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Kein einfacher Anfang

Yamato Ishida x Taichi Yagami
von

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Es klingelt zum Unterrichtsende. Ich weiß, dass Tai heute Putzdienst hat, also bleibe ich sitzen. Desinteressiert schaue ich aus dem Fenster und warte, bis der letzte Schüler den Raum verlässt. Es dauert einen Moment, dann kommt mein bester Freund mit Wassereimer und Wischmopp zurück. Als er mich sieht, stellt er verdutzt seine Utensilien ab.

„Yama, was…“ Eindringlich erwidere ich seinen Blick. Ich stehe auf und bleibe dicht vor ihm stehen.

„Hör auf mich zu ignorieren!“, sage ich leicht verärgert. „Warum gehst du mir so vehement aus dem Weg? Du meintest, du tust es für mich, aber du weißt doch gar nicht, ob es mir mit dieser Situation besser geht. Was ist wirklich los?“ Taichi senkt seinen Kopf.

„Du hast mich geküsst. Generell verhältst du dich seltsam. Yamato, ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll“, gibt mein Gegenüber ehrlich zu. Betroffen mustere ich seine Erscheinung. Er wirkt hilflos, fast verzweifelt.

„Tai…“ Ich atme tief durch. Etwas grob packe ich ihn an den Oberarmen. „Keine Ahnung, was mit mir los ist. Ich verstehe es selbst nicht. Aber in den letzten Wochen habe ich begriffen, dass du mir sehr viel bedeutest. Ich will dich besitzen, deinen Körper, deine Gefühle, egal ob positiv oder negativ, einfach alles.“ Schweigend sucht er den Augenkontakt. Mein Herz klopft schnell und schmerzhaft gegen meinen Brustkorb.

„Warum, Yamato?“ Statt zu antworten, ziehe ich ihn an mich und lecke herausfordernd über seine Lippen. Dann küsse ich ihn. Diesmal sehr intensiv, indem ich ihm meine Zunge in den Mund schiebe. Ein nervöses, aber angenehmes Kribbeln breitet sich in meinem gesamten Körper aus. Unsanft stößt mein bester Freund mich von sich. „Lass das! Was tust du denn?“ Er ist sichtlich verwirrt. Über mich selbst erschreckt, trete ich einen Schritt zurück. Noch immer habe ich Taichis Geschmack auf meinen Lippen. Es fühlte sich schön an, ihn auf diese Weise zu spüren, ihm derart nah zu sein.

„Gefällt es dir besser, wenn ich dir Gewalt antue?“ Ich strecke meine Hände nach ihm aus, umschließe seinen Hals mit meinen Fingern. Plötzlich lächelt Tai. Dieses unergründliche Lächeln, welches mir manchmal sogar ein wenig Angst macht, da ich meinen besten Freund nicht mehr erkenne. Er umgreift meine Handgelenke, zieht sie nach unten und drängt mich zurück, bis ich gegen einen der Tische in meinem Rücken stoße. Bevor ich reagieren kann, drückt er mir schmerzhaft die Luft ab.

„Und was ist mit dir? Stehst du auf Gewalt?“ Taichi verstärkt den Druck weiter, sodass ich zu husten beginne. Dennoch lässt er nicht von mir ab. Allmählich geben meine Beine nach und ich sinke zu Boden. Taichi folgt mir, ohne sich von meinem Hals zu lösen. Ich versuche mich von ihm zu befreien, da ich merke, wie meine Kraft schwindet, mir schwarz vor Augen wird und ich langsam das Bewusstsein verliere.

„Willst du mich töten?“, frage ich beinahe stimmlos. Rücksichtslos kralle ich meine Fingernägel in Tais Haut am Handrücken und versuche ihm blutige Kratzer zuzufügen, um ihn zum Aufhören zu bewegen. Es kommt mir so vor, als würde mein bester Freund mich nicht mehr erkennen, als wäre er nicht mehr er selbst und als wüsste er nicht, was er tut. Panisch trete ich nach ihm mit dem letzten Rest an Kraft, den ich aufbringen kann. Diesmal lässt Taichi von mir ab, um meine Beine abwehren zu können. Ich breche krampfhaft hustend zusammen, krümme mich auf dem Boden.

„Yamato“, höre ich die Stimme meines besten Freundes. „Ist alles in Ordnung?“ Bei diesen unschuldig gesprochenen Worten muss ich lachen. Besorgt beugt sich Tai über mich. Ohne Vorwarnung schlage ich ihm mit meiner Faust kräftig ins Gesicht. Blut läuft aus seiner Nase, als er mich fragend ansieht und mit seiner Hand vorsichtig über seine Wange streicht. Ich erwidere seinen Blick. Dann fangen wir beide an zu lachen. Mein bester Freund erhebt sich und reicht mir freundschaftlich die Hand, um mir aufzuhelfen. Ich lächle ihn dankend an und lasse mich von Taichi wieder auf die Beine ziehen. Aus meiner Schultasche krame ich ein Taschentuch und tupfe Tai fürsorglich das Blut von der Nase. Der streicht sorgenvoll mit seinen Fingern über meinen Hals.

„Es kann sein, dass später noch etwas zu sehen ist.“ Ich frage mich, ob mein bester Freund eben die Kontrolle über sich verloren hat oder ob er absichtlich so weit gegangen ist. Er wirkte teilweise abwesend, wie fremdgesteuert. Dennoch beschließe ich ihn vorerst nicht darauf anzusprechen.

„Ich helfe dir beim Putzdienst, dann bist du schneller fertig.“

„Danke.“ Tai lächelt. Erneut beginnt mein Herz unglaublich schnell zu schlagen. Verlegen schaue ich zur Seite.

„Kommst du danach noch mit zu mir?“, frage ich beinahe schüchtern.

„Klar. Wollen wir dann zocken? Das haben wir schon lange nicht mehr gemacht.“

„Warum nicht? Sag mal, ab nächster Woche sind Winterferien. Hast du schon etwas vor?“ Ich nehme den Schwamm, mache ihn nass und wische die Tafel. Taichi hat bereits begonnen, den Boden zu wischen.

„Nein, bisher nicht. Willst du zu mir kommen? Du könntest ein paar Tage bei mir übernachten.“ Ich nicke. Es irritiert mich, dass mein bester Freund auf einmal wieder völlig normal ist. Er zeigt keine Anzeichen von Gewaltbereitschaft und geht mir auch nicht mehr aus dem Weg. Aus ihm werde ich genauso wenig schlau wie aus mir selbst. Schweigend und mit einem merkwürdigen Gefühl reinige ich die Fensterbretter.
 

Ich sitze mit Tai in seinem Zimmer auf dem Boden. Es sind Winterferien und der zweite Tag, den ich bei den Yagamis verbringe. Auch heute werde ich noch einmal bei Taichi übernachten. Wir schauen einen dieser Horrorfilme, in denen gruselige, langhaarige Mädchen vorkommen und Rache üben wollen. Neben uns steht eine große Schüssel Popcorn, die bereits zur Hälfte geleert ist. Mein bester Freund hat die Vorhänge zugezogen, aber ich denke, inzwischen ist die Sonne untergegangen, denn es dämmerte schon, als der Film anfing.

„Also wirklich Angst habe ich nicht“, bemerke ich beiläufig.

„Ja, ich auch nicht. Am unheimlichsten ist noch immer dieses Geistermädchen.“

„Mädchen sind auch in der Realität furchteinflößend.“ Taichi lacht.

„Wie kommst du zu dieser Ansicht?“

„Ich finde ihre Gesellschaft einfach unangenehm. Die Nähe zu ihnen fühlt sich nicht gut an. Sie reden zu viel, wollen zu viel wissen und lächeln so komisch, wenn sie einen anschauen. Ich mag dieses kindliche Gehabe und das ständige Gekicher nicht. Mädchen denken, sie wirken dadurch süß, aber es ist einfach nur albern.“

„Wow, deine Meinung von Mädchen ist ziemlich negativ. Warum?“

„Keine Ahnung. Sie nerven mich einfach. Was ist mit dir? Magst du sie etwa?“ Mein bester Freund überlegt und steckt sich eine Hand voll Popcorn in den Mund.

„Darüber habe ich noch nie so genau nachgedacht“, nuschelt er. „Aber eigentlich schon. Ich verstehe Mädchen manchmal auch nicht, aber sie können ebenso gute Freunde sein wie Jungs, denke ich. Sora, zum Beispiel. Sie ist meine beste Freundin, mit ihr kann ich sogar Fußball spielen, was mit dir undenkbar wäre.“ Wieder lacht er. Ernst schaue ich ihn an.

„Was findest du nur an ihr?“, frage ich verständnislos.

„Ich verstehe dich nicht, Yamato. Es klingt so, als hättest du etwas dagegen, dass ich sie mag.“

„Nein.“ Hilflos senke ich meinen Blick. „Taichi, weißt du noch, was ich neulich im Klassenraum zu dir gesagt habe?“

„Ich bin mir nicht sicher“, antwortet er vorsichtig.

„Seit diesem Tag habe ich oft über meine Worte und deren Bedeutung nachdenken müssen. Die Beschreibung meiner Gefühle für dich… das ist die Definition von Liebe, oder?“ Ich vermeide es, meinen besten Freund anzusehen, und fixiere einen Punkt auf dem Teppich. Für einen Moment herrscht Stille zwischen uns.

„Jetzt läuft der Abspann und wir haben das Ende des Films nicht mitbekommen.“ Er grinst mich an. „Ich spule noch einmal zurück, okay?“ Hatte ich wirklich erwartet, dass Tai auf meine Aussage eingeht? Völlig ratlos nicke ich nur stumm, verfolge seine Bewegungen und sehe doch durch ihn hindurch. In meinem Kopf herrscht Chaos.

„Soll ich hier anhalten? Ich glaube, ab dieser Stelle habe ich nicht mehr viel mitbek…“ Wütend schlage ich ihm die Fernbedienung aus der Hand, drücke ihn unsanft zu Boden und setze mich auf seine Oberschenkel, wobei ich seine Hände links und rechts neben seinem Kopf festhalte. „Lass mich los, Yama!“ Der Tonfall meines besten Freundes ist eher irritiert als drohend. Ich ignoriere seine Aufforderung, beuge mich vor und zwinge ihm einen Kuss auf. Tai versucht sich zu wehren, doch ich habe ihn fest im Griff. Beinahe panisch öffnet er den Mund, um etwas zu sagen, doch ich nutze die Gelegenheit, ihn mit meiner Zunge zum Schweigen zu bringen. Das Gefühl, meinen besten Freund auf diese Weise und derart intensiv zu spüren, ist unbeschreiblich. Ich will mehr. Ich will ihn ganz, dessen bin ich mir jetzt sicher. Mit einem Mal fühle ich schmerzhaft Tais Knie und lasse keuchend von ihm ab. Dieser stößt mich sofort grob von sich.

„Ich will das nicht!“, sagt er verärgert. Mit seinem Ärmel wischt er über seinen Mund. „Also hör endlich auf damit!“ Allmählich bekomme ich wieder Luft. Mit seinem Tritt hat mein bester Freund sich nicht zurückgehalten. Ohne etwas zu sagen, aber mit finsterer Miene, setze ich mich wieder an meinen Platz.

„Lass uns den Film weiterschauen.“

„Okay“, stimmt Taichi zögernd zu und nimmt neben mir Platz. Noch immer schlägt mein Herz unnatürlich schnell und mein Puls rast. Für den Moment gebe ich nach, aber ich werde Tai besitzen. Ihn und seinen Körper. Wenn es sein muss, mit Gewalt.
 

„Yama?“, fragt Tai in die Dunkelheit und durchbricht damit die Stille, die bis eben herrschte.

„Hm?“ Ich drehe mich zu ihm um, obwohl ich weiß, dass ich lediglich seine Silhouette werde sehen können.

„Denkst du, wir sind in der Mittelschule auch noch zusammen?“ Irritiert setze ich mich in Tais Bett etwas auf.

„Wie meinst du das?“

„In drei Monaten beenden wir die Grundschule. Du gehst doch auch auf die angeschlossene Mittelschule, oder?“

„Ja. Dann haben wir auch Uniformpflicht.“

„Erinnere mich nicht daran“, stöhnt Taichi und beginnt zu lachen. „Stell dir vor, ich im Anzug. Das passt überhaupt nicht zu mir.“

„Ich denke, daran gewöhnen wir uns schnell. Ob wir noch in der gleiche Klasse sein werden?“ Nun setzt mein bester Freund sich ebenfalls auf.

„Ich hoffe es.“ Diese Antwort überrascht mich. Nach dem, was heute am Abend zwischen uns geschehen ist, hatte ich damit gerechnet, dass er mir wieder aus dem Weg geht. Tai aber tut so, als wäre nichts gewesen. Dennoch bin ich sicher, dass er genau verstanden hat, worum es mir geht. Ich verstehe allerdings nicht, warum er plötzlich auf diese Weise reagiert. Seine Augen zeigten mir immer deutlich, dass er mochte, was wir taten. Oft ging er sogar darauf ein. Warum ist es jetzt nicht mehr in Ordnung? Was hat sich verändert?

„Tai?“

„Hm?“

„Willst du meine Worte und Taten ungeschehen machen, indem du sie ignorierst und nicht weiter darauf eingehst?“ Das Bettzeug raschelt, als mein bester Freund sich mit dem Rücken auf die Matratze legt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Er seufzt.

„Ich möchte vor allem, dass du begreifst, dass ich solche Dinge nicht mit dir machen möchte.“

„Welche Dinge meinst du? Dich küssen oder dir Gewalt antun?“

„Hauptsächlich meine ich das Küssen.“

„Magst du es allgemein nicht oder liegt es an mir? Was ist zum Beispiel mit Sora? Wäre es bei ihr okay?“ Kurz schweigt Tai.

„Ich weiß es nicht“, gibt er schließlich ehrlich zu. Nachdenklich lege ich mich ebenfalls wieder hin. Erneut herrscht eine unangenehme Stille im Raum. Taichi ist mein bester Freund, aber er will nicht das Gleiche wie ich. Diese Art von Nähe ist ihm aus irgendeinem Grund zuwider. Gewalt andererseits scheint er zu akzeptieren. Das verwirrt mich, da beide Dinge untrennbar miteinander verbunden sind. Schmerz ist beruhigend, wenn man ihn sich selbst zufügt. Der Schmerz, der im Zusammenhang mit geliebten Menschen steht, bedeutet jedoch alles. Er ist Leben und Tod zugleich. Schmerz ist die intensivste und innigste Form, einen Menschen zu spüren. Ich schließe meine Augen. Warum lassen mich diese Gedanken in letzter Zeit nicht mehr los?

„Yama?“, spricht Tai mich plötzlich erneut an. „Wir sind doch noch beste Freunde, oder?“

„Klar“, antworte ich sofort und bin froh, dass er mein Gesicht nicht sehen kann, in welchem sich Unzufriedenheit, aber auch Erleichterung widerspiegeln. Offenbar beruhigt atmet Taichi auf.

„Lass uns morgen ins Kino gehen.“

„Okay.“ Ich stimme zu, obwohl ich Kinos eigentlich hasse.
 

Ich liege auf meinem Bett und starre zur Decke. Taichis Verhalten macht mich wahnsinnig. In den letzten Wochen startete ich zwei weitere Übergriffe, in denen ich etwas mehr Gewalt anwendete, verzichtete jedoch auf Techniken aus dem Kampfsportunterricht, weshalb ich letztlich nicht gegen Tai ankam, da er sich mit ebenso viel Gewalt wehrte. Nach solch einem Vorfall scheint er einen Schalter umzulegen und die Geschehnisse zu vergessen, zumindest verhält er sich mir gegenüber dann völlig normal. Ich hasse das, denn ich verstehe es nicht. Ein Klopfen durchbricht meinen Gedankengang und bevor ich reagieren kann, schaut mein Vater zur Tür herein. Überrascht sieht er mich an.

„Wolltest du heute nicht zu Taichi?“

„Eigentlich schon. Aber ich bleibe doch lieber zu Hause, wenn du schon einmal so zeitig von der Arbeit kommst.“ Ich versuche ihn anzulächeln, doch am Blick meines Vaters erkenne ich, dass es nicht glaubwürdig ist.

„Hast du dich mit deinem Freund gestritten?“ Ohne mich aus den Augen zu lassen, setzt er sich zu mir ans Bett.

„Nein“, antworte ich knapp. Mein Vater atmet hörbar aus und legt sachte seine Hand auf meinen Arm.

„Was ist in letzter Zeit mit dir los, Yamato?“

„Nichts“, sage ich spontan und emotionslos.

„Du konntest noch nie gut lügen, mein Sohn. Ich mache mir wirklich Sorgen. Seit einigen Wochen ziehst du dich zurück, bist sehr nachdenklich und isst kaum noch. Also sag mir bitte nicht, es wäre nichts.“

„Es tut mir leid, Papa. Du hast recht, aber ich weiß selbst nicht, was los ist.“ Zumindest sage ich die Halbwahrheit. Dass die Angelegenheit mit Taichi mir zu schaffen macht, steht außer Frage, nur kann ich meinem Vater davon nichts erzählen. Zudem überwältigen mich Gefühle, die ich nicht einordnen kann. Sie lähmen meinen Körper und zwingen mich dazu, alles in Frage zu stellen. Vielleicht sollte ich einfach aufgeben.

„Du stehst jetzt auf, Yamato.“

„Nein. Ich bin müde. Es gibt auch keinen Grund, aufzustehen.“

„Keine Widerrede. Ich habe schon lange genug zugeschaut, du verlierst dich immer mehr in dir selbst. Das ist nicht gut. Ich weiß zwar nicht, was passiert ist, aber aufzugeben und sich zu verkriechen, ist keine Lösung. Auf diese Weise kann nichts besser werden.“

„Mag sein.“ Ich drehe mich auf die Seite und meinem Vater den Rücken zu.

„Los, komm hoch, Yamato. Wir fahren jetzt einkaufen, dann koche ich etwas Leckeres für uns und wir schauen danach einen Film, okay?“

„Nein, ich will nicht. Ich habe sowieso keinen Hunger.“

„Also gut, dann fahren wir jetzt zum Arzt.“ Verständnislos wende ich mich um und suche den Blickkontakt zu meinem Vater.

„Wozu?“

„Weil dein Verhalten zur Zeit bedenklich ist. Möglicherweise bist du krank, das wäre eventuell eine Erklärung.“

„Meinst du das ernst?“ Ich richte mich leicht auf.

„Was soll ich deiner Meinung nach sonst tun? Dich in Ruhe lassen? Das habe ich die letzten Wochen getan, in der Hoffnung, dass du dich von allein wieder fängst. Das ist nicht geschehen. Ich muss allmählich eingreifen. Was du machst, ist nicht gesund, Yamato.“ Liebevoll streichelt er durch meine Haare. Ich lasse es geschehen. Tränen füllen meine Augen. Zögerlich lehne ich meinen Kopf an die Schulter meines Vaters. Der legt seine Arme um mich und zieht mich dicht an sich. „Ich sagte dir schon einmal, du sollst nicht alles mit dir selbst ausmachen. Vertraust du mir nicht?“ Meine Kehle ist trocken und schmerzt. Das Sprechen fällt mir schwer, da meine Stimme vom Weinen bebt.

„Doch. Aber ich kann dir nichts erzählen, was ich selbst nicht verstehe. Ich finde keine Worte, es ist noch nicht einmal greifbar.“

„Versuche es, mein Sohn.“

„Es herrscht totales Chaos in meinem Inneren. Da sind Gefühle, die alle durcheinanderschreien. Und dann ist alles leer. Nichts. Kein einziges Gefühl. Ergibt das einen Sinn für dich?“

„Ich bin mir nicht sicher, da es recht früh wäre, aber möglicherweise beginnt bei dir bereits die Pubertät. Dann wären die Hormone Schuld an deinem seelischen Durcheinander.“ Ich schweige, da ich mir sicher bin, dass mein Vater sich irrt. Vorsichtig löse ich mich von ihm und trockne mein Gesicht. „Geht es wieder?“ Kaum merklich nicke ich. Das Pulsieren in meinem Kopf, welches sich den Tag über hartnäckig gehalten hat, wird stärker und geht zu einem unangenehmen Stechen über.

„Kann ich bitte eine Kopfschmerztablette bekommen? Und dann lass uns einkaufen fahren, okay?“



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