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Seelenschatten

wenn das Dunkel sich erhebt
von

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Zeichen der Wut

Engel (Rammstein)
 

Wer zu Lebzeit gut auf Erden

wird nach dem Tod ein Engel werden

den Blick gen Himmel fragst du dann

warum man sie nicht sehen kann
 

Erst wenn die Wolken schlafengehn

kann man uns am Himmel sehn

wir haben Angst und sind allein

Gott weiß ich will kein Engel sein
 


 


 

Zeichen der Wut
 

Harry war gelinde gesagt frustriert von der großen Anzahl Bücher, die er bereits durchforstet hatte, ohne auch nur die geringste Spur einer Information über den Steinbogen gefunden zu haben. Es musste doch etwas darüber in dieser riesigen Ansammlung von Wissen geben. Er warf einen Blick in Richtung von Madame Pince, die ihn misstrauisch beäugte hatte, als er vorhin in die Bibliothek gekommen war. Sie zu fragen, hatte er von vornherein ausgeschlossen, denn sie hätte sicherlich sofort Dumbledore von Harrys Suche erzählt. Ihre Begeisterung über Harrys Aufenthalt in ihrem Reich hatte sich ohnehin in Grenzen gehalten.
 

„Ich freue mich, dass Sie auch diesen Teil von Hogwarts zu schätzen lernen, Mister Potter.“, hatte sie gesagt und ihn dann drohend angefunkelt. „Aber wenn ich Sie dabei erwische, wie Sie hier irgendetwas in Unordnung bringen oder auch nur eine Seite verknicken, werfe ich sie sofort raus.“
 

Er war immer noch sauer deswegen. Sie hatte ihn behandelt, als wäre er ein Dummkopf, der noch nie eine Bücherei von innen gesehen hatte. Allerdings war er bis jetzt noch nie ohne Hermine hierher gekommen, wenn man mal von seinem nächtlichen Ausflug in seinem ersten Jahr in Hogwarts absah. Es war allerdings zweifelhaft, ob ihm der Trick mit dem Tarnumhang noch einmal gelingen würde. Filch war extrem vorsichtig geworden, was das anging. Wahrscheinlich hatte Snape, der elende Verräter, ihm einen Tipp in dieser Richtung gegeben.
 

Er war kurz davor aufzugeben, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Als er sich in diese Richtung drehte, sah er, dass jemand im Verbotenen Teil der Bibliothek verschwand, aber er hatte nicht sehen könne, wer es war. Neugierig schlich er hinter der Person her und drückte vorsichtig die Klinke der Tür zu diesem Bereich. Fast augenblicklich setzte ein Höllenlärm ein. Harry wurde von einem Zauber fast zwei Meter weit zurückgeschleudert und landete schließlich reichlich benommen auf seinem Hosenboden.
 

Als er sich stöhnend wieder erhob, stand Madame Pince vor ihm und schäumte vor Wut, wobei sie Professor Snape ähnlicher sah, als sie selber es wahrscheinlich für möglich gehalten hätte.

„Mister Potter!“, zischte sie in gedämpften Ton und wies mit einer unmissverständlichen Geste auf ein Schild an der Tür. „Können Sie nicht lesen? Da steht doch, dass dieser Bereich für Schüler ohne Erlaubnis einer Lehrkraft verboten ist. “
 

„Ich weiß.“, murmelte Harry kleinlaut. „Aber ich habe gedacht….“
 

„Dass das für Sie nicht gilt?“, fauchte sie leise. „Die Regeln sind für alle da und niemand, auch nicht Harry Potter, bekommt in meiner Bibliothek eine Sonderbehandlung. Ist das klar
 

„Ja, Madame Pince.“, knurrte Harry, doch sie fuhr fort, ihm einen Vortag über seine Disziplinlosigkeit zu halten und dass er sich als Schüler des sechsten Jahres doch etwas zusammenreißen müsse.
 

Aber Harry hörte gar nicht mehr richtig zu, sondern betrachtete interessiert ihre vor Wut leicht gerötetes Gesicht. Warum regte sie sich nur so auf? Er hatte schließlich nicht um eine Sonderbehandlung gebeten und sah überhaupt nicht ein, warum er für etwas verurteilt wurde, dass er noch gar nicht begangen hatte. Insgeheim nahm er sich vor, jetzt erst recht in den verbotenen Teil vorzudringen, damit sie wenigstens einen Grund für ihre Meckerei hatte. Er wollte Sie doch nicht der Lüge bezichtigen, nicht wahr? Ein kleines Grinsen schlich sich bei dieser Vorstellung auf sein Gesicht. Wenn sie doch nur endlich aufhören würde, wegen dieses kleinen Vorfalls so einen Aufstand zu machen…
 

Plötzlich bemerkte er hinter der Bibliothekarin eine Bewegung. Wer auch immer in dem Verbotenen Teil der Bibliothek war, stand jetzt genau hinter der Frau. Harry trat unmerklich einen kleinen Schritt zur Seite und erstarrte. Hinter dem Gitter stand der Schatten und sah zu ihm herüber. Ein eigenartiger Schwindel erfasste Harrys Gedanken und wollte ihn dazu bringen, dem Wesen zu folgen.

Ich kann doch nicht, dachte er verzweifelt, als er das Drängen des Schattens in seinem Kopf fühlte. Tu was! Hilf mir!
 

„Deshalb haben wir diesen Teil sorgfältig abgesperrt, damit…“, führte Madame Pince gerade aus, als ihre Stimme mit einem Mal versagte. Ungläubig griff sie sich an den Hals und räusperte sich. Als sie erneut versuchte etwas zu sagen, kam jedoch kein Laut über ihre Lippen. Ihre Augen richtete eine Frage an Harry, doch der riss sich zusammen und machte ein unschuldiges Gesicht. Er hatte so eine Ahnung, was passiert war, doch sicher konnte er sich nicht sein. Der Schatten hinter Madame Pince war nicht mehr zu sehen, doch Harry spürte, dass er noch da war.
 

Auch Madame Pince sah aus, als hätte sie etwas gespürt und drehte sich um. Sie trat näher an das Gitter und Harry sah an ihren Armen, die aus den kurzen Ärmeln ihrer Bluse hervorlugte, dass sie eine Gänsehaut bekam. Sie sah Harry an und fuhr dann wieder zu der Absperrung herum. Harry konnte nur ahnen, was sich in ihrem Kopf abspielte, kannte er doch die Wirkung, die der Schatten hatte. Er trat vorsichtig einen Schritt zurück, als Madame Pince aufstöhnte und sich rückwärts von ihm zurückzog.
 

In ihrem Blick lag etwas, dass irgendwo zwischen Unglauben und Entsetzen lag und die einzige Quelle, die sie dafür ausmachen konnte, war offensichtlich Harry. Sie keuchte entsetzt und griff sich an den Hals, als würde sie verzweifelt versuchen zu schreien, doch es war kein Laut zu hören. Langsam bekam Harry es mit der Angst zu tun. Sicherlich hatte er gewollt, dass sie ihn in Ruhe ließ, aber letztendlich, war sie doch nur ihrer Arbeit nachgegangen.
 

„Hör auf!“, rief er daher und wandte sich dem abgesperrten Teil der Bibliothek zu. Er selbst stand immer noch in den Strahlen des hellen Sonnenscheins, der durch die großen Fenster an der Vorderseite der Bibliothek lagen. In dem Teil jedoch, der jetzt vor ihm lag, verflüchtigte sich die Wirkung der Septembersonne langsam und die Regale im abgedunkelten Teil hinter der Absperrung schienen einer anderen Welt zu entstammen. Erschreckt und gleichzeitig fasziniert starrte er in das wogende Dunkel, dass sich hinter dem Gitter ausbreitete.

Harry sah, wie Madame Pince neben ihm zusammenzuckte; dann ging eine höchst eigenartige Verwandlung mit ihr vor. Als würde sie Harry überhaupt nicht mehr wahrnehmen, drehte sie sich mit einem Mal um und begann mit steifen Bewegungen wieder zum Eingang der Bibliothek zu gehen. Schon nach wenigen Schritten schien sie vergessen zu haben, was so eben passiert war, und ließ Harry allein zurück.
 

Harry fuhr zu den Schatten herum. Kalter Schweiß lief über seine Stirn und sein Herz raste, als wäre er so eben einmal um die ganze Schule gelaufen.

„Was sollte das?“, flüsterte er atemlos. „Das war verdammt riskant, verstehst du das denn nicht? Wenn Madame Pince das nun Dumbledore erzählt. Die kriegen mich doch.“
 

Harry sah sich noch einmal, nach der Bibliothekarin um, doch die war nicht mehr zu sehen. Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Vor seinen staunenden Augen öffnete sich die Absperrung und machte den Weg, in den Verbotenen Teil der Bibliothek frei. Der Schatten, der nun wieder menschliche Umrisse angenommen hatte, fing an, sich von Harry zu entfernen und er folgte ihm. Sie gingen durch die dunklen Reihen und Harry hörte ein Flüstern und Raunen, das zwischen den Regalen hin und her zu schweben schien.
 

Wie in weiter Ferne sah er noch die Absperrung und stellte etwas beunruhigt fest, dass sich die Tür wieder geschlossen hatte. Vor ihm war der Schatten fast nicht mehr zu sehen, doch er konnte spüren, dass er nicht allein war. Hatte das Wesen nicht außerdem gerade bewiesen, dass es auf Harrys Seite stand? Auch wenn seine Methoden sicherlich etwas fragwürdig waren, so konnte Harry doch verstehen, dass er sich offensichtlich etwas beeilen musste. Mafalda Mullingtow hatte gesagt, Sirius würde nicht ewig auf ihn warten. Er durfte sich also nicht von solchen Kleinigkeiten wie einer störrischen Bibliothekarin aufhalten lassen.
 

An einem Regal hielt der Schatten an und blickte in Harrys Richtung. Der blieb stehen und sah unsicher an den Buchreihen empor. Hier sollte er fündig werden? Dieser Teil schien seit Jahren nicht mehr betreten worden zu sein, denn im Gegensatz zu dem öffentlichen Teil der Bibliothek, lag hier eine dünne Staubschicht auf dem Boden, in der sich seine Fußabdrücke deutlich abzeichneten. Er konnte nur hoffen, dass wirklich niemand mehr hierher kam, sonst hätte er einige unangenehme Fragen zu beantworten gehabt.
 

Als er versuchte, die Titel auf den teilweise schon dunkel gewordenen Buckrücken zu entziffern, musste er plötzlich zurückweichen, um nicht von einem dicken Buch erschlagen zu werden, das sich selbstständig gemacht hatte und direkt vor seinen Füßen auf dem Boden aufschlug. Sein Herz schlug einen Purzelbaum und pumpte eine gehörige Portion Adrenalin durch seine Adern.

„Muss doch nicht sein.“, murmelte er ärgerlich und beobachtete dann mit ein wenig Unbehagen, wie sich das Buch von selber aufschlug und die Seiten wie von einem Windstoß durcheinander gewirbelt wurden.
 

Als sie sich wieder beruhigten, prangte eine große Abbildung des Steintores. Als Harry jedoch versuchte den darunter stehenden Text zu entziffern, musste er feststellen, dass dieser nicht nur in einer fremden Sprache, sondern zu allem Unglück auch noch in für ihn völlig unverständlichen Zeichen verfasst worden war.

„Na toll.“, fluchte er halblaut. „Jetzt habe ich etwas gefunden und kann es nicht lesen. Wo ist denn Hermine, wenn man sie mal braucht?“
 

Als ihm einfiel, mit wessen Hilfe er überhaupt hierher gekommen war, war er jedoch froh, dass seine Freundin ihn nicht begleitete hatte. Sie wäre sicherlich nicht erbaut gewesen, wenn Harry etwas tat, dass Dumbledore unmöglich gut heißen konnte. Aber was scherte ihn Dumbledore. Der Schulleiter hatte Geheimnisse vor Harry, also hatte Harry schon lange das Recht, etwas für sich zu behalten. Er hatte die Nase voll davon, immer der nette, folgsame Junge zu sein, für den ihn alle hielten. Die hatten ja keine Ahnung…
 

Erschrocken schlug sich Harry die Hand vor den Mund, als hätte er diese Worte tatsächlich laut ausgesprochen. Hatte er das tatsächlich gerade gedacht? Aber er hatte doch noch gar nicht mit dem Schulleiter über diese Sache geredet. Vielleicht hatte Dumbledore wieder einmal nur versucht, Harry zu schützen. Aber warum hatte er nichts gesagt?
 

Harrys Blick wanderte wieder zu dem Abbild des Steinbogens. Vor seinem geistigen Auge fing der Schleier an, sich sanft in einem unsichtbaren Wind hin- und herzubewegen. Erneut sah Harry Sirius durch den Schleier fallen, ohne dass er etwas dagegen tun konnte, denn er war einfach zu langsam, zu weit weg. Ein Stein schien um seinen Hals gebunden zu sein, der ihn immer tiefer hinunter zu reißen schien in seine Schuld. Er musste sich davon befreien, sonst würde er wirklich untergehen und die Erinnerung an Sirius würde sein Leben beherrschen. Doch nach dem, was er jetzt wusste, musste er einfach versuchen, ihn zu retten. Das war der einzige Weg.
 

Er glaubte, die Stimmen zu hören, die sich flüsternd hinter dem Stoff bewegten, die Schatten, die dahinter wohnten. Sie riefen ihm zu, er müsse sich beeilen. Einer der Schatten trat dicht an den Vorhang heran und strich von der anderen Seite über den Schleier. Winkte er Harry? Unwillkürlich versuchte Harry, die fremde Hand zu ergreifen, doch alles was er berührte, war das staubige Bücherregal vor seiner Nase
 

Die Erinnerung oder Vision… was immer es auch gewesen war, es war vorüber und er saß wieder vor dem Bild mit dem Text, den er nicht verstand. Es war zum Aus-der-Haut-Fahren. Irgendwo musste er doch etwas finden, das ihm weiterhalf. Seine Gedanken waren inzwischen wie leergefegt und er fühlte ernsthafte Kopfschmerzen aufsteigen. Die Zusammenarbeit mit diesem Schatten schien einige unangenehme Nebenwirkungen zu haben. Wenn es ihm jedoch zu Sirius bringen konnte, war Harry bereit, dies auf sich zu nehmen.
 

Missmutig rappelte sich Harry wieder vom Boden hoch und klopfte sich den nicht gerade unauffälligen Staub vom Umhang, Er sah aus, als hätte man mit ihm den Innenhof gefegt. Anscheinend war wirklich lange niemand mehr hier gewesen. Ob er das Buch mitnehmen sollte? Vielleicht würde ihn Madame Pince auch diesmal einfach vergessen. Also schnappte er sich den Wälzer und versteckte ihn leidlich unter seinem Umhang. Das war zwar nicht gerade perfekt, aber bis zum Gryffindor-Turm würde es schon reichen.
 

Harry schlich sich leise durch die verlassene Bibliothek und wunderte sich ein wenig, dass noch nicht einmal die Bibliothekarin zu sehen war. Als er gerade das letzte Stück seines Weges zur rettenden Tür hinter sich bringen wollte, verharrte er mitten in der Bewegung und starrte entsetzt die Türklinke an, die sich langsam und unaufhaltsam nach unten bewegte. Schnell rechnete er sich seine Chancen aus, noch hinter einem der Regale zu verschwinden, aber da war es schon zu spät.
 

Die Tür hatte sich geöffnet, eine Gestalt war hindurch geschlüpft und hatte die Tür wieder hinter sich geschlossen. Völlig überrumpelt registrierte Harry zunächst nur, dass es sich um eine Slytherin-Uniform handelte, die der Eintretende trug…bis er sich schließlich auch bewusst machte, dass es niemand anders als Draco Malfoy war, der sich so eben aufatmend und mit geschlossenen Augen gegen die schwere Eichentür lehnte. Harrys Hand glitt zu seinem Zauberstab in seiner rechten Hosentasche.
 

Leider hatte er völlig vergessen, dass er ja immer noch das schwere Buch in der Hand hatte und so fiel es mit einem lauten Knall zu Boden. Malfoy riss erschrocken die Augen auf und sah Harry an. In seinem Blick zeigte sich ein Schrecken, den Harry nicht verstand, der ihm aber gut gefiel, wenn er ehrlich war. Ein kleines Grinsen schlich sich in sein Gesicht, ohne dass er viel dagegen tun konnte. Der Slytherin hatte sich jedoch schnell wieder in der Gewalt.
 

„Potter!“, fauchte er. „Was tust du hier? Klaust du etwas Bücher?“ Sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. „Hat das Wiesel dich angepumpt und ihr braucht was für den Flohmarkt?“
 

Normalerweise hätte Harry nicht gezögert, den blonden Jungen mit einem Fluch in die Flucht zu schlagen, doch jetzt hielt er sich etwas zurück. Ihn interessierte, was Malfoy dazu veranlasst hatte, sich in der Bibliothek zu verstecken, denn das war offensichtlich der Grund seines Aufenthalts. So beschloss Harry erst einmal zu warten, bis er wusste, was es damit auf sich hatte.
 

Er richtete sich ein wenig auf und verengte die Augen zu kleine Schlitzen, damit der andere seine Unsicherheit nicht sehen konnte. Dann zischte er leise:

„Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht, Malfoy. Ich kann hier genauso kommen und gehen wie du. Oder ist da etwas vor der Tür, das dich davon abhält.“
 

Das kurze Erstaunen in Malfoys Gesicht, ausgelöst durch Harrys Vermutung oder sein Auftreten, entging Harry nicht und so wagte er sich weiter vor. Er trat einen Schritt näher und hob mit einer möglichst beiläufigen Geste das Buch vom Boden auf.

„Was ist los, Malfoy?“, feixte er. „Ist etwa jemand hinter dir her, weil sich deine beiden Gorillas verdünnisiert haben?“
 

Es war ein Schuss ins Blaue, aber offensichtlich traf er trotzdem ins Schwarze. „Ach halt die Klappe, Narbengesicht.“, knirschte Malfoy und wollte wohl den Rückzug antreten, als vor der Tür Stimmen laut wurden.
 

„Ich glaube, er ist hier lang.“
 

„Gleich haben wir das miese Frettchen.“
 

„Der wird sich nicht noch mal mit einem Gryffindor anlegen.“
 

„Wieso eigentlich immer Frettchen?“
 

„Komm mit, das erklären wir dir, wenn wir ihn finden.“
 

Grinsend betrachtete Harry den inzwischen ziemlich blassen Slytherin-Schüler. „Anscheinend hat da jemand ziemlichen Ärger am Hals, hab ich Recht? Was hast du gemacht? Lass mich raten, mal wieder die Klappe zu weit aufgerissen, nur das diesmal leider etwas zu viele Löwen in der Nähe waren, die die kleine Schlange einfach in die Ecke gedrängt haben.“
 

Harry gab es zwar nicht so gerne zu, aber er genoss das Gefühl, seinen Triumph über Malfoy so auszuspielen. An Dumbledore oder einen der anderen Erwachsenen kam er nicht heran, aber Malfoy war mit ihm auf einer Augenhöhe. Mehr noch. Harry wusste, dass er ihm überlegen war. Weit überlegen sogar, wenn an bedachte, dass Malfoy schon genügend unter Beweis gestellt hatte, dass er Mitgliedern der DA, dem geheimen Bund, in dem sie im letzten Jahr die Verteidigung gegen die Dunklen Künste geübt hatten, nicht gewachsen war.
 

Er machte noch eine Schritt auf den anderen zu und bemerkte zu spät, dass er zu weit gegangen war. Malfoy zog blitzschnell seinen Zauberstab und schickte Harry einen seiner Lieblings-Flüche auf den Hals. Aber in der Eile hatte er wohl nicht gut überlegt, so dass er Harry mit seinem „Serpensortia!“, eine weitere Waffe lieferte.
 

Die Schlange fuhr zunächst zischend auf Harry zu, doch er richtete einige befehlende Worte in Parsel an sie, so dass sie nun anfing, langsam wieder auf den Slytherin zuzukriechen.

„Wie dumm von dir, Malfoy.“, höhnte er. „Ausgerechnet diesen Fluch gegen einen Parselmund zu richten. Naja, was kann man von einem Slytherin auch schon anderes erwarten, als eine Schlange. Lass mich dir zeigen, wie man es besser macht.“
 

Harry schwang nun selbst seinen eigenen Zauberstab und schoss einen „Diffindio!“, auf Malfoy ab, der dessen Schulrobe über der Brust sauber in zwei Hälfte teilte. Harry hatte die Formel noch nie als Waffe eingesetzt und war erstaunt, dass der Zauber offensichtlich so heftig gewesen war, dass er auch die darunter liegende Haut geritzt hatte. Ein wenig Blut trat aus der schmalen Wunde an der Brust seines Mitschülers. Schmerz und Wut verschleierten den Blick des Slytherins.
 

„Das geht zu weit, Potter.“, kreischte Malfoy außer sich. „Egal, was meine Mutter gesagt hat, das wirst du mir büßen.“

Mit einem schrillen Schrei warf er sich Harry entgegen, doch der wich Malfoys Fluch aus und beschwor reflexartig einen Schild. Der fremde Zauber prallte davon ab und traf dafür eines der Bücherregale und das mit durchschlagendem Erfolg. Das Regal verlor seine rechte Seitenwand und kippte wie in Zeitlupe in Richtung der beiden Schüler, die sich beide mit einem hastigen Sprung in Sicherheit brachten, wenn auch in verschiedenen Richtungen.
 

Hustend und spuckend standen sie in einer großen Wolke aus Staub und Buchseiten, als die große Flügeltür aufgerissen wurde und eine funkensprühende Madame Pince zusammen mit Argus Filch, dem Hausmeister, in die Bibliothek stürzte. Sie erfasste mit einem Blick die Bescherung und wollte so eben ein Donnerwetter loslassen, als ihr Blick auf Harry fiel. Sie hielt in ihrem Luftholen inne, als erinnere sie sich dunkel an etwas sehr Unangenehmes.
 

Harry hatte den Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht vergessen und konnte sich lebhaft vorstellen, was sie im Moment dacht. Offensichtlich brachte sie diese Erinnerung in eine direkte Verbindung mit Harry und so klappte sie den Mund wieder zu, überlegte kurz und sagte dann. „Mister Filch? Bringen sie diese beiden Subjekte bitte zu Professor Dumbledore. Er wird wissen, was zu tun ist.“
 

Der Hausmeister blickte kurz auf die Verwüstung und meinte dann mit einem hinterlistigen Glitzern in den Augen, die sich wie durch Zufall nur auf Harry richteten:

„Ich würde sagen, mit dieser Sache müssen wir den Direktor nicht beschäftigen, zumal er im Moment auch gar nicht da ist. Wie wäre es, wenn ich stattdessen Professor Snape um Rat frage?“
 

Wütend funkelte Harry den Hausmeister an. War ja klar, dass er wieder mal die gesamte Schuld kriegen würde, während Malfoy straffrei ausging. Daher verschränkte er die Arme auf der Brust und meinte mit mäßig unterdrückter Gereiztheit:

„Ich würde vorschlagen, wir fragen beide Hauslehrer, denn schließlich sind hier Schüler von zwei Häusern beteiligt.“
 

„Potter ist eindeutig überführt und stellt noch Forderungen.“, hetzte Filch. „Meinen Sie, er hat das verdient, Madame Pince? Schließlich ist die Bibliothek ihr Reich und Sie allein entscheiden, was hier geschehen soll.“
 

Sichtlich etwas geschmeichelt, strich sie die grauhaarige Lehrerin eine nicht vorhandene Haarsträhne aus dem Gesicht und meinte dann in einem sehr bestimmten Ton:

„Nein, das hat er wirklich nicht. Bringen Sie die beiden bitte zu Professor Snape. Er wird schon wissen, was hier zu tun ist. Zusätzlich dazu, was er Ihnen an Strafarbeiten aufgibt, meine Herren, werden Sie diese Schweinerei aufräumen, bevor Sie gehen. Aber verwenden sie bitte ihre Zauberstäbe, sonst dauert das ja ewig. Außerdem will ich Sie BEIDE hier vorerst nicht mehr sehen.“
 

„Aber…“, begann Harry zu protestieren, denn wenn er nicht mehr in die Bibliothek durfte, konnte er seine Noten abschreiben. Er gab sich nicht der Illusion hin, dass Snape in ´Zaubertränke´ darauf Rücksicht nehmen würde, dass Harry nicht in die Bibliothek durfte. Wahrscheinlich würde er ihm sogar extra Aufgaben geben, die ohne Literatur nicht zu bewältigen waren.
 

„Sparen Sie sich ihr Aber, Mister Potter.“, sage Madame Pince trocken. „Wenn Sie sich sofort benommen hätten, wie es sich in einer Bibliothek gehört, hätten Sie jetzt keine Probleme. Mir ist es gleich, ob Sie der Held der Zauberwelt sind. In meiner Bibliothek wird sich nicht duelliert. Tun Sie dass, auf dem Schulhof, wenn Sie sich unbedingt wie ein Erstklässler benehmen wollen.“
 

Nach dieser Strafpredigt wagte Harry nichts mehr zu sagen und schoss lediglich einen bösen Blick auf Malfoy ab, der sich widerwillig daran gemacht hatte, das zerstörte Regal zu reparieren. Da sie zaubern durften, war die Sache nach knapp zwanzig Minuten erledigt, und lediglich zwei zerrissene Einbände und das Buch aus der Verbotenen Abteilung zeugten noch, von dem Vorfall. Als Madame Pince es sah, wurde ihr Blick misstrauisch und sie versuchte anscheinend herauszufinden, was es damit auf sich hatte.
 

„Keltische Mythen und Legenden“, überlegte sie laut. „Wer von Ihnen hat dieses Buch aus der Verbotenen Abteilung geholt?“
 

Harry war etwas erstaunt, dass sie sich anscheinend wirklich nicht mehr an den Vorfall von vorhin erinnern konnte. Was immer es war, er hoffte, dass der Schatten so was auch mit Snape machen konnte, denn die Bibliothekarin schüttelte nur den Kopf und scheuchte dann Malfoy und Filch vor die Tür. Als auch Harry durch die Tür gehen wollte, hielt sie ihn kurz zurück.
 

„Mister Potter?“
 

Was will sie denn jetzt noch, fragte sich Harry genervt. Er blieb aber trotzdem stehen, sah ihr direkt in die Augen und bemerkte mit Befriedigung, dass ihr Blick ein wenig unruhig war. „Ja?“, fragte er und wunderte sich ein wenig über die Gelassenheit, mit der er das Wort aussprach. Immerhin hatte sie quasi gerade seinen Abschluss versaut, ohne den er nie Auror werden würde und ihm außerdem die Möglichkeit genommen, in nächster Zeit weiter nach Informationen zu suchen.
 

Madame Pince brach den Augenkontakt ab und sagte nur leise:

„Seien Sie vorsichtig, Mister Potter. Ich weiß, was ich gesagt habe, aber ich war sehr erregt. Sie werden natürlich die Möglichkeit haben, in die Bibliothek zu kommen. Schließlich ist der Zweck dieser Schule Ihnen die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen. Aber seien Sie vorsichtig, denn die ´Verbotene Abteilung’ heißt nicht nur zum Spaß so. Dort stehen Werke, deren Potenz Sie noch nicht handhaben können. Glauben Sie mir, das alles dient nur ihrem Schutz. Auch dem Schutz vor gefährlichen Informationen.“
 

Bei ihren letzten Worten hatte sie bedeutungsschwer das Buch gehoben, das er vorhin hatte mitgehen lassen. Ein Eisklumpen bildete sich in seinem Magen, als er sich klar macht, was das wahrscheinlich hieß. Das hieß, dass Dumbledore angeordnet hatte, das Buch vor Harry zu verstecken. Wie sonst war es zu erklären, dass ein Buch über Mythen und Legenden in Reih und Glied mit Werken über todbringende Zaubertränke und Verbotene Flüche stand. Eigentlich hätte ihm das schon früher auffallen sollen. Doch dann fiel ihm ein, dass er den Titel ja nicht hatte lesen können.
 

Ungehalten machte er sich aus Madame Pince Griff frei. „War das alles?“, brachte er noch über die Lippen, bevor er sie zu einem schmalen Strich zusammenzog, um nicht noch einmal etwas Unüberlegtes zu tun. Snape hatte bereits genug Futter, um Harry das Leben schwer zu machen.“
 

„Ja, Mister Potter.“, sagte Madame Pince mit sorgenvollem Blick. „Passen sie auf sich auf, Potter. Sie werden noch gebraucht.“
 

Er beschloss, keine Antwort darauf zu geben, drehte sich nur auf der Stelle um und rauschte mit einer, seiner aufgewirbelten Laune entsprechenden Geste aus dem Raum. Draußen nahm ihn der wartende Hausmeister in Empfang und führte die beiden Schuldigen durch die Schule hinab in den Kerker. Harry kam es so vor, als würde der höhnisch grinsende Mann mit Ansicht einen Umweg machen, um seine Beute auch möglichste vielen Schülern demonstrieren zu können. Harry sah, dass die beiden Abgeführten nicht wenige erstaunte oder mitleidige bis schadenfrohe Blicke trafen. Er hätte nur zu gerne gewusste, wem von den beiden Übeltätern welche Blicke galten.
 

Ein Seitenblick auf Malfoy zeigte ihm, dass der kreideweiß im Gesicht war und sich die Hand vor die Brust hielt. Beinahe hätte er Harry Leid getan, denn er hatte nicht vorgehabt, den anderen ernsthaft zu verletzen. Als ihn allerdings ein giftiger Blick und eine angedeutete Todesdrohung aus den Augen des Slytherins trafen, begrub er sein Mitgefühl wieder. Malfoy wusste es sowieso nicht zu schätzen und außerdem war er derjenige, der angefangen hatte. Harry hatte sich nur verteidigt. Was konnte er dafür, dass er besser war als Malfoy. Sollte er doch umkippen und krepieren an seiner mickrigen Wunde.
 

Als sie das Büro des finsteren Zaubertränkelehrers erreichten, verspannte sich Harrys Rücken automatisch und er musste an sich halten um nicht anzufangen zu zittern. Nicht weil er sich fürchtete, sondern weil fast schon die zynischen Bemerkungen Snapes in den Ohren hatte, die dieser so gerne und reichlich Harry gegenüber gebrauchte. Fast wünschte er sich, der Schatten würde so ein Spiel wie mit Madame Pince auch mal mit Snape trieben, doch offensichtlich war das Wesen verschwunden.
 

Snape saß an seinem Schreibtisch und war nicht sehr erfreut über die Störung, was er sogleich an jemandem ausließ, von dem Harry geglaubt hatte, dass er Snapes Zuneigung praktisch gepachtete hatte: Draco Malfoy.

„Mister Malfoy, ich hatte gedacht, dass Sie über solche Kindereien inzwischen hinaus wären.“, sagte er in einem Ton, den Harry bis jetzt für sich alleine reserviert geglaubt hatte. „Gehen Sie sich nützlich machen und räumen sie den Klassenraum auf, den sie ab morgen ihr zu Hause nennen dürfen. Wenn Sie sich nicht ein wenig anstrengen, wird es wohl nichts mit einem weiteren ´Ohnegleichen`“
 

Harry wagte nicht sich auszumalen, was Sanpe ihm wohl an den Kopf werfen würde, doch der warf ihm lediglich einen abschätzigen Blick zu und meinte beiläufig: „Potter, hilf ihm!“ Dann setzte er sich wieder an seine Schreibtisch und dachte nicht daran, die noch anwesenden Schüler mit einem einzigen Quäntchen mehr Aufmerksamkeit zu bedenken, als er es mit einem Möbelstück getan hätte. Verblüfft starrte Harry ihn an und überlegte, ob das nun gut oder schlecht war, wenn Snape beschloss, die Geschehnisse der Vergangenheit und die damit verbundene Antipathie aus seinem Gedächtnis zu streichen. Hieß das, dass er tatsächlich Ruhe vor dem Lehrer hatte?
 

Misstrauisch lauerte er auf eine Reaktion, die jedoch ausblieb. So wandte er sich ab, um dem verhassten Slytherin zu folgen, der den Raum bereits zusammen mit Filch verlassen hatte, als Snape sich offensichtlich doch nicht mehr beherrschen konnte. Ein bösartiges Zischen drang an Harrys Ohr:

„Treib´s nicht zu weit, Bursche. Ich habe nicht vergessen, was du getan hast.“
 

Harry war wie versteinert stehen geblieben und überlegte, wie er reagieren sollte. Ihm fielen sofort eine Menge Dinge ein, die er dem Lehrer gerne angetan hätte. Wie der Mann wohl reagieren würde, wenn er wüsste, was gerade wirklich in der Bibliothek geschehen war und dass Harry auf dem besten Weg war, denjenigen zurückzuholen, den Snape neben Harrys Vater am meisten hasste.
 

Harry konnte sich des kleinen Lächelns auf seinem Gesicht nicht erwähren. Wenn Sirius erst wieder da wäre, würde Snape das Zischen schon noch vergehen, dachte er bei sich und kicherte ein wenig bei dem Gedanken. Das würde herrlich werden. Harry würde zu Sirius ziehen und Snape würde nur noch ins Hauptquartier des Phönix-Ordens kommen, wenn er die beiden darum anbettelte. Eine Szene, in der Snape heulend und winselnd vor der Tür stand, während die Todesser immer näher rückten um den Verräter zu holen, füllte Harrys Denken aus und sie wurde immer realer.
 

Er konnte gerade zu die Angst in den Augen des Mannes sehen, als der Schatten Voldemorts auf sein Gesicht fiel und der böse Zauberer den Stab hob, um seinen abtrünnigen Gefolgsmann zu töten. Dann würde es Snape Leid tun, dass er immer so eklig zu Harry gewesen war, denn nur er, Harry Potter, konnte den schlimmsten Alptraum von Severus Snape töten. Immer mehr Details aus dem Leiden seines Lehrers fügte er in Gedanken hinzu und genoss diese Vorstellung in vollen Zügen.
 

„Interessante Theorie, Potter.“, holte ihn eine Stimme zurück in die Wirklichkeit. Es war anscheinen mehr Zeit vergangen, als Harry gedachte hatte, denn als er sich umdrehte stand Snape vor ihm und hielt den Zauberstab in der Hand. Ein Harry durchaus vertrautes Gefühl verriet ihm, dass sein Lehrer so eben in seinen Gedanken herumgeschnüffelt hatte. Offenbar hatte er auch gesehen, was Harry sich gerade vorgestellt hatte, denn seine Hand wirkte verkrampft und die Fingerknöchel traten weiß hervor. Der Blick aus den schwarzen Adleraugen bohrte sich in Harrys, doch der hielt dem mühelos stand.
 

Harry spürte plötzlich, dass der Schatten hinter ihm stand und ihm wieder half. Diesmal war es ihm nur recht, dass sein Opfer eine Lektion erhielt. Snape sollte lieber vorsichtig sein, sich mit Harry Potter anzulegen.
 

“Wenn du meinst, dass ich jetzt Angst vor dir habe, Potter, dann täuschst du dich. Es braucht mehr als ein paar wütende Blicke, um mich aus der Bahn zu werfen. So was bekomme ich täglich und unverkennbar lebe ich immer noch.“ Snapes Stimme wurde jetzt gefährlich leise. „Doch was mich und den Dunklen Lord angeht, so ist das eine Sache, in die DU deine Nase lieber nicht stecken solltest, wenn du sie behalten möchtest.“
 

Hohn troff aus der Stimme des Mannes und Harry ballte die Hände zu Fäusten. Er war viel zu wütend um noch zu überlegen, was er sagte. „Zu schade, dass Sie auf unsere Seite stehen. Ich hätte zu gerne gesehen, wie Sie unter dem Einfluss eines Cruciatus aussehen.“
 

Snapes Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Das ist ein gefährlicher Wunsch, der zudem noch gesetzeswidrig ist. Was würde Professor Dumbledore nur dazu sagen?“
 

„Professor Dumbledore ist aber nicht hier, also schert es mich auch nicht, was er sagen würde.“, gab Harry kalt zurück und stellte ein wenig überrascht fest, dass das sogar der Wahrheit entsprach. Er hatte sich seine Wut aus Snape von Dumbledore ausreden lassen, der ihm erklärt hatte, er müsse Verständnis für Snape haben. Zum Teufel damit. Schließlich hatte Snape auch nicht das geringste Verständnis für Harry gehabt. Warum sollte er darauf Rücksicht nehmen, was ein dummer, alter Mann ihm sagte. Dumbledore hatte ihn nach Strich und Faden belogen, warum sollte Harry ihm noch irgendetwas glauben?
 

Er war schließlich Harry Potter, der Held der Zauberwelt. Es wurde Zeit, dass er auch einmal etwas von seinem Ruf hatte, als immer nur Spott und schlechte Schlagzeilen. Grimmig lächelnd zog er seinen Zauberstab. Snape verfolgte seine Geste mit einem halb besorgten, halb belustigten Gesichtausdruck. Harry wünschte sich nichts sehnlicher, als dieses herablassende Lächeln aus Snapes Gesicht zu treiben, mit dem der Mann auch Sirius immer bedacht hatte. Harry erinnerte sich noch genau an jede einzelne Bemerkung dieses schleimigen Bastards. Er sollte leiden für das, was er Sirius angetan hatte.
 

Er fühlte die Wut in seine Adern pochen und die Magie, die in seine Fingern zu kribbeln schien, wie kleine elektrische Spannungen, kurz bevor ein Gewitter ausbrach. Er wusste, dass der Lehrer ihm im Prinzip überlegen war, doch Snape wusste nicht, wen Harry an seiner Seite hatte.
 

Der Schatten stand inzwischen neben Harry und musterte ihn. Offensichtlich gefiel ihm was er sah, denn Harry empfing etwas wie aufmunternde Zustimmung aus dem Blick des Schattens. Davon bestätigt hob Harry den Zauberstab. Mit zitternden Fingern doch zum Äußersten entschlossen hob er den Zauberstab und war kurz davor, die verbotene Formel des Folterfluchs auszusprechen. Er wusste dass er diesmal Erfolg haben würde. Anders als bei Bellatrix war er diesmal davon überzeugt, das genau Richtige zu tun und eine seltsame Ruhe erfasste ihn. Ähnlich wie beim ersten Mal, als er tatsächlich einen gestaltlichen Patronus beschworen hatte, war er irgendwie sicher, dass es gelingen würde. Damals war es einfach nur die Gewissheit, dass er es schaffen würde, weil es ihm eigentlich schon geglückt war. Diese Gewissheit hatte er hier nicht, doch die Vorstellung eines von einem Cruciatus getroffenen, vor Schmerzen zuckenden und wimmernden Snape stand so deutlich vor seinen Augen, dass er die Formel schon fast von selbst auf der Zunge hatte.
 

Er öffnete den Mund, um sie auszusprechen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  DisorientedDarcy
2010-11-29T13:03:22+00:00 29.11.2010 14:03
gyaaaaaaaaaaaaaaaaaa!
ich kann nich mehr **'
das ist nicht dein ERNST?

moment mal wieso reg ich mich jetzt auf?
ich les einfach weiter XD
Von: abgemeldet
2004-12-02T19:45:49+00:00 02.12.2004 20:45
Oha, spannend. Die Queen of Cliffhanger schlägt wieder zu.
Da mach ich mich mal gleich auf, weiterzulesen, denn wie üblich gibt es auch an diesem Kapitel rein gar nichts auszusetzen.
Ist zwar ein klein wenig mühsam, nicht den Faden zu verlieren, wenn man so gar keine Ahnung von den Büchern und Filmen hat...Aber ich wurstel mich durch.
Von: abgemeldet
2004-11-20T00:05:41+00:00 20.11.2004 01:05
AAAAAAAAAAHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!! *kreisch*
Meine Fresse, wie kannst du JETZT nur aufhören?!? Das ist einfach nur GRAUSAM!!!!!!! T___T *hat völlig gebannt gelesen... und dann war da plötzlich schluss* Gott, ich bete, dass es bald weitergeht und sowas von wegen Geschichte abbrechen will ich ja nicht von dir hören!! >__<
Ich bin inzwischen echt unglaublich gespannt, was diese/r Schatten sind/ist, denn es ist ziemlich offensichtlich, dass sie eher nur böses wollen oder zumindest nicht wirklich wohlwollend ihrer Umgebung gegenüber sind, Harry mal ausgeschlossen o.O Diese Sache mit Madame Pince ist auch irgendwie seltsam, vor allem am Schluss dann, als sie sagt, dass Harry auf sich aufpassen soll...
Aber boah, der Schluss mit Snape >__< Wird Harry den Cruciatus wirklich aussprechen? Und warum konnte er sich gegen Snapes Legilimens nicht wehren? Und ist Draco nicht auch noch im Raum? Verursacht der Schatten Harrys immer größer werdenden Verlust an Vertrauen und seinen Hang zur Dunkelheit? Lauter Fragen und noch keine Antworten in Sicht >.< Also BITTE schreib weiter, ich bin echt abhängig..
Grüße (und noch etwas mehr Gebettel),
Shiruy ^^
Und danke für die ENS ^-^


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