so daran, mir weiter ins Gesicht zu fassen. „Wag es dich nicht zu heulen!“ Er grinste noch immer so breit und fröhlich zu gleich, dass mir plötzlich tatsächlich zum Weinen zumute war. Womit hatte ich diesen Kerl bloß verdient?
 

„So schön bist du nun auch wieder nicht~“

Na ja, zumindest hätte ich fast geheult, jetzt pustete ich aber beleidigt meine Wangen auf und gab ihm einen Schlag auf seine Brust, einfach, weil ich es konnte, bevor ich weiter lachte und mich so gut fühlte, wie schon lange nicht mehr.
 

Schmunzelnd griff ich nach meinem Handy, was ich seit Montagabend stur auf stumm geschaltete hatte. Ich hatte mich weder bei Sasuke, noch bei Itachi gemeldet. Hatte die Situation einfach ausgesessen und gehofft, sie würde sich von alleine regeln.
 

Mit dem Vorhaben, ein Selfie von mir und Naruto zu machen, um diese Situation festzuhalten, entsperrte ich den Bildschirm, konnte gleichzeitig spüren, wie mir sämtliche Gesichtszüge entglitten.
 

36 entgangene Anrufe.
 

Von Itachi.

ɪᴛ·s ʟɪᴋᴇ ᴀ ᴅᴀʀᴋ ᴘᴀʀᴀᴅɪsᴇ


 

ᴀɴᴅ ᴛʜᴇʀᴇ·s ɴᴏ ʀᴇᴍᴇᴅʏ ғᴏʀ ᴍᴇᴍᴏʀʏ ʏᴏᴜʀ ғᴀᴄᴇ

ɪs ʟɪᴋᴇ ᴀ ᴍᴇʟᴏᴅʏ﹐ ɪᴛ ᴡᴏɴ·ᴛ ʟᴇᴀᴠᴇ ᴍʏ ʜᴇᴀᴅ

ʏᴏᴜʀ sᴏᴜʟ ɪs ʜᴜɴᴛɪɴɢ ᴍᴇ ᴀɴᴅ ᴛᴇʟʟɪɴɢ ᴍᴇ

ᴛʜᴀᴛ ᴇᴠᴇʀʏᴛʜɪɴɢ ɪs ғɪɴᴇ

ʙᴜᴛ I ᴡɪsʜ I ᴡᴀs ᴅᴇᴀᴅ

ᴇᴠᴇʀʏ ᴛɪᴍᴇ I ᴄʟᴏsᴇ ᴍʏ ᴇʏᴇs

ɪᴛ·s ʟɪᴋᴇ ᴀ ᴅᴀʀᴋ ᴘᴀʀᴀᴅɪsᴇ

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

Mein Herz hämmerte so intensiv gegen meine Brust, dass ich meinen Puls deutlich sehen konnte. Mein Daumen, der gerade noch den Bildschirm meines Smartphones entsperrt hatte, pulsierte für mich sichtbar, durch meinen systolischen Blutausstoß, der gerade auf Hochtouren lief und zuckte immer wieder minimal auf. Wenn man nur ganz genau hinsah, konnte man erahnen, wie heftig mein Herz pumpte. Ich allerdings, brauchte nichts erahnen, ich hörte es, wie es schlug und schlug. Und schlug.
 

Das Unbehagen, was sich in meiner Magengrube sammelte, wurde verstärkt als ich WhatsApp öffnete und dessen Button mir ebenfalls ungewöhnlich viele Nachrichten anzeigte. 22, um genau zu sein. Mein Daumen eilte selbstständig zu dem Kontakt, zu Itachis Kontakt, der mir all diese Nachrichten in den letzten 15 Minuten gesendet hatte und ohne dass ich bewusst das Signal dazu gab, scrollte ich hinauf, bis zum Anfang der Nachrichten.
 

20:22 Uhr

Sakura, hier ist Itachi. Bitte geh ans Handy, es ist wichtig.
 

20:23 Uhr

Bitte. Es ist etwas vorgefallen …
 

20:27 Uhr

Sakura bitte.
 

20:31 Uhr

Sasuke braucht dich.
 

20.38 Uhr

Geh bitte an dein Handy. Bitte ...
 

...
 

Ich scrollte und scrollte, überflog die Nachrichten nur noch, die aus einer einseitigen Kommunikation Itachis bestanden und benutzte schließlich die iPhonetaste, um die App zu verlassen. Naruto, der mich bestimmt schon zehn mal mit meinem Namen ansprach, ignorierte ich stumm, als ich meine Anrufliste öffnete und den Kontakt anwählte, der mich in den letzten 15 Minuten versucht hatte, zu erreichen.
 

Ich hob das Handy an, drückte es sachte an meine Ohrmuschel und lauschte dem Tuten.

Naruto war mittlerweile ebenfalls verstummt und starrte mich unsicher an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Ich brauchte nicht erwähnen, was ich auf dem Smartphone gesehen hatte, er zählte eins und eins zusammen und während ich meine Lippen fest aufeinander presste, atmete ich konzentriert durch meine Nasenflügel ein und wieder aus. Redete mir ein, dass nichts Schlimmes passiert sein würde, doch die Anrufe und Nachrichten sprachen für sich.
 

Ich begann zu beten.

Und öffnete meine Augen erst wieder, als jemand am anderen Ende abhob.

„Itachi?“ Er blieb stumm. Die Frage, was geschehen war, brannte mir unglaublich auf der Zunge, doch ich traute mich nicht, nachzufragen. Ich wollte überhaupt nicht wissen, was geschehen war, aus Angst die Wahrheit nicht zu verkraften.
 

Obwohl ich nicht fragte, traf mich die Antwort schlimmer, als ich es mir ausmalen konnte.

„Sasuke liegt im Krankenhaus, du solltest herkommen. Ich hol- ...“

Er wollte sicher sagen, dass er mich abholen würde, doch ich hatte das iPhone bereits von meiner Ohrmuschel genommen und aufgelegt und während die Tränen auf meinen Bildschirm hinabtropften und Narutos Kunstwerk zerstörten, fragte ich mich, was ich getan hatte. Warum mir so etwas passiert?
 

Warum er mir so etwas antat?

Warum er so etwas sich selbst antat?
 

„Was ist passiert?“

Naruto sah mich so besorgt aus seinen wunderschönen blauen Augen an, dass ich mich direkt noch schuldiger fühlte, als ohnehin schon. Ich schluchzte, zitternd und bebte, bevor ich meine Schultern anzog, „Ich … ich weiß es nicht“. Ich wusste was geschehen war, traute mich aber nicht es auszusprechen. Es war das geschehen, wovor jeder ihn gewarnt hatte. Wovor ich ihn gewarnt hatte.
 

Der Blondschopf stand wortlos auf, umfasste dabei mein Handgelenk und zog mich sanft auf meine Beine, die sich anfühlten wie Pudding. Ich legte meine freie Hand haltsuchend auf Narutos, aus Angst, man würde mir den Boden unter den Füßen wegziehen, denn genau so fühlte es sich an.
 

Sein Blick war plötzlich so ernst, so zielgerichtet, dass ich mich darin verlor und ihm folgte.

Er steuerte meinen Flur an, nahm im Vorbeigehen unsere Jacken vom Ständer und stampfte auf meine Haustür zu. Dort angekommen, zog er seine Schuhe an und sah mich beinah schon auffordernd an.
 

„Worauf wartest du?“
 

„Was hast du vor?“, wollte ich wissen und stieg ebenfalls in meine Schuhe, als er mir meine Jacke reichte, die ich mir überzog. Ich wusste seine Zielorientiertheit zu schätzen, aber er wollte doch nicht wirklich mit seinem Fahrrad bis ins Krankenhaus fahren? Es gab Busse, Züge oder zur Not ein Taxi. Bei dem schneebedeckten Boden hörte sich eine Fahrradfahrt in meinen Ohren wie ein Selbstmordkommando an.
 

„Na was wohl? Ich bring dich zu Sasuke.“

Er lächelte mich aufmunternd an. Obwohl seine Augen tiefste Besorgnis ausstrahlten, sah ich in ihnen auch Zuversicht. Er umfasste erneut meine Hand und nahm mich mit nach draußen, in die Dämmerung. Es hatte wieder begonnen zu schneien und die kleinen Kristalle funkelten wunderschön, sogen die letzten Sonnenstrahlen in sich auf und erhellten die aufkeimende Dunkelheit, die mich und Naruto schon bald einholte.
 

Er ließ meine Hand los, nahm mir die einzige Wärmequelle, die mich in der Realität behielt und stellte sein Fahrrad auf, was er vor lauter Eile einfach in die Büsche gedonnert hatte. Ohne ein weiteres Wort zog er mich auf den Gepäckträger, setzte sich auf den Sattel und forderte mich auf, mich festzuhalten. Eine andere Möglichkeit blieb mir auch überhaupt nicht, denn kurz darauf preschte der wild gewordene Blondschopf los. Er trat die Pedalen so zügig, wie es ihm nur möglich war und wäre ich nicht zu sehr damit beschäftigt gewesen, mein Gesicht in seinen Rücken zu pressen und mich an seiner Jacke festzukrallen, hätte ich sicherlich um mein Leben gebangt.
 

Tatsächlich erwies sich Naruto schneller, als jede Straßenbahn, jeder Bus, jedes Taxi.

Von roten Ampeln ließ er sich nicht aufhalten, schon gar nicht vom stockenden Verkehr. Er schlängelte uns durch die Autos hindurch, durch enge Gassen und Passanten, die zur Seite hechteten, weil er den Bürgersteig nutzte, um weiter voran zu kommen. Dabei ging ihm nicht eine Sekunde die Puste aus. Er trat in die Pedalen, als würde sein Leben davon abhängen.
 

Und während er sich abhetzte, war ich unfähig auch nur einen Gedanken klar zu fassen.

Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als endlich aufzuwachen. Aus diesem Alptraum, der mich tagsüber verfolgte und mein Leben um einiges erschwerte. Aber nicht nur meins. Begriff Sasuke überhaupt, wie vielen Menschen er etwas bedeutete? Einer, der für ihn durchs Feuer gehen würde, strampelte sich gerade jegliche Energie aus dem Leib. Er hatte solch einen Zahn drauf, dass meine Tränen überhaupt gar keine Möglichkeit hatten, meine Wange zu berühren, denn sie wurden direkt vom Wind weggetragen.
 

Am Krankenhaus angekommen, sprang ich von dem Gepäckträger ab und riskierte unabsichtlich einen Sturz. Daran verschwendete ich aber keinen Gedanken, als ich auf die mechanische Schiebetür zuging, die aus durchsichtigem Glas bestand. Dicht gefolgt von Naruto, der sein Fahrrad in die nächstbeste Ecke getreten hatte, um mir hinterher zu eilen.
 

Drin angekommen, trugen mich meine Füße an die Anmeldung.

Zu einer Frau, mit rosigen Wangen und einer braunen Dauerwelle, die ihr mondförmiges Gesicht umschmeichelte. Ihr kennt diese permanent genervten Arzthelferinnen, oder? Die, die dich mit ihrem Blick schon töten, obwohl man den Mund nicht mal geöffnet hat. Die, die dich kaugummikauend anstarren, als wärst du das schlimmste Übel dieser Welt.
 

Ich ließ mich von ihrem genervten Blick, in dessen Fänge ich geraten war, aber nicht irritieren.

Sie starrte mich auffordernd aus ihren braunen Augen an, kaute hörbar ihr Kaugummi und murmelte ein genervtes „Bitteschön?“
 

Meine Fingerkuppen fuhren über die Oberfläche der Anmeldung, die sicherlich schon bessere Zeiten gesehen hatte, als ich ihr entgegenblickte und nach Sasukes Zimmernummer verlangen wollte. Der Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte, als ich Itachi zurückrief, war aber immer noch vorhanden und hatte wohl auch nicht vor zu verschwinden. Egal wie stark ich schluckte.
 

„Die Zimmernummer von Sasuke Uchiha …“

Der Uzumaki ergriff das Wort und fügte noch ein Bitte hinzu, als der zornige Blick der fülligen Frau nun auf ihm lag. Sie sah ihn noch einen Moment an, als wollte sie ihn, statt ihres Kaugummis kauen, schließlich richtete sie ihre Schweinsaugen dann aber auf den Monitor und brummte ein unzufriedenes „606.“
 

Ich richtete meine Augen kurz in die meines besten Freundes, der den Blickkontakt allerdings nur kurz erwiderte, bevor er los stampfte und mich unsanft mit sich zog. Meine Beine brauchten nur wenige Schritte, um ihn aufzuholen und ich hielt es für eine bessere Idee, wenn ich von hier an die Führung übernahm. Naruto war noch niemals gut darin gewesen, sich zu orientieren. Und nachdem er mich einmal vollkommen überfordert angerufen hatte, als er sich am Bahnhof verirrt hatte, unfähig dessen Eingang zu finden, glaubte ich ihm, wenn er sagte, er wüsste nicht wo lang es ging.
 

Sachte hatte ich mich aus seinem Griff gewunden, um mich freier bewegen zu können, steuerte die Treppe in die nächste Etage an und beschleunigte meine Schrittgeschwindigkeit, sodass ich zügig die letzten Treppen erklomm. Oben angekommen, ging ich den Gang entlang und bog rechts um die Ecke, nur um wie angewurzelt stehen zu bleiben, als ich Itachi am anderen Ende des Flurs ausmachen konnte. Naruto, der vielleicht gar nicht beabsichtigte, mich mit seiner Schulter im Vorbeigehen zu streifen, animierte mich dazu, weiterzulaufen. Selbst wenn mein Herz wie verrückt raste, folgte ich ihm und näherte mich dem Zimmer, in dem Sasuke liegen musste.
 

Während meine Schritte immer langsamer wurden und an Kraft verloren, wurde der Blondschopf vor mir immer schneller. Er ließ sich nicht von Itachi irritieren, der vor der Scheibe stand und hindurch sah, um seinen jüngeren Bruder zu beobachten, der an vielen Schläuchen hing, dessen Bedeutungen mir vollkommen unklar waren.
 

Ich kam neben Itachi zum Stehen und bemerkte gar nicht, wie ich angespannt an meinem Oberteil herum zupfte, sondern sah gebannt dabei zu, wie sich Naruto direkt einen Stuhl an Sasukes Bett schob, darauf Platz nahm und ihn über beide Wangen hinweg anstrahlte. Ich hingegen war völlig überfordert damit, auch nur irgendeine Emotion widerzuspiegeln. Ich fühlte mich im Augenblick unendlich leer.
 

All die Wut, all der Frust und sogar ein Teil der Trauer war mir genommen worden, in dem Augenblick, als ich sein Gesicht erblickte. Sasukes Gesicht, der wach war und weitestgehend unversehrt schien. Und bei diesem ganzen Chaos, welches in meinem Herz herrschte, konnte ich mich für keines dieser Gefühle entscheiden.
 

Ich war erleichtert, dass er bei Bewusstsein war.

Wütend darüber, dass er sich in diese Lage brachte und unglaublich gefrustet, dass ich es nicht war, die bei ihm gewesen war, um so etwas zu verhindern. Was auch immer er wieder angestellt hatte, er war über die Stränge geschlagen.
 

Gedämpft trat Narutos Gelächter an meinen Gehörgang und nur kurz darauf vernahm ich Sasuke, der amüsiert zischte. Plötzlich fühlte ich mich nicht mehr gebraucht und das war ein wirklich schmerzhaftes Gefühl, welches sich in meiner Brust ausbreitete und mich komplett einnahm.

Aber war es nicht immer so gewesen?
 

#BrosBeforeHoes
 

Ich senkte meinen Blick betroffen.

Wollte mich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlen. Mich zwischen sie oder in den Mittelpunkt drängen, denn nicht ich war es, den Sasuke brauchte. Er brauchte Naruto. Seinen besten Freund, der ihm viel näher stand, als es mir oder Itachi jemals möglich gewesen wäre.
 

Ich war nicht die Einzige, die so dachte.

„Sollen wir ein Stück gehen?“, wollte die Stimme neben mir wissen und automatisch hob ich mein Gesicht an, um in Itachis zu sehen. Dabei blinzelte ich mehrmals, um mich zu vergewissern, dass ich auch richtig sah. Offenbar hatte Sasuke sich trotzt meiner Rettungsaktion revanchiert, denn auch Itachi trug nun ein deutlich verfärbtes und geschwollenes Auge, was er offenbarte, als er sein Gesicht zu mir wandte.
 

Draußen war die Sonne bereits vollkommen untergegangen. Die Straßenlaternen waren angegangen und flackerten, als wir den Weg um das Krankenhaus herum einschlugen. Der Schnee knirschte unter unseren Füßen und ich war wirklich froh, keine Turnschuhe zu tragen. Betrunken oder nicht, ich wollte mir unbedingt jede Peinlichkeit in seiner Nähe ersparen.
 

„Wie geht es deiner Wange?“, fragte er, als wir einige Schritte gegangen waren und den Eingang des Krankenhauses hinter uns ließen. Automatisch griff ich in mein Gesicht, nach der Stelle, die er erwähnte. Er wusste doch hoffentlich, dass ich niemandem davon erzählt hatte. Nicht einmal Naruto. „Besser“, antwortete ich knapp, als ich meine Hand wieder in meine Jackentasche steckte. Besser als seiner, offensichtlich, die ich begann ausgiebig zu mustern, während er neben mir herlief.
 

Er war größer gewachsen als Sasuke und somit auch um einiges größer als ich.

Wie so häufig hatte er seine langen schwarzen Haare zu einem Zopf zusammengebunden, doch dieser machte ihn nicht weniger männlich. In dem fahlen Licht wirkte seine Haut fast so bleich, wie der Schnee der um uns herum lag, und unterstrich das große Hämatom um sein Auge kräftig. Als seine dunklen Augen jedoch meine suchten, wandte ich den Blick beschämt ab. Ich wollte ihn gar nicht anstarren und ermahnte mich innerlich, während ich mir ungesehen auf die Zunge biss.
 

Ich fragte nicht nach, wie das geschehen war.

Weder wollte ich frische Wunden aufreißen, noch seinen Stolz verletzen, indem ich mich nach seiner geschundenen Wange erkundigte. Zwar war er aus dem Alter heraus, in dem man sich um irgendetwas oder irgendjemand schlug, aber selbst Naruto und Sasuke wurden nicht gerne auf ihre Blessuren angesprochen, wenn sie sich mal wieder die Köpfe einschlugen. Das geschah häufiger, als man dachte. In letzter Zeit hatten ihre Streitigkeiten sogar zugenommen, was vor allem an Sasuke lag, der ihn noch mehr vernachlässigte, als mich und sich selbst dabei komplett verlor.
 

Ich hätte niemals gedacht, dass ich das mal behaupten würde, aber in dieser Hinsicht erwies sich Naruto um einiges reifer, als sein bester Freud. Und während ich es schon längst aufgegeben hatte, auf Sasuke einzureden, blieb Naruto standhaft, sagte ihm immer wieder, dass die Drogen keine Lösung waren und dass er doch seinen Mann stehen sollte, anstatt sich hinter Illusionen zu verstecken.
 

„Was ist passiert?“

Die Frage, vor der ich solche Angst hatte, sie zu stellen, kam nur bruchstückhaft über meine Lippen. Und das Schweigen, was darauf folgte, sorgte dafür, dass ich es bereute, gefragt zu haben. Tatsächlich schien Itachi zu überlegen, zumindest erweckte er den Eindruck, als ich abermals in sein Gesicht blickte.
 

„Ich weiß es nicht, Mikoto hat mich aufgelöst angerufen“, antwortete er mit ruhiger Stimme und ich fragte mich, ob auch sie sich gestritten hatten, warum sonst nannte er seine eigene Mutter beim Vornamen? Ich jedenfalls tat das nur, wenn ich wütend auf meine war. Als ich sie mir wieder ins Gedächtnis rief, stellte ich fest, wie lange ich sie nicht mehr besucht hatte und dass ich das unbedingt nachholen musste. Ich sehnte mich nach meinem Zuhause. Nach meiner Familie und der Sicherheit, die sie mir gab. Selbst wenn das beinhaltete, sich über komplett unwichtige Dinge zu streiten. Vielleicht fehlte mir auch genau das. Sich über Dinge aufregen und beschweren, die letztlich gar nicht so wichtig waren.
 

„Die Ärztin sprach von einer Überdosis.“

Mein Atem stockte und gleichermaßen wurden auch meine Schritte langsamer, Itachi ging jedoch noch weiter, bevor er sich zu mir umdrehte und mir direkt in die Augen sah. Noch immer hatte ich nicht das Gefühl, er würde mich verachten oder gar verantwortlich für das machen, was geschehen war. Er sah mich stattdessen an, als verstünde er mich und meine Lage. Tief in mir gab ich mir aber sehr wohl die Schuld dafür. Ich fühlte, wie sich meine Brust schmerzhaft zusammenzog und wie mir der Sinn danach stand, loszuheulen. Stattdessen senkte ich mein Haupt demütig und lief weiter in die Nacht.
 

„Sie hat ihn in seinem Zimmer gefunden. Er hat gekrampft und war nicht mehr bei Bewusstsein. Der Krankenwagen kam zum Glück noch rechtzeitig.“ Als er davon erzählte, sah ich es förmlich vor meinem inneren Auge und schaffte es doch nicht, meine Emotionen zu kontrollieren. Feste presste ich meine Zähne aufeinander, um keinen Laut von mir zu geben, der darauf schließlich ließ, dass ich schon wieder weinte. Schon wieder um Sasuke.
 

Denn offenbar war es das einzige was ich für ihn tun konnte: Um ihn weinen.

Es war nicht so, dass ich nicht versucht hatte, ihn davon fernzuhalten. Von einem falschen Umgang, dem Rauschgift oder seinen neuen Freunden, mit denen er dieses Zeug konsumierte. Ich hatte ihm mehr als einmal ein Ultimatum gestellt, ich oder die Drogen, weil mir die Einfälle ausgingen. Eigentlich wollte ich gemeinsam mit ihm in den Urlaub fahren, ihn von all den Problemen wegholen, die ihn so sehr belasteten und über die er niemals sprach. Aber sie waren da, immer schon. Und je mehr ich mich darum bemühte, ihn von den Drogen abzubringen, umso weiter entfernte er sich von mir.
 

Wenn es nicht einmal Naruto oder Itachi schafften, was sollte ich dann schon anrichten?

Unbewusst stufte ich mich herunter, obwohl ich doch ganz genau zu wissen schien, dass ich diejenige sein sollte, die ihm unter die Arme griff. Ich war seine Freundin, noch immer. Selbst, wenn wir nicht den Eindruck eines frisch verliebten, glücklichen Paares erweckten.
 

Sakura?

Ich hob meinen Kopf, als er mich bei meinem Namen nannte, hielt dem sorgenden Blick allerdings kaum stand. „Wie lange geht das schon so?“, wollte er von mir wissen, wirkt dabei aber weder fordernd noch herrisch auf mich. Trotzdem richtete ich meinen Blick wieder geradeaus. Wir waren mittlerweile hinter dem Krankenhaus angekommen, welches einen kleinen, aber feinen Garten besaß, inmitten dessen befand sich ein eingefrorener Teich, den ich unterbewusst ansteuerte.
 

„Ein Jahr … ungefähr“, antwortete ich wahrheitsgemäß, immer noch unfähig in seine Augen zu sehen, die denen seines Bruders so unheimlich ähnelten. Nur, dass sie nicht dieselbe Kälte ausstrahlten, dieselbe Unantastbarkeit, dieselbe Distanz. Mir gegenüber.
 

Vor einem Jahr hatte Itachi die Firma seiner Mutter übernommen, etwas, worauf das Ehepaar ihn sein halbes Leben vorbereitet hatte. Während Fugaku ihm alles mögliche über Gesetze, Richtlinien und Finanzen einbläute, übernahm Mikoto wie so oft den fürsorglicheren Part. Sie führte ihn nach und nach in die Firma ein, machte ihn mit den Mitarbeitern und Kunden bekannt, brachte ihm die Umgangsformen und Anstandsregeln bei. Ich hatte nie gefragt, doch auf mich erweckte es den Anschein, als ging er darin auf. Er war wie gemacht für den Posten eines CEO.
 

Damit begann Sasukes Abstieg.

Natürlich herrschten schon vorher Konflikte. Neid und Eifersucht und der Wunsch, auch wahrgenommen zu werden, waren oft Themen im Uchiha Anwesen. Etwas, was man nicht von so einer Bilderbuchfamilie erwartete. Etwas, was mich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückführte, nämlich dass auch sie gewöhnliche Menschen waren. Aber egal wie sehr sich Sasuke bemühte, stetig wurde er mit Itachi verglichen. Das hatte schon in der Schulzeit begonnen. Sasuke war Klassenbester, aber das zählte nicht, denn Itachi war Jahrgangsbester zu seiner Zeit gewesen. Er war der Star des Turnvereins, Schülersprecher und sahnte einen Preis nach dem anderen ab. Sasuke war nur sein Bruder.
 

Und irgendwann … da hörte Sasuke auf, sich zu bemühen.
 

Er ließ die Schule schleifen, scherte sich kaum noch um Benotungen, noch weniger um seinen Abschluss, den er gerade so meisterte. Der Traum, als Itachis rechte Hand in der Firma zu fungieren, rückte immer weiter in die Ferne. Man traf Sasuke häufiger auf dem örtlichen Polizeirevier an, statt vor seinem Schreibtisch – Und dann kamen die Drogen hinzu.
 

„Seitdem du die ...“, wir waren am Teich angekommen und ich hielt inne, überlegte es mir zweimal, den Satz auszusprechen und entschied mich mittendrin dagegen. „Seitdem ich die Firma übernommen habe“, beendete er meinen Satz mit nüchterner Resignation, während sein Blick in den sternenklaren Himmel gerichtet war. Er war auch stehen geblieben.
 

Obwohl er es nicht sehen konnte, nickte ich zustimmend.

Ich wollte nicht, dass es sich anhörte, als würde ich ihm die Schuld zuschieben, die letztlich niemanden traf. Deshalb fasste ich auch meinen ganzen Mut zusammen und wendete mich ihm zu, er reagierte sofort, blickte mich erwartungsvoll an.
 

„Sasuke weiß, dass du dafür nicht verantwortlich bist.“

Es war schwer einen Anfang zu finden. Meine Gedanken waren noch immer nicht fassbar, ich war unfähig, sie zu ordnen oder in einen gescheiten Satz zu packen, was mich dazu verleitete, erneut zu stoppen. Dass er mich verwundert ansah, verwirrte mich nur zusätzlich, deshalb sah ich zur Seite, in den Teich, der uns widerspiegelte und erblickte den aufgemalten Muttermal, der sogar die Fahrt hierhin und meine Tränen überstanden hatte.
 

„Was ich damit sagen will ...“

Mein Gott, ich kam mir so dämlich vor! Und obwohl ich so ein Gespräch die letzten Tage mehrmals gedanklich durchgegangen war, konnte ich mich nicht an einen Satz erinnern, den ich mir so mühevoll zurecht gelegt hatte. „ … ich weiß, er liebt dich. Mehr, als er zugeben will“, beendete ich meinen angefangenen Satz und nahm den Blickkontakt tapfer wieder auf, um meiner Aussage Ausdruck zu verleihen.
 

Die Verwunderung in ihnen schwand.

Wurde durch ein warmherziges Lächeln ersetzt, was bis in seine Augen strahlte und jene unglaublich liebevoll wirken ließ, zwar hatte Sasuke in meiner Gegenwart nie etwas Derartiges erwähnt, doch letztlich hatte er schon immer zu seinem großen Bruder aufgesehen. Ich sah es darin, wie er ihn ansah, wenn Itachi nicht hinblickte, an den Kinderfotos, die ihre ganz eigene Sprache sprachen und an seinem Handeln, sich selbst, anstatt andere zu verletzten.
 

Mein Blick wanderte an Itachi herunter, blieb an seiner Brust hängen, die mit mir in einer Augenhöhe lag. Dabei konnte ich beobachten, wie er seine Hand hob und sie vorsichtig in mein Gesicht legte, um es anzuheben, sodass ich gezwungen war, ihn anzusehen. Seine Hand fühlte sich unglaublich warm auf meiner unterkühlten Wange an und trieb mir gleichermaßen das Blut hinein.
 

„Genau so, wie er dich liebt.“

Ich versuchte wirklich meine Tränen zurückzuhalten, die sich wieder angesammelt hatten, doch sie drängten sich einfach hinaus, sodass ich nichts dagegen unternehmen konnte und sie schon bald auf Itachis Hand stießen, die noch immer meine Haut erwärmte.
 

Warum schmerzten seine Wörter so?

Weil ich sie niemals aus Sasukes Mund gehört hatte?

Ich schluckte, als er mir die Tränen mit seinem Daumen aus dem Gesicht strich und seine Hand langsam zurück zog. Warum musste er es sein, der mir so etwas sagte? Warum konnte es nicht mein eigener Freund sein?
 

Warum bemühte Itachi sich so darum, anstelle von Sasuke?

ʟᴏᴠɪɴɢ ᴄᴀɴ ʜᴜʀᴛ


 

ʟᴏᴠɪɴɢ ᴄᴀɴ ʜᴜʀᴛ sᴏᴍᴇᴛɪᴍᴇs

ʙᴜᴛ ɪᴛ·s ᴛʜᴇ ᴏɴʟʏ ᴛʜɪɴɢ ᴛʜᴀᴛ ɪ ᴋɴᴏᴡ

ᴡʜᴇɴ ɪᴛ ɢᴇᴛs ʜᴀʀᴅ﹐ ʏᴏᴜ ᴋɴᴏᴡ ɪᴛ ᴄᴀɴ ɢᴇᴛ ʜᴀʀᴅ sᴏᴍᴇᴛɪᴍᴇs

ɪᴛ ɪs ᴛʜᴇ ᴏɴʟʏ ᴛʜɪɴɢ ᴍᴀᴋᴇs ᴜs ғᴇᴇʟ ᴀʟɪᴠᴇ

ᴡᴇ ᴋᴇᴇᴘ ᴛʜɪs ʟᴏᴠᴇ ɪɴ ᴀ ᴘʜᴏᴛᴏɢʀᴀᴘʜ

ᴡᴇ ᴍᴀᴅᴇ ᴛʜᴇsᴇ ᴍᴇᴍᴏʀɪᴇs ғᴏʀ ᴏᴜʀsᴇʟᴠᴇs

ᴡʜᴇʀᴇ ᴏᴜʀ ᴇʏᴇs ᴀʀᴇ ɴᴇᴠᴇʀ ᴄʟᴏsɪɴɢ

ʜᴇᴀʀᴛs ᴀʀᴇ ɴᴇᴠᴇʀ ʙʀᴏᴋᴇɴ

ᴀɴᴅ ᴛɪᴍᴇ·s ғᴏʀᴇᴠᴇʀ ғʀᴏᴢᴇɴ sᴛɪʟʟ.

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

Für einen Moment fühlte es sich an, als würde die Zeit stillstehen.

Obwohl ich tief ein- und wieder ausatmete und zusah, wie mein Atem in der kühlen Abendluft verdampfte, hatte ich nicht das Gefühl genügend Luft zu bekommen. Noch immer konnte ich mein Herz schlagen hören, so laut, dass ich befürchtete, er könnte es ebenfalls vernehmen, während ich ihn aus meinen glasigen grünen Augen ansah und beobachtete, wie sich seine Hand langsam von mir löste. Die Wärme, die sie ausgestrahlt hatte, war auf mich übergegangen, verblasste nur nach und nach und verleitete mich dazu, jenem wohltuenden Gefühl nachzutrauern.
 

Itachi wahrte die Distanz zwischen uns, wenngleich er mich mit seiner Berührung besänftigte, wühlten seine Worte mich innerlich auf und stürzten mich von einem Gefühlschaos in das nächste. Ich hatte das unglaubliche Verlangen danach, umarmt zu werden. Dabei war es mir erstaunlicherweise vollkommen egal von wem, ich wollte für diesen Augenblick nur gehalten und nicht los gelassen werden. Aber genau so fühlte es sich an, als er sich zurückzog und mir in einer fließenden Bewegung ein Stofftaschentuch reichte: Als würde er mir signalisieren, dass er nicht der Richtige für eine Umarmung war.
 

Meine Hand zitterte, als ich nach dem Taschentuch griff, welches er mir reichte. Dabei presste ich meine bebenden Lippen aufeinander und wisperte ein leises „Danke“, bevor ich mir die vereinzelten Tränen aus der Augenwand wischte. Itachi konnte gerne entscheiden, wofür ich ihm dankte, ob für diese Worte, nach denen ich mich schon so lange sehnte und die mich gerade jetzt so unendlich verletzten, oder für das Stofftaschentuch, welches ich in meiner Jackentasche verstaute und unentwegt knetete.
 

„Sie wollen ihn über Nacht hier behalten.“

Die Stille die sich um uns gelegt hatte, brach. Meine Kehle fühlte sich nämlich nicht nur staubtrocken an, sondern auch, als schnürte man sie mir zu. Ich war unfähig, auch nur einen Laut von mir zu geben und starrte ihn aus diesem Grund weiter an. Einen Moment glaubte ich, Aufforderung in ihm lesen zu können. Die stumme Bitte, etwas zu sagen. Doch meine Lippen blieben eisern verschlossen, sodass er das Wort wieder an sich nahm: „Ich werde ihm noch einige Sachen holen gehen.“
 

Ich nickte zaghaft und merkte, wie meine Finger sich in meiner Jackentasche um das Taschentuch schlossen und zu einer Faust wurden, die ich verzweifelt ballte. Wieder kam ich mir so hilflos vor, wusste weder was ich tun, noch was ich sagen sollte. Ganz im Gegenteil zu Itachi, der auf mich immer so professionell wirkte. Selbst jetzt, wo sein Bruder im Krankenhaus lag, schien er die Ruhe zu bewahren. Nicht nur das, er schaffte es sogar, mich mit seiner bloßen Anwesenheit zu beruhigen. Und dafür bewunderte ich ihn. Mehr, als ich es mir in diesem Moment zugestehen wollte.
 

In meinen Gedanken betitelte ich diese unterkühlte Art als ein Gen, welches diese Familie immerzu ausstrahlte. Eines, welches sie zwar distanziert wirken ließ, aber auch eines, welches sie unantastbar machte. Sie kontrollierten jede Situation, ganz egal wie verzwickt und kompliziert sie auch war. Oft konnte ich die verschiedensten Reaktionen auf dieses Verhalten beobachten. Naruto raste vor Wut, wenn Sasuke ihn in einer Auseinandersetzung mit seiner ausgeglichenen Ruhe dominierte, ich hingegen empfand diese Gleichgültigkeit beinah schon als beruhigend. Ich brauchte niemanden, der die jetzige Situation unnötig dramatisierte, sondern jemanden, der mich zurück auf den Boden der Tatsachen führte. Mir Beistand bot, anstatt mich in meiner Verzweiflung zu bestärken. Jemanden, der realistisch dachte. Genau so jemanden wie Itachi.
 

Egal wie sehr ich es drehte und wendete, in seiner Nähe fühlte ich mich verstanden. Immerzu sah er mich aus diesen dunklen Augen an, die auf mich den Eindruck erweckten, direkt in mein Innerstes sehen zu können. Sie strahlten in einem Moment so viel Fürsorge, Vertrauen und Verständnis aus und im dem anderen wieder überhaupt nichts.
 

„Wir sehen uns morgen?“, wollte er nun mit einem schleichenden Nachdruck in seiner dunklen Stimme wissen. „Bestimmt.“ Mit der Zeit wurde es immer leichter, sich ein Lächeln aufzuzwingen. Doch mit dem Gefühl, welches diese gelogene Mimik in mir auslöste, würde ich mich wohl niemals anfreunden können. Es fühlte sich verkehrt an und deshalb erstarb es auch, bevor es meine Augen erreichen konnte. Meine Mundwinkel senkten sich wieder. Zugern wollte ich noch irgendetwas sagen, irgendetwas, was dieses Gespräch weniger beklemmender machte, aber ich fand keine Worte. Nichts, was meine Gefühlswelt auch nur annähernd beschrieb und so ließ ich ihn an mir vorbeigehen, drehte mich jedoch nur wenige Sekunden danach zu ihm, um ihm nachzusehen. Dabei verkrampfte sich meine Hand noch immer um das Taschentuch.
 

Er war bereits außer Reichweite, als sein Name Silbe für Silbe über meine Lippen kam.

Ich fühlte mich alleine und einsam und musste den Drang unterbrechen, ihm hinterherzurennen und ihn anzuflehen, mich nicht so hier stehen zu lassen, mich nicht zurückzulassen. Dabei konnte ich nicht einmal mit Sicherheit sagen, ob es seine Nähe war, die ich wollte, oder nur die von irgendjemanden, um mich nicht abgeschnitten von dieser Realität zu fühlen. Isoliert mit all diesen Problemen, für die ich keine Lösung hatte.
 

Auf dem Weg ins Krankenhaus versuchte ich mich zusammenzureißen.

Falls Sasuke mich wahrgenommen hatte, wollte ich nicht wirken, als besäße ich irgendwelche Geheimnisse mit seinem älteren Bruder. Auf dem Gang angekommen, der mich zu seinem Zimmer führte, aus dem fahles Licht fiel, fühlte ich mich wie betäubt. Nicht einmal das Lächeln der Krankenschwester, die an mir vorbei eilte, munterte mich auf und dabei waren es solche winzigen Gesten, die ich an Mitmenschen schätze. Stur sah ich auf meine Füße, die mich weiter trugen, obwohl ich nichts lieber wollte, als stumm zu verschwinden. Allerdings zwang ich mich dazu, weiterzugehen. Ich hatte ihn nicht einmal angemessen begrüßt, da wollte ich mich wenigstens verabschieden. Vielleicht wollte Naruto ja auch wieder mitkommen? Ich hoffe es. Ich wollte nicht allein sein.
 

In meinen Gedankengängen verwickelt, erkannte ich mich selbst kaum wieder. Immerhin war Sasuke derjenige, der nun umsorgt werden musste. In meinem Kopf klang es jedenfalls egoistisch, nach Naruto zu verlangen, obwohl Sasuke ihn doch viel dringender brauchte. Meine Mutter hatte einmal gesagt, dass man nicht alleine gelassen wurde, sondern sich selbst abschottete. Um ihr kein Recht zu geben, hob ich meinen Kopf und ging den Gang weiter entlang, entschlossen, die Türschwelle dieses Mal zu überqueren.
 

Aber noch bevor ich das Zimmer erreichte, vernahm ich Narutos Stimme, die nun alles andere als freundlich klagt: „Du ziehst sie mit runter!“ Meine Muskulatur spannte sich an, sodass ich an Ort und Stelle verharrte und auf die Silhouetten sah, die sich auf dem Fußboden bewegten. Noch saß Naruto, doch das würde sich schon bald ändern, zumindest seiner Stimmlage nach zu urteilen. „Wenn du dein Leben nicht auf die Reihe bekommst, ist das eine Sache, die andere ist aber, dass du sie damit belastest! Mehr als du denkst!“ Und zack, er war aufgestanden, er gestikulierte wild mit seinen Armen, um seine Aussagen zu unterstreichen.
 

Vielleicht wäre es besser gewesen, ich hätte auf dem Absatz kehrt gemacht und hätte das Krankenhaus verlassen. Allerdings hatte ich immer noch die Absicht, mich zu verabschieden und deshalb beschritt ich die letzten Meter, die mich von dem Zimmer trennten. Ich wurde ein zweites Mal daran gehindert, den Raum zu betreten. Dieses Mal war es Sasukes Stimme, die erklang: „Das geht dich überhaupt nichts an.“
 

„Oh, na klar! Und wie mich das etwas angeht! Hast du sie dir angesehen? Sie muss niemandem sagen, dass es ihr schlecht geht. Man sieht es, Sasuke!“ Ich hielt meine Luft an, als ich mich gegen die Außenwand des Zimmers lehnte und während ich lauschte, beobachtete ich ihre Schatten, die ich nicht einmal sehen musste, um mir die beiden vorzustellen. Wie sie sich da drin bekriegten, meinetwegen.
 

Das Verlangen, die beiden zu besänftigen, welches ich sonst immer verspürte, war in diesem Moment nicht vorhanden. Ich wollte wissen, was Sasuke zu diesen Vorwürfen zu sagen hatte, selbst, wenn ich mich davor fürchtete. Zunächst sagte Sasuke aber gar nichts. Naruto hatte sich wie so häufig in Rage geredet und war nur schwer zu stoppen: „Ich hab Verständnis für deine Lage, du bist immerhin mein bester Freund! Aber sie ist auch meine beste Freundin! Und ich werde nicht mit ansehen, wie du sie auch in den Abgrund reißt.“ Zwar konnte ich sein Gesicht nicht sehen, aber ich konnte es mir vorstellen. Naruto war ein unglaublich emotionaler Mensch. Ich konnte in seinen immer leiser werdenden Worten hören, dass er mit seiner Fassung zu kämpfen hatte. Bei der Vorstellung, ihn weinen zu sehen, kniff ich meine Augen reflexartig zusammen. Ich wollte nicht, dass er mit uns litt.
 

Denn das was Naruto an Verstand fehlte, machte er mit der Empathie für seine Mitmenschen wieder wett. „Ich hol dich da wieder raus. Aus diesem Loch. Versprochen. Aber lass sie aus dem Spiel.“ Noch immer hatte Sasuke nichts gesagt und jetzt trat eine unangenehme Stille ein, die mich dazu animierte, meinen Atem erneut zu stoppen, aus Angst, sie könnten mich hören.
 

„Ich brauch weder deine, noch ihre Hilfe, Idiot.“

Da war sie wieder. Diese Unantastbarkeit, die ich in Itachis Gegenwart wertschätzte und die mein Herz in Sasukes Gegenwart zum Zerspringen brachte. Was als nächstes folge würde, konnte ich mir nur zu gut vorstellen, weshalb ich mich instinktiv in das Zimmer begab und Naruto in seinem Handeln unterbrach. Er ließ das Hemd von Sasuke los, zog sich zurück und schnaufte abfällig, Sasuke hingegen starrte ihn kalt aus seinen dunklen Augen an. So emotionslos wie nur er es konnte.
 

„Die Besuchszeit ist vorüber, wir sollten gehen Naruto.“ Verwundert über mich selbst, dass ich meine Stimme wiedergefunden hatte, sah ich tapfer zwischen den für mich wichtigsten Menschen auf diesem Planeten hin und her. Sasuke hatte seinen Blick mittlerweile nach draußen in die Dunkelheit gerichtet und Naruto drehte sich mit einem „Nichts lieber als das!“ zu mir herum, um den Raum zu verlassen. Dabei machte ich einen Schritt zur Seite, um ihn vorbeizulassen.
 

Ich war aber noch nicht bereit dazu, zu gehen.

Verzweifelt suchte ich Blickkontakt, der allerdings nicht erwidert wurde. Mechanisch griff ich in meine Jackentasche und schloss Itachis Taschentuch wieder in meine Faust. Es beruhigte mich unterschwellig, denn auch mir stand der Sinn danach, ihn wütend anzuschreien oder loszuheulen, wie zuvor schon zigmal. Viel lieber wäre ich aber unter seine Bettdecke gestiegen, hätte seine Nähe, nach der ich mich noch immer so sehr verzehrte und sehnte, willig empfangen.
 

„Sasuke?“

Ich war mir längst nicht mehr sicher, ob er mir zuhörte oder ob er mich bewusst oder unbewusst ausblendete. Das hinderte mich aber nicht daran, ihm das Einzige zu sagen, was mir in meinem Kopf herumgeisterte und danach verlangte, ausgesprochen zu werden:
 

„Du bist nicht allein.“
 

Ich hingegen war alleine. Zumindest fühlte es sich so an, als ich das Krankenzimmer verließ. Als würde ich mit Sasuke einen Teil von mir zurücklassen. Naruto brachte mich zwar wieder auf seinem Fahrrad nach Hause, entschied sich aber auch für den Rückzug und radelte nur wenige Minuten nachdem er mich abgesetzt hatte, davon. Ich hatte Verständnis für seine Gefühlslage, konnte nachvollziehen, dass er alleine sein wollte, um Herr über seine Gedanken zu werden. Ich hatte es aber satt, alleine zu sein. In dieser Nacht wünschte ich mich wieder zurück auf die Damentoilette der Discothek. Wo ich zwar auch alleine gewesen war, aber noch am Anfang dieses Desasters stand. Viel zu betäubt von dem Alkohol, als mir großartig Gedanken um meinen, Sasukes, Itachis oder Narutos Zustand zu machen.
 

Meine Gedanken drehten sich und die einzige Tatsache, die mich schlafen ließ, war die, das Morgen ein neuer Tag war. Einer, der nur besser werden konnte als dieser hier. Dabei hatte ich keine Ahnung, wie falsch ich damit lag ...
 


 

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ ☆ ★ ☆ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Vielleicht hätte ich mir diese Redewendung mehr zu Herzen nehmen sollen, vielleicht wäre ich ja dann vorbereiteter auf all diese Geschehnisse gewesen. Aber das war mein Problem: Ich war auf nichts von alldem vorbereitet.
 

„Sie hat gesagt, sie hat immer ein offenes Ohr für mich ...“ Ich konnte nicht glauben, dass ich tatsächlich vor dem kleinen, aber feinen Blumenladen meiner besten Freundin stand, darüber debattierte, wann und ob ich überhaupt einen Fuß in das nach Frühling riechende Geschäft setzte und offensichtlich damit anfing, Selbstgespräche zu führen.
 

Typisch für diese kalte Jahreszeit schmückten gelbe Amur-Adonisröschen, weiße Schneerosen und grüne Korsische Nieswurzen die beschneite Terrasse der Yamanakas, die direkt über ihrem Geschäft wohnten. Ino, meine beste Freundin, bei der ich mich seit über einer Woche nicht mehr gemeldet hatte, lebte noch immer bei ihren Eltern. Sie kam erstaunlich gut mit ihnen zurecht und ich beneidete sie ein wenig darum, dass sie all das Geld, welches sie sich erarbeitete, zur Seite legen konnte. Zumindest bis auf den Teil, den sie für Schuhe, Make-Up und Klamotten ausgab. Bei näherer Betrachtung war es dann doch eine beträchtliche Menge, die sie eben nicht sparte, sondern viel lieber für ihre Luxusgüter ausgab. Aber so hatte jeder seine Defizite.
 

Das war aber nicht der Grund dafür, dass ich teilnahmslos an der Hauswand verweilte, zwei Schritte nach links machte, nur um wieder einen nach rechts zu gehen, auf die Tür des Geschäfts zu. Das wiederholte ich so lange, bis ich den Schnee auf dem Bürgersteig zu einer kleinen Grube platt getreten hatte, die auf Anhieb verriet, wie unentschlossen ich war. Eigentlich wäre ich sogar froh darum gewesen, wenn Ino mir von ihrem neuem Chanel-Nagellack erzählen würde, für den sie 22 Euro ausgegeben hatte – als ich diesen Gedanken fasste, sah ich zeitgleich auf meine Fingernägel hinab, die dringend nach einer Pediküre verlangten. Doch genau so sehr wie meine abgenagten Nägel eine Nagelpfeile und Unmengen an Klarlack benötigten, würde Ino eine Erklärung von mir wollen. Dafür, dass ich mich in der letzten Zeit nicht mehr gemeldet hatte. Ich fürchtete mich vor ihren eisigen blauen Augen, die einen ansehen konnten, als wäre man der mickrigste Wurm auf diesem Planeten. Als wollte sie einen zwischen ihren perfekt gefeilten Nägeln, samt überteuerten Nagellack, zerquetschen.
 

Nervös schluckend huschte mein Blick wieder zur Eingangstür, deren sanfter Glockenton erklang und signalisierte, dass ein Kunde das Geschäft betrat oder es verließ. Ich schob den Ärmel meiner roten Jacke hinauf, um auf meine Armbanduhr zu schauen. Ino würde gleich Feierabend haben und so wie ich sie kannte, würde sie nach einem anstrengenden Arbeitstag einkaufen gehen. Es gab Menschen, die empfanden es als anstrengend nach einem Arbeitstag shoppen zu gehen. Für sie war das aber, wie für andere Leute ein Spaziergang, ein Buch zu lesen oder Musik zu hören. Während sie sich durch die überfüllten Geschäfte quetschte und das letzte Oberteil in ihrer Größe ergatterte, schaltete sie ab. Das letzte Mal als ich mit ihr beim Sommerschlussverkauf gewesen war, hat sie sich sogar mit der Verkäuferin angelegt, weil diese behauptete, es gäbe keine Hose mehr in ihrer Größe. Ino konnte das nicht auf sich beruhen lassen.
 

Normale Frauen wären frustriert in den nächsten Laden gestampft und hätten sich vermutlich etwas gekauft, was sie nicht haben wollten oder bereits hatten. Meine beste Freundin war aber nicht normal, sie war genau so absonderlich wie Naruto... Jedenfalls hatte sie die arme Frau auch noch beleidigt, nachdem sie tatsächlich noch einmal ins Lager gegangen war, um nachzusehen und wäre ich damals nicht dazwischen gegangen, hätte Ino nun Hausverbot im New Yorker.
 

Genau wie bei H&M und C&A.

Als ich genauer darüber nachdachte, wurde mir das erste Mal bewusst, wie sehr ich mich doch in Angelegenheiten zwängte, die mich im Grunde nichts angingen. Stets fungierte ich als die Schweiz. Zwischen Sasuke und Itachi. Zwischen Naruto und Sasuke. Ja, sogar zwischen Ino und ihrer schlimmsten Erzfeindin, der Verkäuferin im New Yorker.
 

Das Glöckchen des Blumengeschäfts erklang erneut und verleitete mich dazu, in die Richtung des Ladens zu sehen. Und da stand sie, ihre langen blonden Haare zu einem aufwändigen Zopf zusammengebunden, mit einem unechten Tierpelzmantel und in hohenhackigen Overknees, in denen ich mir schon hundertmal die Knöchel gebrochen hätte. Sie zog ihre Augenbrauen empor und runzelte ihre Stirn skeptisch – und da fühlte ich mich einen Moment, wie die Verkäuferin, wie ihre schlimmste Erzfeindin und ich konnte spüren, wie mir das Herz in die Hose rutschte, als ich über meinen Schatten sprang und ihr in die Augen sah.
 

Mein schlechtes Gewissen wuchs um jede Sekunde, die sie mich weiter anstarrte und einfach nichts sagte. Das war ungewöhnlich für sie, denn eigentlich rechnete ich nun damit, angeschrien zu werden. Mit Vorwürfen davongejagt zu werden oder höchstens noch damit, dass sie sich eingeschnappt umdrehte und ich ihr hinterherrennen müsste. Doch damit, was nun passierte, rechnete ich am allerwenigsten:
 

Ino stolzierte auf mich zu, den Rücken dabei kerzengerade durchgestreckt, sodass sie mich sogar um einige Zentimeter überragte, als sie vor mir stand und auf mich herabsah. Ich zog meine Schultern an, presste meinen Kiefer aufeinander und ging vom Schlimmsten aus, aber als sie ihre Arme erhob und sie um mich schloss, lockerte sich jeder noch so verspannte Muskel in mir, meine Schultern sackten zurück und nur nach wenigen Sekunden erwiderte ich die Umarmung erleichtert.
 

Sie sagte noch immer nichts, drückte mich nur dichter an sich. Ich konnte sie sogar kontrolliert atmen hören. Ich kannte dieses Verhalten von ihr, sie stand kurz davor zu explodieren. Und Ino war noch viel schneller auf die Palme zu bringen, als Naruto – ich würde das zwar niemals laut aussprechen, aber diesbezüglich hatte sie kein sonderlich dickes Fell.
 

Unbewusst atmete ich ihr nach, ein und wieder aus, so lange bis sich mein schlagendes Herz beruhigte. Unterschwellig konnte ich den blumigen Duft an ihr wahrnehmen, den sie immerzu an sich trug, wenn sie arbeiten war. Ich schloss meine Augen und blendete unsere Umgebung aus. Da war sie, die Umarmung, nach der ich mich gestern Abend noch so sehr gesehnt hatte.
 

„Wen soll ich kastrieren?“
 

Sie umarmte mich immer noch, was dazu führte, dass ich ihre Emotionen nicht aus ihrem Gesicht lesen konnte. Ich für meinen Teil musste jedoch schmunzeln, als ich meine Finger auf ihrem Rücken ineinander verschränkte und meine Augen sachte öffnete. Ihr Pelz begann meine Nase zu kitzeln.
 

„Niemanden. Lass mich nur einfach nicht los.“
 

Niemals.
 

Sie drückte mich noch fester an sich, sodass meine Nase erneut in die flauschigen Mantel gedrückt wurde, was zwangsläufig dazu führte, dass ich herzhaft und laut niesen musste. Direkt in ihren Mantel hinein, den sie wahrscheinlich gerade erst aus der Reinigung geholt hatte. Ich sah ihr entschuldigend ins Gesicht und verzog meine trübe Mimik zu einem frechen Grinsen. Sie erwiderte meinen Blick einen Moment, sah anschließend zwischen mir und ihrem Mantel hin und her und zuckte schließlich mit den Achseln. „Italienisch oder griechisch?“ Ino löste die Umarmung, die mein Leben in diesem Augenblick um so viel erträglicher gemacht hatte, ließ ihren rechten Arm aber auf meiner Taille liegen und führte mich den Bürgersteig entlang.
 

„Italienisch“, antwortete ich schließlich verspätet, viel zu überwältigt von dem Glücksmoment, der mich so vereinnahmte, dass ich all die Sorgen der letzten Tage und Wochen vergaß. Diesen Effekt hatte Ino schon immer auf mich gehabt. Sie ließ mich alles um mich herum vergessen und wenn ich mich um ihre Probleme kümmerte, rückten meine soweit in den Hintergrund, dass ich sie erfolgreich verdrängen konnte. Für diesen Moment jedenfalls. Schon auf dem Weg ins Restaurant bereute ich es, sie so vernachlässigt zu haben. Sie war ein Teil meines Lebens, genau so wie Naruto und Sasuke.
 

Nur kurze Zeit später saßen wir in einem unserer Stammlokale.

Ich vor meinem italienischen Salat mit extra Oliven und Mozzarella und Ino vor ihrem Bruschetta, auf Extrawunsch mit Pilzen, anstelle von Tomaten. Als ich ihr so gegenüber saß und sie dabei beobachtete, wie sie den Raum sondierte, war ich froh, dass Sasukes Schlag bereits verheilt war. Ich benötigte nun keine Schminktipps mehr von Naruto. Jetzt war es übrigens er, der meine Nachrichten ignorierte.
 

Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.

Nicht wegen dem Salat, der vor mir stand, denn solange ich mit jemandem aß, bekam ich alles herunter, sondern wegen den Gefühlen, die wieder präsenter wurden und danach verlangten, ausgesprochen zu werden. Ich nahm die Gabel zur Hand und stach damit eine geteilte Olive auf, statt sie mir aber zum Mund zu führen, rollte ich sie quer über den Teller.
 

„Willst du die Olive essen oder damit spielen? Falls du damit spielen willst, schieß sie doch bitte direkt hinter mich, in die eingebildete Visage der rothaarigen Hexe dort. Ich kann ihre Blicke förmlich auf mir spüren.“ Ich hob meinen Blick von meinem Teller und sah unauffällig an Ino vorbei, zu der genannten Rothaarigen, die sie scheinbar tatsächlich mit Blicken töten wollte.
 

„Wer weiß, vielleicht trägst du dieselben Schuhe wie sie?“ Ich zuckte wieder mit den Schultern und schob mir die Olive in den Mund, danach ein Stück Mozzarella, der so herrlich auf meiner Zunge zerging, dass ich mir ein kleinlautes Mhm nicht verkneifen konnte. Ino hingegen verschluckte sich fast an dem hausgemachten Brot, als sie nach Luft schnappte und ein empörtes „Unmöglich!“ über ihre Lippen eilte. Dabei warf sie einen hektischen und enorm auffälligen Seitenblick über ihre Schulter, konnte die Schuhe der Frau allerdings kaum unter der Tischdecke ausmachen. Dafür müsste sie allerdings unter den Tisch krabbeln. Das Schlimme hieran war aber die Tatsache, dass ich ihr so eine Aktion zutraute.
 

Deshalb hielt ich es für besser, sie direkt zu beschwichtigen, bevor sie noch Hausverbot bei unserem Lieblingsitaliener bekam. „Quatsch. Wer trägt schon in einem gewöhnlichen Restaurant Overknees?“ Nun war ich es, die schockiert angesehen wurde, allerdings konnte ich amüsiertes Vergnügen in ihren Augen lesen. Ein Konter ließ aber nicht lange auf sich warten. Mit einer äußerst eleganten Bewegung, während sie die Gabel direkt auf mein Gesicht richtete und damit herumwedelte, hob sie ihre penibel gezupften Augenbrauen so überheblich an, wie es nur ihr möglich war: „Immer noch besser als deine ausgelatschten Treter da.“
 

Mein Blick verirrte sich unter den Tisch, zu den roten Chucks, die ich tatsächlich schon drei Jahre besaß und viel zu häufig trug, selbst wenn es schneite. Mein Grinsen wurde breiter, während ich leise in mich hinein lachte. „1 zu 0 für dich.“ Ich blickte ihr wieder entgegen, als ich blind auf meinen Salat einstach und mir erneut etwas davon in den Mund schob.
 

„Starrt sie noch immer so?“, wollte Ino nun wissen und ich war gezwungen, meine Beine übereinanderzuschlagen, so mein Gewicht zu verlagern und an ihr vorbei zusehen, um die rothaarige Hexe anzuvisieren.
 

„Jap“, antwortete ich knapp, senkte meine Augenlider und musterte den Salat auf meinem Teller, der ungemein unordentlich aussah, als hätte jemand darin gewütet. Nun, genau genommen hatte ich darin herumgewühlt. Obwohl das Gericht nun alles andere als appetitlich aussah, aß ich weiter, schlicht und ergreifend weil ich seit Tagen wieder ein Hungergefühl verspürte.
 

„Hast du gesehen, wie ihre rechte Hand gezittert hat, als sie nach dem Weinglas gegriffen hat?“ Und schon fing es an: Inos Angewohnheit, aus den Verhaltensmustern, der Kleidung, der Körpersprache, schlicht aus allem eines Menschen zu lesen. Analysieren war da noch ein untertriebener Begriff und auch wenn ich nicht unbedingt gern mitspielte (weil sie immer gewann), war das doch eine willkommene Ablenkung. Deshalb hob ich abermals mein Kinn, visierte die Frau an, die völlig fixiert auf meine beste Freundin schien und fuhr mir flink mit der Zungenspitze über meine Oberlippen.
 

„Mitte vierzig, vermutlich ende vierzig. Die rote Farbe ihrer Haare ist unnatürlich, schimmert selbst in dem fahlen Licht viel zu grell. Offenbar legt sie noch viel Wert auf ihr Äußeres. Aber nicht nur die zitternde rechte Hand lässt auf ein Alkoholproblem schließen, sondern auch ihr Lippenstift, der unregelmäßig auf ihren Lippen verteilt ist. Dem Ring an ihrem Hals nach zu urteilen, ist sie verwitwet. Schon länger. So lange, dass ihre Finger aus dem Ring raus gewachsen ist.“
 

„Wow. Ich bin richtig stolz auf dich.“

Das war ich auch, deshalb grinste ich auch triumphierend, wartete allerdings förmlich auf eine Ergänzung ihrerseits. Schon als wir in den Kindergarten und gemeinsam in die Schule gegangen waren, hatte diese Art der Beschäftigung angefangen. Ich hatte Ino geschworen, niemandem davon zu erzählen, aber als sie noch ein Kind war, wollte sie immer Detektivin werden. Vielleicht hatte sie deshalb diese ausgeprägte Wahrnehmungskraft entwickelt?
 

„Und weiter?“, wollte sie nun wissen, schnitt sich ihr Bruschetta zurecht und sah mich herausfordernd aus ihren Augen aus an. Aber ich wusste, wann ich mich geschlagen zu geben hatte und antwortete deshalb wahrheitsgemäß: „Ich weiß es nicht.“ Sie schnalzte tadelnd mit ihrer Zunge, „Das solltest du dir auf ein T-Shirt drucken lassen.“ Beleidigt pustete ich meine Wangen auf, stach wieder etwas von dem Salat auf meine Gabel und sah zurück zu der Frau, sah sie mir genauer an, doch alles was mir eingefallen war, hatte ich bereits geäußert.
 

„Ich weiß es immer noch nicht.“

„Den Satz kannst du dir gleich auf die Rückseite des T-Shirts drucken lassen.“

Oh wow, war das ihr Ernst? Zugegeben, dieses überhebliche Grinsen machte mich schon etwas aggressiv, aber ich verzieh ihr, vor allem, weil sie mich so wunderbar ablenkte. Anstatt mich aufzuregen, belächelte ich ihre Scherze auf meine Kosten Vielleicht sollte ich auch der Frau am anderen Tisch danken, dafür, dass ihre Analyse dafür sorgte, dass ich nicht mehr an meine Probleme dachte? Dennoch wartete ich auf eine Antwort, die ich auch sogleich bekam: „Sie ist immer noch verheiratet oder schon wieder. Sie hat den Ring bloß entfernt. Das sieht man an dem blassen Abdruck an ihrem rechten Ringfinger. Er wird zweifelsohne bei den wöchentlichen Solariumbesuchen nicht abgenommen.“
 

Während ich meinen Salat kaute, sah ich sie entgeistert an.

„Du bist großartig.“ – „Ich weiß.“ Wieder musste ich lachen und sie stimmte direkt mit ein. Ich hatte sie vermisst und das wurde mir schmerzlich bewusst, als unser Gelächter verstummte, was das gesamte Lokal erhellt hatte. Mit diesem aufstoßenden Gefühl verging mir der Hunger sofort, ich senkte meine Gabel und legte sie auf die Servierte neben meinen Teller. Ich wollte mich umgehend bei ihr entschuldigen und ihr danken.
 

„Ino ...“

„Dank mir noch nicht. Der Tag ist noch nicht vorüber.“ Warum zwinkerte sie so verräterisch?

Und ich hatte ja keine Ahnung, wie viel Recht sie behalten würde.
 

Nach dem Abendessen verlangte sie von mir, einen neuen Mantel mit ihr suchen zu gehen, jetzt, wo ich ihren alten ja beschmutzt hatte. Mir blieb gar keine andere Wahl, als mit ihr zu gehen und ihr ihren Willen zu geben. Eine glückliche Ino mit dem Wunsch nach einem neuen Mantel, war nämlich eine ganz andere, als eine wütende, unzufriedene Ino.
 

Beim fünften Laden hatte ich aufgehört zu zählen. Ino schleppte mich durch die gesamte Innenstadt und ich war unheimlich froh, meine Chucks zu tragen. Ich stellte mir vor, wie unbequem ihre Schuhe sein mussten, allerdings machte sie auf mich nicht den Eindruck, erschöpft zu sein. Ich stand vor einer der Umkleidekabinen, in der sie verschwunden war und lauschte der seichten Hintergrundmusik. Wie sich herausstellte, war es nicht nur ein Mantel, den Ino dringend benötigte. Sondern auch eine neue Jeans, einen Pullover, nach dem sie schon Wochen gesucht hatte und einen neuen Schal, der perfekt zu diesem Outfit passen würde.
 

Ungeduldig trommelte ich mit meinen Fingern auf meinem Unterarmen herum, die ich vor meiner Brust verschränkt hatte, während ich mich in der Nähe der Umkleiden umsah. Vielleicht würde ich ja auch etwas Brauchbares finden? Ich griff instinktiv nach einem weißen, flauschigen Pullover, auf dessen Vorderseite ein Stern gestickt war. Kitschig, aber seltsamerweise ganz süß. Damit ließ es sich sicherlich perfekt an Weihnachten vor dem Kamin sitzen. Meine Fingerkuppen streiften weiter über den Stoff, um ihn zu erfühlen, bevor ich nach dem Etikett griff, um mir meine Größe herauszusuchen. Dabei summte ich klammheimlich die Melodie des Liedes, welches im Laden lief.
 

Noch bevor ich meine Kleidergröße gefunden hatte, konnte ich mein Handy in meiner hinteren Hosentasche vibrieren spüren und kurz darauf erklang auch schon der nervige iPhone-Klingelton, der dafür sorgte, dass sich alleine drei von fünf Frauen in meiner Umgebung umsahen und nach ihrem Handy tasteten – warum noch gleich hatte ich mir keinen anderen Klingelton gesucht?
 

Während ich mich mit der linken Hand weiter durch die Pullover wühlte, griff ich mit der rechten in meine Hosentasche und fischte mein Smartphone heraus, was ich mit den Fingerspitzen ertastete. Als ich die passende Größe gefunden hatte, nahm ich den Pullover samt Bügel von dem Ständer und hing ihn über meinen Unterarm, in dessen Hand das Handy noch immer vibrierte. Erst jetzt sah ich auf den Bildschirm und machte den Namen aus, der dafür sorgte, dass eine ängstliche Gänsehaut meinen Rücken hinunter jagte. Sasuke ❤ ruft an, signalisierte mir mein iPhone.
 

Mein Daumen bewegte sich von selbst auf den Hörer zu, um abzuheben.

Ino, die wie aus dem Nichts vor mir stand und mir mein Handy aus der Hand nahm, wusste das aber zu verhindern. Zuerst rechnete ich damit, dass sie abhob, Sasuke am anderen Ende zur Schnecke machte, wie nur sie es konnte. Tatsächlich drückte sie ihn aber einfach weg. Ich konnte spüren, wie Wut in mir aufstieg, was bildete sie sich eigentlich ein?!
 

„Oh bitte, jetzt schau mich nicht so an! Du bekommst es später wieder. Sasukefreie Zone, Darling~“, und mit diesen Worten ließ sie mein iPhone in den Abgründen ihrer riesigen Mikel Korse Tasche verschwinden – ich würde es bestimmt nie wieder sehen. Den Zorn schluckte ich hinunter, als sie sich vor mir präsentierte, indem sie sich einmal um ihre eigene Achse drehte.
 

Ich wusste, dass sie es nur gut meinte und ich ermahnte mich selbst, abzuschalten.

Eine Sasukefreie Zone war genau das, was ich nun brauchte. Dabei ignorierte ich die Gedanken, die mich innerlich zermürben wollten Die, dass ihm schon wieder etwas zugestoßen war, dass es ihm womöglich schlechter ging. Allerdings war ich in diesem Moment so egoistisch zu glauben, dass Itachi sich dann schon melden würde.
 

Mit der Tasche, in der der kuschelige Pullover verstaut war und einem zufriedenen Grinsen auf de Lippen verließ ich gemeinsam mit Ino, die insgesamt vier Taschen mit sich trug, den Laden. Mein Handy wollte ich nun trotzdem wieder haben, deshalb streckte ich meine Handinnenfläche auch fordernd in die Richtung meiner besten Freundin aus, während wir einen Schritt nach dem anderen gingen.
 

Glücklicherweise fand sie es schneller als gedacht, reichte es mir und stiefelte in den nächstbesten Starbucks, der sich ihr bot, um uns beiden noch einen Kaffee zu holen. Ich hingegen blieb vor dem Eingang stehen und konnte dem Drang nicht widerstehen, auf mein Handy zu sehen und zu überprüfen, ob er mir geschrieben hatte. Ich war fast schon etwas enttäuscht, als ich erwartungsvoll auf den grünen WhatsApp-Button sah, der mir keine neue Nachricht anzeigte.
 

Fast hätte ich ihn wieder verurteilt und mir eingeredet, dass das seine Art war. Sich nicht groß zu bemühen und es bei einem einzigen Anruf zu belassen, doch ich wurde wieder einmal etwas Besseren belehrt. Ich wischte mit dem Daumen über den Display, um andere Messenger zu checken, aus reiner Gewohnheit. Nur wenige Sekunden darauf erhielt ich eine SMS von meiner Mailbox, die mir mitteilte, dass jemand darauf gesprochen hatte.
 

Ich wusste wer es war, als ich die Mailbox anrief und die elektronische Frauenstimme mir die Nummer durchgab, die versucht hatte mich zu erreichen. Ich kannte Sasukes Nummer in und auswendig. So häufig wie ich sie auf dem Display gesehen hatte, war das auch kein Wunder. Noch während die Mailbox mit mir sprach, beobachtete ich Ino, wie sie mit dem Verkäufer flirtete und sich zu mir umwandte. In den Händen zwei Kaffee. Dabei biss ich mir auf die Unterlippe und kaute nervös darauf herum.
 

Ich könnte mir seine Nachricht auch später anhören. Wenn ich alleine war.

Und so nahm ich das iPhone von meinem Ohr und entschied mich dazu, sie mir nicht jetzt anzuhören. Solche Situationen kontrollierten in letzter Zeit viel zu oft mein Leben. Erst letztens, als Naruto und ich Zeit miteinander verbrachten hatten, hatte eben solch ein Anruf meine kleine Welt erschüttert und seine gleich mit. Wieder musste ich an meine Mutter denken, die mir jetzt sagen würde, dass ich es verdiente glücklich zu sein, für diesen kleinen, bedeutenden Moment nicht an Sasuke zu denken.
 

Dieses Mal war Sasuke derjenige der warten musste.

Auf mich und nicht umgekehrt.
 

Das Handy wurde zurück in meine Hosentasche verbannt, als Ino wieder zu mir traf und mir einen Kaffee reichte, sich gleich darauf bei mir einhakte und wir gemeinsam die Einkaufsmeile entlang liefen. „Netflix hat neue Folgen von Vampire Diaries“, verkündete sie sogleich, als sie an ihrem Koffeingetränk genippt hatte. Diese verfluchte Schnor­re­rin … noch immer benutzte sie meinen Account und zahlte nicht einen müden Cent dafür.
 

. . .
 

Die restlichen Stunden verbrachten wir damit, Unmengen an Schokolade vor ihrem Fernsehen zu verdrücken, während Ino jede Folge kommentierte, als wäre sie selbst mit dabei. Und sie schaffte es, gemeinsam mit den Salvatore Brüdern, mich meine Sorgen vergessen zu lassen. Ich dachte schon längst nicht mehr an die Mailboxnachricht von Sasuke und darum war ich ehrlich gesagt froh.
 

Gegen 22 Uhr verließ ich das Haus der Yamanakas. Mit dem Versprechen, ich würde mich morgen melden, drückte ich meine beste Freundin noch einmal herzig und machte mich auf den Heimweg. Die Temperaturen draußen waren gesunken, ich zog meinen Schal enger um meinen Hals und versteckte meine Nase darin, während ich meine Hände in meiner Jackentasche vergrub und überhaupt nicht bemerkte, wie ich wieder anfing Itachis Stofftaschentuch zwischen meinen Fingern hin und herzu bewegen.
 

Mit jedem Schritt, den ich mich von Ino entfernte, kehrten die verdrängten Gedanken in meinen Hinterkopf zurück und ich tastete automatisch nach meinem Handy, was seit der Einkaufstour unberührt geblieben war. Ohne weiter darüber nachzudenken und ohne meine Mailbox abzuhören, wählte ich Sasukes Kontakt an, steckte meine Kopfhörer in meine Ohren und lauschte angespannt dem Tuten, wobei ich einen Fuß auf den anderen setzte und die dunklen Straßen entlang lief.
 

Hallo, hier ist die Mobilbox von ..., noch bevor die mechanische Stimme mir seine Nummer zum zigsten Mal nannte, legte ich auf und seufzte lautlos. Natürlich ging er nicht an sein Handy, so wie immer, wenn ich anrief. Aus reinem Protest hörte ich mir deshalb auch nicht seine Nachricht an, sondern lauschte Ed Sheerans Stimme, die mir wie so häufig aus der Seele sprach, während ich meinen Weg fortsetzte.
 

Dass ich so stur wie ein Esel war und der Neugierde widerstand, mir Sasukes Nachricht anzuhören, bereute ich, als ich mich meiner Wohnung näherte und bereits in der Einfahrt eine Gestalt ausmachen konnte, die davor stand und wartete. Auf mich. Offenbar. Ich hielt in der Auffahrt inne, nahm mir langsam die Kopfhörer aus den Ohren und starrte ungläubig auf den Rücken des Kerls, der auf mich wartete. Ja, es kam immer anders als man dachte und das machte mir mein Karma wieder einmal deutlich bewusst.
 

Warum stand er dort, so spät am Abend und war nicht im Krankenhaus?

Meine Gedanken überschlugen sich und zuerst war ich am Überlegen davonzulaufen, machte unterbewusst einige Schritte rückwärts, unterbrach das Fluchtgefühl aber, welches sich ängstlich in mir ausbreitete und mich förmlich anflehte, zu verschwinden. Seine dunklen Augen visierten mich an, als er sich zu mir umdrehte und mir sein Gesicht offenbarte.
 

Ich kannte diesen Blick von Sasuke.

Und auch wenn ich immerzu behauptete, ich wusste nicht, woran ich bei ihm war, wurde es mir in diesem Augenblick bewusst. Wie er dort vor meiner verschlossenen Haustür auf mich wartete, statt sich im Krankenhaus zu erholen. Mein Herz blieb in dem Moment stehen, als er sich auf mich zubewegte. Noch immer hatte ich das Verlangen, davonzulaufen, denn es gab nur eine logische Erklärung für sein plötzliches Auftauchen:
 


 

Er hatte etwas so Dringliches mit mir zu besprechen,

dass es nicht bis morgen warten konnte ...
 

ɪ·ᴍ sᴏʀʀʏ ᴛʜᴀᴛ ɪ ʟᴇᴛ ʏᴏᴜ ᴅᴏᴡɴ


 

ʏᴏᴜ ᴄᴀɴ ʙᴇ ᴍʏ ɢᴜɪᴅɪɴɢ ʟɪɢʜᴛ

ᴋᴇᴇᴘ ᴍᴇ﹐ ᴄᴏᴍᴘᴀɴʏ ɪɴ ᴛʜᴇ ɴɪɢʜᴛ

ᴛʜᴀᴛ·s ᴀʟʟ ɪ ɴᴇᴇᴅ﹐ ᴀʟʟ ɪ ᴡᴀɴᴛ

ɪs ғᴏʀ ʏᴏᴜ ᴛᴏ sᴛᴀʏ ᴀ ʟɪᴛᴛʟᴇ ʟᴏɴɢᴇʀ ɴᴏᴡ

ᴡɪᴛʜ ᴀʀᴍs ᴀʀᴏᴜɴᴅ ᴍᴇ﹐ ʟɪᴋᴇ ᴀ ʙᴏʀᴅᴇʀ

ʟɪᴋᴇ ᴛʜᴇ ᴀɪʀ ɪ ʙʀᴇᴀᴛʜᴇ﹐ ɪ ʟᴇᴛ ʏᴏᴜ ɪɴ

ᴋᴇᴇᴘ ᴍᴇ ᴡᴀʀᴍ ᴜɴᴅᴇʀɴᴇᴀᴛʜ ᴍʏ sᴋɪɴ

·ᴄᴀᴜsᴇ ɪ·ᴍ ɢɪᴠɪɴɢ ɪɴ ᴛᴏ ʏᴏᴜʀ ᴛᴏᴜᴄʜ

ɪ ᴄᴀɴ ɴᴇᴠᴇʀ ɢᴇᴛ ᴇɴᴏᴜɢʜ﹐

ᴅɪᴠᴇ ɪɴ ᴅᴇᴇᴘ ɪɴᴛᴏ ᴛʜᴇ ᴏᴄᴇᴀɴ

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

Obwohl ich meine Kopfhörer aus meinen Ohrmuscheln genommen hatte konnte ich unterschwellig vernehmen, wie das nächste Lied begann und ich lauschte der Strophe, die die wohltuende Männerstimme sang: I miss the taste of a sweeter life, I miss the conversation. I'm searching for a song tonight. I'm changing all of the stations. I like to think that we had it all .We drew a map to a better place - but on that road I took a fall. Oh baby why did you run away?
 

Der Sänger sprach mir in diesem Moment aus der Seele. Mechanisch langte ich zu meinem Handy in meiner Jackentasche, dort wo auch Itachis Stofftaschentuch verweilte, zog blind den Stecker der Kopfhörer und der Song verstummte. Trotzdem konnte ich die nächste Strophe auswendig und sang sie in meinem Kopf nach, versuchte mich so zu beruhigen, während Sasuke sich näherte und ich wie angewurzelt stehen geblieben war.
 

I was there for you, in your darkest times. I was there for you, in your darkest night.

But I wonder, where were you? When I was at my worst, down on my knees and you said you had my back. So I wonder, where were you? All the roads you took came back to me.
 

So I'm following the map that leads to you.
 

Und da stand er, direkt vor mir.

Seine dunkelbraunen Iriden, die durch das wenige Licht beinah schwarz wirkten, strahlten Erschöpfung aus, die er in diesem Moment versuchte zu verstecken und ich fragte mich, ob er für sich oder mich stark sein wollte? Das Lied, welches ich vorher noch präsent in meinem Hinterkopf nachgesungen hatte, verhallte nach und nach, bis es gar nicht mehr zu hören war. Es wurde durch ein großes, unglaubliches Nichts ersetzt, was meine Gedankengänge flutete und dafür sorgte, dass ich unfähig war, einen klaren Satz gedanklich zu formulieren. Nicht einmal ein simples Hallo brachte ich mehr über meine Lippen. Ich stand einfach dort, hatte meinen Kopf angehoben und war dabei, mich in seinem Blick zu verlieren.
 

Ich hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlte, so von ihm angeschaut zu werden.

Nicht auf die vorwurfsvolle Art, wie in seinem Elternhaus oder wie im Krankenhaus, wo er es nicht einmal geschafft hatte, mich eines Blickes zu würdigen. Da lag so viel Reue, so viel Verletzlichkeit in seinen Augen, die ich niemals in diesem Ausmaß wahrgenommen hatte und die dafür sorgten, dass meine Brust schwerer wurde. Ich kam so viel besser damit zurecht, mich anstatt ihn leiden zu sehen.
 

Die Befürchtung, ihm könnte es womöglich schlechter als zuvor ergangen sein, kehrte zurück. Dass ich meinen Tag weitestgehend normal verbracht und sogar Spaß gehabt hatte, erleichterte dieses hässliche Gefühl, welches sich in mir ausbreitete, nicht unbedingt. Es war fast so, als würde ich mir selbst verbieten glücklich zu sein, während er litt. Aber ich war ohne Zweifel an seine Gefühlswelt gebunden, ständig versetzte ich mich in seine Situation, zermarterte mir den Kopf darüber, wie es ihm ging und was er wohl empfinden könnte. Im Grunde tat ich nichts Anderes als mit ihm zu leiden.
 

Jetzt jedoch stellte mein Gehirn seine Funktion ein, wehrte sich nicht länger gegen mein Herz, was unnatürlich schnell in meinem Brustkorb pochte. Durch meine Emotionen geleitet, die meinen Verstand verstummen ließen, hob ich instinktiv meine Hand, um nach ihm zu greifen. Noch immer konnte ich meine innere Stimme flüstern hören, die mir befahl meine Bewegung unverzüglich zu unterbrechen, aber mein Herz gab nicht nach. Es war noch immer mit soviel Empathie für ihn geschmückt, dass ich nicht anders konnte, als diesen winzigen Augenblick zu nutzen, in dem er mir gegenüberstand. Ich wollte ihm all diese Traurigkeit nehmen, die er in sich trug, und so berührte ich zögernd seine Wange, den Blickkontakt dabei konstant haltend.
 

In der Hoffnung, sein Leid wegstreichen zu können, glitten meine Fingerkuppen über seine kalte, makellose Haut und hingegen jeder Erwartungen ließ er es geschehen. Er ergriff keine Flucht oder stieß mich von sich, sondern stand einfach dort und sah weiter mit diesem längst vergessenen Blick zu mir hinab. Ich hatte meine Aufmerksamkeit auf meine Finger gelenkt, die über seinen Wangenknochen bis hin zu seinem Kinnansatz fuhren, konnte seine Augen aber noch immer auf mir ruhen spüren. Davon ließ ich mich allerdings nicht ablenken, stattdessen folgte ich meinen Bewegungen als ich schließlich mit der Fingerspitze meines Zeigefingers seine Unterlippe strich und jene Kontur vorsichtig nach fuhr. Es fühlte sich an, als würden seine ruhelosen Augen sich in mein Fleisch bohren. Jede Berührung, die ich mit Bedacht wählte, wurde von ihm eingefangen und stillschweigend beobachtet.
 

Immer wieder appellierte mein Verstand an mich, sagte mir, ich sollte endlich etwas sagen. Irgendetwas was mein Vorhaben verhinderte, was mich in meiner Dummheit unterbrach. Ich wollte aber überhaupt nicht darüber reden, was geschehen war. Ich hatte ohnehin nichts zu sagen, denn noch immer war es mir verwehrt, Transparenz in mein Gefühlswirrwarr zu bringen. Ich wusste nicht, was ich nicht wollte, sondern nur, was ich wollte.
 

Und das war dieser kleine Moment zwischen uns beiden, vor seiner Botschaft, die sein Blick deutlich spiegelte. Es war nur naheliegend, dass er hergekommen war, um einen Schlussstrich zu ziehen, unsere gemeinsame Zeit zu beenden, sodass wir fortan getrennte Wege gehen mussten. Ich wollte nur noch ein wenig länger der Illusion unterliegen, wir könnten all diese Probleme gemeinsam meistern, nur fest genug daran glauben, dass es für uns ein Happy End gab und selbst wenn das die größte Lüge an mich selbst war, wollte ich nichts lieber, als sie schlucken und glauben.
 

Genau das tat ich auch, als meine Finger zurück über seine Lippen glitten und Platz für meine machte, die ich Zentimeter um Zentimeter näher an Sasuke heranführte. Ich konnte bereits seinen warmen Atem gegen meine Haut schlagen spüren, als er seinen Mund öffnete und lediglich ein „Sakura, nicht-“ herausbrachte, bevor ich ihm stumm widersprach, indem ich meine Lippen auf seine legte und sie vereinte. Dabei verkrampften sich meine Finger haltsuchend im Ansatz seiner Jacke. Ich schloss meine Augenlider und versuchte mir seinen Geschmack zu verinnerlichen, um ihn ja nie wieder zu vergessen.
 

Ich konnte beinahe schmecken, wie er begann mit sich zu ringen.

Da waren Verzweiflung, Traurigkeit und eine Menge Selbstzweifel seinerseits zu spüren, als sich unsere Lippen berührten, anstatt mich aber zurückzuziehen, wie es vernünftig gewesen wäre, um uns einen Freiraum für ein klärendes Gespräch zu geben, stellte ich mich auf meine Zehenspitzen und forderte einen weiteren Kuss ein.
 

War es zu viel verlangt, ihn ein letztes Mal zu küssen? Zu spüren, wie wild mein Herz dabei schlug und wie unglaublich gut es sich anfühlte, all unsere Probleme zu vergessen, als wären wir die einzigen Menschen auf diesem gottverlassenen Planeten?
 

Ich war nicht in der Verfassung, diese Entscheidung für uns zu treffen.

Viel zu abgelenkt war ich von seiner Reaktion, die recht spät folgte, aber dennoch kam: Er beugte sich mir sachte entgegen, begann damit meinen Kuss zu erwidern und bewegte seine Lippen zaghaft und übervorsichtig gegen meine. Einerseits war ich unglaublich erleichtert, dass er mich nicht abwies, andererseits schon fast schockiert, dass er sich von seinem Vorhaben ablenken ließ. Denn Sasuke war sicherlich für alles gekommen, aber nicht für das, was nun folgte.
 

Obwohl ich glaubte, noch immer Unschlüssigkeit in seinen Berührungen ausmachen zu können, hatte er seine Hände angehoben, positionierte eine davon in meinen Haaransatz, sodass es ihm möglich war, mich mit einem leichten Druck in seine Umarmung zu bewegen, die durch seine freie Hand erfolgte. Ich konnte spüren, wie er seinen Unterarm um mein Becken legte, wie sich seine Fingerkuppen in meinen Haaren verkrampften und er mich gleichzeitig an sich ziehen und von sich wegschieben wollte, während sich unsere Lippen fortwährend vereinten.
 

Diese Situation war so unglaublich surreal, dass ich mit dem Gedanken spielte, mich zu kneifen, hoffend, ich würde einfach aufwachen. Aber wie so häufig hatte ich mich selbst hierein manövriert. Als ich meine Haustür unruhig aufschob und die Wärme empfing, die auf uns wartete, wollte ich auch nicht mehr zurück. Ich wollte nicht aufwachen. Nicht jetzt und wenn ich ehrlich zu mir selbst war, dann eigentlich niemals.
 

Ich hatte mich von seinen Lippen gelöst, mir die Jacke und den Schal abgestreift und jene achtlos neben die Plastiktüte, in der sich der kitschige Pullover befand, auf das Laminat fallen lassen. Ähnlich schnell war ich aus meinen Chucks geschlüpft, dessen Knoten ich in meiner Eile nicht einmal löste. Sasuke tat es mir gleich, mit dem Unterschied, dass er seine Jacke sogar auf den Kleiderständer neben der Eingangstüre hing und als er mich wieder ansah, wollte ich jeden aufkeimenden Zweifel in ihm sofort ersticken.
 

Vielleicht war es daher egoistisch, ihn direkt in einen weiteren Kuss zu drängen, um ihm jegliches Wort abzuschneiden, was er sich in seinem klugen Kopf zu Recht gelegt hatte. Vielleicht war es aber auch genau das, was wir brauchten. Was ich brauchte. Nun verirrten sich meine Fingerkuppen in seinen Haaransatz, den ich mit einem sachten Druck entlang glitt, bevor ich in sein dichtes, schwarzes Haar griff, um jenes zu erfühlen. Ein Privileg, welches alleine mir galt, eines, welches ich jetzt ganz besonders genoss.
 

Er drängte mich mit seinem Körper in die Richtung der Kommode, bis ich jene in meinem Rücken spüren konnte und mich in einer fließenden Bewegung drauf setzte, während wir uns weiter küssten. Dabei schob ich mit geschlossenen Augen das Familienbild zur Seite, umfasste es sogar und legte es um, sodass es meinen Eltern nicht möglich war, mich vorwurfsvoll anzusehen. Kurz glaubte ich, mein schlechtes Gewissen bemerkt zu haben, doch als Sasuke den Kuss unterbrach, seine Stirn an meine legte und mir tief in die Augen sah, war es nicht mehr vorhanden. Beinahe, als wäre es niemals da gewesen.
 

Ich presste meine Lippen aufeinander, hielt seinem Blick nicht lange stand und fixierte stattdessen meine Fingerkuppen, wie sie über sein Schlüsselbein fuhren, welches sich mir verführerisch durch den Ausschnitt in seinem Pullover bot. Dabei atmete ich seinen betörenden Duft ein, der all meine Sinne benebelte und mein Herz nur noch schneller schlagen ließ, sofern das überhaupt möglich war. Ich konnte mich kaum daran erinnern, wann wir das letzte Mal an diesem Punkt standen. Umso aufgeregter war ich, vergaß die letzten Tage und Wochen, versuchte alles hinter mir zu lassen und ihm sein miserables Verhalten zu verzeihen.
 

Das war einfacher, als es ich womöglich anhören mochte.

Meine Augenlider schlossen sich, als er meine Wirbelsäule berührte, sie behutsam streichelte und zwischen meinen Schulterblättern stoppte. Zwar sah ich ihm nicht ins Gesicht, doch ich spürte, dass er mich eindringlich musterte, weshalb ich mich dazu zwang, mein Kinn anzuheben und ihn schweigsam anzusehen. Es war so still um uns herum. Das Einzige was zu hören war, war das Ticken meiner Wanduhr, die in der Küche hing.
 

Tick, tack. Tick, tack. Tick, tack ...
 

„Bist du dir sicher?“ Ich brauchte nicht fragen, worauf sich diese Aussage bezog. Wie so oft wollte er sich vergewissern, dass er keinen Schritt zu weit ging und ich fand mich in einer Situation wieder, die ich ebenfalls schon längst verdrängt hatte. Es erinnerte mich an unser erstes Mal. Da hatte er mir dieselbe Frage gestellt, wollte nicht nur seinem Instinkt folgen, sondern es aus meinem Mund hören, dass ich dafür bereit war. Für uns.
 

Dieses Mal hatte seine Frage allerdings einen bitteren Beigeschmack, den ich versuchte herunterzuschlucken, gemeinsam mit dem Kloß, der sich in meinem Hals bildete. Ich wusste, dass er mich nie wieder fragen würde. Und genau deshalb willigte ich auch ohne große Bedenkzeit ein: „Ich bin mir sicher.“ Am liebsten hätte ich ihn gefragt, ob er es denn auch war oder ob er sich lieber von mir verführen ließ. Ob er lieber darüber reden wollen würde, was geschehen war. Deshalb öffnete ich meine Lippen auch zögernd. Diesmal war es jedoch Sasuke, der mich unterbrach, bevor ich überhaupt einen weiteren Satz beginnen konnte.
 

Er legte seine Lippen abermals auf meine, fordernder als zuvor. Auch seine Griffe wurden bestimmter, als er mich an sich drückte, während er mit seiner Hand das letzte Stück meines Rückens hinauffuhr und damit begann, meine Haare zu durchwühlen. Dabei öffnete er mit seiner Zunge meine Mundhöhle, verschaffte sich Einlass und traf nur wenige Sekunden später auf seinen Gegenpart. Ich konnte die ungezügelte Lust in mir aufkommen spüren, die angenehm in meinem Unterleib zog, als unsere Becken aufeinandertrafen, ich meine Beine anhob und sie um seine Hüfte schlang, um ihn näher an mich zu ziehen.
 

All die Zweifel, die er gesät hatte, rückten soweit in meinen Hinterkopf, dass ich sie bereitwillig vergaß und mich lieber auf diesen Augenblick konzentrierte, der meinetwegen überhaupt nicht vergehen brauchte. In dem Moment, in dem seine Hände unter mein Gesäß glitten, er mich anhob und durch den Flur ins Schlafzimmer trug, fühlte ich mich wie in einer Zeitschleife gefangen, die ich nicht gewillt war zu verlassen.
 

Nur wenige Schritte später konnte ich meine Matratze in meinem Rücken spüren und seinen Körper auf meinem. Das hitzige Gefecht zwischen unseren Zungen wurde weiter ausgeführt, während sich seine unterkühlten Hände einen Weg unter meinen Pullover suchten, dabei erzitterte ich merklich, was nicht der Temperatur zu verdanken war, sondern seiner bloßen Berührung, die auf jeder Stelle meiner Haut Impulse sendete. Ein Schauer nach dem anderen jagte über meinen Rücken, die Gänsehaut die dadurch ausgelöst wurde, verteilte sich auf meinem gesamten Körper.
 

Anstatt dieses Szenario alleine auszukosten, hob auch ich meine Hände an, fuhr unter sein Oberteil und ertastete die Ansätze seiner Bauchmuskulatur, ging aber noch einen Schritt weiter und machte mich an seinem Gürtel zu schaffen, den ich ohne hinzusehen öffnete, gefolgt von seinem Hosenknopf und dem Reißverschluss. Erstaunlicherweise waren wir nach all den Schwierigkeiten noch immer aufeinander abgestimmt, spiegelten unsere Bewegung blind wider und die Vertrautheit, die sich in mir manifestierte, beflügelte mich förmlich. Ich fühlte mich nicht nur wohl, sondern auch geborgen. Fühlte weder Scham, noch Unmut als wir uns nach und nach entkleideten und uns Haut an Haut spürten.
 

Ich war frei von jeglichen negativen Gedanken, als er Stück für Stück in mich eindrang. Mein Atem verließ dabei stoßweise meine bebenden Lippen, die er freigegeben hatte, um meinen Hals zu liebkosen, den ich ihm gewillt anbot, indem ich ihn leicht überstreckte. Dabei versuchte ich irgendetwas in diesem Schlafzimmer zu fixieren, irgendetwas, was mich daran hinderte, in der nächsten Lustwelle, die mich durchströmte, unterzugehen. Ich wollte mich noch nicht mitreißen lassen, ich wollte diesen Akt der Liebe bis ins letzte Detail auskosten.
 

Leider war mein Vorhaben nur wenig erfolgreich, als ich spürte, wie er seine Lippen von meiner Haut nahm und mich direkt ansah, während er sich sachte in mir bewegte. Er suchte förmlich meinen Blick, den ich ihm nicht verweigern konnte. Nicht jetzt. Und als ich ihn anblickte, war es wie so häufig um mich geschehen. Endlich wirkte er unbeschwert, glücklich, wenn nicht sogar befreit. Meine Hände lösten sich automatisch von seinen muskulösen Schultern, tasteten sein Gesicht in der Dunkelheit, was lediglich durch das Flurlicht erhellt wurde und strichen sachte darüber. Ich bemerkte kaum, wie ich begann zu lächeln, während meine Wange nach und nach von den Tränen, die aus meiner Augenwand brachen, befeuchtet wurden. Dieses Mal waren es aber keine aus Verzweiflung, Wut oder Trauer. Nein, dieses Mal, war ich glücklich. So glücklich, dass ich es kaum in Worte fassen konnte.
 

Sasuke verharrte in seiner Bewegung, sah auf mich hinab und beugte sich zu mir herunter, um mir die Tränen aus dem Gesicht zu küssen. Er war so vorsichtig dabei, dass ich die Luft anhielt, um seinem Atem zu lauschen, der genauso unregelmäßig seine Lippen verließ, wie meiner zuvor. Erst als er auch die letzte Träne aus meinem Gesicht liebkost hatte, bewegte er sich weiter. Ich hatte meine Beine links und rechts neben ihm aufgestellt, um ihm mit meinem Becken entgegen zu kommen.
 

Und während wohltuende Töne meine Lippen verließen, legte ich meinen Kopf in meinen Nacken und schloss meine Augen genüsslich. Unkontrolliert spannte sich mein Unterleib an, umschloss sein Glied immer und immer wieder, bevor sich meine Fingernägel in seinem Rücken verkrampften. Das befreiende Hochgefühl holte mich ein und ich ließ mich davontragen, konzentrierte mich auf den Orgasmus, der daraufhin folgte. Gleichzeitig fühlte es sich an, als würde ich überhitzen. Ein willkommenes Feuer breitete sich in mir aus und bewog mich zu meinem Höhepunkt, der nur kurz vor seinem folgte.
 

Ich konnte spüren, wie sich jeglicher Muskel an unseren Körpern anspannte, die sich nur wenige Minuten später lockerten und dazu führten, dass er sich erschöpft auf mir platzierte. Er versteckte sein Gesicht in meiner Halsbeuge, während sein Atem sich nach und nach regulierte. Ich hingegen hatte das Gefühl, an all diesem Glück, welches mich durchströmte, zu ersticken. Selbst wenn es nur Einbildung war, konnte ich sein Herz mit meinem schlagen hören. Wild und unkontrolliert hämmerten sie gegen unseren Brustkorb, synchronisierten sich, waren eins.
 

Die blass-roten Striemen auf seinem Rücken zeichnete ich vorsichtig nach, bevor meine Hände weiter abwärts, bis zu seinem Gesäß wanderten, worüber ich sachte strich. Kurz darauf konnte ich unter meinen Fingern die Gänsehaut spüren, die nun seinen Körper befleckte, wobei ich mir ein kleinlautes Lachen nicht verkneifen konnte.
 

„Hör auf damit.“
 

„Womit?“

Natürlich hörte ich nicht auf, nur weil er es sagte. Ich war froh, dass ich seinen Körper immer noch so gut kannte wie zuvor und mit Leichtigkeit empfindliche Stellen ausmachen konnte, instinktiv, ohne groß darüber nachzudenken. Es erleichterte mich wirklich. Wie lange wir dort lagen, uns berührten und nahe waren, wusste ich nicht. Für einen winzigen Moment wollte ich mir selbst glauben machen, dass alles wieder gut werden würde, dass wir das hinbekommen würden, betete, dass die Zeit stehen blieb und wir auf ewig hier liegen bleiben würden. Tief in mir drin wusste ich jedoch, dass das nichts weiter als Wunschdenken war.
 

Das Letzte was ich vernahm, war das Geräusch der Duschbrause, das Wasser, welches auf seinen Körper herunter rasselte, bevor ich mich auf die Seite der Tür drehte, meine Augen schloss und einschlief. Dass er tatsächlich zurück ins Bett stieg und sich neben mich legte, bemerkte ich nicht mehr, registrierte es eher im Unterbewusstsein, wie er seinen Arm um mich legte, seine Präsenz, die ich die ganze Zeit über vermisst hatte. Sie fluteten mich mit einem unglaublichen Wohlbefinden, sodass ich seit langem mit einem guten Gefühl einschlief, was mich am nächsten Morgen so schnell verlassen würde, wie es gekommen war.
 


 

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ ☆ ★ ☆ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

„Du hast was getan?!“
 

Aus Angst einen Hörsturz zu erleiden, hatte ich mein Handy von meiner Ohrmuschel weggehalten, während ich mein Gesicht verzog. Meine Gesprächspartnerin war viel aufgeregter, als ich es war und brüllte hemmungslos in ihr Smartphone. Dabei konnte ich nicht ganz einschätzen, ob Ino bloß entsetzt oder tatsächlich wütend war. Womöglich ja beides. Zumindest ging es mir so. Ich war schockiert darüber, was letzte Nacht geschehen war und einerseits sogar schrecklich sauer, aber nicht auf ihn, nicht auf Sasuke. Sondern auf mich.
 

„Mir war nicht nach reden.“

Da Ino genau so zu meinem Freundeskreis gehörte wie Sasuke und Naruto, wusste auch sie zwangsläufig von seinen Problemen. Nicht, weil ich es ihr erzählte, sondern weil man es ihm ansah. Weil andere Leute redeten und meine beste Freundin ähnliche wie ein Funkturm fungierte: Verschiedenste Informationen trudelten bei ihr ein und sie gab sie weiter. Nicht immer wahrheitsgemäß, aber von Sasuke hatte sie gehört, auch ohne dass ich ihr darüber berichten musste. Schon als ich vor dem Blumengeschäft gestanden hatte, hatte sie es gewusst, wenn nicht sogar schon davor. Ich war froh, dass ich ihr nicht detailreich von den letzten Wochen und Monaten erzählen musste, in denen es bei uns bergab ging.
 

„Na klar! Warum lösen wir nicht so all unsere Probleme? Lass uns sie einfach mit Geschlechtsverkehr regeln, dass wird bestimmt klappen!“
 

Die Ironie in ihrer Stimme ließ mich schmunzeln, obwohl ich so gar nichts zu lachen hatte. Eigentlich müsste ich nun in meinem Bett sitzen, welches immer noch nach ihm duftete, über seinem einzeiligen Brief hängen und mir die Augen aus dem Kopf weinen. Genau das war auch meine erste Reaktion gewesen. Erstaunlicherweise stand ich aber nun an meinem Herd und sah meinem Ei beim Braten zu. Das einzige Gericht, welches ich nicht anbrennen ließ und welches genießbar war. Glücklicherweise hatte ich heute Spätschicht und konnte mich vorher ausgiebig mit meiner Dummheit am gestrigen Abend auseinandersetzen, gemeinsam mit Ino.
 

„So war das nicht“, warf ich ein, stocherte mit der Gabel in meiner linken Hand in dem Eigelb herum und lauschte Ino in der Leitung:
 

„Ich kann das wirklich nicht glauben, Sakura! Was denkst du dir nur dabei? Ich bekomm Kopfschmerzen, alleine von der Vorstellung … Das nächste Mal wenn ich n miesen Tag habe, such ich mir auch einfach den nächstbesten Typen in der Disco, ach was, warum nicht gleich in unserem Blumengeschäft? Da kommen ständig schnuckelige Kerle rein. Meistens welche, die Blumen für ihre Liebste kaufen wollen – klingt es zu makaber, wenn ich sage, dass mich das nicht stört? Der Gedanke, dass sie womöglich vergeben sind … “
 

Sie hatte sich wie so oft um Kopf und Kragen geredet. So war sie eben und genau das war auch der Grund, weshalb ich sie angerufen hatte. Sie war jemand, der mir den Kopf zurechtrücken durfte. Ich nahm ihr ihre Hysterie oder Dramatik nicht übel, auch nicht den Scherz auf meine Kosten, denn damit entschärfte sie die ernsthafte Lage. Ich musste ihr nicht erst einen Hilferuf in Form von Worten schicken, damit sie begriff, dass ich Ablenkung dringend nötig hatte, sie besaß die Fähigkeit aus mir zu lesen wie kein Zweiter. Anfangs hatte ich mich in solchen Situationen von ihr nicht ernst genommen gefühlt, mittlerweile wusste ich aber, dass das ihre Art war, mit solchen Neuigkeiten umzugehen, mich zu unterstützen, sich drüber lustig zu machen, um es mir erträglicher zu machen. Beinahe als sollte ich mich mehr über sie als über ihn oder mich ärgern. Sie war so unglaublich selbstlos und das bewunderte ich an ihr. Sie bekam nicht mit, wie ich mein Smartphone zur Seite auf die Theke neben den Herd gelegt hatte, um ins Badezimmer zu hechten.
 

Vielleicht war ja der Geruch des Spiegeleis schuld? Oder aber die Tatsache, dass er nicht mehr da war. Dass er nicht mehr wiederkommen würde. Denn genau das hatte in seinem Brief gestanden, unterschwellig, zwischen den Zeilen. Zwar war es nur ein simples Ich bin nicht gut genug für dich, doch das hatte genügt, um mir die Augen zu öffnen und mir mein Herz zu brechen. Endgültig.
 

Jene kniff ich in dem Augenblick zusammen, als ich mich über die Toilettenbrille neigte und mich übergab. Ich hatte gewusst, warum er dort vor meiner Haustür gestanden hatte, hatte ein einziges Mal das Richtige in seinem Blick interpretiert, war mir sicher gewesen, dass er gekommen war, um mich zu verlassen und doch schmerzte es jetzt viel mehr, als gestern Abend. Krampfhaft versuchte ich, keinen Laut von mir zu geben, konzentrierte mich stattdessen auf das Brennen in meiner Speiseröhre, was mir im Moment viel erträglicher erschien, als mich mit meinem Herzschmerz auseinanderzusetzen. Obwohl ich ganz genau gewusst hatte, worauf diese Nacht hinauslaufen würde, darauf, dass ich am nächsten Tag allein sein würde, hatte ich es gewagt, hatte die Leere in Kauf genommen, die der gestrige Hoffnungsanflug jetzt hinterließ.
 

Schließlich entkam mir doch ein angestrengtes Schnaufen, als ich meine Stirn auf meinen Unterarm sinken ließ, dabei konnte ich den kalten Schweiß spüren, der sich in meinem gesamten Gesicht gebildet hatte. Ich atmete tief ein und wieder aus, um mich zu beruhigen. Mein Herz schlug mir wortwörtlich bis zum Hals und so sehr ich versuchte die Einsamkeit weg zulächeln, gelang es mir ja doch nicht. Ich war mir noch immer nicht schlüssig, ob Ino mich für diese Aktion nun ohrfeigen wollte oder feierte. Ich für meinen Teil bereute keine einzige Sekunde, nicht einen Moment, den wir gemeinsam zusammen verbracht hatten.
 

Er war nicht länger der Böse für mich.
 

Und noch immer fühlte es sich an, als hätte ich das Richtige getan. Denn wie mein Vater immer sagte: Man konnte Dinge auch tot reden. Es gab nichts mehr zu besprechen für uns, nichts zu sagen, was wir nicht durch diese körperliche Nähe besprochen hatten. Er hatte mir bewusst gemacht, dass sein Herz noch immer für mich schlug, mehr, als er vielleicht mit Worten aussagen hätte können – und doch wünschte ich mir nichts mehr als seine Stimme herbei, die meinen Namen flüsterte.
 

Einerseits war ich so erleichtert, dass er mich freigegeben hatte, selbst wenn das Ende dieser Beziehung nicht bedeutete, dass ich mich weniger um ihn sorgte. Andererseits kehrte mit dem Morgen auch wieder die Resignation zurück: Jetzt war ich tatsächlich allein. Es gab kein Zurück mehr, ich konnte nichts mehr sagen, was Sasuke vielleicht in eine anderen Denkweise bewegte. Der Zug war abgefahren und unsere Zeit war vorüber.
 

Nun waren es meine Tränen, die in die Toilette plätscherten.

Mit dem Handrücken wischte ich mir über meine Lippen, ehe ich mit meiner Fingerspitze die Konturen ertastete, ich konnte ihn immer noch spüren und diese Erinnerung würde mir auch niemand nehmen können. Ich musste nur fest genug meine Augen schließen und mich an diese Nacht erinnern und irgendwann würde es aufhören, wehzutun. Irgendwann, würde ich mich daran erinnern und lächeln können. Im Moment stand ich allerdings vor meinem ganz eigenen Chaos, vor Problemen, die ich durch Sasukes ausreichend verdrängt hatte und mit denen ich mich zwangsläufig beschäftigen musste. Ich öffnete meine Augen und sah abermals in die Toilette. Das da, war mein Problem, was ich erfolgreich totgeschwiegen hatte. Aber war das nicht immer so? Es war viel einfacherer, sich mit Problemen anderer zu beschäftigen, als mit seinen eigenen.
 

Ich war nicht fähig einen bestimmten Zeitraum zu nennen, als ich damit anfing mich regelmäßig zu übergeben. Immer wenn ich wütend, traurig oder gefrustet war, wenn meine Gedanken mich überwältigten, die Welle an hässlichen Gefühlen mich durchströmte, wenn ich weinte. Anfangs tat ich das nicht einmal bewusst, Stress schlug mir grundsätzlich auf den Magen. Am dem Tag meiner Abschlussprüfung hatte ich mich dreimal übergeben. Irgendwann war es eine Gewohnheit geworden, auf die Toilette zu gehen, statt darüber zu reden, was mich bedrückte. Mittlerweile musste ich mir nicht einmal mehr den Finger in den Rachen schieben, um zu brechen. Es geschah automatisch, routiniert, immer wenn meine Welt in Scherben lag. Manchmal überkam es mich sogar, wenn ich unbeschwert und glücklich war und das nicht, weil ich irgendeinem krankhaften Schönheitsideal folgen wollte, es attraktiv fand, Knochen anstatt Kurven zu zeigen, sondern schlicht weil ich so meine Probleme löste. Für normale Menschen mochte sich das vollkommen verrückt anhören, aber wenn ich mich erbrach, sodass ich mich leer fühlte, war ich befreit. Ich fühlte lieber nichts, anstatt alles. War lieber innerlich tot, als lebendig, wollte meine Probleme lieber loswerden, statt sie zu lösen.
 

Ich erhob mich und betätigte die Spülung, schlürfte zum Waschbecken, befeuchtete meine Zahnbürste und schob sie mir anschließend mit etwas Paste zwischen die Lippen. Bewusst vermied ich den Blick in den Spiegel. Ich wollte mich nicht ansehen, hatte genug von dem bleichen, eingefallenen Gesicht, den hervorstehenden Wangenknochen und den trüben, grünen Augen, die mich ansahen, als würden die schlimmsten Allerweltsprobleme auf meinen Schultern lasten. Ich war nicht fähig mich anzusehen und drehte meinem Spiegelbild den Rücken zu, während ich meine Zähne putzte.
 

Ich war erwachsen genug, um zu erkennen, dass ich nicht die Hilfe war, die Sasuke brauchte. Ich würde sie niemals sein und dieser Gedanke machte mir noch immer zu schaffen. Ich fühlte mich hilflos. Aber noch bevor ich mich mit dieser Hilflosigkeit auseinandersetzen konnte, erklang urplötzlich der Feuermelder. Laut und schrill. Ich zuckte reflexartig zusammen und verschluckte mich beinah an der Zahnbürste. Fuck! Mein Spiegelei! Mit der Zahnbürste im Mund rannte ich zurück in die Küche, die einer Opiumhöhle glich. Mit wedelnden Händen und angehaltener Luft, lief ich zum Fenster, riss jenes auf und nahm mir eilig den Besen zur Hand, um dieses nervtötende Geräusch auszustellen. Danach nahm ich die Pfanne mit dem kohlrabenschwarzen Ei von der Herdplatte. Am liebsten hätte ich laut geseufzt, allerdings hatte ich noch immer die Zahnbürste im Mund. Mein misslungenes Frühstück, welches schlussendlich in der Mülltonne landete, sah ich als schlechtes Omen, dieser Tag würde furchtbar werden, das hatte ich im Gefühl.
 


 

. . .
 

„Hat er sich bei dir gemeldet? Ich hab seit … na du weißt schon seit wann, nichts mehr von ihm gehört. Das ist unfair! So was macht man nicht mit seinem besten Freund!“ Ich traute mich nicht, meinen Blick anzuheben und Naruto in die Augen zu sehen. Bisher hatte ich den Brief nicht als etwas Positives angesehen, denn eigentlich war das eine unglaublich feige Art Lebwohl zu sagen – allerdings war ich auch selbst schuld, vielleicht hätte Sasuke mir ja gesagt, wohin er verschwand, wenn ich ihm nur die Möglichkeit dazu gegeben hätte. Mir hatte er aber einen Brief hinterlassen, selbst wenn es nur ein einziger Satz war. Von Naruto hatte er sich aber offenbar nicht einmal verabschiedet. Ich musste ihm recht geben, dass war nicht fair.
 

„Er antwortet auf keine Nachricht. Ich hab so oft auf seine Mobilbox gequatscht, dass sie keine Nachrichten mehr annimmt!“ Oh, das kannte ich nur zu gut. Mit dem Löffel in der Hand tunkte ich die Marshmallows in meinen Kakao. „Vielleicht solltest du es morgen noch mal versuchen ...“ Oh Gott, ich kam mir so schlecht vor und dabei konnte ich mich so hervorragend in seine Lage versetzten, allerdings hätten meine Worte nicht emotionsloser klingen können. Schließlich war Sasuke nicht das erste Mal verschwunden. Naruto schnaubte abfällig in meine Richtung und ich konnte aus dem Augenwinkel beobachten, wie er seine Arme vor seiner Brust verschränkte. Ich war so eine miese Freundin.
 

„Entschuldige … es ist nur ...“ Ich hob mein Kinn von meiner Handinnenfläche und suchte seinen Blick, was mir wirklich ungemein schwer fiel. „Was?“, zischte er schnippisch und funkelte mich aus seinen blauen Augen zornig an. Er war wirklich angepisst und ich würde es mit der Wahrheit nicht besser machen, das wusste ich. Deshalb holte ich tief Luft, bevor ich zum nächsten Satz ansetzte: „Er war gestern Abend bei mir … um sich zu verabschieden.“ Jetzt wünschte ich mir viel lieber einen Tequila herbei, als den allerbesten Kakao in der Stadt. Zunächst war seine Mimik eingefroren und dann, dann überschlugen sich seine Emotionen darin. Bei ihm war es so einfach, herauszufinden, was er dachte. Er löste die Arme vor seiner Brust und ließ sie neben sich auf die Sitzbank sinken, er war schockiert, dann für einen Wimpernschlag so traurig, dass ich mich am liebsten über den Tisch hinweg gelehnt hätte, um ihn zu umarmen und dann war er wütend. Er knirschte mit den Zähnen, gab sich Mühe, mich nicht dafür verantwortlich zu machen, doch er schaffte es nicht. Und bevor er riskierte, zu explodieren, zog er den Rückzug vor.
 

So einfach wollte ich ihn dann aber doch nicht gehen lassen.

„Ich hätte dir Bescheid geben sollen.“ Ich griff nach seiner Hand, auf der ein leichter Schweißfilm lag, bevor er an mir vorbeiziehen konnte und sah ihm in die glasigen Augen, die all seine Emotionen unverhüllt widerspiegelten. Schluckte ein weiteres Mal, bevor ich ihn bei seinem Namen nannte. Er erwiderte den Druck meiner Hand und zwang sich sein berühmtes Lächeln auf, das bekanntlich jeden überzeugte, nur mich in diesem Moment nicht. Die Ernüchterung kam plötzlich und erwischte mich unvorbereitet. Ich hatte überhaupt nicht an meinen besten Freund gedacht, an seinen besten Freund. Und das brach mir ein weiteres Mal das Herz. „Schwamm drüber. Hauptsache wir haben uns.“ Ich wusste, dass seine Worte nur halb so ernst gemeint waren, wie er sie verkaufen wollte, denn ein Schwamm drüber gab es bei Naruto Uzumaki nicht und doch nickte ich zustimmend. Genau, wir hatten uns. Mehr oder weniger.
 

„Ich melde mich bei dir.“ Ich wollte nichts lieber als von unserem Stammplatz aufstehen, an dem wir sonst gemeinsam mit Sasuke und Ino saßen, und ihm folgen. Er zog seine Hand aus meiner und verließ das Café. Ich verfolgte ihn mit meinem Blick, drehte mich sogar zu ihm um und wartete, bis er außer Sichtweite war. Dabei versuchte ich meine Tränen zurückzuhalten.
 

Ich konnte spüren wie sich meine Bauchgegend unangenehm zusammenzog. Mir war schon wieder, als müsste ich mich übergeben. Doch noch bevor mich dieses widerliche Gefühl einnehmen konnte, spürte ich einen penetranten Blick auf mir liegen. Einer, der mir sofort eine Gänsehaut bescherte und automatisch lenkte ich meine Aufmerksamkeit in die Richtung, aus der mich dieses Gefühl beobachtet zu werden beschlich. Unbewusst runzelte ich meine Stirn, als ich Itachi erblickte, der an der Kasse stand, um sich ein Getränk zu bestellen.
 

Ich öffnete meinen Mund, als er mich ansah, wollte ihn begrüßen, stoppte aber abrupt, als er sich einfach abwandte, bezahlte und den Laden verließ, als existierte ich für ihn nicht. Mein Mund schloss sich wieder und nun war ich diejenige, die mit den Zähnen malte. Ich fühlte mich plötzlich von der ganzen Welt verraten. War er etwa auch sauer auf mich? Kannten wir uns plötzlich nicht mehr? Hatte Sasuke es nicht einmal für nötig gehalten, sich von seiner eigenen Familie zu verabschieden, bevor er ging, um sein Leben auf die Reihe zu bekommen? Ich wusste ja nicht einmal selbst, wo er war. Ich wünschte mir, dass er eine Entzugsklinik besuchte, aber wer konnte mir schon versprechen, dass er nicht tatsächlich irgendwo zugedröhnt lag? Was mich jedoch viel mehr schockierte war die befremdliche Distanz, die Itachi ausgestrahlt hatte. Eine, die ich mir nicht erklären konnte und die mich zusätzlich verwirrte und aufwühlte. So sehr, dass mein nächster Gang nicht aus dem Laden, sondern auf die Toilette war …
 

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬ ☆ ★ ☆ ▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬
 

Das Omen des ungenießbaren Frühstücks zog sich nicht nur durch diesen einen Tag, sondern durch meine ganze Woche. Es war nicht nur der Trennungsschmerz von Sasuke, der mich innerlich zermürbte, mir nachts das Gefühl zum Atmen nahm, sondern auch die Stille, die seither herrschte. Zwischen mir und Naruto. Er hatte zwar gesagt, dass er sich melden würde, doch das tat er nicht und mit jeder Stunde die verging, in der ich nichts von meinem besten Freund hörte, fühlte ich mich schlechter damit. Nicht einmal ein total unlustiges Bild oder einen Emoji schickte er mir. Nichts, es herrschte absolute Funkstille. Und ich war zu feige, ihm zu schreiben, isolierte mich stattdessen selbst. Wie so oft in meinem Leben hatte ich mich für den Rückzug entschieden, lief viel lieber davon, anstatt mich meinen Problemen zu stellen. So wie jetzt, wie heute.
 

„Ich freu mich auf dich Schatz, bis später!“

Ich würde für dieses Wochenende zu meinen Eltern fahren, denn so sehr ich Inos Gegenwart schätzte, ich wollte nichts lieber als nach Hause zu meiner Familie. Und damit meinte ich weder meine eigenen vier Wände, noch meine Freunde, die wie eine Familie für mich waren. Ich wollte in das Haus, in dem ich aufgewachsen war, mit Menschen, die mit all dem nichts zu tun hatten. Die Sasuke zwar kannten, doch lediglich als den Musterschüler mit den grandiosen Noten, der, der aus einem guten und reichen Elternhaus stammte und der ein wunderbarer Schwiegersohn sein würde. Ich war meinen Eltern keine Rechenschaft schuldig, natürlich würden sie nachfragen, doch ein einziger Blick würde genügen, um ihnen meine Gefühlswelt darzulegen. Sie würden nicht fragen warum oder weshalb, sie wären einfach da, würden mich verstehen. Ohne dieses Desaster miterlebt zu haben, unvoreingenommen und unbeteiligt. Nicht wie Ino oder Naruto … oder Itachi. Und selbst wenn sie fragen würden, würde ich lieber darüber diskutieren, warum ich es ihnen nicht erzählen wollen würde, als in dieser Wohnung zu sitzen, wo mir die Decke auf den Kopf fiel.
 

Am liebsten hätte ich mir ein Haarbüschel raus gerissen, nur um auf andere Gedanken zu kommen. Zwar war ich schon immer ein emotionaler Mensch, aber so langsam überforderte mich meine Gefühlswelt komplett. Daher klang ein Tapetenwechsel für zwei Tage plötzlich gar nicht mehr so übel. Vorerst.
 

Ich ließ mein Handy in meiner Hand sinken und starrte geistesabwesend auf meinen Hintergrund, den ich noch immer nicht geändert hatte. Solche Dinge versetzten mir immer wieder einen kleinen Stich ins Herz. Dinge, wie seinen Namen in meiner Kontaktliste zu ändern, auf das nächste Lied zu springen, weil dieses mich an irgendeine x-beliebige Situation erinnerte, in der wir uns wiedergefunden hatten, ich fing sogar an zu heulen, wenn ich in die Buslinie stieg, die ich sonst immer nahm, um zu ihm zu fahren. Die banalsten Dinge, Orte oder Gegenstände brachten mich aus der Fassung und sorgten dafür, dass mir Tränen in die Augen stiegen, ließen mich fallen, immer und immer wieder. Ich presste meine Lippen aufeinander und konzentrierte mich auf meinen Atem, sperrte den Bildschirm des iPhones und lief impulsiv durch meine Wohnung, ins Schlafzimmer, um meine Reisetasche zu packen. Mein Bus würde in einer Stunde fahren, bis dahin wollte ich fertig gepackt, mich frisch gemacht und mir einen Kaffee to go besorgt haben.
 

Aber wie so häufig machte mir das Schicksal einen Strich durch die Rechnung.

Gerade als ich mit der Reisetasche zu kämpfen hatte, die nicht zugehen wollte, klingelte es an der Tür. Mein Blick fiel automatisch auf meinen Wecker, der auf dem Nachtisch neben meinem Bett stand. Wer kam bitte auf die glorreiche Idee abends um kurz nach neun bei mir vorbeizukommen? Ich schnaufte angestrengt, als ich den Reißverschluss endlich zu bekam, nahm die Tasche zur Hand und steuerte die Haustür an. In einer fließenden Bewegung stellte ich sie neben die Kommode ab und bemerkte kaum, wie meine Schritte sich beschleunigten und sich meine Gedanken plötzlich nur noch um den Störenfried handelten, der vor meiner Türe stand. Vielleicht, nur ganz vielleicht, war es ja …
 

Itachi. Etwas zu hektisch öffnete ich die Türe und der Funke Hoffnung, den ich besaß, schlug schnell in Enttäuschung um. Zwar stand da ein Uchiha, aber es war nicht Sasuke. Ich blinzelte ihn verwirrt an und versuchte mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. In diesem Augenblick passierte nichts, erst als ich ihm in die Augen sah, schluckte ich merklich. Nein, nicht schon wieder so ein Blick. Nicht noch von ihm! Ich wollte ihn nicht abwürgen, ehrlich nicht, doch der einzige Instinkt, der übrig blieb, war die Tür zu schließen und zu hoffen, dass er einfach wieder ging. Dazu setzte ich auch an: „Itachi … ich … hab's eilig.“ Sein Blick fiel stumm auf meine Reisetasche, die er problemlos aus seiner Position erspähen konnte, ich drehte mich sogar um, um seinem Blick zu folge und fühlte mich plötzlich, als müsste ich mich rechtfertigen. Zugegeben, dieses Szenario machte mit Sicherheit keinen guten Eindruck, vor allem dann nicht, wenn er von Sasuke und seinem Aufenthalt hier wusste.
 

„Wir müssen reden.“

Direkt, kurz und knapp, so offensiv, dass ich nichts als Antwort parat hatte und ihn perplex ansah. Die Bestimmtheit in seinen Worten verunsicherte mich sichtlich und ich stellte mir die Frage, was geschehen war, warum es nun Itachi war, der so spät vor meiner Haustür stand? Eigentlich wollte ich nichts lieber, als ihm schnippisch zu antworten, dass es nichts zu reden gab. Dass ich genug von Überraschungsbesuchern hatte, die meine Tagesabläufe beeinflussten oder bestimmten, ihn darauf hinweisen, dass ich auch ein Handy besaß, auf dem er mich hätte anrufen können, doch auch sein Blick sprach Bände. Auch er wollte nicht am Telefon mit mir sprechen, sondern von Angesicht zu Angesicht und in diesem Moment wusste ich nicht, ob ich das gut oder schlecht finden sollte.
 

Angestrengt fuhr ich mir durch die Haare, strich mir einige verirrte Strähnen aus der Stirn und trat wortlos zur Seite, sodass es ihm frei stand, hereinzukommen. Was auch immer nun folgen sollte, ich wollte es hinter mich bringen, wollte endlich aus dieser Wohnung verschwinden, mir meine Kopfhörer ins Ohr stecken und mir Maps von Maroon 5 so oft anhören, bis ich über mich und Sasuke hinweg war. Bis diese Trauer endlich vorüber war.
 

Itachi trat wortlos ein und als Begleiter folge ihm eine schwerwiegende Stille.

Eine, die ich in seiner Gegenwart noch niemals zuvor gespürt hatte, eine, die mich verunsicherte, mir verweigerte Luft zu holen, weil die Anspannung zu sehr auf meinen Brustkorb drückte. Und während ich die Haustür hinter mir schloss und auf seinen breiten Rücken starrte, glaubte ich zu ersticken. Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm gefangen, gespannt darauf wartend, dass aus der nächsten dunklen Ecke eine grausige Gestalt trat, um mich zu erschrecken – obwohl ich nicht fragen oder eine Konversation entstehen lassen wollte, tat ich es trotzdem:
 

„Geht es um Sasuke?“

Um wen sollte es sonst gehen? Ich war so geblendet von den Sorgen, die mich seinetwegen plagten, dass ich alle anderen Optionen bedingungslos ausschloss. Die, dass er gekommen war, um mir von Mikoto und Fugaku etwas auszurichten, die, dass ihm womöglich selbst etwas auf dem Herzen lag oder die, dass nicht Sasuke, sondern ich der Grund war, warum er nicht anrief, sondern vorbeikam.
 

Als er sich zu mir drehte und mich weiter mit diesem Blick ansah, konnte ich spüren, wie sich meine Luftröhre zuschnürte. Ich fühlte mich fast, als hätte ich irgendetwas angestellt, wollte mich beinah für die Reisetaschen und mein Verschwinden rechtfertigen, mich für mein Verhalten im Café entschuldigen, ihm erklären, dass ich nicht davonrannte, sondern nur meine Eltern besuchen wollte. Seine Antwort unterbrach meine Gedanken und entwaffnete mich förmlich:
 


 

„Ich bin nicht wegen Sasuke hier, sondern wegen dir, Sakura.“
 


 

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬

ᴛʜɪs ɪs ɢᴏɴɴᴀ ʜᴜʀᴛ ʙᴜᴛ ɪ ʙʟᴀᴍᴇ ᴍʏsᴇʟғ ғɪʀsᴛ

·ᴄᴀᴜsᴇ ɪ ɪɢɴᴏʀᴇᴅ ᴛʜᴇ ᴛʀᴜᴛʜ,

ᴅʀᴜɴᴋ ᴏғғ ᴛʜᴀᴛ ʟᴏᴠᴇ﹐ ᴍʏ ʜᴇᴀᴅ ᴜᴘ

ᴛʜᴇʀᴇ’s ɴᴏ ғᴏʀɢᴇᴛᴛɪɴɢ ʏᴏᴜ,

ʏᴏᴜ’ᴠᴇ ᴀᴡᴏᴋᴇɴ ᴍᴇ﹐ ʙᴜᴛ ʏᴏᴜ’ʀᴇ ᴄʜᴏᴋɪɴɢ ᴍᴇ

ɪ ᴡᴀs sᴏ ᴏʙsᴇssᴇᴅ, ɢᴀᴠᴇ ʏᴏᴜ ᴀʟʟ ᴏғ ᴍᴇ

ᴀɴᴅ ɴᴏᴡ ʜᴏɴᴇsᴛʟʏ﹐ ɪ ɢᴏᴛ ɴᴏᴛʜɪɴɢ ʟᴇғᴛ

ɪ ʟᴏᴠᴇᴅ ʏᴏᴜ ᴅᴀɴɢᴇʀᴏᴜsʟʏ

ᴍᴏʀᴇ ᴛʜᴀɴ ᴛʜᴇ ᴀɪʀ ᴛʜᴀᴛ ɪ ʙʀᴇᴀᴛʜᴇ,

ᴋɴᴇᴡ ᴡᴇ ᴡᴏᴜʟᴅ ᴄʀᴀsʜ ᴀᴛ ᴛʜᴇ sᴘᴇᴇᴅ ᴛʜᴀᴛ ᴡᴇ ᴡᴇʀᴇ ɢᴏɪɴɢ

ᴅɪᴅɴ’ᴛ ᴄᴀʀᴇ ɪғ ᴛʜᴇ ᴇxᴘʟᴏsɪᴏɴ ʀᴜɪɴᴇᴅ ᴍᴇ.
 

ɪɢɴᴏʀᴀɴᴄᴇ


 

ᴡᴇʟʟ,

ʏᴏᴜ ᴛʀᴇᴀᴛ ᴍᴇ ᴊᴜsᴛ ʟɪᴋᴇ ᴀɴᴏᴛʜᴇʀ sᴛʀᴀɴɢᴇʀ.

ᴡᴇʟʟ﹐ ɪᴛ·s ɴɪᴄᴇ ᴛᴏ ᴍᴇᴇᴛ ʏᴏᴜ﹐ sɪʀ.

ɪ ɢᴜᴇss ɪ·ʟʟ ɢᴏ﹐

ɪ ʙᴇsᴛ ʙᴇ ᴏɴ ᴍʏ ᴡᴀʏ ᴏᴜᴛ.

▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬▬


 

Mein Name in seinem Mund hörte sich fast schon an wie ein Stoßgebet, das er gen Himmel schickte. Ich erzitterte förmlich, konnte spüren, wie jegliche Wärme aus meinem Körper wich und wie schon am Abend zuvor appellierte meine innere Stimme an mich, sagte mir, ich sollte bloß das Weite suchen. Verschwinden und schnellstmöglich in den Bus steigen, der mich zu meinen Eltern brachte, in die schützenden Arme meiner Mutter, die mich hielten. Zu meinem Vater, der mich immerzu und bedingungslos unterstützte, egal, was ich tat.
 

Seine Worte kamen mir vor wie ein Rätsel, welches ich entschlüsseln musste, aber keine Lösung fand, dabei war es so simpel zu verstehen. Itachi war nicht gekommen, um über Sasuke zu sprechen, sondern über mich. Ich erwischte mich dabei, wie ich ihn entgeistert anstarrte, schauen musste, als würde ich seine Sprache nicht sprechen, geschweige denn sie verstehen. Mein Hirn fuhr in Wahrheit aber auf Hochtouren, versuchte die Worte auseinanderzunehmen, um ihnen irgendeinen Sinn abzugewinnen, der sich mir in keinster Weise erschloss. Hatte ich ihm irgendwelche Signale gesendet, die nach Hilferufen aussahen? War ich mittlerweile nicht perfekt darin, mir und der Welt etwas vorzuspielen? Ich begann damit an meiner Selbstreflexion zu zweifeln oder war er bloß so gut darin, aus Menschen zu lesen, aus mir zu lesen?
 

Warum über mich sprechen? Warum war er wegen mir gekommen? Obwohl sein jüngerer Bruder doch wieder wie vom Erdboden verschluckt war, ohne irgendein eindeutiges Lebenssignal, was er nicht einmal Naruto sendete? Vielleicht wusste Itachi mehr?
 

Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen, ich blinzelte, um eine klare Sicht zu bekommen, um dem Tunnelblick zu entfliehen, der sich bildete, als ich Itachi fixierte und sich meine Gedanken überschlugen. Wusste er, wo Sasuke war? Hatte er etwas von ihm gehört? Hatte er sich doch verabschiedet?
 

Der Einzige, der mir darauf eine Antwort geben konnte, stand in meinem Flur.

Ich schluckte merklich und hoffte, meine Stimme wiederzufinden, die ich bei seinem Satz irgendwo tief in mir verloren hatte. War er es, der mir Gewissheit geben würde, der mich für diesen winzigen Moment von jeglicher Sorge befreien, meine verdrängte Hoffnungsflamme auflodern lassen würde? Noch bevor mich eine lähmende Angst einnehmen und mich vom Gegenteil überzeugen konnte, stellte ich ihm die wohl elementarste Frage:
 

„Weißt du wo er ist?“
 

Und warf damit wohl alle seine Vorsätze über den Haufen. Ich war scheinbar längst nicht mehr fähig an mich zu denken. Ich dachte immer zu an Sasuke. Ständig und manchmal pausenlos, selbst jetzt noch, nachdem er gegangen war. Doch mit all den Gefühlen, den Sorgen um ihn, der Ungewissheit war ich zurück geblieben. Deshalb fiel es mir auch schwer zu akzeptieren, dass sich jemand um mich sorgte, statt um ihn. Es mochte sich komplett verrückt anhören, aber ich empfand den Gedanken als unerträglich, dass Itachi sich nicht um Sasuke kümmerte, sondern um mich. Dass er hier bei mir war und nicht bei ihm, wo auch immer er sein mochte.
 

Für einen Wimpernschlag war ich nicht mehr von seiner Perfektion geblendet, stellte ihn unter ein ganz falsches Licht, fehlinterpretierte seine Sorge komplett, sah ihn aus seinen Augen, aus Sasukes. War es das was er meinte, wenn er von Familienverrat sprach? Dieses hässliche Gefühl, das ich niemals auf Itachi produzieren wollte, fraß sich durch meine Knochen, bis hin zu meiner Magengrube, schlug um in Wut, als ich ihn dabei beobachtete wie er darüber nachdachte, was er als nächstes zu mir sagte. Das unwohle Gefühl manifestierte sich, wurde zu einem gefährlichen, brodelnden Vulkan, der drohte sogleich auszubrechen.
 

Dass es ihm womöglich ähnlich erging, war ich nicht fähig zu sehen, viel zu aufgewühlt war mein Inneres. Wäre ich fähig, in diesem Augenblick auf mich herabzusehen, hätte ich mir wohl eine ähnlich emotionale Bindung wie zu seinem Bruder gewünscht, eine die mich daran hinderte, ihn für meine und Sasukes missliche Lage verantwortlich zu machen. Eine, die mich dazu bewogen hätte, rational zu denken und seine wahren Absichten deutlich vor mir zu sehen. Das Einzige was ich in diesem Moment jedoch sah, war der ältere Bruder von meines Ex-Freundes, der sich ungefragt in Dinge einmischte, die ihn nichts, aber wirklich gar nichts angingen.
 

„Ich bin nicht gekommen, um über ihn zu sprechen“, wiederholte er seine Worte mit einer beneidenswerten Ausgeglichenheit und einer Schlagfertigkeit, die nur ein Uchiha besitzen konnte. Womöglich hätte ich ihn sogar dafür bewundert, wäre ich nicht damit beschäftigt gewesen, die unterschwellige Botschaft zu verdauen, die er mir damit mitteilte. Nun war er es der mir den Wind aus den Segel nahm, mit einer unausgesprochenen Erklärung, welche nur zwischen den Zeilen zu lesen war und mich zerschmetterte. Er verdeutlichte mir indirekt, dass es mich nichts anging, wo Sasuke war, zumindest war es genau das, was ich verstand. Vielleicht auch das, was ich hören wollte, um an irgendjemanden meinen Frust auszulassen, die angestaute Wut über mein Alleinsein, die Zweifel, ob es richtig gewesen war, ihn gehen zu lassen, anstatt weiter für ihn zu kämpfen.
 

Seit dem gestrigen Abend stellte ich mir immer wieder dieselben Fragen, auf die ich keine Antwort wusste: War es zu früh gewesen? Hatte ich überhaupt alles versucht, was in meiner Macht stand, um diese Beziehung aufrecht zu halten? War mein Kampf vorüber oder hatte ich es erst gar nicht richtig versucht?
 

Es wäre einfacher zu verstehen gewesen, hätte ich gewusst, wohin er verschwunden war. Doch Itachi verwehrte mir diese Antwort und ich ging vor lauter Zorn auf sein Ablenkungsmanöver ein, kam mir aber noch im selben Moment absolut dämlich vor. War ich wirklich so angreifbar, wenn es um Sasuke ging? Ob es ihm ähnlich erging? Ich hätte zu gerne eine Antwort darauf gehabt. Stattdessen antwortete ich mit einer Gegenfrage, auf Itachis Aussage hin:
 

„Und worüber willst du dann mit mir sprechen, wenn schon nicht über deinen Bruder?“

Tief in mir drin wusste ich die Antwort darauf, konnte sie erraten, doch ich ignorierte bewusst mein Gewissen, welches sich einen Weg in meine Gedankengänge kämpfen wollte – nein, viel zu groß war die Verlockung, jemanden, irgendjemanden für diese ganze Dramatik verantwortlich zu machen, in der ich mich gerade wortwörtlich verrannte. Leider war ich zu schwach um mich selbst zu bremsen, mich daran zu erinnern, wer dort eigentlich vor mir stand, dass dieser Mann dort niemals irgendetwas getan hatte, was Sasuke, mir oder seiner Familie hätte schaden können. Vielleicht ertrug ich diesen gutherzigen Menschen einfach nicht?
 

Ich konnte sehen, wie mein Vorwurf an ihm abprallte, wie Wasser an Fels und gleichzeitig fragte ich mich, ob er sich aus meinen Worten überhaupt etwas machte. War er zu professionell, zu unantastbar, um ihn zu reizen? War ein kleines Wortgefecht zu viel verlangt, wenn er mir schon nicht verraten würde, wohin sein Bruder verschwunden war? Warum gab er mir nicht diesen winzigen Schwächemoment und machte sich zu meiner Zielscheibe?
 

„Ich fühle mich schuldig.“

Ich konnte spüren, wie mir jegliche Gesichtsausdrücke entglitten. „Schuldig?“, wiederholte ich leise, während ich ihn ungläubig musterte, eindringlich, als könnte ich irgendeine Schuld aus seinem Gesicht oder seiner Körpersprache lesen. Aber da war nichts, was den Eindruck erweckte, als sei Itachi auch nur an irgendetwas schuld. Doch so langsam dämmerte es mir und ich war bemüht, nicht aus der Haut zu fahren, nicht so lange ich keinen Anlass dafür hatte. Ich verengte meine Augen, traute mich das erste Mal seitdem er sich in meiner Wohnung befand, direkten Blickkontakt aufzunehmen. „Weshalb schuldig?“ In meiner Stimme war ein deutlicher Nachdruck zu hören, der ihm meine Ungeduld signalisierte, er sollte endlich mit der Sprache herausrücken. Offenbar hatte ich ihn aber doch aus der Bahn geworfen, denn solch ein Verhalten war ich von keinem der Uchihas gewohnt. Sie waren immer zielgerichtet, sagten in der Regel das, was sie dachten und nahmen nur selten ein Blatt vor den Mund.
 

Aber Itachi haderte mit sich, immer wieder konnte ich beobachten, dass er es sich zweimal überlegte, wie er was zu mir sagte – wollte er mich vielleicht wirklich nicht verletzen oder hatte er tatsächlich Bedenken, ich könnte ihn anschreien? Ich besaß bei Weitem mehr Temperament als Naruto oder Ino, wenn es darum ging meine Meinung zu vertreten. Zwar schaffte ich es mich immer wieder zu zügeln, doch gerade jetzt, in diesem Moment versagte mein Verstand. Im Grunde war es nun sogar egal was folgte, ich hatte Itachi schon längst zu meinem Boxsack gekürt, auf den ich mental einschlagen würde, sobald sich die Möglichkeit dazu ergab und leider war da auch nichts, was mich davon abhalten würde. Nicht einmal mein Gewissen, auf das sonst immer Verlass war. Ich hatte beschlossen meiner ganzen Wut und dem Frust Luft zu machen und es an jemandem auszulassen, der nichts dafür konnte. Diese Entscheidung fällte ich nicht einmal bewusst, es passierte einfach so, ohne dass ich dagegen etwas unternehmen konnte. Witzig, wenn man bedachte, dass man sich sonst nur Menschen offenbarte, denen man traute.
 

„Ich habe mit Sasuke über dich gesprochen, ihm gesagt, dass ich der Meinung bin, dass ihr beide Abstand voneinander benötigt, damit euch klar wird, was ihr überhaupt wollt.“ Mein Herz setzte für einen Moment aus, ich hielt instinktiv meine Luft an, während ich vernehmen konnte, wie der Vulkan in mir explodierte. Es kostete mich einiges an Kontrolle, nicht auf ihn zuzugehen und ihn wegzustoßen, weil ich absolut keine Worte für eine Antwort fand. Das Problem war nicht einmal dass er es gewagt hatte, sich in unsere Beziehung einzumischen, sondern dass er richtig mit dem lag, was er sagte, denn Liebe war nur ein Grundstein, um uns ein gemeinsames Leben aufzubauen. Manchmal reichte dieses Gefühl alleine aus, doch in unserem Fall benötigte es offenbar mehr als das. Ob unsere Beziehung schon von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen war?
 

Ich lenkte mein Augenmerk wieder auf Itachi, um seine Reaktionen sehen zu können, die immerzu so undurchlässig waren, wie ein Milchglas. Sprach das schlechte Gewissen aus ihm? Hatte er mit dieser Schuld, wie er sie selbst nannte, nicht weiter leben können oder weshalb sagte er mir das? Ich wünschte mich an den Zeitpunkt zurück, wo ich ihm die Tür geöffnet hatte, wollte nichts lieber als sie schließen, so wie ich es zuerst vorgehabt hatte. Tat er das mit Absicht? Wollte er womöglich wirklich mein ganz persönlicher Sündenbock sein, an dem ich mich ordentlich ausließ, damit ich eine Art Befreiung verspürte, damit es mir besser ging? Oder war er womöglich nur egoistisch und wollte sich selbst erleichtert fühlen, in dem Moment als er dieses Geständnis ausgesprochen hatte? Mein Kopf fühlte sich plötzlich an, als würde er explodieren.
 

Meine Wut und auch der Frust verpufften und hinterließen ein grässliches Gefühl: Verrat. Ich fühlte mich hintergangen, so wie in dem Café, als Naruto und Itachi mir den Rücken zukehrten. Aber es gab nichts zu verraten, er war der Bruder meines Ex-Freundes, da waren keine Gefühle, keine emotionalen Bindungen, oder? Aber warum tat er mir dann trotzdem so weh? Warum fühlte es sich an, als hätte er mich in ein unsichtbares Gefängnis geschlossen und den Schlüssel weggeworfen? Er ließ mich mit diesem Geständnis alleine, ignorierte meine Frage nach Sasukes Aufenthaltsort und gab mir stattdessen wieder etwas zum Verarbeiten, etwas, was ich von ihm am allerwenigsten erwartet hätte.
 

„Du ... du...“

Mir fielen tausend Begriffe ein, Betitlungen, die mir unaufhörlich auf der Zunge brannten und denen ich den Ausgang aus meinem Mund verweigerte. Während ich auf und ab lief, hin und her, von links nach rechts, bändigte ich die aufkeimende Hysterie, die sich wie ein durchsichtiger Schleier über mein dünnes Nervenkostüm legte und fuhr mir immer wieder durch mein Haar. Ich biss mir auf die Zunge und erinnerte mich daran, dass ich ein nettes Mädchen war, ein höfliches, welches nicht wild mit Kraftausdrücken um sich schmiss. Außerdem bezweifelte ich stark, dass er mich dann noch ernst nehme würde – warum zum Teufel war mir das überhaupt so wichtig?! „Du hattest kein Recht dazu!“, stieß ich zischend aus und beendete meinen angefangenen Satz, als ich stehen geblieben war, um mich offensiv zu ihm umzudrehen und ihm zu verdeutlichen, dass ich allezeit bereit für einen Angriff war.
 

Er durfte sich nicht einmischen, aber Naruto schon? Ich zweifelte meine Worte an, noch bevor er sie richtig registrieren konnte. Strenggenommen hatte er mehr Recht darauf als Naruto, als ich, seinen jüngeren Bruder zur Vernunft zu bringen. Allerdings empfand ich den Zeitpunkt als völlig unpassend und das zeigte ich ihm auch ganz ungeniert, als sich unsere Blicke wieder trafen und ich mir beste Mühe gab, wütend, anstatt traurig oder verletzt zu wirken:
 

„Warum jetzt, Itachi? Warum nicht schon vor einem Jahr? Warum nicht schon in seiner Schulzeit? Warum schreitest du genau jetzt ein, wo dich keiner gebrauchen kann, am allerwenigsten Sasuke?!“ Es war nicht beabsichtigt, dass meine Stimmlage sich erhöhte, einige Oktaven höher sprang und doch zeigte ich so meine Verletzlichkeit. Dass auch ich ihn in diesem Augenblick nicht gebrauchen konnte, verschwieg ich bewusst, doch ich war mir sicher, er würde meine unterschwellige Zurechtweisung verstehen. Ich hatte keine Ahnung, wann ich das letzte Mal so wütend gewesen war, mein ganzer Körper bebte vor Zorn.
 

Meine Worte waren hart und trafen ihn schwerer als ich erwartete, er senkte seinen Blick, um mir nicht länger in die Augen schauen zu müssen, die ihn böswillig und vor lauter Zerrissenheit anfunkelten. Zumindest gab ich mein Bestes, ihm auch durch meine Augen zu verdeutlichen, dass er einen Schritt zu weit gegangen war, es hieß ja nicht umsonst, dass die Augen der Spiegel zur Seele waren. Meine Seele war zersplittert, aufgeteilt auf Menschen, die mir wichtig waren – bedeutete mir Itachi womöglich auch irgendetwas oder weshalb war ich so getroffen von seinem Schuldbekenntnis? Ich war versucht dieses Verhalten auf seine gesamte Familie zu projizieren, die sich immer und äußerst gern in Angelegenheiten einmischte, die sie nichts angingen. Warum sonst versuchten sie Sasuke noch immer fernzusteuern und seine Zukunft in Stein zu meißeln?
 

Ich hatte darüber hinweg gesehen, wie sie ihn behandelten, hatte auch die schönen Seiten ihres Familienlebens kennenlernen dürfen, die, in denen sie das waren, was sie sollten: Eine Familie. Keine zufällig zusammengewürfelte Ansammlung von Menschen, die blutsverwandt waren und es sich zur Lebensaufgabe gemacht hatten, die Karriereleiter so hoch wie nur möglich zu klettern. Persönliche Wünsche oder Gefühle standen ganz unten auf ihrer Prioritätenliste. Ja, das versteckte sich in Wahrheit hinter den Uchihas, der perfekten Bilderbuchfamilie, den perfekten Eltern, dem perfekten Ältesten und dem beinahe-perfekten Spross. Doch all das spielte für mich in diesem Moment absolut keine Rolle mehr, ich war nicht länger Sasuke Freundin, musste nicht mehr meinen Mund halten oder mich anpassen - und trotzdem verteidigte ich ihn noch immer, als wären wir noch ein Liebespaar, als stünde er irgendwo klammheimlich und verfolgte unser Gespräch.
 

„Du verstehst das falsch.“

So? Tat ich das? Meine Zähne knirschten ungesund, als ich meinen Kiefer vor lauter Zorn aufeinander presste und ihn unentwegt anspannte. Ich war noch immer erschüttert darüber, dass mich ein Mensch, mit dem ich nur die nötigsten Worte gewechselt hatte, so aus der Fassung brachte. Das schafften sonst nicht mal die fordernden Patienten in der Praxis, die immer unfreundlicher wurden.
 

„Dann erklär's mir!“

Ich hatte meine Arme impulsiv vor meiner dünnen Brust verschränkt und starrte ihn weiterhin an, als befänden wir uns in einem Wettbewerb. Der Verlierer sah zuerst weg und ich, ich wollte um jeden Preis gewinnen und blieb deshalb standhaft. Am liebsten hätte ich ja mit einem Fuß aufgestampft, um ihm meine Ungeduld zu demonstrieren, allerdings empfand ich das im Nachhinein als weniger erwachsen – gut, dass ich noch immer fähig war, erst zu denken und dann zu reden oder zu handeln. Zumindest wiederholte ich jene Weisheit immer und immer wieder in meinem Kopf.
 

Wäre ich nicht so überfordert mit meiner Gefühlswelt gewesen, hätte ich auch aus seiner Körpersprache lesen können, dass seine Selbstbeherrschung für wenige Sekunden in sich zusammenfiel, wie ein Kartenhaus. Er atmete tief ein und wieder aus und ich tat es ihm gleich, das hatte eine erstaunlich entspannende Wirkung auf mein angespanntes Gemüt. Mittlerweile war ich bis ins Wohnzimmer gelaufen, glaubte mit jedem Schritt etwas von der Aufgebrachtheit abschütteln zu können, tatsächlich ähnelte mein hin und her Getigertere einem Marathonlauf: Mit jedem Schritt, dem ich dem Ziel näher kam, schleuderten meine Nebennieren haufenweise Adrenalin durch meine Blutlaufbahn. Atmen, einfach nur atmen, das war der Trick.
 

„Gut, ich erkläre es dir.“

Itachi war mir gefolgt und machte den Eindruck als hätte er seine innerliche Ruhe irgendwo auf diesem Weg wiedergefunden. Er wirkte nicht mehr eingeschüchtert oder gar überfordert von meiner Reaktion oder der Gesamtsituation. Die Tiefe, die seine Stimme besaß, als er zu mir sprach, seine straffe Brust, die breiten Schultern die pure Gelassenheit ausstrahlten und seine dunklen Augen, die sich plötzlich förmlich in mein Fleisch bohrten, ließen mich glauben, er hätte das Zepter wieder an sich gerissen. Beinahe so, als wollte er mich mit seiner Ausgeglichenheit verhöhnen. Von nun an lag es an mir, ihm zuzuhören, sofern ich ihn und sein Handeln verstehen und nachvollziehen wollte.
 

Ich war mir allerdings nicht einmal sicher, ob ich das in meiner jetzigen Verfassung überhaupt konnte. Rücksicht auf ihn und seine Gefühlswelt nehmen, das Gesagte reflektieren, ihm stillschweigend zuhören und alles unkommentiert lassen – und trotzdem schloss ich meine Lippen, trommelte mit meinen Fingern einen Takt auf meinem Unterarm und wartete auf seine Erklärung.
 

„Ich weiß, dass ich in der letzten Zeit nicht den Eindruck erweckt habe, mich um ihn zu sorgen. Ich war viel zu häufig weg, als das komplette Ausmaß seiner Probleme mitzuerleben.“ Selbsteinsicht war ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung. War es nicht ironisch, dass wir plötzlich doch über Sasuke, satt über mich sprachen? Ich schwieg weiterhin, während ich unbewusst auf der Innenseite meiner Wange herumkaute. „Aber er ist mein Bruder“, führte er weiter aus und ich musste meine Zunge zügeln, seine Worte nicht vorwurfsvoll zu wiederholen. Sehr wohl, er war sein Bruder! „Er war mir nie egal und er wird es mir auch niemals sein und genau deshalb war es richtig, ihm bei dieser Entscheidung beizustehen, ihm einen Rat zu geben, um ihm so ein Bruder zu sein, den er verdient hat.“ Beinahe tat es mir leid, dass ich ihn zu dieser Rechtfertigung zwang, ich konnte fühlen wie schwer es ihm fiel, darüber zu sprechen. Aber ehe das Mitgefühl mit mir durchgehen konnte, erinnerte ich mich wieder daran, warum ich so sauer war.
 

Itachi kam einen Schritt auf mich zu, fast so, als wollte er mehr als nur die räumliche Distanz zwischen uns verringern, ich spiegelte seine Bewegungen allerdings wider und entfernte mich rückwärts von ihm. Das Letzte was ich nun gebrauchen konnte, war sein Duft, der an ihm haftete wie eine zweite Haut, jener der mich immerzu beruhigte. Denn ich wollte mich überhaupt nicht beruhigen! Mein Blut rauschte noch immer in meinen Ohren, selbst nach seiner Rechtfertigung, die noch kein Ende gefunden hatte:
 

„Ich weiß, dass mich das nichts angeht, aber ich kann sehen, wie ihr beide daran zerbrecht. Wie du daran zerbrichst, Sakura. Nicht an dieser Beziehung oder der Liebe zueinander, sondern wegen den Umständen unter denen ihr zusammengefunden habt.“ Warum machte er es mir so schwer? Warum bloß war er kein Trampeltier, welches mir ungeniert auf die Füße trat und mir so die Möglichkeit bot, aus der Haut zu fahren, mir Erlösung zu bescheren, nur für diesen kleinen Moment!? Warum verdammt noch mal, war er immer so besonnen und raffiniert?!
 

„Ah, wrong time, wrong place?“

Ich wollte überhaupt nicht so sarkastisch klingen, ich konnte nur nicht glauben, dass er tatsächlich diese Karte spielte, sie war so unfair, weil sie wahr war. Unter diesen Umständen hätten Sasuke und ich niemals glücklich werden können und insgeheim fragte ich mich, ob es überhaupt jemals möglich gewesen wäre …
 

Itachi wagte wieder einen Annäherungsversuch, den ich dieses Mal jedoch nicht kommen sah, viel zu abgelenkt war ich von seinem Satz und dem Sinn, der dahinter steckte. Erst als es zu spät war und ich ihn riechen konnte, hob ich meinen Kopf an und machte den Fehler ihm geradewegs in die Augen zu sehen, als mich sein nächster Satz eiskalt erwischte: „Ich werde mir das nicht länger mit ansehen.“ War das ein Versprechen oder eine Drohung? Bedeutete das, dass er gleichzeitig auch für mich da sein wollte und falls ja, was erhoffte er sich davon?
 

Für wenige, unbedeutende Sekunden sah ich ihn einfach nur an. Sein Blick, der immer so viel Nächstenliebe in sich trug, verlangte förmlich nach Verständnis. Verständnis, welches ich bereit war ihm zu geben, je länger ich in seine Augen sah – selbst jetzt noch, obwohl ich mir größte Mühe gab ihn anzusehen, als sei er das schlimmste Übel auf dieser Welt. Es war so als sähe er durch mich und meine Facette aus Lügen hindurch, die bislang jeden geblendet hatten, als kannte er meine wahren Beweggründe, fast so, als wüsste er, dass ich kein glimpfliches Gesprächsende wollte. Noch bevor ich mich in jenem Blick verlieren konnte, der mich bis auf meine Grundfesten analysierte, kämpfte ich mich zurück in die Realität, hatte meine Luft angehalten, war an ihm vorbei in den Flur geflüchtet und hatte meine Haustür prompt aufgerissen. Als er dann wieder in meinem Fokus stand, nachdem er mir erneut gefolgt war, setzte ich zu meinem nächsten Satz an: „Für's erste wird dir nichts Anderes übrig bleiben, denn wie du schon sagtest: Es geht dich nichts an!“ Ob ich ihn dafür büßen lassen wollte, dass er sich in meine Beziehung einmischte, mich rächen? Mit Sicherheit, warum sonst verwendete ich seine eigenen Worte gegen ihn, drehte sie ihm im Mund herum und legte sie mir zurecht.
 

Womit ich aber tatsächlich Recht behielt, war dass es ihn wirklich nichts anging.

Zumindest meine Perspektive, aber genau so wenig meine Beziehung zu seinem Bruder und umgekehrt. Es hatte ihn nicht zu kümmern, wie ich mein Leben lebte, er hatte nicht einmal das Recht mich so anzusehen, so, wie er es gerade tat. Ich wollte nicht bemitleidet werden, weder für meinen körperlichen Zustand, der für sich sprach, wie die Handgelenkknochen, die ungesund hinaus stachen, noch für meinen seelischen Schmerz! Ich wollte nur gesehen werden. Das war aber offenbar zu viel verlangt. Ich fühlte mich beinahe schon ertappt, in meiner eigenen kleinen Welt, in die er sich ungefragt Zutritt verschafft hatte – wusste er doch mehr, als ich glaubte? Oder hatte er wie alle anderen nur eine Ahnung, wie es mir erging?
 

Nachdem ich ihn vor die Tür gesetzt hatte, fühlte sich diese kleine Revanche, dieser kleine Triumph so gut an, dass ich sogar kurz mein gebrochenes Herz vergaß. Aber wie sagte man so schön:
 


 

Hochmut kam vor dem Fall.
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Das Gespräch fiel mehr ehrlich gesagt überhaupt nicht leicht,
obwohl ich mich die ganze Zeit so darauf gefreut hab óò
Ich hoffe jedenfalls, euch gefällt diese Spannung genau so gut wie mir :> Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (49)
[1] [2] [3] [4] [5]
/ 5

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Annasche
2019-12-08T20:46:19+00:00 08.12.2019 21:46
Omg... Ich liebe deine FF!
Wunderbar dramatisch, Herz zerreißend und direkt aus dem Leben gegriffen! Ich fühle so mit!
Du hast einen fantastischen Schreibstil, det einfach einlädt immer weiter zu lesen und einen nicht mehr aufhören lassen möchte!
Ich hoffe wirklich, dass du irgendwann nochmal weiter schreibst! Es wäre so schade, wenn diese tolle Story nicht beendet würde!
Ganz liebe Grüße!
Von: Chieri_Sono
2019-04-15T23:44:02+00:00 16.04.2019 01:44
Ich bin durch Zufall über die FF gestoßen und ich finde sie wahnsinnig gut.
Ich hoffe, dass du sie weiter schreiben wirst, denn ich bin wirklich gespannt, was da noch alles folgen wird.
Ich leide schon richtig mit allen mit q.q
Das braucht eine, eine Aufklärung, eine Besserung. Es muss einfach weiter gehen, bitte.
LG
Von:  jillianZ
2018-08-21T14:52:17+00:00 21.08.2018 16:52
Hey hoffe das dieses fanfic weiter geht. Ich
Mag es sehr. Liebe Grüße ❤️

Von:  MayLuSan
2018-08-14T10:42:59+00:00 14.08.2018 12:42
Klasse Schreibstil, Story gefällt mir wirklich gut! Ziemlich schwer gut geschriebene Storys zu finden aber seid gehört zu den richtig guten. Auch wie du die Songs einbaust ist klasse, vor allem die Auswahl ebenjener. Bitte unbedingt dranbleiben!!! Hab oft die Erfahrung gemacht dass die richtig guten Storys oft nicht zu Ende geschrieben werden 😥
Antwort von: littlemoony
24.08.2018 21:31
Vielen Dank für den Kommentar! ♥️
Ich hab jedenfalls nicht vor es aufzugeben :') Geht nur momentan etwas schleppender voran.
Das Privatleben ist manchmal ein Arschloch :'D
Von:  jillianZ
2018-06-27T18:43:29+00:00 27.06.2018 20:43
Ein so tolles fanfic. Hoffe es geht bald wieder weiter. Liebe Grüße ❤️
Antwort von: littlemoony
24.08.2018 21:27
Das Sommerloch hat mich irgendwie verschluckt :'D
Zuviel Arbeit, Urlaub, Krankheit und alles was man so gar nicht braucht. Die Korrektur des neuen Kapitels hab ich aber schon, ich muss es nur noch bearbeiten :') Tut mir leid falls ich euch warten lasse <3
Von:  OkamiZuiiUchiha
2018-06-12T18:26:19+00:00 12.06.2018 20:26
Ein super tolles Kapitel, das Gespräch war ja super *_*
Ich bin echt gespannt wie es weitergeht, also schreib schnell weiter ja?
Antwort von: littlemoony
16.06.2018 12:44
Ich bin dabei <3
Danke sehr!
Von:  OkamiZuiiUchiha
2018-06-11T19:40:00+00:00 11.06.2018 21:40
Wow das hört sich schon mal echt spannend an. ich bin gespannt was das für ein Fehler ist. Deine FF ist auf jeden Fall sehr packend <3
Antwort von: littlemoony
16.06.2018 12:42
Danke sehr! <3
Von:  ChiaraAyumi
2018-06-06T11:59:23+00:00 06.06.2018 13:59
Oh so viel Spannung zwischen Sakura und Itachi!
Ich finde das Gespräch und auch das gesamte Kapitel ist dir wunderbar gelungen!
Jedes Mal wieder bin ich begeistert wie gut du Sakuras Gefühlswelt darstellst.
Das ist wirklich eine großartige Begabung uns das so gut nachvollziehbar zu gestalten und selbst ein so kurzes Gespräch so intensiv zu machen.
Ich bin so gespannt wie es nun weitergehen wird!
Antwort von: littlemoony
16.06.2018 12:44
Ich bin wirklich froh das dass Kapitel doch so gut ankommt :')
Hatte mir Anfangs echt sorgen gemacht. Danke ❤️
Von:  ChiaraAyumi
2018-06-06T11:46:24+00:00 06.06.2018 13:46
Wie immer ein grandioses Kapitel! Man fühlt jede Sekunde mit Sakura mit und ich kann verstehen, dass sie vllt. einfach nicht Sasuke reden will, wenn sie schon weiß worauf es hinausläuft. Ich weiß nicht wie ich gehandelt hätte, aber ich finde es realistisch, dass man in solchen Momenten die Wahrheit nicht hören will.
Arme Sakura! Ich hoffe Itachi kann ihr jetzt helfen!
Antwort von: littlemoony
16.06.2018 12:43
Danke für die Rückmeldung ❤️
Von:  Anitasan
2018-05-17T00:47:38+00:00 17.05.2018 02:47
Ich kann mich dem vorhergehenden Kommentar nur anschließen.
Das Kapitel war sehr gut und wird Grundlage für alles weitere werden.
Denn was wird Itachi nun tun?
Ein Uchiha ist für gewöhnlich stur, also wird der Rauswurf nicht das letzte Mal werden das Sakura ihn sehen wird, mit Sicherheit sogar.
Ich bin also mehr als gespannt was im nächsten Kapitel passiert und hoffe das du es schnell online stellst.
In diesem Sinne wünsche ich dir ne tolle Zeit und bis dahin.
LG Anitasan
Antwort von: littlemoony
19.05.2018 16:25
Ja, die Grundlage :') Damit hast du wohl recht.
Ich hatte mir Anfangs zwar eine ganz andere Grundlage für die beiden gewünscht, aber wie so häufig machen die Charaktere oft was sie wollen |D Danke für deine Rückmeldung, ich freu mich darüber riesig und es bedeutet mir viel <3


Zurück