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Wolfskinder - Sternenwege

von

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Freisprechung

»Denkst du, in einem Jahr sind wir dran?«, Lif schob sich neben Mana auf die Mauer und schaute sie fragend an.

»Hoffe ich, ich hab keine Lust, das Alexia da ewig drauf herumreitet«, fand Slyk.

»Als wenn ausgerechnet Lex darauf herumreiten würde«, lachte Lif.

»Ja, aber wenn sie es tun würde, hätte ich keine Lust darauf«, antwortete Slyk augenzwinkernd.

»Ich denke nicht, dass wir nächstes Jahr freigesprochen werden. Zumindest ich nicht, ihr kennt ja Papa«, meinte Mana seufzend.

»Aber Lani gibt er auch jetzt schon frei«, meinte Ahkuna erstaunt. Sie saß auf Manas anderer Seite und auch sie war eine Cousine von ihr. Ahkuna war die Zwillingsschwester von Slyk und Runa, die einen Platz weiter saß.

»Lani ist aber auch nicht seine Tochter. Wenn es nach ihm ginge, dann wäre ich heute nicht einmal hier«, erklärte Mana Schulter zuckend.

»Stimmt auffallend. Aber mal angenommen, ihr werdet nächstes Jahr freigesprochen, was habt ihr dann vor?«, wollte Lif neugierig wissen.

»Ich weiß noch nicht… ich denke, das Alexia schon einen guten Weg eingeschlagen hat«, überlegte Runa und schaute den Vetter nachdenklich an.

»Stimmt schon, aber das wäre trotzdem nichts für mich«, meinte Kekoa. »Ich will stattdessen nach Lanta gehen. Ich möchte in der königlichen Bibliothek die Geschichte des Kontinentes studieren. Wir müssen aus der Vergangenheit lernen, aber das können wir nur, wenn wir sie auch kennen.«

»Du willst dein Leben zwischen Büchern in einem staubigen Raum verbringen?«, Lif schaute seinen Vetter ungläubig an.

»Ja, wieso nicht? Was willst du denn tun?«, erkundigte sich Kekoa.

»Reisen. Ich will die Welt sehen, mit all seinen Schönheiten und all seinem Schrecken«, antwortete Lif begeistert.

»Und ich begleite ihn, das ist schon seid Jahren beschlossene Sache«, erklärte Slyk.

»Au ja, die Welt sehen, das wäre wunderbar«, fand auch Ahkuna.

»Was willst du tun, Mana?«, fragte Runa und schaute die Cousine neugierig an. Die schwieg erst eine Weile.

»Ich will die Wahrheit finden«, antwortete sie dann leise.

»Die Wahrheit?«, Lif schaute sie erstaunt an.

»Ja. Ich kann es nicht besser beschreiben… die Wahrheit eben«, sie lächelte entschuldigend.

»Die Wahrheit über was?«, erkundigte sich Ahkuna leise.

»Über alles. Über mich. Ich will… mich selbst finden.«

Je länger Mana darüber nachdachte, desto bewusster wurde es ihr. Schon als sie gehört hatte, welche Pläne Leilani und Alexia hatten, war ihr bewusst geworden, das sie eigentlich gar nicht wusste, was sie tun wollte. Was für Pläne hatten sie für die Zukunft? Wo war ihr Platz in der Welt? Und wie konnte sie ihn finden? Sie wusste, dass sie den Ort, an den sie wirklich glücklich werden konnte, noch nicht gefunden hatte.

»Wir alle müssen uns selbst finden«, murmelte Lif, nun seltsam melancholisch. »Keiner von uns weiß, wohin er gehen muss. Wir kennen nur die grobe Richtung und manchmal nicht einmal das.«

»Und deswegen wollen wir die Welt sehen, vielleicht finden wir ja irgendwo den Anfang unserer Weges«, bestätigte Slyk leise.

»Aber erst einmal müssen wir unserer Schülerzeit beenden, und wer weiß, wie lange das noch dauert«, seufzte Ahkuna und rutschte von der Mauer. Lugh Akhtar, Cinder und Soul waren die Treppe hinaufgekommen. Sie sprachen leise miteinander, und es schien nicht so, als wäre Manas Vater besonders begeistert, doch die Schwestern schienen nicht locker lassen zu wollen, sondern sprachen weiter leise auf ihn ein.

»Was meint ihr, worüber streiten sie?«, Slyk folgte ihnen mit seinen ungleichen Augen.

»Vielleicht will Papa doch einen Rückzieher machen und Lani doch noch nicht freisprechen?«, überlegte Kekoa.

»Meinst du? Ich denke eher nicht«, Lif rutschte ebenfalls von der Mauer.

»Es scheint zumindest, als hätten sie ihn überzeugt«, Ahkuna hatte recht. Lugh Akhtar schnitt Cinder zwar mit einer entschiedenen Handbewegung das Wort ab, doch dann verdrehte er die Augen und nickte, während er leise etwas zu ihr sagte. Daraufhin wirkten die Schwestern so zufrieden, das es wirklich nicht mehr schwer war zu erraten, das sie ihren Willen bekommen hatten.

Da kam Aaron die Treppe hinauf. Auch er gehörte irgendwie zur Familie, den Aaron war der Ehemann der ältesten Schwester Hopes und Neas und somit ihr angeheirateter Onkel. Doch heute war er nicht hier, weil die Nichte seiner Frau freigesprochen werden sollte, sondern weil er selbst der Gildenmeister war.

Nikolai, der vor Aaron diese Position inne hatte, hatte ursprünglich Lugh Akhtar, der auch Nikolais Schüler gewesen war, als Gildenmeister sehen wollen, doch der hatte damals klar abgelehnt. Doch kam von ihm der Vorschlag, stattdessen Aaron einzusetzen und Nikolai hatte diesen Vorschlag dankbar angenommen. So besetzte nun Aaron das höchste Amt, das es in Altena gab.

Auch Aaron wusste davon und so begegnete er Lugh Akhtar immer mit großem Respekt und fragte ihn oft um Rat, obwohl er einige Jahre älter war, als Manas Vater. Doch das war mittlerweile fast selbstverständlich, viele Zauberer baten den Zauberer um Rat, den Lugh Akhtar strahlte, obwohl er eigentlich noch gar nicht so alt war, eine weise Ruhe aus, die es den Leuten leicht machte, sich ihm völlig anzuvertrauen.

»Papa?«, Mana rutschte ebenfalls von der Mauer und lief zu Lugh Akhtar und Aaron. »Wann wollt ihr anfangen?«

»Wenn die Sonne untergeht. Man beginnt immer, wenn die Sonne auf- oder untergeht, und weil der Sonnenaufgang den meisten zu früh ist, liegt der Sonnenuntergang näher«, antwortete der lächelnd. Mana nickte und ging wieder zurück. Es würde keine große Feier geben, wie zu den Sonnenfesten, wo Meister und Schüler zueinander fanden, doch einige Leute würden schon auftauchen.

»Müsste gleich los gehen«, antwortete sie auf die neugierigen Blick und deutete auf die untergehende Herbstsonne. »Bei Sonnenuntergang.«

»Denkt ihr, Lani und Alexia sind nervös?«, erkundigte sich Runa nachdenklich.

»Also ich wäre es«, Mana versuchte wieder umständlich auf die Mauer zu klettern, doch dabei trat sie ungünstig auf den Saum und zerriss sich das Kleid. Sie fluchte leise. Es war keines ihrer Kleider und Lani, von der sie es bekommen hatte, passte es schon lange nicht mehr, aber mit einem zerrissenen Kleid auf der Freisprechung der Cousine auftauchen war dennoch nicht gerade das, was sie sich vorgestellt hätte. Sie seufzte, doch sie mochte es jetzt nicht mehr ändern.

So hockte sie mit einem zerrissenen Kleid und mit windverwehtem Haar auf der Mauer und wartete, bis es losging. Da kamen die beiden Mädchen aufgeregt die Treppe hinauf. Man sah auch auf die Entfernung noch, wie sehr Lani zitterte. Hinter ihnen kamen die anderen Gäste. Die Meisten waren von Leilanis Seite, doch das kam nur daher, dass ihr Vater eben sehr viele Geschwister hatte. Außer Nea waren alle Tanten und Onkel gekommen.

Doch auch Alexia hatte nicht wenige Freunde, sodass die Plattform bald fast so voll war, wie bei den Sonnenfesten. Es folgten noch einige andere Zauberer, Schüler und Meister, die aus verschiedenen Gründen ebenfalls dabei sein wollten. Da sahen sich Mana und ihre Freunde auch gezwungen, aufzustehen und nach vorne zu gehen, denn es war die erste Freisprechung, bei der sie dabei waren, deswegen wollten sie es nicht verpassen. Sie drängelten sich durch die Menge, bis sie ganz vorne standen. Mana gesellte sich zu ihrem Lieblingsonkel, zu Hope, der Lanis Vater war, und lehnte sich an ihn.

»Lif möchte nächstes Jahr dran sein«, erklärte er ihm leise.

»Lif soll mal nicht so ungeduldig sein«, antwortete der und lächelte.

»Das ist nicht ungeduldig. Es ist eine logische Schlussfolgerung«, Mana lächelte ihn an.

»Mag sein, aber Magie funktioniert nicht nach Logik. Wenn Lif also länger braucht, um mit ihr umzugehen zu lernen, dann ist es eben so«, Hope legte seine Arme um seine Nichte.

»Ich weiß«, nickte sie wissend und schloss die Augen, als die letzten Sonnenstrahlen ihr Gesicht trafen und ihr rotes Haar wie Feuer auflodern ließ. »Wer beginnt?«

»Lugh. Er ist älter, und es ist schon seine zweite Schülerin, deswegen obliegt ihm das Recht. Er könnte es auch an Soul abtreten, aber ich denke nicht, dass er es tun wird«, erklärte er.

»Welches Recht wiegt mehr? Das, der wievielte Schüler es ist, doch das des Alters? Oder anders gefragt, wenn du und Papa dort stehen würdet, wer dürfte beginnen?«, Mana wusste, das Lif Hopes erster Schüler war, während ihr Vater schon Cinder ausgebildet hatte. Doch sie wusste auch, das Hope neun Jahre älter war, als Lugh Akhtar.

Sie kannte Hopes Geschichte, sie hatte ihre Mutter einmal danach gefragt, als sie sich gewundert hatte, das Cinder einen Mann geheiratet hatte, der dreizehn Jahre älter war, als sie selbst. Und Nea hatte es ihr erklärt. Mana hatte aufmerksam zugehört und je länger Nea erzählt hatte, desto mehr bewunderte sie die beiden dafür, das ihre Liebe solche Hindernisse überwunden hatte. Dass Hope schon einmal eine Familie gehabt hatte und er fast schon Cinders Vater sein könnte, hatte für sie beide nie eine wirkliche Rolle gespielt.

»In dem Fall hätte ich beginnen dürfen, den einer älteren, und somit auch lebenserfahreneren Person hat man einen gewissen Respekt zu zollen«, antwortete Hope und lächelte ein wenig.

»Und wenn eine Person schon viel erlebt hat, und entsprechend weise ist, obwohl sie eigentlich noch gar nicht so alt ist?«, Mana schaute fragend zu ihm auf.

»Willst du jetzt jeden möglichen Fall durchgehen?«, kam die postwendende Antwort.

»Besser als zu warten, das Papa endlich in die Puschen kommt«, grinste Mana.

»Ach so, ich verstehe, ich werde einfach nur als Langeweile-Bekämpfungs-Objekt eingesetzt, ja?«, lachte Hope.

»So in etwa«, seine Nichte lächelte ihn noch einmal an, dann schaute sie zu ihrem Vater, der nachdenklich vor sich hin blickte. Dann nickte er und Aaron trat vor.

Es folgte das übliche, eine Menge Gerede, das keinen wirklich interessierte, aber irgendwie dennoch dazu gehört, bis dann Aaron endlich an Lugh Akhtar abgab. Der trat mit festen Schritten vor, ebenso Leilani, die mittlerweile zitterte wie Espenlaub und blass war, wie die sprichwörtliche Wand.

»Leilani Jarek, vor acht Jahren hast du mir vor dem Himmel und der Erde deinen Eid als Schülerin geleistet. Erinnerst du dich an ihn?«, obwohl Lugh Akhtar normalerweise eine leise, beruhigende Stimme hatte, war er in der Lage, bei solchen Gelegenheiten kraftvoll, laut und so eindringlich zu sprechen, das es jedem durch Mark und Bein ging.

»Ich erinnere mich an den Eid. Ich versprach vor dem Himmel und der Erde, das ich immer meinem Herzen folgen würde«, bestätigte sie laut und sogleich war ihrer Nervosität verschwunden, als hätte es sie niemals gegeben.

»Hast du den Eid immer befolgt?«, fragte ihr Meister weiter.

»Ich habe ihm mit besten Wissen und Gewissen immer folge geleistet«, erwiderte sie fest. Einen Moment hielten ihre Blicke einander fest und eine atemlose Stille legte sich über das Dach des Zaubererturmes. Als Lugh Akhtar einfach nicht Weitersprechen wollte, da hob leises Geflüster an, das er jedoch mit einer ruhigen, aber herrischen Geste unterband. Leilani begann wieder zu zittern und sah offensichtlich schon ihre Freisprechung davon wehen, denn sie schien den Tränen nahe.

»Das sehe ich auch so«, erlöste ihr Meister sie dann nach einer Weile leise und lächelte dabei sanft.

»Mir ist schlecht«, Leilani flüsterte zwar, doch in der völligen Stille hörte es trotzdem jeder einzelne. Natürlich lachten sie, und auch Lugh Akhtar musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut loszuprusten, doch er konnte sich zurückhalten. Stattdessen versuchte er wieder irgendwie den Ernst der Situation wieder herzustellen.

»Du hast deinem Eid immer folge geleistet und ich kann dir nichts mehr beibringen. Deswegen gebe ich dich frei. Ab heute bist du nicht mehr meine Schülerin, sondern mit mir gleich«, sprach er laut, dann umarmte er Leilani und flüsterte ihr noch etwas ins Ohr, das nur für sie bestimmt war, und ihr helfen sollte, ihren weiteren Weg zu finden.

Leilani nickte dankbar, dann ging sie langsam und unsicher zu Cinder, die sie heftig umarmte und ihrer ältesten Tochter ihre Glückwünsche aussprach. Dann ging sie zu Hope weiter, der seine Tochter lachend in den Arm nahm. Alle anderen würden ihre Glückwünsche später aussprechen, erst war noch Alexia an der Reihe.

Die wirkte deutlich ruhiger als Leilani, doch das war nur Schein, das wussten alle. Nun waren es Soul und ihre älteste Tochter, die einander gegenüber traten. Soul lächelte beruhigend, als sie laut zu sprechen begann.

»Alexia von Navarre, vor acht Jahren hast du mir vor dem Himmel und der Erde deinen Eid als Schülerin geleistet. Erinnerst du dich an ihn?«, Soul würde gar nicht viel anderes sagen, als ihr Bruder. Auch Alexia nicht, denn die die Grundsätzlichen Dinge waren immer dieselben, und dennoch war es jedes Mal anders, den Schüler und Meister verhielten sich jedes Mal anders.

»Ich erinnere mich an den Eid. Ich versprach vor dem Himmel und der Erde, dass ich immer jene schützen werde, die mir am wichtigsten sind«, auch Alexia kannte ihren Eid noch.

»Hast du diesem Eid immer folge geleistet?«, fragte Soul weiter.

»Das habe ich getan«, nickte ihre Tochter. Für einen Moment blickten Mutter und Tochter einander in die Augen, dann nickte Soul lächelnd.

»Das stimmt«, sagte sie und fuhr sogleich fort. »Du hast dem Eid immer befolgt und ich kann dir nichts mehr beibringen. Ab heute bist du nicht mehr meine Schülerin, sondern nur noch die Prinzessin von Navarre.«

Auch Soul umarmte ihre Tochter und gab ihr flüsternd Worte mit auf ihren weiteren Weg. Dann ließ sie von Alexia ab, und sie ging zu ihrem Vater Ice, um auch von ihm beglückwünscht zu werden. Gerade wollten auch alle anderen auf sie einstürmen, um den Mädchen entsprechend zu gratulieren, doch da trat Cinder vor und erstauntes gemurmelt erhob sich.

»Kekoa, komm her«, rief sie Manas Bruder zu sich, der erstaunt vor sie trat. Alles wartete Still, nur Lugh Akhtar, Soul, Ice und Hope schienen zu wissen, was vor sich ging.

»Kekoa von Winters-Midnight, vor sieben Jahren hast du mir vor dem Himmel und der Erde einen Eid als Schüler geleistet. Erinnerst du dich an ihn?«, fragte Cinder laut und fordernd.

»Ich… ja, ich erinnere mich an den Eid«, bestätigte Kekoa verwirrt, während sein Blick verwundert zu seinen Vater wanderte. »Ich versprach vor dem Himmel und der Erde, dass ich meine Wege immer zu Ende gehen würde.«

»Hast du diesem Eid folge geleistet?«, wollte Cinder weiter wissen.

»Soweit ich es bisher tun konnte… ja«, Kekoa runzelte vielsagend die Stirn. Was sollte das alles?

»Dem stimme ich zu«, bestätigte Cinder. »Du hast den Eid befolgt und ich kann dir nichts mehr beibringen, deswegen bist du ab heute nicht mehr mein Schüler, sondern ich gebe dich Frei. Ab heute darfst du deine Wege selbst beschreiten.«

Damit lächelte sie und flüsterte Kekoa ebenfalls etwas zu. Doch was sie da sagte, schien ihn sehr zu erstaunen, denn er starrte sie ungläubig an, bevor er langsam lächelte und zu Lugh Akhtar lief, der ihn mit offenen Armen und einem Lächeln begrüßte.

Da trat ließ Ice Alexia los und trat ebenfalls vor und rief Runa zu sich, die voller Unglauben folgte.

»Runa von Navarre, vor sieben Jahren hast du mit vor dem Himmel und der Erde einen Eid als Schülerin geleistet. Erinnerst du dich an ihn?«, fragte er ruhig.

»Ja, ich erinnere mich an den Eid. Ich versprach vor dem Himmel und der Erde, das ich meinen Weg folge, ohne mich von jemanden abbringen zu lassen, es sei denn, ich will es so«, antwortete sie ebenso ruhig.

»Hast du diesem Eid folge geleistet?«, bohrte ihr Vater weiter.

»Das habe ich getan«, nickte sie und auch Ice nickte.

»Dem stimme ich zu. Du hast den Eid befolgt und ich kann dir nichts mehr beibringen, deswegen bist du ab heute nicht mehr meine Schülerin, den ich gebe dich frei. Nun bist du nur noch meine Tochter«, Ice umarmte seine glückliche Tochter, gab auch ihr einige Worte mit auf den Weg, dann gingen sie gemeinsam zu Soul, die zufrieden lächelte.

»Was wird denn das jetzt?«, hörte Mana da Lif an ihrer Seite zischen. Er beobachtete das ganze mit gerunzelter Stirn, als abermals Lugh Akhtar vortrat, Kekoa dabei bei Cinder ließ und Slyk zu sich rief. Der folgte voller freudiger Erwartung und er wurde nicht enttäuscht.

»Slyk von Navarre, vor sieben Jahren hast du mir vor dem Himmel und der Erde einen Eid als Schüler geleistet. Erinnerst du dich an ihn?«, fragte ebenso laut und kraftvoll, wie er Leilani gefragt hatte.

»Ja, ich erinnere mich an den Eid. Ich versprach vor dem Himmel und der Erde, das ich immer meinem Herzen folgen würde«, nickte Slyk und mit glänzenden Augen.

»Hast du diesem Eid folge geleistet?«

»Das habe ich getan.«

»Das sehe ich ebenso. Du hast den Eid befolgt und ich kann dir nichts mehr beibringen, deswegen bist du ab heute nicht mehr mein Schüler. Ab heute sind wir einander gleich.«

Auch seinem zweiten Schüler gab Lugh Akhtar einige Worte auf den Weg, schickte ihn dann lächelnd zu seinen Eltern. Als nächstes trat da Aaron vor, was einige erstaunte, denn er hatte keine Schüler. Doch der Gildenmeister ließ sich nicht beirren und rief die zitternde Ahkuna zu sich.

»Nea kann heute nicht hier sein, um dich persönlich freizusprechen, also werde ich es an ihrer statt in meiner Funktion als Meister der Gilde von Altena tun. Ahkuna von Navarre, vor sieben Jahren hast du meiner Schwägerin Nea vor dem Himmel und der Erde einen Eid als Schülerin geleistet. Erinnerst du dich an ihn?«, fragte er sachlich.

»Ja, ich erinnere mich. Ich versprach vor dem Himmel und der Erde, dass ich niemals jemanden ein Unrecht antun würde.«

»Hast du diesem Eid folge geleistet?«

»Soweit es mir möglich war ja.«

»Das sieht Nea ebenso. Und ich auch. Deswegen gebe ich dich hiermit als Schülerin frei. Ab heute liegt es an dir, dass du deinen Weg alleine findest. Nea wird dich selbst noch einmal bei Gelegenheit freisprechen, dennoch darfst du dich als vollwertige Zauberin ansehen«, Aaron gab Ahkuna keine Worte mit auf den Weg, denn das konnte nur der Meister tun. So entließ er sie ohne, ging mit ihr gemeinsam zu ihrer Familie, sie sie lächelnd aufnahm.

Da trat Hope vor und zögernd folgte Lif. Er war Hopes einziger Schüler, deswegen musste er nicht abwarten, bis ihn jemand rief.

»Lif Jarek, vor sieben Jahren hast du mir vor dem Himmel und der Erde einen Eid als Schüler geleistet. Erinnerst du dich an ihn?«, erkundigte sich Hope ruhig.

»Natürlich. Ich leistete den Eid, unbeirrbar meine Wege zu gehen«, antwortete Lif.

»Hast du das getan?«

»Ich hätte es auch ohne diesen Eid getan«, natürlich, Lif war immer schon ein kleiner Rebell gewesen, deswegen konnte so eine schnippische Antwort nur von ihm kommen.

»Ja, das hab ich schon gewusst, als ich dich ihn sprechen ließ. Demnach stimme ich also zu, und da ich dir nichts mehr beibringen kann, gebe ich dich frei. Ab heute nun bist du nicht mehr mein Schüler, es liegt in deiner Hand, zu tun was du für richtig hältst«, lächelte Hope und auch er flüsterte seinem Sohn etwas ins Ohr. Dann gingen sie gemeinsam zu Cinder, die ihren Sohn freudig umarmte.

Da trat zum dritten Mal Lugh Akhtar vor, doch Mana seufzte nur traurig. Er würde die Freisprechung nun beenden und danach würden sie alle in kleinem Kreise feiern, doch sie wurde überrascht, denn ihr Vater rief sie mit ernstem Gesicht zu sich.

»Mana von Winters-Midnight, vor sieben Jahren hast du mir vor dem Winter einen Eid geleistet. Erinnerst du dich an ihn?«, fragte er ruhig.

»Ja. Ich habe vor dem Winter geschworen, dass ich mir und meinem Herz immer treu sein werde«, meinte sie leise.

»Hast du dich an diesen Schwur gehalten?«

»Nein, das habe ich nicht getan«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Sogleich erhob sich leises Murmeln, und in den Nordlichtaugen blitzte es fragend und verwundert auf.

»Warum hast du es nicht getan?«, fragte er ruhig.

»Weil ich mir selbst nicht treu sein kann. Ich kann niemandem folgen, der mir so fremd ist, selbst wenn ich es selbst bin«, erklärte sie ernst.

»Was hast du vor, um es zu ändern?«

Mana zögerte. Sie wandte den Blick ab und schaute erst zu Kanoa, dann zu Lif und ihren Freunden, die alle stirnrunzelnd warteten und nicht verstanden, was sie da tat.

»Ich möchte mich selbst suchen gehen. Irgendwo auf der Welt kann ich mich finden. Ich weiß nicht, wo, aber ich weiß, dass es irgendwo möglich ist«, antwortete sie dann fest und schaute wieder in die vielfarbigen Augen ihres Vaters.

»Willst du auf diese Reise als Schülerin gehen, oder als Zauberin?«, fragte Lugh Akhtar.

»Das liegt in deiner Hand. Ich habe meinen Eid nicht gehalten, deswegen habe ich kein Recht auf eine Freisprechung.«

»Das stimmt wohl, und mir wäre es lieber, wenn du meine Schülerin bliebst, aber… ich kann dich nicht ewig festhalten, ein jeder Vogel muss frei sein, damit er fliegen lernen kann. Und deswegen gebe ich dich frei. Alles, was du noch wissen musst, kann ich dir nicht mehr beibringen, ab heute bist du nur noch meine Tochter.«

Mana nickte erstaunt. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass ihr Vater sie trotz allem freisprach. Er umarmte sie und sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr.

»Ich bleibe bei dir, Sternengefährtin. Wann immer du meine Hilfe brauchst, werde ich da sein. Doch du hast recht, deinen Weg musst du alleine finden, und dich selbst auch, dabei kann ich dir nicht helfen. Deswegen lasse ich dich ziehen, ich will nicht mehr sehen müssen, wie dein Herz weint. Und trotzdem werde ich bei dir sein. Bis ans Ende der Welt«, sprach er leise und sie nickte. Dann löste sich Lugh Akhtar aus seiner Umarmung. »Ich hab noch ein Geburtstagsgeschenk für dich.«

»Aber ich hab doch schon den Anhänger bekommen«, antwortete sie erstaunt, doch er schüttelte den Kopf.

»Den hast du als meine Schülerin von mir bekommen, denn es ist ein magisches Objekt. Dein Geburtstagsgeschenk ist etwas anderes. Aber darauf musst du noch bis morgen warten, denn jetzt wird erst einmal gefeiert«, erklärte er lächelnd. Mana nickte und endlich beendete Aaron die Freisprechung und alle Anwesenden stürmten auf die neuen Zauberer und Zauberinnen ein, um sie zu beglückwünschen. Doch es Slyk und Lif schafften es, sich durch das Gewirr zu kämpfen, um Mana dann völlig entsetzt anzustarren.

»Sag mal, was sollte das denn werden?«, ereiferte sich Lif.

»Wolltest du etwa auf ewig Schülerin bleiben? Eigentlich hättest du Lügen müssen, das sich die Balken biegen, um da raus zu kommen, du hast doch echt mehr glück als verstand«, fand auch Slyk.

»Ist doch alles gut gegangen«, lachte Mana gut gelaunt, um dann fast über ihr Loch im Kleid zu stolpern. Und mit einemmal war ihr die ganze Sache ausgesprochen peinlich. Es war ein so wichtiger Moment in ihrem Leben gewesen, und sie hatte mit einem kaputten Kleid dagestanden, das ihr nicht einmal besonders gut stand, und mit verschnittenem, völlig zerzaustem Haar. Und dennoch fühlte sie sich glücklich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-10-30T09:16:17+00:00 30.10.2010 11:16
Uff, das ist ja arg in die Länge gezogen oO Ich bin auf deine neuschreibung gespannt, die ist dann hoffentlich besser :D
Aber mit Aaron als Gildenmeister hätte ich jetzt nicht gerechnet, eher mit Hope oder so^^
Eigentlich war mit aber klar, das die anderen jetzt auch schon Freigesprochen werden^^ Wobei ich voll niedlich finde, das Mana die Einzige ist, die sich selbst als... sagen wir mal "Unwürdig" erachtet XD Aber Lughi ist ja doch ein ganz lieber und lässt sie nicht als Einzige als Schülerin^^
Sowas wichtiges und das in so einem Kleid und mit solchem Haar :D Ich an ihrer Stelle würde mich zu Tode schämen XD
Egal, wenn du das Kapitel neu hast, sag bescheid, dann schreib ich ein neues Kommi^^
Von:  Seelentraeumerin
2010-10-06T04:00:09+00:00 06.10.2010 06:00
Und du beschwerst dich das soul bei ihrem traum zu viel geredet hat udn zum ende kommen solle o.O
das gleiche dachte cih ebi den Freisprechungen
x.x


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