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Sunset over Egypt

Even if tomorrow dies
von

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Hoffnung

Nervös trat der junge Diener von einem Bein aufs andere. Er wusste, seine Situation war nicht die beste. Wie hatte es nur passieren können, dass er den halben Palastgarten umgegraben hatte? Oder, viel wichtiger, wie hatte es passieren können, dass er von den Palastwachen dabei erwischt worden war? Was ihm nun blühte, war nicht schwer zu erraten. Unzählige Male schon hatte er hier vor dieser Tür gestanden, gehofft, sie würde sich niemals öffnen, doch jedes Mal stand er schon kurz darauf dem Hohepriester gegenüber.

An diesem Tag jedoch war es anders und das verunsicherte ihn völlig. Neben ihm auf dem Boden hockte eine entmutigt wirkende Frau, die Beine angewinkelt und vor sich hin ins Leere starrend. Der Diener kannte diese Frau, natürlich, es war Kisara, er hatte sie schon unzählige Male gesehen, schließlich war sein Herr mit ihr zusammen. Dass sie nun ebenfalls wirkte, als drohte ihr der Weltuntergang, passte einfach nicht ins Bild.

„Hast du auch was angestellt?“, fragte er sie vorsichtig. Respekt war für ihn noch nie ein Thema gewesen. Kisara erschrak beim Klang seiner Stimme, sie hatte seine Anwesenheit nicht bemerkt. Schnell sprang sie auf die Füße und richtete ihr Kleid.

„Wieso angestellt?“, fragte sie zurückhaltend. Sie hatte nur selten mehr als ein, zwei Worte mit dem Jungen gewechselt, ihn sonst aber nicht weiter beachtet, er war Seths Diener, mehr aber auch nicht.

Er sah sie entgeistert und verwirrt an. „Ich krieg immer Ärger, wenn ich hierher komme“, sagte er und klang dabei eher belustigt, als eingeschüchtert.

Betroffen sah die junge Frau ihn an. „Ich seit neustem auch..“, antwortete sie schließlich leise seufzend.
 

Währenddessen saß eine junge Priesterschülerin ein paar Räume weiter verzweifelt über ihren Unterlagen. Ihre Ausbildung war bereits fortgeschritten, sie hatte allerlei zu lernen. Immer wieder fragte sie sich, ob das alles die Mühe wert, war, doch sie war schon zu weit um jetzt aufzugeben. Außerdem war es schon immer ihr Traum gewesen, eines Tages Priesterin zu sein.

Seufzend warf Mana ihr dunkles Haar zurück. Sie konnte sich einfach nicht konzentrieren, immer wieder schweiften ihre Gedanken ab, es war wirklich zum verrückt werden. Missmutig stand sie auf, das alles hing ihr zum Halse heraus. Sie wollte nichts mehr lernen, verstand den Sinn auch nicht. Schließlich war das alles vor ein paar Wochen erst noch völlig unwichtig gewesen, nun auf einmal aber nicht mehr. Seit Stunden saß sie nun schon hier, doch mehr als ein paar Seiten hatte sie nicht geschafft.

So hatte das alles keinen Sinn, sie wollte ein anderes Mal weiter machen, wenn sie sich besser würde konzentrieren können. Ohne darüber nachzudenken, schleuderte sie ihre Unterlagen zur Seite, stand auf und lief den Gang entlang.

Sie konnte nicht wissen, dass es dem Mann, in den sie kurz darauf hineinlief, ähnlich ergangen war, wie ihr selbst.
 

„Was ist denn hier los?“, erklang die strenge Stimme, und es war nicht zu erkennen, ob er überhaupt wahrgenommen hatte, dass Mana ihn soeben angerempelt hatte, „Große Versammlung?!“ Skeptisch sah er sich um und sah in zwei schuldbewusste und ein strahlendes Gesicht.

„Vollversammlung!“, rief Mana lachend, während sie sich vom Boden wieder erhob. Sie hatte die Situation als witzig empfunden. Doch als sie merkte, dass offensichtlich keiner der drei so dachte wie sie, verstummte sie wieder.

Kisara war es, die als erste das Wort wieder an Seth richtete. „Ich wollte mit dir sprechen“, sagte sie schüchtern und sah dabei zu Boden. „Allein..“

Mana warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Sie war doch nicht hierher gekommen, um gleich wieder weggeschickt zu werden!

Seth jedoch hob nur kurz die Schultern und bat Kisara herein.

Ungläubig starrte Mana den beiden hinterher. Nach allem, was Kisara getan hatte, vertraute er ihr trotzdem? Das konnte nicht sein, war er denn blind?

Enttäuscht drehte sie sich um und beobachtete den Diener dabei, wie er sich gerade häuslich auf dem Flur einrichtete. Sie lächelte. „Bleibst du länger hier?“

Der Junge lächelte zurück. „Eigentlich wollte ich hier in den Erdboden versinken, damit ich keinen Ärger krieg, aber den schein ich auch so nicht zu kriegen“, er blickte auf die verschlossene Tür. „Seth scheint heute gut gelaunt zu sein.“

Kopfschüttelnd sah Mana ihn an. Sie mochte ihn, das stand ganz außer Frage, und er war in ihrem Alter. Seine naive Art war einfach faszinierend. Seth hatte alles andere als gut gelaunt ausgesehen, das wusste Mana, aber das konnte sie ihm nun auf keinen Fall sagen.

„Du bist echt knuffig“, sagte sie stattdessen und lachte. Sie war enttäuscht, dass Seth die Tür geschlossen hatte, sie hatte zumindest hören wollen, was Kisara zu sagen hatte, aber wenigstens musste sie nicht allein warten.

‚Knuffig’, war nicht gerade das Wort, mit dem der Diener sich selbst beschrieben hätte, deswegen war er sehr verwundert, dass Mana so dachte. Fragend sah er sie an, das Unverständnis war ihm ins Gesicht geschrieben. „Wenn du das sagst..“, erwiderte er und legte den Kopf schief. Mana tat es ihm nach und grinste. Es war so leicht, sich mit ihm zu unterhalten, völlig ungezwungen und einfach nur lustig.

„Du siehst aber auch komisch aus! Voll niedlich irgendwie“, sagte er und strahlte sie an. Diese Bemerkung brachte Mana durcheinander. Sie wusste nie, wann er etwas wirklich ernst meinte oder wann er etwas einfach nur sagte, weil ihm gerade nichts anderes einfiel.

„Warum findest du mich niedlich?“, frage sie schüchtern lächelnd, und hoffte inständig, dass er eine gute Antwort hatte.

„Na ja“, antwortete er unsicher, „Du bist doch niedlich.. oder nicht?“

Sie seufzte leicht, grinste aber gleich darauf wieder. Ihm war also einfach nichts anderes eingefallen, er war so fürchterlich einfach zu durchschauen. So war er halt. Trotzdem hatte seine Aussage sie nachdenklich gemacht. Ob Seth das wohl auch dachte? Lächelnd schüttelte sie den Kopf und verbannte damit die Gedanken an den Priester aus ihrem Gedächtnis.
 

„Du wolltest mich sprechen?“ Seth war direkt nachdem er die Tür geschlossen hatte, ans Fenster gegangen. Er hatte Kisara nicht ein einziges Mal angesehen.

Nervös und unsicher setzte dieses sich auf einen Stuhl.

„Ja, wollte ich“, sagte sie leise, „und zwar über etwas bestimmtes..“ Sie wusste einfach nicht wie sie anfangen sollte.

Seth dagegen schien keine Geduld zu haben. „Und worüber?“ Durch die Sonne im Rücken war sein Gesicht kaum zu erkennen. Er hatte nicht viel Lust auf dieses Gespräch, selbst die unspektakulären Neuigkeiten aus dem Land, die er noch durchzusehen hatte, wären ihm nun lieber gewesen.

Kisara stand auf und trat ein paar Schritte an ihn heran. „Über uns..“ Sie sah ihn an. „Über unsere Beziehung..“ Sie fühlte sich alles andere als Wohl in ihrer Haut, dennoch musste es sein, sie konnte nicht anders. Sie hing doch an ihm, wieso lief in letzter Zeit immer alles nur so schief?

Traurig wendete sie den Blick von ihm ab. „Ich vermisse.. unsere Beziehung.. und deine Nähe.. Du verbringst doch kaum noch Zeit mit mir..“ Sie hatte gar nicht so vorwurfsvoll klingen wollen, das ging schon wieder schief.

„Du warst doch verschwunden.. und du hast dich danach merkwürdig verhalten.. und du hast auch Mana angegriffen.. Was soll ich davon halten?“

Kisara spürte seinen bohrenden Blick in ihrem Rücken, dennoch wagte sie es nicht, sich umzudrehen. Sie nickte nur leicht seufzend. „Kann es nicht wieder so werden, wie es früher einmal war?“

Sie wollte nicht zu Mana kriechen und sich entschuldigen, sie wollte nicht für etwas gerade stehen, an das sie sich nicht einmal erinnern konnte. Wieso verstand sie keiner?

Seth ließ sich nicht erbarmen. „Solange du mir nicht sagst, was in dich gefahren ist, werde ich dir nicht verzeihen.“ Es lang soviel Entgültigkeit in diesen paar Worten, dass Kisara erschauderte.

„Ich weiß es doch selbst nicht..“, sagte sie und weinte fast, „Ich will mir keine Gedanken mehr darüber machen.. Ich will meine Zeit mit dir verbringen und glücklich sein! Ich will versuchen, dass alles besser wird.. ich will doch..“, sie sah ihm nun direkt in seine eisblauen Augen, „Ich will doch nur merken, dass du mich noch liebst..“

Eiskalt, als hätte er niemand anderes als eine einfache Dienerin vor sich, sah der Priester sie an. „Dann gib mir einen Grund dazu. Wie willst du irgendetwas merken, wenn du ständig weg bist?“

Kisara wusste nicht, was sie noch sagen sollte. „Aber ich bin doch jetzt hier..“, flüsterte sie verzweifelt, „Und ich bleibe nun auch hier.. Lass uns doch bitte aufhören zu streiten..“

Es war hoffnungslos, das hatte Kisara längst eingesehen, dennoch kämpfte sie weiter. Sie kannte Seth schon so lange, es war schon so viel passiert. Doch noch nie war eine Situation so ausweglos gewesen, wie diese hier.

„Von mir aus“, sprach Seth genervt, „Aber erwarte nicht von mir, dass ich vergesse, was passiert ist.“

Sie hatte nicht erwartet, dass er es vergessen würde, aber sie hatte erwartet ein wenig Rückhalt von ihm zu bekommen, wenigstens etwas Verständnis. Doch sie hatte sich getäuscht, mit Tränen in den Augen versuchte sie dem Unausweichlichen zu entgehen, als ein grausamer Gedanke ihre Verzweiflung in Wut verwandelte. „Hast du mich überhaupt vermisst?“ Sie warf alle Vorsicht über Bord, es half ja doch nichts. „Wieso bist du so genervt? Du bist mit deinen Gedanken die ganze Zeit schon ganz wo anders“, stellte sie trocken fest.

Seth seufzte. Das ganze langweilte ihn inzwischen. „Meine Gedanken sind in meinem Kopf und nirgendwo anders“, sagte er schlicht.

„Mach dich nicht lustig über mich!“, fauchte Kisara, „Um wen drehten sich deine Gedanken? Du hast doch nicht einen einzigen davon an mich verschwendet!“ Sie sah ihn an, grimmig und verletzt. Sie wusste, dies war nicht der richtige Weg, um Seth zurückzugewinnen, aber selbst das war ihr inzwischen egal. Er hatte sie doch eh schon aufgegeben. Am liebsten hätte sie sich in irgendeine Ecke verkrochen und still geweint, aber Seth stand nun vor ihr, wie sollte sie ihm ausweichen?

Er achtete überhaupt nicht darauf, dass sie inzwischen zitterte. „Um wen sollten sie sich deiner Meinung nach denn drehen?“

Kisara konnte kaum an sich halten, er hatte ihr nicht widersprochen, hatte tatsächlich nicht an sie gedacht.

„Ich weiß es ja nicht“, sagte sie, und mit jedem Wort wurde ihre Stimme schriller, „Wie hieß die Kleine noch? Braune Haare, ganz niedlich, du weißt wen ich meine! Du hast doch nur noch Augen für sie!!!“

„Mana?“ Falls Seth diese Anschuldigungen irgendetwas ausmachten, so verbarg er es gut. „Das glaubst du? Was willst du hier eigentlich erreichen?“, fragte er schlicht und unberührt.

„Ich dachte wir wären ein Paar! Ich wollte mit dir reden, aber dich interessiert das anscheinend alles nicht“, kreischte Kisara verbittert, „Ich war lange weg, ja! Aber du scheinst dich nicht im geringsten um mich gesorgt zu haben!“

Nun jedoch wurde auch Seth ungehalten. Sauer richtete er sich vor ihr auf. „Was mich interessiert und was nicht ist dir doch völlig egal! Du bist abgehauen! Einfach so! Und du bist wieder gekommen, ohne etwas zu sagen.. Meinst du nicht, dass ich vielleicht nach dir gesucht habe?! Und dann greifst du Mana an, völlig ohne Grund, und du kennst ihn selbst auch nicht, wie du sagst. Wenn das so ist, okay, aber es scheint dir auch in keinster Weise Leid zu tun! Was soll das alles? Und auch das Schmierentheater, das du hier aufführst, welchen Zweck hat das?“ Er war lauter geworden, als ursprünglich beabsichtigt, trotzdem bereute er nicht, das gesagt zu haben. Er war schließlich Hohepriester, er hatte genug Pflichten und Kisara durfte sich nicht alles herausnehmen.

Doch diese ließ sich nicht einschüchtern und schrie stattdessen noch lauter zurück. „Ich dachte, ich bedeute dir etwas! Aber da lag ich wohl ganz falsch! Ich dachte, du weißt, was Liebe ist! Welchen Zweck hatte die Beziehung für dich eigentlich? Welchen Grund hattest du, mir deine Liebe vorzugaukeln?!“ Sie schrie ihn an, direkt ins Gesicht. Seine Kälte machte sie wahnsinnig, wie hatte sie sich in diesem Mann nur so täuschen können?

Genervt und desinteressiert drehte Seth ihr den Rücken zu. „Bist du fertig?“

Kisara stockte, die Tränen liefen ihr über die Wangen, als sie in sich zusammensackte. Sie hatte aufgegeben, nickte nur stumm.

„Dann geh jetzt, sonst lasse ich dich von den Wachen entfernen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  LucyCameronWeasley
2010-05-11T23:50:11+00:00 12.05.2010 01:50
ein heftiges Kapitel

mana ist so süß~
aber kisara tut mir leid, hab fast mitgeheult.
Dein schreibstil ist einfach toll~
Von: abgemeldet
2008-10-01T16:49:26+00:00 01.10.2008 18:49
Jaa schmeiß die alte doch raus xD Ich war nie wirklich begeistert von Kisara, die hat ihn gar nicht verdient, so einen Priester.. er muss blind gewesen sein.. naja, hoffentlich geht das noch gut weiter
Von: abgemeldet
2008-10-01T15:19:34+00:00 01.10.2008 17:19
dieser diener ist ja cool, richtig krank xD aber seth sollte nicht so gemein zu kisara sein, wenn sie sich nicht dran erinnern kan.. Aber.. Seth ist trotzdem toll *schwärm*
Von:  TeaGardnerChan
2008-01-14T16:22:15+00:00 14.01.2008 17:22
oh ha...
Zwischen seth und Kisara kriselts aber heftig...
Dabei gehören die beiden doch zusammen *.*
Mana und den Diener hast du auch genial rübergebracht *g*
Total geniales Chapter ^^
Von: abgemeldet
2007-09-13T04:48:20+00:00 13.09.2007 06:48
Ich bin total hibbelig! *strahl* Das is ja soo toll! Ich dachte mir schon nach dem Prolog, dass es toll werden würde, aber ich hätte nicht erwartet das es wirklich so toll wird. Die Wortwahl die du triffst hätte ich nicht besser wählen können und auch das mit dem Reden ist gut eingebaut. Vor allem gefällt mir Seth (Wat für ein wunder..) aber natürlich noch mehr Mana! *hüpf* *griins* Und die Situation mit dem Diener vor der Tür is auch genail! Ich find das echt beeindruckend, ich dachte nicht, dass du es wirklich so genial schaffst das ROllenspiel umzusetzen! Weiter!


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