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Mythna

Das Erwachen einer neuen Zeit
von

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Gedanken um die Zukunft

5. Kapitel:

Gedanken um die Zukunft
 


 

Ein kalter Abendwind pfiff durch die tiefen Schluchten. Das kahle Gebirge streckte sich wie eine knochige Hand zum Vollmond hinauf. Die wenigen Bäumen, die das kleine Plateau zierten, wirkten wie bleiche Gespenster. Der gelbe, volle Amard machte es nur bedingt besser. Alles tauchte er in sein milchiges Licht und ließ es gespenstisch flackern, da sich immer wieder pechschwarze Wolken vor ihn schoben. Vereinzelt starrten schwefelgelbe Augen durch die Dunkelheit und schienen weitere Monde zu sein. Die Bäume ächzten im starken Wind und verbogen sich so sehr, dass sie fast den Boden berührten.

Der Wind wehte weiter durch die zerklüfteten Felsen und ganz weit entfernt heulte ein Wolf sein einsames Lied.

Auf dem kleinen Plateau knisterte ein müdes Feuer leise vor sich hin. Vereinzelte Funken tanzten um die Feuerspitze und die Feuerstelle. Das trockene Holz, was es hier zu genüge gab, knarrte und der flackernde Schatten des Feuers lief von einem Stein, die die Feuerstelle einrahmte, zum Anderem.

Die beiden Freunde hockten ganz dicht an dem wärmenden Feuer um etwas die eisige Kälte, die nach ihnen griff, zu verscheuchen. Beide waren in dicke Mäntel gehüllt und zitterten dennoch. Dort wo der kalte Wind ihre Häute berührte, fühlte es sich so an, als würden sich eiskalte Nägel in ihre Häute bohren. Ihr Atem fror in der eiskalten Luft ein.

Melanie schlug den Kragen ihres Mantels hoch und zog sich die Kapuze bis tief ins Gesicht. Sie bibberte vor Kälte und pustete ihren Atem gegen die Hände und hielt diese dann vor das Feuer. Verdammt war das kalt! Da half das Feuer auch nicht viel, denn selbst das wollte nicht so richtig brennen bei der Kälte.

Auch Axel zitterte vor Kälte. Seine Zähne klapperten laut und kleine Eiskristalle bildeten sich an seinen Wimpern. Hinter den beiden lagen ihre Reittiere und spendeten ihnen auch noch etwas von ihrer Körperwärme, doch auch das half nicht viel. Der rothaarige Junge drehte sich zu seiner Freundin um und seufzte leise. Eine dicke Nebelwolke kam aus seinem Mund und wurde vom Wind in die Nacht getragen. Er zog sich seinen Mantel aus und bibberte heftig, als ein erneuter kalter Windzug seine Haut streifte. Vorsichtig legte er Melanie den Mantel um die Schultern. Melanie wandte ihren Blick zu ihrem Freund um und blickte ihn fassungslos an. Was tat er da? Er würde erfrieren!

„Axel...was...?“ Flüsterte sie leise und auch ihr Atem gefror zu Eis. Unwillkürlich zog das Mädchen den extra Mantel um ihren Körper. Ein wenig wärmer wurde ihr ja schon.

Für Axel wurde es nun unerträglich kalt, doch es hatte sein müssen. Seiner Freundin durfte nichts passieren, sonst war alles vergebens.

Eine Woche lang waren die beiden schon unterwegs. Die Beiden hatten dank Strahlentau und Salimar ein großes Stück hinter sich gebracht und hatten nun die Hälfte der Strecke zu Narunia und dem Stamm der Wölfe geschafft. Es war ein anstrengender Ritt gewesen. Sie hatten wirklich alles gesehen: Riesige Berge, saftig grüne Wiesen, weite, trockene Steppen, blau schimmernde Flüsse, ruhige Ozeane und eisig kalte Schneelandschaften.

Sie waren bereits weit oben im Norden und das bekamen sie deutlich zu spüren. Hier lag zwar kein Schnee, doch es wurde mit jedem Tag kälter. Nun waren die Nachttemperaturen weit unter dem Nullpunkt. Es war eine stechende Kälte, die kaum zum aushalten war. Vor allem für die Beiden nicht, die die milden Temperaturen gewöhnt waren. Ihre Kräfte waren fast gänzlich aufgebraucht und deshalb hatte sie sich entschlossen erst einmal hier zu rasten, bis sie wieder bei Kräften waren. Das Problem: Hier gab es nirgendwo Schutz vor der eisigen Kälte. Keine Höhle, noch nicht einmal ein Felsspalt- gar nichts, es gab wirklich gar nichts. Es war zum aus der Haut fahren.

Axel war so in Gedanken an die vergangene Reise versunken, dass er gar nicht bemerkte, dass Melanie ihn lange mit nachdenklichem Blick ansah. Ein wohlüberlegter Blick betrachtete den Jungen, der vergeblich versuchte sich zu wärmen. Einige Zeit lang überlegte sie, doch dann nickte Melanie. Sie nahm den Mantel von Axel und rückte ganz dicht neben ihn. Sie legte seinen dicken Mantel um ihn und sich selber. Sie schmiegte sich fest an ihren Freund und blickte zu ihm auf. Er hatte es gar nicht bemerkt.

„Axel...?“, fragte sie vorsichtig. Der Junge zuckte zusammen und blickte fragend zu ihr hinunter. Melanie lächelte und der Junge legte seinen Arm um sie. Er blinzelte sie an. Seine Augen schimmerten verwundert.

„Hmm...?“ Er blickte sie an. Was sie wohl sagen wollte? Wieder zitterte das Mädchen, als eine Schneeböe aufkam. Axel zog sie fester an sich heran. Sie mussten schnell einen Unterschlupf finden, sonst würden sie hier noch erfrieren. Er blickte seiner Freundin in die Augen, dass Einzige was von ihrem hübschem Gesicht noch zu sehen war. Selbst die Augen von Melanie zitterten vor Kälte. Wieder heulte der Wind durch die Schlucht und der Junge zog Melanie noch fester an sich heran, um sie vor dem Wind zu schützen.

„Glaubst du, dass wir der Aufgabe gewachsen sind?“, flüstert sie leise und schaute traurig zur Seite.

Sie hatte Angst, große Angst, die sie von innen heraus zerfraß. Wieder kamen die Fragen in ihr auf, die sie schon seit gut einer Woche quälten. Was würde geschehen, wenn sie ihrer Aufgabe nicht gerecht werden würde? Was würde aus ihrer Heimat und ihren Freunden werden? Welche Gefahren würden sie überstehen müssen? Welche Abenteuer meistern? Wer waren ihre Feinde?

Es waren Fragen, die sie quälten und auf die sie so schnell keine Antwort finden würde. Sie seufzte traurig und starrte mit abwesendem Blick in die Flammen. Es knisterte leise und die Flammen wurden immer kleiner.

Axel betrachtete sie und konnte sehen und spüren, wie sie darüber nachdachte. Er fühlte ein starkes Band der Verbundenheit mit ihr. Er wusste genau was in ihr vorging. Die Unsicherheit und Angst machten auch ihm zu schaffen. Oft konnte er nachts nicht schlafen und lag dann einfach wach. Er betrachtete dann die Sterne und Amard. Oft kam Salimar zu ihm und legte sich neben ihn, sodass Axel seinen Kopf in das dunkelbraune Fell von seinem Freund betten konnte.

Axel schüttelte den Kopf. Darum ging es nun nicht. Er wog seine Antwort genau ab. Lange überlegte er seine Antwort und dadurch entstand eine Stille, die die unheimliche Atmosphäre nur verstärkte. Es wurde immer dunkler um die beiden herum, dadurch, dass das Feuer seine Kraft verlor. Es war einfach zu kalt. Der schaurige Ruf eines Wolfes drang durch die Stille der Nacht und ließ Axel schaudern. Er warf einen prüfenden Blick zu allen Seiten, doch er konnte nichts Ungewöhnliches ausmachen. Nur die verdorrten Bäume und Felsen- nichts als Felsen. Er atmete erleichtert aus und ein wenig der Anspannung fiel von ihm herab.

„Das kann ich dir nicht sagen, Melanie. Ich weiß ja auch nicht, was auf uns zukommt, aber ich denke, dass wir viel mehr können, als wir momentan glauben.“ Er dachte an die Begegnung mit dem Sharanen. Das Byagan... was für eine Macht verbarg sich in ihm? Er betrachtet seine Hand. Wie viel Macht steckte in dieser Hand? Wie viele Menschen würde er damit töten müssen? Er schauderte bei dem Gedanken. Es ekelte ihn an. Wie lange würde es wohl dauern, bis diese Hand mit fremdem Blut befleckt war? Wie lange würde dieser Gedanke ihn anekeln? Wie lange würde er sich noch daran erinnern, auch wenn das Blut längst von seiner Hand verschwunden sein würde? War es eine Rechtfertigung fürs morden, wenn man es zum Wohle des Planeten tat? Darüber hatte er noch gar nicht nachgedacht und er schämte sich dafür. Er schämte sich, dass er das Unvermeidliche gar nicht in Betracht gezogen hatte.

Wut stieg in ihm hoch, als ihm klar wurde, dass er eine so wichtige Frage einfach verdrängt hatte. Er hatte Angst vor ihr gehabt. So große Angst, dass sein Bewusstsein sie sich nicht gestellt hatte. War er dann besser, als all die anderen Mörder, die er schon immer verabscheut hatte? Er zitterte bei dem Gedanken, dass er bald auch zum Mörder werden würde. Würde er dann jemals seinen Freunden wieder unter die Augen treten können?

Axel bemerkte, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten und dort gefroren. Seine Gedanken wanderten zu Midna und Casar. Kummer legte sich über sein Gemüt. Wie viel Spaß sie doch immer gehabt hatten und was würde sie sagen, wenn ihr Freund zu einem kaltblütigen Mörder werden würde?

„Was ist bloß los mit dir, Axel? Du bist nicht mehr du seit unserem Aufbruch.“ Axel sah mit traurigem Blick zu ihr hinunter und dann zu den Sternen hinauf. Seine Haare wehten sanft im Wind und seine gelben Augen funkelten wie Smaragde. Er seufzte und sah sie aus Augen an, wie sie sie noch nie gesehen hatten. Die gefrorenen Tränen schimmerten im Mondlicht wie kleine Perlen. Er schlang die Arme um seine angewinkelten Beine und legte seinen Kopf auf sie.

Melanie machte sich Sorgen. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Er war sonst immer fröhlich und gut gelaunt. Axel war dafür bekannt immer einen flotten Spruch auf Lager zu haben, doch seit sie unterwegs waren, hatte er sich völlig verändert. Er war in sich gekehrt. Was war bloß los mit ihm?

„Wer war ich denn überhaupt oder eher wer bin ich? Ich meine...“, murmelte er leise. Wäre es nicht so kalt, dann würden Tränen aus seinen Augen tropfen, doch die zwei bereits gefrorenen Tränen verhinderten das. Er zitterte vor Verzweiflung. Er hatte Zweifel an sich selbst und an der Zukunft. Melanie blickte zu ihm auf und auch ihre Augen schimmerten ebenfalls traurig.

„Hmmm...die Frage, die so ziemlich jeden quält. Wer ist man eigentlich wirklich? Soll ich dir mal meine Meinung dazu sagen?“, fragte sie ihn und drückte sich gegen ihn. Das war nun eine schwierige Situation. Axel konnte ziemlich verletzbar sein und manchmal verstand er Sachen auch falsch. Man musste alles genau abwägen. Ihr Freund zeigte keine Reaktion auf ihre Antwort. „Axel...Ich denke, dass du derjenige bist, der du warst, bevor wie los geritten sind. Man ist man selbst, wenn man handelt ohne groß über die Folgen nachzudenken. Es ist sicherlich besser, wenn man auch manchmal nachdenkt, ob man nicht vielleicht jemanden damit verletzt. Doch man sollte sich nicht verstellen, denn dann ist man definitiv Jemand anders. Und Axel...“, flüsterte sie mit sanfter Stimme. Axel wandte den Kopf zu ihr um und sah sie fragend an. Melanie lächelte und entfernte die gefrorenen Tränen von seinen Augen. „Ich mag dich so, wie du bist. Also mach dir darum keinen Kopf.“ Sie lächelte ihn aufmunternd an und hauchte ihm einen Kuss auf dem Mund. „Du bist mein Freund und ich mag dich echt gerne.“

Der Junge errötete leicht. Hatte sie gerade echt...? Oder hatte er sich das nur eingebildet? Es kribbelte in seinen ganzen Körper, als er ihre sanften Lippen auf den seinen spürte. Seine Wangen begannen zu glühen und er schloss die Augen. Er fühlte sich frei und völlig sorglos. Es war ein herrliches Gefühl, doch so herrlich dieses Gefühl auch war, so schnell war es auch vorbei. Axel blickte seine Freundin an.

„Du hast Recht! Danke...“, murmelte er und starrte wieder ins Feuer, doch er lächelte wieder.

„Kein Problem. Aber wir sollten nun schlafen. Morgen wird ein anstrengender Ritt.“
 

Doch Axel konnte selbst in tiefster Nacht nicht schlafen. Er lag bereits mehrere Stunden wach und starrte mit angewinkelten Beinen zum Mond hinauf. Ein fahler Lichtschein lag auf seiner Haut. Weit entfernt im Osten verfärbte sich der Himmel allmählich rosa. Der Tag brach heran! Axel drehte seinen Kopf über die Schulter zum Sonnenaufgang. Er kniff die Augen zusammen, als ihn das feurige Licht von Starfire in die Augen schien. Wieder ein neuer Tag in seinem neuen Leben. Würde heute alles glatt laufen?

Wenn heute alles gut gehen würde, würden sie die Ausläufer des eisigen Gebirges hinter sich lassen. Danach würden sie sich nach Nordosten wenden und es würde sich eine große Steppe vor ihnen erstrecken. Dort waren sie ein leichtes Ziel! Er seufzte, wie so oft, und drehte sich zu seiner Gefährtin um. Ihr Körper war fast vollständig in einem Schlafsack verschwunden. Nur noch etwas von dem schmalen Gesicht und ihre schwarzes Haar- mit einem leicht rötlichen Schimmer von der Morgensonne- lugten noch aus dem blauen Sack heraus. Ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig. Strahlentau hatte sich um den Kopf herum gelegt und beobachtete Axel aus seinen wachen Augen. Axel zuckte zusammen und wandte den Blick ab. Misstraute Strahlentau ihm etwas? Der Blick machte Axel wirklich Angst, doch er ließ sich nicht einschüchtern. Strahlentau wusste doch, dass er Melanie niemals etwas antun würde! Oder glaubte er etwa, dass er für ihre Ohnmacht verantwortlich war? Doch das konnte er sich nicht vorstellen. Einhörner waren zwar sehr scheue Tiere, doch zweifellos mit ihren Verwandten- den Zweihörnern- mit die intelligentesten Tieren und überhaupt nicht für ihre voreiligen Schlüsse oder gar Misstrauen bekannt...Seltsam.

Axel lächelte milde. Wenigstens sie konnte schlafen. In seinem Inneren tobte ein Gefühlschaos von Angst und Zweifel, doch er nahm es gar nicht mehr war. Er hatte es bereits seit einer Woche und war schon stark daran gewöhnt. Das flaue Gefühl im Magen und die Übelkeit bemerkte er gar nicht mehr. Man könnte sagen, dass Axel abgestumpft war. Sein Magen rumorte, doch es interessierte Axels Seele nicht. Er konnte sich quasi aussuchen, was für Gefühle er fühlen wollte. Axel fischte sich einfach ein Gefühl aus dem Chaos.

Im Moment hatte er sich für Ruhe entschieden. Nach der ganzen Aufregung und Anspannung, brauchte er das nun. Somit verdrängte er die anderen Gefühle in sein Unterbewusstsein.
 

Salimar, der auf einem kleinen Felsen Wachen gehalten hatte, sprang den steinigen Pfad herab und schnoberte seinem Herrn übers Gesicht. Axel lächelte erneut und fühlte sich etwas besser.

Seine Freunde waren ja da! Er kraulte sein Zweihorn vorne am Kopf- kurz unter dem wie eine Blutperle funkelnden Rubin.

„Du wirst immer bei mir sein. Nicht wahr, Salimar?!“ Flüsterte er und blickte in die treuen Augen von dem Hengst. Dieser nickte und leckte mit seiner rauen Zunge über das Gesicht von Axel und knabberte zärtlich an seinen Haaren.

„Sollen wir die Schlafmütze wecken und weiter reiten oder noch weiter rasten? Was meinst du?!“ Fragte der Feuerhaarjunge Salimar legte sich hin und Axel verstand. Er kuschelte sich in das weiche, warme Fell. Er schlief den nächsten Tag durch und erholte sich richtig von den Anstrengungen der Reise und der Augenschmerzen, die er noch immer wegen des Byagans hatte.

Dass eine große Aufregung vor ihm lag, ahnte er natürlich nicht...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2012-06-19T08:49:27+00:00 19.06.2012 10:49
So melde ich mich ach mal wieder, ne?? :D Sorry das ich so selten schreib ^^; So dann fang ich ma an :3
Bei der Beschreibung der kalten und frostigen Umgebung, war mir gleich viel angenehmer, da draußen ja so ne Hitze ist :D
Echt klasse wie du die Umgebung beschrieben hast und so, ich konnte mich richtig mit hineinversetzten, auch wenn mir net so kalt wurde, weil mir voll warm war xDD
Axel und Melanie sind so süß >.< Ich fand es richtig toll, wie sie ihn wieder aufgemuntert hatte und dann ein Kuss o.o uiiii <3<3
Freue mich schon aufs nächste Chap ;D


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