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Magenta II

Zwischen Azeroth und Kalimdor
von

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Kuchenkrümel

„Also wirklich, Mann“, schnarrte Nixxrax, der Goblin-Barkeeper des Salzigen Seemanns. „Ich hab hier in Booty Bay ja schon viele Typen ihren Kummer ertränken sehen. In Bier, in Wein, in Schnaps, ja sogar in echtem, 12 Jahre gereiften Old Rumsey´s Rum. Aber Milch und Schokoladenkuchen?“ Er ließ seinen Blick über den ansehnlichen Stapel leerer Teller schweifen, der neben seinem Gast stand.

Der Mann an der Theke schenkte ihm einen halb aufmerksamen Blick und zog den Kuchenteller näher zu sich heran. „Es nichts Besseres gibt gegen Liebeskummer.“, murmelte er leise.

„Oh, Liebeskummer also.“, lachte der Barkeeper. Er nahm eine Lappen und ein Glas zur Hand und fing – wie es das Handbuch für Barkeeper im dritten Kapitel „Der Gast und du“ vorschreibt – an, das bereits saubere Glas zu polieren. „Ist ja mal was ganz Neues. Was hat sie denn gemacht? Ist sie mit einem Blutelf durchgebrannt?“

„Nachtelf.“, brummte Abumoaham und begann, das Stück Kuchen auf seinem Teller in kleine Stücke zu zerteilen. „Er war mein Freund.“

„Oh.“, machte der Barkeeper und polierte für eine Weile sein Glas. Dann legte er den Lappen weg und setzte sich dem Mann gegenüber an die Bar. „Jetzt hör mal zu. Ich weiß ja nicht, was für ne abgedrehte Geschichte das ist, die du da erlebt hast, aber ich will dir jetzt mal was sagen.“

Abumoaham sah auf. Dass ein Barkeeper sich so verhielt und vor allem ganz ohne ein Glas in der Hand, war neu.

„Weißt du, ich hatte da auch mal eine Riesenchance.“, erklärte der Goblin. „Ich hätte die Reise meines Lebens machen können. Ruhm, Abenteuer, Reichtum bis über die Ohrenspitzen. Aber ich hab´s nicht gemacht. Bin hier geblieben, bei meiner Frau und den nervigen Kindern. Ich stehe morgens auf, komme hierher, schenke Getränke aus und abends hänge ich mein Lächeln an den Garderobenhaken und gehe heim. Ich spiele mit meinen Kindern, helfe beim Abwasch und manchmal bringe ich meiner Frau sogar Blumen mit. Aber weißt du, was fehlt?“

Abumoaham schüttelte stumm den Kopf.

Der Goblin legte die Hand auf die Brust. „Das Herz fehlt. Als ich mich entschied zu bleiben, habe ich es weggeschlossen und irgendwo hier im Hafen versenkt. Jetzt hält es mich hier, doch ich frage mich immer: Was wäre wohl gewesen, wenn ich damals gegangen wäre?“

„Du hättest werden können getötet. Oder verletzt. Angegriffen von Haien oder Seeungeheuer. Sterbend allein auf Sandbank irgendwo im Ozean.“

Der Goblin sah den Magier für einen Moment lang verblüfft an, dann lachte er so laut das die Trinker von den Tischen zu ihnen herüber sahen.

„Ja.“, grinste er und entblößte eine ganze Reihe spitzer, gelber Zähne. „Ja, ich hätte getötet werden können. Vermutlich wäre ich nicht mal bis zur nächsten Ecke gekommen, ohne ein Messer zwischen die Rippen zu bekommen.“

Seine Stimme wurde leiser und er rückte näher an Abumoaham heran. Sein Gesicht war jetzt ernst, wie Abumoaham es noch nie bei einem Goblin erlebt hatte. „Der Punkt ist aber, dass das, was ich hier führe, fast genauso schlimm ist wie der Tod. Ich stehe auf, gehe zur Arbeit arbeite, komme heim und gehe wieder schlafen wie eine verdammte Maschine. Die Freude aber…die Freude in meinem Leben ist tot und ich habe sie selbst getötet. Weil ich geblieben bin.“

Der Goblin klopfte Abumoaham aufmunternd auf den Arm. „Glaub mir. Du solltest dir nicht wünschen, dass sie geblieben wäre, auch wenn dir das jetzt vielleicht eine Menge Bauchschmerzen durch zu viel Kuchen erspart hätte. Im Endeffekt bist du besser dran, wenn du sie freigibst, denn sie wäre an deiner Seite zu einem Zombie geworden, dessen Herz irgendwo in der Welt herumschwirrt. Dir wird es sowieso nie wieder gehören.“

Nixxrax drehte sich um, um einem ungeduldigen Ork, der bereits wiederholt mit der Faust auf die Theke geschlagen hatte, ein Bier zu zapfen. Als er sich wieder zu Abumoaham umwandte, stand ein Teller mit einem zerdrückten Kuchenstück allein und verlassen auf der Bar herum und von dem Magier war keine Spur mehr zu sehen. Der Goblin seufzte tief, hängte sein Handtuch über den Arm und fing an, die verteilten Krümel mit der hohlen Hand von der Theke zu wischen.

„Ich wünschte nur, sie würden nach der Geschichte nicht immer vergessen zu bezahlen.“
 


 

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So, das war´s jetzt aber. Ende des zweiten Buches.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  darkfiredragon
2010-10-06T12:24:22+00:00 06.10.2010 14:24
So, obwohl das Ende ja eher traurig war hast du mir ganz zum Schluss noch ein Lächeln auf die Lippen zaubern können^^

Es hat wirklich immer Spaß gemacht deine FF zu lesen und ich hoffe dass wir auch wenn jetzt Cataclysm da is doch irgendwann nochmal was von dir hören werden ;)

viele liebe Grüße, darkfiredragon
Von: abgemeldet
2010-10-05T21:01:59+00:00 05.10.2010 23:01
Zu geil^^ Liebeskummer in Schokokuchen ertränken ;) Muss ich mir dringend merken^^

Ansonsten war es ein interessanter Epilog, vor allem zu sehen, wie gewisse Magier mit Liebeskummer umgehen ;)


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