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Uncried Tears

von

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Verdrängte Liebe

Fast unmerklich war die Dunkelheit über Konoha hereingebrochen. Die Finsternis kroch in jede Ecke, in jeden Winkel, und bald erhellten nur noch der silbern schimmernde Mond und die Sterne rings um ihn herum das kleine Ninja-Dörfchen. Die Straßenlaternen gingen an und nur noch vereinzelt ließen sich draußen ein paar Leute blicken.
 

Sakura sah hoch zu der großen Uhr an der Wand. Sie zeigte 19.22 Uhr. Rasch senkte sie ihren Kopf wieder und schrieb weiter. Ein wenig Zeit hatte sie noch. Sie wühlte in dem Stapel beschrifteter und unbeschrifteter Blätter, die sie auf dem kleinen Tisch vor ihr ausgebreitet hatte, so dass er ziemlich überladen wirkte, und suchte nach einem Stift.
 

Sie befand sich in einem der wenigen noch stark beleuchteten Gebäude: Konohas Universität. Gerade legte sie ihr Examen ab, das sie zu einer richtigen Ärztin machen würde. Darauf hatte sie schon lange hingearbeitet. Die Praxis hatte sie bereits erfolgreich hinter sich gebracht; nun fehlte noch der theoretische Teil. Sie musste einfach bestehen!
 

Von Tsunade-sama hatte das Mädchen schon viel gelernt, schließlich war sie die beste Ärztin überhaupt. Doch das reichte nicht. Fast vier Jahre Medizinstudium waren nötig gewesen, um auch nur halb so gut zu werden wie sie und nun war Sakura siebzehn.
 

Noch einmal versuchte sie sich zu konzentrieren, doch ihre Gedanken schweiften ab. Wo Sasuke und Naruto jetzt wohl waren? – Auf einer Mission, ganz klar! Schließlich waren sie beide im Laufe der Zeit zu Jo-Nin geworden, während Sakura selbst ihre Kraft dafür gegeben hatte zu lernen und immer noch ein Chû-Nin war.
 

„Noch fünf Minuten!“, dröhnte es durch den stillen Saal und Sakura wurde nervös. Sie hatte noch nicht alles beantwortet. Die Prüfung war schwerer als sie zuvor angenommen hatte. Schnell kritzelte sie noch ein paar Sätze aufs Papier. Dann glitt auch schon eine Gestalt an ihrem Tisch vorbei und pickte die Zettel auf. Anschließend wurde die Stille vom Kratzen vieler Stühle auf dem Holzboden durchbrochen. Die Studenten erhoben sich und verließen, teilweise schon wieder munter schwatzend, den Raum. Sakura war dazu viel zu müde. Sechs Stunden hatte die Prüfung gedauert und, im Gegensatz zu anderen, hatte sie sich zwischendurch keine Pause gegönnt; wie schon beim Lernen in den letzten Wochen. In solchen Sachen war Sakura sehr verbissen.
 

Nun packte sie ihre Sachen und folgte langsam den anderen. Fast als Letzte erreichte sie das Tor zum Uni-Gelände und wandte sich schon nach rechts, um der Straße bis nach Hause zu folgen, als jemand sie einholte.
 

„Hey, Sakura!“ Sie wandte sich um.

„Ach, du bist es, Keitaro“, sagte sie und lächelte dem Jungen zu, der nun, völlig außer Atem, vor ihr stand. Keitaro war ein Chû-Nin aus Kumogakure. Nur in Konoha war es nämlich möglich Medizin zu studieren und vor allem jetzt, während der Prüfungszeit, waren viele Ninja aus anderen Reichen hier.
 

„Soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte er nun, errötete leicht und starrte auf den Boden, als Sakura seinen Blick auffing und erwiderte.

„Hmm... ja.“, gab sie als Antwort und ging schon ein Stück vor. Er folgte ihr. Ein paar Minuten schwiegen beide. Keitaro wusste nicht recht, was er sagen sollte. Schon oft hatte er sich einen Moment wie diesen ausgemalt; sich vorgestellt, was er sagen würde. Doch jetzt, wo es so weit war, fiel im nichts Gescheites ein. Schließlich ergriff er doch das Wort: „Ähm… Wie fandest du die Prüfung? Ich dachte, sie wäre leichter…“ Wieder herrschte Stille. „Äh, Sakura?“
 

Als hätte sie jemand ruckartig aus dem Schlaf gerissen, drehte sich Sakura plötzlich um. „Hast du was gesagt?“

„Naja… eigentlich -“

„Entschuldige bitte“, murmelte sie dann ohne ihn aussprechen zu lassen und sah tatsächlich so aus, als würde es ihr Leid tun, „ich bin müde und war in Gedanken. Die Prüfung war ziemlich anstrengend.“ Sie sah Keitaro in die Augen und wieder errötete er.

„Ach, schon okay.“ Er tat es mit einer Handbewegung ab, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und ging an ihr vorbei. Wieder einmal versuchte er, ihrem Blick auszuweichen. Sie lächelte sanft und folgte ihm nach ein paar Metern.
 

Dennoch dachte Sakura nach. Eben hatte sie gelogen. Es stimmte wohl, dass sie erschöpft und in Gedanken gewesen war. Doch letzteres lag sicher nicht an der Prüfung. Sie musste noch immer an Naruto und Sasuke denken. Oder vielleicht auch nur an Sasuke? Sie schüttelte den Kopf. Wieso waren ihre Gedanken nur ständig bei ihm?
 

„Sakura? Ich dachte du wohnst hier?!“ Wieder schreckte Sakura auf. Verdutzt blieb sie stehen und wandte sich um.

„Was denn?“ Dann bemerkte sie, vor welchem Haus Keitaro stehen geblieben war. Es war das, in dem sich auch ihre Wohnung befand. Sie war so vertieft in ihre Gedanken gewesen, dass sie einfach daran vorbei gelaufen sein musste. Verlegen kam sie zu Keitaro zurück und wandte sich der Tür zu, die sie kurz darauf aufschloss. Auf der Schwelle drehte sie sich noch einmal um, um sich zu verabschieden.
 

„Hast du Lust dich morgen mit mir zu treffen? Wir könnten irgendwas unternehmen…“, fragte Keitaro plötzlich vorsichtig. Sakura war überrascht. Dennoch fand sie schnell die Worte, um ihm zu antworten: „Nein, tut mir Leid. Ich… kann nicht.“

„Warum?“

„Ich- Ich hab morgen eine Mission!“
 

Schon wieder hatte sie gelogen. Am liebsten hätte sich Sakura auf die Zunge gebissen.

„Was? Gleich am ersten Tag nach der Prüfung?“, fragte Keitaro ungläubig, doch Sakura nickte.

„Vielleicht ein anderes Mal, okay?“

„Ja… okay“, antwortete er schließlich und versuchte die Enttäuschung in seiner Stimme so gut es ging zu überspielen. „Wir sehen uns. Bis dann!“ Kurz darauf war er verschwunden.
 

Mit schweren Schritten stapfte Sakura die Treppe zu ihrer Wohnung empor. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Immerhin wusste sie sehr genau, was Keitaro für sie empfand; ihre Freundinnen hatten es ihr erzählt. Doch Keitaro war immer sehr schüchtern und da Sakura eigentlich gar nichts von ihm wollte, hatte sie abgewartet, bis er den ersten Schritt machen würde, auch wenn sie immer gehofft hatte, es würde nie passieren.

Nein, Sakura wollte sich auf keine Beziehung mehr einlassen. Zumindest vorerst nicht. Ihre erste große Liebe, Sasuke, hatte ihr damals zu sehr wehgetan. Nächtelang hatte sie wach gelegen und geweint, bis sie sich entschloss, ihn ein für alle Mal zu vergessen. Und vorerst hatte das sogar geklappt: Sie kam mit vielen anderen Jungen zusammen, doch nie hatte sie dieses Gefühl, wie sie es bei Sasuke gespürt hatte, und nie hielten ihre Beziehungen lange an.
 

Sakura kam bei ihrer Wohnung an und schloss die Tür auf. Leise fiel sie hinter ihr zu und Sakura zog ihre Schuhe aus, stellte sie ordentlich in eine Ecke und betrat das Wohnzimmer. Sie machte kein Licht an. Der Schein des Mondes, der durch die große Glastür, die auf ihren Balkon führte, fiel, erhellte den Raum genug und Sakura trat näher heran, um ihn sehen zu können. Sie fühlte sich auf einmal schrecklich einsam. Wie schön wäre es doch, wenn jetzt jemand hier wäre, dachte sie, und plötzlich fiel ihr Blick auf ein Bild, das vor dem Schrank auf dem Boden lag. Es musste herunter gefallen sein. Sakura ging hin und bückte sich, um es wieder aufzuheben, als sie bemerkte, welches Bild es war: Das Foto, welches von ihr, Sasuke, Naruto und Kakashi am ersten Tag nachdem sie die Akademie bestanden hatten, gemacht worden war. Sakura hing sehr an diesem Bild, doch als sie es jetzt sah, machte es sie ein wenig traurig. Warum konnte es nicht so sein wie damals, als sie Ge-Nin wurden? Dann würde Sasuke noch unter Kakashis Obhut sein und sich jetzt, als Jo-Nin, nicht in solche Gefahr begeben.
 

Plötzlich erschrak Sakura. Sie hatte schon wieder an Sasuke gedacht! In letzter Zeit passierte das sehr häufig, obwohl sie sich doch vorgenommen hatte, ihn endlich zu vergessen. Sie hatte sich damit abgefunden, ihn nie zu bekommen. Sogar Ino hatte das! Doch die war seit einem Jahr glücklich mit Shikamaru zusammen, und wen hatte Sakura?
 

Ein paar Tropfen fielen auf das Foto, welches Sakura immer noch in den Händen hielt, und kurz darauf merkte sie, dass sie weinte. Konnte es sein, dass ihre Liebe zu Sasuke überhaupt nicht nachgelassen hatte? Vielleicht hatte sie sie ja auch die ganze Zeit nur unterdrückt und nun war es eben so weit, dass es nicht mehr ging und ihre alten Gefühle wieder hervorbrachen. Sakura konnte das selbst nicht verstehen. Schließlich hatte Sasuke sie nie besonders gut behandelt oder ihr gezeigt, dass er auch etwas für sie empfand. Im Gegenteil, er hatte ihr sogar schon mehrmals gesagt, sie würde ihn nerven.
 

Langsam erhob sich Sakura wieder, ging noch einmal zur Balkontür und zog, ohne noch einen Blick auf den Mond zu werfen, die Vorhänge der Fenster daneben zu. Anschließend betrat sie das Schlafzimmer und ließ sich aufs Bett fallen. Ein paar Minuten lang starrte sie schweigend die Decke an, doch in Wirklichkeit sah sie sie gar nicht. Sie hatte nur Sasukes Bild vor Augen. Plötzlich merkte sie, dass sie das Foto immer noch in der Hand hielt und stellte es auf ihren Nachtschrank. Dann drehte Sakura sich auf die Seite. Ein paar einsame Tränen befeuchten das Kopfkissen.
 

Eigentlich hatte Sakura noch gar nicht vorgehabt zu schlafen; sie hatte sich ja noch nicht einmal umgezogen. Außerdem fühlte sie sich hellwach und war schon der Meinung, in dieser Nacht überhaupt keinen Schlaf mehr finden zu können, als ihr vor Erschöpfung schließlich doch die Augen zufielen.
 


 

„Sakura! Sakura, mach auf! Bitte!“
 

Noch im Halbschlaf tastete Sakura nach der Bettdecke und zog sie sich bis über beide Ohren. Rief sie jemand? Oder träumte sie das nur? Wenn ja, schien es ein sehr lauter Traum zu sein, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf und mit einem Schlag war sie hellwach. Jemand stand draußen vor der Tür und hämmerte wie besessen dagegen. Sakura richtete sich auf und ihr Blick wanderte zum Fenster hinaus. Das helle Licht der aufgegangenen Sonne brannte ihr in den Augen. Sie stand auf und suchte nach etwas, das sie sich überwerfen konnte, als sie merkte, dass sie sich gar nicht umgezogen hatte und immer noch ihre Tageskleidung trug. Dann erinnerte sie sich an den gestrigen Abend und konnte gar nicht glauben, dass sie tatsächlich eingeschlafen war.
 

„Sakura!“ Wieder hörte sie jemanden nach ihr rufen.

„Sofort!“, schrie sie als Antwort zurück und rannte zu der Person, die gerade dabei war ihre Wohnungstür zu demolieren. Als sie näher kam, erkannte sie Narutos Stimme. Sie riss die Tür auf.
 

„Was ist denn los? Ich -“ Sie stockte.

„Sakura… sie haben ihn… Sie haben… Sasuke“, brachte Naruto gerade noch hervor. Dann kippte er vorne über und Sakura fing ihn auf. Blut bespritzte den Boden…

Wo ist Sasuke?

Fast zwei Stunden saß Sakura nun schon auf dem Flur des Hospitals, der Tür gegenüber, hinter die sie Naruto gebracht hatten, und sah den Ärzten nach, die hin und her und von einem Zimmer ins andere liefen. Sie war immer noch verwirrt. Warum war Naruto zu ihr und nicht gleich ins Krankenhaus gekommen? Vielleicht hatte er nicht mehr die Kraft dazu gehabt, überlegte Sakura, doch im nächsten Moment erschien es ihr unlogisch, schließlich hatte Naruto noch knapp fünf Minuten gegen ihre Tür gehämmert. Vielleicht sogar länger.
 

Außerdem beschäftigte sie sein letzter Satz: "Sie haben Sasuke." Was hatte das nur zu bedeuten? Wer hatte ihn? Sakura war beunruhigt. Irgendwas Schlimmes war passiert. Sie hoffte sehr, dass bald einer der Ärzte kommen und ihr sagen würde, was mit Naruto los war. Denn sie hatte ihn gleich ins Hospital gebracht und nicht selbst untersucht. Es schien ihr sicherer, immerhin hatte sie gerade erst ihre Prüfung zur Ärztin gemacht und wusste nicht mal, ob sie bestanden hatte.
 

"Haruno-san?" Sakura blickte auf. Einer der Ärzte stand vor ihr. Sofort schnellte sie hoch. "Was ist mit Naruto?", fragte sie hektisch.

"Alles in Ordnung.", beruhigte sie der Arzt, "Er hat viel Blut verloren. Kratzer und Schnittwunden... Die Verletzung an der Brust haben wir bereits geheilt. Vermutlich ein Schwertstich. Da muss ihm jemand ja übel mitgespielt haben..."
 

Sakura lief es eiskalt den Rücken runter. Wer hatte Naruto das angetan? Und... wie würde es erst Sasuke ergehen?
 

"Aber er ist über den Berg!", fügte der Arzt rasch hinzu als er Sakuras entsetztes Gesicht sah. Sie atmete auf.

"Kann ich zu ihm?", fragte sie ruhig. Der Arzt nickte und Sakura schob die Tür zu Narutos Zimmer auf.
 

Leise schloss sie sie wieder hinter sich und näherte sich Narutos Bett. Zuerst schien es, als würde er schlafen, doch als er sie kommen hörte, schlug er die Augen auf.

"Wie geht es dir?", fragte sie sanft und setzte sich auf den kleinen Hocker vor seinem Bett, "Was ist denn nur passiert? Wer hat das getan?" Für ein paar Minuten herrschte Stille, dann endlich antwortete er ihr: "Die Akatsuki." Sakura merkte, wie sich seine Hände zu Fäusten ballten.

"Wer- Wer oder was sind diese Akatsuki?" Ihre Stimme zitterte leicht. Sie hatte noch nie von ihnen gehört, doch sie ahnte schon, dass es nichts Gutes verhieß. Und auch, dass es etwas mit Sasuke zutun hatte!
 

Naruto ging gar nicht auf ihre Frage ein. "Sakura. Du musst sofort zu Tsunade! Beeil dich! Sag ihr, dass die Mission gescheitert ist und dass sie die Anbu losschicken soll! Das ist sehr wichtig!" Doch Sakura rührte sich nicht vom Fleck.

"Haben die ... Sasuke?", fragte sie atemlos und fürchtete sich fast schon vor seiner Antwort. Naruto schwieg.

"Bitte, geh zu Tsunade!", flüsterte er schließlich. Einen Moment lang saß Sakura noch schweigend da. Dann erhob sie sich, um den Raum zu verlassen, doch Naruto griff nach ihrer Hand. "Und... unternimm nichts auf eigene Faust! Das ist viel zu gefährlich!", fügte er leise hinzu. Sakura sah ihn nicht an, befreite ihre Hand und verließ wortlos das Zimmer.
 


 

"Ich möchte mit Tsunade-sama sprechen!"

"Das geht im Moment nicht. Sie ist beschäftigt."

"Aber es ist wichtig!"

"Tut mir Leid, ich- Hey!" Shizune musste einen Schritt zur Seite gehen um von Sakura nicht angerempelt zu werden. Nun sah sie hilflos zu, wie diese die Tür von Tsunades Büro weit aufstieß und eintrat.
 

Tsunade saß über ihre Bücher gebeugt an einem großen Schreibtisch und schien sich Notizen für irgendeine medizinische Sache zu machen. "Jetzt nicht, Shizune!", sagte sie ruppig und ohne aufzusehen, als sie die Tür aufgehen hörte.

"Tsunade-sama. Ich muss Sie sprechen." Verwundert hob sie ihren Kopf als sie erkannte, dass es nicht Shizune war, die sprach.

"Was gibt es, Sakura?", fragte sie nun und legte das Buch weg, in welchem sie eben noch gelesen hatte. Sakura trat vor.
 

"Naruto ist soeben von seiner Mission zurückgekehrt!", begann sie und klang völlig aufgelöst, "Alleine! Er bat mich, zu Ihnen zu gehen und auszurichten, dass der Auftrag fehlgeschlagen ist. Naruto ist schwer verwundet und..." Sie senkte den Kopf. Nach einer kurzen Pause fuhr sie mit bedrückter Stimme fort: "...er sagt, die Akatsuki haben Sasuke gefangen."
 

Im ersten Moment als Sakura von der Mission erzählte sah Tsunade sie ratlos an, doch nachdem sie weiter gesprochen und Sasuke und die Akatsuki erwähnt hatte, schien Tsunade zu begreifen.

Sie war aufgesprungen. Ihr Stuhl kippte um und fiel krachend zu Boden. Sakura zuckte zusammen. "Shizune! Hol die Anbu her, sofort!", rief sie und das Mädchen, welches immer noch an der Tür zu ihrem Büro stand und scheinbar genauso verwirrt über Tsunades plötzliche Reaktion war wie Sakura, antwortete nur mit einen knappen "Ja!" und verschwand. Etwas in ihrer Stimme gefiel Sakura gar nicht.

"Wer sind diese Akatsuki?", fragte sie nun vorsichtig doch Tsunade winkte ab.

"Das brauchst du nicht wissen! Du kannst jetzt wieder gehen! Danke, dass du bescheid gesagt hast."

Wieder gehen? Sakura wollte nicht so schnell aufgeben. "Was war das für eine Mission auf der Sasuke und Naruto waren?", fragte sie weiter, doch Tsunade antwortete nicht. Ein paar Minuten schwiegen sie und Sakura wollte ihre Frage schon wiederholen, als vier Gestalten im Raum erschienen, die allesamt Tiermasken trugen. -Anbu!
 

"Was gibt es, Hokage-sama?", fragte einer von ihnen und Sakura erkannte Nejis Stimme. Stimmt, er ist ja auch Jo-Nin geworden, fiel ihr wieder ein, und nun war er sogar Anführer der Anbu!
 

Tsunade stutzte kurz. Dann fragte sie: "Sind nur noch vier Anbu im Dorf?"

"Ja, alle anderen sind unterwegs!", warf Shizune ein, die nun ebenfalls wieder im Zimmer erschienen war.

"Na, ist jetzt auch egal... Ihr wisst, wo das Versteck der Akatsuki ist?" Tsunade wandte sich an die Anbu und Neji nickte, "Naruto ist soeben von dort zurückgekehrt. Ich habe keine Ahnung wie er davon wissen konnte..." Als sie diese Worte aussprach, zuckte Neji kurz und fast unmerklich zusammen. "...aber Sakura berichtete mir, er hätte gesagt, dass sich Sasuke in ihrer Gefangenschaft befindet. Überprüft das! Außerdem wissen wir nicht, ob sie Naruto auch gefangen hatten. Sollte das so gewesen sein, wisst ihr ja, was das bedeuten kann!" Sie warf ihnen einen ernsten Blick zu.
 

Sakura sah zwischen ihr und den Anbu hin und her. Sie schienen alle zu wissen, worum es ging, nur Sakura selbst verstand natürlich nichts. Ein paar Sekunden vergingen bis Neji endlich nickte.

"Wir sind schon auf dem Weg..."
 

Die vier Anbu machten schon Anstalten zu verschwinden, als sich Sakura plötzlich zu Wort meldete: "Ich möchte mitgehen!" Alle anderen starrten sie an.

"Das geht nicht, Sakura! Du bist nur ein Chû-Nin!"

"Das ist mir egal! Sasuke ist in Gefahr und-" Soeben merkte sie, was sie da überhaupt gesagt hatte. Sie fühlte wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, doch sie versuchte nicht rot zu werden. "Bitte, lasst mich mitgehen, Tsunade-sama!"

Tsunade achtete gar nicht mehr auf sie. "Geht! Los!", befahl sie den Anbu, woraufhin diese verschwanden, "Tut mir Leid, Sakura. Aber das ist zu gefährlich für dich..."
 


 

Wütend lief Sakura durch die Straßen Konohas. Wie konnte Tsunade die Anbu einfach losschicken ohne sie mitgehen zu lassen?! Was, wenn Sasuke irgendetwas Schlimmes passiert war? Sie machte sich Sorgen... Am liebsten hätte sie auf der Stelle ihre Sachen gepackt und wäre losgegangen um ihn zu suchen. Doch sie wusste ja nicht mal, wohin Tsunade die Anbu geschickt hatte. Oder vielmehr: Wo dieses Versteck der Akatsuki war.
 

Sie wurde langsamer und ihre Wut verwandelte sich in Trauer. Vielleicht würde sie Sasuke ja nie wieder sehen! Er brauchte womöglich gerade jetzt ihre Hilfe und sie wusste nicht mal, wo er war.
 

Plötzlich hielt sie inne. Hatte da nicht jemand ihren Namen gerufen? Sie blickte auf und erkannte Neji, der auf einem der Hausdächer stand und irgendwelche Handbewegungen machte. Scheinbar wollte er, dass sie zu ihm hoch kam. Nur ein paar große Sprünge und Sakura stand auch schon neben ihm.
 

"Was ist? Warum bist du noch hier?", fragte sie verwirrt.

"Sakura, hör zu... Ich werde dich mitnehmen! Aber versprich mir, dass du dich aus allem heraushältst was da passiert! Ich meine... sollten wir kämpfen müssen, zum Beispiel.", antwortete er ihr und Sakura glaubte sich verhört zu haben. Durfte Neji das überhaupt?

"Und: Tsunade darf nichts davon erfahren!", fügte er rasch hinzu.

Nein, durfte er scheinbar nicht, überlegte Sakura.

"Aber-", begann sie, doch Neji ließ sie nicht ausreden.

"Willst du nun mit, oder nicht?"

"Doch, schon..."

"Dann beeil dich!" Er sah sich um, als würde er jeden Moment befürchten Tsunade könnte auftauchen und herausfinden, was er gerade tat. Sakura nickte. "Ich hole schnell meine Sachen! Dauert nur zwei Minuten!"

"Okay, wir erwarten dich am Dorftor!", erwiderte Neji und verschwand.
 

Sakura rannte so schnell sie konnte zu ihrer Wohnung. Sie hatte nur Zeit das nötigste mitzunehmen, aber sie wusste ja auch, dass sie das wichtigste erst noch suchen musste...

Die Mission

Nach ein paar Minuten waren Sakura und die vier Anbu auch schon unterwegs durch die Wälder. Die Sonne stand hoch am Himmel und für einen, normalerweise kühlen Herbstnachmittag der dabei war, den kommenden Winter anzukündigen, war es ungewöhnlich warm. Eine erfrischende Brise raschelte durchs Laub der Bäume und spielte mit den bunten Blättern, die, einer nach dem anderen, langsam begannen abzufallen.
 

Die Anbu waren schnell. Geschickt und ohne weitere Mühen sprangen sie von Ast zu Ast; lautlos wie Schatten. Sakura merkte erst jetzt, wie deutlich die Unterschiede zwischen einem Anbu und einem Chû-Nin waren. Es fiel ihr schwer, mit Neji und dessen Kameraden mitzuhalten und es dauerte nicht lange, bis sie ein paar Meter hinter ihnen zurücklag.
 

"Alles klar? Kannst du noch?" Neji hatte sich absichtlich ein Stück zurückfallen lassen um nach Sakura zu sehen.

"Ja, kein Problem. Geht schon...", murmelte sie und wischte sich mit dem Ärmel ein paar Schweißperlen von der Stirn, "Es ist nur so warm... darum."

"Sind wir dir zu schnell?"

Sie schüttelte den Kopf.
 

"Hör mal, Neji...", begann sie und er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, was sie natürlich nicht sehen konnte, da er noch immer die Tiermaske trug, "Danke, dass du mich mitgenommen hast, obwohl Tsunade es doch verboten hatte." Neji schwieg eine kurze Weile, dann antwortete er: "Kein Problem... Ich kann gut verstehen, warum du mit wolltest... Schließlich würde ich die Person, die ich liebe, auch selbst retten wollen, anstatt anderen zu vertrauen."

Wieder schwiegen beide.

"Aha. Gibt es diese Person bei dir denn?", fragte Sakura behutsam, doch Neji antwortete nicht.
 

"Wir sollten noch vor Sonnenuntergang das Versteck der Akatsuki erreichen!", brüllte er nach vorne, damit die anderen Anbu seine Befehle verstehen konnten, "Am besten, wir greifen in der Nacht an!" Erst jetzt fielen Sakura wieder ihre ganzen Fragen über die Akatsuki und über Sasukes und Narutos Auftrag ein. Gleichzeitig beunruhigte sie, dass Neji in der Nacht angreifen wollte. Sie wusste nicht, ob sie das durchstehen würde, wo sie doch jetzt schon ziemlich fertig war und am liebsten eine Pause gemacht hätte. Sie konnte sich nicht vorstellen, das ständig machen zu müssen und warf jeden Gedanken über Bord selbst irgendwann mal Anbu zu werden.
 


 

Die Sonne war schon fast hinterm Horizont verschwunden, als sie endlich beschlossen für eine kurze Weile anzuhalten.
 

Erschöpft lies sich Sakura auf den Boden sinken und verharrte einen Moment in dieser Position um wieder nach Luft zu schnappen. So lange war sie noch nie an einem Stück unterwegs gewesen. Sie schloss die Augen. Ihr Puls raste noch immer. Was sie doch alles in Kauf nahm, nur für Sasuke... unglaublich.
 

"Hier, nimm! Du willst doch sicher was trinken." Sakura öffnete ihre Augen wieder und sah im gleichen Moment in die von Neji. Er hatte seine Maske abgenommen und war vor ihr in die Hocke gegangen. Nun hielt er ihr eine Flasche Wasser entgegen, die sie ihm dankend abnahm.
 

"Neji... ich weiß, du darfst es mir eigentlich nicht sagen, aber...", begann Sakura nach wenigen Minuten während sie ihm die leere Flasche zurückgab, "Wer sind diese Akatsuki?" Neji zögerte kurz, dann antwortete er: "Das ist eine Verbrecherorganisation..."

"Aha." Viel konnte Sakura mit dieser Aussage nicht anfangen.

"Wir haben vor ein paar Monaten herausgefunden, wo ihr Versteck liegt..." Wieder schwieg Neji. Er wusste sehr genau, dass er gerade den zweiten Fehler für diesen Tag beging. Nicht nur, dass er Sakura mitgenommen hatte... jetzt weihte er sie auch noch in eine Sache ein, die nur den Hokage und die Anbu etwas anging.
 

"Und... was hat das mit Sasuke zu tun?", fragte Sakura weiter. Neji hatte diese Frage schon befürchtet.

"Naja, er wurde halt gefangen genommen und wir müssen ihn wieder befrei-", wich er aus, doch Sakura ließ ihn nicht ausreden.

"Das weiß ich auch!", keifte sie, "Aber wenn es nur das wäre, hätte Tsunade nicht so heftig reagiert! Was steckt wirklich dahinter?"
 

Neji seufzte auf. "Also schön...", murmelte er und setzte sich neben Sakura auf den Boden, "Sasuke und Naruto waren ursprünglich gar nicht in dieser Mission eingesetzt... Eigentlich war es Sache der Anbu. Sie hatten den Auftrag das Versteck der Akatsuki zu erkunden. Wir - das heißt, ich und ein paar andere - haben es entdeckt und Tsunade-sama Bericht erstattet, woraufhin sie ein paar weitere Anbu zur besagten Stelle geschickt hatte... Das Problem war, dass Sasuke davon Wind bekommen hatte. Er war ihnen daraufhin heimlich gefolgt. Als Naruto davon hörte kam er zu mir und fragte mich nach dem Versteck der Akatsuki. -Angeblich auf Tsunades Befehl hin... Er wusste, ich würde es ihm sonst nicht sagen, schließlich war es Anbu-Sache. Aber ich beging einen Fehler und glaubte ihm. Zu der Zeit wusste ich noch nicht mal, dass Sasuke auf dem Weg zu den Akatsuki war... Naja, nachdem ich ihm das Versteck verraten hatte, brach er sofort auf und jagte Sasuke nach..."
 

Während sie zuhörte fügten sich langsam die Geschehnisse für Sakura wie ein Puzzle zusammen. Deshalb hatte Tsunade zuerst gestutzt, als sie "Naruto" und " seine Mission" erwähnte. -Wie hätte sie es auch begreifen sollen, ohne sich zu erinnern Naruto je auf eine Mission geschickt zu haben?! Sie wusste nicht davon, dass Sasuke den Anbu und Naruto im Anschluss Sasuke gefolgt war. Und Sakura war sich sicher, dass auch Neji erst in dem Moment in Tsunades Büro begriffen hatte, was geschehen war. Mit "der Mission die Gescheitert war", hatte Naruto vermutlich den Auftrag der Anbu gemeint, denen Sasuke gefolgt war. Doch eine Sache war Sakura immer noch nicht klar.
 

"Und warum reagierte Tsunade so aufgebracht?", fragte sie nach ein paar Minuten des Schweigens, "Was meinte sie mit Ihr wisst, was das bedeuten kann ?"
 

"Nun ja... das sagte sie wegen Naruto. Die Akatsuki sind - und das wissen wir schon lange - hinter Kyûbi her. Das heißt, Naruto dürfte überhaupt nicht in ihre Nähe kommen. Und er selbst weiß das auch sehr genau. Die Akatsuki könnte große Macht mit dem Fuchsungeheuer in ihm gewinnen. Allein, weil Tsunade das auch weiß hätte ich ihm nie glauben dürfen, er müsste auf ihren Befehl hin zu dem Versteck... Ich war so blöd, dass ich das nicht früher kapiert habe, was läuft."
 

Sakura schwieg einen Moment und ließ auf sich einwirken, was sie eben gehört hatte. "Und noch eine letzte Sache: Warum ist Sasuke überhaupt den Anbu gefolgt?", fragte sie schließlich und sah Neji an, der schon seit einer ganzen Weile auf den Boden starrte. "Wäre doch eigentlich auch nicht so schlimm gewesen, abgesehen von der Tatsache, dass Tsunade wollte, dass nur die Anbu sich um diese Sache kümmern."
 

"Naja...", begann Neji zu antworten und sah Sakura endlich an, "Itachi arbeitet bei den Akatsuki! Sasukes Bruder... den, den er immer schon töten wollte, seit dieser den Uchiha Clan ausgelöscht hat... Dann kannst du dir sicher denken, warum Sasuke aufgebrochen ist. Es war die Chance für seine Rache. Weißt du... Itachi ist sehr stark und wenn Sasuke ihn findet - oder Itachi ihn, sollte man wohl sagen - dann..."
 

Sakura schluckte. Die Sache war tatsächlich ernst. Was, wenn Sasuke schon gar nicht mehr am Leben war?
 

"Tsunade war so aufgebracht, weil wir jetzt nicht wissen, was passiert ist. Zum Beispiel ist es möglich, dass die Akatsuki Kyûbi schon besitzen und Naruto einfach nur haben laufen lassen! Das wäre schlecht, aber eigentlich auch unwahrscheinlich... Sie hätten ihn getötet. Wahrscheinlich ist Naruto ihnen einfach entkommen, bevor sie Kyûbi befreien konnten. Fest steht nur: Sie haben Sasuke! Tot oder noch lebendig - Keine Ahnung. Da Naruto auch ganz alleine zurückgekommen ist, nehme ich an, die Anbu, die Tsunade ursprünglich losgeschickt hatte - also denen Sasuke gefolgt war - wurden alle getötet oder gefangen genommen! Ich bin mir nicht sicher... Dafür hätten wir Naruto anhören müssen."
 

"Und warum hat man das nicht vorher getan, bevor ihr losgeschickt wurdet?", fragte Sakura aufgebracht, doch Neji schüttelte nur den Kopf.

"Nein, solange konnten wir nicht warten. Wir mussten sofort aufbrechen! Es geht um Sasukes Leben. Und deshalb bist du jawohl auch hier!"
 

Er sah ihr in die Augen und sie wandte ihren Blick traurig ab. "Das ist wahr.", murmelte sie. Sie wünschte, sie hätte Neji gar nicht nach den Akatsuki gefragt, denn nun machte sie sich nur noch mehr Sorgen. Wenn Itachi wirklich so stark war und Sasuke einen Kampf mit ihm begonnen hatte, würde er sicher nicht mehr am leben sein. Doch solange sie keine Gewissheit dafür hatte, wollte sie nicht aufgeben!
 

"Neji, lass uns weitergehen! Je schneller wir das Versteck der Akatsuki erreichen, umso wahrscheinlicher ist es, Sasuke noch lebend vorzufinden!", sagte sie plötzlich und stand auf. Neji war überrascht, nickte aber kurz darauf und erhob sich ebenfalls. Nachdem er die anderen Anbu zusammengerufen hatte, machten sie sich wieder auf den Weg.
 


 

Die Sonne war bereits untergegangen und hatte ihnen das letzte Licht genommen, was sie brauchten um sich im Wald zu Recht zu finden. Schleierwolken bedeckten den Himmel und versperrten die Sicht auf den Mond und die Sterne. Nur ab und zu drangen ein paar leichte Strahlen durch die dicht bewachsenen Wipfel der Bäume.
 

Stunde um Stunde verging in denen Sakura und die Anbu lautlos von einem Ast zum anderen sprangen und sich ihren Weg durch Zweige und Blätter bahnten. Sakura selbst hatte schon längst die Orientierung verloren und war froh mit Neji und seinen Kameraden unterwegs zu sein, die den Weg scheinbar noch immer nicht aus den Augen verloren hatten.
 

Sie warf einen kurzen Blick nach unten, doch außer tiefem Schwarz und dicken Nebelschwaden die sich am Boden bildeten, konnte sie nichts erkennen.
 

"Wie weit ist es noch?", fragte sie mit müder Stimme, doch scheinbar gerade im richtigen Moment, da Neji und die anderen anhielten.

"Wir sind da.", flüsterte er und Sakura sah auf eine kleine, versteckte Lichtung hinunter.
 

Ein einzelnes Haus war dort zu sehen, welches, umzingelt von Gräsern und hohen Bäumen, recht schäbig und verloren wirkte.

" Das ist das Versteck der Akatsuki?", fragte Sakura ungläubig, "Da können ja gerade mal zwei Personen drin leben!"

"Lass dich nicht täuschen.", murmelte Neji daraufhin, "Dies hier ist nur der Eingang! Wenn du rein gehst geht es sehr weit runter, unter die Erde..."
 

Für einen Moment verharrten sie auf den Ästen auf denen sie sich befanden und spähten in die dunkle Nacht. Dann endlich ergriff Neji wieder das Wort: "Okay, wir gehen da jetzt rein und holen Sasuke! Sakura, du bleibst besser hier und wartest. Es dauert auch nicht lange."
 

Die anderen Anbu sprangen, auf seinen Befehl hin, von ihren Ästen runter und landeten ein paar Meter vor der Hütte um auf ihren Anführer zu warten. Neji wollte ihnen gerade folgen, als Sakura ihn am Arm packte und aufhielt.
 

"Nein! Kommt gar nicht in Frage! Jetzt bin ich schon bis hierher mitgekommen, jetzt gehe ich da auch rein!", rief sie wütend. Neji zischte mit zusammengebissenen Zähnen.

"Sakura, spinnst du? Wenn sie uns hören...", flüsterte er.

"Das ist mir egal!"

"Sakura, leise. Bitte..."

"Ich komme mit!"

Verzweifelt warf Neji seinen Kameraden am Boden einen flüchtigen Blick zu, doch diese zuckten nur mit den Schultern. Neji stöhnte leise.

"Also... okay." Sakura wollte Neji gerade umarmen und laut aufjubeln, als dieser ihr einen warnenden Blick zuwarf, woraufhin sie ihre Hände vor den Mund presste.

"'tschuldige.", murmelte sie und folgte ihm zu den anderen nach unten.
 

Vor der Hütte setzte Neji seine Tiermaske wieder auf und zog sein Schwert aus der Scheide. "Alles klar?", fragte er in die Runde und nahm das Schweigen als "Ja" auf. Dann begaben sie sich durch den türlosen Eingang des steinernen Hauses.
 

Drinnen war es dunkel und feucht. Sakura und die anderen folgten Neji eine lange Wendeltreppe hinunter, die nach einiger Zeit von vereinzelten Fackeln an den Wänden des Ganges erhellt wurde.
 

Warum gibt es hier keine Wachen? Wir konnten den Eingang so leicht passieren... zu leicht, überlegte Sakura und ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus. -Vielleicht war es aber auch einfach nur der Hunger, der ihr zu schaffen machte. Die Müdigkeit, die sie vor ein paar Stunden noch hartnäckig bekämpfen musste, hatte jedoch vollkommen von ihr gelassen und tapfer stieg sie weiter die vielen Stufen hinunter, von denen sie nicht wusste, wohin sie sie führen würden.
 

Fast fünf Minuten, die Sakura wie eine Ewigkeit vorkamen, dauerte es, bis der Gang endlich sein Ende zu nehmen schien. Wieder traten sie durch einen türlosen Eingang und befanden sich wieder draußen vor der Hütte.
 

"Was soll das denn?", fragte Sakura verwirrt und drehte sich nach hinten um. Die Treppe von der sie gekommen waren führte wieder nach unten.

"Eine Genjutsu...", murmelte Neji und grinste fast schon wieder überlegen, "Wir sind reingefallen. Sie wissen, dass wir da sind." Langsam drehte er sich um und blickte zum Eingang des Hauses. Sakura und die anderen, die näher an der Öffnung standen, sprangen ein paar Meter zurück und warteten ab.
 

Dann endlich waren die Umrisse einer Person zu erkennen, die langsam aus dem Inneren des Hauses nach draußen in den hellen Mondschein trat. Rote Augen glühten durch die Nacht.
 

Sakuras Augen weiteten sich. "Sasuke...?" Ihre Stimme zitterte...

Sasuke und Itachi

Langsamen Schrittes trat die Person hinaus ins Freie. Die Zeit schien still zu stehen und Sakura hielt den Atem an. Diese roten Augen... waren es Sasukes Augen? Sein Sharingan?
 

Das fahle Mondlicht schien auf die große Gestalt hinunter. Ein sanfter Windhauch umspielte die feinen Gräser zu seinen Füßen und ließ seinen langen, schwarzen Mantel in der kühlen Brise umherflattern. Seine dunklen Haare fielen ihm in langen Strähnen ins Gesicht und als er den Kopf hob, strich er sie sich mit einer schnellen Handbewegung zur Seite.
 

Die roten Augen waren direkt auf Sakura gerichtet, der sie einen kalten Schauer über den Rücken jagten, als diese das Gesicht des Mannes erkannte. Nein, das war nicht Sasuke.
 

"Itachi...", flüsterte Neji leise und ein Anflug von Wut lag in seiner Stimme, "Was hast du mit Sasuke gemacht?" Einen Moment war die Luft von tiefem Schweigen erfüllt bis Nejis Gegenüber endlichen seinen Mund öffnete.

"Sasuke", sprach er leise, "gibt es nicht mehr."
 

Es war, als hätte Sakura von einer Sekunde auf die andere einen elektrischen Schlag bekommen, der all ihre Sinne betäubte; sie nichts mehr denken oder fühlen ließ. Was sollte das heißen? Sasuke gab es nicht mehr? Was meinte er damit? War er... tot?! Nein, daran wollte sie nicht einmal denken.
 

Sie schüttelte sacht den Kopf. Nein, Sasuke lebt, ganz sicher, dachte sie bestimmend, realisierte im selben Moment jedoch, dass es wohl nicht mehr so war. Was sonst, würde Itachi mit diesem Satz meinen...
 

"Du hast ihn... getötet...?", flüsterte sie und es klang mehr nach einer Feststellung, als einer Frage. Tränen benetzten ihr Gesicht; fielen auf ihre Kleidung und hinterließen dunkle Flecken auf ihr. "Warum..." Ihre Stimme bebte. "WARUM?"
 

Noch bevor Itachi eine Möglichkeit hatte zu antworten, hatte Sakura einen Kunai aus der Tasche gezogen und war auf ihn zugestützt. Nejis Rufe, sie solle stehen bleiben, hörte sie bereits nicht mehr. Das Blut rauschte ihr in den Ohren.
 

Itachi stand ganz still, während sie sich ihm mit der Waffe näherte. Langsam schloss er die Augen. Sie war schon fast bei ihm, hob ihr dolchähnliches Werkzeug um es ihm durch das Herz zu rammen, welches er ihr bereits zerbrochen hatte, als er seine Augen wieder öffnete.
 

Mitten im Lauf stoppte Sakura. Alles um sie herum wurde schwarz und plötzlich schwebte sie inmitten einem Meer aus tiefster Dunkelheit, welches sich nicht nur um ihren Körper, sondern auch um ihre Seele schloss. Einsamkeit überkam sie. Sie sah sich um. Nichts war zu erkennen. Sie begann in Gedanken Sasukes Namen zu rufen. Doch dieser hallte ihr nur wie ein Echo aus den tiefen Gründen einer dunklen Schlucht entgegen.
 

Es wurde plötzlich sehr kalt und Sakura begann zu zittern. Ihre Arme fest um den Körper geschlungen, wagte sie ein paar Schritte vorwärts. War da nicht eben irgendwo ein Licht gewesen? Ja... In einem fahlen Lichtschein erblickte sie die Umrisse einiger Personen und als sie näher kam, konnte sie Sasuke, Naruto und Kakashi, die mit dem Rücken zu ihr standen, erkennen.
 

Sie rief laut ihre Namen und begann zu rennen, doch je weiter sie zu den dreien vordrang, umso weiter schienen sie sich zu entfernen. Schließlich stoppte Sakura. Es hatte keinen Sinn. Niemand hörte sie, niemand drehte sich zu ihr um... Sie war ganz allein.
 

Wie in Zeitlupe sank sie auf den Boden und blieb dort sitzen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Was sollte sie jetzt tun? Wo war sie überhaupt?
 

Plötzlich hob sie ihren Kopf. Ein blutroter Mond stand an dem ebenso roten Himmel, der die Umgebung in sein Licht tauchte. Der Mann, der vor Sakura stand und dessen Silhouette sich gegen ihn abzeichnete, setzte der unheimlichen Atmosphäre die Krone auf. -Es war Itachi.
 

Langsam beugte er sich zu ihr runter und näherte sich ihrem Gesicht. Am liebsten wäre Sakura aufgesprungen und weggerannt, doch ihre Glieder ließen sich nicht mehr bewegen. Zitternd saß sie da und blickte in Itachis, normalerweise tiefschwarze, Augen, in denen nun sein Sharingan leuchtete.
 

"Was ist? Warum zitterst du denn?", hörte sie eine leise Stimme in ihr Ohr flüstern, "Hast du etwa Angst?" Sakura antwortete nicht. Ihre Augen blickten starr an Itachi vorbei, zu der Szene, die sich hinter ihm abspielte und in der sie Sasuke beobachten konnte, der von seinem großen Bruder gequält wurde.
 

Tränen rannen über ihre Wangen und Itachis Lippen verzogen sich zu einem hämischen Grinsen. "Willst du ihm nicht helfen?", flüsterte er wieder in ihr Ohr und stand kurz darauf auf, um seinem zweiten Ich zu helfen, Sasuke immer wieder und immer mehr Schmerzen zuzufügen.
 

Wieder verspürte Sakura das Verlangen aufzuspringen, doch wieder konnte sie sich nicht bewegen.

"Nein... hör... hör bitte auf...", nuschelte sie und merkte im gleichen Moment, ihre Stimme wieder gefunden zu haben. "HÖR AUF!", schrie sie nun, doch Itachi nahm keine Notiz von ihr.
 

"72 Stunden...", sagte er schließlich mit ruhiger Stimme und ohne Sakura anzusehen, "Was meinst du, wie lange du das aushältst?"
 


 

"Sakura! Wach auf!" Nejis verzweifelte Stimme hörte sich an, als käme sie wie aus weiter ferne; undeutlich und erstickt, wurde dann aber mit der Zeit immer lauter und dröhnte Sakura schließlich schon fast in den Ohren. Warum brüllte er sie denn nur an? Sacht öffnete sie ihre Augen und erblickte die Tiermaske, die Neji vor dem Gesicht trug.
 

Es war also vorbei. 72 Stunden lang hatte Itachi sie mit seinem Sharingan in seiner Welt festgehalten und ihr das vor Augen geführt, was sie am meisten schmerzte. -Sie psychisch an den Rand der Verzweiflung getrieben. Doch die 72 Stunden hatten nur drei Sekunden in der normalen Welt gedauert. Dann war Sakura zusammengebrochen und für einen kurzen Moment weggetreten.
 

Noch ganz benommen richtete sie ihren Oberkörper auf. Neji hatte sich über sie gebeugt. "Alles in Ordnung?", fragte er sanft und Sakura nickte, auch wenn es nicht ganz stimmte.
 

Itachis Augen hatten sich wieder schwarz gefärbt. Er stand in einigen Metern Abstand zu den beiden.
 

"Du Bastard...", flüsterte Sakura und konnte den Zorn in ihrer Stimme nicht unterrücken. Im gleichen Moment spürte sie, wie Neji sie losließ und sich aufrichtete. Ein paar Minuten starrten er und Itachi sich an. Die Spannung, die in der Luft lag, war förmlich zu spüren. Dann griff Neji nach seinem Schwert.
 

"Du bist das letzte, Itachi! Tsukuyomi bei einem Mädchen zu benutzen...", knurrte er, doch sein Gegenüber zeigte keinerlei Reaktion, was Neji nur noch wütender machte, "Na warte..."
 

Noch bevor Sakura verstand was überhaupt vor sich ging, war Neji losgerannt und hatte sich in einen heißen Kampf mit seinem Widersacher verwickelt, bei dem von Anfang an klar wurde, dass ihn wirklich nur einer lebend überstehen konnte.
 

Itachi war ein guter Kämpfer, dagegen war nichts zu sagen. Doch auch Neji war im Laufe der Jahre über sich hinaus gewachsen und hatte seine Techniken erneuert und ausgebessert. Nicht umsonst war Anführer der Anbu geworden.
 

"Er ist wirklich ein Genie...", flüsterte Sakura, die gespannt den Kampf verfolgte. Dass die anderen Anbu, die sie begleitet hatten, plötzlich neben ihr aufgetaucht waren, bemerkte sie erst als ihr einer von ihnen die Hand entgegenstreckte um sie aufzuziehen, welche sie dankend entgegennahm.
 

Immer noch unentwegt Itachis und Nejis Kampf beobachtend, bemerkte sie plötzlich aus den Augenwinkeln eine Gestalt, die aus dem Eingang des kleinen Hauses trat, aus dem zuvor Itachi gekommen war.
 

"Das... gibt es doch nicht!", rief sie vollkommen aufgelöst, als sie den Jungen erkannte, auf dessen Kleidung nun das Mondlicht schimmerte. Sakura konnte es nicht glauben... Sie verstand nicht warum... Aber er war da! Er war wirklich da.

Sein rabenschwarzes Haar wehte leicht im Wind. Die frische Brise ließ die Blätter, die sich von den Zweigen der umstehenden Bäume gelöst hatten, vor seinem Gesicht tanzen und einzig sein Sharingan leuchtete so hell durch die Nacht, wie der Mond am mittlerweile sternenklaren Himmel.
 

"Sasuke..." In Sakuras Augen glitzerten Tränen. "Du lebst... du lebst." Für einen kurzen Moment stand sie schweigend da, dann plötzlich, rannte sie los. "SASUKE!"
 

Jemand packte sie von hinten und versuchte sie festzuhalten.

"Warte! Da stimmt was nicht!", hörte sie eine Stimme sagen. -Es war einer der Anbu. Doch Sakura ließ sich jetzt nicht aufhalten. Sie riss sich los und stürzte auf Sasuke zu, der bewegungslos an dem Hütteneingang stand und Sakura nicht eines Blickes würdigte.
 

"Sasuke! Ich bin so froh..." Doch mitten im Lauf wurde sie auf einmal langsamer. Irgendetwas war tatsächlich anders an ihm: Er stand absolut regungslos da; teilnahmslos und abwesend als würde ihn nichts was um ihn herum passierte wirklich erreichen. Auch sein Chakra hatte sich grundlegend verändert.
 

"Alles in Ordnung?", fragte sie nun behutsam und ging langsam auf ihn zu. Noch immer nahm er keine Notiz von ihr. Schließlich folgte sie seinem Blick und bemerkte, dass seine Augen auf Nejis und Itachis Kampf ruhten. "Sasuke..."
 

Es passierte so plötzlich, dass Sakura überhaupt nicht wusste, wie ihr geschah: Für den Bruchteil einer Sekunde sah Sasuke sie mit seinem Sharingan an und ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken, dann holte er mit der Hand zum Schlag aus und im nächsten Moment lag Sakura auch schon vor ihm auf dem Boden.
 

Sie war zu geschockt um etwas zu unternehmen. Wie in Zeitlupe hob sie ihre Hand um das warme, was ihr von der Stirn aus über die Wange lief, zu ertasten. Es war Blut.
 

"Sasuke, warum?", flüsterte sie verwirrt, doch erhielt keine Antwort. Sasuke hatte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Bruder gewidmet, der nun langsamen Schrittes auf die beiden zukam. Das erste, was Sakura durch den Kopf schoss, als sie ihn sah, war Neji. Sie begann die Gegend mit den Augen abzusuchen und erblickte ihn ein paar Meter weiter weg von ihr auf dem Boden liegend. War er tot?
 

"Er wird dich nicht mehr erkennen! Ich habe dir doch gesagt: Sasuke gibt es nicht mehr. ", hörte sie plötzlich Itachi sagen und bemerkte als sie aufsah, dass er nun mittlerweile vor ihr stand. Sakura sprang auf die Beine und wich ein paar Meter vor ihm zurück.

"Du Monster! Was hast du mit Sasuke gemacht?", brüllte sie ihn an und zückte ihren Kunai. Über Itachis Lippen huschte ein sachtes Grinsen.
 

"Siehst du das nicht?", fragte er fast spöttisch, "Mein dummer, kleiner Bruder hat mich zum Kampf herausgefordert... und ich habe ihn besiegt. Jetzt hört er nur noch auf mich. Es ist ein Fluch, den man nicht so einfach brechen kann... Nachdem ich ihn ihm auferlegt hatte, haben wir gemeinsam Naruto erledigt, der kurz darauf hier aufgetaucht war, doch als ich das Siegel des Fuchsungeheuers brechen wollte, hat Sasuke ihn entkommen lassen. Vermutlich war mein Fluch zu dem Zeitpunkt noch nicht stark genug."
 

Sakura wusste nicht, ob sie wütend oder erleichtert sein sollte: Itachi hatte Sasuke unter Kontrolle und ihm sogar befohlen Naruto anzugreifen... andererseits hatte er Kyûbi nicht bekommen! Und das war auch etwas wert...
 

"Was bringt dir das, wenn du Sasuke auf deiner Seite hast?", fragte sie mit zittriger Stimme.

"Eine Menge...", antwortete Itachi leise, "Die Akatsuki kann ihn jetzt als Spion benutzen. Er kann helfen, Konoha zu vernichten!"
 

"Das würde er nie tun...", entgegnete Sakura wütend, doch Itachi lachte leise auf.

"Nein, nicht? Nun ja, vielleicht hast du Recht; der alte Sasuke hätte es wohl nicht getan... Aber sieh' es endlich ein: Der Sasuke, den du kennst, lebt nicht mehr! Mein kleiner Bruder ist nun zu meinem Untergebenen geworden. Er hört nur auf meine Befehle... Und soll ich dir was sagen? Er tut es sogar freiwillig! Denn wenn es einer schaffen würde, den Fluch zu brechen, wäre er es selbst. Doch er versucht es nicht mal! Und warum? Weil er weiß, dass ich ihm Macht gebe, dass er stärker ist, wenn er an meiner Seite kämpft..."
 

"Du lügst!", schrie Sakura ihn urplötzlich an. Zornesröte stieg ihr ins Gesicht, "Er hat dich immer gehasst, für das, was du getan hast! Da würde er sich dir jetzt doch nicht einfach so anschließen..."

Itachi schwieg. "Schade...", murmelte er schließlich und hob langsam sein Schwert, "dass ich dich nicht mehr vom Gegenteil überzeugen werden kann." Dann griff er an.
 

Reflexartig schob Sakura den Kunai, den sie noch immer in der rechten Hand hielt, vor ihren Körper um den Schwerthieb abzuwehren, auch wenn sie wusste, dass es gegen seine große Klinge nichts nützen würde. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie Sasuke, wie er die anderen Anbu davon abhielt ihr zu helfen. -Und sie einen nach dem anderen umbrachte.
 

Es blieb ihr kaum Zeit, weiter darüber nachzudenken, als sie plötzlich jemanden vor sich auftauchen sah. Schwerter prallten aneinander und ließen Funken in alle Richtungen stoben. Leicht keuchend bäumte sich die Gestalt vor Sakura auf. Ein leichtes Zittern ging durch ihren Körper, während sie ihr ganzes Gewicht hinter ihr Schwert legte um Itachis Angriff standzuhalten.
 

"Neji!" Verwundert sah Sakura ihrem Beschützer nach, der nun versuchte Itachi von ihr weg zu treiben.

"Sakura, hau ab! Lauf ins Dorf und warne die anderen!", brüllte er ihr zu, doch Sakura stand wie versteinert. Sie war viel zu durcheinander, als dass sie irgendeinen Entschluss hätte fassen können.
 

Ihre Augen wanderten wieder zu Sasuke, der sich gerade spielerisch mit dem letzten Anbu-Mitglied beschäftigte und seinen langsamen, qualvollen Tod genoss. Wie konnte das alles nur so weit kommen?! Das war doch nicht mehr ihr Sasuke! Was hatte Itachi nur aus ihm gemacht...
 

Gerade hob er sein wehrloses Opfer hoch um ihm endlich den Gnadenstoß zu geben, als Sakura auf ihn zu gerannt kam und seine Hand festhielt.

"Nein Sasuke! Das darfst du nicht tun!" Wie in Zeitlupe drehte er ihr das Gesicht zu, ihre Blicke trafen sich und seine kalten Augen starrten sie voller Abscheu an. -Doch sie hielt dem stand. Endlos lange schienen sie in dieser Position zu verweilen, dann öffnete Sakura ihren Mund. "Warum, Sasuke?", flüsterte sie, "Warum gibst du dich dem hin? Willst du das wirklich?"
 

Ihre Gesichter näherten sich einander. "Erkennst du mich denn nicht mehr...?" Ohne, dass Sakura noch ein weiteres Wort sagen konnte, ließ Sasuke den Anbu los, der dumpf auf dem Boden aufschlug und verschloss ihre Lippen mit den seinen. Sakura wurde heiß und kalt. Sie spürte, wie ihr Gesicht begann zu glühen und auch auf Sasukes Wangen schien die gleiche Wärme zu liegen. Verzweifelt versuchte sie ihren Herzschlag zu beruhigen, doch es gelang ihr nicht. Der Kuss schien endlos anzuhalten.
 

Dann zerriss ein Schrei die kühle Nachtluft und jagte Sakura einen Schauer nach dem nächsten über den Rücken. Sie löste sich von Sasuke und blickte wie erstarrt sie zu der Stelle, an der sich eine riesige Blutlache weit über den Boden ausbreitete und die Gräser dunkelrot färbte. Neji brach zusammen. Er war tot...

Entscheidung

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Sakura auf den leblosen Körper zu Itachis Füßen und beobachtete diesen, wie er sich zu der Leiche hinunterbeugte und das Schwert aus ihrer Brust zog, woraufhin sich ein weiterer Schwall Blut über den Boden ergoss.
 

Sakura erschauderte. Wie konnte das sein? Er hatte Neji getötet... Neji, der einer der besten Ninja ihres Dorfes war; einfach so, ohne jegliche Anstrengung.
 

Er wird mich töten... Er macht kurzen Prozess mit mir, schoss es ihr verzweifelt durch den Kopf. Er ist so unglaublich stark.
 

Erst als sie ein leises Stöhnen dicht neben ihrem Ohr vernahm, wandte sie ihren Blick von dem grausamen Schauspiel, was sich ihr eben geboten hatte, ab und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder Sasuke. Dieser hatte beide Hände erhoben und sie sich an den Kopf gelegt. Sein Körper erzitterte und Sakura konnte trotz der Dunkelheit sein schmerzverzerrtes Gesicht erkennen.
 

"Sasuke! Was ist mit dir?", rief sie entsetzt und konnte ihn gerade noch rechtzeitig halten als seine Beine drohten nachzugeben. Langsam ließ sie sich mit ihm zu Boden gleiten. "Sasuke!" Von Krämpfen geschüttelt schien er völlig in sich zusammen zu sinken und Sakura platzierte seinen Kopf so, dass er auf ihren Knien lag. Vorsichtig fuhr sie ihm mit der Hand durchs Haar. "Was hast du denn?", flüsterte sie verzweifelt und sah erst auf, als sie Schritte näher kommen hörte.
 

Auf Itachis Gesicht lag keinerlei Ausdruck und nur an seinen Augen erkannte Sakura, dass er genauso verwirrt war wie sie. Er wusste also genauso wenig, was mit Sasuke vorging. Ein beunruhigendes Gefühl breitete sich in ihr aus.
 

Kalter Schweiß benetzte Sasukes Gesicht und er hob, fast wie in Trance, seinen Arm und ergriff Sakuras Hand, deren Herz schlagartig begann in doppelter Geschwindigkeit zu pulsieren. Er keuchte leise und drückte so fest zu, dass ihre Finger fast taub wurden.
 

Sakuras Augen füllten sich mit Tränen. Sie konnte es nicht mit ansehen, wie Sasuke sich quälte. Sie wollte ihm helfen! -Doch sie wusste nicht wie. Der Gedanke, dass sie Medizin studiert hatte, kam ihr gar nicht in den Sinn. In ihrem Kopf schien nur eine große Leere zu existieren.
 

"Sasuke... bleib ganz ruhig.", flüsterte sie mit zittriger Stimme als er erneut begann sich in den Krämpfen zu winden und strich ihm sanft übers Haar, als ihn plötzlich ein dunkler Dampf zu umgeben schien. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück. "Was ist das?"
 

Genau in diesem Moment begriff Itachi was mit seinem kleinen Bruder vorging. Der Fluch würde sich lösen. Der Fluch, den er ihm auferlegt hatte; ihn zu seinem Untergebenen machte. Doch warum? Das durfte und konnte auch gar nicht geschehen!
 

Sakura nahm schon längst keine Notiz mehr von ihm. Verzweifelt versuchte sie Sasuke zu beruhigen, dessen Schmerzensschreie, die in dem düsteren Wald widerhallten, das einzige waren, was man hörte.
 

"Er kämpft noch dagegen an.", flüsterte Itachi mehr zu sich selbst, "Aber er wird es schaffen. Er wird den Fluch brechen, das ist bereits entschieden." Langsam drehte er sich um und ging auf den Wald zu. Sasukes Schreie wurden immer leiser und schwächer, bis sie schließlich erstarben und er erschöpft und schwer atmend auf Sakuras Schoß liegen blieb.
 

"Wo- Wo willst du hin? Was ist mit Sasuke? Was hast du getan?", schrie Sakura Itachi hinterher und bereute es schon fast wieder diesen am Gehen gehindert zu haben, als er sich noch einmal zu ihr umdrehte.

"Ich habe keine Verwendung mehr für ihn. Aber sei unbesorgt. -Wir werden Konoha auch ohne seine Hilfe zu Fall bringen." Ein leichtes Grinsen kräuselte seine Lippen, dann wandte er sich erneut zum Gehen und nach ein paar Minuten war sein wehender Mantel zwischen den Bäumen, in der Dunkelheit verschwunden.
 

Ein unheimlicher Typ, dachte Sakura bei sich und strich über Sasukes zitternden Körper, er hätte uns eben töten können. Warum hat er es nicht getan?
 

"Sa-ku-ra..." Verwirrt senkte sie ihren Blick und sah zu Sasuke, der sich nun langsam und schwerfällig von ihr erhob. Der Rauch, der sie beide eben noch umhüllt hatte, war verschwunden und außer dem heftigen Zittern, von welchem Sasuke noch immer geschüttelt wurde, schien ihm nichts zu fehlen. Aus seinem Gesicht war jegliche Farbe gewichen und noch immer leise keuchend, suchte er Sakuras Blick.
 

"Was... ist passiert? Wo ist Itachi?"

Im ersten Moment schwieg Sakura. Es war zu schwierig alles zu erklären, zumal sie es selbst noch gar nicht alles verarbeitet hatte. Schließlich senkte sie den Kopf und sagte leise: "Er ist gegangen. Er ist auf dem Weg nach Konoha... die Akatsuki wollen es dem Erdboden gleich machen."
 

Am liebsten wäre Sasuke sofort aufgesprungen und ihm hinterher gerannt, doch nach einem kläglich scheiternden Versuch auf die Beine zu kommen, merkte er, dass seine Verfassung es ihm nicht erlaubte irgendwas großartiges zu unternehmen. Erschöpft ließ er sich zurücksinken.

"Ich erinnere mich an gar nichts mehr.", flüsterte er und strich mit der Hand über sein Gesicht.
 

Sakura sah auf. "An gar nichts mehr?", wiederholte sie heiser und Sasuke schüttelte sacht den Kopf.

"Nur noch, dass Naruto aufgetaucht ist. Und alles was danach passiert ist, ist... weg."

"Ach so."

"Ist das denn so wichtig?" Verwundert blickte er sie an und Sakura spürte die Hitze, die ihr erneut ins Gesicht stieg, bei der Erinnerung an das Vergangene.

"N-Nein... eigentlich nicht.", antwortete sie leise und beobachtete Sasuke, wie er den Blick umherschweifen ließ. Er blieb an Nejis totem Körper hängen.
 

"Hab ich... das getan?", flüsterte er und Sakura erschauderte als sie sich ebenfalls diesem Anblick zuwandte. Geekelt sah sie von ihm weg.

"Nein. Das war Itachi.", antwortete sie knapp.
 

Dann sah sie auf. Vorsichtig hievte sich Sasuke auf die Beine.

"Hey, was tust du da?", rief Sakura fast empört, "Du kannst noch nicht-" Doch sie brach ab, als sie Sasukes entschlossenen Gesichtsausdruck sah.

"Wir müssen sofort nach Konoha. Vielleicht schaffen wir es doch noch vor Itachi.", sagte er ernst, doch seine Stimme zitterte.

"Sasuke bleib hier! Du kannst doch nicht... Sasuke!" Fassungslos sah sie ihm nach, wie er ein paar Schritte auf den Wald zuging. Sie wusste, dass es ihm immer noch nicht gut ging, und erstrecht, dass er nicht in der Verfassung war, jetzt seinem Bruder nachzujagen.
 

"Wir... haben keine Zeit mehr.", brachte er gerade noch hervor, als es dann nur noch ein paar Schritte waren, bis er bewusstlos zusammensank.
 


 

Als Sasuke die Augen wieder aufschlug, war es absolut finster um ihn herum. Regen trommelte gegen eine Fensterscheibe und ein leises Donnergrollen, welches von draußen hereindrang, erfüllte den Raum. Es dauerte ein paar Minuten, bis sich Sasukes Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Nun konnte er das Fenster erkennen, hinter welchem sich die mächtigen Kiefern dem wilden Sturm, der draußen tobte, beugen mussten.
 

Er versuchte sich aufzurichten, aber sein Körper schien ihm noch immer nicht zu gehorchen. Erst jetzt merkte er, dass er in einem Bett und nicht mehr auf der kalten Rasenfläche lag. Doch wie war er hierher gekommen? Vorsichtig tastete er mit der Hand im Dunkeln und stieß auf etwas Weiches. Er musste noch einmal genauer fühlen um zu erkennen, was es war.
 

"Haare?" Mit einem Schlag saß Sasuke kerzengerade im Bett. Dann erkannte er Sakura. Vermutlich war sie eingeschlafen, während sie bei ihm wache gehalten hatte, denn sie saß auf einem kleinen Hocker, während ihr Oberkörper auf sein Bett gesunken war.
 

Langsam entspannte sich Sasuke wieder. Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, doch das Licht, welches von draußen hinein drang war zu schwach, um den Umrissen Gestalt zu verleihen. Wie spät es wohl war?
 

Seine Augen wanderten wieder zu Sakura und in ihm kam plötzlich die Frage auf, warum sie überhaupt hier war. Er hatte sie jedenfalls nicht gebeten, sich in seine Angelegenheiten zu mischen. Und überhaupt; er hatte keine Ahnung was eigentlich geschehen war. Weder wie es dazu kam, dass er plötzlich unter Itachis Einfluss stand, noch wie er diesem wieder entronnen war. Verschwommene Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf, die sofort wieder verschwanden je angestrengter er versuchte sich zu erinnern; einige Gedankenfetzen, die er gehabt haben muss während er auf Itachis Seite stand; aber das war es dann auch schon wieder. Genauso wenig konnte er sich erklären, wie er nun hierher geraten war. Er musste bewusstlos geworden sein. Hatte Sakura ihn etwa in dieses Haus gebracht? Und sollte er ihr dafür nun sogar dankbar sein?!
 

Die schwarzen Pupillen unentwegt auf ihr Gesicht gerichtet, betrachtete Sasuke sie eine ganze Weile. Er konnte es sich nicht erklären, doch irgendwas an ihr, war anderes als früher. Damals, vor fünf Jahren, hatte er sie einfach nur als störend empfunden, genau wie die anderen Mädchen, die ihm immer hinterher gelaufen waren. Doch auch da hatte er schon gemerkt, dass keine von ihnen so hartnäckig war wie Sakura. Umso mehr hatte es ihn dann überrascht, als sie ihn plötzlich in Ruhe gelassen hatte und sich für andere Jungen interessierte. Weiter gestört hatte es ihn jedoch nicht, er war sogar glücklich darüber gewesen...
 

Ohne groß nachzudenken was er tat, streckte Sasuke langsam eine Hand nach ihr aus und vorsichtig, um sie nicht zu wecken, wischte er ihr die Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihn irgendwie schon die ganze Zeit gestört hatte. Ja, jetzt wusste er, was anders an ihr war: Sie war erwachsener geworden. Sie war wirklich... hübsch.
 

Schlagartig zog Sasuke seinen Arm zurück. Was in aller Welt hatte er da gemacht? Wie kam er nur dazu Sakura überhaupt zu berühren? Sacht schüttelte er den Kopf und starrte auf seine Hände, die vor ihm, auf der Bettdecke ruhten. Und was hatte er eben gedacht? Sakura und hübsch? Noch einmal warf er einen flüchtigen Blick auf sie, doch es stimmte...
 

Er versuchte seine Gedanken umzulenken und unbewusst wanderten seine Augen zum Fenster. Sasuke blickte eine ganze Weile hinaus, doch eigentlich sah er es gar nicht. Das Bild seines Bruders tauchte vor seinen Augen auf. Klar und deutlich, und er hörte seine Stimme: "Du bist es nicht wert, dass ich dich töte, dummer kleiner Bruder. Wenn du dir wünschst mich zu töten, hassen, verachten... Und überlebe auf einem abscheulichen Weg. Renne. Renne und klammere dich an dein Leben."
 

Sasukes Finger krallten sich in die Bettdecke. Wo Itachi jetzt wohl war? Einen kurzen Moment musste er überlegen und langsam begannen seine Erinnerungen wiederzukehren. Ihm fiel ein, dass Sakura ihm erzählt hatte, Itachi wäre auf dem Weg nach Konoha, welches die Akatsuki zerstören wollten, bevor er bewusstlos geworden war. Aber Sasuke kümmerte das nicht wirklich. Das Dorf war ihm egal. Es ging ihm nur um seinen Bruder und dass er vor ihm in Konoha sein musste, denn sonst würde er seine Spur auf jeden Fall wieder verlieren.
 

Ein Blitz erhellte den Raum und ließ Sasukes Schatten an der Wand groß und bedrohlich wirken, während er sich leise erhob und vorsichtig, an Sakura vorbei, aus dem Bett stahl. Eine ganze Weile stand er im Zimmer und lauschte dem Rauschen des Windes. Dann endlich, nach ein paar Minuten, schien er seine Entscheidung gefällt zu haben: Er würde Sakura nicht wecken. Ihm war klar, dass sie ihm nur unnötig zur Last fallen würde, würde sie ihn begleiten. Außerdem konnte er das Risiko nicht eingehen, sie ihn Gefahr zu bringen, was durchaus denkbar war, sollte er auf Itachi treffen. Sakura war nichts anderes als eine Behinderung auf dem Weg endlich die lang ersehnte Rache an seinem Bruder auszuüben.
 

Ohne sich noch einmal umzudrehen schlich Sasuke zur Tür. Als er sie öffnete wurde das Prasseln des Regens lauter und ein kalter Luftzug wehte durch den düsteren Raum. "Verzeih mir, Sakura.", hörte man sein leises Flüstern, anschließend das zuklappen einer Tür und dann war es wieder still...

Der Angriff

Am nächsten Tag hatte sich der Sturm gelegt. Ein paar schwache Sonnenstrahlen fielen durch das kleine Fenster ins Zimmer ein und zaghaft öffnete Sakura die Augen. Das erste, was sie spürte, war ein stechender Schmerz, der scheinbar von ihrem Rücken ausging. Leise fluchend richtete sie sich auf. So unbequem hatte sie noch keine Nacht verbracht. Müde rieb sie sich die Augen. Es dauerte eine Weile, bis diese wieder an Schärfe gewonnen hatten und gähnend blickte sie sich im Raum um.

Wo war sie noch mal? Sie überlegte kurz und schließlich fiel es ihr wieder ein:
 

Stundenlang war sie gestern mit dem bewusstlosen Sasuke durch den Sturm geirrt, ehe sie endlich ein kleines Dörfchen im Wald gefunden hatte. Völlig entkräftet war sie auf der Schwelle eines Hauses zusammengebrochen, an dem sie um eine Unterkunft gebeten hatte und konnte wirklich nur von Glück sagen, dass die Leute im Dorf so nett waren, sie einzulassen und ihnen Essen und ein Zimmer zu geben. Sakura wusste nicht, was sie gemacht hätte, wäre sie ihnen nicht begegnet. Vielleicht hätten sie und Sasuke die folgende Nacht nicht überlebt.
 

Der Gedanke an Sasuke holte sie in die Gegenwart zurück. Sanft beugte sie sich über sein Bett um nach ihm zu sehen. "Sasuke, bist du schon wach?", fragte sie behutsam und zog die Bettdecke ein Stück zur Seite. Im nächsten Moment wurde sie kreidebleich. "Sasuke? SASUKE!", rief sie entsetzt. Ruckartig stand sie auf. Der Hocker auf dem sie gegessen hatte kippte um und fiel geräuschvoll zu Boden. Wie vom Donner gerührt starrte Sakura auf das leere Bett.
 

Ein paar Minuten musste sie um Fassung ringen, dann wirbelte sie herum, rannte durch das Zimmer zu einer Schiebetür und riss diese mit solcher Wucht auf, dass sie gegen die Wand knallte. Verstört blickte sie in die Gesichter eines alten Ehepaares. Sie waren es, die sich gestern so um die beiden jungen Ninja gekümmert hatten. Der Mann saß am Frühstückstisch und rauchte seine Pfeife, seine Frau stand am Herd. Völlig perplex starrten beide nun das rosa-haarige Mädchen an.

"Haben Sie Sasuke gesehen?", fragte dieses sofort, korrigierte sich jedoch kurz darauf, in dem sie sagte: "Also... ich meine den Jungen, der gestern Abend bei mir war?!"
 

Ein wenig überrumpelt blickten sich die beiden alten Leute an.

"Nein, ist er denn nicht mehr da? Wir haben ihn heute noch nicht gesehen...", antwortete die Frau langsam und Sakura fluchte leise. "Ich hätte es wissen müssen. Dieser Mistkerl.", flüsterte sie mehr zu sich selbst und drehte sich um. Sie rannte zum Bett zurück und holte ihren Rucksack, warf sich diesen über die Schulter und kehrte noch einmal zur Schiebetür zurück.
 

"Ich danke Ihnen für alles, aber ich kann nicht länger bleiben!", sagte sie, den Blick auf ihre Gastgeber gerichtet und zwang sich in all der Hektik ein müdes Lächeln auf, "Ich hoffe, wir sehen uns wieder! Nochmals vielen Dank!" Dann wandte sie sich zum gehen und rannte zu einer weiteren Tür. Es war die, die hinaus führte und die Sasuke seinerseits in der Nacht zuvor benutzt hatte.
 


 

Draußen war es kühl und noch immer wehte eine leichte Brise. Das Wetter ließ nicht darauf schließen, dass es gegen Ende des Sommers, fast schon Herbst, war, sondern erinnerte eher an einen grauen Wintertag. Dunkle Wolken zierten den Himmel und nur ab und zu ließen sie ein paar schwache Strahlen der Sonne hindurch dringen. Der Boden war nass und matschig und Sakura musste aufpassen nicht hinzufallen, während sie den kurzen Weg entlang rannte, der aus dem Dorf führte. Außerhalb verließ sie ihn recht schnell wieder, um einen schmalen Pfad einzuschlagen, den niemand als solches ausmachen würde. Er führte in den Wald.
 

Von hier aus kannte sie den Weg zurück nach Konoha. Sie war schon einmal in diesem Dorf gewesen als sie als Ge-Nin mit Kakashi, Naruto und Sasuke eine Mission zu erfüllen hatte.

So schnell sie konnte rannte sie durch den Wald; schlug sich durchs Dickicht. Es kümmerte sie nicht, dass ihre Kleidung an einigen Stellen durch die Äste und Zweige, die ihr den Weg versperrten, zerriss. Ihre Gedanken kreisten allein um Sasuke. Wie konnte er das nur machen? Sie einfach zurück zu lassen, nach allem, was sie für ihn getan hatte! Wut stieg in ihr auf und sie steigerte ihr Tempo noch ein wenig. Sie musste Sasuke um jeden Preis einholen, auch wenn ihr klar war, dass sie es im Grunde gar nicht schaffen konnte. Sie wusste nicht, wann Sasuke aufgebrochen war und auch nicht, wie viel Vorsprung er demnach hatte.
 

Die kalte Luft brannte in ihren Lungen und sie keuchte laut auf. Würde sie so weitermachen, bliebe ihr bald keine Kraft mehr, das war ihr klar. Doch sie musste Sasuke unbedingt noch erwischen, bevor er Konoha erreichte, alles andere zählte nicht.
 


 

Schon eine halbe Ewigkeit, so schien es ihr, war Sakura bereits unterwegs, als plötzlich etwas Scharfes an ihrem rechten Ohr vorbei sirrte. Sie konnte gerade noch rechtzeitig ausweichen, um nicht von weiteren Wurfgeschossen getroffen zu werden. Verwirrt blieb sie stehen und blickte sich um. In dem Baum hinter ihr steckten Shuriken und sie schlussfolgerte, dass ihre Gegner Ninja sein mussten. Unauffällig zog sie einen Kunai hervor. Ein Geräusch, unmittelbar in ihrer Nähe, ließ sie wieder herum schnellen. Wenige Meter von ihr entfernt, auf einem Baum, standen zwei Ninja. Ihre Stirnbänder verrieten, dass sie aus Kumogakure kamen.
 

"Was wollt ihr?", rief Sakura gereizt, "Warum greift ihr mich an?" Die fremden Ninja gingen nicht auf ihre Frage ein. Stattdessen stellten sie ihre eigene: "Du bist aus Konohagakure, richtig?"

Sakura antwortete zunächst nicht. "Was tut das zur Sache?", fragte sie schließlich, "Ja, ich komme aus Konoha. Also warum greift ihr mich an? Unsere Dörfer sind nicht verfeindet!" Die beiden fremden Ninja tauschten kurze, vielsagende Blicke, dann sagte der eine langsam: "Wenn das so ist, müssen wir dich töten..."
 

Sie ließen Sakura keine Zeit zum antworten. Wie aus dem Nichts kamen weitere Shuriken auf sie zugeflogen, die sie jedoch geschickt mit ihrem Kunai abwehren konnte. Als sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Gegnern zuwandte, merkte sie, dass einer von ihnen verschwunden war. Fast im gleichen Moment packte sie jemand von hinten und hielt sie fest. Der andere sprang von seinem Baum hinunter und zog seinen Kunai. Sakura sah ihn immer näher kommen. Verzweifelt versuchte sie sich zu befreien, doch der fremde Ninja war zu stark. Erst kurz bevor der zweite sie erreicht hatte, schaffte Sakura es, einen schwachen Moment zu nutzen und dem, der sie festhielt, mit voller Wucht den Ellenbogen in den Magen zu rammen, woraufhin der sie losließ. Sakura wollte gerade zur Seite springen, als der andere Ninja bereits bei ihr war. Sein Kunai bohrte sich tief in ihre Haut, doch kurz darauf verwandelte sich ihr Körper in einen Baumstamm. Verärgert zog der Ninja seine Waffe wieder heraus.

"Kawarimi...", flüsterte er und sah sich nach seiner jungen Feindin um.
 

Nur ein paar Sekunden später bebte die Erde und tiefe Risse erstreckten sich über den Waldboden; ließen Bäume und andere Pflanzen ein Stück einsinken. Die fremden Shinobi schafften es gerade noch rechtzeitig sich auf einen der umstehenden Bäume zu flüchten, um nicht auch verschlungen zu werden. Hecktisch suchten sie die Gegend mit den Augen ab, doch Sakura war nicht zu entdecken. Zu spät bemerkten sie die Kunais, die an den Ast geheftet waren, auf dem sie saßen. Langsam brannte das Papier mit den Formeln ab und die Wurfgeschosse explodierten.
 

Sakura beobachtete das Geschehen von ihrem Versteck aus. Sie hatte sich nach ihrer Attacke im Gestrüpp verschanzt und wartete nun ab, was als nächstes passieren würde. Endlich legte sich der Rauch wieder und sie konnte etwas erkennen. Ein überlegenes Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus: Der Baum war in zwei gespalten und die beiden Ninja aus Kumo lagen auf dem Boden; sie rührten sich nicht mehr.
 

"Sehr schön. Das war ja einfach!", murmelte Sakura und trat aus ihrem Versteck. Genau in diesem Moment verschwanden die Körper ihrer Feinde mit einem Knall.

Sakuras Augen weiteten sich. "Bushin?", flüsterte sie und wirbelte herum, da schlug ihr auch schon etwas sehr Hartes gegen den Kopf. Benommen sackte sie auf dem Boden zusammen.
 

"So, das war's dann.", hörte sie den einen der Ninja sagen und mühsam versuchte sie die Augen wieder zu öffnen. Ihr Kopf schmerzte und für einen Moment lang hatte sie das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Ungewollt tauchte das Bild Sasukes vor ihrem geistigen Auge auf. Nein, so wollte Sakura es nicht enden lassen! Abrupt riss sie die Augen auf und das erste was sie erblickte war einer der fremden Ninja. Er hatte sich über sie gebeugt und den Kunai erhoben; bereit zu zustechen! Ohne zu zögern rollte sich Sakura zur Seite und sprang auf. Schon machte sie sich für einen weiteren Angriff bereit, da spürte sie plötzlich Schnüre, die sich um ihren ganzen Körper spannten, im nächsten Moment nach hinten rissen und sie gegen einen Baum prallen ließen. Sakura schrie kurz auf, blieb dann aber, knapp vor der Bewusstlosigkeit, an den Baum geheftet, hängen.
 

Der zweite Shinobi aus Kumo ließ die Hände, um dessen Finger die Schnüre gewickelt waren, sinken und grinste zufrieden. "Aus.", sagte er ruhig, "Die kleine hätten wir."

Langsamen Schrittes bewegte er sich auf Sakura zu, hob abermals seinen Kunai, als plötzlich eine Stimme ertönte.

"Katon Goukakyuu no Jutsu!"
 

Eine Stichflamme schoss auf den Shinobi zu, der sich zuvor über Sakura gebeugt hatte und im nu hatte ihn das Feuer umfangen und schließlich verschlungen.
 

Der andere drehte sich ruckartig um. Vor ihm, auf dem Ast eines Baumes, stand ein junger Ninja. Er hatte die Arme verschränkt und wütend starrte er zu ihm hinunter. Sein blau-schwarzes Haar wehte in der leichten Brise und wie das Mädchen, trug auch er das Zeichen von Konoha auf seinem Stirnband.

"Wer bist du?", rief der Shinobi aus Kumo, ließ von Sakura ab und wandte sich dem Jungen zu.

" Das könnte ich dich fragen!", rief dieser wütend und sprang auf seinen Gegner zu.

Sakura öffnete zaghaft die Augen. "Sasuke...?", flüsterte sie.
 

Der Ninja war schon fast bei ihm, als Sasuke ihm entgegenkam. Beide setzten zum Schlag an, doch Sasuke war schneller. Er traf den anderen hart am Kopf. Dann packte er ihn und zog ihn mit sich zu Boden.

"Shishi Rendan!"

Er drehte sich einmal in der Luft und trat seinem Gegner mit ganzer Kraft in den Magen, so dass dieser bewusstlos auf dem Boden aufschlug. Elegant landete Sasuke neben ihm und warf einige Shuriken auf Sakura. Die Schnüre, die sie festhielten wurden durchtrennt und sie landete unsanft am Fuße des Baumes. Langsam ging Sasuke auf sie zu. Seine Miene spiegelte die reine Wut wieder.
 

"Verdammt, was machst du hier?", rief er wütend, "Warum bist du nicht bei diesen Leuten geblieben?"

"Warum hätte ich das tun sollen? Ich lebe genauso in Konoha wie du! Also bin ich auch auf dem Weg dorthin! Sag mir lieber: Warum bist du heute Nacht einfach abgehauen?", schrie sie.
 

Sasuke funkelte sie böse an, machte ein paar Schritte auf sie zu und stemmte seine Hände gegen den Baum, an dem sie saß. "Itachi ist auf dem Weg nach Konoha! Vielleicht ist er längst da!", blaffte er sie an. Sakura wäre zurückgewichen, hätte sie nicht den Baum im Rücken gehabt. So aufgebracht hatte sie Sasuke noch nie gesehen.

"Was stört dich daran?", konterte sie bissig, "Das ist kein Grund mich dort zu lassen und alleine aufzubrechen!"

"Verstehst du das nicht? Es ist viel zu gefährlich für dich! Du hättest bei diesen Leuten abwarten können bis-"
 

Sakura blinzelte. "Zu gefährlich? Machst du dir Sorgen um mich?", fragte sie verwundert. Daraufhin herrschte tiefes Schweigen. Scheinbar war Sasuke von dieser Frage vollkommen überrumpelt worden, denn ihm fiel keine plausible Antwort ein mit der er sich hätte rausreden können. Die beiden sahen sich eine Weile in die Augen. Erst jetzt bemerkten sie, wie nah ihre Gesichter einander waren. Wenige Minuten verstrichen, bis sich Sasuke wieder gesammelt hatte. Mit einem leisen "Tz" richtete er sich auf und wandte sich ab.

"Das hat damit nichts zu tun.", antwortete er etwas ruhiger, "Du bist wirklich lästig... bloß ein Klotz am Bein, nichts weiter!"
 

"Bitte?" Aufgebracht kam Sakura wieder auf die Beine. "Ist das der Dank dafür, was ich alles für dich getan habe?", keifte sie. Wieder herrschte eine kurze Stille. Dann drehte sich der Uchiha zu ihr um.

"Ich erinnere mich nicht, dich um irgendetwas gebeten zu haben!", zischte er und in seiner Stimme lag so viel Kälte, wie Sakura es schon lange nicht mehr gehört hatte.
 

Schweigend wandte sie den Blick ab. Was hatte sie auch erwartet? Dass er seine Gefühle ihr gegenüber geändert hatte? -Das wäre zu schön gewesen um wahr zu sein. Er hatte sie geküsst als er unter Itachis Einfluss stand, nicht mal aus freien Stücken. Doch trotzdem änderte es nichts daran, dass er es gewesen war, der sie geküsst hatte. Nun wusste sie, dass sie sich umsonst Hoffnungen gemacht hatte. Er war noch immer wie früher und das würde sie wohl auch nicht ändern können.
 

"Sakura?" Seine Stimme klang wie immer. Die Wärme, die sie meinte in ihr gespürt zu haben, war verschwunden; eine reine Illusion gewesen. Wie betäubt hob sie ihren Kopf und sah ihn an, mied jedoch jeglichen Blickkontakt.
 

"Gehen wir?" Sie nickte. Ohne nachzusehen, ob sie tatsächlich kam, setzte Sasuke seinen Weg fort. Mühsam folgte sie ihm. So elend hatte sie sich schon lange nicht mehr gefühlt und nun sehnte sie sogar den Augenblick herbei, an dem sie Konoha erreichen würden. Sie wollte wieder allein sein; wollte Sasuke nicht mehr sehen. Seine Worte hatten ihr mehr geschmerzt als jede Verletzung, die sie jemals davongetragen hatte. So wehtun konnte auch nur er ihr, das war schon immer so gewesen und wahrscheinlich würde es sich auch nie ändern.
 


 

Es war bereits später Nachmittag. Der Himmel hatte sich aufgeklart, die dunklen Wolken waren vertrieben worden und auch der Wind hatte nachgelassen. Wie zwei Schatten bahnten sich Sasuke und Sakura ihren Weg über die Bäume; sprangen von Ast zu Ast. Stundenlang waren sie nun schon ohne Pause unterwegs und Sakura hing einige Meter hinter Sasuke zurück. Ihr war kalt und sie war müde, doch sie mochte nichts sagen. Seit ihrer Begegnung hatten die beiden jungen Ninja kein Wort mehr miteinander gewechselt. Traurig starrte sie auf seinen Rücken, welchen das Uchiha-Emblem zierte und der sich immer weiter von ihr entfernte.
 

Warum bist du nur so, dachte sie wehmütig und senkte den Blick; wie konnte ich nur so dumm sein zu glauben, du könntest am Ende doch etwas für mich empfinden. Warum musste es erst so weit kommen, dass du es mir ins Gesicht sagst, was du von mir hältst, bis ich es verstehe?
 

"Sakura! Beeil dich mal ein bisschen!" Sie hob den Kopf. Sasuke hatte sich zu ihr umgedreht. "Siehst du, wir sind gleich da!", rief er und tatsächlich konnte Sakura zwischen den Bäumen hindurch die Gebäude Konohas erkennen. Leise seufzte sie auf. Endlich würde sie wieder daheim sein.
 

Ich hoffe nur, dass alle in Ordnung sind, überlegte sie und erhöhte ihr Tempo ein wenig, so dass sie nach einigen Minuten mit Sasuke gleichauf war. Zuerst zögerte sie, dann wandte sie sich schließlich doch an ihn.

"Sasuke... meinst du, die Akatsuki sind schon da gewesen?", fragte sie leise und wartete gespannt auf die Antwort ihres Begleiters.

"Ich weiß es nicht...", erwiderte dieser prompt, "Wir können nur hoffen."

Innerlich atmete Sakura in diesem Moment erleichtert auf. Sasuke sprach ganz normal mit ihr, was wohl bedeutete, dass er ihr wegen des Streits nicht mehr böse war.
 

"Ach, ich bin da ganz zuversichtlich.", flötete sie, "Kann ja auch sein, dass Itachi nur geblufft hat!" Sasuke antwortete nicht. Er hatte die düstere Vorahnung, dass sich Sakuras Vermutung nicht bestätigen würde.
 

Schließlich stoppte er. "Wir sind da."

Wieder Zuhause

„Was ist hier passiert?“ Sakuras Augen weiteten sich. Entsetzt starrten die beiden jungen Ninja auf das Schlachtfeld, welches sich vor ihnen bot. Sollte das einmal ihr schönes Konoha gewesen sein?
 

„Es ist alles zerstört…“, flüsterte Sasuke, „Wir sind zu spät gekommen.“ Ein paar Minuten herrschte tiefes Schweigen, dann öffnete Sakura den Mund.

„Wo… wo sind denn die anderen?“, fragte sie leise und Sasuke bemerkte, dass sie am ganzen Leib zitterte, „Wo sind sie…“ Selbst ihre Stimme bebte. Er senkte den Kopf, doch er brachte keinen Ton über die Lippen. Dann, im nächsten Moment, sah er wieder auf. Sakura war losgelaufen.
 

Voller Panik kletterte sie über die Trümmer, welche früher das Dorftor gewesen waren und lief auf die aufgerissenen Straßen ihres ehemaligen Heimatdorfes; gefolgt von Sasuke, der nicht mit ihrer plötzlichen Reaktion gerechnet hatte.

„Das gibt es doch nicht! Hier muss doch noch jemand sein!“, rief Sakura und verzweifelt sah sie sich um. Doch es war niemand mehr da. Die Häuser und Bauten waren niedergebrannt, an den Wänden klebte Blut, die Straßen und Wege waren mit Leichen gepflastert…
 

Sakura wurde langsamer und blieb schließlich stehen. Zitternd blickte sie auf die Überreste ihres Elternhauses. „Vater… Mutter…“ Dann warf sie sich auf die Knie; versuchte verzweifelt Stein für Stein aus dem Weg zu räumen um unter den Trümmern nach Überlebenden zu suchen, doch es war sinnlos.
 

„Das kann doch nicht… nein!“, schrie sie, als plötzlich jemand nach ihrer Hand griff und sie festhielt.

„Es ist vorbei, Sakura.“

Tränen rannen über ihre Wangen und sie blickte zur Seite, in Sasukes tiefschwarze Augen. Sacht schüttelte sie den Kopf.

„Nein, das kann nicht sein… Vater… Mutter…“, flüsterte sie heiser. Dann warf sie sich schluchzend an ihn; krallte ihre, von Erde beschmutzten, Hände in seine Kleidung. Fast erwartete sie schon, er würde sie jetzt wegstoßen und ihr sagen, sie solle das lassen, so wie er es immer tat. –Doch diesmal war es anders. Zum ersten Mal legte er seine Arme um sie und drückte sie näher an sich heran.

„Ich kenne diesen Schmerz.“, sagte er leise, „Ich kenne das…“
 

Es war ein Moment, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein schien. Ein Moment, den Sakura wohl nie mehr vergessen würde, denn es war erste Mal war, dass Sasuke so etwas tat. Noch nie zuvor hatte er sie so umarmt… Auf eine Art und Weise, die in ihr das reinste Feuerwerk der Gefühle auslöste; sie nicht mehr wissen ließ, ob sie traurig oder glücklich sein sollte. Waren Sasuke ihre Gefühle doch nicht so egal, wie er immer vorzugeben schien? Sakura war durcheinander. Sacht drückte sie ihren Kopf fester an seine Brust. Tränen befleckten seine Kleidung, doch Sakura konnte sie nicht aufhalten. Zu sehr hatten sie ihre Gefühle überwältigt.
 

Ein paar Minuten verharrten die beiden in dieser Position und Sakura konnte Sasukes Herzschlag hören. Dieser gleichmäßige Takt beruhigte sie etwas und langsam normalisierte sich auch ihr eigener Puls wieder.
 

„Sasuke…“, flüsterte sie schließlich und überrascht blickte er auf, als er ihre heisere Stimme vernahm.

„Mh?“

„Lass uns gehen, Sasuke. Ich ertrage es nicht, noch länger hier zu sein.“ Eine kurze Pause trat ein. Dann nickte er kurz, woraufhin sie sich von ihm weg drückte. Er ließ sie los und tonlos, ohne einander anzusehen, standen beide auf. Eine peinliche Stille entstand. Dann wandte sich Sasuke zum gehen und Sakura folgte ihm in Richtung Dorftor.
 

Der Weg dorthin erschien ihr endlos lang. Ihr war kalt und sie zitterte noch immer. Die Arme fest an ihren Körper gepresst, hielt sie den Blick gesenkt. Nur noch vereinzelt fielen Tränen zu Boden. Sakura bemühte sich nicht aufzusehen, so schwer es ihr auch fiel. Doch sie wollte diesen Anblick nicht noch einmal ertragen müssen; hatte Angst zusammenzubrechen, so furchtbar schlecht und schwindelig wie sie sich fühlte. Ihre Augen wanderten zu Sasuke, der ein paar Meter vor ihr lief und Sakura fragte sich, wie er es nur immer schaffte so ruhig zu bleiben. Hätte er nicht wenigstens ein bisschen die Fassung verlieren können? Nein, er gab sich so cool wie eh und je. Fast musste sie schmunzeln, als sie daran dachte, wie sehr sich Naruto über diese Eigenschaft Sasukes immer aufgeregt hatte. Was wohl mit ihm geschehen war? Ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Und was würde überhaupt aus ihr selbst und Sasuke werden? Wo sollten sie hin?
 

„Sasuke, Sakura!“ Eine Stimme ließ Sakura zusammenzucken und als sie aufsah erkannte sie zwei Personen auf sich und Sasuke zu rennen. Bei genauerem hinsehen stellte sie fest, dass es Naruto und ihr ehemaliger Sensei, Kakashi, waren. Ein Gefühl von Erleichterung und Hoffnung machte sich ihn ihr breit. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren.
 

„Sasuke…“, keuchte Kakashi als sie bei ihnen ankamen, „Wir dachten schon ihr wärt…“ „Sakura-chan!“, übertönte Naruto ihn und fiel dem Mädchen um den Hals, woraufhin sie ein wenig ins taumeln geriet. Dennoch lächelte sie gequält. „Ich bin froh, dass es dir gut geht.“, flüsterte Sakura und Naruto ließ sie endlich los.

„Ich habe mir Sorgen gemacht! Ich hatte dir doch gesagt, du solltest dich nicht einmischen!“, sagte er vorwurfsvoll, „Stell dir mal vor, wenn…“ Aber er brach ab als er bemerkte, in welch schlechtem Zustand sich Sakura befand. Sie war nervlich am Ende, das war kaum zu übersehen, und er wollte ihr nicht noch zusätzlich Vorhaltungen machen. Wenigstens ein bisschen Taktgefühl hatte er über die Jahre gelernt.

„Wir dachten die Akatsuki hätten euch alle getötet. Ich habe mir Sorgen gemacht!“, entgegnete sie. Naruto und Kakashi sahen sich an.

„Es sind nur wenige Überlebende, Sakura. Erwarte nicht zu viel, nur weil du uns begegnet bist…“, sagte Kakashi ruhig, „Wir haben mit allen Mitteln versucht das Dorf zu verteidigen, aber wir waren zu schwach. Es sind nur wenige Jo-Nin übrig, die meisten von ihnen durch den Kampf schwer verletzt oder welche, die gerade auf einer Mission waren, als der Überfall geschah. Auch einige Frauen und Kinder konnten wir in Sicherheit bringen. Die anderen jedoch… Es tut mir Leid.“
 

Eine kurze Stille trat ein. Dann ergriff Sasuke das Wort: „Und der Hokage?“

„Tsunade-Oma ist okay. Sie kann im Kampf nicht sterben.“, antwortete Naruto, „Sie hat zwar geholfen, aber selbst sie kam gegen die Akatsuki nicht an.“
 

Sasuke schien etwas verwirrt. „Wieso hat mein Bruder mit seinen Leuten Konoha dann angegriffen? Sowohl du, Naruto, der das Fuchsungeheuer in sich trägt, welches sie besitzen wollen, als auch Tsunade, der Hokage, sind noch am Leben.“

„Aber wenn es ihr Ziel war Konoha als Dorf auszulöschen ist es gelungen.“, erwiderte Kakashi schließlich, „Wir sind an die hundert Überlebende. Mit so wenigen können wir nicht als Ninja-Dorf bestehen.“

„Und das hier alles wieder aufbauen schon gar nicht. Für wen auch? Wer soll hier leben?“, fügte Naruto traurig hinzu, „Tsunade-Oma meinte, wir müssten uns wohl oder übel einem anderem Land anschließen und für dieses kämpfen. Einen anderen Weg gibt es nicht.“ Wieder schwiegen alle.

„Ich finde, wir sollten diesen Ort verlassen.“, sagte Kakashi plötzlich mit einem Blick auf Sakura, die nun schon lange nichts mehr gesagt und nur abwesend und verstört auf den Boden gesehen hatte, „Wir können später reden und ihr musst euch ausruhen. Kommt mit. Wir haben hier ganz in der Nähe ein Lager. –Vorübergehend sozusagen…“
 

Er und Naruto führten Sasuke und Sakura aus dem Dorf und sie liefen ein ganzes Stück durch den Wald, bis sie eine kleine Lichtung erreichten auf der einige, recht schlichte Holzhäuser standen.
 

„Häuser? Ich hätte als Lager eher Zelte oder so etwas erwartet.“, bemerkte Sasuke und blickte sich um. Es war niemand zu sehen. Alle schienen sich drinnen aufzuhalten.

„Hier war ich noch nie. Gehört das auch noch zu Konoha?“

„Ja. Hier war früher das Quartier der Anbu-“, entgegnete Kakashi, als plötzlich eine Tür aufgerissen wurde und ein junges Mädchen auf die Gruppe zu gerannt kam.
 

„Hinata! Ist etwas passiert?“, fragte Naruto verwirrt, als das Mädchen völlig aufgelöst bei ihnen ankam. Zu seiner Verwunderung wandte sie sich nicht an ihn.

„Sakura, wo ist Neji? Du warst doch bei ihm, oder? Wo ist er?“, rief sie und schaute Sakura erwartungsvoll an. Diese hob nur kurz den Kopf, wagte es aber nicht, ihrem Gegenüber in die Augen zu blicken. Sie erinnerte sich an die Bilder, wie Nejis toter Körper auf dem Boden aufschlug und hatte das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben. Traurig senkte sie wieder den Blick. Nein, sie konnte es Hinata nicht sagen.
 

„Er wurde getötet.“ Es war Sasuke der sprach. Wie immer klang es absolut teilnahmslos, als würde ihn diese Sache überhaupt nicht berühren, und gegenüber Hinata war es fast schon ein wenig taktlos. Dann herrschte minutenlanges Schweigen. Keiner sagte ein Wort, bis sich Hinata umdrehte und zurück ins Haus rannte. Die Tür knallte zu. Im gleichen Moment packte Naruto Sasuke am Kragen. „Sag mal, bist du bescheuert?“, schrie er ihn an, „Musstet du ihr das so an den Kopf werfen?“

„Wieso, was ist dabei?“, konterte Sasuke wütend und befreite sich aus Narutos Griff, „Irgendwann hätte sie es ohnehin erfahren!“

„Verdammt ja, aber doch nicht so! Sie war doch…“ Naruto brach ab.

„Sasuke, das musst du einsehen.“, schaltete sich plötzlich Kakashi ein, „Hinata war immerhin mit Neji verwandt.“

„Nein, das ist es doch gar nicht.“, sagte Naruto leise und wandte den Blick ab, „Sie waren… sie waren zusammen! Deshalb…“ Daraufhin schwiegen alle. Sakura erinnerte sich plötzlich an das Gespräch, was sie mit Neji geführt hatte, kurz bevor sie am Versteck der Akatsuki angekommen waren und langsam verstand sie.
 

„Hör mal, Neji… Danke, dass du mich mitgenommen hast, obwohl Tsunade es doch verboten hatte.“

„Kein Problem… Ich kann gut verstehen, warum du mit wolltest… Schließlich würde ich die Person, die ich liebe, auch selbst retten wollen, anstatt anderen zu vertrauen.“

„Aha. Gibt es diese Person bei dir denn?“

„…“
 

„Keiner sollte es wissen. Der Hyûga-Clan wäre dagegen gewesen…“, setzte Naruto nach, „Hinata hat es mir anvertraut. Sie musste mit jemanden reden und seit wir das Verhältnis zwischen uns geklärt haben sind wir eigentlich ganz gut befreundet.“ Wütend funkelte er Sasuke an. „Und du musst ihr das auch noch so schonungslos beibringen!“, fauchte er.

„Ich konnte das nicht wissen.“, verteidigte sich Sasuke und klang dabei so kühl wie immer. Er würde die Sache also nicht einmal bereuen. Sakura seufzte innerlich. Das war ja mal wieder typisch, oder?
 

„Wie auch immer. Ich gehe zu ihr!“, sagte Naruto schließlich und mit einem vernichtenden Blick auf Sasuke rannte er den Weg zu dem Haus entlang, in dem Hinata verschwunden war.
 

„Das mit Neji wusste ich gar nicht… ich meine - Was ist mit den anderen Anbu? Wurden sie auch getötet?“, fragte Kakashi ein wenig fassungslos über das, was er soeben erfahren musste. „Ja.“, antwortete Sakura knapp, „Wir haben als einzige überlebt…“

„Das hatte ich befürchtet.“, murmelte Kakashi, „Ihr müsst mir erzählen, was passiert ist!“

„Ich mach das schon.“, kam es prompt von Sasuke und er warf einen schnellen Seitenblick auf Sakura. Kakashi verstand die Botschaft.
 

„Schön, dann kommst du mit, Sakura?“, fragte er, fasste sie an der Schulter und ohne dass sie groß protestieren konnte, führte er sie zu einer der Hütten und öffnete die Tür, „Ich finde, du solltest dich erst einmal ausruhen! Sasuke und ich regeln das ganze. Ich sehe später noch mal nach dir, in Ordnung?“

Sakura nickte müde. „Okay. Danke…“, antwortete sie und sah zu, wie Kakashi die Tür wieder von außen verschloss.
 

Drinnen sah sie sich erstmal um. Es gab es nichts außer einem Bett, einem Kleiderschrank, einem Tisch mit Stühlen und einem kleinen Kühlschrank. Zudem hatte das Haus nicht mehr als zwei Zimmer. In dem anderen befand sich das Bad. Alles wirkte armselig und Sakura fragte sich, ob die anderen Häuser auch so waren. Sie trat an das einzige Fenster und schaute hinaus. Auch wenn es wenige Überlebende gab, standen nicht genug Hütten da, als dass jeder seine eigene beziehen konnte. Sie nahm an, dass sie Glück hatte, die wenigen Quadratmeter nicht mit noch anderen Personen teilen zu müssen.
 

Schwer seufzend drehte sich Sakura um und ging zum Bett, auf welches sie sich fallen ließ. Sie war froh endlich mal ein bisschen Ruhe zu haben und schlafen zu können. Sie hatte es wirklich nötig! Doch irgendwie war sie immer noch zu aufgewühlt. Minutenlang starrte sie an die Decke und ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen, was in den letzten Stunden geschehen war. Was sie immer noch beschäftigte, war die Frage, wie es nun zwischen ihr und Sasuke stand! Sie hatten sich gestritten… Wiederum hatte er sie aber in den Arm genommen… Empfand er doch mehr für sie? –Unmöglich. Er hatte sich nie was aus ihr gemacht, warum also jetzt?! Bei ihm wusste man einfach nie, woran man war.
 

„Reines Wunschdenken…“, murmelte Sakura und drehte sich auf die Seite, wobei ihr Blick auf das Fenster fiel. Draußen lockte der blaue Himmel an dem sich nur vereinzelt ein paar Wölkchen zeigten. Doch Sakura reizte es nicht. Langsam merkte sie wie ihre Augenlider schwerer und schwerer wurden; die bleierne Müdigkeit in ihr hoch kroch und sie endlich zwang, die Augen zu schließen…

Ungewissheit

"Von hier an... wird sich ein neuer Weg für uns alle öffnen."

"Ich... Ich liebe dich so sehr! Wenn du hier bleibst, werde ich dafür sorgen, dass du es nicht bereust! Jeder Tag wird schön sein! Wir werden auf jeden Fall glücklich! Ich tue alles für dich! Also... bitte! Bleib hier! Und wenn du nicht bleiben kannst... nimm mich mit dir!"

...

"Du nervst mich wirklich!"
 

Sakura schreckte aus ihrem unruhigen Schlaf. Für einen Moment saß sie benommen und verwirrt, senkrecht in ihrem Bett, bevor sie langsam zu begreifen schien, wo sie sich befand und was geschehen war. "Es war nur ein Traum...", versuchte sie sich zu beruhigen und fast erschreckte sie sich vor ihrer eigenen Stimme, die in dem stillen Raum widerhallte. "Nur ein Traum.", flüsterte sie erneut, doch in Wirklichkeit war es mehr als nur das. Sie senkte den Blick auf ihre schweißnassen Hände, die sich unwillkürlich in die Bettdecke gekrallt hatten. Dieses Gespräch mit Sasuke hatte es gegeben. Es lag schon vier Jahre zurück, doch Sakura erinnerte sich daran, als wäre es gestern gewesen.
 

Damals hatte sie versucht Sasuke zu überzeugen im Dorf zu bleiben; hatte verhindern wollen, dass er sich Orochimaru hingab, hatte ihm sogar ihre Liebe gestanden... und letztendlich war es doch umsonst gewesen. Er war gegangen und hatte sie allein zurück gelassen; nicht ohne ihr zuvor klar und deutlich ins Gesicht zu sagen, was er von ihr hielt: Sie nervte ihn. Es war wie ein Stich ins Herz, sich auch nur an diesen einen Satz zu erinnern. Danach hatte sie viel geweint und irgendwann sogar versucht Sasuke zu vergessen, doch ganz geschafft hatte sie es nie.
 

Endlich schien sich ihr Puls wieder zu beruhigen und Sakura entspannte sich ein wenig. Langsam ließ sie sich zurück in die Kissen sinken und eine ganze Weile lag sie noch so da, ohne wieder einschlafen zu können. Sie seufzte leise. Sie war mit dem Gedanken an Sasuke eingeschlafen und mit ihm wieder aufgewacht und vermutlich war es einfach nur diese Ungewissheit, wie sie nun zueinander standen, die sie einfach fertig machte.
 

Ihr Blick wanderte durch das Zimmer. Draußen war es bereits dunkel geworden. Sie wollte gerade aufstehen um sich ein wenig ans Fenster zu stellen, als es plötzlich an der Tür klopfte und überrascht sah Sakura auf. Wer wollte denn zu so später Stunde noch etwas von ihr? Etwa Kakashi? Er hatte gesagt, er würde noch einmal nach ihr sehen...
 

"Ich komme.", rief sie, hievte sich aus dem Bett und ging zur Tür um sie zu öffnen, "Oh, Naruto, du bist es. Ist irgendwas passiert?" Der blonde Ninja schüttelte leicht den Kopf. "Kann ich reinkommen?", fragte er und seine Stimme klang so ruhig und ernst, dass es Sakura fast Angst machte. Sie nickte stumm, ließ ihn ein und schloss die Tür wieder hinter ihm.
 

"Wie geht es Hinata?", erkundigte sie sich sofort.

"Besser.", erwiderte Naruto knapp, "Aber sie war ziemlich fertig. Die Nachricht hat sie geschockt und jetzt schläft sie..."

Sakura atmete erleichtert auf. "Dann ist ja gut.", sagte sie leise, "Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Ich kann mir vorstellen, wie sie sich fühlen muss."

"Hm.", machte Naruto daraufhin und wandte den Blick ab.
 

Sakura bemerkte sofort, dass mit ihm etwas nicht stimmte. Diese ernste Art gefiel ihr gar nicht an dem sonst so fröhlichen und naiven Naruto, den sie kannte. Doch plötzlich fiel ihr etwas ein.
 

"Bist du noch sauer? Wegen Sasuke?"

"Äh, nein. Er-"

"Er hat es sicher nicht mit Absicht getan!", fiel sie ihm ins Wort, "Er hat nicht darüber nachgedacht, was er da sagt!" Es klang schon fast entschuldigend, wie sie es sagte, doch Naruto winkte ab. "Schon gut, das ist mir auch ziemlich egal."
 

"Was- Was hast du dann? Irgendwas ist doch mit dir?!", fragte Sakura unsicher, woraufhin der blonde den Kopf hob und ihr direkt in die Augen blickte. "Sakura-chan... warum ich hier bin... also, ich wollte dich was fragen...", begann er, schwieg einen Moment und fuhr dann fort: "Wie- Wie stehst du zu Sasuke?"

Verdutzt sah sie ihn an. "Wie meinst du das?"

"Liebst du ihn noch?"
 

Die Frage war so direkt, dass Sakura zunächst nicht wusste, was sie antworten sollte. Als sie sich wieder gefangen hatte, senkte sie leicht den Blick. "Nun ja... Naruto... ähm... ja. Ja, ich liebe ihn immer noch... tut mir leid."

"Oh..." Narutos Stimme hörte sich plötzlich sehr rau und trocken an. "Verstehe.", murmelte er und eine peinliche Stille entstand.
 

Sakura fühlte sich elend, Naruto das so sagen zu müssen, obwohl sie doch sicher war, dass sich seine Gefühle ihr gegenüber im Laufe der Jahre nicht geändert hatten... aber es war besser, wenn er es gleich wusste.
 

"Ah, naja. Wie auch immer. Ich hab's mir gedacht.", durchbrach er schließlich das Schweigen mit gespielt-fröhlicher Stimme und grinste das Mädchen an. Scheinbar bemühte er sich, so zu tun, als würde ihm das ganze nichts machen, doch Sakura wusste es besser. "Es ist schon spät. Ich- Ich gehe dann wohl mal wieder!", fügte er hinzu und machte schon ein paar Schritte auf die Tür zu, als er plötzlich noch einmal inne hielt und sich umdrehte.
 

"Weißt du überhaupt schon, dass Sasuke einen neuen Auftrag angenommen hat?"

"Bitte?", fragte Sakura ungläubig, "Was für einen?"

"Er soll sich als Spion unter die Akatsuki mischen und herausfinden, was sie vorhaben.", antwortete Naruto.
 

Sakura traf beinahe der Schlag. "Das- Das ist nicht dein ernst!?", stammelte sie, doch an Narutos Gesichtsausdruck merkte sie, dass er sie nicht anlog. "Was denkt sich Tsunade dabei? Was meint sie, wo ich und Sasuke gerade herkommen?", rief sie aufgebracht und schaute den blonden Ninja hilflos an.

"Kakashi hat genauso reagiert wie du.", meinte dieser daraufhin, "Aber Sasuke ist nun mal der Einzige, der glaubhaft rüberbringen könnte, dass er sich den Akatsuki anschließen will."

"Aber... was ist, wenn sie den Schwindel bemerken? Oder Itachi wieder die Kontrolle über ihn übernimmt; ihn vielleicht sogar tötet?", fragte sie entsetzt, "Habt ihr da mal drüber nachgedacht?"

"Das ist das Risiko dabei.", antwortete Naruto bitter, "Kakashi war auch ziemlich sauer, aber Sasuke selbst ist es ja auch nicht auszureden. Er war ganz versessen darauf, den Auftrag anzunehmen."
 

Sakura war sprachlos. Sie verstand nicht, wie Tsunade dieses Risiko überhaupt eingehen konnte und es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich wieder gefasst hatte.

"Naruto", sagte sie schließlich mit fester Stimme, "In welcher der Hütten wohnt Sasuke?" Naruto schloss langsam die Augen.

"Bitte, sag's mir, Naruto!", rief das Mädchen nachdrücklich, doch es dauerte noch einige Sekunden, bis sich der blonde Ninja herabließ zu antworten.

"Sakura... was hast du vor? Ich lasse nicht zu, dass dich dieser Idiot wieder in Gefahr bringt!"

"Wo- Woher weißt du...?"

"Es ist doch wohl klar, dass du ihn begleiten willst. Du würdest ihn niemals allein auf so eine gefährliche Mission lassen." Er öffnete die Augen wieder.

Sakura fühlte sich ein wenig ertappt. Es stimmte, dass sie vorhatte ihn zu begleiten, sollte es darauf ankommen. Doch zunächst wollte sie es gar nicht erst so weit kommen lassen.
 

"Nein, ich werde ihn nur überzeugen, dass es besser ist, nicht aufzubrechen!", versicherte sie ihm, doch Naruto lachte leise.

"Ja, natürlich. Glaubst du echt, er würde auf dich hören?" Er blickte sie mit seinen klaren, blauen Augen durchdringlich an. "Sakura-chan, ich kenne dich... und ich will nicht, dass dir etwas passiert." Er schwieg einen Moment. "Aber ich kann dich ja doch nicht aufhalten.", fügte er leise hinzu und seine Stimme klang ein wenig traurig, "Du- Du musst Sasuke wirklich lieben..."
 

Dann wandte er sich um, öffnete die Haustür und hielt sie für Sakura auf. "Nun komm schon, bevor ich es mir anders überlege!", sagte er und sie lächelte dankbar, nickte und folgte ihm ins Freie.
 

Draußen war es kalt und finster. Das einzige Licht schien aus den Fenstern einzelner Hütten, während der Mond, überdeckt von Schleierwolken, nur schwach zu sehen war.

Die beiden Ninja gingen ein Stück den schmalen Weg entlang, der die Häuser miteinander verband, bis Naruto schließlich stehen blieb.

"Dort.", sagte er knapp und deutete auf ein Haus, etwas höher gelegen als die anderen. Es brannte noch Licht und entschlossen nickte Sakura.

"Danke, Naruto!", sagte sie lächelnd, doch er erwiderte es nicht und blickte nur starr zu Boden, woraufhin ihre Gesichtszüge wieder erschlafften.
 

Traurig drehte sie sich um und wollte sich schon auf den Weg machen, als Naruto plötzlich ihr Handgelenk ergriff und sie festhielt. "Hör mal, wenn dir etwas passiert, bringe ich Sasuke eigenhändig um!", sagte er düster. Sie blickte ihn erstaunt an.
 

Genau in dem Moment zog er sie zu sich heran und gab ihr einen flüchtigen Kuss auf den Mund. Sakura wich erschrocken zurück. Sie wollte schon ausholen, um ihm eine Ohrfeige zu geben, als sie in seine trüben, ausdruckslosen Augen sah und plötzlich war sie sich nicht mal mehr sicher, ob das tatsächlich Naruto war, der da vor ihr stand.
 

"Rein freundschaftlich, okay?", flüsterte er. Daraufhin wandte er sich um und ging den Weg zurück. Verwirrt blickte ihm Sakura nach, bis er in der Dunkelheit verschwunden war. Erst dann drehte sie sich langsam um und stieg den kleinen Hügel hinauf zu Sasukes Hütte.

Naruto tat ihr unendlich leid. Sie wusste, wie er sich fühlen musste, denn sie selbst hatte oft genug erfahren müssen, wie es war, zurückgewiesen zu werden.

Ich hoffe, du findest eines Tages jemanden, der deine Liebe erwidert, dachte sie und blickte noch einmal über die Schulter, doch der blonde Ninja war nicht mehr zu sehen.
 

Kurz darauf hatte sie die Tür der Hütte erreicht. Sie hielt kurz inne und atmete tief ein und aus. Diesmal würde sie es nicht zulassen, dass Sasuke sie hier alleine ließ. Wenn er gehen sollte, würde sie ihn auf jeden Fall begleiten, da konnte er sich sicher sein!

Behutsam klopfte sie an und wenige Sekunden später wurde die Tür von dem jungen Uchiha geöffnet. Er wirkte ein wenig überrascht das Mädchen zu sehen. Trotzdem ließ er sich nicht nehmen kühl wie immer: "Was gibt es?", zu fragen.
 

Sakuras Herz schlug schnell, als sie ihn erblickte. Scheinbar hatte er schon geschlafen, denn er sah sehr müde aus; seine Haare lagen wild durcheinander und auch sein Stirnband trug er nicht. Außerdem hatte er sich bis auf die Hose ausgezogen und nun konnte Sakura seinen nackten Oberkörper bewundern. Seine Haut war blass.
 

"Warum hast du den Auftrag angenommen?", stellte Sakura ihn prompt zur Rede und der Junge musste kurz überlegen, was sie überhaupt meinte. "Es ist viel zu gefährlich, was du da vorhast! Tsunade ist verantwortungslos!", führte sie fort, "Was ist, wenn die Sache auffliegt? Die Akatsuki töten dich!"
 

Nun hatte auch Sasuke kapiert, was sie von ihm wollte. "Bist du hier, nur um mir das zu sagen?", fragte er und seine Stimme klang ungewöhnlich ruhig.

"Äh... ja, eigentlich schon."

"Schön, dann weiß ich es ja jetzt. Gute Nacht."

"Hey, Moment mal!"

Sakura klemmte ihren Fuß zwischen die Tür, die er gerade wieder schließen wollte.

"Was soll das? Hörst du mir nicht zu? Ich mache mir Sorgen um dich!", keifte sie, doch Sasuke schien es gleichgültig zu sein.

"Das wird nicht verhindern, dass ich den Auftrag ausführe.", antwortete er, "Oder willst du etwa, dass noch mehr Dörfer angegriffen werden; dass noch mehr Menschen sterben? Ich muss herausfinden, was die Organisation plant, damit wir es verhindern können."
 

"Das ist doch gar nicht der Grund.", erwiderte Sakura und der Zorn in ihrer Stimme hatte sich gelegt, "Dir geht es doch bloß um Itachi und nichts weiter." Sasuke sagte darauf nichts und sie wusste, dass sie Recht hatte.

"Du weißt doch, was beim letzten Mal passiert ist, Sasuke!", rief sie verzweifelt, "Er hätte dich fast umgebracht und auch jetzt bist du nicht stark genug, um es mit ihm aufnehmen zu können!"

"Wer sagt denn, dass ich Itachi überhaupt begegne? So viel wir wissen, ist er nicht der Anführer der Akatsuki!", entgegnete er kühl, "Ich werde schon nicht auffliegen, wenn ich mich beim spionieren geschickt genug anstelle."

"Aber, es ist so gefährlich! Kann das nicht jemand anderes machen?"

"Nein!", fauchte Sasuke plötzlich und Sakura zuckte zurück, "Ich erledige das!"
 

Fast hatte sich Sasuke selbst erschrocken, wie er sie eben angefahren hatte, doch schnell fasste er sich wieder. "Hör zu, ich bin am besten geeignet für diese Mission.", sagte er ruhig und blickte sie grimmig an. Dann stutzte er, als er Sakuras entschlossenen Gesichtsausdruck bemerkte.

"Wenn das so ist, werde ich dich begleiten!", sagte sie ernst und Sasuke sah sie ungläubig an. Sie erwartete schon, dass er gleich seine Gegenargumente hervorbringen würde, doch stattdessen sagte er nur ruhig: "Okay."

"O-Okay?", wiederholte sie verblüfft.

"Ja.", antwortete er knapp, "Wenn du unbedingt willst."
 

Ein paar Minuten schwiegen sie sich an und nach einigen Versuchen Sakuras, ihre Sprache wieder zu finden, sagte sie schließlich: "Gut, dann... wann brichst du auf?"

"Morgen früh. Ich hole dich ab."

Sie nickte. "Dann, gute Nacht.", murmelte sie verwirrt und wandte sich um.
 

Er sah ihr noch kurz nach, wie sie den Weg zurückging, dann schloss er die Tür und gähnend ging er zu seinem Bett zurück und ließ sie darauf fallen. Er verschränkte die Arme hinter dem Kopf und für eine ganze Weile starrte er an die Decke. Warum hatte er nur eingewilligt sie mit zu nehmen? Normalerweise war sie ihm immer nur ein Klotz am Bein gewesen, der ihn in allem behinderte was er tat.

Innerlich zuckte er mit den Schultern. Irgendwie hatte es das Gefühl, das richtige getan zu haben...

Rückzieher

"Du willst was ?" Tsunade starrte Sakura ungläubig an.

"Ja, ich möchte Sasuke auf seiner Mission begleiten.", wiederholte diese und in ihrem Tonfall hörte man eine gewisse Schärfe, die verriet, dass sie es tatsächlich ernst meinte.

Sasuke stand teilnahmslos einen Schritt weit hinter ihr und hielt sich aus dem Gespräch raus. Wie versprochen hatte er Sakura am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang, abgeholt und gemeinsam waren sie zur amtierenden Hokage gegangen um ihr ihren Vorschlag zu unterbreiten. Und wie sie vermutet hatten, war Tsunade alles andere als entzückt.
 

"Ja, aber... nein.", stammelte sie und zum ersten Mal fehlten ihr wahrhaftig die Worte, "Das erlaube ich nicht."

"Tsunade-sama, ich bitte Sie!", begann Sakura von neuem und diesmal etwas flehender, "Ich fände es sicherer, wenn zwei Ninja an dem Auftrag beteiligt wären! Wenn Sasuke was passiert..."

"Das ist unverantwortlich!", donnerte Tsunade und schlug mit der Hand auf den Tisch, sodass das Glas auf ihrem Schreibtisch bedrohlich anfing zu wackeln, "Du bist kein Anbu, nein, du bist ja nicht mal Jo-Nin!"
 

"Aber sie ist Ärztin."

Sasuke und Sakura drehten sich um und bemerkten ihren ehemaligen Lehrer, der scheinbar wie aus dem Nichts hinter ihnen aufgetaucht war. Tsunade wirkte nicht erfreut ihn zu sehen.

"Misch dich bitte nicht ein! Du weißt wie gefährlich diese Aktion ist!", erwiderte sie verärgert, doch Kakashi ließ nicht locker.
 

"Mag sein, aber Sie sollten ihre Fähigkeiten kennen, Hokage-sama! Sie haben Sakura selbst ausgebildet! Sie wissen, dass ich ihre Entscheidung, Sasuke diesen Auftrag zu überlassen, ohnehin nicht gutheiße... aber wenn Sakura ihn begleiten würde könnte das einiges erleichtern!"
 

Tsunade seufzte leise. "Ich weiß nicht...", murmelte sie unschlüssig und stützte ihren Kopf in die Hand.

"Bitte, Tsunade-sama!" Sakura blickte sie durchdringlich an. Einen Moment herrschte Stille und der Hokage wurde plötzlich klar, wie wichtig dem Mädchen diese Sache war und um wie viel es ihr scheinbar ging.

"Na schön...", grummelte sie schließlich, fügte jedoch schnell hinzu: "Aber ihr nehmt noch jemanden zur Überwachung mit, der euch von außen beschattet."

"Keine gute Idee.", mischte sich Sasuke plötzlich ein, "Das werden sie merken und dann vertrauen sie uns womöglich nicht. Sakura und ich werden das auch alleine schaffen."

"Ja ja, schon gut. Überredet.", stöhnte Tsunade daraufhin, doch man merkte, dass sie von der ganzen Sache nicht wirklich überzeugt war, "Auf eure Verantwortung!"
 

"Natürlich.", murmelte Sakura glücklich und drehte sich lächelnd zu Sasuke um, der keine Miene verzog. Vielleicht hatte er insgeheim doch gehofft, Tsunade würde es schaffen das Ganze zu unterbinden?
 

"Hört gut zu.", schaltete sich Tsunade erneut ein, "Vom jetzigen Moment an seid ihr Abtrünnige! Ihr mischt euch unter die Akatsuki und spioniert sie aus. Sollte es irgendwelche Neuigkeiten oder Vorkommnisse geben, schickt ihr alle Nachrichten nach Suna! Wir haben einen Pakt mit dem Kazekage geschlossen, da es meiner Meinung nach nichts bringt noch länger hier in der Nähe von Konoha zu bleiben. Die wenigen Überlebenden sind hier nicht sicher vor weiteren Angriffen und Suna bietet uns einen höheren Schutz. Also findet euch bitte auch dort ein, wenn ihr aus irgendwelchen Gründen zurückkehren müsst!"
 

Sasuke nickte stumm. Er wandte sich bereits zum gehen, als Sakura ihn noch einmal aufhielt.

"Warte, Sasuke! Wir haben noch was zu berichten!", sagte sie schnell und Tsunade blickte sie überrascht an.

"Ist was vorgefallen?", fragte sie und das Mädchen nickte leicht.

"Wir wurden im Wald von einigen Ninja aus Kumogakure angegriffen! Wir wissen nicht wieso, aber sie meinten, sie müssten uns töten, weil wir Konoha-Ninja wären!"

Der Hokage stutzte. "Aus Kumogakure?", wiederholte sie langsam, "Sicher?"

"Ja...Wie gesagt, sie haben uns nicht den Grund verraten, aber ich finde das ziemlich merkwürdig und dachte, Sie sollten es wissen."
 

Sofort tauschte Tsunade vielsagende Blicke mit Kakashi, die Sakura nicht wirklich deuten konnte. Doch sie beinhalteten etwas Warnendes und die Zeichen, einer bösen Vorahnung.

"Ich werde das wohl besser untersuchen lassen...", sagte die Hokage leise. "Kannst du dich in der Gegend mal umhorchen und in Erfahrung bringen, was da vor sich geht, Kakashi?"

"In Ordnung.", erwiderte der angesprochene ohne Umschweife und in einer Rauchwolke war er verschwunden; so jäh, wie er auch gekommen war.
 

"Wir gehen auch!", mischte sich eine Stimme auf dem hinteren Bereich des Raumes ein und Sakura wandte sich um. Sasuke hatte bereits die Hand am Türgriff. "Wir haben keine Zeit zu verlieren.", sagte er bestimmend. Sakura nickte.
 

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren durchschritt sie den Raum und noch bevor sie ihrem Begleiter durch die Tür folgte, warf sie einen Blick über die Schulter zurück zu ihrer ehemaligen Lehrerin. Sie wirkte müde und ausgebrannt, wie sie mit zusammengelegten Fingern an ihrem Schreibtisch saß und ihre Aufmerksamkeit wieder dem Stapel Pergamenten gewidmet hatte, die vor ihr ausgebreitet lagen. Die letzten Tage hatten auch bei ihr Spuren hinterlassen und ein wenig tat sie Sakura sogar leid.
 

"Vielen Dank, Tsunade-sama.", flüsterte das Mädchen, obgleich sie wusste, dass nur sie es hören konnte. Dann trat sie mit Sasuke hinaus in das goldene Morgenlicht das die Sonne auf sie hinunter warf und gemeinsam machten sie sich auf den Weg.
 


 

Es waren bereits einige Stunden vergangen, in denen keiner der beiden auch nur ein Wort gesprochen hatte und der Himmel bezog sich mehr und mehr. Der Wind frischte auf und plötzlich durchbrach Sasuke ihr Schweigen, in dem er aussprach, was Sakura dachte: "Es wird bald regnen."

Sakura antwortete ihm nicht. Sie lag zu weit hinter ihm, als dass er sie hören konnte. Wie immer bewegten sie sich auf ihre übliche Weise fort und nahmen den kürzesten Weg, der über die Verästelungen der Bäume und den unebenen Waldboden führte, was auf Dauer nicht die angenehmste Art zu reisen war.
 

Als Sakura noch ein Stück zurück fiel, drehte sich Sasuke plötzlich zu ihr um. "Ist alles in Ordnung?", fragte er und klang sogar fast ein wenig besorgt.

"Ja, ich bin nur etwas erschöpft. Geht schon...", antwortete Sakura und bemühte sich, ihren Lippen ein schwaches Lächeln abzuringen, was sich als schwieriger erwies, als sie vermutet hatte.

"Dann machen wir eine kleine Pause, okay?", rief ihr der Uchiha zu und es klang eher nach einem Befehl, als einer Frage.

Trotzdem war Sakura überrascht von dieser Rücksichtnahme.

"In Ordnung.", erwiderte sie und ließ ein leichtes Erstauen in ihrer Stimme verlauten.
 


 

Wenig später ließ sich Sakura ins hohe Gras einer kleinen Lichtung fallen. Sie lauschte dem Rauschen des schmalen Baches, der sich durch die Wiesen und weiter hinein in den Wald zog, wo er schließlich zwischen den Bäumen verschwand. Langsam schloss sie die Augen und atmete tief durch. Hier könnten wir eine Weile bleiben, überlegte sie. Doch ihr war auch klar, dass sich Sasuke nicht lange an diesem Ort aufhalten würde. Dazu war ihm die Mission viel zu wichtig.

Seufzend öffnete sie die Augen wieder und starrte eine Weile in den grauen Himmel, der ihr immer neuere, dunklere Wolken offenbarte, die über sie hinweg zogen.

Ein paar Minuten verweilte sie so, dann hörte sie leise Schritte näher kommen und richtete sich wieder auf. Sie erblickte Sasuke.
 

"Hier!", sagte er, reichte ihr zwei Reisbällchen und setzte sich neben ihr ins Gras, "Mehr konnte ich aus Konoha nicht mitnehmen, aber es wird reichen."

"Willst du denn nichts essen?", fragte sie besorgt, als sie bemerkte, dass er selbst nichts weiter hatte.

"Nein, ich hab im Moment keinen Hunger."

"Dann bewahr sie für später auf!"

"Ist schon okay, du kannst sie haben."
 

Sakura starrte auf die beiden Reisbällchen in ihren Händen. Eine dringende Frage brannte ihr auf der Zunge, doch sie wusste nicht wie sie diese stellen sollte. Ein paar Minuten überlegte sie noch und gerade als Sasuke den Mund öffnen wollte um zu fragen, warum sie nichts aß, begann sie zu sprechen.
 

"Warum tust du das, Sasuke?"

Er blickte sie überrascht an und als sie nichts weiter sagte, fragte er: "Was denn?"

"Das alles..."

Sie schwiegen beide. Sasuke verstand nicht, was sie meinte und hoffte auf eine Erklärung, die er kurz darauf auch bekam.

"Warum hast du eingewilligt mich mit zu nehmen auf diese Mission?", fragte sie, schaute ihn aber nicht an. Sasuke grinste schwach. Jetzt wusste er, worauf sie hinaus wollte.

"Hätte ich das nicht tun sollen?", fragte er fast neckisch.

"Doch!", erwiderte Sakura schnell und leise fügte sie hinzu: "Ich hätte nur nicht ohne weiteres damit gerechnet..."
 

Sasuke überlegte kurz. "Gegenfrage.", sagte er schließlich, "Hättest du mich denn alleine gehen lassen?"

"Das hab ich dir doch schon gesagt."

"Ja, eben. Du bist mir schon einmal gefolgt, also hätte ich dich dieses Mal auch nicht hindern können, ist es so?"
 

Sakura schwieg. Es war nicht die Antwort, die sie sich erhofft hatte, doch von Sasuke zu hören, er habe sie gerne bei sich, war so unwahrscheinlich, wie sie sich in Naruto verlieben würde. Trotzdem fand Sakura, klang seine Antwort nicht sehr plausibel, immerhin hätte es Mittel und Wege gegeben sie daran zu hindern ihm zu folgen...
 

"Sakura!"

Das Mädchen schrak leicht auf, als sie Sasukes Stimme aus den Gedanken riss.

"Nun iss endlich, damit wir weiter können! Sonst schaffen wir es bis heute Abend nicht.", sagte er auffordernd und deutete auf die Reisbällchen in ihren Händen.

"Ah, ja..." Sie nickte knapp, begann jedoch nicht zu essen.

"Eine Sache noch...", murmelte sie.

Innerlich seufzte Sasuke, doch sein "Was denn?" klang so gewöhnlich wie immer.
 

"Ich wollte mich bei dir bedanken.", antwortete sie, "Als ich im Wald von den Shinobi angegriffen wurde, wäre ich wohl gestorben, wenn du nicht gekommen wärst."

"Ach das." Sasuke tat es mit einer Handbewegung ab. "Schon okay. Ich war gerade in der Nähe."

"Wie? Du hattest doch einen riesigen Vorsprung!"

"Ja, aber mir sind ein paar Stunden verloren gegangen.", erklärte Sasuke, "Nicht nur du wurdest angegriffen. Ich hab zuvor schon ein paar Gegner aus Kumogakure erledigt und als ich deine enorme Chakrakonzentration gespürt hab, wusste ich, dass da noch mehr von ihnen waren. Also bin ich zurückgekommen."

"Ach so."
 

Fast hatte Sakura fragen wollen, ob er nur umgedreht war, um die fremden Ninja zu töten, oder ob es tatsächlich ihretwegen gewesen war, doch das klang ihr zu provokant und sie beschloss, lieber den Mund zu halten. Missmutig biss sie in ihr Reisbällchen. Es schmeckte nicht wirklich.
 

"Gib mir mal dein Stirnband!", sagte Sasuke plötzlich und sie blickte ihn fragend an. Er hatte sein eigenes bereits abgenommen und ritzte nun mit dem Kunai eine tiefe Kerbe quer über das Metall.

"Warum tust du das?", fragte Sakura mit leisem Entsetzen, doch Sasuke blickte sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Sakura, hast du's vergessen? Wir sind jetzt Abtrünnige. Wenn du dich vor den Akatsuki verplapperst ist es aus, also am besten von jetzt an kein Wort mehr von Konoha, in Ordnung?"

Sie nickte und band sich das Stirnband ab um es Sasuke zu reichen. Dann schob sie sich den Rest des zweiten Reisbällchens in den Mund, doch das Schlucken fiel ihr schwer. Sie beobachtete Sasuke, wie er auch in ihr Stirnband bearbeitete und plötzlich überkam sie das Gefühl einer bitteren Endgültigkeit. Erst jetzt, und vielleicht ein bisschen zu spät, wurde ihr bewusst, auf was sie sich da wirklich eingelassen hatte.
 

Sasuke bemerkte ihren Blick und sah kurz auf. "Ist was?", fragte er unwirsch und sie wandte sich ab; sah den Grashalmen zu, die vor ihr sanft im Wind wogen.

"Weißt du, ich habe ein wenig Angst, was wohl passieren wird...", sagte sie nach einer kleinen Pause, "Was ist, wenn sie uns nicht aufnehmen und-" Ihre Stimme versagte und für einen Augenblick war es still. Dann ergriff Sasuke das Wort.

"Mach dir keine Sorgen.", entgegnete er leise, "Das klappt schon."
 

Es klang zuversichtlich, wie er es sagte, doch sie wusste nicht, ob sie ihm glauben sollte. Zu fest war der Knoten der Ungewissheit in ihrer Brust verankert. Sie wollte Sasuke antworten, ihm etwas Zustimmendes sagen, doch ihr fiel nichts Positives ein, was ihrer wirklichen Meinung entsprochen hätte.
 

Nun hatten beide schon eine ganze Weile nicht mehr geredet und mit der Zeit wurde Sakura diese Stille unangenehm. Aus dem Blickwinkel beobachtete sie den jungen Uchiha, der in seinen Gedanken vertieft zu sein schien. Seine rabenschwarzen Augen ruhten auf dem zerkratzten Stirnband in seinen Händen und sahen es doch nicht an. Eine leichte Brise bewegte sein blau-schwarzes Haar, welches ihm in feinen Strähnen ins Gesicht hing und Sakura schluckte. Es war nicht abzustreiten, dass er wieder mal unheimlich gut aussah.
 

Plötzlich huschten seine Pupillen zu ihr rüber und ihre Blicke trafen sich. Sakuras Herz schlug wild gegen ihren Brustkorb und ein unaufhaltsamer Drang, Sasuke so nah wie möglich zu sein, nahm von ihr Besitz.

Langsam bewegte sie sich auf ihn zu. Er kam ihr nicht entgegen, unternahm aber auch nichts, um das zu verhindern, was bereits unausweichlich war, als ihre Gesichter sich so nah waren, dass sie ihr Antlitz in seinen Augen spiegeln konnte.
 

Ein Gefühl, neben sich zu stehen und das ganze aus weiter Ferne zu beobachten, taub und stumm, packte sie. Gebannt starrte er sie an, zuckte nicht, als sie ihren Mund leicht öffnete und versuchte nicht ihr auszuweichen, als sich ihre Nasenspitzen beinahe berührten.

Die Luft elektrisierte sich, während plötzlich die Situation schlagartig herum gerissen wurde.
 

"Nein!" Sasuke wich ein Stück zurück, scheinbar erschrocken über sich selbst und was er gerade im Begriff war zu tun. Einen Moment sahen sich die beiden an, dann erhob sich der Junge und entfernte sich ein Stück von dem Platz, an dem sie gesessen hatten, kehrte ihr den Rücken. Sakura sah ihm nach.

"Sasuke.", sagte sie nach ein paar Minuten in denen sie um Fassung rang, "Es tut mir Leid, ich wollte nicht-"

"Mach das nicht wieder, klar?", zischte er mit zusammengebissenen Zähnen und in seiner Stimme lag etwas Warnendes.

Sakura nickte stumm. "Okay.", flüsterte sie heiser.
 

Dann drehte sich Sasuke wieder zu ihr um. Seine Gesichtszüge waren kalt.

"Wir gehen weiter.", sagte er bestimmend und ohne Widerspruch erhob sich das Mädchen, nahm ihren Rucksack und ging auf ihn zu. Reumütig sah sie ihn an, doch er wich ihrem Blick aus.
 

"Hast du alles?"

"Ja..."
 

Die Art wie er sie fragte, ließ sie erzittern. Einsame Tropfen fielen auf die beiden herab, die sich in wenigen Minuten in einem kräftigen Schauer über die Wiesen ergossen und den kleinen Bach überfluteten, dessen Rauschen von dem des niederprasselnden Regens übertönt wurde. Sakura dröhnte es in den Ohren. Dann setzten sie endlich ihren Weg durch den Wald fort...

Das Blatt wendet sich

Den ganzen restlichen Weg schüttete es wie aus Eimern, doch auch nach ein paar Stunden hatte Sasuke scheinbar nicht vor, noch eine Pause zu machen. Ununterbrochen setzte er seinen Weg fort; gefolgt von Sakura, die wieder mal Schwierigkeiten hatte mit seinem Tempo mitzuhalten. Ihre Kleidung war kalt und durchnässt und ließ sie jeden Regentropfen einzeln auf der Haut spüren, die ihr einen Schauer nach dem nächsten den Rücken hinunter jagten. Ihre Haare klebten aneinander, hingen ihr strähnig auf die Schultern und ihr Körper zitterte in der eisigen Luft, doch sie beklagte sich nicht. Sie wusste, dass sie bald am Ziel sein mussten, denn wenige, vereinzelte Stellen des Waldes hatte sie bereits wieder erkannt.
 

Es dämmerte schon, als Sasuke abrupt stehen blieb und Sakura wäre fast in ihn hineingerannt. Schweigend blickten die beiden auf die vertraute Lichtung, auf der der Eingang zum Versteck der Akatsuki lag. Sakura wollte Sasuke fragen, wie sie weiter vorgehen würden, doch sie traute sich nicht. Seit dem Vorfall vor ein paar Stunden hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt und Sakura war sich nicht sicher, ob er ihr überhaupt antworten würde. Niemals hätte sie so weit gehen dürfen; das war ihr nun klar...
 

Umsichtig bahnte sich Sasuke den Weg durch das Gestrüpp am Rande der Lichtung und Sakura folgte seinem Pfad durch das nasse Gras. Sie mied den Anblick der Leichen, die weiter hinten, irgendwo auf der Wiese liegen mussten. Der Gedanke an Neji ließ sie frösteln und starr blickte sie geradeaus, bis sie den steinernen Eingang erreicht hatten. Noch einmal drehte sich Sasuke um und suchte die Gegend mit den Augen ab, doch nichts Auffälliges war zu sehen. Dann schritt er voran, die mit Fackeln beschienene Wendeltreppe hinunter. Weiter als hier war Sakura damals mit den Anbu, dank einer Genjutsu, nicht gekommen, doch diesmal schien es zu klappen: Sie erreichten einen langen Gang, der ebenfalls recht spärlich erleuchtet war und wieder einmal waren keine Wachen zu sehen. Sakura wurde unruhig und litt unter dem Gefühl beobachtet zu werden, welches sie dazu trieb, sich ständig umzusehen, als erwartete sie, jemand könnte sich ihnen von hinten nähern und sie zu Boden strecken. Das war natürlich Unsinn, beruhigte sich das Mädchen selbst und verdrängte den Gedanken, dass sie sich im Versteck der Akatsuki befanden.
 

Sie folgten dem Gang schon eine ganze Weile, als endlich der Umriss einer Person vor ihnen sichtbar wurde. Sasuke wurde vorsichtiger, machte sich bereit, jeden Augenblick in einen Kampf zu geraten, und als sie der Person nah genug waren, erkannten sie einen Mann, der vor einer großen, verschlossenen Tür stand, die die ganze Breite des Ganges einnahm. Der Fremde trug er einen schwarzen Mantel mit roten Wolken darauf und Sakura fiel auf, dass es der gleiche war, den auch Itachi getragen hatte.
 

"Sasuke Uchiha, nehme ich an?", sagte er ruhig.

"Woher weißt du das?", entgegnete Sasuke kühl und seinem Gegenüber huschte ein leichtes Grinsen über die Lippen.

"Du siehst Itachi ähnlich. Sehr ähnlich."
 

Als der Name seines Bruders fiel, ballte Sasuke unwillkürlich die Hand zur Faust, doch nur Sakura, die wenige Meter hinter ihm stand, bemerkte es.
 

"Kann ich euren Anführer sprechen?", begann Sasuke sein Anliegen zu formulieren, darauf bedacht, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.

"Er ist nicht hier." war die knappe Antwort des Fremden.

"Dann richte ihm etwas von mir aus: Wir möchten von den Akatsuki aufgenommen werden."

Der Mann lachte kurz auf. "Glaubt ihr tatsächlich hier könnte jeder einfach so herspazieren und der Organisation beitreten? Ihr stellt euch das wirklich zu leicht vor. Ich könnte euch töten, jetzt sofort."
 

Sakuras Herzschlag beschleunigte sich. Bisher war sie dem Gespräch nur still gefolgt, doch innerlich bebte sie vor Angst. Sie wusste nicht wer dieser Mann war und was nun mit ihnen geschehen würde. Ehrfürchtig beobachtete sie Sasuke und beneidete ihn darum, so ruhig bleiben zu können.
 

"Ihr würdet von meinen Fähigkeiten profitieren, wenn ich unter euch arbeiten würde.", verhandelte Sasuke weiter.

"Ich meine, ein Uchiha in der Organisation reicht vollkommen aus. Warum sollten wir dich noch nehmen?", argumentierte der andere, doch Sasuke grinste triumphierend.

"Weil ich an ihn rankomme.", antwortete er leise und die Gesichtszüge des Fremden wurden ernster und überlegter, "Das Fuchsungeheuer, das ihr so unbedingt wollt."
 

Einen Moment schwiegen beide.

"Schön.", sagte der Akatsuki schließlich, nachdem er scheinbar über die Sache nachgedacht hatte, "Ich werde das klären. Wartet hier!"
 

Er wandte sich um und öffnete langsam die schwere Eisentür, so weit, dass er sich gerade hindurchzwängen konnte. Dann hielt er einen Augenblick inne.

"Wenn ihr nicht willkommen seid, töte ich euch, klar!? Noch habt also ihr die Möglichkeit zu fliehen...", warnte er leise und verschwand, als Sasuke nicht darauf reagierte. Lautlos fiel Tür hinter ihm ins Schloss und Sasuke und Sakura waren wieder allein.
 

Das Mädchen wartete kurz ab und überlegte, ob sie etwas sagen sollte; machte dann ein paar Versuche, die sie jedoch recht schnell wieder abbrach. Schließlich gab sie es ganz auf und schaute ein wenig nervös zur Decke.
 

Sasuke lehnte sich lässig gegen die Wand und verschränkte die Arme, so als würde er auf nichts weiter, als ein bestelltes Essen warten. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Sakura, die scheinbar nicht wusste, was sie mit der Zeit des Wartens anfangen sollte und unruhig von einen Fuß auf den anderen trat.
 

"Du machst mich nervös.", zeterte Sasuke plötzlich und sofort hörte sie auf.

"Tut mir leid."

Zögernd lehnte sich gegen die andere Wand, ihm gegenüber, und ein paar Minuten lang starrten sie sich an. Dann wurde Sasuke das ganze zu blöd.
 

"Hab ich was im Gesicht?", fragte er ungehalten und sie schüttelte schnell den Kopf und wandte den Blick ab. Wieder verfielen beide in tiefes Schweigen, bis Sasuke geräuschvoll seufzte.

"Mach dich nicht verrückt, hörst du!?"

Seine Stimme klang plötzlich viel ruhiger und milder als zuvor und etwas verunsichert sah Sakura auf.

"Du bist viel zu aufgeregt. Ich hab dir doch gesagt, dass alles glatt gehen wird!", sagte er und scheiterte kläglich an dem Versuch sie aufzumuntern.
 

Sakura wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Die ganze Zeit, war sie im Glauben gewesen, er wäre wütend auf sie und nun musste sie feststellen, dass er sich so wie immer benahm und mit ihr sprach, als wäre nichts gewesen. Sasuke war ein Rätsel; so undurchschaubar, dass sie nie wusste, was in ihm vorging.
 

Vielleicht hatte er die Sache für sich abgeschlossen, doch Sakura ließen die Unklarheiten zwischen ihnen keine Ruhe. Womöglich war es in dieser Situation genau das Falsche, was sie tun konnte, doch sie musste das Thema noch einmal anschneiden.
 

"Ähm... Sasuke.", begann sie vorsichtig und der junge Uchiha blickte auf.

"Hör mal, also... wegen vorhin... Es - es tut mir leid. Ich wollte dich nicht bedrängen oder so...", stammelte sie weiter und schaute betreten zu Boden.

Sasuke musste nicht lange überlegen, um zu wissen wovon sie sprach, doch er war sich zunächst unschlüssig, was er antworten sollte. Eine Weile geschah nichts und gerade als er ihr sagen wollte, dass sie die Sache auf sich beruhen lassen und nicht immer wieder davon anfangen solle, öffnete sich die Tür und der Mann, mit dem sie ein paar Minuten zuvor schon gesprochen hatten, trat vor. Sakuras Herz begann wild zu schlagen.
 

"Wir haben uns entschieden. Die Akatsuki akzeptieren dich, Sasuke.", sagte er sofort und der angesprochene nickte. "Aber das Mädchen", fügte er mit einem gehässigen Blick auf Sakura hinzu, "können wir nicht gebrauchen. Sie weiß bereits zu viel, darum können wir sie nicht mehr gehen lassen. Du hast sicher nichts dagegen, wenn wir sie gefangen nehmen, oder!?"
 

Sakuras Eingeweide verkrampften sich schmerzhaft bei diesen Worten. Starr vor Angst beobachtete sie zwei Männer, die hinter dem anderen ins Licht traten, auf sie zukamen und sie grob packten. Sofort begann sie sich zu wehren, kam jedoch gegen die beiden Kolosse nicht an und verzweifelt blickte sie zu Sasuke, der mit dem Rücken zu ihr stand und sich nicht bewegte. Ihre Hoffnung, er würde ihr helfen, schwand, als er auch nach einigen Minuten nichts unternahm. Bemerkte er denn nicht, wie sie ihn flehend ansah, in ihrer Angst zu ersticken drohte?
 

"Sasuke, sag doch was!", rief sie, "Warum lässt du das zu? Sasuke!"

Der junge Uchiha rührte sich nicht und ihr Atem stockte.

"Sa-Sasuke?"
 

"Willst du ihr nicht helfen?", fragte der Akatsuki feixend, doch der Junge antwortete noch immer nicht und Sakura traf beinahe der Schlag. Hatte sie etwas nicht mitbekommen oder warum verstand sie nicht, was vor sich ging? Hatte er nicht eben noch behauptet, es würde alles nach Plan verlaufen?

Wie versteinert starrte sie Sasuke an und nur langsam beschlich sie eine leise Ahnung, was gerade passierte; was sie nicht glauben wollte... Noch war sie sich sicher, dass er jeden Augenblick einschreiten und sie befreien würde, doch die Minuten verstrichen wie eine grausame, unendlich lange Zeit und dann wurde Sakura klar, dass sie umsonst wartete.
 

"Scheinbar hatte mein Meister recht mit der Entscheidung dich aufzunehmen. Mit deiner Einstellung bist zu geradezu qualifiziert um unter den Akatsuki zu arbeiten.", sagte der Mann zufrieden und gab den Männern die Sakura hielten mit einem Kopfrucken das Zeichen sie wegzubringen.
 

Sakura rang noch immer um Fassung. "Sasuke, warum? Warum...", schrie sie, doch noch bevor sie weiterreden konnte, packten die Männer fester zu und ihr entfuhr ein kurzer Aufschrei.

Dann führten sie sie weg und ein letztes Mal blickte Sakura über die Schulter zurück auf ihren Gefährten, der sie so verraten und ausgeliefert hatte, der ihr immer noch den Rücken zuwandte, es nicht wagte, ihr ins Gesicht zu sehen...
 

Wieder wehrte sie sich aus Leibeskräften gegen die Griffe der beiden Personen, die sie abführten wie jemanden, der etwas Abscheuliches getan hatte, den man wegsperren und behandeln konnte, wie ein dreckiges Tier; doch ein harter Schlag in den Nacken raubte ihr das Bewusstsein und langsam sackte sie in den Armen ihrer Feinde zusammen.
 


 

Eine bleierne Schwere lag auf ihrem Körper, als Sakura wieder zu sich kam. In ihrem Kopf hämmerte es und vorsichtig versuchte sie sich zu bewegen, doch ihre Kraft reichte nicht aus. Benommen blieb sie liegen und lauschte in ihre Umgebung. Außer einem steten, nervtötenden tropfen auf harten Steinboden war nichts zu hören. Der Geruch verwesender Körper lag in der Luft und eine plötzliche Übelkeit und das Gefühl, jeden Moment erbrechen zu müssen, übermannte das Mädchen.
 

Eigentlich hatte sie vorgehabt noch ein wenig liegen zu bleiben, um ihre Gedanken zu ordnen und die fremden Eindrücke ein wenig auf sich wirken zu lassen, doch sie musste einfach wissen wo sie war! Entgegen ihrem Schwindel kämpfte sich Sakura auf und öffnete mühsam die Augen. Das erste was ihr auffiel waren die großen Eisenketten an den grauen Wänden und das gebrochene Licht, welches durch die Gitterstäbe oben an den kleinen Fenstern eindrang, auf sie hinab fiel und den kleinen finsteren Raum ein wenig erhellte. Blutflecken beschmutzen den Boden auf dem sie saß und Sakura fühlte ein kleines Rinnsal von ihrer Stirn ihre Wange hinunterlaufen. Scheinbar hatte man sie brutal in ihre Zelle geworfen, so dass sie mit dem Kopf hart aufgeschlagen war.
 

Noch ein wenig orientierungslos sah sie sich um. Durch die breiten Gitterstäbe zu ihrer rechten konnte sie auf den Gang des Kerkers sehen und von dort aus in die benachbarten und gegenüberliegenden Zellen. Sie waren gefüllt mit Leichen und Skeletten, umringt von abertausenden Fliegen, und vergebens suchte Sakura nach einer lebenden Person. Sie bemerkte schnell, dass es nicht nur Ninja, sondern auch gewöhnliche Leute waren, die hier ihr Ende gefunden hatten und sie fragte sich, weshalb die Akatsuki solche Menschen umbringen ließ.
 

Geekelt von dem Anblick der Leichen widmete sie ihre Aufmerksamkeit dem Vorhängeschloss an den Gitterstäben. Prüfend besah sie die dicke Eisenkette, die die Tür nach draußen verschlossen hielt und ihr wurde klar, dass sie hier nicht so einfach rauskommen würde. Sie musste wohl oder übel warten, bis man beschloss, was mit ihr geschehen sollte.
 

Langsam kroch sie zur hintersten Wand ihrer Zelle und kauerte sich in eine Ecke. Die Arme fest um ihren Körper geschlungen überlegte sie, was denn überhaupt genau passiert war. Das letzte an das sie sich erinnern konnte war, wie die Männer der Akatsuki sie weggebracht hatten... und Sasuke, der ihr nicht einmal nachgesehen hatte. Bei dem Gedanken an ihn überkam das Mädchen eine Mischung aus Trauer und Wut. Wie konnte er ihr das nur antun? Bedeutete sie ihm wirklich so wenig? War ihm eine Mission oder seine Rache wichtiger als ihr Leben? Sakura war durcheinander.
 

Und noch mehr als diese Fragen kümmerte sie etwas anderes: Wie sollte sie jetzt hier rauskommen? Es gab niemanden der ihr helfen konnte und dass Sasuke sie befreien würde, nach allem war passiert war, war unwahrscheinlich, geradezu lachhaft.

Nein, sie musste sich selbst darum kümmern aus diesen Kerkern zu entkommen. Würde sie es nicht schaffen, war ihr der Tod gewiss. Entweder ließen sie die Akatsuki töten oder sie würde über kurz oder lang verhungern oder erfrieren.
 

"Ich komm hier schon raus...", flüsterte sie sich selbst zu mit einem Funken Zuversicht, an welche sie selbst nicht glaubte. Sie musste ihre Angst und ihre Verzweiflung unterdrücken so gut es nur ging! Auf keinen Fall durfte sie jetzt in Panik geraten! Doch selbst ihre eigene Stimme in der unerträglichen Stille klang so befremdlich, dass sie leise begann zu schluchzen.
 

Wie spät es wohl war? Und wie lange war sie überhaupt bewusstlos? Warum hatte man sie gefangen genommen und nicht sofort getötet? Brauchten die Akatsuki sie vielleicht noch? Und wenn, wofür?
 

Sakura wusste nicht wie lange sie so dasaß und weinte, über alles immer und immer wieder nachdachte und doch zu keiner Antwort kam, bis plötzlich ein schwacher Lichtstrahl in den dunklen Gang fiel und sie verwundert aufsah. Schritte kamen näher und Sakura schlug das Herz bis zum Hals, als ein Mann mit langem schwarzem Mantel und roten Wolken darauf vor ihrer Zelle erschien...

Ein Traum wird wahr

Sakura fühlte sich wie gelähmt vor Angst, während die Person, die vor ihrer Zelle stand, in der Innentasche ihres langen Mantels kramte und schließlich etwas Glänzendes hervor zog.
 

Eine Waffe! schoss es Sakura sofort durch den Kopf, die den Fremden nur schemenhaft im Halbdunkeln erkennen konnte, bis sie merkte, dass es ein versilberter Schlüssel und kein Kunai war. Würde man sie rausholen? Hatten die Akatsuki endlich beschlossen sie töten zu lassen? Sakura überlegte, dass das immerhin noch besser wäre, als in diesen Kerkern qualvoll verhungern zu müssen, doch sie wusste auch, dass sie es ihren Feinden nicht leicht machen würde. Wenn sich eine günstige Gelegenheit bot, würde sie zumindest versuchen zu entkommen.
 

Das Vorhängeschloss schnappte auf und die Gitter wurden zur Seite geschoben. Mit jedem Schritt, den der Akatsuki auf sie zutrat, sank Sakura mehr und mehr der Mut.

"Komm nicht näher!", schrie sie verzweifelt und richtete sich auf; drängte sich gegen die hintere Wand, ohne die Möglichkeit zur Flucht, aber dennoch bereit, ihrem Häscher entgegenzutreten und, wenn nötig, bis zum bitteren Ende zu kämpfen.
 

"Was redest du denn da? Komm mit, los!", befahl der Akatsuki völlig unerwartet und streckte ihr die Hand entgegen, "Wir haben nicht viel Zeit!"

Sakura blieb die Luft weg, als sie seine Stimme erkannte. Fassungslos schritt sie auf ihn zu und zog ihn zu sich, in die winzige Lichtquelle, die das Fenster einließ, so dass sie sein Gesicht sehen konnte.
 

"Sasuke, du?!"

Dann ging alles viel zu schnell. Ohne, dass sie noch ein weiteres Wort sagen konnte, packte er sie grob am Handgelenk, zog sie unsanft zur Tür hinaus und lief mit ihr auf den Kerkergang. Anschließend hetzten sie einige Stufen hinauf und die langen, kalten Gänge entlang, bis sie die Wendeltreppe erklommen und ans Tageslicht gelangten. Sasukes schwarzer Mantel flatterte hinter ihm er, während sie keuchend über die Wiesen rannten, bis tief hinein in den Wald.
 

Sakura wusste nicht wie ihr geschah. Die kühle Luft brannte ihr in den Lungen und sie hatte mühe, die Augen aufzuhalten. Mit der Zeit bekam sie Seitenstiche und versuchte sich gegen Sasukes Griff zu wehren, um anzuhalten, doch der zog sie gnadenlos weiter.
 

Erst nach ein paar Minuten, als sie sich weit hinter dem Versteck der Akatsuki befanden, stoppte der Junge und drehte sich zu ihr um. Atemlos blickten sie sich an und noch bevor er etwas sagen konnte hatte sie ihre Hand aus seiner befreit. Dann klatschte es laut und für einen Moment stand die Zeit still. Ein Windhauch raschelte durch die umstehenden Bäume und ließ das bunte Herbstlaub vor ihren Gesichtern tanzen, bis es sanft zu Boden schwebte.
 

Völlig perplex tastete Sasuke über seine errötete Wange. Sakura atmete rasselnd. Sie hatte die Hand immer noch erhoben und ihre blanke Wut ließ sie mit sich selbst um ihre Beherrschung hadern. Sie wollte ihn anschreien, doch sie war zu sehr außer Atem, um auch nur einen Ton herauszubringen.

Das war schon lange fällig! Du hast nichts anderes verdient, dachte sie, und bemerkte zufrieden, dass sie ihn endlich mal aus der Fassung gebracht zu haben schien. Vielleicht hatte er mit vielem gerechnet, aber nicht damit.

Die Minuten verstrichen und das Rauschen des Windes dröhnte Sakura in den Ohren. Langsam ließ Sasuke seinen Arm sinken, öffnete den Mund und sagte etwas. Zuerst dachte Sakura, sie hatte ihn durch den Wind nicht verstanden; doch sie hatte sich nicht verhört.
 

"Sakura... es tut mir leid."
 

Ihr war, als hätte man ihr einen Schlag versetzt. Ungläubig klappte sie den Mund auf und schloss ihn kurz darauf wieder, als sie merkte, dass es dumm aussehen musste. Es tat ihm leid? Was sollte sie davon halten? Die Worte wirkten auf sie ein und es dauerte nicht lange, bis ihre Wut wieder die Oberhand über den Verstand gewann.
 

"Es tut dir leid?", wiederholte sie ruhig, "Das ist alles?" Sie keuchte leise auf und ihre Stimme bebte. "Du hast mich ausgeliefert, Sasuke! Ist das deine Entschuldigung? Meinst du, dadurch ist jetzt alles vergessen und verziehen?"
 

"Es war notwendig.", antwortete Sasuke, scheinbar darum bemüht, sich möglichst geschickt rauszureden, "Nur so konnte ich die Akatsuki täuschen."
 

Sakura schüttelte ungläubig den Kopf.

"Das glaub ich nicht... Du verstehst wirklich gar nichts!", fauchte sie, "Du hast keine Vorstellung davon, wie ich mich gefühlt habe! Du bist so ein Egoist!"
 

Mit einem Ruck drehte sie sich um, so dass ihr Haarschopf wild durch die Luft wirbelte. Am liebsten wäre sie losgerannt. Sie hatte keine Lust seine ganze Erklärung abzuwarten. Was sie bisher gehört hatte reichte ihr mehr als genug: Er nahm es also in kauf, dass sie litt, solange er den Auftrag weiter ausführen konnte!? Egal, was er sagen würde; keine seiner Entschuldigungen konnte das, was er getan hatte, wieder gutmachen. Ihr war klar, dass ihr Verhalten kindisch war und dass sie sich wenigstens anhören sollte, was er zu seiner Verteidigung zu sagen hatte, doch im Moment war sie zu enttäuscht um sich das einzugestehen.
 

"Sakura, hör mir doch zu! Ich musste es tun. Ich wollte dich doch nur schützen.", fuhr Sasuke geduldig fort, "Die Akatsuki hätten uns sofort getötet, wenn ich mich widersetzt hätte. Nur so konnte ich dich für den Moment retten und nebenbei ein paar nützliche Dinge in Erfahrung bringen... Wir waren Spione, Sakura! Ich musste dieses Opfer bringen. Ich habe dich doch jetzt befreit und wir können zu Tsunade zurückkehren und ihr alles berichten..."
 

Sakura antworte nicht. Ihre Augenwinkel brannten und sie kämpfte mit den Tränen. Natürlich hatte er Recht. Es war die wahrscheinlichste Erklärung für sein Verhalten und doch sagte irgendetwas in ihr, dass sie das nicht so akzeptieren wollte.
 

"Du hast keine Ahnung, was für Ängste ich durchlitten habe!", flüsterte sie schwach, "Ich dachte, du hättest mich endgültig verraten und die Akatsuki würden mich töten lassen..." Ihre Stimme brach und wieder wurde es still.
 

"Das tut mir Leid."

Zögernd kam Sasuke auf sie zu und schlang seine Arme um sie. Ein warmer Schauer durchfuhr das Mädchen, als sich seine Hände vor ihrem Bauch kreuzten. Sie spürte seinen heißen Atem in ihrem Nacken; spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss und ihr immer schwindeliger wurde. Wie zur Salzsäule erstarrt, wagte sie es nicht sich umzudrehen. Einerseits wollte sie sein Gesicht sehen, andererseits fürchtete sie, er könne sie loslassen.

Wirklich genießen konnte sie diesen seltenen Augenblick auch nicht. Ihre Gedanken rasten und eine Frage nach der anderen kam ihr plötzlich in den Sinn, so dass sie nicht wusste, welche sie zuerst stellen sollte.

"Wie lange war ich gefangen, Sasuke?"

"Nur eine Nacht."

"Und du hast die Akatsuki mit meiner Rettung verraten? Werden sie uns verfolgen?"

"Vielleicht."
 

Langsam löste sie seine Hände von ihr und drehte sich zu ihm um. "Was machen wir jetzt?", fragte sie leise und suchte seinen Blick, doch er wich ihr aus. Sakura kam es fast so vor, als wäre ihm die Situation ein wenig unangenehm. Oder hatte er einfach nur ein schlechtes Gewissen?

"Wir gehen nach Suna, zu den anderen.", erwiderte er nach einer kurzen Pause, "In etwa zwei oder drei Tagen müssten wir das schaffen."
 

Wieder herrschte eine peinliche Stille und die beiden traten einen Schritt auseinander. Dabei musterte Sakura den jungen Uchiha von oben bis unten. Ihr fiel auf, wie ähnlich er seinem Bruder sah, wenn er die Kleidung der Akatsuki trug und es wirkte sogar ein bisschen Furcht einflößend, wie er so vor ihr stand.

"Zieh das aus, bevor wir gehen, Sasuke! Du arbeitest schließlich nicht für die Akatsuki!", sagte sie gebieterisch und zu ihrer Überraschung gehorchte er ohne Widerworte, öffnete den Mantel und ließ den schwarzen Stoff achtlos ins Laub fallen, zu Füßen der Bäume. Seine gewöhnliche Kleidung kam darunter zum Vorschein.

"Brechen wir auf?", fragte er, fast etwas zu plötzlich, um kein weiteres Schweigen aufkommen zu lassen.

Sie nickte knapp. "In Ordnung."
 

Dann beobachtete Sakura ihn, wie er sich auf die Äste eines großen Baumes schwang und dort auf sie wartete. Sie konnte es sich nicht erklären, doch sie hatte das komische Gefühl, Sasuke sei viel nervöser als sonst. Seufzend zuckte sie mit den Schultern und setze dann zum Sprung an, um dem Jungen zu folgen.
 


 

Gegen Abend konnten Sasuke und Sakura endlich die Lichter einer kleinen Stadt durch die voranschreitende Dunkelheit erkennen und hielten darauf zu. Zwar hatte Sasuke ein Zelt im Rucksack, was sie hätten aufbauen können, doch war es mit dem Abend immer kälter geworden, so dass man bereits fühlen konnte, dass es nicht mehr lange dauern würde bis der Winter ins Land zog. Da Sakura nicht gerade davon erbaut war, sich eine Erkältung einzufangen, wollte sie auf jeden Fall ein Zimmer für die Nacht nehmen und war froh, dass Sasuke ihre Meinung teilte.
 

Ein steiler Hang führte hinunter in die Stadt und auf dem Hügel, am Waldrand, blieben die beiden jungen Ninja eine Weile stehen und blickten in das Farbenmeer der bunten Lichter unter ihnen. Sakura seufzte über diesen wundervollen Anblick. Sie fragte sich, wie schön es aussähe, wenn die Sonne rot untergegangen und nicht wie jetzt, hinter die grauen dunklen Wolken getaucht wäre, bevor sie hinterm Horizont verschwand.
 

Die stille Nacht umhüllte sie, während sie die Aussicht genossen und der kühle Wind ihnen ins Gesicht peitschte. Erst nach einiger Zeit wagten sie langsam den Abstieg ins Tal und gelangten auf eine schmale, unbelebte Straße, der sie in die Stadt folgten. Sie sprachen nicht viel miteinander. Sakura wusste nicht wie es Sasuke erging, doch sie selbst war zu erschöpft und hatte keine große Lust zu reden. Auch wenn sie sich an die langen Tagesmärsche gewöhnt hatte, war Sasuke nicht der rücksichtsvollste Reisebegleiter und es fiel ihr sehr schwer mit ihm mitzuhalten.
 

Als die beiden nach wenigen Minuten die Stadt betraten wurde es mit einem Mal wieder Tag: Werbebanner, Girlanden und Laternen blendeten die Augen, laute Musik drang aus allen Ecken an die Ohren, die verschiedensten Gerüche bissen einander und auf den Straßen herrschte wildes Treiben, Verkaufsstände wucherten aus dem Boden, waren festlich dekoriert und hergerichtet...
 

Wären Sasuke und Sakura nicht so müde gewesen, hätten sie sich sicher noch ein wenig umgesehen, doch zu Sakuras Erleichterung zog Sasuke sie sofort weiter zum nächsten Hotel - und dann auch zum übernächsten. Die meisten waren wegen des Festes komplett ausgebucht und erst beim vierten Versuch bekamen sie ein kleines Zimmer für eine Person, das sie sich teilen wollten.
 

Mit schweren Schritten schleppten sie sich die Treppen hoch, bis in den dritten Stock und Sasuke entriegelte die Tür zu ihrem Zimmer und schaltete das Licht ein. Der Raum war eng und stickig und Sakura öffnete sofort das kleine Fenster und ließ ein wenig frische Luft hinein. Interessiert schaute sie der bunten Menge auf den Straßen zu, bis sie von Sasukes Stimme ablenkt wurde.
 

"Sakura, ich gehe gleich nach unten und hol uns was zu essen. Du kannst in der Zeit duschen, okay?!"

"Mh..."

Widerwillig löste sich das Mädchen von dem Anblick und wandte sich zu Sasuke um. Dieser hockte auf dem Boden und breitete einige Decken aus. Sakura stutzte.

"Was tust du da?", fragte sie verwirrt und ohne aufzusehen antwortete er: "Du kannst das Bett haben. Ich komme auch hiermit aus"

"Aber das ist viel zu kalt, Sasuke!", rief sie empört, doch er winkte ab.

"Schon gut, das kann ich ab."
 

Ohne weiter darauf einzugehen, stand er auf und verließ den Raum. Sakura sah ihm nach, bis die Tür wieder hinter ihm zuklappte, dann machte sie sich kopfschüttelnd auf den Weg ins Bad, das in einem kleinen Nebenraum zu finden war, welcher an ihr Zimmer grenzte.

Nachdem Sakura sich vergewissert hatte, dass die Tür verschlossen war, begann sie sich auszuziehen. Ihre Kleidungsstücke legte sie ordentlich zusammengefaltet auf den Klodeckel, auch wenn sie der Gedanke ekelte, diese dreckigen verschlissenen Sachen morgen wieder tragen zu müssen. Sie beschloss, Sasuke zu bitten ihr etwas Geld zu leihen, damit sie sich in der Stadt neu ankleiden konnte. Ihr eigenes Geld war mit ihrem Rucksack im Versteck der Akatsuki zurückgeblieben.
 

Als das heiße Wasser ihr wohltuend über den Körper lief, kostete sie jede Minute aus. Wie lange hatte sie nicht mehr duschen können? Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor und während sie sich den Dreck aus den Haaren spülte, kamen alle Bilder der vergangenen Tage noch einmal in ihr hoch. Ein Wunder, dass sie und Sasuke bis jetzt mit heiler Haut davon gekommen waren, wo es doch so viele getroffen hatte: Neji, ihre eigenen Eltern... ganz Konoha.

Sakura schluckte und vertrieb den Gedanken aus ihrem Kopf. Wenn sie Sasuke beistehen wollte, musste sie stark sein; musste sie mit der Situation genauso umgehen können wie er, egal wie schwer es ihr auch fiel.
 

Noch einmal brauste sie sich ab und ließ Wasser über ihr Gesicht laufen. Scheinbar hatte es nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele gereinigt, denn als sie aus der vernebelten Dusche trat und sich in ein großes weißes Handtuch hüllte, kam es ihr so vor, als habe sie noch nie so klare Gedanken gehabt.
 

Als die aus dem Bad kam, wartete Sasuke bereits auf sie. Um nicht halb nackt vor ihm zu stehen, hatte sie ihre Unterwäsche wieder angezogen und ihren restlichen Körper mit dem großen Handtuch bedeckt.
 

Verlegen ging sie an dem Jungen vorbei und setzte sich auf das Bett, wo ihre Mahlzeit stand. Wortlos und ohne auf Sasukes verstohlene Blicke zu achten, begann sie zu essen. Es war nicht viel, doch Sakura reichte es. Scheinbar hatte Sasuke in der Zeit gegessen, in der sie geduscht hatte, denn nun betrat er das Bad.
 

Gedankenverloren starrte Sakura auf ihren Reis. Durch das Fenster dröhnten dumpfe Schläge und schnelle Takte einer unbekannten Musik, die von den Stimmen der Stadtbewohner, die sich draußen amüsierten, untermalt wurde. Sakura begann mit dem restlichen Reis zu spielen, während sie weiter auf die verschiedenen Töne horchte. Sie hatte keinen Appetit, obwohl sie wusste, dass sie dringend etwas essen musste.
 

Sasuke blieb ungewöhnlich lange im Bad und Sakura aß schon ihren letzten Bissen, als sich die Tür endlich öffnete und der Junge, von einer nebligen Wolke umhüllt, ins Zimmer trat. Außer einer Boxershorts war er völlig unbekleidet und seine Haare hingen ihm nass und strähnig ins Gesicht. Sakura wandte den Blick ab. Sie wollte nicht den Eindruck erwecken, als würde sie ihn anstarren und auch er sah sie nicht an.
 

Ein wenig nervös stellte Sakura ihren Teller auf einem kleinen Tisch neben dem Bett ab und beobachtete Sasuke aus den Augenwinkeln, wie er gemächlich zum Fenster schritt und sich auf der Fensterbank niederließ.
 

"Ähm... Sasuke, komm da lieber weg!", begann sie etwas zögerlich, "Deine Haare sind noch ganz nass und du wirst dich erkälten!"

Zunächst antwortete er nicht und Sakura rechnete schon damit, er würde ihre Warnung ignorieren, als er leise ihren Namen sagte und sie aufhorchte.

"Sakura, ich habe nachgedacht... Weißt du noch, als uns die Ninja aus Kumogakure im Wald angegriffen haben? Ich habe gesagt, ich wäre zurückgekommen, weil ich gerade in der Nähe war... Das stimmt auch, aber es war nicht der einzige Grund." Er legte eine kleine Pause ein und fuhr dann fort: "Ich hatte Angst um dich."
 

Sakuras Augen weiteten sich, doch sie sagte nichts und wartete ab, ob er weiter sprach. Draußen schwoll der Lärmpegel an und erreichte seinen Höhepunkt.

"Und als ich unter Itachis Einfluss stand", sagte Sasuke leise und Sakuras Herz schlug etwas schneller, "habe ich gesagt, ich könnte mich an nichts erinnern... aber das ist nicht wahr. Vielleicht war es zuerst so, aber nun weiß ich wieder was passiert ist... und ich glaube, dass das der Grund war, warum sich Itachis Fluch von mir gelöst hat."
 

Leichtfüßig erhob sie sich und trat an seine Seite. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen.

"Du wusstest es... und du wolltest es. Also warum dann vor ein paar Tagen nicht?"

"Ich... konnte nicht. Ich war mir nicht sicher... über meine-"

"Kannst du jetzt?"

Überrascht wandte er den Kopf und starrte sie an, doch sie fing seinen Blick auf und erwiderte ihn. Unendlich lange schienen sie so zu verharren, dann beugte sich Sasuke leicht vor. Sakura kam ihm entgegen und ihre Lippen berührten sich.
 

Draußen wurde das Feuerwerk eröffnet. Unter lautem Getöse flogen die ersten Raketen gen Himmel, wo sie in bunten Funken auseinander stoben und wundersame Lichtgestalten erschufen.
 

Sakura öffnete leicht den Mund und zärtlich umspielten ihre Zungen einander. Sie schloss die Augen. Sein Kuss wurde fordernder, stürmischer; ließ sie leicht erzittern. Vorsichtig packte Sasuke sie an der Hüfte und zog sie näher zu sich. Sie griff in seinen Haarschopf; versank endgültig in ihm. Von ihren Gefühlen überwältigt, war sie zu durcheinander um zu realisieren, dass gerade etwas geschah, was sie sich schon immer gewünscht hatte...

Kurzer Zwischenstopp

Sakura konnte die Zeit nur schätzen, in der sie und Sasuke sich in den Armen lagen, wie in einem schlechten Film, und ihre Zungen in Sasukes Mund um ihre Dominanz kämpften. Eine unerwartete Begierde hatte Besitz von dem Mädchen ergriffen, welche dieser erlag wie im Rausch. Die Musik von draußen betörte die Sinne und es dauerte nicht lange, da nahm Sakura sie bereits nicht mehr wahr. Ihr Kuss wurde stürmischer und Sasuke erwiderte mit der gleichen Intensität. Sie war ihm endgültig verfallen, konnte einfach nicht genug von ihm bekommen und wünschte sich, dass dieser Moment nie ein Ende nehmen sollte.

Schließlich löste sie sich doch von Sasuke und einen Augenblick lang starrten die beiden einander an, als wolle jeder den anderen fragen, was gerade passiert sei.
 

Draußen donnerte das Feuerwerk und die Menge antwortete ihm mit lautem Applaudieren.

Sasuke atmete geräuschvoll aus. Es schien fast, als hätte sich das, was er schon lange hatte rauslassen wollen, endlich befreit. Stumm blickten die beiden Ninja eine Weile aus dem Fenster und sahen hinaus in den sternenklaren Himmel; beobachteten gemeinsam die bunt glitzernde und funkelnde Pracht, die sich über der schwarzen Nacht ergoss. In diesem Moment brauchten sie keine Worte um sich zu verstehen, schließlich sprachen ihre Gefühle eine ganz eigene Sprache. Sakuras Gesicht glühte und obwohl ihre Gesichtsmuskeln bereits schmerzten, konnte sie nicht aufhören zu grinsen. Sie meinte, nie in ihrem Leben glücklicher gewesen zu sein.
 

Das Feuerwerk neigte sich langsam dem Ende zu und ein kühler Luftzug ließ den Vorhang neben dem Fenster aufbauschen und Sakura erschaudern.
 

"Sasuke, ich friere. Lass uns schlafen gehen, ja?", fragte sie und nahm seine Hand, ohne eine Antwort abzuwarten. Behutsam zog sie ihn von der Fensterbank und der junge Uchiha ließ sich anstandslos zu dem schmalen Bett in der hinteren Ecke des Zimmers führen.
 

Sakura schlug die Bettdecke zurück und ließ das Handtuch fallen, das ihren Körper bedeckte. Nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet, kletterte sie in das Bett und machte es sich bequem. Sasuke stand wortlos da; unschlüssig, was er tun sollte. Seine Augen huschten zu den Decken, die er auf dem Boden ausgebreitet hatte, doch bevor er etwas unternehmen konnte, hatte Sakura seinen Blick bemerkt, Sasuke gepackt und ihn zu sich ins Bett gezogen.
 

"Das ist doch viel wärmer.", sagte sie lächelnd und warf die Decke über beide. Langsam schloss sie die Augen und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. Sasuke schluckte. So hatte er noch nie mit einem Mädchen dagelegen. Die Situation war mehr als befremdlich und er wäre wieder aufgestanden, hätte Sakura nicht ihre Arme um seinen Bauch geschlungen, so dass er gezwungen war, in seiner unbequemen Position weiter zu verharren. Er spürte Sakuras kalte Haut an seiner und erzitterte unwillkürlich.
 

Ein paar Minuten starrte er regungslos an die Decke und lauschte Sakuras gleichmäßigem Atem, der ihn mehr beruhigte, als er sich hätte träumen lassen. Komischerweise empfand er es mit der Zeit sogar als recht angenehm ihre Nähe zu spüren. Er dachte an die Nacht, in der er Sakura in dem kleinen Dorf zurückgelassen und dann daran, wie er sie bei den Akatsuki verraten hatte. Er wusste, dass das nicht richtig war, doch er hatte ihr seinen Standpunkt klargemacht und scheinbar hatte sie ihm verziehen.
 

Vorsichtig drehte sich Sasuke auf die Seite, so dass er sich mit Sakura gegenüber lag, und beobachtete das Gesicht des Mädchens. Es war ganz ruhig, doch er wusste, dass sie noch nicht schlief. Behutsam strich er ihr übers Haar und sie seufzte leise.
 

Draußen kehrte Ruhe ein. Das Feuerwerk und das Fest waren für diesen Tag beendet. Nur vereinzelt hörte man leise Musik oder fernes Grölen einiger Betrunkener. Die leise Geräuschkulisse wirkte einschläfernd und endlich schloss auch Sasuke seine Augen und glitt in einen ruhigen, traumlosen Schlaf.
 


 

Sakura erwachte so jäh, wie sie eingeschlafen war. An dem Licht, dass durch ihre geschlossenen Lider drang, erkannte sie, dass es bereits Tag war. Schlaftrunken hob sie den Kopf und öffnete müde die Augen. Das Zimmer war hell und das Fenster stand noch immer weit offen, so dass der kalte Wind gnadenlos durch das Zimmer fegte. Die Bettdecke war Sakura vom Körper gerutscht, ihr Gesicht war kalt und ihre Hände steif.
 

Wann war sie eingeschlafen? Sie musste so erschöpft vom gestrigen Marsch gewesen sein, dass es passiert war, unmittelbar nachdem sie gelegen hatte. Stöhnend streckte sich das Mädchen und sank zurück in die Kissen; zog die Bettdecke zurück über ihren halb erfrorenen Körper.
 

Ihr Blick fiel auf Sasuke, den sie in der Nacht fast bis an die Bettkante gedrängt hatte und der immer noch seelenruhig schlief. Sie lächelte sanft. Nein, es war also doch kein Traum gewesen. Alles am Vorabend war wirklich passiert, alles was gesagt wurde, wurde tatsächlich gesagt... Sakura hätte es nicht für möglich gehalten. Wenn sie sich an die vergangene Szene erinnerte, kam es ihr vor, als wäre sie betrunken gewesen und als hätten sie und Sasuke sich nur um des Alkohols Willen geküsst, wie andere es vielleicht getan hätten. Doch ihr Kuss war echt gewesen, dass wusste sie genau.
 

Der junge Uchiha strahlte eine angenehme Ruhe aus, während er schlief und es war schön, ihm dabei zuzusehen. Sakura stemmte ihren Ellenbogen auf das Kissen und stützte ihren Kopf in die Hand. So hätte sie ewig daliegen können, wenn ihr nicht etwas anderes viel mehr Sorgen bereitet hätte: Würden die Akatsuki die beiden verfolgen, weil sie sie hintergangen hatten? Konnten sie und Sasuke noch länger an einem Ort bleiben? Sakura sah auf den kleinen, schäbigen Wecker, der auf dem Nachtschrank stand. Es war halb neun in der Früh.
 

Geräuschlos erhob sie sich, stieg über Sasuke hinweg und schlich durchs Zimmer. Die Dielen knarrten, als sie das Fenster erreichte, um es zu schließen. Dann ging sie ins Bad, wo sie sich kurz wusch und ihre Kleidung überstreifte.
 

Als sie zurückkam, war Sasuke bereits wach. Er lag noch im Bett und blinzelte gegen das grelle Sonnenlicht, das durch das Fenster einfiel.

"Guten Morgen, Sasuke.", rief Sakura fröhlich und der Junge sah sie an, als fände er diesen Morgen alles andere als gut. Wortlos schlug die Decke zur Seite und hievte sich aus dem Bett.
 

Sakura meinte, es wäre nicht die beste Gelegenheit ihn mit Fragen nach ihrer weiteren Reise zu löchern, nachdem er gerade aufgestanden war und so wartete sie lieber, bis er aus dem Bad zurückkam. Zumindest sah er danach nicht mehr so zerzaust aus, doch seine Miene war nach wie vor und müde und gereizt.

"Nehmen wir gleich unsere Sachen mit, wenn wir zum Frühstück gehen.", sagte er tonlos und hob seinen Rucksack auf, ohne daran zu denken, dass Sakura nichts bei sich hatte, "Oder wolltest du noch länger bleiben?"

Sie schüttelte den Kopf. "Meinst du nicht, die Akatsuki jagen uns schon?", fragte sie unsicher und Sasuke hielt kurz inne und blickte sie an.

"Ich denke nicht.", antwortete er leise, "Die haben andere Pläne als uns. Wir sind nicht wichtig."

"Meinst du..."
 

Er öffnete die Tür und sie trat an ihm vorbei, auf den Flur. Ein letztes Mal ließ er den Blick durch das kleine Zimmer schweifen, ob sie auch nichts vergessen hatten, dann schloss er die Tür und drehte den Schlüssel um. Schweigend stiegen die beiden hintereinander die Treppe hinab und folgten einem älteren Ehepaar zum Frühstückssaal.
 

"Ach... Sasuke.", begann Sakura plötzlich, als sie das zweite Stockwerk erreichten, "Könnten wir uns vielleicht noch hier in der Stadt umsehen, bevor wir gehen?" Sie versuchte es wie eine Nebensächlichkeit klingen zu lassen und als wäre es ihr eben erst eingefallen; tatsächlich hatte sie aber schon die ganze Zeit überlegt, wie sie ihr Anliegen formulieren sollte.

"Warum?"

"Naja...", sagte sie langsam und wählte jedes Wort genau aus, "Ich brauch was Frisches zum anziehen."
 

Wie erwartet blieb Sasuke abrupt stehen und wandte sich zu ihr um.

"Das meinst du ernst?", fragte er ungläubig und zog die Augenbrauen hoch. Sakura seufzte.

"Sieh dir den Fetzen doch nur an!", rief sie aufgebracht, "Der stinkt und ist zerrissen und..."

"Ja, ja schon gut.", stöhnte Sasuke um eine weitere Diskussion zu vermeiden, "Wenn es nicht so lange dauert, können wir ja mal gucken..."

Sakura umarmte ihn so heftig, dass sie die Treppe hinabgestürzt wären, hätte Sasuke nicht im letzten Moment seine Hand an das Geländer gekrallt.

"Pass auf, sonst überleg ich mir das noch!", keifte er und befreite sich von ihren Händen.

"Ich werde mich beeilen!", versicherte sie ihm strahlend, ohne auf seine letzten Worte einzugehen, und Sasuke drehte sich wieder um und stieg die letzten paar Stufen hinab. Sakura folgte ihm.

"Und... da ist noch was...", merkte sie an und setzte eine unschuldige Miene auf.

"Was denn?", fragte er genervt.

"Ich hab kein Geld hier. Du musst zahlen..."
 


 

Was auch immer Sasuke erwartet hatte: Das hatte er sich etwas anders vorgestellt. Die Stadt war recht groß und aufgrund des Festes, welches mit dem gestrigen Feuerwerk eröffnet wurde, waren die Straßen voller Menschen und es herrschte dichtes Gedränge. Sasuke hätte alles dafür gegeben, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen, doch Sakura ließ ihm keine Chance zur Flucht. Rücksichtslos zog sie ihn von einem Laden in den nächsten und es war bereits Mittag, als der junge Uchiha aus einem der stickigen Kaufhäuser entkommen konnte und sich draußen erschöpft auf eine Bank fallen ließ. Er atmete tief ein und legte den Kopf in den Nacken. Einige Girlanden, die an Seilen aufgezogen, über ihm baumelten, versperrten die Sicht auf den klaren Himmel und Sasuke schnaubte leise. Vielleicht lag es daran, dass er die Nacht zuvor nicht besonders gut geschlafen hatte, vielleicht auch am Fest, bei dem ihm die bunte Dekoration und die laute Musik auf die Nerven gingen, aber besonders gut gelaunt war er nicht.
 

"Sasuke! Sieh mal her!"

Er wandte den Kopf und erblickte am Eingang des Kaufhauses Sakura. Sie trug einen kanariengelben Rock und ein grünes Oberteil, was bei Sasuke beinahe einen Brechreiz auslösen konnte.

"Wie sieht das aus? Ist doch chic, oder?", rief sie ihm zu, "Komm doch mal eben her! Ich kann nicht rauskommen, das ist noch nicht bezahlt!"

"Ich sehe von hier aus, dass es scheußlich ist.", sagte er ehrlich und sie schaute ihn beleidigt an.

Vielleicht hätte er sagen sollen, dass es gut aussähe, dann wäre das alles wesentlich schneller gegangen, überlegte er, während sie zurück in den Laden ging um sich etwas Neues auszusuchen.
 

Schließlich hatte sie sich für etwas Wärmeres entschieden, was nicht mal schlecht aussah, und sie und Sasuke konnten ihren Weg endlich fortsetzen. Sie nahmen die Route südlich aus der Stadt, wo sie eine Weile einem schmalen Wanderweg folgten. Die Luft war schneidend kalt, obwohl die Sonne schien und der Wind des vorherigen Tages nachgelassen hatte.
 

"Sakura, wäre es dir recht, wenn wir einen kleinen Umweg machen?", fragte Sasuke plötzlich und brach somit das bisherige Schweigen.

"Wo willst du denn hin?", fragte Sakura überrascht und der Junge machte eine kurze Pause bevor er antwortete:

"Nach Konoha."

Sakuras Augen weiteten sich. "Wi-Wieso?"

"Ich muss etwas herausfinden. Es ist wichtig. Das Dorf liegt nicht weit von hier und wenn wir uns beeilen, können wir in einer Stunde da sein."

"Muss das sein?", fragte sie zögernd und schaute betreten zu Boden. Eigentlich wollte sie diesen Ort vorerst nicht mehr sehen. Zu viele schlimme Dinge waren dort geschehen. Die neuesten Ereignisse waren so schön gewesen, dass sie die schlechten für eine Zeit lang völlig vergessen hatte. Sie wollte nicht, dass ihre Erinnerungen zurückkehrten.
 

"Tut mir leid.", erwiderte Sasuke, doch es klang nicht danach, "Es ist wirklich wichtig für mich."

Sakura blieb stumm. Natürlich hatte es keinen Sinn gegen seine Entscheidung zu protestieren, denn dagegen war sie noch nie angekommen. Die Frage, ob ihr ein Umweg etwas ausmachen würde, war reine Höflichkeit, dessen Antwort im Grunde nichts änderte. Auch zu fragen, was er denn dringendes nachzuforschen hatte, wäre sinnlos gewesen, denn hätte er es sagen wollen, hätte er es längst getan. Ihr blieb nur, ihm zu folgen und darauf zu hoffen, dass ihre Nerven die Sache mitmachen würden.
 


 

Erst gegen Ende der Mittagszeit erreichten Sasuke und Sakura ihr Heimatdorf Konoha. Der Wind hatte den Geruch von Tod und Zerstörung bereits mehrere Meilen voraus getragen und eine Welle unangenehmer Erinnerungen brach über Sakura herein, die stärker wurde, je weiter sie sich ihrem Ziel näherten. Vor dem Dorftor blieb das Mädchen stehen und starrte zitternd auf die Trümmer, die sich wie eine wilde Gebirgslandschaft vor ihr erstreckten.
 

"Sakura..."

Sasuke bemerkte schnell, dass sie zurückgeblieben war und als er sich nach ihr umdrehte waren ihre Augen weit aufgerissen, ihr Körper bebte und einen schrecklichen Moment lang befürchtete Sasuke, sie würde zusammenbrechen.
 

"Ich kann da nicht rein...", flüsterte sie heiser und schlug schluchzend die Hände vors Gesicht. Es war nicht die Art von Schluchzen die erklang, wenn jemand weinte, aber es verlieh der unbändigen Angst Ausdruck, die Sakura keinen klaren Gedanken mehr fassen ließ.
 

"Ist schon gut, du musst nicht mit mir gehen.", sagte Sasuke nach einigen Minuten, "Es ist okay, wenn du hier wartest. Ich brauche nicht lange."
 

Sie schluckte hart und zwang sich zu einem stummen Nicken. Tonlos beobachtete sie den Jungen zwischen ihren Fingern hindurch, wie er die Gesteinsbrocken erklomm und ins Dorf hinunter stieg. Dann war er nicht mehr zu sehen.
 

Umsichtig sprang Sasuke hinab auf die lange Eingangsstraße die ins Innere Konohas führte. Er ließ den Blick schweifen. Der Ort wirkte düster und bedrückend und es war so still, dass nur seine Schritte zu hören waren, die wie dumpfe Schläge auf dem Asphalt hallten, als er sich auf den Weg machte.
 

Immer wieder fragte er sich, wie die Akatsuki es geschafft hatten, ein ganzes Ninjadorf zu stürzen. Konoha war nicht klein und die Mitglieder der Akatsuki nicht zahlreich, wie Sasuke bisher angenommen hatte. Es stand außer Zweifel, dass sie Hilfe von Außerhalb gehabt haben mussten, überlegte er weiter, denn immerhin wussten sie bereits, dass zumindest Kumogakure sich der Organisation angeschlossen hatte. Sicherlich steckte noch mehr dahinter, als sie alle bisher annahmen...
 

Die ausgebrannten, zerstörten Gebäude ragten gespenstisch aus dem Boden, die Stille drückte auf die Ohren und der stete Geruch von Verwesung herrschte überall, egal wohin man ging. Doch Sasuke schenkte dem ganzen keine Beachtung. Er kannte sein Ziel und nur darauf konzentrierte er sich. Einzig die Leichen waren es, die er nicht ignorieren konnte. Immer wieder stieg er über sie hinweg oder umging sie ganz. Es waren gewiss viel zu viele für eine so kleine Gruppe Überlebender, sie alle zu begraben, doch irgendwann würde Tsunade mit den anderen zurückkehren müssen, um ihnen ihre letzte Ehre zu erweisen. Vielleicht würde Sasuke dann bereits unter ihnen sein...
 

Er war schon fast eine viertel Stunde gegangen, als er in den Ortsteil Konohas gelangte, den er seit fast fünf Jahren nicht mehr betreten hatte und den er glaubte, nie wieder betreten zu müssen. Das Atmen fiel ihm plötzlich schwer, sein Herz schlug schnell und er beschleunigte sein Tempo. Angestrengt versuchte er, nicht auf die Windspiele und Laternen zu achten, die, mit dem rot-weißen Fächer verziert, in der kalten Luft hin und her schwangen. Hier lagen die furchtbaren Geschehnisse jener Nacht verborgen, die nur Sasuke und sein Bruder kannten, bei der niemand sonst da gewesen war, und deren Erinnerung Sasuke bisher nur mit Naruto geteilt hatte. Hier wurde das Gefühl des Hasses entfacht und hier würde es auf ewig weiter geschürt werden.
 

Vor einem großen Gebäude machte Sasuke halt. Hier war er schon zweimal gewesen; aus demselben Grund, den er auch diesmal hatte. Innen sah es aus, wie er es vor fünf Jahren das letzte Mal verlassen hatte. Der Raum strahlte dieselbe Kälte und Unbehaglichkeit aus, die Sasuke schon damals gespürt hatte. Aufmerksam sah der junge sich um und zählte die Bodenmatten vor der rechten Wand. Bei der siebten stoppte er und hob sie an. Sie offenbarte den Eingang zu dem geheimen Treffpunkt des Uchiha Clans. Vorsichtig stieg er die knarrende Treppe hinab und kam in ein dunkles, stickiges Gewölbe.
 

Als Sasuke seine Flammen heraufbeschwor um die Lampen zu entzünden, ereilte ihn wieder dieses flaue Gefühl in der Magengegend. Die Kunst des Feuers war eine Technik, die nur von den Uchiha beherrscht wurde und es war wieder etwas, das ihn an früher erinnerte.
 

Er schritt auf die großen Wandtafeln zu, die nun vom flackernden Lichtschein hell erleuchtet wurden. Vorsichtig strich Sasuke den Staub von der Schrift. Der Text war ihm bekannt. Eine Weile starrte er gedankenverloren auf die verschnörkelten Zeichen, dann begann er, die obere Tafel abzusuchen. Gab es da vielleicht noch etwas? Etwas, was er damals übersehen oder worüber er sich keine Gedanken gemacht hatte? Es dauerte nur eine kurze Weile, dann wurde er fündig...

Im Schatten der Nacht

Unruhig trat Sakura von einem Fuß auf den anderen. Was machte Sasuke denn so lange? Er hatte doch gesagt, er wäre schnell wieder zurück, doch jetzt war er schon über eine halbe Stunde fort! Sollte sie ihm einfach ins Dorf folgen und sehen, wo er blieb? Nein, das war ganz unmöglich. Ihr Körper gehorchte ihr nicht, ihre Füße wollten sie nicht weiter tragen. Die Bilder der Körper, des Blutes und der Zerstörung hafteten zu tief in ihrem Bewusstsein; erschienen ihr immer und immer wieder vor Augen. Der Gedanke, diesen Bildern so nah zu sein, erschreckte sie. Sicher würde sie den Anblick nicht noch einmal ertragen.
 

Eine eisige Windböe strich Sakura durchs Haar und sie schlang die Arme schützend um ihren zitternden Körper. Ja, sie würde auf Sasuke warten, bis er zu ihr zurückkam. Denn was auch immer er hier tat: Viel länger konnte es nicht mehr dauern…
 

Dann hörte sie endlich leise Schritte näher kommen und blickte erwartungsvoll auf. Das Herz hämmerte ihr gegen die Brust. So laut, meinte sie, dass Sasuke es sogar aus einiger Entfernung hätte hören müssen. Gebannt starrte Sakura auf die Geröllwand des eingestürzten Tores, bis ein schwarzer Haarschopf am Gipfel erschien und Sasuke schließlich zu dem Mädchen hinab stieg. Der undefinierbare Ausdruck auf seinem Gesicht, ließ nicht im Geringsten auf etwas schließen, was er eben getan haben könnte. Sakura fiel lediglich auf, dass er blasser war denn je, so als wäre er eben jemandem begegnet, der nicht hätte da sein dürfen.
 

„Sasuke, alles in Ordnung?“, fragte Sakura vorsichtig, als er bei ihr ankam, und musterte ihn interessiert. Vielleicht trug er etwas bei sich, was er aus dem Dorf mitgenommen hatte? Sakura bemerkte nichts. „Hast du gefunden, was du gesucht hast?“

Der Junge nickte knapp und fuhr sich nervös durchs Haar.

„Es ist gut, dass du nicht mitgekommen bist. In den anderen Vierteln sieht es noch wüster aus als da, wo wir letztes Mal waren. Ich denke, es ist besser wenn wir jetzt gleich wieder aufbrechen.“, murmelte er leise, erschöpft klingend, und sah sich noch einmal kurz um, „Wir haben noch eine lange Strecke vor uns und es ist schon früher Nachmittag.“
 

Zwar wunderte sich Sakura über die plötzliche Eile ihres Reisegefährten, doch sie konnte nicht behaupten, dass sie etwas gegen diesen Vorschlag einzuwenden hatte. „Ja, verlassen wir diesen Ort.“, stimmte sie erleichtert zu und ihr Blick huschte noch einmal prüfend über Sasuke, während dieser seinen Rucksack vom Boden auflas, den er aus Vorsicht bei Sakura zurückgelassen hatte.
 

Erst als er sich wieder aufrichtete und sie ansah, bemerkte er die Besorgnis, mit der sie ihn beobachtete. „Ist was?“, fragte er und legte die Stirn in Falten.

„Ähm… Ich wollte nur… also, fühlst du dich nicht wohl? Du bist so bleich.“, entgegnete sie und nach erster Verwunderung grinste Sasuke sie an.

„Mir geht’s gut.“, antwortete er, schulterte sein Gepäck und wandte sich dem Wald zu, „Und nun komm jetzt! Wir haben einiges an Zeit aufzuholen.“
 


 

Als die Dämmerung über sie herein brach, hielten die beiden Ninja das erste mal, seit sie aufgebrochen waren, wieder an. Es war noch nicht sehr spät, vielleicht gerade mal 6 Uhr, doch je mehr Tage ins Land zogen, umso früher wurde es dunkel. Sakura machte das nur noch bewusster, wie nah ihnen der Winter bereits gekommen war.
 

Die Idylle der Lichtung, an der sie mit Sasuke nun stand, wäre vollkommen gewesen, wäre es nur nicht so schrecklich kalt. Ein kleiner verwachsener See erstreckte sich vor ihnen und spiegelte in glitzernden Wellen das Licht der untergehenden Sonne wider. Leichte Nebelschwaden zogen vom anderen Ufer heran und riefen in Sakura ein mulmiges Gefühl hervor, das sie nicht zu beschreiben wusste.
 

„Es hat keinen Sinn heute noch weiter zu ziehen. Bleiben wir hier.“, sagte Sasuke schließlich, als sie sich eine ganze Weile umgesehen hatten, und legte seinen Rucksack ab. Sakura glaubte sich verhört zu haben. Die Vorstellung in dieser Eiseskälte mitten in der Wildnis zu übernachten war nicht gerade nach ihrem Geschmack.

„Sasuke, wir sind hier mitten im Wald!“, rief sie aufgebracht, „Sicher ist irgendwo in der Nähe ein Dorf. Wenn wir nur noch ein Stück-“

„Hier gibt es weit und breit kein Dorf.“, unterbrach Sasuke sie in scharfem Ton, während er weiter in seinem Rucksack wühlte, „Wir sind weit entfernt von jeglicher Zivilisation.“
 

Das Mädchen verstummte. Ein wenig verzweifelt beobachtete sie ihren Gefährten, wie er das Zelt aus dem Rucksack zog und es auf dem Boden ausbreitete.

„Sakura, steh hier nicht rum, sondern geh bitte in den Wald und such Feuerholz bevor es dunkel wird! Ich baue das hier in der Zeit auf.“, murmelte er ohne sie anzublicken; darauf konzentriert, die richtigen Stangen ineinander zu stecken. Sakura nickte und stolperte in den Wald davon. Es war nicht leicht, trockenes Holz zu finden, denn durch den aufsteigenden Nebel war vieles viel zu feucht um es zu verwenden und es war schon fast stockdunkel, als sie zu Sasuke zurückkehrte.
 

„Die Sonne ist schnell untergegangen.“, sagte sie so leise, als wolle sie die Stille der Nacht nicht stören, und legte das Holz ein paar Meter vor dem Zelt ab. Wäre Sasuke nicht bei ihr gewesen, wäre ihr wohl ziemlich unwohl geworden. Das andere Ufer des Sees war durch den Nebel nicht mehr zu sehen, die Bäume streckten ihre knorrigen Äste, wie Hände nach ihm aus, ohne ihn je wirklich zu berühren. Sakura fröstelte es. Der Umriss des Zelts war nur schemenhaft zu erkennen, ebenso wie Sasukes Statur.
 

„Katon Goukakyuu no Jutsu!“

Sakura musste die Augen vor dem grellen Licht des Feuers verschließen. Als sie wieder aufblickte war Sasuke bereits wieder beim Zelt. Er holte ein paar einfache, weiche Wolldecken hervor und reichte eine davon an Sakura. Während er nun auch den Proviant auspackte, den die beiden aus dem Hotel mitgenommen hatten, hüllten sie sich in ihre warmen Decken und setzen sich vor das Feuer, welches nun die einzige Lichtquelle in der Finsternis des Waldes geworden war.
 

Während der Mahlzeit sprachen die beiden nicht miteinander und Sakura lauschte dem Prasseln der Flammen und dem leisen Rauschen des Windes. Am Feuer und mit der Decke war ihr nicht mehr ganz so kalt wie zuvor, doch trotzdem zitterte sie. Nur ab und an brach der Mond durch die Wolken, um gleich darauf wieder hinter ihnen zu verschwinden. Sakura verlor jegliches Zeitgefühl. Als sie endlich ihren letzten Bissen zu sich nahm, war Sasuke längst fertig. Schweigend starrte er in die hoch züngelnden Flammen und Sakura hätte nur zu gerne gewusst, was in seinem Kopf gerade vorging.
 

„Sasuke“, durchbrach sie plötzlich die Stille und der Angesprochene schaute sie an, „Nun… was… was hast du denn jetzt herausgefunden, in Konoha?“

Sie wusste, dass das eine dumme Frage war und dass Sasuke sie nicht beantworten würde. Doch immerhin war es besser als nur stumm dazusitzen. Wie erwartet wandte Sasuke den Blick wieder ab.
 

„Nichts, was mir weiterhelfen wird.“, sagte er ruhig. Für Sakura war es ein Signal, dass sie aufhören sollte danach zu fragen. Seufzend wandte sie den Kopf und blickte zum See, der still und bewegungslos dalag. Der Nebel hatte die Sicht noch stärker eingeschränkt. Es war unmöglich weiter als zum nahen Ufer zu sehen.
 

„Eine ziemlich dicke Suppe ist das, nicht wahr?“, fragte Sakura und schenkte Sasuke ein aufrichtiges Lächeln. Als dieser immer noch keine Miene verzog und auch keine Reaktion zeigte, beugte sich das Mädchen leicht zu ihm rüber. „Was beschäftigt dich?“, fragte sie ein wenig besorgt, „Planst du etwas? Du baust doch keinen Mist, oder?“

Sasuke antwortete nicht. Sakura rückte noch ein wenig näher an ihn heran. „Sasuke, denk nicht mal daran irgendwas Dummes zu tun! Es ist schon zu viel passiert. Zu viele sind gestorben. Wenn wir in Suna sind, ist alles vorbei…“
 

Er wusste was sie meinte, auch ohne, dass sie die Worte direkt aussprach. Sie hatte Angst, er würde weiter nach Itachi suchen, würde nach der Macht suchen; sich wieder in Gefahr begeben.
 

„Es ist alles in Ordnung.“, sagte er leise, „Ich mache nichts Unüberlegtes.“ Er hob den Kopf und starrte sie mit seinen rabenschwarzen Augen an. Die hellen Flammen des Lagerfeuers flackerten in ihnen und Sakura schluckte sacht, wich seinem Blick aus und schaute auf ihre Knie.

„Ich hab Angst um dich.“, flüsterte sie heiser. Dann spürte sie seine Hand an ihrem Kinn; spürte wie seine Finger ihren Kopf leicht anhoben, so das Sakura den jungen Uchiha ansehen musste.
 

„Das brauchst du nicht.“, hauchte er ihr zu und küsste sanft ihre Lippen. Sein Gesicht war so kalt und weiß wie Schnee. Sakura strich ihm behutsam über die Wange, fuhr dann mit ihren Fingern durch sein Haar. Es war nass von der Feuchtigkeit, die die Nacht mit sich gebracht hatte.
 

Sasuke öffnete seine Decke, schlang sie um Sakuras zarten Körper und hüllte sie beide ein, so dass sie eng beieinander saßen. Der Kuss hielt an und ihre Zungen berührten abermals einander. Sakura wurde es heiß und kalt zugleich; ein Schauer jagte den nächsten. Sie wusste, dass sie dieses Gefühl von keinem anderen Kuss kannte, den sie jemals vorher bekommen hatte. Diesen Rausch konnte nur Sasuke ihr geben. Nur in seinen Armen schmolz sie förmlich dahin, alles andere wäre gelogen gewesen…
 

Sasuke löste sich so jäh von ihr, dass Sakura fast nach hinten gekippt wäre. Sein Kopf wirbelte herum, seine Augen huschten am Waldrand entlang, suchten das Dickicht ab.

„Sasuke, wa-?“

„Ruhig!“ Er presste ihr die Hand auf den Mund und lauschte aufmerksam in die Nacht hinein. War da etwa irgendwas?
 

Lautlos erhob sich der Junge und schlich auf die Bäume zu. Sakura blickte ihm zitternd nach und beobachtete ihn, wie er in der Dunkelheit verschwand. Zwar hatte sie selbst nichts gehört, doch ihr fiel nur eine Sache ein, um die es sich hier handeln und die Sasukes Misstrauen erwecken konnte: Die Akatsuki. Hatten sie die beiden etwa gefunden? Sicher, es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie sie eingeholt haben würden, doch das durfte einfach nicht sein! Nun waren sie schon so weit gekommen, waren nur noch einen Tagesmarsch von ihrem Ziel entfernt. Sollte nun alles aus sein? Die Akatsuki würden sie und Sasuke ohne zu zögern töten.
 

Die Minuten verstrichen und noch immer war nichts zu hören, außer den natürlichen nächtlichen Geräuschen; weder das Klingen der Kunais, das in einem Kampf ertönte, noch Gesprächsfetzen einer Unterhaltung. Viel beunruhigender fand Sakura aber, dass auch Sasuke sich Zeit ließ. Ihm war doch nichts passiert? Wurde er womöglich überrascht und überwältigt?
 

Sakuras Herzschlag wurde stärker, der Kloß, der sich in ihrem Hals bildete, ließ sie schwer schlucken. In Sasukes Gesellschaft hatte sie sich sicher gefühlt, doch nun schien die Finsternis ihr näher und näher zu kommen, schien das Feuer, das neben ihr munter prasselte, mit seiner Schwärze zu ersticken. Langsam überkam Sakura Panik. So leise sie konnte, stand sie auf und trat auf die Stelle zu, an der sie Sasuke zum letzten Mal gesehen hatte.
 

Von dort aus wagte sie sich nicht weiter vor. Der Nebel hüllte sie ein, die Dunkelheit nahm ihr die Sicht. „Sasuke?“, rief sie leise und mit bebender Stimme, doch eine Antwort erhielt sie nicht. Sie tastete sich noch einen Schritt weiter vor; horchte in die Stille, als sie plötzlich meinte, eine fremde Stimme zu vernehmen. Die Person musste nur ein paar Meter von ihr entfernt sein.
 

Sakura wartete noch ein wenig und spitzte die Ohren. Jetzt waren es zwei Stimmen. Unterhielt sich Sasuke also doch? Durch den Flüsterton waren die einzelnen Worte nicht rauszuhören, doch Sakura meinte, Verärgerung in der einen Stimme zu erkennen. Sie schluckte. Was ging hier vor sich? Dann verstummte der Wald mit einem Mal und Sakura vernahm nur noch das Geräusch ihres eigenen unruhigen Atems.
 

Ein paar Sekunden später stolperte das Mädchen panisch zurück; den Mund zu einem erstickten Schrei geöffnet, der ihr die Kehle zuschnürte. Entsetzt kauerte sie auf dem Boden und blickte zwei rotglühenden Augen entgegen, die durch die Dunkelheit auf sie zukamen. Fast im letzten Moment erkannte sie Sasuke, wie er in den Schein des Feuers trat und sich besorgt über sie beugte.
 

„Sakura, was machst du da unten?“, fragte er beiläufig, streckte ihr die Hand entgegen und zog sie auf die Beine. Sakura keuchte auf.

„Wo- Wozu hast du dein Sharingan aktiviert, du Idiot? Ich hab mich zu Tode erschrocken!“, keifte sie und presste ihre Hände auf die Brust. Um Sasukes Lippen spielte ein belustigtes Grinsen. Unschuldig zog er die Schultern hoch. „Ich wollte besser sehen.“
 

Sakura wusste, dass das nicht stimmte. Um in der Finsternis etwas zu erkennen, hätte er ein Byakugan gebraucht. Doch noch bevor sie etwas sagen konnte, hatte er sie am Arm gepackt und zurück zur Feuerstelle gezerrt. Gemeinsam ließen sie sich auf den Boden sinken und Sakura spürte, wie sich ihr Puls langsam wieder normalisierte.
 

„Was hast du denn da hinten gemacht?“, fragte sie schließlich und zog die Decke wieder fester um ihren Körper, „Mit wem hast du gesprochen?“

„Ich hab mit niemandem gesprochen.“, antwortete Sasuke und klang ziemlich überrascht, „Dort war niemand. Ich hab mich wohl geirrt.“

„Du bist ein schlechter Lügner, Sasuke! Ich hab dich doch gehört!“

„Nein, ich mein es ernst. Vielleicht war es ja der Wind…“
 

Das konnte er doch wohl selbst nicht glauben! Sakura seufzte. Im Grunde hatte es gar keinen Sinn mit Sasuke zu streiten und der Schreck steckte ihr noch zu tief in den Knochen, als dass sie jetzt hätte diskutieren wollen.
 

Wieder saßen die beiden schweigend am Feuer, ganz so, als würden sie auf etwas Bestimmtes warten, was einfach nicht eintrat. Mit der Zeit merkte Sakura, wie ihr Körper immer schwerer und schwerer wurde, ihre Augen brannten und es mühsam wurde, sie noch offen zu halten.
 

Sie warf einen schnellen Seitenblick auf Sasuke, der wachsam die Umgebung beobachtete. Er schien überhaupt nicht müde zu sein.

„Ähm…Wir müssen morgen sehr früh aufbrechen, oder?“, begann Sakura zögernd und blickte den Jungen fragend an. Dieser verstand die Anspielung sofort.

„Du kannst ruhig schon schlafen gehen. Ich komme dann nach. Nimm meinen Schlafsack.“, sagte er leise. Sie nickte und erhob sich behutsam; darauf bedacht, nicht über die lange Decke zu stolpern, die an ihr runter hing und fast am Boden schleifte.
 

Als sie sich ein Stück von der warmen Lichtquelle entfernte, spürte sie wieder die frostige Kälte, die über ihr zusammen schlug, ihr in den Lungen brannte, und sie machte, dass sie schnell das Zelt erreichte. Es war nur wenige Meter neben dem Feuerplatz aufgestellt. Vorsichtig zog sie den Reißverschluss auf und blickte sich dann noch einmal zu Sasuke um. Er saß mit dem Rücken zu ihr und starrte in die Flammen; schaute ihr nicht einmal nach. Hatte sich Sakura die Stimmen vorhin wirklich nur eingebildet, oder verheimlichte Sasuke ihr etwas? Und wenn, wen hatte er da getroffen?
 

„Bitte, sag mir die Wahrheit, ja, Sasuke?“, flüsterte sie und obwohl sie sich sicher war, dass er sie nicht gehört haben konnte, hoffte sie dennoch auf eine Antwort. Nur würde sie es womöglich nie erfahren…

Bis an die Grenzen

Wie tausend scharfe Messerstiche ritzte die Kälte in Sakuras Haut. Ihre zaghaften Schritte hinterließen frische Spuren in der weißen, unberührten Schneedecke. Ihre blanken Füße schmerzten, als würden sie über Glasscherben laufen. Sakuras Körper bebte; das Atmen fiel ihr schwer. Was sie überhaupt hier draußen in der Eiseskälte suchte, wusste sie selbst nicht…
 

Dicke Schneeflocken tanzten vom Himmel herab, wirbelten um ihr Gesicht. Ihr Haar wehte zurück und der Sturm wurde stärker; zwang das Mädchen in die Knie. Frierend kauerte sie sich am Boden zusammen und stützte sich mit den Armen ab, als sich plötzlich ein roter Teppich unter ihren Fingern ausbreitete. Sakuras Atem stockte. Sie hob ihre Arme und betrachtete zitternd ihre Handflächen. Das Blut tropfte in den sauberen Schnee; wurde von ihm aufgesogen.
 

Sakura wandte sich um, doch im dichten Schneegestöber konnte sie nichts erkennen. Mühsam folgte sie ihren Spuren zurück, bis sie schließlich eine Stelle erreichte, an der der Schnee höher lag, so als wäre unter ihm etwas verborgen. Eine innere Stimme sagte Sakura, dass es wichtig für sie war, was auch immer dort eingeschneit sein mochte. Vorsichtig begann sie, den Schnee zur Seite zu schieben; beschmutzte ihn dabei mehr und mehr mit roten Flecken, während sich ihr Atem zu kaltem Rauch über ihrem Kopf zusammenzog.
 

Plötzlich stieß Sakura mit der Hand an etwas Hartes. Sie beeilte sich, weiter zu graben und Stück für Stück kam eine Person zum Vorschein. Ihr Gesicht war kalt, steif… blutüberströmt. Die Augen waren weit geöffnet, die schwarzen Pupillen ins Leere gerichtet. Sakura wich ein Stück zurück, als sie den Jungen erkannte. Ihre Hände zitterten unaufhörlich, ihr Schrei wurde von den Schneeflocken erstickt. Die Tränen, die ihr aus den Augen quollen, gefroren, ehe sie den Boden berührten und schluchzend brach sie auf Sasuke zusammen…
 

Im selben Moment schreckte Sakura schweißgebadet aus ihren grausamen Träumen. Sofort spürte sie die Tränen, die über ihre Wangen liefen; starrte dann auf ihre zitternden Hände und stellte fest, dass sie sauber waren. Durch die Wände des Zeltes drangen helles Tageslicht und die leisen Geräusche des erwachenden Waldes.
 

Verängstigt schlug Sakura die Hände vors Gesicht und versuchte, sich wieder zu beruhigen. Es war nur ein Albtraum, also kein Grund, in Panik zu geraten. Schließlich war sie kein kleines Kind mehr. Solche Träume waren Sakura nicht unbekannt. Schon seit Tagen hatte sie nicht mehr gut geschlafen. Eigentlich schon, seit sie das erste Mal wieder in Konoha gewesen waren. Doch meist träumte Sakura von ihren toten Eltern und den anderen Bewohnern des Dorfes, die ihr Leben gelassen hatten, oder von Neji, wie er von Itachi getötet wurde. Diese Träume waren qualvoll, doch im Grunde normal, wenn sie überlegte, was für schreckliche Dinge sie in den letzten Tagen erlebt hatte und die sie erstmal verarbeiten musste. Der jetzige Albtraum war hingegen ganz anders und er beunruhigte Sakura zutiefst.
 

Verstört blickte das Mädchen wieder auf und musterte kurz ihre Umgebung. Erst jetzt fiel ihr auf, dass der Platz neben ihr unberührt war; Sasuke das Zelt nie betreten zu haben schien. Mühsam befreite sie sich aus dem warmen Schlafsack, kroch zum Eingang des Zeltes und zog den Reißverschluss runter. Die Luft war so kalt wie am Vortag und schlug ihr erbarmungslos ins Gesicht. Auch die Müdigkeit machte das Ganze nicht erträglicher.
 

Sakura blinzelte der schwachen Morgensonne entgegen und es dauerte einige Sekunden, bis sich ihre Augen an das grelle Licht gewöhnt hatten. Einzelne Nebelschwaden hingen noch über dem See und zwischen den Bäumen, doch ansonsten war die Sicht klar. In der Ferne türmten sich die Wolken zu düsteren Gebilden auf und ließen mit einem baldigen, heftigen Schauer rechnen.
 

Das junge Mädchen ließ ihre Augen über die Landschaft gleiten und suchte sie nach ihrem Gefährten ab, wandte sich dann nach rechts und erblickte ihn schließlich an der Feuerstelle, an der sie schon den vorigen Abend gesessen hatten. Die Flammen waren längst erloschen und hatten nur einen kleinen Haufen schwarzer Asche hinterlassen. Sasuke saß daneben, auf dem kalten Waldboden. Er hatte die Beine dicht an den Körper gezogen, während sein Kopf, hinter den Armen verborgen, auf den Knien ruhte. Die Decke war ihm im Schlaf von den Schultern gerutscht.
 

Schmunzelnd schlich Sakura auf ihn zu, ging hinter ihm leise in die Hocke und legte ihre Hände auf seine Schultern.

„Sasuke, du erkältest dich noch!“, flüsterte sie ihm sanft ins Ohr und der junge Uchiha fuhr erschrocken hoch, erfasste die Situation binnen weniger Sekunden und murmelte ein wenig zerstreut: „Sakura, es ist ja schon hell…“ Das Mädchen konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen.

„Ja, schon eine ganze Weile“, antwortete sie belustigt. Sasuke stöhnte auf und rieb sich die Augen. „Dann bist du etwa schon lange wach?“ Seine Stimme klang heiser und rau.
 

„Nein, erst seit gerade eben. Aber bitte erzähl mir jetzt nicht, du hattest vor die ganze Nacht hier Wache zu halten?“, entgegnete sie und eine Mischung aus Vorwurf und Besorgnis zeichnete sich in ihrer Stimme ab. Gähnend hievte sich Sasuke auf die Beine und streckte seine Glieder, reichte dann Sakura eine Hand und zog sie ebenfalls hoch.

„Eigentlich schon“, antwortete er knapp und ging in Richtung des Zeltes davon, „Willst du Frühstück?“
 

Über diese unverschämte Art das Thema zu wechseln konnte Sakura nur den Kopf schütteln. Während sie ihren Begleiter in seinem Rucksack kramen hörte, schlenderte sie langsam zum See und beugte sich am Wasser über die, sich leicht kräuselnde, Oberfläche. Ihr Spiegelbild blickte ihr müde und kraftlos entgegen; ihre Haare hingen ihr strähnig auf den Schultern. Was hätte sie jetzt nicht alles für eine warme Dusche gegeben?
 

Sie seufzte leise und tauchte ihre Hände in das glasklare Wasser. Eine Weile betrachtete sie es in den hohlen Händen, wie es langsam durch ihre Finger sickerte, ehe sie sich damit das Gesicht bespritzte. Niemals hätte sie eine so belebende Wirkung erwartet: Das Wasser war sehr viel kälter, als es sich an den Händen angefühlt hatte. Sakura wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis sich eine Eisschicht auf dem See bilden würde.
 

„Sakura, komm her!“, hörte sie nach einigen Minuten Sasuke nach ihr rufen und ohne zu antworten erhob sie sich, machte kehrt und schlurfte lustlos zur Feuerstelle zurück. Der Junge hatte sich bereits gesetzt und wies sie nun an, es ihm gleich zu tun.
 

„Die hier sind noch aus dem Hotel. Sie verderben, wenn wie sie jetzt nicht essen.“, sagte er und legte einige Päckchen vor Sakura ab, „Das da brauchen wir nicht warm machen-“

„Sasuke?“, unterbrach sie ihn plötzlich und ließ ihn augenblicklich verstummen, „Wie lange reisen wir noch?“

Es war eine Frage, die Sakura schon seit dem Erwachen auf der Zunge brannte. Sie konnte sich nicht vorstellen, was es bedeuten würde noch eine Nacht in der Wildnis verbringen zu müssen. Das würde sie nicht durchhalten; dafür reichte ihre Kraft einfach nicht mehr aus.
 

Sasuke brauchte nur einen Moment, um den Grund für ihre Frage zu erraten.

„Vielleicht können wir schon heute Abend da sein, wenn wir wieder keine Pause machen. Aber ich weiß nicht, ob du das schaffst.“, formulierte er vorsichtig.

„Mir ist alles egal, solange ich nicht noch eine Nacht im Zelt schlafen muss!“, entgegnete sie und griff nach einem der Päckchen um es zu öffnen.
 

Die darauf folgende Mahlzeit lief still von statten und gab Sakura Zeit darüber nachzudenken, ob sie Sasuke von ihren Albträumen erzählen sollte. Sicher würde er es als natürlich oder belanglos abtun und ihn nicht weiter interessieren, doch Sakura belastete es schwer. Sie beschloss schließlich, einfach den Mund zu halten und es so zu belassen, wie es war. Ändern würde es nichts, wenn Sasuke wüsste, wie sehr sie im Schlaf litt und vielleicht würde es ja auch bald vorbeigehen… –Spätestens wenn sie sich mit den Ereignissen abgefunden hatte.
 


 

Es wurde ein grauer verregneter Tag und oft mussten die beiden Ninja wegen heftiger Hagelschauer kurze Pausen einlegen. Der Waldboden war matschig und nass und es dauerte nicht lange, bis ihre Schuhe vollkommen durchweicht waren. Auch die Äste der Bäume waren glitschig und ließen Sasuke und Sakura nur mühsam vorankommen. Sie merkten deutlich, wie das Wetter an ihren Kräften zerrte und ihnen Unmengen an Zeit wegnahm, obwohl sie doch am Ende des Tages eine möglichst große Strecke hinter sich gelassen haben wollten.
 

Gegen Abend veränderte sich die Landschaft und sie erreichten das erste Ödland, das sich bis in die Wüste erstreckte, inmitten dieser Sunagakure lag. Die Regenwolken verschwanden, doch dafür wurde es nach Sonnenuntergang bitterkalt und ein kräftiger Sturm zog auf. Die Sanddünen zu erklimmen war fast noch anstrengender, als sich durch den Wald zu schlagen und bereits nach einer halben Stunde sank Sakura erschöpft zu Boden.
 

Der aufbrausende Wind ließ die Decke empor flattern, die Sasuke sich gegen die Kälte übergeworfen hatte, als er sich zu dem Mädchen umdrehte.

„Sakura, was ist los?“, rief er ihr zu und machte kehrt; kämpfte die paar Meter die sie hinter ihm zurückgeblieben war, gegen den Sturm an und verlor beinahe das Gleichgewicht.
 

Sakura kauerte sich im Sand zusammen; die eigene Decke eng um ihren Körper geschlungen. „Ich kann nicht mehr weiter“, antwortete sie so leise, dass Sasuke Mühe hatte, ihre Worte zu verstehen und sich zu ihr hinunterbeugen musste, „Wir sind den ganzen Tag gelaufen… ich kann einfach nicht mehr. Lass uns eine kurze Pause machen!“

„Unmöglich, hier können wir nicht bleiben!“, entgegnete Sasuke verständnislos, packte sie am Arm und versuchte sie aufzuziehen, „Es ist auch nicht mehr weit, komm jetzt hoch!“ Mitgefühl aufzubringen war wahrhaftig nicht seine Stärke, doch es war auch nicht gerade der günstigste Moment um schlapp zu machen.
 

„Bitte Sasuke! Nur kurz…“, flehte Sakura ihn weiter an und sträubte sich mit ihrer letzten Kraft gegen seinen festen Griff. Ihre Beine fühlten sich an, als wären sie mit Blei gefüllt und nichts in der Welt würde sie dazu bringen auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Sie bereute es bereits, zugestimmt zu haben, ohne Pause durchzuwandern. Sie hätte wissen müssen, dass sie das nicht durchhielt; dass ihr einfach die Kondition dazu fehlte. Nun war ihr schrecklich schwindelig und sie schaffte es kaum noch, sich aufrecht zu halten. Am liebsten hätte sie sich, wo sie war, hingelegt und bis in den Morgen geschlafen.
 

Resigniert richtete sich Sasuke wieder auf und schaute in die Ferne. Ein Unterschlupf war in solch einer Gegend nirgends zu finden, aber irgendwo in der Wüste konnten sie auch nicht sitzen bleiben. Einen Moment lang überlegte er weiter, was er tun konnte, bis ihm die einzig mögliche Lösung in den Sinn kam: Er nahm seinen Rucksack von den Schultern, drückte ihn Sakura in die Hände und ging, von ihr abgewandt, in die Hocke.
 

„Komm, steig auf! Ich werde dich tragen…“

Einen Augenblick lang starrte Sakura irritiert auf seinen Rücken und versuchte zu verstehen, was er von ihr wollte.

„Sasuke, aber das kannst du doch nicht machen!“, äußerte sie sich schließlich empört, „Ich bin viel zu schwer und die ganze Strecke noch-“

„Unsinn, los beeil dich!“, knurrte er genervt, „Es ist nicht mehr weit. Ich schaff das schon.“
 

Zögernd erhob sie sich, schulterte Sasukes Rucksack und stieg umsichtig auf seinen Rücken; klammerte sich mit ihren verfrorenen Fingern zaghaft an seine Schultern und spürte seine ebenso kalten Hände an ihren Beinen. Nur langsam setzten die beiden ihren Weg fort. Erschöpft lehnte Sakura ihren Kopf an Sasukes Nacken und schloss ein wenig die Augen. Eine unerklärliche Hitze hatte ihren Körper heimgesucht und sie fühlte sich schwächer als jemals zuvor.
 

Es ist immer das gleiche, dachte sie bei sich und plötzlich aufkommende Schuldgefühle begannen an ihr zu nagen, ich bin nichts weiter als eine Last für ihn, das wird sich wohl nie ändern…
 


 

Der Marsch durch die finstere Nacht kam Sakura unendlich lange vor und da sie ständig in einen kurzen Dämmerzustand fiel, konnte sie irgendwann nicht mehr sagen, ob sie geschlafen oder einfach nur für eine Weile die Augen geschlossen hatte. Der Sturm hatte sich zwar gelegt, doch immer wenn Sakura sich umsah und die von Mond und Sternen erleuchtete Wüste betrachtete, war es unmöglich auszumachen, wie weit sie schon gegangen waren oder wie viel des Weges noch vor ihnen lag. Jede Sanddüne glich der nächsten; es waren keine Veränderungen in der Landschaft auszumachen.
 

Erst als sich am Horizont langsam ein goldener Streifen bildete, merkte sie, dass sich etwas veränderte: Der Boden wurde uneben, Felsengiganten ragten in die Höhe und schienen die beiden Ninja einzukesseln, je weiter sie sich in ihr Gebiet vorwagten.
 

Abrupt blieb Sasuke stehen und als Sakura über seinen Kopf hinweg aufsah, thronte vor ihnen ein gewaltiger Bergkoloss. Er war in der Mitte gespalten und gab einen schmalen Durchgang frei. Auf den Klippen konnte Sakura fremde Ninja erkennen, die scheinbar den Pass und somit den Eingang nach Sunagakure bewachten. Sakura konnte nicht sagen, wie viele es sein mochten, doch ihr war klar, dass aller Augen auf sie und Sasuke gerichtet waren. Tatsächlich dauerte es auch nur wenige Minuten, bis einer der Wächter zu ihnen hinab kam und sich ihnen in den Weg stellte.
 

Sein Stirnband und die Arbeitskleidung verrieten die Herkunft aus Suna. Geringschätzig musterte er die beiden Jugendlichen die vor ihm standen, stemmte die linke Hand in die Hüfte und fragte in sachlichem Tonfall: „Wer seit ihr und woher kommt ihr?“
 

„Sasuke Uchiha und Sakura Haruno. Wir sind aus Konoha.“, antwortete Sasuke wahrheitsgemäß und sein Gegenüber zog ungläubig die Augenbrauen hoch.

„Konoha ist zerstört“, sagte er knapp.

„Das wissen wir. Der Rest unseres Dorfes ist bereits bei euch untergekommen. Wir hatten den Befehl ihnen nach einiger Zeit zu folgen.“

„In Ordnung… wo sind eure Stirnbänder?“
 

Sasuke zögerte und der Knoten in seiner Brust zog sich enger zusammen. Er konnte der Wache unmöglich die Stirnbänder zeigen, die sie zerkratzt hatten, um als Abtrünnige zu gelten, doch sonst hatte er keine Möglichkeit sich auszuweisen. Unschlüssig stand er da und überlegte hastig, wie er sich rausreden konnte, als ein weiterer Shinobi neben seinem Kollegen im Sand landete. Sasuke befürchtete schon, mit einem Angriff rechnen zu müssen, als er den anderen erkannte und erleichtert ausatmete.
 

Sakura nahm die weiteren Unterhaltungen, die geführt wurden, nur undeutlich wahr und horchte erst auf, als eine vertraute Stimme ihren Namen nannte. Eine angenehm kühle Hand legte sich auf ihre Stirn und einen Moment später merkte sie, wie Sasuke, einer Anweisung folgend, seinen Weg fortsetzte. Eine ganze Weile gingen sie durch den dunklen Pass, bis sie die Bauten Sunagakures in der schwachen Morgensonne erkennen konnten. Das Gebäude des amtierenden Kazekage war bereits von hier aus zu sehen. Es war das Zentrum des Dorfes und die lange Hauptstraße lief direkt darauf zu. Sasuke und der andere Ninja folgten ihr still durch die, zu so früher Stunde, noch immer schlafende Stadt.
 

Als sie das Hauptgebäude erreicht und die Treppen, die in den ersten Stock hinaufführten, bewältigt hatten, erhob Sasuke zum ersten Mal wieder die Stimme.

„Kannst du sie gleich auf ein Zimmer bringen, Kakashi?“, fragte er, „Sie hat sich ziemlich überanstrengt. Jemand sollte sich das ansehen… Ich erstatte in der Zwischenzeit Bericht. Tsunade wird uns sicher schon erwarten.“

„Ja, allerdings… warte, gib sie mir!“
 

Das Mädchen fühlte nur unwirklich, wie ihr erst der Rucksack abgenommen und sie selbst dann an ihren ehemaligen Lehrer übergeben wurde, ohne dass sie die Kraft aufbringen konnte, sich dagegen zu wehren. Ihr Körper fühlte sich schlapp und schwer an. Sie war sich ganz sicher, dass Kakashi sie überhaupt nicht heben konnte. Nur ein paar verabschiedende Worte folgten und ihre Wege trennten sich von Sasuke, der den Weg ins Büro des Kazekages einschlug. Kakashi wandte sich stattdessen nach rechts und betrat einen langen Gang, erreichte bloß ein paar Türen weiter ein karg dekoriertes Zimmer und legte Sakura dort behutsam auf einem der zwei Betten ab. Das Gefühl der weichen Kissen und die Stille im Raum waren eine lang ersehnte Erlösung und der Moment, in dem sich Sakuras Umgebung in Dunkelheit hüllte und sie ihre Erinnerungen verließen…

Enttäuschung

Sakura erwachte so plötzlich und unerwartet, dass sie zunächst glaubte, nie geschlafen zu haben. Ihre Augen brannten höllisch unter den Lidern, ihr Kopf dröhnte, als hätte ihr jemand dagegen geschlagen und vereinzelte Hitzewallungen durchliefen ihren geschwächten, zitternden Körper. Wo war sie überhaupt und was geschah hier mit ihr? Eine ganze Weile lag sie ruhig und bewegungslos da und horchte auf das wilde Getöse des Windes, das von draußen an ihre Ohren drang, an den geschlossenen Fensterläden klapperte und ein unheimliches Rauschen und Heulen verursachte.
 

Nur langsam kehrten die Bilder der vergangenen Stunden in ihr Gedächtnis zurück. Sie war mit Sasuke auf dem Weg nach Sunagakure gewesen, als ihr mitten in der Wüste die Kräfte versagten und sie zusammengebrochen war. Sasuke hatte sie daraufhin die ganze Nacht getragen, bis sie ihr Ziel erreicht hatten und für alles was danach geschah, hatte Sakura nur noch wage Vermutungen.
 

Zaghaft schlug sie die Augen auf, erblickte die graue, kahle Zimmerdecke und wurde sofort von dem bekannten, unangenehmen Schwindelgefühl gepackt, das die Umgebung um sie herum schwanken und rotieren ließ. Im Raum herrschte stockfinstere Nacht und nur eine einzelne, fast vollständig niedergebrannte Kerze auf dem Nachtschrank spendete ein wenig Licht. Das Feuer flackerte gegen die Wände und es kam Sakura so vor, als ginge die unnatürliche Hitze, die sie spürte, von ihm aus, obwohl sie eigentlich wusste, dass die Flamme viel zu klein dafür war.
 

Erst als etwas Kühles sanft ihre Stirn berührte, zwang sich das Mädchen den Kopf zu drehen und ihr Gesicht der Person zuzuwenden, die an ihrem Bett saß und auf ihr Erwachen wartete. Enttäuscht bemerkte sie, dass es nicht der Junge war, auf den sie gehofft hatte und traf auf Narutos besorgten Blick.
 

„Endlich bist du wach“, sagte er leise, nahm den feuchten Lappen von ihrer Stirn, tauchte ihn in kaltes Wasser ein und legte ihn anschließend wieder zurück, „Du hast sehr hohes Fieber und den ganzen Tag geschlafen.“

Sakura entgegnete nichts und versuchte zu begreifen, ob Narutos Gegenwart real oder doch nur wieder einer ihrer Träume war, denen sie sich Nacht für Nacht aufs Neue ausliefern musste.

„Sasuke“, murmelte sie schließlich, ohne auf die Worte des Jungen Bezug zu nehmen, „Wo ist Sasuke?“
 

Vielleicht kam es vom Schein der Kerze, doch Sakura hatte den Eindruck, dass sich Narutos Miene für den kurzen Moment, in dem Sasukes Name fiel, verdunkelte und er sich zusammenreißen musste, jetzt nichts Falsches zu antworten. Ob es ihm nicht gefiel, dass es gerade sein größter Rivale war, nach dem sie als erstes fragte?
 

„Ich weiß es nicht“, entgegnete der blondhaarige in einem bemüht gelassenen Ton, „Aber mach dir keine Sorgen, er hat sich schnell von der Reise erholt und es geht ihm gut.“

„Kannst du ihn bitte für mich holen? Ich möchte ihn gerne sehen.“
 

Es tat weh, Naruto um einen solchen Gefallen zu bitten, wo sie doch genau wusste, wie sie ihm damit wieder vor den Kopf stoßen würde. Trotzdem hoffte Sakura, dass er ihre Gefühle insoweit akzeptiert hatte, dass er ihrem Wunsch nachkam. Außerdem musste sie um jeden Preis mit Sasuke reden. Zugegeben war sie ein wenig betrübt Naruto statt seiner an ihrem Bett vorzufinden und ihr war immer noch so, als gebe es eine Menge ungeklärter Fragen zwischen ihnen, die sie nun beseitigen wollte.
 

Kommentarlos schüttelte der Junge den blonden Schopf und erklärte dann: „Tsunade müsste jeden Augenblick reinkommen. Sie war vor ein paar Stunden schon einmal hier, aber du hast geschlafen und bis jetzt war sie zu beschäftigt, um noch mal nach dir zu sehen. Du musst wissen, Konohas Zerstörung hat vieles durcheinander gebracht und ich bleibe hier, bis sie da ist. Danach werde ich Sasuke suchen gehen, versprochen!“
 

Bei der Erwähnung ihres Heimatdorfes zog sich Sakuras Magen schmerzhaft zusammen. Es brachte so viele längst verdrängte Erinnerungen wieder an die Oberfläche ihres Bewusstseins zurück, dass sie auf der Stelle das Thema gewechselt hätte, wäre ihr ein anderes eingefallen. Doch gerade jetzt, nachdem der Name „Konoha“ gefallen war, ließ sie die Vergangenheit nicht mehr los und sie spürte, dass irgendwann der Augenblick kommen musste, in dem sie sich damit auseinander zu setzen hatte, wenn sie nicht für immer unter den schlimmen Ereignissen leiden wollte.
 

„Naruto“, flüsterte sie nach ein paar Minuten des Schweigens, schluckte all ihre Ängste hinunter und überwand sich dann, die Frage ganz auszusprechen: „Was ist damals in Konoha genau passiert?“

Naruto richtete den Blick zu Boden und machte nun mehr denn je den Eindruck, als sei der tollpatschige kleine Chaot in ihm für immer verschwunden.

„Möchtest du das wirklich wissen?“, harkte er noch einmal nach und fuhr erst fort, als er ein schwaches Nicken von ihr signalisiert hatte: „Ich erinnere mich kaum daran, wo ich war und was ich tat, als der Angriff erfolgte. Alles ging so verdammt schnell, keiner hatte damit gerechnet. Alle Wachen und Spione waren beseitigt, niemand warnte uns vor. Plötzlich war das ganze Dorf voller fremder Ninja, Häuser explodierten, Straßen wurden aufgerissen, alles stand in Flammen, Panik brach aus…“ Naruto ballte die Hände zu Fäusten, seine Stimme zitterte, doch es war keine Trauer zu hören, sondern blanke Wut und endloser Hass.
 

Sakura schluckte schwer. „Waren es Ninja aus Kumogakure? Wir wurden von einigen angegriffen, als wir nach Konoha zurückkehrten“, sagte sie langsam, doch Naruto zog die Schultern hoch. „Sie trugen keine Stirnbänder. Ich hab nur die Akatsuki erkannt: Sasukes Bruder und diesen Fischmenschen“, antwortete er verbittert, „Tsunade-Oma versuchte die Invasion zu stoppen, aber sie hat uns alle enttäuscht. Ich sag dir was: Wenn ich erstmal Hokage bin, werde ich nicht so versagen! Ich werde die Pflicht erfüllen, mein Dorf zu schützen! Und auch wenn es Jahre dauern würde, würde ich es wieder aufbauen und mit meinem Leben verteidigen!“
 

Sakura spürte den Zorn auf Tsunade, der in Naruto loderte. Natürlich wusste er selbst genau, dass die amtierende Hokage alles erdenkliche getan hatte, um Schlimmeres zu verhindern und auch, dass es nun sinnlos war das Dorf wieder aufzubauen. Sicher hatte er sich schon mehr als einmal mit Tsunade über diese Themen gestritten. Er konnte ihre Entscheidungen nicht einfach so hinnehmen; er wollte sie nicht akzeptieren. Er hatte sie noch nie als Hokage angesehen…
 

„Rede nicht so schlecht über Tsunade-sama.“, warf Sakura ein, „Ihr sind die Entscheidungen über das Dorf sicher auch nicht leicht gefallen. Naruto, sieh es ein: Es gibt kaum Hoffnung auf eine Zukunft!“
 

Naruto hielt den Blick weiterhin gesenkt und für eine Weile erfüllte Stille den Raum. Sakura war des Sprechens müde. Ihr Körper glühte und sie fühlte sich schwach. Trotzdem wagte sie es nicht, die Augen zu schließen und ein wenig zu schlafen. Sie wollte Naruto zuhören; wollte wissen, wie es sich zugetragen hatte. Und obwohl es beinahe unerträglich war, die Vergangenheit wieder aufzuwühlen, hatte sie doch das Gefühl, sich besser an den Gedanken gewöhnen zu können, wenn sie alles noch einmal hörte.
 

„Ich wüsste gerne, was es den Akatsuki gebracht hat unser Dorf zu vernichten. Vielleicht, nein, sogar wahrscheinlich wollen sie ihre Macht vergrößern und ein Land nach dem anderen zerstören oder auf ihre Seite ziehen. Nur dachte ich, sie bräuchten dafür die Macht des Fuchsungeheuers. Wieso waren sie dann nicht an dir interessiert?“, überlegte Sakura laut, doch ihr Gegenüber schüttelte den Kopf, noch bevor sie ihren Satz beendet hatte.

„Sie waren sicher auch an mir interessiert“, entgegnete er, „Aber Iruka brachte mich weg, bevor man mich angreifen konnte. Er sagte, ich sei zu wichtig, als dass sie mich bekommen dürften, bevor er…“

Narutos Stimme brach und im schwachen Licht der Kerze schimmerten seine blauen Augen unter einem Tränenfilm. Er hatte diesen Mann geliebt, wie ein Sohn seinen Vater. Tiefes Mitleid befiel Sakura und sie verstand auf einmal, dass sie nicht die einzige war, die Zuwendung und Trost benötigte.
 

„Bisher habe ich mich immer nur auf diesen blöden Monster-Fuchs verlassen“, sprach Naruto weiter, als er sich sicher war, das Zittern aus seiner Stimme verbannt zu haben, „Ohne ihn wäre ich schon lange nicht mehr am Leben. Auch als ich so schwer verwundet von der Mission zurückkam und du mich ins Krankenhaus brachtest, heilte die Verletzung innerhalb einer Nacht. Ich sollte dankbar sein, aber ich bin es nicht. Ich wäre lieber so stark wie Sasuke – aus eigener Kraft!“
 

Die Zimmertür öffnete sich laut quietschend und Tsunade, dicht gefolgt von ihrer Gehilfin Shizune, betrat den Raum. Der Blick der Hokage traf auf den Narutos und sofort war eine gewisse Spannung vorhanden, die Sakura nicht zu erklären wusste. Wortlos erhob sich der Junge und machte für die Ärztin platz.
 

Tsunade schritt langsam auf Sakura zu und ließ sich auf dem freigewordenen Stuhl vor ihrem Bett nieder. „Wie fühlst du dich?“, fragte sie sanft und fuhr mit der Hand über Sakuras Stirn.

„Es geht schon“, antwortete das Mädchen ruhig.

„Irgendwelche Schmerzen?“

„Nein.“

Die Ärztin nickte leicht. „Hab ich mir fast gedacht. Du hast dich überanstrengt, daher das Fieber. Ich hab was für dich zusammengestellt. Wenn du es gleich einnimmst und dich noch etwas ausruhst, bist du morgen wieder fit. Shizune?“
 

Die junge Frau zog ein kleines Gefäß mit dunkelgrünen Perlen aus ihrer Tasche und übergab es ihrer Meisterin. Auf den ersten Blick hätte man meinen können, es seien Erbsen, doch Sakura wusste aus ihrem Studium, dass es sich um eine Arznei handelte.
 

Tsunade stellte den Glasbehälter auf den Nachtschrank neben die Kerze. „Die eine Hälfte nimmst du gleich, die andere morgen früh. Schone dich noch, auch wenn es dir danach besser geht!“, ermahnte sie Sakura, „Ich hab nicht so viel Zeit und kann das nicht kontrollieren, also bitte halt dich an meine Worte!“ Ihr Blick richtete sich kurz auf Naruto, bevor sie hinzufügte: „Kann ich dich jetzt vielleicht für eine Weile alleine lassen? Ich muss mit dem kleinen Sturkopf dort noch etwas besprechen. Es dauert auch nicht lange.“
 

„Kein Problem“, entgegnete die Jüngere und Tsunade schenkte ihr ein knappes Lächeln, erhob sich und wandte sich zu Naruto und Shizune um. Mit wenigen Schritten durchquerte sie den Raum und hatte die Hand schon am Türgriff, als Sakura noch einmal nach ihr rief: „Tsunade-sama, haben Sie Sasuke gesehen?“
 

Die Hokage hielt inne und sah über ihre Schulter zum Bett zurück. „Es ist Nacht, Sakura. Wüsste ich nicht, dass er eben mit Kakashi unten bei den Wachen am Tor war, würde ich sagen, er schläft gerade“, antwortete sie schmunzelnd und trat hinaus auf den Flur. Shizune folgte ohne ein weiteres Wort und nachdem auch Narutos schwarz-orange Jacke hinter der Tür verschwunden war, klappte diese zu und Sakura war wieder allein. Kein Laut war zu hören und selbst draußen stand der Wind so still, dass man glauben konnte, jemand habe die Zeit angehalten.
 

Wieso war Sasuke jetzt nicht bei ihr? Wieso kam er nicht und erkundigte sich wie es ihr ging? Sakura hasste sich dafür, krank und ans Bett gebunden zu sein. Wieso hatte es ausgerechnet sie erwischt? Sie wollte aufstehen und selbst nach dem Uchiha suchen, doch ihre körperliche Verfassung erlaubte es nicht. Wütend griff sie nach dem Behälter auf dem Nachtschrank, schraubte ihn auf und schluckte die Hälfte der bitteren Medizin runter. Interessierte er sich nicht mehr für sie? Hatte er alles vergessen was auf der Reise passiert war? Oder musste er einfach nur mal für sich sein und nachdenken?
 

Sakura fühlte eine bleierne Schwere von ihren Beinen hinauf in die restlichen Glieder steigen. Es war mitten in der Nacht, obwohl sie am morgen in Suna angekommen waren. Den ganzen letzten Tag hatte sie also verschlafen. War Sasuke auch nur einmal bei ihr gewesen während sie im Fieber gelegen hatte? Vielleicht hatte er ihre Hand gehalten…
 

Seufzend sank sie zurück in die Kissen, drehte sich auf die Seite und zog die Decke über ihre Schultern. Die Hitze kam und ging, wechselte sich ab mit eisiger Kälte, die ihren Körper frösteln und zittern ließ. Sie sehnte sich nach Gesellschaft und hoffte, dass Naruto bald zurückkam. Doch die Minuten verstrichen und nichts geschah. Sakura konnte nicht wieder einschlafen und lauschte stattdessen dem Rhythmus ihres eigenen Herzschlags. Auf dem Flur knallte eine Tür zu, dann war es wieder so still wie zuvor. Die Kerze flackerte auf und wurde kleiner, als sich das Wachs dem Ende neigte. Mit einem Glimmen erlosch die Flamme und der beißende Geruch des Rauches stieg Sakura in die Nase. Die Dunkelheit ließ ihr nun keine andere Wahl mehr, als die Augen zu schließen und auf das Licht der aufgehenden Sonne zu warten.
 


 

Der nächste Morgen kam und das Fieber ließ nach. Zwar fühlte sich Sakura noch etwas schlapp, aber dennoch wesendlich besser als in der vorigen Nacht. Zu jeder vollen Stunde sah Shizune nach ihr, fragte nach ihrem Befinden, brachte kleine Mahlzeiten und wies sie an, noch im Bett zu bleiben. Sakura gefiel es nicht, so umsorgt zu werden. Sie wäre lieber aufgestanden und hätte etwas Sinnvolles unternommen, doch Shizune handelte auf Tsunades Befehl hin und dem wollte sie sich nicht widersetzen.
 

Immer wenn die Tür aufging, schrak Sakura hoch, in der Hoffnung, Sasuke ließe sich endlich bei ihr blicken, doch weder ihn noch Naruto bekam sie an diesem Nachmittag zu Gesicht. Der Tag verlief nur schleppend, ließ Sakura aber viel Zeit über alles noch einmal gründlich nachzudenken und je mehr sie überlegte, umso bewusster wurde ihr, wie viele Lücken ihr Wissen über die jüngsten Ereignisse aufwies. Wer war nach dem Angriff auf Konoha noch alles am Leben und waren ihre Eltern vielleicht gar nicht betroffen? Sie hatte die ganze Zeit angenommen, sie wären gestorben, doch die Leichen hatte sie nie gesehen. Musste sie nicht über den Tod ihrer Angehörigen informiert werden? Wären ihre Eltern andererseits nicht schon längst gekommen, um nach ihrer Tochter zu sehen? Sakura brauchte dringend Antworten.
 

Gegen Abend flaute die sengende Hitze, die den ganzen Tag wie ein schweres, belastendes Tuch über der Wüste und dem Dorf gelegen hatte, ab und der Wind frischte auf. Sonnenstrahlen fielen ins Zimmer ein und tauchten es in rötliches Dämmerlicht. Auch Sakura fühlte wie ihre Temperatur sank und sie allmählich wieder zu Kräften kam. Die ganze Zeit hatte sie nun ausgeharrt, doch langsam neigte sich ihre Geduld dem Ende. Wenn Sasuke schon nicht zu ihr kam, musste sie ihn eben auf eigene Faust suchen, schloss sie wütend. Bei der Gelegenheit konnte sie auch gleich noch einmal mit Tsunade sprechen…
 

Ihre Tageskleidung lag sauber und ordentlich auf dem gegenüberliegenden Bett. Sakura zog sich rasch um, wusch ihr Gesicht an dem Waschbecken neben der Tür und verließ dann eilends ihr Zimmer, nicht ohne es hinter sich abzuschließen.
 

Der Flur war ruhig und menschenleer. Die untergehende Sonne warf durch die Fenster lange spinnenartige Schatten auf Boden und Wände. Sakura sah zu beiden Seiten den Gang hinunter. Der Ort war ihr völlig fremd; als Kakashi sie hierher gebracht hatte, musste sie zu wahrnehmungslos gewesen sein, um sich etwas zu merken, denn nun wusste sie nicht, wo sie langgehen sollte. Zu ihrer Rechten machte der Weg eine Biegung und ließ nur vermuten, wohin er führte, zu ihrer linken lag eine Treppe ins obere Geschoss. Mattes Licht fiel die Stufen hinunter und während sich Sakura noch wunderte, woher es kam, wehten die Stimmen zweier vertrauter Personen zu ihr hinab.
 

Sie trat näher an die Geräuschquelle heran, lauschte genauer und erkannte schließlich Naruto, der sich angeregt mit einem Mädchen unterhielt, deren Stimme ihr ebenso bekannt vorkam. Doch auf eine Person festlegen wollte sie sich bei ihr nicht. Langsam erklomm sie die Treppe und horchte, um einzelne Worte der Unterhaltung aufzuschnappen. Natürlich gehörte sich dieses Verhalten nicht und eigentlich wollte sie ja auch nur Tsunade und Sasuke suchen, doch wer sagte denn, dass Naruto nicht wusste, wo sich die beiden aufhielten?
 

Sakura erreichte die letzte Stufe und trat hinaus ins Freie. Das Dach des Gebäudes bildete eine riesige gepflasterte Plattform, von der aus man das ganze Dorf und die dahinter liegenden Felsen und Dünen überblicken konnte. Die Sonne verschwand am Horizont und durchflutete die Landschaft für diesen Tag zum letzten Mal mit gleißendem Licht. Sakura hob den Arm und beschattete mit einer Hand ihre Augen, um überhaupt etwas sehen zu können. Erst jetzt entdeckte sie Naruto und Hinata, die sich in der Mitte der Plattform gegenüberstanden, einander festhielten und in einen leidenschaftlichen Kuss versanken.
 

Es dauerte mehrere Sekunden, ehe Sakura die Lage begriff. Hatte sie eben noch wie angewurzelt dagestanden und die beiden angestarrt, versuchte sie nun unauffällig kehrt zu machen und die Treppe wieder hinunter zu steigen, doch da war es bereits zu spät. Naruto nahm ihre Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und löste sich so hastig von dem Mädchen, dass dieses zurücktaumelte.
 

Reglos standen sich die drei jungen Ninja gegenüber und Sakura wunderte sich einen Augenblick lang, warum Naruto noch nicht nach Worten rang um die Situation aufzuklären und somit seine eigene Verlegenheit zu überspielen. Hinatas Gesichtsfarbe wechselte von einem blassen Orange in ein dunkles Rot und gerade als Sakura meinte, irgendetwas müsse doch passieren, um es nicht noch unangenehmer zu machen, stürmte das Hyûga-Mädchen los; an ihr vorbei und die Treppe hinunter, bis sie aus dem Sichtfeld verschwunden war.
 

Naruto blieb allein zurück und schaute ihr fassungslos nach. Es war nicht schwer zu erraten, was nun in ihm vorging und Sakura wusste nicht, ob es besser war, auch zu gehen und sich später zu entschuldigen oder lieber bei ihm zu bleiben. Sie entschied sich für letzteres, kam langsam auf den Blonden zu und noch bevor sie ganz bei ihm angekommen war, sagte er: „Es tut mir leid.“
 

Was auch immer Sakura erwartet hatte, das war es nicht! Er hätte sie beschimpfen und beleidigen können, doch mit diesen Worten hatte sie nicht gerechnet.

„Nein, es – es tut mir leid!“, entgegnete sie schließlich, „Ich wollte euch nicht stören. Ich hab nur-“

Weiter kam sie nicht, denn Naruto schien sie gar nicht zu hören. „Ich weiß nicht, was da in mich gefahren ist“, erklärte er, „Hinata fühlte sich einsam und wollte mit mir reden. Ich war eigentlich gerade auf dem Weg zu dir. Irgendwie kam es ganz anders als es sollte und dann ist es passiert. Ich wollte das gar nicht. Ich liebe doch dich , Sakura!“
 

Und endlich begriff sie, wovon er sprach; wusste, dass sie aneinander vorbei redeten und hatte dennoch keine Ahnung, wie sie ihm das mitteilen sollte, wo er sie doch nicht zum Zuge kommen ließ. Sie versuchte ihn zu unterbrechen, doch er fiel ihr erneut ins Wort: „Nein, sag jetzt bitte nichts! Ich bin ein Idiot, ich weiß. Ich hätte das nicht tun sollen.“
 

Was danach geschah, verlief viel zu schnell, als dass Sakura eine Chance zum reagieren geblieben wäre. Für einen kurzen Moment spürte sie einen Luftzug an ihrer rechten Schulter, so als wäre eine schattenhafte Gestalt an ihr vorbeigehuscht. Dann ertönte ein dumpfer Knall und Naruto schlug auf dem Boden auf und blieb reglos liegen. Hinter ihm stand Sasuke, die Hand wie zum Schlag erhoben…

Falsches Spiel

„Sa- Sasuke?“

Irritiert schaute Sakura von Naruto zu Sasuke und wieder zurück. Was ging hier vor? Wieso hatte Sasuke das gemacht? Langsam ließ der junge Uchiha den Arm sinken. Sein Blick ruhte auf Sakura; er war nicht kalt oder verachtend, aber auch nicht reumütig, sondern vielmehr vollkommen ausdruckslos. Sakura erschauderte.
 

„Sasuke…“, wiederholte sie langsam, „Was ist denn in dich gefahren?“

Ohne die Augen von dem Jungen abzuwenden, beugte sie sich zu Naruto runter. Er war bewusstlos. Vorsichtig drehte sie ihn auf den Rücken und legte die rechte Hand an seine Stirn. Das Chakra floss bereits durch ihren Arm, als sie plötzlich am Handgelenk gepackt und grob hochgerissen wurde.
 

„Lass das sein.“

Sasukes schwarze Augen funkelten sie an. Seine Stimme war ruhig, seine Worte klangen nicht nach einem Befehl, doch trotzdem zuckte Sakura zurück und starrte ihn verständnislos an. Ein paar Minuten verstrichen, bis sie sich wieder gefangen hatte.

„Ich möchte Naruto heilen! Er ist bewusstlos, falls dir das entgangen ist!“, fauchte sie ihren Gegenüber an und versuchte, ihre Hand aus Sasukes Griff zu befreien, der mit jeder ihrer Bemühungen fester wurde.
 

„Ich hab’s gemerkt“, antwortete der Junge kühl, „Aber so ist es einfacher ihn hier wegzubringen.“

Sakura hielt inne und starrte Sasuke mit offenem Mund an. „Wegbringen? Wieso?“, fragte sie scharf und ahnte bereits, dass etwas ganz und gar nicht stimmte, „Wohin? Was hast du vor?“
 

Sasuke wich ihrem Blick aus und sah hinunter ins Dorf. Der Wind strich ihm kalt über die Haut; heulte laut auf. Er konnte es nicht erklären. Sie würde es nicht verstehen…
 

„Sasuke-“ Sakura schlug sich die Hand vor den Mund, „Du willst ihn doch nicht-?“

„Nein, ich werde ihn nicht töten!“, sagte Sasuke rasch, „Ich hätte schon einmal die Gelegenheit dazu gehabt, wenn ich es gewollt hätte! Nein, ich…“ Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort, als würde es ihm unheimlich schwer fallen, die Worte über seine Lippen zu bringen:

„Ich bringe ihn zu den Akatsuki.“
 

Sakuras Herz setzte für einen Schlag aus. Er hatte Recht, sie verstand es nicht. Kopfschüttelnd taumelte sie ein paar Schritte zurück. „Das ist nicht wahr…“

„Ich habe meine Gründe“, rechtfertigte er sich und starrte in ihre weit aufgerissenen Augen.

„Gründe? Das ist nicht dein Ernst. Was hast du mit denen noch zu schaffen?“, fragte sie heiser.

„Ich habe ein Abkommen mit ihnen“, antwortete Sasuke bitter.

„Was für eins?“

„Ich soll ihnen Naruto bringen. Wegen dem Fuchsungeheuer.“
 

Wieder schüttelte sie den Kopf. „Sasuke, tu das nicht!“

„Ich muss.“

„Warum?“

„Wenn ich es tue sehe ich Itachi wieder…“
 

Die darauf folgende Stille währte unendlich lange. Sakura hätte es wissen müssen. Sie hätte ahnen müssen, dass es wieder nur um Sasukes Bruder ging und trotzdem war diese Nachricht für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Das waren also seine Gründe? Dafür wollte er Naruto ausliefern?
 

„Das ist verrückt…“, flüsterte sie und spürte, wie das Blut in ihren Ohren begann zu pulsieren; die Wut ihre Sinne eroberte. „Sasuke, das ist verrückt!“ Sie stieg über Naruto hinweg und packte Sasuke an der Kleidung.

„Das kann nicht wahr sein! Du hast schon einmal gegen Itachi verloren und du wirst ihn wieder nicht besiegen können!“

„Doch, das werde ich“, entgegnete er entschlossen und am liebsten hätte Sakura ihn für diese Naivität geschlagen, „Ich habe einen Weg gefunden, als wir vor ein paar Tagen in Konoha waren… Deswegen wollte ich dort hin! Ich war noch einmal am geheimen Treffpunkt des Uchiha-Clans und ich habe endlich etwas gefunden womit ich Itachi besiegen kann!“ In seiner Stimme schwang Begeisterung und Aufregung mit. Sakura ließ ihn los und sah ihn traurig an.
 

„Und deswegen willst du Naruto opfern? Deinen besten Freund? Der alles für dich tun würde? Nur für deine Rache?“, fragte sie schwach.

„Natürlich nicht“, entgegnete Sasuke daraufhin und eine Spur Ärgernis war in seiner Stimme zu hören, „Ich werde beschattet und muss ihn als Vorwand mitbringen, aber ich besiege Itachi, bevor Naruto etwas passieren kann!“
 

„Dafür hast du keine Garantie!“

„Ich verlasse mich auf meine Fähigkeiten. Das ist mir genug.“

„Wenn er dir wieder einen Fluch aufhalst?“

„Das wird nicht passieren. Das letzte Mal musste ich Naruto schützen. Itachi nutzte meinen schwachen Moment und wandte seine Jutsu an. Diesmal bin ich vorbereitet. Sakura, ich bitte dich: Lass mich einfach gehen! Ich mach das schon…“
 

„Nein!“, rief sie wütend, „Soll das heißen, du standest die ganze Zeit mit den Akatsuki in Verbindung? Du hast die ganze Zeit für sie gearbeitet?“ Es war ein Wechselbad der Gefühle in dem sie hilflos zu ertrinken drohte. Einerseits war sie wütend, aber auch traurig, besorgt und entrüstet. Die Puzzleteile fügten sich langsam zusammen; alles passte. Damals im Wald hatte sie sich nicht getäuscht: Sasuke hatte sich mit einem der Akatsuki getroffen und mit diesem gesprochen, sich mit ihm womöglich über etwas gestritten. Sakura hätte es wissen müssen. Nie war Sasuke ehrlich zu ihr…
 

„Du verstehst das völlig falsch! Ich täusche sie, in dem ich ihnen Naruto nicht überlasse. Ich lasse sie nur glauben, ich arbeite für sie“, entgegnete Sasuke ungeduldig, doch Sakura fuhr ihm erneut über den Mund.

„Was ist das für ein bescheuerter Plan!?“, kreischte sie. Ihr Gesicht war wutverzerrt, „Ich sollte von dem Ganzen nichts mitbekommen, oder? Es ist ein Zufall, dass ich jetzt hier bin! Deshalb hast du die Flucht inszeniert, als du mich aus den Kerkern der Akatsuki gerettet hast! Ich sollte denken, du hast sie verraten!?“
 

Sasuke antwortete nicht und sie wusste, dass es stimmte. Es war an der Zeit, die Wahrheit zu sagen, das war Sasuke klar. Sakura hatte ein Recht darauf, sie zu hören…

„Nachdem sie dich bewusstlos geschlagen haben“, sagte er ruhig, „habe ich mit ihnen das Abkommen getroffen unter der Bedingung Itachi wieder zu sehen. Sie gingen darauf ein, weil sie Naruto unbedingt brauchen. Ich habe ihnen gesagt, du müsstest dabei sein und dass ich nur mit deiner Hilfe an Naruto rankommen würde. Sie waren nicht begeistert von der Idee dich wieder frei zu lassen, aber als ich ihnen sagte, ich würde für dich bürgen, willigten sie ein und ich konnte dich retten. Du hast Recht, ich wollte zu dem Zeitpunkt nicht, dass du was mitbekommst; das war nicht geplant. Ich wollte einfach nicht, dass dir etwas passiert.“
 

Sakura schwieg lange. Tränen machten ihre Augen blind und sie spürte, wie die erste ihre Wange hinunter lief, wie Sasuke sie mit den Fingern weg strich und ihr eine störende Haarsträhne hinter ihr Ohr legte.

„Es ist vielleicht meine letzte Chance, Sakura“, sagte er leise, „Es tut mir leid, aber ich werde gehen.“

„Du bist ein Trottel, weißt du das? Ein verdammter Trottel, der nur seiner Vergangenheit hinterher rennt!“, schluchzte sie und ballte ihre Hände zu Fäusten.

„Ich weiß.“

„Wie konnte ich mich jemals in dich verlieben?! Du denkst immer nur an dich.“

„Bitte Sakura, du musst mich verstehen… Dieser Mann hat meine Familie ausgelöscht. Wenn ich ihn nicht töte werde ich nie glücklich sein, auch wenn ich nach dem Kampf vielleicht nicht wiederkommen kann.“
 

„Hör auf so zu reden!“, platzte es aus ihr heraus, „Du darfst nicht sterben! Sonst war alles umsonst! Wozu haben wir dann alles auf uns genommen?“

„Nein, das meine ich nicht“, murmelte Sasuke und wandte den Blick von ihr ab, „Es ist so, dass ich Naruto allein für meine Zwecke in Gefahr bringe. Es ist keine Mission für das Dorf und mit Tsunade ist auch nichts besprochen…“

„Was meist du?“ Langsam wurde Sakura ungeduldig. Wieso redete Sasuke so sehr um die Sache herum? Konnte die ganze Angelegenheit noch schlimmer werden, als sie bereits war?

„Ich hintergehe Konoha. Weißt du, was das heißt?“, fragte er ernst, „Ich darf mich hier nie wieder blicken lassen.“
 

„Was? Aber-“, begann sie stotternd, „Du kommst nicht zurück? Soll das heißen, jetzt, wo wir endlich zusammen sind, lässt du mich schon wieder alleine?“

„Das war mein Plan… aber nun kann ich das nicht mehr. Es fällt mir schwer das zu sagen, aber die Entscheidung, mit mir zu kommen, überlasse ich dir.“
 

Sakura war für eine ganze Weile sprachlos und nach ihrem lauten Streit wirkte die Stille, die nun herrschte, sehr eigenartig und unnormal. Sasuke konnte sie nicht mehr zurücklassen? Hatte sie gerade diese Worte aus dem Mund des sonst so coolen und abweisenden Uchiha-Nachkommen gehört? Sollte das also heißen, dass es ihr gelungen war, das Eis endgültig zu brechen? War er deshalb so lange nicht zu ihr gekommen, obwohl sie krank war? Weil er sich erst über seine Gefühle klar werden musste? Ihre Freude über diese Erkenntnis hielt sich in Grenzen; zu tief saß der Schock über die Pläne, die er ihr soeben offenbart hatte.
 

Qualvoll und langsam verstrichen die Minuten und gaben dem Mädchen Zeit, ihre Gedanken zu ordnen und die Wut abklingen zu lassen, die sich durch Trauer und Verständnislosigkeit ersetzte. Sakura musste sich entscheiden und sie wusste bereits genau für was.

„N- Natürlich begleite ich dich!“, entgegnete sie matt und konnte nur einen Wimperschlag später beobachten, wie ein leichtes Lächeln Sasukes Lippen streifte, fast so, als hätte er auch keine andere Antwort von ihr erwartet.

„Ich habe vor, morgen früh aufzubrechen“, erwiderte er schließlich, „Wir werden Itachi in Konoha begegnen.“

„Wir müssen nicht zu diesem Versteck zurück?“

„Nein, die Akatsuki haben kein Versteck. Sie sind zu zweit in unterschiedlichen Gebieten aktiv und treffen nur selten alle zusammen. Ich habe das erfahren, nachdem du bewusstlos geschlagen wurdest“, fuhr er fort, doch Sakura hörte ihm kaum weiter zu.
 

Sie würde also ein drittes Mal nach dem Anschlag an den Ort zurückkehren müssen, den sie mit jenen schrecklichen Erlebnissen verband, die ihr nachts im Geiste erschienen. Sie würde wieder die schrecklichen Bilder sehen, die sie mit aller Kraft zu verdrängen versuchte und wieder meinte sie, ihr würde Schwarz vor Augen, bei dem Gedanken an das Kommende. Würde es ihr diesmal gelingen, das zerstörte Dorf noch einmal zu betreten oder würde sie erneut zusammenbrechen? Sie hatte mit Naruto über den Anschlag gesprochen, aber hatte ihr das wirklich geholfen?
 

Mitleidig betrachtete das Mädchen den blonden Ninja, der bewusstlos zu ihren Füßen lag und plötzlich wurde ihr klar, dass nicht nur sie leiden würde. Warum musste sogar Naruto da mit hinein gezogen werden?

„Kannst du ihn vielleicht irgendwie betäuben bis wir in Konoha sind?“, fragte Sasuke leise, nachdem er ihrem Blick gefolgt war.

„Muss das sein?“, hielt sie dagegen, „Um dir zu helfen würde er sicher auch freiwillig mitkommen!“

„Er wäre uns nur eine Last auf der Reise! Du kennst ihn doch. Wir müssen uns beeilen, wenn wir unentdeckt aus Suna entkommen wollen. Außerdem könnte der Spion verdacht schöpfen. Bitte, Sakura!“
 

Sakura senkte den Kopf und resigniert beugte sie sich zu Naruto runter, schloss einige Fingerzeichen, die sie rasch und fließend ausführte und tippte dem benommenen Jungen leicht auf die Schulter. Für Sasuke war keine äußerliche Veränderung feststellbar.
 

„So, er schläft jetzt. Zufrieden? Die Genjutsu hält ungefähr einen Tag an, aber ich denke das reicht. Noch länger wäre zu riskant“, sagte Sakura missmutig und richtete sich wieder auf, „Willst du ihn nun den ganzen Weg tragen?“

„Was bleibt mir anderes übrig…“, murrte Sasuke, „Aber so schwer wird er schon nicht sein. Es ist viel wichtiger, dass du dich für die Reise fit genug fühlst.“

„Um mich brauchst du dir keine Sorgen machen. Ich bin wieder völlig gesund.“
 

Mit der Zeit war auch der letzte Sonnenstrahl hinter den Felsen verschwunden und das Dorf unter ihnen wurde in tiefschwarze Nacht getaucht. Das Lichtermeer funkelte in der Dunkelheit und die Umrisse der beiden Ninja, die nun schweigend auf der Plattform des Gebäudes standen, waren nur noch schemenhaft zu erkennen.
 

Sakura atmete die kühle Luft in tiefen Zügen ein. Nun gab es nichts mehr zu sagen; alle Entschlüsse waren getroffen. Sasukes Worte hallten in ihrem Kopf wider und noch immer schien es ihr unglaublich, was er da vorhatte. Doch sie wusste auch, dass sie zu ihm halten musste, ganz egal was geschah. Vermutlich hätte jeder andere sie für verrückt erklärt… jeder andere, der nicht wusste was für starke Gefühle sie und Sasuke mittlerweile verbanden.
 

Es war schwer zu schätzen wie lange die beiden, in ihren Gedanken versunken, auf der Plattform standen, bis Sasuke wortlos auf Naruto zuging, ihn auf seinen Rücken hob und schließlich gemeinsam mit Sakura die Stufen hinab ins Gebäude stieg. Kein Licht war entzündet und Sakura tastete sich am Geländer entlang, um den Weg runter in den Gang zu finden, der ebenfalls unbeleuchtet sein sollte. Vermutlich benutzte sonst niemand diese Wege bei Dunkelheit. Mit Hilfe des Mondlichtes, das durch die wenigen Fenster im Flur schien, fand Sakura endlich das richtige Zimmer und schloss die Tür auf.
 

Behutsam ließ Sasuke den blonden Ninja auf das eine Bett gleiten, schritt anschließend zum Fenster und riss es auf, um die stickige Luft, die sich den Tag über im Raum angestaut hatte, hinaus zu lassen. Ein erfrischender Windhauch umspielte zärtlich sein Haar und der Junge stützte seine Arme auf die Fensterbank und starrte gen Himmel. In der Wüste schien er klarer und die Sterne heller zu sein, als in ihrer Heimat zwischen den Wäldern.
 

Sakura stellte sich an seine Seite, umfasste seinen linken Arm und drückte sich an seine Schulter. Sie genoss die Nähe, die Wärme, diesen unbeschreiblich beruhigenden Duft… und dass er sie nicht zurückwies, sondern ganz ruhig da stand, um mit ihr in die Sterne zu sehen.
 

„Sakura…“, begann er plötzlich leise und nachdenklich, „Hast du dir wirklich gut überlegt, ob du mit mir kommen willst?“

„Was gibt es da noch zu überlegen?“

„Es ist sehr gefährlich, es kann viel passieren… Was ist, wenn ich sterbe? Was wirst du dann tun? Wirst du hierher zurückkehren?“

Sakura brauchte sehr lange, ehe sie etwas erwiderte, obwohl sie nicht eine Sekunde über ihre Antwort nachdenken musste.

„Dann“, flüsterte sie endlich, „werde ich mit dir sterben.“
 


 

Ihre Worte schwirrten noch lange in Sasukes Gedanken und auch als er sich wenig später neben ihr ins Bett legte, konnte er sie nur schlecht von sich weisen. Die Unerschrockenheit mit der Sakura sie vorgetragen hatte, faszinierte ihn. Hatte er es verdient, von ihr das stille Versprechen zu erhalten, selbst bis in den Tod nicht von seiner Seite zu weichen? Hatte er ihre Zuneigung verdient, nach allem was passiert war?
 

Katzengleich schmiegte sich Sakura an ihn und er spürte, wie sie mit den Fingern über seine nackte Brust fuhr; wie ihre sanften Berührungen intensiver wurden und bei ihm eine wachsende Begierde hervorriefen, die sich fast ins Unerträgliche steigerte. Lange versuchte er, das Verlangen seines Körpers zu unterdrücken und Sakuras offensichtliche Forderungen zu ignorieren, bis er schlussendlich doch nachgab und seinen Widerstand brach.
 

„Ich liebe dich so sehr, Sasuke“, hauchte Sakura ihm zu und er antwortete ihr, in dem er seine Lippen auf ihre legte. Vorsichtig schlang er seine Arme um ihren zarten Leib und zog sie näher an sich, vergrub dann eine Hand in ihrem Haarschopf und fuhr mit der anderen an ihrem Bauch hinab…

Aufbruch

Vor ein paar Wochen hätte Sasuke nicht mal in seinen kühnsten Träumen zu glauben gewagt, dass er für eine Frau je solche Gefühle entwickeln könnte. Es war langsam und schleichend passiert; mit jedem Tag spürte er es ein wenig mehr, ohne sich dagegen wehren zu können. Die unbekannten Empfindungen brachten ihn durcheinander und er versuchte, sie von sich zu schieben, um weiterhin nur für seine Rache zu leben, doch es half nicht. Dieses neue Gefühl war da und existierte weiterhin neben dem Hass, der ihn dominierte. Es war für Sasuke ganz unmöglich einzuordnen und er konnte es weder zeigen, noch in Worten ausdrücken, fühlte es dabei jedoch ganz deutlich.
 

Er hatte Sakura Schlimmes angetan; bereute es, ihr immer wieder gewährt zu haben, ihn zu begleiten und wollte auch jetzt nicht, dass sie mit ihm in die Schlacht gegen Itachi zog. Sie hatte sich so viel zugemutet, hatte für ihn gelitten und trotzdem nahm er sie mit. Wenn er sie in Suna, wohlbehütet unter Tsunade doch weit weg von ihm, zurückließ, würde er wohl vor Sehnsucht vergehen.
 

Sasuke wollte sie in seiner Nähe haben; brauchte sie bei sich. Ihre Anwesenheit machte ihn nervös und beruhigte ihn zugleich. Es war vor allem der zarte, schwache Körper neben dieser unbeugsamen Willenskraft, was ihm so sehr imponierte. Er liebte es, sie um sich zu haben, liebte sie
 


 

Sasuke lag auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, und starrte an die graue Zimmerdecke. Das fahle Mondlicht warf dünne Streifen durch die Ritzen der Fensterläden. Erst in ein paar Stunden war der Sonnenaufgang zu erwarten, doch bereits jetzt war die ideale Zeit zum aufbrechen gekommen. Je früher sie flohen, umso später würde man ihr Verschwinden bemerken. Dann würde es bereits unmöglich sein, ihnen zu folgen.

Sasuke hatte die ganze Nacht kaum geschlafen, denn die Nervosität gegenüber dem Kommenden machte ihm mehr zu schaffen, als er es sich vorgestellt hatte und er hoffte inständig für diesen Tag genügend Kraft gesammelt zu haben.
 

Lautlos richtete der Junge sich auf und ließ den Blick für einen Moment auf Sakuras schlafendem Gesicht ruhen, horchte ihrem leisen, gleichmäßigen Atem und dachte unwillkürlich an den letzten Abend, der so unglaublich schön gewesen war.
 

„Sakura, es wird Zeit“, flüsterte er, fuhr mit der Hand durch ihr Haar und spürte eine leichte Regung des Kopfes, als sie erwachte. Zaghaft öffnete das Mädchen die Augen und lächelte dem Uchiha müde entgegen.

„Guten Morgen“, murmelte sie und für einen kurzen Augenblick überkam Sasuke wieder das heftige Bedürfnis sie einfach so, grundlos zu küssen.

„Hast du gut geschlafen?“, erkundigte er sich stattdessen und sie setzte sich langsam auf. Die Bettdecke rutschte ihr von den Schultern und er lenkte den Blick schnell auf seine Hände, die vor ihm auf dem Schoss ruhten, so als wären sie furchtbar interessant.

„Nie besser“, entgegnete Sakura schmunzelnd und schien über seine plötzliche Verlegenheit höchst amüsiert, „Und du?“
 

Der Angesprochene antwortete nicht und sie fasste es als Verneinung auf. Immer noch darauf bedacht, dem Anblick ihres nackten Oberkörpers zu widerstehen, hievte er sich aus dem Bett und suchte seine Kleidung zusammen, während sie ihn dabei interessiert beobachtete. Erst als er zum Duschen im Badezimmer verschwand, stand auch Sakura auf und begann mit den Vorbereitungen für ihren Aufbruch.
 

Sasuke hatte in den letzten Tagen das Nötigste für die Reise besorgt und gleichzeitig die Rundgänge mit Kakashi genutzt, um die Gegend zu inspizieren. In der momentanen Kriegslage mit Kumo waren alle Wege ins Dorf, insbesondere der Haupteingang, übertrieben gut bewacht. Ungesehen kam man weder hinein ins Dorf, noch wieder hinaus, außer mit einer schriftlichen Genehmigung der Hokage oder des Kazekage. Ihre einzige Chance bestand westlich über die Felsen, gegenüber des Haupteingangs im Osten, auszubrechen, wo kaum Ninja positioniert waren, da man aus dieser Richtung keine Angriffe erwartete. Der Umweg über die Felsen und außen um das Dorf herum kostete Zeit und Mühe, war jedoch die einzige Möglichkeit zu entkommen.
 

Die Wachen waren gut ausgebildete Jo-Nin, doch Sasuke hatte jedes einzelne Detail im Kopf und wusste genau, wo die Feinde aufgestellt waren. Wenn alles klappte, wie er es sich vorstellte, waren sie noch vor Sonnenaufgang aus dem Dorf verschwunden. Es schien die schwerste Etappe des Weges zu werden…
 

Wenn auch sehr müde, doch gleichzeitig bis aufs Äußerste angespannt, schulterte Sakura eine halbe Stunde später ihren Rucksack, während Sasuke Naruto auf seinen Rücken lud. An der Tür trafen sich ihre Blicke ein letztes Mal. Sie sagten einander auch ohne Worte, wie sehr einer auf den anderen angewiesen war. Dann verließen die beiden ihr Zimmer, huschten durch die unbeleuchteten Gänge und verschwanden lautlos und schattengleich aus dem Gebäude, als wären sie niemals da gewesen.
 

Alles schien wie an dem Tag, an dem sie nach Suna gekommen waren: Die Straßen waren still und menschenleer, die Luft frisch und das Wetter mild. Für die Verhältnisse einer Wüste würde es ein idealer Tag zum Reisen werden; weder zu heiß, noch zu windig. Sakura schien der Tag ihrer Ankunft eine Ewigkeit her zu sein.
 

Bis jetzt hatte sie bei dem, was sie hier tat, keinen einzigen Zweifel verspürt und Sasuke hatte sie nicht einmal mehr gefragt, ob sie sich wirklich sicher war. Doch nun, wo sie die Straßen des Dorfes entlang hasteten und es langsam ernst wurde, wurde ihr mulmig. Dies war die letzte Gelegenheit abzubrechen, umzukehren… Ihr wurde bewusst, dass ihre Entscheidung jetzt fiel, mit jedem Schritt, den sie Sasuke folgte, und nicht schon seit dem vorigen Abend getroffen war.
 

War sie wirklich bereit alles aufzugeben? Nach Konoha zu gehen und gegen Itachi anzutreten? Noch konnte sie „Nein“ sagen, der Gefahr ausweichen und in die Sicherheit zurückkehren. Sasuke wäre das vielleicht sogar Recht gewesen. Sie wäre ihm keine Last und nicht in Gefahr. Waren da Zweifel ob das, was er gesagt hatte, der Wahrheit entsprach? Ob er ihre gemeinsame Nacht bereits bereute? Er hatte sie oft belogen und enttäuscht, aber wollte er sie diesmal wirklich dabeihaben?
 

Sakura schluckte hart. Er hatte ihr die freie Wahl gelassen, ihn zu begleiten, und das sicherlich nicht umsonst. Lange genug hatte sie um diesen Jungen kämpfen müssen. Sie würde ein Leben ohne ihn nicht mehr ertragen können und hoffte insgeheim, dass er genauso dachte wie sie. Doch waren die Anzeichen nicht eindeutig genug? Seine Gesten, seine Worte… Was zweifelte sie noch daran, dass er sie wirklich liebte? Er war eben nicht der Typ, der seine Gefühle offen zur Schau trug. Das bisschen, was er ihr andeutete, musste ihr genügen.
 

Rasch schüttelte sie ihre Gedanken ab und versuchte sich auf die gewärtige Situation zu konzentrieren. Sasuke hatte angehalten und spähte, hinter einer Hauswand versteckt, um die Ecke. Sie konnte nicht sehen, wen er beobachtete, doch sie nahm an, dass er den Bewegungen der Wachen folgte. Geduldig wartete sie auf sein Zeichen, dass sie keine halbe Minute später bekam und schlüpfte hinter ihm zwischen den Häusern durch.
 

Sakura fühlte nichts außer der Angst, entdeckt oder verfolgt und zurückgeholt zu werden. Sie verließ sich blind auf die Anweisungen ihres Partners und hoffte, dass die Nacht ihnen weiterhin genügend Schutz bieten würde. Die Zeit arbeitete gegen sie und der Morgengrauen rückte unaufhaltsam näher. Die beiden waren zu schwer bepackt um eine Verfolgung zu gewinnen und mussten möglichst ungesehen aus dem Dorf verschwinden.
 

Sasuke winkte Sakura weiter nach links und sie liefen im Schatten eines größeren Gebäudes vor bis zu den Felsen, die Suna von allen Seiten umgaben. Auf der Innenseite der Wand waren keine Wachen stationiert, da die Sicherung des Dorfes nach außen gerichtet war, und Sasuke wusste, dass dieser Fleck auch von Hausdächern aus nur schwer einzusehen war. Das einzige Hindernis würde sich am Gipfel ergeben, da die offene Wüste schlechten Schutz bot und die dortigen Wachen sie sehen würden, selbst wenn sie es auf der Felswand an ihnen vorbeigeschafft hätten.
 

Leise und vorsichtig wagten die beiden Ninja den Aufstieg; setzten ihre Füße mit Bedacht, damit kein Tritt daneben ging oder ein Geräusch machte und erreichten den Gipfel schon innerhalb weniger Minuten. Alles lief so, wie Sasuke es geplant hatte. Von oben aus konnten sie die Wüste überblicken, an dessen Horizont sich bereits ein feiner goldener Streifen gebildet hatte. Auf dem Steilhang befanden sich nur zwei Wachen in ihrer unmittelbaren Nähe, etwas rechts unterhalb von ihrem Standpunkt aus. Eine weitere Wache war einige hundert Meter links positioniert. Sie war weit genug weg, um unten hinter einer der Dünen zu verschwinden, bevor sie die beiden entdeckte. Von dort aus würde es ein leichtes werden, das Dorf zu umkreisen, bis sie wieder auf dem richtigen Weg ankamen.
 

„Okay, du bist dran“, wisperte Sasuke seiner Partnerin zu und Sakura nickte leicht zum Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte. Geräuschlos näherte sie sich den Feinden, die mit dem Rücken zu ihr standen und aufmerksam die Umgebung beobachteten. Sakura nutzte die Sicherheit der beiden Ninja, keine Angriffe von hinten erwarten zu müssen, und schloss ein Fingerzeichen. Wie bei der Genjutsu, die sie bei Naruto angewandt hatte, war rein äußerlich nichts zu erkennen. Tatsächlich hielt sie die Wachen in einer Illusion gefangen, in der sie Sasuke und Sakura nicht wahrnehmen würden, bis die beiden sicher im Schutz der Dünen waren.
 

Sasuke war froh, dass Sakura in Genjutsu dermaßen gut ausgebildet war und folgte ihr unauffällig die Felswand hinunter, nachdem sie ihm ein Handzeichen dafür gegeben hatte, dass die Luft rein war. Eilig rannten sie über den weichen Wüstensand, erreichten die ersten höheren Dünen und liefen hinter ihnen einen weiten Bogen um die Felsen herum, bis sie den Haupteingang zum Dorf in der Ferne erspähten und wussten, in welcher Richtung sie sich weiter bewegen mussten. Erst als sie die letzten Felsen so weit hinter sich gelassen hatten, dass ihre Kuppeln nicht mehr zu erkennen waren und die warmen Strahlen der Morgensonne sie aus dem Osten blendeten, atmeten Sasuke und Sakura auf. Der gefährlichste Part war überstanden. Nun ging es daran, der erbarmungslosen Tageshitze zu trotzen und am besten noch vor der Abenddämmerung den Waldrand zu erreichen.
 


 

Alles lief erstaunlich reibungslos und sie kamen schneller voran als bei ihrer Hinreise, bei der sie gegen den Sandsturm anzukämpfen hatten. Noch vor Sonnenuntergang ging die Wüste in Ödland über und die Temperaturen fielen rapide ab. Eine kühle Brise kam auf und die dunklen Regenwolken kennzeichneten, dass sie bereits die Grenze des Windreiches überschritten hatten und bald in den nahenden Winter des Waldes zurückkehrten.
 

Als ihre Schatten verblassten und die ersten Sterne an den Himmel traten, schlug Sasuke vor, ihr Nachtlager auszubreiten. Sakura hatte diese Pause bitter nötig. Sie hatten zwar den Tag über mehrmals angehalten um zu essen und zu trinken oder ihre Beine für ein paar Minuten auszuruhen, doch viel Erholung hatte es nicht gebracht. Auch Sasuke wirkte mitgenommen und beeilte sich, das Zelt aus dem Rucksack zu packen und es aufzubauen, nachdem er Naruto an einen nahe gelegenen Baum gelehnt hatte.
 

Sakura war gerade damit beschäftigt trockene Äste und Zweige zu sammeln, damit sie Feuer für die Nacht entzünden konnten, als jemand leise ihren Namen sagte und sie sich verwundert umsah. Ihr Blick fiel auf Naruto und sie erinnerte sich, dass die Genjutsu, die ihn betäubt hatte, bloß einen Tag anhalten sollte.
 

Das Mädchen trat näher heran und ging vor dem Blonden in die Hocke, während sich Sasuke, der die plötzliche Regung des Bewusstlosen ebenfalls wahrgenommen hatte, mit verschränkten Armen im Hintergrund hielt. Naruto blinzelte ein paar Mal und blickte Sakura noch ein wenig benommen entgegen, bevor er sich sammelte und langsam fragte: „Sakura, was… Wo bin ich?“
 

„Alles in Ordnung“, antwortete sie sanft, „Wir sind nicht mehr in Suna.“

Naruto runzelte die Stirn und es schien eine Weile zu dauern, bis ihre Worte ihn erreichten.

„Nicht mehr in Suna?“, wiederholte er langsam, „Wieso?“
 

„Hör mir zu Naruto“, entgegnete Sakura leise und hielt den Blick gesenkt, „Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber Sasuke und ich sind auf dem Weg nach Konoha. Wir werden dort gegen Itachi kämpfen.“
 

Naruto schwieg, doch sein Blick sagte Sakura aus, dass er diese Information erstmal zu verarbeiten hatte.

„Ich weiß, dass du dich jetzt sicher fragst, was du mit dieser Sache zu tun hast“, erklärte sie weiter, „und ich meine, dass du ein Recht darauf hast, alles zu erfahren… Es gab ein Abkommen mit den Akatsuki, das besagt, dich und somit das Fuchsungeheuer auszuliefern, um im Gegenzug an Sasukes Bruder ranzukommen. Du sollst mit uns kommen, bis wir Konoha erreicht haben, aber ich verspreche, dass dir nichts geschehen wird! Sasuke wird Itachi töten, noch bevor er die Chance haben wird, dir was anzutun. Auf unserem Verhalten steht Hochverrat und wir werden nicht zurückkehren können.“
 

Naruto sagte auch weiterhin nichts und die Stille wurde durchbrochen vom Aufheulen des Windes und dem damit verbundenem Rauschen der Blätter, die sich von ihren Zweigen lösten und sanft zu Boden schwebten.
 

Dann schnellte der Blondschopf plötzlich hoch und trat auf Sasuke zu. „Was hast du nun wieder getan?“, schrie er dem Uchiha ins Gesicht, krallte seine Hände in dessen Kleidung und presste ihn gegen den Stamm eines Baumes. Endloser Hass und purer Wahnsinn funkelten aus seinen klaren blauen Augen. „Warum, Sasuke? Warum tust du das?“, brüllte er weiter. Sasuke verzog keine Miene und starrte sein Gegenüber eiskalt an. „Krieg dich wieder ein“, wisperte er gefährlich, doch Naruto ließ nicht mehr locker.
 

„Ich dachte, du hättest von der Geschichte mit Orochimaru gelernt, doch du bist kein bisschen klüger geworden! Du begehst immer und immer wieder dieselben Fehler, tust alles nur für deine Rache und denkst dabei bloß an dich, nie an die anderen! Hat eine Niederlage gegen deinen Bruder nicht ausgereicht?“, tobte er, „Vergiss Itachi endlich! Er ist es nicht wert, dass du Konoha, deine Heimat, verrätst!“

„Konoha gibt es nicht mehr“, entgegnete Sasuke kühl und Naruto drückte ihn härter gegen die Rinde des Baumes.

„Halt den Rand! Es wird ein neues Konoha geben. Mit mir als neuer Hokage“, zischte der Blonde, doch sein Gegenüber grinste ihm spöttisch ins Gesicht.

„Hör auf, von einer Zukunft zu träumen, die nicht existieren kann!“

„Hör auf, von einer Rache zu träumen, die nie vollendet wird!“
 

Nun verfinsterte sich auch Sasukes Gesichtsausdruck. Das unnachgiebige Verhalten seines Kameraden schien ihn allmählich doch zu verärgern. „Ich glaube nicht, dass du das beurteilen kannst“, sagte er ruhig, „Du weißt nicht, wie stark ich bin.“

„Scheinbar nicht stark genug“, entgegnete Naruto wütend, „Ist dir eigentlich klar, was du Sakura damit antust? Wie kannst du ihre Zuneigung so missbrauchen?!“
 

Noch bevor der Uchiha die Gelegenheit zur Antwort bekam, hatte sich Sakura in die Diskussion eingemischt. Eigentlich hatte sie vorgehabt, die beiden Jungen ihren Streit unter sich austragen zu lassen, doch nun, wo ihr Name gefallen war, konnte sie sich nicht weiter enthalten.

„Ich habe mich aus freien Stücken dazu entschlossen, ihn zu begleiten“, sagte sie laut, „Weil ich Sasuke helfen möchte.“

Narutos Kopf wirbelte herum und er starrte das Mädchen ungläubig an.

„Sakura, das kannst du nicht ernst meinen! Er hat deine Hilfe nicht verdient! Er benutzt dich nur. Siehst du das denn nicht?“, rief er aufgebracht, doch sie schüttelte verzweifelt den Kopf.

„Du irrst dich! Ich liebe ihn!“

„Verdammt, er ist nichts für dich! Er hat dich doch gar nicht verdient!“
 

„Ach so?“ Es war Sasuke der sprach. „Ich glaube, dass du einfach nur neidisch bist“, wisperte er dem Blonden zu, „weil sie für jemanden wie dich keine Gefühle übrig hat!“
 

Narutos Reaktion folgte so schnell, dass Sasuke keine Zeit blieb etwas zu unternehmen. Der Schlag traf den Schwarzhaarigen in den Magen und ließ ihn ächzend zu Boden gehen. Im Gegensatz zu ihm, schrie Sakura auf: „NEIN, HÖRT AUF! HÖRT SOFORT AUF!“
 

Der Blonde packte Sasuke am Kragen und richtete ihn auf. „Herr Obercool, wie willst du deinen Bruder töten, wenn du nicht mal meinem Schlag ausweichen kannst?“ Sasukes Sharingan funkelten ihn wutentbrannt an. „Sag das noch mal!“, fauchte er, packte Naruto an den Haaren und schlug ihm so hart ins Gesicht, dass dieser aufschrie und zurücktaumelte. Er hielt die Hände über Nase und Mund. Blut quoll zwischen seinen Fingern hindurch.
 

„SEID IHR DENN VÖLLIG VERRÜCKT GEWORDEN?“ Sakura stürzte hervor und versuchte sich zwischen die beiden Jungen zu drängen, doch Naruto drückte sie zur Seite und hatte bereits erneut zum Schlag angesetzt. Die Schmerzen hemmten seine Kraft und Sasuke fing seine Faust mühelos ab, drehte ihm den Arm auf den Rücken und zwang Naruto in die Knie.
 

„Ich sagte, dass du keine Ahnung hast, wie stark ich wirklich bin!“, schrie Sasuke den Unterlegenen an, ließ seinen Arm los und trat ihm mit voller Wucht in die Seite. Naruto stöhnte vor Schmerzen auf und kippte seitlich ins Gras. „Leg dich nie wieder mit mir an und behaupte nie wieder, ich könne Itachi nicht töten!“
 

Der junge Uchiha schien zu schäumen vor Wut. Selbst Sakura hatte dieser heftige Ausbruch überrascht, den sie so bei ihm noch nie gesehen hatte. Bisher hatte sich Sasuke immer beherrscht und distanziert gehalten, war nur selten aus der Haut gefahren und wenn, dann niemals in diesem Ausmaß. Sakura erinnerte sich an ihre Auseinandersetzung im Wald, als sie ihm gefolgt und in Gefahr geraten war. Er war zornig, dass er sie hatte retten müssen, doch er war nicht dermaßen ausgerastet und hatte sich auch niemals nachtragend verhalten. Naruto musste eine sehr empfindliche Stelle getroffen haben.
 

Fassungslos sah sie zu, wie Sasuke über den am Boden kauernden Naruto hinweg stieg und in Richtung des Zeltes davon stapfte, ohne von einem der beiden weiter Notiz zu nehmen. Nur langsam erreichte ihr Bewusstsein, was soeben geschehen war. Aber weswegen war es überhaupt so weit gekommen? Weil Naruto Sasukes Pläne nicht akzeptieren wollte oder weil Sasuke ihm ins Gesicht gesagt hatte, was alle drei bereits wussten?
 

Sakura ging auf den verletzten Jungen zu, hockte sich vor ihn und versuchte ihm aufzuhelfen, doch er drückte ihren Arm weg, hievte sich selbst auf die Beine und taumelte auf den Baum zu, an den er Sasuke noch wenige Minuten zuvor gedrückt hatte. Langsam ließ er sich an dem Stamm hinunter gleiten und wischte sich mit dem Ärmel das Blut vom Gesicht.
 

Sakura folgte ihm, kniete sie sich vor ihn und versuchte seinen Blick aufzufangen, der ihr immer und immer wieder auswich. Seine Gesichtszüge blieben starr und verrieten weder Gedanken noch Gefühle. Sakura biss sich auf die Lippe.

„Du blutest noch“, bemerkte sie vorsichtig, um sich ihm langsam wieder anzunähern, doch sie erntete nichts als kalte Abweisung.

„Naruto, bitte, das ist doch albern. Sieh mich an, dann heile ich dich!“, sagte sie nun mit festerer Stimme, doch anstatt ihre Anweisung zu befolgen, kam von ihm ein Flüstern: „Du bist schon fast so geworden wie er. Folgst ihm wie ein zahmes Lämmchen überall hin und tust was er sagt, egal ob es falsch oder richtig ist. Ich erkenne dich nicht mehr…“

„Bitte, Naruto“, Sakuras Stimme klang nun wie von Tränen erstickt, „Bitte mach es nicht noch schlimmer. Ich weiß selbst, dass es nicht richtig war, dich da mit rein zu ziehen. Aber ich hatte-“
 

Sie hielt einen Moment inne. Natürlich hatte sie eine Wahl, sie wurde sogar mehrmals vor sie gestellt. Doch was sollte sie sonst sagen? Es gab keine plausible Erklärung, keine Entschuldigung für das was sie tat, außer die, die Naruto nicht hören wollte: Dass sie aus Liebe handelte.
 

„Komm mit uns, wenigstens bis wir in Konoha sind“, bat sie leise.

„Er benutzt mich als Köder für Itachi, so wie er dich als bloße Waffe benutzen und danach fallen lassen wird“, entgegnete der Blonde, „Deine Heilkräfte sind nützlich, sonst nichts. Sollen wir uns das gefallen lassen? Du folgst ihm ins Verderben und verrätst dein Dorf und deine Freunde. Du merkst nicht, dass es der falsche Weg ist.“

„Ich habe lange darüber nachgedacht, aber ich kann nicht anders handeln“, rechtfertigte sie sich, „Natürlich ist Rache immer der falsche Weg, aber Sasuke wird niemals Platz für etwas anderes haben, wenn er diesen Kampf nicht hinter sich bringt. Und ich werde ihm dabei zur Seite stehen.“

„Für was soll er Platz haben?“
 

Naruto blickte ihr in die Augen und zum ersten Mal sprach er in sanften Ton: „Glaubst du, er wird sich in dich verlieben, nur weil er sein großes Ziel vollendet hat?“

Sakura antwortete nicht und Naruto führte fort: „Du kannst seine Gefühle nicht ändern, ebenso wenig, wie ich deine ändern kann, so sehr ich es auch möchte.“
 

Sie hätte Naruto gerne die Wahrheit gesagt; hätte ihm gerne erzählt, in wie weit sie das Eis gebrochen hatte, wie weit beide schon gegangen waren… Doch es war besser ihn in einem falschen Glauben zu lassen, als ihn erneut zu verletzen.
 

„Du weißt, was ich für dich empfinde“, sagte er ruhig und eine Spur von Bitterkeit war in seiner Stimme zu hören, „Das mit Hinata tut mir leid, aber es war eine einmalige Sache. Ich kann sie nicht lieben, so wie ich dich liebe, das habe ich nun gemerkt. Und ich kann ihre Gefühle nicht ausnutzen, weil sie mir dazu zu wertvoll ist. So etwas hätte sie nicht verdient.“
 

Sakuras Mundwinkel verzogen sich zu einem kaum wahrnehmbaren Lächeln. Naruto war kein schlechter Mensch. Warum sonst war er immer nur auf das Wohl anderer bedacht? Er tat alles für die Menschen, die ihm Nahe standen; nahm eigenes Leid hin, solange seinen Freunden nichts geschah. Diesen Charakterzug hatte Sakura früher nie an ihm wahrgenommen. Gegen ihn kam ihr Sasuke schon ein wenig egoistisch vor.
 

„Sakura, ich habe es mir überlegt“, murmelte Naruto leise und riss Sakura aus ihren Gedanken, „Ich werde euch im Kampf gegen Itachi unterstützen… Aber ich tue es nicht für Sasuke, sondern nur dir zuliebe.“

Grausame Nachricht

Den ganzen Weg über hatten Naruto und Sasuke nicht ein Wort miteinander gesprochen. Die Atmosphäre war unangenehm befremdlich und kalt, obwohl sich die beiden schon seit ihrer Kindheit kannten. Sie hatten in den letzten Jahren so vieles gemeinsam durchgestanden, doch nun schienen all die Erinnerungen an Team 7 zerbrochen und Kakashis Worte von Zusammenarbeit vergessen…
 

In Sakura kamen plötzliche Schuldgefühle auf. Sie wusste, dass die beiden Jungen dieses Theater hauptsächlich wegen ihr aufführten. Aber was konnte ausgerechnet sie machen, um den Streit zu schlichten, ohne ihn noch weiter anzufachen? Es hatte keinen Sinn sich dazwischen zu stecken und ihr blieb nur die leise Hoffnung, dass die beiden sich von selbst wieder zusammenraufen würden.
 

Der Tag war vergangen wie im Flug und an der Stimmung hatte sich auch am zweiten Abend ihrer Reise nicht viel geändert. Es dämmerte bereits, als Sasuke beschloss, es für diesen Tag gut sein zu lassen und er begann, das Zelt aufzubauen. Sakura wusste, dass sie die Nacht wieder allein verbringen würde. Schon in der letzten hatten er und Naruto sich geweigert, gemeinsam in einem Zelt zu schlafen. Da sie aber auch nicht wollten, dass der jeweils andere neben Sakura seinen Platz beanspruchte, hatten sie beide drauf verzichten müssen. Es gab auch jetzt kaum Wortwechsel; nur knappe Antworten auf knappe Fragen, bis es Sakura schließlich zu dumm wurde und sie Sasuke zur Seite nahm, sobald er mit Aufbauen fertig war.
 

„Sasuke, meinst du nicht, dass es langsam albern wird?“, murmelte sie, so dass Naruto, der ein paar Meter von ihnen entfernt Feuerholz sammelte, sie nicht hören konnte.

„Was meinst du?“, fragte Sasuke ironisch und setzte eine ahnungslose Miene auf, was Sakura beinahe in den Wahnsinn trieb.

„Das weißt du genau!“, entgegnete sie bissig, „Kannst du dich nicht wieder mit ihm vertragen?“ Sie nickte mit dem Kopf in Narutos Richtung.

Er stellt sich doch so an!“, zischte der Uchiha zurück, „Und er hat zuerst-“

„Sasuke, wie alt bist du denn?“, keifte sie, noch immer in leisem Tonfall, „Du hast ihn auch provoziert, vergiss das nicht! Gib doch einfach mal nach!“

„Wieso ich? Er wollte sich prügeln!“, rechtfertigte sich Sasuke, doch sie schüttelte den Kopf: „Und was sollte das Ich glaube, dass du neidisch bist, weil sie für dich keine Gefühle übrig hat? Bist du etwa eifersüchtig?“
 

„ICH BIN NI-“, begann der Schwarzhaarige aufgebracht, doch Sakura legte ihm einen Finger auf die Lippen und zischte leise. Sasuke hielt einen Moment inne und beide warfen einen sorgenvollen Blick rüber zu Naruto. Zu ihrem Glück war der Blondschopf nicht mehr zu sehen.

„Ich bin nicht eifersüchtig!“, vollendete er flüsternd aber dennoch energisch den Satz und sah das Mädchen so empört an, dass diese sich ein Kichern nicht mehr verkneifen konnte. Kaum hatte er ihre skeptische Reaktion bemerkt, wandte er den Blick auch schon wieder von ihr ab.

„Er- er sagt, ich wäre zu schwach um Itachi zu besiegen, deshalb hab ich…“, stammelte er verlegen und wollte sich schon wegdrehen, als er ihre Hände auf seinen Wangen spürte und ihr einfach wieder in die Augen sehen musste.
 

„Ich liebe nur dich“, raunte Sakura fast unhörbar und er sah ihre Lippen die Worte formen; spürte den heißen Atem auf seinem Gesicht und roch wieder diesen unbeschreiblich süßlichen Duft, der ihm die Bilder jener Nacht zurück ins Gedächtnis brachte. Er merkte, wie der Wechsel von Kalt auf Heiß sich vollzog, ihn das anhaltende Schwindelgefühl erfasste und er sich in ihrem Kuss verlor. Seine Hände fuhren wie von selbst an Sakuras Körper hinab, zu ihrer Taille, umfassten jede Rundung und…
 

„Chrm chrm.“

Die beiden Ninja lösten sich voneinander und blickten zur Seite. Zwischen den Bäumen, den Arm voll Feuerholz, stand Naruto und starrte sie ein wenig säuerlich an. „Ich störe ja nur ungern“, sagte er patzig, „aber wir kriegen Besuch.“
 

Erst jetzt nahmen auch Sasuke und Sakura die verschiedenen Chakrakräfte wahr, die sich ihnen in rasender Geschwindigkeit näherten. Sofort schoss Sakura ein Gedanke durch den Kopf, der sie zittern und ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ: „Akatsuki?“

„Nein, sie sind es nicht“, erwiderte Sasuke ruhig, „Außerdem hätten sie keinen Grund uns zu verfolgen, wir halten uns genau an die Abmachung.“
 

„Vielleicht wieder einer deiner faulen Tricks? Eine neue Lüge?“, fragte Naruto gehässig und bevor Sakura ihm einen warnenden Blick zuwerfen konnte, hatte Sasuke auch schon einen Schritt auf den blonden Jungen zugemacht. Seine Augen blitzten gefährlich auf. „Was soll das-“
 

Er sprang zurück und landete wieder neben Sakura. Ein Kunai steckte dort, wo er zuvor gestanden hatte und der Uchiha und seine zwei Partner blickten auf, in die Wipfel der Bäume. Mehrere Shinobi saßen auf den Ästen und schauten auf sie hinab. Sie waren dunkel gekleidet und ein paar von ihnen waren maskiert. Auf einen Blick konnte man nicht sagen, wie viele zwischen den Blättern im Verborgenen saßen, doch aufgrund der Chakraströme, schätze Sakura sie etwa auf fünf.
 

Die Sonne war untergegangen und die Konoha-Ninja hatten ihr Feuer für das Lager noch nicht entfacht. Einzig das spärliche Licht des Mondes, am sternenklaren Himmel, erhellte die Szene. Trotzdem erkannten Sasuke und Sakura die Uniformierung und das Wappen auf dem Stirnband ihrer Feinde, das ihnen recht vertraut vorkam und worüber sie nicht sehr erfreut waren, es zu sehen.
 

„Ihr schon wieder“, rief Sasuke genervt und einer der Ninja sprang von seinem Baum und landete zwischen ihm und Naruto, die immer noch ein paar Meter voneinander entfernt waren.

„Ihr habt also schon Bekanntschaft mit unseren Leuten gemacht?“, fragte der Fremde scharfsinnig, „Dann wart ihr es also? Ihr habt unseren Kameraden getötet?“

„Könnte man annehmen“, antwortete Sasuke langsam.

„Wir haben geglaubt, mit dem Anschlag auf Konoha wären alle gestorben, doch scheinbar konnten sich ein paar davonstehlen. Also schön, ich gebe euch eine Chance: Sagt uns, wo euer Versteck ist und wir lassen euch am Leben!“
 

„Niemals!“, schrie Sakura dazwischen, „Warum habt ihr das getan? Warum habt ihr ein verbündetes Dorf angegriffen? Was bieten euch die Akatsuki dafür, dass ihr den Krieg erklärt?“

Der Kumo-Ninja schenkte ihr nun zum ersten Mal seine Beachtung und blickte das Mädchen mit einer Mischung aus Interesse und Erstaunen an.

„Ihr wisst bereits, dass wir einen Pakt mit den Akatsuki geschlossen haben? Ein Grund mehr euch auszuschalten. Unsere Pläne gehen euch nichts an. Ich lasse euch noch einmal die Wahl: Reden oder sterben?“

Keiner antwortete und die Luft schien plötzlich zum Zerreißen gespannt. Vorsichtig wanderte Sasukes Hand runter zu seiner Kunaitasche, als der Kumo-Ninja schallend zu lachen begann.

„Versuch nicht uns anzugreifen! Wir sind Elite und ein paar… nun ja, Kinder können es nicht mit uns aufnehmen.“
 

Sakura fand es schon etwas frech, Sasuke trotz seiner großen Statur und dem erwachsenen Gesicht als Kind zu bezeichnen. Dennoch freute sie sich über die Überheblichkeit des fremden Shinobi, der sie sicherlich unterschätzen und gnadenlos überrascht werden würde. Womöglich hatte er schon viele aus Konoha getötet und war noch zu sehr im Siegesrausch, um sich seiner Sache nicht sicher sein zu können…
 

„Redet jetzt, oder es wird euch wie dieser anderen kleinen Konoha-Ratte ergehen, die meinte, unserer Truppe hinterher spionieren zu müssen!“, befahl der Fremde nun eine Spur ungeduldiger, „Wollte uns bis ins Dorf folgen, aber wir haben sie erwischt, gefoltert und verhört… bevor wir sie töteten. Ich wollte euch dreien diese Qual eigentlich ersparen.“
 

Und schlagartig, noch während der Ninja redete, übermannte Sakura ein Gedanke, der ihr wie ein eiserner Dolch durch die Brust stach und ihr für einen Augenblick die Luft zum Atmen nahm. Ihr fiel das Gespräch in Tsunades Büro ein und sie hörte die Stimme der Hokage noch einmal, laut und deutlich, wie sie sagte: Kannst du dich in der Gegend mal umhorchen und in Erfahrung bringen, was da vor sich geht, Kakashi?
 

„Das ist nicht wahr!“, rief sie mit zitternder Stimme und war fast selbst überrascht überhaupt einen Ton hinaus zu bekommen, „Wir haben ihn erst gesehen! Er kann nicht… Das glaube ich nicht! Das kann nicht sein!“
 

„Sakura, was ist los? Wovon redet er da?“ Narutos Stimme drang wie aus weiter Ferne in die Stille hinein, die sich auf ihre Ohren gelegt hatte, sodass sie den Sinn seiner Worte kaum wahrnahm. Schließlich sprach Sasuke aus, was ihr nicht über die Lippen kommen wollte; was sie Angst hatte zu hören, weil es dann so endgültig, so unwiderruflich klang, obwohl es an der Tatsache selbst nichts änderte: „Kakashi ist tot.“
 

Endlose Minuten schienen zu verstreichen, in denen keiner etwas sagte. Dann hörte man einen Schrei und einen dumpfen Aufprall. In der Dunkelheit waren schemenhafte Umrisse zu erkennen, die miteinander rangelten. Erst wenig später realisierte Sakura, dass Naruto sich von hinten auf den fremden Shinobi gestürzt hatte, ohne dass dieser auch nur den Hauch einer Chance zum Reagieren gehabt hätte. Narutos Chakra schlug Wellen und ihn umgab ein rotes Licht; scharfe Krallen blitzen im Mondlicht auf…
 

Sofort sprangen die anderen Kumo-Ninja aus ihren Verstecken und ehe sie sich versahen, waren auch Sasuke und Sakura in einen erbitterten Kampf verwickelt. Das Mädchen sah, wie ihr Partner die Tritte und Schläge zweier Gegner abblockte, ihnen geschickt auswich und selbst zum Gegenschlag ansetzte, während ein weiterer Ninja bereits auf sie selbst zugerannt kam.
 

Naruto kämpfte immer noch mit derselben Person, die scheinbar der Anführer und auch der Stärkste der Gruppe zu sein schien. Der letzte Ninja hielt sich im Hintergrund und machte nichts. Er trug eine blaue Maske, die an Kakashis erinnerte. Bei diesem Gedanken kamen in Sakura wieder die Gefühle aus Trauer und Wut hervor, die sie in diesem Ausmaß zum letzten Mal gespürt hatte, als sie vor dem zerstörten Konoha stand. Hielt der Junge sich nur bereit um auf eine Gelegenheit zu warten, jemanden aus dem Hinterhalt zu töten? Oder wollte er einspringen, wenn einer seiner Kameraden verletzt oder getötet wurde? Wollte er frisch bleiben um mit seinen erschöpften Feinden leichtes Spiel zu haben?
 

Sakura hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken. Sie zog ihren Kunai aus der Tasche und wehrte den Angriff ihres Gegners ab. Aus dem Augenwinkel sah sie Sasukes Feuertechnik, hörte das Verpuffen Narutos Doppelgänger, als diese getroffen wurden, und spürte zugleich das kalte Metall ihrer Waffe in der eigenen Hand.
 

Sie duckte sich unter einem weiteren Hieb hinweg, täuschte vor, die Beine wegtreten zu wollen, wobei ihr Gegner zurückwich, und schnellte dann empor, um ihm die Faust in den Magen zu rammen. Der feindliche Ninja bemerkte die Finte zu spät und wurde mit der vollen Wucht ihres Schlages getroffen. Sakura war nie besonders gut in Taijutsu gewesen, doch wenn sie erstmal an ihren Gegner rankam, hatte sie, dank Tsunades Training, wenigstens genug Kraft um ordentlich austeilen zu können. Im ersten Moment krümmte sich der Shinobi aus Kumo ächzend zusammen, doch er war größer und kräftiger gebaut als seine Kameraden und steckte daher auch mehr weg. Als Sakura dann zum nächsten Schlag ansetzte, fing er ihre Faust mühelos ab und drückte sie mit der eigenen Hand zusammen. Das Mädchen schrie vor Schmerz auf und versuchte ihre Hand zu befreien, die mit jeder Bewegung nur noch weiter gequetscht wurde.
 

Sofort nutzte der Feind die Gelegenheit und erhob den Kunai. Sakura hatte keine Möglichkeit auszuweichen und die scharfe Spitze bohrte sich in ihre Schulter; besprenkelte ihre Kleidung beim hinausziehen mit Blut, um die gleiche Stelle dann noch ein zweites Mal zu treffen. Verzweifelt versuchte sie ihre linke Hand aus seinem Griff zu befreien, wehrte gleichzeitig die darauf folgenden Hiebe mit der eigenen Waffe in der rechten ab und kämpfte gegen die Schmerzen an, die sich von der Schulter aus, im ganzen Körper zu verbreiten schienen. Erst als sie es schaffte mit ihrem Kunai auf die Hand einzustechen, die sie festhielt, ließ er locker und sie konnte ein paar Meter von ihm zurückweichen.
 

Leider hatte der Kumo-Ninja nicht vor, Sakura eine Pause zu gönnen. Gleich nachdem sie sich losgerissen hatte, führte er mit den Fingern eine Formel aus, – nicht wissend, dass das Mädchen nun klar im Vorteil war. Schon bevor er seine Technik beendet hatte, hatte sie erkannt, dass es sich um eine Genjutsu handelt und dementsprechend reagiert. Sie blockte die Illusion ab, indem sie ein einfaches Fingerzeichen schloss.
 

Wutentbrannt kam ihr Gegner wieder auf sie zugestürmt; scheinbar erneut darauf beschränkt, körperliche Attacken auszuführen, da sie sich darin als nicht allzu stark erwiesen hatte. Sakura sah ihn nur undeutlich näher kommen. Die Schmerzen in der Schulter raubten ihr beinahe die Besinnung und die Wunde war zu tief, um sie rechtzeitig heilen zu können. Gerade als ihr Feind zum Angriff ansetzte und sie schützend die Arme vor ihren Körper hob, sackte er plötzlich vor ihr zusammen und blieb bewusstlos am Boden liegen.
 

Verwundert blickte Sakura auf und erkannte hinter ihm den letzten, maskierten Ninja, der sich die ganze Zeit aus dem Kampf raus gehalten hatte. Er hielt eine Nadel zwischen den Fingern und Sakura erkannte sie als solche, die sie im Medizinstudium zur Betäubung verwendet hatten. Hatte er sie benutzt, um seinen Kameraden niederzustrecken? Sakura kannte nur eine Person, die geschickt genug war, die Nadel auch im Kampf einsetzen zu können.
 

„Bist du es?“, fragte sie zögerlich und beobachtete dann, wie der Fremde langsam die Maske vom Gesicht zog. Sakuras Augen weiteten sich. „Keitaro?“

Ein paar andauernde Minuten starrten sich die beiden Bekannten an; unschlüssig, wie sie sich nun weiter verhalten sollten. Ein paar Meter vor ihnen tobte immer noch die erbitterte Schlacht zwischen ihren Kameraden, die sich nun langsam zum Vorteil der Konoha-Ninja entwickelte. Schließlich fasste sich Sakura als erstes ein Herz.
 

„Keitaro, warum-“

„Frag mich das bitte nicht!“, fiel er ihr ins Wort und seine Stimme klang ganz anders als beim letzten Mal, als sie sich getroffen hatten. Sie war nicht mehr schüchtern oder verlegen, sondern ernst und fest und zugleich auch sehr traurig. „Glaub mir, ich habe gerne in Konoha studiert und ich bin sehr traurig, dass es so verwüstet wurde. Ich halte rein gar nichts von der Entscheidung unserer Regierung und bin gegen das Bündnis mit den Akatsuki und gegen den Krieg.“ Er machte eine kurze Pause und atmete tief ein. „Aber meine Stimme“, fuhr er fort, „zählt nichts im Vergleich zu der unseres Kage.“
 

Sakura senkte den Blick. „Ich verstehe“, murmelte sie, „Du musst dich nicht rechtfertigen, denn du kannst ja nichts dafür.“

Vorsichtig legte sich eine Hand auf ihre verletzte Schulter und die spürte, wie die Wärme des weißen Lichts sie durchflutete, wie die Blutung stoppte und sich die Wunde schloss.

„Ich werde mich weiter für den Frieden einsetzen“, versicherte Keitaro leise, „und ich wünsche dir viel Glück, für was auch immer du hier her gekommen bist.“
 

Dann zog er seinen Arm zurück, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in einer Rauchwolke. Sakuras Schulter sah aus, als wäre ihr nie etwas passiert. Wie in Trance stand sie da und blickte auf den Punkt, an dem sie Keitaro zuletzt gesehen hatte. Die Gedanken rasten wie wild durch ihren Kopf und erst als sie zwei Gestalten auf sich zu rennen sah, fand sie in die Realität zurück.
 

„Sakura, ist dir etwas passiert?“, schrie Naruto ihr entgegen, „Hat er dir was getan?“

Das Mädchen erblickte hinter ihm die Körper der feindlichen Ninja am Boden liegen. Sie konnte nicht ausmachen, wer von ihnen tot und wer nur bewusstlos war.
 

Sasuke kam zuerst bei ihr an, Naruto trat nur ein paar Sekunden später an seine Seite.

„Ist alles in Ordnung?“, wiederholte der Blondschopf besorgt, doch Sakura ging nicht auf seine Frage ein. Jetzt, wo der Kampf überstanden und sie mit ihren Gefährten wieder allein war, überrollte sie die Welle der Trauer und Verzweiflung, die sie bisher so krampfhaft zurückgehalten hatte. Tränen liefen ihre Wangen hinab und sie spürte, wie Sasuke seinen Griff um ihren Arm schloss; wie er sie leicht zu sich zog, bis sie schließlich mitging und sich in seine Arme warf.
 

„Warum…“, schluchzte sie und drückte ihr Gesicht an Sasukes Brust, so dass ihre Stimme erstickt klang „Warum gerade Kakashi?“

Sie fühlte, wie der Uchiha ihr unsicher über den Kopf strich, doch er sagte nichts dabei. Kein Wort des Trostes konnte den Schmerz lindern, den alle drei in diesem Moment ertrugen.
 

„Wie wahrscheinlich ist es, dass es Kakashi war?“, fragte Naruto schließlich, „Es kann auch irgendein anderer Shinobi aus Konoha gewesen sein. Wir haben Kakashi doch vor ein paar Tagen erst in Suna gesehen.“

„Er hat nur einen Zwischenbericht bei Tsunade abgegeben. Ich weiß nicht, was so wichtig war, dass er selbst zurückkommen musste, anstatt einen Vogel oder einen seiner Hunde loszuschicken. Ich habe mit ihm gesprochen, aber er hat es mir nicht erzählt. Er hat nur gesagt, er müsse bald wieder los… und dann ist er einen Tag vor uns aufgebrochen. Ich hab ihn gehen sehen“, erklärte Sasuke verbittert, „Es ist sehr wahrscheinlich, dass es Kakashi war.“
 

Unruhig ging Naruto hin und her, bis er sich endlich langsam an einem nahe gelegen Baum hinunter gleiten ließ. Er führte seine Hände zum Kopf und fuhr sich mit den Fingern durch das verwuschelte Haar, was er dadurch nur noch unordentlicher machte.
 

„Kakashi ist einer der stärksten aus Konoha. Wie sollten diese Kumo-Ninja das geschafft haben?“, fragte er, in der verzweifelten Hoffnung, doch noch ein Argument zu finden, das gegen seinen Sensei sprach.

„Akatsuki“, entgegnete Sasuke schlicht, „Vergiss nicht, dass Kumo mit ihnen verbündet ist. Du weißt nicht, wer gestern noch bei dem Trupp war. Sie sind stark genug, um auch Kakashi zu erledigen.“
 

Kaum hatte Sasuke seinen Satz beendet, löste sich Sakura wieder von ihm und trat ein paar Schritte zurück. Unaufhaltsam liefen die Tränen aus ihren Augen, doch zumindest schluchzte sie nicht mehr so heftig und versuchte, sich zusammenzureißen. In der Dunkelheit waren die Gesichter ihrer beiden Gefährten nicht genau zu erkennen. Sie sah Naruto an einen Stamm gelehnt sitzen und beobachtete wie Sasuke sich abwandte, um die Körper der Feinde zu überprüfen.
 

„Wir sollten wieder abbauen und uns einen anderen Rastplatz suchen“, sagte er leise, „Der letzte von ihnen ist entkommen und er weiß nun, wo wir sind.“

Eigentlich hatte Sakura ihm sagen wollen, dass Keitaro ein Freund war; dass er auf Konohas Seite stand… doch sie konnte nicht sprechen. Selbst Naruto, der sonst immer laut und redselig war, hatte bisher nur noch geschwiegen. Es wurde nur umso deutlicher, welch dunklen Schatten die Nachricht von Kakashis Tod über das ehemalige Team 7 geworfen hatte…

Der Tag der Rache

Auch nach einem weiteren Tag lastete Kakashis Tod schwer auf der Gruppe. Zumindest hatte der Vorfall die Stimmung zwischen Sasuke und Naruto insoweit gekippt, dass sie sich einigermaßen normal unterhalten konnten. Sie sprachen jedoch nicht mehr über den Angriff der Kumo-Ninja und auch über den Kuss, bei dem Naruto die beiden anderen erwischt hatte, verlor niemand mehr ein Wort.
 

Sakura wunderte sich, warum nicht einmal Sasuke danach fragte, was sie und Keitaro gesprochen hatten, doch wahrscheinlich hing er zu sehr seinen eigenen Gedanken nach und war innerlich schon mit dem Kampf gegen Itachi beschäftigt. Naruto war die Trauer über ihren damaligen Sensei auch weiterhin anzumerken und Sakura selbst hatte die letzte Nacht noch lange wach gelegen und geweint. Sie fragte sich, wie viel Schmerz ein Mensch insgesamt ertragen konnte, aber wenn sie an Sasukes Vergangenheit dachte, wurde ihr klar, dass es viel sein musste. Sie hatte einfach zu lernen, ihre Gefühle zu kontrollieren und die Verluste zu akzeptieren, wie sie kamen, um weiterhin nach vorne zu schauen.
 


 

Es war bereits später Nachmittag, als alle drei Ninja die Ruinen Konohas zwischen den Bäumen sichteten. Wieder fühlte Sakura diese vertraute Kälte und ein ziehendes Unbehagen in der Magengegend. Das letzte Mal, als sie mit Sasuke an diesem Ort gewesen war, hatte ihr Körper ihr nicht mehr gehorcht und sie hatte vor dem Dorftor warten müssen. Dieses Mal wollte sie mutiger sein und sich zusammenreißen, um ihrem Gefährten in dem wohl härtesten Kampf seines Lebens zur Seite zu stehen. Doch je näher sie ihrer Heimat kam, umso schwerer fiel ihr das Atmen und sie wurde langsamer, so als wollten ihre Beine sie keinen weiteren Schritt mehr tragen. Bilder von Tod und Zerstörung traten vor Sakuras inneres Auge und sie schüttelte unbewusst den Kopf, um diese wieder zu verdrängen. Sie musste jetzt stark sein; sie musste beweisen, dass sie stark war! Nur noch ein paar Meter trennten sie von ihrem Ziel.
 

Der modrige Geruch schlug den dreien abermals mit voller Wucht entgegen, als sie vor dem gewaltigen Geröllberg halt machten, hinter dem das Dorf lag. Sie wussten nicht, ob Itachi sie bereits erwartete und erklommen die Trümmer deshalb nur langsam und mit Bedacht. Von dem erhöhten Standpunkt aus erkannten sie ihren Widersacher dann sofort.
 

Itachis schwarzer Mantel flatterte sacht im Wind, doch ansonsten war kein Laut zu hören. Selbst die Vögel waren verstummt. Graue Wolken schmückten den tristen Himmel und beschatteten die Landschaft der Verwüstung unter ihnen.
 

Sasuke nahm sich einen Moment Zeit, die Situation zu erfassen. Dann sprang er hinab auf die Straße und lief seinen Kameraden voraus, bis er Itachi unmittelbar gegenüber stand. Er starrte seinen Bruder finster an und strahlte dabei eine Furchtlosigkeit aus, die Sakura imponierte. Erregung und Begierde, endlich beginnen zu dürfen, gingen so klar spürbar von ihm aus, als läge eine besondere Duftmarke in der Luft. Itachis Sharingan funkelten rot aus seinen Augenhöhlen und auch Sasuke hatte das Bluterbe aktiviert.
 

„Du bist tatsächlich gekommen“, stellte der ältere Uchiha fest und seine eisige Stimmlage jagte Sakura einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Es kam ihr vor, als hätte sie ihn schon ewig nicht mehr gesehen, geschweige denn, sprechen gehört.

Naruto hielt sich neben ihr im Hintergrund auf, war dennoch jederzeit bereit, wenn nötig, ins Geschehen einzugreifen. Seine Augen fixierten Itachi, als wäre er etwas sehr widerliches, welches unbedingt beseitigt werden musste.
 

„Und ich hätte nicht gedacht, dass du dich tatsächlich an unsere Abmachung hältst“, antwortete Sasuke kühl, „Wo ist dein Partner?“

„Wir haben uns getrennt, wie du es wollest. Er ist nicht in der Nähe“, fuhr Itachi wahrheitsgemäß fort, „Ich allein, bin dein Gegner.“

„Dann ist der Moment wohl endlich gekommen“, knurrte der Jüngere und seine Stimme spiegelte sowohl blanke Wut, als auch stille Vorfreude wider, „Mach deinen letzten Atemzug, Itachi!“

Der Angesprochene grinste nur hämisch. „Ich glaube, das hast du mir schon ein paar Mal angekündigt. Ich bin lediglich hier, um Naruto abzuholen. An dir bin ich gar nicht interessiert.“

„Ich an dir dafür umso mehr! Spüre meine Rache und wag es nicht zu fliehen!“
 

Sasuke ließ seinem Bruder keine Zeit zur Antwort. Blindlings, wie es schien, stürzte er sich auf ihn und verwickelte ihn in einen kurzen Nahkampf, der mit ihren Kunais ausgefochten wurde. Sakura wurde schlecht vor Anspannung. War Sasuke so besessen von seinem Wunsch, Itachi zu töten, dass er nicht mehr darüber nachdachte, was er tat? So überstürzt in einen Zweikampf zu gehen, kam ihr nicht typisch für ihn vor. Er war eigentlich jemand, der sich eine Aktion genau überlegte, bevor er angriff. Doch danach sah es in diesem Fall überhaupt nicht aus. Hatte Sasuke einen geheimen Plan? Versuchte er, Itachis Schwachstellen während des Kampfes aufzuspüren?
 

Er formte seine Fingerzeichen in raschen, fließenden Bewegungen und schloss einen Feuerkreis um Itachi, aus dem dieser mit einer Illusion verschwand, bevor die Flammen über ihm zusammenschlugen. Doch Sasuke ließ ihm keine Gelegenheit, sich Luft zu verschaffen, und war direkt wieder an ihm dran. Nun passierte alles sehr schnell: Das Geräusch von tausend kreischenden Vögeln erfüllte die Luft, ein Chidori ging ins Leere und Sasuke wurde zur Seite, in ein halbabgebranntes Gebäude geschleudert, das durch den Aufprall in sich zusammen stürzte.
 

Naruto und Sakura schrieen gleichzeitig auf, während die Gesteinsbrocken auf die Straße niederfielen. Ihr erster Gedanke war: Das kann er nicht überlebt haben! Als sich die Staubwolke jedoch senkte, sahen sie zu ihrer Erleichterung, wie Sasuke sich unter den Steinen mühsam hervorkämpfte. Keuchend kam er auf die Beine und stellte sich Itachi erneut. Außer einer kleinen Fleischwunde am Arm und weiteren Schürfungen war ihm nichts geschehen.
 

„Hast du noch nicht genug?“, fragte der Akatsuki beiläufig, doch Sasuke ging nicht weiter auf ihn ein.

„Lass mich eines wissen!“, verlangte er, „Warum hast du damals den Clan ausgelöscht? Ich möchte den Grund – den wahren Grund – hören! Warum hast du unsere Eltern wirklich getötet?“

Itachis Lippen kräuselten sich zu einer schrecklichen Grimasse. „Das habe ich dir schon einmal erklärt, Sasuke“, sagte er ruhig, „Ich wollte sehen, wie stark ich bin.“

„Du lügst!“, erwiderte der Jüngere, nun zunehmend lauter werdend, „Du hattest andere Gründe! Hattest du damals schon mit den Akatsuki zu schaffen? Haben sie dir gesagt, dass du das tun musst, um aufgenommen zu werden?“

„Nein, ich habe es aus freien Stücken getan. –Für mich.“

„Aber warum? Warum hast du mich dann am Leben gelassen? Warum hast du für diese Augen das Leben deines besten Freundes geopfert?“

„Weil diese Macht es wert war, ihn zu töten“, antwortete Itachi in gleichgültigem Tonfall, „Außerdem wollte ich sehen, wie stark du durch deinen Hass werden kannst. Ich glaube, der Plan ist ganz gut aufgegangen, findest du nicht? Um dein Ziel zu erreichen, benutzt du andere Menschen, ohne Rücksicht auf Verluste. –Genauso wie ich.“

„NEIN! Das ist nicht wahr!“, schrie Sasuke plötzlich und seine Stimme überschlug sich vor Zorn. Er betonte jede einzelne Silbe, „ Ich habe meinen besten Freund nicht getötet! Ich habe ihn damals verschont! Ich bin nicht wie du !“
 

Er griff nochmals an und man konnte förmlich zusehen, wie die Wut in ihm hochkochte und mit jedem Atemzug stärker wurde. Itachi zeigte keinerlei Emotionen und wich allen Tritten und Schlägen gekonnt aus, so als habe er sein Leben lang nichts anderes getan. Es wurde eindeutig, wer in diesem Kampf die Vorteile besaß.
 

Mit jedem Schritt, den Sasuke in den letzten Jahren gemacht hatte, schien sein Bruder zwei gegangen zu sein; so wie es seit ihrer Kindheit schon immer gewesen war. Itachis Fähigkeiten waren in allen Bereichen besser ausgebildet und die früh entwickelte Begabung, die Sasuke versucht hatte, mit hartem Training zu übertrumpfen, war ihm nie verloren gegangen. Obwohl beide nun mit dem Sharingan kämpften und die Bewegungen des jeweils anderen voraussehen konnten, war Itachi der schnellere und kam Sasuke jedes Mal zuvor. Dieser wehrte sich mit allen Mitteln und kämpfte verbissen weiter, auch wenn die Lage immer aussichtsloser wurde.
 

Neben Sakura zappelte Naruto unruhig hin und her und folgte besorgt dem Schauspiel. Als Sasuke schließlich einen besonders harten Treffer einstecken musste, hielt er es nicht mehr länger aus und schrie: „Es reicht! Ich komme und helfe dir!“

„Wag es nicht!“, brüllte Sasuke zurück und wich einigen Shuriken mit einer Seitwärtsrolle aus, „Das hier ist mein Kampf! Er ist mein Gegner und ich werde ihn auch besiegen!“

„Sasuke, was soll denn dieser falsche Stolz?“, mischte sich nun auch Sakura ein, „Sei kein Idiot! Wir können ihn nur gemeinsam schlagen!“

Sasuke reagierte nicht und widmete seine ganze Aufmerksamkeit den Attacken seines Bruders. Er parierte den Schlag eines Doppelgängers und bemerkte nur eine Sekunde zu spät, wo sein wahrer Gegner stand. Der Angriff riss ihn von den Beinen und er schlug vor Narutos Füßen auf dem Boden auf.
 

Entsetzt beugte sich der Fuchsjunge zu ihm runter und versuchte ihm wieder aufzuhelfen.

„Sasuke, sieh es endlich ein!“, redete er ihm zu, „Wir sind nicht hier, um deine Leiche vom Schlachtfeld zu tragen. Wir wollen dir helfen! Dafür sind Freunde da! Denk an Kakashis Worte! Denk an den Mannschaftsgeist! Würde er das hier wollen?“

Sasuke biss die Zähne zusammen und rappelte sich stöhnend hoch. „Also schön“, murmelte er ein wenig verbittert, „Aber der letzte, der tödliche, Schlag gehört mir!“

Naruto nickte knapp, ohne auf die Forderung weiter einzugehen, sondern nur froh darüber, dass sein Teamkamerad sich doch noch unterstützen ließ.
 

Er biss sich in den Daumen und verwendete das Blut, um eine Kuchiyose auszuführen und seinen Tiergeist als Beistand zu beschwören. Der riesige Krötenboss ließ nicht lange auf sich warten und Naruto begrüßte Gamabunta freundschaftlich, bevor er hinauf, auf dessen Kopf, sprang. Sasuke tat es seinem Gefährten gleich und rief zwei übergroße Schlangen herbei. Diese Fähigkeit war eine der wenigen, die er Orochimaru zu verdanken hatte. Er schwang sich auf das Haupt des einen Tieres und blickte nun auf Itachi hinunter, der sich scheinbar nicht im Geringsten davon beeindrucken ließ. Dass er in die Beschwörungsprozedur nicht eingegriffen hatte, bestätigte die Annahme, dass der ganze Kampf für ihn bloß ein Spiel, aber nichts Ernstzunehmendes war.
 

Gamabunta zog genüsslich an seiner Pfeife, während er sein Schwert aus der Scheide befreite. Dann gab Naruto endlich das Startsignal und die große Kröte setzte zum Angriff an. Auch Sasukes Schlangen stürzten auf dessen Geheiß los und ihre gigantischen Mäuler weiteten sich, so als wollten sie Itachi vollends verschlingen. Doch der Akatsuki benutzte zahlreiche Illusionen, um allen Attacken geschickt zu entgehen. Selbst als Naruto die Schattendoppelgänger gebrauchte, um ihn weiter in die Enge zu treiben, schien nichts zu funktionieren und es war kein Herankommen möglich.
 

Schließlich fasste der Blondschopf den Entschluss, zu seiner letzten Waffe zu greifen und zog sich ein wenig aus dem Kampfgeschehen zurück. Während Sasuke die Aufmerksamkeit seines Bruders auf sich lenkte, bereitete Naruto ein Rasengan vor, mit dem er Itachi von hinten angreifen wollte. Doch soweit kam es nicht. Noch bevor er zuschlagen konnte, bemerkte der ältere Uchiha das Manöver und wandte sich zu ihm um.
 

Narutos Körper wurde schwer; mitten im Lauf brach ihm der Boden unter den Füßen weg und er versank in einer tiefen, schwarzen Schlucht. Der rote Mond stand groß und fahl am Himmel und erleuchtete die Szene. Viele Leute standen um den kleinen Jungen, von etwa fünf Jahren, herum, verzogen angewidert das Gesicht und zeigten mit dem Finger auf ihn. Der Schatten des Fuchses breitete sich über ihm aus, doch Narutos Beine waren wie angewurzelt. Er konnte sich nicht wehren, konnte nicht fliehen, nicht schreien…
 

In der Realität löste sich das Rasengan in Luft auf. Naruto war stehen geblieben und starrte Itachi mit verschleiertem Blick entgegen. Bereits in diesem Moment hatte Sasuke begriffen, was mit ihm passierte und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet. So schnell wie möglich, um noch das Schlimmste zu verhindern, formte er eine Reihe komplizierter Fingerzeichen und schloss die Augen. Äußerlich war nichts zu erkennen, doch Itachi schien plötzlich etwas zu spüren. Er schlug die Hände vors Gesicht und drehte sich nur wenige Sekunden später zu seinem jüngeren Bruder um. Naruto brach auf dem Asphalt zusammen.
 

„Was hast du gemacht?“, schrie Itachi verwirrt und ließ die Hände langsam sinken. Die schwarzen Pupillen huschten fast ängstlich umher, doch konnten nichts bestimmtes mehr fixieren. Auf Sasukes Gesicht hatte sich ein triumphierendes Grinsen ausgebreitet.

„Es ist vorbei“, sagte er laut und öffnete die Augen, „Ich habe dein Sharingan versiegelt.“

„Was hast du gemacht?“, wiederholte Itachi mit Nachdruck und schien mit der neuen Situation vollkommen überfordert.

„Ich habe es versiegelt. Ich musste zwar lange warten, bis du Tsukuyomi angewandt hast, aber am Ende hat es doch geklappt. Du wirst weder das Mangekyou, noch das normale Sharingan je wieder benutzen können“, erklärte Sasuke weiter, „Nun wird der Vorteil des Mangekyou zum Nachteil, Itachi; denn es hat dir über die Jahre deine Sehkraft genommen und blind ist es für mich ein leichtes, dich zu schlagen.“
 

Für einen Augenblick fehlten dem Älteren die Worte. „Das hätte ich nicht von dir erwartet“, gab er daraufhin zu, „Woher wusstest du das?“

„Ich habe die Formel auf der Wandtafel im Uchiha-Hauptquartier gefunden; aber dort erscheint sie nur, wenn man sie mit Sharingan betrachtet. Ich bin dafür extra noch einmal zurück nach Konoha gereist“, antwortete Sasuke, „Nur ein reinblütiger Uchiha kann die Formel auch wirklich ausführen, wenn der Gegner das Mangekyou aktiviert hat. Das ist so, weil der Preis für die Technik, die Versiegelung des eigenen Sharingan ist. Ich habe mir lange überlegt, ob ich das in Kauf nehmen sollte, doch schließlich habe ich mich dazu entschieden, es als Notlösung zu benutzen.“
 

Itachi schien nicht darüber verwundert, dass Sasuke ihm alle Geheimnisse so offen auf den Tisch legte, wenn er sich seines Sieges doch so sicher war.

„Also schön“, sagte er ruhig, „du hast mir mein Augenlicht genommen. Aber das bedeutet nicht, dass du mich jetzt einfach ohne Gegenwehr umbringen kannst.“

„Vergiss es, Itachi! Du hast ausgespielt! Ohne dein Sharingan bist du NICHTS!“
 

Sasuke ging auf seinen Gegner mit einer Wucht los, die ihm anscheinend beweisen sollte, dass er Recht hatte. Itachi spürte den kommenden Angriff und wehrte ihn ab, war aber nicht in der Lage zurückzuschlagen. Etwas Scharfes, Glänzendes kam unter seinem Mantel zum Vorschein und Sasuke duckte sich überrascht unter der Waffe hinweg, als sie nach ihm ausschlug und ihn nur knapp verfehlte.
 

Sakura erkannte in dem Schwert dasselbe, welches Itachi bereits gebraucht hatte, um Neji zu ermorden. Bisher hatte sie nur mit klopfendem Herzen dem Kampf zugesehen, doch nun wurde ihre Aufmerksamkeit auf Gamabunta gelenkt. Die Riesenkröte trug den benommenen Naruto zu ihr und legte ihn vorsichtig vor ihr ab. Dann verschwand er mit einem Knall und ließ Sakura und den Jungen allein. Auch Sasukes Schlangen waren schon lange nicht mehr zu sehen. Die einzigen Bewegungen in der Umgebung gingen von den Geschwistern aus, die sich mit ihren Waffen erbittert bekriegten.
 

Sakura kniete sich neben Naruto nieder und schlug ihm sacht gegen die Wangen, bis er langsam wieder zu sich kam.

„Was…? Wo ist Sasuke?“, war seine erste Frage und er blickte irritiert in der Gegend umher. Die Wirkung des Tsukuyomi hatte sich, durch die Unterbrechung der Technik, nicht vollständig entfalten können. Zu Sakuras Erleichterung hatte Naruto, bis auf eine kurze Verwirrtheit, keine starken psychischen Schäden genommen. Sie nickte in Richtung der beiden Kämpfenden und Naruto folgte ihrem Wink. Anschließend half sie ihm, sich wieder auf die Beine zu hieven und gemeinsam starrten sie zu den beiden Uchiha hinüber.
 

Sasuke legte vollen körperlichen Einsatz in seine Angriffe, benutzte verschiedene Kunais und Shuriken und versuchte gleichzeitig dem Schwert seines Bruders zu entgehen. Trotz seiner Blindheit war Itachi noch unglaublich schnell und geschickt. Er verließ sich größtenteils auf seine Intuition und erahnte, wo Sasuke sich aufhielt und wie er als nächstes angriff. Doch gerade, als ein weiterer Schwerthieb sein Ziel verfehlte, sah Sasuke eine Lücke in Itachis Verteidigung und nutzte dessen Blöße. Er trat ihm von unten gegen das Kinn, drehte sich mit ihm in der Luft und setzte Shishi Rendan ein, indem er ihm das Bein in den Magen rammte.
 

Itachi schlug auf dem Asphalt auf und das Pflaster brach unter der Wucht des Aufpralls in kleine Stücke. Sasuke landete auf der Brust des Älteren, beugte sich über dessen Gesicht und drückte ihn mit aller Gewalt auf den Boden.

„Warum, Itachi?“, brüllte er seinen Bruder an, „Warum hast du unsere Familie getötet? SAG MIR ENDLICH WARUM!“
 

Itachi hob den Kopf leicht an und flüsterte etwas in Sasukes Ohr. Fast im gleichen Moment umfasste seine Hand den Griff des Schwertes neben ihm und stieß die Klinge in Sasukes Brustkorb. Der Junge gab keinen Laut von sich und riss stattdessen die Augen weit auf. Er spürte die warme Flüssigkeit an seinem Körper hinab rinnen.
 

Mit letzter Kraft holte sein Arm aus und wieder kreischten die tausend Vögel, bis sie in dem Körper des Akatsuki versenkt wurden, welcher durch den direkten Schlag auf der Stelle tot war. Langsam zog Sasuke das lange Metall aus seinem Körper und warf es neben seinen Besitzer zu Boden. Dann richtete er sich auf und wich ein paar Schritte vor der Leiche zurück. Seine Gedanken kreisten um den plötzlichen Ausgang dieses Kampfes und er verstand nicht, warum sein Körper begann, haltlos zu zittern und warum ihm das Blut durch den Mund kam…

Abschied?

Die Trümmer Konohagakures, des einst so prächtigen, belebten Dorfes unter den Blättern, zeichneten sich gegen den grauen Himmel ab. Ein Dunst aus Nebelschwaden hüllte die Szenerie in mattes Licht und das Tosen des vorherigen Kampfes war längst verstummt. Zurück blieben nur die Stille des Todes, die sich drückend und schmerzhaft auf die Ohren legte, und der grauenvolle Anblick einer geendeten Schlacht.
 

Schwer atmend blickte Sasuke hinunter auf den leblosen Körper vor seinen Füßen. Die jahrelange Blutfehde hatte mit dem Tod seines älteren Bruders endlich ein Ende genommen und die Rache, das lang ersehnte Ziel, war erreicht. Sasuke hatte seiner Familie mit dieser Tat die letzte Ehre erwiesen und er glaubte zu spüren, wie ihre Geister zu guter Letzt die ewige Ruhe fanden.
 

Eine Mischung aus Anspannung und Erleichterung durchfuhr seinen Körper und erst einen Moment später drang die Realität in sein Bewusstsein zurück und die rasenden Schmerzen zwangen ihn in die Knie. Sasuke stöhnte auf und presste seine Hände gegen die klaffende Wunde in seiner Brust, die Itachis Schwert durchbohrt hatte. Das Blut quoll zwischen seinen Fingern hindurch, tränkte seine Kleidung und bespritzte den Boden. Am Ende seiner Kräfte angelangt, kippte er vorne über und blieb regungslos liegen.
 

Entsetzt sprang Naruto vor und kniete sich neben dem Jungen nieder; versuchte mit ihm zu sprechen, doch erhielt keine Antwort. Sasuke hatte die Augen leicht geöffnet, doch seine Pupillen blickten ins Leere, als wäre er in einen inneren Kampf mit sich selbst verwickelt, in dem er gewaltsam versuchte, sich am Bewusstsein zu halten.
 

Sakura stand da, wie versteinert. Ihre Glieder bewegten sich nicht, ihr Kopf war leer und sie hatte keine Ahnung, was in solch einer Situation zu tun war. Etwas Kaltes berührte ihre Wange und sie hob den Kopf und schaute zum Himmel empor. Graue, dunkle Wolken hatten sich über ihren Köpfen versammelt. Schneeflocken tanzten leicht und schwerelos herab; schienen zu verglühen, sobald sie den Boden berührten. Der Himmel weinte seine eisigen Tränen.
 

„Sakura!“

Das Mädchen hörte Narutos wilde Schreie erst, als er unmittelbar vor ihr stand. Ruppig packte er sie an den Schultern und schüttelte sie.

„Sakura, hörst du mir nicht zu?! Du musst Sasuke helfen!“ Fast wie im Wahn starrte er sie an. Die blauen Augen stachen aus seinem blassen Gesicht hervor; schwammen in Tränen. Eine Welle der Verzweiflung hatte ihn ergriffen.
 

„Ich bitte dich! Tu etwas! Du bist doch Ärztin!“

Sakura schüttelte abwesend den Kopf, als könne sie gar nicht begreifen, was gerade geschah.

„Ich kann nicht…“, wisperte sie. Ihre Kehle war trocken, ihre Stimme bebte.

„Natürlich kannst du! Ich weiß es! Du musst wenigstens versuchen, ihn zu heilen!“, rief der Blondschopf und krallte seine Finger in ihre Schultern, dass es weh tat, „Du liebst ihn doch! Du kannst doch nicht einfach nur tatenlos zusehen! Er stirbt, wenn du jetzt nichts tust!“
 

Sakura zuckte bei diesen Worten merklich zusammen, so als hätte Naruto die Hand erhoben, um sie zu schlagen.

„Verdammt, willst du es denn nicht verstehen?! Es eilt!“, schrie er sie an und schüttelte sie nun heftiger, „Er stirbt, Sakura! ER STIRBT!“
 

Mit einem Ruck stieß Sakura den Jungen zur Seite, rannte an ihm vorbei und warf sich neben Sasuke auf die Knie. Bewahr einen kühlen Kopf, war ihr einziger Gedanke. Behutsam drehte sie Sasuke auf den Rücken. Noch immer fiel der Schnee auf sie nieder.
 

„Sasuke“, flüsterte sie, beugte sich vor und küsste sanft seine kalten Lippen. Ein Rinnsal Blut lief aus seinem Mundwinkel das Kinn hinab, sein Atem ging flach und unregelmäßig, sein Gesicht war kreideweiß und die Augen hatte er noch immer zu Schlitzen geöffnet.
 

Sakura atmete stockend ein und aus, blinzelte die Tränen aus ihren Augen und legte dann ihre Hände auf seine blutende Wunde. Er zuckte nicht und gab auch keinen Schmerzenslaut von sich, sodass Sakura wusste, dass er sich jenseits aller Wahrnehmung befand. Sie lenkte das Chakra in ihre Finger und ein weißes Licht breitete sich unter ihren Händen aus. Sasukes Verletzung war tief; hatte nur knapp sein Herz verfehlt, dafür aber seine Lunge durchbohrt. Ein solcher Eingriff konnte, mit der Ausnahme von Tsunade vielleicht, nur von mehreren hochwertigen Ärzten durchgeführt werden. Doch die gab es hier nicht. Sakura wusste, dass sie nun seine einzige Chance war, zu überleben; dass sie alles geben musste, um ihn nicht zu verlieren.
 

Die weiße Pracht rieselte lautlos, doch immer stärker werdend, auf das zerstörte Dorf nieder. Unwillkürlich erinnerte sie Sakura an den Traum, den sie vor längerer Zeit gehabt hatte. –Der Traum, in dem Sasuke gestorben war. Eine böse Vorahnung beschlich sie wieder und ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Ihre Arme zitterten vor Kälte, Aufregung und Anstrengung. Sie konnte ihre Hände kaum ruhig halten, während ihre Chakraregulierung ungleichmäßig wurde und ihre Konzentration im Nichts zerfloss.
 

Nein, ich schaffe es nicht, schoss es ihr verzweifelt durch den Kopf, die Wunde schließt sich nicht! Er verliert immer mehr Blut!
 

„Sa-ku-ra…“

Erschrocken fuhr das junge Mädchen zusammen und blickte auf. Sasuke schaute sie an. Es war kein leerer Blick mehr; er fixierte sie, doch man konnte sehen, dass es ihm sichtlich schwer fiel. Sein Atem kam stoßweise und seine Stimme klang gebrochen.
 

„Sasuke!“, schrie Sakura auf, „Sasuke, bitte halt durch! Ich- Ich werde dich heilen! Halt nur ein wenig durch! Es kommt alles wieder in Ordnung, hörst du? Es wird alles wieder gut!“ Ihre Stimme überschlug sich vor Aufregung und sie versuchte so überzeugt wie irgend möglich zu klingen.
 

Sasuke entgegnete nichts weiter. Die Kräfte schwanden ihm und er durfte sie nicht mit sprechen vergeuden. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz und er keuchte leicht auf. Sakura ließ mehr Chakra ausströmen. Warum schaffte sie es nur nicht, seine Lunge zu heilen und die Blutung zu stillen? Das alles dauerte ihr schon viel zu lange. Die Wunde sollte sich endlich schließen! Sie machte doch alles richtig! Das Leben des Menschen, den sie am meisten liebte, glitt ihr zwischen den Fingern hindurch und sie war völlig hilflos. Sie konnte nicht zulassen, dass er ihr unter den Händen wegstarb. Wozu war sie dann Ärztin geworden? Mit diesem Schicksal würde sie sich nicht abfinden!
 

Sasuke hustete und ein Schwall Blut ergoss sich aus seinem Mund. Sakura lief der Schweiß die Stirn hinunter und sie spürte die Angst unaufhaltsam in ihr hochkriechen. Tränen traten in ihre Augen und sie wischte sie mit den Händen weg; verteilte unmerklich Sasukes Blut in ihrem Gesicht. Die Zeit stritt voran und das Ende rückte unaufhaltsam näher.
 

„Halt durch…“, flüsterte sie mehr zu sich, als zu ihm, lenkte krampfhaft ihre Energie in die Wunde und nur sehr langsam tat sich etwas: Das Organ heilte, die Haut begann sich zu erneuern und es trat weniger Blut aus. Sasuke atmete rasselnd und Sakura wusste, dass sein Körper sich der enormen Belastung nicht mehr lange aussetzen konnte. Im Hintergrund hörte sie Naruto erstickt schluchzen. Wie furchtbar musste es für ihn sein, nichts unternehmen zu können und all seine Hoffnungen in Sakura zu legen.
 

Gerade als diese glaubte, die Heilung würde gut verlaufen und die Wunde sich schließen, setzte Sasukes Herzschlag aus. Das gleichmäßige, schwache Pulsieren, das sie die ganze Zeit unter ihren Fingern gespürt hatte, war nicht mehr da. Sein Brustkorb hob und senkte sich nicht mehr; seine Atmung lag still.
 

„SASUKE!“ Panisch presste Sakura ihre Hände auf sein Herz und versuchte es mit gleichmäßigen Chakrastößen zum Schlagen zu bringen. „Komm wieder, Sasuke!“, schrie sie ihn verzweifelt an, doch ohne eine Reaktion zu erhalten. Sie durfte ihn nicht verlieren! Es konnte noch nicht vorbei sein! Es hatte doch gerade erst richtig begonnen!
 

„Tu mir das nicht an, Sasuke! Bitte atme! Atme doch! Sasuke!“

Der Schnee fiel stärker, verfing sich in ihren Haaren, legte sich wie ein kalter, feuchter Schutzfilm auf Sasukes leblosen Körper; begann bereits, ihm sein eisiges Grab zu schaffen.

Wenn Sasuke nun ging, war alles aus. Tsunades Worte während ihrer Lehre kamen Sakura schmerzhaft in Erinnerung: „Du bist eine Ärztin. Du kannst Menschen heilen, kannst ihre Leben retten… aber du kannst keine Wunder vollbringen. Wenn es zu spät ist, kannst auch du nichts mehr tun.“
 

„SASUKE! ATME ENDLICH! WACH WIEDER AUF!“

Ihr Blick war von Tränen verschleiert. Nur undeutlich und verschwommen sah sie Sasukes regloses Gesicht, aus dem mit jeder Sekunde das Leben entwich.

Narutos Schluchzen wurde heftiger und machte Sakura nur noch nervöser. Am liebsten hätte sie sich zu ihrem Kameraden umgedreht und ihm gesagt, er solle endlich still sein. Stattdessen konzentrierte und bündelte sie ihre gesamte Energie auf Sasuke. All die gemeinsamen Momente, jeder Kuss, jede Zärtlichkeit, kehrten vor ihr inneres Auge zurück. Sollte es nun wirklich vorbei sein? Sollte es das jetzt wirklich gewesen sein? Sollte… nein!
 

Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag und sie brauchte nur den Bruchteil einer Sekunde um ihre Gedanken neu zu ordnen. Was hatte sie hier die ganze Zeit gemacht? Wieso war es ihr nicht gleich eingefallen? Noch war nichts verloren, solange es die Technik gab, die sie die letzten Jahre immer und immer wieder geübt hatte, seit sie gelesen hatte, dass sie existierte. Eine Technik, die nicht einmal Tsunade perfekt beherrschte, und die vor einigen Jahren in Suna entwickelt worden war; die im Studium nicht gelehrt wurde, weil es keine Medizin, sondern eine viel stärkere und höhere Form der Heilung war: Tensei Ninjutsu.
 

Sakura wusste, dass sie bei dieser Kunst sterben konnte, wenn sie sie nicht richtig ausführte, denn sie musste dafür ihre eigene Lebensenergie für Sasuke hergeben. Sie musste soviel opfern wie nötig war, ihn zu ihr zurück zu holen, selbst wenn es ihr eigenes Leben kosten würde.
 

Sakura regulierte ihr Chakra und passte es an die Technik an. Sofort wechselte das weiße Licht unter ihren Händen in hellblaues. Sie spürte, wie die Kunst an ihren Kräften zerrte, wie die Kraft aus ihrem Körper in Sasukes einfloss und dennoch fühlte sie sich wohl bei diesem Vorgang. Sie wusste, dass es Sasukes einzige Rettung war… Sie wusste, dass es klappen würde!
 

Das Tensei Ninjutsu zeigte seine Wirkung viel schneller, als Sakura es sich jemals erhofft hatte. Bereits nach wenigen Sekunden war Sasukes Puls wieder zu fühlen und auch die Heilung der Organe schritt weiter voran, bis sie schließlich vollendet und die Wunde komplett verschlossen war. Sasukes Atem beruhigte sich und es sah jetzt mehr danach aus, als würde er schlafen, anstatt um sein Überleben zu kämpfen. Auf Sakuras Lippen breitete sich ein Lächeln aus, obgleich die Tränen noch nicht versiegten. Ihr Körper bebte und erst als sie die Hände zurückzog und das hellblaue Chakra erlosch, wurde ihr klar, welch hohen Preis sie gezahlt hatte.
 

Sie fühlte sich krank, schwach und benommen, glaubte nicht einmal mehr Kraft zu haben, um aufzustehen oder auch nur einen Ton über die Lippen zu bringen. Der schwarze Schleier drohte ihr über die Augen zu fallen und mit letztem Willen wandte sie ihren Kopf und lächelte Naruto zu, der sie bleich und entsetzt anstarrte. „Er ist über den Berg“, flüsterte sie. Dann schien sie zu fallen und ihre Welt wurde in tiefe Dunkelheit getaucht…
 


 

Sie hatte schon fest mit dem Ende gerechnet, hatte mit sich abgeschlossen und war froh gewesen, wenigstens mit der Gewissheit sterben zu können, dass Sasuke überlebte. Doch um tot zu sein, spürte sie noch viel zu viele Schmerzen, das stand für Sakura fest.
 

Mühevoll öffnete sie die Augen und blickte in den wolkenverhangenen Nachthimmel. Das Prasseln eines Feuers drang an ihre Ohren und der Geruch von gekochtem Reis weckte ihre Lebensgeister. Als sie sich langsam aufrichtete fielen die schweren Decken von ihrem Körper und sie spürte wieder die Kälte, die der Schnee in der Luft hinterlassen hatte.
 

Zu ihrer linken, ein paar Meter neben dem Feuer, saß Sasuke, der sie scheinbar beobachtet und über ihren Schlaf gewacht hatte. Einen unsinnigen Moment lang glaubte Sakura, dass sie vielleicht doch gestorben war oder einfach nur weiterhin schlief und noch träumte. Ohne, dass sie es verhindern konnte, liefen ihr wieder Tränen über die Wangen. Dann konnte Sakura nicht mehr an sich halten und warf sich in Sasukes Arme, die sie breitwillig aufnahmen. Sie sprachen beide kein Wort, sondern hielten einander bloß fest, für eine unendlich lange Zeit, als hätten sie Angst, sie könnten den anderen wieder verlieren, wenn sie losließen.
 

„Du hast mich gerettet“, flüsterte Sasuke in ihr Ohr, nachdem, so kam es ihnen vor, etliche Stunden vergangen sein mussten, „Du wärst für mich fast gestorben. Ohne dich, hätte ich es nicht geschafft…“

Es klang nicht nach einem Danke, sondern viel eher nach einer Feststellung, doch Sakura wusste genau, wie es gemeint war. Sie drückte sich fester an ihn und schloss die Augen.

„Ich konnte dir bei deiner Rache nicht so helfen, wie ich es mir vorgenommen hatte“, erwiderte sie, „Wenigstens zum Schluss musste ich doch zu irgendetwas nützlich sein. Außerdem liebe ich dich! Ich hätte es nicht ertragen, dich zu verlieren.“
 

Beim letzten Wort brach ihre Stimme und es trat eine kurze Pause des Schweigens ein. Obwohl Sakura das Gesicht ihres Partners nicht sah, war sie sich doch sicher, dass er lächelte.

„Ich stand so unter Schock“, fuhr sie fort, „Ohne Narutos Hilfe wärst du jetzt vielleicht tot. Auch er hat dich gerettet.“
 

„Wir haben Naruto einiges zu verdanken“, musste auch Sasuke zugeben, „Er hat sich um uns gekümmert und sucht jetzt gerade nach weiteren Decken und trinkbarem Wasser. Konoha ist so zerstört, dass sich kaum noch etwas verwenden lässt.“
 

„Ist er denn soweit in Ordnung?“

„Er hat kaum einen Kratzer behalten. Ich denke, das Fuchsungeheuer hat einiges dazu beigetragen.“

„Und was ist mir dir?“
 

Sakura ließ ihn vorsichtig los, sodass sich beide gegenüber saßen, und musterte ihn besorgt. Doch auf den ersten Blick schien auch er unversehrt zu sein.

„Es ist schon besser“, versicherte der Uchiha ihr, „Ich bin zwar noch nicht bei alter Stärke, aber das wird schon wieder. Du hast die Wunde gut behandelt, es ist nur noch eine Narbe zu sehen.“
 

Das Mädchen lächelte erleichtert und seine Worte erfüllten sie sogar ein bisschen mit Stolz.

„Was ist mit deinem Sharingan?“, erkundigte sie sich weiter und Sasuke schlug die Augen nieder. „Es ist versiegelt, so wie ich es schon gewusst habe“, antwortete er.

„Bereust du es?“

„Oh nein, ich glaube, dass es das wert war. Ich fühle mich zum ersten Mal in meinem Leben richtig befreit.“

„Dann“, sagte sie, verschmitzt lächelnd, „heißt das also, dass in deinem Herzen endlich auch für etwas anderes Platz ist, als nur die Rache?“
 

Sie schaute ihn an und diese klaren, dunklen Augen erschienen ihr plötzlich gar nicht mehr so kalt und abweisend, wie sie zu Beginn ihrer Reise gewesen waren. Hinter ihnen gab es jetzt noch etwas anderes, etwas Gefühlvolles…
 

Sasuke entgegnete zunächst nichts und erst, als sie seine Hände ergriff und ihn erwartungsvoll betrachtete, fragte er leise, aber bestimmt: „Kannst du dich noch daran erinnern, was du Naruto am ersten Abend nach unserer Flucht aus Suna erklärt hast?“

Sakura merkte, wie sich seine Stimme bei diesen Worten verändert hatte und er nun ernster und entschlossener, ja sogar sorgenvoller, sprach. „Du hast gesagt, dass auf unserem Verhalten Hochverrat steht und wir nicht mehr zurückkehren können.“

„Ja…“, bestätigte sie langsam, doch immer noch ahnungslos, was er ihr zu sagen versuchte, „Und?“
 

„Sakura, ich möchte… ich möchte, dass du mit mir fort gehst“, bat der Schwarzhaarige bedächtig, nicht wissend, wie seine Kameradin auf diesen Wunsch reagieren würde.

Tatsächlich starrte Sakura ihn mit einer Mischung aus Verwunderung und Unglauben an.

„Ist das dein ernst?“, fragte sie, „Wann? Wohin?“

„Irgendwohin und am besten sofort, falls du schon aufstehen kannst. Ich möchte es Naruto ersparen, sich groß von uns zu verabschieden.“

„Hältst du das wirklich für richtig? Er würde sich Sorgen machen, wenn wir plötzlich weg wären“, warf Sakura skeptisch ein, doch gleichzeitig spürte sie, wie eine Welle der Freude und Aufregung sie überlief. Sie würde endlich bei Sasuke sein; sie würde mit ihm gehen, irgendwohin, wo sie keiner kannte, wo sie ein ungestörtes Leben hätten… Aber machten sie es sich damit nicht ein wenig zu leicht? Was war mit dem Wiederaufbau Konohas? Mit den Überlebenden, ihren Freunden? Würde Tsunade sie wirklich bestrafen lassen?
 

Zweifel kamen in ihr auf und bevor Sasuke eine Antwort geben konnte, sagte sie hastig: „Was ist, wenn wir nicht erstmal nach Suna zurückgehen und mit Tsunade reden? Sie wird vielleicht-“

„Nein, Sakura! Es ist wichtig, dass du es verstehst: Es gibt kein Zurück!“, erwiderte der Junge hart und ließ sie verstummen, „Es geht auch nicht einzig um Tsunade, es geht vor allem um die Akatsuki. Willst du, dass sie uns aufspüren und Rache nehmen? Sie werden Itachis Tod ganz sicher nicht ungesühnt lassen, wenn sie eine Gelegenheit bekommen. Wir müssen untertauchen; zumindest für die nächste Zeit, vielleicht für die nächsten Jahre.“
 

Für ein paar Minuten herrschte gespannte Stille und als Sakura den Mund wieder öffnete, war ein leichtes Zittern in ihrer Stimme zu vernehmen. „Es gibt also keinen anderen Weg?“, schloss sie gequält und schluckte. Sasuke schüttelte den Kopf.

„Also, dann… soll es so sein. Es ist okay, solange ich nur mit dir zusammen bin.“

Sie senkte den Kopf und spürte im gleichen Moment seine Hand, wie sie zärtlich über ihre Wange strich.

„Danke“, hörte sie sein leises Wispern, „Ich danke dir, dass du mir trotz allem noch vertraust; dass du das alles für mich getan hast und immer noch tust…“
 

Er hob ihr Kinn an und beider Lippen verschmolzen zu ihrem ersten Kuss seit, so schien es, unglaublich langer Zeit, der zu einem der leidenschaftlichsten gehören sollte, den je einer von ihnen gehabt hatte.
 

Die Welt um sie herum stand still und sie nahmen nicht einmal wahr, wie die Sonne ihre ersten goldenen Strahlen über den Horizont warf und die Wolken in rotes Licht tauchte; wie die ersten Vögel ihre Gesänge begannen, um den neuen Morgen einzuläuten; und sie bemerkten auch Naruto nicht, der in einigen Metern Entfernung, auf einem der Hausdächer stand und die ganze Unterhaltung mit angehört hatte.
 

„HEY, Sasuke!“

Die beiden Ninja lösten sich wieder voneinander und blickten erstaunt zu der Person empor, die ihnen zugerufen hatte. Narutos Silhouette zeichnete sich dunkel gegen den aufgehenden Sonnenball ab.

„Ich sag dir eines!“, schrie er, „Wenn du nicht gut auf Sakura Acht gibst, dann kriegst du es mit dem zukünftigen Hokage höchstpersönlich zu tun! Hast du kapiert?“ Dann grinste er freudig, sprang zu seinen Begleitern hinab und landete leichtfüßig neben Sasuke.

„Natürlich…“, entgegnete dieser spöttisch und Sakura konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken.
 

Erst als der Schwarzhaarige sich erhob, das Feuer löschte und begann, die wichtigsten Dinge für eine Reise zusammen zu packen, merkte sie, wie ernst das alles wirklich war. Langsam stand sie auf und ließ den Blick dabei noch ein letztes Mal in der Umgebung schweifen. Nichts hier erinnerte sie an früher. Alle Orte, an denen sie ihre Kindheit verbracht, gutes, wie schlechtes erfahren hatte, waren bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Die Erinnerungen an ihre Vergangenheit versetzten Sakura abermals einen Stich. Die Zeit mit Team 7, das nun so zerrüttet war, schien ewig weit zurück zu liegen. Mit der Vernichtung Konohas und seinen Menschen waren diese Erinnerungen verschwunden und nun gab es an diesem Ort nichts mehr, was Sakura an ihn band. Da war keine Zukunft, zumindest nicht für sie.
 

Sie hatte mit Sasuke einen langen Weg bestritten und sie wusste, dass er noch kein Ende genommen hatte. Mehr denn je war sie sich sicher, dass sie gehen wollte; egal, wie sehr sie ihre verbliebenen Freunde vermissen würde. Diese Entscheidung war eigentlich schon seit dem Augenblick gefallen, an dem Sasuke ihr den Vorschlag gemacht hatte. Die Umstände einer Verfolgung durch die Akatsuki bestärkte sie nur zusätzlich. Traurig blickte das Mädchen auf Naruto, der sie und Sasuke verzweifelt beobachtete.
 

„Wollt ihr wirklich schon gehen?“, fragte er zaghaft, „Ein paar Tage mehr oder weniger-“

„Je eher, desto besser“, fiel Sasuke ihm ins Wort und schulterte seinen Rucksack, „Wer weiß, ob sie uns nicht schon suchen.“

„Aber- ihr werdet doch wiederkommen, nicht wahr?“ Narutos Stimme klang hoffnungsvoll. „Ich meine, wenn Gras über die Sache gewachsen ist“, fuhr er fort.

Sasuke und Sakura tauschten vielsagende Blicke. „Ja, klar“, versicherte der Uchiha schließlich und man konnte sehen, wie ein wenig Anspannung aus Narutos Gesicht entwich.
 

Schweren Herzens trat Sakura an ihn heran und legte ihre Arme um ihn. Für beide erschien die Situation äußerst unwirklich und sie brauchten einen Moment um zu realisieren, dass diese Umarmung Abschied bedeutete. Schweigend presste Naruto seine ehemalige Gefährtin an sich, sodass es ihr schwer fiel, wieder loszukommen. „Auf Wiedersehen“, flüsterte sie heiser, doch mehr vermochte sie nicht über die Lippen zu bekommen.
 

Dann streckte Sasuke ihm die Hand entgegen und Naruto ergriff sie, wenn auch zögerlich; so als habe er den Eindruck, sein ewiger Rivale tue dies nur der Form halber. Als Minute um Minute verstrich und Sakura genauer hinsah, meinte sie jedoch, einen Ausdruck des Schmerzes auf beiden Gesichtern zu sehen. Vielleicht, so überlegte sie, war die jahrelange Freundschaft doch enger, als einer von ihnen jemals zugegeben hätte.
 

Zum Schluss wandten sie und Sasuke sich ab und gingen in Richtung des zerstörten Dorftores davon, ohne noch ein letztes Mal zurückzublicken. Naruto sah ihnen nach, bis sie hinter dem Geröllberg verschwunden waren. Dann fielen die Tränen zu Boden und Naruto wischte sich rasch mit dem Handrücken über die Augen. Er wollte nicht weinen; er wollte keine Blöße zeigen, auch wenn niemand mehr da war, der ihn sehen konnte. Er wusste nicht warum, doch obwohl Sasuke ihm versichert hatte, dass sie in ein paar Jahren wiederkämen, glaubte Naruto an einen Abschied für die Ewigkeit…
 


 

In diesem Jahr fiel der Schnee besonders stark und der Winter war früher über das Land hereingebrochen als sonst. Das Dorftor, groß und massiv, zeichnete sich gegen die weiße Decke ab, die von etlichen Spuren der Händler gezeichnet war, welche im Dorf ein und aus gingen. Das ungemütliche Wetter veranlasste viele daheim, in den warmen Häusern, zu bleiben und so waren die Straßen, trotz des späten Sonnenaufgangs, wie leer gefegt.
 

Nur eine einzige Person stand schon seit einigen Minuten unbeweglich an ihrem Fleck und starrte zum Waldrand hinter den Toren. Die Kälte kroch ihm in die Glieder, doch er harrte geduldig aus und wurde erst abgelenkt, als ihm jemand eine warme Hand auf die Schulter legte.
 

„Naruto, du wirst dich noch erkälten. Komm bitte wieder ins Haus“, bat die Frau an seiner Seite leise, doch der Blondschopf schüttelte energisch den Kopf.

„Gib mir noch ein paar Minuten“, sagte er.

„Warum tust du dir das an? Es ist nun zehn Jahre her“, entgegnete die Frau tief seufzend, „und jedes Jahr, am gleichen Tag, wartest du und wirst doch nur enttäuscht.“
 

Endlich drehte Naruto sich um und blickte in Hinatas schöne weiße Augen, die ihn vorwurfsvoll musterten.

„Es tut mir leid“, murmelte er, „Es ist nur so… Ich kann nicht aufhören zu hoffen. Ich frage mich, was aus den beiden geworden ist; wie es ihnen geht und ob sie am Leben sind. Von den Akatsuki hat man so lange nichts gehört und-“

„Natürlich leben sie!“, äußerte Hinata ihre Entrüstung, „Naruto, du machst dir zu viele Sorgen! Die Zwei sind stark; denen passiert so schnell nichts. Seit dem Bündnis mit Kumogakure herrscht im ganzen Land Frieden und das bedeutet auch, dass die Akatsuki ihre Unterstützung verloren haben. Sie sind geschwächt. Wer weiß, ob es die Organisation überhaupt noch gibt?“

„Wahrscheinlich hast du Recht.“
 

Naruto ließ den Blick noch einmal über den Waldrand schweifen, doch bis auf das Schneegestöber war in der Ferne nichts auszumachen. Er spürte Hinatas Zug an seiner Kleidung, wie sie ihn drängte, mit ihr zu gehen, und nur widerwillig ließ er sich von ihr nach Hause fortführen. Sein weißer Umhang, verziert mit den feuerroten Zeichen des Hokage, flatterte im kalten Wind hinter ihm her.
 

Vielleicht war es hoffnungslos, doch insgeheim wusste Naruto, dass er auch nächstes Jahr wieder bei Sonnenaufgang an dem Dorftor stehen und warten würde.
 

ENDE



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Von: abgemeldet
2012-10-03T13:30:16+00:00 03.10.2012 15:30
Wow. Das war mal ein nervenaufreibender Überlebenskampf!^^
Dein Schreibstil und die FF an sich hat mir sehr gut gefallen. Das Ende war auch sehr passend. Vor allem war es etwas unerwartet, aber gut durchdacht.
LG Liz
Von:  dannysahne
2008-12-18T09:01:02+00:00 18.12.2008 10:01
Schönes, wenn auch a bissel trauriges Ende!
Deine FF hat mir echt gut gefallen!
Ausdrucksweise u. Schreibstil sind sehr gut, auch die Charas kommen glaubwürdig rüber - gibt nicht zu meckern!
Ich hoffe du schreibst noch mehr!

LG
Von: abgemeldet
2008-05-21T12:28:20+00:00 21.05.2008 14:28
Nein!
Schon das Ende?!
Das gibt es nicht...*heul*
Ob sie jemals wieder aus tauchen werden?
Gute Frage.
Na ja, dein Kapi war super gemacht.
Echt klasse.
Besodners deine ganze ff und die Idee mit der Versieglung des Sharingan^^
Hat mich gefreut deine Leserin zu sein.
bb
Von: abgemeldet
2008-05-21T11:55:50+00:00 21.05.2008 13:55
Joa, krasses Kapi.
Echt gute gemacht^^
bb
Von: abgemeldet
2008-05-21T11:40:00+00:00 21.05.2008 13:40
Hey :)
Und schon bin ich wieder da *g*
Mano, Kakashi ist *heul*
dass kann doch nicht wahr sein.

Dein Kapi war super,
hoffe Naruto und Sasuke vertragen sich mal langsam.
bb
Von: abgemeldet
2008-05-20T20:00:35+00:00 20.05.2008 22:00
Hey :)
Ich kann mir gar net so vorstellen,
dass sich die beiden Männer so hassen.
Ui, na ja was soll´s.
Übrigens gut gemacht^^
bb
Von: abgemeldet
2008-05-20T17:10:59+00:00 20.05.2008 19:10
Die beiden sind voll süß.
Jetzt weis man auch,
was Sasuke verbergen wollte.
Sehr gutes KApi.
bb
Von: abgemeldet
2008-05-20T16:56:14+00:00 20.05.2008 18:56
Eins ist klar,
Sasuke ist eifersüchtig!
Gut so *gg*
Toll gemacht.
bb
Von: abgemeldet
2008-05-20T16:38:12+00:00 20.05.2008 18:38
Süß, Sasuke hat Sakura Huckepack getragen.
Niedlich^^
Haste echt gut gemacht.
bb
Von: abgemeldet
2008-05-20T16:21:43+00:00 20.05.2008 18:21
Hey :9
Ich bin wieder da~ha *g*
Sasuke scheint irgendwas zu verheimlichen,
aber nur was?!
Mhm...wirds sich wohl noch heraus stellen.
Das Kapi haste gut gemacht :)
bb


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