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Kein einfacher Anfang

Yamato Ishida x Taichi Yagami
von

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Gedankenversunken reinige ich den Klassenraum, da ich zum Putzdienst eingeteilt wurde. Meine Mitschüler sind längst gegangen. Für die Stille bin ich dankbar, aber ich fürchte sie auch. Immer wieder muss ich daran denken, was ich mit Taichi getan habe. War es falsch? In ihm zu sein war sehr schmerzhaft, allerdings fühlte es sich auch unerwartet schön an, ihn auf diese Weise zu spüren. Meine Empfindungen verwirren mich. Tai offenbar auch. Direkt nach dem Übergriff ging er auf Abstand, doch nur für ein paar Tage. Inzwischen ist sein Verhalten wie immer. Lediglich meine Berührungen, selbst wenn sie noch so harmlos sind, lässt er nicht zu, was für mich unerträglich ist. War ihm der Sex mit mir derart zuwider?

„Yamato.“ Ich zucke heftig zusammen, als die Stille von der Stimme meines besten Freundes durchdrungen wird. „Es tut mir leid, habe ich dich erschreckt?“ Mit klopfendem Herzen drehe ich mich zu ihm, er lächelt.

„Was machst du noch hier?“ Zum ersten Mal seit dem Vorfall sind wir allein.

„Kommst du, wenn wir hier fertig sind, mit nach Shibuya? Es gibt da dieses neue Spiel…“

„Wir?“, werfe ich irritiert ein.

„Klar, wenn ich dir helfe, geht es schneller.“ Ich stelle den Schrubber beiseite und wende mich meinem besten Freund zu.

„Taichi.“ Ihn fest am Handgelenk packend ziehe ich seinen Körper nah zu mir heran.

„Sagte ich dir nicht, du sollst mich nie wieder anfassen?“, zischt er plötzlich sehr feindselig und versucht sich aus meiner Gewalt zu befreien.

„Verdammt, Tai! Was soll das? Ich verstehe dein Verhalten nicht. Hasst du mich? War es für dich wirklich so schlimm, mit mir zu schlafen?“ Als Antwort bekomme ich eine schmerzende Ohrfeige.

„Ich habe das nicht freiwillig mit mir machen lassen! Bist du etwa tatsächlich der Meinung, nichts Falsches getan zu haben?“ Mein bester Freund schreit mir die Worte voller Abneigung und Unglauben entgegen. Liebevoll schließe ich ihn in meine Arme, um ihn nahezu bewegungsunfähig zu machen.

„Taichi“, flüstere ich in sein Ohr. „Ich möchte dir gerade nicht wehtun, also wehre dich nicht.“

„Was willst du eigentlich von mir? Hast du dir nicht schon genommen, wonach dir verlangt?“

„Das reicht mir nicht“, entgegne ich kühl. Unerwartet rammt mir mein bester Freund sein Knie brutal zwischen die Beine. Sofort lasse ich von ihm ab und sacke keuchend vor Schmerz zusammen. Taichi hockt sich neben mich.

„Ist das eine Ankündigung, dass du mich immer wieder vergewaltigen wirst, wenn ich dich nicht freiwillig ranlasse?“

„Taichi… ich…“ Noch immer schaffe ich es nicht, mich aufzurichten. Meine Stimme ist verzerrt. Unsanft packt mich mein bester Freund am Kinn und dreht meinen Kopf in seine Richtung.

„Du bist eine perverse, kleine Drecksschwuchtel. Allerdings bist du auch mein bester Freund und ich will dich nicht verlieren.“

„Dann solltest du dich entscheiden. Ich halte diesen Schwebezustand, der momentan zwischen uns herrscht, nicht mehr aus.“

„Entscheiden? Wofür?“, fragt Tai irritiert.

„Alles oder nichts.“ Der Schmerz zwischen meinen Beinen lässt langsam nach.

„Es soll so sein wie vorher, so wie es immer zwischen uns war.“

„Kann es das denn werden? Wie immer? Als hätten wir nie Sex gehabt?“ Mein Tonfall wird energischer. Unter Schwierigkeiten stehe ich auf, muss mich dabei aber an einem der Tische festhalten.

„Ich weiß es nicht“, gibt mein bester Freund leise zu. „Vermutlich nicht.“ Er seufzt. „Yamato, ich kann mit dieser Situation nicht umgehen.“ Langsam gehe ich ein paar Schritte auf Tai zu.

„Gib dich mir hin. Mit der Zeit gefällt es dir vielleicht sogar und du empfindest auch etwas für mich.“

„Ich empfinde etwas für dich. Freundschaft. Andere Gefühle werden sich jedoch nie daraus entwickeln, denn im Gegensatz zu dir stehe ich nicht auf Männer.“ Schweigend betrachte ich meinen besten Freund.

„Wir sollten hier weitermachen, sonst werden wir nie fertig. Du wolltest doch nach Shibuya, oder?“ Taichis Blick wirkt traurig, verzweifelt. Ohne ein weiteres Wort miteinander zu wechseln, fahren wir mit der Reinigung des Klassenzimmers fort. In meinem Kopf kreisen quälend die Gedanken.
 

Lustlos liege ich auf meinem Bett und starre zur Decke. Ich bin durcheinander, verzweifelt und am Ende meiner Kräfte. Allmählich wird mir alles zu viel, meine Handlungen, Gedanken und Gefühle entgleiten mir. Seit ich Taichi das erste Mal gegen seinen Willen genommen habe, sind fast fünf Monate vergangen. Inzwischen haben wir die Grundschule abgeschlossen und wechselten auf die anschließende Mittelschule, sind allerdings nicht mehr in derselben Klasse. Unsere Freundschaft besteht weiterhin, obwohl ich meinen besten Freund in der Zeit noch weitere Male zum Sex gezwungen habe. Es geschieht nicht nur aus Willkür, meist entgleitet mir auch die Kontrolle. Ich bereue nicht, mit ihm zu schlafen, obwohl ich mir nicht sicher bin, was ich eigentlich für ihn empfinde. Aber Taichis schmerzvolle Schreie, wenn ich in ihn eindringe und mich in ihm bewege, sein Weinen und Flehen sowie die verzweifelten Versuche, sich aus meiner Gewalt zu befreien, tauchen immer wieder in meinem Kopf auf und bringen mich an den Rand des Wahnsinns. Dabei versetzt mich die Macht über meinen besten Freund gleichermaßen in eine Art Hochgefühl. Ich weiß nicht, welche Emotionen echt sind, sie sind so widersprüchlich, aber unglaublich intensiv. Ich drehe mich auf die Seite. Warum gibt Tai trotz allem unsere Freundschaft nicht auf? Und warum tut er nach meinen Übergriffen jedes Mal so, als wäre nichts geschehen? Dabei hat sich der Ausdruck seiner Augen seitdem verändert, sein Blick ist durchdringender geworden, wenn er mich ansieht. Vielleicht sollte ich einfach sterben, um Taichi von mir zu befreien. Er würde mir dabei vermutlich sogar mit einem Lächeln helfen. Ich streiche leicht über das Pulsieren meines Armes. Der Tod ist ohnehin die bessere Alternative zum Leben. Zudem ertrage ich mich mittlerweile selbst nicht mehr. Sind das nicht die besten Voraussetzungen, mich zu töten? Tränen laufen über meine Nase und tropfen auf das Kissen. Ich vergrabe mein Gesicht darin, in der Hoffnung, zu ersticken. Das plötzliche Klopfen an meiner Tür lässt mich erschreckt hochfahren. Panisch schaue ich meinen Vater an.

„Yamato?“ Sofort zeichnet sich deutliche Besorgnis in seinem Gesicht ab, als er mich derart aufgelöst vorfindet. „Was ist passiert?“ Er setzt sich zu mir auf das Bett. Ich schweige und versuche mich unter Kontrolle zu bekommen. „Warum antwortest du nicht? Du schließt mich immer mehr aus deinem Leben aus. Vertraust du mir nicht?“

„Papa… ich…“ Meine Beherrschung schwindet und ich lehne mich weinend mit meiner Stirn an die Schulter meines Vaters. Mein Weinen wird heftiger, als er mich schützend in seine Arme zieht. Eine Weile sagt keiner von uns beiden etwas. Beruhigend streicht er über meinen Rücken. Nach Luft ringend löse ich mich von meinem Vater und will aufstehen, doch er hält mich am Handgelenk zurück.

„Yamato?“, fragt er beinahe ängstlich. „Was hast du an deinem Arm?“ Alarmiert versuche ich mich aus dem festen Griff meines Vaters zu befreien. Vergeblich. „Setz dich“, fordert er mich ernst auf. Ich widerspreche nicht. Mein Magen zieht sich unangenehm zusammen und ein leichtes Schwindelgefühl überkommt mich, als er meinen Ärmel nach oben schiebt. „Warum trägst du diesen Verband?“ Ich schaue ihn nicht an.

„Ich habe mich verletzt.“

„Wann und woran? Und warum sagst du mir das nicht?“

„Ich habe mich selbst verletzt, die ersten Male mit einem Messer, seit kurzem verwende ich eine Rasierklinge“, beichte ich tonlos.

„Yama…“ Die Stimme meines Vaters versagt. Seine Bestürzung ist ihm deutlich anzumerken. „Ich möchte es sehen. Löse den Verband.“

„Nein… bitte!“ Allmählich verfalle ich in Panik, dabei weiß ich nicht einmal warum.

„Gut, dann werde ich es tun.“ Er beginnt den weißen Stoff von meinem Arm zu wickeln. Beschämt schaue ich zur Seite.

„Seit wann machst du das?“, will er mit zitternder Stimme wissen und starrt auf die zum Teil verheilten, zum Teil frischen Schnittverletzungen. Seit einiger Zeit ist das Verlangen nach Schmerz immer größer geworden, dem ich mich sogar freiwillig hingebe. „Verdammt, Yamato! Ich rede mit dir!“

„Papa…“ Erneut laufen mir Tränen über die Wangen, welche zärtlich von meinem Vater mit dem Daumen weggewischt werden.

„Bitte beantworte die folgende Frage ganz ehrlich. Tust du dir das an, weil du sterben möchtest?“

„Ich weiß es nicht“, antworte ich kaum hörbar. Als ich meinen Vater schuldbewusst anblicke, sehe ich, dass auch er weint. Offenbar sind wir beide mit der Situation überfordert.
 

„In der nächsten Kurve überhole ich dich“, kündigt Taichi großspurig an.

„Davon träumst du“, entgegne ich mit einem Lachen.

„Bis jetzt habe ich immer gegen dich gewonnen.“

„Weil ich dich habe gewinnen lassen.“ Empört sieht mein bester Freund mich an.

„Das ist nicht wahr!“, protestiert er. Ich nutze mein Ablenkungsmanöver, um sein Auto von der Fahrbahn zu drängen und als Erster die Zielgerade zu erreichen.

„Das war Absicht von dir, oder?“, schmollt Tai. Siegessicher grinse ich ihn an, während ich mein Auto ganz langsam über die Linie rollen lasse.

„Gewonnen“, ärgere ich ihn weiter.

„Du bist so ein arroganter Arsch!“ Mein bester Freund schaut mich gespielt böse an. „Dabei kannst du nur mit unfairen Mitteln gewinnen.“

„Komm schon, jetzt hör auf beleidigt zu sein.“

„Ich werde mich rächen, wenn du es am wenigsten erwartest.“ Er kneift seine Augen drohend zusammen.

„Darauf bin ich gespannt. Und ich habe Hunger, lass uns etwas essen“, schlage ich vor.

„Stimmt, ich auch.“ Wir legen die Kontroller beiseite und gehen durch den Flur in die Küche. Sofort öffnet Taichi den Kühlschrank.

„Sehr übersichtlich“, kommentiert er den Inhalt. Ich werfe ebenfalls einen Blick in das Innere.

„Wieso?“, frage ich verwundert. „So sieht es da drin immer aus. Es ist alles Wichtige da.“

„Hmm… vielleicht würde es bei uns auch nicht anders aussehen, wenn die Hälfte des Inhalts nicht aus Bier bestünde.“ Mein bester Freund seufzt.

„Das denke ich auch. Selbst mir ist bereits aufgefallen, dass dein Vater sehr viel trinkt. Immer wenn ich bei euch bin und ihn sehe, riecht er nach Alkohol.“ Tai holt Wurst, Rettich und Mayonnaise aus dem Kühlschrank. Ich gebe ihm aus dem Schrank das Toastbrot und aus einem der Schubfächer ein Messer, dann setze ich mich auf den Stuhl, den mein Vater normalerweise benutzt.

„Ja, meine Mutter hat sich auch schon darüber aufgeregt. Aber wenigsten ist er so immer lustig.“ Nachdenklich beobachte ich meinen Freund beim Zubereiten der Sandwiches. Wie kann er ernste Themen immer derart gelassen nehmen? Oder ist das nur eine Maske, die er fest auf seinem Gesicht trägt? Denn gelegentlich schimmert eine Seite an ihm durch, die mir unberechenbar erscheint. Er hat dann dieses Lächeln auf den Lippen und seine Augen wirken, als könnten sie alles durchschauen, sind jedoch komplett abwesend. Inzwischen glaube ich, dass ich nicht in meinen besten Freund verliebt bin. Es geht einzig um Macht und Unterwerfung. Ich will Taichi besitzen und für mich allein haben. Mein Verlangen, ihn zu berühren, wird stärker, nur, wenn ich dem nachgebe, wird er zurückschrecken und in Abwehrhaltung gehen. Momentan scheint es zwar so, als wäre unsere Freundschaft wieder normal, aber das ist nur oberflächlich. Ich werde von Tai genau beobachtet, er ist vorsichtig mir gegenüber geworden. „Hier, dein Sandwich“, holt mein bester Freund mich aus meinen Gedanken, indem er einen Teller vor mich auf den Tisch stellt.

„Danke“, begegne ich ihm erstaunt. „Bist du sicher, dass ich nicht sterbe, wenn ich das esse?“ Skeptisch beäuge ich das belegte Brot.

„Na gut, dann mach dir dein Essen eben selbst.“ Er zieht den Teller ein Stück von mir weg.

„Nein, es tut mir leid.“ Langsam ziehe ich den Teller zu mir zurück.

„Das will ich auch hoffen.“ Ein leichtes Lächeln huscht über seine Lippen, wobei er mir gegenüber Platz nimmt. „Yama, warum hast du eigentlich mit dem Kampfsport wieder aufgehört? Weil wir jetzt auf der Mittelschule sind? “

„Was? Also…“ Ich weiche dem Blick meines besten Freundes aus. Die Wahrheit kann ich ihm nicht sagen. Letztlich hatte ich nur damit angefangen, um ihn überwältigen zu können. Inzwischen konnte ich Taichi schon mehrfach in meine Gewalt bringen, außerdem weiß ich, wie ich mich gegen größere, stärkere Menschen wehren und sie bewegungsunfähig machen kann. Somit besteht für mich keine Notwendigkeit mehr das Training fortzusetzen. „Sport-AGs sind einfach nichts für mich.“

„Aha.“ Der Blick meines Gegenübers ist prüfend und es kommt mir so vor, als hätte er seine ganz eigene Theorie bezüglich dieses Sachverhaltes. Dennoch schweigt er und akzeptiert meine Begründung widerspruchslos. Ich stehe auf und nehme Tais leeren Teller, sowie meinen eigenen und wasche sie in der Spüle ab.

„Morgen ist Freitag, willst du am Wochenende bei mir übernachten? Mein Vater hat sicher nichts dagegen.“

„Klar, aber ich muss auch erst meine Eltern fragen. Und dann ist eine Revanche fällig.“ Er grinst und beginnt damit, das Geschirr abzutrocknen.

„Meinetwegen, wenn du schon wieder verlieren willst.“

„Das werden wir ja sehen.“ Wir lachen beide.

„Freitags haben wir doch immer gleichzeitig Unterrichtsschluss. Ich möchte nach der Schule zu Tower Records. Eine Band, die ich mag, hat eine neue Platte rausgebracht. Begleitest du mich?“

„Würde ich gern, aber ich habe Sora versprochen mit ihr ins Kino zu gehen. Komm doch mit, dann schauen wir eben in Shibuya den Film und können danach noch deine CD kaufen.“ Ein seltsames Gefühl kommt in mir auf. Ich weiß nicht warum, aber es gefällt mir nicht, dass mein bester Freund mit diesem Mädchen Zeit verbringen will.

„Nein. Beschränken wir uns auf das Wochenende. Aber da gehörst du dann mir allein.“ Tais Mimik verändert sich leicht. Erst jetzt begreife ich, was ich gesagt habe. Ich wende mich von ihm ab. „Gehen wir zurück in mein Zimmer.“
 

„Darf ich reinkommen?“, fragt mein Vater, während er an meiner Zimmertür wartet. Ich setze mich in meinem Bett auf und nicke. „Hast du geschlafen?“, will er wissen und nimmt auf der Matratze Platz.

„Nein.“

„Ich muss mit dir reden, Yamato. Deine Worte letztens und der Anblick deines Armes haben mich sehr nachdenklich gemacht. Mir ist klar geworden, dass ich deinen Zustand nicht akzeptieren darf, sondern handeln muss. Ich habe mich erkundigt, es gibt Kinder- und Jugendpsychologen, die dir mit Sicherheit helfen können.“

„Das will ich nicht. Wie sollen die mir helfen können? Die kennen mich nicht einmal.“

„Yamato, irgendetwas muss ich unternehmen. Du erzählst mir von deinen Gedanken, dich umzubringen. Außerdem fügst du dir absichtlich Schnittverletzungen zu. Das macht mir Angst. Ich will dich nicht irgendwann tot in der Wohnung auffinden.“

„Papa.“ Seufzend schaue ich ihm tief in die Augen. „Keine Sorge, ich werde mich nicht töten. Lass mir bitte ein wenig Zeit. Wenn sich nichts bessert, kannst du mich noch immer zwingen mit fremden Menschen zu reden.“ Liebevoll, aber mit schwermütigem Blick betrachtet er mich. Dann streckt mein Vater den Arm nach mir aus und streicht mit seinen Fingern über meine Wange.

„Kann ich dir vielleicht helfen?“

„Würde ich das Problem kennen, wäre ich sicher bereits zu dir gekommen, Papa“, sage ich die Halbwahrheit, denn ich kann meinem Vater weder erzählen, dass ich dachte, ich hätte mich in Taichi verliebt, noch dass ich ihn trotz allem zum Sex zwinge. Diese zwei Gegebenheiten lassen mich in letzter Zeit nicht mehr los, vereinnahmen meine Gedanken nahezu vollständig.

„Wie geht es dir momentan?“, fragt mein Vater, nach wie vor besorgt.

„Ich habe häufiger Kopfschmerzen. Das erschöpft mich ziemlich.“

„Hast du Schwierigkeiten mit deinen Augen?“

„Nein, eigentlich nicht.“

„Es müsste geklärt werden, ob die Kopfschmerzen physischen oder psychischen Ursprungs sind. Wir sollten wenigstens zum Allgemeinarzt gehen.“

„So schlimm ist es nun auch nicht.“ Ich lächle meinen Vater zuversichtlich an, um ihn zu beruhigen.

„Yamato.“ Mit ernster Miene betrachtet er mein Gesicht. „Ich weiß, dass du seit Monaten schlecht schläfst, Albträume hast. Du schreist im Schlaf, sprichst von Monstern und Zerstörung. Oder du bist die halbe Nacht wach, ich sehe oft Licht bei dir im Zimmer brennen oder das Flimmern des Fernsehers.“

„Das bestreite ich nicht, aber ich bitte dich dennoch um ein wenig Geduld. Sicher gibt sich das alles von allein. Vertrau mir.“ Traurig zieht mein Vater mich an sich.

„Mit Vertrauen hat das leider nicht sehr viel zu tun, Yamato. Ich liebe dich, dir soll es gut gehen. Bitte verstehe, dass ich dich nicht ärgern will, ich habe einfach große Angst um dich. Wenn ich jetzt warte und dir passiert etwas, werde auch ich nicht weiterleben. Deinen Tod würde ich nicht verkraften.“ Deutlich spüre ich unser beider Verzweiflung und Schmerz, auch da mein Vater mich noch dichter an sich drückt. Mit seiner Hand fährt er durch meine Haare, dann gibt er mir einen Kuss auf die Stirn. „Also gut, ich werde warten, aber nicht sehr lange. Vielleicht fällt es dir auch leichter, mit Taichi statt mit mir zu sprechen. Hauptsache du verschließt dich nicht.“

„Tai…“, hauche ich gedankenversunken. Wenn ich meinem Vater die Wahrheit sagen würde, hätte er vermutlich kein Verständnis mehr für mich. Ähnlich wie mein bester Freund würde auch er mich als perverse Schwuchtel bezeichnen und dann erst recht der Meinung sein, dass ich Hilfe brauche. Ein Gespräch mit einem Psychologen würde ich mit Sicherheit nicht mehr abwenden können.

„Yamato?“ Mein Vater löst sich ein wenig von mir und sieht mich fragend an. „Ist alles in Ordnung? Habt ihr euch gestritten?“, deutet er mein Verhalten. Einen Moment zögere ich mit meiner Antwort.

„Nein, das nicht. Tai unternimmt in letzter Zeit nur sehr viel mit seiner besten Freundin Sora. Wir sehen uns somit wesentlich seltener als früher.“

„Klingt, als wärst du eifersüchtig.“

„Bestimmt nicht. Sora interessiert mich überhaupt nicht. Ich kann mit ihr absolut nichts anfangen.“

„Ich meinte auch eher Taichi. Er war immer dein bester Freund und ihr habt sehr viel Zeit miteinander verbracht. Aber offenbar kommt ihr langsam in das Alter, in dem Mädchen eine immer wichtigere Rolle spielen. Irgendwann wirst auch du ein Mädchen kennenlernen, mit dem du am liebsten immer zusammen sein möchtest. Und dann tritt Taichi für dich auch eher in den Hintergrund.“

„Nein, bestimmt nicht. Ein Mädchen wird nie den Platz von Tai einnehmen können“, protestiere ich sofort. Ein mildes Lächeln legt sich auf die Lippen meines Gegenübers.

„Manchmal wirkst du erschreckend erwachsen. Aber in Momenten wie diesem erkenne ich, dass du eben doch erst zwölf Jahre alt bist. Für derart enge mentale und körperliche Bindungen zu anderen Menschen, insbesondere weibliche, bist du einfach zu jung.“

„Wann ist man alt genug dafür?“

„Auf diese Frage gibt es eigentlich keine allgemeingültige Antwort. Jeder Mensch ist verschieden, so auch seine Entwicklung.“

„Ist es unnormal, wenn ein Junge in meinem Alter Sex hat?“ Mein Vater stutzt.

„Warum willst du das wissen? Hast du etwa schon mit einem Mädchen geschlafen?“ Ich schüttle energisch meinen Kopf.

„Nein, natürlich nicht.“ Die Vorstellung finde ich tatsächlich sehr befremdlich.

„Unnormal klingt so negativ. Dennoch wäre es recht früh. Wenn du meinen Rat hören willst, dann warte lieber noch etwas.“

„Keine Sorge, Papa. Ich habe wirklich kein Interesse an Mädchen.“ Voller Zuneigung wuschelt mein Vater durch meine Haare.

„Das musst du auch noch nicht. Glaube mir, es kommt irgendwann von ganz allein.“ Ich sage nichts, lächle ihn nur an.
 

Nahezu atemlos renne ich über den Schulflur in Richtung Taichis Klassenzimmer. Der Unterricht ist schon seit einiger Zeit beendet, trotzdem hoffe ich ihn dort noch anzutreffen. In den letzten Wochen und Monaten sahen wir uns immer weniger, weil er ständig Zeit mit Sora verbrachte. Das werde ich nun unterbinden und ihm verdeutlichen müssen, dass er mir gehört. Notfalls mit Gewalt. Rasch biege ich um eine Ecke, mein Ziel erreichend bleibe ich wie erstarrt stehen. Mein bester Freund ist tatsächlich noch da, versunken in einem innigen Kuss mit Sora. Ich habe das Gefühl, zu sterben. Tai auf diese Weise mit einem Mädchen zu sehen ist unerträglich für mich. Als die beiden sich nach einer Weile endlich voneinander lösen, registriert Taichi meine Anwesenheit und blickt mich zunächst erschreckt, dann mit einem vielsagenden Lächeln an. Ich verstehe seine stumme Botschaft und balle wütend meine Hand zur Faust. Irritiert schaut Sora zwischen uns hin und her.

„Es sieht so aus, als hättet ihr etwas zu klären. Tai, ich gehe schon vor, wir sehen uns bei mir, in Ordnung?“ Mein bester Freund nickt, ohne die Augen von mir abzuwenden. Sora haucht flüchtig einen Kuss auf seine Lippen, dann huscht sie mit einem schuldbewussten Gesichtsausdruck an mir vorbei und verlässt den Raum. Reglos warte ich einen Moment, um sicherzugehen, dass sie wirklich gegangen ist, dann bewege ich mich ein paar Schritte auf Tai zu.

„Ich bin mit ihr zusammen. Schon seit den Sommerferien“, teilt er mir mit ernster Miene mit. Mein Körper verkrampft sich und ich habe das Gefühl, zu ersticken. Taichi weiß genau, wie sehr er mich damit verletzt.

„Nein! Das darfst du nicht! Du gehörst mir!“, entgegne ich aufgebracht.

„Yamato, bekomm endlich deine Besessenheit in den Griff. Ich gehöre dir nicht!“

„Bist du aufrichtig zu deiner Freundin? Hast du ihr davon erzählt, was wir miteinander machen?“ Tais Blick verfinstert sich.

„Wir? Meinst du deine kranken Übergriffe? Die wiederholten Vergewaltigungen?“

„Behaupte nicht immer, ich würde dich…“, will ich meinen besten Freund zurechtweisen, werde jedoch unterbrochen.

„Wie würdest du es dann nennen, wenn du gegen meinen Willen in mich…“ Die mir entgegen geschrienen Worte wandeln sich in ungehemmtes Schluchzen. Nie habe ich Taichi derart heftig weinen sehen. Ich ziehe ihn tröstend an mich, doch er wehrt sich sofort und stößt mich grob von sich. „Fass mich nicht an!“, droht er mir feindselig. Verstört betrachte ich ihn. Nun steigen auch mir Tränen in die Augen.

„Wenn es wirklich so falsch ist, was ich mit dir mache, warum sagst du es nicht deinen Eltern oder der Polizei?“, frage ich vorsichtig. Tai antwortet nicht. „Letztlich weißt du selbst, dass du mich mit deinem Verhalten zwingst so zu handeln.“ Einmal mehr bringt mir mein bester Freund diesen durchdringenden Blick entgegen, der durch seine Tränen noch schöner ist. Ohne Vorwarnung schlägt Tai mir hart mit der Faust ins Gesicht, sodass ich zu Boden gehe und benommen liegenbleibe. Entschlossen löst er die Krawatte seiner Schuluniform und fesselt meine Hände, noch bevor ich wieder in der Lage bin, mich zu wehren. „Was soll das werden?“, frage ich mit Entsetzen in der Stimme.

„Ich gebe dir eine Vorstellung davon, wie es sich anfühlt, vergewaltigt zu werden.“

„Bist du bescheuert?“ Unbeirrt von meinen Versuchen, mich zu befreien, dreht mein bester Freund mich auf den Bauch. Panisch beginne ich nach ihm zu treten, er schafft es jedoch mit Leichtigkeit, mir auszuweichen.

„Hast du Angst, Yamato?“, säuselt er.

„Ich warne dich, Taichi. Lass den Scheiß oder du wirst es bereuen“, bedrohe ich ihn, allerdings lässt er sich nicht beeindrucken, hebt mein Becken etwas an, öffnet meine Hose und zieht sie herunter. Dann öffnet er auch seine Hose. „Tai, ich bitte dich!“, flehe ich, aber es interessiert ihn nicht.

„Was hast du? Eigentlich willst du es auch. Und da du das nicht zugeben kannst, muss ich dich zu deinem Glück zwingen.“ Ich winde mich verzweifelt, doch gegen meinen besten Freund komme ich nicht an. Mein Kopf ist vollkommen leer, sodass ich nicht einmal in der Lage bin, einfache Kampfsporttechniken anzuwenden. Die Panik hat mich fest im Griff. Bevor ich noch ein Wort sagen kann, dringt Tai grob in mich ein. Der Schmerz ist wesentlich stärker, als ich erwartet hatte, weshalb es mir kaum gelingt, meine Schreie zu unterdrücken.

„Brav, Yamato“, flüstert Taichi mit ebenfalls schmerzverzerrter Stimme. „Du weißt, wir sind hier in der Schule. Niemand darf uns hören.“ Bittere Tränen laufen über meine Wangen und ich beiße mir stark auf die Lippen. Immer wieder stößt mein bester Freund sich hart in mich hinein. „Wie fühlt es sich an, gegen den eigenen Willen gefickt zu werden?“ Tai klingt, als wäre er dem Wahnsinn nahe. Außer einem schmerzerfüllten Keuchen bekomme ich keine Antwort heraus. Ich fühle mich ekelhaft und schuldig, vor allem, weil ich fürchte, erregt zu sein, dabei wollte ich zu keiner Zeit von Taichi genommen werden. Auf merkwürdige Art widert der Sex mich an, wie kann er sich dann gleichzeitig so richtig anfühlen? Ich verstehe mich selbst nicht. Wut steigt in mir auf. Wut, die sich eigentlich gegen mich richten sollte.

„Du verfluchter Bastard!“, gifte ich meinen besten Freund an. Ich hasse ihn dafür, dass er mich auf diese Weise fickt, aber noch mehr hasse ich ihn, weil er mir meine Perversität und Abartigkeit verdeutlicht. Nachdem er seinen Rhythmus gefunden hat, beschleunigt Tai seine Bewegungen in mir. Verzweifelt versuche ich meine Arme zu befreien, aber die Fesseln sind zu straff um meine Handgelenke gebunden. Ich schnüre mir lediglich die Hände ab. Die Penetration meines besten Freundes ist mittlerweile so intensiv, dass ich glaube den Verstand zu verlieren.

„Hör auf! Ich flehe dich an!“, wimmere ich und verachte mich zugleich für meine Erbärmlichkeit. Wider Erwarten zieht sich Taichi tatsächlich aus mir zurück. Sofort sacke ich stumm weinend in mich zusammen.

„Nun weißt du, wie es sich anfühlt, vergewaltigt zu werden“, sagt er mit zitternder, aber ruhiger, trauriger Stimme. Ich versuche mein Schluchzen unter Kontrolle zu bekommen, dann drehe ich mich zu meinem besten Freund und schaue ihn trotzig an.

„Das ändert nichts daran, dass du mir gehörst!“

„Yamato, was willst du eigentlich von mir? Du liebst mich nicht einmal, also warum…“

„Ich muss dich nicht lieben, um dich besitzen zu wollen. Aber wenn es dir leichter fällt, mit mir zu schlafen, wenn ich dir sage, dass ich dich liebe, dann werde ich das tun.“ Fassungslos steht Tai auf, zieht seine Hose hoch und verpasst mir einen Tritt in die Magengegend. Keuchend vor Schmerz krümme ich mich auf dem Boden.

„Deine selbstgefällige Art kotzt mich an! Soll ich dich dann auch über meine Gefühle belügen und dir meine Liebe gestehen?“, schreit er mich unter Tränen an.

„Warum nicht, machen wir ein Spiel daraus“, presse ich nach Luft ringend hervor. Ungläubig starrt mein bester Freund mich an. Dann packt er mich unsanft am Kragen und schlägt mir erneut brutal ins Gesicht. Einen Moment bleibe ich reglos liegen, bevor ich mich Tai wieder zuwende.

„Findest du es fair, jemanden zu verprügeln, der sich nicht wehren kann?“ Hasserfüllt und ohne ein weiteres Wort zu sagen, beginnt Taichi unkontrolliert auf mich einzuschlagen, dabei weint er genauso heftig wie ich. Nach einer scheinbaren Ewigkeit lässt er schwer atmend von mir ab.

„Hast du sie gefickt?“, frage ich gequält in die entstehende Stille hinein. Mein Gesicht fühlt sich geschwollen und blutig an, mein gesamter Körper ist nahezu taub vor Schmerz. Ich muss mir bezüglich der offensichtlichen Verletzungen etwas einfallen lassen, wenn ich Tai beschützen will. Eine Ausrede, die ihn nicht belastet.

„Was?“ Verwirrt sieht er mich an.

„Du bist mit Sora zusammen, oder nicht?“

„Ja, aber wir haben noch nicht miteinander geschlafen. Unsere Beziehung besteht erst seit etwa drei Monaten.“

„Das ist lange genug, findest du nicht? Liebst du sie überhaupt?“ Mein bester Freund senkt seinen Blick.

„Ich mag sie sehr.“

„Aber du liebst sie nicht. Taichi, du bist mit ihr zusammen, um mir wehzutun, hab ich recht? Weil du mir beweisen willst, dass du auf Mädchen stehst und hoffst, ich würde dich dann in Ruhe lassen.“

„Nein, das stimmt nicht! Ich liebe sie“, sagt er wenig überzeugend, steht auf und tritt noch einmal kraftvoll zu. „Es wird Zeit, dass dir endlich jemand deine Arroganz austreibt!“ Nachdem meine Atmung durch die Gewalteinwirkung kurz aussetzt, beginne ich stark zu husten.

„Deine Aggressionen zeigen mir, dass ich Recht habe“, entgegne ich mit schwacher Stimme. Allmählich verliere ich das Bewusstsein. Offenbar bemerkt auch mein bester Freund, wie sehr er mich zugerichtet hat, denn er hockt sich neben mich und löst meine Fesseln. Behutsam nimmt er meinen leblosen Körper in seine Arme und drückt ihn fest an sich.

„Yamato, ich werde mich für das, was ich mit dir gemacht habe, nicht entschuldigen, obwohl ich zugeben muss, dass ich nicht derart die Kontrolle hätte verlieren dürfen.“ Mit schmerzverzogenem Gesicht lächle ich Taichi an.

„Ich liebe dich“, sage ich angestrengt und im Flüsterton.

„Ich liebe dich auch“, antwortet er monoton. Wir wissen beide, dass unsere Worte gelogen sind, aber wir lassen uns auf dieses Spiel ein.



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