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Schlafes Bruder

Schlafes Bruder

 

Du warst ein würdiger Gegner, L. Falls du mich jemals als deinen Freund anerkannt haben solltest, wenn ich wirklich dein erster Freund gewesen sein sollte, dann warst du wohl gleichfalls mein einziger und letzter.

Das Elektrokardiogramm gab einen grellen Pfeifton von sich. Leblos hing der Meisterdetektiv in seinen Armen. Light spürte das dichte, schwarze Haar in seinen Handflächen. Es fühlte sich so weich an wie sonst auch. Der Pfeifton schrillte beständig weiter. Sofort befreite sich Light von seinem getöteten Freund und ließ das geringe Gewicht des noch warmen Körpers zu Boden gleiten. Der Pfeifton schrillte beständig weiter. Light wollte mit seinen zitternden Fingern jenes schneeweiße Handgelenk berühren, an dem er noch immer die Spuren der Metallfessel zu sehen glaubte, wollte auf dem Brustkorb nach einem Puls, auf den blassen Lippen nach Atem suchen, den er niemals wieder finden würde. Der Pfeifton schrillte beständig weiter. Stattdessen wich Light zurück, erhob sich halb und taumelte zwei, drei, vier Schritte rückwärts. Es sah aus, als würde L bloß schlafen. Der Pfeifton schrillte beständig weiter. Bis die anderen zurückkamen, musste Light seinen Freund hier allein lassen. Allein in diesem selbstgezimmerten Käfig aus Stahlbeton und Glas. Der Pfeifton schrillte unerträglich laut.

Light hielt es nicht mehr aus. Sein Sieg hatte in ihm eine Hysterie ausgelöst, die ihn kaum nüchtern denken ließ. Seine Mundwinkel schmerzten von dem Lachen, das in seiner Kehle brannte und nach Freiheit schrie. Genauso wie das rasende Herz zwischen seinen Rippen.

 

Asche zu Asche. Staub zu Staub. Feiner Sand breitete sich bis an den Rand der Maschinen und Kühlanlagen aus, die im Raum nebenan aufgebaut waren. Mit der Aussage, L könne seinen vollständigen Namen für sich bewahren, hatte Light sogar richtig gelegen. Selbst wenn er der Versuchung hätte nachgeben wollen, er würde ihn niemals erfahren. Dieses Geheimnis konnte er nicht lüften, denn Rem hatte ihr Death Note offenbar zerstört. Nur das schmutzige Grau ihrer Überreste verteilte sich über den Boden.

Den eigenen Namen sollte L mit ins Grab nehmen.

 

„Light, du hast es geschafft!“ Freudestrahlend lief Misa durch den Gang auf ihren Freund zu, aus dem hinteren Teil des Gebäudes kommend, wo sich die Fahrstühle befanden, die im Gegensatz zum Personalaufzug nicht direkt in den Hauptüberwachungsraum mündeten. „Der freundliche Herr ist einfach umgefallen. Ist er ohnmächtig? Das warst du, oder?“

„Misa, das Death Note.”

„Äh, ja... hier.“ Sie holte aus ihrer rüschenbesetzten Tasche ein paar gefaltete Blätter Papier hervor. „Wie du wolltest, habe ich aus dem Heft nur wenige Seiten herausgerissen. Die Seite, auf die ich gestern die Namen der Verbrecher schrieb, habe ich heute Morgen gleich verbrannt. Das hier ist alles, was ich jetzt noch besitze.“

Wortlos nahm Light das linierte Papier an sich.

„Hast du L getötet?“ Unvermittelt war Ryuk neben ihnen aufgetaucht. Zuerst wollte Light ihn ignorieren, in der Annahme, es handle sich sowieso nur um eine seiner konstruierten Illusionen, bis ihm jedoch einfiel, dass sein Todesgott dieses Mal echt sein musste.

„Lange nicht gesehen, Ryuk“, begrüßte er ihn. „Ich würde gern behaupten, dass ich mich über das Wiedersehen freue, obwohl du mir in letzter Zeit ziemlich auf die Nerven gingst.“

Verdutzt zeigte der Todesgott mit einer seiner beringten Pranken auf sich selbst. Dessen Irritation ignorierend antwortete Light kühl:

„Ja, ich habe gewonnen. Jetzt muss ich nur noch eine einzige Arbeit erledigen.“

Daraufhin führte er Misa allerdings nicht in den zentralen Ermittlungsbereich, sondern in eine lichtdurchflutete Lobby, die als Empfangshalle diente. Er wollte ihr den Anblick eines weiteren Leichnams ersparen. Vielleicht wollte er sich das auch nur selbst ersparen.

 

Der Kugelschreiber wanderte akkurat zwischen den Zeilen über das Papier. Ein fließender Strom aus gebogenen und geraden Linien, die zusammen ein sauberes Bild an Schriftzeichen ergaben.

„Das ist...“, hauchte Misa bestürzt, während sie ihrem Freund über die Schulter schaute, um zu sehen, was dieser auf die Seiten des Death Notes schrieb.

Yagami Soichiro

„Das ist der Name deines Vaters...“

Herzinfarkt

„Light... warum?“

Er täuscht eine schlüssige Erklärung vor und bringt das Death Note zurück...

„Warum schreibst du den Namen deines Vaters auf?“

...übergibt es seinem Sohn...

„Es wird helfen, eine neue Welt zu erschaffen“, antwortete Light mechanisch.

...und stirbt.

„Aber, Light... er ist dein Vater! Wieso?!“

„Würdest du bitte still sein?“, zischte dieser genervt. „Für die höhere Sache sind Opfer unerlässlich. Wie wichtig Personen auch sind, wir können sie leider nicht verschonen.“

Es war dieselbe Aussage, die er gedanklich seinem imaginären Todesgott gegenüber geäußert hatte, als es um den Tod von L ging. Der Tod von L. Es war ganz leicht, das zu denken. Light fühlte nichts dabei. Er hatte L getötet. Es war egal geworden, wen er als nächstes tötete. Es war alles egal. Jetzt konnte er auch seinen Vater umbringen. Und am besten den ganzen Rest der Welt hinterher. Wenn er könnte, würde er in diesem Moment die gesamte Menschheit auslöschen, damit die Realität der Außenwelt dem entsprach, was er innerlich fühlte. Zu dumm, dachte Light zynisch, dass er selbst der Auserwählte war, der allein die Welt vor ihrem Untergang retten konnte.

„Es gibt kein Zurück mehr“, sagte er kalt.

 

Schweigend saß das blonde Mädchen in einem der schwarzen Ledersessel und sah sich abwartend in dem großen Raum mit dem spiegelglatt gefliesten Boden und der Fensterfassade um. Rem hatte sich für sie geopfert, weil Light keine Alternative sah, um Misa zu retten. Aus Liebe zu sterben, das war der schönste Tod, den Misa sich vorstellen konnte. Sicher war es auch für einen Shinigami erfüllender, dieses wertvollste aller Geschenke kennen gelernt zu haben, anstatt ein Leben in trostloser Ödnis zu verbringen, selbst wenn es das eigene Ende bedeutete. Nachdem sie ihre gesamte Familie verlor, wusste Misa, wie einsam und zerrissen man sich fühlen konnte, wenn man niemanden mehr hatte, der einem wichtig war.

Verstohlen huschte Misas Blick zu ihrem Freund hinüber. Light hatte schon seit geraumer Zeit kein Wort gesagt, die braunen Augen nur reglos auf den Glastisch vor sich gerichtet, auf jene dort befindlichen Seiten, die lediglich zerfurcht waren von einigen unscheinbaren Zeichen, die nichtsdestotrotz einem Menschen das Leben raubten. Bestimmt war er deshalb so in sich gekehrt und traurig, weil er seinen eigenen Vater töten musste.

Da Light sein Vorgehen für richtig erachtete, wollte Misa ihn nicht unnötig reizen und blieb deshalb stumm.

Endlich hörten sie den festen Schritt von Herrenschuhen näherkommen. Beide erhoben sich, als Yagami Soichiro, Chefinspektor und leitender Ermittler im Fall gegen Kira, seinem Sohn gegenüberstand, dem er einstmals die Grundsätze von Recht und Gerechtigkeit gelehrt und der hierauf begonnen hatte, aus Selbstjustiz massenhaft Menschen hinzurichten.

„Vater“, fing Light ernst zu sprechen an. Er seufzte schwer, bevor er fortfuhr. Ihm war bewusst, dass Yagami Soichiro bei der Aushändigung des Heftes sterben musste. Sobald Light das Death Note berührte, beging er einen Vatermord. „Ich habe stets zu dir aufgeschaut. Du warst ein Vorbild für mich und für andere. Dafür respektiere ich dich noch heute... das werde ich immer tun.“ Light lächelte schmerzlich, wohingegen der Gesichtsausdruck des älteren Mannes keinerlei Emotion verriet. „Es hat mich stolz gemacht, dein Sohn zu sein. Du hast unbeirrbar gegen die Ungerechtigkeit gekämpft. Darum weiß ich, dass du verstehen wirst, was ich jetzt tun muss.“

Einen Moment schloss Light die Augen und atmete tief durch.

„Vater... es tut mir leid. Bitte gib mir das Death Note. Es ist Zeit.“

Mit ausdrucksloser Miene öffnete Herr Yagami den in seine Obhut gegebenen Stahlkoffer, sodass dessen Deckel nach vorn klappte und Einblick in seine dunklen Innenwände geboten wurde. Dort, verborgen hinter der robusten Schale der Verkleidung und gebettet auf einer anthrazitfarbenen Polsterung, hätte das tödliche Notizbuch liegen müssen. Doch der Koffer war leer.

„Wo ist das Death Note?“, fragte Light dumpf und versuchte zu begreifen, was er nicht sehen konnte. Er versuchte zu sehen, was er nicht begriff.

„Light, ich habe alles mitbekommen“, sagte sein Vater verbittert und ließ den Koffer mit einem lauten Knall fallen, „jeden einzelnen deiner Sätze, das Videomaterial, deine Gespräche, genauso wie das, was du bedauerlicherweise auf diese Seiten geschrieben hast.“ Er deutete, nur ganz schwach zitternd, mit einem Fingerzeig hinüber zu dem Tisch in der Mitte der Sitzgruppe. Im nächsten Augenblick waren weitere Schritte zu hören, die restlichen Polizisten, Matsuda, Aizawa und Mogi, tauchten rasch hinter ihrem Vorgesetzten auf und umzingelten Light mit gezogenen Schusswaffen. Aizawa packte Misa an den Armen, drehte ihr die Hände auf den Rücken und legte ihr Handschellen an. Danach wurden ihr zügig und fest die Augen verbunden.

„Light!“ Das blonde Mädchen schrie und wand sich, doch Aizawa hielt sie geschickt in Gewahrsam, woraufhin ihre Gegenwehr bald abflaute. Überrascht ruckte Lights Blick umher, von einem Gesicht zum anderen, überall konfrontiert mit Vorwurf, Enttäuschung und Verachtung. Was war geschehen? Warum verlief nicht alles nach Plan?

„Hör zu, mein Sohn“, offenbarte ihm der Chefinspektor schwermütig, „du bist verhaftet.“

„Aber das Death Note...“ Verwirrt schüttelte Light den Kopf. Wieso machte Yagami Soichiro nicht das, was ihm durch die Macht des Heftes befohlen worden war? Wie hätte er bei klarem Verstand die Instruktionen ignorieren können? Sein Auftrag war doch unmissverständlich formuliert.

Abrupt drehte sich Light um, starrte auf die linierten Blätter des Papiers, von dem er geglaubt hatte, es sei nicht irdischen Ursprungs.

„Eine Fälschung“, stieß er wütend aus. „Misa, du hast mich betrogen!“

„Das ist nicht wahr!“, verteidigte sie sich panisch. „Wieso hätte ich das tun sollen?! Du musst mir glauben, Light. Es ist mir egal, ob du gut oder böse bist. Ich werde dich immer lieben!“

„Sie hat dich nicht betrogen, Light-kun.“

Der Schlag seines Herzens setzte aus. Diese Stimme.

„Du müsstest wissen, dass Misa-san das niemals tun würde.“

Seine Brust zog sich zusammen, bevor der Muskel zwischen seinen Rippen heftig schmerzend erneut pulsierte. Light bemühte sich darum, durch seine zugeschnürte Kehle Luft zu bekommen. Das war nicht möglich. Er halluzinierte. Es war bloß ein Traum. Eine weitere Wahnvorstellung. Die Wirklichkeit war dem Irrsinn anheimgefallen und er war früher als erwartet durchgedreht. Er musste verrückt geworden sein. Anders war das hier nicht denkbar. Er hatte den Verstand verloren, irgendwann, ohne es zu merken.

„Ryuzaki?“, hörte er sich selbst sagen, während sich in seinem Kopf alles drehte.

„Es tut mir so leid.“ Ein blasses Gesicht unter pechschwarzem Haar, dürre Finger auf dem Geländer des oberen Ganges, nackte Füße unter dem zerschlissenen Saum einer Jeanshose. Es war nur eine Illusion, eine Ausgeburt des zerrütteten Geistes, der Lights Sinne vernebelte. „Wir hätten Freunde sein können, weißt du?“

Light wurde schwarz vor Augen. Übelkeit und Schwindel bemächtigten sich seiner. Unter der Handfläche spürte er kühles Leder, die Lehne eines Sessels, worauf er sich unbewusst gestützt hatte, um irgendwo Halt zu finden, nachdem er schwankend einen Schritt zurückgetaumelt war. Das war nicht real. Nichts hiervon konnte wahr sein. L war tot. Kira hatte ihn umgebracht. Er konnte nicht mehr am Leben sein. Light hatte sich damit abgefunden. Die Person, die dort vor ihm stand, konnte gar nicht L sein.

„Es stimmt, das Papier, von dem du dachtest, es sei tödlich, ist aus einem völlig harmlosen Material.“ Barfuß kam der junge Mann die Treppe herunter. Die Hände schob er auf typische Weise in die Hosentaschen. Seine angenehm ruhige Stimme drang nur gedämpft zu Light hindurch. War das wirklich L? „Vom Tag ihrer Freilassung an habe ich Amane Misa durch Wedy beschatten und die Seiten des Death Notes fälschen lassen.“

Misa zerrte vergeblich an den Fesseln und Händen, die sie festhielten. Wiewohl sie durch die Stoffbinde nichts zu sehen vermochte, wandte sie sich in jene Richtung, aus der sie die bekannte Stimme Ryuzakis vernahm, und rief aufgelöst:

„Aber die Verbrecher sind doch gestorben!“

„Weil wir die Seiten erst in der letzten Nacht ausgetauscht haben“, entgegnete L milde. „Diese letzten paar Opfer waren unvermeidlich, um einen stichhaltigen Beweis gegen dich in der Hand zu haben, der belegt, dass du der zweite Kira bist, Misa-san. Und somit wurde mir auch bestätigt, dass ein ausgerissenes Stück Papier die gleiche Wirkung entfaltet wie das Notizbuch selbst. Übrigens war die Seite, die du heute Morgen vernichtet hast, ebenfalls eine Fälschung. Die echte befindet sich in unserem Besitz, wohlgemerkt, verfasst in deiner Handschrift und versehen mit deinen Fingerabdrücken.“

Allmählich gewann Light seine Selbstbeherrschung zurück. Misa war also von Anfang an beschattet worden. Vermutlich hatte L bereits kurz nach Higuchis Festnahme diesen Auftrag unter der Hand erteilt, ohne dass die Polizisten im Ermittlungsteam oder Light etwas davon mitbekamen. Zwar hatte Light Misa eingebläut, eine Weile zu warten, bevor sie das Death Note ausgrub, aber aller Wahrscheinlichkeit nach war sie rund um die Uhr bewacht worden. Das erklärte, warum Yagami Soichiro nicht gemäß seiner Bestimmung gehorcht hatte. Allerdings erklärte es nicht, weshalb L noch lebte.

Der Detektiv las in Lights Gesicht, wie es hinter dessen Stirn arbeitete.

„Das eigentliche Problem war der erste Kira“, erläuterte L, während er am unteren Treppenabsatz angelangt war. „Ich wusste seit Monaten, dass ich Kira nur überführen konnte, indem ich ihn auf frischer Tat ertappte.“

Nun standen sie sich gegenüber, der Meisterdetektiv und sein Hauptverdächtiger, einander gleichermaßen Freund wie Feind. Die Identität Kiras war enthüllt und dennoch empfand Light weder Angst noch Schmach. Stattdessen konnte er nach wie vor kaum glauben, dass ihn nur wenige Schritte von L trennten.

„Du müsstest tot sein“, entfloh Light ein ungläubiges Wispern.

„Dafür fühle ich mich allerdings noch ziemlich lebendig.“

„Aber wie...?“

„In amerikanischen Kriminalserien mag es üblich und ausreichend sein, den Tod eines Menschen mit einem kurzen Wimpernschlag abzusegnen. In der Realität sollte man das lieber anhand der Vitalfunktionen überprüfen, findest du nicht auch? Hast du das denn getan, Light-kun?“

Die Augenbrauen senkend starrte Light seinen Widersacher an. Er war sich sicher gewesen, dass eine Prüfung nicht nötig war, weil sein Plan keine Alternative hätte möglich machen sollen. Er war zu sehr von sich selbst überzeugt gewesen.

Nein, das stimmte nicht. Wozu verleugnete er es vor sich selbst? Er hatte es durchaus tun wollen. Aber er konnte nicht.

„Du warst immer sehr vorsichtig“, gestand L ihm zu. „Wir waren nie in der Lage, dir etwas nachzuweisen. Darum mussten wir dich über den zweiten Kira erreichen und dafür sorgen, dass du direkt in der Zentrale in Aktion trittst. Anstatt in den Hubschrauber zu steigen, blieben die anderen hier und haben alles beobachtet. Bis zum Schluss jedoch wollte Yagami-san es nicht wahrhaben.“

Lights Augen glitten zur Seite und fingen den Blick des älteren Mannes ein. Yagami Soichiro, Vater und Vorbild seiner Kindertage. Mittlerweile war Light schon lange kein Kind mehr. Er konnte sich nicht erinnern, seit wann ihn das permanente Streben nach Perfektion und das ständige Sammeln neuer Erkenntnisse nicht weiter mit Freude über die bald selbstverständlich gewordene Anerkennung der ihm wichtigen Menschen erfüllte. Je mehr Wissen er in sich anhäufte, desto leerer fühlte er sich. Light wusste nicht einmal mehr, wann er angefangen hatte, seiner Familie den idealen Sohn bloß vorzuspielen. Auf absurde Weise war er beinahe froh darüber, dass Yagami Soichiro zum ersten Mal sah, was sein eigener Sohn unter der Maske aus erlogener Pflichterfüllung tatsächlich war.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt hatte nur L gesehen, was sich in seinem Inneren verbarg.

Finster schaute Light wieder zurück in dessen blasses Gesicht und meinte:

„Das war ziemlich riskant.“

L zuckte unbeteiligt mit den Schultern.

„Ich habe einfach auf deine Selbstsicherheit gesetzt und darauf, dass du dich von der inszenierten elektronischen Aufzeichnung ablenken lässt. Zusätzlich diente der vermeintliche Sensor dazu, mir selbst ein Narkotikum zu injizieren, das mich kurzzeitig außer Gefecht setzte und meine vegetativen Reaktionen hemmte. Zugegeben, mich selbst zu anästhesieren war riskant. Leider sind meine schauspielerischen Fähigkeiten bei weitem nicht so gut ausgeprägt wie deine.“

Abfällig seufzend senkte Light den Kopf. Trotzdem ergab das Ganze einfach kein klares Bild.

„Wir haben die gefälschten Seiten für dich gar nicht benutzt.“ Verständnislos versuchte er zu begreifen, was bei Rem, seiner Marionette, falsch gelaufen war. „Eine Person, deren Name in das Death Note geschrieben wird, stirbt unausweichlich. Egal was man tut, selbst wenn das Heft danach zerstört wurde, diesem Schicksal kann niemand entkommen. Es sei denn...“ Der Name wurde bereits vorher eingetragen.

In plötzlichem Erschrecken starrte Light dem Detektiv in die müden schwarzen Augen.

„Hast du...“, begann er stockend, „hast du deinen Namen etwa selbst...?“

Light sprach seine Worte nicht zu Ende. Es kam ihm vor, als hätte er etwas scheinbar Verlorenes wiedergefunden, nur um es kurz darauf erneut zu verlieren. Wenn er jetzt versagte, ohne dass es etwas an Ls Tod änderte, dann war seine Niederlage erst recht umsonst. In diesem Fall hatte niemand gewonnen. Das durfte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein!

„In der Tat“, setzte L leise zu einer Antwort an.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Musikalische Untermalung in diesem und den nächsten Kapiteln sind die Lieder „R-Evolve“ und „Was It a Dream?“ von Thirty Seconds to Mars. Komplett anzeigen

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