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Sunset over Egypt

Even if tomorrow dies
von

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Seelen

Er war erschrocken und beeindruckt zugleich. Er verachtete, dass es wieder Mana getroffen hatte, doch dieser Dieb war wahrlich ein Meister. Wie er es geschafft hatte, von ihm unentdeckt zu bleiben war dem Violetthaarigen schleierhaft und gerade deswegen musste er es ihm hoch anrechnen.

Er war abgelenkt gewesen. Die Anwesenheit des Hohepriesters ging ihm auf die Nerven. Sollte Seth halt endlich sagen, was er dachte! Doch nein, der hohe Herr zog es vor zu schweigen und grimmig vor sich hinzustarren. Weil er Mana nicht beunruhigen wollte? Es war lächerlich. Er kannte Mana nicht, wenn er davon ausging, dass ihr sein bedrücktes Gesicht nicht aufgefallen wäre – ob sie nun Erinnerungen an ihre Zeit mit ihm hatte oder nicht. Aus irgendeinem – ihm unverständlichen – Grund hing das Mädchen an dem Priester und warf für ihn ihr Leben weg. Das Leben in Ketten hatte sie gewählt – nun gab es nichts mehr, das diese Ketten halten konnte.

Natürlich beunruhigte er Mana! Und deswegen musste sie davon abgelenkt werden. Deswegen hatte er seine Aufmerksamkeit schweifen lassen und nur deswegen war ihm das wichtigste entgangen. Bakura. Wieder war es Bakura. Er konnte nicht anders, es schien keinen Weg zu geben um um ihn herumzukommen an diesem Tag. Immer wieder war da Bakura. Die Vase? Da hatte er sich geschickt aus dem Staub gemacht. Und nun? Wie wollte er dieses Mal fliehen? Eines war Akim inzwischen klar geworden: der Weißhaarige war ein Überlebenskünstler ohne gleichen. Diese Seelen waren interessant, doch nicht wirklich nennenswert. Zumindest nicht für ihn. Er kannte eine Magie, die weit mächtiger war, weshalb also sollte diese ihn interessieren?

Ein heftiger Schmerz an seinem Knie riss ihn aus seinen Gedanken. Adalia. Erstaunt und perplex blickte er zu der Brünetten auf. Sie war immer wieder für eine Überraschung gut. Er sollte auf Mana aufpassen? Es war in Ordnung. Niemals würde er zulassen, dass ihr etwas geschehen würde, wenn er es verhindern konnte. Das musste auch die Priesterin inzwischen verstanden haben. Oder sie war einfach nur verzweifelt. Dies war die einmalige Gelegenheit Seth endlich loszuwerden, doch Adalia schien nicht sonderlich begeistert von diesem Gedanken zu sein. Es war schade. Bedauerlich. Die unerwiderte Liebe der Priesterin war herzzerreißend und niemanden interessierte es. Auch ihn nicht. Er hatte sich nun um Mana zu kümmern. Sie hustete und prustete, doch davon abgesehen schien sie unverletzt und das allein war im Grunde genommen schon ein Wunder. Bei all den Verletzungen, die sie noch immer auszukurieren hatte, hätte sie wesentlich mehr Schmerzen haben müssen, es hätte sie wesentlich schlimmer treffen müssen. Die Wunden hätten wieder aufgehen müssen und die gebrochenen Knochen wieder schlimmer werden müssen. Doch dies war nicht geschehen. Wer war dieses Mädchen? Was hatte sie an sich, dass sie jeder Regel trotze?

Das Husten verebbte, nicht aber ihre Angst. „NEIN!“, schrie sie aufgebracht und voller Sorge, und immer wieder seinen Namen. Seth. Sie sah Adalia hinterher, versuchte so schnell es ging aufzustehen, doch Akim hielt sie dezent zurück. Er hatte sich zu ihr auf den Boden gesetzt und bevor sie sich auf ihre Füße hatten stellen können, hatte er sie auf seinen Schoß gezogen. Sie zappelte. Sie wollte zu Seth, das war ganz eindeutig. Doch was sollte sie tun? Zurück ins Wasser springen? Es hätte niemandem etwas gebracht. Erst, als Adalia den Hohepriester an Land gezogen hatte, kehrte Ruhe ein in Manas aufgebrachtes Wesen. Sie starrte sie an. Sie beide. Adalia, wie sie ohne Bekleidung gegen das Wasser ankämpfte und Seth, wie er einfach nur auf dem Boden lag und sich nicht rührte. Und plötzlich gab es kein Halten mehr. Mana entriss sich Akims Griff, kämpfte sich gegen ihre Schmerzen angehend auf die Füße und lief einige Schritte auf Adalia zu. Doch dann blieb sie stehen. Ihre Augen waren groß, doch dieses Mal nicht voller Entsetzen. Sie war nicht allein. Einige wenige Geister schienen sich um sie zu sammeln, die Seelen von Kul Elna. Sie lenkten sie ab. Ein kurzes Lächeln schlich sich trotz der angsteinflößenden Situation auf Manas Gesicht. Waren ihr diese Wesen vertraut? Kannte sie sie etwa? Sie streckte ihre Hand nach einer Seele aus und kicherte leise.

Es war wirklich erschreckend einfach sie abzulenken. Immer mehr Seelen schienen zu ihr zu kommen, und es dauerte noch einige Sekunden, bis Mana wieder wusste, was sie eigentlich gewollt hatte. Bis ihr Blick wieder auf Seth fiel.

Akim beobachtete das Ganze mit gemischten Gefühlen. Hatte Bakura die Seelen zu ihr geschickt? Doch wieso griffen sie sie dann nicht wieder an? Wollte Bakura sie nur wieder zu sich holen? Sie dahin locken, wohin er nun verschwunden war? Denn eines war inzwischen sicher, im Teich war der Meisterdieb nicht mehr. Seine Präsenz war vollkommen aus dem Wasser verschwunden. Wie machte er das? War dies wirklich nur das Werk des Millenniumsringes? Oder steckte noch viel mehr dahinter? Diese Geister waren ja auch rätselhaft. Es war definitiv nötig, ihn im Auge zu behalten. Und wenn er es nur für Mana tat, einer musste die Verantwortung übernehmen. Seth hatte sich soeben glanzvoll für diese Aufgabe disqualifiziert.

Bakura... Wo war er? Akim hatte seine Augen bis auf ein schmalen Spalt geschlossen und versuchte grimmig eine einzige Bewegung des Meisterdiebes auszumachen. Er sollte sich zeigen. Feige in der Ecke verkriechen und verstecken - es passte nicht zu Bakura, der auch sonst gern die Zügel übernahm. Er war hier, Akim wusste es genau. Nur wo?

Er konnte nicht einfach nach ihm suchen, es war unmöglich. Adalia hatte ihn unmissverständlich an diesen Ort gebunden, er musste Mana bewachen, musste dafür sorgen, dass ihr nichts geschehen konnte. Und mit Bakura in der Nähe war die Wahrscheinlichkeit in Gefahr zu geraten doch verhältnismäßig groß. Er würde ihm schon noch früh genug wieder gegenüber stehen... Er konnte warten. Ob Bakura eine solche Geduld aufbringen konnte, konnte Akim nicht sagen und es war ihm auch egal. Eigentlich war der Meisterdieb ihm sowieso egal, sollte er doch im Palast leben, sollte er doch für Unruhe sorgen. Es kümmerte ihn nicht. Doch der Mann faszinierte ihn in seiner Unberechenbarkeit. Und es störte ihn die Verbindung, die er zu Mana zu haben schien. Seine Tochter? Es machte keinen Sinn. Wie viele Zufälle konnte es geben? Dass Manas Mutter ausgerechnet in dem Dorf der Räuber gelebt hatte, war vielleicht noch nachzuvollziehen. Doch dass ein Kind mit solcher Abstammung überhaupt an einer Priesterschule angenommen worden war, passte nicht ins Bild. Die Priesterschulen, die einen solch guten Ruf genossen und die solch hohe Ansprüche an ihre Absolventen stellten. Wieso sollten sie Mana aufgenommen haben? Einem Sklavenkind gab man eine solche Zukunft nicht, es konnte ohnehin nichts damit anfangen.

Ein lauter Schrei riss ihn aus seinen Gedanken. Ein weiteres Mal hatte die Priesterin ihn überrascht. Sie war daran gescheitert, Seth aus seiner Misere zu befreien? Akim schüttelte stumm den Kopf. Und wieder war es Bakura, das wusste er genau. Es war immer Bakura, alles ließ sich im Moment auf ihn zurückführen. Er hatte die Zeit gut genutzt, in der der Palast praktisch ungeschützt gewesen war.

Und dann plötzlich gab er sich zu erkennen. Ein lautes hinterhältiges Gelächter, das er wohl nicht mehr hatte zurückhalten können und Akim wusste genau, wo er war. Blitzschnell drehte er sich in dessen Richtung, holte mit dem Arm aus, als wollte er etwas werfen und tatsächlich schien aus seinem Arm eine Kugel herausgeschossen zu kommen, ein giftgrünes rundes Etwas aus Nebel, das mit einer unglaublichen Geschwindigkeit auf Bakura zuraste. Er konnte dem nicht entgehen, hatte nicht die Zeit zu reagieren. Ein weiteres Mal würde Akim ihn nicht in der Unsichtbarkeit verschwinden lassen. Die Substanz legte sich wie ein Schleier um den ungebetenen Gast und ätzte sich in seine Haut. Er konnte sich nicht mehr länger verstecken. Zufrieden grinsend begutachtete Akim sein Werk.

„Ich sagte dir schon einmal: Unterschätze mich nicht!“, spie er Bakura entgegen.
 

Das Wasser war allgegenwärtig gewesen und doch hatte es sie nicht wirklich erreicht. Sie hatte Unmengen davon geschluckt und doch war sie nicht ertrunken. Alles war so eigenartig, dass Mana überhaupt nichts mehr verstand. Wieso sie in den Teich gefallen war, wieso sie wieder heraus gekommen war, wieso sie soviel hatte husten müssen und wieso Seth nun einfach da lag. Was war mit Adalia? Wieso war sie schreiend zurückgeschleudert worden? Und wieso war Seth auf einmal wieder wach? Was waren das für Geister, für die sie nun keine Zeit hatte?

Sie schüttelte den Kopf, wollte verstehen, doch konnte es nicht. Wieso lachte Akim so? Sie sah genauer hin. Nein, es war nicht Akim, der lachte. Es war jemand anderes. Wer war es? Wer lachte? Woher kam diese Stimme?

Mana schaute sich um, drehte sich um sich selbst, versuchte verzweifelt zu verstehen. Es war verwirrend, äußerst verwirrend.

Hinter einem grünen Schleier kam ein Mann zum Vorschein, ein Mann mit vielen Muskeln und weißen Haaren. Mana kannte diesen Mann, sie hatte ihn schon einmal gesehen. Genervt strich sie sich die nassen Haare aus dem Gesicht und starrte ihn an. „Du!“, rief sie aufgebracht, als sie sich an die Situation in Seths Gemach erinnerte. Seinen Auftritt hatte sie nicht vergessen. Böse. Er war böse. Adalia hatte gesagt, das war ein böser Mann. Sie warf einen kurzen Blick zu Seth und drehte sich dann wieder zu Bakura. „Das warst du!“, wiederholte sie und in ihren grünen Augen funkelte ein Zorn, den sie sich selbst nicht erklären konnte. Sie trat einige Schritte auf den Weißhaarigen zu, entfernte sich dabei immer mehr von Akim. Sie wusste nicht, was sie tat, sie tat es einfach. Es war, als hätte sie einem Impuls nachgegeben, den sie nicht unter Kontrolle hatte. Plötzlich lag Manas Stab in ihrer Hand, sie hielt ihn drohend auf den Dieb gerichtet und wusste dennoch nicht, was sie damit tun sollte.
 

Untätig hielt sie ihn fest, während Akim sich bemühte möglichst ruhig an ihr vorbei zu gehen und sich so wieder vor sie zu stellen. Es war nicht gut, was hier geschah. Und doch versetze der Anblick von Manas Stab ihm einen Stich. Die Mana, die er einst kennen gelernt hatte, musste noch immer in ihr stecken, unterdrückt und gefangen in einem Körper, der nicht mehr ihr zu gehören schien. Er würde sie nie mehr wieder sehen. Diese neue Mana war gefährlich. Sie wusste nicht, was sie tat, war unbeholfen und verwirrte sich selbst.

Bakura knurrte ihn wütend an, beachtete Mana gar nicht. „Du wagst es...“, fauchte er wütend, strich sich kurz über den Arm und versuchte den Schleier wegzuwischen, er schüttelte den Kopf. Das Brennen auf der Haut ließ sich nicht leugnen. „Zugegeben, nicht schlecht...“, brummte er und starrte in Akims kalte Augen.

„Wie gesagt, unterschätze mich nicht“, wiederholte der Violetthaarige ruhig und berechnend, trat noch weitere Schritte auf ihn zu, immer darauf achtend, dass Mana nicht an ihm vorbei kommen konnte.

„Ich habe dich nie unterschätzt...“, gab Bakura nicht weniger kalt zurück, angriffslustig nun, da sein Stolz angegriffen wurde. Er hob seinen Arm, streckte ihn leicht aus und rief die Geister. Die Geister, die ihn immer beschützt hatten, die Geister, die ihm dienten, seit sie in den Millenniumsgegenständen ihrem Schicksal begegnet waren. Seit man ihren Seelen das Leben ausgehaucht hatte. Er sammelte sie um sich, rief sie herbei, nur um sie im entscheidenden Moment auf Akim hetzen zu können. Sie alle auf einmal. Sie stürzten sich auf ihn und Akim blieb nichts anderes übrig als auszuweichen. Er hätte sie ablenken können, doch er durfte Mana nicht in Gefahr bringen. Er hatte es Adalia versprochen und sie wäre vermutlich dumm genug um sich mit ihm anzulegen. Wie auch immer, nun war nicht die Zeit dafür. Die Seelen an sich waren kein Problem, ebenso wenig wie sie es zuvor gewesen waren. Doch es waren viele und somit kosteten sie Sekunden, die er anders hätte genutzt haben müsste. Er hatte sich um Bakura zu kümmern, der die kurze Zeit, die er für sich gewonnen hatte, effektiv zu nutzen wusste.

Als Akim seinen Blick wieder auf ihn richten konnte, hatte dieser einen Dolch in jeder seiner Hände. Er richtete einen davon grinsend auf Mana, in deren Hand ihr Stab noch immer wirkungslos zitterte. „Töchterchen, Töchterchen“, sagte er finster lachend, „Du überraschst mich jedes Mal!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2009-12-16T20:27:15+00:00 16.12.2009 21:27
^^° Hab ich dir eigentlich mal gesagt das ich die FF voll klasse finde? xD

>>und warf für ihn ihr Leben weg. Das Leben in Ketten hatte sie gewählt – nun gab es nichts mehr, das diese Ketten halten konnte.<< Das is so böse Oô er hatte sich befreien können und hätte ihr sicher auch die Freiheit gegönnt aber nein ^^° Sie hat es sich freiwillig ausgesucht~ mh, doof xD

ALso in diesem Kapitel ist Akim ja sowas von süß, ich könnte tausend stellen von ihm nehmen, wo er sich um Mana sorgt und sie beschreiebn und sagen wie toll ich das finde, aber irgendwie ^^° wäre das ne arge wiederholung. Also einfach mal: >>Und wenn er es nur für Mana tat, einer musste die Verantwortung übernehmen. Seth hatte sich soeben glanzvoll für diese Aufgabe disqualifiziert.<< der beste Satz, der ist so toll xD Stimmt, glanzvoll ausgeschieden, doof xDDDD Ich finde das richtig klasse wie Akim schlussfolgert, einfach aber endgültig ^^° einfach super

>>Die Mana, die er einst kennen gelernt hatte, musste noch immer in ihr stecken, unterdrückt und gefangen in einem Körper, der nicht mehr ihr zu gehören schien.<< schöne vorstellung, armer akim ^^°

>>Er hatte es Adalia versprochen und sie wäre vermutlich dumm genug um sich mit ihm anzulegen.<< Ich finde diese Vorstellung, das Akim sich gedanken drüber macht, das er Adalia töten könnte, weil sie sich mit ihm anlegen könnte, weil er sein versprechen gebrochen haben könnte, einfach klasse xD Hat jetzt doch länger gedauert als erwartet dieser kommentar ^^° Naja~ einfach toll ^-^
Von:  TeaGardnerChan
2009-11-23T05:44:09+00:00 23.11.2009 06:44
Oh man oh man.
Bakura kann es echt nicht lassen.
Muss der denn immmer nur ärger machen?
Mana tut mir so leid.
Wieso muss sie denn auch ausgerechnet ihn als Vater haben XD
Von: abgemeldet
2009-11-10T12:14:47+00:00 10.11.2009 13:14
schade, das es die letztes kapitel ist, ist denn schon donnerstag? akim st ja so toll! und wird mana sch jetzt ernnern? ich weiß nicht, was ich davon halten soll, aber das ist alles so toll! kann adala seth denn noch helfen? und und und was passert denn jetzt mit mana?! oh man, ich will unbedingt weiterlesen, mach schnell weiter!!!


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