Zum Inhalt der Seite

Mythna

Das Erwachen einer neuen Zeit
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Schicksal- was ist das überhaupt

10. Kapitel:

Das Schicksal-

Was ist das überhaupt?
 

Ein starker Wind wehte aus der Richtung der Insel und die beiden Shuranas hatte wahrlich große Probleme nicht zurückgeweht zu werden, doch die Frau in dem weißem Gewand blieb seelenruhig stehen. Kurz bevor die Insel mit den beiden Menschen kollidierte, blieb sie stockend stehen.

Ein Pfad aus Gras führt zum Eingang des Tempel- ein großer Torbogen. Ein brauner Lehmboden führte einmal, in einem Abstand von fünf Metern, um den gesamten Tempel, der strahlend Weiß im schwachen Sternenlicht schimmerte. An den Seiten der kreisrunden Insel floss silbrig schimmerndes Wasser in die unendliche Schwärze.

„Willkommen in meinem Reich, Shuranas.“ Die schöne Stimme von Narunia schien den ganzen Raum zu erfüllen- so als wäre sie allgegenwärtig. Ihre Haut strahlte so rein, wie Schnee. Die vorderen zwei Strähnen des langen, schwarzen Haares, lagen gelockt über ihren Schultern, während die anderen vorderen Haare geflochten waren und in der Mitte des Hinterkopfs zusammen gebunden wurden. Die Strähnen, die nicht geflochten waren, fiel wie die anderen Haare seidig bis zu ihrem Po hinab.

Das Gesicht war unglaublich fein und von großer Schönheit. Interessiert lagen ihre schwach gelbfarbigen Augen auf ihnen. Fast schien es, als hätte sie Sterne oder Monde in den Augen. Gütig blickte sie die beiden an. Vor allem auf Axel lagen ihre Augen, was Melanie gar nicht gefiel, doch sie selbst bemerkte es noch nicht mal. Narunia war barfuss und stand auf dem silbrigen Wasser.

Melanie fühlte sofort die Macht, die diese Frau besaß. Es ging eine gewaltige Aura, die von ihr aus ging, sodass sich die feinen Härchen auf Melanies Armen aufstellten. Von einer unsichtbaren Kraft angezogen, erschien es Melanie unmöglich den Blick von der Göttin abzuwenden.

Axel blickte die Göttin ebenfalls fasziniert an. Nicht schlecht! Die Göttin war wirklich wunderschön. Geduldig stand sie da und schien zu warten, doch Melanie und Axel rührten sich nicht. Kleine Kreise bildeten sich auf der schimmernden Wasseroberfläche, als Narunia graziös über das Wasser ging und dann auf den Pfad trat. „Nur nicht so schüchtern! Kommt nur herein!“ Sie schnippte einmal mit dem Finger und das schwere Eichentor sprang sofort auf, wobei es laut knarrte. Sie bedeutete den beiden ihr zu folgen. Beide zögerten, doch dann verneigte sich Axel.

„Vielen Dank, dass Ihr euch Zeit für uns nehmt!“ Melanie zog erstaunt beide Augenbrauen hoch. Axel verneigte sich? Was war denn jetzt kaputt? Dann blickte er die Göttin auch noch so komisch an. Ein stechendes Gefühl sammelte sich in ihrem Magen. Es fühlte sich so an, als würden ihre Eingeweide sich verkrampfen. Es war Eifersucht. Die Göttin war schön- zweifellos- aber sie hätte Axel nicht für einen so einen Kerl gehalten, der jeder schönen Frau hinterher sah. Sie hätte nicht gedacht, dass er so oberflächlich war. Wut brodelte in ihr auf und zerfraß sie von innen heraus. Typisch Kerle! Nichts als Ärger!

Doch das größte Gefühl in ihr war aber die Trauer. Mit der Göttin konnte sie doch nicht mithalten. Traurig senkte sie den Blick.

„Also kommt! Tretet ein!“ Narunia ging vor raus und Axel folgte ihr, doch als er merkte, dass Melanie ihm nicht folgte, blieb er stehen.

Narunia stand am Torbogen und lächelte. Das mussten die beiden erst noch klären. Da konnte das Schicksal von Mythna ruhig noch etwas warten. Wirklich sehr interessante Shuranas. Anscheinend würde das ja richtig spannend werden, denn die perfekten Shuranas wie Gaaran und Morana- die letzten Wächter- waren sie nicht, aber sie mochte die beiden.

Dann drehte sie ihren Kopf um, wo ihr nachtschwarzes Haar nur so flog und verschwand mit einem Lächeln auf den Lippen in der Dunkelheit der Eingangshalle.

Axel blickte seine Freundin an. Was war los? Was hatte er nun schon wieder falsch gemacht? Manchmal verstand er Melanie echt nicht. Er schüttelt stumm den Kopf.

„Melanie, was ist los? Wieso kommst du nicht?“ Melanie sah ihn nicht an. Sie biss sich auf die Lippen. Axel hob ihren Kopf an und ihn traf ein vorwurfsvoller Blick. Traurig sah er sie an. „Was habe ich denn getan?“ Melanies Meeraugen blickten ihn vorwurfsvoll an, doch so verzog sie keine Miene, dann ging ihm allerdings ein Licht auf und er begann zu lachen. Melanie warf ihm einen scharfen Blick zu. „Nein...nein...nein. Ach, Melanie...das ist doch nicht so, wie du jetzt denkst.“, sagte er sanft. Skeptisch zog Melanie eine Augenbraue hoch. Es war dieser typische „Na klar...“ Blick.

Axel lächelte und schüttelte nur amüsiert den Kopf, was ihre Stimmung nicht wirklich hob. Ärger stieg in ihre auf. Dieser Vollidiot! Hatte er überhaupt eine Ahnung was sie fühlte? Oder interessierte es ihn nicht, weil er eigentlich ein Macho war? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen, dennoch...es nervte sie einfach, denn sie mochte ihn doch so gerne.

„Kleine...“ Er legte ihr beide Hände auf die Schulter und blickte ihr sanft in die Augen. Das war irgendwie süß. Sie war eifersüchtig. „...glaubst du etwa, dass ich mich in Narunia verknallt habe?“, flüsterte er leise. Melanie blickte ihn kurz überrascht an und drehte sich dann weg. Lächelnd schüttelte der Feuerhaarjunge seinen Kopf erneut. Er stellte sich hinter Melanie und legte ihr seine Arme um den Hals. Das Mädchen erstarrte und zitterte vor Überraschung. „Hältst du mich für so oberflächlich? Narunia ist schön, sicherlich...aber nicht mein Typ.“ Melanie wand sich aus seinen Armen. Sie stand nun einen Meter vor ihm und sah ihn geschockt an. Ihre Augen zitterten.

„Aber...du...“ Sie gestikulierte wild, doch Axel ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Langsam ging er auf sie zu, doch sie wich immer ein Stück zurück. Ihre Augen funkelten ihn ängstlich an. „Tu mir nicht weh!“, flehten die Meeraugen ihn an. Tränen stiegen in ihr auf. Axel! Axel! Nein, er sollte ihr nicht wehtun.

Immer näher und näher kam er ihr und blieb dann vor ihr stehen. Ihr schlanker Körper zitterte. Die Tränen rollten aus ihren Augen. Axel kommt ihrem Gesicht ganz nah und lächelte sie freundlich an. Er legte ihr einen Finger auf die Lippen und lächelte mit seinem zauberhaftesten Lächeln an. Dann zog er sie richtig in seine Arme. Er fasste mit seiner rechten Hand in ihre Haare und drückte sie fest an sich. Melanie wurde schlagartig rot. Ihre Wangen glühten wie die Morgensonne. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb. Sie zitterte. Sie bekam ein komisches Gefühl im Magen. Sie versteifte sich komplett in seinen Armen. Tränen rollten aus ihren Augen. Er war doch ihr Freund und sie wollte einfach nicht, dass er es für eine Göttin wegwarf. Sie hatten doch schon so viel erlebt.

Sie liebte ihn doch über alles und wenn er nun...sie schluckte. Daran mochte sie noch nicht einmal denken.

„Ich wollte doch nur höflich sein. Du brauchst echt nicht eifersüchtig sein, Kleine.“ Wehte seine Stimme an seinen Ohren vorbei. Ihr Körper zitterte und Tränen liefen aus ihren Augen. Wie ein kleiner Bach liefen sie in die unendliche Leere.

„Ich will dich einfach nicht verlieren, Axel. Ich will dich nicht verlieren...“, flüsterte sie mit erstickter Stimme. Axel hob ihren Kopf und blickte ihr sanft in die Augen. Sanft strich er mit seinem schwarzen Handschuh über ihr Gesicht. Mit der anderen Hand ging er in seine Manteltasche und holte ein weißes Taschentuch hervor. Sanft wischt er die milchig schimmernden Tränen vom Gesicht.

„Ich habe es dir vorhin doch schon gesagt. Ich werde immer für dich da sein und daran wird auch Narunia nichts ändern. Wir beide gehören einfach zusammen. Alles wieder in Ordnung?“ Er blickte ihr sanft in die Augen.

Melanies Herz schlug schnell im ihrer Brustkorb. Sie spürte wie das warme Blut in ihre Wangen schoss und ihr wurde heiß. Er blickte sie mit einem wunderschönen Blick an. Seine smaragdgrünen Augen schimmerten wunderschön. Ganz langsam kam Axel zu ihr hinunter und hauchte ihr einen kurzen Kuss auf den Mund. „Du bist die Einzige für mich.“ Melanie machte große Augen und ihr Kopf wurde nun knallrot. Dann gab Axel ihr noch einmal einen langen Kuss.
 

Narunia ließ sich auf einen Stuhl fallen und strich sich müde die Haare aus dem Gesicht. Sie war so unglaublich müde. Die ganze Wochen lang war sie kaum zur Ruhe gekommen, da sie ständig mit den Folgen der Sternenkonstellation Shinanji zu tun hatte. Sie fuhr durch ihr Haar und seufzte genervt. Schlimm war das alles gewesen. Ständig musste sie dafür sorgen, dass das Wetter nicht komplett aus dem Ruder lief, doch gegen diese übernatürliche Konstellation kam sie als mythanische Göttin nicht an. Sie selber sah sich auch nicht wirklich als Göttin des Schicksals. Das war ein Titel den ihr die Mythianer ihr gaben, da sie die Sterne kontrollierte und somit das Leben der Menschen damals.

Einst lebten die Mythianer vom Seehandel und Fischfang und da waren die Sterne äußerst wichtig gewesen. War schön gewesen mit anzusehen, wie alle damals friedlich miteinander lebten und außer vor den Weiten der Ozeane vor nichts Angst zu haben brauchten. Doch seit Oranum zum Herrscher von Mythna wurde und sich mit Kräften einließ, die er nicht kontrollieren konnte, war alles anders geworden. Er hatte ein Fluch über das Land gelegt, der alle 5000 Jahre seine Opfer forderte für die Fruchtbarkeit des Landes- nämlich tobende Unwetterkatastrophen, die sogar zum Untergang des Planeten führen konnten, wenn nicht Shuranas die verstreuten Elementkugeln zum Zentrum des Planeten brachten um die Urgewalten zu beruhigen, doch Irgendetwas war dieses Mal anders. Sie hatte ein dumpfes Gefühl im Magen. Etwas in ihr sagte ihr, dass es nicht so ablaufen würde wie sonst immer. Doch, was würde anders sein?

Stundenlang hatte sie in letzter Zeit intensiv nach einer Antwort gesucht. Sie hatte versucht herauszufinden, ob es einen Grund für dieses Gefühl gab.

Müde legte sie ihr Haupt auf ihre ausgestreckten Arme. Der lange Glastisch war übersäht von Unterlagen, alten Schriften, auf schon etwas brüchigem Pergament geschrieben, und Zeichnungen, doch bisher hatte sie nichts gefunden. Es war zum aus der Haut fahren.

So allmählich bekam Narunia das Gefühl, je mehr sie nach der Antwort suchte, desto weiter entfernte sie sich von ihr. Ihr schwarzes Haar lag wie eine Decke über ihren Kopf, als sie müde die Augen schloss. Hoffentlich waren die beiden Wächter dafür gewappnet, denn es würde nicht so ein einfaches Abenteuer werden. Aber wer war der Gegenspieler im diesem Schachspiel, das über das Schicksal der Welt entschied?

Müde schweifte ihr Blick durch die Halle mit der hohen Decke. Matt weiß glänzende Säule standen in dem dunklen Raum mit der Sternenkuppel. Fast schien es, als würden sie ohne Sinn im Raum stehen.

Schicksal...was war das überhaupt? Es ist bloß ein Wort und doch hielten die Menschen so sehr daran fest. Manchmal benutzten sie es sogar als Entschuldigung für ihre Taten. Narunia schnaubte zornig und prustete sich so eine Strähne aus dem Gesicht. Eine törichte Einstellung! Sie hatte nichts gegen die Menschen, doch sie nervte es, dass sie ständig einen Sündenbock suchten und dass nur wenige die Verantwortung für ihre Taten übernahmen. Sehnsüchtig schweifte ihr Blick zu den künstlichen Sternen in der gewölbten Decke ab. Wie wunderschön sie doch heute Nacht leuchten würden und die Stürme würden sie auch etwas unter Kontrolle halten, doch damit war es nicht getan. Die Shuranas mussten zu Canzor, dem Elementdrachen und zwar schnell! Allmählich lief die Zeit davon und sie würde nicht mehr lange die Urgewalten des Universums in Schach halten können. Das würde sie nicht schaffen- ihre Kräfte waren dafür viel zu beschränkt.

Mit abwesendem Blick betrachtete sie ihre Hand. Zweifel lag in ihren Mondaugen und Sehnsucht schimmerte in ihnen. Sie war eine Göttin, aber doch so menschlich. Sie glich so gar nicht einer Göttin, außer dass sie manchmal vier silbrige Flügel hatte und über Wasser gehen konnte. Sie schnaubte erneut verachtend. Ui, das war wirklich unglaublich spannend. Damit konnte sie die Feinde wirklich gut bekämpfen. Sie waren sicher nicht so doof auf sie loszugehen und im Wasser unterzugehen. Sie seufzte. Nein, garantiert nicht. Sie hat so gar nichts Göttliches an sich. Ihre Schwächen waren nur allzu Menschlich: Trauer, Wut, Zweifel und Angst...all das waren Sachen, die eine Göttin nicht kennen durfte, ihr aber nur allzu vertraut waren.

Das Schicksal...wer daran glaubte hatte sein Schicksal wirklich schon besiegelt. Wenn man daran glaubte, dass alles vorher bestimmt war, dann hat man sein Leben bereits weggeworfen. Wer ans Schicksal glaubte, der hatte seine Seele bereits in Ketten gelegt, denn derjenige traf keine eigenen Entscheidungen mehr. Sie hoffte, dass es den Shuranas besser erging.

Wieder seufzte sie müde. Eine Göttin zu sein war wirklich anstrengend. Ständig musste man Entscheidungen treffen und wenn sie schlecht waren, dann war das ganz schlecht. Sie stützte ihren Kopf mit ihrer Hand ab und verärgert schmiss sie die Schriftrollen von dem Tisch. Sie kam sich so nutzlos vor.

Mit verzweifelter Miene bettete sie ihren Kopf auf dem Tisch. Wieder einmal war sie nur allzu menschlich. Nun war sie wieder angreifbar und verletzbar. Sie ballte eine Faust und ihre Fingernägel schnitten in ihre Haut. Der Schmerz ließ Narunia wenigstens für eine kurze Zeit die Zweifel, die ihre Seele plagten, vergessen. Sie kannte den Schmerz auch gut, wenn man an seinen eigenen Fähigkeiten zweifelte, denn auch sie zweifelte an sich. Etwas, was eigentlich nicht seinen dürfte.

Nach Außen hin musste sie immer die ruhige, weise Göttin spielen, aber auch sie war nicht perfekt. Auch ihr fiel es schwer diese Maskerade aufrecht zu erhalten.

Auch ihr liefen Tränen aus den Augen. Sie schimmerten wie Perlen und benässten das Glas.

„Stören wir Sie, Narunia?“, fragte eine sanfte Stimme. Die Göttin hob ruckartig den Kopf und wischte sich schnell die Tränen aus dem Gesicht. Melanie und Axel standen im Türrahmen und betrachteten die Göttin überrascht.

„Ach...ihr seid es, Shuranas...setzt euch! Tut mir leid, dass es so unordentlich ist...“ Ihr Stimme klang müde und sie deutete mit einer schwachen Geste auf zwei Stühle. Die beiden Wächter warfen sich einen besorgten Blick zu. Narunia wirkte so zerbrechlich, doch dann setzten sich die beiden Freunde auf den Stuhl. Narunia blickte sie aus glasigen Augen an. Beide konnten genau erkennen, dass sie am Ende ihrer Kräfte war. Anscheinend hatte sie viel zu tun gehabt. Aber wie schwer kann ihre Aufgabe sein, wenn sie selbst eine Göttin auspowerte?

„Nicht so schwer, glaubt mir.“, flüsterte Narunia mit müder Stimme. Sie richtete sich auf und strich sich erneut ihr rabenschwarzes Haar aus dem Gesicht. Melanie und Axel verwunderte es nicht, dass sie ihre Gedanken kannte. Hatten sie sich doch keine Mühe gegeben sie zu verbergen.

„Geht es Ihnen gut?“, fragte Melanie besorgt. Die junge Göttin winkte nur ab.

„Macht euch darum keine Sorgen.“ Sie lächelte müde. Melanie warf Axel einen fragenden Blick zu. Der blickte sie traurig an und sie senkte den Blick. Die beiden hatten Mitleid mit der Göttin.

„Ihr wolltet uns sprechen, Herrin Narunia?“, fragte er vorsichtig und blickte die Göttin verlegen an. Diese seufzte und schüttelte einmal den Kopf, um die bleierne Müdigkeit loszuwerden. Es halt jedoch nichts. Narunia verteilte geistig einen Pluspunkt an den Jungen. Er hatte sie nicht Göttin genannt. Aber wieso? Dem müsste sie gleich mal auf dem Grund gehen.

„Ja, Shuranas...es ist meine Aufgabe, euch euer nächstes Ziel zu sagen, doch nennt mich Göttin des Schicksals, bitte!“ Ihre Augen blitzten kurz mit ein wenig Heimtücken auf. Es war ein kleiner Test für den Jungen. Wie würde er antworten? Würde er ohne Widerworte gehorchen? Das wäre nicht gut, denn dann ist er zu leicht manipulierbar.

Melanie warf Axel einen Blick zu.

„Bitte tu es!“, flehte sie in Gedanken. Axel betrachtete Narunia nachdenklich. Diese lächelte matt. Zumindest überlegte er, als war er nicht komplett durchgefallen.

Axel war das kurze Aufblitzen von ihren Augen nicht entgangen und genau das machte ihn stutzig. Der Satz war so komisch formuliert, dass es sich nur um eine Falle handeln konnte. Doch er wollte nicht unhöflich sein, also suchte er nach einer guten Formulierung. Als er sein Byagan trainiert hatte, hatte er auch gelernt auf jede Kleinigkeit zu achten, denn es war äußerst wichtig. Er räusperte sich, um die Aufmerksamkeit von Narunia auf sich zu ziehen, denn sie driftete wieder in die Weiten ihres Wissens ab.

„Wenn das wirklich euer Wunsch ist, dann werde ich dem nicht im Weg stehen...“ Seine Stimme war ehrfürchtig. Narunia hob den Kopf und blickte ihn traurig an. Er war es also! Doch genau das war es, worauf Axel gewartet hatte. Er hatte sich ebenfalls eine kleine List einfallen lassen. Er wollte eine kleine Pause machen um herauszufinden, was sie von ihm hören wollte und anscheinend war es genau das, was er auch wirklich meinte. Er holte einmal geräuschvoll Luft, um der Göttin zu Verstehen zu geben, dass er noch nicht fertig war. „Doch es wäre keine ehrliche Anrede.“, fuhr er fort. Melanie schnappte nach Luft. Nein! Er durfte das nicht tun! Darüber hatten sie doch lang und breit gesprochen. Axel drehte sich zu ihr um und lächelte. Seine Augen blitzten und Melanie nickte. Er wusste, was er da tat.

Narunia blickte erneut auf und legte ihre hohe Stirn in Falten. Sie blinzelte verwirrt.

„Keine ehrliche Anrede, was meint Ihr damit, Axel? Sprecht!“ Ein forschender Blick ihrerseits lag auf ihm, doch der Junge zog nur spielerisch eine Augenbraue hoch. Es verlieh ihm den Anblick, als würde er das, worauf er hinauswollte für offensichtlich halten, aber sie zu blöd war es zu erkennen.

Es war ein Spiel von ihm und sie war bereit mitzuspielen. Sie nahm eine coole, abweisende Haltung an, aber zum Kontrast machte sie einen unwissenden Blick. Lässig legte sie ihren Arm über die Lehne.

Der Junge lächelte einmal kurz. Er hatte also Recht gehabt und das ohne Byagan. Er blickte Narunia an und legte eine theatralische Pause ein. Er spielte mit ihr und das wusste Narunia auch. Doch genau das gefiel ihr. Ihr gefiel es, dass er sie eher wie einen Adligen, als eine Göttin behandelte, so brauchte sie nicht so krampfhaft versuchen, die Maskerade aufrecht zu erhalten. Wirklich ein toller Bursche und das Vertraun, was Melanie in den Jungen hegte, war erstaunlich.

Narunia konnte ihr deutlich ansehen, wie ihr das Spielchen von Axel gar nicht gefiel, doch sie hielt sich heraus, obwohl sie unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte und verlegen den Blickkontakt mied.

Eine eiskalte, abwartende Stille senkte sich wie ein bleiernes Tuch über den Raum. Keiner der beiden, war gewillt nachzugeben. Axel saß da, wie auf der Pirsch. Er wartete auf einen günstigen Augenblick, doch so einfach würde die Göttin ihm den nicht geben. Es war ein Spiel, wobei sie den anderen austesteten und dies wurde nun auch Melanie schlagartig bewusst. Auch sie lächelte. In so was war Axel einfach unschlagbar, er wusste immer genau, wann der perfekte Zeitpunkt für welche Aussage war. Zumindest, wenn er darüber nachdachte, was eher selten der Fall war.

Endlich war Axel bereit für das große Finale seinen Planes. Er war bereit den letzten Zug in diesem Schachspiel zu machen und seine Strategie zu enthüllen. Er legte im übertragenen Sinne die Karten offen und seufzte theatralisch.

„Weil ich nicht ans Schicksal glaube!“, sagte er mit kaltem Blick.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück