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In Nottingham

von

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Tea time

"Was zum Teufel war das denn?", wollte Claire kopfschüttelnd wissen, als Kate, noch immer ein bisschen benommen, die Küche betrat.

"Genau das gleiche wollte ich eigentlich gerade fragen", erwiderte sie, zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich an den Küchentisch.

Claire lief zwischen Kühlschrank und ihrer Einkaufstasche geschäftig hin und her und verstaute ihre Einkäufe. Dann füllte sie Wasser in den Wasserkocher und stellte ihn an.

"Tut mir leid, dass ich euch gestört habe. War es 'das' Gespräch?"

Kate wollte schon nickten, aber dann hielt sie inne. "Ich bin mir nicht ganz sicher. Es war... nicht eindeutig... glaube ich zumindest?"

Claire runzelte die Stirn.

"Oder es war eindeutig und ich komme einfach nicht dahinter", gab Kate schulterzuckend zu. "Ich weiß nicht. Ich bin... er war so... Ich habe keine Ahnung." Mit einem Seufzer stemmte sie ihr Kinn auf die Hand und blickte ihre Freundin ratlos an.

"Was hat er denn gesagt?"wass

"Ich glaube, er denkt, ich halte ihn für blöd-" Claire schnaubte, aber Kate überging das. "Er meinte, er wäre früher... na ja. In mich verliebt gewesen." Bei dem Gedanken daran bekam sie ein flaues Gefühl im Magen. Claire grinste wie ein Honigkuchenpferd und wollte schon etwas sagen, aber Kate sprach schnell weiter. "Er wollte wissen, ob er eine Chance gehabt hätte und dann... irgendwie ist es dann rausgekommen. Du weißt schon was", fügte sie hastig an, um es nicht laut aussprechen zu müssen.

Claire vergaß das kochende Wasser und setzte sich Kate gegenüber. Gespannt und mit weit aufgerissenen Augen starrte sie sie an. "Weiter, weiter", forderte sie ungeduldig, als Kate gar nichts mehr sagte und nachdenklich auf ihrer Unterlippe herumkaute.

"Na ja. Er war dann ganz so... 'Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich dir nie von Rachel erzählt' und ich dachte eigentlich, er meint damit, dass er es für sich behalten hätte, aber dann sagte er, der Gedanke, dass ich..." Kate schluckte errötend. "Dass ich in ihn verliebt bin hat ihn ganz glücklich gemacht."

Bedeutende Stille kehrte ein und Claire hatte diesen 'Ich hab's dir doch gesagt!'-Gesichtsausdruck aufgesetzt, den Kate nicht besonders mochte.

"Und dann?", verlangte Claire zu wissen.

"Gar nichts. Ich hab ihn gefragt, warum, und er so 'Du weißt doch sonst immer alles', und dann bist du auch schon aufgetaucht." Hilflos ließ sie die Hände auf den Tisch sinken und starrte ihre leeren Handflächen an.

Claire stöhnte entnervt auf. "Oh man. Ich könnte mir in den Hintern treten. Ich könnte EUCH in den Hintern treten! Wieso redet ihr nicht einfach mal Klartext miteinander?"

"Was ist denn der Klartext?", fragte Kate fast schon verzweifelt.

"Klartext ist: Jake liebt Kate und Kate liebt Jake. Ihr wollt für immer zusammenbleiben, alt werden, Kinder kriegen, du willst auf immer und ewig seine Blödheit ertragen und tolerieren und die ganzen Flitterwochen über das Bett nicht verlassen!"

Kate wurde blass wie eine Wand. "Das ist... das ist nicht..."

"Okay. Es ist vielleicht etwas übertrieben. Schon klar. Aber darauf läuft es doch hinaus." Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Freundin. "Es sei denn, du strebst eine flüchtige Affäre an, und na ja, sind wir mal kurz ehrlich miteinander... du und ich, wir kennen dich viel zu gut, um das auch nur im entferntesten zu denken."

Kate konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. Manchmal wünschte sie sich, sie wäre ein bisschen mehr wie Claire, zumindest was deren Offenheit und die Klarheit ihrer Worte anging.

"Und Jake weiß das auch. Falls - nein, WENN - das mit euch beiden was wird, dann wird es auf jeden Fall was Ernstes sein. Es ist ja jetzt schon ernst bis zum Geht-nicht-mehr, und dabei habt ihr noch nicht einmal richtig losgelegt." Claire kicherte.

"Also... was soll ich jetzt deiner Meinung nach tun? Er weiß das von mir... aber er hat nichts gesagt?"

"Klar hat er. Du musst besser zuhören. Also, wenn du es selbst nicht weißt, sag ich’s dir. Du gehst zu ihm hin, ziehst dich nackt aus und wirfst dich ihm an den Hals." Sie kicherte schon wieder.

"Claire", schimpfte Kate erbost. "Das ist nicht witzig!"

"Aber es würde funktionieren", warf Claire grinsend ein.

"Und dann ist da noch diese Sache..."

"Welche Sache?"

"Rachel. Dass er mit ihr... äh, im Bett war..." Kate wurde ganz übel vor Eifersucht, wenn sie daran dachte. Schreckliche Bilder spielten sich in ihrem Kopf ab.

Claire überlegte eine Weile und schob einen alten Stimmungsring, der die Farbe veränderte und den sie von ihrem Vater irgendwann einmal geschenkt bekommen hatte, auf ihrem Finger hin und her. Im Moment war er dunkellila. "Das kann ja auch seine guten Seiten haben?"

Kate blinzelte irritiert. "Zum Beispiel?"

"Na ja, erfahrene Männer und so." Als Claire bemerkte, wie Kate sie anstierte, musste sie lachen. "Doch, wirklich. Ein Typ, der weiß, was er tut, ist tausendmal besser. Du solltest also froh sein."

Kate schüttelte verwundert den Kopf. "Ich würde manchmal wirklich gerne wissen, wie du da drin so tickst", murmelte sie skeptisch und tippte dabei an Claire’s Stirn, die sich das gefallen ließ, und dann fiel ihr noch etwas Anderes ein, was sie sowieso hatte klären wollen. "Hast du dich etwa mit Gabe getroffen? Oder woher wusstest du, dass er angerufen hat?"

Ihre Freundin blickte fast schon nervös an ihr vorbei und seufzte. "Irgendwie schon."

"Du hast dich irgendwie mit ihm getroffen?", hakte Kate argwöhnisch nach.

"Ja." Claire nickte, stand wieder auf, kehrte Kate den Rücken zu und machte sich an dem Wasserkocher zu schaffen. "Willst du auch einen Tee?"

"Lenk jetzt nicht ab. Aber ja, gerne. Trotzdem... erzähl weiter."

"Ich weiß auch nicht. Das letzte Mal, wo er mich so ausgetrickst hat, weißt du noch?" Sie warf Kate ein entschuldigendes Lächeln zu, da sie - Claire - doch diejenige gewesen war, die ihre Freundin hatte täuschen wollen -, und zuckte mit den Schultern, während sie zwei Tassen bereitstellte, in jeder jeweils einen Teebeutel Pfefferminztee versenkte und Wasser eingoss. "Na ja. Wir haben geredet. Er hat geredet, um genau zu sein. Ich wollte ihm zunächst auch gar nicht zuhören, aber ich konnte ja nicht weg. Er hat sich tausendmal entschuldigt und alles erklärt. Was es natürlich nicht besser macht. Dann fragte er, ob wir nicht einfach Freunde sein könnten, ohne, dass das Ganze zwischen uns steht."

"Und...", begann Kate vorsichtig, "was hast du darauf geantwortet?" Sie selbst fand, das war eine Schnapsidee von Gabe – aber andererseits wusste Kate auch, dass er nur bluffte. Sein Interesse an Claire war noch nie freundschaftlicher Natur gewesen und würde es auch nicht sein, nicht einmal in dreißig Jahren.

"Was denkst du denn? So etwas kann ich nicht. So wie du."

"Du hängst noch immer sehr an ihm", stellte Kate leise fest. Sie hatte es vorher geahnt, ja fast schon gewusst, aber Claire hatte nie etwas gesagt, war immer ein bisschen unangreifbar und unnahbar gewesen. Gabe hatte versucht, diese Mauer zwischen ihnen zu durchbrechen, und anscheinend hatte er es geschafft. Irgendwie.

Claire widersprach nicht, und das war ihr schon Antwort genug. Stattdessen stellte sie Zucker auf den Tisch und legte einen Teelöffel neben Kate’s Tasse, da diese ihren Tee immer gezuckert trank, ganz im Gegensatz zu ihr selbst.

"Weißt du", sagte sie stattdessen, "ich war damals wirklich am Ende, als er so mir nichts, dir nichts innerhalb von nur wenigen Tagen einfach verschwunden ist. Und so wütend. Als dieser Typ... wie hieß der gleich? Na, dieser Kumpel von Benny seine Geburtstagsparty gefeiert hat, hab ich mit ihm rumgeknutscht. Ein paar Tage später."

"Mit Benny?!"

"Nein, nein. Mit dem Typen, mein ich. Ich wollte es Gabe aus lauter Verzweiflung heimzahlen und ihm wehtun. Ich war mir sicher, Jake würde es ihm erzählen, aber letztendlich hat er es nicht getan. Er hat nie ein Wort darüber verloren, obwohl ich genau gesehen habe, wie entsetzt er mich angestarrt hat. Ich hab es ja extra darauf angelegt..."

Kate musste lächeln. Diskretion. Auch ein interessanter Charakterzug an Jake.

"Also... wart ihr da noch zusammen? Ich meine..."

"Keine Ahnung", unterbrach Claire. "Wir hatten das nie geklärt. Wir haben uns gestritten, und dann war er weg. Ich war fuchsteufelswild und total außer mir. Sonst hätte ich nie den Plan gefasst, mit dem Typen ins Bett zu gehen. Verdammt, wie war sein Name?"

"Was?!" Kate musste an sich halten, um den Tee nicht sofort wieder auszuspucken. Alarmiert und entsetzt starrte sie ihre beste Freundin an. Hatte sie sich verhört?

Claire lächelte wehmütig. "Ich weiß. Ich bin nicht gerade stolz auf mich. Aber ich konnte es nicht. Ich hatte ja schon nach der Knutscherei ein so schlechtes Gewissen, dass ich das ganze Wochenende über im Bett geblieben bin und mich gehasst habe."

"Oh Claire...", sagte Kate sanft und schenkte ihrer Freundin einen mitfühlenden Blick. "Wieso hast du mir nichts davon gesagt?"

"Ich wollte es einfach nur vergessen, und ich kam mir total blöd und dämlich vor. Und dann kommt dieser Idiot wieder und... den Rest kennst du ja selbst." Claire seufzte.

"Und jetzt?"

"Keine Ahnung."

"Habt ihr euch heute auch getroffen?"

Claire nickte. "Nur kurz. Er wollte Jake besuchen, aber vorher... wir haben nur geredet. Oder besser gesagt, er. Je mehr er redet, desto schneller verraucht meine Wut auf ihn. Ich hasse das“, gab sie widerwillig zu und verzog das Gesicht zu einer verzweifelt schmerzhaften Grimasse.

Kate lächelte. "Aber das ist doch gut. Es ist schön, wie sehr er sich um dich bemüht. Du wirst ordentlich hofiert, merkst du das nicht?"

Claire schaute auf und grinste. "Stimmt. Du hast recht. Ich sollte das eigentlich genießen und voll ausnutzen, oder?"

"Unbedingt", lachte Kate. "Wer weiß, wie lange es anhält?"

"Tja... und dann?"

Kate räusperte sich. Jetzt sah sie ihre Chance gekommen. "Das kann ich dir genau sagen. Du gehst zu ihm hin, ziehst dich nackt aus und wirfst dich ihm an den Hals."

Claire verdrehte amüsiert die Augen, erkannte ihre eigenen Worte. "Ha ha."

"Ja, das habe ich auch gedacht. Aber es würde funktionieren", beharrte Kate voller Ernst und nickte nachdrücklich.

"Gut gekontert, Miss Winston."

"Vielen Dank, Miss Greene. Ich lerne von der besten." Sie zwinkerte Claire zu und beide grinsten sich einvernehmlich an. Dann schwiegen sie eine Weile, während Kate, den Kopf noch immer auf ihre Hand gestützt, gedankenverloren in ihrem Tee herumrührte und Claire einen Oreo-Keks auseinandernahm, um die süße, weiße Füllung mit dem Finger abzukratzen, bevor sie auch die anderen beiden Hälften verspeiste.

Kate war die erste, die sich wieder zu Wort meldete.

"Und du denkst wirklich, dass... er nicht irgendetwas Anderes sagen wollte damit?"

"Hundertprozentig. Nicht einmal Jake ist so dumm, so etwas zu sagen, ohne darüber nachzudenken, was es bedeuten könnte. Außerdem habe ich zuverlässige Quellen, weißt du?", grinste Claire bedeutungsvoll.

"Gabe?"

"Oh ja. Ich hab ihn ein bisschen ausgehorcht – irgendetwas Gutes muss unser Treffen ja gehabt haben -, und festgestellt, dass er Jake auch schon ein bisschen ausgehorcht hat. Das mit Rachel ist nichts Ernstes gewesen, nur jugendliche Blödheit, dazu dieses Konkurrenzdenken, weißt du? Ich würde sagen, die Nuss ist geknackt."

"Was für ein Konkurrenzdenken denn?"

"’Ich will genau das, was andere auch haben’ - dieses Konkurrenzdenken", sagte Claire bedeutungsvoll.

Kate stöhnte gequält auf. Dieses Thema gefiel ihr einfach nicht, egal, wie oft es wieder auftauchte. Sie fühlte sich einfach... unterlegen.

"Meiner Meinung nach aber", fuhr Claire lauter fort, "ist das nichts im Vergleich zu dem Gedanken, etwas zu bekommen, was man schon immer haben wollte." Nach einem Blick auf Kate's ratlose Miene fügte sie hinzu: "Nämlich dich."

Kate schwieg.

"Okay. Und was immer du jetzt vor hast, wenn du demnächst Rachel triffst, trittst du ihr ordentlich in den Allerwertesten. Und wenn du das nächste Mal Jake siehst... machst du gefälligst alles richtig. Kein Ausweichen, kein um den heißen Brei herumreden, klar?", fragte sie streng. "Du sagst, was du fühlst, und lässt dir von ihm sagen, was er empfindet, und dann wirst du glücklich bis an dein Lebensende. Und vergiss nicht, deine erste Tochter nach mir zu benennen, da ich das alles erst möglich gemacht habe. So, alles klar?"

"Claire-"

"Keine Widerrede!"

"Ich hab dich lieb."

Claire grinste. "Genau das kannst du ihm sagen. Ich hab dich auch lieb. Was hast du jetzt vor?"

"Gar nichts."

Claire stöhnte entnervt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2010-10-23T13:26:03+00:00 23.10.2010 15:26
oha :)
geht's bald weiter?
ich hab gestern abend angefangen deine ff zu lesen, und war sofotz begeistert :)
jetzt bin ich leider schon am ende ankommen, kann's aber kaum noch abwarten das nächste kapitel zu lesen *-*
aaah und ich find ja claire immernoch voll toll, und jakes naivität :)
Von:  Foresight
2010-10-17T19:12:59+00:00 17.10.2010 21:12
Ich musste erhrlich gesagt erst mal überlegen, was im letzten Kapitel passiert war. ^^' Aber die Erinnerung kam beim Lesen schnell wieder, da man schnell wieder hinein gefunden hat.
Das Kapitel ist die wieder super gelungen und hat sich schön lesen lassen. Das große Finale steht uns jetzt wohl unmittelbar bevor? *hrhr* Ich freu mich schon darauf!
Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich Claire und Gabe total mag? XD
Von:  mitsuki11
2010-10-17T18:49:51+00:00 17.10.2010 20:49
Hey

Super das du endlich weiter geschrieben hast!!!

Freue mich auf die Fortsetzung!!

LG
Mina
Von:  Jacky280791
2010-10-17T17:21:55+00:00 17.10.2010 19:21
Omg bin ich einmal nen WE nicht da schreibst DU nen neues Kappi ich brech zusammen aarr xD

Kate nu leg dich mal ins Zeug schnapp dir deinen Mann und wie Claire sagt zieh dich nackt aus und hui ;)

Lg Jacky
Von: abgemeldet
2010-10-15T21:17:01+00:00 15.10.2010 23:17
endlich ein neues kapitel :D..
ohoo XD Kate schnapp ihn dir !! XD
bin schon gespannt was als nächstes passiert :D

lg Mei-Linn


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