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Mythna

Das Erwachen einer neuen Zeit
von

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Ein interessanter Junge

11. Kapitel:
 

Ein interessanter Junge
 

Narunia zuckte zusammen und Schweiß rann von ihrer Stirn. Sie war nun völlig fassungslos. Das, das konnte er doch nicht ernst meinen, denn jeder glaubt an das Schicksal. Jeder Mensch...oder stand vor ihr die Regel, die die Ausnahme bestätigt? Ihre gelben Augen weiteten sich vor Schreck. Obwohl sie es mit aller Kraft zu verhindern versuchte, begann ihr Körper zu zittern. Sie hatte völlig die Kontrolle über ihren Körper und ihre Mimik verloren. Ihr Herz begann zu rasen und sie konnte es nicht glauben. Insgeheim regte sie sich darüber auf, dass sie sich wegen so einer Kleinigkeit aus der Ruhe bringen ließ.

Axel bedachte die Göttin mit einem coolen Blick, wobei sein Arm lässig über der Lehne hängen ließ. Fast schon ein wenig abweisend wirkte er. Seine grünen Augen schimmerten und dennoch hatten sie einen kalten, klaren Blick. Er war so stechend scharf, dass Narunia das Gefühl hatte, dass er sie durchdrang. Dass er das Byagan besaß wusste sie ja, aber dass er einen so scharfen Blick hatte, ohne es aktiviert zu haben, dass hätte sie nie geahnt. Hinter diesen Augen schien sich ein scharfer, analytischer Verstand zu verbergen.

Ein Schauer lief der Göttin über den Rücken und sie wandte schnell den Blick ab. Ohne ein wirkliches Ziel schweifte ihr Blick durch die Halle, wo sie jeden Winkel auswendig kannte, doch sie heuchelte Interesse für diesen Raum um der drückenden Stille zu entgehen. Wie eine schwere Decke lag sie auf der großen Halle und schien sie zu erdrücken. Die Luft war erfüllt von großer Erwartung und Spannung.

Narunia musste sich erst einmal von dem Schock erholen und sich etwas beruhigen. Sie versuchte wieder sich die erhabene Maske aufzusetzen, die sie für einen kurzen Moment verloren hatte. So wirklich gelingen wollte es ihr aber nicht. Ihre Miene wurde zwar wieder herrisch, doch ihre Augen schimmerten noch immer so überrascht wie vorher. Es sah schon etwas lustig aus, wie sie verzweifelt versuchte, ein abweisendes Erscheinungsbild herzustellen, was aber nur an dem Ausdruck ihrer Augen scheiterte.

Ein wenig tat sie Axel ja leid, aber nur en wenig, denn irgendwie hatte er ein seltsames Gefühl, so als würde...ach er wusste es ja selber nicht, aber er konnte gerade nicht der Verständnisvolle sein.

Melanie blickte zwischen den beiden hin und her und zuckte nur genervt mir den Achseln. Das könnte jetzt echt noch heiter werden. Wenn Axel diesen Blick drauf hatte, dann war mit ihm nicht zu spaßen. Ganz und gar nicht...Sie seufzte und strich sich durch die Haare. Das sich Axel so was erlaubte gegenüber einer Göttin...unglaublich. Stumm schüttelte das junge Mädchen ihren Kopf. Wie sehr ging ihr das auf die Nerven. Ihr Freund wusste echt nicht, wann es besser den Mund zu halten. Oft war er ziemlich direkt, was sehr lustig sein konnte, doch oft war es einfach nur taktlos. Sie hatte damit leben gelernt, denn sie wusste, dass er es nicht böse meinte. Er gab gerne den Coolen, doch im Grunde hatte er ein Herz aus Gold.

Noch immer war Narunia ziemlich geschockt und ihre Mimik war noch immer eine seltsame Mischung aus Überraschung und abweisender Kühle. Als sie zu sprechen begann, zitterte ihre Stimme und nur ganz weit entfernt konnte man erahnen, dass sie versuchte, wieder Kraft in ihre Stimme zu legen- mit eher mäßigem Erfolg.

„A...aber...ihr Menschen...glaubt doch immer an das Schicksal...wieso...?“ Doch, gelang ihr wirklich gut. So redeten Götter doch immer, musste man schon sagen. Klang doch total erhaben. Axel schnaubte. Ja klar, die anderen vielleicht, er aber sicher nicht. Er verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Er ließ sich von Niemand vorschreiben, was er zu tun hatte, da war er eigen. Er machte ein grimmiges Gesicht. Axels Stolz war verletzt und das hat zu Folge, dass Wut in ihn aufbrodelt. Er hatte ein hitziges, züngelndes Temperament, welches völlig unberechenbar war- ähnlich dem Verhalten einer Schlange, die auf Beute lauerte.

Meist war er ein etwas „überkühlter“, netter Kerl, der sehr an Moral hing, aber öfters auch gerne den Rebell raus hängen ließ. Insgesamt war er schwer einzuschätzen und neigte manchmal zu Gefühlschwankungen. Was vielleicht etwas mit dem Geheimnis zu tun hatte, was ihn wie eine dunkle Wolke umwaberte, die ihn ständig begleitete. Es hatte etwas mit seiner Vergangenheit zu tun, doch sobald man ihn danach fragte, wich der dem Thema aus. Es war der dunkle Schatten seiner Seele, den er zu verdrängen versuchte, ihm aber nicht gelang. Keiner seiner Freunde wußte, was vorgefallen war und immer wenn sie es ansprachen. Verschloss er sich und war nicht mehr ansprechbar. Seine Augen bekamen dann immer einen matten, glasigen Glanz, wie der von leblosen Puppen. Er wirkte dann seltsam zerbrechlich und Midna, Melanie und Casar lief jedes Mal ein eisiger Schauer dem Rücken hinab, also ließen sie das Thema ruhen. Seit dem hatte er sich total verändert.

Er kam von weit her, als er in das Gebiet der Shironaran zog. Dieses Gebiet umfasste alles von Transan bis hin zum Iranogebirge, welches noch viel weiter im Norden liegt, als das Starangebirge. Doch er kam anscheinend von der anderen Seite des Planeten.

Als er zu ihnen kam, war er ängstlich und verschwiegen. Immer zu saß er mit abwesendem Blick da und schien sich in seiner eigenen Welt zu befinden, den Blick in unbekannte Weiten schauend. Ob sich damals schon zeigte, dass er eine besondere Sehkraft besaß? Er wusste es nicht.

Er war schon immer einsam gewesen und hatte nie Freunde gehabt. Er war nicht wie die anderen und würde es wahrscheinlich nie sein, doch es war ihm egal, solange er sich selbst treu blieb. Doch dann hatten sich Melanie, Casar und Midna einen Ruck gegeben und ihn angesprochen. Seit da an blühte er richtig auf.

Ein Stoß in die Rippen ließ ihn jäh aus seinen Gedanken schrecken. Melanie hatte ihn in die Seite gestoßen und blickte ihn vorwurfsvoll an. Der Junge legte seinen schmalen Kopf schief und blickte Melanie verwirrt und verständnislos an. Was hatte er jetzt schon wieder angerichtet? Seine Augen bekamen nun einen leicht genervten Ausdruck.

„Was denn...?“, formte er stumm mit den Lippen. Melanie stöhnte genervt auf und schüttelte nur den Kopf. Das konnte doch nicht wahr sein! Taktlos wie eh und je...typisch...Sie schürzte die Lippen und blickte ihn fast schon missbilligend an. Axel sollte mal seinen Grips anstrengen.

Die Reaktion von ihm kam prompt. Er warf ihr einen giftigen Blick zu. Was war denn mit der los? Er betrachte sie, wobei ein finsterer Schatten über seinem Gesicht lag.

„Was?“, fragte er wieder stumm, doch seine Miene zeigte deutlich, dass er vollkommen genervt war.

Melanie schüttelte erneut den Kopf und schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn, was ein dumpfes Geräusch verursachte. Die Botschaft war eindeutig und ließ es in dem Jungen brodeln, wie der Vesuv, der kurz davor war auszubrechen und Pompeii unter sich zu begraben.

Die Wut fraß sich durch ihn hindurch und trübte sein Urteilsvermögen wie eine schmutzige Glasscheibe. Sein Blick spie nur so vor Zorn, doch Melanie ließ das völlig kalt. Musste er so eine Show abziehen? Das war ja völlig überflüssig und unnötig. Sie wusste ja nicht, dass sein Gemüt von den schmerzhaften Erinnerungen verletzt war und dass er nun Hohn gar nicht habe kann.

Melanie strich seelenruhig die Haare hinter die Ohren und behielt ihren vorwurfsvollen Blick bei, was Axel sichtlich fuchsteufelwild machte. Eine Grabesstille lag im Raum und die Blicke der beiden versprühten Funken. Um das alles nicht noch unnötig in die Länge zu ziehen entschloss Melanie sich, ihm einen Hinweis zu geben.

Sie deutete mit dem Kinn auf Narunia. Es war ein so unscheinbares Zeichen, dass es Axel fast entgangen wäre, wenn er sich nicht voll auf sie konzentriert hätte, doch nun war er vollends verwirrt und drehte seinen Kopf zu Narunia um.

Diese saß wie ein Häufchen Elend zusammengesunken auf ihrem Stuhl und hatte den Blick abgewandt. Ihre Haltung war geduckt und schützend. Sie hatte ihre Schultern hochgezogen und den zierlichen Kopf auf die Brust gelegt. Ab und an durchlief ein Zittern ihren Körper. Sie wirkte nun gar nicht mehr wie ein mächtiges Wesen, sondern eher wie ein kleines Kind, welches sich am liebsten unter einer Bettdecke verkrochen hätte.

Verwirrt wandte sich Axel wieder zu Melanie um, wobei sein Haar wie glimmende Glut im schwummrigen Fackeln und Nachthimmellicht leuchtete. Verständnislos sah er ihr in die Augen und sie konnte die Frage genau lesen, die in ihnen stand: „War ich das?“

Ein flüchtiges Lächeln huschte über ihre Lippen und ließ Axel aufatmen. Sie war also nicht böse. Welch ein Glück. Doch er würde gern wissen, was er angestellt hatte.

„Das hättest du dir sparen können, Axel!“, raunte sie ihm zu und weit entfernt klang noch Ärgernis mit. Axel zog beide Augenbrauen in die tief über die Augen. Was denn? Er wusste echt nicht, was er so schlimmes getan hatte. „Musstest du Narunia so stechend ansehen? Du hast sie ja schon fast durchbohrt mit deinem unheimlich festen Falkenblick.“, murrte das junge Mädchen und hielt den Blick fest auf Axel gerichtet, welcher sie völlig überrascht anstarrte. Hatte er?

„Habe ich das?“, fragte er sie und senkte betreten den Blick. Nun sah Melanie ihn überrascht an. Hatte er es nicht bemerkt?

„Ich habe nicht wieder in die Ferne gestarrt...?“, murmelte er leise und sein Blick wanderte durch den Raum. Melanie zuckt zusammen. Sie wusste nun, woran er vorhin gedacht hatte. Mitleid löste nun die Missachtung in ihren Augen ab. Sie legte ihm ihre zierliche Hand auf die Schulter und Axel blickte auf. Trauer und Schmerz brannten in seinen Augen und es sah so aus, als würde er gleich zusammenbrechen.

„Du hast wieder daran gedacht...oder?“ Er wandte den schmerzerfüllten Blick ruckartig ab. Melanie ließ ihn in Ruhe, nur die Hand ruhte weiterhin auf seiner Schulter. Als Zeichen, dass sie bei ihm war.

Man hätte in den Raum eine Feder fallen hören können. Das einzige was die Grabesstille stört war das Knistern der Holzfackeln, die an den Säulen hingen und ein schwummriges Licht, wie tanzende Irrlichter, auf dem gesamten Raum warf. Nur eine Ecke lag in Dunklen.

Es war unglaublich ruhig. Axel hatte den Kopf gesenkt und schien zu überlegen, während Narunia noch immer völlig von der Rolle war.

Melanie blickte hilflos zwischen den beiden hin und her. So eine verdammt blöde Situation. Innerlich fluchte sie, doch dann sah sie ein, dass das gerade keinen Sinn hatte. Nun war Überlegen angebracht, sonst könnte es unangenehm werden.

Nervös rutschte Melanie auf ihren Stuhl hin und her. Ihr Stuhl klackerte auf dem Marmorboden, als er immer von einem Beinpaar auf das andere wechselte. Sofort hielt sie inne und blickte Axel und Narunia an. Keiner schien es wahrgenommen zu haben. Axel stierte vor sich hin und Narunia blickte zur Decke hinauf.

Melanie kam die Stille richtig erdrückend vor und ein eiskalter Schauer lief ihren Rücken hinab. Ihre Eingeweide verkrampften sich und sie wartete eigentlich darauf, dass gleich ein Monster sie ansprang. Vorsichtshalber schielte sie zu der Ecke, die im Schatten verborgen lag. Was sich wohl da befand? Eigentlich wollte sie es gar nicht wissen. Ihr Herz schlug höher und sie schluckte. Melanie kam es fast so vor, als wäre der Schatten ein Monster, welches sich nach ihr ausstreckte. Blitzschnell drehte sie ihren Kopf weg und zog instinktiv schützend die Schultern hoch. Unheimlich...! Mehr fiel ihr dazu nicht ein.

„Ich bin aber nicht die Anderen. Was die glauben ist mir egal.“ Die Worte kamen so unerwartet, dass Melanie abrupt zusammenzuckte und sich umwandte. Axel hatte nun den Kopf gehoben und seine Augen blitzten stechend klar. Seine Worte waren kalt und hallten mehrmals von der hohen Decke wieder. Er wirkte so fremd, dass es Melanie Angst machte. Narunia hob den Kopf und blickte ihn überrascht an.

Wieder Stille...

„Außerdem gefällt mir der Gedanke nicht.“, murrte er unter zusammengebissen Zähnen. Das war nun nicht mehr normal, fand der weibliche Shurana. Was war bloß on letzter Zeit los mit ihm? Sie blickte ihn lange schweigend an und Narunia die sich wieder unter Kontrolle hatten, tat es ihr nach.

„Was für ein Gedanke gefällt dir nicht?“, fragte Narunia und machte ihre Verwirrtheit damit Platz. Melanie zog die süßlich duftende Luft in sich hinein. Es roch nach Weihrauch, Kümmel und einige andere Gewürze. Axel schnaubte und haute mit der Hand auf den Tisch, dass das Geschirr klirrend in die Luft sprang. Melanie blickte ihn beängstigt an. Was war los? Was war bloß los mit ihm? Er machte ihr richtig Sorgen.

Der nette Jungendliche, den sie aus der Schulzeit kannte, ging immer mehr verloren. Seine Seele verwandelte sich unter der Angst immer mehr in einen aufbrausenden Kerl oder ein eiskalter Mensch. Es schien, als würde er seine alte Lebenseinstellung über Bord werfen und das trieb einen Dolch der Trauer durch ihr Herz, was seinen Namen trägt. Gerne würde sie ihn in den Arm nehmen, doch momentan war es nicht möglich. Sie fühlte, wie er sich immer weiter von ihr entfernte.

Vor ihrem inneren Auge, sah sie einen dunklen Raum, nur die Stelle wo Axel stand, leuchtete ein schwacher Lichtschein. Ein dunkler Schatten floss in die Dunkelheit im Raum. Er stand seitlich zu ihr, den Kopf seitlich geneigt und nachdenklich blickte er zu Boden. Immer weiter verschwand er aus ihrem Geist und ihrem Herzen. Immer kleiner wurde seine schöne Gestalt in ihrem Kopf und sie rannte mit ausgestreckter Hand dem alten Axel hinterher.

Doch ihre Mühen waren vergebens- ihr Freund rann ihr wie Sand aus der Hand. Seine ursprüngliche Art löste sich immer auf und zerfloss wie Wasser.

Traurig blickte sie Axel an, der noch immer Narunia betrachtete. Er wirkte so kühl, dass sich eine Gänsehaut auf ihren Armen bildete. Sie schluckte, um die Tränen zurück zu halten, die ihre Verzweiflung in ihr hochtrieb.

Wie um die Distanz zu verdeutlichen, rückte Axel seinen Stuhl von ihr weg und ein schabendes Geräusch ließ die Luft vibrieren. Traurig stützte Melanie den Kopf auf ihre Hand und das lange Haar fiel in ihr Gesicht. Sie schluckte und schloss die Augen.

Am liebsten würde sie fortrennen- weit weg, wo sie ihn nie wieder sehen müsste, denn er war dabei ihr das kleine Herz zu brechen. Mit jeder Faser ihres Herzens liebte sie Axel, aber nicht diesen, sondern den alten.

Langsam stiegen Bilder aus den vergangen Tagen ihr hoch und brannten sich vor ihre Augen. Wie er mit ihr sprach und sie in Lachen ausbrach; wie er, als sie krank war, an ihren Bett gewacht hatte; dass Wettrennen zwischen ihr und ihm und wie er sie vorhin in den Arm genommen und geküsst hatte.

Sie führte ihre Finger an die Lippen und spürte wieder seine zarten Lippen auf ihren. Es war nur drei Stunden in etwa her und doch kam es ihr vor, als wäre es eine Ewigkeit.

Die schleichende Veränderung, die ihr Freund durchlief, anfangs hatte sie sie gar nicht wahrgenommen oder ignoriert, denn sie wollte es nicht wahr haben. Sie wollte nicht, dass das besondere Band zerschnitten wurde. Doch zerschnitten von wem? Von der Aufgabe? Von der damit verbundenen Angst?

Sie wollte Axel nicht verlieren, doch genau das passierte nun immer mehr. Melanie möchte am liebsten wieder den neckischen Ausdruck in seinen Augen sehen, doch das war leider Fehlanzeige.

„Das fragt Ihr noch, Herrin Narunia?“, fuhr Axel fort und obwohl seine Formulierung respektvoll endete, war es seine Stimme gar nicht. Vorwurf war in ihr zu hören und der Junge war sichtlich genervt. Missmutig starrte Narunia an, doch diesmal blieb sie gelassen.

Melanie kannte diese Stimme kaum von ihm. Es fiel ihr schwer, sie zu deuten, doch eins fiel ihr sofort auf: Es fiel ihm richtig schwer die Beherrschung nicht zu verlieren.

Narunia runzelte die Stirn auf Grund von Axel. Sie stützte ihren Kopf auf ihre Hände und blickte Axel wie eine gütige Großmutter an. Ihre gelben Augen schimmerten verständnisvoll und verwirrt zu gleich. Ihr Atem ging nun ruhig und ihre Körperhaltung war nun straff und Ehrfurcht erregend. „Mir gefällt der Gedanke nicht, dass unser Leben vorbestimmt ist und wir trotzdem glauben, dass wir frei in unseren Entscheidungen sind. Ich will nicht glauben, dass unser Leben in Ketten gelegt ist und dass unser Leben einem gewissen Pfad folgt. Mir gefällt der Gedanke nicht, keine Macht über meinen Weg zu haben.“ Nun zuckte Melanie erst Recht zusammen und warf ihm einen verängstigten Blick zu. Macht? Redete er gerade von Macht? Das war gar nicht der Axel den sie kannte.

Angst glimmte in ihren Augen auf. Axel und Narunia entging diese Gefühlsregung nicht. Axel ignorierte es dezent. Während Narunia sie mit enttäuschten Blick ansah. Auch ihr gefiel es nicht, wie der Junge sich gab, obwohl sein Standpunkt wenigstens von Willensstärke zeugte.

Ein Rascheln und Kratzen aus der stockfinsteren Ecke ließ Melanie aufhören. Sie wandte der Ecke den Kopf zu und zog beide Augenbrauen hoch. Was war das gewesen? Es klang wie Krallen auf Marmorboden. Auch Narunia und Axel lauschten dem Geräusch, was nun jäh abbrach.

„Was war das?“ Zwischen jedem Wort machte Melanie eine Pause um zu lauschen. Schon wieder raschelte etwas in der Ecke. Nun klang es nach dem Rauschen eines flatternden Umhangs.

Melanie erhob sich und wollte um die Ecke spähen, doch Axel hielt sie am Arm fest. Verwundert blickte sie ihn an, denn Axels Blick war besorgt und flehend.

„Sei bitte vorsichtig!“, flüsterte er mit schwacher Stimme. Angst zeigte sich in seinen Augen. Verdutzt betrachtete sie Axel. Jetzt war er wieder so sorgevoll. Hatte er etwa zwei Persönlichkeiten? Fast erschien es ihr so.

Vorsichtig löste sie sich von ihm und schlich weiter. Die Spannung und Angst wuchs mit jedem Schritt, den sie tat. Ihr Körper zitterte und sie versuchte möglichst leise zu gehen. Die Herzen der Drei begannen immer schneller zu schlagen.

Nun bog Melanie auf die Ecke zu. Sie ließ den Tisch hinter sich und hielt an einer Fackel kurz inne. Die Fackel warf einen flackernden Schimmer auf ihren Körper. Axel bibberte und aktivierte sein Byagan, doch es zeigte nichts an. Enttäuscht deaktivierte er es und betrachtete gebannt, wie Melanie nun in die Dunkelheit der Ecke eintauchte. Axel hielt den Atem an.

Doch eine Minute verging und Melanie tauchte nicht mehr aus der Dunkelheit auf.

Melanie blinzelte, um in der Dunkelheit etwas erkennen zu können. Alles lag im Halbschatten. Eigentlich war es bloß eine ganz normale Ecke, die von einer Säule von den Blicken der Drei abgeschirmt wurde, doch irgendetwas war hier nicht in Ordnung. Sie spürte eine unheimliche Anwesenheit, so etwas in der Art, wie sie bei dem Anblick der schwarzen Wolken in der Nacht damals gehabt hatte. Sie spürte eine Präsens, die sich an der ihren rieb, wie zwei magnetische Felder, dass es ihr die Nackenhaare aufstellte. Melanie kniff die Augen zusammen und starrte den langen Flur an und die Dunkelheit schaute zurück. Melanie zuckte zurück und zögerte.

Dann spürte sie plötzlich eine Luftwelle und eine Explosion durchbrach die Stille im Raum. Melanie wurde von den Füßen gerissen und gegen eine Mauer geschleudert. Die Fackel im Halter wackelte bedrohlich und wäre fast herunter gefallen. Ihr Kopf schmerzte und sie bekam keine Luft mehr.

Axel hörte den Knall und sprang sofort auf. Der Stuhl fiel zu Boden und auch Narunia richtete sich halb auf, da flog auch schon Melanie durch die Luft und er schrie auf.

Ein Mann trat aus der Dunkelheit.

„Du bist wirklich ein interessanter Junge, Shurana. Wie ist dein Name?“ Die dunkle Stimme donnerte durch den Raum und die Fackeln erloschen, so als würde sein eisiger Hauch sie ausblasen. Axel schrak zusammen und wich automatisch zurück. Er hörte Narunia Keuchen. Der Mann war ja riesig.

Er war kräftig gebaut. Axel konnte keine Stelle erkennen, wo er keine Muskeln zu haben schien. Sein Gesicht war kantig, wie von jemand gezeichnet. Seine kleinen, rot glühenden Augen waren für Axel der Blick des Teufels. Die Nase war breit und der Junge wusste, dass er damit ausdauernd war. Die schmalen, blutleeren Lippen waren zu einem bösen Lächeln verzogen, dass es ihn schauderte. Um die kräftigen Schultern flatterte ein schwarzer Umhang mit purpurner Unterseite.

//Der Herr der Dunkelheit.//, schoss es durch seinen Kopf und instinktiv wich er noch weiter zurück. Er hatte die Angst in seinem Innern nicht mehr unter Kontrolle. Sie ließ ihn zittern und ertränkte ihn in eiskalter Panik.

Die Temperatur kühlte im Raum rasend schnell ab und Eiskristalle bildeten sich an den Wänden. Es knisterte als sich das Eis über die Wände zog. Verzweifelt versuchte eine letzte übrig gebliebene Fackeln gegen die Kälte anzukommen, doch dann gefror die Flamme.

Axels Atem kondensierte in der bitter kalten Luft zum Nebel, der träge zu Boden schwebte. Ob das an dem Kerl lag, der ihn so durchdringend ansah? Axel wusste es nicht und war auch nicht im Stande darüber nachzudenken. Er wusste nur eins- nämlich, dass er hier weg wollte.

Der unheimliche Mann war höchstwahrscheinlich an die 30 und trug einen pechschwarzen Brustpanzer, der in eine schwarze Hose überging. Es hallte, als er mit den schweren Schuhen über den Boden auf Axel zuging. Axel hingegen trat die Flucht nach hinten an, doch dann stolperte er über den Stuhl und fiel rücklings über den Stuhl. Direkt neben Melanie.

Enttäuscht schüttelte der Mann den Kopf und dann ließ er ein bellendes Lachen hören, dass die Eiskristalle nur so klirrten.

Axel blieb der Atem weg. Die eisige Kälte und die Aura der Macht, die von dem Höllenfürsten ausging, umfingen ihn wie eine schwere Wolke und ließen ihn laut Keuchen. Angstschweiß gefror auf seiner Stirn zu glasig flackernden Tränen. „Nun rede endlich, oder ich werde ungemütlich!“, fuhr der Gegner Axel an und der Junge wimmerte vor Angst, doch die Sorge um seine Freunde ließ ihn antworten.

„A...Axel.“, stotterte er verängstigt und er riss die Augen auf. Gewandt stieg der unheimliche Kerl über den Stuhl und ein Knurren kam aus der Ecke, wo auch er eben hergekommen war.

„Dragos!“ Narunia spurtete um den Tisch herum und stellte sich vor die Shuranas. Feindselig starrte sie den Mann. Verwundert blinzelnd, wie ein Kleinkind, legte er den Kopf schief.

„Bitte nicht böse sein, Mama!“, flüsterte er mit zuckersüßer, aber ironischer Stimme. Narunia zuckte zusammen und knurrte wie ein Wolf.

Axels überraschter Blick durchlöcherte die Schulter der Göttin. Mama? Mama? Was meinte er mit Mama? An seiner Seite regte sich Melanie und stöhnte.

„Was willst du hier?“, fauchte Narunia und beugte den Kopf vor.

„Brauche ich einen Grund um meine Mutter zu besuchen?“, fragte Dragos im beleidigten Ton. Er verschränkte die Arme und grinste höhnisch. Ihm machte die Situation sichtlich Spaß. Sein Blick glitt durch den Raum und ruhte dann wieder auf seiner angeblichen Mutter. „Wie ich sehe, lebst du noch immer in so einen Versteck. Wovor versteckst du dich diesmal?“ Narunia ließ sich nicht aus der Fassung bringen, doch ihr Körper bebte vor Wut. Ihr Teint wurde noch fahler, als er ohnehin schon war. Diese Aussage hatte sie schwer getroffen.

„Dann warst du also für die Wolken verantwortlich!“ Dragos blickte sie verwundert an und lachte dann und es klang wie ein Wahnsinniger. Viel stimmig hallte es von den Wänden wieder und bald schon hatte man das Gefühl, dass überall ein Dragos stand. Der Höllenfürst legte seine Hand auf den Knauf seines Schwertes, welches in einer blutrote Scheide mit goldener Verzierung nur auf seinen Einsatz wartete. Das schwarze Haar kräuselte sich um seinen Kopf und er strich es zurück. Die Blutaugen funkelten amüsiert.

„Du bist aber langsam geworden. Ich brauchte nun mal Dunkelheit für die Beschwörung.“ Narunia zuckte zusammen und wich nun auch zurück. Angstschweiß rann nun von ihrer Stirn und sie hoffte, sich verhört zu haben.

„Be...Beschwörung? Was für eine Beschwörung?“ Dragos lächelte nur viel sagend und schnippte mit den Fingern.

Ein Grollen kam aus der Ecke und dann erzitterte der Raum unter schweren Schritten.

Bumm...Das Geräusch wurde lauter und verschluckte jedes Geräusch.

Bumm...Die Fackeln flogen aus ihren Haltern.

Bumm...verängstigt wandten sowohl Axel als auch Narunia der Ecke erneut den kopf zu.

Bumm...ein Brüllen, was nicht von dieser Welt zu stammen schien vibrierte durch die Luft.

Bumm...nun war es schon ganz nah und ohrenbetäubend. Axel wurde schwindelig.

Bumm...ein riesiger Hund mit drei Köpfen, mit fletschenden Reißzähnen und pechschwarzen Fell duckte sich unter einem kleinen Bogen hindurch. Sabber lief aus seinem Maul und fiel zu Boden. Ein schrecklich schabendes Geräusch seiner Krallen begleitete jeden Schritt. Er war mindestens fünf Meter groß und hatte schwefelgelbe Augen.

„Darf ich euch mein Haustierchen vorstellen? Zerberus, der Höllenhund.“



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