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Wolfsträume

von

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Wohin der Weg führen wird

Ein strahlend blauer, unendlich wirkender Himmel zog sich über die glitzernden, schneebedeckten Weiten vor Lugh Akhtar, Nea und Tariq. Sie waren schon seit einiger Zeit unterwegs, Lugh Akhtar so froh und gut gelaunt, wie sie ihn selten erlebt hatten, Nea und Tariq eher misstrauisch. Sie wussten nicht, wohin dieser Weg sie führen würde und egal wie oft sie den jungen Zauberer fragten, eine klare Antwort erhielten sie nicht von ihm. Stattdessen lachte er zumeist oder antwortete: »Zum Winter. Oder dorthin, wohin sie uns haben will.«

Den Stein trug er nun an dem goldenen Halsband befestigt um den Hals, so dass es schien, als würden die Edelsteine und seine Augen um die Wette leuchten. Nea hatte dies mit deutlichem Missfallen registriert, denn nach ihrer Aussprache suchte sie seine Nähe mehr als je zuvor. Der Stein jedoch verhinderte jeden Kontakt, denn sie hütete sich davor, ihn zu berühren.

Jedoch wurde den Beiden sehr schnell klar, dass Lugh Akhtar sich eines Zaubers bediente, denn am selben Abend noch hatten sie das Einflussgebiet der Stadt der Zauberer hinter sich gelassen. Es wunderte die Beiden jedoch herzlich wenig, dass der junge Zauberer die Stadt schnell hinter sich lassen wollte.

»Magst du uns nicht langsam aufklären, wohin es geht? Oder weißt du es selbst nicht so genau?«, fragte Nea, als sie am Abend beisammen um ein Lagerfeuer herum saßen.

»Wir gehen zu keinem bestimmten Ort, Nea. Er hat keinen Namen, oder zumindest kennen wir ihn nicht. Wir laufen einfach und irgendwann sind wir dann da«, erklärte er und spielte gedankenverloren mit dem Stein.

»Du weißt es also wirklich nicht«, stellte Tariq nüchtern fest und seufzte.

»Doch, aber wenn ich es euch jetzt schon verrate, werdet ihr nicht mehr mit mir kommen wollen.« Er lächelte traurig.

»Lass es doch auf einen Versuch ankommen«, schlug der junge Prinz vor und Lugh Akhtar dachte wirklich einen Moment darüber nach.

»Okay. Ich verrate es euch, auch wenn ich weiß, dass ich dann alleine gehen muss. Wobei… früher oder später würdet ihr sowieso gehen, denn irgendwann wüsstet ihr eh, wohin es geht. Wir werden über die Mauer gehen.«

Tariq runzelte darauf nur verwundert und fragend die Stirn, doch Nea starrte ihn erst ungläubig an, dann lachte sie laut auf.

»Ein guter Scherz«, meinte sie geringschätzig.

»Das ist kein Scherz, Nea, das meine ich ernst.« Er lächelte milde.

»Lugh Akhtar, das kannst du nicht ernst meinen! Ich meine… die Mauer!«, rief sie aus und sprang auf.

»Was meinst du? Was ist die Mauer?«, fragte Tariq und schaute fragend von Nea zu Lugh Akhtar und wieder zurück.

»Sie bildet das Ende der uns bekannten Welt«, lächelte Lugh Akhtar und stand auf. »Es gibt Geschichten über sie, aber keine Tatsachen. Niemand ist jemals zurückgekommen, der sie überquert hat, um davon erzählen zu können.«

»Und weil keiner weiß, was dahinter liegt, fürchten es alle? Nur deswegen? Wer hat dort überhaupt eine Mauer gebaut, und warum reißt ihr sie nicht einfach nieder? Ich meine, für Zauberer ist das doch kein Problem, und für dich schon gar nicht. Immerhin hast du Altena im Alleingang zerlegt«, stellte Tariq fest.

»Der Mauer kann man durch Magie keinen Schaden zufügen, je näher man ihr kommt, desto weniger Magie liegt in der Luft. Und ohne Magie können wir auch keinen Zauber wirken lassen. Zauberer halten sich fern von der Mauer. Warum sie gebaut wurde oder wer es getan hat, und warum dort keine Magie wirkt, weiß ebenso wenig wer, wie es über die Mauer und wieder zurück geschafft haben: Also keiner«, erzählte Lugh Akhtar.

»Aber darum geht es gar nicht. Es gibt überall in der bekannten Welt Orte ohne Magie. Die Mauer aber ist tausende Meter lang, es ist egal, welcher Seite man folgt. Sie endet nie. Man kommt hinauf, aber es gibt keinen Weg auf die andere Seite. Zauberer, die Unverzeihliches getan haben, werden auf die andere Seite in die Verbannung geschickt, von dort aus können sie nicht fliehen. Lugh Akhtar, wir können dort nicht hin.« Nea schien verzweifelt.

»Nein, du musst dort nicht hin, ich schon. Nea, sie erwartet mich dort. Ich weiß nicht, wieso, aber sie will, dass ich dorthin komme.« Er seufzte. »Ich wusste, dass du so reagierst, deswegen wollte ich es dir nicht sagen.«

»Ich will da aber auch nicht hin«, meldete sich Tariq.

Lugh Akhtar schwieg einen Moment, dann seufzte er und fragte leise: »Wollt ihr mich zumindest bis zur Mauer begleiten?«

»Ja.« Nea nickte, wirkte aber nicht begeistert. Tariq zögerte einen Moment, nickte dann aber auch.

»Danke.«

»Hast du… keine Angst, dass du nicht mehr zurückkommen kannst? Oder dass du einem der Verbannten begegnest?«, fragte Tariq nach einer Weile leise.

»Wenn ich nicht mehr zurück kann, dann bleibe ich dort. In dieser Welt will man mich sowieso nicht haben. Und eigentlich ist es nur Nikolai zu verdanken, dass ich überhaupt noch hier bin. Weil es seine Schuld war. Und weil er viele gute Worte für mich eingelegt hat. Sonst würde ich dazu gehören, Tariq«, antwortete der junge Zauberer.

»Wieso?«, fragte der erschrocken.

»Weil er Altena zerstört hat. Er hat seine Macht missbraucht auf eine schändliche Art und Weise, darauf steht eigentlich Verbannung. Dass er noch hier ist, liegt alleine daran, dass Nikolai die Schuld komplett auf sich genommen hat, und dass dabei kein Mensch umgekommen ist. Es gab keinen Toten, sonst hätte auch Nikolai ihm nicht mehr helfen können«, erklärte Nea.

»Also bist du schon ein wenig ein Verbannter. Du gehst bloß dorthin, wo du sowieso sein solltest, ja?«

»Irgendwie schon, ja. Das ist auch ein Grund, warum ich so weit im Norden lebe. Es hat den angenehmen Nebeneffekt, dass sie mich dort nicht ständig im Blick haben. Wenn ich dort einen Fehler mache, merkt es kaum einer. Würde ich in Altena leben bräuchte es bloß einer falschen Geste, damit der Rat meine Verbannung durchsetzen würde. Bei der Versammlung habe ich mich auf so dünnem Eis bewegt, dass es wohl nicht nur mich erstaunt, dass es gehalten hat. Es war ein so schmaler Grad, zwischen Freiheit und Verderben, dass ich mich eigentlich selbst hätte spalten müssen, als ich darauf balancierte. Ich verstehe es nicht, aber ich bin heil wieder herausgekommen. Nur um nun als freier Mann dorthin zu gehen, wohin ich sonst hätte als Gefangener gehen müssen.«

Eine ganze Weile beobachtete Tariq den jungen Zauberer, dann schüttelte er ungläubig den Kopf und lachte bitter.

»Ich werde mit dir gehen, und sei es bis zum Ende der Welt, Lugh Akhtar«, erklärte er dann.

»Vielen Dank, Tariq. Aber… wieso?«

Darauf schwieg der junge Mann und blickte dumpf brütend in die Flammen des Lagerfeuers. Auch Lugh Akhtar schwieg. Er verstand den Prinzen auch ohne Worte, er wusste, was er fühlte. Dazu musste Tariq nichts erklären.

Nea indes stand unruhig auf. »Ich begleite dich zur Mauer, aber ich… ich habe Angst, Lugh Akhtar. Im Gegensatz zu dir fürchte ich das Unbekannte, das Nichts.«

»Ich auch, aber… meine Furcht hat keine Macht über mich, Nea. Ich bin nur meinem Herzen verpflichtet, nicht meiner Angst. Also folge ich meinem Herzen, wohin es mich auch immer führen mag.« Er lächelte sanft.

»Aber es ist doch nicht dein Herz, das dich führt, es ist der Winter«, stellte sie bitter und nüchtern fest.

»Nein, das stimmt nicht. Es ist mein Herz, denn mein Herz will, dass ich dorthin gehe. Was auch immer mich dort erwarten mag.«

»Dann hoffen wir, dass dein Herz dir nicht den falschen Weg weist. Und dass meines gut daran tut, deinem folgen zu wollen«, stellte Tariq trocken fest.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Cat-girl
2010-12-12T12:36:29+00:00 12.12.2010 13:36
Seltsame Antwort, er scheint ja richtig überzeugt davon, dass er den Winter finden wird...
Seine Augen leuchten eindeutig schöner...
Ein wundervolles Bild... Lugh Akhtar mit dem goldenen Halsband...
Das tut mir Leid, für Nea... *sie tröstet*
Ja, ich weiß auch warum er lieber so schnell wie möglich weg will...
*gesellt sich zu ihnen*
Irgendwann... okay...
Erzähl kein Unsinn, Lugh! Ich würde dir überall hin folgen! Egal, wohin... den Winter möchte ich nämlich auch einmal kennen lernen...
Die Mauer? …
Was ist denn daran so schlimm?
Okay...
Da hat er Recht...
Wie soll man denn über die Mauer kommen, wenn man weder daran vorbei, noch darüber hinweg kann.... und wie kamen die Verbannten auf die andere Seite...? *ist verwirrt*
Gut... ich werde dennoch mit Lugh Akhtar gehen!
Das sind ja nette Freunde, aber man kann sie ja zu nichts zwingen...
Weil er die Stadt zerstört hat... Altena...
Ah... okay...
Musst du doch nicht, Nea... wir sind alle bei dir... wir beschützen dich, selbst vor dem Nichts!
Lugh hat recht...
Wie wäre es, mit dem Winter...
Wenigstens einer...

Wenn Nea nicht mit kommen mag, muss sie das nicht. Es ist die Entscheidung, eines jeden selbst. Dass Lugh Akhtar beinahe zu den Verbannten gehört hätte, hätte ich nicht erwartet... da kann man mal sehen.. und diese Mauer... irgendwie ja doch unheimlich. Folge deinem Herzen, Lugh Akhtar!
Von:  Seelentraeumerin
2010-06-28T14:52:41+00:00 28.06.2010 16:52
Frage...
ist die Mauer wie eine Art kreis gebaut so das sie nie enden kann?.?

Bin gespannt wie es weitergeht les jetzt die nächsten Kaps*-*
Von:  -Lenobia-
2010-04-13T16:29:17+00:00 13.04.2010 18:29
Warum endet die Mauer nie?! °_°, das hab ich nicht verstanden...aber trotzdem toll, der anfang wie die Landschaft beschrieben wird...uh...(*dahin schmelz*)


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