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Wichtig is aufm Platz!

von

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III. Wenn Fußball und Tanzen zusammenpassen

Er kann nicht anders als lachen. Obwohl sein Bauch und seine Wangen längst weh tun und er morgen den wohl dämlichsten Muskelkater seines Lebens haben wird. Aber das ist egal. Raphael ist glücklich. Einfach nur glücklich.

Knie, der Trainer, der scheinbar harte Hund und trockene Brocken Albert Knieschweski, hat ihn wirklich umarmt und geherzt. Genauso der Rest der Mannschaft. Als wenn er das Tor geschossen hätte und nicht ihr italienischer Wirbelwind Paolo. Die drei Verteidiger Marlon Makowa, Theodor Mürmann – Mürre – und Andreas Greif – der Greif – wollen ihn gar nicht wieder loslassen, er muss sich richtig aus ihrer Umarmung freikämpfen, nur um sich dann in dem Arm von Paolo wiederzufinden, der gar nicht mehr von ihm lassen kann. Aber das ist in Ordnung.

Sie haben gewonnen! Sie steigen auf!

Verdammt, da darf man feiern und jubeln und eine Umarmung und eine Knuddelattacke nach der nächsten hinter sich bringen. Und die Bierdusche natürlich auch. So feiert man eben im Pott. Nicht mit Sekt oder Champagner, sondern mit vernünftigem Bier. Dortmund ist ja schließlich nicht umsonst traditionsgemäß eine Bierhauptstadt, auch wenn dieser Status langsam den Bach runtergeht.
 

In der Kabine hört der Jubel gar nicht auf. Selbst die sonst so Stillen wie Paul Gawlinkski und René Troyat grölen lautstark „We are the champions“ mit – und zwar so falsch, dass Raphael das Gefühl hat, dass ihm noch die Ohren krepieren und er einen dauerhaften Hörschaden bekommt. Nichtsdestotrotz kann er nicht aufhören zu lachen, zu jubeln.

Irgendwer schlägt ihm immer wieder auf die nun bloßen Schultern, wuschelte durch seine verschwitzten Haare oder herzt ihn kurz. So oft wurde er noch nie in seinem Leben umarmt. Erst recht nicht von Männern, obwohl Fußball doch so ein Kontaktsport ist, wo Männer noch ihren Emotionen freien Lauf lassen können, ohne gleich als Schwuchtel betitelt zu werden.

Kurz gleiten Schatten durch seine blauen Augen, als seine Gedanken abschweifen, sich dem dunkelsten Punkt in seinem Leben zuwenden, doch dann ist auf einmal Paolo da und fasst ihn an den Händen.

„Los, komm schon, machen wir einen Siegertanz, Erzengel!“ Er grinst breit, als er Raphael bei diesem Spitznamen nennt. Das Team war schnell damit. Raffe, Erzengel oder Grab ist er hier – je nach Stimmung und Laune. Manchmal auch Engelchen, aber eher selten einfach Raphael. Aber das ist okay.

„Tanzen? Du spinnst, Adda!“ Raphael schüttelt lachend den Kopf, versucht sich umständlich aus dem festen Griff freizumachen und hat doch keine Chance.

„Quatsch! Komm schon!“ Und damit presst Paolo seinen schweißnassen, halbnackten Körper – er trägt nur noch Shorts und Socken – gegen den Mittelfeldhelden des Tages und lacht nur noch lauter. „Oder kannste nicht?“

Das geht nun an die Ehre und da kann Raphael natürlich nicht nein sagen. „Drei Monate Tanzschule!“, brüllt er zurück und fasst Paolo fest an der Taille. Warm ist seine Haut, nahezu heiß. Und fühlt sich gut an. Viel zu gut.

Der Italiener grinst, lehnte seinen Kopf einen Augenblick an Raphaels Halsbeuge und raubt ihm damit den Atem. An einem anderen Ort, da wüsste er das hier sehr genau zu deuten. Da wäre es nichts anderes als eine Anmache. Und eine verdammt gute sogar. Simpel und gerade deswegen reizvoll. Aber hier? Hier in der Kabine, in der Umkleide unter dem Stadion, ist das nichts anderes als kumpelhaftes Verhalten. Als Spaß nach einem großartigen Spiel, einer großartigen Saison und den Endorphinen und einer absoluten Euphorie geschuldet. Nichts anderes.

Dann wirbelt Paolo los und Raphael muss aufpassen, dass er den Takt wenigstens einigermaßen mitbekommt. Nicht, dass ihre Nummer neun und ihr bester Torjäger gerade sehr viel davon besitzen würde. Es ist einfach wildes Herumhopsen, quer durch die Kabine, unter den anfeuernden Rufen der anderen.

Scheiße, kann sich die Welt nicht immer so anfühlen? Raphael hat noch immer das Gefühl zu fliegen, als sie so an den anderen vorbeiwirbeln. An dem lachenden Trainer, den breit grinsenden Teamkameraden wie Alejandro, Stefan, Mike, Mürre, dem Greifen, dem Killer und dem Tobi.

„Hey, Feuerfisch, du machst unser Engelchen noch ganz schwindelig im Kopf!“ Feuerfisch, so rufen sie den kleinen Italiener manchmal, seit er so begeistert von seinem Aquarium erzählt hat – und weil er für Feuer im gegnerischen Strafraum sorgt. Alejandro hat gesprochen, lachend und mit strahlenden Zähnen. Mit dem Kapitän hatte es Raphael nie so einfach, sie spielen beide auf der gleichen Position und er musste dauernd zurückstecken, aber heute, da bekommt er auch von dem Leitwolf Anerkennung und das ist toll. Einfach nur toll.

„Lass ihn ruhig!“, gibt Raphael zurück. „Bin eh total trunken!“

Paolo lacht nur weiter und reißt ihn mit. Immer weiter und weiter. Und zwischendurch, da glitzert in den schwarzen Augen etwas, da ist der Griff auf seiner bloßen Haut ein bisschen fester und ein bisschen sanfter, sodass Raphael das Gefühl hat, dass da doch etwas ist. Ein bisschen was, das über diese Kameradschaft hinausgeht. Aber das bildet er sich ein. Muss er sich einfach einbilden.

Sonst riecht er Schwule doch Meilen gegen den Wind und im Profifußball hat er noch keinen einzigen erspäht. Ist auch gut so, denn so weiß er, dass er selbst auch nicht auffällt.

Er lächelt noch immer und lehnt seine Wange gegen Paolos. Und er weiß jetzt schon, dass er den kleinen Italiener vermissen wird, wenn dieser nach Italien zurückgeht und sich den Traum erfüllt, dort in der ersten Liga mitzumischen. Er ist sich sicher, Paolo wird es ihnen allen zeigen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yuiki
2014-06-30T08:32:38+00:00 30.06.2014 10:32
Ich sollte mir in Zukunft das Genre im Voraus anschauen xD
Dachte bis zu diesem Kapitel es geht ausschließlich um Fußball :3
Hach je. Da hat er ja kein einfaches persönliches Päckchen zu tragen.


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