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Please Recall...

Shinji ♥ Natsuki
von

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Missverständnis

Hilflosigkeit stand Natsuki ins Gesicht geschrieben, als sie den hübschen, grünhaarigen Engel in Access' Armen zum wiederholten Male in ihren Träumen sterben sah. Der violetthaarige Access mit seinen schwarzen Flügeln, der mit dem Rücken zu ihr saß, schluchzte herzergreifend und sie wollte ihm so gerne helfen, aber wie auch sonst zuvor konnte sie sich nicht rühren, konnte nur zuschauen, als sei sie das Ein-Mann-Publikum und das vor ihr die Vorstellung.

Der Engel mit den schwarzen Flügeln schniefte wieder. "Ich werde auch wiedergeboren!", rief er plötzlich aus und drückte die leblose Gestalt in seinen Armen noch ein letztes Mal, bevor er - das kannte Natsuki schon - ihr seinen schwarzen Ohrring in die Hand drückte.

"Gib ihn mir wieder", flüsterte Natsuki zeitgleich mit Access und als hätte er das gehört, drehte er sich langsam um...
 

Erschrocken saß Natsuki aufrecht im Bett. Sie hatte schon wieder einen von diesen Träumen gehabt, sie ließen sie einfach nicht los.

Doch heute war etwas anders gewesen... der Grund, weshalb sie sich so erschrocken hatte, war die Tatsache, das derjenige, der sich zu ihr umgedreht hatte, nicht mehr Access gewesen war - nein! Es war Shinji's Gesicht gewesen, das sie so hilflos und verzweifelt angeschaut hatte und in diesem Augenblick brach ihr Traum ab, noch bevor sie genauer hinsehen konnte.

Jetzt erschien er ihr sogar auch noch im Traum, hatte sie doch schon tagsüber genug von ihm. Sie musste irgendetwas dagegen tun, dass er so dermaßen ihre Gedanken beherrschte, aber vorerst würde sie sich um ihre anderen Probleme kümmern müssen... allen voran Takeru und dann natürlich die Angelegenheit mit ihren Träumen!

In letzter Zeit hatte sie sich nicht sonderlich viele Gedanken um des Rätsels Lösung gemacht, aber anscheinend würde man sie nicht in Ruhe lassen, bis sie die Sache endlich mal aufklärte. Nur wann würde das passieren? Sie hatte absolut keine Anhaltspunkte! Jedoch... "Wiedergeboren...?", murmelte sie verständnislos, bevor sie sich wieder in ihr Kissen zurücklehnte.
 


 

Missmutig saß Natsuki am Küchentisch. Es war Montag Mittag und sie hatte den ganzen Vormittag damit verbracht, sich zu überlegen, wie sie Takeru am besten den Sachverhalt schildern könnte, doch ihr war nichts Brauchbares eingefallen. Nichts, was ihn nicht verletzte und sie nicht als böse Hexe hinstellte. Stattdessen waren ihre Gedanken immer wieder zu dem Traum gewandert sie ärgerte sich schwarz und weiß, dass sie von Shinji geträumt hatte.

Ihr war schon klar, dass er nichts dafür konnte und sich nicht willkürlich in ihre Träume einschlich, aber dennoch... hatte er sie so dermaßen durcheinander bringen müssen, mit dieser Lüge, diesem Kuss und allem? Sie wollte am liebsten gar nicht mehr über ihn nachdenken, aber auch das blieb ihr verwehrt.

Natsuki hatte den Kopf in die Hände gestützt, die Ellbogen auf dem Tisch und hörte sich halbherzig das muntere Geplapper ihrer Mutter an, die durch die Küche wuselte und ihr immer wieder ein neues Geburtstagsmenü vorschlug.

Das Mädchen sollte die neuen Ideen ihrer Mutter entweder absegnen oder ablehnen, doch Natsuki war heute ganz und gar nicht nach schwerwiegenden Entscheidungen, ihre Letzte hatte ihr schon genug Ärger eingebrockt.

"...gleich einen Kuchen backen...", erzählte Marron von weit weg.

Was würde sie jetzt Takeru erzählen, wenn er sie anrufen würde?

Sie überlegte sch kurz, es noch einmal zu versuchen mit ihm, aber alles in ihr wehrte sich dagegen und so gab die auch diesen Einfall schnell wieder auf und kehrte zu ihrem Problem zurück: was sagen?

Auch, wenn sie ihm keinerlei romantische Gefühle entgegenbrachte, so mochte sie ihn doch sehr gerne und wollte ihn auf keinen Fall verletzten, ebenso wenig wollte sie, dass er einen schlechten Eindruck von ihr hatte. Natsuki, die Herzensbrecherin. Ihr wurde schlecht! Dabei hatte sie doch niemandem Schaden zufügen wollen!

"...oder lieber Kirschkuchen?", hörte sie wieder Marron neben sich plappern, die gutgelaunt zum Kühlschrank schritt, diesen öffnete und ihren Kopf hineinsteckte. "Was sagst du dazu, Schatz?", gab sie die Frage unbekümmert an ihre Tochter weiter, die, ohne groß nachzufragen, was für Optionen sie hatte, sich für das Einzige entschied, was sie noch mitbekommen hatte: "Kirschkuchen", murmelte sie lustlos und starrte geistesabwesend auf die geöffnete Tür, auf der ein paar Merkzettel und eine Nachricht an die Eltern hingen, die noch beantwortet werden musste.

Nachdem Marron den Inhalt des Kühlschranks genauestens studiert hatte, schloss sie die Kühlschranktür wieder zu und legte sich die Hand betroffen an die Wange. "Oh je, Natsuki", setzte sie bekümmert an, was Natsuki's Aufmerksam erweckte, und warf dem Mädchen einen besorgten Blick zu. "Ich fürchte, wir haben gar keine Eier mehr", erklärte ihre Mutter und dachte kurz nach. "Ich möchte Chiaki nicht wieder in den Laden schicken... er war vorhin schon einkaufen."

Chiaki hatte heute seinen freien Tag - das grenzte an Seltenheitswert und natürlich wollte Marron ihn nicht ständig durch die Stadt scheuchen, er hatte auch so schon genug zu tun.

Mit einem entschuldigenden Lächeln wandte sie sich an Natsuki.

"Würde es dir etwas ausmachen, mir ein paar Eier von nebenan mitzubringen?", bat sie.

Natsuki zögerte. Nebenan? Das würde ja bedeuten, sie müsste zu den Minazukis! Da wollte sie nun wirklich nicht hin. "Dann könnte ich schon mal den Kuchenbelag vorbereiten", schlug ihre Mutter vor und lächelte Natsuki aufmunternd zu.

"Ja, in Ordnung...", willigte diese ergeben ein. Es war erst 13 Uhr und die Chancen, Shinji zu Hause anzutreffen, waren sehr gering. Er war doch ständig irgendwo unterwegs. Und wenn schon... Miyako würde als Pufferzone herhalten müssen und Natsuki hatte ohnehin nicht vor, dort zu übernachten. Zwei Minuten, das dürfte sie überleben.

"Wunderbar, dann kann ich Miyako heute Abend zu einer Tasse Kaffee und Kuchen einladen", lachte Marron und zwinkerte ihrer Tochter schelmisch zu, während sie sie aus der Küche hinausbegleitete. "Immerhin wird sie zu der Entstehung des Kuchens einen großen Beitrag leisten."

Natsuki zog sich ihre Schuhe an und Marron schloss die Tür hinter ihr, drehte sich mit einem triumphierenden Grinsen um, wo auch schon Chiaki an der Wand lehnte und sie skeptisch betrachtete.

"Ich hab vorhin doch ganze zwei Packungen Eier mitgebracht", informierte er trocken seine Frau, hob dann eine Augenbraue. "Was hast du vor?"

Marron lachte und kam näher zu ihm, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Miyako ist gar nicht zu Hause", kicherte sie und kam sich wieder vor wie 12, als sie damals mit ihrer besten Freundin Streiche ausgeheckt hatte. Chiaki seufzte demütig, was seiner Ehefrau nicht entging.

"Ach, Chiaki", tadelte sie ihn in mildem Ton. "Du weiß doch ganz genau, dass die beiden zusammengehören." "Ja, aber...", wollte er Widerspruch einlegen, doch Marron legte ihm ihren Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihm, zu schweigen. "Du weißt es", sagte sie nachsichtig, fast schon sanft, und statt darauf zu antworten, bevorzugte Chiaki es, sie an sich zu ziehen und mit ihr in einem langen, weltvergessenen Kuss zu versinken...
 


 

Die Tür wurde mit solch einer Wucht aufgerissen, dass Natsuki erschrocken einen Satz zurückmachte, noch bevor sie klingeln konnte. "Pass auf, dass dir nichts anbrennt!", rief Yamato, der das Mädchen gar nicht bemerkte, in die Wohnung rein. Er hatte einen Anzug an und seinen schwarzen Koffer in der Hand, sah aber sehr gehetzt aus. Gerade, als er eilig losstürmen wollte, fiel ihm auf, dass Natsuki vor der Haustür stand.

"Ach, Natsuki-chan!", begrüßte er das Mädchen und warf einen nervösen Blick auf seine Armbanduhr. "Tut mir leid, ich bin leider viel zu spät dran... komm ruhig rein, immer der Nase nach", lachte er und zwinkerte ihr zu, in Anspielung auf den köstlichen Duft, der aus der Küche strömte und die ganze Wohnung und den Hausflur erfüllte. Natsuki nickte freundlich, trat ein und Yamato hechtete zum Treppenhaus - der Aufzug war ihm viel zu langsam.

Die 15jährige streifte ihre Schuhe ab und begab sich auf den Weg Richtung Küche, um die gewünschten Eier zu besorgen, doch als sie eintrat, blieb sie wie vom Donner gerührt stehen.

Shinji stand mit dem Rücken zu ihr am Herd und hantierte mit einer Pfanne herum. Er griff nach dem Salzstreuer, der neben der Kochplatte stand und würzte das Hühnchen, das sich in der Pfanne befand und vor sich hinbrutzelte.

Noch bevor sie ihrem Instinkt, die Flucht zu ergreifen, Folge leisten konnte, hatte sich Shinji auch schon umgedreht und sie erblickt. Überrascht hielt er in der Bewegung inne und ließ seine Hand mit dem Salzstreuer sinken.

"Natsuki-chan?", fragte er, als wäre er sich nicht sicher, ob sie es wirklich war.

"Was machst du hier?", entgegnete sie entgeistert und für einen kurzen Moment starrten sie sich beide an, als hätten sie einen Geist gesehen.

Von der vorwurfsvollen Frage überrascht, was er in seinen eigenen Zuhause machte, musste Shinji grinsen. "Ich koche", gab er, jetzt viel lockerer, zurück und amüsierte sich innerlich sehr über den Gedanken, wie befremdend er beim Kochen auf sie wirken musste. Aber auch die konfuse Natsuki schien sich einigermaßen zu fangen.

Ihr war wieder eingefallen, was für ein Mistkerl er war und sie würde ihm ganz bestimmt nicht mit Freundlichkeit begegnen, sollte er das tatsächlich annehmen.

"Kann ich dir helfen?", fragte Shinji in ihre bösen Gedanken hinein, doch dann entgleisten ihm die Gesichtszüge, als der Topf, der neben der Pfanne auf dem Herd stand, zischende Geräusche von sich gab und heißes Wasser über den Rand herausströmte.

"Oh man, das Wasser kocht über!", rief er entsetzt aus, wirbelte wieder zu seiner Kochstelle herum und packte den kochendheißen Deckel ohne Topflappen an, stieß einen Schmerzensschrei aus und zog seine Hand blitzschnell zurück, fuchtelte mit ihr in der Luft herum. Hektisch schaute er sich um, bis er ein Küchentuch entdeckte und endlich fähig war, den Deckel vom Topf abzuheben. Sofort setzte sich das Wasser im Topf wieder ab und mit einem erschöpften Seufzer kam Shinji nun schließlich auch auf die Idee, die Herdplatte schwächer zu stellen.

Wortlos hatte Natsuki dieses Schauspiel mit angesehen, nicht wissend, was sie davon halten sollte, doch noch bevor sie sich eine Meinung darüber bilden konnte, wandte der Junge sich wieder ihr zu. "Also?", fragte er auffordernd, schaute sie fragend an und sie erinnerte sich wieder an den Grund, weshalb sie hier mit Shinji in der Küche der Minazukis stand und sich diesem Stress aussetzte.

"Mama wollte sich ein paar Eier ausleihen", erklärte sie knapp in kühlem Tonfall und wich seinem Blick aus, als er sie schweigend musterte. Shinji nickte. "Im Kühlschrank sind welche, bitte bedien dich", bot er ihr höflich an und widmete sich wieder dem Topf, indem er eine Packung Reis aufriss und diesen in das kochende Wasser schüttete.

Natsuki zögerte kurz, schritt dann jedoch zum Kühlschrank und öffnete diesen. "Nimm dir so viele du brauchst", fügte er mild hinzu, ohne sich zu ihr umzudrehen.

Die 15jährige fühlte sich etwas unwohl dabei, einfach Eier aus dem Kühlschrank der Minazukis zu nehmen, auch, wenn Shinji es ihr erlaubt hatte. Viel lieber wäre es ihr gewesen, ihr hätte jemand die Eier eigenständig in die Hand gedrückt, sodass sie sich nicht auf eigene Faust bedienen musste. "Sind vier Stück in Ordnung...?", fragte sie kleinlaut, was sie eigentlich gar nicht beabsichtigt hatte. Aber sie konnte ihn doch nicht anfahren und gleichzeitig seinen Kühlschrank ausräumen?

"Natürlich, meinetwegen kannst du alle haben", sagte Shinji leichthin und wendete noch einmal das Hühnchen in der Pfanne, drehte sich dann zu Natsuki um, die, die Eier auf dem Arm balancierend, mit der anderen Hand die Kühlschranktür vorsichtig zuschloss. Als sie bemerkte, dass Shinji's Blick auf ihr ruhte, sah sie ihn kurz an, dann wieder schnell weg. Eine unangenehme Stille legte sich wieder einmal zwischen die beiden, die Natsuki schnell durchbrach.

"Na ja... danke...", murmelte sie und wollte ihm schon den Rücken zudrehen und endlich aus der Hölle rausspazieren, als sie Shinji sprechen hörte.

"Wie war's gestern?", fragte er sanft und fixierte sie noch immer mit seinen aufmerksamen Augen, die Natsuki keinerlei Aussagen über seinen Gemütszustand lieferten.

"...was meinst du?", fragte sie zögernd und hoffte inständig, er hatte nicht irgendwie von ihrer - eigentlich schönen - katastrophalen Verabredung erfahren. Doch erfolglos.

"Na, dein Treffen mit diesem Jungen", erklärte Shinji geduldig, ließ sie nicht aus den Augen. Natsuki, die sich plötzlich sehr verhöhnt vorkam, nahm eine defensive Haltung ein.

"Dasselbe könnte ich dich auch fragen", spottete sie verärgert, Shinji jedoch zog nur stirnrunzelnd die Nase kraus. "Wie bitte?", hakte er noch verständnislos nach und Natsuki rollte mit den Augen. Jetzt machte der auch noch einen auf Unwissend!

"Na, dein Date am Samstag mit diesem Mädchen!", half sie nach und ihre letzte Worte klangen verbitterter, als beabsichtigt, doch bei Shinji war der Groschen noch immer nicht gefallen.

"Was für ein Date...? Was für ein Mädchen??", fragte er alarmiert und versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, was er am Samstag gemacht hatte. Er hatte Taiki eine Lektion erteilt, seiner Mutter damit einen Schrecken eingejagt und hatte Cersia auf dem Campus herumgeführt, jedoch war da weit und breit kein Rendezvous mit irgendeinem Mäd- dann leuchtete es auch ihm endlich ein.

"Du meinst Cersia?", fragte er fassungslos und Natsuki's Augen weiteten sich. "Du warst mit Cersia aus??", entfuhr es ihr entsetzt und Shinji schüttelte hastig den Kopf. "Nein, natürlich nicht!", beeilte er sich zu sagen. Glaubte Natsuki tatsächlich, er machte ihr an einem Tag eine Liebeserklärung und am nächsten würde er sich schon auf die Piste begeben? "Ich habe ihr das Universitätsgelände gezeigt! Die wichtigsten Anlaufstellen und das alles. Du weißt doch, dass sie in wenigen Wochen auch anfängt, dort zu studieren", klärte er die verdatterte Natsuki geduldig auf und während sie das alles noch verarbeitete, kratzte er sich ratlos am Hinterkopf.

Natsuki's Gedanken überschlugen sich. Shinji hatte also gar kein Date gehabt, was bedeutete, dass er sich nicht über sie lustig machte, was bedeutete, dass er nicht selbe Sache mit Taiki machte, was wiederum hieß, dass er das, was er zu ihr gesagt hatte, ernst gemeint haben musste! Jetzt, wo sie darüber nachdachte, fiel ihr ein, dass er sich mit Taiki gestritten hatte und es daher gar keinen Sinn machte, für sie anzunehmen, Shinji und er hätten sich das gemeinsam ausgedacht. Dieses Geständnis im Park...

Als Natsuki bewusst wurde, dass sie hier in de Küche der Minazukis stand, alleine mit dem Jungen, der ihr vor ein paar Tagen gesagt hatte, dass er sie liebte, wurde ihr ganz unbehaglich zu Mute und ein gesundes Rot legte sich auf ihre Wangen.

"Ach so...", murmelte sie leise und betrachtete interessiert die Eier in ihren Armen. Shinji schmunzelte.

"Warst du etwa eifersüchtig?", neckte er sie belustigt, griff wieder nach dem Salstreuer, da er sich daran erinnert hatte, den Reis noch nicht gesalzen zu haben. Miyako machte ihm deswegen immer die Hölle heiß, sie war strikte Salzfanatikerin.

"Das hättest du wohl gerne!", entgegnete das Mädchen patzig, er jedoch lachte nur leise. "Ja, durchaus", gestand er und warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, bevor er das Hühnchen vom Herd nahm und die Pfanne routiniert auf einer kalten Herdplatte platzierte.

Während etwas in ihr sie dazu drängte, schnell zu verschwinden, bevor die Situation noch unangenehmer werden würde, betrachtete sie fasziniert, wie Shinji seine Kochkünste einsetzte. Dass er kochen konnte und es auch wirklich TAT, das hätte sie von ihm niemals erwartet, aber, da fiel es ihr wieder ein, sie hatte sich in letzter Zeit schon so oft in ihm getäuscht. Schnell riss sie sich von diesem ungewöhnlichem Anblick los und beschloss, zu gehen.

"Er hat dich geküsst?", kam es plötzlich von Shinji und Natsuki blieb wie eingefroren stehen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie schluckte nervös. Was sollte sie jetzt sagen?

"W... woher...?", stammelte sie, doch Shinji zuckte amüsiert mit den Schultern. "Geraten", lächelte er und es erstaunte Natsuki, dass er so locker damit umging.

Sie an seiner Stelle wäre bestimmt fürchterlich verletzt und wütend. Immerhin hatte er ihr gestanden, dass er sie mochte...

Schuldbewusst warf sie einen sehnsüchtigen Blick zur Tür, doch als sie sich wieder zu Shinji umdrehte, um sich eiligst von ihm zu verabschieden und dieser ganzen Peinlichkeit zu entkommen, stand er bereits vor ihr und blickte sie ernst an.

Er beugte sich zu ihr herunter, legte eine Hand auf ihre Schulter und Natsuki erstarrte vor Schreck, konnte sich nicht rühren, fast wie in ihren Träumen. Für einen kurzen Augenblick schoss ihr panisch durch den Kopf, dass er sie wieder küssen würde und ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, doch Shinji tat nichts dergleichen.

Er verharrte mit dem Gesicht an ihrem.

"Du hast bald Geburtstag. Was wünschst du dir?", flüsterte er und sie fühlte seinen heißen Atem an ihrem Ohr, in ihrer Brust pochte es verdächtig laut und angesichts dieser Nähe stieg ihr die Hitze ins Gesicht.

Unfähig, etwas zu sagen, schüttelte Natsuki nur starr den Kopf und Shinji richtete sich wieder auf, ließ ihre Schulter los. "Gar nichts?", lächelte er sie an. "Das glaube ich dir nicht."

Natsuki schluckte einen großen Kloß herunter, der es sich in ihrem Hals gemütlich gemacht hatte und versuchte, das unkontrollierte Herzklopfen in den Griff zu kriegen.

Shinji hatte Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken, als er sah, wie sehr sie sich von ihm durcheinander bringen ließ. Ganz sicherlich lag das an seinem Geständnis, denn seitdem verhielt sich das Mädchen noch eigenartiger als vorher. Und dann dieses Treffen mit diesem Jungen... wie war noch mal sein Name? Shinji erinnerte sich nicht mehr, wie Marron ihn genannt hatte.

Als er Chiaki und seiner Frau gestern erzählt hatte, dass er für einige Monate nach England fliegt, hatten sich beide sehr für ihn gefreut und irgendwann deutete Marron dezent an, dass Natsuki den Abend mit einem Jungen verbrachte. Im ersten Moment war das für Shinji wie ein Schlag ins Gesicht gewesen, doch dann schaffte er es, sich einigermaßen zu entspannen - so gut, wie es halt ging. Er würde ohnehin bald nicht mehr hier sein und er konnte dem Mädchen schließlich schlecht etwas verbieten, da sie ihn ja sowieso ganz offensichtlich hasste.

Obwohl er sich hierbei nicht mehr allzu sicher war - warum sonst hatte sie so eifersüchtig auf sein vermeintliches Date mit Cersia reagiert? Shinji lachte in sich hinein. Wie musste das auch für sie ausgesehen haben? Erst eine Liebeserklärung und dann direkt ein Rendezvous mit einem anderen Mädchen! Dass sie so etwas von ihm dachte - typisch für sie! Er konnte schon nachvollziehen, warum sie das so schrecklich aus der Bahn brachte. Gut schien es ihr jedenfalls nicht zu gehen, ganz im Gegenteil - das Mädchen machte einen todunglücklichen Eindruck.

Er lachte bei ihrem Anblick und sicherte sich damit sofort ihre Aufmerksamkeit. Argwöhnisch betrachtete sie ihn, als er den Deckel nahm und ihn wieder auf den Topf setzte.

"Der Kuss muss ja schrecklich gewesen sein, wenn du so ein Gesicht ziehst!", zog er sie auf und musste angesichts ihrer Verlegenheit bezüglich dieses Themas grinsen.

"Was weißt du schon?", brachte Natsuki ihm erbost entgegen, obwohl sie nur halb so überzeugend klang wie sonst. Shinji überschritt ihrer Meinung nach wieder einmal die Grenze und das konnte sie nicht auf sich sitzen lassen, egal, wie mies sie sich ihm gegenüber verhalten hatte. Auch der junge Mann merkte das. "Entschuldige", lächelte er. "Das meinte ich nicht so."

Schon wieder eine Entschuldigung, dachte Natsuki. Das konnte sie jetzt überhaupt nicht brauchen,. Es war viel einfacher, wütend auf Shinji zu sein, wenn er sich nicht bei ihr entschuldigte! Es war Zeit, dieser Tortur ein Ende zu setzen!

"Ich gehe!", informierte sie den Jungen etwas heftig, doch er nickte nur freundlich. "Grüß Marron von mir", sagte er und wollte Natsuki schon bis zur Tür begleiten, doch das Mädchen war ihm schon im Highspeed entwischt. Er hörte sie nur noch ein "Mach ich" rufen und die Tür, wie sie ins Schloss fiel.

Mit einem amüsierten Kopfschütteln widmete Shinji sich wieder seinen Pfannen und Töpfen zu und beschloss, noch eine leckere Sauce anzurühren, während er sich nur am Rande wunderte, wie er es geschafft hatte das Hähnchen nicht anbrennen zu lassen. Ein Glück nur, dass Miyako ihm das Rezept dagelassen hatte. Und die Sauce gab es auch in praktischen Fertigpackungen!

Ob Natsuki sich ein zweites Mal mit diesem Ta-irgendwas treffen würde?, überlegte der junge Mann fieberhaft, bis ihm das Wasser schon wieder überkochte und er erschrocken nach den Topflappen griff, um den Topf schnell von der Kochstelle zu nehmen.

Während er so gut es ging die Sauerei beseitigte, die er angestellt hatte, versuchte er bestmöglich, das aufkeimende Gefühl von Eifersucht zu unterdrücken, dass ihm solche Probleme bereitete. Vor Natsuki hatte er es gut im Griff gehabt, denn er wollte nicht in noch mehr Fettnäpfchen treten, als ohnehin schon, aber ganz allein mit seinen Gefühlen zu sein war für ihn unheimlich anstrengend.

Sie war ihm nichts schuldig, sie konnte tun und lassen, was sie wollte, versuchte er sich einzureden, versuchte er sich klarzumachen und auch, wenn er wusste, dass das absolut der Wahrheit entsprach, fiel es ihm schwer, die negativen Gefühle auszulöschen. Dieser Junge - und alle anderen auf dieser Welt - waren nicht für sie bestimmt, sie haben nicht ein Leben lang auf sie gewartet und sie haben die Ewigkeit nicht überstanden, nur, um dieses Mädchen wieder zu sehen! Wer, wenn nicht er, hatte es also mehr verdient, sie in seinen Armen zu halten, sie zu küssen und die nächste Ewigkeit zusammen mit ihr zu verbringen?

Entschlossen rührte Shinji in der Sauce herum. An Aufgeben war gar nicht mehr zu denken, er fragte sich, wie er überhaupt jemals daran gedacht haben könnte? Er würde nur eine kleine Pause machen, sich ausruhen und danach... Dann würde er ihr Herz schon erobern! Das wäre ja gelacht, wenn er es nicht schaffen würde.

"Tadingsbums! Du kannst einpacken", sagte er energisch zur Sauce und hörte prompt die scherzende Stimme seiner Mutter hinter sich.

"Herrje, Shinji, erst legst du dich mit Taiki an und jetzt bedrohst du auch noch unser Mittagessen."



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2008-08-22T19:03:47+00:00 22.08.2008 21:03
los shinji looos du schaffst es!!!^^
Von: abgemeldet
2007-09-26T09:24:22+00:00 26.09.2007 11:24
Ja, das ist ja cool

Lang und super zu lesen

Den letzten Satz von Miyako fand ich am besten!
Von: lunalinn
2007-09-05T20:20:23+00:00 05.09.2007 22:20
danke für die ens ^^
woah, die ff wird immer besser X3
ich finde die träume immer sehr schön beschrieben ^^
gefällt mir...
und natsuki scheint ja auch mehr für shinji zu empfinden, als sie zugeben will *grins*
da geht noch was XD
mach weiter so ^^
lg
Pia
Von: abgemeldet
2007-09-05T17:00:10+00:00 05.09.2007 19:00
hey

ich LIEBE deine story... O.O
ich finde deinen schreib-stil klasse und bei der geschichte stimmt alles....
*__*
ich würde mich wiiirklich über benachrichtigungen per ens oder gb-entry freuen, wenn du neue kapitel hochgeladen hast...
<33

deine naji-chan (<3)
Von:  Adlerauge
2007-09-04T08:35:50+00:00 04.09.2007 10:35
hi,

erstmal, das Kappi war wieder unheimlich klasse...
das Mittagessen bedrohen - man, ich bin fast vom Stuhl gefallen, so musste ich lachen. Die bildliche Vorstellung wie Miyako hinter Shinji steht und das sagt, einfach nur genial...
auch sonst find ich die Story einfach nur hammer.
Ich find du beschreibst die Gefühle von den beiden gut, man kann es richtig nachvollziehen, wie sie sich fühlen...

Lg
Rylu


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