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Seelenschatten

wenn das Dunkel sich erhebt
von

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Solomons Geheimnis

Pushing me away (Linkin Park )
 

I've lied to you

The same way that I always do

This is the last smile

That I'll fake for the sake of being with you
 

I've tried like you

To do everything you wanted too

This is the last time

I'll take the blame for the sake of being with you
 


 

Solomons Geheimnis
 

Als Harry an Solomons Tür ankam, stellte sich ihm zunächst ein relativ massives Problem in den Weg: die Tür.
 

Ein einfaches Alohomora! brachte nicht den gewünschten Erfolg und so sah es so aus, als wäre Harrys Ausflug schon zu Ende, bevor er überhaupt begonnen hatte. Eigentlich hätte er sich ja gleich denken können, dass ein Mann wie Solomon seine Tür besonders gut verschloss. Enttäuscht drehte Harry sich um und prallte erstaunt zurück. Vor ihm stand Sirius in der Mitte des Ganges und sah Harry an. Er legte den Kopf ein wenig schief und ein leises Klicken erklang hinter Harry. Als er sich umdrehte schwang die Tür geräuschlos nach innen. Harry wollte sich gerade bei Sirius bedanken, als er Stimmen hörte, die langsam näher kamen. Ohne lange zu überlegen huschte Harry durch die Tür und ließ sie leise wieder ins Schloss schnappen.

Mit angehaltenem Atem horchte er, ob die ungebetenen Beobachter auf dem Flur vorbeigingen, doch die Stimmen hielten direkt vor der Tür an. Entsetzt erkannte Harry, dass es sich bei einer davon um Snape handelte. Wenn der ihn hier erwischte, konnte er sich seine Sachen auf dem Postweg nachschicken lassen- Sirius hin oder her.
 

Gehetzt sah sich Harry im Zimmer nach einem Versteck um und entdeckte eine schmalen Spalt zwischen einem der vielen Bücherregale und einem Fenster. Schnell zwängte er sich in den Spalt und versuchte, möglichst kein verräterisches Geräusch zu verursachen. Doch allein sein Herz klopfte so laut, dass er ernsthaft befürchtete, dass ihn jemand einfach hören musste . Er lehnte den Kopf rückwärts gegen das Regal und schloss die Augen.

Die Tür wurde geöffnet und Harry erkannte an den Stimmen, dass es sich bei der zweiten Person um Solomon handeln musste. Wer auch sonst würde in dessen Privaträumen herumspuken, wenn man nicht gerade völlig hirnlos gewordener Jungzauberer? Angespannt verfolgte Harry, was sich hinter dem Regal abspielte.
 

„Das ist eigenartig.“, murmelte Solomon nachdenklich und schloss die Tür wieder. „Ich hatte eigentlich eine zusätzliche Verriegelung an der Tür angebracht. Aber sie ist nicht mehr da. Und doch gibt es keinerlei Einbruchsspuren.“

„Wahrscheinlich haben Sie es einfach vergessen.“, klang Snapes ironischer Ton in Solomons Überlegungen. „Vielleicht sollten wir Ihnen lieber eine Drehtür einbauen. Die wäre vielleicht geeigneter, ihre Schätze zu bewachen.“

„Passen sie auf, was sie sagen!“, gab Solomon frostig zurück. „Immerhin haben ihnen meine Schätze , wie Sie sie nennen, auch schon aus der Klemme geholfen, Severus.“

„Wie Sie meinen, Ernest.“, antwortete Snape gelangweilt. „Womit wir bereits beim Thema wären. Haben Sie sie?“

„Sofort.“, antwortete Solomon und holte anscheinend etwas aus einer Schublade. „Sie haben einen ziemlich hohen Verbrauch.“

„Das bringt meine Aufgabe so mit sich.“, grollte Snape. „Wir können gerne tauschen, falls Ihnen der Sinn nach spezieller Gesellschaft steht.“

Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Nur fürchte ich, dass Sie dafür nicht qualifiziert genug sind.“

„Was zu beweisen wäre...“, entgegnete Solomon. „Aber lassen wir das. Wir haben Wichtigeres zu tun.“

„Sicher…“, pflichtete Snape süffisant dem älteren Mann bei. „Geistergeschichten wirken in der Mittagssonne auch nicht besonders einschüchternd.“

Ein unwilliges Gemurmel war die einzige Antwort, die Snape auf diese Äußerung erhielt. Eine Zeit lang sagten die beiden Lehrer gar nicht, nur ein leises Klappen und das Geraschel von etwas wie Seidenpapier waren zu hören. Harry hätte zu gerne gewusste, was die beiden dort taten, aber er traute sich nicht nachzusehen.

„Ist das alles?“, fragte Snape schließlich. „Ich dachte, Sie hätten bereits genügend hergestellt. Und das Armband ist zu auffällig. Wie soll ich denn das tragen?“

„Und wenn Sie es schlucken…“, antwortete Solomon trocken. „Glauben Sie, der Schutz gegen den Cruciatus lässt sich in einen Bindfaden einweben. Ich habe mehrere Wochen daran gearbeitet. Aber wenn Sie ihn nicht wollen…“

„Schon gut.“, knurrte Snape. „Ich werde es ausprobieren. Obwohl es mir lieber wäre, wenn ich es nicht brauchen würde. Was ist mit den Wisperwichten?“

„Professor Dumbledore hat mich um ein paar Exemplare gebeten. Offensichtlich geht dieser Werwolf auf eine längere Reise in Sachen seiner unsäglichen Verwandtschaft. Mögen sie alle in den tiefsten Tiefen des Ozeans ersaufen.“

„Wie Recht Sie doch haben.“, schloss sich Snape seinem Kollegen an. „Doch unglücklicherweise werden wir uns der Anwesenheit dieses Werwolfs wohl noch länger erfreuen können.“

„Ich werde Ihnen neue Wichte machen, sobald ich Gelegenheit habe, im Verbotenen Wald nach geeigneten Feen zu suchen. Bis jetzt fehlte dazu jedoch die Zeit. Aber Hagrid hat mir zugesichert, dass er mich am Wochenende begleiten würde.“

„Das nützt mir aber nichts mehr.“, begehrte Snape auf. „Was ist mit heute Abend?“

„Potter…“

Dieses eine Wort reichte aus, um Snape explodieren zu lassen. „Das ist doch wohl nicht ihr Ernst. Ernest, Sie haben sich doch nicht von diesem Potter-Virus anstecken lassen. Hat er Sie jetzt auch schon um den Finger gewickelt? Ich dachte, wenigstens Sie wären dagegen immun.“

„Beruhigen Sie sich, Severus.“, unterbrach Solomon ihn. „Wenn Sie ihre Aufgabe ernster genommen hätten, müsste ich jetzt gar nicht hier sein. Glauben Sie mir, ich war nicht besonders erpicht auf die Stelle- ganz im Gegensatz zu Ihnen.“
 

Snape murmelte etwas, das Harry nicht verstand. Aber etwas anderes als eine neue Gehässigkeit würde es wohl nicht gewesen sein. Inzwischen wurde Harry sich bewusst, dass er eigentlich gar nicht in einer so schlechten Position war. Wenn die beiden ihn bis jetzt nicht bemerkt hatten, würden sie es wahrscheinlich auch weiterhin nicht tun. Trotzdem war ihm nicht besonders wohl bei dem Gedanken, hinter einem Bücherregal festzusitzen, egal was er dabei herausfinden konnte. Es war eng und außerdem fing sein Fuß langsam an einzuschlafen. Nur machten die beiden Lehrer nicht unbedingt den Anschein, als würden sie sich in nächster Zeit hier wegbewegen.

Solomon ließ sich, den Geräuschen nach zu urteilen, auf seinem Schreibtischstuhl nieder und Snape schien es ihm gleich zu tun. Snape sprach eine kurze Formel und kurz darauf vernahm Harry das leise Klirren von Porzellan. Der Geruch von schwarzem Tee stieg ihm in die Nase und deutete auf ein längeres Gespräch hin. Harry seufzte innerlich und verfluchte sich selber bereits zum dritten Mal für seine dumme Idee.

Schließlich ergriff Solomon wieder das Wort. „Ich kann auch nicht sagen, dass ich Professor Dumbledores Entscheidung begrüße. In meinen Augen wären Sie durchaus befähigt, die Stelle auszufüllen, Severus. Aber Sie wissen, wie das aufgenommen worden wäre. Eine Verhandlung vor dem Zaubergamot ist nichts, das so leicht in Vergessenheit gerät, wenn man nicht über entsprechende Beziehungen verfügt. Aber trösten Sie sich. So unbeliebt die Dunklen Künste auch sind, so unterschätzt sind sie auch. Die wenigstens haben eine Ahnung davon, was man wirklich vollbringen könnte.“

„Wenn man sie denn anwenden kann…“, warf Snape ohne Zweifel amüsiert dazwischen.

„Wenn Sie jemanden suchen, an dem Sie ihre schlechte Laune auslassen können, suchen Sie sich einen Schüler.“, wies Solomon ihn zurecht. „Wobei das meinen Bobachtungen nach ohnedies ihr üblicher Gemütszustand zu sein scheint. Oder gibt es einen besonderen Anlass dazu?“

Snape schnaubte abfällig. „Abgesehen von dem angenehmen Wochenende, das ich vor mir habe? Oder den unfähigen Stümpern, mit denen ich meine Zeit vertrödeln muss und die sich hier Schüler nennen?“

„Dafür sollte sich der Aufwand, den Sie mit ihrem eigenen Haus haben, doch erheblich verringert haben.“, gab Solomon zu bedenken. „Immerhin habe ich mir sagen lassen, dass eine erhebliche Anzahl Schüler aus ihrem Haus nicht zum Schulbeginn erschienen ist.“

„Was allerdings mehr Probleme mit sich bringt, als es im ersten Moment scheint.“, grollte Snape. „Zum Beispiel darf ich mich damit herumschlagen, dass mein Quidditch-Team nur noch aus einem Mann besteht. Die eine Hälfte hat bereits einen Abschluss und der Rest ist nicht erschienen. Draco Malfoy heult mir seit Tagen die Ohren deswegen voll.“
 

Das Thema interessierte Harry nun allerdings doch. So leise er konnte drehte er sich in seinem Versteck herum, wobei er sich halb auf die Fensterbank schieben musste, um die Beine überhaupt aneinander vorbei zu bekommen. Doch die Aktion blieb von den beiden Lehrern unbemerkt und so hatte Harry jetzt einen guten Blick auf die beiden „Opfer“ seiner Lauschaktion.

Snape blickte missgelaunt in seine Tasse, währen Solomon die behandschuhten Hände aneinander gelegt hatte und sein Gegenüber mit gerunzelten Augenbrauen musterte. Vor ihm auf dem Tisch lagen eine Schachtel und ein kleiner Beutel, in dem sich wahrscheinlich die ominösen Wisperwichte befanden, was immer das auch sein mochte.

„Ich dachte, der Malfoy-Erbe hätte es ihnen angetan.“, brach Solomon schließlich das Schweigen.

Snape lächelte dünn. „Draco ist relativ effizient und nützlich, wenn es darum geht, Potter im Zaum zu halten. Aber ohne seine beiden Freunde , Vincent Crabbe und Gregory Goyle, scheint er einen recht schweren Stand zu haben. Der gute Lucius wäre nicht entzückt, wenn er wüsste, was für ein Schwächling sein Sohn im Grunde genommen ist. Er hält viel von Draco.“

„Sie nicht?“, hakte Solomon nach. „Ich fand ihn, ehrlich gesagt, etwas farblos.“

„Dann hätten sie ihn früher erleben müssen. Aber ich kann ihnen versichern, Sie wären erstaunt, wie oft man die Worte ’mein Vater’ in einem Satz erwähnen kann.“, spottete Snape. „Der gute Lucius hat es schon immer verstanden, Leute für sich zu gewinnen und seinen Willen durchzusetzen. Offensichtlich versucht Draco, sich in dieser Richtung ähnlich erfolgreich zu zeigen. Es würde mich nicht wundern, wenn er in einigen Wochen wieder oben auf ist. Nur habe ich im Moment eben anderes zu tun, als mich um ihn zu kümmern. Auch wenn seine Mutter mich noch einmal persönlich darum gebeten hat.“

„Narzissa Malfoy…“, meinte Solomon nachdenklich. „Ich habe von ihr gehört, sie aber nie getroffen. Sie kennen sich doch näher. Wie ist Ihre Einschätzung? Hat Dumbledore Recht, wenn er ihr traut?“

„Narzissa…“, sinnierte Snape und nahm gedankenverloren noch einen Schluck aus seiner Tasse, bevor er antwortete. „Seit der Heirat mit Lucius hat sie ein wenig von ihrem alten Biss verloren. Trotzdem ist sie eine recht beeindruckende Frau mit einem ausgeprägten Familiensinn, wenn man es denn so nennen will. Dass sie diesen Black allerdings so hoch schätzt, hätte ich nie gedacht. Eigentlich kommt der ihrer Definition eines Blutverräters doch recht nahe. Aber Narzissa hatte schon immer einen Schwäche für schöne Dinge. Vielleicht hat sie gehofft, Black irgendwann wieder ’im Schoß der Familie’ begrüßen zu können. Zumal nach der Sache mit Askaban.“

Harry ballte bei dem Ton, mit dem Snape den Namen seine Paten in den Raum spie, unwillkürlich die Faust. So ein verdammter Hund… nein, eine Schlange traf es wohl eher. Wie konnte er wagen, so von Sirius zu sprechen?

„Sie scheinen nicht sehr viel von Black zu halten.“, stellte Solomon fest, während er Snape und sich noch Tee nachschenkte. „Gibt es dafür einen Grund?“

„Wir waren zusammen in Hogwarts und es gab… Zwischenfälle, an die ich mich noch gut erinnern kann.“, wich Snape der Frage aus.

„War dieser Werwolf auch dabei?“, wollte Solomon wissen.

„Ja, er und Potters Vater.“, knurrte Snape. „Aber vielleicht könnten wir dieses Thema jetzt beenden. Ich komme mir vor, wie bei einem Verhör.“

Solomons Mundwinkel zuckten. „Sie müssen mich schon verstehen, Severus. Ich weiß gerne über die Zusammenhänge bescheid, wenn ich eine Aufgabe übernehme. Und ich habe das Gefühl, dass hier sehr viel mehr hinter den Kulissen passiert, als man es auf den ersten Blick für möglich hält.“

Snapes Gesicht verdunkelte sich und sein Blick wurde kalt. „Dann lassen Sie mich da raus. Wenn ich seelischen Beistand von jemandem brauche, der noch nicht einmal eine Teekanne herbeizaubern kann, gebe ich Ihnen Bescheid. Einen Guten Tag noch.“

Er stand auf, griff mit einer wütenden Bewegung nach dem Beutel von Solomons Schreibtisch und schickte seinem Kollegen noch einen letzten, feindseligen Blick, bevor er fluchtartig den Raum verließ.

Solomon sah ihm nach und schüttelte sacht den Kopf. „Es ist nicht leicht, mit den Schatten der Vergangenheit fertig zu werden.“, sagte er leise und strich nachdenklich über seine Hände.
 

Die Schulglocke verkündete das Ende der Mittagspause und Solomon stand mit einem letzten Seufzen auf. Sein Blick blieb an den benutzten Tassen hängen und er blieb unschlüssig stehen. Dann ballte er eine Hand zu einer Faust, trat an den Schreibtisch und öffnete eine kleine Schublade. Er entnahm einen länglichen Kasten und öffnete mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck den Kasten.

Harry sah, dass Solomon einen länglichen Gegenstand in einem Futteral herausnahm. Als er den Gegenstand auswickelte, stellte Harry erstaunt fest, dass es ein Zauberstab war. Solomon hob den Stab, konzentrierte sich und sprach laut und deutlich „Evanesco!

Lediglich eine der Tassen auf dem Tisch verschwand. Solomon runzelte die Stirn und wiederholte den Spruch noch ein paar Mal, bis zum Schluss auch die Teekanne verschwand. Sichtlich erschöpft steckte Solomon den Stab wieder in sein Futteral, verschloss die Kiste und legte alles wieder in die oberste Schreibtischschublade. Dann nahm er noch einen weiteren Gegenstand aus der Schublade, und wandte sich der Tür zu.

Harry versuchte vorsichtig, seine Position so zu verändern, dass er sehen konnte, wann Solomon den Raum verließ. Ein heftiger Schmerz fuhr plötzlich durch seinen Fuß. Harry konnte gerade noch einen Aufschrei unterdrücken, nicht jedoch, dass er scharf die Luft einsog, als er die Belastung wieder von seinem eingeschlafenen Fuß nahm. Misstrauisch Solomon sah sich um. Harry duckte sich, so schnell es ging, wieder hinter das Regal und verharrte jetzt völlig regungslos, um sich nicht doch noch zu verraten.

Er wagte kaum zu atmen und lauschte auf jede Bewegung, die hinter dem Regal vor sich ging. Solomon brummte etwas, suchte aber nicht weiter nach der Ursache des Geräusches. Auch nachdem die Tür kurze Zeit später ins Schloss gefallen war, wartete Harry ab, bis er sich nach einer Weile halbwegs sicher sein konnte, dass Solomon den Raum wirklich verlassen hatte. Vorsichtig lugte er hinter dem Regal hervor und fand das Arbeitszimmer tatsächlich leer vor. Erst jetzt atmete er auf und humpelte aus seinem Versteck hervor.

Ärgerlich massierte er den schmerzenden Fuß und sah sich aufmerksam im Zimmer um. Er hatte gehört, dass Solomon noch irgendetwas gemacht hatte, bevor die Tür klappte. Argwöhnisch betrachtete Harry die Tür. Ob sie nun wieder verschlossen war? War da nicht ein leichter Glanz auf dem Holz, der nicht vom einfallenden Licht herrühren konnte. Neugierig trat Harry näher und konnte jetzt die feinen Zeichen erkennen, die rund um die Tür auf das Holz gemalt waren. Allerlei rote, blaue und gelbe Runen mischten sich mit Zahlen und Zeichen, die Harry noch nie gesehen hatte.

Irgendetwas sagte Harry, dass es nicht klug gewesen wäre, die Zeichen einfach wegzuwischen. Suchend sah er sich um, doch Sirius war nirgends zu entdecken. Wie sollte er jetzt hier hinauskommen? Sein Blick wanderte durch den Raum und blieb schließlich an Solomons Schreibtisch hängen. Wenn er schon hier festsaß, konnte er die Gelegenheit wenigstens nützen, um das zu tun, weswegen er hergekommen war. Für die versäumte Stunde in Verteidigung würde ihm schon eine Ausrede einfallen.

Neugierig begann Harry den Schreibtisch zu durchsuchen. In der obersten Schublade befand sich der Kasten mit dem Zauberstab. Harry öffnete ihn kurzentschlossen. Es war ein ganz gewöhnlicher Zauberstab, offensichtlich wurde er jedoch gut gepflegt. Harry lachte leise auf auf. Wenn man dem glauben konnte, was er gesehen hatte, wurde er auch nicht oft benutzt.
 

In einer anderen, kleinen Schachtel fand Harry Stück von Ölkreide in verschiedenen Farben. Die hatte Solomon wahrscheinlich benutzt, um die Zeichen an der Tür anzubringen. Eine weitere, etwas größere Schachtel war leer, aber an dem Seidenpapier erkannte Harry, dass es sich um die Schachtel mit den Wisperwichten handeln musste. Enttäuscht drehte er die Schachtel um in der Hoffnung, vielleicht doch noch einen der Wichte zu finden. Leider hatte er damit kein Glück. Frustriert stopfte er das Papier wieder zurück in die Schachtel und widmete sich der nächsten Schublade. Dort fand er verschieden große Dosen, die allesamt in einer winzigen, leicht kritzeligen Schrift etikettiert waren.

„Salbei, Oregano, Thymian…“, las Harry. “Hirtentäschel, Rosmarin, Spitzwegerich…“

Er wollte die Dose schon wieder zurück in die Schublade legen, entdeckte er in einer Ecke eine kleine, etwas erbsengroße Kugel. Als er sie in die Hand nahm hatte er das merkwürdige Gefühl, keinen Gegenstand, sondern ein kleines Lebewesen in der Hand zu halten. Harry drückte ein wenig an der Kugel herum, bis sie schließlich mit einem leisen ’Ping’ zersprang. Aus der geöffneten Hülle stieg eine kleine, leuchtende Kugel empor.

„Wow!“, sagte Harry verblüfft und versuchte, nach der kleinen, schimmernden Leuchtkugel zu greifen. Die wich seiner Hand geschickt aus und verharrte dann wieder regungslos in der Luft. Er betrachtete das Leuchten genauer und meinte für einen Augenblick, ein Gesicht darin erkennen zu können. Ob das ein Wisperwicht war?

„Das muss ich Ron erzählen.“, murmelte Harry staunend. „Der würde Augen machen. Wenn ich nur wüsste, wozu so ein Wicht gut ist.“

Harry biss sich auf die Lippe und dachte scharf nach. Wenn Snape sie so dringend brauchte und wenn man von dem ausging, was er bis jetzt von Solomon gehört hatte… Plötzlich hatte Harry eine Idee. Er sah den Wicht fest an und sagte laut und deutlich: „Ich wünsche, dass du Ron sagst, dass ich nicht zu Verteidigung gegen die Dunklen Künste komme, weil ich in Solomons Büro festsitze. Er soll mir helfen kommen.“

Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, setzte sich der Wicht blitzartig in Bewegung und glitt auf das Fenster zu. Doch noch bevor das kleine Licht die Scheibe erreicht hatte, erschien wie aus dem Boden gewachsen Sirius und schloss ärgerlich die Hand um den kleinen Wicht. Ein kurzes Aufleuchten und als Sirius die Hand wieder öffnete, war der Wicht verschwunden.

Verblüfft blickte Harry auf die Stelle, an der sich so eben noch der Wisperwicht befunden hatte. Er schluckte, als er Sirius zornigen Gesichtsausdruck sah.

„War keine so gute Idee, was?“, fragte er mit einem schiefen Lächeln. „Aber ich hab tatsächlich herausgefunden, wie sie funktionieren. Ist doch eine klasse Erfindung. So was bräuchten wir mal bei den Prüfungen.“
 

Harry merkte mit einem Mal, wie ihm kalt wurde und die Gänsehaut seine Arme hinaufkroch bis in den Nacken. Solomons Büro wirkte ganz unvermittelt düster und bedrohlich und die Zeichen an der Tür schienen ihn höhnisch anzufunkeln. Schatten ballten sich in den Ecken zusammen und Harry begann zu zittern. Plötzlich hatte er nur noch den dringenden Wunsch, diesen Raum möglichst schnell zu verlassen.

Unsicher sah er Sirius an. Doch sein Pate machte keine Anstalten, die Tür erneut zu öffnen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah Harry böse an. Harry stand auf, blickte von Sirius zu der Tür und wieder zurück.

„Du willst mir also nicht helfen?“, fragte er zur Sicherheit noch einmal nach.

Sirius Gesicht war eine Maske aus Eis. Mitleidlos musterten ihn die schwarzen Augen und Harry wich instinktiv einen Schritt zurück. Na schön, dann eben nicht. Er würde diese Tür auch alleine bewältigen. Mit dem Rücken zu Sirius nahm er gegenüber der Tür Aufstellung und überlegte. Dei Tür alleine öffnen… das war leichter gesagt als getan. Er hatte überhaupt keine Ahnung, wie er das anstellen sollte.

Vorsichtig streckte er die Hand nach der Tür aus und ließ sie wenige Zentimeter, bevor er das sie tatsächlich berührte, in der Luft verharren. Ihm war fast, als könne er den Zauber spüren, der durch das Holz pulsierte und nur darauf lauerte, sich auf einen Eindringling zu stürzen. Doch dann schüttelte Harry den Kopf über seine eigene Dummheit. Hatte er nicht gerade festgestellt, dass sich alles in ihm sträubte, die Tür überhaupt zu berühren? Was, wenn der Zauber gar keinen Schaden anrichten würde, sondern lediglich der Abschreckung diente? Nach allem, was er von Solomons Zauberkünsten gesehen hatte, wäre da durchaus möglich. Triumphierend sah Harry sich noch einmal nach Sirius um und griff nach der Klinke.
 

Er spürte den heftigen Schlag schon fast gar nicht mehr, mit dem sein Kopf auf dem Boden aufschlug. Alle seine Nervenbahnen schienen mit flüssigem Feuer gefüllt zu sein. Das Letzte, was er sah, bevor ihm schwarz vor Augen wurde, war Sirius Gesicht, der ihn wage interessiert betrachtete. Der Spott in seinen Augen tat Harry fast mehr weh, als die körperlichen Schmerzen.
 


 


 


 

Als Harry die Augen aufschlug, fiel sein Blick auf eine hohe, gewölbte Steindecke, die ihm leider nur zu bekannt vorkam. Schließlich war er schon oft genug hier gewesen, um sie sofort zu erkennen. Automatisch griff seine Hand nach der Brille, die auch tatsächlich auf dem Nachttisch lag, aber auch der geschärfte Blick änderte nichts an der Erkenntnis, dass er sich im Krankenflügel befand. Als hätte sie nur auf ihr Stichwort gewartet, betrat Madame Pomfrey das Krakenzimmer.

„Wie ich sehe, sind Sie wieder wach, Mister Potter.“, stellte sie sachlich fest. Sie griff mit routinierten Bewegungen nach seinem Arm, maß seinen Puls und drehte seine Kopf erst nach rechts und dann nach links. Offensichtlich zufrieden mit dem Ergebnis verkündete sie dann: „Sie können gehen, Mister Potter. Sie sind gesund.“

„Ähm ja…“, stotterte Harry verwirrt. Was war denn in Madame Pomfrey gefahren?

Die Krankenschwester musterte ihn und seufzte schließlich. „Nun schauen Sie nicht so, Mister Potter. Sie haben wirklich Glück gehabt, dass nicht mehr passiert ist. Ich wollte ich ja eigentlich jedes Kommentars enthalten, aber dieser Mann hat einfach unverantwortlich gehandelt, solch einen Zauber hier in der Schule zu platzieren. Allerdings frage ich mich auch, warum wieder einmal ausgerechnet Sie das zweifelhafte Glück haben, ihm zu erliegen. Was haben Sie sich nur dabei gedacht?“

„Gedacht?“, fragte Harry beklommen nach. Eigentlich hatte er sich überhaupt nicht viel dabei gedacht. Es schien einfach eine interessante Idee zu sein.

„Wie dem auch sei.“, unterbrach Madame Pomfrey Harrys Gedanken. „Sie sollten auf jeden Fall zusehen, dass Sie nicht noch mehr Unterricht versäumen. Das sieht bestimmt besser aus. Nun hopp, machen Sie schon, dass Sie hinaus kommen.“
 

Eilig verließ Harry die Krankenstation. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er nicht sehr lange weg gewesen sein konnte. Schließlich war das Ende der Mittagspause gerade erst eine gute halbe Stunde her. Schweren Herzens entschied er sich, auf Madame Pomfreys Rat zu hören, und machte sich auf den Weg zu Solomons Klassenraum.

Von drinnen war kein Laut zu hören. Harry atmete noch einmal tief durch und klopfte dann an.

„Herein!“, erklang Solomons Stimme von drinnen. Harry unterdrückte den Impuls, sich einfach wieder umzudrehen und öffnete die Tür.

Solomon stand vor der Klasse und sah Harry verärgert entgegen. „Wünschen Sie etwas, Mister Potter?“, fragte er ungehalten. “Ich denke, was wir zu besprechen haben, kann bis später warten.“

Entgeistert sah Harry sich in der Klasse um und blickte in die teils interessierten, teils schadenfrohen Gesichter von lauter Viertklässlern.

„A-aber ich dachte, ich hätte jetzt... Verteidigung.“, stotterte er.

Solomon musterte Harry, als wäre er so eben durch seine Abschlussprüfung gefallen. „Falls sie ihre Stunde in Verteidigung gegen die Dunklen Künste meinen, der Sie ja vorzogen nicht beizuwohnen… Die war gestern.“

Vereinzeltes Gekicher kam auf und Harry fühlte, wie ihm gleichzeitig heiß und kalt zu werden schien.

„Verzeihung...“, nuschelte er und verließ, so schnell es ging, den Klassenraum. Verdammt, wieso hatte Madame Pomfrey ihm denn nicht gesagt, dass er eine ganze Nacht im Krankenflügel verbracht hatte. Andererseits hätte er sich das eigentlich auch selber denken können, schalte er sich dann. Wenn er nur eine halbe Stunde weg gewesen wäre, hätte er sich nicht im Krankenflügel wieder gefunden. Allerdings verbesserte diese Erkenntnis seine Situation kein bisschen. Das hieß nämlich, dass er jetzt Zaubertränke hatte, und Snapes Reaktion konnte Harry sich quasi schon bildlich vorstellen.
 

Einen Moment lang war er wirklich versucht, nicht in den Kerker zu gehen und einfach zu behaupten, er sei noch nicht wieder fit genug gewesen, doch dann packte ihn der Ehrgeiz. Er würde nicht vor Snape kuschen. Sollte der ihm doch eine Strafarbeit verpassen, das war ihm egal. Hauptsache, er durfte überhaupt hier bleiben. Andererseits hatte ihn der Schulleiter noch nie rausgeworfen, egal was er getan hatte. Wenn Harry es sich Recht überlegte, konnte Dumbledore das auch gar nicht. Er, Harry Potter, war schließlich viel zu wichtig, als dass man ihn einfach so aus den Augen lassen konnte.

Einigermaßen beruhigt kam Harry schließlich im Kerker an und klopfte aber zur Sicherheit lieber an. Das „Ja“, das von drinnen kam, klang noch nicht einmal wirklich verärgert und so atmete Harry noch einmal tief durch und betrat den Kerker. Er ging zügig am Lehrertisch vorbei, um Snape keine Gelegenheit zu geben, ihm eine Strafpredigt zu halten.

“Entschuldigung, Professor, ich war krank.“, murmelte er und ließ sich immer noch mit gesenktem Kopf auf seinem Platz neben Dean gleiten.

„Sehr freundlich, Potter, aber es gibt trotzdem 5 Punkte Abzug wegen Zuspätkommens.“, schnarrte eine Stimme und Harrys Kopf ruckte in die Höhe.

Am Lehretisch saß niemand anderer als Draco Malfoy, dem das gehässige Grinsen schon fast sein fieses Frettchengesicht in zwei Hälften teilte. Die anderen Schüler hatten ihre Arbeiten unterbrochen und sahen nun gespannt zwischen Harry und dem Slytherin hin und her.

„Ich habe eine Entschuldigung von Madame Pomfrey.“, presste Harry mühsam beherrscht zwischen den Zähnen hervor. „Du kannst mir also keine Punkte abziehen, Malfoy.“

„Oh doch, das kann ich.“, feixte der blonde Junge und sein Grinsen wurde noch breiter. „Ich habe hier nämlich die Vertretung für Professor Snape übernommen und ich bin mir sicher, dass er dir diese Punkte ebenfalls abgezogen hätte. Berechtigt, wie ich noch hinzufügen muss. Sonst macht sich bald jeder einen Spaß daraus, einfach so in Ohnmacht zu fallen, nur um den Unterricht zu schwänzen.“

„Ich habe nicht geschwänzt.“, begehrte Harry auf. „Es ist schließlich nicht meine Schuld, dass…“

„Dass was?“, fragte Malfoy lauernd.

Harry schluckte den Satz, der ihn eben noch auf der Zunge gelegen hatte hinunter. Er würde bestimmt niemandem hier erzählen, was er bei Solomon gesehen hatte. Schon gar nicht Malfoy. Er fing einen mitleidigen und zugleich warnenden Blick von Hermine auf. Wahrscheinlich lag ihr das „Ich hab´s ja gleich gesagt“ schon auf der Zunge.

„Ich hab dich was gefragt, Potter?“, hakte Malfoy nach und erhob sich langsam von seinem Sitzplatz. „Willst du mir nicht antworten?“

Harry unterdrückte, was er eigentlich gern gesagt hätte und sagte seltsam ruhig: „Nein, ich denke, ich ziehe es vor, nicht zu antworten.“
 

Harry war selbst erstaunt, woher diese Gelassenheit mit einem Mal kam, doch irgendwie war ihm gerade klar geworden, dass Malfoy ihm im Grunde genommen nichts anhaben konnte. Je weniger er auf seine Provokationen eingehen würde, umso mehr würde der Slytherin sich ärgern. Unwillkürlich musste Harry grinsen. Vielleicht hatte Hermine doch gar nicht so unrecht mit ihrer Strategie. Das war offensichtlich nicht die Reaktion, die Malfoy von Harry erwartet hatte.

„Potter, Nachsitzen!“, bellte er böse und machte dabei fast schon Snape Konkurrenz. Harry zog verächtlich eine Augenbraue nach oben.

„Und mit welcher Begründung?“, fragte er freundlich nach. „Wegen Zuspätkommens hast du mir doch schon Punkte abgezogen.“

Malfoy schnaubte wütend und sein Gesicht zeigte zur Abwechslung mal eine einigermaßen gesunde Gesichtsfarbe. „Wegen, wegen…“, stotterte Malfoy und seine Augen schien förmlich Funken zu sprühen vor Zorn. Musste ziemlich frustrierend sein, seinen Erzfeind endlich mal unter seine Fuchtel zu haben und dann rumzustottern wie ein Vorschüler beim Weihnachtsgedichte-Aufsagen, überlegte Harry. Außerdem fiel ihm da och etwas ein.

„Wegen grober Unhöflichkeit einer Aufsichtsperson gegenüber.“, brachte Malfoy seinen Satz schließlich zu Ende und sah dabei ziemlich siegessicher aus.

„Toll!“, sagte Harry teilnahmslos. „Wann soll ich hier sein?“

„Hier?“, fragte Malfoy verständnislos nach.

„Ja hier.“, antwortete Harry lächelnd. „Üblicherweise beaufsichtig die Aufsichtsperson den Schüler während seiner Strafarbeit. Das sagt ja eigentlich schon der Name.“

Malfoy war bei Harrys Worten ein wenig blass geworden. So hatte er sich das Ganze wahrscheinlich nicht vorgestellt. Hinter Harry scharrte ein Stuhl und Hermin trat zu den beiden.

„Merkt ihr beide eigentlich nicht, wie lächerlich ihr euch hier macht?“, fragte sie aufgebracht. „Ich glaube, ihr solltet euch einfach wieder setzen und wir vergessen das Ganze einfach.“

„Kommt nicht in Frage!“, antwortete Harry und Malfoy aus einem Munde.

„Der Tag, an dem ich Hilfe von einem Schlammblut brauche, ist garantiert noch nicht gekommen, Granger.“, zischte Malfoy und hatte mit einem Mal seinen Zauberstab in der Hand. Noch bevor er damit jedoch einen Zauber wirken konnte, hatte Harry ebenfalls nach seinem Stab gegriffen und eine Formel gemurmelt. Der Lähmfluch ließ Malfoy mitten in der Bewegung erstarren. Drohend richtete Harry seinen Zauberstab auf Malfoy.

„Mit ist es egal, was du mit mir machst.“, knurrte er. „Aber Hermine lässt du in Ruhe, du feiges Frettchen.“

„Harry!“, fuhr Hermin ihn an. „Nimm gefälligst den Stab runter, bevor noch etwas passiert. Und lös gefälligst den Fluch von Malfoy.“

„Fällt mir gar nicht ein.“, Harry zurück. „Wenn du deinen Slytherin-Freund frei haben willst, mach es doch selber. Ich hab dir schließlich nur geholfen.“

„Vielen Dank, aber das hätte ich auch selber geschafft.“, fauchte Hermine und löste mit einem schnellen Gegenzauber Malfoys Erstarrung.

Der hatte es ziemlich eilig, einige Schritte Distanz zwischen sich und Harry zu bringen. Unentschlossen stand er neben dem Lehrerpult und starrte Harry hasserfüllt an. Schließlich knurrte etwa Unfreundliches, setzte sich wieder an seinen Platz vergrub sich in einem Stapel Pergament, nicht ohne Harry dabei immer wieder misstrauische Blicke zuzuwerfen. Der starrte angriffslustig zurück, woraufhin Malfoy aufgab und sich endgültig seinen Aufzeichnungen widmete.
 

Harry sah Hermine an. Sie sah irgendwie traurig aus und er fühlte so etwas wie ein schlechtes Gewissen, das sich irgendwo in seinem Hinterkopf meldete. Aber hatte er ihr nicht geholfen? Wer wusste schon, was Malfoy ihr sonst wieder angehext hätte. Außerdem hatte er sie „Schlammblut“ genannte, und das war etwas, dass Harry auf keinen Fall dulden würde. Er hätte jetzt gerne etwas gesagt, aber der Kloß in seinem Hals wollte einfach keine vernünftigen Worte an sich vorbei lassen.

So schüttelte Hermine noch einmal den buschigen Lockenkopf und setzte sich dann wieder an ihren Tisch. Harry kam sich wie ein Idiot vor. Warum musste zur Zeit eigentlich alles schief gehen? Hatte er der Welt irgendetwas getan, dass sie sch so gegen ihn verschwor? Missmutig ließ er sich ebenfalls auf seinen Platz sinken, doch er machte sich nicht die Mühe, noch nach Feder und Papier zu fragen. Er würde sich später bei Hermine entschuldigen und sie dann auch gleich um ihre Aufzeichnungen bitten. An der Tafel stand irgendetwas von einem Frostschutztrank. Aber schließlich war ja noch nicht Winter und so hatte Harry Wichtigeres zu tun, als sich Gedanken über Frostbeulen zu machen. Seine Gedanken kreisten um Sirius und die Tatsache, dass er Harry hatte so auflaufen lassen. Warum das? Nur, weil er den Wisperwicht benutzt hatte? Er stieß Dean an, der sich irgendwelche wahnsinnig wichtigen Notizen machte.

„Hey, hast du eine Ahnung was ein Wisperwicht ist?“

Dean sah ihn verständnislos an. „Ein was?“

„Ein Wisperwicht.“, wiederholte Harry. „Hab ich irgendwo aufgeschnappt“

„Nie gehört“, antwortete Dean. Wie soll den so was aussehen?“

„Mhm, keine Ahnung.“, schwindelte Harry. „Deswegen frag ich ja.“

Dass Malfoy sich am Lehrertisch bereits mehrfach heftig geräuspert hatte, überhörte Harry geflissentlich. Wenn der Slytherin noch mehr Streit wollte, sollte er nur kommen.

„Ich weiß, was ein Wisperwicht ist.“, erklang auf einmal Padmas Stimme neben Harry. Erstaunt drehte er sich zu ihr herum.

„Naja, ich weiß es nicht genau.“, sagte sie verlegen. „ Aber ich weiß, dass man, eine Fee töten muss, um einen herzustellen. Meine Mutter hat immer fürchterlich geschimpft, dass mein Großonkel ihr das mal gezeigt hat, als sie noch klein war. Soll kein sehr schöner Anblick sein. Ich kann nicht verstehen, wie jemand so etwas machen kann.“

„Das ist allerdings heftig.“, bestätigte Dean. „Ich mag diese kleinen Glimmerdinger irgendwie. Meine Ma hängt die neuerdings auch immer an den Weihnachtsbaum. Sie meint, sie will schließlich auch was davon haben, dass ihr Sohn ein Zauberer ist. Aber wozu braucht man diese Wichte denn?“

„Mhm…“, machte Harry nur und suchte fieberhaft nach einer guten Ausrede. „Weiß ich auch nicht. Ich… ähm… Ich hatte nur befürchtet, es wäre schon wieder etwas, dass uns in Hagrids Unterricht die Finger abbeißen will. Aber dann bin ich jetzt ja beruhigt.“

„Wobei mir einfällt…“ fing Dean an. „Was war denn eigentlich gestern mit dir und dem Phönix? Und warum warst du die Nacht im Krakenflügel?“

Harry rutschte unwohl auf seinem Stuhl hin und her. Warum hatte er nur davon angefangen? Am besten wäre es wahrscheinlich, wenn er mit gar keinem mehr sprach, dann müsste er auch keine unangenehmen Fragen mehr beantworten.

„Hört auf zu schwätzen, sonst zieh ich euch Punkte ab“, drohte in diesem Moment Draco Malfoy vom Pult aus. Obwohl Harry diese lächerliche Warnung nicht wirklich ernst nahm, hätte er Malfoy in dem Moment dafür küssen können. Schließlich war das die perfekte Ausrede, um nicht antworten zu müssen. So zeigte er nur mit dem Kopf nach hinten, verdrehte die Augen und wandte sich dann wieder nach vorne um.

Dean schickte ihm noch einen fragenden Blick, aber Harry schüttelte nur den Kopf und griff sich Deans Zaubertränkebuch. Während er vorgab, interessiert darin zu lesen, versuchte er die Informationen von Padma irgendwie in die Sache mit Sirius einzuordnen. War Sirius deswegen so sauer gewesen? Weil Harry einen Wisperwicht verschwendet hatte, für den eine Fee gestorben war? Irgendwie schmeckte ihm diese Erklärung nicht so recht, aber sie war im Moment alles, was er hatte.
 

Als die Schulglocke endlich das Wochenende einläutete, hatten es alle Schüler ziemlich eilig, den Klassenraum zu verlassen. Doch Harry ließ sich Zeit. Er witterte eine Chance, seine Pläne in Sachen Malfoy ohne viel Aufsehen in die Tat umzusetzen und wollte diese nicht verschwenden. So trödelte er noch ein wenig herum, bis schließlich nur noch er und der blonde Slytherin im Raum waren.

Bevor Hermine gegangen war, hatte sie ihm noch einen warnenden Blick zugeworfen, doch Harry hatte nur beruhigend abgewinkt und versucht, ihr mit einem beruhigenden Lächeln klar zu machen, dass er gar nichts Böses im Schilde führte. Wenn man es nüchtern betrachtete, hatte er das ja auch nicht. Schussendlich diente das hier alles nur der Rettung seines Paten. Und war es nicht Hermine gewesen, die ihm beim letzten Mal seine Kopflosigkeit vorgeworfen hatte? Diesmal hatte er einen Plan und der würde auch funktionieren. Wenn man dabei so ganz nebenbei Malfoy noch ein wenig zu Recht stutzen konnte, sollte ihm das nur recht sein.

Malfoy sah ihn feindselig an.

„Nun los, Potter.“, nörgelte er. „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, auf dich zu warten.“

„Ach.“, sagte Harry und ließ sich mit einem schadenfrohen Grinsen gegen einen der Tische sinken. „Und ich dachte, du wolltest dich noch mit mir zum Nachsitzen verabreden.“

„Gestrichen.“, fauchte Malfoy böse. „Und jetzt raus.“

„Oh“, feixte Harry. „Das kann ich aber nicht zulassen. Die anderen Schüler könnten auf die Idee kommen, dass ich bevorzugt werde Das willst du doch nicht, oder Malfoy?“

„Ich hab aber keine Lust den Freitagabend mit dir zu verbringen, Potter.“, schimpfte Malfoy nun ernsthaft wütend.

„Ich hätte auch morgen Zeit“, triezte Harry ihn noch weiter.

„Also schön, Potter.“, fauchte der Slytherin. „Wenn du es tatsächlich so haben willst. Heute Abend, halb acht hier. Du wirst Froschaugen sortieren und Feuerflossen ausnehmen, bis du wünscht, du wärst nie geboren worden.“

„Ich freu mich drauf.“, grinste Harry und sah befriedigt zu, wie Malfoy hastig seine Schulsachen zusammenraffte und aus dem Raum flüchtete.

Wenn er es recht betrachtete, stimmte es sogar. Er freute sich tatsächlich auf das dumme Gesicht des Slytherins. Das Einzige, was er bis dahin noch klären musste, war diese unangenehme Sache mit Solomon. Aber vielleicht würde Sirius ihm ja trotzdem helfen. Wahrscheinlich war das Ganze eh nur ein großes Missverständnis gewesen. Verhältnismäßig beruhigt machte Harry sich auf den Weg zum Gryffindor-Turm.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2005-04-30T14:53:51+00:00 30.04.2005 16:53
Hey, tolle Geschichte! Zum Glück bin ich darüber gestolpert^^!
Die Auseinandersetzungen zwische Harry und Draco fand ich echt genial!!!! Oder aber auch die Meinung von Snape über Draco... das hatte mich echt aus der Bahn geworfen^^!
Also schreib fleißig weiter, bin schon mal gespannt auf die Fortsetzung!
Nur noch eine kleine Anmerkung: manchmal gibt es wirklich verwirrende Szenen, wie Redhead schon angedeutet hatte! Aber sonst ist alles glasklar *g*

Bis zum nächsten Kap^^
Itako

Ps: Verschickst du denn Benachrichtigungen???? Wenn ja, würdest du mir dann bitte eine schicken???? Thx schon im vorraus dann^^!
Von: abgemeldet
2005-03-29T16:05:13+00:00 29.03.2005 18:05
Super Kapitel. Die Szene zwischen Draco und Harry wegen der Strafarbeit hat mir am besten gefallen!! Was ist eigentlich mit diesem Solomon los?? Hoffe es gibt im nächsten Pitel Antworten *g* Bis bald Mausi
Von: abgemeldet
2005-03-25T23:25:33+00:00 26.03.2005 00:25
Erst mal die Korinthen (damit du siehst, dass ich es auch gelesen habe ^^)

>Er wagte kaum zu atmen und lauschte auf jede Bewegung, die hinter dem Regal vor sich ging.

Schreib lieber 'auf der anderen Sete des Regals'. Immerhin ist Harry ja hinter dem Regal, und so wirkt das verwirrend.

>Enttäuscht drehte er die Schachtel um, doch seine Hoffnung, doch noch einen der Wichte zu finden.

Gut, das versteht sich von selbst. ^^

>zischte Malfoy und hatte den Zauberstab schneller in der Hand, als Harry überhaupt regieren konnte. Instinktiv streckte er seine Hände aus und murmelte eine Formel. Der Lähmfluch ließ Malfoy mitten in der Bewegung erstarren. In der Zwischenzeit hatte Harry ebenfalls seinen Zauberstab gezogen und richtete ihn drohend auf Malfoy.

Das hab ich nicht ganz verstanden (nur durch das weiterlesen dann). Wer macht was? Wer streckt die Hände aus? Immerhin hast du geschrieben, dass Harry noch nicht reagieren kann.

Ansonsten schönes Kapitel mal wieder, am besten gefiel mir die Lauscheszene.
Wie du Draco, meinen heimlichen Liebling, ferig machst, passt mir ja mal gar nicht! Aber ist schon okay, du darfst das.
Von: abgemeldet
2005-03-23T18:33:45+00:00 23.03.2005 19:33
das mit dem phönix musst du aber noch mal genauer erklären! das hab ich net so ganz mitgeschnitten...
die dialoge zwischen harry und draco fand ich cool und dass snape so ne "meinung" von drac hat!!!
alles in allem wieder durchaus gelungen!

bis bald,
mio
Von: abgemeldet
2005-03-23T08:25:42+00:00 23.03.2005 09:25
deine kurzbeschreibung istbuchreif...kurz und gut überlegt
ich wette,du wärst eine gute bestseller-autorin^^


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