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Sharingan-Kinder

SasuSaku +Kinder
von

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Das letzte Jutsu

Es war eine Art Ironie des Schicksals – jetzt, wo Sasuke und quasi ganz Konoha gegen Izumi aufrüstete, hörte man nichts mehr von Itachis Sohn. In Konoha und Suna wurde Izumi als Nuke-Nin aufgeschrieben und gesucht, aber er war wie vom Erdboden verschluckt. Das beruhigte Sasuke aber auch nicht gerade – eher im Gegenteil.

Es war jetzt über ein Jahr her, seit er Izumi in Suna begegnet war. Es war Hochsommer, und die Sonne knallte auf das friedliche Dorf Konoha herunter. Vergessen hatten sie Izumi auf keinen Fall – vor allem Yu nicht.

„Wer weiß schon, ob er sich irgendwo versteckt hat und irgendein Ei ausbrütet?“ murmelte Sasukes Nichte eines Morgens, als sie auf der Terrasse saßen. Inzwischen sechzehn Jahre alt, war Yu durchaus in der Lage, eine Situation einzuschätzen. Sasuke wunderte sich einen Moment, dass tatsächlich schon sechs Jahre vergangen waren, seit er Yu aufgenommen hatte. Sanosuke hatte vor drei Wochen seinen vierzehnten Geburtstag gehabt. Erschreckend, wie schnell die Kinder groß wurden.

„Ein Ei?!“ grölte Chidori den beiden da ins Ohr, die unter dem Tisch gehockt hatte, und Yu und Sasuke schrien erschrocken auf.

„Ch-Chidori!!“ zischte ihr Vater, „Was machst du unter dem Tisch?!“

„Ein Ei?!“ wiederholte das jetzt achtjährige Mädchen grinsend, „Ein echtes Ei?! Wer brütet ein Ei aus, Papa?“ Sasuke seufzte erleichtert – zumindest hatte sie nicht mitbekommen, um wen es ging. Sanosuke und Seiji waren immer noch die einzigen, die von Izumi wussten...

„Nichts, Spatzi,“ seufzte Yu auch, „Guck dich mal an, du bist ja total dreckig! Geh dich umziehen, wir wollen doch gleich noch zu deiner Oma!“

„OMA!“ grölte Chidori und sauste davon.

„Warte, Nee-chan!“ jammerte Satoya und lief ihr nach. Als Sasuke stöhnte, musste Yu lachen.

„Tja, Kinder sind anstrengend, was?! Du hättest wohl nicht so viele bekommen sollen, hm? Sechs ist schon eine beachtliche Menge.“ Sasuke nickte und rappelte sich wieder auf.

„Ist ja nicht so, dass ich nicht stolz auf mein Werk wäre.“

Ja, sechs war tatsächlich eine beachtliche Menge. Seit etwa zehn Tagen war die kleine Shiemi nämlich nicht mehr der jüngste Spross der Familie – ein kleiner Bruder war noch dazugewachsen, den die Eltern Yuusuke getauft hatten. Seiji und Satoya waren völlig begeistert gewesen, dass sie viel mehr Jungs als Mädchen in der Familie waren. Sanosuke war das egal, er hatte nebenbei ganz andere Sorgen...

„Macht nichts,“ hatte Chidori darauf gesagt, als Seiji und Satoya sich so gefreut hatten, „Dann müssen Mama und Papa eben noch ganz viele Babys machen, bis wir gleich viele Mädchen und Jungs sind!“ Sasuke hatte bloß gehustet. Bis es gerecht verteilt war, wenn man Yu nicht mitzählte, müssten sie noch zwei Mädchen bekommen... das kam garnicht in die Tüte. Acht Kinder, wo käme man da denn hin?!
 

––
 

Da Sasukes Eltern tot waren, hatten die Kinder nur eine Oma und einen Opa – Sakuras Eltern. Sakuras Eltern hatten ein nettes, kleines Häuschen in Konoha. Von vorne erwartete man nicht, dass zu dem Grundstück ein so großer Garten gehörte. Aber der Garten war perfekt für die Kinder, deswegen war es jedes mal toll, zu Oma und Opa zu gehen, besonders im Sommer. Oma und Opa hatten nämlich ein aufblasbares Plantschbecken.

„Kinder, packt eure Badesachen ein!“ rief Sakura die Treppe hinauf, „Wir wollen gleich los!“

„Ja, wir kommen gleich!!“ kam von oben, während Sakura unten den Kinderwagen für das Baby zurechtmachte und alles, was mitgenommen wurde, unter dem Kinderwagen stapelte.

„Da!“ machte Shiemi, die jetzt fast zwei war, und zeigte auf den Kinderwagen, „Biibii, ei-ei.“ Biibii war das Baby, also ihr kleiner Bruder. Shiemi hatte schon von ihrer Mutter gelernt, dass man bei dem Baby nur Ei machen durfte. Und sie machte sehr gerne Ei bei ihrem kleinen Bruder. Und bei Akamaru.

„Ja, das Baby kommt da gleich rein!“ bestätigte Sakura nickend und lächelte, „Dann kannst du ei-ei machen!“

„Biibii, ei!“

„ja, genau! Weißt du, wo wir jetzt hingehen?“ Sakura hockte sich herunter, um mit Shiemi auf gleicher Höhe zu sein. Die kleine stopfte sich so viele Finger wie möglich in den Mund und grinste dabei. „Wir gehen jetzt zu Oma!“

„Oma!“ machte Shiemi mit vollem Mund, „Oma, Oma!“ Da kamen Sasuke und Yu in den Flur, und Sakura erhob sich. In der Stube fing der kleine Yuusuke an zu schreien.

„Ich gehe ihn holen,“ sagte sie, „Sasuke-kun, nimmst du Shiemi-chan?“

„Immer doch,“ machte er, und Shiemi rannte weg und brabbelte quiekend vor sich hin. „Schön hierbleiben, Shiemi, nicht weglaufen! Wir gehen jetzt Oma besuchen!“ erklärte er wichtig, und sie rannte im Kreis und johlte.

„Oma, Oma!“

„Nicht weglaufen, Shiemi!“ Yu musste lachen.

„Zwei Babys zu haben ist eben schwer!“ Da kam Sakura mit dem schluchzenden Baby auf dem Arm zurück, und Yu ging die Treppe hoch. „Ich guck mal, wo die anderen bleiben!“

„Wie gut, dass wir Yu haben!“ sagte Sakura einmal wieder, während sie das quengelnde Baby in den Wagen legte, wo es plärrte und strampelte.

„Biibii, ei-ei!“ johlte Shiemi, und Sakura seufzte.

„Ihm ist das bloß zu warm hier drinnen, deswegen schreit er so! – Jaaa, gleich gehen wir raus, Yuusuke-chan! Nicht weinen, gleich wird es besser.“

„Ei, ei!!“ brüllte Shiemi, und Sasuke seufzte und nahm sie hoch.

„Nerv nicht,“ sagte er zu ihr, „Wir gehen los! – YU?! Seid ihr da oben fertig, oder was??!“

„Ja, gleich!“ Sasuke seufzte nur. Sie hatte recht, zwei Babys waren echt anstrengend. Er war schon froh, dass sie keine Zwillinge hatten. Shiemi war zwar genau genommen schon ein Kleinkind, aber irgendwie ja doch ein Baby. Vor allem musste man einfach ständig auf sie aufpassen, damit sie nicht irgendwo gegenrannte oder sich sonstwas tat. Und sie lief ziemlich schnell! An sich hatte er auch nicht geplant, so schnell nach Shiemi gleich noch ein Kind zu bekommen – aber dann war Sakura plötzlich schwanger gewesen, und dann war es nunmal so. Und eigentlich war es schon ziemlich gut, so viele Söhne zu haben, die irgendwann später alle den Uchiha-Clan weiter fortpflanzen konnten. Wenn alle seine Söhne auch so viele Söhne bekämen wie er jetzt, wäre der Uchiha-Clan ziemlich schnell wieder so groß wie früher...
 

––
 

So zogen sie, als endlich alle fertig waren, los zu Sakuras Eltern. Sie besuchten sich eigentlich regelmäßig, es sei denn, es kam etwas dazwischen. Sakura war mit ihrer Mutter zwar nicht immer einer Meinung, aber sie vertrugen sich. Außerdem fand Sakura es wichtig, dass die Kinder wenigstens eine Oma und einen Opa hatten.

„Wer zuletzt im Wasser ist, ist ein schlappes Nashorn!!“ brüllte Chidori aufgedreht und rannte mit ihrem quietschgrünen Badeanzug quer durch den Garten ihrer Großeltern – und war natürlich zuerst im aufblasbaren Swimmingpool.

„Ich bin kein Nashorn!!“ empörte sich Seiji und setzte ihr nach. Er war inzwischen zehn, aber viel gewachsen war er nicht, was ihn insgeheim tierisch ärgerte, vor allem, weil seine kleine Schwester Chidori fast genauso groß war wie er.

„Shimi auch, Shimi auch!“ sagte Shiemi und tappte ihren großen Geschwistern nach. Sie trug einen winzigen, roten Badeanzug mit kleinen Kirschen. Sie konnte einfach ihren Namen, Shiemi, nicht richtig aussprechen und verschluckte das e zwischen Shi und mi immer.

„Passt ein bisschen auf sie auf, ja?“ sagte Sakura zu Seiji und Chidori, als die kleine Shiemi auch beim Plantschbecken ankam, und Seiji hob sie hoch und stellte sie ins Wasser. Das Kind strahlte.

„Satoya, du bist ein schlappes Nashorn!!“ grölte Chidori und lachte sich halbtot, „Sogar Shiemi war schneller da als du!!“

„Oh manno!!“ schrie Satoya im Haus und fing an, zu heulen. „D-das ist nicht fair, Nee-chan!! I-ich bin doch noch garnicht umgezogen!!“ Dann stand er schniefend in Unterhosen in der Terrassentür, und Sasuke seufzte.

„Okay – komm, dann beeil dich, wenn du da stehst und plärrst, wird das nichts, Satoya!“

„Manno...“ schluchzte der Kleine und zog seine Badehose an, bevor er zu seinen Geschwistern lief. Chidori lachte ihn aus.

„Du bist ein schlappes Nashorn, du bist ein schlappes Nashorn!!“

„Garnicht!!“ brüllte er, und Seiji lachte.

„Chidori, hör auf, ihn zu ärgern! Nii-san ist übrigens noch nicht da, der ist Letzter!!“

„Nii-san badet nie mit!“ protestierte Chidori, „Der zählt nicht! – ODER, SANOSUKE-NII-SAN??!“ Sanosuke, der auf der Terrasse saß und Schriftrollen studierte, sah kurz auf und brummte. „Seht ihr?“ sagte das rosahaarige Mädchen, „Er badet nicht mit, Nii-chan!“

„Na gut, na gut,“ seufzte Seiji, „Nii-san ist ja auch ein Spielverderber!“

Die Kleinen fingen an, herumzuspielen, und Sanosuke sah ihnen kurz zu. Ja, vielleicht war er ein Spielverderber, war ihm egal. Er hatte besseres zu tun, als den Nachmittag in einem Plantschbecken zu verbringen, außerdem fand er, dass man mit vierzehn zu groß dafür war.

Seine Großmutter kam auf die Terrasse und sah zu ihm herüber.

„Na, Sanosuke-chan? Bist du fleißig am lernen, das ist gut so! Sehr vorbildlich, wie du das machst.“ Er grinste kurz verzerrt. Irgendwie legten alle Omas großen Wert auf Fleiß. Und seine irgendwie besonders. Da Sakura ja bereits mit zwanzig ihr erstes Kind bekommen hatte, war seine Oma überhaupt nicht richtig alt, wie man es doch von Omas normalerweise kannte. Sie war noch nichtmal sechzig.

„Ja, muss sein,“ entgegnete er ihr, „Wir werden bald die Chuunin-Prüfung machen! Ich muss noch ziemlich viel trainieren, damit ich es auch schaffe.“

„Oh, die Chuunin-Prüfung!“ sagte die Oma, die auf dem Terrassentisch ein Teeservice aufdeckte, „Das ist gut! Das wird bei dir ja auch mal Zeit, was? Wie alt bist du? Sechzehn?“

„Vierzehn...“ nuschelte er, und Sasuke musste verstohlen grinsen. Oma war zwar nicht alt, aber vergesslich war sie, als wäre sie bereits achtzig. Und wie sechzehn sah Sanosuke nun wirklich noch nicht aus. Wobei er während des letzten Jahres ein großes Stück gewachsen war – im Gegensatz zum armen Seiji.

„Na, vierzehn ist doch ein gutes Alter für die Chuunin-Prüfung.“

„Naja, wenn man schon seit man acht ist Genin ist, ist es gammlig...“ stöhnte Sanosuke und vertiefte sich wieder in seine Schriftrollen. Haruka war inzwischen nicht mehr die einzige im Team, die ständig meckerte, dass sie immer noch Genins waren. Die drei waren in dem Punkt einer Meinung, dass es langsam mal Zeit wurde.

„Beim Essen wird aber nicht gelesen!“ sagte Oma dann streng, „Wir trinken erstmal ein Teechen, die Kinder sind sowieso beschäftigt da hinten.“ Alle sahen kurz auf die Kleinen, die grölend und lachend im Plantschbecken herumspaddelten. Sakura half ihrer Mutter beim Aufdecken und setzte sich dann mit dem Baby auf dem Arm an den Tisch. Sanosuke legte also murrend seine Schriftrolle weg, und seine Mutter sah ihn kurz an.

„Nöl jetzt bloß nicht rum!“ sagte sie zu ihm, „Sei lieber froh, dass ihr überhaupt endlich mal zur Chuunin-Prüfung könnt! Wir können nichts dafür, dass ihr sechs Jahre darauf warten musstet.“

„Nein, Haruka ist Schuld, weil sie zu blöd für Teamwork war,“ seufzte Sanosuke, und Sakura schüttelte den Kopf.

„Und hör endlich auf, über Haruka zu schimpfen! Ich weiß, sie nervt dich, aber das ist ja nicht unser Problem. Ignorier sie einfach.“ Sanosuke brummte.

Ja, Haruka nervte ihn. Und das garnicht mal nur wegen der blöden Sprüche und ihrem ewigen Eigenlob, das war er nach sechs Jahren mit ihr in einem Team langsam gewohnt. Aber es gab da etwas anderes, mit dem sie ihn nervte, ohne das sie davon wissen konnte...
 

––
 

Sanosuke hörte im Halbschlaf das Klopfen an seiner Zimmertür und die Stimme seiner Mutter, die ihn rief, aber er ignorierte es und antwortete auch nicht. Dann sank er wieder zurück in die Traumwelt und hörte ein Kichern über sich, konnte Hände spüren, die ihn berührten. Sanft, aber irgendwie auch nicht.

„Lass das-... das kitzelt...“ murmelte er benommen, als die Hände mit dem Kichern unter sein T-shirt fuhren und seine Brust berührten – und wieder herunterfuhren, bis zum Bund seiner Boxer Shorts –

„SANOSUKE!! – Sitzt du auf deinen Ohren??!“

Er schrie auf und fuhr aus dem Schlaf hoch, und vor seinem Bett stand eine genervte Sakura, die Hände in den Hüften. „Ich habe zehn mal gerufen, und du pennst einfach weiter!“ schimpfte sie, „Aufstehen, ihr müsst zum Training!“ Sie ging kopfschüttelnd, und Sanosuke stöhnte leise und kratzte sich am Kopf. Mann, er hatte sie wirklich nicht gehört!

„Brüll nicht so, Mama...“ seufzte er grummelnd und erhob sich, bevor er sich Sachen zum Anziehen suchte. Seiji steckte den Kopf ins Zimmer und lehnte sich grinsend an den Türrahmen.

„Na... was hat denn so gekitzelt, Nii-san?“ Sanosuke fuhr herum.

„Herrgott!“ meckerte er, „Schleich dich doch nicht so an!! – Wovon redest du, Seiji?“

„Du bist komisch anzugucken, wenn du schläfst,“ erklärte Seiji ihm grinsend, „Manchmal bewegst du dich und fängst an, rumzustöhnen!“ Sein Bruder hielt kurz inne und spürte, wie eine heiße, tiefe Röte in sein Gesicht zog.

„I-ich... habe nicht gestöhnt, mann!! Und bewegen tut sich jeder im Schlaf!! – Hast du etwa nachts an meinem Bett gestanden, oder was?!“ Seiji kicherte und ging aus dem Zimmer.

„Nö, aber gerade eben hab ich's gesehen! Und manchmal schon, wenn du morgens Mama nicht hörst! Deine Gedanken sind irgendwo anders, Nii-san.“ Nii-san zischte wütend und war froh, dass Seiji nicht mehr im Zimmer war, während er sich anzog und versuchte, die Röte von seinen Wangen zu vertreiben. Schon wieder solche Träume. Dass Seiji das mitbekam, passte ihm nicht... sein kleiner Bruder plapperte zu viel.

„Wenn man träumt, sind die Gedanken immer wo anders, Seiji!“ belehrte er den Kleinen, als er angezogen war und einigermaßen abreagiert ins Badezimmer kam, wo der Kleine auf dem Badewannenrand saß und sich die Zähne putzte.

„Ja,“ machte dieser, „Und was träumst du witziges, das dich kitzelt?“ Sanosuke antwortete nicht, und als er im Spiegel Seijis Grinsen sah, wurde ihm übel. „Träumst du wohl... von einer Feder, die dich kitzelt? Oder einem... Staubwedel?!“ Sanosuke zuckte, und Seiji stand auf, spülte seinen Mund und die Zahnbüste aus und ging zur Tür. „Uuuh, oder... von deiner geliebten Haruka?!“ Danach sah er zu, dass er wegkam, weil er genau wusste, wie Sanosuke darauf reagierte:

„ICH BIN NICHT IN HARUKA VERKNALLT, DU PISSKIND!!!“ brüllte er auch sofort und warf mit Zahnbürsten, Bechern, Waschlappen und Handtüchern nach Seiji, aber der war längst weg und gackerte sich auf der Treppe halb tot.

„Nii-san plus Haruka, Nii-san plus Haruka!!“ johlte er, und Sanosuke schnaubte wutentbrannt.

„HALT DIE KLAPPE, DAS STIMMT GARNICHT!!!“

„Nii-san träumt nachts davon, dass er mit Haruka rumknutscht!!“ erzählte Seiji großkotzig Chidori und Satoya, die unten im Flur standen.

„HALLO, GARNICHT!!!“ schrie Sanosuke wütend, und Chidori verzog angewidert das Gesicht.

„Knutschen ist eeeklig!!“ versetzte sie, und Satoya stimmte ihr mit eifrigem Nicken zu.

„Richtig, richtig eklig!!“ steigerte der Kleine das noch und schüttelte sich. Sanosuke kam die Treppe heruntergerannt und setzte Seiji nach, der schon kreischend weglief.

„ICH KNUTSCH DICH GLEICH, WENN DU NOCHMAL SO EINEN SCHEISS ERZÄHLST!!!“ Jetzt fingen die beiden Kleinen an, zu gackern.

„Du liebe Zeit,“ stöhnte Sasuke, der auch die Treppe herunterkam, „Jeden Morgen gibt es neuerdings dieses Theater! – So, kommt frühstücken!!“
 

––
 

Seiji seinerseits fragte sich auf dem Weg zu seinem Team, ob sich alles um ihn herum ziemlich schnell oder garnicht veränderte. Manche Dinge hatten sich in einem Jahr geändert, und andere nicht. Sein großer Bruder zum Beispiel hatte sich geändert – und Seiji wusste ganz genau und würde seine Nase dafür verwetten, dass er wohl in Haruka verknallt war! Nicht, dass Sanosuke das jemals zugegeben hätte, aber er wusste es einfach. Haruka hingegen hatte sich nicht geändert, fand er, und er konnte überhaupt nicht verstehen, was Sanosuke an ihr toll fand.

„Guten Morgen!!“ grüßte Asayo Seiji gut gelaunt, als er die anderen erreichte, „Wo steckt denn Yuuji?! Hat der schon wieder verschlafen?“

„Der schläft doch ununterbrochen,“ sagte Seiji blinzelnd. Asayo hatte sich einerseits verändert und andererseits nicht. Vom äußerlichen her hatte sie sich sehr verändert. Sie war gewachsen und sah jetzt schon fast so aus wie eine erwachsene Frau. Sie war ja jetzt auch schon dreizehn. Was sich allerdings nicht geändert hatte...

„Du, grüßt du Sanosuke-kun von mir, wenn du nach Hause kommst?“

...war ihre Vernarrtheit in seinen Bruder. Seiji überlegte, ob er ihr sagen sollte, dass Sanosuke aber in Haruka verknallt war, aber er entschloss sich, es zu lassen. Das konnte Asayo gerne selber bemerken.

Als Yuuji es auch endlich mal geschafft hatte, zu erscheinen, und Gai auch da war, gab es große Neuigkeiten für das kleine Team.

„Wir haben zwar etwas gewartet,“ erklärte Gai, „Aber ich wollte sichergehen, dass ihr euch gut entwickelt, und das habt ihr! Ihr seid ein gutes Team und hab eure Fähigkeiten soweit erfasst... in drei Wochen ist die Chuunin-Prüfung. Ich werde euch alle drei auch hinschicken! Einverstanden?“

Die drei starrten ihn an.

„Wir??!“ schrie Asayo zuerst und sprang jubelnd in die Luft, „YAAAHHH!! Wie cool, ich gehe zur Chuunin-Prüfung, ich gehe zur Chuunin-Prüfung!! Sanosuke-kun macht doch auch mit?! Woooow, v-vielleicht sehen wir uns ja!!“

„Das werdet ihr garantiert,“ sagte Yuuji perplex, und Seiji bekam vor lauter Überraschung garkeinen Ton heraus. Yuuji sah Gai kurz an. „Und was ist mit Seiji? Er ist erst zehn, meinen Sie, er kann's trotzdem?“ Eigentlich war die Frage unsinnig – jeder im Team, auch Gai, wusste, dass Seiji das auch vor einem Jahr schon gekonnt hätte. Aber gerade das machte Yuuji Sorgen.

Sanosuke wird ausrasten, wenn er das erfährt-... wenn ich irgendwas tun kann, um Asayo festzuhalten, werde ich es tun, damit wir uns auf der Chuunin-Prüfung bloß nicht zu nahe kommen! Das heißt... Er sah auf den immer noch faszinierten Seiji, ...damit er und Seiji sich nicht zu nahe kommen!
 

––
 

„Du – ihr werdet was?“ fragte Sanosuke seinen kleinen Bruder entsetzt und glaubte, sich verhört zu haben.

„Wir machen auch bei der Chuunin-Prüfung mit!“ strahlte der Kleine überglücklich. Nachdem er am Abend heimgekommen war, hatte er sofort der ganzen Familie davon erzählt. Sanosuke zuckte kurz, und Sasuke weitete etwas alarmiert die Augen, weil er einen Wutanfall von seinem Ältesten erwartete – aber er blieb aus.

„Huh, wirklich?“ machte Sanosuke statt dessen und grinste hochnäsig, „Das wird sicher spannend! Nara-kun und Asayo kommen auch mit?“

„Natürlich!“ grinste Seiji und freute sich plötzlich noch mehr als sowieso schon auf die Prüfung – weil Nii-san nichtmal böse auf ihn war! Auch Sasuke war verwundert.

Seit wann ist ihm das denn recht? Er mault nichtmal, dass er sechs Jahre darauf warten musste und Seiji bloß zwei??

„Schön! Dann mal viel Glück.“ Sanosuke drehte ihm den Rücken zu und ging zur Terrassentür, und Seiji sah ihm grübelnd nach. Wieso hatte er das Gefühl, dass er das Viel Glück nicht ernst meinte?

„Hey!“ rief der Kleine, „Glaubst du, wir schaffen es nicht, oder was?!“ Sanosuke sah ihn hämisch grinsend an.

„Auch, wenn du vielleicht toll bist... euer Team muss die ersten beiden Prüfungen bestehen! Also... lasst euch was einfallen, wie ihr zu dritt durchkommt!“

„Wir sind ein besseres Team als ihr es je gewesen seid!“ sagte Seiji beleidigt, „Und Nara-kun und Asayo sind echt gute Ninjas!“

„Naja,“ machte Sanosuke, „Das... wird sich zeigen!“ Sasuke gefiel Sanosukes Tonfall nicht, aber er brummte nur, und Seiji steckte sich einen Finger in den Mund.

„Trainieren wir morgen zusammen, Nii-san? Bitte... das haben wir.. lange nicht gemacht!!“ Sanosuke überlegte kurz und seufzte dann.

„Wenn du unbedingt willst, bitte, aber vergeude nicht meine Zeit! – Außerdem, was heißt lange nicht mehr? Haben wir das... je gemacht?“
 

––
 

Sanosuke war nicht wirklich so cool, wie er gespielt hatte. Die Tatsache, dass er und sein vier Jahre jüngerer Bruder an derselben Chuunin-Prüfung teilnehmen würden, machte ihn fertig. Als er nachts im Bett lag, konnte er nicht schlafen. Er hatte sich etwas über die Chuunin-Prüfung von anderen erzählen lassen; es gab einen schriftlichen Teil, dann ein Überlebenstraining im Todeswald und letztendlich das richtige Turnier derjenigen, die dann noch übrige geblieben sind. Sanosuke fand, es war ganz schön aktig, ein Chuunin zu werden, und da pflichtete sein bester Freund Yuuji ihm gerne bei (aber dem war sowieso alles zu aktig). Zu Yuuji fiel ihm ein, dass Seiji schon recht hatte – auch, wenn sein eigenes Team sein Teamwork inzwischen gebessert hatte, waren Seiji, Yuuji und Asayo vermutlich doch besser im Teamwork.

Das ist egal, sagte er sich, um sich zu beruhigen, Es kommt ja auch auf die Jutsus an. Was kann Asayo denn, außer Kage Bunshin no jutsu? Und Nara-kun kann auch nicht mehr als das Kagemane no jutsu-... aber Nara-kun sollte man nicht unterschätzen, er ist schlau...

Er dachte an sein eigenes Team. Kojiro konnte ja mal garnichts. Haruka war gut, und er selbst hatte immerhin seine Sharingan, die Katon-Jutsus und Chidori. Haruka behauptete zwar das Gegenteil, aber er fand, er hatte sich wirklich gesteigert. Er drehte sich müde auf die andere Seite und schloss die Augen, um zu schlafen. Er fragte sich, was das Training mit Seiji ihm zeigen würde. Einerseits hatte er Angst, andererseits nicht. Zumindest war es eine perfekte Gelegenheit, herauszufinden, ob er Seiji inzwischen mal überlegen war.
 

––
 

„Juhu!“ sagte Seiji fröhlich und hüpfte auf der Stelle auf und ab, als er und Sanosuke sich mitten im Wald von Konoha gegenüberstanden. „Ich hab mich die ganze Nacht auf das Training gefreut, Nii-san! Stimmt, du hattest recht, irgendwie haben wir wirklich noch nie zusammen geübt... weil du nie wolltest!“

„Huh, ja,“ machte Sanosuke und zückte ein Kunai, das er polierte, „Und statt zu labern, könnten wir besser mal anfangen!“

„Was genau trainieren wir denn?“ fragte Seiji und kratzte sich am Kopf.

„Das ist eine Art Trainingskampf. Bei der Chuunin-Prüfung wirst du gegen viele, komische Leute kämpfen müssen. – Was du unbedingt tun sollest, Seiji...“ Er sah seinen kleinen Bruder an, und als dieser seinen Blick fing, fuhr er zurück, als Sanosuke bereits die Sharingan aufblitzen ließ. „...du musst vergessen, dass ich dein Bruder bin!“

Damit schmetterte er das Kunai auf ihn, und Seiji quiekte und wich erschrocken aus.

„Was??!“ schrie er, und plötzlich war Sanosuke weg, und Seiji fuhr auf. „N-Nii-san!! Ich kann dich doch nicht einfach angreifen...??!“

„Tu es!!“ zischte Sanosuke, der plötzlich genau über ihm auftauchte, und Seiji fuhr herum und starrte ihn an – im nächsten Moment trat er dem Kleineren mit Wucht in den Bauch, und Seiji schrie auf und wurde zurückgeschmettert, bis er an einen Baum prallte und zu Boden stürzte. „Wenn du es nicht tust, bringe ich dich noch um!!“ rief er zu dem Kleinen herüber, „Also sei nicht so zimperlich und greif endlich an!!“

„N-Nii-san, ich hab aber... Angst!!“ stammelte Seiji und rappelte sich auf – dann schrie er auf, als plötzlich ein riesiger Feuerball auf ihn zugedonnert kam, und gerade noch rechtzeitig rollte er sich zur Seite. Er hustete kurz, bevor er sich hochzog und nach Luft rang. Sein Bruder meinte es also tatsächlich ernst...

„Okay,“ murmelte er zu sich, öffnete die Augen und ließ ebenfalls die Sharingan aufleuchten, „Wenn du es so willst... kannst du haben!!“

„KATON!! GOKAKYUU NO JUTSU!!“ brüllten sie beide im Chor, und Seiji sprang hoch, als die beiden Feuerbälle aufeinanderkrachten und den halben Wald in Flammen steckten.

„In der Chuunin-Prüfung werde ich aber ganz bestimmt nicht gegen dich kämpfen!!“ schrie Seiji und warf ein Shuriken nach seinem Bruder, dieser wich mühelos aus und war blitzschnell wieder hinter Seiji, um ihn mit einem Handschlag umzuwerfen – doch Seiji bemerkte ihn rechtzeitig, fuhr herum und knallte seine eigene Faust gegen die Hand seines Bruders.

„Das musst du aber!!“ rief Sanosuke, „Wenn du so weich bist, verlierst du im Leben!! Wenn du jemanden verschonst, wirst du über's Ohr gehauen und ziehst dein dummes Team gleich mit in den Abgrund!!“

„Mein Team ist nicht dumm!“ rief Seiji ärgerlich und trat nach Sanosuke, und Sanosuke war schneller, hakte sich mit dem Fuß hinter Seijis Bein fest und riss es hoch, sodass der Kleine umfiel und zu Boden stürzte. Da er gut in Taijutsu trainiert worden war, landete er aber sicher auf den Händen, trat Sanosukes Hand mit dem Fuß weg und landete mit ein paar Sprüngen rückwärts wieder auf den Füßen und riss die Hände hoch. „Katon!! Housenka no jutsu!!“

„Zu langsam!“ grinste Sanosuke und wich dem Feuer aus, bevor er auf einem Ast landete und selbst Fingerzeichen schloss: „Katon!! Gokakyuu no jutsu!!“ Als das Feuer verrauchte, war Seiji verschwunden. Er fuhr herum, und plötzlich hing sein kleiner Bruder kopfüber am Ast über dem, auf dem er saß, und streckte die Hände nach ihm aus.

„Nein, du bist zu langsam!“ erklärte er großkotzig.

„Jetzt greif endlich an!!“ schrie Sanosuke wütend, sprang auf und schlug nach Seiji, der jedoch auswich, „Ich werde weder jetzt, noch in der Chuunin-Prüfung Rücksicht auf dich nehmen!! – KATON!! RYUUKA NO JUTSU!!“ Seiji keuchte, als sein Bruder das Feuer auf ihn spuckte, und er zog sich schnell hoch, wirbelte herum und sprang vom Baum auf den Boden, sammelte ein paar herumliegende Shuriken und Kunais auf und warf sie nach Sanosuke. Dann zückte er ein neues Kunai, Sanosuke tat es ihm gleich und stürzte sich auf ihn. Klirrend krachten die kleinen Messer aneinander, und Sanosuke drückte Seiji immer mehr zu Boden, weil er größer war und deswegen logischerweise mehr Körperkraft hatte.

„Ich finde Kämpfen blöd!“ erklärte Seiji unschuldig, „Das ist so... troublesome!“

„Dann hättest du kein Ninja werden dürfen, die kämpfen nunmal!“ sagte Sanosuke zu ihm, „Wieso schenkt die Natur dir so mega viel Chakra, wenn du nichtmal kämpfen willst??! Das ist... asozial!!“ Während er sprach, wurde er unkontrolliert immer wütender, und Seiji fuhr erschrocken zurück, als sich Sanosukes Gesicht zu einer wutentbrannten Grimasse verzerrte. Er hatte ihn schon oft so wütend gesehen – aber jetzt beunruhigte es ihn.

„Nii-san beherrsch dich!!“ schrie er und stieß ihn mit dem Kunai zurück, „Nii-san, hör auf!! D-du rastest nur aus!! Aufhören!!“

„Nicht, bevor ich dich geschlagen habe, du Missgeburt!!“ brüllte Sanosuke wütend und trat ihn ärgerlich zu Boden, und Seiji kreischte.

„Aua!! Du tust mir weh, hör auf!! HÖR AUF, SANOSUKE!!!“

„KATON!! RYUUKA NO JUTSU!!“

„AAAHH!!“ kreischte Seiji und rollte sich gerade noch zur Seite, als das Feuer genau neben ihm in den Boden krachte. Er rappelte sich keuchend auf und schnappte erneut nach Luft. „Nii-san, hör auf!!! D-du verlierst die Kontrolle!!“

„Ich bin die Ruhe selbst!!“ zischte Sanosuke, der urplötzlich direkt vor ihm auftauchte, so nahe, dass ihre Nasenspitzen sich beinahe berührt hätten, und Seiji schrie vor Überraschung auf. Im nächsten Moment spürte er einen kurzen, stechenden Schmerz in seinem Oberarm – als er nach unten sah, merkte er, dass Sanosuke ein Shuriken nach ihm geworfen hatte. Sein T-shirt hatte einen kleinen Riss und sein Oberarm einen kleinen Schnitt. Seiji fasste wimmernd nach seiner kleinen Wunde und fuhr zurück.

„S-Sanosuke!! Bitte hör auf damit!! Du bist wahnsinnig!! – AAH!!“ Er kam garnicht weiter, weil schon wieder Kunais auf ihn zuflogen, und er sprang in die Luft und zückte selbst zwei Shuriken. Das hier war kein Trainigskampf mehr. Wenn er sich nicht wehrte, würde Sanosuke ihn umbringen. „Sanosuke, sei vernünftig!!“ versuchte er es weiter, während er die Shuriken nach ihm warf, und Sanosuke zischte wütend und fuhr auf.

„Du bist so... undankbar, Seiji!! Du hast viel mehr Chakra als ich und bist, obwohl du erst zehn bist, auch bei der Chuunin-Prüfung!!“ schrie er wütend, „Und dann jammerst du, dass Kämpfen blöd ist, huh??! Weißt du eigentlich, dass ich sechs Jahre lang darauf gewartet habe, endlich zur Chuunin-Prüfung gehen zu können??!“ Seine roten Augen blitzten gefährlich auf, und Seiji keuchte entsetzt. Der Blick in Sanosukes Augen war dermaßen abgrundtief hasserfüllt, dass es dem Kleinen eiskalt den Rücken herunterlief. Mordlustig. Das war alles, was darauf noch passte.

„Ich hasse dich, Seiji!!“ schrie Sanosuke und riss die Hand hoch, bevor er blitzschnell Fingerzeichen formte – und Seiji wurde blass, als er das grell leuchtende Chakra in Sanosukes Hand sah und die tausend Vögel zwitschern hörte.

E-er macht Chidori gegen mich-...??! Er will mich allen Ernstes mit Chidori angreifen?! Er ist wahnsinnig...!!

„Nii-san, nicht!! Hör sofort auf!!“ schrie er panisch, doch er dachte garnicht daran. Als er den Kopf hochriss und Seiji hasserfüllt ansah, erstarrte der Kleine.

„Ich hasse dich so sehr... dass ich wünschte, du wärst nie geboren worden!!“
 

Wumm.
 

Der Satz hallte in Seijis Ohren nach. Er hörte ihn, als Sanosuke sich mit der Chidori-Attacke auf ihn stürzte. Er hörte ihn, als er wie in Trance selbst die Fingerzeichen schloss und selbst die glühende, weiße Chakra-Kugel in seiner Hand bildete. Und er hörte ihn nochmal, als ihre beiden Hände mit den Attacken aufeinanderkrachten und das Kreischen der Vögel so schrill und hoch wurde, dass es nicht mehr in ihrer Hörweite lag.
 

„Ich hasse dich so sehr, dass ich wünschte, du wärst nie geboren worden!!“
 

Der Knall, den die aneinanderkrachenden Chidoris verursachten, war so laut und so heftig, dass das ganze Dorf erschüttert wurde und man es in ganz Konoha hören konnte. Sanosuke wurde mit solcher Wucht zurückgeschmettert, dass der Baumstamm, gegen der er krachte, einknickte und ihn beinahe unter sich begraben hätte, wäre Sanosuke nicht rein zufällig zur Seite gefallen, wo er zu Boden stürzte. Seiji wurde von dem Druck der Attacken ebenfalls zu Boden geworfen. Als das Licht erlosch und das Zwitschern verstummte, zitterte r und fragte sich, ob er noch lebte. In seinen Ohren herrschte ein ewiger, andauernder Piepton vor, der nicht mehr aufhören wollte.

„N-...Nii-san...!“ stammelte er, eigentlich nur, um zu testen, ob er taub war. Er war nicht taub. Einen Moment lang hatte er Angst, dass er Sanosuke getötet hatte, weil er regungslos dalag – dann zuckte er aber und rappelte sich unter großen Schmerzen wieder auf. Seiji stand ebenfalls zitternd und keuchend wieder auf, und Sanosuke fasste mit schmerzverzerrtem Gesicht stöhnend nach seiner Brust. Die Landung eben am Baumstamm musste ihm mindestens eine Rippe gebrochen haben, und er konnte sich jetzt schon kaum noch bewegen. Das Bild vor seinen Augen war verschwommen, nur schwach erkannte er Seijis Umrisse in einiger Entfernung.

„Du...!!“ keuchte er völlig rasend vor Wut, „Du... Missgeburt!! Du Lästerung des Lebens... Seiji!!!“ Seiji keuchte verzweifelt und fuhr zurück, als er sah, wie Sanosuke erneut die Fingerzeichen machte und das Chakra erneut in seiner Hand aufleuchtete.

„W-was?! D-du kannst nicht nochmal... Chidori machen...! N-Nii-san...!“

„ICH BRINGE DICH UM!!!“ schrie Sanosuke in seinem Wahnsinn und stürzte sich schreiend auf den Kleinen, riss mit der Chidori-Attacke im Rennen drei Bäume auseinander. Seiji schrie auf und war unfähig, sich zu rühren.

Er tötet mich – er tötet mich! Er bringt mich um!

Dann spürte er, wie Sanosukes freie Hand ihn am Kragen packte und zurückstieß, bis er gegen etwas hartes, großes knallte. Er kniff die Augen zu, als er das grelle Chakra auf sich zurasen sah –

Tschüß, Mama, Papa... ich bin tot.
 

Seiji blinzelte, als er merkte, dass er doch nicht tot war und dass das Ding hinter ihm – ein Baum, wie er feststellte – krachte, ächzte und schließlich genau über Seijis Kopf abbrach und nach hinten umfiel. Das Licht von Sanosukes Chakra erlosch, und Seiji sah wie gelähmt zu seinem Bruder auf, der unmittelbar vor ihm stand. Die Hand, in der er die Attacke gehabt hatte, lag knapp über Seijis Kopf auf dem abgebrochenen Baumstamm, den er mit Chidori getroffen hatte.

Er hat daneben getroffen? Mit Absicht oder zufällig? fragte Seiji sich beklommen.

Sanosuke lehnte über ihm und stützte sich mit den Händen am Baumstamm ab. Er zitterte am ganzen Körper und sein Atem rasselte gefährlich in seiner Lunge. Seiji war klar, dass er ihn vorhin mit Chidori ziemlich verletzt haben musste, und die Weise, in der er atmete, klang so ungesund, dass der Kleine Angst hatte, Sanosuke würde gleich ersticken oder Blut spuckend zusammenklappen. Nichts von beidem geschah, obwohl schon etwas Blut aus seinem Mundwinkel rann. Am ganzen Körper zitternd drehte er langsam den Kopf, bis sein Gesicht genau über dem von Seiji war.

„Ich hasse dich so sehr...!“ keuchte er völlig atemlos und hatte kaum Stimme, während er sprach. Seiji erschauderte. „Ich hasse dich so sehr, dass ich mir deinen Tod wünsche...! Das ist krank...“

„Ja, ist es!“ schrie der Kleine, „N-Nii-san! Du bist mein Bruder!! Egal, was du hier machst, i-ich hab dich lieb!! Ich hab dich wirklich lieb, und ich möchte nicht, dass du mich hasst-...!“ Er keuchte, als Sanosuke scharf den Atem einzog und dabei klang wie eine arbeitende Kaffeemaschine. „Was kann ich tun, damit du aufhörst, mich zu hassen, Nii-san?? Was?!“ Sanosuke drehte den Kopf, und Seiji sah auf, als der Ältere mit einer Hand seinen Kragen packte. Der Kleine riss die Augen auf, als sich ihre Blicke trafen. Und in dem Moment war ihm klar, dass er nichts so einfach tun konnte, um den Hass seines Bruders zu besiegen. Der Wahnsinn, der in Sanosukes Augen war, machte ihm solche Angst, dass er sich beinahe übergeben hätte.

„Gib das Ninja-Dasein für immer auf... und nenn mich nie wieder Nii-san!“ Seiji starrte ihn ungläubig an, und sein Bruder fing an, wie ein Verrückter zu kichern.

„Hör auf damit, Nii-san!! W-was ist mit dir, du bist garnicht du selbst!! – NII-SAN!!“

„Du Loser!!“ schrie Sanosuke ihm lauthals lachend ins Ohr, darauf spuckte er Blut und krallte sich vor Schmerzen stöhnend an dem halben Baum fest, an dem sie beide immer noch standen. Seiji schubste ihn weg und lief ein Stück zurück.

„Hör sofort damit auf!! Du bist wahnsinnig!! Komm zu dir, w-wir müssen jetzt nach Hause!!“

„Du gehst nicht mehr nach Hause heute!!“ zischte Sanosuke und schloss zitternd die Fingerzeichen. Seiji fuhr hoch.

„D-du darfst kein Katon-Jutsu mehr machen!! Deine Lunge ist total im Arsch, du kannst ja garnicht mehr atmen!! N-Nii-san, du stirbst, wenn du das jetzt tust!! SANOSUKE!!“

„HALT'S MAUL!!“ brüllte Sanosuke und holte Luft, „KATON!!–“

„NICHT!!“ schrie Seiji und schmiss in dem Moment ein Shuriken nach seinem Bruder – als es seine Schulter traf und leicht verletzte, war er aus dem Konzept, und ehe er sich versah, erntete er eine dermaßen heftige Backpfeife von Seiji, dass er zu Boden stürzte, wo er liegen blieb. Seiji starrte auf ihn herunter und ballte zitternd die Fäuste. Er schluchzte. „D-das ist scheisse!!“ schrie er, „Du bist ein Idiot, Sanosuke-nii-san!! Du tust nicht nur dir selber weh, sondern mir auch!! Ich will nicht mehr...“ Er brach auf dem Boden zusammen und schluchzte lauter, bis das Schluchzen in lautes Weinen und dann Schreien umschlug. Er hob erst wieder den Kopf, als er die Stimme seines Vaters nach ihm rufen hörte.
 

––
 

Dieses mal kam Seiji nicht darum herum, seinen Eltern zu erzählen, was passiert war. Dieses mal konnte er ihnen nicht verschweigen, dass Sanosuke versucht hatte, ihn zu töten, obwohl er es lieber verschwiegen hätte. Er wollte seinem Bruder nicht noch mehr Ärger machen, als er sowieso schon bekommen würde. Was Sakura beunruhigte, war, wie schnell Seiji sich von dem Vorfall erholte. Körperlich war er ja kaum mitgenommen, im Gegensatz zu Sanosuke, der erstmal Tsunade untergeschoben werden musste. Aber Sakura erstaunte es, dass der kleine Junge es einfach wegzustecken schien, dass sein eigener Bruder probiert hatte, ihn umzubringen. Vielleicht verstand Seiji die grässliche Bedeutung dessen garnicht?
 

––
 

Als Sanosuke zu sich kam, lag er im Krankenhaus, quasi den ganzen Oberkörper bandagiert. Erstaunlicherweise tat das Atmen nicht mehr weh, und er fragte sich, wie lange er geschlafen hatte, da gebrochene Rippen normalerweise recht lange zu verheilen brauchten – aber nicht bei Tsunade.

„Sanosuke!“ schluchzte Sakura, die neben seinem Bett saß, „Du bist wach!! – Chidori, lauf schnell und hol Papa von draußen!“

„Okay!“ rief Chidori, die auch da war, und lief davon.

„Nii-san, Nii-san!“ rief Satoya fröhlich, „Du bist wieder gesund!! Hurra!“

„Huaah, Huaah!“ machte Shiemi auch und hüpfte auf und ab. Der kleine Yuusuke lag in seinem Babykorb und quengelte ob des Lärms.

„Welcher Tag ist heute?“ war Sanosukes erste Frage, und er drehte benommen den Kopf.

„Sonntag. Du hast zwei Tage lang geschlafen. Tsunade hat deine Wunden heilen können, deswegen haben wir nur noch darauf gewartet, dass du aufwachst!“ Sanosuke stöhnte leise.

„A-aber ich hab doch die Chuunin-Prüfung nicht verpasst?!“

„Nein, keine Angst... wobei ich darüber noch mit dir sprechen muss.“ In dem Moment kam Sasuke herein, und Sanosuke sah auf und lächelte verzerrt.

„Papa...“ Sein Vater blieb eiskalt.

„Kinder, ich möchte, dass ihr rausgeht. Alle. Chidori, nimmst du Shiemi bitte an die Hand? Geht auf den Spielplatz hinten, ich hole euch nachher ab.“

„Okay,“ machte das Mädchen erneut, und die drei Kinder verließen das Zimmer. Sanosuke bemerkte die Veränderung in den Zügen seines Vaters, als die Tür wieder zu war. Er war wütend, das war klar.

„Sanosuke,“ sagte er scharf, „Zuerst mal freue ich mich trotz allem, dass du wohlauf bist. Aber dir ist wohl klar, dass wir über Dinge reden müssen, die du getan hast – oder zu tun vorgehabt hast! Was... Seiji angeht!“ Sanosuke zuckte.

Seiji.

Ja, er erinnerte sich. Es war wie damals, als er ihm auf der Straße ein Kunai an den Hals gehalten hatte. Er fragte sich plötzlich, wer er war, und er begann, am ganzen Körper zu zittern. Wer war er denn? Wer war er, dass er fähig war, einen solchen Hass auf seinen eigenen Bruder aufzubauen, dass er versuchte, ihn zu töten? Obwohl er neben sich gewesen war bei der Aktion, erinnerte er sich an jedes einzelne Detail. An jeden Satz, der gesprochen worden war.

„Ich hasse dich so sehr, dass ich wünschte, du wärst nie geboren worden!!“

Das hatte er gesagt – das hatte er ernsthaft gesagt! Zu seinem eigenen Bruder! Konnte es wirklich sein, dass er so eine schlechte Kontrolle über seine Wut hatte, dass er zu einem Monster wurde, wenn er den Hass nur zuließ?

Ehe sein Vater mit den Anklagen beginnen konnte, fing der Junge plötzlich an, zu weinen. Er wusste nichtmal, wieso, er musste plötzlich ganz einfach weinen und konnte sich garnicht mehr beruhigen. Sakura umarmte ihn mütterlich und versuchte, ihn zu trösten.

„Shhht... S-Sanosuke-chan, es ist gut... jetzt ist es gut! Du bist hier, du bist sicher. Seiji auch, wir alle sind sicher... d-du musst mir versprechen, dass so etwas niemals wieder passieren wird!!“

„Ich weiß nicht mehr, wieso!“ schluchzte Sanosuke aufgelöst, „I-i-ich weiß nichtmal mehr, wo ich bin! Oh mein Gott, i-ich habe... ich habe Chidori gegen ihn eingesetzt, i-ich habe, ich habe-...!“ Sasuke seufzte, als er seine Frau und seinen Sohn da so sah. Das lief nicht so, wie er das wollte. Dass Sanosuke hier nur eine Show abzog, um sie beide zu beruhigen, war sehr unwahrscheinlich. Erstens war er ein miserabler Schauspieler und zweitens würde er sich nicht freiwillig dazu herablassen, vor seinem Vater zu weinen. Das tat er schon lange nicht mehr. Trotzdem musste Sasuke wirklich mit sich ringen, um das Mitleid mit dem Jungen zu begraben. Verdammt, er konnte Sanosuke jetzt nicht wie ein rohes Ei behandeln! Wenn er ihn gerade jetzt mit Samthandschuhen anfasste, bildete der Junge sich womöglich noch ein, er könnte das öfter machen, und nichts würde sich ändern.

„Sanosuke, das reicht mir nicht!“ zischte er aufgebracht, „Es ist nicht nur, dass du überhaupt ernsthaft gegen Seiji gekämpft hast, das ist schlimm genug! Es ist das, dass du ernsthaft versucht hast, ihn umzubringen! Du hast zu ihm gesagt, du willst seinen Tod, huh?“ Sanosuke erschauderte.

„Ich w-weiß nicht, was in mich gefahren ist! In meinem Kopf dreht sich alles, und es tut so weh-...“

„Glaubst du, ich falle auf die Nummer Ich-spiele-den-armen-Irren herein?!“ schnappte sein Vater, und sowohl Sanosuke als auch Sakura starrten ihn an. Sakura war entsetzt.

„Sasuke!!“ rief sie völlig fassungslos. Sanosuke wagte nicht, zu atmen. Was sagte sein Vater da zu ihm? Er dachte wirklich, er spiele einen armen Irren? Dachte er wirklich, er wolle nur Mitleid einspielen? Dachte sein Vater das wirklich von ihm?

Sasuke dachte das nicht. Es tat ihm auch sofort leid, das gesagt zu haben, als er Sanosukes zutiefst verletzten Blick bemerkte.

„Sanosuke... ich...“ begann er murmelnd, brach aber ab. Sanosukes Blick machte ihn völlig fertig. Was war er für ein Vater, wenn er es schaffte, dass sein Kind ihn mit einem solchen verletzten, todunglücklichen Blick ansah?

„Hasst du mich?“ flüsterte der Junge neben sich, und Sasuke zischte und sah zur Seite.

„Sag mir zuerst, ob du Seiji hasst. Dann beantworte ich deine Frage. Stimmt das, was du zu ihm sagst? Hasst du ihn... wirklich so sehr, dass du ihn tot haben willst?“ Sanosuke wollte etwas sagen, doch Sasuke hob einen Zeigefinger. „Nein, ich will kein Natürlich nicht hören!! Ich will, dass du ernsthaft nachdenkst, dass du tief in dich hineinhorchst und guckst, ob du den Hass fühlst oder nicht! Ich möchte eine ehrlich Antwort, egal, wie sie lautet! Lass dir ruhig Zeit.“

Sanosuke sah auf das Fenster. Das war eine schwere Aufgabe! Hasste er Seiji nun, oder nicht? Er konnte sich einfach nicht entscheiden – es gab Zeiten, da hasste er ihn wirklich, und es gab Zeiten, da liebte er ihn so sehr, dass er am liebsten den ganzen Tag mit ihm verbringen wollte. Er entschloss sich nach fünf Minuten, seinen Eltern genau das zu sagen. Er tat es einfach, und sie hörten ihm zu. Er erzählte von der gnadenlosen Ungerechtigkeit, dass Seiji immer besser und schneller war als er, obwohl er vier Jahre jünger war, und von dem Hass, der sich dann immer weiter anstaute, bis er irgendwann mit ihm explodierte und seinem Bruder alles an den Kopf warf – genau daher kamen auch diese Ausraster! Je länger er erzählte, desto besser konnte er seine Gefühle beschreiben, und Sakura und Sasuke sahen ihn beeindruckt an.

„Mein Süßer...“ sagte Sakura zu ihm und streichelte seinen Kopf, „Wir verstehen sehr gut, was du durchmachst-... und du sagst ja, dass du selbst weißt, dass Seiji nichts dafür kann, aber an irgendwen muss die Wut ja gerichtet werden, hm?“ Sanosuke nickte unglücklich.

„I-ich-... manchmal hasse ich ihn zwar wirklich richtig doll, aber ich will nicht wirklich, dass er stirbt! Er... ist doch mein Bruder... und irgendwie habe... ich ihn auch ein bisschen lieb.“

„Ich glaube, du hast ihn mehr als nur ein bisschen lieb,“ seufzte Sasuke und musste lächeln, „Das ist auch gut so. Und genau weil du ihn eigentlich lieb hast, macht es dich dann nur noch wütender, wenn du ihn hasst... hm?“ Sanosuke starrte ihn an.

„Hey – genau das ist es! Du hast recht! Woher weißt du das?“ Sasuke musste leise lachen und sah aus dem Fenster.

„Ich habe doch... genau dasselbe für meinen eigenen Bruder empfunden. Mein Hass war zwar nicht aus Eifersucht, aber Hass war es trotzdem, und irgendwie auch nicht.“ Es herrschte eine kurze Stille. „Sanosuke, du musst mit dem Hass umgehen wie mit dem Chakra. Du musst lernen, ihn zu kontrollieren, damit solche Anfälle nie wieder passieren.“ Sanosuke sah ihn kurz an.

Dasselbe wie mit Chakra...? überlegte er grübelnd. Das war ein guter Tipp, das würde er probieren!

„Sanosuke, ernsthaft...“ murmelte Sasuke noch, und der Junge sah auf. „Sei froh, dass Tsunade dich heilen konnte, du kannst auch zur Chuunin-Prüfung gehen. Wenn jetzt mal Ruhe im Pott ist zwischen dir und Seiji! Wenn dich was ärgert, komm zu mir, und wir reden darüber! Aber ich will nie wieder sehen, dass ihr euch so bekämpft wie neulich! Das hätte bitter ins Auge gehen können! Sei froh, dass du nur mit gebrochenen Rippen davongekommen bist, die Chidori-Attacke hätte dich umbringen können! – Okay, Sohn?“ Er nickte.

„Okay. Aber Papa...“

„Ja?“ Der Junge sah ihn grübelnd an.

„Du hast meine Frage von vorhin noch nicht beantwortet.“ Sasuke sah erst ihn, dann Sakura an. Dann fiel ihm ein, was er meinte. Er lächelte kurz.

„Nein, ich hasse dich nicht, Sanosuke. Ich hab dich sehr lieb.“
 

––
 

Dass Sanosuke und Seiji weiter zusammen trainierten, kam garnicht in Frage. Weder sie beide, noch ihre Eltern wollten das. Seiji war etwas still geworden, was Sanosuke erschütterte – aber es geschah ihm nur recht, dass sein kleiner Bruder ihn jetzt mit einer gewissen Skepsis anblickte. Immerhin hatte er versucht, ihn zu töten. Sanosuke hatte sich überdies doch immer gewundert, wieso sein Bruder ihn trotz aller Schikanen immer noch so lieb hatte. Sanosuke hoffte, dass Seiji ihn auch jetzt noch lieb hatte – er hatte ihn zumindest eigentlich lieb und gab sich seit neuestem ein klein wenig Mühe, es ihm auch zu zeigen. Aber Seiji lächelte dann immer nur und ging dann seinen eigenen Problemen nach.
 

Sanosuke fragte sich im Nachhinein zwei Tage nachdem er im Krankenhaus aufgewacht war, als er also längst wieder zu Hause und beim Training gewesen war, ob ihn gerade das so wütend machte oder doch die Tatsache, dass Seiji jetzt, wo er sich wirklich ganz und gar auf das Training konzentrierte, nur noch schneller wurde als er. Der Ältere hatte seinen Bruder einmal beobachtet und mit wachsendem Ärger festgestellt, dass er sein Chidori-Limit tatsächlich von zwei pro Tag auf drei hatte erhöhen können.

Er tat, was er seinem Vater versprochen hatte, und kam zu ihm deswegen, statt Seiji überhaupt auch nur anzusprechen.

„Es ist scheisse!!“ schimpfte er aufgelöst, „Hallo, der ist erst zehn!! Er ist erst zehn und trotzdem besser als ich!! Ich... ich will das nicht mehr!!“

„Du bist nicht schlecht, Sanosuke...“ seufzte Sasuke, und der Sohn fiel ihm ins Wort:

„Aber nicht schlecht reicht mir nicht!! Ich will, dass du einmal sagst, ich wäre richtig gut, und nicht nur nicht schlecht!!“

„Ich hab mich Itachi gegenüber auch immer grottig gefühlt!“ zischte sein Vater, der auf der Couch saß und sein Katana polierte, „Du musst diesen Neid überwinden, Sanosuke! Statt hier herumzujammern, könntest du zum Beispiel üben, Seiji tut das, und deshalb ist er besser!“

„Du spinnst ja!“ schnappte Sanosuke, „Er ist doch nicht besser, weil er fleißig ist!! Ich bin viel fleißiger als er, das weißt du genau!!“ Sasuke musste innerlich einräumen, dass das stimmte. Denn Sanosuke war derjenige, der von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wirklich nichts außer Training im Kopf hatte. Manchmal vergaß er darüber sogar, zu essen, was Sakura natürlich nicht so witzig fand. Vor allem jetzt, vor der Chuunin-Prüfung, war es extrem geworden. Er vernachlässigte alles andere vollkommen, sogar seinem Freund Yuuji sagte er ab, wenn der etwas mit ihm machen wollte. „Papa, er kann drei mal Chidori am Tag machen, ich kann's nur zwei mal! Das ist-... hallo, ich habe sogar vor ihm angefangen, Chidori zu üben, und jetzt hat er mich schon wieder überholt!! Gibt es nicht irgendein Jutsu, das du mir zeigen kannst, damit ich einmal in meinem Leben besser als er bin??!“ Jetzt sah er seinen Vater bittend an. „P-Papa, bitte!! Du kennst so viele Jutsus-... ich möchte etwas lernen, das Seiji mir bestimmt nicht so schnell nachmachen kann!! – W-wenn du mir was beibringst, verspreche ich auch, mich ganz doll um die Hass-Kontrolle zu bemühen!! Bitte...“ Sasuke hielt kurz inne.

„Sanosuke, mir, äh... fällt aber kein Jutsu ein, das ich dir zeigen könnte! Du kannst einen Haufen Katon-Jutsus, du hast Sharingan und Chidori!“ Sanosuke murrte. Sasuke dachte mit Grausen daran, dass es ja noch das Mangekyou Sharingan gab. Aber er würde sich hüten, ihm das beizubringen. Außerdem müsste dafür jemand sterben. Sasuke überlegte eine Weile. Gab es irgendein Jutsu, das er seinem Sohn beibringen könnte? – Dann sträubte er sich. „Das geht nicht, Sanosuke. Ich kann dich nicht deinen Geschwistern vorziehen und dir Dinge beibringen. Das ist ungerecht!“

„Ist es nicht!“ maulte er, „Seiji kann eh‘ alles alleine!! Und die anderen sind noch zu klein!“

„Aber das ist trotzdem unfair, wenn ich Seiji weniger Aufmerksamkeit schenke, nur, weil er mehr Talent hat!“

„Es ist ungerecht, dass er mehr Talent hat!!“ schimpfte Sanosuke erbost. Sasuke seufzte kurz. Als er den Blick schweifen ließ, blieb der an der großen Schriftrolle hängen, die unscheinbar hinter einem Schrank hervorlugte. Er schwieg etwa zwei Minuten lang.

„Das ist wirklich das letzte Jutsu, das ich dir jemals... beigebracht hätte. Eigentlich hatte ich nicht vor, es irgendwem beizubringen. Wenn du mir diese Hass-Sache hoch und heilig versprichst...“ Er erhob sich und sah ernst in Sanosukes Gesicht, dass sich plötzlich aufhellte, „...könnten wir es mal damit probieren.“ Er zog die große Schriftrolle etwas zögernd hinter dem Schrank hervor. Als Sanosuke einen Blick darauf warf, erkannte er das Schriftzeichen für Schlange.
 

––
 

„Das Kuchiyose no jutsu ist nicht einfach. Man hat es mir vor langer Zeit einmal beigebracht,“ erzählte Sasuke und erwähnte absichtlich nicht den Namen des Mannes, der es ihm gezeigt hatte – Orochimaru, der irgendwie auch selbst eine Art Schlange gewesen war, wie Sasuke fand. Seine Zunge war irgendwie eklig gewesen. „Mit diesem Jutsu kannst du das Tier, mit dem du den Vertrag eingehst, beschwören und für den Kampf benutzen. In diesem Fall geht es um Schlangen.“

„Schlangen sind cool,“ grinste Sanosuke eifrig, und Sasuke zuckte mit der Augenbraue. Schlangen waren garnicht cool, sondern gefährlich. Das hatte auch er erst begriffen, als er Vater geworden war und es Leute gegeben hatte, die ihm wichtig gewesen waren. Er wusste, dass Naruto früher von dem Sannin Jiraiya das Kuchiyose no jutsu mit Kröten gelernt hatte. Kröten waren anders als Schlangen, und an dem Schlangen-Kuchiyose no jutsu war ein gefährlicher haken, zumindest, wenn man die richtig großen oder sogar Manda, den Boss aller Schlangen, beschwor. Sasuke hatte nie Manda beschworen, aber er hatte es bei Orochimaru einmal gesehen. Und er vermied es nach Möglichkeit, dieses Jutsu zu verwenden – er mied es genauso sehr wie die Mangekyou Sharingan, fiel ihm bei der Gelegenheit auf.

Er rollte die Schriftrolle auf dem Boden aus.

„Das ist der Vertrag,“ erklärte er, „Beiß dir in den Finger und unterschreibe mit deinem Blut.“ Sanosuke tat voller Ehrfurcht, wie ihm geheißen, biss sich in den Zeigefinger und schrieb seinen Namen auf die Schriftrolle. „Und jetzt drück alle fünf Finger deiner Hand nochmal drauf.“

„Okay,“ machte Sanosuke und tat das. Dann setzte er sich auf. „Und jetzt geht es?“

„Klar. Leg die Hand auf den Boden, deren Finger du eben draufgedrückt hast, wenn du die Viecher beschwören willst. – Ein einziges mal mache ich's dir vor, okay? Danach musst du alleine zurechtkommen!“ Er wusste, wieso er sich das sparte, biss sich in den Finger und schmierte das Blut auf seine Handinnenfläche, dann machte er schön langsam zum Mitschreiben die Fingerzeichen, während er sich darauf konzentrierte, nur eine kleine Menge Chakra zu benutzen, damit nur eine kleine Schlange herauskam. „Kuchiyose no jutsu!!“ rief er laut und legte die Hand auf den Boden – Puff, erschien an der Stelle eine Schlange in der Länge einer normalen Anakonda. Das war eine ziemlich kleine Schlange im Vergleich mit Manda.

„WOW!!“ schrie Sanosuke, „Ich weiß!! Kojiro macht das auch, aber mit Katzen!! Cool!!“

„Hey,“ meckerte die Schlange los, „Sasuke!! Du hast uns Viecher genannt!! Wie unhöflich!“

„Seit wann steht ihr denn auf Höflichkeit?!“ meckerte Sasuke zurück. Die Schlange überlegte.

„Auch wieder wahr. – Kann ich verschwinden?“

„Ja, zisch ab.“ Weg war die Schlange, und Sanosuke amüsierte sich über die lustige, sprechende Schlange. Kojiros Katzen konnten irgendwie nicht sprechen.

„Ich probiere es gleich mal aus!!“

„Warte!!“ rief Sasuke noch, und Sanosuke sah auf.

„Hm??“

„Es gibt da noch etwas, das du wissen solltest, bevor du dir Mühe gibst... die großen Schlangen sind gefährlich. Sie werden schnell wütend, diese hier war eine Ausnahme, normalerweise sind die nicht so lustig veranlagt. Die richtig großen fühlen sich manchmal... gestört, weil sie sich dazu herablassen müssen, uns blöden Menschen zu helfen. Sie wollen bezahlt werden, weißt du?“

„B-bezahlt??!“ rief Sanosuke erschrocken. Sasuke seufzte, und plötzlich bereute er es schon, Sanosuke das beigebracht zu haben.

„Sie möchten mit Menschenopfern bezahlt werden.“

Sanosuke starrte ihn an.

„Mit... Menschenopfern? Das heißt, sie wollen... Tote dafür?“

„Ja,“ machte Sasuke, „Das ist wie gesagt nur bei den richtig großen. Bis zu einer bestimmten Größe sind sie nicht so streng. Je größer sie werden, desto grimmiger und gefährlicher werden sie. Und wenn du sie nicht bezahlst, verraten sie dich vielleicht.“ Sanosuke schluckte. Der Respekt vor diesem Jutsu, das sein Vater ihm gezeigt hatte, wuchs mit jeder Sekunde. Das war wirklich ein gefährliches Jutsu. Da er das Kuchiyose no jutsu von Kojiro kannte, war er nie davon ausgegangen, dass es gefährlich sein könnte. Ob Kojiros Katzen auch Menschenopfer verlangten?

Katzen fressen ja keine Menschen, das ist Unfug! Sagte er sich darauf. Aber normale Schlangen auch nicht...

Er legte entschlossen die Hand auf den Boden und schloss die Augen.

„Kuchiyose no jutsu!!“ rief er dann, und Sasuke fuhr zurück – Puff, tauchte dieselbe Schlange nochmal auf.

„Nanu?!“ machte sie, „So ein Hin und Her, könnt ihr euch nicht mal entscheiden?!“

„Dieses mal war ich es aber, der dich gerufen hat!!“ sagte Sanosuke stolz, und die Schlange sah ihn an und lachte kurz.

„Du bist ja noch ein Kind??! – Ohh, Sasuke-sama, wo kommen wir da hin, wenn jetzt schon die Kinder mitmachen? Manda wird genervt sein!“

„Ja, wird er,“ sagte Sasuke zu der Schlange, „Das ist mein Sohn Sanosuke, wehe, ihr respektiert ihn nicht! Sonst komme ich, klar?“

„Klarer als klar!“ sagte die Schlange und wedelte mit ihrer Zunge herum. Sanosuke sah fasziniert hin und her. „Dein Papa ist blutrünstig, pass nur auf!“ erzählte das Tier ihm da, und Sasuke trat auf die Schlange. „AUA!!“

„Ruhe jetzt!! – Sanosuke, geh üben!! Sonst wird das nichts mit der Chuunin-Prüfung!!“
 

––
 

--
 

Sani hat komische Träume oô..... ob er nun in Haruka verknallt ist oder nicht, bleibt wohl ein Rätsel o_o

Und jetzt kann er das Kuchiyose no jutsu! XD Ich hab mir einfach mal gedacht, dass Oro Sasuke das beigebracht hatte^^'

Und eine Spur Dramatik war auch wieder da XDD Sanosuke ist wohl etwas wirr im Kopf, hm? ôô



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Kommentare zu diesem Kapitel (26)
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Von: abgemeldet
2013-05-13T17:25:36+00:00 13.05.2013 19:25
Tolles Kap!!!
Von:  Enyxis
2011-03-01T17:52:16+00:00 01.03.2011 18:52
Tja... wie ich einmal schon gesagt hatte ^^: sie werden ya so schnell groß XD
Schon wieder n Kind? O.o....okay...
Und der Fight zwischen den Sanosuke-kun und Seiji....Q_Q ... Es is ya schon schlimm wenn zwei beste Freunde (Naruto und Sasuke) solche WUCHT-Attacken gegeneinander benutzen....aber die eignen Kinder....>< Ich hab fast geheult TToTT
OH SHIT! >< Jez will Sasu seinem Sohn auch noch die Jutsu bebringen die er bei Oro gelernt hat oder wie???? Das is auch ein Fehler! Aber die Schlange is lustig XDDDD
Die FF is soooooo verdammt hamma geil ....
Von:  sumomo_hioru
2008-01-22T19:57:38+00:00 22.01.2008 20:57
muhahaha die schlange war ja geil^^
na hoffentlich ruft sanosuke manda nicht ihrgentwann
Von: abgemeldet
2007-11-04T13:44:03+00:00 04.11.2007 14:44
Hallo^^
also das war mal wieder ein geiles kapi^^
und das mit dem traum war auch zum krank lachen xD
Oh nein warum nur????
Jetzt hasst seiji saosuke bestimmt TT.TT
Das war echt ein langes kapi O.o
mach weiter so^^

lg sasulovesaku
Von:  RikkuX-2
2007-08-29T14:26:27+00:00 29.08.2007 16:26
booaaah diese FF ist echt DER HAMMA...
Ich hab jetzt bis hierhin gelesen...
Ich muss sagen diese Kämpfe zwischen Sanosuke und Seiji sind echt schlimm. Sani muss seine Wut unbedingt kontrollieren können. Aber cool das er jetzt auch kuchiyose kann. Und wenigstens hat er sofort eine richtige schlange beschworen^^(Nicht so wie kojiro oder naruto am anfang^^)
Also seine Träume...
Dazu sag ich mal nichts^^

ich werde jetzt gleich weiterlesen...
Diese FF ist einfach zu cool...
Von:  hundefrau
2007-07-06T15:27:40+00:00 06.07.2007 17:27
achja... voll schlimm das sanosuke sich nicht unetr kontrolle hat (hatte ich vergessen zu schreiben)
Von:  hundefrau
2007-07-06T15:27:05+00:00 06.07.2007 17:27
das kapitel war zwar lang, aber ungluablich geil
freue mich schon darauf die nächsten kapitel zu lesen
Von:  ImSherlocked
2007-05-31T12:58:06+00:00 31.05.2007 14:58
Das ist wirklich sooo toll, besonders gut finde ich es wie du Kampfsezenen beschreibst. Hab vin gesternm bis heute alles bis hierhing gelesen *räusper* hab ja nix anderes zu tun^^

Hochachtungsvoll
Misaki_Keiko
Von:  Tomoyo-san
2007-05-11T05:35:15+00:00 11.05.2007 07:35
Mal wieder ein seehhhhr kurzes kap, nicht wahr, miri?? *immer schön ironisch sei*
Aber ich habe immer noch meine entscheidungsprobleme, was diese kämpfe zwischen sani und seiji angeht... zum einen hasse ich sie, weil sani dann immer so unglaublich gemein ist und wieder diese unkontrollierbaren ausraster hat und ich dann immer halb flennend vor dem pc sitze und doppelt so schnell lese wie sonst. Zum anderen liebe ich sie, weil man einfach nicht von ihnen lassen kann und es eigentlich immer geschwister-kriege (wenn auch im kleinerem Rahmen) gibt... Ich kann mich einfach nicht entscheiden...^^
Die träume von Sani sind übrigens lustig xd aber nicht nur, dass sie da sind ist amüsant, sondern, dass auch noch seiji sie mitbekommt^^ jaja... kleine geschwister sind doch echt troublesome, oder?^^
Von:  ShadowHunter19
2007-05-06T17:26:17+00:00 06.05.2007 19:26
sorry das ich jetzt erst schreib hab garnicht gemerkt das es weitergeht! *haare rauf*
das war echt ein mega kappi und meiner meinung nach das beste bisher!
das mit sani und seiji hat einen richtig mitzittern lassen und ich befürchte das das nicht gut enden wird.
aber sani kann jetzt schlangen beschwören *jubel*,dann gibts noch ein geschwisterchen und ich glaub zu sani's träumen muss ich nichts mehr sagen XD
bye
Shadow


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