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Solange der Kaffee nach Zimt schmeckt

Steve x Wanda
von

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Solange der Kaffee nach Zimt schmeckt

Die Luft ist bitterkalt. Steve zieht den Kragen seiner gefütterten Jacke höher, als er die leere Straße überquert. Dabei bleibt sein Blick auf das kleine Diner gerichtet, welches sich zwischen einem mit Brettern vernagelten Blumenladen und einer Wäscherei, die um diese späte Uhrzeit längst geschlossen ist, befindet.

Ein Schild steht im Schaufenster der Wäscherei und die krakelige Aufschrift, die auf die Handschrift eines Kindes hinweist, bittet um Kunden, obwohl Steve weiß, dass diese nicht zunehmen werden. Nicht, nachdem Thanos die Hälfte der Menschheit gnadenlos ausgelöscht hat und alle um das Überleben und um Struktur kämpfen.

Die gesamte Straße ist verlassen. Es stehen mehr Autos herum, als Leute hier wohnen, obwohl schon Monate seit den Geschehnissen vergangen sind. Nur die Straßenlaternen erhellen die Gegend und in dem Diner vor ihm brennt Licht.

Steve hat fünf Monate und zwei Tage benötigt, um Wanda aufzuspüren, doch nun verlangsamen sich seine Schritte, bevor er den Eingang des Lokals überhaupt erreicht.

Er kann gedanklich Natashas sarkastisches Schnaufen vernehmen, begleitet von nicht weniger sarkastischen Worten: „Wie kann man eine Person aufspüren, wenn man ganz genau weiß, wo sie sich befindet, Cap?“

Genau aus diesem Grund hat Steve ihr nichts von seiner Reise nach Edinburgh erzählt, sondern sich lediglich einen kleinen Jet ausgeborgt, da die Fluggesellschaften, genauso wie der Rest der Wirtschaft und der Welt, zunächst zusammengebrochen sind.

Steve hat schon länger mit dem Gedanken gespielt nach Europe zu fliegen, doch die übrig gebliebenen Avengers haben ihre Hände vollgehabt, um das Chaos ein wenig einzudämmen. Aber es ist mehr als nur das gewesen.

Er hat schon seit Ende Juli mit Wanda sprechen wollen, seit er über Visions ausgekohltem, totem Körper gestanden hat. Direkt neben Wanda, die neben Vision betäubt auf dem Boden gekniet hat. Doch nach allem hat er kein Wort über die Lippen gebracht. Nicht nach Bucky, der sich vor seiner Nase in Asche aufgelöst hat, ohne dass er etwas dagegen hat tun können.

Was hätte er auch sagen sollen?

Sie haben Vision einfach nicht beschützen können. Sie haben versagt und diese Niederlage wiegt noch immer schwer wie Blei. Steve hat die Menschheit davor bewahren wollen, brutal und grundlos dezimiert zu werden. Aber er hat auch Vision vor seinem Ende retten wollen, hat den Bund, welches Wanda mit ihm geschlossen hat, beschützen wollen.

Nichts von alledem war ihm gelungen und nun haben sie Dezember und Steve steht an einem kalten, verschneiten Abend vor einem kleinen Diner in Edinburgh.

Durch die breiten Fensterscheiben mit ihren bunten Lichterketten kann er den breiten Tresen sehen, den riesigen Tannenbaum mit seinem Schmuck und dem Stern an der Spitze und die Tische, die in den verwinkelten Ecken stehen, von dem kaum einer besetzt ist.

An dem hintersten Tisch sitzt Wanda. Sie zieht die graue Mütze vom Kopf und fährt sich mit den beringten Fingern durch die zerzausten, rot-braunen Haare, um diese ein wenig zu glätten.

Die Glocke über der Tür läutet, als Steve eintritt.

Wanda hebt den Blick, als hätte sie ihn erwartet, obwohl das wohl kaum möglich ist. Ist sie in seinem Kopf? Auch wenn Steve es sich selten eingesteht, hat sie zumindest einen Platz in seinen Gedanken.

Trotzdem hat er die restlichen Avengers damals darum gebeten, Wanda nicht zu kontaktieren, als sie sich nur wenige Stunden nach Thanos‘ Verschwinden abgesetzt hat. Sie ist nicht die Einzige gewesen, die nach dieser Tragödie spurlos verschwunden ist. Auch Clint hat Natashas Nachrichten nicht mehr beantwortet, so dass sie für eine Weile geglaubt hat, auch er habe sich aufgelöst.

Sie alle haben Wunden, die erst einmal heilen müssen, obwohl Steve sich nicht sicher ist, ob sie überhaupt jemals heilen werden. Ob sie jemals aufhören werden zu schmerzen. Wie kann man eine solche Niederlage mit einem so großen Verlust jemals wegstecken?

Die Frage bleibt – wie unzählige Male zuvor – unbeantwortet, als Steve das ruhige Ambiente des Diners durchquert. Wandas Blick begleitet ihn.

Steve öffnet den Reißverschluss seiner Jacke, als eine plötzliche Hitze von ihm Besitz ergreift und die Kälte verscheucht, kann jedoch nicht sagen, ob diese von der Heizung im Diner oder von den unzähligen Gefühlen in Wandas tiefgeschminkten Augen ausgelöst wird. Er weiß nur, dass bunte Weihnachtsdekorationen das Innere schmücken und alles zimtartig riecht.

„Wanda...“

Etwas Weiches erhält Einzug in Wandas Gesicht und Steve setzt sich ihr gegenüber an den Tisch. Obwohl seine Gedanken so oft zu ihr wandern, hat er nie die richtigen Worte gefunden, um das Geschehene auszudrücken.

Doch Wanda kommt ihm zuvor. „Ich habe mich schon gefragt, wann jemand von den Avengers hier auftauchen wird“, sagt sie und ihr Akzent klingt schwer und verführerisch in seinen Ohren, während ihre Stimme genauso sanft und leise ist, wie Steve sie in Erinnerung hat.

„Hättest du lieber Natasha gehabt?“ Allerdings ist er sich nicht ganz sicher, ob er seine Frage ernst meint und eine ehrliche Antwort darauf hören will, oder ob er nicht einfach versucht, die Stimmung zu lockern und das Eis zu brechen.

Wanda lächelt schmal. „Spielt das jetzt noch eine Rolle?“, fragt sie, aber Steve vermutet ein Geständnis dahinter und hofft, dass er nicht zu viel in es hineininterpretiert.

Wann hat er zu hoffen begannen? Hat er vielleicht nie damit aufgehört?

Steve senkt den Blick, da sein Gedanke auch eng mit dem an Vision gebunden ist. Er stützt die Unterarme vor sich auf dem Tisch und verschränkt die Finger ineinander, während Wanda nach der Menükarte greift.

„Bist du hier, um mich zurückzuholen?“

Steve sieht auf, doch Wandas Augen ruhen auf der Karte vor ihr auf dem Tisch. Ihre Ecken befinden sich nur Zentimeter von Steves Knöcheln entfernt, ihre Hand nur eine Armlänge weit. Wanda sitzt kerzengerade auf ihrem Stuhl und selbst durch ihre graue Winterjacke kann Steve ihre angespannte Haltung erkennen.

Steve kann sich noch sehr gut an den Tag erinnern, als Wanda jemanden mit ihren Kräften in das Hochhaus geschleudert hat und die Medien sie zerfetzt haben. Er erinnert sich auch an den Moment in ihrem Zimmer, wie Wanda danach nie wieder dieselbe gewesen ist. Wie nichts danach wie vorher gewesen ist.

Manchmal wünscht sich Steve, dass er zu dieser Zeit zurückkehren könnte, um die Dinge zu verhindern oder sie wenigstens zu verbessern. Es ist ein wenig so wie früher, als er aus dem Eis geholt worden ist und er in seine Zeit, zu Peggy, hat zurückkehren wollen.

„Nicht, wenn du das nicht möchtest, Wanda“, antwortet Steve verspätet und fühlt sich auf einmal furchtbar müde. Wieso ist er überhaupt hier? Würde Wanda zurückkommen wollen, hätte sie es bereits getan und würde nicht zur Weihnachtszeit allein in diesem Diner sitzen.

„Habt ihr Thanos aufgespürt?“, fragt Wanda und klappt die Karte zu, um die Kellnerin heranzuwinken, die über ein Magazin gebeugt hinter dem Tresen raucht.

Steve seufzt. „Wir arbeiten daran.“

„Ich möchte Thanos töten, Steve“, antwortet Wanda, bevor die Kellnerin ihren Tisch erreicht und Wanda einen Kaffee bestellt. Auch Steve bestellt einen und wartet, bis die junge Angestellte sich nicht mehr in Hörweite befindet.

Er kann Wanda verstehen, aber er weiß auch, dass es damit nicht getan ist. Thanos zu töten bringt ihnen nicht die Menschen zurück, die sie verloren haben.

„Wir versuchen es rückgängig zu machen“, sagt Steve. „Es muss eine Möglichkeit geben und wir werden sie finden.“ Das sind sie den anderen schuldig.

Wanda lächelt, als erwartet sie nichts anderes von ihm als diesen blinden Optimismus. Fast so, als hofft sie wenigstens seinetwegen, dass er recht behalten wird, weil sie selbst nicht daran glauben kann. Vielleicht auch, weil sie weiß, dass es ihr nicht Vision zurückbringen wird.

Etwas zieht sich in Steves Brustkorb zusammen und er hebt die Hand, um über die Stelle zu reiben, als er Wanda betrachtet. Trotz ihrer Schminke sieht er Ringe unter ihren Augen, wenn er genauer hinschaut. Er sieht eine zurückgebliebene Traurigkeit, die sie älter wirken lässt.

„In letzter Zeit war es etwas einsam hier“, gesteht Wanda, als hätte sie seine Gedanken gelesen und sich selbst durch seine Augen gesehen. „Es ist sicher die Jahreszeit.“ Sie lächelt wieder und schüttelt kaum merklich den Kopf, als seien ihre Empfindungen absurd. Aber das sind sie nicht, denn Steve fühlt ähnlich. Das Gefühl der Einsamkeit ist es gewesen, welches ihn angetrieben hat, überhaupt hierher zu kommen.

Bevor er dies jedoch ansprechen kann, kehrt die Kellnerin zurück und stellt ihnen zwei dampfende Porzellantassen mit winterlichen Weihnachtsmotiven vor die Nase. Beide bedanken sich, bevor ein Schweigen sich zwischen ihnen ausbreitet.

Die Ehrlichkeit steckt ihm plötzlich wie ein Kloß im Hals. Steve will nicht noch zusätzlich Salz in Wandas Wunden streuen, nicht nachdem er unangemeldet hergekommen ist. Er ist in dieser Hinsicht schon egoistisch genug gewesen, denn die halbe Menschheit ist einsam und verloren. Aber sie haben auch den fünfzehnten Dezember und Weihnachten ist nur eine gute Woche entfernt.

„Magst du es hier?“, fragt er schließlich und sein Blick wandert aus dem Fenster mit seinen bunten Lichterketten, wo schon wieder Schnee fällt, nur durch die Straßenbeleuchtung in der Dunkelheit sichtbar.

„Ich habe gehofft, dass ich an Viz festhalten kann, wenn ich hierher zurückkehre“, gesteht Wanda und ihre Hände legen sich an das erhitzte Porzellan ihrer Tasse. „Aber obwohl der Schmerz in manchen Nächten furchtbar ist, weiß ich schon lange, dass ich mich nicht ewig hier verstecken kann. Dazu ist der Zorn in mir zu groß.“ Sie schaut auf, ernst und nachdenklich. „Wie Clint sagen würde, es ist Zeit, um meinen Hintern in Bewegung zu setzen.“

Steve lächelt und hebt die Tasse am Henkel, um einen Schluck heißen Kaffee zu nehmen, während Wanda ein Tütchen Zucker öffnet.

„Ich würde nicht zu viel Zucker reinschütten“, sagt Steve nach dem ersten Schluck. „Selbst der Kaffee hier schmeckt nach Zimt.“

Wanda lacht, ein leises Kichern, welches Steve eine Gänsehaut bereitet. Es ist schon Ewigkeiten her, dass er es gehört hat. „Darum komme ich hierher. Es ist das einzige Diner in der Gegend, in dem man spürt, dass bald Weihnachten ist.“

„Es ist definitiv nett hier“, antwortet Steve und sieht zu, wie Wanda trotz der Süße des Kaffees noch zusätzlich Zucker in die Tasse schüttet. Dann sehen sie einander an.

„Hast du Pläne für Weihnachten, Steve?“, fragt Wanda und trinkt ihren Kaffee.

Steve wiegt den Kopf zur Seite. „Bisher nicht.“

„Du könntest bleiben. Wenigstens über die Feiertage. Man gewöhnt sich an den Zimt im Kaffee.“

Steve lächelt. „Und danach?“, fragt er, wundert sich jedoch, ob er sich zu weit aus dem Fenster lehnt. Womöglich ist es nur die Jahreszeit, die sie mutig macht, sehnsüchtig nach etwas, was sie beide nicht richtig verstehen. Aber vielleicht ist die Frage nach dem Warum auch unwichtig. Steve ist sich nicht einmal sicher, ob er Antworten auf all seine Fragen haben möchte. Zumindest nicht jetzt.

„Danach gehen wir zurück“, sagt Wanda und ihre Stimme ist plötzlich hart und sachlich und entschlossener, als sich Steve in diesen Moment mit dem Zimtgeruch in der Nase fühlt. „Und wir werden Thanos finden. Wir werden ihn finden und die anderen zurückbringen.“

Vision erwähnt sie nicht. Genauso erwähnt sie nicht, dass dies Steves Hoffnungen sind und sie zu pessimistisch ist, um an den Erfolg dieser Mission zu glauben. Doch Steve weiß, dass sie trotzdem ihr Bestes geben und ihm den Rücken decken wird, genauso wie Steve ihr nicht im Weg stehen wird, wenn sie ihre Fähigkeiten dazu verwendet, Thanos auseinander zu reißen, sobald sie ihn gefunden haben. Er kann nur hoffen, dass dies der richtige Weg für sie alle ist.

„Darauf bin ich bereit anzustoßen“, erwidert Steve und hebt die Tasse, bis Wanda ihre sachte gegen seine stößt und sie beide an dem nach Zimt schmeckenden Kaffee nippen.

Die heiße Flüssigkeit vertreibt auch die letzte Kälte, die Steve schon zu lange mit sich herumträgt. Vielleicht ist es aber auch die Dankbarkeit in Wandas Augen oder die Zuneigung, die er aus ihrem Lächeln herauslesen kann.

Bonuskapitel

Er bricht aus dem Unterholz heraus, begleitet von dem Schmerz in seiner Seite. Sein gesamter Körper pocht und steht unter Strom, als er auf Thor zu strauchelt. Der Blick huscht von links nach rechts.

„Wo ist er hin?“, presst er rau und schwerfällig hervor.

Eine Antwort bleibt aus.

„Thor“, sagt er, eindringlicher, ungeduldiger, panischer. „Wo ist er hin?“

„Steve?“

Er wendet sich der Stimme zu, die seinen Namen ruft. Sein Blick zuckt zu Bucky, bevor er jedoch begreift, was er sieht, ist es schon geschehen, schon vorbei. Das Maschinengewehr fällt zur Erde hinab, landet im Dreck, in der Asche, die geradeeben noch sein ältester und bester Freund gewesen ist.

Betäubt stolpert er hinüber, geht in die Hocke und presst die Finger zögerlich in die kalte, leblose Asche.

Es ist vorbei.

Sie haben verloren. Sie haben alles verloren.

Thanos hat—

„Steve.“

Erneut fällt sein Name, obwohl da nur Thor mit zusammengepressten Lippen und starrem Blick vor ihm steht.

„Steve.“
 

Steve schreckt aus dem Schlaf, aus dieser scheußlichen Erinnerung. Mit einem Ruck sitzt er aufrecht und sein Atem geht stoßweise und schwer, gleichzeitig bricht aber auch eine Erleichterung über ihn hinein. Erleichterung darüber, dass der Traum vorbei ist. Dass man ihn geweckt hat, anstatt ihm weiterhin in dieser Hoffnungslosigkeit ertrinken zu lassen, die ihm selbst im wachen Zustand furchtbar vertraut ist.

Trotzdem verkrallen sich seine Finger in der dicken Decke, die sich in seinem Schoß gesammelt hat. Steve lehnt den Kopf zur Seite, um die schweißnasse Stirn an seinem nackten Oberarm abzuwischen, auf dem sich bei der Kälte im Raum eine Gänsehaut ausbreitet.

Das Zimmer liegt im Dunkeln. Es wird nur von der Straßenbeleuchtung vor dem Fenster erhellt. Ihr dumpfes Licht macht den fallenden Schnee draußen sichtbar, der friedlich vom Himmel rieselt.

Steve beobachtet die Flocken, bis sanfte Finger seine Schulter berühren und ihn daran erinnern, dass er nicht allein ist.

„Hast du wieder geträumt?“ Wandas Akzent kräuselt sich dezent um jede Silbe und ihre Stimme ist rau, aber hellwach. Sie nennt es keinen Alptraum, denn sie weiß, dass es eine Erinnerung ist. Eine, die sie selbst erlebt hat und eine, von der sie nicht träumt, weil sie zu viele Nächte schlaflos verbringt.

Steve löst die Hand aus der Decke, um stattdessen nach den sanften Fingern zu greifen und sie von seiner Schulter zu ziehen. In der Finsternis sehen ihre lackierten Fingernägel schwarz aus. Für einen Moment betrachtet Steve sie, bevor er ihre Finger zu seinen Lippen hebt und ihren Handrücken küsst.

„Die Feiertage sind vorbei“, entweicht es ihm flüsternd, da der kalte Schweiß auf der Haut ihn darauf hinweist, dass er sich nicht ewig hier in dieser Wohnung mit Wanda verstecken kann. Vergessen hat er es nicht, denn lange lässt sich dieser Gedanke nie vertreiben. Nur in der letzten Woche war es ihm gelungen, ihn ein wenig abzuschütteln.

In diesen vier Wänden muss er nicht Captain America sein. Hier ist er kein Held und hier hat er auch keine Verantwortung zu tragen, die ihm manchmal selbst für einen Supersoldaten wie ihm zu schwer vorkommt. Er muss keine unmöglichen Lösungen finden und auch nicht die Hälfte der Menschheit zurückbringen. In Wandas Armen ist er einfach nur ein Mann, der seine Trauer mit jemanden teilen und vielleicht sogar etwas Frieden finden kann.

Steve neigt den Kopf zur Seite, um nach Wandas Blick zu suchen, während er an ihren Fingern festhält.

„Der Kaffee schmeckt schon eine Weile nicht mehr nach Zimt“, stimmt Wanda leise zu.

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen. „Bist du dir ganz sicher, dass du zurückkommen möchtest?“ Zwar kann sich Steve nicht vorstellen, sich nach allem allein in den Jet zu setzen und in die Staaten zurückzufliegen, aber zwingen oder überreden möchte er Wanda nicht. War es zu spät, um noch guten Willen zu zeigen?

„Du könntest hierbleiben. Ich würde es verstehen.“

Nun entzieht Wanda ihm ihre Finger, um die Hand stattdessen an seine Wange zu legen. Sie lächelt und legt den Kopf schief, bis einige Haarsträhnen ihr über die Schulter wallen. Der schmale Träger ihres Nachthemds rutscht dabei hinab und hält sich nur wacker zwischen den Strähnen.

„So unentschlossen kenne ich dich gar nicht“, erwidert Wanda. „Dabei solltest du eigentlich wissen, dass ich nie etwas tue, was ich nicht tun möchte.“

Steve nickt nachdenklich, während Wandas Finger provokativ in seinen Nacken wandern, um ihn näher zu ziehen und ihn von dem abzulenken, was ihnen bevorsteht.

Sie hat seine Aufmerksamkeit sofort, aber Wanda hat sie auch schon vom ersten Tag gehabt. Zuerst hat er es als Beschützerinstinkt gewertet, aber vielleicht hat er seine Gefühle auch einfach nicht analysieren wollen. Nichts davon spielt nun noch eine Rolle, zumindest nicht hier in Edinburgh.

Steve dreht sich und stützt die Hand neben ihr auf der Matratze ab, als er sich über Wanda beugt, die sich nach hinten in die Kissen sinken lässt. Seine Lippen pressen sich gegen ihre, als Steve sich zwischen ihre Beine drängt, so nah an den warmen Körper unter ihm heran, wie es ihm möglich ist.

„Ich möchte hier nicht weg“, wispert Wanda gegen seinen Mund. Ihr Atem ist unregelmäßig und heiß und ihre Augen sind schwarze Gewässer, in denen zu viel schwimmt.

Steve weiß nicht, ob sie diese Stadt meint oder das, was sie beide in ihr gefunden haben. Er ist sich auch nicht sicher, ob dies einen Unterschied macht. Plötzlich will er nichts sehnlicher, als hier zu bleiben, aber der Gedanke an Natasha, die niemals die Suche nach einer Lösung aufgeben wird, ist nie fern. In dieser Hinsicht sind sie sich ähnlich, denn auch wenn Steve manchmal aufgeben möchte, kann er es einfach nicht.

Wandas Arme schlingen sich um seine Schultern, nachdem er für eine Weile einfach nur über sie gebeugt ist – nah, aber doch zu weit entfernt. Gedanken und Erinnerungen treiben ihn immer ungewollt von ihr fort, aber sie holt ihn immer zu sich zurück, als seien sie irgendwie miteinander verbunden.

„Aber ich werde dich begleiten“, redet sie weiter und das Lächeln kehrt auf ihre Lippen zurück. „Und ich werde niemand anderen mehr verlieren.“

„Wanda...“

Sie schüttelt den Kopf. „Nein, Steve“, sagt sie, als weiß sie bereits, was er sagen möchte, was er sagen muss. Aber natürlich weiß sie es, denn mit Verlust kennt sie sich aus. Sie hat ihre Eltern und ihren Bruder und den Mann, den sie liebt, verloren.

„Ich kann dich nicht auch noch verlieren“, presst sie hervor und ihre lackierten Fingernägel pressen sich für einen Augenblick fast schmerzhaft in seinen Rücken. Doch Steve spürt es kaum, da er stattdessen zu Wanda hinunterschaut, die Augenbrauen leicht zusammengezogen und der Mund halb geöffnet. Bei jedem gesprochenen Wort streifen Wandas Lippen seine.

Seit Steves Auftauchen haben sie viel geredet, viele Zärtlichkeiten miteinander ausgetauscht, aber sie haben nie über das gesprochen, was zwischen ihnen ist. Nie etwas festgelegt und Steve hat auch nie zu hoffen gewagt, dass es mehr als nur Trauer und Vertrautheit sein könnte.

„Du wirst mich nie verlieren“, sagt er schließlich, denn nichts anderes entspricht der Wahrheit. Ganz gleich, ob dies als Kamerad oder als etwas anderes galt, würde er für sie da sein, solange es ihm möglich ist.

„Du wirst niemals allein sein, Wanda“, fügt er hinzu, denn kein Mitglied der Avengers wird es jemals sein. Steve möchte an dem Glauben festhalten, dass sie einander immer unterstützen werden, auch wenn es Streitigkeiten und Auseinandersetzungen zwischen ihnen gegeben hat.

„Dasselbe gilt für dich“, antwortet Wanda und überbrückt den Abstand zwischen ihnen, um ihn zu küssen – und Steve kann sich bereits vorstellen, wie schwer es ihm fallen wird, morgen früh mit Wanda ihre Taschen zu packen und die Wohnung zu verlassen, um in die Staaten zurückzufliegen.

„Vielleicht gibt es irgendwo Kaffee mit Zimtgeschmack zu kaufen. Wir könnten uns damit für das ganze Jahr über eindecken“, meint Steve zwischen zwei Küssen.

Wanda lacht gegen seinen Mund, bis auch Steve grinsen muss.



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von:  Kerstin-san
2019-12-15T09:39:28+00:00 15.12.2019 10:39
Hallo,
 
ich mag Wanda sehr, deswegen fand ich es cool, etwas zu ihr zu lesen. Ihre Darstellung, nachdem sie bei dir Infinity War überlebt hat, fand ich sehr überzeugend. Sie trauert um Vision und kapselt sich erstmal von den anderen ab, um das alleine zu verarbeiten und obwohl man merkt, dass sie Visions Tod noch nicht überwunden hat, ist sie sich bewusst, dass sie sich nicht ewig vor der Welt verstecken kann, sondern dass es ihr eher liegt aktiv zu werden und Thanos zu verfolgen.
 
Das Steve sie aufsucht, passt auch. Von allen übrig gebliebenen Avengers kann ich ihn mir in der Rolle am besten vorstellen und ich mag, dass die eher melancholishce Story am Ende doch so eine hoffnungsvolle Wendung hinlegt. Das passt doch wunderbar zur Vorweihnachtszeit ;)
 
Liebe Grüße
Kerstin
Antwort von:  Votani
16.12.2019 01:52
Vielen Dank fuer deinen Kommentar! :D
Ich liebe Wanda total, umso mehr freue ich mich, dass noch jemand von ihr begeistert ist!


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