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A new Story

Die Geschichte einer Tänzerin~
von

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~ Auftritt einer Lady ~

Kiso stand eine Weile unschlüssig in der Tanzhalle. Es war ungewohnt spät für ihn, doch ans Schlafen konnte er nicht denken. Es war zu dem Zeitpunkt verschwendete Zeit, denn jedes Mal, wenn Philphlader eine Tanzpartnerschaft mit ihm ablehnte, stieg sein Ehrgeiz. Er wusste, dass auf diesem Internat der Levelunterschied zwischen ihm und ihr gewaltig war. Trotz seines Levels 10 ärgerte sich Kiso über alle Maßen, dass ihn viele Tänzer so behandelten, als wären seine tänzerischen Leistungen tatsächlich die, eines Level 10 Tänzers. Er war zwar kein Meister, doch ein guter Tänzer allemal, der auch Tänzern der Amateur-klasse mit erhobenem Kopf stand halten konnte. Selbst wenn Philphlader ihm immer wieder zu bezeugen versuchte, dass ihr sein Level völlig egal war, trainierte Kiso von der Frühe des Tages, bis zum späten Abend. Pausen gönnte er sich nur, wenn es unbedingt notwendig war. Er wollte alles tun was nötig war, damit Philphlader ihn endlich als Partner akzeptieren würde.

Sila war die Einzige in der Liste seiner Freunde, die tanzen war. Er freute sich, denn er tanzte gerne mit seiner kleinen „Schwester“, auch wenn er sich sorgte warum sie um diese Uhrzeit noch nicht im Bett war. Auf dem Weg zu dem Saal, indem Sila tanzte, entschied er jedoch, dass sie alt genug war um selber zu wissen, wann es Zeit war schlafen zu gehen!
 

Die Tür zum Saal war noch verschlossen. Die Tänzer hatten schon ein Lied zu tanzen begonnen. Aus Gewohnheit forschte Kiso in seiner Wartezeit in der Tänzerliste. Neben Silas Namen standen 3 Unbekannte Namen und einer, der Kiso auf der Stelle inne halten lies.

„Soujirou!“, sagte er langsam. Sie tanzte wieder mit ihm! Ruckartig stieg ihm der Zorn in den Kopf. Obwohl Kiso noch nie die Bekanntschaft dieses Tänzers gemacht hatte, konnte er ihn nicht ausstehen. Kiso machte sogar einen weiten Bogen um diesen „Sou“, wie er von Sila genannt wurde. Es war für alle offensichtlich, dass Sila bis über beide Ohren in diesen Kerl verliebt war. Jeglicher Versuch von ihrer Seite aus, dies zu leugnen war geradezu lächerlich. Sila hatte nur noch Augen und Ohren für diesen einen Tänzer. Kiso wusste nicht was ihn wütender machte; dass er Sila so sehr beschlagnahmt hatte und sie dadurch alle anderen Freunde vernachlässigte, oder dass dieser Mensch einfach zu blind für ihre Gefühle zu sein schien.

Jeder – bis auf Soujirou – wusste wie sehr Sila an ihm hing. Was Kiso jedoch anging, so war er sich sicher; dieser Typ hatte Sila nicht verdient! Am liebsten würde er Sila den Umgang mit ihm verbieten, doch er wusste, dies würde mit großer Sicherheit einen Krach zwischen den Ziehgeschwistern auslösen.
 

Aus Protest drehte sich Kiso um und verließ den Flur des Tanzraumes. Wenn Sila mit Soujirou tanzte, wollte er auf keinen Fall zu ihr! Forschend betrachtete er in der Lobby die Liste der offenen Tanzräume, als ihn eine Einladung zu einem Clubtanz ereilte. Dort wurde noch ein Mittänzer gesucht und Kiso machte sich auf den Weg zu diesem Raum.

Alle anwesenden Tänzer waren schon startklar. So verlor auch Kiso keine Zeit um sich bereit zu machen. Die 3 Tänzerinnen, die zur Wahl für den Part mit dem Partner standen, wurden erst nach dem Start des Liedes von ihm beachtet. Bei einem Clubtanz bei dem Philphlader nicht mittanzte, ging Kiso meist wie folgt vor:

Zu erst überließ er den anderen beiden Tänzern die Wahl der Partnerinnen. Er selbst nahm meist die Dame, die übrig blieb. Nur wenn Philphlader dabei war, so war sie immer gleich seine Wahl.

Auch in diesem Augenblick wollte Kiso erst einmal die Wahl der anderen Tänzer abwarten, bis sein Blick auf eine Tänzerin fiel, die ein paar Jahre älter zu sein schien als er. Viele Tänzerinnen – so seine Erfahrung – zogen sich meist ziemlich offenherzig an, nur um bei den Tänzern gut anzukommen, was auch Kiso immer wieder viel Mühe abverlangte, den Blick einzig und alleine auf den Augen ruhen zu lassen. Kiso wählte seine Partnerinnen nie aufgrund dessen Outfits. Meist stießen ihn die extrem offenzügigen Damen ab und er hütete sich davor diese Tänzerinnen zu wählen - wenn es nicht gerade anders ging.

Diese Tänzerin, die nun vor ihm stand, hatte zwar gewohnt weibliche Kleidung an, doch war alles recht gut abgedeckt, so dass Kiso keine Mühe hatte den Blick auf ihrem Gesicht zu lassen. Sie hatte einen recht ordentlichen, eleganten, jedoch weiblichen Stil. Ihm fiel ihre gerade Haltung beim stehen auf und er bemerkte einen erwachsenen, ja fast würdevollen Gesichtsausdruck an ihr. Doch das faszinierendste an dieser Dame war ihre Frisur. Sie hatte pechschwarzes, mittellanges Haar, wobei 2 türkisfarbene Strähnen vor ihren Ohren lose über dem Brustkorb ruhten. Es war fast die gleiche Frisur wie bei Philphlader. Kiso war erstaunt wie viel Ähnlichkeit diese Tänzerin mit „seiner“ Philphlader hatte. Zugegeben; Philphladers Augen waren blau, so wie die von Sila und deren Haut sehr hell. Die Augen der Dame vor ihm waren Rubinrot und ihre Haut dunkler, eher der Ton, den auch seine Haut hatte, doch sonst ähnelte sie Philphlader erstaunlich!

Kiso schüttelte kaum merklich den Kopf.

'Langsam werde ich wirklich total bekloppt!', schalt er sich. 'Jetzt fange ich schon an Philphlader in allen anderen Tänzerinnen zu sehen...'

Er wusste nicht ob es ihre Haltung und Ausstrahlung oder die Ähnlichkeit mit Philphlader war, aber er wollte diesen Tanz unbedingt mit ihr tanzen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie mit ihrem Level 18 Kiso mit seinem geringen Level als „Nicht würdig genug!“ erachten würde, wollte er es wagen und traf seine Wahl noch vor den anderen beiden Mittänzern.
 

Lächelnd trat er auf sie zu, machte eine elegante Verbeugung und erbat in internationaler Sprache:

„Es wäre mir eine große Ehre mit euch tanzen zu dürfen, Lady!“

Die sonst eher schmalen Augen der Angeredeten weiteten sich ein wenig.

'Huch! Wie höflich', dachte sie und ein leichtes Lächeln huschte über ihre Lippen als sie einen leichten Knicks machte.

„Gerne“, war die Antwort. Kiso blickte für den Bruchteil einer Sekunde verwundert zu ihr auf, doch im Nu zeigte er ein keckes Lächeln, richtete sich zur vollen Größe nach der Verbeugung auf, senkte den Kopf um seiner - einen Kopf kleineren - Partnerin in die Augen blicken zu können. Sein Zwinkern betonte den Ehrgeiz in seinen Augen während er leise doch betont sagte:

„Schaut nicht auf mein Level! Wir werden gewinnen!“

Zu seiner Überraschung entlockte er ihr ein helles Lachen.

„Nun, wir werden sehen“, erklang es ihrerseits.

Noch bevor Kiso sich ihr vorstellen konnte, wurde der Auftakt gegeben und der Tanz begann.
 

Kiso hielt Wort. Er bestritt den Tanz mit dem 1. Platz. Seine Partnerin wurde Zweite. Zur ihrer großen Verwunderung nahm Kiso ihre Hand, führte diese an seine Lippen und sagte:

„Wie ich gesagt habe; wir haben gewonnen! Ihr seit eine gute Tänzerin.“

Dann lächelte er, ließ ihre Hand los und stellte sich höflich vor: „Kiso Diamon ist mein Name. Ich habe noch gar nicht so lange her auf dieses Internat gewechselt.“

Einer der Tänzer verließ den Saal, so dass noch etwas Zeit zum Reden blieb, bevor es weiter gehen konnte. Leicht beeindruckt von der Höflichkeit des jungen Mannes, strich sich die Unbekannte eine Strähne aus dem Gesicht, denn sie tanzte mit offenen Haaren.

„Mein Name ist Phie.“, sagte sie in ruhigem Ton.

„Ich sehe Sie haben ausgebildete tänzerische Fähigkeiten.“

Stolz flackerte in Kisos Augen auf als er zur Erklärung ansetzte:

„Ich habe auf SEA tanzen gelernt. Lange Zeit war ich da. Meine kleine Schwester hat mich her gebeten!“

„Das erklärt natürlich den Level.“

„Ich arbeite hart daran, dass dieses lästige Übel bald aus der Welt ist!“, konterte Kiso ärgerlich. Phie hob die Augenbrauen an.

„Die Levelbestufung sagt doch lange nichts über die tänzerischen Fähigkeiten aus!“

„Aber es kann dazu führen, dass man vorverurteilt wird!“

„Nun. Menschen, die so etwas tun, handeln nicht richtig! Ich überzeuge mich lieber

persönlich von den Fähigkeiten eines Tänzers.“

Kiso gab sich geschlagen:

„Gut gesprochen, Lady!“

Er wollte gerade etwas fragen, als der letzte benötigte Tänzer den Saal betrat und wieder ein neues Lied begann. Kiso und Phie tanzten einen Tanz nach dem anderen gemeinsam, ohne jedoch die Möglichkeit zu bekommen sich weiter unterhalten zu können. Als es an der Zeit war sich zu verabschieden, verbeugte sich Kiso wieder tief vor seiner Partnerin, lächelte und bedankte sich aufrichtig für ihre Partnerschaft. Dann verschwand der dunkel gekleidete Tänzer mit dem gewissen Charme und ließ die schmunzelnde, mit dem Kopf schüttelnde Phie zurück.
 

Zu ihrer Überraschung verließen nun ein Tänzer nach dem anderen den Tanzraum, so dass Phie ihnen folgte.

'Es gibt auch andere Räume', überlegte sie und steuerte auf den nächst gelegenen Tanzraum zu, bei dem noch Platz für Mittänzer war. Trotz später Stunde war der neue Raum mit Leben gefüllt. Nach einigen Tänzen wusste Phie genau, wer dafür „verantwortlich“ war.

Da waren zum einen ein sich ständig streitendes Pärchen. Schmunzelnd nahm sie die gut gemeinten Scherze zwischen den beiden wahr. Zum anderen bemerkte sie eine hellhäutige Tänzerin mit strahlend blauen Augen und blonden Haaren. Sie sah Jahre jünger aus als Phie, doch die Fröhlichkeit und Ausgelassenheit der Tänzerin, nahmen sie sofort gefangen. Phie bemerkte, dass die junge Tänzerin eine Freundin der beiden Streithähne war und dass sie für das Gleichgewicht zwischen ihnen sorgte.

„Es tut mir leid. Ich habe schon sehr lange nicht mehr getanzt“, sagte Phie beschämt nachdem sie häufige Patzer einstecken musste.

„Ach das macht doch gar nichts! Wir alle tanzen hier aus Spaß. Versuche dich einfach zu entspannen“, rief die blonde Tänzerin, die von den anderen „Sila“ genannt wurde, fröhlich. Ihre Mittänzer bestätigten die Aussage mit einem Lächeln. Auch Phie lächelte und gab sich noch mehr Mühe bei den nächsten Liedern. Immer wenn sie einige Tanzschritte verpasste, wurde sie von Sila aufgemuntert und angefeuert.

Phie war eine Person, die ihre Umgebung, besonders die Menschen darin sehr genau beobachtete. Sie hielt sich eher im Hintergrund auf und wog ihre Worte gewählt ab. Diese Sila hingegen, sprudelte nur so von Worten und Gesten. Phie fühlte sich sofort von ihr angezogen.

„Entschuldigt“, sagte sie nach einigen Tänzen. „Die Geschwindigkeit ist noch etwas schwer für mich. Ich denke ich brauche eine Pause.“

„Soll ich langsamere Lieder wählen?“, hörte sie Sila sofort sagen, die die Spieleführung hatte.

„Nein danke“, schüttelte Phie lächelnd den Kopf und trat langsam aus dem Tanzbereich heraus. „Ich setze mich einfach ein paar Tänze in den Zuschauerbereich. Danke für deine Fürsorge“, fügte sie hinzu.

„Das ist typisch Sila, musst du wissen!“, mischte sich NJAngel dazwischen. „Wenn sie sich nicht ständig um das Wohl der anderen Sorgen machen würde, währe es ein Grund sich Sorgen um SIE zu machen!“

„Ach, jetzt übertreibst du aber maßlos, Angel!“, schalt Sila mit roten Wangen ihre Freundin. Soujirou zwinkerte Sila fröhlich zu:

„Also dieses eine Mal muss ich Angel recht geben. Du brauchst deswegen doch nicht gleich rot zu werden.“

Silas Wangen gewannen noch mehr Farbe. Sie legte ihre kühlen Hände darauf und schmollte:

„Ach ihr seit gemein!“

Nun lachten alle, bis Soujirou verstummte und sein Blick ernster wurde, als er sich näher zu Sila stellte.

„Es tut mir leid, Sila. Noch 2 Lieder, dann muss ich gehen...“

„Ja! Hau doch endlich ab, Souj! Wir können es schon kaum erwarten bis wir endlich unter uns Frauen sein können! Hoffentlich bleibst du dieses Mal laaange in England!“, hörte Phie NJAngel ausrufen. Es hörte sich wirklich hart an, doch Phie bemerkte an ihrem Blick, dass eigentlich das Gegenteil vom Gesagten gemeint war. Soujirou ging auf ihre Neckerei ein:

„Ach! Ich werde mich hüten so lange weg zu bleiben. Wer soll dir denn in meiner Abwesenheit in den Hintern treten? Bei sowas ist auf unsere Sila leider kein Verlass!“

NJAngel rumpelte Soujirou an der Schulter an.

„DIR müsste jemand gehörig in den Hintern treten!“

„Hilfe!“, rief Soujirou halb lachend, während er seine Hände in Abwehrhaltung brachte.

'Ein lustiges Paar“, dachte Phie, die diese Szene von ihrem Platz aus beobachten konnte. 'Ich habe noch nie solch ein Pärchen gesehen.' Doch dann bemerkte sie dass Silas Lächeln gewichen war und sie nur stumm zu den Beiden schaute. Sie wirkte traurig, stellte Phie fest. Auch Soujirou schien ihre Stimmung bemerkt zu haben, denn er wandte sich ihr mit fragendem Blick zu.

„Ich werde dich vermissen.“ Silas Stimme war fast ein Flüstern. Ihr Blick war auf Soujirou gerichtet. Bevor Soujirou ihr jedoch antworten konnte, kam NJAngel schon an Silas Seite, legte den Arm um sie und sagte betont fröhlich:

„Ach was! Warum solltest du DEN da vermissen? Er ist wie der Wind! Mir scheint er findet nie den Ort wo er wirklich hin gehört.“ Dieses Mal ging Soujirou nicht auf ihren Spaß ein.

„Ich bin bald wieder da!“ Sila seufzte, doch sie zwang sich zu einem Lächeln.

„Du hast ja recht! Zu welchen Liedern möchtest du noch tanzen?“

„Egal!“

„Ach Sou! Das sagt du jedes Mal! Es gibt doch so viele schöne Lieder...“

„Genau! Und deshalb ist es ja egal...“

Sila seufzte. Es war immer das Gleiche wenn Soujirou ein Lied oder Tanzmodus auswählen durfte.

„Ach der gute, alte Souj möchte sicher dass DU die Lieder für ihn aussuchst!“, warf NJAngel dazwischen.

„Ich mag die Lieder, die du magst“, bekräftigte Soujirou, „Such du dir die Lieder aus.“

„Außerdem!“, hörte Phie NJAngel wieder sagen, „Außerdem wirst du sicher auch wie immer in dein Apartment gehen, wenn Souj nicht mehr tanzt. Dann sind es auch deine letzten Lieder. Also such dir deine Lieblinge raus.“

„Du bleibst, Angel?“, fragte Sila verblüfft. Die angeredete Tänzerin streckte ihre Zunge frech aus dem Mund und zuckte mit den Schultern.

„Ach! Du kennst mich doch! Ich schlafe am Tag und tanze in der Nacht... Das war nie anders!“

„Das ist ungesund!“, schimpfte Sila, doch ihre Antwort war nur das typische Lacher der Freundin.

„Also gut!“, sagte nun die Spieleführerin und wählte ihr Lieblingslied. Kaum erklangen die ersten Akkorde, da huschte Soujirou ein breites Lächeln über die Lippen.

„Destiny“, sagte er und blickte Sila fröhlich an, „Ich wusste du würdest den Song aussuchen.“ Auch Sila lächelte:

„Bei dem Lied haben wir uns kennengelernt!“

„Genau... Es ist ein toller Song!“

„Nicht wahr?!“, Sila strahlte über das ganze Gesicht und tanzte ein „perfect“ nach dem anderen. Zum Abschluss wählte Sila dann das Lied, zu dem sie sehr oft mit Chuckie getanzt hatte: „I will be good to you“.

„Oh! Der 'Nanana-Song'“, rief NJAngel begeistert aus und Soujirou stimmte mit Sila zum Lachen an. Irgendwie wurde dieses Lied zu den Lieblingsliedern der drei Tänzern. Während des Tanzes stellte Sila erstaunt fest, dass es ihr gar nicht mehr so viel ausmachte zu diesem Lied zu tanzen.

'Es gab eine Zeit', sann sie nach, 'da konnte ich nicht zu dem Lied tanzen, weil mir Chuckie so gefehlt hat...' Sie blickte scheu zu Soujirou und ihre Wangen röteten sich leicht.

'Jetzt ist alles anders...'
 

'Huch?!', fuhr Phie in die Höhe. Sie saß noch immer im Zuschauerbereich und verfolgte fasziniert das Geschehen auf der Tanzfläche. Bei den ersten Tänzen vermutete Phie, dass Soujirou und NJAngel doch mehr waren als ein sich ständig streitendes Paar. Sie fragte sich ob hinter der Neckerei vielleicht mehr steckte. Die Beobachtung bestätigte diesen Gedanken jedoch nicht. Nun bemerkte Phie, dass es sehr interessant war, was die Gefühle der Dreien anging. Die blonde Tänzerin schien den asiatischen Tänzer mehr zu mögen als nur einen normalen Freund. Ihre Blicke verrieten sie. Phie bemerkte aber auch, dass Sila es geschickt versteckte oder spontan so reagierte, dass nicht der Eindruck erweckt wurde, dass sie Gefühle für den Mann hegte. Phie seufzte auf.

'Warum fällt es Menschen nur so schwer zu ihren Gefühlen zu stehen?'

Es lag Phie nicht diese Dinge regeln zu wollen. Sie war nur eine Person, die beobachtete. Wenn jemand ein Problem hatte, könnte er ihr sein Herz ausschütten. Phie konnte auch ohne Mühe Geheimnisse für sich behalten, doch nie ergriff sie selbst die Initiative aufgrund ihrer Beobachtungen. Sie war der Meinung man solle sich nicht in andere Angelegenheiten mischen.

Auch der letzte Tanz ging zu Ende und Phie sah, wie schwer den beiden Tänzerinnen der Abschied von Soujirou fiel. Über Silas strahlende Augen legte sich ein Schleier, als Soujirou den Saal verließ. Wie NJAngel vorhersagte, schickte sich auch Sila zum Gehen an. Höflich verabschiedete sie sich von der schwarzhaarigen Mittänzerin und vergaß – tief in Gedanken versunken – nach ihrem Namen zu fragen.

„Was ist mit DIR?“, rief NJAngel plötzlich in Phies Richtung, „Tanzt du mit mir, oder gehst du auch ins Bett?“ Phie erhob sich lächelnd.

„Tut mir leid. Ich denke ich gehe auch zu Bett. Bin heute erst angekommen und etwas Schlaf würde sicher gut tun.“ NJAngel winkte mit der Hand.

„Ach so! War lustig mit dir! Dann suche ich mir eben andere Mittänzer.“ Mit diesen Worten ließ NJAngel Phie alleine. Diese deaktivierte den Pult des Spieleführers, löschte das Licht und machte sich auch auf den Weg in ihr Apartment.
 

*** ** * ** ***
 

Krachend fiel die Tür ins Schloss. Kurz darauf hörten Philphlader und Sila ein lautes, fröhliches „Hallo, Ladies! Ist es nicht ein wundervoller Tag?“

„Nanu?“, war Silas Reaktion, „Du bist heute aber spät dran. Hast gestern wohl zu lange getanzt?!“

„Musst DU gerade sagen, Sis!“, konterte Kiso ohne zu zögern, „Du warst gestern Abend doch noch tanzen als ich längst im Bett lag!“ Dann lächelte er Philphlader zum Gruß an:

„War lange joggen! Das macht den Kopf frei.“ Philphlader errötete leicht bei seinem durchdringenden Blick.

„Du wirst es nicht glauben, Kiso“, rief Sila aufgeregt und zupfte an seinem Ärmel herum. „Wir haben Besuch! ... Imôtos Schwester ist endlich da! ... Gestern habe ich sogar mit ihr getanzt ... Also die echte Schwester von Imôto meine ich ... Und ich wusste es gar nicht!“ Philphlader lachte kurz auf, doch Kiso starrte seine Zieschwester nur fassungslos an. Dann hob er eine Augenbraue, was bei ihm so viel bedeutete wie: „Ich verstehe nur Bahnhof!“ Als Sila damit fortfuhr Sätze – scheinbar ohne Sinn – von sich zu geben, fasste Kiso sie mit beiden Händen jeweils an einem Arm an, blickte der nun verstummten Sila geradewegs in die Augen und sagte in ruhigem Ton:

„Ey! Nun mach mal ne Pause! Ich habe überhaupt keinen Plan von dem was du da redest!“ Er hielt mit wichtiger Mine eine Hand auf ihre Stirn, dann grinste er:

„Gut! Fieber hast du scheinbar nicht!“ Noch bevor Sila einatmen konnte um ihrem Bruder antworten zu können, hörten alle Drei einen verwunderten Ausruf:

„Nanu?! Das ist aber eine Überraschung!“ Kiso drehte sich verwundert um und traute seinen Augen kaum, als er von Angesicht zu Angesicht vor seiner Club-dance-Partnerin des Vorabends stand.

„Oha!“, rief er überrascht auf, verbeugte sich höflich und lächelte:

„Hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen würden, Lady.“ Phie lächelte fröhlich, dann blickte sie zu Sila und Philphlader.

„Wer hätte je gedacht, dass ich so viele Leute treffen würde, die du auch kennst, Mimi.“

„Du kennst Kiso schon?“

Phies Lächeln wurde sanfter, mütterlicher.

„Gestern Abend hatte ich das große Vergnügen mit diesem großartigen Tänzer in schwarz tanzen zu dürfen.“ Philphlader und Sila starrten sich an.

„Sag jetzt nicht, dass du eine Freundin der beiden Hübschen bist!?“

Phie war sichtlich amüsiert als sie sich neben Philphlader stellte, einen Arm um ihre Schulter legte und Kiso fröhlich erwiderte:

„Eigentlich dachte ich man würde die Ähnlichkeit erkennen ... Ich bin die große Schwester von Philphlader.“

Kiso riss Augen und Mund auf. 'Kein Wunder, dass ich gestern nur noch an Philphlader denken konnte', dachte er.

„Ich wusste gar nicht, dass du eine echte Sis hast, dear.“, wandte er sich Philphlader zu.

Überrumpelt von ihrem neuen Kosenamen erwiderte Philphlader trotzig:

„Du weißt sehr vieles nicht von mir!“

Sila suchte die Situation zu retten:

„Ich freue mich so sehr, dich endlich kennen zu lernen“, sprach sie Phie an und fügte verlegen hinzu, „Gestern hätte ich sofort gewusst wer du bist, wenn ich nicht vergessen hätte mich vorzustellen – wie es sich gehört.“

„Ach, macht doch nichts! Ich bin auch nie auf die Idee gekommen, dass die 'Neechan' von meiner Mimi im wahren Leben 'Sila' heißt. Außerdem warst du ja mit Soujirou und Angel beschäftigt.“

Silas Wangen glühten bei der Erwähnung von Soujirous Namen. Ihre Reaktion wunderte Phie gar nicht, doch der Schatten über Philphladers Augen und der zornige Blick von Kiso gaben ihr ein Rätsel auf.

'Hier ist irgend etwas im Gange!', dachte sie überrascht. Auch das Verhältnis ihrer Schwester zu diesem gutaussehenden, höflichen Tänzer war durchaus eine weitere Beobachtung wert.
 

*** ** * ** ***
 

„Welche Umbaumaßnahmen meinst du denn?“, wunderte sich Philphlader.

„Ist dir das etwa noch nicht aufgefallen?“, gab ihre Schwester zurück. „Das ganze Internat scheint mir in Umbaustimmung zu sein! Als ich noch hier war, war noch gar nichts davon zu sehen!“

„Ooo wirklich? Ich habe nichts davon mitbekommen.“

„Phie, du meinst sicherlich die neuen Gebäude?“, meldete sich Sila zu Wort. „Bald ist es endlich so weit!“, jubelte sie. „Das werden Ballsäle, Phie! Hach“, seufzte sie vergnügt, „Ich habe auf SEA die klassischen Tänze gelernt! Das ist einfach unglaublich!!!“ Silas gute Laune war geradezu angsteckend. Die ersten Tage nach Soujirous Abreise war Sila recht still, doch nun war sie wieder fröhlich.

„Sie führen klassische Tänze an unserer Schule ein? Wirklich?“, Philphlader stand die Verwunderung im Gesicht geschrieben.

„Aber natürlich! Es wird doch überall nur noch davon gesprochen, Imôto! Hast du das denn gar nicht mitbekommen?“

Philphlader war sichtlich verlegen. „Äh... N – nein... Tut mir leid.“

„Es werden jetzt schon Kurse für klassische Tänze gegeben“, plapperte Sila munter weiter und drehte sich einige Male um ihre eigene Achse, wie ein kleines Mädchen, das ein neues Kleid anprobiert. „Ich denke ich werde einen davon belegen um meine Fähigkeiten auszubauen.“

„Magst du solche Tänze gerne, Sila?“, wollte Phie wissen.

„Oh und wie! Mit dem richtigen Partner macht es besonders viel Spaß. Ich bin nur froh, dass ich gelernt habe mit Absätzen zu tanzen.“

„Wieso Absätze, Neechan?“, Philphlader wurde neugierig.

„Nun... Bei klassischen Tänzen trägt die Frau einen hübschen Rock oder sogar ein Kleid! Dazu gehören in dem Fall Absätze!“

„Ooo!“, entfuhr es Philphlader, „Dann bin ich erleichtert, dass wir uns damals den Rock für das Partneroutfit ausgesucht haben.“

„Rock? Habe ich richtig gehört, Mimi? Du trägst einen Rock?“, Phie ließ ihre Überraschung nicht für sich. Mit errötenden Wangen erklärte Philphlader:

„Neechan und ich haben uns ein Partneroutfit zum Tanzen gekauft. Da haben wir uns für einen Rock entschieden.“

„Du meine Güte!“, bemerkte Phie, „Sag, Sila! Wie hast du es angestellt, dass mein Schwesterchen einen Rock trägt?“ Sila lächelte fröhlich.

„Nicht anders wie Imôto, die mich zu Absatzschuhen überredet hat.“

„Ich sehe schon, ihr seit echt gute Freunde, Mimi und du. Ich bin sehr froh, dass sie dich kennen gelernt hat!“
 

„Höre ich etwas von Partneroutfit?“, hörten die drei Frauen neben ihnen eine Männerstimme sagen. Dray, der sich eingemischt hatte, war gerade mit Kiso auf dem Weg zum Internat, als sie die Frauen draußen stehen sahen.

„Hey Digga!“, wandte er sich Kiso zu, „Warum haben wir beide eigentlich kein Partneroutfit? Sag jetzt nicht, dass wir uns nicht mindestens genau so gut verstehen wie diese Kletten da drüben.“ Damit wandte er seinen Kopf in Richtung Philphlader und Sila. Kiso lachte auf.

„Warum auch nicht? Aber wir brauchen was cooleres als die Ladies!“ In dem Moment erblickte er Phie und wandte sich seinem Freund zu.

„Aber du bist unhöflich, Kumpel. Da vorne steht eine Lady, die du noch nicht einmal wahrgenommen hast.“ Damit gingen die beiden zu den Frauen. Kiso verneigte sich höflich und stellte Phie als Philphladers Schwester vor. Um jeglichen Irrtum zu vermeiden, erklärte er kurz und knapp, dass Phie nur die internationale Sprache verstehen konnte, denn sie und Philphlader kamen aus dem Ausland. Philphlader war schließlich auf dem besten Weg eine Übersetzerin zu werden, daher konnte man sich im Gegensatz zu Phie mit ihr in vielen Sprachen verständigen.

„Zwei Mal Philphlader?“, bemerkte noch eine weibliche Stimme von hinten. Überrascht schauten die fünf Tänzer auf und erkannten Shizumi, die in Begleitung von Massayo und Shadow war. Phie lächelte vergnügt:

„Noch mehr Freunde, Mimi?“ Philphlader stellte Massayo, Shadow und Shizumi ihrer Schwester vor.

„Massentreffen!“, lachte Massayo. „Wollt ihr tanzen, oder steht ihr hier aus Spaß herum?“, fügte die tanzwillige Massayo hinzu und sorgte dafür, dass alle Beteiligten auflachten. Phie fiel gleich die bunte Mischung an Charakteren auf. Sogar Geschwister mit spitzen Ohren gehörten dazu. Die Freundlichkeit und deren Freude am Tanzen verband sie alle und Phie fühlte sich schnell angenommen.

'Dieses Mal werde ich sicher gerne hier tanzen. Glaube kaum, dass ich wieder die Schule wechseln brauche', dachte sie erleichtert.
 

Ende Kapitel 13:

~ Auftritt einer Lady ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2009-08-16T15:05:22+00:00 16.08.2009 17:05
Ein sehr gelungenes und abwechslungsreiches Kapitel ^-^ sehr amüsant vor allem xDD Der Perspektivenwechsel auf Phie ist dir sehr gut gelungen.
Von:  Sango_Kuroi
2009-07-30T21:52:44+00:00 30.07.2009 23:52
Wieder ein sehr schönes Kapitel ^o^
Mir gefällt der perspektiven Wechsel auf Phie, da man so den Ablauf sehr gut beschreiben konnte, ohne absetzen zu müssen. XD
Angel hat recht, DAS ist Sila alive ;)


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