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Die Chroniken von Khad-Arza - Die Herrscher der Geisterwinde

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Staub und Flammen

Der Himmel und die Welt standen in Flammen. Tabari sah es überall, wohin er sich auch drehte. Die Flammen blendeten ihn, im Gegensatz dazu überzog der Rauch des Todes die Welt mit Dunkelheit.

„Ihr werdet knien, und wenn ich euch die Beine abschneiden muss!“ hörte er im Geiste die Stimme seines tobenden Vaters. Aus den Flammen vor ihm tauchte Kelars wutverzerrtes, wahnsinniges Gesicht auf, zuerst hätte er ihn beinahe nicht erkannt… war das sein Vater oder eine Menschen fressende Bestie? „Lyrien ist mein, mein und das meines Clans! Ihr Würmer, ihr elenden, dreckigen Nichtsnutze, ich versklave jeden Einzelnen von euch… ihr solltet die Mächte der Geister ehren… und die besitze ich allein!“ Die Flammen sanken zu Boden unter Kelars ausgebreiteten Armen und Tabari wich ebenfalls unwillkürlich zurück in den Schatten des Traums. „Die Mächte der Schöpfung knien vor mir… die Geister knien vor mir und schenken mir großzügig ihre Macht! Und ihr Sterblichen, ihr erbärmlichen Maden, werdet knien… und wenn es in Stücken sein muss!“ Damit schlug er die Flammen mit einer bloßen Handbewegung auf den Boden, als würde das Feuer sich vor ihm verneigen. Die Finsternis senkte sich auch zu Boden wie die großen Flügel eines Muttervogels, der sein Nest beschützen musste. „Sie alle werden knien…“ schwor Kelar grimmig, „Keiner wird es mehr wagen, sich meiner Macht zu widersetzen… und wer es tut, der soll brennen im Feuer des Himmelszorns!“
 

„Tabari!“

Der Blonde riss keuchend den Kopf hoch, als er spürte, wie Nomboh Chimalis ihn unsanft an der Schulter rüttelte.

„Tabari, hoch, wir sind gleich da! Da vorne lichtet sich der Wald!“ Tabari schnappte nach Luft und sah nach vorne.

„Mein Vater, ich habe meinen Vater gesehen, ich fürchte, er wird uns alle töten wollen…“

„Das will er sowieso,“ machte Nomboh, der neben ihm ritt, und gab seinem Pferd die Sporen, „Beeilen wir uns, hinter dem Wald ist der Kreis Rodril. Ich frage mich, was hier passiert…“ Ein Kreischen aus der Luft ließ die beiden Männer hochfahren, Zoras, der ihnen voraus ritt, riss ebenfalls das Gesicht empor, als eine schwarze Krähe über sie hinweg nach Süden flog, in die Richtung, in die sie ritten.

„Ein guter Tag für die Krähen, wie es scheint,“ machte Zoras und bremste plötzlich sein Pferd, sodass die zwei anderen es ihm gleich taten. Der Schwarzhaarige zerrte das Tier herum und starrte argwöhnisch dem schwarzen Vogel nach, der den Wald hinter sich ließ. Der Morgen graute. Sie waren die ganze Nacht beinahe durch geritten, um so schnell wie möglich Salihahs Anweisung folgend Rodril zu erreichen. Tabari fragte sich kurz, wie es ihr wohl ging, er hoffte besser… ob Sukutais Kind geboren war?

In dem Moment ging die Sonne auf und schob sich rot flammend über den Horizont, sie schickte ihre Strahlen durch die Stämme der Bäume des Waldes, sodass sie die Reiter streifte. Zoras drehte langsam den Kopf nach Osten und starrte eine Weile wie hypnotisiert genau in die roten Lichtstrahlen des Auges von Vater Himmel.

„Eine rote Sonne schiebt sich über den Rand von Mutter Erde,“ keuchte er stimmlos und riss plötzlich sein Pferd wieder herum nach Süden, „Getränkt von Blut… es hat viele Tote gegeben heute Nacht! Beeilen wir uns, vielleicht können wir noch etwas retten!“ Er trieb das Tier voran und Nomboh folgte ihm sofort. Tabari zerrte das wiehernde Pferd auch herum und stutzte, als er mit einem Mal die Geister sprechen hörte.

„Staub und Flammen, Tabari… die sich abwenden von der Sonne und in den Schatten stürzen…“

Für einen Moment flackerte das Bild eines einzelnen, kahlen Baumes inmitten von verbranntem, schwarzem Land. Doch ehe er es richtig betrachten konnte, verschwand das Bild im rötlichen Licht der aufgehenden Sonne. Er keuchte und beeilte sich, den anderen beiden nachzusetzen.
 

Sie waren zu spät. Fassungslos von dem Anblick, der sich ihnen bot, standen die drei im Licht der jetzt fast aufgegangenen Sonne auf einem Hügel in Rodril, vor ihnen nichts als verbranntes Gras, nichts als Tod. Sie hatten das Dorf Samold in Rodril erreicht; oder das, was von ihm übrig war. Das, was vor ihnen lag, war kein Dorf, sondern ein Haufen Asche. Mit viel Fantasie waren die Reste des Zaunes und einiger Häuser zu erkennen. Balken brannten immer noch und rauch stieg auf und verpestete die Luft. Es roch nach Verderben und Tod.

„Bei Himmel und Erde,“ war alles, was Zoras herausbrachte, „Enmoria, Kelenth und die anderen waren Schall und Rauch gegen das hier… sehr ihr die Rauchsäulen am Horizont? Dieses Dorf ist nicht das einzige in Rodril, das es erwischt hat. Gehen wir runter und sehen nach, ob irgendjemand am Leben ist…“

„Denkst du, das ist nötig?“ murmelte Tabari und sah sich apathisch um. Das war ein Desaster. Und daran war sein Vater Schuld? Er schämte sich plötzlich, Lyra zu heißen, der Sohn dieses grausamen Mannes zu sein, der es fertig brachte, so etwas zu tun. „Denkst du, irgendjemand hätte das überlebt?“

„Die Geister wollen manchmal… seltsame Dinge,“ antwortete Nomboh ihm und starrte hinab. Im verkohlten Dorf bewegte sich tatsächlich etwas. Die drei ritten rasch den Hügel hinab auf die Trümmer zu. Beim Näherkommen erkannten sie, dass es ein Kind war, das allein durch das menschenleere Dorf tappte.

„Du liebe Zeit!“ keuchte Tabari, sprang vom Pferd und fing das kleine Kind auf, das auf sie zu taumelte und gerade in seinen Armen keuchend zusammenbrach, „Sucht nach Überlebenden, schnell! Bist du verletzt, Kleiner?“ Die Frage war mehr rhetorisch und das Kind sah ihn aus runden, glasigen Augen apathisch an. Es war blutverschmiert und schwarz von Ruß am ganzen Körper, die Haare waren zum Teil versengt. Ein Arm war ungesund verrenkt wenn nicht sogar gebrochen und Tabari fasste in nasses, warmes Blut, als er das Kind am Rücken festhielt.

Zoras Chimalis kam neben ihn, während sein Bruder loslief, um die Trümmer zu durchsuchen.

„Was ist geschehen und wie lange ist es her?“ war alles, was der Schwarzhaarige zu sagen hatte, und Tabari sah ihn ungläubig an.

„Verdammt, der Junge braucht Medizin und du fragst ihn aus…?!“ schnappte er verblüfft und begann notdürftig, mit Lira die Wunde auf dem Rücken zu heilen, was nicht wirklich Erfolg zu haben schien. Das Kind stöhnte und seine Lider zuckten.

„Der Himmelsdonner…“ wisperte es, „Der Himmel war zornig. Aus dem Schatten der Nacht kam Feuer, es war überall… und mit dem Feuer kam die Bestie…“

„Die Bestie?“ fragte Zoras Chimalis kalt, und das Kind drehte heftig atmend den Kopf zu ihm und erzitterte.

„Ja… der Himmelsdämon. Alle sind tot, nur ich nicht. Ich habe überlebt…“ Zoras senkte den Blick, als das Kind die Augen schloss, ehe sein Kopf nach hinten kippte und es in Tabaris Armen erstarrte. Der Blonde schnappte nach Luft und Zoras schloss kurz die Augen, die Geister stumm bittend, die Seele des Kindes wohlbehalten ins Geisterreich aufzunehmen.
 

Nomboh kehrte zurück, als Tabari das tote Kind betrübt auf die Erde legte, sodass seine Augen in den Himmel sahen.

„Niemand,“ meinte er und parierte sein Pferd durch, „Im ganzen Dorf ist keine einzige Leiche, nicht mal ein Körperteil. So schnell können doch alle Dorfbewohner nicht einfach verbrannt sein, wenn es heute Nacht passiert ist! Wo hat dieser Wahnsinnige die Leichen hin geschafft?“

„Keine Ahnung,“ machte Zoras, „Das Kind nannte ihn Himmelsdämon, Kelar verdient sich grausame Namen, wie es scheint.“

„Samold ist nicht zu retten, wir sollten weiter nach Shyom oder Bedyn, wenn da auch Rauchsäulen waren, vielleicht hat er ganz Rodril in Brand gesteckt,“ murmelte Tabari, „Was für eine Schande.“

„Was für ein Drama, würde ich eher sagen,“ meinte Nomboh, als die zwei anderen wieder aufstiegen und sie den Schutthaufen Samold verließen, um weiter nach Westen zu reiten.

Die Dörfer Shyom und Bedyn sahen kaum anders aus als Samold. Sie waren verbrannt und verlassen, nicht ein toter Mensch war auffindbar. Befremdet über die seltsamerweise verschwundenen Leichen ritten sie voran nach Emash, das noch etwas weiter im Westen lag. Schon von weitem sahen sie die Rauchsäule über dem Dorf aufsteigen und beeilten sich, hin zu kommen. Es war schon nach Mittag, als sie das Dorf erreichten.

Was Kelar dazu getrieben haben mochte, gleich vier Dörfer und alle dazwischen gelegenen Höfe und Siedlungen, die so klein waren, dass sie keinen Namen verdienten, auf einmal auszurotten, wusste niemand. Wo er hin war, wusste auch niemand, weit und breit war vom Herrn der Geister keine Spur. In Emash fanden sie am noch fast nicht verbrannten Zaun die erste Leiche und blieben davor abrupt stehen. Spätestens jetzt war bewiesen, dass es Kelars Werk war, denn er hatte mit Blut (vermutlich dem des armen Mannes, der kopflos am Zaun aufgehängt worden war) eine Warnung in den Sand geschrieben und unterzeichnet.

„Das Dorf Emash sowie die umliegenden Gemeinden wurden im Sommermond wegen Treulosigkeit, Entehrung der Geister und Volksverhetzung beseitigt,“ las Zoras erstaunlich gefasst die grausame Botschaft vor, die im Sand stand. „Für all jene, die sich diesen Schändern zugehörig fühlen mögen, sei der Weg ins Geisterreich versperrt und ihre Seelen werden auf ewig verwirrt zwischen den Welten wandeln. Hütet euch.“ Der Schwarzhaarige holte Luft und fuhr fort: „Er unterzeichnet mit seinem Namen, Kelar Lyra, Herr von Lyrien. Na, jetzt wissen wir ja, was uns blüht.“

„Wie furchtbar,“ machte Nomboh erschüttert.

„Das heißt, die Leute haben versucht, einen Aufstand anzuzetteln und er hat sie dafür bluten lassen?“ machte Tabari dumpf, „Der, der da hängt, war sicher der Dorfchef oder der Führer des Aufstands. Er versucht, sie wieder in die Knie zu zwingen… seit Nalanis Prüfung trauen sich die Leute, den Mund aufzutun. Verdammt, wir müssen doch irgendetwas tun können, um ihnen zu helfen, das Volk zu schützen! Dazu sind wir doch da, oder nicht?!“

„Natürlich sind wir das,“ entgegnete Zoras und sah sich um, „Ich frage mich, wieso die Geister uns anschweigen… ob sie tatsächlich vor Kelar kuschen und ihn nicht verraten wollen, bis es zu spät ist? Ich werde sie jagen, bis sie mir Rede und Antwort stehen, das schwöre ich.“ Die beiden anderen stimmten ihm zu, ehe sie auch Emash nach Lebenden oder zumindest Toten durchsuchten; wieder Fehlanzeige.

„Das gibt’s doch nicht!“ keuchte Nomboh, „Wo hat er die ganzen Leichen hingeschafft, zu Pulver verarbeitet und in den Wind geworfen?!“ Tabari seufzte und drehte den Kopf.

„Staub und Flammen, Tabari… die sich abwenden von der Sonne und in den Schatten stürzen…“

Er erinnerte sich plötzlich an den kurzen Traum am Waldrand und den kahlen Baum auf dem schwarzen Land.

„Westen,“ murmelte er nur, „Der Sonne den Rücken kehren heißt Westen!“ Ohne den anderen zu erklären, was er meinte, sprang er auf sein Pferd und galoppierte mitten durch Emash nach Westen.

„Warte!“ rief Nomboh, als die beiden Brüder ihm folgten. Und am westlichen Tor von Emash fanden sie die Leichen. Mitten auf dem verkohlten Gras stand ein vereinzelter, großer Baum, und wie skurrile Skulpturen waren sämtliche Leichen auf Äste gehängt und gespießt worden, der ganze Baum war voll von ihnen. Die drei Männer unten starrten fassungslos über diese Abscheulichkeit und Entehrung sämtlicher Lebensgeister hinauf auf den Baum der Toten.

„Das hat er nicht wirklich getan…“ keuchte Nomboh und wurde blass, „Das ist… das ist Abschaum…“

„Ich dachte, dieser Mann hätte kein Gewissen…“ überlegte sein älterer Bruder dumpf, indem er den abartigen Baum eine Weile betrachtete und dann beschämt über die Grausamkeit, die diesen Menschen angetan worden war, den Kopf zu Boden drehte. „Jetzt denke ich, dieser Mann hat keine Seele, so etwas Furchtbares tun zu können.“
 

Als Kelar Lyra nach langer Abwesenheit zurück in sein Schloss kehrte, hatte er Gefangene aus Rodril mitgebracht. Er kam einen Tag nachdem Tabari zurückgekehrt war und fand seine Familie geschlossen am Esstisch vor – abgesehen von Sukutai, die noch im Wochenbett lag, und ihrer Tochter Alona.

„Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, du wärst über Nacht Vater geworden, Kiuk?“ war Kelars gehässig grinsende Begrüßung, als er die drei jungen Mädchen, die Sklavinnen, vor sich her in die Küche schubste und sie dabei keuchend und wimmernd zu Boden stürzten. „Aufstehen, ihr Missgeburten, ihr dreckigen Schlampen! Ihr zwei könnt hier arbeiten, du da gehörst jetzt mir!“ Die anderen am Tisch sahen verblüfft zu, wie die drei Mädchen sich zitternd aufrappelten und zwei von ihnen in Richtung des Küchenjungen gingen, der einen Servierteller mit Kartoffeln trug und wie erfroren stehen geblieben war, sobald Kelar aufgekreuzt war. Die dritte Sklavin erhob sich auch japsend und rührte sich nicht mehr, als er sie an den Schultern packte und dabei seine Frau Salihah lauernd angrinste, die schweigend am Tisch saß und zu ihm und dem Mädchen hinüber sah. „Glückwunsch, Kiuk, zu deinem neugeborenen Nichtsnutz. Und ein anderes Vögelchen hat mir gezwitschert, du wärst in Rodril gewesen, Tabari…? Du warst wohl zu spät!“

„Du grausamer Mörder!“ zischte Nalani und spuckte ihm vor die Füße. Natürlich hatte Tabari von dem Grauen in Rodril berichtet. „Du stehst hier und lachst darüber, abscheuliche Kreatur!“ Sie zog ihren kleinen Sohn schützend dichter an sich heran, der neben ihr saß und mit vor Schreck geweiteten Augen auf seinen Großvater und die Sklavin starrte.

„Tabari, bring deiner Wachtel endlich mal bei, ihre Zunge zu hüten in meiner Gegenwart, sonst endet sie genauso wie diese Schweine aus Rodril… wie diese Narren, die geglaubt haben, sie könnten es mit der Macht der Geister aufnehmen…“ Er tätschelte dem blassen Mädchen vor sich den Kopf. „Nur du warst artig, nicht wahr? Du hast gekniet, als ich es verlangt habe…“ Das Mädchen biss sich auf die Unterlippe und eine der anderen Sklavinnen schrie empört:

„Das hat sie getan, weil sie ihre Familie beschützen wollte, und du hast sie trotzdem ermordet, du Monster!“ Kelar riss die Hand hoch und warf einen kleinen Zauber nach der jungen Frau, der sie durch die Luft und gegen die Wand schleuderte, wo sie schreiend aufprallte und dann benommen zu Boden rutschte. Ihre Kameradin, die neben dem Küchenjungen gestanden hatte, bemühte sich weinend um sie.

Salihah erhob sich. Das Fieber war gesunken und obwohl sie noch nicht wieder ganz fit war, war sie immerhin gesund genug, um sich auf den Beinen halten zu können.

„Das reicht, wenn du die Gören schikanierst, können sie nicht mehr arbeiten,“ schnauzte sie ihren Mann grimmig an, „Küchenjunge, stell endlich die Kartoffeln her und zeig den beiden Neuen das Schloss. Nur das Untergeschoss und die Schlafzimmer der Diener natürlich. Jetzt sofort.“

„J-jawohl, Herrin!“ keuchte der Junge und tat wie ihm geheißen, die beiden Mädchen hinter sich her ziehend. Das dritte Mädchen blieb schweigend und bleich vor Kelar stehen, als Salihah um den Tisch herum ging und dann vor ihnen stand.

„Was wird das hier? Deine Privatmasseurin?“ war die sarkastische frage, und Kelar grinste zufrieden.

„Meine neue Frau,“ korrigierte er sie, und sie zog scheinbar unbeeindruckt eine Braue hoch. Die anderen hinten am Tisch fuhren geschlossen herum.

„Was?!“ spuckte Tabari.

„Vati hat Erbsen auf den Tisch gespuckt,“ petzte Klein-Puran verdrossen, aber er wurde ignoriert.

„Ah,“ war Salihahs eiskalter Kommentar, „Dir ist schon klar, dass du mich so einfach nicht los wirst? Die Geister von Himmel und Erde waren Zeugen, als zwischen uns das Band gebunden wurde, das uns zu Mann und Frau macht.“

„Ich beherrsche die Geister von Himmel und Erde!“ zischte er sie an und packte das Mädchen fester, das darauf aufkeuchte und versuchte, sich loszureißen. „Ich werde mich niemandem beugen und dir schon gar nicht, Salihah… ich habe dir die Wahl gelassen, du konntest wählen zwischen mir und deinem Verderben, und du hast dich für deinen Tod entschieden, Weib! Und ich werde dich töten, verlass dich drauf! Egal, auf welche Weise es geschehen mag, ich werde dich töten!“

„Fein,“ seufzte sie und ging kaltherzig an ihm vorbei, ohne ihn oder seine von ihm ernannte Verlobte eines Blickes zu würdigen, „Aber ihr treibt es in der Besenkammer, im Bett schlafe immer noch ich und du wirst schon schwerere Geschütze auffahren müssen, um mich von dort zu vertreiben!“ Sie warf noch einen blutrünstigen Blick über die Schulter auf ihren Mann, der ihr verdutzt nachschaute, einen Blick so voller Abscheu und Verachtung, dass er kurz glaubte, ein kalter Schauer würde ihn überkommen… dann fasste er sich wieder und schnaubte.

„Sieh mich nicht so an! Oder soll ich mich vor einer todkranken Irren fürchten, die jeden Tag mehr ihren Verstand verliert?“ Er sah mit Zufriedenheit, wie Salihah auf der Treppe kurz anhielt, dann verschwand sie ohne ein weiteres Wort.

„Das hättest du auch über dich selbst sagen können, von wegen Irre!“ schnaubte Nalani nach einer langen Pause und erhob sich. Kelar sah sie grimmig an.

„Wage es nicht, mich so anzusehen, Wachtel, du stehst weit unter mir in der Fresskette unserer Gesellschaft!“

„Nur ein wenig, ich bin Geisterjägerin und ich stehe dir in nichts nach!“ zischte sie zurück, „Und ich werde meine Familie beschützen, verlass dich darauf!“

„Deine Familie?“ Kelar lachte. „So weit ich mich entsinne ist Salihah meine Frau, am Tisch sitzen meine Söhne und mein Enkel, hab ich wen vergessen? Oh, Sukutai, ja, die gehört dir, die ist mir egal. Ihr Kind auch, was ist es eigentlich?“

„Wie kannst du es wagen…?!“ Nalani erboste richtig und riss schon wütend die Hände hoch, da sprang Tabari dazwischen und hielt sie auf. Puran versteckte sich ängstlich unter dem Tisch und kuschelte sich an Kiuks Beine.

„Schluss jetzt, alle beide!“ machte der Blonde mürrisch, „Nalani, reiß dich am Riemen. Kiuks Kind ist ein gesundes Mädchen, du kannst stolz sein, Vater.“

„Stolz auf ein Mädchen?“ brummte der Mann und packte das junge Mädchen vor sich unsanft an den Hüften, um sie herum und zur Tür hinaus zu schubsen. „Mädchen sind unwürdig, auf Mädchen bin ich nicht stolz. Aber überdies… ist es mir egal. Du… hast mir ja einen Enkel gezeugt, braver Tabari.“ Er grinste in Richtung Tisch und fixierte Purans grüne Augen, die dort aus dem Schatten hervor lugten und sofort weg sahen, sobald sie Großvaters Blick trafen. Nalani riss sich wütend aus Tabaris Griff los.

„Starr mein Kind nicht so an, du abscheulicher Widerling!“ keifte sie aufgebracht.

„Nalani, Schluss!“ bellte Tabari, und Kelar lachte gehässig, ehe er die Küche verließ und nach der Sklavin trat.

„Vorwärts, du Nutte!“ schnauzte er sie an, „Ich mache dich jetzt zu meiner Frau, du solltest den Geistern für diese Ehre danken! Und du wirst mir gehören und mir zu Füßen liegen, wie es sich für eine Frau gehört!“
 

Nalani war über Kelars Benehmen wütender als Salihah, obwohl es wohl mehr darum ging, die zu verärgern als die Schwiegertochter.

„Natürlich bist du wütend,“ machte Salihah ungerührt dazu, als Nalani sie einige Wochen später fragte, ob ihr das nicht gegen den Strich ginge. „Du hast Angst um dein Kind und bist deshalb schon in Alarmbereitschaft, wenn Kelar den Mund auftut. Ich muss keine Angst um meine Söhne haben, die können sich wehren.“

„Aber es ist entwürdigend und demütigend, ich würde Tabari den Hals umdrehen, wenn er das mit mir machen würde!“ schnaubte die Schwarzhaarige und begann, vor ihr auf und ab zu gehen. Salihah saß in aller Ruhe auf der Couch in der Stube und las ein dickes, verstaubtes Buch. Das tat sie oft in den letzten Wochen, war Nalani aufgefallen.

„Das ist etwas völlig anderes. Es geht nicht darum, mich neidisch zu machen, Kelar weiß, dass es mich nicht kratzt, was er mit dieser Hure macht, und heiraten wird er sie auch nicht.“

„Nicht?“ Nalani blieb stehen und war verwirrt. Salihah blätterte geschäftig ihr Buch um und Staub rieselte von der Seite auf den Boden. „W-was soll der Humbug dann?“

„Ich war die Einzige, die Kelar jemals befehlen konnte nach dem Tod seines Vaters; ich konnte es auch vorher schon, aber da musste ich mir diesen Posten mit Beksem teilen. Kelar hasst diesen Zustand und nichts wünscht er sich mehr, als mich loszuwerden. Dummerweise ist das nicht so leicht… die Geister verbinden uns über ein seelisches Band, dass es uns unmöglich macht, einander zu sehr zu schaden. Auf eine perverse und komische Weise… bin ich an dieses Geschöpf gebunden, mein Leben hängt von seinem ab. Und er ist genauso von mir abhängig, ohne dass es einer von uns noch wollen würde…“ Nalani sah sie nur beunruhigt an, als sie sich wieder in ihr Staubbuch vertiefte und der Schwiegertochter offenbar keine Beachtung mehr schenkte. „Es ist eine seelische Sache… eine Sache de Geistes. Was Kelar will, ist dieses Band zu trennen, auf irgendeine Weise, egal wie. Wenn er das schafft, verschwindet die Abhängigkeit…“

„Das ist logisch, wie ein gefangener Wolf, der an der Kette zerrt,“ machte Nalani, „Aber wieso ist dir das so egal? Wer weiß, was passiert, wenn er die Bindung zu dir zerstört? Was er dann tun wi-…“ Sie wurde von ihrer Schwiegermutter unterbrochen, die eine Hand hob, ohne von ihrem Buch aufzusehen.

„Du verstehst mich… nicht, Nalani. Soll er versuchen, die Kette zu zerreißen… ich werde ihm eine Schere dafür geben, und zwar mit Freude.“

„Was liest du da eigentlich die ganze Zeit für ein komisches Buch?“ fragte Nalani nach einer Pause. Die Schwiegermutter seufzte.

„Ein altes Buch. Ich habe es einst von einem Onkel zweiten oder dritten Grades von mir vermacht bekommen; ich bin keineswegs die Letzte des Ekala-Clans… ich habe nur keinen Kontakt mehr zum Rest der weit verstreuten Familie.“

„Und was ist das für ein Buch?“ wollte die Jüngere ungeduldig wissen, und Salihah hob jetzt doch den Kopf und sah sie mit einem seltsam fernen und doch aufmerksamen Blick kühl an.

„Ein Buch über Seelenkontrolle.“
 

Der Schatten war mit aller Macht zurückgekehrt. Und nicht nur, weil es Winter wurde und die Tage duster wurden. War mit Nalanis Prüfung ein kleiner Hoffnungsschimmer über das Volk gekommen, so hatte Kelar ihn im Keim erstickt oder versuchte es zumindest. Mit aller Kraft zwang er jeden, der es wagte, sich zu erheben, zurück in die Knie. Die Steuern wurden verdoppelt und von dem Geld finanzierte Kelar die vielen Hinrichtungen landesweit; wer seine Steuern nicht zahlen konnte, musste seine Familie Stück für Stück verpfänden und bekam sie vielleicht lebend wieder, wenn er das Geld aufgebracht hatte; meistens war die Summe aber unmöglich aufzubringen und nachdem die Frauen und Kinder abgeschleppt worden waren, wurden auch die Männer ins Gefängnis geworfen. In Yiara gab es ein relativ kleines Gefängnis, von dem bislang kaum Gebrauch gemacht worden war; jetzt quoll das Gebäude vor Häftlingen über. Kelars Methode, das Gefängnis leer zu kriegen, war ganz leicht; er erfand irgendwelche Vorwände, die Leute hinrichten zu lassen, dann war wieder Platz. Am Ende des Jahres hatte sich das Volk wieder verkleinert, wo es in den letzten Jahren wieder gewachsen war. Die Grausamkeit des Herrschers hatte offenbar einen Höhepunkt erreicht und die Lage in Dokahsan einen gewaltigen Tiefpunkt. Wohin Kelar im Land auch kam, gab es garantiert Leichen. Die Menschen dachten sich, dass das Grauen von Rodril nur der Anfang einer riesigen Katastrophe sein würde.
 

Vater Himmel war zornig und grollte böse über dem düsteren, verschneiten Land.

„Der Hungermond ist gekommen und das Essen wird knapp,“ berichtete Nalani unwirsch, während sie in der Stube mit einer Tasse Kaffee saß, neben ihr ihr Söhnchen, das aufmerksam seine Tante Sukutai beobachtete, wie sie auf dem Sessel gegenüber saß und ihre Tochter Alona stillte. Das Baby war gewachsen und hatte inzwischen auch einen Flaum brauner Haare auf dem Kopf. Puran mochte seine kleine Cousine sehr, obwohl er wenig mit ihr anfangen konnte, weil sie noch so klein war. Aber Nalani hatte positiv überrascht festgestellt, dass er plötzlich kaum noch ein Problem damit hatte, wenn sie mal nicht bei ihm war, denn dann setzte er sich zu Tante Sukutai und Cousinchen Alona.

„In der Tat,“ räumte Sukutai gerade ein und sah ihre Schwägerin verdrossen an, „Kelar ist schon ein ziemlicher Torfkopf, alle Bauern hinrichten zu lassen, wer bestellt dann die Felder? Irgendwann haben wir kein Gemüse und keine Kartoffeln mehr, wir geben jetzt schon einen Batzen Geld aus für die Ernte aus Anthurien oder dem Hochland! Und denk doch an all die, die viel ärmer sind als wir, haben die überhaupt eine Chance, durch den Winter zu kommen?“

„Im Kerker ist es vermutlich wärmer als in den Dörfern,“ machte Nalani sarkastisch. Alona war jetzt satt und ließ von der Brust ihrer Mutter ab, worauf diese ihre Bluse zu schnürte und einen verhaltenen Blick ihres kleinen Neffen fing, der sich jetzt an Nalani schmiegte und nichts sagte.

„Was ist mit dir denn?“ lächelte sie darauf, „Was starrst du denn so befremdlich, Puranchen?“ Nalani wurde auch auf das Kind aufmerksam und Puran drückte nur kopfschüttelnd das Gesicht in ihre Seite.

„Tut immer so scheu, wenn man ihn anspricht,“ sagte die Mutter und strich ihm über den Kopf, „Kleiner Schlingel du.“

„Bin ich gar nicht…“ nuschelte Puran verlegen, die Frauen kicherten.

„Sicher nicht,“ grinste Nalani nur, ehe sie sich erhob, um sich in der Küche neuen Kaffee zu machen. „Bleib hier, Schatz, ich bin gleich zurück.“

„Ja,“ machte Puran artig, als sie ging. Dann saßen er und Sukutai da und schwiegen sich eine Weile an, bis die Frau ihn ansprach.

„Willst du gar nicht spielen? Ist das nicht langweilig bei uns alten Tanten herum zu hocken?“

„M-mh,“ schüttelte er den Kopf und setzte dann rasch nach: „Nein, Tante.“ Nalani hatte ihm beigebracht, mit Worten und nicht mit Lauten zu antworten. Insgeheim antwortete er lieber ohne Worte, aber er bemühte sich, zu tun, was Mutti ihn lehrte, denn Mutti hatte sicher recht.

„Na, wie du magst,“ lachte Sukutai, „Dann trinkst du mit uns fein Tee.“ Der Kleine verknotete seine Finger und senkte den Kopf.

„Ich mag gar keinen Tee, Tante,“ sagte er dann leise, und sie seufzte lächelnd.

„Natürlich, du bekommst dann etwas anderes. Was hättest du denn gern?“ Sie strahlte ihn an und er kam zu ihr herüber, setzte sich dicht neben sie und strich vorsichtig seiner Cousine über den Kopf. Dabei schmiegte er sich an seine Tante, als wäre sie seine Mutter. „Nanu?“ machte Sukutai lachend und strich ihm durch die braunen Haare. Baby Alona gab auf ihren Armen undefinierbare Geräusche von sich und machte Blasen mit dem Mund.

„Tante…?“ nuschelte der Kleine dann verlegen und schmuste sich weiter an ihre Seite. Offenbar war er nicht sicher, ob er fortfahren sollte, er zögerte lange. Sukutai wollte gerade den Umstand nutzen, Telepathin zu sein, und seine Gedanken lesen, da rückte er schon von selbst mit der Sprache raus. „Darf ich… bei dir trinken?“

Sie sah ihn verblüfft an. Eine Blase vor Alonas Mund platzte mit einem leisen Plopp.

„W-was?“ fragte die Frau verwirrt und verlagerte das Gewicht des Babys, „Puranchen, dafür… bist du doch längst zu groß!“

„Das sagt Mutti auch,“ gab er beschämt zu und drückte das Gesicht an ihren Bauch, „Mutti sagt, ich darf nicht mehr…“

„Dann solltest du auf Mutti hören,“ erwiderte Sukutai, „Die Milch in meiner Brust ist für mein Baby… so, wie deine Mutter früher Milch für dich hatte, als du ein Baby warst. Jetzt bist du groß und brauchst das nicht mehr.“ So ein ausgefuchster Schlingel – jetzt kapierte sie, wieso er so an ihr und Alona hing. Ob Nalani das ahnte? Wie lange brauchte die für ihren Kaffee? Sukutai wünschte sich, sie käme zurück, um ihren Sohn selbst zurechtzuweisen… wie er sie jetzt aus riesigen Augen ansah, tat es ihr im Herzen weh, ihm seinen Wunsch zu verwehren, aber sie wollte auch nichts tun, was Nalani verboten hatte, wo blieb da die Konsequenz? Es war gut, wenn er sich ganz abgewöhnte, Milch aus der Brust zu trinken, wo er doch bei Nalani schon seit fast einem Jahr nicht mehr trinken durfte. Jetzt, wo sie Alona hatte und er täglich sehen musste, wie seine Cousine Milch bekam, war die Sehnsucht nach dieser einst so geliebten Nähe einfach wiedergekommen.

„Bitte…“ nuschelte das Kind deprimiert, „Nur ganz kurz!“

„Wenn Mutti sagt, du sollst nicht, dann sollst du nicht… möchtest du deine Mutter wütend machen?“ versuchte sie es ratlos. Er ignorierte ihre Frage.

„Nur ganz kurz…“ nuschelte er bedrückt. Die Tante errötete und seufzte abermals. Das konnte sie doch nicht… das war nicht ihr Kind, es erschien ihr falsch, einem anderen Kind die Brust anzubieten. Aber er wünschte es sich so sehr…

Sie legte das Baby neben sich auf die Couch und setzte den Kleinen auf ihren Schoß.

„Ganz kurz,“ wiederholte sie und sah, wie er strahlte – verdammt, was sollte sie denn machen? Er war nur ein Kind… „Und das ist das einzige Mal, Puran. Das einzige Mal, hörst du?“

„M-hmm,“ machte er und addierte schnell: „Ja, Tante!“, ehe er artig darauf wartete, dass sie ihre Bluse wieder aufgeschnürt hatte, und er sich dann glücklich über ihre Brust beugte, um seit Langem einmal wieder die warme Muttermilch zu trinken.

„So, ganz kurz ist vorbei,“ mahnte Sukutai ihn dann nach einem kurzen Moment und schob ihn sanft von sich weg, worauf er enttäuscht maulte. In dem Augenblick kehrte Nalani zurück in die Stube. Sie musste erst mal verstehen, was ihr Sohn auf Sukutais Schoß zu suchen hatte und wieso ihre Bluse offen war, aber das ging ganz schnell.

„Was ist hier los?“ kam etwas heftiger als geplant, und Puran fuhr herum, Sukutai errötete und schnürte die Bluse wieder zu.

„E-es war nur ganz, ganz kurz, ich konnte doch nicht einfach Nein sagen, so, wie er mich angesehen hat… ich hab ihm gesagt, dass es nur ein einziges Mal ist, vergib mir, Schwester…“

„Komm runter, Puran,“ sagte Nalani erstaunlich hartherzig und Sukutai sah versorgt auf das Kind. Wenn Nalani ihn Puran nannte, war sie wütend; normalerweise war er Schatz oder Puranchen, seinen richtigen Namen benutzte sie ihm gegenüber nur, wenn es wirklich ernst wurde. „Auf der Stelle, meine ich,“ addierte sie da noch etwas strenger. Puran gehorchte und kam zu ihr, klammerte sich an ihren Rock und fing sich einen sehr sanften Klaps auf den Kopf. Sie würde ihn niemals schlagen. Schlagen war Kelars Niveau; ob Salihah ihre Söhne auch geschlagen hatte, wusste sie nicht, sie wagte nicht, danach zu fragen, und Tabari hatte zumindest nichts davon erzählt. „Was habe ich dir gesagt? Was sollst du nicht mehr?“

„Nalani…“ versuchte Sukutai, sie zu beschwichtigen, aber die Schwarzhaarige fiel ihr mürrisch ins Wort.

„Erzieh du dein eigenes Kind! – Was habe ich dir verboten, Puran?“

„Ich soll keine Milch trinken…“ nuschelte das Kind verhalten.

„Du darfst Milch aus dem Glas trinken, aber nicht aus der Brust,“ korrigierte seine Mutter ihn, strich dabei aber schon wieder tröstend über seinen Kopf, während er sich stark bemühte, nicht in Tränen auszubrechen, das merkte sie an seinem Zittern. „Das ist nur für kleine Babys gedacht, du bist dafür zu groß. Entschuldige dich bitte bei Tante Sukutai, dass du sie so beschämt hast.“ Sie drehte den Kleinen sanft zur Couch um.

„Nalani, du musst nicht…“ flüsterte Sukutai verlegen, dass der arme Kleine ihretwegen ausgeschimpft wurde.

„Entschuldige, Tante,“ sagte der Junge artig und sah zu ihr hin, dann drehte er sich rasch wieder um und versteckte sich scheu unter Nalanis Rock. Die Mutter seufzte und ließ es gut sein. Er hatte verstanden, worum es ihr ging, er würde seine Tante nicht wieder damit belästigen, da war sie sicher.

„Ist schon gut,“ sagte sie so zu ihrem Rock, „Komm wieder raus, ich bin nicht mehr böse, Schatz.“ Er kroch unter ihrem Rock hervor und kuschelte sich an ihr Bein.

„Ich hab dich lieb, Mutti,“ erklärte er feierlich. Nalani lächelte sanft.

„Ich dich doch auch, mein kleiner Liebling.“
 

Das Band war unzerstörbar. Kelar ärgerte sich schwarz darüber und in einer Nacht zu Beginn des neuen Frühlings gipfelte sein Zorn in einem gewaltigen Höhepunkt.

„Ich hasse dich! Mit meiner ganzen Seele hasse ich dich, wieso erlauben die Geister mir nicht, das Band zu zerreißen?!“ brüllte er seine neue Verlobte, die er nach einem dreiviertel Jahr immer noch nicht geheiratet hatte, an; und er meinte nicht sie, sondern seine erste Frau, die im Bad war, während er sich mit dem arglosen Mädchen zu vergnügen versuchte; die kleine Schlampe brachte ihm keine Befriedigung und Vergnügen schon gar nicht. Sie wimmerte unter ihm und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. Er schlug ihr ins Gesicht. „Sieh mich an, du blöde Hure, wie kannst du es wagen, dich abwenden zu wollen, solange ich es nicht erlaubt habe?!“

„V-vergebt mir!“ heulte das Mädchen unglücklich, „Ich werde tun, was Ihr verlangt, werde ich, ja!“ Das waren Versprechen der Verzweiflung in der Hoffnung, wenigstens am Leben zu bleiben; wobei sich das Leben nicht mehr lohnte, seit sie aus Rodril entführt worden war.

Kelar beachtete sie nicht. Er stierte zornig auf sie herunter und sah in ihr plötzlich nicht mehr das Mädchen aus Rodril, sondern Salihah… seine schöne, kalte Salihah, die er einst geliebt, dann gefürchtet hatte und jetzt hasste.

Seine Salihah… die nie sein gewesen war… eher war er ihr gewesen.

Plötzlich packte ihn der Hass auf seine Frau so unverhofft heftig, dass er wutentbrannt auf das unschuldige Mädchen unter sich eindrosch, bis sie blutete und schrie. Sie flehte ihn an, aufzuhören, aber er machte immer weiter und schlug sie, bis sie nach diversen Schlägen das Bewusstsein verlor. Angewidert von ihrer Nutzlosigkeit zog er sich aus ihr zurück und setzte ihrem Leben mit einem heftigen Schlag ins Genick ein Ende, ehe er sie zornig schimpfend aus dem Bett schleuderte.

„Du abscheuliche Frau!“ brüllte er wütend und drehte den Kopf in Richtung Tür herum. „Wo bist du, Salihah, du verfluchte Drecksschlampe?! Du manipulierst das, ich weiß es genau, du sorgst dafür, dass das Band nicht reißen kann! Du bist Schuld an allem Übel, verfluchte Hexe! Ich bringe dich um! Ich bringe dich verdammt noch mal um, Salihah, und wenn ich dafür die ganze Welt zerstören muss!“ Im Rausch seines Zorns fast blind sprang er aus dem Bett, warf sich einen dünnen Stoffmantel über, um nicht nackt das Zimmer verlassen zu müssen, bevor er hinaus und ins Badezimmer zu seiner Frau stürzte. An seinen Händen klebte noch das Blut des Mädchens, als er mit einem lauten Knallen eine grell blitzende Lichtkugel darin entstehen ließ und den Zauber wütend in Richtung seiner Frau hielt, die in der Badewanne saß und jetzt emotionslos zu ihm hinauf sah. In ihrer Hand hielt sie ein Glas mit Wasser; oder vermutlich eher Laudanum, wie Kelar sich dachte. Ihr Blick war vernebelt von der Droge.

„Tu es doch…“ raunte sie und ein diabolisches Lächeln schlich auf ihre Lippen, als sie ihn an aber irgendwie auch durch ihn hindurch sah, während der Blitz in seiner Hand wild flackerte und Kelars Gesicht vor Zorn zu einer fürchterlichen Grimasse verzerrt war. „Versuch es, töte mich. Du wirst es nicht über dich bringen, Kelar, mein Lieber.“

„Nenn… mich nicht so, du Hure!“ spuckte er und riss den Arm zitternd vor Anspannung in die Luft. „Ich bin nicht dein Lieber, ich liebe dich nicht und du liebst mich nicht! Ich töte dich, ich schwöre es dir, Salihah!“

„Schwüre sind mächtig, gib acht…“ seufzte sie, „Du kannst mich nicht töten, solange du die Verbindung unserer Geister nicht zerstört hast.“

„Das werde ich!“ schnaufte er, „Ich zerstöre alle Verbindungen, die es je zwischen uns gegeben hat! Von dir wird nichts übrig bleiben, nicht einmal Staub, Salihah, ich vernichte dich mit Leib und Seele! Deine Existenz widert mich an… dein Anblick macht mich zornig, du stiehlst mir die Luft zum Atmen, die Kraft zum Leben, du Hure! Du bist Schuld an allem, du verhinderst, dass ich die komplette Macht besitze, die ich habe könnte, und du weißt, dass ich sie haben könnte… ich habe die Macht, Vater Himmel und Mutter Erde in die Knie zu zwingen, nur du… stehst dazwischen!“

Salihah trank den Rest aus ihrem Glas aus, ehe sie es auf den Boden neben die Wanne stellte und sich dann langsam aus dem Wasser erhob. Ihr nackter Körper glänzte ob der Nässe und ihre langen, schwarzen Haare klebten auf ihrer Haut. Kelar ignorierte ihre tödliche Schönheit mit aller Macht und erzitterte dabei am ganzen Körper. Er hasste sie. Er hasste sie und sich selbst dafür, dass er sie noch immer begehrte, sobald er sie nackt sehen musste. Und jetzt hätte er sich am liebsten verflucht dafür, als er spürte, wie sich sein Glied regte, nur weil sie nackt und schön wie sie war vor ihm stand, trotz ihres Rausches noch bei Sinnen. In ihren Augen spiegelte sich der Schatten seiner grausamen Seele wider und langsam senkte er die Hand. Die Blitzkugel erlosch und er schnappte zornig nach Luft, Salihah anstarrend.

Sie stieg aus der Badewanne und begann seelenruhig, sich abzutrocknen, als wäre er gar nicht da. Sie spürte seine Blicke über ihre Haut gleiten und sie wusste genau, dass er sie jetzt wollte, dass er sie am liebsten sofort an der Wand genommen hätte, aber sie ignorierte ihn gekonnt. Sie war es gewohnt, mehr zu wissen als nötig war und die Hälfte davon geflissentlich zu ignorieren.

„Siehst du,“ sagte sie trocken, „Du bringst es nicht über dich. Das Band ist noch da. Hast du gedacht, du könntest es loswerden, indem du irgendein Flittchen vom Land heiratest? Du hast sie umgebracht, die ganze Aktion war reine Zeitverschwendung.“

„Sprich nicht so respektlos, du Schlampe!“ fuhr er sie an, als sie sich, jetzt abgetrocknet, auch in einen Morgenmantel hüllte und ihm dann gegenüber stand. Sie sahen einander kaltherzig an. Salihah bedauerte es nicht mehr, dass ihre Beziehung zerstört war; vor einem Jahr vielleicht noch hätte sie sich in so einem Augenblick nach den alten Zeiten gesehnt, in denen ihre Augen Feuer gefangen hatten, wenn sie einander angesehen hatten. Einst waren es Flammen der Liebe und der Hitze gewesen, jetzt waren es höchstens welche des Hasses. Früher hatte es sie deprimiert, daran zu denken, dass die alten Zeiten vorbei waren… jetzt war es ihr gleich. Ihr Geist war genauso erkaltet wie seiner, sie empfand nichts mehr für diesen Mann; nichts abgesehen von Scham, so ein gestörtes Monster zum Mann zu haben. Sie schämte sich für ihre und seine Vorfahren gleichermaßen, dass sie zulassen musste, dass er die Familie so entehrte und den Ruf seines mächtigen und einst verehrten Clans ruinierte. Die Menschen fürchteten den Namen Lyra, sie begannen zu tuscheln und verwünschten die Familie heimlich, wenn sie glaubten, niemand würde es merken. Salihah verübelte es ihnen nicht… Kelar nahm ihnen alles weg, natürlich hassten sie ihn. Es musste ein Ende finden, und zwar schnell.

Kelar war wütend auf seine Unfähigkeit. Wieso konnte er sie nicht einfach erschlagen? Wieso konnte er sie nicht zerfetzen? Wenn sie endlich tot war, hätte er endlich die Macht, die ihm zustand, die die Geister ihm verwehrten… er fragte sich, ob er ihr ihre Sehensgabe rauben könnte, wenn er sie tötete… Das Verlangen nach dieser unerreichbaren Macht wurde stärker in ihm, und von ungebändigtem Zorn getrieben fuhr er plötzlich nach vorne, packte seine Frau und stieß sie mit Gewalt gegen die Wand. Er griff ihren Hals und schnürte ihr mit den Händen wütend die Kehle zu, während sie keuchte und ihn anstarrte.

„Ich sage es dir!“ zischte er, „Ich schwöre es, Salihah… entweder, du beugst dich mir… du wirst mein… oder du wirst brennen, ich zerstöre dich! Unterwerfe dich, Weib, dann verschone ich dich… dann verschone ich vielleicht sogar deinen Liebling Chimalis, hmm…?“ Er grinste gehässig und Salihah schnaubte.

„Ich lasse mich nicht kaufen. Und noch weniger werde ich mich jemals deinem Wahnsinn beugen!“

„Dann… hast du soeben dein Todesurteil unterzeichnet!“ knurrte er und drückte fester zu. Sie gab einen erstickten Laut von sich, rührte sich aber ansonsten nicht. Sie sah ihn nur aus ihren benommenen, vernebelten Augen an, während sie den Schmerz zunehmen spürte. Er blendete sie und machte sie taub und stumm, gleichzeitig spürte sie, wie ihr die Luft wegblieb.

Da war der Schatten, sie konnte ihn deutlich sehen… er würde sie alle verschlingen.
 

Zurück bleiben würden Staub und Flammen.
 

Die Tür flog auf und Kelar spürte, wie er von hinten gepackt und zurück gezerrt wurde.

„Was ist hier eigentlich los?!“ fauchte Tabari, der gekommen war und seinen Vater jetzt davon abhielt, seine Mutter zu erwürgen. Kelar fauchte auch und fuhr wütend herum, Salihah lehnte sich stöhnend gegen die Wand. „Seid ihr verrückt geworden?!“ fragte Tabari erbost, „Vater, bist du von Sinnen, was sollte das werden?!“

„Lass, Tabari…“ seufzte seine Mutter beschwichtigend und griff nach ihrem schmerzenden Hals. Kelar riss sich los und schlug nach Tabari, aber der Blonde war geschickt genug, auszuweichen.

„Wage es nicht, dich mir in den Weg zu stellen!“ warnte er den Sohn, „Ich bringe euch alle verdammt noch mal um! Ich schwöre es dir, Weibsbild… egal wie, ich bekomme meine Macht, und wenn ich dich in Stücke reißen muss!“
 

Salihahs Kopfschmerzen kehrte mit dem Schatten zurück über das Land, und wie der Schatten düsterer wurde, wurden ihre Augen schlechter, wurde ihr Kopf schwerer und schmerzerfüllter. Und es kam schlimmer, als die Hinrichtungen sich wieder häuften und die Steuern abermals erhöht wurden, inzwischen war es den wenigsten möglich, diese Summe an grünen Edelsteinen regulär zu zahlen. Kelar Lyra ließ an der südlichen Grenze, die die Halbinsel Lyrien von Anthurien und Kadoh trennte, einen Wall errichten, damit niemand es wagte, ins Land herein oder aus dem Land hinaus zu kommen. Im Sommer war es dann soweit, dass die Unruhen in Dokahsan bis in die Hauptstadt Vialla vordrangen, und das war übel, wo Zoras und Salihah sich doch bemüht hatten, ihr Senatoren-Spielchen beim Rat des Königs aufrecht zu halten. Was in der Provinz Dokahsan vor sich ging, wollte dem König von Kisara gar nicht gefallen. Kelar verhinderte erfolgreich, dass Salihah oder der Rat der Geisterjäger mit dem König Kontakt aufnehmen oder ihn beschwichtigen konnten; sollte der alte Kauz in Vialla doch toben, sollte er kommen und seine Armeen schicken, um Ordnung in seine Provinz zu bringen! Sie alle würden sich dem Willen der Mächte der Schöpfung unterwerfen müssen!

„Dieses Land ist keine Provinz von Kisara!“ verkündete der Herr der Geister grimmig, „Dieser Vertrag kann mir gestohlen bleiben! Ich bin der Herr über Vater Himmel und Mutter Erde! Sollen wir Angst haben vor einem Idioten aus Vialla?! Ich sage Nein! Sollen wir Angst haben vor einer Armada im Süden?! Ich sage Nein! Wir haben Anthurien geschlagen, wir werden alle schlagen, die es wagen sollten, den Wall zu überqueren!“
 

Salihah war nicht dabei gewesen, während Kelar in Yiara vor dem Senatsgebäude wie immer das Volk gegen den Rest des Landes aufgehetzt hatte. Aber sie wusste, was er gesagt hatte, wie sie es immer wusste, während sie im Schloss am Stubenfenster stand und apathisch hinaus starrte. Der Himmel grollte seit Tagen böse über dem Land. Es war duster draußen, obwohl es Sommer geworden war.

Wenn das so weiter geht, werden wir alle sterben… waren die Gedanken der Frau, und sie lauschte stumm dem Grollen des Himmels. Sie bemühte sich nach Kräften, ihr altes Buch über Seelenkontrolle zu studieren, aber je länger sie es tat, desto schwerer fiel es ihr. Die Geister machten es ihr nicht leicht… sie schwächelte, wenn Kelar daheim war, ihre Kopfschmerzen kamen und gingen, aber sie gingen seltener als sie kamen. Keisha hatte ihr Tabletten aus Yiara besorgt, die angeblich dabei helfen sollten, sie von dem Laudanum weg zu bringen; bislang hatte die Frau kaum eine Wirkung bemerkt, aber sie war geduldig.

Wenn ich das hier… hinter mich bringen will… muss ich kämpfen. Wenn ich das hier hinter mich bringen will, muss… ich standhaft bleiben. Ich darf nicht zusammenbrechen, egal um welchen Preis. Letzten Endes… ist das mein Schicksal. Sie sah etwas höher in den Himmel und verengte die blauen Augen zu Schlitzen. Ich bin die Seherin… und ich wurde für diese Aufgabe geboren. Nur für diese Aufgabe haben… die Geister mir diese Sehensgabe verliehen… diese Macht, die niemand außer mir beherrschen können wird. Niemand auf ganz Tharr.
 

Draußen war es schwül. Die Luft war heiß und drückend unter dem dunklen, grollenden Himmel. Die Familie war im Garten. Der kleine Puran, jetzt über viereinhalb Jahre alt, versuchte sehr energisch, seiner kleinen Cousine das Laufen beizubringen. Alona war jetzt ein Jahr alt. Sie konnte stehen, aber nur, solange sie sich irgendwo festhalten konnte. Zum Laufen war sie offenbar nicht sehr motiviert. Der Cousin schob sie und zog sie quer durch den Garten, wobei Alona erst wie instinktiv tatsächlich ganz schnell die Füßchen tapsig voran bewegte, aber weil er viel zu schnell war, fiel sie schnell um und wurde dann johlend durch den Garten geschleift.

„Puran, langsamer!“ mahnte Tabari ihn empört, während der Kleine seine strampelnde Cousine hinter sich her schleifte.

„Sie geht nicht richtig!“ empörte Puran sich und schleifte sie weiter, „Sie fällt immer um, sie lässt sich dauernd ziehen!“

„Nein, das ist, weil du zu schnell gehst!“ machte sein Vater. Der Kleine zog seine Cousine vorbei an der lachenden Sukutai und vorbei an Nalani und Kiuk, die gemeinsam über den tausend Pergamenten voller Stammbäume hockten und versuchten, die Annalen der Familie zu vervollständigen.

„Latscht bitte nicht über die Zettel, hörst du, Puran?“ keuchte Kiuk entsetzt, Nalani schüttelte seufzend den Kopf.

„Das würde er nicht wagen,“ sagte sie, und Kiuk kratzte sich am Kopf. Das war eine langwierige und komplizierte, aber spannende Arbeit, die er sich vorgenommen hatte, Nalani hatte sich vor einigen Wochen entschlossen, ihn dabei zu unterstützen, weil sie sich auch für die Ahnenforschung interessierte. Auf dem Tisch fanden die vielen Manuskripte keinen Platz, daher hatten sie alles auf dem Boden der Terrasse ausgebreitet.

Die Kinder johlten und Puran zog seine kleine Cousine amüsiert weiter durch den Garten, einmal im Kreis herum, bis er am Weg ankam, der an der Seite des Schlosses entlang nach vorn zum Tor führte, dort hielt er unvermittelt an, als sich ihm plötzlich ein Berg in den Weg stellte. Die Kinder verstummten, Tabari erhob sich.

„Vater,“ grüßte er Kelar, der da am Seitengang stand und gerade angekommen war. Der Herr der Geister warf einen herrischen Blick in die Runde, zuletzt blickte er auf seinen Enkel, der stocksteif vor Schreck, plötzlich vor dem gefürchteten Großvater zu stehen, da stand und Alona vor Schreck losließ. Kelars Blick wurde seltsam mild.

„Du schaust aber erschrocken, kleiner Mann!“ sagte er, „Ich tue dir schon nichts! Ich bin doch dein Großvater, ich hab dich doch gern!“ Puran biss sich auf die Oberlippe und sagte kein Wort, er wich dem starren Blick aus den hellen Augen unterwürfig aus und machte einen Schritt rückwärts. Nalani im Hintergrund stand jetzt alarmiert auf. Sie beobachtete die Szene wie eine wachsame Löwin, die nichtlassen würde, dass ihrem Jungen etwas zustieß.

Wage es, Kelar! zischte sie innerlich kochend vor Zorn, Wage es und sieh mein Kind nur an auf eine Art, die mir missfällt, und ich drehe dir deinen dreckigen Hals um…

Kelar tat nichts, was verboten gewesen wäre. Er tätschelte dem kleinen Puran behutsam das Köpfchen.

„Du bist artig, mein Junge,“ lobte er das Kind grinsend. „Bald bist du groß genug, dass ich dich mal mit hinaus auf die Jagd nehmen kann, die Söhne unserer Familie haben alle schon von Kindesbeinen an gelernt, wie man Wild erlegt, es ist ein wichtiges Nahrungsmittel für uns Menschen. Was denn, Tabari, er ist schon fast fünf, du solltest wirklich damit anfangen, ihn einzuweisen, oder?“ Tabari seufzte.

„Er ist noch viel zu klein, um einen Speer tragen zu können, Vater. Er wird es erst theoretisch lernen.“

„Pff,“ machte Kelar und schritt an seinem Sohn vorbei ins Schloss, „Theoretisch, sagst du! Ja, ja, das ist der Grund, wieso nie jemand vorankommt hier. Alles geht theoretisch. Wo bleibt die Praxis, frage ich mich?“
 

„Du willst also wirklich dem König gegenüber in die Offensive gehen?“

„Versuch nicht, mir dumme Ratschläge zu geben, Weib. Diese Idioten aus dem Hochland können mir nichts, Salihah! Ich… beherrsche die Geister! Ich beherrsche die Mächte der Schöpfung!“ Salihah sah ihren Mann skeptisch an. Obwohl sie sich hassten, teilten sie sich immer noch das Bett im Schlafzimmer. Manchmal vereinten sie sich auch; aber dann war es kein zärtliches Liebesspiel, sondern nur eine wilde Auslebung tierischer Triebe. Jetzt lagen sie nach einer dieser Auslebungen nackt beieinander, ihre Atmung war noch leicht unregelmäßig. Salihah war benommen von ihrer Medizin und vom Wein, von dem sie beim Essen wohl etwas zu viel getrunken hatte, wie sie sich jetzt dachte, als sie versuchte, ihren pochenden Schädel zu ignorieren. Eigentlich war sie eine gute Trinkerin und hatte zumindest früher einmal mehr vertragen als ihr Mann; wenn Kelar sturzbetrunken und singend am Boden gelegen hatte, war sie noch klaren Verstandes gewesen, aber die Zeiten hatten sich geändert. Ihr Körper war am Ende seiner Kräfte und würde über kurz oder lang zerfallen, das wusste sie… und das war das einzige, woran sie im Rausch ihrer Betrunkenheit und ihrer Befriedigung denken konnte, während sie den Kopf stöhnend zurücklehnte und zuließ, dass ihr verhasster Mann, diese Bestie, ihren Hals biss und mit der Zunge über ihren Körper fuhr. Sie sah ihn nicht, weil es um sie herum duster geworden war. Sie hörte seine Stimme kaum, weil alle Töne dumpf und weit entfernt klangen, als wäre sie in Trance, um einen schwierigen Zauber auszuführen.

„Ich habe dir prophezeit, Kelar, dass dein Clan untergehen würde… und er wird es tun, ich sehe den Schatten noch immer am Horizont. Wenn du jetzt aufhörst und dich vor diesem König verneigst… erspart das uns allen viel Ärger, vor allem dir. Ich warne dich nur einmal… du weißt, wann du auf mich hören solltest, Kelar.“

Er brummte missbilligend, ehe er sich über sie rollte und sie verärgert anstierte. Er wollte sie schlagen, er wollte sie tot schlagen wie die Sklavin vor einigen Monden, er wollte, dass es ihm egal war… aber es war nicht egal. Wenn er die Hand hob, schaffte er es nie, sie wieder zu senken und seine Frau damit zu erschlagen. Bisher.

Ihr Geister des Himmels und der Erde! Ihr werdet knien vor mir und ich werde euch zwingen, zu tun, was ich verlange… ihr werdet dieses Band lösen, dazu werde ich euch zwingen! Und wenn ich euch dafür eigenhändig in Stücke reißen muss… ihr werdet zulassen, dass ich sie töte, und zwar schon… sehr bald.

Damit setzte er sich auf, jetzt über ihr kniend, und sie seufzte und schloss die Augen, als die Kopfschmerzen ihr beinahe das Bewusstsein raubten.

„Dumme Nuss,“ tadelte Kelar sie, „Du hast zu viel getrunken. Irgendwie bist du erbärmlich, wenn du so sternhagelvoll unter mir im Bett liegst wie eine besoffene Nutte.“

„Der Wein war nur ein seltsam energischer Jahrgang,“ seufzte sie und rieb sich die Schläfen.

„Jetzt ist noch der teure Wein Schuld, der kommt aus Dobanjan, du solltest stolz sein, sowas edles trinken zu dürfen, du notgeile Nymphe.“

„Dobanjan…?“ stöhnte Salihah und öffnete blinzelnd die Augen, während er zum Nachttisch langte und das Glas und die Laudanumflasche holte, um ihr ein Glas Wasser mit Medizin zuzubereiten. „Das Zeug aus Dobanjan ist die Hölle, der Wein aus Janami ist viel besser. Zu dem Schmodder aus Dobanjan kannst du auch gleich Schnaps sagen, das Zeug hat mehr Alkohol als es haben sollte. Kein Wunder, dass ich so daneben bin…“

„Ach, du bist eine Frau und hast von Wein keine Ahnung!“ schnauzte er sie an, ehe er im Bett hinter sich in seiner Hemdtasche herum wühlte, bis er eine kleine, flache Dose fand. Sie beinhaltete ein wenig weißen Pulvers, das er jetzt achtlos in das Medizinglas kippte und jenes leicht hin und her schwenkte, bis sich das Pulver aufgelöst hatte. „Hier…“ Er hielt es ihr hin und zog sie hoch, bis sie halbwegs saß. „Trink, Weib, deine Drogen gegen Kopfschmerzen. Ich kann dich nicht gebrauchen, wenn du so nutzlos und krank bist!“

„Huh…“ Salihah murrte, nahm aber zitternd das Glas. Ihre Augen waren glasig, als sie zu ihm blickte, und er dachte für einen Moment, sie wäre vielleicht erblindet, weil sie ihn überhaupt nicht ansah, obwohl ihre Augen offen waren. Ein Lächeln schlich auf seine Lippen.

Bald werden deine Augen mir gehören, Salihah… alles an dir wird mir gehören… so, wie mir Himmel und Erde gehören!

Er strich ihr gespielt zärtlich über die heiße Stirn. Sie bekam wieder Fieber, wie es aussah… sollte sie doch. Es war ihm gleich. Sie hob keuchend das Glas an ihre Lippen und er beobachtete sie angespannt.

„Trink endlich, verdammt! Du befriedigst mich nicht, wenn du so daneben bist, ich will, dass du bei Verstand bist, wenn ich dich nehme, und ich bin noch nicht fertig mit dir!“

„Der Herr hat ziemlich hohe Ansprüche…“ murmelte seine Frau und ihr Blick wurde kalt, obwohl sie immer noch ins Nichts sah. „Ich… sehe Schatten… in der Dunkelheit, Kelar… ich sehe überall… Tod.“ Damit kippte sie sich die grausame Medizin mit dem Pulver, von dem sie nichts wusste, in den Hals, im selben Moment grinste ihr Mann zufrieden. Sie sank zurück in die Kissen und keuchte plötzlich schwer, als sie die Lider senkte und zu zittern begann.

„Ja…“ sagte er, „Ich sehe auch nur Tod, Salihah. Schlaf gut, meine schöne Frau… es wird dein letzter Schlaf sein.“

„W-was… was hast du mir… da angedreht…?!“ keuchte sie und ließ das Glas fallen. Es rollte aus dem Bett und zerschellte klirrend. „Was war das für ein Höllenzeug, Kelar…?“ Ihr schwindelte und die Dunkelheit um sie herum nahm drastisch zu. Sie spürte, das es ihr schwer fiel, sich zu rühren, als ihre Lider ganz zu fielen und sie kaum mehr zu sprechen vermochte. Der bittere Geschmack der seltsamen Medizin war noch in ihrem Mund. Ihr wurde übel. „Schlafpulver…“ keuchte sie benommen, „Oder Schlim…mer…es…“

Dann sagte sie nichts mehr.

Kelar stieg zufrieden von ihr herunter und fühlte ihre heiße Stirn. Das Fieber musste hoch sein, zusammen mit dem Alkohol, der Droge und dem Schlafmittel dürften die Auswirkungen allein schon beinahe tödlich genug sein; aber das war nicht die Art Tod, die er für sie wollte. Sie war sein größtes Problem, sie brauchte einen angemessen grausamen Tod, einfach einschlafen war nicht spektakulär genug. Er wollte, dass die Welt erfuhr, dass er sie tötete, und er würde es tun… er würde die Geister dazu zwingen. Und wenn nicht hatte er immer noch einen Zeiten Plan… dieses Mal würde er sie endlich los werden.

Er stieg aus dem Bett und zog sich seelenruhig an. Salihah zog er immerhin ihre Unterwäsche an, dann nahm er sie auf seine Arme und trug sie aus dem Schlafzimmer.

Draußen zirpte irgendwo eine Grille.
 

Ein lautes Donnergrollen riss Nalani aus ihrem unruhigen Schlaf. Keuchend setzte sie sich in ihrem Ehebett auf und fuhr sich über das verschwitzte Gesicht.

Staub und Flammen, Nalani, zischten die Geister in ihrem Kopf noch immer, und noch immer sah sie die blitzenden Flammen über der Stadt aus ihrem Traum.

Tabari neben ihr regte sich ebenfalls und öffnete schlaftrunken die Augen. Er sah seine Frau aufrecht im Bett sitzen und drehte sich verwirrt zu ihr.

„Was hast du?!“ wollte er wissen, „Hast du was Schlimmes gesehen?“ In dem Moment hörte er draußen ein lautes Donnergrollen, das ihm durch Mark und Bein ging, als wäre es die zornige Stimme des Vater Himmel selbst. Er schrak auch hoch, in dem Moment sprang Nalani in Windeseile aus dem Bett und zog sich an.

„Rasch!“ rief sie, „Irgendetwas passiert, die Geister warnen mich! Weck Kiuk und Sukutai!“ Tabari keuchte, als sie schon aus dem Zimmer rauschte. Draußen blies ein mächtiger Sturm um das Schloss und es gewitterte.

„Was für ein Himmelszorn,“ stöhnte der Blonde beunruhigt und fing auch schnell an, sich anzuziehen, um seinen Bruder zu wecken. Nalani sah in Visionen meistens mehr und deutlicher als er, ihre Sehensgabe war stärker als seine, das war sie immer gewesen. Wenn sie sich so aufregte, hatte das seinen Grund.

Nalani holte ihren Sohn aus seinem Bettchen. Das Gewitter hatte Puran schon aufgeweckt und er kauerte verängstigt in der Ecke des Bettes, als sie ihn holte. Mit vor Schreck weit aufgerissenen grünen Augen starrte er seine Mutter apathisch an, als sie ihn auf den Armen eilig durch das Schloss trug.

„Böse Dinge kommen!“ keuchte er wieder, wie damals bei Alonas Geburt. „D-die Geister, sie machen Feuer, Mutti!“ Nalani keuchte.

„Ich weiß!“ machte sie, ehe sie zum Schlafzimmer ihrer Schwiegereltern rannte, um Salihah zu holen – die Tür stand offen. Verwirrt blieb die junge Frau stehen und spähte hinein. Niemand war dort. „Salihah?!“ schrie sie laut, aber niemand antwortete ihr. Sie erbleichte. Was war hier los? Wo war sie, und wo war Kelar? „Salihah, wo bist du?!“ schrie sie erneut. Puran klammerte sich unsicher an seine Mutter und sah über ihre Schulter, wie sein Vater, Onkel Kiuk und Tante Sukutai mit Alona ankamen.

„Was ist los?“ fragte Sukutai hysterisch.

„Salihah ist weg und Kelar auch, die Tür stand offen, wo mögen sie hin sein?“

„Was, weg?!“ rief Tabari und überzeugte sich selbst. „Was hast du gesehen in deinem Traum, Nalani?“ Nalani keuchte abermals.

„Staub und Flammen,“ sagte sie dumpf, „ Feuer über Yiara und dem Senatsgebäude. Ich weiß nicht, was die Geister mir sagen wollen, aber wir sollten uns beeilen und nach Yiara gehen! Kelar wird sicher irgendwas Dummes anstellen-…“ Sie unterbrach sich, als ihr plötzlich wie durch eine Eingabe der Himmelsgeister einfiel, was sie die ganze Nacht über beschäftigt hatte.

„Die Geister verbinden uns über ein seelisches Band, dass es uns unmöglich macht, einander zu sehr zu schaden. Und Kelar… versucht mit aller Macht, dieses Band zu zerreißen.“
 

„Zerreißen?!“ machte die Frau und riss den Kopf herum, Puran erschrak sich auf ihren Armen und schrie auch, worauf die anderen zurückfuhren. Die Frau sah Kiuk an. „Rasch! Wir brauchen Teleport, um schnell genug nach Yiara zu kommen! Ich fürchte Schlimmes, w-wir müssen in Tuhuli stoppen und Zoras und Nomboh mitnehmen, wir müssen irgendetwas tun!“

„Was denn tun?! Was passiert, Nalani?!“ japste Kiuk, seinen Worten folgte ein lautes Grollen aus dem schwarzen Nachthimmel. Tabari sah seine Frau auch ernst an, und sie senkte kalt den Blick.

„Wenn wir nicht schnell genug sind und alle benachrichtigen… dann wirst du deine Mutter vielleicht nicht lebend wiedersehen, Tabari.“
 

Sie ließen die Kinder bei Sukutai zu Hause. Sie mitzunehmen wäre allen nur eine Belastung gewesen, vor allem Kiuk, denn je mehr Menschen er teleportieren musste, desto schwerer war es. Aber sich selbst mit Tabari und Nalani nach Tuhuli zu Chimalis‘ zu teleportieren war kein großes Problem. Letzten Endes war er der Sohn seiner Mutter und seine Fähigkeiten in der Kunst der Seelenmagie waren sehr groß.

„Nach Yiara?!“ keuchte Nomboh, als Nalani von ihrem beunruhigenden Traum berichtete und von ihrem Vorhaben, nach Yiara zu gehen. „Was hat dieser Wahnsinnige denn jetzt vor, das Senatsgebäude zertrümmern? Und das im Morgengrauen…?“ Vom Morgengrauen war kaum etwas zu sehen. Der Himmel war schwarz von den Gewitterwolken und der Sturm fegte über die Stadt, während alle vor der Tür des Anwesens standen.

„Wenn Kelar in Yiara ist und Salihah verschwunden ist, ist das übel,“ war Zoras Chimalis‘ Kommentar, und er schob seinen Bruder zu den Lyras und zerrte Keisha hinter sich her. „Meoran, du bleibst hier, Keisha kommt mit. Kriegst du uns so alle nach Yiara, Kiuk?“

„Sicher,“ machte der Braunhaarige und schüttelte seine Hände aus.

„Wenn Kelar Salihah was antut, wird es vielleicht nie wieder Morgengrauen geben,“ addierte Zoras noch grantig, Tabari schnappte entsetzt nach Luft und Nalani drehte den Kopf zu dem Schwarzhaarigen.

„Dann wird es vielleicht nie wieder irgendwas geben. Benachrichtigt die anderen Geisterjäger, zumindest Kohdars, die sowieso in Yiara sind. Kiuk, bring uns rauf, und zwar schnell!“
 

Das Donnergrollen erfüllte den frühen Morgen in der Stadt Yiara. Als Salihah die Augen benommen öffnete, war das erste, das sie wahrnahm, grauenhafte Schmerzen, und verblüffenderweise nicht nur im Kopf, sondern auch am Rumpf und in den Armen. Sie blinzelte und sah zunächst nur verschwommene Silhouetten um sich herum, die sich in Finsternis auflösten. Flüsternde Schatten schwirrten um sie herum, versuchten, sich ihrer zu bemächtigen und wollten in ihren Körper eindringen. Sie wand sich stöhnend oder versuchte es, unfähig, sich groß zu bewegen. Irgendetwas berührte ihre Arme, die über ihren Kopf erhoben waren, glitt dann hinab über ihren Oberkörper, ihre Brüste und zu ihren Hüften, wo es plötzlich verschwand. Sie öffnete abermals heftig keuchend die Augen und nahm jetzt mit pochendem Schädel ihren Mann direkt vor sich wahr. Sie stand aufrecht, irgendetwas hielt ihren Rumpf fest und schnürte ihre Taille zusammen.

„Aah…“ machte Kelar erkennend und grinste sie an, „Du bist wach, Salihah… wie schön, dann kannst du selbst miterleben, wie ich… dich töte!“

Sie schnappte benommen und noch immer wie betäubt vom Schlafmittel und von der Wirkung der Drogen nach Luft. Jetzt sah sie langsam klarer und erkannte eine Stadt hinter Kelar, der grinsend vor ihr stand.

„Wo sind wir…?!“ japste sie und versuchte, sich zu bewegen. Als sie an sich herab sah, erkannte sie die Ursache für ihre Schmerzen um die Taille, weil sie an eine Säule oder etwas Ähnliches gefesselt worden war, die Arme über ihrem Kopf ebenfalls zusammengeschnürt und an das Ding hinter ihr gebunden. Sie wollte Kelars Stimme nicht hören und versuchte, die Antwort in seinem Gesicht selbst zu lesen, aber es war unmöglich. Sie hatte keine Kraft, sich auf Magie zu konzentrieren, sie konnte kaum die Augen offen halten. Diese Drogen brachten sie um…

„In Yiara,“ antwortete er ihr netterweise und trat zurück, „Am Fahnenmast vor dem Senatsgebäude. Dein Tod wird total symbolisch, ich hab das Banner von Kisara gehisst, das wird gleich mit dir sterben. Und ganz Yiara… wird zusehen und ich werde endlich die Macht haben, die mir gebührt!“ Sie keuchte und sah flackernd zu ihm herüber. Tatsächlich sah sie jetzt aus den Gassen um den Platz vor dem Senat herum vereinzelt Menschen kommen, die murmelnd stehen blieben und das Spektakel betrachteten. Wann band der selbsternannte König schon eine Frau an den Fahnenmast am frühen Morgen? Auf diesem Platz hatten viele Hinrichtungen stattgefunden, aber normalerweise ließ Kelar eine Guillotine oder einen Galgen aufstellen, wenn wieder jemand aus dem Gefängnis dran war. Das hier war anders. Salihah sah, wie Mütter ihre Kinder wieder zurück in die Häuser schickten und wie Fensterläden geschlossen wurden.

„Du Monster…“ stöhnte sie und schloss bebend die Augen, „Ich bin ja gespannt, wie weit du kommst. Du kannst mich nicht töten, Kelar.“

„Oh doch, ich kann das,“ widersprach er ihr grimmig und hob vom Boden einen Kanister auf, mit dem er auf sie zu kam. Sie spuckte und hustete, als er amüsiert den ganzen Kanister Öl über seine Frau goss und sie triefnass und fettig am Mast stand und bitterböse zu ihm hinauf starrte. Er beugte sich über ihr glänzendes Gesicht und strich ihr kichernd durch die öligen Haare, die ihr jetzt über die Schultern hingen. „Fürchtest du dich, Salihah, meine Schöne…? Oh, es ist gut… es ist gut, dich einmal… ein einziges Mal als meine Sklavin zu haben, gefesselt und unfähig, dich zu wehren… so gefällst du mir, wunderschöne Salihah…“ Sie spuckte ihm ins Gesicht.

„Tu es, versuch es!“ verlangte sie, „Wie ironisch, mich mit Öl zu übergießen und mich anzuzünden. Man könnte beinahe sagen, du machst mich nach!“ Er strich ihr über das Gesicht und beugte sich näher zu ihr, dass er sie beinahe geküsst hätte.

„Shh… du wirst wütend… die Leute werden gerne wütend, wenn sie Angst haben… du fürchtest dich, weil du weißt, dass ich es tun werde… weil du weißt, dass ich es kann… ich zerstöre das ewige Band zwischen uns, ich befehle es den Himmelsgeistern! Und du wirst brennen… genau wie die Flagge von Kisara, lichterloh werdet ihr beide brennen und die Leute erden wissen, dass meine größte… Widersacherin… die hübsche Führerin des Telepathen-Ordens… durch meine Hände gestorben ist! Wie dumm, dann müssen die Telepathen ja schon wieder diskutieren, wer neues Oberhaupt wird! Ihr Diplomaten seid so lächerlich…“ Er lachte markerschütternd und entfernte sich von seiner Frau. Sie keuchte und erzitterte, während sie ihm erzürnt nachsah.

„Die Geister werden dich strafen, Kelar… ich habe keine Angst vor dir!“ zischte sie. „Ich werde stolz hier stehen und dich im Moment meines Todes verfluchen, falls er eines Tages kommen sollte… du wirst es nicht tun!“

Kelar drehte sich erstaunlich guter Laune zu ihr um.

„Hmm… mag sein. Und wenn das der Fall ist, habe ich noch eine zweite Hand, die es für mich tun wird.“

Er ließ den Blick nach links schweifen und Salihah sah nur schemenhaft vor ihren inneren Augen den alten Wachturm, der einige Fuß neben dem Senatsgebäude von Yiara stand. Sie nahm für den Bruchteil eines Moments einen Schatten eines Mannes auf dem Dach des Turmes wahr, und obwohl sie ihn nicht richtig gesehen hatte, wusste sie bescheid. Ein Lächeln schlich auf ihre Lippen.

„Klug, Kelarchen,“ sagte sie, als spräche sie mit einem Kind, „Denmor auf den Wachturm zu setzen, hmm? Und ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster und nehme an, er wird den Part des Anzündens für dich übernehmen, wenn du es nicht schaffst…“

„Du hast… ja keine Ahnung,“ schnarrte ihr Mann gehässig und verengte die Augen zu lauernden Schlitzen, den leeren Ölkanister zu Boden werfend.

Inzwischen hatte sich eine richtige Traube von Menschen um den Platz gebildet, die mit gehörigem Abstand leise und ehrfürchtig murmelnd da standen und verdutzt auf das seltsame Schauspiel starrten, das sich ihnen bot.

„Was macht er denn mit dem Fahnenmast?“ fragten einige verhalten, oder:

„Ist das nicht seine Frau, die er da fesselt?!“ Kelar fuhr zur Menge herum und die Menschen schraken keuchend zurück.

„Seht sie euch an, diese Hexe, diese elende Verräterin!“ rief er laut und riss unter seinem Umhang eine Fackel hervor, die er hoch in die Luft schwang. „Sie entehrt die Geister von Himmel und Erde mit ihrer schändlichen Perversität! Sie ist Schuld an allem Unheil, an Vater Himmels ewigem Zorn!“ Der Himmel krachte laut über ihm und die Leute fuhren hoch, als der Herr der Geister seine Fackel wieder herunter riss und die freie Hand hob, darin mit dem Feuerzauber Vaira eine große Flamme entstehen lassend. „Tod, sage ich!“ schrie er energisch, „Hier und jetzt wirst du sterben, Salihah, ich schwöre es im Angesicht von Himmel und Erde! Es gibt… kein Band zwischen uns!“ Die Leute keuchten vereinzelt, als er die Flamme in seiner Hand auf die Fackel übertrug und der Stab zu brennen begann. Der Mann drehte sich zu seiner Frau um und betrachtete sie. Selbst gefesselt, halb nackt und mit Öl übergossen war sie noch schön, war sie noch anmutig und so voller Stolz, als sie das Gesicht hob und schweigend zu ihm hinauf sah. „Heute ist der Tag, an dem der Zorn von Himmel und Erde… verfliegen wird!“ zischte Kelar Lyra energisch, während er seiner Frau in das schöne, blasse Gesicht sah.

„Nein…“ machte sie kalt, „Heute ist der Tag, an dem der Zorn erst beginnen wird, Kelar.“
 

Er zögerte.

Er stand direkt vor ihr, er müsste nur die Fackel in ihre Richtung halten, sobald das Öl Feuer fing, würde die ganze Frau in Flammen stehen. Aber er stand da und sie schauten wortlos einander an, während die Einwohner von Yiara hinter ihnen die Luft anhielten.

Tu es! befahl er sich selbst verbissen, Ihr Geister! Ihr habt mir zu Füßen zu liegen! Ihr habt mir zu gehorchen, ich bin euer Meister! Löst das Band, lasst zu, dass ich es tue! Das ist ein Befehl!

Salihah war so gütig, nicht zu sticheln. Sie hob das Gesicht herrisch in den Himmel, während vor ihren Augen die Flammen der Fackel tanzten, die Flammen, die ihr den Tod bringen sollten.

Das Band ist noch da… du bist wahrlich ein Dummkopf, Kelar. Du kannst das Band nicht auf diese Art lösen… es ist keine Sache der Himmelsgeister, sondern deiner eigenen Seele.

Er keuchte und schnappte angestrengt nach Luft. Seine Hand mit der brennenden Fackel zitterte. Allmählich begannen die Menschen wieder zu murmeln und wunderte sich, wieso er so lange wartete. Was war denn?

„Ich habe es geschworen!“ zischte der Mann dann mehr zu sich selbst, „Sei mein oder brenne, Salihah! Und du hast dich für… das Brennen entschieden!“ Mit aller geistigen Kraft riss er die Fackel hoch in die Luft, stockte aber erneut, als er sie auf seine Frau werfen wollte. Er keuchte schwer, als müsste er mächtig gegen eine innere Übermacht ankämpfen, gegen den Teil von ihm, der nicht fähig war, sie zu töten. Er wollte sie verbrennen, er wollte nichts von ihr übrig lassen!

„Ihr… werdet… alle knien!“ brüllte er plötzlich außer sich vor Zorn über seine Unfähigkeit, ehe er wütend zum Wachturm herumfuhr, „Ihr werdet knien, die Mächte der Schöpfung werden mir zu Füßen liegen! Und wer nicht kniet, wird einen qualvollen Tod erleiden!“ Damit zog er die Fackel noch etwas höher und startete gerade einen weiteren Versuch, sich durchzuringen, da ertönte plötzlich ein lautes Krachen direkt über ihm aus dem Himmel und er hörte hinter sich lautes Schreien.

„Halt ein mit dem Unfug, Kelar, du Bestie!“

Der Mann fuhr noch herum, da sauste schon ein Schwert direkt auf ihn zu und hätte ihn beinahe an der Kehle getroffen, hätte er nicht instinktiv die Fackel herum geschwungen und damit den Hieb abgeblockt. Zoras Chimalis durchschlug die Fackel mit einem sauberen Schlag und das brennende Stück fiel zu Boden, wo es in eine Schlammpfütze rollte und erlosch.
 

„Du Wahnsinniger stellst dich mir also tatsächlich offen in die Quere…!“ schnarrte Kelar erbost, und hinter Zoras tauchten jetzt auch Tabari, Nalani, Nomboh und Hakopa Kohdar auf.

„Wer ist hier wahnsinnig?!“ fuhr Nalani wütend auf und zog Kadhúrem, „Du kannst uns nicht alle auf einmal ummähen, Kelar, das ist das Ende!“ Die Leute redeten laut und aufgeregt durcheinander, entsetzt über das Chaos. Kiuk und Keisha eilten solange zu Salihah, die noch immer gefesselt am Fahnenmast stand. Zoras hob sein Schwert an Kelars Hals und piekste ihn mit der Spitze.

„Du wirst nicht mit uns allen zugleich fertig, das sage ich dir. Du hast die Wahl, mein Guter.“

„Soll ich jetzt vor die am Boden kriechen, Chimalis?“ spottete der Herr der Geister und hob herrisch das Gesicht. „Wage es ja nicht… du würdest es bereuen, Chimalis.“ Plötzlich grinste der Mann und linste in Richtung des Turms. Tabari fuhr hoch und schrie.

„D-der Wachturm?!“

Salihah drehte den Kopf in Richtung Wachturm und sie erkannte Denmor Emo darauf stehen, in seinen Händen Pfeil und Bogen, bereit, den brennenden Pfeil auf sie zu schießen und es zu beenden. Die Frau rührte sich nicht und sah ihn nur an, fand genau in all dem Schatten der Dämmerung unter dem grollenden Himmel seine hellen Augen.

Tu es, Denmor… versuch es. Du wirst es nicht schaffen… du hast nicht die Kraft, meinem Geist zu überliegen…
 

Jämmerlich.
 

„Schieß, du verdammter Nichtsnutz!“ brüllte Kelar wutentbrannt, dann wurde er von den anderen Geisterjägern gepackt und zu Boden gestoßen, worauf er laut fluchend verssuchte, sich aus dem Griff zu befreien. Während Tabari, Nomboh und Hakopa Kohdar den Mann festhielten und Zoras weiterhin mit dem gehobenen Schwert da stand, starrte Nalani hinauf auf den Wachturm, wo Denmor sich keinen Zoll rührte.

Denmor Emo war kein großartiger Magier, er war ein einfacher Mann. Er erschauderte, als er den Blick der Frau unten am Mast fing, als sie ihn kaltblütig anstarrte, als würde sie einen Speer auf ihn werfen, der sein Herz durchstieß und ihn zu Fall brachte. Der brennende Pfeil, den er eingespannt hatte, bebte in seiner zitternden Hand, die es nicht wagte, ihn loszulassen. Es war, als wollte Salihahs Blick seine Finger an den Federn des Pfeils festschweißen, um jeden Preis verhindern, dass er losließ.

Verflucht… i-ich muss loslassen! Ich muss schießen… es ist der Befehl des Herrn, wenn ich nicht gehorche, ist das übel…!

Doch der Blick der Frau unten durchbohrte ihn und machte es ihm unmöglich, sich zu bewegen. Es war, als würde sie seinen Geist zwingen, zu gehorchen… er ließ zitternd den Bogen samt Pfeil sinken, Stück für Stück, obwohl er sich nach Kräften bemühte, standhaft zu bleiben. Die Kälte und die Schärfe des Geistes dieser Frau zwangen ihn zu Boden. In dem Moment, in dem er den Bogen fallen ließ, wurde er mit einem Mal von hinten um den Hals gepackt und zurückgezerrt, gleichzeitig bekam er plötzlich eine glühende Klinge vor die Nase gehalten, dann wurde das bissen Licht vor ihm vom Schatten eines Mannes verdunkelt, der plötzlich vor ihm auftauchte.

„Rühr dich nicht, Denmor, oder ich werde dir extrem wehtun,“ warnte Tare Kohdar den älteren Mann, während er ihm kaltblütig sein glühendes Schwert vor das Gesicht hielt, das er mit einem Feuerzauber belegt hatte. Sein Bruder Barak hatte Denmor gepackt und stieß ihn jetzt gewaltsam zu Boden, sodass der Schwarzhaarige keuchte.

„Ihr seid ja nur halbe Portionen!“ schnaubte er, „Nimm dein Schwert runter, Tare, du siehst komisch aus, wenn du erwachsen tust.“ Er bekam einen harten Schlag auf den Kopf von Barak, der ihm mit einem Buch eins überbriet.

„Sprich nicht so mit meinem Bruder, du Arschkriecher!“ rief er darauf entrüstet, zu seinem jüngeren Bruder sagte er: „Bleib da, Tare, lass dich von dem nicht veräppeln, der kann uns gar nichts.“

„Das Spiel ist aus, Denmor,“ erklärte Tare feierlich, ohne sich oder sein Schwert zu rühren, und starrte ernst auf Denmor herunter. Der Mann grinste, dann riss er sich so plötzlich aus Baraks Griff los, dass er den Jüngeren dabei zu Boden stieß, und er wollte schon davon rennen, als Tare entsetzt zurückfuhr.

„Stehen bleiben, du Hund!“ schnappte Barak am Boden, griff sein Buch und warf es Denmor mit solcher Wucht an den Kopf, dass der Mann zu Boden stürzte und keuchend liegen blieb. Das Buch fiel zu Boden. Tare Kohdar steckte sein Schwert verdutzt weg und half dem Bruder, aufzustehen.

„Das schöne Buch!“ jammerte er dabei, „J-jetzt sind bestimmt die Seiten geknickt!“

„Ja, Denmor sollte es mir unbedingt ersetzen,“ sagte Barak und rückte empört seinen schwarzen Kragen zurecht, ehe er sein Buch aufhob und den Schmutz vom Umschlag putzte. Tare indessen zog den halb bewusstlosen Denmor hoch und warf ihn sich mit etwas Mühe über die Schultern. „Hinunter mit ihm zu Vater und den anderen,“ kommandierte Barak seufzend, „Das Buch ist zwar beschädigt, hat uns aber treue Dienste erwiesen, Bruder. Ich gehe vor, dann fange ich dich auf, falls du mit dem Gewicht hinfällst.“

„Sehr großzügig,“ machte Tare und ließ den Älteren voran die Wendeltreppe hinab steigen, ehe er den Mann hinterher hinunter trug.
 

Das Grollen hielt an, aber die Menschenmenge löste sich auf, der Knoten war geplatzt. Kiuk hatte Salihah vom Mast abgebunden und nachdem sie ihm noch immer halb ohnmächtig von den Drogen in die Arme gefallen war, war Keisha jetzt auf der Treppe zum Senatsgebäude dabei, mit ihren Heilkräften nachzuhelfen, um die Frau wieder auf die Beine zu bringen. Kiuk saß dabei und hielt den Kopf seiner benommenen Mutter auf dem Schoß. Die übrigen waren damit beschäftigt, Kelar festzuhalten, und damit er nicht weglief banden Barak und Tare Denmor an den Fahnenmast. Der Schwarzhaarige war wieder zu sich gekommen und fand sich gefesselt am Mast wieder.

„Ihr Rüpel!“ schimpfte der die Kohdar-Brüder, die ihn bewachten, „Ihr seid ein schandhaftes Pack, ihr werdet noch sehen, was geschieht. Euch dem Herrn der Geister zu widersetzen ist eine Entehrung der Mächte der Schöpfung… sie haben ihn schließlich dazu gemacht, oder? Ihr solltet Vater Himmels Wahl respektieren.“

„Sicher hat Vater Himmel nicht beabsichtigt, dass sein höchster Vertreter in Massen Menschen schlachtet,“ erwiderte Barak kühl und las seelenruhig sein Buch weiter. Aus der kleinen Menge an Menschen, die noch geblieben waren, kam seine Frau Pinhi, die in einer Tragebinde vor ihrem Bauch ihre wenige Monde alte Tochter trug. Sie hängte sich verzweifelt an Baraks Hals, dabei aufpassend, dass sie das Baby zwischen ihnen nicht erdrückte.

„Ich fürchtete, dir würde etwas zustoßen da oben…“ machte sie, „Ich bin froh, dass du heil wieder unten bist von dem Turm…“

„Hab keine Sorge, so dämlich, mich von so einem Spaltzüngler wie Denmor erschlagen zu lassen, bin ich auch wieder nicht,“ war Baraks Kommentar, und er und seine Frau teilten einen kurzen Kuss zur Begrüßung, ehe der Mann seiner kleinen Tochter sanft über den Kopf streichelte. „Du solltest mit der Kleinen heim gehen, Pinhi. Wir werden nicht mehr lange brauchen… denke ich. Das Schlimmste ist vorüber.“ Er sah zum Himmel hinauf. Das Dunkel lichtete sich ein wenig und hinter den massigen Wolken kam tatsächlich die Sonne hervor.

„Wartet nur,“ seufzte Denmor beleidigt, „Von wegen Spaltzüngler, ich weiß, was ich tue. Ihr Geisterjäger seid alle verblendet und haltet euch für die gerechten Ritter des Landes, ja, ja.“ Tare Kohdar gab dem Gefangenen eine Kopfnuss.

„Halt dein Maul, du Schlange!“

Kelar sah schweigend und grimmig auf die anderen Geisterjäger, die jetzt geschlossen (abgesehen von Barak und Tare) vor ihm standen. Zoras hielt ihm immer noch das Schwert an die Kehle, rührte sich aber nicht. Als er die Waffe jetzt endlich sinken ließ, hob der Herr der Geister herrisch den Kopf.

„Wie weich von dir,“ schnarrte er gehässig grinsend und trat zurück, „Du verschonst mich? Ich hätte gedacht, du wärst Manns genug, um das… zu tun!“

„Ein Mann ist nicht deswegen ein Mann, weil er andere töten kann,“ knurrte der Jüngere und steckte die Waffe zurück in die Scheide an seinem Gürtel, „Ich bin nicht wie du, Kelar. Dein Tod liegt nicht in meinen Händen, sondern in denen der Geister! Sie haben dich zu dem gemacht, was du bist… sie haben dir die Macht gegeben und ich warte geduldig auf den Tag, an dem sie sie dir wieder nehmen. Für heute ist Schluss, alter Mann, verschwinde von hier, und zwar ganz schnell, bevor meine Barmherzigkeit sich auflöst!“ Kelar lachte höhnisch.

„Die Geister sollen mir die Macht nehmen?! Hast du geschlafen, ich bin der Herrscher über die Geister, Chimalis! Ich befehle ihnen, sie können mich nicht entmachten, heh! Ich bin König, die Geister sind meine Generäle, und du weißt das!“ Zoras lachte ebenfalls kalt auf.

„Und können sich nicht etwa alle Generäle gegen den König verschwören und ihn stürzen?“

„Das würden sie nicht wagen,“ grinste sein Gegenüber und trat weiter zurück, „Und wenn doch, bezahlen sie es mit abgetrennten Köpfen und in Stücke gerissenen Leibern!“

„Vorsichtig jetzt, großer Herrscher von Lyrien,“ Zoras‘ Stimme wurde lauernd und er verengte die Augen, als müsste er etwas Kleines in der Ferne erkennen, „Spotte nicht über die Mächte der Schöpfung. Sie hören jedes Wort, das du sprichst…“

Die anderen standen schweigend hinter ihm und sahen sich jetzt beunruhigt über die harschen Tonfälle der beiden Rivalen an. Tabari runzelte mit gesenktem Kopf die Stirn. Kelar durchbrach die angespannte Stille und fuhr plötzlich herum, sah in Denmors Richtung und schnaubte.

„Nichtsnutz!“ fluchte er, „Hättest du geschossen, wäre alles bestens gewesen, du Pfeife! Ihr Emos seid ein niederträchtiger Misthaufen von unfähigen Trotteln, die sich einbilden, sich mit den Kandayas gleichstellen zu können! Aber letztlich seid ihr nur ein alter Zweig, der sich als Versagerzweig herausgestellt hat, heh! Ich verfluche euch, ihr dreckigen Bastarde, euch alle zusammen! Was könnt ihr anderes als anderen zu Füßen zu liegen und ihnen die Schleppe zu tragen?!“

„V-vergebt mir!“ keuchte Denmor und starrte ihn entsetzt an, Kelar spuckte auf den Erdboden. „Herr, es war nicht meine Schuld! Eure Frau ist eine Hexe, sie hat mich gezwungen, den Bogen fallen zu lassen… ich wollte schießen, ich schwöre!“

„Ach, bah!“ machte Kelar und ließ den Blick kurz zu Salihah schweifen, die jetzt wieder einigermaßen erholt auf der Treppe saß mit Keisha und Kiuk. „Niemals seid ihr irgendwo zugehörig, tss! Du sagst, du dienst mir, und verrätst mich, andere sagen, sie dienen anderen und verraten sie! Ihr Emos seid alle gleich und so wird es bis zum Ende aller Zeiten sein! Dein Onkel Minar sollte sich ruhig was darauf einbilden, Geisterjäger zu sein, und das sogar ohne jemanden hintergangen oder verraten zu haben… dieser Kerl verdient tatsächlich fast so etwas wie Respekt! Aber ihr anderen seid nichts als Sandwürmer!“ Dann machte er Keht und rauschte mit wehendem Umhang davon.

Der Himmel grollte, als die übrigen am Platz stehen blieben. Es begann lautlos zu regnen.
 


 

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booyah XD kaum was passiert, und schwupp, wieder ein Jahr rum XD Wir haben jetzt Juli/August 964^^ so zum Überblick, weil man schnell verpeilt welches Jahr ist...^^'



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Decken-Diebin
2009-07-08T20:27:17+00:00 08.07.2009 22:27
Ich dachte jetzt ernsthaft, dass Kelar Salihah jetzt umbringt xD Ich frag mich nämlich schon länger, wann sie stirbt, ich will sie natürlich nicht loswerden, aber irgendwann stirbt jeder Mal und sie ist ja schon ein Stückchen alt o.o...
Was schreib ich denn jetzt. Also nachdem ich Purans Kindheit so lese, hab ich ein ganz anderes Bild von ihm. Ein kleines Muttersöhnchen, ja, der seine Tante fragt, ob sie ihn stillen kann O.o Peinlich, jaah xDD
Und die kleine Alona ist süß.
Kelar ist verrückt. Außerdem glaub ich, dass ich meinem Freund dauernd die falschen Sachen erzähle. Ich sag, während ich lese und er zockt: "Oh, der Größenwahnsinnige hat schon wieder vier Dörfer abgeschlachtet." und er darauf: "Ist ja nichts Neues bei deiner Freundin."... toll xD Nicht persönlich nehmen, Linni xDD
LG, Hina
Von:  -Izumi-
2009-07-06T21:04:49+00:00 06.07.2009 23:04
Ich weiß, Kimileinchen, ich weiß <3

Und weil ich artig bin, keine Leerzeichen benutze und erst Kommis schreibe, wenn ich fertig bin, tada:

*weglach*
FAHNENMAST, ER HAT SIE AN NEN FAHNEBMAST GEBUNDEN!!!!!!!!!
XDDDDD
Das ist der Witz des Jahhunderts, ich liebe diesen Kerl einfach, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ohne ihn weitergehen soll O_____o
Er ist einfach zu herrlich, ich meine.... FAHNENMAST! XD
Die anderen sind auch toll und bla und Puran ist süß und bla und Denmor kam vor und bla..... FAHNENMAST!!!!!! *bepisst sich darüber*

*singt ein Lied über Fahnenmäste*

I <3 Kelar and good night!
Von:  Kimiko93
2009-07-06T20:43:27+00:00 06.07.2009 22:43
Nach dem peinlichen ersten Kommentar etwa ausführlicheres. Ich schreibe dies, während ich das Kapitel lese. Muhahhahaha.

Und wenn Kelar Beine abschneidet, kann keiner mehr knien, sie haben dann ja keine mehr ö,ö

…wieso redet kelar von sterblichen? Ist er keiner mehr, oder was? oO‘

Tabari ist Legolas ö,ö „eine rote Sonne geht auf… Heute Nacht ist Blut vergossen worden!“ …Also hier ist die Sonne jeden morgen rot… OB das was zu bedeuten hat? XD
Oh, und wenn Zorchen gerade von Krähen redet; Kondore sind auch nichts weiter als Aasgeier ôô

Oh, Kelar hat die Leichen gegessen ôô oder sie versteckt XD oder einfach niemanden getötet, sondern alle versklavt… Ja, das wohl eher ûu

Ah, nein, er hat einen Baum mit ihnen geschmückt ôo‘ Ey, Weihnachten ist schon noch n bisschen hin, Kelar, okay? oO‘

Oh, und vor Puran Sklavinnen zu töten wird ihm auch nicht gerade Sympathie einbringen ôo‘ Und sie gleich zu heiraten irgendwie auch nicht oO‘ echt mal, was führen die vor dem Kind solche Gespräche? ö,ö

Hungermond? Winter? RAM? *_*

Ah, noch nicht, egal. Puran hat Milch geklaut *_* und versteckt sich immer noch unter Röcken, wie süß <3

Tja, und zum x-ten mal hat kelarlein es nicht geschafft, salihah zu töten. Auch wenn jetzt tabari daran schuld war. Egal. Cool genug.
Kelar hat eine Mauer gebaut oO‘ Wohoo, welch ein genialer Einfall! Genauso genial, wie sich mit dem ganze Land anzulegen. Pffh. Haben Lyras zu Hause keine Landkarte? Und wenn Vater Himmel und Mutter Erde Angst vor ihm haben, sie mögen ihn doch nicht! Und wenn dann ´ne lustige Armee ankommt, die Kelar stürzen könnte, würden die doch wohl als erste mitmachen, also ehrlich ûu Schöpfungsmächte sind doch sowas von launisch, tz…

‚Ich bin dein Großvater, ich hab dich doch gern‘ eeeew… Das ist… Creepy… Aber, hey! Jagd! Da klingelt was! Ram! Wohoo!

O_O Die unterhalten sich aber auch echt über alles… Ich meine… Weine… Im Bett? Und… Also… Irgendwie… oO‘ Aber gut, Wein aus Dobanjan ist böse, wir trinken nur Wein aus Janami, das merk ich mir ôô
Obwohl, nee, Wein ist ekelig XD

Und wenn Kelar Salihah tötet geht die Welt unter, yay, das ist doch mal was tolle ö,ö die beiden sind toll. Als Paar. Ich meine… Toll einfach, irgendwie. Schade, dass wir nur die dunkle Seite zu lesen kriegen…

Woah, öffentliche Exekution einer nackten Frau oO‘ Kelar hat echt Stil ôô und alle kommen, um zuzugucken XD Dumm nur, dass er weder das Band gebrochen, noch sich mal die Mühe gemacht hat, ins Skript zu schauen, wo sein Todesdatum irgendwie vor Salihahs steht, aber hey…
Zweite Hand, die es tut? Denmor? Klar, sein obligatorischer Poserauftritt ôô juhuu XD
‚Sei mein oder brenne!‘ Ich fühle mich hier wie in der Glockner von Notre Dame. Da hat dieser Böse auch gesungen „so she shall be mine or she will burn!“ mit geilem Geisterchor im Hintergrund. Hm. Das war ein viel tolligeres Lied als kiss the girl, das solltest du mal hören ûu (Hellfire)

ZORAS TO THE RESCUE! Wie unerwartet ôô
Seelenkontrolle, einself. Maaan, wie unspektakulär XD
Die Kohdar-Brüder haben auch echt Probleme. Das schöne Buch. Ja, ihr mich auch.
Und omfg, eine heile Familienszene. Von der 66% in dne nächsten zehn Jahren sterben werden. Waren doch 10, oder? Na ja, ´n bisschen mehr vielleicht…

Tare hat Schlangen gedisst! Ich mag ihn nicht mehr! Òó
…Für die nächsten 5 Minuten…

Kelar will Geister töten, na geil ôo‘ Und er hat die Emos nun endgültig als Verräterclan verschrien XD Nun ja, auch die werden nicht mehr lange leben, ähm, so, 35 Jahre noch?


Oh…


Egal, dieser Kommentar ist mit Leerzeilen 3 Seiten lang, das egal war das 600. Wort und Erste bin ich sowieso XD Hm… Kelar hat es schon wieder nicht geschafft, Salihah zu töten, dreimal in diesem Kapitel, und ansonsten alles wie immer. Oh, und er hat einen Baum geschmückt und eine Menge Öl verschwendet. Tzz…


Und Izzy, ich hasse dich XD
Von:  Kimiko93
2009-07-06T19:38:52+00:00 06.07.2009 21:38
RESERVERUNGSERSTE!

Nachdem es die letzten Male nicht geklappt hat ûu


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