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When the Snow stops falling down...

Frau x Ayanami
von

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The journey starts

Chapter Five: The journey starts
 

Die Reise gestaltete sich recht ruhig, dafür dass der Warsfeilmagier seine Sinne auf Dauer immer wieder losschickte um mögliche Angreifer schon im Vorfeld zu bemerken. Vielleicht war er es auch einfach nicht mehr gewohnt ohne seine Crew unterwegs zu sein, die normalerweise ihn immer unterstützte. Aber Ayanami würde den Teufel tun und zugeben, dass er es lieber vorzog die restlichen Black Hawks um sich zu haben. Aber wenigstens hatte er jetzt endlich die Möglichkeit auch mal wieder seine eigene Ruhe zu finden. Zumindest beruhigte sich das Gemüt des Silberhaarigen relativ schnell wieder, während die Zwei ungleichen Partner mit den Hawkziles auf dem Weg nach Gudje waren, wo sie am frühen Nachmittag auch ankamen. Um nicht weiter aufzufallen hatte auch der Chief of Staff die Uniform gegen etwas unauffälligeres gewechselt. Die Militärsmütze war verschwunden und die schwarze Hose lag nun stattdessen über den Schuhen, wo sie vorher noch in eben jene gesteckt worden waren. Ein halblanger schwarzer Mantel verbarg das weiße neutrale Hemd – von manchen Gewohnheiten kam man wohl eben einfach nicht los. Er trug eine leicht getönte Sonnenbrille und Frau war wohl nicht der Einzige der bezweifelte, dass man sie beide nun nicht mehr erkennen würde. Sin hatte seine eigenen Fähigkeiten die Zwei sicherlich zu erkennen und gegebenenfalls auch anzugreifen. Er wusste nicht wie lange sie unterwegs gewesen waren als sie dann irgendwann endlich die Stadt erreichten in der sie ihr erstes Ziel finden würden.

Die Glocken der Kirche im Mittelpunkt der Stadt dröhnten Frau nun zum vierten Mal am Tag den Schädel zu. Tauben flogen durch den klaren, wolkenlosen Himmel und aufgeregtes Treiben herrschte auf den Markt. Karren wurden durch den Matsch gerollt, Kinder spielten mit Bällen und Frauen gingen mit schweren Körben durch die Menschenmassen. Alles in allem fühlte Frau sich unwohl. Mit einem Murren schlug er den Kragen seines Mantels hoch und zog die Handschuhe fester.

"Wir suchen zwei Säulen, richtig?" wandte er sich an den Chief mit hochgezogener Augenbraue. Da sie sich 'verstecken' musste, hatte Frau eine beige Mütze aufgesetzt und trug ebenfalls nur eine ganz normale dunkelbraune, eng anliegende Hosen mit passenden Schuhen. Den Oberkörper bedeckte einen Rollkragenpullover in der gleichen Farbe wie die Mütze. Na ja. Wenigstens besser als nichts- sie konnten immer hin sagen, dass sie es versucht hatten. Prüfend zog er sich noch einmal kurz die Mütze ins Gesicht. Natürlich trug er Handschuhe.

"Ich frage mich, ob man es uns einfach macht und sie sich in der Kirche befinden."

Nicht nur der Ghost fühlte sich unwohl, denn auch der wiedergeborene Todesgott hatte irgendwie ein seltsames Gefühl, dass ihm immer wieder sagte er solle nicht hier sein. Und genau dieses biss sich fest in seinem Nacken und schickte immer wieder einen unwohlen Schauer über den Rücken des Silberhaarigen. Auf eine Art und Weise hatte er sich diese Stadt irgendwie anders vorgestellt, aber im Endeffekt sollte es ihn wohl nicht verwundern. Nichts war so wie der Schein einen betrog. Ein leises Geräusch entkam dem Violettäugigen während er mit Frau durch die Gassen wanderte und dem Klang der Glocken lauschte.

„Ich glaube nicht, dass sie in einer Kirche sind. Vielleicht sollten wir auch in Betracht ziehen, dass es gar keine Säulen sind. Der Begriff ‚Säulen’ könnte auch sinnbildlich gemeint sein.“ erklärte Ayanami nachdenklich und kurzzeitig blieb sein Blick auf einer kleinen Gruppe mit Kindern hängen. Sie spielten unberührt von jeglichem Übel zusammen und schienen gar nicht zu wissen was sich in dieser Welt alles verbarg. Noch dazu war dem Chief aufgefallen, dass hier die Menschen nur wenig betroffen waren vom Militär oder vom damaligen Krieg gegen Raggs. Vielleicht hatte es sein gutes so weit entfernt von allen anderen zu leben…

"Du bist auch der geborene Optimist." grummelte Frau und schob sich an einer Dame vorbei, die gerade versuchte ihre Kinder- Zwillinge- zu bändigen. So friedlich. Also, nicht das Gezanke aber der ganze Ort hier. Sie schienen unberührt von allem zu sein und irgendwie zauberte das ein Lächeln auf das Gesicht des Blonden. Dann kam er wieder auf Ayanamis Aussage zurück. "Aber wenn Säulen nur metaphorisch gemeint ist, was gibt es denn da? Ah- entschuldigen Sie bitte. Miss?"

Die Frau, ein hübsches junges Mädchen, drehte sich zu ihm um und lächelte. Komisch. Irgendwie war ihr Lächeln so rein.

"Ja?"

"Gibt es hier zwei... Säulen?"

"Säulen?" Das Mädchen mit den langen, leicht gewellten braunen Haaren sah etwas verwirrt aus, dann lachte sie jedoch freundlich. "Meint ihr unsere zwei Gemälde?"

"Wir sind Touristen."

Sie blinzelte beide an, das Lächeln kam kurz ins Wanken, doch ihr ganzer Gesichtsausdruck blieb immer noch freundlich.

"Ah, verstehe. Nun, Wir haben zwei große Gemälde, die repräsentativ für die ehemaligen Säulen stehen. Diese sollen vor langer Zeit einmal dort gestanden haben, doch sie wurden bei einem Erdbeben zerstört."

"Achso," nuschelte Frau und das Mädchen kicherte.

"Ich könnte euch hinführen, wenn sie euch interessieren."

"Gerne- oh, ich bin übrigens Frau." Der Bischoff grinste und reichte dem Mädchen die Hand. Diese nahm sie ohne zu zögernd und schüttelte sie.

"Mein Name ist Evangeline- Aber Eva oder Eve reicht."

Frau nickte und zeigte grob auf den Chief hinter sich.

"Der gehört auch noch zu mir."

Der Silberhaarige bemerkte erst in seinen Überlegungen gar nicht wie der Bischoff irgendein Mädchen angesprochen hatte, dass gerade ihren Weg kreuzte und sich dann begann mit diesem zu unterhalten. Erst als er sich wieder umdrehte, entdeckte er auch schon eben jene Frau die ihm im ersten Augenblick unheimlich bekannt vorkam. Irgendwie wusste er nicht wieso, aber sie sah irgendwie jemandem sehr ähnlich auch wenn der Chief nicht so recht wusste woher. Aber er schob diesen Gedanken schnell wieder bei Seite, da er dann auch schon die Arme vor der Brust verschränkte. Hatte der Ghost nichts Besseres zu tun als irgendwelche Frauen anzubaggern? Nur weil er jetzt nicht mehr in der Kirche unterwegs war und ihn hier wahrscheinlich auch niemand hier kannte.

„Wir haben keine Zeit dafür, Zehel.“ knurrte Ayanami nur ungehalten und musterte ihn mit einem genervten Ausdruck in den violetten Augen, die von dem verdunkelten Glas verborgen wurden. Seltsamerweise kehrte er wieder zu der alten Bezeichnung zurück, da der Blondschopf ja auch ihn nicht mehr beim Namen nannte und er es deshalb auch nicht für nötig hielt, es anders zu halten als dieser. Er fühlte sich gar nicht wohl dabei hier nach Hinweisen zu suchen und dann auch noch irgendjemanden um Hilfe fragen zu müssen. Es sollten doch nicht noch mehr Menschen mit hineingezogen werden. Aber jetzt war es sowieso schon zu spät als Evangeline oder wie sich dieses Mädchen auch nannte ihnen den Weg zu einem alten und großverzierten Gebäude führte. Die ganze Zeit lag der Blick des jungen Mannes auf eben jener Frau… er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass sie ihm bekannt vorkam. Doch er schüttelte diesen Gedanken schnell wieder ab und konzentrierte sich wieder auf ihre Aufgabe. Evangeline führte sie durch die Straßen, wo nicht so viele Leute waren und klärte sie über die Stadt auf: Die Stadt besaß einen sehr gerechten Richter, der über alles herrschte. Fairness stand an erster Stelle, wer diese einfache Regel nicht beachtete wurde schwer bestraft. Eva erzählte auch, dass ihr Bruder ebenfalls bestraft wurde, weil er eine Kuh für viel zu wenig Geld verkauft hatte, was an sich doch was Gutes war, aber nicht fair. Was für eine Bestrafung das war, wollte sie ihnen jedoch nicht sagen.

Am Ende der Tour standen sie vor einem großen Barokgebäude, die Fassade wurde mit Goldmalereien verziert.

"Das ist das Haus der Schätze- hier bewahren die Einwohner alles Wichtige auf. Soll ich euch noch hineinbegleiten?" freundlich lächelte Eva die beiden an und Frau zuckte nur teilnahmslos mit den Schultern. Fragend sah er zu den Chief, denn so ungerne er es zu gab: Er hatte das letzte Wort.

„Ich denke es wäre besser, wenn sie hier wartet.“ Erwiderte der Violettäugige zu dem Blondhaarigen gewandt und setzte dann die Sonnenbrille wieder ab. Kalte Amethyste musterten Eva bevor er zu Frau trat und ein wenig leiser zu diesem sprach. „Andererseits weiß sie am besten hier Bescheid. Wer weiß ob Sin sich nicht den nächstbesten greift der mit uns zu tun hatte.“ Warf er dann leise zu dem Blauäugigen gewandt ein und warf erneut einen Blick zu ihrer Begleiterin. „Tut was Euch beliebt, Miss.“ Mit diesen Worten war dieses Gespräch auch schon für ihn beendet und er setzte sich in Bewegung um jenes Gebäude zu betreten, wohl wissend dass der Bischoff ihm folgen würde. Und gleichzeitig wurde je näher er dieser Gewissheit dieser Gemälde wurde, immer unwohler. Noch immer sagte ihm sein Instinkt er solle nicht hier sein, dass war nichts womit er in Verbindung stand. Und dennoch blieb ihm keine andere Wahl.

"O-Oh ich sollte auch rein."

Evangeline sah Ayanami hinterher, bevor sie Frau zunickte.

"Es war nett euch kennen zu lernen. Wie heißt der mit den kalten Augen?"

"Ayanami," seufzte Frau resigniert. Eva kicherte und tätschelte ihm so gut es ging den Kopf, indem sie sich auf die Zehenspitze stellte und sich obendrein noch reckte.

"Du musst ihm wirklich vertrauen, Frau."

Damit drehte sich die Brünette um und verschwand zwischen der Menschenmenge. Das Einzige, was blieb, war das blumige, süßliche Parfüm, was den Bischoff an Kirschblüten erinnerte...
 

Fraglich betrachtete Frau die zwei Gemälde. Sie waren sehr gut gemalt worden ohne Frage. Das Rechte sah so realistisch aus, dass er dachte, es wären echte Leichen und ein echter Mörder auf dem Leichenberg, der triumphierend ein Herz in die Höhe streckte. Daneben befand sich ein klassisches Bild von Adam und Eva und zeigte, wie Eva den Apfel von der Schlange entgegen nahm- der Verrat an Gott.

"Das sind also die 'Säulen'? Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung, was sie uns sagen. Das Linke verstehe ich ja noch- die Zerstörung der Perfektion. Aber das daneben? Das hat doch NICHTS mit Adam und Eva zu tun... oder?"

Doch. Es gab eine Verbindung, nur Frau kam nicht darauf. Was hatten die beiden Bilder gemeinsam? Eva nahm sich etwas, was sie nicht durfte und der Mann... auch. Sie wollten etwas besitzen, immer mehr besitzen- "Habgier?" fragte er laut in die dämmernde Dunkelheit und sah zu dem Chief. "Zeigen die beiden Bilder vielleicht die Sünde Habgier?"

Kurz kräuselte sich die Stirn des jungen Mannes als er die Augenbrauen zusammenzog und sich das Bild genauer ansah. Nun es machte wirklich nicht viel Sinn und er war sich auch nicht so ganz sicher in wie weit man das auf Adam und Eva beziehen konnte.

„Nun Eva ließ sich von der Schlange in Versuchung führen.“ Ayanami trat näher an das Gemälde heran und verschränkte die Arme vor der Brust. Nein.. Habgier war es nicht. Es war etwas anderes… etwas was man normalerweise mit etwas anderem in Verbindung bringen würde. „Ich schätze damit könnte auch die Wollust gemeint sein. Sie beschränkt sich nicht nur auf sexuelle Begierden, sondern auch auf ruchlose oder frevelhafte Taten.“ spekulierte Ayanami und wandte sich wieder zu dem Bischoff um. Eine gute Frage ist was sich dahinter verbergen mochte und was genau Sin zu tun hatte um dem paradiesischem Garten näher zu kommen. Er entfernte sich wieder von dem alten Bild und wanderte ein wenig in dem großen Saal umher, dessen Decke verziert war mit unzähligen Zeichnungen und religiösen Bildern.

„Was wenn er etwas tun muss, was diese Sünde im Grund einschließt. Etwas was einer solchen entsprechen würde?“ Der Chief of Staff wusste nicht wieso, aber seine Gedanken wanderten gerade in eine Richtung die ihm gar nicht gefiel und er versuchte diese schnell wieder abzuschütteln. Dann wandte er sich wieder an Frau und musterte diesen aufmerksam. Vielleicht hatte er ja noch eine weitere Idee, aber genau in diesem Augenblick kam ihm schon wieder dieser Gedanke in den Sinn und die sonst so kalten violetten Augen schienen für einen Moment sehr irritiert und man hätte beinahe schwören können das die sonst so blassen Wangen des Todesgottes eine andere Farbe annahmen. Aber er unterband dies schnell wieder und schollt sich innerlich wieder zur Vernunft.

"Willst du damit sagen, dass er Sex haben muss?"

Als er die Worte des Bischoffs vernahm, drehte sich der junge Mann abrupt um und warf ihm einen wütenden Blick zu.

„So habe ich das doch gar nicht gesagt, verdammt!“ erwiderte er dann auch schon ein wenig ungehalten und fuhr sich dann mit einer Hand durch die silberweißen Strähnen, nur um dann sich wieder schnell zu beruhigen. Wieso konnte Frau eigentlich immer nur an dieses Thema denken? Schließlich hatte er ja gerade eben gesagt dass die Wollust ja nicht nur gerade mit DIESEM Thema zu tun hatte.

Frau wusste nicht ganz, auf was Ayanami hinaus wollte und das lag sicherlich nicht daran, dass er dumm war. Er verstand nur nicht den Zusammenhang zwischen der reinen Frau Eva, die der Wollust verfallen sein sollte. Auf der anderen Seite... Er betrachtete das Bild der Frau, während Ayanami im Raum umherging. Der Blick, der voller Begierde zu dem Apfel sah. Sie wollte ihn besitzen... Und daneben? Der Bischoff konnte nichts tun, dass Bild jagte ihm wirklich einen eiskalten Schauer über den Rücken. Ein Mann stehend auf einen Berg voller Leichen, ein menschliches Herz gen Himmel streckend, als ob er es Gott anbieten würde. Und obwohl es ihn wirklich aus der Haut fahren ließ, spürte er etwas anderes in diesem Raum. Etwas, was ganz klar von Ayanami ausging. Langsam sah der blonde Schönling zu dem Chief, der vor einem Bild innegehalten hatte. Sexuelle Begierde... ARGH! Wieso fiel ihm gerade dieser Wortlaut ein, wenn er ihn ansah?! Währenddessen war der Chief die ganze Zeit den Raum weiter abgeschritten um nach weiteren Hinweisen zu suche und erst jetzt fiel ihm daraufhin ein weiteres Bild an einer Wand auf, die sich fast gleichzeitig an das Dachgebälk anschloss und einen jungen Mann mit einem Wein Krug in der Hand zeigte. Es war das Einzige Bild das aus der Reihe fiel mit den ganzen anderen Zeichnungen von Engeln und Gottesabbildern. Ob das nur ein Zufall war?

"Es unterscheidet sich ziemlich von den anderen Bildern," stellte Frau das Offensichtliche fest, aber nur, um etwas zu sagen.

"U-Und ich denke du könntest recht haben," gab Frau mit leicht geröteten Wangen zu. "We-wegen der Wollust- dass das Bild von Eva das ausdrückt. Obwohl ich zugeben muss, dass in dem Bild auch sexuelle Spa-... egal." Schnell räusperte sich der Bischoff und sah Ayanami in die Augen. "Bist du irgendwie schlauer geworden seit wir hier sind? Ich habe das Gefühl, dass du gerade besser nachdenken kannst als ich..."

Woran DAS wohl liegen mochte...

„Ja allerdings.“ Dies und ein entnervtes Seufzen entwich den blassen Lippen des Offiziers und er fuhr sich kurz über die Augen. „Kannst du eigentlich nur daran denken?“

Das musste gerade er sagen, der definitiv gerade im Moment mit seinen Gedanken auch nicht ganz bei der Sache war und es wurde langsam wirklich lästig, wenn man dieses seltsame Gefühl nicht einfach wieder loswerden konnte.

„Ich weiß auch nicht. Meinst du das dieses Mädchen vielleicht mehr darüber weiß?“ fragte er dann um gleichzeitig vom Thema sich selbst von allen anderen Überlegungen ablenken zu können und er drehte dem Wandbild wieder den Rücken zu.

"Evangeline? Vielleicht. Aber ich wüsste nicht wo wir sie jetzt finden sollten um ehrlich zu sein," gestand der blonde Bischoff und fuhr sich mit immer noch erröteten Wangen durchs Haar. Der Blick der sonst so eiskalten Amethyste wanderte wieder zu dem anderen Gemälde bis ihm wieder etwas einfiel. Auf dem Gemälde wo dieser Mann das Herz in der Hand hielt…. Hatte er nicht noch etwas anderes in der Hand gehabt? Ayanami trat näher an die Zeichnung heran und besah sich die andere Hand dieses vermeintlich mordlustigen Menschen. Ein Messer mit aufwendiger goldener Verzierung war dort zu sehen und es wirkte verdammt unpassend in dem ganzen Bild. Wie auch immer… der Chief konnte nicht mehr ganz klar denken.

„Vielleicht sollten wir eine Nacht darüber schlafen und morgen noch mal versuchen eine Lösung zu finden.“ Vielleicht konnten sie auch Evangeline noch einmal dazu befragen ob sie etwas Genaueres über diese Gemälde wusste und über dieses Wandbild, was sich ebenso aus allen anderen hervorhob.

"Schlafen klingt gut."

Und so war es beschlossen. Das Messer hatte Frau zwar auch bemerkt, nahm aber an, dass der Mörder damit wohl das Herz rausgeschnitten haben musste. Ein Ritual vielleicht?

Als sie auf die Straße traten war es schon dunkel, was ihn verwirrte. Wie lange waren sie denn da drinnen gewesen? Seine Schritte hallten in der Gasse, die sie entlang gingen und die Sterne erschienen nach und nach am schwärzlichen Himmel. Der Mond, ein Halbmond, beleuchtete den Weg für das ungleiche Paar, bis sie auf die Hauptstraße kamen, wo sich viel mehr Menschen tummelten, als der Blonde erwartet hatte. Gelächter und fröhliches Treiben war an der Nachtordnung, die Laternen strahlten warmes, helles Licht. Schweigend ging Ayanami neben dem blonden Bischoff her, während hin und wieder vereinzelte Stimmen an sein Ohr drangen und er hin und wieder aufblickte um sich umzusehen. Diese Stadt wirkte immer noch so unheimlich friedlich, dass es schon fast wieder seltsam angespannt und gekünstelt wirkte. Genau diese Ruhe war es immer gewesen, die sich der Chief doch eigentlich so gerne gewünscht hatte und die niemals möglich war für ihn. Warum auch? Ein wiedergeborener Todesgott namens Verloren hatte dies ja alles zunichte gemacht. Wo wieder einmal klar wurde das Verloren nicht unbedingt dieselben Ziele mit Ayanami selbst teilte.

Und als ob es reiner Zufall war sah Frau Evangeline in der Menge. Sie unterhielt sich mit einer Frau, die anscheinend eine Wirtin von einer Herberge sein musste- so, wie sie aussah. Lachend drehte sich Eva zu ihnen um und erstarrte, bevor sie Frau und Ayanami zulächelte.

"Frau! Ayanami!"

Fröhlich kam sie auf die beiden zu. "Ihr war lange weg- hat es euch gefallen?"

Frau nickte etwas überrascht. Dieses Mädchen...

"J-Ja, aber weißt du wo wir eine Bleibe finden?"

Eva nickte. "Aber natürlich. Henriette hat sicherlich was für euch- Henni?" Die Wirtin, mit der Evangeline gerade gesprochen hatte, kam an und lächelte gütig.

"Ja, Hübsche?"

"Die Zwei suchen eine Bleibe für-?"

"Eine Nacht. Wenn dann zwei."

"Hmmm," Henni tippte sich an das Kinn und musterte die beiden Männer, dann seufzte sie, doch ein Schmunzeln konnte sie sich nicht verkneifen.

"Ich hab nur noch ein Doppelzimmer, Schnuggelchens."

Frau wollte schon ein lautes 'WIE BITTE' von sich geben, doch er schluckte es runter und seufzte resigniert. Wegwerfend wedelte er mit der behandschuhten Hand. Auch Ayanami glaubte sich ernsthaft zu verhören als man ihnen eröffnete, dass es nur noch ein Doppelzimmer gab. Innerlich begann sein ganzes Selbst sich dagegen aufzulehnen, aber Ayanami schaffte es gerade so noch jegliche Äußerung herunter zu schlucken und das monotone Gesicht blieb weiterhin erhalten.

"Egal," murmelte Frau noch dazu mit leicht erröteten Wangen. Eva kicherte lieblich und warf einer ihrer braunen Strähne über die Schulter.

"Ich verabschiede mich auch- ich muss noch in der Kirche dienen. Sehen wir uns morgen?"

Auffordernd sah sie freundlich zu Ayanami und dann zu Frau, obwohl sie Ayanami länger angesehen hatte.

"Bitte- wir haben noch Fragen."

Evangeline nickte fröhlich.

"Ich stehe euch morgen um 12 zur Verfügung- treffen wir uns vor dem Haus der Schätze?"

"Perfekt," grinste der Blonde.

„Dann werden wir Euch morgen noch einmal aufsuchen. Gute Nacht.“ Antwortete der Silberhaarige und wandte sich damit ebenfalls von der jungen Frau ab, die auch schon wieder so schnell verschwand sie vorhin auch noch aufgetaucht war. Dann zeigte ihnen die leicht pummelige Wirtin das Doppelzimmer, was zum Glück größer war, als er erwartet hatte.

"Für euch ist die erste Nacht kostenlos, Schnuggelchens."

Wenigstens war das Zimmer groß genug und es gab getrennte Betten, besser als gar nichts, dachte sich zumindest Ayanami. Allerdings war er wirklich in der Intention die Wirtin zu schlagen, wenn sie noch einmal dieses Wort in den Mund nahm.

Damit wurde die Tür hinter den beiden Männern geschlossen.

"... Willst du die Wirtin umlegen oder soll ich die Drecksarbeit erledigen?" gab Frau genervt von sich. Dieses 'Schnuggelchen'... also, er war süß, aber nun wirklich kein... 'Schnuggelchen'. Leicht unwohl sah er zu Ayanami rüber, dann zog er sich die Mütze vom Kopf, schmiss sie auf sein Bett und schälte sich aus dem Rollkragenpullover, sodass er nur noch im normalen, weißen T-Shirt im Raum stand, was seinen Oberkörper zu betonen schien. Dann kickte er noch die lästigen Stiefel ab und setze sich auf eines der Betten. Herrlich, mal etwas weiches unter seinem Hintern.

"Also? Was hältst du von der ganzen Sache, Ayanami?"

Die Spannung, die er im Haus gespürt hatte, ging leider nicht weg. Mit jedem Blick, den er dem Chief schenkte, schien er aufgeregter zu werden und das... war sehr verstörend- nicht unangenehm, aber sehr, sehr, SEHR ungewohnt.

„Ich weiß nicht so genau… es ist alles ein bisschen verwirrend.“ Kam es dann in einer halbherzigen Erwiderung, während der Violettäugige den Mantel auszog und dann begann das Hemd aufzuknöpfen, dabei halb von Frau abgewandt, neben seinem eigenen Bett stehend. Normalerweise würde er um diese Uhrzeit noch arbeiten, aber die Müdigkeit zeigte bereits ihre Wirkung und derzeitig konnte er nicht mehr so wenig Schlaf durchgehen lassen. Und dennoch konnte auch der junge Chief irgendwie nicht von diesem Gefühl loskommen, was ihn die ganze Zeit beschäftigte, wenn der blonde Ghost in seiner Nähe war. Noch dazu machten ihn die Blicke des Anderen – die er durchaus bemerkt hatte – irgendwie noch unruhiger. Aber er zwang sich dazu dies zu ignorieren, obwohl das wirklich mehr als schwierig war.

Seufzend legte sich der Blauäugige rücklings aufs Bett und starrte angestrengt an die Decke.

"Nicht wahr? Ich finde das alles nicht einleuchtend. Hoffentlich kann uns Eva weiter helfen. Apropos Eva-"

Da setze sich der Blonde wieder auf und sah nachdenklich zum Silberhaarigen. "Kommt sie dir auch so komisch vo-"

Mitten im Satz brach der blonde Bischoff jedoch ab und starrte den Chief an, wie dieser sich auszog. Was zu Hölle? Mit erröteten Wangen drehte er sich weg, als er ob er ihn bei irgendetwas verbotenen beobachtete hätte und sah aus dem Fenster. Also wirklich. Sich einfach hier umzuziehen!

"A-Also... i-ich habe das Gefühl, dass... also, sie ist auf jeden Fall anders. Es gibt etwas an ihr, was ich nicht ganz begreife, aber... nun..."

Was redete er denn da? "I-Ich geh mich kurz frisch machen," war seine gemurmelte Erklärung, dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss. Ohne auf sein Spiegelbild zu achten spritze er sich eiskaltes Wasser ins Gesicht, bevor er sich an den Beckenrand abstütze und schwer atmete. Was war nur los mit ihm?! Verdammt! Frustriert schlug er auf den Rand, doch er ging nicht kaputt. Das musste an der Sense liegen, oder etwa nicht?

Ayanami wollte eigentlich im Moment auch nur eins: sich ausruhen und schlafen. Morgen konnten sie dann immer noch weiter sehen. Noch dazu hätte er Frau ernsthaft fragen müssen was so schlimm daran war, wenn er hier sich umzog oder eben das Hemd auszog. Schließlich hatten sie beide ja nun nicht wirklich irgendetwas vor dem Anderen zu verbergen und erst als Frau an ihm vorbei gestürmt war, wurde er wieder aufmerksam auf diesen. Was war denn auf einmal mit dem los? Wie dem auch sei. Sie sollten sich ausruhen und morgen würde sicherlich wieder ein anstrengender Tag werden.

Es dauerte fast zehn Minuten oder fast eine viertel Stunde bis der Bischoff endlich wieder aus dem Badezimmer kam und Ayanami hatte sich mittlerweile auf sein eigenes Bett gesetzt und die Decke angestarrt. Irgendwie fand er nicht wirklich die Ruhe um zu schlafen, obwohl er wirklich müde war. Mit einem skeptischen Blick setzte sich der Chief wieder auf und ließ den Anderen nicht aus den Augen. Kühle distanzierte violette Spiegel behielten ihn genau im Blickwinkel und erst nach einem kurzen Mustern zog er eine Augenbraue nach oben.

"Willst du auch noch mal rein?"

Die blauen Augen fixierten den Chief und er lächelte sanft. "Eine warme Dusche bewirkt manchmal Wunder Ayanami."

„Was ist mit dir los? Du benimmst dich irgendwie seltsam.“ Stellte Ayanami fest und suchte den Blick der meeresblauen Spiegel, welche teilweise von dem seichten goldblond verdeckt wurden. Allerdings wunderte es ihn schon irgendwie, denn er hatte das Gefühl das irgendetwas seltsam Ungewohntes und verwirrendes in den blauen Spiegeln lag, die ihn so fixierten.

"Tu ich? Übermüdung. Und ich bin am Verhungern," antwortete der Blonde knapp, bevor er es schaffte seinen Blick von Ayanami zu lösen und sich auf sein Bett zu schmeißen. Es hatte keine gute Federung. Dennoch richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Zimmergenossen, mit dem er es wohl oder übel teilen musste. Ob positiv oder negativ würde sich wohl noch zeigen.

„Hab ich irgendwas im Gesicht oder wieso starrst du mich so an?“ fragte der Silberhaarige dann etwas ungehalten, dabei seine eigene Unruhe überspielend.

Schnaubend drehte dieser sich auf den Bauch und schloss langsam die meerblauen Augen- gähnend.

"Nein, du hast nichts im Gesicht ich... hab mich nur etwas gefragt, Ayanami."

Noch immer war sich Ayanami nicht sicher ob er das wirklich glauben sollte oder ob Frau ihn einfach nur veralbern wollte. Doch für den Augenblick war es dem Chief auch erst mal egal, denn schließlich hatte er ja auch schlafen wollen und jetzt würde er endlich die Gelegenheit dazu haben. Dennoch kam er nicht umhin seinen Zimmerkameraden zu mustern, während diese Worte fielen. Er hatte sich etwas gefragt? Aber was denn? Und was war es gewesen, dass er es ihm nicht mal sagen konnte? Wahrscheinlich spielte es am Ende keine große Rolle. So blieben die Augen Frau's geschlossen, seiner Körperhaltung entspannte sich, doch irgendwann öffnete er wieder ein Auge und sah den Chief ernst an.

"Du machst das Licht aus."

Die Glühbirne baumelte lose von der Decke und schwang leicht im Wind, der durch das angelehnte Zimmer kam. Frau streckte sich kurz, bis er die Decke über sich warf, doch sie nicht ganz hochzog. Irgendwie war ihm warm. Ein leises Seufzen entwich dem Chief und er griff nach einer kleinen Kette die an der Lampe befestigt war und schon wurde das Licht auch gelöscht. Nur der seichte Schein des Mondes war es, der durch die Fenster fielen und somit die einzige Lichtquelle in diesem Raum noch bildeten. Gleich danach hatte Ayanami sich ebenfalls in sein Bett gelegt und schweigend die Decke über sich gezogen. Ihm war nicht unbedingt warm und kalt war es jetzt auch nicht wirklich.

"Bis jetzt," begann Frau grinsend, "kommen wir ja ganz gut miteinander aus. Das ist doch gut, oder etwa nicht?" Lächelnd drehte er sich zu dem silberhaarigen Mann um und das Lächeln verschwand langsam.

"Ich verstehe nicht, wieso Sin perfekt sein will...," murmelte Frau, die Augen auf Halbmast. "Was ist so strebenswert keine Fehler zu besitzen, wenn die Fehler uns als Menschen kennzeichnen?" Es war eine rhetorische Frage, dann darauf konnte wohl nur der Übeltäter selber eine Antwort geben. "... Egal. Schlaf gut, Ayanami." Damit schloss der blonde Bischoff endgültig die Augen, einig blonde Strähnen fielen ihm ins blasse Gesicht und man hatte ihn wahrscheinlich noch nie so friedlich gesehen.

Schweigend starrte dieser die Decke an und dachte darüber nach warum eben jenes Wesen unbedingt perfekt sein wollte. Auch er konnte sich nicht vorstellen, dass es so gut sein konnte wenn man keine Fehler besaß und auch niemals welche begehen würde. Aber es machte nun auch keinen Sinn sich weiter den Kopf darüber zu zerbrechen, also drehte er sich auf die Seite mit dem Rücken zu dem Bischoff gewandt und versuchte zu schlafen.

Ayanami wusste nicht wie lange er noch wach gelegen hatte, aber es war sicherlich eine ganze Zeit lang gewesen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dadgrin
2011-08-05T14:04:44+00:00 05.08.2011 16:04
also erstmal, die wirtin erinnert mich an meine klassenlehrerin aus der 10. xD die hatte auch so ein wort aber nich schnuiggelchen sondern noch schlimmer, wir waren ihre schnurzipurzis! xD und ich bin auch wieder unheimlich begeistert, frau wird von kapitel zu kapitel putziger, süßer, knuffiger... er is richtig uhm... goldig :D
bin mal neugierig was er sich da wohl gefragt hat, wahrscheinlich ob er jetzt mit ihm schlafen muss oder so xD würde zu ihm passen
also das mit dem 'nur noch ein doppelbettzimmer', das is ja wohl eindeutig ein 'autorin will so und deswegen isses so' xD ich will unbedingt mehr, ich hach es so süß wie frau da immer rumstottert *///*
*ihn plüsch* sowas von super duper cute <3


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