Es ist noch Winter, draußen ist es ein wenig kühl und die Bäume sind größtenteils kahl. Es ist Februar, um genau zu sein der 14te Februar. Das bedeutet es ist Valentinstag...
...und Jean hatte sich extra frei genommen. Seine Frau hatte Urlaub und heute wollte er sie endlich mal wieder ein wenig verwöhnen. Als er die Augen öffnete war die Sonne bereits träge über den Horizont gekrochen. Ein schöner Montagmorgen. Kurz vor 8 Uhr. Vorsichtig schob er die Bettdecke zurück und schlich sich auf den Zehenspitzen aus dem Schlafzimmer um seine Frau nicht zu wecken. Seine Kleidung hatte er mitgenommen und so zog er sich im Wohnzimmer schnell an, ging in den Flur um in die Schuhe zu schlüpfen, um dann mit dem Wohnungsschlüssel leise aus der 3-Zimmer Wohnung zu schlüpfen. Schnell hastete er die Treppen ins Erdgeschoss hinunter. Es machte ihm nicht wirklich etwas aus das der Fahrstuhl zur Zeit defekt war. So konnte er noch ein wenig mehr für seine Fitness machen. Kaum aus dem Haus heraus fing er an mit dem joggen. Die Martin-Luther-King-Straße runter, um die Kurve in die Hechtstraße rein und in den kleinen EDEKA rein. Frische Brötchen, echten französischen Käse und geräucherten Schinken. Dazu 5 Orangen um frischen Saft zu Hause pressen zu können. Anschließend wieder den selben Weg zurück, die 2 Etagen die Treppe hinauf und leise in die Wohnung huschen. Kurz vor halb 9. Am Geräusch der laufenden Dusche erkannte Jean, dass seine Frau bereits wach war und sich ihrer Morgentoilette widmete. Er schlüpfte aus seinen Schuhen und huschte ins Wohnzimmer. In den Schränken der kleinen Küchenzeile suchte er das gute Geschirr seiner Schwiegermutter und die Orangenpresse. Als er den Tisch deckte viel ihm ein das er vergessen hatte eine Rose für die kleine Vase zu holen, die er auf den Tisch stellen wollte. Nun gut, das war nun aber auch nicht mehr zu ändern. Zum Glück hatten sie eigentlich immer Schnittblumen in der Wohnung. So musste eine der gelb-rot gemusterten Tulpen herhalten. Als seine Frau aus dem Bad kam war er gerade fertig geworden. Er gab ihr einen sanften zärtlichen Kuss, schob ihr den Stuhl zurecht und sie Frühstückten gemütlich zusammen. Danach zog sie sich an während er den Tisch abräumte. Einmal mehr war Jean froh das sie sich im letzten Jahr nun endlich doch einen Geschirrspüler gekauft hatten.
Halb 10 verließen sie gemeinsam ihre Wohnung um gemütlich zu schlendern. Ihre Straße hinunter um 2, 3 weitere Kurven und schon konnten sie am Ufer der Elbe entlang spazieren. Die Sonne hatte sich mittlerweile auch ganz erhoben und strahlte mit ganzer Kraft, so als wolle sie den Frühling herbeirufen. Angenehme 19°, fast kein Wind und der angenehme Duft von frischem Grass und Wasser. Während sie so dahin schritten und sich unterhielten erinnerte sich Jean an die vielen schönen Erlebnisse. Wie sie sich kennen gelernt haben, ihr erster Kuss, ihre Verlobung, ihre Hochzeit und natürlich die Flitterwochen. 7 Jahre waren sie nun schon zusammen und fast immer noch genauso verliebt wie zu beginn. So liefen die beiden, Händchen haltend und in Erinnerungen schwelgend weiter. Bis die Kirchuhr verkündete das es bereits um 12 war und Jeans Magen sich auch langsam meldete. Langsam war es Zeit sich ein gemütliches Restaurant zu suchen. Da Antonia so gerne Asiatisch aß wäre eine China Restaurant genau das richtige für seine Frau, oder vielleicht mal wieder zum Inder? Leider hatten sie sich ganz schön von der Innenstadt entfernt. Also ging es zunächst zur Straßenbahn. Zum Glück war die um diese Uhrzeit recht leer. Kurz vor 1 standen die beiden dann vor dem Thai-Restaurant mit Buffet. 1 ½ Stunden schlemmen und gemütlich plaudern. Wobei Jean immer für sich und Antonia Essen holte. Kurz vor 3 ging es dann Schoppen. Handtaschen, Schuhe, neue Kleidung für den Schrank und in den Elektronikläden Ausschau halten nach neuen CD´s. Jean war eigentlich nur mit tragen, nicken und bezahlen beschäftigt. Zum Glück verdiente er als Abteilungsleiter in seiner Kosmetikfirma nicht schlecht.
Um 7 waren sie endlich fertig, zumindest Jean und zwar mit den Nerven, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. Mit der Straßenbahn ging es wieder nach Hause. Die Treppe hinauf und in die Wohnung hinein. Während seine Frau die Einkaufstüten leerte und alles einräumte kümmerte er sich um das Abendessen. Ein kleiner Salat als Vorspeise, danach Geschnetzeltes von der Pute in feiner Champion-Rahm Sauce und dazu Basmati-Reis. Als Dessert gab es selbstgemachtes Tiramisu, wofür er am Vortag fast 3 Stunden in der Küche stand. Auf dem Tisch standen diesmal ein Kerze und die kleine Vase mit einer roten Rose, die er extra noch in der Stadt gekauft hatte. Zum Essen gab es einen Halbtrockenen Dornfelder, auch wenn er sich nicht sicher war, ob der zum Essen passte. Abschließend sahen sich sich noch gemeinsam Dirty Dancing an. Einer von Antonias Lieblingsfilmen. Kurz vor 11 zogen sie sich zusammen ins Schlafzimmer zurück und begannen nach dem üblichen schmusen und Liebkosen mit dem zärtlichen Liebesspiel. Kurz vor halb 1 lagen sie erschöpft aneinander geschmiegt im Bett. Und Jean schlief~~~
...und Paul begrub den dämlichen Wecker unter seiner rechten Hand. Halb 7 an einem beschissenen Montag morgen. Mühsam kroch er aus dem Bett während sich Brigitte noch die Augen rieb. Als er angezogen war schlurfte er in die Küche und machte die Kaffeemaschine fertig. Danach ging´s raus aus der Wohnung und rein in den Fahrstuhl. Eine Etage runter zum Briefkasten und mit der Tageszeitung wieder zurück in die Wohnung. Seine Frau hatte bereits die Schüsseln mit Milch und Müsli gefüllt und saß fertig angezogen am Tisch. Der Kaffee war gerade durchgezogen als Paul in die Küche kam. Routiniert schnappte er sich die Kanne und machte die beiden Tassen voll. Er Schwarz aber mit 2 Löffeln Zucker, während sie ihn mit etwas Milch trank. Beim Essen unterhielten sie sich nur wenig und konzentrierten sich eher auf das Zeitung lesen. Als er fertig war gab er ihr schnell einen Kuss auf die Wange, schnappte sich seinen Aktenkoffer und machte sich auf den Weg ins Büro, immerhin war es schon kurz vor 8. Seine Frau würde dann den Tisch abdecken und auch bald auf Arbeit gehen. So verging über ein Drittel des Tages. Kurz vor 17 Uhr war er wieder zu Hause und setzte sich direkt vor den Fernseher. Eine halbe Stunde später kam seine Frau nach Hause und machte sich direkt dran, dass Abendessen zuzubereiten. Er fragte kurz ob er ihr helfen könne, so wie immer, und erhielt ein routiniertes NEIN als Antwort. Also wartete er bis sie fertig war und schaltete von Sender zu Sender. Punkt 6 waren das Wiener-Schnitzel und die Pommes fertig. Beim Nachrichten gucken wurde gegessen, da es nicht viel über den Tag zu erzählen gab, alles war wie immer. Nach fast 25 Jahren Ehe und Tätigkeit im selben Berufsfeld ist doch ein Großteil des Tagesablaufs Gewohnheit. Während sie den Tisch abräumte holte er 2 Bier aus dem Kühlschrank. Die beiden stießen an und sahen noch ein wenig fern. Kurz nach 22 Uhr wurde es dann aber Zeit für´s Bett. Seine Frau gab ihm einen liebevollen Kuss und schmiegte sich an ihn. Paul legte seinen freien Arm auf ihre Hüfte und schlief~~~
~~~mit einem lächeln auf den Lippen ein. Denn es ist egal wie man dieses einen Tag verbringt, solange man sich zeigt, oder weiß, dass man einander liebt. Und für manche Paare ist ohnehin jeden Tag Valentinstag.
