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Sunset over Egypt

Even if tomorrow dies
von

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Etikette

Die Lehrer. Mana tippelte von einem Fuß auf den anderen, nervös, angespannt. Unsicher blickte sie zu dem Diener, der ihnen die Nachricht überbracht hatte. Er wusste, wo sein Platz war, kannte seine Pflichten.

Sie selbst musste noch sehr viel lernen, das Leben in der Öffentlichkeit barg so viele Geheimnisse, so viele Pflichten, die sie nicht gewohnt war. Sie wollte auf keinen Fall etwas falsch machen, wollte Seth für das Vertrauen, dass er in sie setzte, danken, und es allen beweisen, die an ihr zweifelten. Sie wollte der Position gerecht werden, die das Leben an der Seite des Hohepriesters bedeutete.

Doch um das zu können, musste sie lernen. Wieder lernen. Bereits in ihrer Ausbildung hatte sie reichlich damit zu tun gehabt, dieses Mal hing nicht nur ihre eigene Zukunft davon ab, sondern auch das Ansehen des Hofes.

Mana seufzte, wollte mit dem Blick bei dem Diener verharren, ihre Aufmerksamkeit wurde dann jedoch von den zwei Männern, die hinter ihm den Raum betreten hatten, abgelenkt. Der eine war deutlich kleiner als der andere und trug eine dunkle Zeichnung auf dem Kopf. Der andere hatte etwas längeres dunkles Haar, das von einem einzelnen Reif geschmückt wurde. Beide waren muskelbepackt und wirkten überaus streng.

Mana hatte sie bereits auf den Feierlichkeiten gesehen, doch sie hätte nicht erwartet, noch einmal auf die Beiden zu treffen. Arbeiteten sie nicht in einem Tempel fern des Hofes?

Schüchtern stellte Mana sich auf, schließlich waren sie wohl nur ihretwegen nicht zurückgekehrt, das wollte sie angemessen würdigen.

„Hätten die Herren dann wohl die Güte sich vorzustellen?“ Eiskalt erklang des Priesters Stimme, durchschnitt die Luft wie eine Klinge aus Glas. Er war ebenfalls aufgestanden, und blickte nun gebieterisch zu den zwei Neuankömmlingen, die sich jedoch nur leicht verneigten. Keiner von Beiden hatte Mana bisher auch nur angesehen.

Der Kleinere nickte ungerührt. „Mein Name ist Shada und das ist Karim. Wir sind Priester und wurden in den Palast gerufen, um jemandem die Etikette beizubringen.“ Sein abwertender Blick fiel auf Mana. Sicher hatte der Priester sich soeben mit diesem Mädchen vergnügt, was sonst hatte sie hier zu suchen?

Er richtete seinen Blick wieder auf Seth. „Vielleicht solltet Ihr...“, er zögerte einen Moment, wie um nach dem richtigen Wort zu suchen, „Nun ja, Eure Verlobte rufen, damit wir mit dem Unterricht beginnen können?!“

Bedrohlich trat Seth auf ihn zu. „Vielleicht sollte man Euch die Etikette zunächst nahe legen?“, fragte er knurrend doch Shada ließ sich nicht einschüchtern. Sicher, die Verlobung des Priesters auf dem Fest war in aller Munde gewesen, doch er und Karim, sie hatten besseres zu tun, als den ganzen Abend in der Runde zu sitzen und mit Menschen zu sprechen und zu speisen, die ihnen nicht das geringste bedeuteten.

„Ich wüsste nicht, warum, mein Herr“, entgegnete er schlicht und atmete kurz durch. „Also ist dieses ... Mädchen dort“, er zeigte mit dem Finger auf sie, „Eure Verlobte?“
 

Karim stand die gesamte Zeit über neben Shada und ließ diesen reden. Es reichte, wenn einer sprach, mehr war weder nötig noch angemessen. Sein Blick fiel auf Mana, er starrte sie unverhohlen an. Er hatte viel vom Hohepriester gehört, doch dass er solch einer Kreatur den Weg an den Hof ebnete, hätte er nicht erwartet.

Währenddessen blickte Mana Shada entrüstet an. „Natürlich bin ich das!“, verteidigte sie sich patzig. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein? Wofür hielt er sich? Noch nie hatte sie jemanden unsympathischer gefunden. „Und du warst einmal ein Aasgeier, oder was?“, fauchte sie unwirsch.

Seth wusste, dass er Mana eigentlich hätte zurückhalten müssen, erachtete es aber selbst nicht als nötig. „Sie ist meine Verlobte“, erklärte er streng, „Und wenn Euch Euer Leben lieb ist, solltet Ihr Euch dementsprechend benehmen!“

Sogleich verbeugte sich Shada vor ihm, blickte kurz wissend zu Karim. „Verzeiht, Herr“, sagte er schmeichelnd und doch wusste Seth, dass er log. Ruhig ging Shada ein paar Schritte auf Mana zu, betrachtete sie genau. „Wir sollten sogleich anfangen mit den, lasst es mich so ausdrücken, Vorarbeiten“, sagte er eifrig, betrachtete Mana geringschätzig und lächelte gekünstelt.

Mana blickte verwirrt Hilfe suchend zu ihrem Verlobten, sie verstand es nicht. Vorarbeiten? Was sollte das heißen? Sollte sie nicht einfach Unterricht nehmen?

„Ihr solltet Euch klarer ausdrücken“, zischte Seth sauer, „Sonst lasse ich Euch sofort hinauswerfen!“ Wer hatte die Beiden empfohlen? Wem hatte er diese Inkompetenz zu verdanken?

„Ich denke, Euch sagt ein gründliches Bad etwas? Bestimmte Voruntersuchungen und Reinigungen?“ Shada ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, die Ablehnung, die ihm von Seth und Mana entgegen schlug, kümmerte ihn nicht im Geringsten. Wieder ging er um Mana herum, ein schrecklich freches Mädchen, mehr war sie für ihm nicht. „Als erstes sollten wir diese Haare zähmen“, meinte er sachlich.

Der Hohepriester runzelte die Stirn. „Darf ich Euch daran erinnern, dass es Eure Aufgabe ist, Mana in die Etikette einzuführen?“

„Mein Herr“, antwortete Shada lächelnd, „Mir ist sehr wohl bewusst, welche Aufgaben wir haben. Wir haben doch hier einen ungeschliffenen Diamanten, den wir zum Glanz verhelfen sollen an Eurer Seite, sehe ich das richtig?“ Er bemühte sich höflich zu bleiben. „Außerdem ist es unser Bereich, die Ausbildung und die Einführung in die Etikette entzieht sich Eurem Aufgabenbereich.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Drohung, und doch fasste Seth es als eine solche auf.

„Unterschätzt nicht, wie weit mein Einfluss reicht!“, entgegnete Seth spitz, „Und wenn Ihr Eure Befugnisse ausnutzen solltet, habt Ihr schneller Probleme, als Euch lieb ist.“ Der Hohepriester versuchte gar nicht erst, seine Wut zu verbergen. „Daher rate ich Euch, Mana in sämtliche Entscheidungen mit einzubeziehen!“

„Das finde ich allerdings auch!“, mischte Mana sich empört ein. Wie nur sollten solche Menschen ihr etwas beibringen können? Zu gerne nur hätte sie sich geweigert, in diesen Unterricht zu gehen, doch sie brauchte diese Einführung, schließlich wollte sie sich ohne Scham an Seths Seite zeigen können.

Shada wollte ihr gerade etwas entgegen bringen, als Karim sich vor ihn stellte und sich vor Seth und Mana verneigte. „Das werden wir, seid versichert“, sagte er mit einer dunklen Stimme, die Mana einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Widerwillig senkte auch Shada seinen Kopf, schluckte seine Antwort unausgesprochen hinunter. Er durfte nicht voreilig des Hohepriesters Wut auf sich ziehen.

„Würdet Ihr uns dann bitte folgen?“, fragte Karim an Mana gewandt und brachte sie damit zum staunen. Nie zuvor hatte jemand sie so förmlich angesprochen, nie zuvor war eine so respektvolle Anrede an sie gerichtet worden. Sie blinzelte verwirrt, lächelte leicht. Vielleicht waren die Beiden ja doch zu gebrauchen? Sie nickte zögernd.

Seth sah die Beiden skeptisch an, sagte aber nichts. Ihre Heuchelei war offensichtlich, und auch wenn sie bemüht waren, einen anderen Eindruck zu vermitteln, gelang es ihnen nur schlecht.

„Dann müsst Ihr uns wohl entschuldigen, Herr“, sagte Shada wieder gefasst, und lächelte falsch. „Wir werden Euch Eure Verlobte heute Abend unbeschadet wiederbringen.“

Mana blickte erneut unsicher zu Seth. Sie fand diese ganzen gespielten Höflichkeiten ziemlich albern, doch offensichtlich legten die Herren großen Wert darauf. Wenn das die einzige Schwierigkeit war, dann konnte sie sich anpassen. Sie stellte sich theatralisch vor Seth, verbeugte sich ganz tief vor ihm. „Mein Herr“, murmelte sie kichernd, und verdrehte leicht die Augen, ehe sie sich wieder aufrichtete und zu ihren Lehrern umdrehte, um ihnen zu folgen.

Seth war alles andere als überzeugt davon, dass es richtig war, Mana gehen zu lassen, nickte aber schließlich trotzdem. „Ich rate Euch, macht Eure Aufgabe gut...“, drohte er, und sah Mana hinterher, wie sie Shada und Karim in einigem Abstand folgte.
 

Einige Gänge waren sie bereits entlang gegangen, ohne dass etwas gesagt wurde. Still gingen Shada und Karim vor ihr her, führten sie sicheren Schrittes durch das Labyrinth des Palastes. Der Weg nahm kein Ende, wo nur führten sie sie hin? Mana seufzte leicht. In diesem Teil des Palastes war sie noch nie gewesen.

„Wo gehen wir denn hin?“, fragte sie leicht kindisch, irgendwann musste dieser Gang doch einmal zu ende sein?

Herabsehend blickte sich Karim zu ihr um. „In den Übungsraum“, antwortete er kurz angebunden, „Und nun seid still, eine Dame schweigt, wenn sie Anstand hat.“

„Ich habe auch Anstand, wenn ich spreche!“, meckerte Mana sofort. Sie fühlte sich vor den Kopf gestoßen, was hatte sie diesen Männern denn getan? Glaubten sie etwa, es war ihre Idee gewesen, dass sie diesen Unterricht zu nehmen hatte?

Weder Shada noch Karim antwortete ihr darauf und so schwieg Mana wie verlangt. Sie langweilte sich jetzt schon, all dieses Gerede von Anstand war so gestellt und falsch, dass sie sich wunderte, wieso soviel Wert darauf gelegt wurde.

Schließlich erreichten sie die Unterrichtsräume. Mit großen Augen blickte Mana sich um, was sie sah, ließ sie staunen. Eine Menge Diener erwartete sie hier, alle verneigten sich als sie eintraten. Obwohl sie es eigentlich nicht wollte, plapperte sie sogleich los. „Was sollen die denn alle hier?“, fragte sie verwirrt und blickte von Shada zu Karim und wieder zurück. Sie wusste nicht, wer ihr eher eine freundliche Antwort geben würde, hoffte aber, dass sie zur Abwechslung eine bekam.

Angewidert blickte Shada sie an. „Was denkt Ihr denn?“, fragte er und blickte nickend zu den Dienern, die diese Geste als Zeichen ansahen und begannen ihre Vorbereitungen fortzuführen. Widerwillig richtete er seinen Blick wieder auf Mana. „Wir haben Euch zu waschen, richtig einzukleiden, Euer Haar in Form zu bringen...“ Er zählte eine Menge an Dingen auf, die Mana den Kopf schwirren ließen. Wie es aussah, wollten sie ihr jetziges Sein komplett verändern, und das gefiel ihr gar nicht.

Karim betrachtete Mana skeptisch. Er war sich nicht sicher, ob man aus ihr überhaupt etwas herausholen konnte, ein ungepflegteres und schrecklicheres Kind hatte noch nie zuvor in ihren Händen gelegen. „Wir sollten lieber schnell anfangen“, sagte er leicht genervt, „Beginnen wir mit dem Waschen.“ Er rief einige der Diener heran, die ungeachtet von Manas widerwilligen Rufen ohne zu zögern begannen, sie zu entkleiden und in eine Wanne zu drücken.

Sie wurde auf das gründlichste gewaschen, ihr ganzer Körper immer wieder mit Seifen und Waschlotionen eingerieben, bis sie schließlich von oben bis unten glänzte.

Die Dienerinnen trockneten Mana ab und hüllten sie in ein langes weißes Kleid, das ihr vielleicht gefallen hätte, wenn sie es sich hätte aussuchen dürfen. So jedoch fühlte sie sich alles andere als wohl darin.

Unzufrieden blickte Mana an sich herab, betrachtete den feinen Stoff, der an ihren Beinen herab fiel. Er war kühl auf ihrer Haut, sie kannte das Gefühl überhaupt nicht, trug sie doch sonst stets ein kurzes Gewand.

Doch Karim und Shada waren mit ihrem Aussehen keineswegs zufrieden. Das Kleid sollte nur der Anfang einer Reihe von Umgestaltungen sein, die Mana noch bevorstanden. Als nächstes waren ihre widerspenstigen Haare an der Reihe.

Mana wurde von ihren Lehrern auf einen Stuhl gesetzt, wehrte sich zwar, konnte aber dennoch nichts ausrichten. Um sie herum standen weitere Diener, die darauf warteten, dass sie Hand an Manas Haare legen durften.

„Aber nur ein bisschen, ja?“, jammerte Mana verzweifelt, sie wollte sich nicht von ihrem Haar trennen, es gefiel ihr so, wie es war. Ihre Mutter schon hatte ihr Haar immer lang getragen, und so wollte auch Mana es halten. Ihr war nichts von ihrer Mutter geblieben, außer der Erinnerung an sie.

„Nun stell dich nicht so an...“, meinte Karim genervt, „Das wird schon nicht weh tun.“ So langsam hatte er von diesem Mädchen wirklich genug. Wollte sie ihnen etwa erzählen, wie sie ihre Aufgabe zu erfüllen hatten?

All Manas Widersprüche halfen nichts. Ihr dichtes Haar fiel strähnenweise zu Boden, sie versuchte sich aus dem festen Griff von Shada zu befreien, der erfolglos versuchte, sie ruhig zu halten, „Ich sagte ein bisschen!“, schrie Mana empört, und handelte sich damit sofort erneuten Tadel ein.

„Eine Dame schreit nicht“, zischte Karim ernst und funkelte sie böse an. Doch Mana war es egal. Sie sprang auf, wand sich aus Shadas Griff und rannte aus dem Raum.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2008-10-01T16:57:20+00:00 01.10.2008 18:57

Manas Mutter? find ich cool das über sowas auch nachgedacht wird in FF's, wow. Das is ja wunderbar. aber jetzt hat sie kurze Haare Oo Komisch xD und die beiden sind wirklich.. zicken?! wirken leicht schwul, sollten aber nicht so fies zu Seth sein ich glaub das überleben sie nicht so lange.
Von: abgemeldet
2008-10-01T16:29:52+00:00 01.10.2008 18:29
xD Wow, mana ist wirklich eine Zicke, aber etikette ist ja auch zum kotzen.. aber mit kurzen haaren?! xD nein, wenn manas mama das so getragen hat sollte sie das auch so tragen ^-^° jedenfalls.. mag ich die lehrer nicht. Ich freu mich auf mehr.. gut das noch ein paar kapitel da sind!!
Von: abgemeldet
2008-08-29T05:34:05+00:00 29.08.2008 07:34
Endlich konntest du dein Kapitel Etikette nennen *___* Uiii~ das ist ja so toll! *kicher* Hast du totaaal fein gemacht! Also, Analyse: xD


>>„Hätten die Herren dann wohl die Güte sich vorzustellen?“ Eiskalt erklang des Priesters Stimme, durchschnitt die Luft wie eine Klinge aus Glas. << Ich mag den Umschwung xD Zu Mana ist er nicht so xD ^^ Außerdem gefällt mir die Formulierung mit der Klinge aus Glas

>>Sie stellte sich theatralisch vor Seth, verbeugte sich ganz tief vor ihm. „Mein Herr“, murmelte sie kichernd, und verdrehte leicht die Augen,<< xD Ich weiß gar nicht, warum die ihr alle Die Etikette nahe legen wollen, sie beherscht sie doch einwandfrei xD

>>Ihre Mutter schon hatte ihr Haar immer lang getragen, und so wollte auch Mana es halten. << Das ist vooll schöön formuliert *__* Ah ah ah, bald ist es soweit *dance* XD Mana's Mama ist so tollig ^__^ Und das hast du so fein beschrieben!

>>Sie sprang auf, wand sich aus Shadas Griff und rannte aus dem Raum. << wuiiii xD und weg ist sie und beweißt damit eindeutig das sie der etikette würdig ist xD

^^ Mach weiter so!! *drängel* XD
Von:  TeaGardnerChan
2008-08-29T03:49:27+00:00 29.08.2008 05:49
Es geht endlich wieder weiter
*freu*
Das warten lohnt sich wirklich immer bei deiner FF ^^
Zu dumm dass ich die Kapitel immer erst so spät entdecke *schnief*
Aber trotzdem.
Goiles Kapitel.
Du beschreibst das immer alles sooooo schön.
Einfach nur genial ^^

Arme Mana.
In die Etikette eingeführt zu werden ist sicherlich nicht einfach und Shada und Karim gehen ja nicht gerade verständnisvoll mit ihr um.
bin schon gespannt wie es weiter gehen wird ^^
Von:  Sakura
2008-08-21T17:35:14+00:00 21.08.2008 19:35
Omg xD
lol
das Kapi is ja ma voll geil °__°~
xDD wie Mana sich wehrt
*nur lachen musst*
echt klasse!
ich warte auf das Nächste Kapi *___*
Viel Spaß!!


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