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When the Snow stops falling down...

Frau x Ayanami
von

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My heart is beating for you

Chapter 13: My heart is beating for you
 


 

Die Tür ging mit einem leisen Knarren auf und sofort roch Eve das Essen. Total übermannt mit ihrem Hunger, der sich langsam in ihrer Magengrube bemerkbar machte, ging sie dankend in das Haus hinein.

"Und haben die Kräuter," ergänzte sie locker, während sie sich die Stiefel auszog und den Mantel. Dabei nahm sie Buch und Kräuter aus der Innentasche ihres Mantels. Kurz zögerte sie und sah zu Verloren hoch. Wenn sie jetzt ging, wären sie für einige Zeit nicht alleine und es würde sie wahrscheinlich zerreißen ihn nicht die ganze Zeit ansehen zu können. Kurzerhand beschloss das Mädchen zu dem silberhaarigen Mann zu gehen, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihn den Kuss zurück, den er ihr gegeben hat. Nur bekam er ihren auf die Wange.

„Ich hoffe wir sind nicht zu spät.“ Ein wenig weiteten sich die Amethyste als er den Kuss Evangelines bekam und musterte diese etwas sprachlos. Dennoch konnte er nicht anders als ihr dieses Lächeln zu schenken, dass sie wahrscheinlich schon so lange vermisst hatte.

Lächelnd ging sie etwas von ihm weg, bevor sie sich umdrehte und in die Küche zu der Familie huschte.

"Hier- und das habe ich für dich gekauft Val. Ich hoffe die Geschichten gefallen Logan und Rufus."

Valerie, die immer noch etwas Mehl an ihren Wangen kleben hatte, wischte sich die Hände sauber. Auf dem Tresen stand ein relativ großer Schokoladenkuchen, der anscheinend mit dem Schokomousse gefüllt war, von dem Jeff früher erzählt hatte. Der Ehemann befand sich im Wohnzimmer, von dem fröhliches Kindergelächter zu hören war. Frau war nicht in der Küche zu sehen.

"Ein Buch? Oh la la, Eve das hättest du doch nicht tun müssen!"

Eve. Evangeline zuckte bei diesem Namen zusammen. Nicht einmal Verloren hatte sie bis dahin so genannt. Trotzdem lächelte sie und winkte fröhlich ab.

"Ach was! Haha, immer wieder gerne. Es soll ein kleines Dankeschön für alles sein. Ich weiß, es reicht nicht-"

Doch da befand sie sich schon in den Armen Valeries, die sie fest an sich drückte.

"Ach Liebes, danke..."

Etwas überrumpelt erwiderte Evangeline die Umarmung, doch Val ließ sie relativ schnell wieder los und zog sich die befleckte Schürze auf.

"So- nun lass uns das Essen zum Tisch tranken. Die Jungs haben Hunger!"

Schweigend hatte Ayanami den Mantel und die Stiefel wieder ausgezogen und eben jenen an die Garderobe aufgehängt, bevor er ebenso den Raum betrat und den Blick über die Anwesenden schweifen ließ. Mit einem leichten innerlichen Lächeln beobachtete er die Szenerie, die sich vor ihm abspielte. Sie wirkte so harmonisch und war wohl der Traum eines jeden Menschen. Eine so harmonische und friedliche Familie mit einem wundervollen Leben zu haben.

Eva halft der fleißigen Mutter Fleisch, Kartoffeln, Gemüse, Sauce und Getränke zum Tisch zu tragen- der Nachtisch kam erst später.

"So, essen ist da!"

Sofort sah sich Eve nach Ayanami um, doch ihr Blick blieb an Frau hängen und musste auf einmal lachen. Frau, der blonde, große Bischoff, stand in der Mitte des Raumes. Ein Junge mit gelockten, blonden Haaren (Rufus) kletterte auf seinen Schultern herum, während der andere sich an dem linken Arm Frau‘s hin und her schwang. Das braune, etwas längere Haar schwang bei Logan fröhlich mit. Frau ähnelte einem menschlichen Gerüst, was wirklich sehr amüsant aussah.

"ESSEN!" brüllten die Teufel zusammen, sprangen von Frau hinunter und rannten aufgeregt zum Esstisch, setzen sich da hungrig hin und griffen übermütig nach Gabel und Messer.

„Du scheinst ja alle Hände voll zu tun zu haben.“ Warf er dann mit einem kurzen Schmunzeln ein und sah einfach nur zu wie er mit diesen spielte oder mehr oder weniger als Klettergerüst diente. Es war schon irgendwo sehr lustig mit anzusehen wie er mit diesen umzugehen pflegte. Anscheinend hatte Frau schon viele Erfahrungen damit sammeln können, wo sie doch in der Kirche so einige Kinder aufgenommen hatten. „Du gehst ja richtig in der Rolle auf.“ Dieses Mal breitete sich jedoch wirklich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus, während die anderen schon begannen das Essen reinzutragen. Er sagte gar nichts weiter dazu, sondern nahm Val und Evangeline etwas ab um es dann auf dem Tisch zu platzieren. Zum Teil fühlte er sich noch immer etwas überfordert von der Tatsache, wie die Menschen hier miteinander umgingen und das es hier einfach nichts dergleichen war wie in Lehl wo alle so unfreundlich gewesen waren.

"Du hast uns genug geholfen mit den Jungs, Frau." Sie berührte sachte seinen Oberarm und ging dann wieder zum Küchentisch. Der Blonde sah ihr etwas wehmütig hinterher. Jeff und Val setzen sich ebenfalls hin und dirigierten den Neulingen, wo diese sitzen konnten. Evangeline setzte sich mit einem Lächeln neben Ayanami, während Frau gegenüber von diesem platziert wurde. Sehr zu seiner Wut und Eifersucht. Natürlich bekam der Blonde die Blicke seitens der Brünetten mit - egal, wie sehr sie versuchte diese zu vertuschen. Er war nicht dumm. Die flüchte Berührung der Hände, das Aufblitzen in ihren Augen. Und alles versetzte Frau einen Stich und doch konnte er nichts sagen. Ayanami und er hatten nie über die Nacht gesprochen, auch wenn er sich sicher war, dass dieser dasselbe gefühlt hatte - oder etwa nicht? Etwas missmutig griff er nach den Kartoffeln und häufte sich etwas auf.

"Willst du auch?" fragte er etwas karg den gegenübersitzenden Chief und reichte ihm die Schüssel, während die blauen Augen das blasse Gesicht fixierten. Eine der Augenbrauen des silberhaarigen Mannes wanderte nach oben als er dem Blick aus dem Meerblau begegnete und es ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Doch er wurde eh und je durch die Brünette neben ihm abgelenkt. Die Blicke, die sie ihm zuwarf, blieben ihm nicht verborgen und für einen Moment hätte er sich wirklich gewünscht, sie hätten noch etwas mehr Zeit für sich gehabt. Bisher hätte der Silberhaarige auch gar nicht gewusst, über was genau er wegen dieser Nacht mit dem Blondhaarigen sprechen sollte, denn sowohl er selbst als auch der Bischoff schienen sich im Klaren zu sein, dass es nicht weitergehen durfte. Sie würden früher oder später sowieso wieder in ihr altes Leben zurückkehren müssen und dann gab es sowieso keine Möglichkeit mehr sich an das hier zu erinnern. Wieder musterte er den Anderen abschätzig als Frau ihn auf einmal so wortkarg ansprach und er die Schüssel entgegen nahm. Kurzzeitig war er in Versuchung zu fragen was mit diesem los war, aber er ließ es lieber bleiben. Er lud sich ein paar der Kartoffeln auf, bevor er sie dann Eve anbot. Er versuchte die Blicke des Anderen zu ignorieren, denn es war verdammt nerv tötend und noch dazu machte es ihn ziemlich unruhig. Frau sah zuerst etwas entsetzt aus über diesen Blick und beobachtete, wie Eva sich fröhlich bedankte und dann die Kartoffeln etwas umständlich an Valerie weiter reichte. Was war hier los? Das... Dieser Anblick er ähnelte dem Bild so, welches Belzeebub ihm gezeigt hatte. Verkrampft griff er nach seiner Gabel und stopft sich etwas Fleisch in den Mund. Ayanami... hatte er denn alles vergessen? Die Nacht, die Küsse... sie hatten doch etwas bedeutet, oder war der Bischoff ganz falsch gewesen mit seinen Gefühlen?

Doch Ayanami hatte die Küsse und die Berührungen nicht vergessen, wie könnte er auch. Aber der junge Mann hatte im Moment wohl mehr Einfluss von Verloren erhalten, dass er deswegen sich mehr an Eve hielt. Dennoch machte er sich irgendwie Gedanken darum, weshalb der Blondschopf auf einmal so verärgert aussah. An sich hatte er ihm ja nichts getan und noch immer stellte er sich die Frage warum diese wundervollen tiefblauen Augen ihn dermaßen durchleuchteten. Während er also schweigend der Braunhaarigen und Val lauschte, aß er ebenso nachdenklich und wich dann wieder dem Blick des Bischoffs aus.

"Das Essen schmeckt hervorragend, Val." Lächelnd sah das Mädchen zu der blonden Hausfrau, die nur verlegen den Kopf schüttelte.

"Es ist doch nichts Besonderes..."

"Doch, denn es ist mit Liebe gemacht worden, oder etwa nicht? Es schmeckt wirklich... lecker. Vielen Dank." Eve sah Valerie sanft an, sodass die Hausfrau gar nicht anders konnte, als rot zu werden durch das Kompliment und nach der Hand ihres Liebsten griff.

"Du bist sehr höflich, Eva. Aber vielen Dank."

Nickend wandte sich die Brünette wieder dem Essen zu, aß ein paar Mal was und trank ab und zu. Rufus und Logan schlangen alles, wie richtige Bälger, einfach in sich hinein ohne wirklich zu kauen. Jeff ermahnte sie immer, doch so richtig hören, wollten sie nicht. Evangeline konnte das alles nur belächeln, während ihre Hand einen Platz auf dem Knie des Silberhaarigen fand. Sie hatte es nicht einmal selber wirklich gemerkt, doch anscheinend suchte ihr Unterbewusstsein immer wieder nach Wegen den Todesgott zu berühren. Endlich konnte sie seine Nähe nicht nur wahrnehmen sondern auch spüren. Unter ihren Fingerspitzen fühlen. Bei den Gedanken schlug ihr das Herz wieder bis zum Hals, sodass sie den weiteren Verlauf des Abends kaum einen weiteren Bissen hinunter bekam. So in ihren Gedanken versunken, bemerkte sie Frau's eher trübsinnige Ausstrahlung nicht. Der Bischoff war wirklich langsam am Verzweifeln. Was tat sie da? Was tat Ayanami da? Er hatte Angst den Silberhaarigen einfach so zu fragen, denn das käme so rüber, als ob er ein eifersüchtiges Kleinkind war, aber das musste der Silberhaarige ja nicht wissen, nicht wahr? Im Gegensatz zu der Brünetten bemerkte der Silberhaarige jedoch sehr schnell die Ausstrahlung und die seltsam dunkle Aura die von diesem ausging, während er ihn immer wieder anstarrte. Ihm blieb nicht verborgen wie er ihm immer wieder Blicke zuwarf, welche gefüllt waren mit so viel Wut, Verzweiflung und Unverständnis. Nur warum? Was war mit dem Blauäugigen denn auf einmal los? Noch dazu tat er ja nichts Besonderes außer neben Evangeline zu sitzen und ihre Gegenwart zu genießen.

Das Abendessen verlief mit viel Gelächter. Jeff erzählte von seiner Arbeit als Autor und Val erzählte viele Kindergeschichten, wobei die Jungs immer wieder empört und verlegen hochsahen und versuchten ihre Mutter mit Todesblicken zu erdolchen. Als viele Stunden vergangen waren brachte Jeff seine Söhne ins Bett, die jedoch kaum bereit waren von Frau abzulassen. Erst, als der blonde Bischoff ihnen versprach, dass er morgen auch noch hier wäre, ließen sie sich von ihren Eltern ins Schlafzimmer bringen. Evangeline übernahm das Abräumen und nach weiteren Minuten waren sogar die Teller und das weitere Gedeck gesäubert und getrocknet. Frau hätte gerne diese Zeit genutzt um mit Ayanami zu sprechen, doch das Wohnzimmer befand sich genau neben der Küche und Evangeline musste ja nicht wissen, wie eifersüchtig der Ghost tatsächlich war. Stattdessen setze er sich in den Sessel vor dem Kamin und betrachtete die Flammen, die sich in seinen Augen wiederspiegelten.

"Das Leben ist wie Feuer, nicht?"

Frau zuckte zusammen, als er die Stimme des Mädchens hörte, die sich direkt vor dem Feuer hingesetzt hatte, aber so, dass sie etwas seitlich von Frau saß - schließlich sollte er das Schauspiel auch genießen. Sie mochte das Feuer, denn es brachte ihr Geborgenheit. Lächelnd sah sie zuerst zu dem Blonden und dann zu Ayanami, wobei ihr Blick dann etwas... weicher und liebevoller wurde.

"Möchtest du dich nicht setzen, Ayanami?"

Auch Frau sah bei der Frage zu dem Chief nach oben. Ja, würde er sich jetzt setzen? Es juckte in den Fingern des Bischoffs und in seinen Lippen kribbelte es. Er wollte ihn wieder spüren, ihn wieder seinen Namen sagen hören, doch das war wohl nicht möglich. War es nun doch, ganz gegen all seinen Hoffnungen, nur eine einmalige Sache gewesen? Besagter Chief of Staff hatte Zusammen mit Val bis eben das Geschirr abgeräumt und ihr ebenfalls angeboten beim abwaschen und trocknen zu helfen. Allerdings wurde er wieder nach draußen geschickt, wo er sich mit zu dem jungen Mann gesellte, dessen tiefblaue Augen derzeitig auf dem Feuer lagen. Wieder war er sich nicht sicher ob er Zehel hätte ansprechen sollen, allerdings wollte er ebenso nicht vor der wiedergeborenen Tochter Gottes mit dem Anderen streiten. Dementsprechend schwieg also auch der Chief of Staff vor sich hin und blieb mitten im Raum stehen wo er den Blick der amethystenen Augen in die Flammen gerichtet hielt. Erst als die junge Frau mit den violetten Augen sich zu ihnen setzte, kehrte er aus seinen Überlegungen zurück.

„Ehm.. sicher.“ Gab er ein wenig zögerlich zurück und setzte sich dann neben Evangeline, kurz einen Blick zu dem Bischoff gerichtet, bevor er wieder in das Feuer sah. Irgendwie war es ein merkwürdiges Gefühl… auf der einen Seite wollte er gerne so nahe wie möglich bei der jungen Frau bleiben. Aber auf der anderen würde er auch gerne noch einmal mit Frau über ein paar Dinge alleine reden. Irgendwie stellte sich alles als ziemlich kompliziert heraus. Eve lächelte fröhlich, als Ayanami sich neben sie setze, doch der Blick galt immer noch Frau. Langsam fiel ihr auf, dass der Ghost nicht sehr zufrieden aussah. Ganz und gar nicht zufrieden. Fragend legte sie den Kopf schief und wog ihre Worte gewissenhaft an. Was konnte sie sagen oder tun, damit der Blonde weniger bedrückt aussah? Wenn sie den Grund jedoch gekannt hätte, wieso dieser so dreinblickte, dann hätte sie wahrscheinlich nichts tun können. Denn, so lebendig ihr Herz in ihrer Brust schlug, so würde niemals von Verloren ablassen. Nicht schon wieder. Sie wollte nie wieder von diesem getrennt werden. Dieser Gedanke ließ ihre Hand schon wieder in Richtung des Silberhaarigen gleiten, doch sie hielt sich zurück und drehte sich schützend vor sich selber wieder dem Feuer zu. Das Züngeln der roten Flammen erleuchtete die blasse Haut und spiegelte sich den violetten Augen wieder. Das braune Haar wirkte beinahe schon wie flüssige Bronze, wie es ihre schmalen Schultern hinab glitt. Und Frau hasste diesen Anblick langsam. Dieses Mädchen, die es schaffte, Ayanami den Kopf zu verdrehen. Wieso sah der Silberhaarige IHN nicht an? Wieso schien er sich immer weniger in seinen Augen zu verlieren, wie vorher? Der blonde Bischoff verzweifelte langsam an die Ignoranz, die der Chief of Staff ihm entgegenbrachte. Langsam aber sicher. Seufzend lehnte er sich in dem Sessel zurück und schloss die Augen. Der Tag war so verdammt lang gewesen. Vielleicht bildete er sich auch einfach nur etwas ein? Wahrscheinlich machte er sich einfach viel zu viele Gedanken über alles. Man sollte einfach eine Nacht darüber schlafen und er würde liebend gerne schlafen gehen aber erstens sträubte sich alles in ihm Ayanami mit Eva alleine zu lassen und zweitens wollet er ganz sicherlich nicht alleine ins Bett gehen. Müde öffnete er seine blauen Augen wieder und sah zu Evangeline, die ihren Blick wieder auf ihn gerichtet hatte. Der Silberhaarige wollte den Bischoff ja nicht wirklich ignorieren und er wollte auch nicht so tun als wenn er Luft für ihn wäre. Doch Ayanami konnte einfach nichts dagegen tun, dass Eve seine gesamten Gedanken ausfüllte und er an nichts anderes mehr denken konnte. Die Stimme welche so wundervoll in seinen Ohren klang, riss ihn wieder aus seinen Wachträumen und ließ ihn dieses Mal doch den Blick wieder auf den Blondschopf richten, welcher wohl in dem Sessel zu dösen schien. Ob Frau wirklich schlafen gehen wollte? Wenn ja, dann würde er das ja auch ohne ihn tun können, denn für den Augenblick wollte er Gottes Tochter noch nicht gleich wieder alleine lassen. Dafür war ihm die Zeit einfach zu kostbar, die er mit ihr nachholen musste.

"... Du siehst müde aus, Frau," stellte die Brünette besorgt fest. "Möchtest du nicht schlafen gehen?"

Der Blonde grunzte kurz, sah von ihr zu Ayanami, bevor er sich erhob und sich durch das blonde Haar strich. "Ja- ich leg mich hin. Und Ayanami?" Evangeline wusste nicht, ob sie den Blick richtig deutete, aber er hatte etwas Sehnsüchtiges in ihm, etwas flehendes. "Wir reden morgen." Auch wenn der Tonfall bestimmend und ernst gemeint war. Die violetten Augen verfolgten Ghost, wie er- so schien es ihr- niedergeschlagen den Weg zu den Treppen ging, diese erklomm und sich wohl im Gästezimmer zum Ausruhen hinlegte. Ein kurzes Nicken folgte auf die Worte des Blauäugigen, während sein Blick dem Mann folgte, der nun die Treppen nach oben stapfte. Wieder zog er die Augenbrauen prüfend zusammen, denn er machte irgendwie einen sehr betrübten Eindruck wie er die Stufen hoch stapfte. Was war nur mit diesem los? Langsam machte sich wirklich Besorgnis in ihm breit, aber das würde Ayanami niemals zugeben. Auch wenn er unbedingt wissen wollte was mit diesem los war. Vielleicht sollte er ihn am nächsten Tag noch einmal darauf ansprechen und fragen was los war.

Stille breitete sich zwischen den beiden Anwesenden aus als er hörte wie sich die Tür des Gästezimmers schloss und ein schwerer Stein legte sich auf sein schnell schlagendes Herz. Doch was war dieses merkwürdige Gefühl? Dieses Stechen in seiner Brust, das ihm sagte, dass irgendetwas nicht ganz richtig war? Das Mädchen wartete ein paar Sekunden ab, nahm die Stille ein, die sich um die beiden verbliebenen Personen gelegt hatte. Nur das Feuerholz knisterte im großen Kamin, nur die Flammen tanzten miteinander. Langsam drehte sich Eve zu ihrem Verloren um, ein zartes Lächeln auf den Lippen. "Du musst auch müde sein," hauchte sie, die Hand gehoben, um den Chief durch das silbrige Haar zu streichen. "Möchtest du nicht schlafen?" Auch wenn der Gedanke aus ihrem purem Egoismus entstand, so hoffte sie, noch etwas Zeit mit dem Todesgott am Feuer verbringen zu können, sich in seine Arme zu legen und ihn immer wieder zu berühren. Auch wenn die Haut unter ihren Fingerspitzen kälter als normal zu sein schien, so genoss sie jeden einzelnen Zentimeter davon.

„Es geht schon. Möchtest du denn schon schlafen?“ fragte er dann und dieses Mal konnte der Todesgott sich nicht verkneifen mit einer Hand über die Wange Eves zu streichen. Gedankenverloren wanderten die Fingerspitzen über ihre Wangenknochen, die Schläfen – über die weiche Haut die sich in ihrer Temperatur von seiner unterschied.

„Aber ich würde gern noch etwas hier sitzen bleiben.. Eve.“ Dieses Mal zeigte sich wirklich ein Lächeln auf den Lippen des Chiefs, während seine Finger durch die haselnussbraunen Strähnen wanderten. Eve gab ein wohliges Seufzen von sich, als sie die Finger des Todesgotten an ihrer Haut spürte. Müde war sie nicht- wenn, erschöpft. Aber all das rückte in den Hintergrund, wenn sie ihn ansah. Den Mann, nein, die Gottheit, nach der sie sich schon zu früheren Zeiten so gesehnt hat. Während ihr Vater leben schenken konnte, war es diesem Mann vergönnt worden etwas zu erschaffen- er konnte nur das kostbarste nehmen, was ein Mensch, was Lebewesen besaßen: Das Leben. Und doch schien er so sanft mit ihr umzugehen, immer besorgt um ihre Gesundheit.

'Du wirst sterben, wenn du mich berührst.'

'Du solltest nicht hier sein.'

Aber sie war zu stur gewesen, um es einzusehen. Wie konnte so ein liebliches Wesen ihr Schaden zufügen? Auch wenn nicht gewollt. Jetzt jedoch, wo sie so nahe beieinander saßen und sie seine Wärme spüren konnte, trieb es dem Mädchen beinahe die Tränen in die Augen. Er war wirklich hier. Von Glück überhäuft nahm sie seine Hand, die durch ihre Haare gewandert war, in ihre Hand und gelte sie an ihre Wange, um sich dagegen zu schmiegen.

"Ich möchte mit dir hier bleiben." Mit klopfenden Herzen rutschte Gottes Tochter näher, die braunen Strähnen fielen ihr sanft vor die Schultern. Langsam hob die Brünette ihren Blick an, lächelte Verloren an und reckte sich. Sanft berührten ihre Lippen wieder die blasse Wange des Mannes, doch diesmal verharrte sie etwas länger in dieser Position, bis sie sich lösen musste, um in seine Augen zu sehen. Diese Augen, die ihren in diesem menschlichen Körper so ähnelten. Ob er die grünen Augen vermisste? Wollte er die alte Eve wiederhaben, die Eva nie sein konnte? Oder war sie sie schon längst - die Seele des Körpers schon längst verdrängt um der Liebenden Platz zu geben, damit sie wieder bei dem Mann sein konnte, der so viel Zeit für ihre Suche geopfert hatte. Gedankenverloren strichen die zärtlichen Fingerspitzen über die Lippen des Todesgottes, ein Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens.

„Dann bleiben wir noch hier.“ Stimmte er zu und die amethystenen Augen lagen still auf dem Gesicht eben jenes Mädchens, die hier neben ihm saß und anscheinend ebenso lange auf ihn in diesem Schweigen gewartet hatte. Wieder erfüllte Wärme und Geborgenheit sein Herz als er die weichen Lippen auf seiner Haut spüren konnte. Ein seichtes Kribbeln breitete sich auf der Wange aus, die von ihr berührt wurde und die kurzzeitig eine leicht rötliche Farbe auf diesen entstehen ließ. Wieder blickte er in diese violetten Steine, die seinen so ähnelten. Es war ihm egal, dass sie nicht mehr diese wunderbare tiefgrüne Farbe besaßen – die sie wie zwei funkelnde Smaragde wirken ließen. Ihm war es nicht wichtig ob sie so war wie die alte Eve oder nicht. Deswegen würde er dies auch nicht weiter in Frage stellen. Das Lächeln auf den rosigen Lippen der jungen Frau schien seine Dunkelheit und Kälte zu vertreiben, die sich immer weiter in den Jahren über ihm ausgebreitet hatte. Evangeline… nein… Eve… war wie Balsam für die zerschundene und verbannte Seele des Todesgottes.

"Erzähl mir... von deinem jetzigen Leben, Verloren."

Damit platzierte sie sich direkt neben ihn, den Kopf an seine Schulter angelehnt und die Beine angewinkelt. Das Haar umrahmte das blasse, oval förmige Gesicht, welches friedlich zu dem wiedergeborenen Gott hinauf sah. Sie wollte von seinem Leben hören, seine Abenteuer, die erlebt hatte. Sie wollte durch seine Erzählung den Menschen nahe kommen, die er auf seinem Lebensweg schon begegnet war, wollte nicht nur den jetzigen Verloren, aber auch den noch lebenden Ayanami verstehen. Sanft malten ihr Finger unsichtbare Kreise auf der zu ihr zugedrehten Handfläche des Anderen, glitt mit dem Finger die Lebenslinien nach, die er als Gott nicht gehabt hatte, denn ein Lebe wohnte nicht in ihm. Nicht, wenn er der Tod selber war. "Damit wir ab heute ein Leben zusammen führen können."

„Von meinem jetzigen Leben..?“ Ein irritierter Blick zeigte sich in den Amethysten und schien kurz über diese kleine Bitte nachzudenken. Anscheinend war er sich nicht sicher ob er dieser Bitte wirklich nachkommen sollte.

Er ließ die Violettäugige gewähren als sie sich an ihn lehnte und eher unbewusst legte er einen Arm um ihre schmale Taille, einfach um diese Wärme nicht gleich wieder zu verlieren. Dafür befand er diese einfach zu kostbar, als das er sie so schnell wieder hergeben wollte.

„Nun… bis nach dem Abschluss der Akademie der Armee konnte ich mich nicht erinnern. Ich habe nie wirklich verstanden woher diese besondere Begabung für diese Art von Zaiphon kam. Doch als ich letztendlich in der Armee im Krieg gegen Raggs meine Erinnerungen wieder bekam, begann alles langsam einen Sinn zu ergeben. Ich sah diese Bilder…die Erinnerungen von dir und ich wusste, dass ich diese Suche nicht einfach aufgeben konnte.“ Wieder zeigte sich ein Lächeln auf dem sonst so blassen Gesicht, welches sich nun gegen die weichen Haare Eves lehnte und den Duft von Lavendel und Flieder einatmete. Wie frischer Morgentau, der sich auf die sanften Blätter zu legen pflegte.

„Aber jetzt habe ich dich ja gefunden.“

Eve kuschelte sich etwas näher an den Todesgott heran, als sie seinen Arm um ihren Körper spürte. Es war sogar noch schöner, als sie sich in all ihrer Sehnsucht vorgestellt hatte. Aufmerksam lauschte sie den Worten, die ihr Bilder vermittelten, aber doch so viele Informationen zurück hielten, dass sie es sich nicht klar vorstellen konnte. Hatte er Freunde gehabt? Familie? Oder waren das alles persönliche Fragen an Ayanami und nicht an Verloren?

"Jetzt bist du also im Militär- dort hast du doch sicherlich auch Kameraden nicht wahr? Wie sind sie? Und haben sie sich nie gewundert, dass du noch etwas suchst, was so undeutlich in der Zukunft lag?"

„Nun… sie sind… manchmal ein bisschen anstrengend. Aber alles in allem kann ich mich immer auf sie verlassen. In Frage gestellt haben sie meine Suche allerdings nie. Warum… weiß ich selbst nicht so genau. Vielleicht liegt es daran, dass sie als Warsfeil immer von anderen schlecht behandelt wurden.“ Spekulierte er schon eher fast zu sich selbst, bevor er dann wieder in die violetten Spiegel blickte, welche ihn so durchdringend ansahen.

"Anstrengend, hu? Aber solange du ihnen vertraust und mit ihnen zusammen sein kannst ohne Angst zu haben, dann sind es wohl genau die richtigen Kameraden für dich, Verloren." Lächelnd hob sie den Kopf Verlorens sanft mit ihren Händen an, um ihm in die Augen zu sehen. Die Augen, die sie damals in den Bann geschlagen hatten und wie froh sie war, dass diese Wirkung nicht nachließ. Mit zärtlicher Liebkosung strich die Brünette dem Silberhaarigen wieder einmal über die Wangen, ihr Blick wanderte von seinen Augen langsam runter zu den wohl geschwungenen Lippen.

"Wo du mich jetzt gefunden hast- was wirst du tun?"

Ihre Stimme klang leicht wie in Trance, ihre Gedanken eingenommen von den leicht rosigen Lippen, die sich von der blassen Haut etwas abhoben. Ihm blieb nicht verborgen das ihr Blick tiefer wanderte und er selbst musste sich aus seinen Gedanken reißen um ihre Frage zu beantworten. Das Herz der Tochter Gottes schlug von Sekunde zu Sekunde schneller in ihrer Brust, die Wangen- so dachte sie- flammten auf wie das Feuer im Kamin. Sie wusste nicht, dass sie ähnliche Gedanken hegte, wie Frau vor seinem ersten Kuss mit dem Chief. Nur ein Kuss. Nur einmal diese weichen Lippen berühren. Doch anders als Frau, konnte sich Eve von dem Anblick lösen und sah Verloren wieder in die Augen, bevor sie etwas unbeholfen auf seinen Schoss kletterte und ihren Kopf gegen seine Brust lehnte. Sanft hörte sie sein Herz schlagen, dass lebendige Herz.

„Es schlägt genauso schnell wie meins," kicherte das Mädchen kindlich erfreut und kuschelte sich etwas mehr an den warmen Körper des Anderen. Und nur dafür, dass sie es schlagen spürte und hören konnte, war das Mädchen dankbar. Ayanami stockte. Seine Gedanken wanderten wieder zu Frau und vor allen Dingen zu Sin, sie mussten ihn unbedingt aufhalten und es wäre zu gefährlich für Eve, wenn sie die Beiden begleiten würde. Er konnte sie also nicht mitnehmen… das würde jedoch auch bedeuten, dass er die Tochter Gottes noch einmal alleine lassen musste. Zumindest so lange, bis sie ihre Aufgabe erfüllt hatten. Weiterhin sah er in die fliederfarbenen Augen, während seine Finger über ihren Rücken kraulten und die Nähe weiterhin genossen. Ihr Blick schien noch immer auf seinen Lippen zu liegen und was Eve wohl auch nicht wusste war, dass in seinem Kopf sich durchaus ein ähnlicher Wunsch breit machte. Dennoch wahrte er im Gegensatz zu dem Augenblick mit Frau die Distanz. Der Silberhaarige wollte sie nur ungern drängen oder ihr zu nahe kommen, wenn sie es nicht wollte. Dennoch zuckte er kurz etwas zusammen als sie versuchte auf seinen Schoß zu klettern. Doch so schön dieser Moment auch war. Er wurde von den trüben Gedanken überschattet die den Todesgott immer wieder beschäftigten.

„Aber dein Vater wird wohl wieder versuchen einen Weg zu finden es u verhindern…“ Die Amethyste verfinsterten sich und ein leises Seufzen ertönte seitens des Chief of Staffs, der weiter über sanft über ihren Rücken strich, den Blick nun in die warmen Flammen gerichtet – ein dunkler Ausdruck lag in den sonst so leeren Augen, die schon so viel Leid von der Welt gesehen hatten. Verspielt betrachtete sie die Finger eingehend, verschränkte ihre Hand mit der des Gottes, ließ sie wieder los, nur um sie dann wieder fest an ihre linke Brust zu drücken, damit auch er ihr Herz schlagen spüren konnte.

"Lass ihn doch," murmelte sie trotzig. Gott könnte nicht ewig über sie bestimmen, schließlich hatte er ihr doch auch den freien Willen geschenkt. Und ihr Wille war es mit dem Todesgott zusammen zu sein und er konnte so viel rumzetern wie er wollte. Nie wieder würde sie sich... sich... Kopfschmerzen fingen wieder an Eve zu plagen, wie sie es immer taten, wenn sie sich erinnern wollte. Wieso war sie nicht bei Verloren geblieben in der Sicherheit des Waldes? Wie hatte sie es geschafft nicht zu ihm zurück zu kehren?

Kurzzeitig wanderten seine Gedanken wieder zu seinen Kameraden – zu Hyuuga und all den Anderen – die immer hinter dem Chief of Staff gestanden hatten und niemals dessen Entscheidungen in Frage gestellt hatten. Warum genau sie es nie gewollt hatten… das wusste selbst der Silberhaarige nicht… aber er war sehr froh darüber, eine so loyale Crew zu haben. Nur nebensächlich bemerkte Ayanami wie Eve kurz seine Finger mit den Ihren verschränkte und diese dann auch schon wieder losließ. Dennoch… vielleicht hatte ihnen Gott einen freien Willen gegeben, doch wenn … dann hatte er dies nur seiner Tochter mitgegeben. Verloren selbst hatte eine Aufgabe bekommen, eine Mission, die er nicht vernachlässigen durfte. Er war der Inbegriff des Todes und des Verderbens. Er war Begleiter der armen Seelen, die er abholen würde. Doch trotz dieser vielen Bedenken hatte Eve ihn immer wieder besucht, hatte ihm eine gewisse Gesellschaft in dieser Einsamkeit geben wollen. Und darüber war er auch sehr dankbar. Mehr als das sogar. Er hatte sein Herz an dieses Mädchen verloren, an dieses wunderschöne reine Lächeln und diese klaren Augen, die keinen Betrug und keine Lüge mehr zuließen. Es hatte ihm das Herz zerrissen als sie irgendwann nicht mehr zu ihm zurückkehrte und er erfahren musste, dass sie tot war. Warum?! Wer hatte das zu verantworten!? Er würde den verantwortlichen finden und ihn zur Rechenschaft ziehen! Doch vorher wurde ihm aufgetragen die Seele der Tochter des Himmels zu finden und zurück zu bringen. Und genau dafür wurde er auch noch zur Hinrichtung verurteilt. Was hatte Gott nur gegen in verdammt!?

"Gott kann mir nichts anhaben- ebenso wenig wie dir. Er wird es nicht wagen uns in diesen Körpern etwas anzutun, die schon so viel Einfluss auf die Welt und ihrer Umgebung hatten. Mein Vater ist nicht dumm- er würde nur ungerne noch mehr Chaos in die Welt setzen..."

Und im Notfall würde sie einfach mit ihm reden müssen. Ein typisches Tochter-Vater-Gespräch führen.

'Sei um zwölf wieder zu Hause.'

'Ja, Vater.'

'Er soll deinen Körper respektieren!'

'Ja, Vater.'

'Und wenn er versucht dir die Seele zu stehen, tret ihm in die Weichteile.'

'Ja, Vater.'

'... Hast du Kondome dabei?'

Ähm... ja. Solche Gespräche halt. Die Wangen flammten kurz rot auf. E-Es war ja nicht so, dass sie nie... also doch, eigentlich schon weiter als ein Kuss waren ihre Fantasien nie gegangen und um ehrlich zu sein hatte sie Angst Verloren zu küssen. Was wäre, wenn ihre Sehnsucht mit ihr durchbrennen würde? Als sie ihn als Verloren erkannt hatte, war es ja schon schwer genug sich von ihm fern zu halten, doch mit einem Kuss...

„Manchmal bin ich mir nicht so sicher ob dein Vater so klug ist wie du denkst….“ Murmelte er dann ein wenig zu sich, aber laut genug dass die Brünette es hatte hören können, bevor er sich wieder zu ihr wandte. Diese reinen violetten Augen brachten ihn einfach nur durcheinander und zauberten eine Wärme in ihm hervor, die nur sie entstehen lassen konnte.

"Solange wir zusammen sind, wird alles gut," murmelte Eve und sah mit sanftem Blick nach oben und musste leicht bei dem düsteren Blick kichern. "Verloren- du machst dir zu viele Gedanken. Hast du jedoch schon immer."

Damit schlang sie ihre zierlichen Arme um den Hals des Anderen und zog sich so weit zu ihm hoch, dass ihre Stirne sich berührten und sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte.

„Und du machst dir manchmal zu wenige. Aber das hat dich ja auch damals immer in meinen Wald geführt, was?“ konterte der Chief nur und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, während er eine Hand von ihrem Rücken löste. Die blassen feingliedrigen Finger strichen erneut zart über die weiche Wange und die seidigen Haare. Der Violettäugigen ging es nicht anders als ihm selbst, denn auch Ayanami hatte diesen Wunsch nur einmal diese Lippen zu berühren, die dieses sanfte Lächeln trugen. Dennoch verneinte er eben jenes Stimmchen und wartete lieber ab, nicht sicher ob sie sich vielleicht daran stören würde. Und genau dieses Flüstern wurde unangenehm laut als er ihre Arme um seinen Hals spüren konnte und ihr Atem gegen seine Lippen schlug, während seine beiden Arme wieder ihren Platz um ihre Taille fanden und er tief in diese endlosen Augen blickte, die seine Farbe teilten.

"Jetzt sind wir zusammen- jetzt. Was später sein wird, sehen wir dann. Morgen, übermorgen. Wir haben die Ewigkeit Zeit, Verloren. Und jetzt küss mich." Lächelnd sah sie in das Gesicht des Gottes, ein kindliches Glitzern in den Augen. Eine Forderung der er nur gerne Folge leistete. Der Tochter Gottes durfte er doch nicht widersprechen, oder? Allein deswegen hatte er keine Einwände dagegen sich zu ihr zu beugen und ihre Lippen mit den seinen zu verschließen. Kaum berührten sich diese, ging ein erneuter Schauer durch den Silberhaarigen. Waren die Ihren doch so wundervoll weich, erinnerte ihr Geschmack ihn an einen Hauch von Erdbeeren und ihrer eigenen Reinheit, die sie so verkörperte. Sein Herz raste nur so vor sich hin als er die Arme fester um sie schloss, dennoch auf passend ihr nicht weh zu tun, schien er doch beinahe Angst zu haben das sie verschwinden würde, wenn er sie wieder loslassen würde. Sie erwiderte fast schon stürmisch den Kuss des Todesgottes und presste ihren zierlichen Körper an den Seinen. Ihr Herz schlug von null auf hundert und flackerte in ihrer Brust so schnell, dass sie Angst hatte, gleich einen Herzinfarkt zu bekommen. Der menschliche Körper war doch so zerbrechlich. Jedoch hatte er auch Grenzen - wie zum Beispiel Luft. Schmunzelnd löste sie sich von Verloren, bevor sie leise lachte und eine silbrige Strähne von den Wimpern löste, die sich darin verfangen hatte. Schnell bemerkte auch der Violettäugige wie nötig der Sauerstoff war und Verloren musste sich ebenso von der Tochter Gottes lösen um nach Luft zu schnappen. Ihr leises Lachen hallte in seinen Ohren nach und er blickte erneut in diese fliederfarbenen Steine. Manchmal bekam er das Gefühl, dass sie auf seine Seele blicken konnte mit ihren klaren Augen. Diese klaren Steine, die keinerlei Lüge mehr zuließen.

"Du hältst mich wie eine Porzellanpuppe, Verloren. Wovor hast du Angst?" Ayanami war so in Gedanken versunken, dass er ein wenig zusammen zuckte bei ihren Worten, die Augen weiteten sich ein wenig.

„Ich…“ begann er, doch der Chief of Staff stockte sofort und blickte zu Boden. Er wollte ihr nicht sagen, dass er sich Gedanken machte, was geschehen würde wenn er mit Frau weiterziehen musste um Sin zu besiegen. Würde sie auf ihn warten? Und was würden sie denn machen, wenn sie Sin besiegt hatten? Würde Eve denn mitkommen können? Wollte sie das denn überhaupt? Schließlich war der Silberhaarige noch immer loyal seinem Königreich gegenüber. Der Blick des Mädchen war fragend, als sie das Gesicht vor sich einnahm und zärtlich mit der Fingerspitze über die Lippen strich. Während des Kusses hatte sich eine Gänsehaut auf ihren Armen ausgebreitet, der jetzt immer noch vorhanden war und langsam auch ihren Rücken entlang krabbelte. Nur beim reinen Anblick der Lippen überkam der Brünette erneut dieses Verlangen, wofür sie sich so schämte. Genau das hatte sie nicht gewollt- die Lippen auf ihren spüren zu wollen und das 24/7. Doch die Sehnsucht in ihr wurde langsam zu einem brennenden Verlangen und schien immer höher zu flackern, je niedriger die Flammen im Kamin wurden.

"Ich gehe nirgendswo hin - außerdem bist du ein passabler Küsser," neckte Eve den Gott und stupste ihn freundschaftlich mit dem Zeigefinger gegen die Schulter, ein fröhliches Lächeln auf en Gesicht. Gut, dass passabel war sehr untertrieben, aber sie wollte nicht, dass Verloren entweder so einen düsteren Gesichtsausdruck hatte, noch sie berührte, als würde sie sich jeden Moment wieder in Luft auflösen. Sie war hier- bei ihm. Und sie schwor bei Gott, dass sie auch hier an seiner Seite bleiben würde. Da müsse sie schon jemand mit Gewalt wegbekommen. Nebensächlich und vielleicht auch ein bisschen spielerisch kniff er ihr sachte in die Seite und musterte sie etwas vorwürflich.

„Passabel? Na wenn es nur das ist. Dann gebe ich das Kompliment gerne wieder zurück.“ Schweigend und mit einem Lächeln auf den Lippen lehnte er die Stirn gegen die der Brünetten und schloss die violetten Augen.

"Ich bin mir sicher, dass kannst du gut beurteilen mit all den Frauen mit denen DU schon rumgemacht haben musst." Bei ihren Worten war es jedoch an Verloren, dass sich ein dunkler Schimmer in die klaren endlosen Augen legte, während er die Brünette weiter in den Armen hielt. Autsch. Das war schmerzhaft gewesen, als wenn sie ihm das zutrauen würde. Im Hinterkopf wanderten seine Überlegungen jedoch auch wieder zu diesem Bischoff und das machte diese Worte noch irgendwie ein bisschen schwerwiegender, denn nun begann eben jenes Stimmchen sich wieder bemerkbar zu machen. Verdammt… wieso musste er ausgerechnet jetzt an den Blondschopf denken, der vorhin so schnell die Flucht ergriffen hatte? Ayanami versuchte den Gedanken abzuschütteln, der sich in ihm manifestierte und richtete seine Konzentration wieder auf Evangeline.

Das Schmollen wurde zu einem kindlichen Grinsen, die Hand wanderte durch die silbrigen Strähnen, der Blick haftete auf dem blassen Gesicht. Ayanami sah Verloren wirklich ähnlich- was wahrscheinlich auch an der Seele in ihm lag. Wie bei ihr und Evangeline. Ihr UND Evangeline? Trennte sie sich selber schon in zwei Abschnitte? Je länger sie darüber nachdachte, desto schmerzlicher kam ihr Gedanke, dass sie wahrschlich gerade jemanden den Körper und somit auch das Leben stahl. Sie wollte Eva wirklich nicht vorenthalten, aber immer wenn sie in diese Augen sah, dass sanfte Lächeln auf den Lippen bemerkte oder seinen Atem auf ihrer Haut spürte, da... wollte sie bei ihm sein. Koste es was es wolle. Aber Eve hatte so das Gefühl, dass Evangeline es verstand. Schließlich war auch sie ein sehr frommes und nettes Mädchen gewesen, den Glauben an Gott nie verloren. Vielleicht verstand sie ja, auch wenn es nur etwas war, wie wichtig es für Eve war bei Verloren zu bleiben. "Aber du hast ja noch lange Zeit deine Künste zu verbessern," lächelte Eve dann kurz aufreizend, dann zog sie sich zu ihm und gab ihm endlich den zweiten Kuss, den sie ihm schon vorher hatte geben wollen. Sie wollte nicht zu weit gehen mit ihren Gedanken, doch sie schwor, dass der zweite Kuss sogar noch besser war als der Erste. Das Warten darauf war schließlich auch nur ein Bruchteil von dem, was sie davor hatte aushalten müssen.

Mit einem leisen Seufzen schüttelte er nur den Kopf, wollte er beinahe damit ausdrücken: ‚Du bist einfach unverbesserlich.‘ Doch er schwieg lieber weiterhin dazu, denn sein Kopf schien ihn noch immer anzuschreien, dass er da jemanden ganz wichtiges vergaß in seiner Planung und in den Worten die Eve ihm entgegnete. Egal wie sehr er doch für immer bei ihr bleiben wollte… da war noch etwas anderes. Verfluchtes schlechtes Gewissen! Warum musste es sich denn ausgerechnet jetzt zu Wort melden und ihn immer wieder ermahnen, dass er noch einmal über seine Worte nachdenken sollte?

Das Feuer im Kamin war aus, nur noch die Kohle leuchtete schwach. Bis auf das sanfte Glühen war der Raum leer, das Haus ruhig. Val und Jeff schliefen wahrscheinlich, wie die restlichen Bewohner des großen Familienhauses. Draußen fielen wieder sanfte Schneeflocken vom Himmel, die Eve unweigerlich an die Lilienblüten erinnerten. Wirklich ein Wink des Schicksals, dass sie Verloren hier wieder traf, wo so viel sie an ihre gemeinsame Zeit erinnerte. Mit einem sanften Lächeln löste sich Gottes Tochter von den weichen Lippen und stupste ihre Nase leicht an die des Anderen, bevor sie ihre Stirn gegen seine legte. Seine Nähe, sein Geruch. Eve konnte immer noch nicht in Worte fassen, wie froh sie war, ihn wieder zu haben. Endlich. Ihr Griff um seine Schultern, an denen sie sich festgehalten hatte, verstärkte sich etwas, als ob nun er verschwinden könnte, wenn sie ihre Augen öffnete und nicht andersherum. Irgendwie hatte sie das Gefühl, Verloren wieder verlieren zu können, dass er am nächsten Morgen verschwunden sein könnte, wie ein Trugbild in der Wüste. Der Silberhaarige hatte nicht mal wirklich bemerkt, dass die Flammen mittlerweile komplett versiegt waren und nur noch die Glut ein wenig vor sich hin schmor. Die Wärme des Feuers begann langsam aber sicher zu entschwinden, weshalb er sie näher an sich zog, als wolle er sie vor der herannahenden Kälte schützen. So viele Erinnerungen waren mit dem Schnee und diesen Blumen verbunden, vielleicht war es genau das gewesen, was immer wieder in ihrem Leben auftauchen würde…

„Du musst keine Angst haben. Ich verschwinde schon nicht…“ warf er dann in einem leisen Ton ein und wanderte mit einer Hand zu ihrer Wange, über die er nun sachte strich. Während er in die violetten Spiegel blickte. „Und dieses Mal kann dein Vater jeden schicken den er will, es ist mir egal.“ Fügte er noch hinzu und löste sich kurz von ihr um ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen, bevor er wieder beide Arme um sie legte. Langsam begann die Wärme des Feuers wirklich zu verblassen, denn die Luft kühlte langsam aus. Gab es nur noch die Wärme eben jenes Mädchens an seiner Seite, die ihm diese weiterhin spendete. Doch Eve quälte derzeitig nur ein Gedanke. Diese Zweisamkeit würde vorbei gehen, wie so vieles. Morgen wäre ein neuer Tag, morgen-

"Wozu seit ihr hierhergekommen? Du und der Ghost..." Es läutete dem Mädchen immer noch nicht ein, wieso Verloren mit einem Ghost zusammen war. Natürlich wusste sie nicht, welche Aufgabe diese hatten, doch die Ghosts waren in ihrer Zeit immer bei Gott gewesen, hatten nur seine Befehle ausgeführt. Wieso war einer von Gottes Dienern bei dem Todesgott? Abgesehen davon, dass ihre wahre, emotionslose Gestalt sich doch so ähnelten. Eve spekulierte darauf, dass Gott versucht hatte eine weitere perfekte Existenz erschaffen wollte, doch daran verzweifelte. Auch wenn sie nicht fand, dass Verloren 'perfekt' gewesen war. Ohne Emotionen, ohne... Liebe, war man Einsamkeit. Und Einsamkeit gehörte nicht zur Perfektion, denn in Wahrheit gab es so etwas wie das Perfekte Dasein nicht. Jeder hatte Fehler, was sie doch so einzigartig machten, nur deswegen schaffte die Welt zu überleben. Nur aus Fehlern konnte man lernen, denn wenn man nichts lernte, dann würde man sich auch niemals weiter bilden können. Verloren hatte zwar allwissend und doch hatte er damals keine Ahnung gehabt, was es hieß, etwas beschützen zu wollen, was einem wichtig war. Noch immer hielt Eve daran fest, dass sie alles in ihrer Macht tun würde, um diese Welt zu retten, wo doch so viele Familien lebten, wie diese hier. Als Beispiel.

"Und wohin führt euch eure Reise noch?"

Der wiedergeborene Todesgott biss sich auf die Unterlippe und wich dem durchbohrenden Blick der fliederfarbenen Seelenspiegel aus. Er erinnerte sich daran, dass Eve gar nicht wissen konnte was danach geschehen war und dass sie keine Ahnung von alldem gehabt hatte. Wusste sie überhaupt was mit ihm geschehen war nachdem sie gestorben war und man Verloren zum Mörder anklagte? Und an ihrem fragenden Blick konnte er sehr gut erkennen, dass sie keinen blassen Schimmer von dem Geschehen hatte, was sich danach zugetragen hat. Eve ließ die Hand Verlorens los, jedoch nur um ihre Finger mit seinen zu verschränken und diese Bindung mit ihrem Blick festzuhalten. Verbunden... das waren sie doch, oder nicht? Es freute sie, dass dieses Band sogar so stark war, dass nicht einmal ihr Vater es lösen konnte. Nicht einmal er würde diese Verbindung zerbrechen, denn so sehr er es auch versuchte, sie würden zu einander finden. Wie auch nicht? Eve war damals so froh gewesen jemanden zu haben, der 'da' sein würde am nächsten Tag. Und den Tag darauf. Jemanden, auf den man sich verlassen konnte und jemanden, der Blüten auf Gräbern pflanzte, die wie Schneeflocken im Wind tänzelten.

„… Ich vermute du weißt gar nicht, was damals passiert ist… oder?“ fragte er dann heraus und er biss sich erneut auf die Lippe. Wie sollte sie auch? Ihre Seele musste zu diesem Zeitpunkt sich schon längst auf dem Weg zur Erde befunden haben. „Nun… als du einige Zeit nicht in den Wald kamst, fing ich mir an Sorgen zu machen. Dein Vater ließ mich zu sich rufen und wunderte mich schon warum er nach mir verlangte. Als ich jedoch vor ihm stand… gab es nichts anderes als die Anklage, für einen Mord an dir.“ Die Stimme des Silberhaarigen wurde kurz leiser, vielleicht weil er kurzzeitig Angst bekam vor dem was sie über ihn denken würde. „Als ich ihm meine Unschuld versicherte… schickte er mich zur Erde mit der Aufgabe, deine Seele in den Menschen zu suchen und ihm wieder zurückzubringen. Ich hatte ja keine andere Wahl. Also tat ich es.“ Die amethystenen Augen begannen erneut ihren Schimmer zu verlieren, als sie beinahe leer durch Eve hindurch zu blicken schienen. Versunken in den Erinnerungen die wie ein Vorschlaghammer wieder auf ihn niederrasten.

„Ich habe dich überall gesucht… bis ich merkte, dass er mich reingelegt hat. Er hat nie wirklich es für möglich gehalten, dass ich dich finden würde. Und dann entsandte er die Ghosts – Kopien die aus mir erschaffen wurden – um mich hinrichten zu lassen, für das Suchen nach deiner Seele und den sterbenden Menschen auf dieser Erde, was damit verbunden war.“ Verloren musste tief durchatmen als er kurz blinzelte um die schmerzlichen Erinnerungen zurückzudrängen.

Diese Kälte in seinem Herzen… das Leid, die Schmerzen und die unendliche Verzweiflung als er gegen die Sieben versuchte zu kämpfen. Ihnen war es nicht möglich ihn zu töten… doch sie hatten es erfolgreich geschafft ihn zu schwächen und zu bannen.

„Der Ghost den du vorhin gesehen hast…“ Auch wenn der Silberhaarige nicht wusste woher sie Frau als Ghost erkannt hatte. „.. ist Zehel und jetziger Träger der Sense, die mir genommen wurde. Er muss derzeitig auch meine Aufgabe damit übernehmen, die Seelen der Menschen zu richten.“ Sein Blick wanderte kurz zu der Treppe, die in den ersten Stock führte und wo nun wahrscheinlich auch besagter blonder Bischoff schon schlief – zumindest hoffte er das. Gewissenhaft lauschte sie Verloren, ihre Finger strichen durch seine Haare, beruhigend und ruhig. Er sah so gequält und mit jedem Wort mehr, zog sich ihr Herz zusammen. Wieso? Wieso würde ihr Vater so etwas tun? Ihr Tod konnte doch niemals die Schuld des Todesgottes gewesen sein, der sich doch so Gott verpflichtet hatte und darauf bedacht war sie zu beschützen. Nicht einmal ihn berühren konnte, nein, durfte sie. Außerdem hätte sie sich vom Wald fernhalten müssen, hätte ihn nicht sehen dürfen. War es dann nicht ihre Schuld, was dem Todesgott passiert war? Ohne ihre Sturheit weiter bei Verloren bleiben zu wollen, wäre das wahrscheinlich alles gar nicht passiert... Ein trauriger Schimmer bedeckte die Augen Eves, ihre Hände glitten aus den seidigen Haaren. Verloren erzählte immer noch von seinem Leid, erzählte, wie ihr Vater die Ghosts auf ihn gehetzt hatten.

„Nun wie dem auch sei… es gibt da jemanden, der um ehrlich zu sagen… von deinem Vater erschaffen wurde… und dieser Jemand versucht jetzt Perfektion zu erlangen und lässt die Menschen dafür nun leiden. Zehel und ich…. wir müssen ihn aufhalten, bevor er den Garten Eden erreicht…“ Dabei verschwieg er die Tatsache, dass sich der Wiedergeborene Todesgott sehr sicher war, dass nicht drum herum kommen würden diesen auch zu betreten. Eine Sache, die dem Gott sehr unwohl aufstoß, denn er wusste was es mit dem Garten auf sich hatte und er wusste genauso was es verlangte um diesen betreten zu dürfen. Eine Seele… nah gebunden an den Herren selbst … aus der ersten Hand … ein Pfand der die Aufenthaltsdauer nach Lebenskraft bestimmte. Seit dem Eva der Versuchung erlegen war, war der Garten zwar ein Paradies. Aber ein verfluchtes.

Verloren lehnte es bisher ab Frau davon zu erzählen, denn dieser würde damit nicht einverstanden sein und versuchen diese Regel zu umgehen. Da war er sich sehr sicher. Langsam erhob sich Gottes Tochter, schlang die Arme um ihren eigenen Oberkörper und stellte sich vor ein großes Fenster, wogegen die Schneeflocken gewirbelt wurden. Ihr Blick galt der Schneelandschaft draußen, dem Schneetreiben. So viel Leid hatte Verloren durchgehen müssen und das nur- ihr Griff um ihre eigenen Arme verstärkte sich. Ihre Schuld. Sie wollte wirklich nicht im Selbstmitleid versinken, aber im Grunde war es ihre Schuld gewesen- auch wenn man jetzt nichts daran ändern konnte oder würde. Aber wenn Verloren all das widerfahren war, dann... war es wohl besser, wenn-

"-wir nicht zusammen bleiben," murmelte Eve ihren Gedanken zu ende, schloss die Augen und lehnte sich gegen die kühle Scheibe. Sie vermisste Augenblicklich Verlorens Nähe, aber es ging nicht anders. Er sollte nie wieder so einen Betrug erfahren müssen wegen ihr oder wegen irgendwem anderen. Trotzdem schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen.

„Das… ist nicht dein Ernst.. oder?“ sprach er sie erneut darauf an.

Damit drehte sich Eve um, lehnte sich gegen die Scheibe und lächelte Verloren an, doch es war von trauriger Natur. Er hatte so viel durchgemacht, während sie doch in diesem Körper geschlummert hatte. Während sie ahnungslos gewesen war. Seufzend wollte sie sich entschuldigen, irgendetwas tun, damit sie sich nicht mehr so schuldig fühlte, doch dann vernahm sie Verlorens Worte.

Jemanden von Gott erschaffen.

'Das ist dein Gegenstück, Eve.' Jemand, der versucht Perfektion zu erlangen.

'Er ist perfekt für dich.' Garten Eden.

'Ihr werdet in meinem Paradies leben. Ihr werdet euch hüten die gleichen Fehler wie Adam und Eva zu machen, denn ich habe ihn den Namen gegeben, der alle Übel in der Welt kombiniert.'

"Sin," flüsterte Eve, die Augen so leer, als ob ohne Leben. Ihr zierlicher Körper begann zu zittern. Sin- Sünde. Der Name allen Übels, die Versuchung der Sünde. "Sin ist hier."

Sie hatte es niemals Verloren erzählt - wieso auch? Er hatte nicht von Sin wissen müssen, einem Jungen, der für sie geschaffen wurde. Einem Jungen der Perfektion und doch mit so vielen Fehlern, die sie nur gesehen hatte, weil sie ihn mit den Todesgott selber verglichen hatte. Zitternd rutschte Eve zu Boden, die Arme diesmal noch enger um sich selber geschlungen. Sie erinnerte sich an seine silbrigen Augen, dass sanfte Lächeln und das pechschwarze Haar.

'Du bist Eve, nicht? Hihi- ich bin Sin. Freut mich dich kennen zu lernen.' Er hatte ihr auch einmal Blumen geschenkt - gelbe, mit einem seltsamen, lieblichen Geruch.

'Was sind das für Blumen?' hatte sie damals gefragt, so an den Geruch der weißen Lilien gewöhnt.

'Butterblumen,' hatte er grinsend geantwortet. 'Merkwürdiger Name, nicht? Ich fand aber, sie passten zu deinen grünen Augen.' Sie hatte damals verwirrt ausgesehen, bevor er ihr einen Kranz aus diesen Blumen auf den Kopf gedrückt hatte. 'DAS sieht sogar noch besser aus. Wie eine Prinzessin. Meine Prinzessin.' Die Erinnerungen verblassten wieder, die Umgebung wurde wieder bemerkbar. Die Kälte an ihrem Rücken, der harte Boden unter ihren Füßen. Das Leben begann sich wieder in den violetten Augen aufzuhalten, nur langsam, zögerlich hob Eve den Blick an, um Verloren anzusehen. Sein Blick lag besorgt auf den fliedernen Steinen, welche nun leer in irgendeinen Punkt des Raumes zu sehen schien.

„Eve…?“ sprach er sie erneut leise an, doch die Braunhaarige schien nicht zu reagieren und mittlerweile machte sich Verloren wirklich Gedanken ob er nicht etwas Falsches gesagt hatte. Dennoch schien er irgendetwas in ihr ausgelöst zu haben und er war sich sicher, dass es etwas mit Sin zu tun haben musste. Kannte etwa Gottes wichtigstes Wesen wirklich diese grausame Gestalt? Dieses grausame.. Ding, das nicht mal davor zurückschreckte Frauen und Kinder abzuschlachten und einen Geistlichen zu kreuzigen? Doch als die Angesprochene anfing zu Boden zu sinken, reagierten seine Sinne rasend schnell als er sie versuchte zu halten und dann sich wieder zu ihr kniete. Seine Augen zeigten Besorgnis und flehten sie fast stumm dazu an: rede mit mir! Bitte! Egal was! Nur sag irgendetwas! In seinem Kopf herrschte Chaos. Zum einen die Tatsache, dass jenes Mädchen wohl eine Verbindung zu Sin haben musste und dann auch noch der Fakt, dass sie anscheinend ihn erneut alleine lassen wollte! Das war einfach nicht fassbar für den Offizier, der die Seele des Todesgottes in sich trug.

"Nein," wimmerte Eve kurz, die Hände auf die Ohren gepresst. Sag nicht meinen Namen, flehte sie. Sag ihn nicht. Sin. Vater. Alle hatte sie enttäuscht und dann auch noch Verloren- der Grund, wieso ihr Herz schlug. Er sollte nicht hier sein, dieser Junge, der nur für sie lebte. Nur für sie da war und dazu gedacht war, sie in seinen Armen in den Schlaf zu wiegen und sie mit seinen Küssen zu wecken. Die Sünde selbst. Verschreckt zuckte der wiedergeborene Todesgott zurück und Unverständnis zeigte sich in diesen endlosen violetten Spiegeln, die schon so viel Leid auf der Erde gesehen hatten. Hätte Verloren doch nur gewusst welche Gedanken Eve wirklich plagten, denn er hätte sie ihr alle versucht zu nehmen. Egal wie und egal auf welche Art und Weise, er hätte niemals zugelassen, dass sie sich innerlich so selbst versuchte zu zerreißen. Schweigend verharrte der Silberhaarige neben ihr und musterte sie aus besorgten Augen, während er dieses Mal es ablehnte sie zu berühren. Wahrscheinlich aus Angst, dass sie ihn zurückstoßen würde, wie sie es gerade mit ihren Worten getan hatte. Sie hatte vielleicht keine Ahnung was das ausgelöst hatte, aber er flehte innerlich darum, dass sie so etwas nicht noch einmal sagen würde, denn es würde sein Herz nur noch mehr in Stücke reißen. Jetzt, wo er sie endlich gefunden hatte.

"Wegen mir wurdest du... ausgestoßen. Bin ich nicht der Grund für deine Qualen? Ich bringe so viel Unglück über dich und dabei... schlägt mein Herz nur für dich." Die Brünette wandte ihren Blick wieder vom Gott ab, ließ die Hand sinken. Nach jeder Tat, die man begann - wünschte man sich da nicht immer ein 'was wäre wenn'? Was wäre, wenn sie nicht für Verloren, sondern für Sin entschieden hätte? Dann wäre doch alles anders verlaufen, denn sie hätte Verloren niemals zum Leiden gebracht. "Ich wollte dir niemals weh tun," flüsterte die zarte Stimme des Mädchen, während sie die Beine an die Brust drückte, diese umschlang und ihr Kinn auf die Knie legte. Ihr Blick war von Traurigkeit und Schuldgefühlen geplagt. "Ich will nicht, dass es sich wiederholt. Ich... will nicht, dass du leiden musst. Niemals wieder... solltest du leiden."

„Du hast mir nicht wehgetan, denn dich trifft keine Schuld. Verstanden?“ Ayanami verließ seine Position und setzte sich direkt vor sie auf den Boden, mit beiden Händen hob er ihr Gesicht an und blickte in die gebrochenen Augen des Mädchens vor ihm. „Und es wird sich auch nicht wiederholen. Glaub mir. Du musst mir da vertrauen. In Ordnung?“

"Tut mir Leid- ich benehm mich wie ein kleines Kind, nicht wahr?"

Gezwungen, aber dennoch fröhlich lächelnd, sah sie zu dem Silberhaarigen hoch, den Kopf leicht schief gelegt. "Es... kam einfach über mich. Meine Achtung bei dir ist wetten etwas gesunken?!"grinste Eve fröhlich, bevor sie mit ihrer Hand durch das dichte Haar strich und ihn aus sanften Augen ansah. "Verloren?... Wegen Sin," sprach Eve das Thema an, nachdem sie schon eine Weile einfach nur in seinen Armen gelegen hatte, die Wärme ausgeschöpft hatte, die er ihr spendete.

"... Er kann nicht in den Garten Eden Zutritt zu gelangen ohne... du weißt schon."

Die Wangen erröteten bei dem Gedanken, dass sie beiden die einzigen Wesen waren, die Gott am Nächsten standen - die Ersten. Abgesehen von Adam und Eva, aber diese hatten es sich ja mit dem Apfel verbockt. "Wie denkst du wird er sich den Eintritt verschaffen?"

„Ich weiß es noch nicht…“ gab er dann zu und die violetten Spiegel blickten unsicher wieder auf als sie ihn wieder davon versuchte abzubringen. So genau hatte er gar nicht darüber nachgedacht… aber Eve hatte durchaus Recht. Ohne ihn oder Gottes Tochter würde er den Garten nicht betreten können. Ein Grund mehr, der die Sorge in ihm nur noch verstärkte und ihn beinahe wahnsinnig machte.

"V-Vergiss es. Dumme Überlegungen."

Mit einem fröhlichen Lächeln legte sie ihre Lippen kurz auf die des Todesgottes, bevor sie sich wieder von ihnen löste, einen leicht traurigen Schimmer in den sonst so vor Freude sprühenden Augen.

"Es... tut mir Leid, was ich gesagt habe. Ich will mich niemals von dir trennen, Verloren, doch... sehe ich es ... also, ich will nicht, dass du leidest, weil du dich mir gegenüber verbunden fühlst, verstehst du? Dein Leid... ist wie ein stechender Schmerz in meinem Herzen, denn ich weiß, dass ich die Ursache bin. Und auch wenn ich dir sage, dass ich für immer bei dir bleiben will.. verlange ich nicht zu viel von dir?"

Er kam nicht umhin ihr erneut einen Kuss auf die Stirn zu geben, bevor er wieder in diese Steine sah, die ihn so gebrochen musterten.

„Du verlangst nicht zu viel. Hör endlich auf damit das zu denken. In Ordnung?“ Er legte eine Hand an die Wange der jungen Frau und wischte ihre sachte die übrig gebliebenen Tränen weg. Der Todesgott musste feststellen, dass er es einfach nicht ertragen konnte sie weinen zu sehen, kannte er sie doch sonst immer nur mit ihrem wundervollen Lächeln. Dennoch… Ayanami wusste das es schon sehr spät sein musste und morgen würden sie sich wieder Gedanken um ihre Aufgabe machen müssen… vielleicht wäre es auch besser wenn sich Eve ausruhen würde. Außerdem hatte er erneut kurzzeitig das Gefühl bekommen das sie nicht alleine waren, aber er war sich nicht sicher, denn seine Aufmerksamkeit wanderte gleich wieder zu der Braunhaarigen.

„Es ist spät. Ich denke du solltest dich ein bisschen ausruhen. Findest du nicht?“
 

Unterdessen waren sie nicht die Einzigen geblieben, die noch wach waren. Frau hatte wirklich nicht vorgehabt zu lauschen - wirklich nicht. Er war sogar kurz vorm Einschlafen gewesen, doch der Durst hatte den Bischoff wieder geweckt. Müde war er aus dem Einzelzimmer getrottet und hatte ins Nebengästezimmer geschaut, was ebenfalls ein Einzelzimmer darstellte, doch nichts. Das Bett sah nicht einmal berührt aus, doch im Haus war es totenstill. Stirnrunzelnd war er die Treppen nach unten gegangen in einem weißen T-Shirt und locker sitzenden Schlafhosen von Jeff geliehen und als er um die Ecke getreten war, hatte er sie gesehen. Ayanami und Eve, gerade in dem Moment als diese umständlich versuchte auf dessen Schoss zu klettern und einfach so eine Fröhlichkeit dabei ausstrahlte, dass Zehel kurz davor war, sich mit dieser mitzufreuen. Aber nichts da. Das neu von ihr ernannte Klettergerüst gehörte ihm, auch wenn er kein Recht dazu hatte und er würde es verteidigen. Trotzdem hatte er es nicht übers Herz gebracht diese Vertrautheit, diese Zweisamkeit mit seinem Eindringen zu stören, weswegen er blitzschnell wieder um die Ecke verschwunden war. Mit immer schwererem Herzen hatte er - meistens nur Ayanamis Worten - gelauscht und saß irgendwann auf den Boden- ein Bein ausgestreckt, dass andere leicht angewinkelt als Ablage für seinen Arm dienend. Verloren und Eve, also... DAS war sie also, Eve. Gott hatte ihnen davon erzählt, dass Verloren auf der Suche nach Eve gewesen war, nach ihrer Seele, doch hatte Frau niemals erwartet, dass Evangeline es war. Natürlich, er hatte es erahnt und es passte, aber er... hatte es niemals gehofft, denn wie er schon feststellen musste war das Band zwischen Verloren stärker zu Eve, als Ayanamis zu ihm. Verwunderte es ihn denn auch? Es war nur eine Nacht gewesen, ein paar Bedeutungslose Küsse. Nicht für ihn, aber wahrscheinlich für Ayanami. Gebrochen und verletzlich senkte Frau seinen Blick und schloss die Augen, bevor er seine Hand zu einer Faust ballte und ein verzweifelten Fluch von sich gab.

Langsam erhob sich Frau, fast schon benommen vom seelischen Schmerz, vom Boden und rieb sich über das markante Gesicht.

'Mein Herz schlägt nur für dich.'

Wie sollte er gegen ein Band von Liebe ankämpfen, welches schon so lange gehalten hatte? Er würde nicht aufgeben – die Hölle würde er dafür in Bewegung setzen, damit er Ayanami wieder halten könnte - aber es würde nur extrem anstrengend werden und vor allem wusste nicht, ob er es mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, dass er Eve verletzen würde damit, dass er Ayanami wieder zu sich holte.

Aber am besten dachte man über so etwas am nächsten Tag nach und nicht, wenn man gerade einen Kloß im Hals hatte und eine eisige Kälte, die sich durch den ganzen Körper ausbreitete. Schleppend schlürfte Frau die Treppen hoch, lautlos, damit keiner mitbekam, dass er je dagewesen war und verschwand in sein Zimmer, was jedoch nicht hieß, dass er schlief. Hellwach starrte er die Decke an und auch wenn die Müdigkeit an ihm zerrte, schaffte er es nicht zu schlafen aus Angst vor dem Morgen. Was wäre dann? Wäre das Band zwischen Verloren und Eve noch immer so stark? Würde er wieder mit dem Schmerz zu kämpfen haben, bis er mit Ayanami alleine war? Und auch wenn all diese Gedanken so spät nichts brachten, konnte Frau sie nicht abschalten. Sich einfach nur leer fühlend, drehte sich der Bischoff auf die Seite und fixierte nun die Wand mit seinem erbarmungslosen Blick. Hatte Ayanami überhaupt an ihn gedacht, als er Gottes Tochter in den Amen gehalten hatten oder war er da in die Ferne gerückt?



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  dadgrin
2011-09-02T19:27:54+00:00 02.09.2011 21:27
Hach Ayanami du bist so herrlich naiv :D das ist echt schon goldig. Was hat Frau wohl, na?
Ich warte... ich warte immer noch, aber auch was anderes als das bei Aya-tan die erleuchtung einschlägt, mal sehen obs noch vorkommt xD
'... Hast du Kondome dabei?' - darf ich mal was fragen? W i e bitte solln sie Sex haben, wenn sie sich nich mal berühren dürfen xD?
Eve spekulierte darauf, dass Gott versucht hatte eine weitere perfekte Existenz erschaffen wollte, doch daran verzweifelte. - na an so einem wie Frau kann man als Gott doch auch nur verzweifeln :'D
Das neu von ihr ernannte Klettergerüst gehörte ihm, auch wenn er kein Recht dazu hatte und er würde es verteidigen. - Also... jetzt wird Frau wirklich zu einem eifersüchtigen Kind in meiner Vorstellung xD Bisher rangierte er noch im Berreich Teenager, aber die verteidigen kein Klettergerüst bis aufs Blut xD aber er tut mir schon wieder so leid D: armer frau *anplüsch* ayanami soll gefälligst zu ihm kommen und ihn trösten >^<
wahrscheinlich warn das jetzt 9000 wörter eve und verloren und der rest frau und ayanami und eve und trotzdem: ich liebe es :D es is wunderbar, ich freu mich schon auf mehr (wie jedes mal xD) die story is einfach wunderbar <3 ich les sie richtig gern ^w^


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