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Kein einfacher Anfang

Yamato Ishida x Taichi Yagami
von

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Angespannt liege ich in meinem Zimmer auf dem Sofa und starre abwesend zur Decke. In letzter Zeit habe ich häufig starke Kopfschmerzen, die mich in meinem Denken und Handeln ziemlich einschränken. Vielleicht sollte ich es mit einer Tablette versuchen, anstatt dieses unangenehme Pulsieren und dumpfe Stechen zu ertragen. Ich weiß, dass eine Packung Schmerzmittel im Medizinschrank im Badezimmer liegt. Mit bedachten Bewegungen erhebe ich mich und verlasse langsam, Schritt für Schritt, den Raum, gehe über den Flur ins Bad. Dort entnehme ich der Schachtel eine kleine weiße Tablette und schlucke sie mit etwas Wasser aus dem Wasserhahn hinunter. Anschließend wage ich einen Blick in den Spiegel. Darin sehe ich noch immer einen Jungen mit blonden Haaren und blauen Augen. Er sieht verstört aus, irgendwie haltlos und verloren, doch sein Anblick erregt kein Mitleid, sondern nur Ekel. Nach wie vor. Seufzend wende ich mich ab und gehe in die Küche. Aus dem Kühlschrank nehme ich eine Flasche Calpis, fülle ein Glas mit der weißen Flüssigkeit und setze mich an den Tisch. Nachdenklich schaue ich aus dem Fenster, während ich unbewusst immer wieder an meinem Getränk nippe. Warum bin ich nur so fixiert auf meinen besten Freund? Taichi geht mir nicht mehr aus dem Kopf, ich will ihn besitzen und an mich binden. Er soll meinen Schmerz spüren, so wie ich seinen Schmerz spüren möchte. Wieder überkommt mich diese Aufgeregtheit, wenn ich daran denke, was ich mit Tai alles anstellen möchte. Mein Puls beschleunigt sich, mein Herz schlägt schneller und Hitze steigt in mir auf. Ich versuche mich zu beruhigen. Diese heftigen Reaktionen meines Körpers verwirren mich, ich weiß nicht, ob ich sie mag oder hasse. Kurzerhand beschließe ich, mich auf meine Empfindungen ganz einzulassen und Taichi zu einem Teil meiner Perversion zu machen. Ich stehe auf und gehe zum Telefon, welches im Flur steht. Etwas nervös wähle ich die Nummer meines besten Freundes.

„Hey. Hier Yamato. Gut, dass du gleich dran bist.“

„Mhm. Ach so.“

„Das passt gut. Kann ich zu dir kommen?“

„Ja, jetzt.“

„Das vorhin kann man wohl kaum als Unterhaltung bezeichnen.“

„Warum weichst du aus? Es scheint, als hättest du Angst, mit mir allein zu sein? Gefiel es dir doch nicht, was ich mit dir gemacht habe?“

„Taichi, bist du noch dran?“

„Weil du nichts sagst.“

„Du überlegst aber ziemlich lange. Oder ist das Teil deines perfiden Spiels?“

„Dein Lächeln. Ich lasse mich nicht von deinem hübschen Gesicht mit dem herzlichen Lächeln täuschen.“

„Es ist einfach nur ekelhaft falsch.“

„Tai, bitte. Ich habe keine Lust, mit dir über die Entfernung, ohne dass ich dich ansehen kann, zu reden. Du weißt, wie sehr ich Telefonieren hasse. Kann ich nun also zu dir kommen?“

„Gut, dann bin ich gleich bei dir.“ Leicht genervt lege ich auf. Er hat mich hingehalten, dabei wusste er genau, wie dieses Gespräch ausgehen wird. Er hatte von Anfang an vor mir zuzusagen. Wenn ich ihn nicht brutal unterwerfe, wird er nach seinen eigenen Regeln spielen und mir auf verächtliche Art zeigen, dass er mir weit überlegen ist. Schnell schreibe ich meinem Vater einen Zettel, ziehe meine Schuhe an und nehme meinen Schlüssel von der Kommode. Zufrieden bemerke ich, dass die Tablette wirkt. Meine Kopfschmerzen sind verschwunden. Ich verlasse eilig die Wohnung, um zu Tai zu gelangen.
 

„Worüber willst du denn nun mit mir reden?“, fragt Taichi lächelnd, fast schon amüsiert. Er sitzt vor mir auf dem Boden, während ich auf seinem Bett Platz genommen habe.

„Wann kommen deine Eltern zurück?“

„Spät am Abend, wir haben also Zeit.“

„Und deine Schwester?“

„Die ist bei einer Freundin zum Geburtstag. Und übernachtet auch dort. Morgen ist schließlich Samstag.“ Das Lächeln verschwindet noch immer nicht von Tais Lippen. Kurz starre ich diese unbewusst an.

„Mal sehen, wie lange du diesen Gesichtsausdruck noch beibehältst.“ Ich stehe auf und knie mich zu meinem besten Freund hinab, meine Hände um seinen Hals legend. Leicht drücke ich auf die Hauptschlagader. „Lass dich zurückfallen, sodass du auf dem Rücken liegst“, befehle ich. Statt meiner Aufforderung zu folgen, umgreift er jedoch ungewohnt derb meine Handgelenke.

„Wie kommst du darauf, dass ich dir einfach so gefügig bin?“ Mit unerwartet schnellen Bewegungen bringt er mich auf dem Bauch liegend zu Boden, die Arme schmerzhaft nach hinten verdreht. Er sitzt auf meinen Oberschenkeln und beugt sich zu mir hinab. „Du wirst niemals gegen mich ankommen. Finde dich damit ab, Yama“, flüstert er demütigend in mein Ohr. Ich wehre mich heftig, um mich von ihm zu befreien. Nach einer Weile gelingt es mir, eine kurze Unaufmerksamkeit seinerseits zu nutzen, und stoße ihn von mir. Sofort stürze ich mich auf Tai, schlage unbeherrscht, beinahe hysterisch auf ihn ein. Ich bin wie im Rausch, als ich die aufgeplatzte Lippe und die blutende Nase meines besten Freundes registriere. Dabei fällt mir nicht auf, dass er erst jetzt beginnt seine Fäuste gegen mich einzusetzen. Zuvor ließ er meine Gewalt einfach über sich ergehen. Es scheint, als richte Tai seine Schläge eher auf die Magenregion und weniger auf das Gesicht. Eine Beobachtung, die mich ziemlich aus der Fassung bringt, was mein bester Freund bemerkt und sogleich ausnutzt, um mich endgültig außer Gefecht zu setzen. Er schlägt ganz bewusst und gezielt zu, sodass ich vor Schmerzen gekrümmt auf dem Boden liegenbleibe. Seltsamerweise verspüre ich weder Wut noch Hass, sondern lediglich Befriedigung und innere Ruhe. Taichi lässt sich neben mich sinken, legt seine Hand liebevoll auf meine, verhakt unsere Finger und drückt sanft zu.

„Geht es dir jetzt besser? Hin und wieder brauchst du das, hab ich recht? Was genau ist es?“, fragt Tai außer Atem. Auch mein Brustkorb hebt und senkt sich schnell und ich brauche einen Moment, um wieder sprechen zu können.

„Schmerz. Soweit ich es zuordnen kann. Aber ich weiß es selbst nicht so richtig“, gebe ich ehrlich zu. „Die Tatsache, dass es mir danach wirklich besser geht, erhärtet meine Vermutung, oder?“

„Ja, irgendwie schon.“ Nachdenklich sieht mein bester Freund mich an. Ich halte seinem Blick stand, drohe jedoch wie immer mich in seinen braunen Augen zu verlieren. „Provozierst du mich deshalb immer? Damit ich dir dein Verlangen nach Schmerz erfülle?“ Es schwingt keinerlei Vorwurf in seiner Stimme mit, nur aufrichtiges Interesse.

„Kann sein. Doch warum begegnest du mir jedes Mal mit diesem Lächeln?“

„Was meinst du?“ Tai schaut mich fragend an, was mich leicht durcheinanderbringt.

„Ich kann es selbst nicht einordnen. Es ist irgendwie kalt, arrogant, strahlt Überlegenheit aus, als würdest du alles durchschauen, dich amüsieren und ein wenig Wahnsinn in dir tragen.“ Die letzten Worte sage ich so leise, dass Taichi sie kaum gehört haben kann. Er geht auch nicht weiter darauf ein, aber ich sehe an seinem Gesichtsausdruck, dass er keine Ahnung hat, wovon ich spreche.

„Tut es noch sehr weh?“, fragt er stattdessen, meine Hand noch immer fest in seiner haltend.

„Nein. Und was ist mit dir? Dein Gesicht sieht ziemlich lädiert aus.“ Ich strecke meinen anderen Arm nach meinem besten Freund aus und berühre zaghaft die Verletzung an seiner Lippe.

„Ich denke, das Schlimmste wird wie jedes Mal der Aufstand meiner Mutter sein.“ Tai lacht und auch ich kann ein verlegenes Lächeln nicht unterdrücken.

„Hast du aus diesem Grund mein Gesicht verschont?“ Mein bester Freund schaut mich ernst an.

„Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich unbewusst.“ Ein merkwürdiges Gefühl beschleicht mich. Ich setze mich auf und betrachte Taichi, der noch immer auf dem Boden liegt und mich ebenfalls aufmerksam mustert. „Yama? Geht das auch mit anderen? Findest du auch bei anderen Befriedigung?“ Die Frage erstaunt mich, sodass ich für einen Augenblick überlegen muss.

„Ich habe nie daran gedacht, es mit jemand anderem zu tun. In meinen Gedanken bist es immer nur du. Also nein. Was ich von dir bekomme, kann mir kein anderer geben. Ich will auch nur dich spüren“, antworte ich aufrichtig. Taichi lächelt.

„Das will ich hoffen.“
 

Als ich die Wohnungstür aufschließe und im Flur meine Schuhe ausziehe, sehe ich meinen Vater in der Küche herumhantieren. Mit einem begrüßenden Lächeln blickt er zu mir.

„Du kommst genau richtig zum Abendessen, Yamato. Setz dich.“ Ich stelle meine Tasche zur Seite und nehme auf meinem Stuhl Platz. Neugierig schnuppere ich in die Luft und schaue zum Herd.

„Das riecht lecker. Was gibt es denn?“

„Naja, ich habe mich an Omuraisu versucht, weil das Rezept einfach klingt, aber irgendwie…“ Er betrachtet sein Ergebnis skeptisch. „Die Zubereitung ist doch schwieriger, als ich gedacht habe.“ Mit einem entschuldigenden Lächeln stellt er einen der beiden Teller vor mich.

„Das sieht aus wie ein Unfall. Ich dachte immer, dieses Gericht sei ein Omelette gefüllt mit Reis und Gemüse beziehungsweise Fleisch. Aber das…“ Ich lache.

„Mach es das nächste Mal besser“, schmollt mein Vater und stellt eine Flasche Ketchup auf den Tisch, bevor er sich mir gegenüber setzt.

„Nein, das ist perfekt. Jetzt muss ich es wenigstens nicht mehr vermengen.“

„Lieb von dir, denn wahrscheinlich hättest du es auch nie vermengt, sondern so gegessen. Wie war es bei Taichi?“ Beim Hören dieses Namens wird mein Gesichtsausdruck ernster, krampfhaft versuche ich nicht aufzusehen und stochere in meinem Essen herum. „Was ist los, Yamato?“

„Nichts. Wir hatten unseren Spaß, also mach dir keine Sorgen.“ Ich grinse meinen Gegenüber an und lange zu der Flasche Ketchup, welches ich großzügig über meiner Mahlzeit verteile.

„Du sahst eben sehr nachdenklich aus. Mach nicht immer alles mit dir aus, mein Sohn.“ Bestimmt legt mein Vater sein Besteck ab, steht auf und hockt sich vor mich. Zärtlich streicht er mit seiner Hand über meine Wange. „Bitte vergiss nicht, dass ich immer für dich da bin. Egal, was passiert. Ich liebe dich wahnsinnig und werde dich immer beschützen.“ Irritiert darüber, dass ich verlegen werde, drehe ich meinen Kopf zur Seite. Die Worte meines Vaters lösen ein Gefühl in mir aus, welches mich sanft umhüllt und angenehm berührt. Ich muss etwas erzählen, womit ich ihn beruhigen kann.

„Kennst du Sora? Sie ist Tais beste Freundin.“

„Nur vom Sehen.“

„In letzter Zeit ist sie ständig da, wo ich bin, und will sich mit mir unterhalten, obwohl ich ihr nichts zu sagen habe. Ihr Verhalten verwirrt mich und das fiel mir vorhin nur wieder ein.“ Sichtlich erleichtert lacht mein Vater, steht auf, wuschelt durch mein Haar und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. Dann setzt er sich zurück auf seinen Platz, stützt den Kopf mit seiner Hand und schaut mich mit einem breiten Grinsen an.

„Ich glaube, sie mag dich.“ Still esse ich mein Omuraisu.

„Warum? Sie kennt mich doch gar nicht“, bemerke ich schließlich.

„Bei solchen Dingen darfst du nicht mit Logik rangehen. Gibt es denn jemanden, den du magst, obwohl du nicht sagen kannst, warum das so ist?“

„Tai“, sage ich, ohne zu überlegen.

„Ja, er ist dein bester Freund. Solche Menschen nehmen ebenfalls Sonderstellungen in unserem Leben ein. Und außer Taichi?“

„Dich.“ Sanftmütig sieht mein Vater mich an.

„Vielleicht bist du doch noch zu jung.“

„Zu jung wofür?“

„Um die Liebe zu verstehen. Falls das überhaupt möglich ist.“

„Meinst du das, was irgendwann einfach so verschwindet und alles dadurch kaputt macht? Weshalb Menschen sich hassen und trennen, so wie du und Mama? Wodurch man am meisten leidet und was die schlimmsten Schmerzen zufügt?“, frage ich beiläufig, während ich die letzten Reste meines Abendessens zu mir nehme.

„Yamato…“, seufzt mein Vater. Erschüttert über meine Worte zeichnen sich deutlich Schuldgefühle in seinem Gesicht ab.

„Es hat wirklich gut geschmeckt, auch wenn es nicht so aussah. Ich mache den Abwasch.“ Etwas zu überschwänglich, um glaubhaft zu sein, stehe ich auf und stelle mein Geschirr in die Spüle. Ich zucke leicht zusammen, als mein Vater plötzlich von hinten seine Hände auf meine Schultern legt. Er kniet sich zu mir hinab und umfängt meinen Körper mit seinen Armen.

„Es tut mir so unglaublich leid, mein kleiner Yamato“, flüstert er leise in mein Ohr, wobei er mich fester an sich drückt. Tränen brennen in meinen Augen.

„Das muss es nicht, Papa“, entgegne ich voller Zuneigung und Angst. „Solange du mich nie verlässt.“
 

Unaufhörlich meißelt sich das Geräusch von abgefeuerten Schusswaffen in meinen Kopf. Ich setze mich in meinem Bett auf und schaue genervt zu meinem besten Freund, der wie verrückt auf den Kontroller einhämmert. Mein Blick wandert zum Bildschirm. Darauf sind merkwürdige Alienwesen zu sehen, deren Gliedmaßen nach ausreichendem Beschuss quer durch den Raum fliegen, wobei die Location eher ein Raumschiff zu sein scheint. In bemerkenswerter Geschwindigkeit liquidiert Tai unzählige Gegner auf brutale Weise.

„Sie zu töten reicht dir nicht, was? Du musst sie auch noch bis ins Kleinste zerstückeln.“

„Sonst wäre es langweilig.“ Er drückt die Starttaste, um sein Gemetzel kurz zu unterbrechen, und grinst mich an.

„Du bist krank“, grinse ich zurück. „Wie bist du überhaupt an das Spiel gekommen? Wenn ich mich nicht irre, wurde es von der CERO mit einer Z-Einstufung versehen. Du bist erst elf und siehst definitiv nicht aus wie achtzehn.“

„Das stimmt. Ich bin in dem Laden einfach zu einem Typen gegangen, der wie ein Student aussah, drückte ihm mein Geld in die Hand und bat ihn, mir dieses Spiel zu kaufen. Er fand es lustig und kam meiner Bitte nach. Ganz einfach also. Diese Methode hat bisher immer geklappt.“ Sichtlich stolz auf seine Cleverness richtet sich Taichi im Sitzen gerade auf. Ich schüttle amüsiert den Kopf, stehe auf und setze mich zu meinem besten Freund auf das Sofa. Der hat inzwischen die Starttaste erneut gedrückt und führt eifrig seine Metzelei fort. „Warum hast du mir eigentlich nicht erzählt, dass du Kampfsport machst?“, fragt Tai beiläufig, ohne seine Augen vom Bildschirm abzuwenden.

„Woher weißt du das?“ Irritiert blicke ich zu ihm.

„Von Sora. Hast du es ihr nicht erzählt?“

„Nein, warum sollte ich?“ Mein bester Freund zuckt mit den Schultern.

„Dann kann ich dir auch nicht sagen, woher sie es weiß. Vielleicht hat sie dich gesehen, als du zum Training gegangen bist. Wie lange machst du es schon?“

„Erst seit ein paar Wochen.“

„Und warum?“

„Naja, damit ich nachmittags etwas Sinnvolles tue. Auf Dauer wirkt es doch seltsam, wenn ich dich ständig beim Fußballtraining beobachte. “ In Wahrheit habe ich mit Goshin-Jitsu angefangen, nachdem ich bei unserem letzten Kampf gemerkt habe, dass ich Taichi unterlegen bin. Er ist stärker als ich, deshalb will ich Techniken erlernen, mit denen ich ihn unterwerfen und gefügig machen kann.

„Das finde ich nicht.“

„Was?“ Die Worte meines besten Freundes holen mich in die Gegenwart zurück.

„Ich mag es, wenn du mir beim Spielen zuschaust.“

„Warum?“

„Ich weiß es selbst nicht. Aber das Gefühl, zu wissen, dass du da bist, ist einfach schön. Vielleicht beruhigt es mich sogar.“ Wieder betätigt Tai die Starttaste. Er dreht sich zu mir und schaut mit seinem unergründlichen Blick direkt in meine Augen. Nervös erhebe ich mich.

„Möchtest du auch etwas trinken?“

„Ja, Orangensaft. Danke.“ Ich verlasse mein Zimmer und gehe in die Küche. Nachdenklich öffne ich den Kühlschrank, entnehme die Saftpackung sowie zwei Gläser aus dem Schrank. Dieser Blick von Taichi treibt mich in den Wahnsinn. Wie soll ich ihn deuten? Was will er mir damit vermitteln? Merkwürdig ist auch, dass er nicht zu wissen scheint, was ich meine. Ist er sich seiner Wirkung auf mich manchmal nicht bewusst?

„Verdammt!“, fluche ich. Meine Gedanken haben mich zu sehr vereinnahmt, sodass ich auf meine Handlungen nicht achtete. Der Saft läuft bereits über den Rand des Glases, auf den Tisch, tropft zu Boden und bildet eine gelbe Lache. Nervlich angeschlagen lehne ich mich gegen den Küchenschrank und schließe die Augen. Langsam rutsche ich hinab und bleibe kraftlos sitze. Warum fühle ich mich gerade so haltlos und überfordert, obwohl ich nur etwas Saft verschüttet habe? Wütend auf mich selbst schlage ich meine Faust auf die Bodenfliesen. Der Schmerz, den ich verspüre, ist angenehm. Ich wiederhole die Prozedur mehrfach, jedes Mal mit mehr Krafteinsatz. Erst als die Knöchel blutig sind, beruhige ich mich allmählich. Zufrieden betrachte ich meine lädierte Hand.

„Was tust du da?“ Erschreckt schaue ich zur Tür. Taichis Mimik lässt keine Wertung erkennen, nur Neugierde. Schweigend stehe ich auf und beseitige die Folge meiner Unachtsamkeit. „Yamato, ich rede mit dir!“, versucht er es energischer. Ich reagiere nicht. Mein bester Freund kommt auf mich zu und greift nach meiner Hand. „Das hast du dir gerade freiwillig zugefügt, oder?“

„Ich weiß es nicht“, antworte ich leise. „Es fühlte sich gut und vor allem richtig an. Ich konnte einfach nicht mehr aufhören.“ Tränen brennen in meinen Augen, als ich Tai direkt ansehe. „Bitte halt mich fest!“, flüstere ich, ohne darüber nachzudenken. „Ich habe das Gefühl, ich verliere den Boden unter den Füßen.“ Behutsam zieht mein bester Freund mich dicht an seinen Körper, umfängt mich mit seinen Armen. Für sein Schweigen bin ich ihm sehr dankbar, denn mir wäre kein einziges Wort eingefallen, um irgendwas erklären zu können.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  GeezKatsu
2013-08-26T06:55:32+00:00 26.08.2013 08:55
Hm, ich weiß nicht so recht, was ich zu dieser FF sagen soll.
Bin über meiner Startseite darüber gestolpert, wo die neuesten FFs angezeigt werden und war schon nach den ersten Absätzen verwundert. Diese Story unterscheidet sich von den normalen FFs. Sie scheint nicht diese klassischen rosa-Seifenblasen-Geschichten zu sein, sondern tendiert eher zu Gewalt und ich weiß nicht, wie ich das finden soll.

Deine Schreibweise finde ich super. Sie ist flüssig, erklärt sich von selbst und wird nicht langweilig. Nur für den Plot brauche ich noch ein wenig Zeit um sagen zu können, was das ist xD
Das man sexuell auf Schmerzen reagiert, ist für einige eine Normalität, aber das man sie sich zufügt oder zufügen lässt um sich besser zu fühlen, ist ein selbstzerstörendes Verhalten und ja schon fast eine Vorstufe von Rasierklingen auf den Pulsadern. Beides gemischt ist eine explosive Mischung.

Ich bin gespannt, was du genau bezweckst


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