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Seelenschatten

wenn das Dunkel sich erhebt
von

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Altes Blut und Alte Runen

Sweetest Poison (Nu Pagadi)
 

Ich bin kein Dämon

Doch etwas Böses ist da schon

In meinem Kopf in meinem Blut

Genau darum bin ich so gut
 

Ich bin das Wasser in der Wüste

Reptil im Paradies

Niemand dem ich ein Lächeln schenk

Der sich nicht küssen ließ
 

Altes Blut und Alte Runen
 

Für die gesamte nächste Woche gab es in Hogwarts kein spannenderes Thema als Grawps Auftauchen und die Gerüchteküche brodelte. Von der Theorie, dass der Riese von Voldemort geschickt worden war, um Hogwarts anzugreifen, bis zu der Idee, dass es sich bei ihm vielleicht um eine eigens von Dumbledore engagierte Leibwache handelte, war so ziemlich alles vertreten. Neville musste wieder und wieder erzählen, wie er Grawp mit dem Wurzelzauber eingefangen hatte und wie dieser genau funktionierte. Die Tatsache, dass es Solomon gewesen war, der den Spruch überhaupt erst vorgeschlagen hatte, wurde dabei meist schnell unter den Tisch fallen gelassen, Das war etwas, das Harry zunächst sehr ärgerte. Jeder, der halbwegs mit seinem Zauberstab umgehen konnte, hätte Grawp auf diese Weise besiegen können. Doch irgendwann musste Harry sich eingestehen, dass dieser Gedankengang wohl am ehesten seiner Eifersucht auf Neville entstammte. Er schämte sich dafür und versuchte krampfhaft, nicht mehr daran zu denken, wenn Neville wieder einmal mit leuchtenden Augen von Hermines Rettung erzählte.

Neuen Auftrieb erhielt die Geschichte, als Ron zwei Tage später von der Krankenstation zurückkehrte und nun seinerseits erzählen musste, wie es überhaupt zu dem Zwischenfall gekommen war. Zu Harrys Erleichterung versuchte Ron dabei wenigstens, Hagrid möglichst wenig Schuld in die Schuhe zu schieben. Er hatte dabei allerdings mit Monika zu kämpfen, die resolut darauf beharrte, dass Hagrid einfach zu leichtsinnig gewesen war und dass Ron sich nicht die geringsten Vorwürfe zu machen brauchte.
 

Hermines Genesung dagegen dauerte wesentlich länger. Zunächst besuchten Harry und Ron sie noch gemeinsam auf der Krankenstation, doch bereits nach dem zweiten Mal, gab Harry dieses Unterfangen wieder auf. Beim ersten Mal sagte Hermine kein Wort und starrte nur mit blassem Gesicht und leerem Blick die Wand an, sodass Madame Pomfrey die beiden Jungen bald wieder hinaus schickte. Bei ihrem zweiten Besuch kam dann nicht nur Monika mit – was Harry reichlich unpassend fand – nein, sie platzten auch noch mitten in eine Unterhaltung zwischen Hermine und Ginny. Da beide bei Harrys Eintreten sofort verstummten und Ginny nicht nur knallrot wurde, sondern es zudem auch noch vermied, Harry anzusehen, konnte der sich ihr Gesprächsthema an zwei Fingern abzählen.
 

Zu allem Überfluss schien sich auch noch Draco Malfoy von seiner anfänglichen Friedfertigkeit erholt zu haben und schikanierte nun Harry, Ron und Neville abwechselnd. Seine Lieblingsvorstellung dabei war es, bei Nevilles Anblick zusammenzuzucken und dann gespielt ängstlich zu rufen:

„Vorsicht, da kommt Longbottom. Seid bloß vorsichtig! Wenn ihr ihn ärgert, wirft er mit Gänseblümchen nach euch.“

Allerdings erntete er damit lediglich bei den Slytherins Gelächter und selbst dort schienen Einige Nevilles Leitung zumindest zu respektieren.
 

Ron jedoch ließ sich mit schönster Regelmäßigkeit von Malfoy auf die Palme bringen und manchmal konnte Harry seinen Freund nur noch mit Mühe davon abhalten, sich auf den Slytherin zu stürzen. Das fiel ihm nicht gerade leicht, besonders, da Malfoy auch nicht davor Halt machte, Harry ab und an ein „Und, Potter, wie fühlt man sich als Nummer Zwei?“ zuzuraunen. Aber immer, wenn Harry kurz davor war, Malfoy ganz einfach trotz allem durch die nächste Wand zu hexen, ließ dieser wie durch Zufall die Worte „Alte Runen“ oder „Übersetzung“ in seine Gemeinheiten einfließen.

Also beherrschte Harry sich. Er hielt sich sogar so sehr mit allen Aktivitäten gegen Malfoy zurück, dass Pansy Parkinson bei einem ihrer Zusammentreffen verlauten ließ:

„Ach lass doch den blöden Potter. Der hat eh zu viel Angst vor dir.“

„Davon träumst du wohl, Parkinson.“, schnaubte Ron wütend. „Harry ist viel besser als drei von Malfoys Sorte. Nicht wahr, Harry?“

Harry starrte den feixenden Malfoy nur an und drohte ihm stumm, es nicht auf die Spitze zu treiben. Ob Malfoy diese Warnung verstand oder nicht, blieb allerdings unklar, da Snape wie aus dem Boden gewachsen auftauchte und ankündigte, er würde jedem Gryffindor Punkte abzuziehen, wenn sie nicht augenblicklich aufhörten „auf dem Gang herumzulungern“.

So konnte Harry nichts weiter tun, als sich durch den Unterricht und die Okklumentik-Stunden zu quälen und zu hoffen, dass Malfoy wenigstens trotzdem an der Übersetzung arbeitete und sie nicht nur nutzte, um ein Druckmittel gegen Harry zu haben.
 

Am Donnerstag der nächsten Woche erschien Hermine morgens wieder zum Frühstück. Sie war immer noch sehr blass und als Ron sie ansprach, nickte sie nur. Ihr Blick wanderte kurz zu Harry, doch der tat so, als wäre er sehr damit beschäftigt, seine Zaubertrankhausaufgaben noch einmal gründlich durchzulesen. Zufällig fand er dabei wirklich einen Fehler

und bemühte sich redlich, diesen irgendwie noch auszubessern, wodurch seine Schrift an einigen Stellen am Ende fast unlesbar war. Aber Snape würde ihm sowieso eine miese Note dafür geben, warum sollte er sich also noch anstrengen? Missmutig trottete er in den Kerker hinab, darauf gefasst, eine höchst unangenehme Stunde in dem zugigen Kerker zu verbringen.

Snape schien seit dem ominösen Wochenende noch schlechterer Laune als sonst zu haben.

Mit wirbelnder, schwarzer Robe erschien er zum Unterrichtsbeginn, rief mit einem Schwenk seines Zauberstabs sämtliche Schultaschen der Anwesende zu einem Haufen vor dem Lehrertisch zusammen und verteilte mit einem weiteren Schlenker leere Pergamentrollen auf den Tischen.

„Unangekündigter Test!“, bellte er und stierte die Schüler durch die beiden Vorhänge aus fettigen Haaren an.

„Die Fragen stehen an der Tafel. Sie haben eine Stunde Zeit.“

Wie eine fette schwarze Spinne in ihrem Netz hockte Snape hinter seinem Schreibtisch, während die Schüler über ihren Pergamenten schwitzten. Harry versuchte angestrengt, sich zu konzentrieren. Er hatte das Gefühl, noch nie so wenig über Feuer- und Frostschutztränke gewusste zu haben, wie in dieser Stunde. Unter den höhnischen Blicken seines Lehrers gab er am Ende ein fast leeres Blatt ab. Sein Kopf dröhnte.

„Die Glückssträhne scheint vorbei zu sein.“, zischte Snape leise. „Das wird nie und nimmer reichen, um hier zu bestehen, Potter. Noch bevor die Weihnachtsferien begonnen haben, wirst du dir wünschen, sich nie für diesen Kurs eingetragen zu haben.“
 

Mit Triumph, der ihm über das ganze spitze Gesicht geschrieben stand, legte Draco Malfoy in diesem Moment seinen Test auf Harrys. Schon auf den ersten Blick war erkennbar, dass er deutlich erfolgreicher abschneiden würde als Harry und das nicht nur, weil Snape ihn besser leiden konnte. Seine Augen glitzerten schadenfroh und Harry war sich sicher, dass auch er gleich eine spöttische Bemerkung machen würde, als Hermine die Szene unterbrach, indem sie ihren eigenen, fast meterlangen Test abgab.

„Miss Granger.“, lächelte Snape und es war erkennbar, dass dieses Lächeln nicht echter war, als eine Schweizer Kuckucksuhr, auf der `Made in Korea´ stand. „Wie ich sehe, bemühen Sie sich im Unterricht ja auch wieder. Lange genug ausgeruht?“

„Ja, danke Professor.“, gab Hermine beherrscht zurück. „Ich hatte viel Zeit um nachzudenken.“

Ihr Blick streifte Harry bei diesem Satz und wandte sich ab. Er wollte nicht mit Hermine reden – schon gar nicht, wenn ihm Snape und Malfoy dabei zusahen. Wütend schnappte er sich seine Schultasche und stürmte aus dem Raum. Warum musste sie auch ausgerechnet vor diesen beiden damit anfangen?

Hinter Harry erklangen Schritte und er bog wahllos in den nächstbesten Gang des Kerkers ab. Sein Kopf fühlte sich immer noch so an, als wäre er innen mit Holzwolle gefüllt. Unter diesen Umständen wollte er sich nicht auf eine Unterredung mit Hermine einlassen. Das Geräusch hinter ihm verschwand jedoch nicht, sondern kam näher, sodass Harry noch einmal beschleunigte. Als er schließlich fast im Laufschritt durch die dunklen Kerkergänge hetzte, endete sein Weg abrupt in einer Sackgasse. Er machte auf der Stelle kehrt und wollte sich einen anderen Weg suchen, als ihn eine Hand grob am Arm packte.

„Lass mich los, Hermine.“, fauchte Harry. „Ich…“

Er verstummte, als er sah, dass es sich bei seinem Verfolger keineswegs um Hermine handelte. Im Halbdunkel des Ganges schimmerten weißblonde Haare matt im Licht einer einsamen Fackel.

„Sag bloß, du hast tatsächlich Angst vor mir, Potter.“, grinste Draco Malfoy so breit, dass Harry ihm am liebsten eine reingehauen hätte.

„Was willst du, Malfoy?“, knurrte Harry und befreite seinen Arm aus Malfoys Griff.

„Ich dachte, das wäre offensichtlich.“, spottete der Slytherin. „Wir haben eine Abmachung, schon vergessen?“

„Nein, habe ich nicht.“, gab Harry zurück. „Was ist damit? Hast du die Übersetzung fertig?“

„So in etwa, ja.“, antwortete Malfoy selbstgefällig. „Aber ich vermisse deinen Teil der Abmachung, Potter. Du warst gestern schon wieder beim Training. Wann verschwindest du endlich von meinem Feld?“

Harry verbiss sich eine scharfe Antwort darauf, wem das Quidditch-Feld wohl eher gehörte und sah Malfoy direkt ins Gesicht.

„Ich hab alles im Griff, keine Angst.“, antwortete er ruhig.

„Gib mir die Übersetzung, dann hast du dein Feld für dich allein.“

Malfoy schien nun ehrlich amüsiert. „Ja sicher, Potter, und meine Großmutter wird nächste Zaubereiministerin. Meinst du vielleicht, ich glaube leeren Versprechungen? Du wirst mir dafür noch eine Sicherheit geben müssen. Ich erwarte dich morgen Abend um acht zum Nachsitzen für Zaubertränke. Wie du das anstellst, ist mir egal. Aber besonders schwer, dürfte dir das ja nicht fallen…“

Er grinste noch einmal und verschwand dann irgendwo im Dunkel. Wütend starrte Harry ihm nach. Jetzt sollte er schon wieder Nachsitzen und das nur wegen dieses Slytherins? Allerdings würde es ihm nach dem heutigen Test wahrscheinlich wirklich nicht schwer fallen, noch einmal Nachsitzen aufgebrummt zu bekommen. Vermutlich musste er lediglich in Snapes nächster Stunde anwesend sein.
 

Als Harry, Ron und Hermine nach dem Essen auf dem Weg zu Verteidigung die Eingangshalle durchquerten, knuffte Ron Harry plötzlich in die Seite. „Sieh mal! Ist das da vorne nicht Malfoys Mutter? Was will die denn hier?“

Tatsächlich passierte Narzissa Malfoy in diesem Moment die Stelle, an der die drei Freunde standen. Die große, blonde Frau trug einen für das schmuddelige Wetter unpassenden, aber offensichtlich teuren, hellgrauen Umhang und schien es recht eilig zu haben. Als ihr Blick im Vorbeigehen an Harry hängen blieb, verlangsamten sich jedoch ihre Schritte. Wie Harry es schon so oft erlebt hatte, wanderten ihre Augen kurz zu der Narbe auf seiner Stirn, bevor sich ihre rot bemalten Lippen zu einem Lächeln verzogen.

„Was für ein Zufall...“, sagte sie. „Wenn das nicht Harry Potter ist.“

Sie streckte Harry ihre Hand entgegen und automatisch griff er danach. Die Hand war kühl und die langen, säuberlich manikürten Finger hatten einen eher schwachen Griff. Trotzdem hielten sie Harrys Hand ein wenig länger fest, als ihm lieb war. Als er kurz davor war, sie mit Gewalt wieder zurückzuziehen, ließ Mrs Malfoy ihn schließlich los.

„Ich bin erfreut, Sie einmal persönlich zu treffen, Mister Potter. Mein Sohn Draco hat schon so viel von Ihnen erzählt.“, lächelte sie immer noch. „Unglücklicherweise bin ich etwas in Eile. Eine dringende Angelegenheit, die ich mit Ihrem Schulleiter zu klären habe.“

Sie überlegte einen Moment.

„Mir fällt gerade ein, dass ich eigentlich gar nicht weiß, wo sich Professor Dumbledores Büro befindet. Vielleicht wären Sie so freundlich, Mister Potter, mich dorthin zu begleiten, damit wir auf dem Weg noch ein wenig plaudern können.“

Misstrauisch überlegte Harry. Er war sich ziemlich sicher, dass das nicht die Wahrheit war, dazu hatte Malfoys Mutter es entschieden zu eilig gehabt. Trotzdem interessierte ihn, was Mrs Malfoy zu sagen hatte. Vielleicht hatte es etwas mit Sirius zu tun. Wohl war ihm bei dieser Überlegung allerdings trotzdem nicht.

„Eigentlich müsste ich jetzt zum Unterricht…“, begann er lahm zu protestieren.

„Ich bin mir sicher, ihr Lehrer wird das entschuldigen.“, beschwichtigte Mrs Malfoy seine Bedenken. „Es dauert doch sicherlich nicht lange.“

Ein weiteres, charmantes Lächeln ließ Harrys Widerstand bröckeln. Wahrscheinlich kam er tatsächlich am schnellsten aus dieser Sache heraus, wenn er ihre Bitte erfüllte und dann zum Unterricht zurückkehrte. Schließlich würde sie nicht mitten in Hogwarts ihren Zauberstab zücken und versuchen, ihn umzubringen
 

Da schaltete Hermine sich in die Unterhaltung ein. „Sind Sie nicht in Hogwarts zur Schule gegangen, Mrs Malfoy?“, fragte sie unverhohlen schnippisch.

Mrs Malfoy musterte Hermine, als sei sie etwas, das sie so eben unter ihrem Schuh entdeckt hatte. „Doch, das bin ich.“, antwortete sie mit Eiseskälte in der Stimme. „Und Sie müssen diese Granger sein… Muggelgeboren nicht wahr?“

Hermine ließ sich durch diese eindeutig abfällige Bemerkung nicht aus der Ruhe bringen. „Das Büro des Schulleiters befindet sich immer noch dort, wo es immer war; im dritten Stock hinter dem Wasserspeier. Das aktuelle Passwort ist ´Rhabarbertorte´. Einen guten Tag noch.“

Damit drehte Hermine sich um und stolzierte in Richtung des Klassenraums für Verteidigung davon. Ron sah Harry auffordernd an. Der war hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, Malfoys Mutter ebenfalls stehen zu lassen und dem Verlangen, sie nach dieser Einmischung nun erst recht zu begleiten. Da legte sich eine Hand auf seine Schulter.

„Lassen Sie nur, Mister Potter.“, meinte Mrs Malfoy mit einem Blick auf Hermines in der Ferne verschwindenden Haarschopf. „Manche Leute haben eben kein Benehmen. Ich denke, dass ich unter diesen Umständen den Weg tatsächlich alleine finden werde. Wenn ich mich einmal bei Ihnen für ihre Hilfe revanchieren kann, lassen sie es mich wissen.“
 

Nachdem sie auf der Treppe verschwunden war, schüttelte Ron angewidert den Kopf. „Bei der läuft es mir kalt den Rücken runter, das glaub mir mal. Hast du gemerkt, dass sie so getan hat, als wären ich und Hermine überhaupt gar nicht da. Und dann erzählt die was von gutem Benehmen, also echt.“

Harry nickte beifällig, aber seine Zustimmung war nicht so hundertprozentig, wie er es aussehen ließ. Ihm war Hermines Einmischung einen Schritt zu weit gegangen und er musste insgeheim zugeben, dass er nicht unbedingt böse gewesen wäre, wenn sie noch ein bisschen länger weggeblieben wäre. Es war so viel einfacher, wenn sie nicht da war und mit misstrauischen Augen jeden von Harrys Schritten zu beobachten schien.
 

Am Klassenraum angekommen erwartete Harry und Ron ein ungewöhnliches Bild. Anstatt wie sonst einfach hineinzugehen, standen die Gryffindors und Hufflepuffs auf dem Flur herum und unterhielten sich. Vor ihnen stand Solomon und blickte missbilligend auf seine Taschenuhr.

„Sie sind spät, Mister Potter und Mister Weasley.“, rügte er die beiden.

„Wir werden uns heute zum Unterricht in den Kerker begeben. Ich habe dort eine praktische Übung für Sie vorbereitet.“
 

Murmelnd und spekulierend folgte die Klasse ihrem Lehrer hinab in die dunklen Gewölbe. Immer tiefer drangen sie in das Gewirr der Gänge ein, immer feuchter wurden die Wände, an denen sie versuchten nicht entlang zu streifen, weil sie mit ebenso interessant, wie giftig aussehenden Flechten bedeckt waren. Schließlich endete ihre Exkursion in einem halbrunden Raum, an dessen einer Seite sich eine große Wasserlache auf dem Boden gebildet hatte. Obwohl es hier unten natürlich völlig windstill war, kräuselte und bewegte sich die Wasseroberfläche unablässig, als würde etwas darunter hinweggleiten, das man mit bloßem Auge nicht erkennen konnte. Scheinbar war diese Lache tiefer, als man auf den ersten Blick vermutete.

„Heute morgen fand Mister Filch ein höchst seltenes Exemplar eines Blutgespenstes in dieser Wasseransammlung.“, erklärte Solomon den um das Wasser verteilten Schülern. „Ich nehme nicht an, dass jemand von Ihnen schon einmal etwas davon gehört hat.“
 

Wie zu erwarten war, schoss Hermines Hand trotz dieser Ankündigung in die Höhe.

„Blutgespenster können entstehen, wenn bei Zauberritualen, die das Blut magischer Kreaturen beinhalten, nicht umsichtig genug gehandelt wird, so dass diese misslingen. An und für sich sind diese Kreaturen nicht gefährlich, doch bereits eines dieser Geschöpfe ist in der Lage, große Mengen Trinkwasser zu verunreinigen, indem es sie wie Blut aussehen und riechen und somit ungenießbar werden lässt.“
 

„Sehr schön, Miss Granger.“ Solomon nickte. „10 Punkte für Gryffindor. Die größte Plage durch Blutgespenster entstand übrigens einst in Ägypten. Da dort früher für magische Zeremonien und Rituale noch sehr häufig Blut verwendet wurde, stieg die Zahl der Blutgespenster so stark an, dass große Teile des Nils verseucht wurden. Nur mit Mühe konnte damals eine Panik unter den Muggeln verhindert werden, denen dieses Phänomen natürlich nicht verborgen blieb. Seitdem sind viele der damals durchgeführten Praktiken verboten oder unterliegen einer strengen Genehmigungspflicht.“
 

Während dieser Erklärung waren einige der Schüler neugierig an die Lache herangetreten, bis schließlich die Schuhspitze eines Mädchens aus Hufflepuff in das Wasser platschte. Solomon fuhr herum.

„Weg vom Wasser!“, raunzte er die Schüler an, die sich allesamt beeilten, dieser Aufforderung nachzukommen. „Und sehen Sie hin, was passiert.“

Die Oberfläche der Wasserlache bewegte sich nun heftiger und ein unheimliches Heulen stieg davon auf. Das Geräusch brach sich hundertfach an den Wänden und ließ Harrys Nackenhaare zu Berge stehen. Fasziniert betrachtete er, wie sich von der Mitte des Wassers dunkle Schlieren ausbreiteten. Im Licht vieler, jetzt aufflammender Zauberstäbe konnte man erkenne, dass bald der gesamte Tümpel blutrot gefärbt war. Ein süßlicher, metallischer Geruch stieg Harry in die Nase. Angeekelt rümpfte er die Nase.

„Normalerweise ein wirksamer Verteidigungsmechanismus, der viele Feinde bereits zu diesem Zeitpunkt in die Flucht schlagen würde.“, erklärte Solomon. „Wir werden das Blutgespenst jedoch zwingen, sich uns noch weiter zu zeigen.“
 

Der Lehrer hantierte kurz mit einem kleinen Beutel herum und warf dann einen Gegenstand ins Wasser. Daraufhin begann der kleine Tümpel von innen zu leuchten und in seiner Mitte begann eine menschliche Gestalt aufzusteigen. Sie sah etwa so aus wie ein fünfjähriges Kind und war von oben bis unten mit Blut beschmiert, das in trägen Rinnsalen von ihr herabtropfte. Die großen, weißen Augen stierten unheilvoll aus dem ganzen Rot hervor, der riesige Mund öffnete sich und unter Blutschwällen, die daraus hervorquollen, erklang erneut das schaurige, gurgelnde Heulen. Nicht wenige der Schüler drängten sich bereits dicht an die gegenüberliegende Seite des Raumes. Aber auch von denen, die stehen geblieben waren, sahen einige durchaus so aus, als müssten sie sich gleich übergeben. Der faulige Blutgeruch war mit dem Auftauchen der Gestalt noch auf ein dutzendfaches seiner anfänglichen Intensität gestiegen und raubte ihnen nun fast den Atem.

„Normalerweise“, erklärte Solomon über den Lärm hinweg, „würde man ein Geschöpf, das einen solchen Lärm veranstaltet, mit einem Schweigezauber versehen. Das Problem, das man in diesem Fall jedoch haben würde, ist die geisterhafte Natur des Blutgespenstes. Ihr Zauber würde einfach durch das Wesen hindurch gleiten. Daher wäre es in diesem Fall von Nöten, einen künstlichen Körper zu schaffen, in den man den Geist einsperrt, um ihn zu bekämpfen. Das ist hier jedoch unnötig. Ein einfaches Austrocknen des Wassers wird hier völlig ausreichen, damit das Blutgespenst seine Existenzgrundlage verliert. Wenn ich also jetzt alle Anwesenden bitten dürfte, ihren bei Professor Flitwick neu erlernten Loderflammenzauber auf den Tümpel zu richten. Sie können dabei auch näher kommen; das Blutgespenst kann Ihnen nicht das Geringste anhaben, da es das Wasser nicht verlassen kann.“
 

Durch diese Ankündigung ermutigt kamen die Schüler nun wieder näher und schließlich wagte Hermine es als Erste, ihren Zauberstab auf die heulende und spuckende Gestalt zu richten. Eine Flammenzunge leckte daraus hervor und das Gekreisch des Gespenstes schien um eine ganze Oktave nach oben zu klettern. Nach und nach fingen auch die anderen an, das Gespenst mit Feuergarben zu beschießen, sodass zischender Dampf vom Boden des Kerkers aufstieg. Dichter, weißer Nebel hüllte die Schüler ein. Langsam wurde das Geschrei des Gespenstes immer dünner, bis es schlussendlich ganz verstummte.

„Gut gemacht“, erklang Solomons Stimme durch den Dunst. „Begeben Sie sich jetzt bitte zur Nachbesprechung dieser Übung wieder zurück in ihren Klassenraum.“
 

Stöhnend und schwitzend machte sich die Schülerschar auf den Rückweg. Harry, der nicht einmal mehr einen halben Meter weit sehen konnte, da seine Brille vollkommen beschlagen war, blieb stehen, um sie mit dem wasserabweisenden Schutzzauber zu versehen, den er von Hermine gelernt hatte, als er einmal im strömenden Regen zu einem Quidditch-Spiel hatten antreten müssen.

„Ja, das fand ich früher auch immer lästig.“, seufzte da eine wohlbekannte Stimme hinter Harry und als er sich die Brille wieder aufsetzte, starrten ihn die ebenfalls bebrillten, wenn auch recht durchsichten Augen eines Geistes an. Trübselig musterte die pickelige, pummelige Maulende Myrthe Harry. Sie saß auf einem abgebrochenen Abflussrohr und schmollte ganz offensichtlich.

„Jetzt ist es weg.“, nörgelte sie und zog geräuschvoll die Nase hoch. „Dabei wollte ich ihm doch noch zeigen, was er hier angerichtet hat, diesem Ekel.“

„Häh?“, machte Harry lediglich. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wovon Myrthe sprach. Was er allerdings wusste, war, dass es höchstwahrscheinlich besser war, schleunigst von hier zu verschwinden.

„Und du warst mich auch ewig nicht mehr besuchen, Harry. Dabei hab ich dir doch so geholfen. Im See… Du erinnerst dich?“, schwelgte Myrthe weiter und warf Harry so etwas wie die Geisterversion eines verliebten Blickes zu.

„Äh, ja klar.“, antwortete Harry schwach. Sicherlich wusste er noch, dass Myrthe ihm damals bei dem Trimagischen Turnier geholfen hatte. Allerdings hatte er trotzdem keine besondere Lust verspürt, sie in ihrem üblichen Domizil, einem defekten Mädchenklo, zu besuchen. „War auch total nett von dir, Myrthe. Aber ich muss jetzt wirklich gehen.“

„Ja, ja, ich verstehe schon.“, maulte Myrthe jetzt. „Aber wenn ich das Blutgespenst durch das Abflussrohr des Vertrauensschülerbades geschickt hätte, wäre er vielleicht in Ohnmacht gefallen, hätte sich den Kopf aufgeschlagen und ich hätte ihn bis in alle Ewigkeit büßen lassen können, dass er so eklig zu mir war.“

Harry erschauderte bei dieser Vorstellung. Myrthe konnte wirklich sehr nachtragend sein, wie es aussah. „Wem bei Merlins Bart würdest du denn so etwas antun wollen?“, fragte er ohne besonderen Hintergedanken.

„Ich glaube“, überlegte Myrthe, während sie genüsslich an einem Pickel herumdrückte, “ er sagte, dass sein Name Malfoy sei.“
 


 

Der Rest des Tages schien wie in einem Nebel zu vergehen, während Harry sich überlegt, was Malfoy wohl im Kerker gewollt hatte. Irgendetwas Verbotenes war es auf jeden Fall gewesen. Sehr zu Harrys Ärger fanden das jedoch weder Ron, noch Hermine besonders interessant. Viel mehr Aufmerksamkeit widmeten sie einem ganz anderen Gerücht, das sich wie ein Lauffeuer verbreitete. Hagrid sollte angeblich erneut vor einen Untersuchungsausschuss geladen werden und mehrere Ministeriumsbeamte seien damit beauftragt worden, Grawp in Sicherheitsverwahrung zu nehmen. Ursprung dieser ganzen Neuigkeiten war der von Harry die ganze Zeit misstrauisch beobachtete Draco Malfoy, der sich am Slytherintisch offensichtlich ganz in alter Manier damit grosstat, was seine Mutter in ihrer Rolle als neue Schulrätin durchgesetzt hatte.

Immer wieder traf sich dabei sein Blick mit Harrys, doch der reagierte nicht auf die darin liegende Aufforderung. Stattdessen bemerkte er mit Widerwillen, wie sich Pansy Parkinson an Malfoys Arm hängte und ihn anschmachtete, als hätte Malfoy persönlich den Riesen gebändigt. Ohne es zu merken zerhackstückte Harry sein Abendessen so weit, dass nur noch ein unansehnlicher Brei davon übrig blieb. Angeekelt schob er den Teller von sich.
 

„Wir müssen nachher unbedingt noch zu ihm.“, sagte Hermine gerade. „Wenn das Ganze so katastrophal abläuft wie die Anhörung wegen Seidenschnabel damals… Ich mag es mir gar nicht vorstellen.“

„Meinst du wirklich, die richten einen Riesen ebenso hin wie einen Hippogreif?“, fragte Ron ungläubig.

„Sicherlich.“, begehrte Hermine entschieden auf. „Die Leute sind in heller Aufregung, weil die Todesser immer näher rücken. Es heißt doch, Vol-Voldemort habe sich mit den Riesen zusammengeschlossen. Wenn das Ministerium nun einen gefangenen Riesen vorweisen kann… Was meinst du, was das für einen Sympathiebonus gibt. Und der neue Zaubereiminister wird sich diese Chance sicherlich nicht entgehen lassen.“

„Ist denn schon einer gewählt?“, warf Dean ein. Er (wie auch alle anderen in Hörweite) war zwar zusammengezuckt, als Hermine Voldemort beim Namen nannte, doch das tat seiner Neugier keinen besonderen Abbruch.

„Noch nicht.“, erklärte Hermine ungeduldig. „Allerdings gibt es nur einen Kandidaten für diesen Posten, einen gewissen Albin McIsaak. Niemand war besonders scharf darauf, Fudges Job ausgerechnet am Anfang eines neuen Krieges zu übernehmen, so wird er wohl gewählt werden.“
 

„Kommst du mit zu Hagrid, Harry?“, wollte Ron wissen, nachdem sie das Abendessen beendet hatten.

„Ich muss doch zu Solomon.“, entgegnete der.

Irritiert sah Ron ihn an. „Aber ich meine… Na ja, du musst wissen, was du machst.“

„Ich geh nachher noch mal runter.“, lenkte Harry ein. Irgendwie ging ihm diese ganze Sache mit Grawp ziemlich auf die Nerven. Er hatte verdammt noch mal Wichtigeres zu tun, als auf Hagrids Halbbruder aufzupassen. Sicherlich wollte er nicht, dass sie Grawp töteten, doch die ganze Idee, ihn hier zu behalten war von Anfang an Wahnsinn gewesen. So wie er Dumbledore kannte, würde der das schon irgendwie regeln. Einigermaßen beruhigt machte er sich auf den Weg zu seinem Okklumentik-Unterricht.
 

Solomon schien sehr zufrieden mit seinen Leistungen zu sein.

„Eigentlich gibt es keinen Grund, unsere Lektionen noch weiter fortzuführen.“, konstatierte er gegen Ende der Stunde. Er hatte in dieser Stunde mehrere, überaus kraftvolle Angriffe auf Harry ausgeübt, doch der hatte mit Leichtigkeit und Sirius’ Hilfe jede einzelnen von ihnen abgewährt. Auf Harrys erstaunte Nachfrage hatte Solomon ihm erklärt, dass er zur Verstärkung seiner eigenen, nur noch in Spuren vorhandenen Zauberkraft, Kristalle in einer speziellen Vorrichtung mit der Energie natürlicher Blitz auflud. So entstand eine Art magische Batterie, die es ihm ermöglichte, trotz seiner Behinderung so kräftige Angriffe auf Harry auszuführen.

„Es ist anstrengend.“, hatte er erklärt, während er seine Handschuhe, die er zu diesem Zweck abgelegt hatte, wieder überstreifte. „Aber ich dachte mir, dass Sie diese Möglichkeit sicher der von Professor Snapes Mithilfe vorzögen.“

Harry hatte erleichtert genickt. Er war zwar Solomon gegenüber immer noch vorsichtig, doch da ihm das Verbergen dessen, was er wirklich dachte, inzwischen schon fast zu einer zweiten Natur geworden war, kam er relativ gut mit ihm aus. Solomon hörte sich gerne selber reden und Harry ließ ihn gewähren, während er einerseits einen interessierten Gesichtsausdruck aufsetzte und sich andererseits mit seinen eigenen Problemen beschäftigte.

„Außerdem“, führte Solomon weiter aus, „ist diese Art, Magie zu speichern, nicht unbedingt kostengünstig. Die Kristalle verbrauchen sich bei der Verwendung und müssen erst mühselig neu gezüchtet werden.“ Nach kurzem Zögern fügte er dann noch hinzu: „Und so ganz legal ist sie auch nicht. Aber besondere Umstände erfordern eben besondere Maßnahmen. Ich verlasse mich da auf Ihre Verschwiegenheit, Mister Potter.“
 

Als es für Harry Zeit war zu gehen, brannte ihm jedoch noch eine Frage auf der Zunge. Unschlüssig, wie er sie formulieren sollte, blieb er an der Tür stehen. Solomon, der sich bereits wieder seinen Unterlagen zugewendet hatte, sah auf. „Ja? Haben Sie noch eine Frage, Mister Potter?“

„Sir… Ich weiß, diese Bitte ist vielleicht ungewöhnlich.“, begann Harry zögernd.

„Nun drucksen Sie nicht so herum.“, brummte Solomon ein wenig ungehalten. „Ich habe meine Zeit auch nicht gestohlen. Raus damit!“

„Ich… ich wüsste gerne, wie Schwarze Magie funktioniert.“, brachte Harry nun endlich seine Frage vor. Unsicher beobachtete er, wie Solomon reagierte. Nicht nur, dass diese Bitte durchaus ungewöhnlich war, sie beinhaltete gleichzeitig ja auch die Annahme, dass Solomon wusste, wie man schwarze Magie ausübte. Aber musste man nicht wissen, wie etwas funktionierte, wenn man sich dagegen wehren wollte?

Solomons Gesicht war eine undurchdringliche Maske, während die dunklen Augen Harry erneut zu durchleuchten schienen. Wenn er nicht gewusst hätte, dass Solomon ohne Magie und mit Sirius´ Schutz auf Harrys Seite, nicht dazu in der Lage war, hätte Harry gewettet, dass der Lehrer seine Gedanken las.

„In der Tat, eine außergewöhnliche Bitte.“, stellte Solomon fest. „Noch dazu etwas, dass ihr Schulleiter sicherlich nicht gutheißen würde. Er wünscht sich, dass Sie lernen, sich gegen Schwarze Magier zu verteidigen, und nicht, sie auszuüben.“

Noch bevor Harry widersprechen konnte, hob Solomon abwehrend die Hand. „Trotzdem nicht ungewöhnlich, wenn man ihre Lage bedenkt. Ich werde darüber nachdenken. Und jetzt gehen Sie, bitte.“
 


 

Vorwurfsvolle Blicke trafen Harry am nächsten Tag, als er unausgeruht und übernächtig am Frühstückstisch erschien. Immer wieder war er in der Nacht aufgewacht, weil ihn düstere und beunruhigende Träume heimgesucht hatten. Doch immer, wenn er erwacht war, waren die Erinnerungen daran wie weggeblasen gewesen und hatten nichts hinterlassen als ein ungewisses Gefühl der Beklemmung.

„Du wolltest doch noch zu Hagrid kommen.“, sagte Hermine tadelnd. „Er war wirklich sehr enttäuscht, als du nicht aufgetaucht bist.“

“Ich war zu müde.“, wich Harry ihr aus.

„Du siehst auch gar nicht fit aus, Partner.“, stimmte Ron ihm zu und Harry war dankbar, wenigstens von Rons Seite keine Anschuldigungen zu hören.
 

Der Unterricht schien sich an diesem Tag ewig hinzuziehen, bis endlich die letzte halbe Stunde des freitäglichen Unterrichts erreicht war. Wie zu erwarten war es Harry nicht schwer gefallen, von Snape Nachsitzen aufgebrummt zu bekommen. Lediglich eine Schale mit hinuntergeworfenen Molchaugen war nötig, um den Lehrer dazu zu veranlassen, Harry nach der Stunde dazubehalten, damit er angebrannte Kesselböden schrubbte. Als Harry ihn höflich fragte, ob er nicht auch am Abend nachsitzen könnte, war Snape dann endgültig der Kragen geplatzt. Geifersprühend hatte er Harry zunächst in Grund und Boden geschrieen und ihm dann zusätzlich Putzarbeiten aufgegeben; anzutreten am Abend um Sieben.

Während Draco Malfoy sich hinter seinem Zaubertränkebuch ins Fäustchen lachte, Hermine ihm vorwurfsvolle und der Rest der Schüler mitleidige Blicke schickte, war Harry eigentlich ganz zufrieden mit sich. Was kümmerte ihn ein wutschäumender Snape? Heute Abend würde er endlich erfahren, was es mit diesem mysteriösen Torbogen auf sich hatte. Gleichmütig stellte er seine Vorstufe eines Steinhaut-Trankes fertig, der über das Wochenende reifen sollte und war selbst erstaunt, dass der Trank tatsächlich die kieselgraue Farbe hatte, die im Rezept angegeben war.
 


 

Immer wieder sah Harry auf seine Armbanduhr. Es war bereits Viertel nach acht und die Arme taten ihm von der ganzen Schrubberei weh. An seiner linken Hand hatte sich eine schmerzhafte Blase gebildet und sein rücken fühlte sich an, als würde er gleich entzwei brechen. Doch all das war nicht so entnervend wie die Warterei auf Draco Malfoy. Um kurz vor halb neun öffnete sich dann schließlich die Tür zur Zaubertrankklasse. Der blonde Slytherin schlüpfte hindurch und schloss die Tür wieder hinter sich. In der einen Hand hielt er eine große Pergamentrolle und in der anderen…

„Einen Zaubertrank, Malfoy?“, grollte Harry. „Was soll das werden?“

„Ich habe nachgedacht.“, antwortete Malfoy mit einem maliziösen Grinsen.

„Hört, hört.“, warf Harry ein.

Etwas aus dem Konzept gebracht, stutzte der Slytherin und zog eine Grimasse. Wahrscheinlich hatte er erwartet, dass Harry ihm jetzt zu Füßen lag.

„Ach halt’s Maul, Potter.“, fauchte er verärgert. „Ich will auf jeden Fall, dass du dein Versprechen einhältst, und das wird mir dieser kleine Trank hier gewährleisten.“

„Wie soll das gehen?“, wollte Harry mit einem Stirnrunzeln wissen.

„Du trinkst das hier, dann gibst du mir dein Versprechen, mit dem Quidditch aufzuhören erneut.“, erklärte Malfoy großspurig. Mit einem Grinsen fügte er hinzu: „Und wenn du es nicht tust, wirst du eine ziemlich lange Zeit in einem Einmachglas verbringen und dich von Fliegen ernähren.“

„Wenn du glaubst, dass ich etwas trinke, das du zusammengebraut hast, Malfoy, dann bist du noch dümmer, als ich dachte.“, lachte Harry spöttisch.

„Und wenn du es nicht tust, werfe ich das hier, gleich ins Feuer und du kannst sehen, wo du deine Übersetzung herbekommst.“, giftete Malfoy zurück und wedelte vielsagend mit der Pergamentrolle.
 

Eine Weile lang starrten sich die beiden Kontrahenten nur an, als könnten sie ihr Gegenüber allein dadurch in die Knie zwingen. Harry spürte, wie Sirius sich immer weiter nach vorne bewegte. Es kribbelte ihm in den Fingern, den einen oder anderen Fluch auf Malfoy loszulassen, sobald der auch nur den kleinsten Anlass dazu bot. Doch der Slytherin blieb ebenso bewegungslos wie Harry. Schließlich brach Malfoy den Blickkontakt.

„Ich sehe, wir kommen nicht ins Geschäft.“, stellte er fest und wollte sich zum Gehen wenden.

“Halt!“, rief Harry. „Erklär mir, was der Trank bewirkt. Dann überlege ich es mir vielleicht.“

Malfoy zögerte noch einen Augenblick, dann gab er nach. „Derjenige, der diesen Trank trinkt, spricht sein Versprechen demjenigen gegenüber aus, der einen Tropfen Blut in den Trank fallen lässt. Bricht er dieses Versprechen, wird er in einen Frosch verwandelt.“

„Einen Frosch?“, wiederholte Harry skeptisch.

Malfoy schien fast ein wenig beleidigt.

„Ja, einen Frosch.“, brummte er ungehalten. „Dieser Trank wurde früher verwendet, um Heiratsversprechen bindend zu machen. Wenn der Bräutigam plötzlich kniff… Puff, war er ein Frosch.“

Harry überlegte fieberhaft. Jetzt wusste er zumindest, was Malfoy im Kerker getrieben hatte; den Trank zuzubereiten hatte sicherlich einige Zeit gedauert. Trotzdem erschien es ihm unklug, ihn zu trinken. Was, wenn das alles nur Show war und Malfoy statt des angegebenen Trankes, Gift in der Phiole hatte? Was, wenn sein Vater oder gar Voldemort persönlich den Slytherin beauftragt hatten, Harry umzubringen?

Andererseits würde das Malfoys Mutter sicherlich nicht zulassen. Wenn ihr Sohn Harry umbrachte, würde er umgehend nach Askaban verfrachtet werden und nach allem, was Harry bis jetzt mitbekommen hatte, wäre das so gar nicht in ihrem Sinne gewesen. Außerdem gab es eine ziemlich einfache Möglichkeit, herauszufinden, ob der Trank giftig war.

„Du trinkst auch, Malfoy.“, forderte Harry bestimmt. „Denn du wirst mir ebenfalls eine Versprechen geben. Nicht nur, dass diese Übersetzung nach bestem Wissen und Gewissen richtig ist, sondern auch, dass du in Zukunft Hermine und die anderen in Ruhe lassen wirst.“

„Das Schlammblut?“, echote Malfoy.

Blitzschnell hatte Harry sich vorgebeugt und Malfoy am Kragen seiner Uniform ergriffen. „Du wirst sie nie wieder so nennen. Hast du das verstanden?“, zischte Harry. „Nie wieder.“

Malfoy nickte lediglich und Harry ließ ihn los.

„Gut.“, sagte er. „Dann bringen wir es hinter uns.“
 

Malfoy holte zwei metallene Trinkbecher aus einem Schrank und goss den Trank gleichmäßig in beide Gefäße. Dann nahm er ein kleines, scharfes Messer aus Harrys Zaubertränke-Besteck, murmelte eine Formel, unter der die Klinge kurz aufglühte, und reichte es an Harry weiter. Entschlossen nahm Harry es entgegen, biss die Zähne zusammen und zog einen langen, nicht allzu tiefen Schnitt über seine Handfläche. Blut quoll in hellroten Tropfen aus der Wunde hervor. Er quetschte ein wenig und ließ dann die rote Flüssigkeit in einen der Becher fließen. Malfoy wiederholte diese Prozedur mit dem zweiten Becher. Auf seinen Wink hin nahm Harry den Becher mit Malfoys Blut darin in die Hand.

„Schwöre es, Malfoy.“, sagte Harry. „Schwöre, dass kein Gift in diesem Trank ist, dass du die Übersetzung richtig gemacht hast und dass du Hermine Granger und alle meine anderen Freunde in Zukunft weder beleidigen, noch verhexen, noch sonst irgendwie triezen wirst.“

„Du verlangst viel, Potter.“, maulte Malfoy. Doch er wiederholte, was Harry gesagt hatte.

Dann schwor Harry, dass er sowohl in diesem, wie auch im nächsten Jahr an keinem der Quidditch-Spiele in Hogwarts teilnehmen würde. Gleichzeitig stürzten die beiden ihren Zaubertank hinunter. Er schmeckte widerlich… Wenn Harry es hätte beschreiben sollen, hätte er gesagt, er schmecke nach Froschlaich.

Auch Malfoy schüttelte sich. „Ich hoffe, du bist jetzt endlich zufrieden, Potter. Wenn du nicht so ein abartiger Schoßhund von Dumbledore wärst, hättest du einen ganz passablen Slytherin abgegeben.“ Damit warf er Harry die Pergamentrolle zu und verschwand aus dem Kerker.
 

Harry reinigte den letzten Kessel trotz des Verbotes mit einem Zauber, streifte sich in aller Eile Handschuhe und Kittel ab und stürmte in den Gryffindor-Turm. Er ignorierte sämtliche neugierigen Blick oder an ihn gerichteten Rufe und hastete in den Schlafsaal hinauf. Dort angekommen öffnete er mit zittrigen Fingern das Band, das die Pergamentrolle verschloss und begann zu lesen.
 

Oweynagat
 

Es geschah in der Samheim-Nacht, dass König Aillil und seine Gattin Maeve all ihre Getreuen um sich versammelten, um den Sommer zu verabschieden und die dunkle Jahreszeit willkommen zu heißen. Als das Fest schon vorangeschritten war, fiel der Blick des Königs auf den vor dem Schloss liegenden Galgenhügel, auf dem noch ein Toter im Winde hing.
 

„Höret denn!“, sprach der König zu seinen Rittern. „Demjenigen unter euch, der Manns genug ist, um dem Toten dort unten einen Weidenring um den Fuß zu winden, dem will ich mein Schwert mit dem Goldenen Knauf zum Lohne geben.“

Die Ritter sahen sich an und zögerten, denn kein weiser Mann wagte es in der Samheim-Nacht an den Toten zu rühren. Doch schließlich stand einer von ihnen, Nera, auf und verkündete, er würde die Herausforderung annehmen.
 

So nahm denn Nera den Reif aus der Hand der Königin selbst entgegen und verließ unter lautem Jubel den Hof. Auf dem Galgenhügel angekommen ergriff den stolzen Ritter dann aber doch die Furcht, wie er da so stand unter dem baumelnden Toten, und er machte sich daran, den Weidenreif so schnell als möglich anzubringen. Die zittrigen, vom eisigen Winde steif gewordenen Finger aber schienen ihm den Dienst zu versagen, denn so sehr er sich auch mühte, der Reif wollte einfach nicht halten.

Da erklang mit einem Mal eine Stimm über ihm: „Herr Ritter, Ihr müsstet einen weiteren Zweig nehmen, um die Enden des Reifes zusammenzubinden.“

Nera schauderte unter dem Gekrächz des Gehängten, doch erkannte er die Wahrheit in dessen Worten und schloss schließlich den Ring um das kalte Bein des Toten. Er wollte schon wieder dem Schloss zustreben, als ihn der Tote noch um einen Gefallen bat.

„Seht, Herr Ritter, ich hatte Durst, als man mich hängte und noch im Tode plagt mich ein ungestilltes Verlangen nach Wasser. Seid so gut und schneidet mich los, auf das ich noch einen letzten Trunk aus einer Quelle nehmen kann!“
 

Nera dachte sich, der Tote habe ihm einen guten Dienst erwiesen, so sei es ihm jetzt eine Pflicht, sich dankbar zu zeigen, und schnitt also den Gehängten vom Baume ab. Doch kaum hatte er den Strick durchtrennt, da schloss der Tote schon seine Arme um den Hals Neras und die Beine um seinen Bauch.

„So“, rief der Tote heiser. „Nun wirst du mich auch tragen müssen. Vorwärts!“
 

Nera, der nicht mehr Herr seiner Sinne war, gehorchte dem Toten und trug ihn zu einem Haus in der Nähe. Doch die Bewohner hatten ihr Heim fürsorglich mit einem Kreis aus Feuer und Asche geschützt. So trug Nera den Toten zum nächsten Haus, aber auch dieses war geschützt, diesmal durch einen Graben aus Wasser.
 

Am dritten Haus schließlich hatten die Bewohner vergessen, die schützenden Lichter im Fenster zu entzünden, und so drang der Tote auf Neras Rücken in ihr Haus ein. Er hieß Nera, ihn zu dem Wasserbottich am Herd zu bringen, und leerte diesen in tiefen Zügen. Den letzten Schluck jedoch spie er auf den schlafenden Bauern und seine Frau, die daraufhin ihren letzten Atemzug taten und nie wieder aufwachten.

„So geht es denen, die sich nicht an die Regeln halten.“, sagte der Tote zu Nera und lachte garstig. „Und nun bring mich zurück. Du sollst noch deinen Lohn erhalten.“
 

Als Nera schließlich den Toten wieder an den Galgen gehängt hatte, wollte er schnell zum Schloss zurückkehren Doch als er von dem Hügel hinabblickte, sah er, wie schwarzer Rauch emporstieg und die Flammen aus den Türmen der Burg schlugen. Aus dem weit geöffneten Tor kam eine riesige Reiterschar und als diese an Nera vorbei ritt, sah er die Köpfe seiner gefallenen Kameraden an ihren Sattelknöpfen hängen.

Nera folgte den fremden Kriegern bis zum Fuße des Cruachan-Hügels. Dort angekommen zog der Anführer des schrecklichen Heeres einen Stab und berührte damit den Berg. Dieser tat sich gehorsam auf und alle Reiter und Pferde verschwanden in der so entstandenen Höhle. Ohne lange zu überlegen folgte Nera den Reitern, doch als er ein paar Schritte in der Höhle gegangen war, schloss sich diese wieder hinter ihm und er ward gefangen in der Dunkelheit.
 

Da er nicht zurück konnte, folgte Nera den Lauten der Feinde immer tiefer in den Berg und kam schließlich an eine Treppe, die ihn zu einem steinernen Torbogen führte. Dahinter sah Nera ein Land voll Sonnenschein und duftender Apfelbäume, über dem sich ein rosafarbener Himmel erstreckte, mit Sternbildern, die Nera völlig unbekannt waren. Er betrat das Land und ward sogleich gefangen von seinem Zauber. Stundenlang irrte er umher zwischen reichen Kornfeldern und üppigen Gärten und erfreute sich an jedem neuen Ding, das er sah.

Plötzlich stand jedoch ein finsterer Ritter vor ihm, der Nera um einiges überragte. Der fremde Ritter zückte sofort sein Schwert und brachte Nera zu einem Schloss, in dem der König des wunderlichen Landes regierte. So wurde Nera in den Saal des Königs gebracht, vorbei an vielen, wunderschönen Menschen in farbenfroher, sommerlicher Tracht, wie er sie vorher noch nie gesehen hatte.

Der König war nicht entzückt, dass einer der Sterblichen seinen Weg in das Reich der Tuatha gefunden hatte, doch dann lächelte er amüsiert und sagte: „Aber es ist ja nur einer. Schickt ihn in die Küche, dort kann er Holz hacken, damit wir noch einen Nutzen von ihm haben.“
 

So wurde Nera in die Obhut einer Frau gegeben, die ganz allein in einem weißen Haus im Wald lebte. Die Frau war wie fast alle Frauen dieses Landes groß und von schlankem Wuchs. Ihre Haare glichen flüssigem Mondlicht und ihre Augen strahlten wie zwei Sterne, als sie Nera erblickten. Sie fand wohl auch Gefallen an ihrem Gefangenen, denn obwohl er nicht in seiner Rüstung gekommen war, so sah man doch in seinem Betragen den stolzen und furchtlosen Krieger, der er war. Schon bald darauf fanden die Fee und der Sterbliche als Liebende zueinander.

Doch Nera war nicht recht glücklich. Als seine Geliebte ihn fragte, was ihn bekümmere, erzählte er ihr, was er gesehen hatte, bevor er in das fremde Land gekommen war. Er erzählte von den Kriegern, die die Burg niedergebrannt hatten und wie er ihnen in die Höhle unter dem Cruachan-Hügel gefolgt war.

Sie überlegte eine Weile und sagte dann. „Es kommt vor, dass auch die Sterblichen Gesicht haben von dem, was kommt. All das, von dem du erzählst, ist noch nicht geschehen. Erst in der Samheim-Nacht in einem Jahr wird der König dieses Landes aufbrechen, um die Burg deines Herren zu überrennen.“
 

Nera war sehr betrübt über diese Deutung und wehklagte über das bevorstehende Schicksal seiner Kameraden und Freunde. Seine Geliebte suchte ihn aufzumuntern, so sehr sie es vermochte, doch Nera blieb untröstlich.

Schließlich setzte sie sich zu ihm und sprach: "So höre denn. Es gibt einen Weg, wie du das Schicksal deiner Freunde abwenden kannst."

„Wie soll ich es verhindern können?“, fragte Nera. „Ich bin schon so lange weg, die Höhle hat sich hinter mir geschlossen und selbst wenn ich zurückkehrte, so könnte ich doch niemand von dem Glauben machen, was ich sah.“

Die Fee aber sprach: „Sei unbesorgt, denn in deiner Welt sind erst wenige Augenblicke vergangen und deine Kameraden sitzen immer noch beim Samheim-Fest. Wenn du mir versprichst, dass du einst zu mir und dem Kind, das ich unter meinem Herzen trage, zurückkehrst, so will ich dir einen Weg zurück in die Welt der Sterblichen zeigen. Zum Beweis werde ich dir die Früchte des Sommers in dein Winterland mitgeben. Sie werden reichen, um deinen König von der Wahrheit zu überzeugen. In der nächsten Samheim-Nacht soll dein König mit seinen Männern bereit stehen. Sie müssen dieses Reich angreifen und die Schätze stehlen, die es beschützt. Der größte Schatz ist ein goldenes Diadem, das im Brunnen des königlichen Hofes liegt. Wenn dieses deinem König in die Hände fällt, so wird der Tuatha-König all seine Macht verlieren und ihr seid in Sicherheit.“
 

So geschah es.
 

Die Fee brachte Nera auf einem geheimen Pfad zurück an die Oberfläche und gab ihm von den silbernen Äpfeln mit und Schlüsselblumen und wilden Knoblauch. Sie erinnerte ihn noch einmal an seinen Eid, den er ihr geschworen hatte.
 

Als sich dann nach einem Jahr das Tor in die andere Welt wieder öffnete, da stürmten die Männer des Königs Aillil schon durch das Tor. Sie bemächtigten sich der Krone und kehrten siegreich an die Oberfläche zurück. Nera aber blieb bei seiner Geliebten und ihrer beider Kind und wurde nie wieder gesehen.
 

Von dem Tor jedoch erzählt man sich, dass die Tuatha es seit dem Tage ständig bewachen ließen und einen Schleier aus den Haaren ihrer gefallenen Kameraden webten, um es zu verschließen, damit nie wieder ein Sterblicher einen Fuß in ihr Reich setzen sollte.
 

Einige Zeit blickte Harry einfach nur geradeaus ins Leere. Die Gedanken wirbelten in seinem Kopf umher, während er versuchte die Ausmaße dessen zu begreifen, was er da gerade gelesen hatte.

„Wenn das wirklich stimmt.“, flüsterte er schließlich, „dann kann ich es wirklich schaffen. Dann kann ich Sirius zurückholen.“
 

Ihm wurde plötzlich ganz leicht im Inneren und bevor er noch wusste, was er eigentlich tat, war er aufgesprungen und in den Gemeinschaftsraum gerast, hatte Ron und Hermine beim Arm ergriffen und sie in den Schlafsaal gezerrt. Mit leuchtenden Augen erzählte er ihnen, was er soeben herausgefunden hatte. Wohlweislich verschwieg er dabei aber, woher er diesen Text erhalten und welchen Preis er dafür bezahlt hatte.
 

Seine beiden Freunde starrten Harry an, als wäre ihnen so eben erneut ein Blutgespenst erschienen.

„Ja begreift ihr denn nicht?“, rief er aufgebracht. „Wir können Sirius zurückholen. Wir können ihn tatsächlich zurückholen.“

Hermine begann als Erste wieder zu sprechen. Ihr Gesicht versprach nichts Gutes. „Harry, du kannst doch nicht ernsthaft annehmen, dass das stimmt. Noch dazu, weil sich diese Höhle, von der da die Rede sein soll, in Irland befindet. Das ist weit weg vom Zauberei-Ministerium. Was bringt dich zu der Annahme, dass das irgendetwas mit Sirius’ Tod zu tun haben könnte?“

„SIRIUS IST NICHT TOT!“, donnerte Harry. „Ich weiß es weil… ich es eben weiß. Alles was ich will, ist, dass ihr mir glaubt.“

„Hey, Kumpel.“, schaltete sich Ron nun in die Unterhaltung ein. „Ich meine, dass an der Sache mit Sirius irgendwas faul war, okay. Aber wenn man Sirius einfach so zurückholen könnte… Meinst du nicht, dass sie das dann an dem Abend noch gemacht hätten?“

„Ach, du jetzt also auch, oder was?“, fauchte Harry Ron an. „Du hast doch gesagt, du hilfst mir.“

„Ich… Wir… Also wir haben uns unterhalten und…“, druckste Ron herum.

„Wer wir?“, brauste Harry auf. „Wer hat sich alles das Maul über mich zerrissen?“

„Ach Harry, so war das doch gar nicht.“, versuchte Hermine ihn zu beruhigen. „Ich hab nur gedacht, dass du... dich vielleicht zu sehr mit der Vergangenheit beschäftigst. Wir machen uns Sorgen um dich.“

„Wer?“, grollte Harry.

„Naja, ich und Hermine.“, antwortete Ron nervös. „Dann natürlich Neville und Ginny. Und noch ein paar andere.“

„Raus!“, knirschte Harry mit mühsam unterdrücktem Zorn.

„Was?“, stotterte jetzt auch Hermine.

„RAUS!“, brüllte Harry seine beiden Freunde an. „RAUS HIER! ICH HAB GESAGT, IHR SOLLT EUCH RAUSSCHEREN! ALLE BEIDE!“
 

Mit kalkweißem Gesicht erhob Hermine sich. „Ich glaube, wir sind hier nicht mehr erwünscht. Komm, Ron!“

„Aber…“, begann der zu widersprechen. Doch dann stand auch er auf und folgte Hermine zur Tür.

„Ach übrigens.“, rief Harry ihm nach. „Ich steig aus der Quidditch-Mannschaft aus. Ginny wird euch sicher gerne erzählen, was wir beide besprochen haben.“

Ron starrte ihn nur wortlos an, dann verließ auch er den Schlafsaal. Müde zog Harry die Vorhänge um sein Bett zu und ließ sich in die Kissen sinken. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. Seine Augen brannten und so sehr er auch dagegen ankämpfte, konnte er nicht verhindern, dass salzige Tränen über sein Gesicht rollten und sein Kissen durchnässten. Erschöpft rollte er sich zusammen und fiel irgendwann in einen tiefen, bleiernen Schlaf.
 

Draußen vor dem Fenster zogen sich dunkle Wolken vor einem abnehmenden Mond zusammen. An einem offenen Fenster stand eine dunkle Gestalt und beobachtete den Himmel. Als die ersten Regentropfen fielen, begann der Fensterflügel nach innen zu schwingen. Kurz bevor er sich völlig schloss, raunte ein leises Wispern durch die Nacht:

„Bald…“



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  DisorientedDarcy
2010-11-30T12:02:27+00:00 30.11.2010 13:02
woa :O
am ende hab ich gänsehaut bekommen **'
ich els jetzut einfach weiter weil ich nicht so gut in kommis schreiben bin ^^
Von:  Medialuna
2005-08-26T20:11:37+00:00 26.08.2005 22:11
Sorry bin grad echt zu faul'n Kommi zu schreiben, nur verdient deine Story einfach einen. Jedesmal wenn ich abcheck ob irgendeiner aus meiner Fav-liste upgedated hat, stolper ich über deine FF und schieb das Kommi-schreiben auf später. Verzeih mir *Hundeblick aufsetz*

Ich hab nur wieder einiges vergessen...

Mal sehen an was ich mich noch erinnere:

1. Das Kapitel war um einiges besser als das vorige. Du hast die Story weitergebracht wie du gesagt hattest.

2. Die Story in der Mitte in der du dich auf die Anderswelt beziehst, ist einfach nur genial! Ich liebe Irland und die ganzen Mythen über TirNaNog und die Tuatha de Danan (oder wie man das auch schreibt). Ich kenn mich da nur nicht so gut aus, wüsste gern ob du die Story irgendwo her hast oder gar selber erfunden (was ich sehr bewundern würde, aber irgendwie anzweifle, die story klang echt gut und orginal)

Was ich damit sagen wollte ist, das die Story die Geschichte um Harry etwas aufgelockert hat und mir beim Lesen sehr gefallen hat.


Ich frage mich ob Harry die richtigen Schlüße gezogen hat und wie er nun an die Sache rangeht. Der Spannungsbogen ist jedenfalls gestiegen und ich hoffe sehr für dich, dass du mit dem nächsten Kapitel bereits weit vorrangeschritten bist.

Solange es noch anspruchsvolle Leser gibt, wird deine FF auch gelesen und manch einer ist als auch zu faul zum kommi schreiben und braucht einen kleinen schubser *smile*
Mach dir also keine Gedanken um die Leser!

grüßle

Luna-chan
Von: abgemeldet
2005-08-19T15:08:35+00:00 19.08.2005 17:08
Sorry, dass mein Kommi erst so spät kommt...-.-"

Die Übersetzung ist dir echt gut gelungen! Respekt!
Das Chap war geil, bin mal gespannt, was Harry jetzt machen will!^^
Und zum schluss gibst du uns noch ein Rätsel auf-.-""!
Frage mich, wer diese Gestalt ist!

Mach schnell weiter!
Tschüss,
Itako
Von: abgemeldet
2005-08-15T15:01:35+00:00 15.08.2005 17:01
whohw...scary
DAS WAR JA WIEDER MAL DER oberHAMMER!!!^^
ooookay...
es war klasse. dramatisch. packend. klasse.
mach schnell weiter!!!

bye
mio
Von:  JamieBlack
2005-07-31T22:19:48+00:00 01.08.2005 00:19
*reingeschneit kommt*
Hello yu!
Hab grad erst die letzten Zeilen im lese Marathon durch deine kommplete FF gemacht.... *noch immer außer Atem ist* Ich find deine Geschichte cool. Warum sollte man deine Geschichte nicht mehr lesen wollen? Ich versuch am Ball zu bleiben. Schreib mir wenn das nächste Chapter kommt. (Is nämlich ne gute inspiration, sitz selbst gard an ner FF zum sechsten...)
Leo

PS: I love Darkfics!! ^O^
Von: abgemeldet
2005-07-28T11:56:51+00:00 28.07.2005 13:56
hey,
siri kann also doch gerettet werden!
schreib schnell weiter
lg schpinnchen
Von: abgemeldet
2005-07-24T15:54:04+00:00 24.07.2005 17:54
Aaah, jetzt weiß ich endlich auch, wie die Legende in deine Geschichte passt! Hab mich schon gefragt, wie das mit der Story vereint werden kann... aber sehr interessantes Ergebnis, zu dem Harry kommt.
Obwohl er ja mal wieder unausstehlich motzig ist. U.U Naja, vermutlich gehört sich das so in einer Darkfic, dass alles düster ist.
Also, Fazit, das einzige, was mir nicht gefallen hat, war der Liedtext am Anfang. Nu Pagadi, *ürgs*
Ansonsten wieder sehr spannend, überraschend und dramatisch, und da ich auch das neue Buch von HP nicht gelesen habe und auch nicht lesen werde ;-P, kannst du dir sicher sein, dass ich dir treu bleibe.
(Sonst natürlich auch, was für eine Frage!)

LG
RH
Von: abgemeldet
2005-07-23T18:40:19+00:00 23.07.2005 20:40
erste^^
also ich find´s voll cool und les es natürlich noch *empört is*
also schreib schnell weida^__^
BÜDDE!!


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