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Die Chroniken von Khad-Arza - Die Herrscher der Geisterwinde

von

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Liebe

Meoran betrachtete Tabaris Versuche, im Gehen Pergamente zu sortieren, verblüfft und sagte eine Weile nichts, bis der Blonde ihn ansprach.

„Was denn, wolltest du nicht irgendwas sagen? Tut mir leid, dass ich gerade tüdelig bin, aber ich muss diesen ganzen Papierkram heute noch sortiert bekommen und das ist ganz schön zeitaufwendig!“

„Deswegen nimmst du den ganzen Kram mit auf die Straße und… sortierst, indem du über die Straße ge-… Vorsicht, verdammt!“ Meoran riss den Älteren gerade noch zurück, als sie dabei waren, eine Straße in Tuhuli zu überqueren und ein Wagen mit Pferden sie beinahe überfahren hätte. Der Kutscher schnaufte entrüstet und fuhr kopfschüttelnd weiter. Tabari schnaubte ebenfalls und gestikulierte wild.

„Passt auf und seht nach vorne, ich darf hier herum rennen, ich bin wichtig! Genau jawohl! – Aah!“ Meoran schlug sich gegen die Stirn. Beim Gestikulieren waren dem Deppen seine Papiere in alle Himmelsrichtungen fortgeweht und schreiend setzte der Statthalter jedem einzelnen nach. „Meine Pergamente!“ rief er dabei, „Nein, halt, kommt zurück! Verdammt!“ Mit einigen Handbewegungen lenkte er den Wind in die andere Richtung, damit er die Blätter wieder zu ihm trug, und Meoran beobachtete fasziniert und amüsiert zugleich, wie sein Kollege und Freund herum zauberte und nach und nach tatsächlich seine Dokumente zu fassen bekam.

„Tabari, ich wollte mit dir sprechen und dir nicht bei deinen Clownsnummern zusehen!“ bemerkte er dann glucksend.

„Sprich, ich höre doch!“

„Nun, es geht um deinen Sohn…“ fing der Braunhaarige grübelnd an und Tabari lachte schallend.

„Was denn, macht er Ärger? Nalani wartet schon seit Monden auf eine Feder von dir, in der steht ‚Euer Sohn rennt nachts laut singend durch das Anwesen, tut doch was!’…“

„Nein, das ist es nicht… es ist, er… ist fertig mit der Ausbildung.“

„Himmel hilf, das letzte Papier!“ stöhnte Tabari, als er jetzt wieder begann, alles neu zu sortieren. „Was? Ah, ja, ist doch gut.“ Er registrierte erst einen Moment später, was der Mann da gesagt hatte. Abrupt ließ er seine Pergamente wieder fallen, beachtete sie nicht weiter und starrte Meoran mit offenem Mund an. „Er ist was?!“

„Er ist konzentriert, er ruft Zerstörer, er ruft de Winde, was soll ich ihm noch beibringen, Tabari?“ fragte der Lehrmeister ihn. „Es gibt nichts mehr, das er von mir lernen könnte. Er hält sie nicht lange, die geisterwinde, aber er ruft sie und sie folgen ihm. Wie er sie beherrscht, kann er sich nur selbst beibringen, indem er tief in sein Innerstes hört.“

„Aber – Moment, das geht doch nicht!“ rief der Blonde und sammelte irritiert seine Blätter auf, „Wir haben doch erst Kälbermond! Was machen wir mit Puran?“

„Ich werde ihn zu euch heim schicken, was sonst? Nicht, dass ich ihn los werden wollte… er ist ein sehr höflicher und bescheidener Bursche, na ja, kein Wunder bei deiner erschreckenden Frau.“ Die Männer glucksten verstohlen und Tabari hob einen Arm im Meorans Richtung.

„Es ist so furchtbar, inzwischen zerreißt sie meine Hemden, wenn sie zornig ist! Sieh dir das an, und als könnte ich Knöpfe annähen…“

„Ach, du stehst doch darauf,“ gab Meoran prompt zu hören und Tabari schnappte empört errötend nach Luft.

„Ich – bitte was?!“

„Wie dem auch sei. Ich wollte mich deshalb ja umgehend mit dir treffen, und da du zufällig sowieso in Tuhuli bist… nimm dein Kind mit. Ich fürchte, wenn er noch drei Monde bliebe und nichts täte, stiftete das insbesondere bei meiner Frau Verwirrung und Schuldgefühle.“

„Vertragen er und Ruja sich nicht?“ fragte Tabari und senkte bedrückt den Kopf.

„Doch, tun sie sehr gut. Aber in unserer Situation ist das gerade… eine schlechte Kombination, sage ich mal. Er ist zu sensibel und sie zu pflichtbewusst…“
 

Tabari fragte sich, wie lange er nicht mehr wirklich auf Chimalis’ Grundstück gewesen war; es musste eine Weile sein, denn ihm kam alles verändert vor, als er seinem Kollegen ins Haus folgte. Bei Nombohs Bestattung musste er das letzte Mal hier gewesen sein, kam ihm… und das war immerhin schon fast fünf Jahre her.

„Oh!“ kam da auch schon Nombohs Witwe aus der Stube geeilt, und sie neigte rasch höflich den Kopf. „Tabari, welche Ehre. Tee, Jungs?“

„Mutter, hör auf, Jungs zu sagen, das ist ja furchtbar,“ war Meorans Kommentar und er fuhr sich ein paar Mal durch die Haare. „Ja – hast du Zeit für Tee? Oder auch Kaffee, wahlweise?“

„Einen sehr kurzen vielleicht. Wo ist denn mein Kind, das will ich an sich vorher sehen… schließlich bin ich deswegen hier, oder?“ Er grinste breit und Meoran grinste auch.

„Mutter, ich mache den Tee selbst, schick du lieber nach Ruja und Puran, wenn du beide irgendwo auftreiben kannst.“
 

Als der Meister am Morgen angekündigt hatte, sich mit seinem Vater in Tuhuli zu treffen, hatte Puran schon artig seine Sachen gepackt. Er wusste, dass er jetzt heimkehren würde… einerseits freute er sich auf seine Eltern, seine Familie, sein eigenes Zimmer, seine Freunde… andererseits schmerzte ihn der Gedanke an den Abschied von Tuhuli, von Meoran… und von Ruja.

Er seufzte tief, während er gedankenverloren auf dem Fensterbrett in seinem Zimmer saß und hinaus starrte. Wie oft hatte er das getan im vergangenen Dreivierteljahr? Er dachte missmutig an alles, was er gelernt hatte. Plötzlich verstand er, nach all den Jahren, warum seine Großmutter damals so seltsame Dinge gesagt hatte.

„Du bist für etwas Größeres bestimmt…“

Aber jetzt, da er es wusste, kam er sich noch kleiner vor… der Gedanke war eigenartig, dass er, wenn er wollte, so viel Macht in den Händen halten konnte… Macht, die töten konnte, wenn er es wollte… oder auch, wenn er es nicht wollte, solange er es nicht perfekt beherrschte.

Es klopfte an der Tür und Keisha steckte den Kopf herein.

„Bist du fertig?“ fragte sie, „Dein Vater ist da, du solltest ihn begrüßen. Hast du deine Sachen eingepackt?“ Der Junge nickte und rutschte von der Fensterbank, als die Frau schon verschwand und er sich beeilte, ihr zu folgen.

Auf dem Flur traf er Ruja, die aus der oberen Stube gekommen war. Er erschrak sich zuerst beinahe; lange waren sie sich nicht so direkt begegnet, weil sie ständig aneinander vorbei rannten, worüber er eigentlich auch froh war… irgendwie.

„Du bist also schon in Aufbruchstimmung?“ fragte sie ihn leise, als sie vor ihm stehenblieb und er senkte gegen seinen Willen errötend den Kopf. Er konnte ihr nicht lange ins Gesicht sehen… es ging beim besten Willen nicht, er kam sich sofort dreckig und pervers vor, wenn er sie länger ansah und zwangsläufig an das Blutritual denken musste, an diese eine Nacht, die sie geteilt hatten, legalerweise, wohlgemerkt… in Purans Kopf lief so manches illegales in diesem Punkt.

„Mein Vater ist gekommen und holt mich offenbar ab,“ sagte er trocken und bemühte sich nach Kräften, seine Gedanken zu verdrängen. Verdammt, er wollte sich wenigstens normal von ihr verabschieden! „Entschuldige, dass ich dir immer den Rücken kehre. Es ist nicht böse gemeint, es ist… ist… du weißt sicher, was ich meine, du liest meine Gedanken ohnehin, oder?“

„Das wäre unhöflich von mir,“ wisperte sie. „Ich muss mich selbst entschuldigen, ich habe auch Abstand gehalten, aber… weil ich gespürt habe, dass es dir unangenehm ist, in meiner Nähe zu sein. Sieh mich an…“ Sie lächelte, als er es tat und wieder errötete. „Wir werden uns sicher länger nicht sehen. Ich habe dich sehr lieb gewonnen in den Monden, die du hier warst… ich glaube, die Geister wollten, dass wir… uns auf diese Weise treffen.“ Er nickte beklommen. Das war wohl so… wie verabschiedete man sich von so einer Frau? Er seufzte abermals und entschied sich dann, es kurz und schmerzlos zu machen.

„Dann sei es so. Ich verabschiede mich hier schon mal von dir… es ist mir eine Ehre, dich zu kennen, Ruja. Und ich… hoffe, wir… sehen uns wirklich nicht zum letzten Mal.“ Dann ließ er sie stehen, sah aus dem Augenwinkel wie sie sich verneigte und ging herunter, um seinen Vater zu begrüßen.

Tabari saß inzwischen mit Meoran in der Stube unten und letzterer war dabei, Tee und Kaffee zu servieren. Als der Junge sich räusperte, fuhren beide herum und Tabari erhob sich abrupt.

„Du lieber Himmel!“ rief er dabei, „Ich hab dich nicht kommen gehört, verzeih, aber meine Ohren klingeln noch ein wenig, weil deine Mutter so herum gekeift hat und-… ach, was rede ich!“ Er kletterte um den Stubentisch herum und schloss seinen Sohn glücklich in die Arme. Puran grinste und erwiderte die Umarmung mit derselben Herzlichkeit. Plötzlich erschien es ihm ganz normal, dass Tabari hier war – vergessen waren die Monde, in denen er seinen Vater nicht gesehen hatte.

„Ich freue mich, dich zu sehen, Vater,“ entgegnete er glucksend und Tabari ließ ihn kurz los, sah ihn eine Weile an und umarmte ihn wieder.

„Himmel!“ machte er dabei und drückte sein Kind fest an sich, „Wann habe ich schon mal die Gelegenheit, dich festzuhalten, solange deine Mutter dabei ist jedenfalls nicht!“

„Ihr streitet doch hoffentlich nicht schon wieder…“

„Nein, wir drücken so unsere Liebe zueinander aus, das weißt du doch. Himmel und Erde, du bist ganz schön gewachsen, du hast mich ja beinahe eingeholt!“ Damit ließ der Vater Puran wieder los und sah ihn verblüfft an. Tatsächlich war Puran kaum noch kleiner als sein Vater. „Du siehst gesund aus, Junge. Deine Mutter wird Augen machen, wenn ich dich heute mit heim bringe, damit rechnet sie sicher nicht.“
 

Aber Nalani würde es sicher nicht schlecht heißen, dachte Puran sich verwundert. Der Abschied von Meoran und auch von Keisha fiel ihm ähnlich schwer wie der von Ruja, aber auf andere Weise.

„Wir sehen uns spätestens, wenn du zur Geisterjägerprüfung kommst, denke ich doch!“ versprach der Meister grinsend und winkend, als Tabari samt Sohn in eine bestellte Kutsche gestiegen war und diese sich langsam in Bewegung setzte, zum Tor hinaus und die Straße hinab nach Süden. Bald war das Anwesen aus ihrem Blickfeld verschwunden und Puran und Tabari drehten sich nach vorn, schweigend nebeneinander sitzend.

„Seltsam, da sieht man sich fast ein Jahr nicht und hat trotzdem nichts zu sagen,“ brach Puran dann die Stille. „Wie… geht es euch daheim? Sind alle gesund?“ Sein Vater zog eine Braue hoch.

„Oh, ja, alle bester Gesundheit. Verändert hat sich manches, würde ich sagen. Nicht unbedingt zum Schlechten… aber verändert hat es sich. Du hast das auch…“ Puran blinzelte und sein Vater sah lächelnd aus dem Fenster der Kutsche. „Du… bist erwachsener geworden. Ich bin stolz auf dich…“
 

Das Schloss sah aus wie immer. Der Garten war völlig verwildert, ein noch größerer Urwald als je zuvor, dachte Puran verblüfft, als er samt Vater daheim war und mitten im Garten stand. Auf der Terrasse saßen die Frauen der Familie und Kiuk bei Tee und Kuchen (Nalani hatte Kaffee). Puran erinnerte sich an den Frühling, in dem Pakuna sie besucht hatte, aber weit kam er nicht, denn da hatte sein Mutter sich schon erhoben und starrte ihn an… nicht so entsetzt, wie Sohn und Mann angenommen hatten.

„Dann haben die Geister also nicht gelogen,“ sagte sie, „Ich sah dein Gesicht und ich habe mich gefragt, was es heißen mag… du bist zurück, Puran?“

„Wie du siehst…“ machte er und war so perplex über ihre nicht vorhandene Verblüffung, dass ihm der Mund offen stehen blieb. „Wie jetzt – du hast das gewusst?!“

„Nicht gewusst, aber ich hatte eine Vorahnung.“

„na, hoffentlich keine böse-…“ stammelte der Junge immer noch verwirrt und brachte nicht mehr heraus. Er konnte sie einfach nur ansehen, seine geliebte Mutter, diese Frau, die er sein leben lang mit größtem Respekt und größter Liebe verehrt hatte… da stand sie, anmutig und bildschön, und jetzt erst begriff er, warum die Menschen sie Königin nannten… sie war einfach eine, sie hatte die Haltung, die Weisheit und den Stolz einer Königin. Ohne dass er es zurückhalten konnte schlich ein Lächeln auf seine Lippen vor Freude, sie wiederzusehen, und es wurde schnell zu einem breiten Grinsen. Nalani rührte sich nicht. Sukutai wollte sie gerade anstoßen, sie solle nicht so kalt tun, da trat die Hausherrin selbst vor und blieb vor ihrem Sohn stehen, statt ihm ungestüm um den Hals zu fallen behielt sie selbst jetzt ihre stolze Haltung und strich ihm nur sanft über die Wangen; aber ihr Gesicht zierte eine Freude, die jeden noch so kalten Stolz weg blies.

„Ich bin sehr froh… dich wiederzuhaben, mein kleiner Junge… der kein kleiner Junge mehr ist und es nie mehr sein wird.“ Er gluckste, ehe er ihre hand weg schob und seinerseits ihr um den hals fiel. Wenn sie es schon nicht tat…

„Vielleicht nicht mehr äußerlich, aber innerlich werde ich das doch immer sein, Mutter. Ich hab dich vermisst…“

Jetzt bekamen auch die anderen Gelegenheit, den verlorenen Sohn zu begrüßen, der gar nicht verloren gewesen war. Der Reihe nach umarmten und drückten sie ihn und redeten viel, am meisten natürlich Tante Sukutai – als letztes kam seine Cousine und Puran fiel aus allen Wolken; er hätte die kleine, patzige Alona beinahe nicht wiedererkannt!

„Was ist denn in nicht mal zehn Monden aus der frechen Ziege geworden, die sich meine Cousine schimpfte?!“ neckte er sie entsetzt und starrte sie an. Alona blinzelte.

„Wovon redest du?“

„Du hast Titten!“

„Oh weh!“ machte Sukutai im Hintergrund, als hätte er bei ihrer Tochter eine Krankheit festgestellt. Er sah das junge Mädchen verblüfft an. Sie war in den neun Monden ein großes Stück gewachsen, ihr Gesicht war nicht mehr so pummelig; eigentlich war gar nichts an ihr pummelig, weil sich ihr Babyspeck offenbar endlich ordentlich verteilt hatte. Statt des Babyspecks hatte sie plötzlich Brüste, zwar nicht übermäßig groß, aber definitiv erkennbar, oder lag das an dem engen Kleid, das sie trug. Ihre braunen Haare waren lang geworden und sie hatte sie sich mit einem Haarreifen aus Knochen aus dem Gesicht geschoben. Sie war richtig hübsch geworden, mit ihren bald zwölf Jahren würde sie bestimmt auch bald eine Frau werden.

„Werd nicht frech, sowas sagt man nicht zu einer Dame,“ behauptete die halbwüchsige Cousine etwas entrüstet, war aber, wie ihm auffiel, viel verhaltener als er es von ihr kannte. Sie strich sich durch die langen Haare und gab ihm die Hand. „Schön, dass du wieder da bist, jetzt habe ich wieder jemanden zum Nerven.“

„Das ist alles? Na, hör mal…“ Sie grinste keck und wandte sich zum Gehen. „Wobei du früher da bist als ich dachte, so ein Jammer. Es war so ruhig ohne dich.“ Sie kicherte und Puran starrte sie empört an.

„Hey, mehr Respekt bitte, ich bin jetzt ein Mann, du Trulla!“

„Spiel dich bloß nicht auf, du bist ja nicht der einzige Mann auf der Welt,“ sagte sie unbekümmert, „Darf ich gehen, Mutti? Ich hab den Tee ausgetrunken.“

„Himmel,“ machte Kiuk, und Sukutai war mit einem Mal ungewohnt bösartig.

„Du bleibst mir im Schloss!“ entrüstete sie sich keifend und zeigte auf ihre Tochter, „In dein Zimmer, mein kleines Mädchen, und ich merke, wenn du fort gehst!“

„Ich würde es nie wagen,“ stöhnte das Mädchen und verschwand im Schloss. Die anderen sahen sich an und Puran wunderte sich.

„Hab ich was verpasst?“

„Nichts, was nicht beschämend gewesen wäre,“ machte Nalani perplex. „Wer will erzählen?“

„Sukutai kann besser reden als ich,“ redete Kiuk sich raus und versteckte sich hinter seinen zehntausend Stammbaumpergamenten. Die Frau atmete tief ein und aus und verschränkte offenbar höchst aufgeregt die Arme vor der Brust.

„Meine Tochter, die deine Cousine ist,“ begann sie gezwungen gefasst, „Hat sehr, und ich fürchte, zu untertreiben, wenn ich nur sehr sage, aber etwas Besseres mag mir nicht in den Sinn kommen, so sehr ich mich bemühte; sehr also, sehr oft in Gahti bei ihren Freundinnen aus der Schule herumgetrieben. Ich sage getrieben, jawohl, nicht, dass du irgendwas Anzügliches denken magst, Puran, aber-…“ Er unterbrach ihren Redefluss.

„Wenn es nicht anzüglich war, warum ist dann hier so ein Tohuwabohu? Was hat sie denn gemacht?“

„Ihre Freundinnen!“ empörte Sukutai sich.

„Sie hat ihre Freundinnen gemacht?“

„Diese kleinen Luder, das war grauenhaft, ich fürchte, sie stiften mein braves Mädchen dazu an, Dinge zu tun, die sie sonst nicht täte!“

„Ich musste sehr lachen, ich weiß nicht, was du dich so aufregst, Sukutai,“ gackerte Tabari.

„Jedenfalls war ich einmal zufällig in Gahti zum Einkaufen, und ach, was sehe ich? Meine kleine Tochter mit ihren frühreifen Freundinnen, und sie alle trugen Sachen, das war, das war… mir fehlten die Worte! Deine Cousine, die meine Tochter ist, hatte einen Rock an, der war so kurz wie ein altmodischer Gürtel breit war, ihr wisst schon, diese fürchterlichen Dinger, für einen Gürtel viel zu breit, für die Länge eines Rockes an so einem jungen Mädchen – überhaupt an jedem Mädchen! – völlig unmöglich! Und an den Beinen hatte sie gar nichts, und Lippenstift!“

„Was macht sie denn mit Lippenstift an den Beinen?“ wollte Puran verwirrt wissen, ahnte aber, dass das nicht gemeint war, als seine Tante entrüstet die Hände rang.

„Lippenstift in einer Farbe von reifen Kirschen, bei allem Respekt, in so einer schrillen Farbe Lippenstift, das tragen doch nur Freudenmädchen!“

„Zumal an den Beinen,“ addierte Tabari scherzend, wurde aber gekonnt ignorierend.

„Ich ging also herüber und sprach sie an, mit ihren komischen Freundinnen aus Gahti, und sie lacht mich nur aus und sagt – was sie gesagt hat, ach! Wehe! Sie sagte zu mir, Ach, Muttchen, du hast ja keine Ahnung, was den Jungs heute gefällt!“

„So alt bin ich nun auch wieder nicht,“ jammerte Kiuk beleidigt.

„Ach was, du!“ jammerte seine Frau, „Muttchen! Sie hat Muttchen zu mir gesagt, als wäre ich eine verschrumpelte Greisin, eine hirnverbrannte, alte Großmutter, die schon ganz tüdelig im Kopfe ist, wehe!“ Und sie sah Puran an und fragte todernst: „Sprich, Junge von heute, gefällt dir etwa, wenn junge Dinger so herumlaufen? Sprich ehrlich zu mir, Puran, ich altes Muttchen muss wohl belehrt werden, ach!“

Puran konnte seine Tante etwas irritiert lachend beruhigen:

„Bei aller Liebe, Tantchen, nein… entweder bin ich ein sehr seltsamer Junge von heute oder Alona hat irgendetwas gestochen! In ihrem Alter, sie mag Brüste haben, das macht ihren Körper noch lange nicht zu einem richtigen Frauenkörper und mit einem halben machen so aufreizende Kleider sie nur ganz und gar lächerlich. Also, ich kenne jedenfalls niemanden, der auf so etwas-… na ja, Travi steht auf alles, was Titten hat, ich sollte ihn fragen, ob er sie so gesehen hat, wäre ja grauenvoll.“

„In der Tat,“ gab Nalani jetzt von sich, „Dahin schwindet die Anerkennung unserer Familie, ach!“ Sukutai schnaubte.

„Sagt mal, habe nur ich das Gefühl, oder veräppelt ihr alle meinen Wortlaut?“
 

„Du kleine Schlampe…“ wurde Alona begrüßt, als sie ihre Zimmertür öffnete und ihr Cousin davor stand. Sie schnaufte.

„Ja… ich hab dich auch gern,“ machte sie irritiert.

„Deine Mutter hat sich aufgeregt über den sehr kurzen Rock, den du angehabt haben sollst, und den knalligen Lippenstift, was ist in dich gefahren? Du weißt doch, dass sie viel Wert auf ordentliches Erscheinen legt…“

„Kann ich ahnen, dass sie mitten am Tag durch Gahti latscht?“ fragte das Mädchen verstimmt, „Das waren Sachen meiner Freundin, sowas besitze ich doch nicht. Aber die Mädchen finden es seit einigen Monden sehr schick, so herum zu laufen, soll ich mich etwa ausklinken, nur, weil meine Mutter eine konservative Trulla ist?“

„Mach, was du willst, aber doch nicht sowas, es geht gar nicht um deine Mutter!“ empörte er sich, „Ist dir klar, wie alt du bist? Titten machen dich nicht erwachsen, Alona, wenn du so halb nackt in der Gegend herum rennst und jedem Penner deinen Hintern zeigst unter dem kurzen Rock, was meinst du, wer dann plötzlich gerannt kommt und dich spannend findet? Sicherlich keine Jungs von heute, wie du es nennst, sondern perverse alte Böcke, deren Frauen krepiert, schwanger oder behindert sind und die seit Jahren keine hübsche Jungfrau mehr genagelt haben!“ Sie schwieg kurz, dann nickte sie.

„Ich danke dir für deinen Schutz Puran, aber ich bin kein Kind mehr. Ich verstehe deine Sorge, aber ich passe auf mich selbst auf. Beziehungsweise, andere tun das für mich mit. Als du weg warst, mussten mich auch andere beschützen. Ich bin nie alleine unterwegs, ich habe meine Freundinnen oder ich-…“ Sie brach abrupt ab und schürte damit nur sein Misstrauen.

„Oder was?“ hakte er nach.

„Nichts!“ keifte sie los, plötzlich verärgert, „Ich komme zurecht! Mich wird kein alter Penner vergewaltigen! Kümmere dich um deinen Kram und mische dich nicht in meinen ein, Puran!“ Sie schlug die Zimmertür zu und er trat verblüff von der heftigen Reaktion zurück. Als er wieder aufmachen wollte, war die Türe verschlossen.

„Alona! Mach auf, was ist denn mit dir? Ich habe es doch nicht böse gemeint, ich… ich mache mir nur Sorgen! Wenn dir etwas passiert, ist die Hölle los, und nicht nur bei mir! Du weißt das, sei nicht störrisch und mach auf!“ Aber sie erwiderte erbost:

„Ich habe dir nichts zu sagen! Guten Tag, der Herr!“ Er schnaubte jetzt ebenfalls verärgert.

„Fein, wie die Herrin mit der frechen Klappe befiehlt. Aber komm ja nicht auf die Idee, dich bei mir auszuheulen, und ich beschütze dich sicherlich niemals wieder vor sabbernden Pennern, die dir an die Wäsche wollen!“ Dann ging er und Alona war es recht so.
 

Natürlich hielt er sein Wort in keinem Fall – wie könnte er? Sie war wie eine Schwester für ihn, wie könnte er zulassen, dass ihr etwas geschah? Aber ihr seltsames Verhalten machte ihn nervös, das ärgerte ihn, da er so seit seiner Rückkehr schon Wochenlang keine Zeit gefunden hatte, die bei Meoran gelernten Dinge zu üben, um sie nicht wieder zu verlernen. Es dauerte bis zum Hochsommer, bis er endlich herausbekam, was ihr komisches Getue sollte.

„Was denn, sie hatte einen Rock an, der so kurz war wie eine Scheibe Brot lang ist? Ist ja furchtbar!“ erklärte Travidan, Purans verfressener Freund von der Mühle, empört, als sein Kamerad ihm eines Tages davon erzählte.

„Du denkst immer nur an Essen, jetzt vergleichst du Alonas Röcke mit Brot!“

„Ich meine, furchtbar, und ich hab’s nicht gesehen!“ addierte Travi da und fing an zu lachen bei Purans entgleisten Gesichtszügen. „Keine Sorge, war nur ein Witz…“

„Dir traue ich alles zu,“ jammerte Puran, „Meine Cousine ist erst zwölf, sie ist doch noch viel zu klein für einen Freund!“

„Was, mit zwölf, pff, einen Freund haben heißt doch nicht sofort in di Kiste springen,“ gackerte Travi, „Na ja, es sei denn, man heißt Narya, oder so…“ Puran sah ihn blöd an.

„Was, Narya?“

„Ja, es heißt, seit sie eine Frau geworden ist, schläft sie sich fröhlich durch den halben Jahrgang oder so… ich meine, sie ist echt hübsch, ich würde da ja auch nicht Nein sagen, dummerweise bin ich nicht ihr Typ, glaube ich.“ Puran schnaubte kurz. Du liebe Zeit! Er erinnerte sich an die Jujube-Sträucher und räusperte sich verhalten; ja, sowas würde er Narya zutrauen, so, wie sie ihn damals überfallen hatte. Travi kratzte sich am Kopf.

„Gehen wir zum Bäcker nach Gahti und kaufen Kuchen?“

„Verfressener Sack…“ brummte Puran, erhob sich aber von der Wiese, auf der sie sinnlos herum gehockt hatten. Es war heiß geworden und die Luft vom Meer war schwül, es war kein Wetter, um viel zu tun, schon gar nicht zu jagen und sich zu bewegen. „Na ja, dann schauen wir gleich mal, ob Kannar inzwischen da ist, als ich vorhin her kam, war der Idiot nicht daheim. Ich frage mich, was der besseres zu tun hat!“

„Der hat oft besseres zu tun, oder nicht?“ machte der dicke Müllerssohn, „Ich sehe ihn nur noch selten, dabei wollte wir doch zu dritt Broti erbauen! So ein Verräter!“

„Ja, wir stellen ihn in Broti an den Pranger und bewerfen ihn mit Obst und Gemüse,“ pflichtete Puran ihm bei, „Vielleicht ist er dauernd am Kiffen und hat deswegen vergessen, dass wir noch leben, der Spacko.“
 

Kannar war nicht am Kiffen. Die beiden Freunde fanden den Heiler, der inzwischen nach abgeschlossener Ausbildung auch in der Apotheke seines Vaters mit anpackte, weder in der Apotheke noch beim Bäcker (wo er im Allgemeinen eher selten anzutreffen war), sondern in der kleinen Teestube neben dem Bäcker. Travi hatte ihn auch mehr zufällig durch das kleine, dreckige Fenster entdeckt. Gahtis kleine Teestube war mal ein Gasthof gewesen, hatte aber so wenig Kundschaft gehabt, dass es sich selbst zur Teestube degradiert und jetzt immerhin ein paar Stammkunden hatte. Das Haus war nicht in bestem Zustand und der Dorfchef von Gahti, Mabis aufgeplusterter Vater, wollte es eigentlich abreißen und ein moderneres, schöneres bauen lassen, um den Ruf seines Dorfes zu verbessern. Zu seinem Pech waren trotz des Desinteresses an dem Teehaus die meisten Bürger gegen den Abriss, weil das alte Haus etwas Nostalgisches und Antikes hatte, das zu bewahren sich lohnte, wie man fand.

Als Travi Kannar verblüffenderweise in dem schäbigen kleinen Teehaus entdeckt hatte, waren die beiden Freunde sofort hinein gerannt. Und noch verblüffender war die Tatsache, dass der Heiler nicht alleine hier saß.

„Was… im Namen von allem, das heilig ist, geht hier vor?!“ schnappte Puran empört und sah seine kleine Cousine an, die unverfroren Kannar gegenüber auf einem Hocker saß und vor sich eine schlichte Tontasse stehen hatte.

„Na, Überraschung,“ sagte Travi ebenfalls verblüfft, „Was sitzt ihr denn hier in der Teestube?“

„Wir trinken Tee, du wirst es nicht glauben,“ meinte Kannar verstimmt, und Purans Blick, der immer grantiger und empörter wurde, machte ihm insgeheim Angst. Verdammt, es war eine dumme Idee gewesen, herzukommen!

„Tee trinken, ja, ja, wir wissen ja, was dabei rauskommt, wenn es fertig ist!“ zischte der Sohn des Statthalters da auch schon, „Ich denke da empört an meine Großmutter, die mit Zoras Chimalis Tee trinken ging!“ Alona errötete wie auf Knopfdruck und die beiden Jungen verstanden nur Bahnhof.

„Was, deine Großmutter?“ sagte Travi, wartete aber keine Antwort ab und bestellte sich verdrossen einen Tee mit viel Zucker.

„Was denkst du bitte?!“ schnappte Alona hochrot im Gesicht an ihren Cousin gewandt, „Wir trinken nur Tee, verdammt, ist das verboten!“

„Bist du doof in der Birne?!“ herrschte er sie an und fuhr zu Kannar herum, „Was machst du Sack mit meiner Cousine?! Erst abfüllen und dann flachlegen oder was?!“

„W-was?!“ japste Kannar, „Wie bitte?!“

„Was war das für ein Tee?!“ grunzte sein Freund zornig weiter und schnappte Alonas leere Tasse, um daran zu riechen. „Sicher Schlaftee oder Tee, der bekifft macht, damit sie sich später nicht mehr erinnert?!“

„Es war schwarzer Tee mit Honig,“ machte Kannar entsetzt, „W-wovon redest du, was ist dein Problem?!“

„Du gehst nicht mehr Tee trinken, Alona!“ empörte Puran sich weiter, „Deine Mutter macht sich Sorgen und das zurecht! Männer sind alle Schweine und haben nur das Eine im Kopf, wie… wie siehst du bitte aus, sind das die Sachen deiner Freundin?!“ Er starrte sie an. Ihr Rock war zwar deutlich länger als die altmodischen Gürtel breit waren, aber er reichte ihr dennoch nicht mal bis zu den Knien. „Wenn du so herum rennst!“ empörte er sich entsetzt weiter. Alona sprang auf und stampfte wütend mit dem Fuß auf.

„Wir trinken nur Tee, jetzt mach mal halblang!“ schrie sie, „Ich habe mich schon oft mit Kannar getroffen, als du weg warst, wir haben oft gemeinsam Tee getrunken und geredet, und keiner hatte irgendwelche abscheulichen Gedanken!“

„Was weißt du, was in seinem Kopf abgeht?!“ schnaufte der Ältere ärgerlich.

„Wenn Männer alle Schweine sind, was bist dann du?“ schnappte sie und er blinzelte blöd. Dann räusperte er sich.

„Na, hör mal, wenn sich eine Frau, die nicht gerade meine Cousine ist, in so einem Aufzug vor mich hinsetzt, was soll ich machen?“ Er fragte sich, was er wohl machen würde, wenn Ruja in so einem Kostüm mit ihm Tee trinken würde – ach, er sollte aufhören, an sie zu denken! Sie schnaubte.

„Dann bist du vielleicht pervers, Kannar ist es nicht! Dass du mir nicht vertraust ist eine Sache, aber deinem eigenen besten Freund solltest du vertrauen, oder?!“ Er erstarrte kurz, als sie vor ihm wütend die Fäuste ballte. Dann wandte sie sich an Kannar und verneigte sich. „Vielen Dank für den Tee. Auf Wiedersehen!“ Ehe Kannar etwas sagen konnte, hatte Alona sich mit wehenden Haaren umgedreht, Puran noch einen vernichtenden Blick zugeworfen und war aus dem Teehaus gerannt. Die Jungen standen und saßen da wie vom Donner gerührt. Nur Travi trank seinen Tee.

„Was habt ihr getan?“ fragte er theatralisch. Dann stand Kannar auf.

„Verdammt, was… ist in dich gefahren?!“ rief er und sah Puran an, „Sie ist deine Cousine! Denkst du echt, ich würde ihr ein Haar krümmen?!“

„Was läuft zwischen euch beiden?“ fragte Puran unverfroren, „Raus mit der Sprache, du bester Freund, der mit meiner Cousine anbandelt!“

„Nichts, außer Tee trinken! Wir haben uns beim Frühlingsfest in Tuhuli zum ersten Mal getroffen, zufällig, und weil ihr ihre Freundinnen weggerannt waren, mit denen sie da gewesen war, habe ich sie nach Hause gebracht, damit sie nicht allein gehen muss, ist das falsch? Wenn ich das nicht gedurft hätte, verzeiht, Prinz Lyra!“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war unüberhörbar und Puran errötete, als er sich plötzlich schäbig vorkam, so ein Theater gemacht zu haben.

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du sie öfter triffst?“ brummte er dann, „Du hast seit ich wieder hier bin mit keinem Sterbenswort etwas erwähnt!“

„Bin ich dazu verpflichtet, weil sie deine Cousine ist?“

„Es hätte uns allen den heutigen Ärger erspart. Ich hätte mich dann eben früher aufgeregt, aber nicht in dem Maße! Ich-… versteh doch, Kannar, ich sorge mich nun mal! Würdest du dich nicht auch um Akila sorgen, wenn sie plötzlich mit Leuten Tee trinkt?!“

„Ähm – nein. Außerdem ist das anders, sie ist älter als ich. Wie auch immer, wie soll es weiter gehen? Alona redet jetzt sicher weder mit mir noch mit dir jemals wieder, super gemacht…“

„Ach, ich finde sie auch ganz niedlich,“ gackerte Travi, bekam strafende Blicke als Antwort und trank hastig seinen Tee weiter. Kannar errötete und drehte den Kopf weg.

„Ihr seid so… verdammt noch mal! Du bist zu albern, du bist zu ernst, könnt ihr beide nicht normal sein?! Ach, lasst mich doch einfach in Ruhe!“ Damit stampfte er ebenfalls aus dem Teehaus und die beiden anderen sahen ihm perplex nach. Puran schnaufte.

„Der stellt sich an! Erst meine zwölf Jahre alte Cousine anbaggern, die nicht mal eine Frau ist, und dann beleidigt wegrennen!“

„Ah, komm, du hast dich auch ganz schön bescheuert aufgeführt,“ machte Travi erstaunlich diplomatisch und Puran sah ihn entrüstet an.

„Wie bitte?! Warum hält nie einer zu mir?!“

„Am besten entschuldigen wir uns einfach bei den beiden, dass wir sie gestört haben,“ schlug der Dicke leise vor, „Das war wirklich nicht so nett… wenn sie sich doch mögen…“

„Wie bitte, wieso mögen die sich ohne meine Erlaubnis?!“

„Ah,“ Travi wusste sehr genau, wie er seinen Freund ganz schnell zum Schweigen bringen konnte, „Ohne deine Erlaubnis! Da kommt der Diktator in dir durch, vielleicht kommst du ja nach deinem Großvater…“ Wie erwartet erstarrte der Jüngere sofort.

„Sag das nie wieder,“ zischte er dann bedrohlich leise, „Sag das… nie wieder, oder du wirst es bereuen, Travidan Ando.“ Damit kehrte er seinem Freund auch den Rücken und stampfte beleidigt davon. Travi rief ihm nach:

„Reg dich ab, sortiere erst mal deine wirren Gedanken! Du hast zu viel im Kopf und bist deswegen so pissig!“ Er wurde von hinten angetippt und als er hoch sah, stand der Besitzer des Teehauses hinter ihm. „Eh…“

„Bezahl bitte die drei Tassen Tee, die ihr Rüpel hier getrunken habt, du Banause!“
 

Vielleicht hatte Travi recht. Nein, er hatte sogar höchstwahrscheinlich recht. Travi war in der Schule zwar nie eine Leuchte gewesen, aber wie man mit Menschen umgehen musste, wusste er sehr viel besser als seine beiden Freunde zusammen, hatte Puran sich schon öfter gedacht. Travi war ein guter Junge. Es tat ihm leid, ihn so angefahren zu haben… aber auf seinen Großvater reagierte er nun mal empfindlich, der Idiot wusste das doch ganz genau!

Er sollte seine Gedanken sortieren… all den Müll, der in seinem kopf schwirrte. Es war ihm egal, was Alona machte, was Kannar machte, da war so viel anderes, was irgendwie bedeutsamer erschien. Da war immer noch Ruja in seinem Kopf, Meorans bildschöne, lächelnde Frau, und er hasste sich dafür, dass er sie noch immer so sehr begehrte, dass allein die Gedanken an ihr Lächeln ihn erregten. Andererseits war da Cholena, das blonde Mädchen aus Rathuk… er fragte sich in dem Moment, was wohl aus ihr geworden war. Plötzlich sehnte er sich danach, sie zu treffen, denn immer, wenn er mit ihr gesprochen hatte, hatte sie ihn beeindruckt und danach war alles besser gewesen. Er erinnerte sich flüchtig an das seltsame, intime Gefühl, das er gespürt hatte, als ihre Hände einander berührt hatten…

Aber am wichtigsten, störendsten und am meisten im Vordergrund seiner Gedanken waren die Träume, die ihn jede Nacht um den Verstand zu bringen drohten. Der Regen aus Flammen und Blut, der die Welt überflutete, die weißen Spiralen im dunkelsten Schatten einer boshaften Finsternis… jedes Mal, wenn er den Traum sah, wachte er entsetzt auf, gepackt von den kalten Klauen einer panischen Angst, die er sich nicht erklären konnte. Wie konnte er etwas so dermaßen fürchten, von dem er nicht mal wusste, was es war?
 

Er wusste nicht, wohin er gehen wollte, jedenfalls nicht nach Hause, da konnte ihm auch niemand weiter helfen. Es tat ihm jetzt schon leid, Alona, Kannar und Travi so angeschrien zu haben, er würde sich bei allen dreien entschuldigen müssen. Fraglich war nur, ob das verzeihlich war…

Er wusste nicht, wohin seine Füße ihn in seinem aufgewühlten Zustand trugen, er merkte nur mit fortschreitendem Tage, dass es düster wurde und bald darauf zu regnen begann. Irgendwann blieb er mitten auf der Straße stehen, die jetzt durch ein kleines Dorf führte. Er hatte keine Ahnung, wo er war, und es war ihm auch egal, sein Instinkt würde ihn schon wieder heim führen, wenn er wollte.

„Ach, was soll’s…“ stöhnte er resigniert, „Irgendwann muss ich ja ohnehin heim, bevor Mutter mich grillt…“

„Na, welche Ehre verschafft unserem Dörfchen denn dieser Besuch?“ Puran fuhr herum, als plötzlich hinter ihm jemand sprach. Er wollte erst entsetzt schreien, dann erkannte er aber seinen alten Freund Madanan hinter sich stehen, in der Hand einen Schirm, gemantelt und gestiefelt und auf dem Rücken ein Rucksack.

„Madanan!“ machte Puran perplex.

„Dich habe ich ja ewig nicht gesehen,“ meinte der Schwarzhaarige und neigte höflich den Kopf. „Bist du schon lange aus Tuhuli zurück? Ich war zwar vor zwei Wochen wieder daheim, bin jetzt aber noch mal in Kadoh gewesen. Die Berge da sind wirklich schön.“

„Was machst du in Kadoh?“ wunderte Puran sich überrumpelt.

„Na ja, an sich nicht mehr als durch die Gegend reisen, aber man sieht interessante Dinge auf diese Weise. Dummerweise sprechen die meisten Eingeborenen in den kleinen Kaffs in Kadoh nicht die Einheitssprache, oder wenn, dann mit einem sehr seltsamen Dialekt, es ist nicht so einfach, sich da zu verständigen. Was ist mit dir, was machst du hier in Dralor?“ Puran war zu fasziniert von den Gedanken an die Provinz Kadoh im Westen des Landes und verstand die Frage erst nicht, so dauerte es, bis er antwortete:

„Ich, ähm… weiß selbst nicht so genau.“

„Dann komm doch mit zu mir, bevor du hier im Regen stehst und dir den Tod holst. Du kannst mit zu Abend essen, wenn du magst.“
 

Das war ein sehr freundliches Angebot. Puran dachte sich dabei, dass er noch nie bei Madanan daheim gewesen war. Das Haus, in dem die Tevvys und die Marus zusammen wohnten, war ein ansehnliches, großes Haus.

„Puraaaan!“ johlte Narya, Madanans stürmische Cousine mit den blonden Locken, als die beiden zur Tür herein kamen, und schon hing das Mädchen an Purans Hals. „Das ist aber eine Überraschung, welche Ehre!“

„Luft, l-lass mich atmen!“

„Hey, und ich bin zwei Wochen in Kadoh und bin dir völlig egal? Na, besten dank, Cousine,“ sagte Madanan gespielt beleidigt.

„Ach, du, Puranchen war noch nie hier!“ ereiferte sich Narya grinsend und schenkte dem Gast einen sehr eigenartigen Blick, worauf dieser gegen seinen Willen prompt errötete. „Komm, ich zeige dir das Haus!“
 

Der Abend in Dralor war sehr nett. Madanans und Naryas Familie war sehr freundlich und zuvorkommend. Die meiste Zeit erzählte Madanan von seiner Reise nach Kadoh, als sie mit dem Essen fertig waren. Kadoh bestand fast nur aus Bergen, zwei große Gebirgsketten verschlagen in diesem gebiet einander, die höchsten Gipfel des Landes Kisara waren in den Kadoh-Bergen und den Iketh-Bergen. Wirklich bewohnbare Gegenden gab es nur im Norden, im Nordosten und im Süden der Provinz. Während Madanan erzählte, hing Narya die meiste zeit glucksend an Purans Hals oder tippte ihn unter dem Tisch mit ihren Füßen an. Als er einmal etwas verhalten zu ihr herüber sah, grinste sie wiederum fröhlich. Narya war eine seltsame junge Frau, stellte er zum wiederholten Male fest, je länger sie nebeneinander am Tisch saßen, je öfter ihre Hände unverhofft nach seinen Oberschenkeln fassten, ganz flüchtig nur, aber die Geste war deutlich genug. Und er war definitiv nicht abgeneigt, was das Mädchen betraf…

So wunderte er sich wenig über sich selbst, als es Nacht wurde und er das Angebot der Familie annahm, über Nacht zu bleiben.

Vielleicht würde es ihn auf andere Gedanken bringen, dachte er sich verhalten, als er über ihr in ihrem Bett lag und mit ihr schlief. Mit Narya zu schlafen war anders als es mit Ruja zu tun; Narya war kleiner als Ruja, sie war auf andere Art temperamentvoll, sie hatte weniger mystisches an sich und war dadurch viel greifbarer, als sie unter ihm laut stöhnte und sich in wilder Leidenschaft an seinen Unterleib presste, forderte, verlangte und ihn schnell über seine Grenze hinaus trieb. Auch, wenn es nicht Ruja war, es war dasselbe Feuer, das seinen Körper einnahm, als er sich in ihr ergoss und sich dann stöhnend neben sie rollte, wo sie sich keuchend an ihn schmiegte. Eine Weile lagen sie schweigend da und lauschten dem heftigen Atmen des anderen und ihrem eigenen, rasenden Herzen.

„Jetzt haben wir beendet, was unter den Jujube anfing,“ grinste Narya irgendwann und strich sich durch die blonden Haare. „Ich hoffe, ich habe dich nicht zu sehr überfallen, aber… ich…“ Er räusperte sich.

„Schon gut. Ich hatte es genauso nötig wie du.“ Erstaunlicherweise errötete sie.

„Was denn, wirklich?“ Er antwortete nicht, legte nur seufzend einen Arm um ihren nackten Körper und zog sie dichter an sich heran.

„Stimmt es, was ich gehört habe, dass du so… oft die Betten wechselst?“ hörte er sich dann fragen. Sie setzte sich auf. Als er sie ansah, saß sie neben ihm im Bett und strich sich wieder durch die blonden Locken, ihn ernst ansehend.

„Also, wenn du gedacht hast, wir beide werden jetzt ein zuckersüßes Liebespaar, muss ich dich enttäuschen, das hier war rein körperlich. Ich dachte, das wäre dir bewusst.“

„Ist es, Narya, ich habe dich gern, aber ich bin keines Falls verliebt in dich. Ich war nur neugierig…“ Das Mädchen lachte verlegen.

„Ähm, na ja, ich… ich bin keine Nutte oder so… ich meine… klar habe ich nach meinem Blutritual mit mehreren geschlafen…“

„Wie viele davon kenne ich persönlich?“ wunderte er sich feixend und die dachte nach.

„Also – zwei? Drei? Ach, keine Ahnung. Ich habe eben noch nicht den richtigen gefunden, mit dem ich mein Leben verbringen will… was ist mit dir, Puran? Hast du eine Frau im Auge?“ Er hüstelte.

„Keine, die ich haben könnte, sagen wir es so.“ Narya legte sich wieder zu ihm und strich mit den Fingern auf seiner Brust auf und ab, küsste zärtlich seinen Hals und seine Schulter.

„Oh, so ist das also… wer ist sie? Die Freundin eines anderen Kerls?“ Er räusperte sich.

„Die Frau eines guten Familienfreundes. Aber reden wir nicht darüber, das wird sich schon biegen.“ Er grinste und verdrängte die Gedanken an Ruja; er wollte jetzt wirklich nicht an sie denken oder gar über sie sprechen. Narya musste das alles nicht wissen.

Das Mädchen verstand ihn und rollte sich plötzlich über ihn, setzte sich auf und zeigte ihm ihren hübschen, reifen Körper, während ihre Hände nach seiner Mitte griffen.

„Du denkst zu viel nach, Puran…“ raunte sie leise und grinste verschmitzt, „Schlaf noch mal mit mir. Entspann dich, du bist sooo ernst und verbissen…“

„Das ist nicht ganz leicht, weil ich-…“ Er kam nicht weiter, als sie sich über ihn beugte und ihn heftig auf die Lippen küsste. Er gab seinem inneren Verlangen schnell nach, als ihre Zunge in seinen Mund glitt und ihre Hände ihn bearbeiteten, bis er sich hart aufrichtete. Ja, es war gut… er wollte den ganzen anderen Kram um sich herum vergessen. Er wollte mit ihr schlafen, er wollte nicht an all die beunruhigenden Dinge aus seinem Traum denken, oder an Alona und seine Freunde, die er heute alle auf einmal vergrault hatte. So zog er das blonde Mädchen keuchend wieder zu sich herab, als sie sich von seinen Lippen löste, um sich erneut mit ihr zu vereinen.
 

Die Träume holten ihn wieder ein. In der Nacht kehrte der Flammenregen über Tharr zurück und mit ihm die weiße Spirale, die im Schatten tanzte, um Puran um den Schlaf zu bringen. Als er leise vor sich hin fluchend aufstand und aus dem Fenster in Naryas Zimmer hinaus starrte, verflog das üble Gefühl auch nicht wirklich. Oben am Himmel waren die beiden Monde Ghia und Zuyya zu sehen. Ghia groß und grünlich, Zuyya im Hintergrund und bläulich. Puran war nie mit einem Raumschiff auf einen er beiden Monde gefahren; beide waren genauso bewohnt wie Tharr und man konnte sie befahren. Man sagte sich, Tharr sollte von außen rot leuchten, wenn man ihn von Ghia oder Zuyya betrachtete; dabei war der Himmel innen grün, Puran hatte keine Ahnung, ob das Gerücht stimmte und wie das angehen konnte. Eigentlich war es ihm auch egal… als er seinen Blick wieder zum kleinen Mond Zuyya schweifen ließ, hatte er für einen kurzen Moment, dass das schlechte Gefühl aus seinem Traum wieder zurückkehrte… aber nur kurz, nachdem er einmal geblinzelt hatte, war es genauso plötzlich verschwunden, wie es gekommen war. Puran hatte keinen kopf dafür, sich darüber weitere Gedanken zu machen. Ihm schwirrte genug Krempel im Hirn herum.
 

Zu allererst musste er sich um seine Cousine und Kannar kümmern. Am Morgen verabschiedete er sich von den Tevvys und Marus, insbesondere von Narya, die wieder glucksend an seinem hals hing und die dafür einen kurzen Kuss bekam. Und wenn er sich nicht schnell von ihr gelöst hätte und gegangen wäre, so hatte er das Gefühl, sie wäre am liebsten auf offener Straße noch mal über ihn hergefallen, vor all ihren Verwandten, so intensiv, wie sie seinen Kuss erwidert hatte. Eine seltsame Nymphomanin schien sie zu sein, dachte er bei sich.

Da er Alona jeder Zeit finden konnte daheim, wollte er zuerst nach Kannar sehen. Er fand seinen Freund in der Apotheke seines Vaters und er war fleißig am Arbeiten, sortierte Medikamente in Schränke und portionierte von seinen Eltern hergestellte Medizin in Flaschen und Dosen. Zuerst warf er Puran einen Blick zu, dann tat er, als wäre er Luft.

„Kannar, ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen,“ begann sein Freund ehrlich. Kannar grunzte.

„Reichlich spät. Ist dir über Nacht eingefallen, wie bekloppt du dich aufgeführt hast?“

„Schon vorher – sag mal, willst du meinen Standpunkt eigentlich nicht verstehen? Ich weiß, dass ich überreagiert habe, dass es falsch war und dass-…“

„Ja, leicht überreagiert,“ zischte der Heiler. „Hältst du mich echt für einen perversen Wichser, der ein junges Mädchen sofort ficken will?! Das hat mich ehrlich gesagt viel mehr entsetzt als dass du uns beim Tee trinken gestört hast.“

„Ich… ich weiß doch, ich… ich bin in der letzten zeit gestresst und verwirrt, Kannar! Das ist keine Entschuldigung, ich weiß, aber – du… weißt doch innerlich auch, dass ich… dir das niemals allen Ernstes zutrauen würde. Oder? Es… tut mir leid, was ich gesagt und gemacht habe gestern, es war unrecht.“

Kannar seufzte.

„Entschuldige dich mehr bei Alona…“ murmelte er, „Ich glaube, für sie war das schlimmer. Ich hab’s dir gestern nicht gesagt, aber diese Male, die wir uns getroffen haben – abgesehen vom ersten Mal in Tuhuli – war meistens sie es, die mich gefragt hat, ob ich nicht Zeit hätte. I-ich meine…“ Jetzt wurde er plötzlich rot, „Ich habe keine Ahnung, ob sie… ob sie… echt das von mir will was… Mädchen nun mal wollen, wenn sie so sind-… ich meine… ich? Wieso ich, ich bin weder überaus hübsch noch talentiert… und wir sind vom selben Stand.“ Puran sah ihn erstaunt an.

„W-was?“ japste er, „Moment, du meinst… Alonachen ist… ich meine, denkst du, sie ist in dich verknallt?“ Kannar hüstelte.

„Nicht, dass ich damit angeben wollte – ich meine nur, sieht es nicht danach aus? Ich bin ja nicht völlig dumm, weißt du…?“ Die Jungen sahen sich bedröppelt an.

„Und was sagst du dazu?“ murmelte Puran dann, „Was, wenn es so wäre?“ Sein Freund errötete verlegen, räumte die letzten Dosen mit Medizin weg und kam hinter dem kleinen Tresen hervor.

„Ich… fühle mich zu unrecht geehrt, sowas verdiene ich Depp gar nicht. Ich meine, aus ihr wird eine bildhübsche Frau werden und sie ist klug… ich kann jetzt Pause machen. Gehen wir eine rauchen? Ich sterbe hier drinnen.“ Puran nickte schweigend und nachdem Kannar nach einer Mutter gebrüllt hatte, sie solle sich um den Rest kümmern, gingen sie hinaus. Während sie rauchend durch das Dorf wanderten und sich beide fragten, wer eigentlich den Tee bezahlt hatte, als sie am Teehaus vorbeikamen, fuhr Puran dann verlegen fort.

„Kannar, ich… will noch etwas klarstellen. Wir reden nicht mehr über Alona – sie ist alt genug um selbst zu entscheiden. Wenn ihr beide euch… eben mögt, dann… dann mögt ihr euch. Ich werde mich da nicht zwischen stellen, weil-… du mein Freund bist und… ich sie lieber dir gebe als irgendeinem Arsch, den ich nicht kenne.“ Der Heiler gluckste.

„Aha, gestern klang das aber noch anders, dir hat wohl jemand das Gehirn gewaschen…“

„Wenn, war es Naryas Schuld,“ grummelte der Ältere perplex und Kannar verschluckte sich mit dem Rauch der Zigarette und hustete.

„Wie, Narya, bist du bei ihr gewesen?“ Er fing dreckig an zu lachen. „Also der nächste Depp, den sie in ihrem Bett hatte?“

„Nur, weil ich sage, sie hätte Schuld, heißt das nicht, ich wäre in ihrem Bett gewesen.“

„Dein Gesicht sagt alles. Verdammt, du hast sie gefickt, oder?“

„Du liebe Zeit, sowas sagst du auf der Straße – meine Tante wimmelt hier manchmal überraschend herum…“ sagte Puran hüstelnd, „Hattest du nicht auch inzwischen dein Blutritual?“

„Ja, klar, aber im Gegensatz zu dir oder anderen muss ich deswegen nicht dauernd vögeln,“ gluckste der Heiler und Puran brummte errötend.

„Hallo, das war doch nur einmal! Na ja, zwei-… ach, eine Nacht, basta. Lass mich doch, ich mach das halt gern! Wer hat dein Ritual gemacht?“

„Die fette Nachbarin,“ machte sein Kumpel missmutig, „War nicht so berauschend, aber na ja, ich war sternhagelvoll und hab mir vorgestellt, statt der fetten Tante ihre Tochter zu nageln, die ist viel hübscher, leider ist sie hochschwanger und kann daher nicht…“

„Na, kein Wunder, dass du nicht so darauf aus bist…“

„Siehst du? Warum sollte ich also deine Cousine ficken wollen? Ich meine, ich würde sie definitiv zehnmal der fetten Nachbarin vorziehen, das gebe ich zu, aber so insgesamt… verdammt, du hast das letzte Fest in Tuhuli gar nicht mitgekriegt, oder, obwohl du da warst? Das, wo ich Alona heim gebracht habe, da war die Hölle los, in unserem Jahrgang und der Umgebung waren irgendwie fast alle auf Orgien aus, das war entsetzlich. Du hättest Travi sehen sollen.“

„Er hat’s doch hoffentlich nicht auf der Straße getrieben? Ich würde mich für ihn schämen…“

„Das nicht, nein, aber das letzte Mal, dass ich ihn an dem Tag gesehen habe, hatte er von irgendwo eine Flasche Wein geklaut und um sich herum drei gackernde Weiber, die an ihm hingen und quasi dabei waren, ihn auszuziehen, irgendwie sind sie in irgendeine abgeschiedene Gasse verschwunden, hat mich nicht weiter geschert… aber ich war leicht verwirrt…“
 

Während Kannar offenbar einen versöhnlichen Tag hatte, war Alona bockiger. Aber ihr Cousin war es gewohnt, dass sie bockig war, und dagegen half meistens Hartnäckigkeit. Sein Vater hatte sich gelegentlich beschwert, wie furchtbar es wäre, wenn die Kinder sich stritten, da alle beide stur waren wie zwei alte Esel. Dass Puran das von seiner Mutter hatte, war ihm klar, er wunderte sich nur, von wem Alona das hatte bei ihren netten Eltern.

„Du denkst, mit einem einfachen Tut mir leid ist alles vergessen und vergeben?“ empörte Alona sich lauthals, und ihr Cousin duckte sich unter einem Buch hinweg, das sie nach ihm warf. „Du hast sowohl mich als auch Kannar beschämt, lass mich doch einfach! Am besten gehst du mir aus den Augen für den Rest deines Lebens!“

„Jetzt übertreib mal ni-… aahh! Bist du verrückt?!“ Er duckte sich entsetzt erneut, als sie mit einer zum Glück nicht brennenden Öllampe nach ihm warf und diese zu Boden stürzte und kaputt ging. „Alona, jetzt reiß dich mal zusammen!“

„Du hältst deinen eigenen Freund für einen Ficker und mich für eine Nutte, die gefickt werden will!“ schrie das Mädchen und es war ihr egal, ob sie jemand hören würde. „Ich bin eine Frau von Rang und Ehre, ich lasse mich nicht auf solche Niveaus herab!“

„Von wegen Frau, du – aahh!“ Er hechtete keuchend zur Seite, als sie noch drei Bücher nach ihm warf, das letzte traf ihn am Hinterkopf und warf ihn glatt durch die Wucht zu Boden. Er drehte sich stöhnend auf den Rücken und rieb sich die Beule am Kopf, ehe er zu Alona hoch sah, die wutentbrannt und hochrot im Gesicht in ihrer Zimmertür stand.

„Du hast keine Ahnung von meinen Gedanken und Gefühlen, ich will nicht, dass du dich weiter einmischst!“ schnappte sie, „Lass mich doch! Ich bin erwachsen genug, um alleine klar zu kommen, Puran!“ Er rappelte sich auf und das Mädchen stutzte, als er sie plötzlich kaltblütig ansah mit einem Blick, den sonst höchstens seine Mutter kannte.

„Sage, was du magst, du bist ein Mädchen, Alona,“ sagte er dumpf. „Du verhältst dich mit deinem kindischen Gezeter und Gemecker jedenfalls nicht im Entferntesten wie eine erwachsene Frau, also reiß deine Klappe nicht so weit auf und finde deinen Platz in der Familie!“

Sie schwieg und senkte für eine Weile den Kopf, während er mürrisch nach Luft schnappte und versuchte, seine ruinierte Frisur zu richten. Was bildete die sich ein?

„Ich habe mich entschuldigt und weiß, dass ich mich daneben benommen habe. Ich habe mit Kannar gesprochen und ich werde euch sicher nicht mehr im Weg sein. Mehr kann ich nicht tun, Alona, dass du trotzdem noch herum krakeelst ist nicht recht und absolut überflüssig,“ erläuterte er seine harschen Worte und die Cousine sah ihn trotzig an.

„Du bist eindeutig der Sohn deiner Mutter,“ sagte sie, „Wenn du wütend bist, habe ich Angst vor dir, Puran.“ Er sagte nichts und sie senkte den Kopf wieder und fing an, ihre langen Haare um ihre Finger zu drehen. „Gut, ich nehme deine Entschuldigung an. Am besten, wir sprechen nie wieder darüber.“ Sie wollte sich abdrehen und weggehen, aber er hielt ihr handgelenk fest und sah sie jetzt wieder ruhiger an. Dann räusperte er sich.

„Du hast Kannar sehr gern, oder?“ Er wagte es einfach mal, direkt auf sie loszugehen und sie reagierte quasi so, wie er erwartet hatte, als sie errötete und sich peinlich berührt aus seinem Griff wand.

„Geht dich doch nichts an!“ schnappte sie und er musste grinsen. Also Volltreffer.

„Ist gut,“ sagte er und hob abwehrend die Hände, als sie ihn schon funkelnd anstierte, „Ich sage nichts weiter. Zu niemandem.“ Mit einer wohlerzogenen Kopfneigung ließ er sie allein und das Mädchen schloss verlegen seine Zimmertür, ließ sich auf ihr weiches Bett fallen und drehte verlegen ihre Haare weiter. Plötzlich fühlte sie sich weitaus weniger erwachsen als sie es gerne hätte.
 

Der Sommer war heiß. Obwohl der Sommermond, der Hochsommer in Dokahsan, sich schon dem Ende neigte, blieb es erbarmungslos heiß im Land. Die Sonne schien das ganze Land verbrennen zu wollen; nicht nur im Norden der Welt war es heiß, ganz Kisara und auch die Nachbarländer litten unter der grausamen Hitze. Die drückende Luft war quälend und beunruhigend.

Puran hatte mitunter das Gefühl, wenn er träumte, dass er dem Ende der Welt zu greifen nahe käme. Er hatte das Gefühl, den Arm ausstrecken zu können und es erwischen zu können, das Ende und die Bedeutung dieser Worte, die ihn seit seiner Kindheit jagten. Doch jedes Mal, wenn er es versuchte, wenn er nach den Antworten greifen wollte und beinahe soweit war, den Flammenregen und die Spirale zu erfassen, dann verblassten sie plötzlich in einer endlosen, grauenhaften Schwärze, die ihn noch viel mehr beunruhigte als es jeder Schatten zuvor je getan hatte. Und die Geister lachten ihn aus und gackerten:

„Du bist noch kein Herrscher der Geisterwinde, Puran! Du bist noch nicht soweit, es zu begreifen!...“
 

„Dann macht mich doch dazu!“ brüllte er aufgebracht, als er aus dem unruhigen Schlaf hochfuhr, und er sprang wie vom Fuchs gebissen aus dem Bett und schrie die Geister aus dem offenen Fenster heraus an. „Dann macht doch aus mir, was ihr mir vorbestimmt habt, statt mich anzugackern und mich in der Dunkelheit wandeln zu lassen wie einen blinden Bettler! Ihr wahnsinnigen Ausgeburten der Himmels- und Erdmächte! Ihr Scharlatane, ihr solltet mir zu Füßen liegen und ich sollte euch lenken! Ihr lacht über mich, nicht wahr?! Der dumme Junge, der jahrelang seine Bestimmung als Schamane nicht anerkennen wollte, ja, ach, lacht ihr nur! Ich werde kommen und euch zerfetzen, wenn ihr mir verschweigt, was ich tun soll! Gebt mir das Ende der Welt, los doch!“ Wutentbrannt riss er beide Arme hoch und streckte sie zur Seite aus, „Hier bin ich, ihr verdammten Narren! Wo ist das Ende der Welt?! Was wollt ihr von mir, ihr Rätselsteller?!“ Er schrie und fluchte und schimpfte, doch die Geister antworteten ihm nicht und schwiegen still. Wutentbrannt raufte er sich die wuschigen Haare und rannte immer noch lauthals fluchend und brüllend in seinem Zimmer auf und ab, bis seine Stimme versagte und er nur noch husten konnte. Stöhnend lehnte er sich erschöpft gegen den Kleiderschrank im Zimmer und atmete heftig ein und aus. Ihm war heiß und er fuhr sich mit den Fingern über die verschwitzte Stirn, als die gewohnten Schwindelanfälle und die Übelkeit ihn übermannten, die er oft verspürte nach den grausigen Träumen.

Als er im Bad war, kam seine Mutter. Noch japsend über das Waschbecken gebeugt fuhr er sich mit der hand über die zitternden Lippen und sah sie verstört an, wie sie da stand in ihrem Morgenmantel und ihn ernst anblickte.

„Schrei nicht,“ war alles, was sie sagte. Er schnappte verzweifelt nach Luft. Die Übelkeit am zurück und er erbrach sich erneut, ehe er fluchend den Kopf zu ihr drehte.

„Wie soll ich nicht schreien?! Sag es mir! Ich werde wahnsinnig, jede verdammte Nacht werde ich wahnsinnig! Mein Körper hält das nicht aus, ich bin an der Grenze meiner Kräfte! Ich habe verflucht noch mal allen Grund, zu schreien! Mir ist kotzübel und ich habe das Gefühl, mir die Seele aus dem Leib zu würgen, reicht das?!“

„Puran, du wirst es so nicht besser machen!“ erwiderte sie sanft und kam zu ihm. Ihre Hand strich durch seine Haare, als er sich verzweifelt japsend am Becken abstützte und unverhofft zu weinen begann.

„I-ich kann das nicht! Das ist mir zu viel, ich ertrage das nicht mehr, versteh das doch, Mutter! Was… w-was verlangen die Geister von mir?! Ich bin gerade eben erwachsen und ich bin kein Sprachrohr für die Geister! Warum verdammt noch mal ich und nicht irgendein anderer Depp?!“ Nalani wollte erst irgendetwas Strenges antworten, aber sie ließ es. Stattdessen umarmte sie ihr Kind liebevoll und strich ihm über den Kopf.

„Die Geister sind launisch, mein Sohn,“ sagte sie leise, „Sie zeigen mir auch nichts, was mir weiterhelfen würde. Auch nicht deinem Vater, falls dich das tröstet. Du musst geduldig sein und du wirst innere, geistige Ruhe brauchen, wenn du die Träume verstehen willst. Du siehst… den flammenden Regen noch immer, nicht wahr? Und das Ende der Welt… es ist nahe, ich spüre es auch. Schon Zoras Chimalis hat davon geträumt und es nicht begriffen. Vielleicht wollen die Geister bis zum letzten Moment hinauszögern, uns die Antwort zu offenbaren… ich kann es dir nicht sagen. Gräm dich nicht, Puran… diese Machtlosigkeit geht vorüber.“

„Das sagt ihr seit Jahren,“ stöhnte er, „Wann ist es dann endlich vorüber?“ Er löste sich aus ihrer Umarmung und sah verlegen zu Boden. Allmählich flaute das Schwindelgefühl ab und zurück blieben Kopfschmerzen. Nalani strich ihm über die heißen Wangen.

„Schlaf,“ riet sie ihm leise lächelnd. „Ruh dich aus. Mach dich nicht kaputt durch die Sorgen deines Geistes… du wirst noch lange Zeit heil sein müssen in Zukunft, Puran, mein Sohn.“
 

Er fand wenig Schlaf. Die Visionen kehrten zwar nicht zurück, dafür kamen bekannte Gesichter zurück, die er entweder fürchtete oder begehrte. Nachdem er von seinem grausigen Großvater geträumt hatte und von dem Verräter Denmor, der Großvaters Spion gewesen war, sah er die süße Cholena, die ihn anstrahlte und vor ihm einen gleichzeitig lieblichen wie auch erotischen Tanz tanzte. Sie bewegte sich leicht mit einem sanften Windstoß vor seinen Augen, nie sein Gesicht aus den Augen verlierend. Hinter ihr ging eine glühende Sonne auf, als sie kichernd den Kopf in den Nacken lehnte und ihn mit einem zärtlichen Seufzen an ihren Körper heran zog. Er spürte dieselbe Vertrautheit wie vor einem Jahr am Undim, als er sie mit den Händen berührte. Ihre Haut war weich und sie fasste ihn neugierig an und kicherte mädchenhaft, als sie ihn dazu aufforderte, in sie einzudringen und sie zu lieben wie eine Frau.

„Spürst du es nicht auch?“ wisperte sie dabei, „Diese Vertrautheit zwischen uns…? Es fühlt sich so schön an… und warm…“ Sie hängte sich übermütig an seinen hals und küsste ihn wild, und er drückte sie auf die von der Blutsonne rot gefärbte Erde und schlief mit ihr, bis sie unter ihm vor Verlangen keuchte und den Kopf heftig zurückwarf…

Ein weiteres Mal wachte er japsend auf, dieses Mal aber nicht vor Panik. Der Morgen war gekommen. Verlegen drehte er sich im Bett um, als er sich an den vergangenen Traum so deutlich erinnerte, als hätte das Mädchen tatsächlich als Frau unter ihm gelegen. Er war noch hart vor Erregung und stöhnend rollte er sich wieder auf die Seite, sich fragend, ob es gut oder schlecht war, dass er jetzt perverse Träume von Cholena träumte statt von Ruja.
 

Als ihn die stickige Luft im nervte, ging er hinaus, obwohl es draußen genauso schwül und heiß war wie drinnen. Er sah verblüfft, dass tatsächlich eine Blutsonne aufgegangen war an dem Tag, und er wunderte sich, was das zu bedeuten hatte. Die Sonne hatte eine ungesunde, kränkliche Farbe und tauchte den Himmel in ein verpestetes Gelb.

„Irgendwas… ist hier nicht in Ordnung,“ murmelte der Junge beunruhigt und starrte nach Südosten, ehe er mitten auf dem Weg nach Gahti stehen blieb und mit einem Mal hinter sich einen erschrockenen Schrei hörte. Er fuhr noch herum, da war es schon zu spät, denn plötzlich prallte etwas gegen ihn und warf ihn um zu Boden, worauf er auch schrie, allerdings vor Schmerz. Auf ihm landete ein weiches Etwas, beim genauerem Hinsehen erkannte er ein junges Mädchen… und japste entsetzt auf.

„Himmel und Erde – Cholena!“

Cholena Dabovi setzte sich errötend auf und saß damit auf seinem Unterleib, ehe sie sich sitzend verneigte.

„E-entschuldige!“ stammelte sie, „Du bist ja hier! Ich, ich, ich kam den Hügel herab und habe dich nicht rechtzeitig gesehen, entschuldige! Ich war so verträumt und… und, ach! Oh je, hast du dir wehgetan…?“ Er starrte sie fasziniert an, während sie kirschrot wurde und dabei dennoch wunderschön aussah. Er wurde ebenfalls etwas rot im Gesicht, als er sie ansah und sich fragte, was wäre, wenn sie wüsste, dass er in der vergangenen Nacht ausgerechnet von ihr geträumt hatte?

Vielleicht war der Traum en Zeichen gewesen…

„Ähm… also… geh doch erst mal runter von mir, dann… ähm, reden wir weiter…“ lachte er verpeilt und sie quiekte entsetzt, sprang auf und verneigte sich noch zehnmal. Er rappelte sich auf und klopfte sich den Dreck von der Hose, ehe er sie wieder ansprach. „Also… ich… freue mich, dich zu sehen. Wohin wolltest du denn so eilig?“ Das Mädchen strich sich verlegen durch die blonden Haare.

„Ehrlich gesagt… wollte ich zu dir,“ flüsterte sie lächelnd. Er sah sie verdutzt an.

„Was?“

„Na ja, ich… meine… du hast einmal gesagt, wenn ich möchte, könnte ich zu dir kommen! Und ich… habe vor allem in den vergangenen Tagen und Nächten viel an dich gedacht…“ Er räusperte sich verlegen. Du liebe Zeit – es musste wirklich ein Zeichen der Geister sein! Er sah sie lange an, während sie noch etwas vor sich hin murmelte und ganz scheu zu sein schien. Scheu aber auf ihre Weise auch anmutig und dabei niedlich. Die blonden Locken umrahmten ihr hübsches Gesicht verspielt und ihre Hände kneteten offenbar unruhig an ihrem Kleid herum. Sie war eine richtige junge Dame geworden, fiel ihm auf… sie hatte die Rundungen einer erwachsenen Frau und sie war etwas gewachsen. „Was ich sagen wollte, ich…“ sprach sie da und riss ihn aus seinen Gedanken, und er sah ihr ins Gesicht und ihre nussbraunen Augen. „Ich wollte… dich unbedingt sehen. Ich wollte dich schon gestern sehen und ich habe so viel an dich gedacht, habe mich aber nicht getraut, echt zu gehen! Und heute Morgen habe ich mich so sehr nach dir gesehnt, dass ich es nicht mehr ausgehalten habe! Ich hatte das Gefühl, ich müsste platzen, wenn ich nicht sofort zu dir könnte und – dir etwas Wichtiges sagen könnte, Puran!“

Jetzt war er aber gespannt.

„W-was? Cholena, bitte, das ist doch zu viel der Ehre, so toll bin ich wirklich n-…“ Sie unterbrach ihn und errötete wieder, als sie den Kopf neigte und nach Luft schnappte.

„Ich bin ganz furchtbar verliebt in dich!“ sagte sie laut genug, dass er es sehr deutlich hören konnte, „Ich… möchtest… möchtest du mit mir gehen, Puran?“
 

Puran konnte sie einen Moment nur anstarren. Was sagte sie da? Einfach so? Moment, was bedeutete das, was sie da sagte?

Sie wollte seine Freundin sein… sie wollte mit ihm zusammen sein. Sie war verliebt in ihn. Er wusste nicht, was es war, das er fühlte, aber es kam ihm plötzlich vor, als würden sich sämtliche Organe in seinem Inneren herumdrehen und Purzelbäume schlagen. Es fühlte sich komisch an, nicht richtig unangenehm, aber eigenartig, und plötzlich spürte er einen heißen Schauer über sich fahren. Es kribbelte ganz furchtbar und plötzlich spürte er mehr denn jemals zuvor das dringende Verlangen, sie zu umarmen. Sie liebte ihn – er hatte nie etwas gesagt bekommen, das in ihm heftigere Gefühle ausgelöst hatte als das. Es war so schön, dass er nicht wollte, dass es je aufhörte…

Cholena missverstand sein Zögern und sah etwas verlegen hinunter.

„I-ich, es… es war ungehobelt von mir, oder? Ein Mädchen verlangt sowas nicht, das… es… i-ich wollte nicht-… ich meine-…!“ Er hielt ihre Hände fest, als sie sich zitternd abwenden wollte. Als sie ihn ansah, sah er in ihren Augen eine kleine Welt, die dabei war, zusammenzubrechen.

„Warte,“ keuchte er heiser, „Du… du möchtest das wirklich? Ohne Quatsch? Ich…“ Er sah in der kleinen, schönen Welt in Cholenas Augen einen Hoffnungsschimmer aufglühen. „Ich würde mich über alle Maßen geehrt und stolz fühlen, dich… zur Freundin zu haben, wenn ich ehrlich bin.“ Ohne dass er es kontrollieren konnte musste er grinsen, weil er plötzlich so berauscht war von dem Glücksgefühl, das ihn durchströmte, als er ihre Hände hielt. Sie waren zart und warm…

Cholena errötete und erstrahlte dann wie eine kleine Sonne. Die Welt in ihren Augen erblühte wie ein Feld im Frühling.

„Das… ist der wundeschönste Tag meines Lebens!“ wisperte sie dann, „Ich fasse gar nicht, dass ich mich wirklich getraut habe, dich zu fragen! U-und du Ja gesagt hast! Das ist… ist… ich bin so glücklich und so-… so…!“ Er unterbrach sie, weil sie keine weiteren Worte fand, und gluckste amüsiert über ihren aufgeregten Redeschwall.

„Shhh…“ machte er leise, „Sprich jetzt nicht.“ Sie wurde wieder rot, als er mit den Fingern ihr Kinn hoch zog und sie dann ganz zärtlich auf die weichen, rosa Lippen küsste. Hauchzart wie ein Frühlingsmorgen war der erste Kuss, den sie teilten, und Cholena umarmte glückselig seinen Nacken und gab sich ihm hin, als er sie dichter an sich heranzog. Er spürte ihre Wärme ganz dich bei sich, es fühlte sich richtig und gut an… zum ersten Mal, seit er aus Tuhuli zurück war, hatte er das Gefühl, dass etwas richtig war, dass etwas so war, wie es sein sollte. Er wollte, dass es nie aufhörte…
 


 

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spannender Titel, aber hey... passt xD Btw, wir haben Ende Juli 975. Etwas mehr als ein jahr vor Beginn des Krieges gegen Zuyya.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Kimiko93
2009-11-18T21:19:37+00:00 18.11.2009 22:19
Was habt ihr alle gegen Narya? Hullu? Kaum zivilisierte Dorfmenschen? Haben wir nicht alle die Pakuna-Story gelesen? In der Pakunas Vater bereitwillig Platz gemacht hat, damit sie mit Ram schlafen konnte? Und wie war das doch gleich auf dieser Wanderung auf Zuyya? Und das mit dem Blutritual? Der Kulturunterschied?
*seufz*

Da kämpf ich schon für sowas und alle finden's doof ûu was werden die dann erst zu Karana sagen? XD

Egal, ähm, ja. Genau. Was ich sagen wollte weiß ich auch nicht mehr. Doch, ich will, dass Puran Visionen von Leyya hat. Keine pornomäßigen, Himmel, nein, nur so am Rande, so à la "dort stand ein fremdes nädchen w#ährend im hintergrund die welt unerging und knochenspiralen tanzten". Ehrlich. Wäre viel sinniger, es sei denn, die Geister hatten Cholena für ihn vorgesehen udn während ihres Todes nur nicht hingeguckt. Da fällt mir ein, sie muss ja noch sterben. Und so ziemlich alle anderen coolen Leute auch. Außer Puran und Alona. Heilige Scheiße, ich sollte Kannar und Travi in die Zählung miteinbeziehen... Und wir haben immer noch nur drei Personen, die fm überleben werden ôo'ne, vier. Pakuna existiert ja auch. Somit wären wir dann bei ihr, Puran, Alona und Tare Kohdar, der es eigentlich verdient hätte, auf dem Cover zu sein, weil der Arsch ja echt ALLES überlebt ûu'

Ähem. Ja. Und wieso führen diese ganzen Kommentare dazu, dass ich mich toller als alle anderen fühle? ôo'
Von:  -Izumi-
2009-11-16T13:38:22+00:00 16.11.2009 14:38
@ Kapitel 29


Kommi, natürlich ö___ö
Hätte ich fast vergessen XDD
Na ja, also erst einmal awww weil Puran und Cholena, die beiden sind echt einfach nur süß >///<
Und etwas Porno, ich meine, die gehen ja gleich ziemlich ab XDD
Ich finde es bloß etwas seltsam, dass Cholena und auch Alona schon so rattig auf Jungs sind, bevor sie ihre Regel hatten oô
Die Natur hat es ja eigentlich so gemacht, dass bloß geschlechtsreife Menschen schon Lust auf sowas haben oô
Na ja, okay, sagen wir einfach, auf Tharr ist das anders, fertig! XDD
Und dann, yai, 28194820 Hints auf so ziemlich alles, was noch geschehen wird! XDD
Das Ostreich ist ja echt extrem mysteriös, ich meine.... die müssen ja echt böse sein, wie rulig >///<
Ich muss mal wieder anmerken, wie sehr ich mich auf das neue Buch 1 freue ^O^
Ach ja, und Henac Emo ist mal geil, er disst Nalani immer zu, wie evil XDD
Hihi ^///^
Von:  Decken-Diebin
2009-11-09T17:11:17+00:00 09.11.2009 18:11
Puran hatte jetzt schon dreimal Sex o___o ...gute Feststellung xD
Aber ja, irgendwo passt es so recht nicht, dass Narya so durch die Betten hüpft. Zumindest bin ich wohl nicht die einzige, die sie anders eingeschätzt hatte.
Aber Cholena und Puran zusammen waren ja goldig *_* Ich frag mich, wie länge das halt mit den beiden, immerhin währt das ja nicht ewig.
Tabari war einfach nur wieder Tabari xD Er erinnert mich ein bisschen an Naruto gerade. Wenn er Hokage wäre... aber ich glaub, das hat auch mit der Ähnlichkeit zwischen Yondaime und Tabari zu tun xD
Alona ist bockig wie immer. Von wem kriegt sie eigentlich ihr Blutritual, nein, verrat es nicht, ich warte gespannt darauf xD Sie und Kannar sind bestimmt auch lustig xD
LG, Hina
Von:  -Izumi-
2009-11-08T23:07:28+00:00 09.11.2009 00:07
Zuerst - die letzte Szene:
AWWWWWWWWWWWWWWW!!!!!!
Ich meine, das war ja wohl SO süß >///<
Purer Zucker, sie sehen sich und... sind einfach aww >///<
Kannar und Alona sind auch ein tolles Pairing, btw. ö.ö
Muss mal gesagt werden XD
Narya... na ja, okay, die Tatsache, dass sie so billig ist, macht ihren Charakter irgendwie etwas kaputt .__.
Egal, so wichtig ist sie nicht XD
Madanan war etwas random, aber... da oô
Und Travi musste den Tee bezahlen XD
Was noch?
Random-Kiuk, die lustig sprechende Sukutai, der verpeilte Tabari und die Aww-Nalani, habe fertig! XD
Irgendwie sehr kurz gefasst, aber eww, ich weiß grad nix oô


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