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When the Snow stops falling down...

Frau x Ayanami
von

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Like hell on this earth

Chapter Seven: Like hell on this earth
 

"I-ich bin wieder da. Verzeiht die... lange Wartezeit."

Damit lehnte sich Evangeline gegen die Wand und schnappte aufgeregt nach Atem. Frau drehte sich lächelnd zu ihr.

"Ach was, es ist alles in Ordnung, Eva. Wir sind hier auch fertig also können wir sofort zum Picknick fortschreiten. Ich hab Kohldampf."

„Du hättest dich nicht wegen uns beeilen müssen.“ Erwiderte Ayanami nur und richtete den halblangen Mantel wieder erneut, so dass man den Dolch nicht zu sehen bekam den er nun an der Hüfte trug. Er würde sich vielleicht später noch einen anderen Platz dafür suchen müssen, denn wer wusste ob Sin vielleicht ebenso versuchen würde an diesen heran zu kommen. Egal ob er ihn gebrauchen konnte oder nicht, denn letztendlich stellten Frau und er selbst eine Bedrohung für ihn dar.

Das zierliche Mädchen blinzelte ein paar Male, dann lächelte sie fröhlich.

"Aber natürlich! Es gibt etwas außerhalb einen schönen Hügel mit Übersicht über die ganze Stadt. Es ist wirklich beeindruckend. Habt ihr denn hier alles gefunden, wonach ihr gesucht habt?"

Komischer Wortlaut. Frau blinzelte Evangeline verwirrt an, die jedoch weiterhin liebevoll lächelte und die Wasserflasche in den Korb verstaute, bevor sie diesen in die Hand nahm und beide ansah. Der Bischoff nickte.

"J-Ja, wir haben uns hier gut zurecht gefunden."

Eva kicherte und ging dann aus dem Haus, in selbstverständlicher Erwartung, dass Frau und Ayanami ihr folgen würde, was der Blonde auch vorhatte. Doch davor drehte er sich zu Ayanami, packte ihn am Handgelenk und zog ihn zu sich. Einmal war kein Mal. Und er wollte, dass es EINMAL war. Also legte er seine Lippen wieder auf die von Ayanami, leider nicht so lange, wie er es gewollt hätte. Irritiert weiteten sich die Spiegel seitens des Silberhaarigen als er keine Sekunde die warmen, weichen Lippen Zehels auf den Eigenen realisierte. Dieser wollte nur noch einmal diese Süße schmecken, die gleichzeitig viel zu bitter war. Er wollte das Kribbeln auf seinen Lippen spüren und den Ausdruck in den Augen des Anderen sehen, nachdem er sich von ihm lösen würde. Ayanami verstand für diesen kurzen Augenblick die Welt um sich herum nicht mehr. Was sollte das? Dabei hatten sie doch gerade eben noch klargestellt, dass dies nur ein einmaliger Fall gewesen war und jetzt hatte Frau wirklich die Dreistigkeit ihn noch einmal zu küssen!? Und dennoch, egal wie sehr er sich gegen den festen Griff des Bischoffs stemmte, er kam nicht umhin innerlich erneut diese Berührung zu genießen, die sein Herz zum rasen brachte. Als sich der Blondschopf von ihm löste, grinste Frau nur, dann folgte er Evangeline. Er sagte nichts, aber das war auch nicht nötig. Ayanami würde es verstehen. Wie verboten es auch war, genauso schön und aufregend war es zugleich. Wut breitete sich in der schlanken Gestalt des Chiefs aus. Dieser… dieser… dieser verdammte…!! Was fiel ihm eigentlich ein!? Erst ihn küssen und dann einfach ohne ein Wort abziehen!? Wer glaubte er, wer er war verdammt! Ayanami war stark in Versuchung den Dolch schon gleich hier zu benutzen, aber er zog es vor dies lieber zu unterlassen. Es hatte ja auch nicht wirklich großen Sinn.

Evangeline wartete draußen, lächelnd, den Kopf leicht schief gelegt. Die braunen Locken umrahmten ihr Gesicht und die hohen Wangenknochen ließen sie nur noch graziler und schöner wirken. "Tut mir Leid, wir mussten schnell etwas besprechen."

"Entschuldige dich doch nicht dafür," kicherte Evangeline und sah Ayanami aufmerksam an. "Du siehst besser aus als vorhin. Das freut mich, Ayanami."

„Wenn du meinst.. es ist ja nichts anders als vorher.“ Erwiderte der Silberhaarige. Auch wenn er es jetzt vermied Frau anzusehen, der ja ein wenig mehr Ahnung hatte als das Mädchen was sie nun geradewegs zu dem Hügel fühlte.

"Aber du siehst trotzdem anders aus- viel gesünder und irgendwie auch... lebensfroher? Sagt man das so?" Eva lachte fröhlich über ihre eigenen Worte. "Was denkst du denn Frau? Du hast es doch sicherlich auch bemerkt."

Der Blonde wurde leicht rot und sah vom Boden auf.

"W-Ich? Also..." Unsicher sah er zu Ayanami, bevor er verschmitzt lächelte. "Er hat schon mehr Farbe im Gesicht..."

"Hm, also lag ich doch nicht so falsch. Okay, gehen wir los?"

Damit führte Evangeline sie lächelnd aus der Stadt heraus, überall arbeiteten vor allem Männer an der Dekorationen für das Fest, aus den Häusern kam der leckere Geruch von Backwaren, denn die Frauen backten und kochten den ganzen Tag über. Kinder rannten lachend durch die Straßen, besorgten fehlende Dinge oder rannten zu dem großen Baum vor der Kirche um diesen zu schmücken. Der Brunnen am Hauptplatz erstrahlte schon im alten Glanz und das Wasser sah aus, als wenn es flüssige Bronze wäre, die hinaus geflossen kam.

Auf dem grünen Hügel angekommen breitete Eva als aller Erstes eine große Decke, hockte sich dann dort hin und packte zahlreiche Sachen aus: Honigbrot, Fleischspieße, frisches Obst, Kuchen und Sandwiches. Alles, so schien es selber gemacht, dann packte sie die drei Wasserflaschen aus. Auffordernd sah sie zu Frau und Ayanami hoch.

"Setzt euch doch bitte."

Frau setze sich nach kurzem, oder eher, langem Zögern. Das alles... es sah so friedlich aus. Die Stadt unter ihnen, der Wald hinter ihnen. Die Sonne, die sich langsam gen Horizont schob und das Land bis zum Horizont in einem wunderbaren Licht tauchte. Evangeline lächelte beide immer noch an, dann schnitt sie das Honigbrot und bot dem blonden Bischoff etwas an. "Hier- ich hoffe es schmeckt." Frau grinste, nahm das Stück und biss hinein. Es war köstlich! Evangeline konnte es wohl an seinem Gesichtsausdruck ablesen, denn sie lachte unbeschwert. Das Lachen Evas klang wie das Läuten der Glocken, die jedes Herz zu erwärmen schienen, das sie berührten. Jemand wie dieses Mädchen war sicherlich sehr beliebt in diesem ruhigen Ort, denn wahrscheinlich zeigte ihr Lächeln mehr Freude als es der Sonnenschein tun würde. Die violetten Augen lagen auf der Aussicht zu der Stadt und der Umgebung, die um sie herum lag. Wieder war es einer dieser Momente wo er am liebsten alles von sich geworfen hätte. Alles um sich herum vergessen hätte, dass er die Wiedergeburt eines alten Todesgottes war und von den Ghosts getötet werden sollte.

Es war Evangeline, welche ihn aus seinen Gedanken herauszog und er sich letztendlich mit zu den Beiden auf die ausgebreitete Decke setzte. Normalerweise war er nicht wirklich ein Mensch dieser zwischenmenschlichen Begebenheiten. Er verstand nicht was daran so toll sein sollte sich zusammen hinzusetzen und zu essen… aber er wollte dieser Bitte seitens des Mädchens, das ihnen geholfen hatte, nicht abschlagen und warf kurz einen Blick zu dem blonden Bischoff. Er musterte diesen aus amethystenen Kristallen, die fast jedes Detail genau aufsogen. Die Strähnen, die manchmal im Sonnenlicht wie Gold wirkten und die tiefblauen Spiegel, die sonst immer so unergründlich wirkten. Warum fing er gerade jetzt an diese Kleinigkeiten zu bemerken? Dann kramte Eva im Korb und reichte Ayanami etwas, was aussah wie das Honigbrot, aber-

"Das hier ist gefüllt mit Schokolade. I-Ich weiß nicht, ob du es magst aber ich würde mich freuen, wenn du es probieren würdest. Ich habe es für das Fest gebacken, aber hatte keine Zeit es zu probieren."

„… Danke.“ Kam es dann ein wenig leiser von dem Chief mit den silberfarbenen Haaren als er das Brötchen entgegen nahm und er Fraus Blick kurz streifte. Nach kurzem Zögern nahm er dennoch einen Bissen davon und musste feststellen, dass sie von ihren Künsten etwas verstand.

„Es ist wirklich gut.“ Fügte er dann noch hinzu, nachdem er den ersten Bissen vertilgt hatte und er ignorierte den Blick des Blondschopfes mit voller Absicht. „Hast du dir das selbst beigebracht?“ Es war seltsam, dass er so neugierig ihr gegenüber war und sich vor allen Dingen so offen verhielt. Aber Ayanami konnte einfach nicht anders… irgendwie hatte sie einfach eine solche Wirkung auf ihn, dass er mehr über dieses Mädchen herausfinden wollte. Schließlich gab es da immer noch dieses seltsame Gefühl, dass wahrscheinlich von dem Teil ausging der Verloren beherbergte. Auch wenn dieser sich vielleicht einfach nur täuschen ließ, weil sie einen ähnlichen Namen trug.

"Ja, ich bring es mir selber bei. Mein Vater kann nicht gut kochen und ich habe keine Eltern." Lächelnd griff sie nach ein paar Erdbeere und aß sie genüsslich, bevor sie in den dämmernden Himmel sah und ein paar Vögeln sehnsüchtig zusah, wie sie durch den Himmel flogen. Kurz nahm ihr Gesicht etwas Melancholisches an, bevor sie sich mit einem sanften Lächeln zu ihrer Begleitung umdrehte. Irgendwie hatte der Silberhaarige gerade ein Deja vue. Schon wieder. Hatte er nicht schon mal mit ihr zusammen in den Himmel gesehen und über dieses Thema gesprochen? Nein… nicht er. Verdammt. Verloren nahm schon wieder einen Großteil in ihm ein und er konnte sich dem kaum entziehen.

"Würdet ihr nicht gerne mal wegfliegen wollen? Ich würde so gerne mehr von der Welt sehen, aber... ich muss hier bleiben. Der Priester schafft es nicht ohne mich und ich will auch die Anderen nicht im Stich lassen. Ich will... niemanden... enttäuschen..." Die Stimme Evangeline's wurde leiser, je näher sie dem Satzende kam, bevor sie ganz verstummte und einfach nur vor sich hin sah, auf die Stadt runter, die immer schöner zu werden schien. Dann schien sie aus ihrer Trance aufzuwachen und krabbelte zu Frau und Ayanami. Energisch nahm sie jeweils eine Hand von ihnen in ihre und drückte sie.

"K-Könnt ihr bitte kommen? Also zum Fest. Bitte? Ich weiß, es ist viel das zu verlangen, aber ich... na ja..." Die Wangen Evangeline's wurden fast so rot, wie die untergehende Sonne. "... Ich würde euch gerne dabei haben." Aufmerksam sah sie einmal in die meerblauen Augen und dann in die violetten Augen, die Eva fast schon zärtlich ansah.

Frau hatte überrascht über die stürmische Frage die Augen geweitet, dann sah er kurz prüfend zu Ayanami. Irritiert sah der Chief zu wie die Brünette ihre Hände genommen hatte und die großen reinen Augen Evas sie beide schon fast flehentlich anblickten. Als wenn sie seine Gedanken gelesen hätte. Irgendwie war das ein wenig seltsam… und eigentlich sollten sie wirklich Sin nach, aber innerlich hatte er ebenso das Bedürfnis ihrer Bitte nachzugeben. Als er den prüfenden Blick des Bischoffs wahrnahm, nickte er nur leicht.

"Eigentlich müssten wir los... ABER," sagte er schnell, damit der traurige Glanz in den reinen Augen verschwand, "nachts loszugehen ist eh immer so mühsam. Wir würden gerne hingehen, Eva."

„Das sollte in Ordnung gehen.“ Fügte Ayanami der Aussage seitens Frau hinzu. Solange Eva dann glücklich war, würde auch er gerne hier noch ein wenig seine Zeit verbringen und für einen Moment einmal all das ausblenden was ihn Tag für Tag immer näher an den Abgrund drängte, dem er drohte irgendwann nicht mehr standhalten zu können.

Das Mädchen lachte fröhlich, dann fiel sie beiden simultan um den Hals. Frau konnte sich kaum aufrecht halten, doch umarmte Evangeline auch zurück. Was war ihr denn so wichtig, dass sie auch zum Fest kamen? Verstohlen sah er zu Ayanami.

"Das wird das beste Erntedankfest, wenn ihr dabei seid," lächelte Evangeline mit geschlossenen Augen und drückte sich kurz an Ayanami. Dieser war noch immer ein wenig überfordert mit der Situation, denn Ayanami war einfach nicht für diese zwischenmenschliche Nähe geschaffen. Er hatte schon immer Probleme damit gehabt und selbst jetzt, änderte sich dieser Umstand nicht wirklich. Auf der anderen Seite fragte er sich ob er wirklich mit dem Ghost hingehen musste. Dieser Kuss vorhin hatte ihn durcheinander gebracht und in seinem Kopf herrschte ein heilloses Chaos, was man sonst von dem talentiertesten Strategen in der ganzen Armee nicht zu denken gewagt hätte. Aber trotz allem… vielleicht sollte er wirklich noch einmal ihn darauf ansprechen. Schließlich hatte der Dämon etwas von innerer Begierde geredet, aber er wollte nur klarstellen, dass er eigentlich nicht in der Intention war das es eine solche gab. Oder etwa doch? Verlangte es ihm denn wirklich nach dem Bischoff? Nein. Er hasste ihn mehr als alles andere und sobald sie Sin besiegt hatten, würde er ihn vernichten und sich das zurückholen was ihm gehörte. Es musste die Sense sein, die Auswirkungen auf sie beide hatte. Zumindest redete sich der Silberhaarige das ein.

„Dennoch… glaub mir, der Rest der Welt ist nicht wirklich sehenswert.“ Kam es dann irgendwann ein wenig betreten von dem Violettäugigen, welcher wieder an den Krieg zwischen Barsburg und Raggs denken musste.

"Nicht?" Evangeline ließ Ayanami los und betrachtete diesen aufmerksam. "Aber wieso? Ich habe so viel darüber gelesen. Ich möchte auch einmal ans Meer und den Sand unter meinen Füßen spüren. Oder in eine Großstadt gehen und einmal möchte ich auch einen Berg erklimmen. Ich würde so gerne einmal reiten oder einen Wasserfall sehen und i-" Das Mädchen brach schnell ab und räusperte sich verlegen. "I-Ich... ich bin undankbar, tut mir Leid. Ich bin wirklich froh hier zu sein..."

Während ihren Worten wandte der Chief nicht einmal den Blick von ihr ab und innerlich musste er ein wenig seufzen. Oh ja, viele Menschen die diese Welt nicht kannten, stellten sich den Rest so wunderbar vor. Doch Ayanami hatte schon so viel gesehen und so viel Leid ertragen müssen, wenn er auch noch zusätzlich über die Erinnerungen Verlorens nachdachte. Wie er so viele Menschen getötet hatte um Eve zu finden, nur weil Gott ihn hinters Licht geführt hatte. Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr… denn er würde – sobald er seine Kräfte wieder hatte – auch so ihre Seele finden können und dann würde ihn nichts mehr von ihr trennen. Das war zumindest der Wunsch des alten Geistes in ihm. Doch was war denn der Wunsch des silberhaarigen Mannes? Der Blick der eiskalten violetten Augen legte sich wieder auf den Bischoff, der ebenso Evangelines Worten lauschte und sich so auf diese konzentrierte.

Gedankenverloren strich Eva durch das knöchelhohe Gras, bevor sie beide anlächelte.

"Aber ich würde nicht nein sagen wo anders hinzugehen. Ich bin mir sicher, dass es nicht überall so friedlich ist. Das wäre unrealistisch, denn ohne den Krieg würde es den Frieden nicht geben. Es braucht immer etwas Grausames um etwas Schönes zu erschaffen. Nach einem Streit kommt die Versöhnung, nach dem Hass die Liebe."

Frau zuckte bei ihrem letzten Vergleich zusammen und sah zu Ayanami rüber. Sie hassten sich. Hassliebe? Liebte er ihn denn? Frau glaubte, dass es zu früh war, das zu bestimmen und trotzdem spürte er etwas in dieser Art. Zuneigung zumindest. Aber lag es nur an ihm oder auch an die Sense? Oder lag es ganz an der Sense? Er hätte gerne eine zweite Meinung gehabt, wie zum Beispiel die von Evangeline, aber sie würde es niemals verstehen. Dieses klare, offene Gesicht wollte er nicht etwas wie einen Problemen beschmutzen.

„Die Menschen sind grausam und tragen nur Schwärze im Herzen. Es gibt nichts was ihre Machtgier ausradieren könnte.“ Eigentlich hatte Ayanami nur laut gedacht, aber er konnte diese Worte – die zum Teil auch von dem Todesgott stammten – nicht mehr zurücknehmen und er biss noch einmal von dem Brötchen ab, das ihm Eva vorhin gegeben hatte. Ohne eigentlich daran denken zu wollen, tauchte auf einmal wieder dieses Bild vor den Augen des Chiefs auf, wie Frau ihm so nahe gewesen war. Es war beinahe als könne er den Atem des Anderen wieder auf seiner Haut spüren und er musste dem Drang widerstehen sich über die Lippen zu lecken. Doch zum Glück riss Eva ihn wieder aus seinen Gedanken als sie sich unvermittelt gegen ihn lehnte und die Unsicherheit sich wieder in ihm versuchte aufzubauen. Natürlich ließ er dies nicht nach außen dringen, aber er wusste nicht so genau was er davon halten sollte. Abwartend blickte er kurz zu der Brünetten und dann zu dem Blauäugigen welcher auf einmal ziemlich missmutig auszusehen schien.

"Das Fest endet immer mit einem wunderbaren Feuerwerk. Man sieht es am besten von hier oben, aber dann werden viele hier sein," fuhr Evangeline lächelnd fort um von dem unangenehmen Thema abzulenken. Sie kuschelte sich zwischen Frau und Ayanami und lehnte sich an den Mann mit den silbernen Haaren. Während ihre Hand auf Frau's ruhte, damit er sich nicht ausgeschlossen fühlte, doch dieser fühlte etwas ganz anderes und das war pure, lodernde Eifersucht. Wieso durfte sie ihm so nahe sein?! Wieso?! Aber es waren egoistische und unrationelle Gedanken. Was kümmerte es ihn? Wieso schmerzte es ihn, wenn er an Ayanami und Evangeline zusammen dachte?... Weil er nie dagegen bieten konnte. Wahrscheinlich. Weil er es ohne zu wissen eine Bindung aufgebaut hatte, auch wenn es eine Bindung aus purem Hass war, die sich jetzt vielleicht doch zu Liebe umschlug. Es war ein schmaler Grat zwischen Liebe und Hass, zwei so starke Emotionen, die Frau von innen zerrissen. Verbissen starrte er auf das Essen vor ihm, ohne wirklichen Hunger zu verspüren. Die Ruhe, die dieses Mädchen ausstrahlte schien sich wie von Geisterhand auch auf den jungen Mann mit den violetten Augen auszubreiten und auf eine gewisse Art und Weise genoss er es, sie so bei sich zu haben. Es war einfach absurd! Woher dieses Gefühl kam, konnte er nicht bestimmen und er musste sich davon abhalten nicht mit einer Hand durch die bronzefarbenen Strähnen im Licht des Sonnenuntergangs zu streichen.

„Ich denke wir sollten bald zurückgehen, du siehst erschöpft aus.“ Warf Ayanami ein und musterte Evangeline mit einer Spur Besorgnis in seinem Blick, bevor er wieder zu dem Bischoff rüber sah. Vielleicht sollte er wirklich später noch einmal mit ihm sprechen… einfach um die Dinge zu klären, die zwischen ihnen standen.

Die Brünette genoss für einen Augenblick einfach nur die angenehme Wärme die von dem Anderen ausging und schien sich ein wenig zu entspannen, bevor sie das Wort erneut ergriff. "Was wünscht ihr euch ei-"

Doch Evangeline wurde durch einen lauten Knall und aufgeregtes Schreien unterbrochen. Zuerst dachte sie, dass das Fest schon im Gange war, doch als sie sich langsam aufsetzte und die Rauchwolken sah, die aus dem Inneren der Stadt zu kommen schien, wurde ihr ganz anders. Angst umklammerte ihr Herz.

"Nein... das ist die Kirche!"

Auf einmal verwandelte sich der Sonnenuntergang in etwas Grausames. Kinder schrien, der Wind trug das Weinen von Frauen den Hügel hinauf. Das Feuer breitete sich rasend schnell aus, man hörte Gewehre schießen. Evangeline erhob sich taumelnd, dann warf sie Ayanami und Frau einen einsetzten Blick zu.

„Vielleicht bleibst du besser…“ begann Ayanami, doch da hatte sie sich auch schon in Bewegung gesetzt.

"I-Ich... ich muss dahin... Vater..." Damit nahm die Brünette die Beine in die Hand und hastete den Abhang entlang. Frau hatte sie noch aufhalten wollen, doch er konnte sie nicht mehr festhalten, weshalb er nur einen Blick zu seinem Begleiter wandte.

"Verdammt," zischte Frau und ballte die Fäuste. "Wir müssen dahin- sofort."

Ein Nicken folgte und schon eilte er zusammen mit dem Bischoff eben jener Frau nach. Wie hatte er nur so blind sein können!? Hatte diese Sache mit Frau ihn etwa so unvorsichtig gemacht, dass er nichts mehr gemerkt hatte!? Und jetzt hatten sie beide ein ganzes Dorf in Unglück gestürzt? Dabei hatte der Chief doch keine unschuldigen Menschen mehr mit hineinziehen wollen!

„Glaubst du, dass ist Sins Werk?“ fragte er noch während sie den Weg wieder zurück hetzten und dann sich auch schon eben jenes Ausmaß vor ihnen erstreckte. Häuser standen in Flammen und der Lärm durch die vielen Schreie war beinahe ohrenbetäubend. Selbst im Krieg hatte er etwas Derartiges gegen Raggs nicht gesehen, aber sie hatten die Menschen auch nicht einfach abgeschlachtet. Auch wenn die ganzen Leute als Sklaven gefangen zu nehmen auch nicht sehr viel besser gewesen war. Panik breitete sich wie ein Laubfeuer in dem Silberhaarigen aus, denn die Angst kroch langsam seine Wirbelsäule hoch wenn er daran dachte, dass Evangeline hier irgendwo umher irrte und ihren Vater suchen wollte. Jeglicher Gedanke schaltete sich aus und der Teil des alten Todesgottes schien zunehmend Kontrolle zu gewinnen, denn er beachtete Frau nicht weiter neben sich und lief durch die Straßen. Der Boden glich einem dunklen rotem Meer, der Weg gesäumt von toten Körpern und von Qual verzerrten Gesichtern. Es kam dem Tor zur Hölle beinahe gleich. Er musste sie finden. Nichts war wichtiger als ‚sie‘ in Sicherheit zu wissen. Wo war sie!?
 

Im Dorf angekommen hatte das Mädchen sich panisch umgesehen und versucht sich zu orientieren. Sie achtete dabei gar nicht mehr darauf was mit den beiden Männern war, denen sie vorhin noch Gesellschaft geleistet hatte. Rauch benebelte den Boden, überall rannten die Menschen umher voller Angst und Panik. Kinder hielten sich an ihren Müttern fest oder weinten, weil sie diese nicht fanden. Doch Eva musste sich erst einmal um die Kirche kümmern. Keuchend schob sie sich zwischen den Menschen hindurch und ignorierte die Schüsse so gut es ging. Vor der Kirche blieb sie wie angewurzelt stehen. Ihr Vater, nein, der Priester wurde wie Jesus an ein Kreuz genagelt, die Kehle durch geschnitten. Evangeline schrie einmal auf, dann strömten ihr sofort Tränen über die Wangen. Bevor sie den Gekreuzigten erreichen konnte, packte sie ein Mann in schwarz und lachte kehlig auf. Die Augen glichen flüssigem Silber mit einem Hauch von Braun. Etwa wieder ein Lakai von Sin?

"Du bist süß, kyahahaha. Dich werde ich mitnehmen."

"NEIN! V-Vater... Vater...- LASS MICH LOS!"

Keiner war in ihrer Nähe, alle rannten um ihr eigenes Leben, suchten ihre Geliebten oder lagen erschossen auf den Boden. Es befanden sich mehr als nur ein maskierter Mann auf dem Hauptplatz und wahrscheinlich massakrierten sie noch mehr die Anwohner. Verdammt. Es sollte ein fröhliches Fest werden und das hier... das war...

"Bitte," flehte Evangeline, "Bitte lasst die Bewohner in Ruhe... bitte..."

"Bettelst nicht um dein Leben, hä?! Wimmer um dein Leben, Weib!" Damit stieß er Evangeline zu Boden, doch diese sah nur verbissen nach oben.

"Ich werde nicht um mein Leben wimmern, wenn das Leben aller doch so viel bedeutender ist!"

"DU bist wirklich eine selbstlose Schlampe. Ich hoffe du hast diese Einstellung auch, wenn ich dich heute noch durchnehmen werde." Damit trat er auf Evangeline's Hand, die gequält die Augen zusammen kniff und einen Schrei nur gerade so verhindern konnte.

Unterdessen näherte sich ein weiterer maskierter Mann mit einer Waffe dem Chief und versuchte diesen am Weiterkommen zu hindern, doch Ayanamis Wut zeichnete sich schnell in seinem Zaiphon ab, welches er dem Mann entgegen schleuderte und diesen beinahe in der Luft zerfetzte. Der rote Schimmer in den klaren violetten Augen war der Beweis dafür, dass etwas nicht Menschliches jetzt wesentlich mehr zu sagen hatte als der Verstand des Silberhaarigen. Frau rief den Chief noch hinterher, doch dieser schien ihn nicht zu hören. Fluchend rannte der Blonde ihm hinterher, doch er wurde aufgehalten, von schreienden Kindern und Frauen.

Dann hatte Ayanami das Gefühl als konnte er ihre Gegenwart spüren und seine Beine trugen ihn wie von selbst weiter nur um sie dort am Boden liegen zu sehen. Erneut streckte er eine Hand aus und ein bedrohlicher roter Kranz aus wutentfachten Wörtern begann um sein Handgelenk zu zirkeln, sich weiter zu verdichten. Noch bevor der Silberhaarige die Beiden erreicht hatte, hatte der Mann ihr Kleid schon mit einem Messer zerfetzt und ihre blassere Haut war getränkt von dem blutigen Boden. Ihre Augen starrten ins Leere, doch bekamen etwas Leben, als sie Ayanami sah.

"Aya...nam..."

„Geh weg von ihr, Abschaum. Oder du wirst nicht einmal mehr in der Hölle deinen Frieden finden.“ Zischte er ihm entgegen, während Zorn und Hass sich in den violetten Kristallen abzeichnete. Der Mann schien nicht das Bedürfnis zu haben von ihr wegzugehen, während Ayanami die Geduld verlor und ihm seinen Angriff entgegen schickte in der vollsten Absicht diesen zu zerreißen bis nichts mehr von ihm übrig blieb. Allerdings konnte dieser noch rechtzeitig ausweichen, bevor er wieder seinen Platz neben der jungen Frau bezog. Der Anführer, der immer noch neben Evangeline stand grinste. Von seinem Messer tropfte Blut- Evangelines Blut, denn beim genaueren Hinsehen konnte man Schnitte und Verletzungen an ihrem zierlichem Körper erkennen.

"Zaiphon... hm interessant." Der Mann grinste immer noch, die silbernen Augen funkelten voller Freude.

"Wirklich herrlich- hahaHAHAH! Ich wollte schon immer Zaiphon beherrschen, aber es ging nicht. Keiner darf es dann benutzen. Gott, wie ich diese Zaiphon Benutzer HASSE."

„Ich weiß nicht was ihr wollt… aber ich rate dir zu verschwinden, bevor du es bereuen wirst.“ Knurrte der Silberhaarige aufgebracht und die Kugel seiner Warsfeil-Magie wurde nur noch dichter, bis sie in einem hellen Rot erstrahlte. Dieser Mann war ganz klar von Neid zerfressen; Neid und Zorn, doch auch etwas, anderes, was man klar in den Augen erkennen konnte, als er die geschändete Evangeline ansah: Wollust.

"Zuerst widme ich mich dir. Du bist doch sicherlich noch Jungfrau, oder? Haha. Denkst du dein Vater wird sehr sauer auf mich sein, wenn ich dich jetzt entjungfer?" Damit deutete er kurz auf den toten, gekreuzten Priester. Evangeline bekam wieder Tränen in den Augen und ihr Atem ging schneller, doch sie schloss die Augen. Sie konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen. Als ob Ayanami nicht existieren würde, kniete sich der Mann vor dem Mädchen hin, packte sie an den Haaren und hielt den Kopf hoch um ihr Gesicht anzusehen.

"Sieh mich an, Kirchenschlampe."

Langsam öffnete Eva die Augen, die so leer waren, dass man in ihnen kaum Leben entdecken konnte. "Ich mag diesen Blick. Bist du etwa willig, Süße? Haha."

Ihre von Schmerz getränkte Stimme bohrte sich tief in das Herz und in die Seele des Chiefs und der wiedergeborene Geist Verlorens reagierte nur allzu heftig auf diesen Umstand, was ihn dazu brachte ebenfalls derartig brutal zu handeln. Jeder der Evangeline auch nur anrühren würde, würde seinen Zorn und seinen Hass zu spüren bekommen.

„HEY! ICH SAGTE LASS DIE FINGER VON IHR!!“

Schwarzes Feuer breitete sich rasant und schnell unter ihm aus und schien alles in Dunkelheit zu verschlingen was sich ihm in dem Weg stellte. Ein Wars. Ayanami beschwor diese eher selten, da sie in ihm eine besondere Art und Kraft gefunden hatten und kaum aufhaltbar waren. Er lief auf den vermeintlichen Angreifer zu und richtete seine komplette Aufmerksamkeit auf diesen als er ihn am Kragen packte und von Eva wegbeförderte. Bedrohlich und langsam gleich eines Raubtieres bewegte sich Ayanami auf diesen zu, während die Ausläufer des Wars gierig nach der Seele des Anderen leckten. „Ich habe dich gewarnt, törichtes Wesen. Für dich gibt es keine Erlösung mehr.“ Kalt. Hart. Die Stimme des Chiefs ließ kein einziges Gefühl mehr hervor dringen als der Wars losschoss und den maskierten Mann umhüllte. Nur die Schreie der vergangenen Seelen, die jetzt eine weitere zu sich holten waren zu hören. Erst als Ayanami sicher war, dass von diesem keine Bedrohung mehr ausgehen würde, wandte er sich wieder zu Evangeline und kniete sich neben sie. Evangeline hatte die Augen geschlossen, während Ayanami am Werk war, doch sie hörte die Schreie. Diese verdammten Schreie, die auch ihr Herz ausfüllten und sie mit Schmerz erfüllen. Gerade als sie dachte, dass der Mann wieder zurück war, hörte sie Ayanamis Stimme. Langsam öffnete sie ihre Augen und sah ihn mit großen, aber verweinten Augen an.

„Shht…“ Der rote Schimmer in den Amethysten schien langsam zu verblassen auch wenn er trotz allem noch vorhanden war und der Silberhaarige überlegte seufzend überlegte was er tun sollte. Er konnte sie nicht zurücklassen. Also gab es nur einen Weg… doch er wollte nicht, dass sie noch weiter leiden musste. Schweigend legte er also vorsichtig eine Hand an ihre Stirn und über ihre Augen, bevor das Zeichen von Vertrag auf seinem Handrücken erneut erschien.

„Schlaf für eine Weile. Danach wirst du dich an diese Bilder nicht erinnern können.“ Er war froh, dass er das Fragment von Vertrag schon besaß, denn so konnte er ihr die Erinnerungen an diese schlimmen Bilder nehmen und ihr vielleicht ein wenig helfen.

"I-Ich.. nein...," Evangeline schluckte und streckte zögerlich ihre Hand aus um Ayanamis Wange zu berühren. "Ich... will dich... nicht vergessen," flehte das Mädchen und weitere Tränen strömten die zierlichen Wangen herunter. "Ich möchte dich... bei mir haben, Verlor-...Ayanami."

„Du wirst mich nicht vergessen. Lediglich was du hier gesehen hast.“

Damit fiel ihre Hand schlaff von der Wange des Silberhaarigen und ihr Kopf sackte leicht zur Seite, nicht mehr gestützt von dem Willen des Mädchens. Der Schlaf hatte sie nun fest in seinem Griff, die Wangen trockneten langsam, während die eben noch friedliche Stadt zur Asche zurückkehrte, aus der sie geschaffen wurde. Man konnte auf der Kirche gerade so einen Mann erahnen, der ein Herz zum Himmel streckte und grauenvoll lachte. Man konnte sich sicher sein, dass der Dämon der Wollust seinen Spaß beim Anblick gehabt hatte. Belphegor war wahrscheinlich auch dafür zu faul gewesen, um sich dieses Spektakel anzusehen. Ein tiefer Schmerz breitete sich in seinem Herzen aus, hatte sie gerade wirklich.. Verloren .. sagen wollen? Ayanami schüttelte leicht den Kopf zu sich selbst, er musste unbedingt hier raus und Eva in Sicherheit bringen. Noch dazu mussten ihre Wunden versorgt werden, wie er feststellte als er den Mantel um sie legte und dann durch die Straßen trug Es war ihm sichtlich egal ob ihr Blut sich darauf verteilen würde, Hauptsache ihr würde es gut gehen. Innerlich fluchte er darüber ob es das Werk Sins oder das Werk dieser Dämonen war. Für den Violettäugigen spielte dies alles keine Rolle mehr, denn er der Geruch von verbrennendem Fleisch und Blut lag in der Luft und legte sich schwer über seine Atemwege.
 

Zeitgleich hatte Frau mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen, da er als er Ayanami nachjagen wollte, auch schon aufgehalten wurde von mehreren bewaffneten Personen. Doch sie hatten ja keine Ahnung mit wem sie sich da eigentlich anlegten.

Frau keuchte.

Die Klinge der Sense war getrieft von Blut, um ihn herum lagen die etlichen Leichen der Männer, die er gerade in zwei geteilt hatte. Verdammte Schweinshunde. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck, mit dem er der mystischen Gestalt des Todes glich sah er sich um. Er spürte die Bedrohung nicht mehr- ob sich Ayanami darum gekümmert hatte? Langsam schritt er durch die zerstörte Stadt, bis er ein Weinen hörte. Skeptisch bog er in eine Gasse ab und fand einen kleinen Jungen neben seiner toten Mutter knien, die von einem Felsbrocken erschlagen wurde.

"Mama, Mama, Mama, Mama."

Frau's Gesichtsausdruck wurde sofort gequält, doch er ging weiter auf den Jungen zu und drückte ihn an sich. Der naive Junge presste sich an den Ghost und weinte dort ununterbrochen weiter, merkte nicht einmal, dass Frau ihn Huckepack nahm und weiter nach Ayanami suchte. Dieser kam ihm jedoch schon mit einer toten oder bewusstlosen Eva entgegen. Er hoffte sehr, dass sie wirklich nur bewusstlos war, denn sie sah schrecklich aus.

"Was ist passiert?" wollte der Blonde besorgt wissen und strich dem Mädchen eine verschmutze, braune Strähne aus dem blassen Gesicht. Er spürte Atem auf seiner Haut- sie lebte noch.

Der Junge auf seinem Rücken war vor Erschöpfung ebenfalls schon eingeschlafen, seine kleinen Armen hingen kraftlos herunter.

„Sie wurde angegriffen. Ich habe ihn getötet.“ Kam es tonlos und ernüchternd von dem Chief welcher seinen Weg weiter fortsetzte und kurz auf das schlafende Gesicht des Mädchens richtete.

"... Hast du Sin irgendwo gesehen?"

„Nur einen seiner Anhänger.“ Die violetten Augen verengten sich zu Schlitzen wenn er an dieses makabre und erbärmliche Stück Fleisch eines Menschen dachte. „Aber er wird nie wieder die Möglichkeit habe zum Herren oder zum Teufel zu fahren. Seine Seele ist verloren.“ Damit schwieg er den restlichen Weg bis sie auf einer Anhöhe ankamen, wo auch Zehel schon alle anderen hingebracht hatte. Geschockte Gesichter waren zu sehen und weinende Kinder schrien durcheinander. Der blonde Bischoff setzte den Jungen, den er gerettet hatte erst ab als er wusste das dieser in Sicherheit sein würde. Erst nach einiger Zeit schob sich ein Mann zwischen zwei Bewohnern hindurch und sagte, er sei der Onkel des Jungens. Frau nickte und ließ zu, dass der Onkel den Jungen an sich drückte und hin und her wog, obwohl dieser tief und fest schlief. Die Frauen versuchten verzweifelt das Wimmern der Kinder zu stoppen, umarmten ihre Liebsten. Waisen schrien um ihre Eltern und verbitterte alte Menschen verfluchten den Herren, wieso er so ein Unheil über sie gebracht habe.

"... Ich bringe Sin um," stellte Frau zu, seine meeresblauen Augen waren erfüllt mit Hass und Rachegelüsten. "Ich werde ihm seine Eingeweide rausreißen. Einzeln. Ich werde ihn dafür bezahlen lassen, dass er-"

„Wir müssen ihre Verletzungen behandeln lassen.“

Wie auf Zuruf kam eine etwas ältere Frau auf sie beide zugeeilt und betrachtete die verletzte Evangeline in seinen Armen. Sie atmete ruhig und stetig und schien einfach nur in einen tiefen Schlaf gefallen zu sein. Dabei war sich der Silberhaarige nicht sicher ob Frau bemerken würde, dass dieser nicht durch normale Erschöpfung hervorgerufen war sondern durch seine eigenen Kräfte.

„Ich werde mich um sie kümmern, bringt sie dort rüber!“ Die Frau, die anscheinend Ärztin war eilte voraus und breitete ein paar Jacken aus, die sie noch hatten, bevor Ayanami die Brünette darauf ablegte und sich wieder an den blonden Bischoff wandte. Langsam aber sicher verschwand der rote Schein in den violetten Spiegeln und Ayanami wurde langsam wieder etwas ruhiger.

"Wird sie wieder gesund werden?" fragte Frau mit einer Spur Besorgnis.

Die alte Frau seufzte.

"Ja. Aber sie wird ein Trauma von den Ereignissen haben- der Priester war ihr einziger Anhaltspunkt. Ohne ihn ist sie ganz alleine und ich bezweifle, dass sie trotz ihres guten Geistes noch genug Kraft haben wird um daran zu glauben, dass alles für einen Grund passiert." Evangeline versteifte sich auf die Worte hin und öffnete ihren Mund um besser atmen zu können. Auf ihrer Stirn bildeten sich Schweißtropfen, die die Ärztin schnell wegtupfte, bevor sie auch schon zu anderen Verletzen geordert wurde. Frau ließ sich neben Eva fallen und stütze sein Gesicht in einer Hand ab.

"... Wir müssen ihn aufhalten, Ayanami. Und zwar schnell."

Damit nahm er die Hand vom Gesicht und sah den Silberhaarigen zum ersten Mal seit dem Kuss direkt in die Augen. Seine eigenen sahen leicht gequält aus von den Ereignissen und das leicht schmerzliche Keuchen aus Evas Munde half ihm wohl nicht wirklich, sich besser zu fühlen. Mit einem leisen Seufzen stand Ayanami auf und setzte sich wieder langsam in Bewegung.

„Wir sollten uns auf den Weg machen, Frau.. Je eher wir ihn haben, desto schneller wird alles vorbei sein.“ Seufzte er dann und schritt weiter, obwohl alles in ihm schrie hier zu bleiben konnte er nicht. Er durfte es einfach nicht und gerade jetzt wurde dem Todesgott wieder bewusst, dass Zerstörung und Tod ihm stets auf dem Fuße folgte.

Frau strich Evangeline noch einmal durch die Haare, doch sie wachte nicht auf. Stattdessen flüsterte sie etwas in ihrem Schlaf und es versetze Frau einen Stich. Sie hatte seinen Namen gesagt. Sie hatte en Namen gesagt, den er in letzter Zeit so liebte auszusprechen. Mit einem schlechten Gefühl in der Magengegend erhob sich der Blonde und folgte dem Anderen mit schnellen Schritten. Genau in diesem Moment zog es dem Chief das Herz zusammen, denn Ayanami dachte darüber nach ob er dem blauäugigen Mann nicht irgendwann auch ein solches Unglück bescheren würde, wenn er weiterhin mit ihm zusammen arbeiten würde. Am besten dachte er gar nicht an diese Option, denn im Augenblick wusste er nicht ob er es schaffen würde mitansehen zu können wie noch jemand von ihm gehen würde, den er anfing ins Herz zu schließen. Und ja, gottverdammt. Frau begann wirklich eine gewisse Rolle in seinem Leben zu spielen und er konnte es nicht leugnen, dass er sich zu ihm hingezogen fühlte… zu diesen sündhaften Lippen und dieser Wärme die er ihm für einen kurzen Moment geschenkt hatte. Und genauso wie die Nähe von Eva, brachte sie ihm eine gewisse innere Ruhe… „Lehl war unser nächstes Ziel, richtig?“

Blick nicht zurück. Blick nicht zurück. Wie ein Mantra wiederholte er diese Worte in seinem Inneren in der Hoffnung, die Gedanken an dieses Mädchen und diesem Ort würden verschwinden.

"Ja, Lehl. Dort werden wir die falsche Richtung richtig finden und die Richtige als falsch anerkennen," murmelte der blonde Bischoff und seine Stimme klang gequält und verletzlich. Lustlos blieb er kurz vor ihrem Ziel stehen und lehnte sich mit geschlossenen Augen gegen einen Baumstamm. Verzweifelt legte er eine behandschuhte Hand vor die Augen und stieß einen Fluch aus. Im Gegensatz zu Ayanami hatte er Schwierigkeiten, diese Ereignisse nicht anzuerkennen und zu erinnern. Diese schmerzlichen Gesichter, Evangeline, die so hilflos ausgesehen hatte...

"Ayanami," murmelte er und öffnete die Augen etwas, um den Chief verzweifelt anzusehen.

"Ich... verliere gerade meinen Glauben... Wie kann Gott so etwas tun? Woher weiß ich, dass ich das Richtige getan habe, wenn ich mich an jemanden gerichtet habe, der... so etwas zulässt?"

Seinen Glauben an Gott hatte dieser schon vor Jahrtausenden verloren, denn damals hatte er auch geglaubt, dass der Allmächtige sich immer um seine Schützlinge kümmerte. Doch er hatte seine eigene Schöpfung betrogen und wollte diese ausmerzen lassen. Und warum? Nur weil sie begann Gefühle zu entwickeln für ein Wesen, dass er niemals hätte haben dürfen? Eve war einzig und allein für ihn da und hatte sich um ihn gekümmert in der Einsamkeit des Waldes den er zu bewachen hatte. Und außerdem hatte sie ihm gesagt, dass sie die weißen Lilien unheimlich liebte, die er für die toten Seelen erblühen ließ, und von der Brise der die Blätter weitertrug zum jüngsten Gericht begleitet wurden.

Ayanami blieb neben dem Hawkzile stehen und legte eine Hand auf das kühle Metall der Maschine, bevor er den Blick wieder zu dem Blondschopf wandern ließ, welcher an dem Baumstamm lehnte. Ein verächtliches Lachen erklang bitter aus dem Munde des jungen Mannes und dieser Ausdruck machte sich auch in den klaren Amethysten breit.

„Gott ist nichts weiter als ein dummes Kind vor einem Ameisenhaufen mit einem Brennglas in der Hand, mein Lieber.“ Knurrend ballte er eine Hand zur Faust. „Ich hasse ihn. Und was er Evangeline angetan hat, werde ich ihm nicht verzeihen.“

Frau legte den Kopf in den Nacken und sah in die pechschwarze Nacht hinauf.

"... Ich fühle mich verloren." So verweilte Frau einige Zeit, dann stieß er sich vom Baumstamm ab und ging weiter. "I-Ist aber egal. Wir müssen schnell weiter, damit für diesen Hurensohn erledigen können. Abschaum wie solches sollte nicht leben." Damit schlug er den Kragen seiner von Ruß beschmutzen Jacke hoch und schob ein paar Äste zur Seite um weiter zu kommen. Er brauchte gerade jemanden mit dem er reden konnte, doch nach dem Ereignis mit dem Kuss hatte er wohl alle Brücken abgebrannt, die dafür standen, mit Ayanami eine Bindung aufzubauen, oder etwa nicht? Und trotz allem schmeckte er die süße Sünde noch auf seinen Lippen, sein Körper verlangte nach der Wärme, die ihm die Nähe des Silberhaarigen gegeben hatte. Innerlich hatte sich Ayanami immer geschworen, er würde niemanden mehr so nahe an sich heran lassen und trotzdem konnte er sich einfach nicht dem Bischoff entziehen, der ihn immer wieder in seinen Bann zog. Doch Ayanami wusste… er durfte diesem Gefühl nicht nachgeben. Nicht noch einmal und damit Frau die Chance geben, dies irgendwann gegen ihn zu verwenden. Er brauchte niemanden und das sollte auch so bleiben. Dann müssten nicht noch mehr Leute leiden müssen. Und Sin würde er den Arsch aufreißen, dass er sich wünschen würde Gott hätte ihn niemals erschaffen.

Schweigend schwang er sich auf den Hawkzile und wartete bis auch Frau startklar war.

„Wir sollten keine Zeit verlieren.“

Frau nickte gedankenverloren und ging zu seinem eigenen Fahrzeug, nur um davor zu zögern.

"Wir hätte warten sollen, bis sie aufwacht. Sie hat es nicht verdient, dass auch wir sie so verlassen." Damit schwang er sein Bein über den Hawkzile und sah in den Himmel. "Langsam... glaube ich das auch. Alles, was ich getan habe, es war falsch nicht wahr? Sogar Verloren zu verbannen... ich habe jemanden vertraut, der so etwas geschehen lässt."

Aber hatte Gott den Menschen nicht den freien Willen geschenkt? Damit würde er doch gegen sein eigenes Geschenk vorgehen, wenn er sich einmischen würde. Aber er hat auch die Aufgabe über seine Schöpfungen zu achten und sie zu beschützen- so beschütze er sie nicht.

Damit startete er den Hawkzile und hob ab in die schwarze Nacht und ließ das zerstörte Dorf- mitsamt dem Mädchen- hinter sich. Er fragte sich, in der hintersten Ecke seines Kopfes, ob er Evangeline wieder sehen würde...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dadgrin
2011-08-17T15:34:04+00:00 17.08.2011 17:34
Nach einem Streit kommt die Versöhnung, nach dem Hass die Liebe.

das is ein schöner satz :3 wahrscheinlich sogar mein lieblingssatz bisher, ich mag ihn
ist mal wieder auch ein großartiges kapitel, ich freu mcih auch schon wieder aufs mehr <3 der angriff war spannend, hat sich auch richtig gut gelesen, liest sich eigentlich alles gut, mein gott ich liebe diese ff *w*
eve und frau waren wirklich süß und ayanami weiß mal wieder am besten was er nicht will und nicht darf xD ganz ehrlich sie sind schon eine komische truppe, aber ich mag sie *gg* *allen durch die haare wuschel* x3 *kekse dalass*


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